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ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND
FLÄMISCHEN ONLINE
WEINBESCHREIBUNGEN EINE KONSTRASTIVE SEMANTISCHE UNTERSUCHUNG Aantal woorden: 17 929
Anke Van den Heede Studentennummer: 01405258
Promotor: Carola Strobl
Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van master in de Meertalige Communicatie
Academiejaar: 2017 - 2018
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Verklaring i.v.m. auteursrecht
De auteur en de promotor(en) geven de toelating deze studie als geheel voor consultatie
beschikbaar te stellen voor persoonlijk gebruik. Elk ander gebruik valt onder de beperkingen
van het auteursrecht, in het bijzonder met betrekking tot de verplichting de bron uitdrukkelijk
te vermelden bij het aanhalen van gegevens uit deze studie. Het auteursrecht betreffende de
gegevens vermeld in deze studie berust bij de promotor(en). Het auteursrecht beperkt zich tot
de wijze waarop de auteur de problematiek van het onderwerp heeft benaderd en
neergeschreven. De auteur respecteert daarbij het oorspronkelijke auteursrecht van de
individueel geciteerde studies en eventueel bijhorende documentatie, zoals tabellen en figuren.
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Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der
Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt Frau Prof. Strobl,
die die vorliegende Masterarbeit betreut und begutachtet hat. Ich möchte mich für die
konstruktive und hilfreiche Kritik bei der Erstellung dieses Beitrags herzlich bedanken. An
zweiter Stelle gebührt mein Dank dem flämischen Weinkritiker Frank Van der Auwera. Dank
seiner Hilfsbereitschaft habe ich neue Erkenntnisse über die Welt der Weinbeschreibungen
gewonnen. Seine Weinbeschreibungen aus den Wijnkoopgidsen haben maßgeblich dazu
beigetragen, dass diese Masterarbeit in dieser Form vorliegt. Seine Kommentare haben
ebenfalls dafür gesorgt, dass ich die Struktur der vorliegenden Arbeit erschaffen können habe.
Abschließend möchte ich mich bei den Websites www.weine.de, www.ps-wein.de,
www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be, aus deren Weinbeschreibungen das
Korpus entstanden ist, für die Informationsbereitschaft und Antworten auf meine Fragen
bedanken.
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Abstract
Die vorliegende Arbeit untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch der
Adjektive zwischen deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen. Dazu wurde ein
Korpus von Adjektiven aus deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen gesammelt.
Es wird auf den semantischen Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus der
Weinliteraturforschung herausgestellt hat, dass das Weinvokabular hauptsächlich adjektivisch
ist (Normand 2002; Lehrer 2009). Um die semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten
zwischen beiden Sprachen festzustellen, wurde auf der Grundlage von vorherigen
Untersuchungen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Stuyckens 2010; Paradis 2010; Paradis & Eeg-
Olofsson 2013; López Arroyo & Roberts 2014; López Arroyo & Roberts 2016) eine
semantische Einteilung der Adjektive in Weinbeschreibungen vorgeschlagen, nämlich
einerseits sensorische Adjektive, zu denen visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive
zählen, und andererseits evaluative, deskriptive und metaphorische Adjektive. Ein quantitativer
Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive in beiden Sprachen überwiegen und die
evaluativen Adjektive daraufhin in beiden Sprachen als zweithäufigste Kategorie auftreten.
Eine weiter führende qualitative Analyse bestätigt die Annahme von Althaus (2006) und López
Arroyo & Roberts (2014), dass manche Ausdrücke in Weinbeschreibungen aus der
Gemeinsprache entlehnt wurden, jedoch, wenn sie auf den Wein bezogen sind, eine zusätzliche
fachspezifische Bedeutung bekommen.
(187 Wörter)
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9
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 11
1 Einleitung ...................................................................................................................................... 13
2 Theoretischer Rahmen .................................................................................................................. 17
2.1 Weinkritiker und Weinbeschreibungen................................................................................. 17
2.2 Adjektive in Weinbeschreibungen ........................................................................................ 18
2.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 20
2.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 28
2.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 30
2.3 Metapher ............................................................................................................................... 31
3 Methodologie ................................................................................................................................ 37
4 Ergebnisse ..................................................................................................................................... 45
4.1 Quantitative Analyse ............................................................................................................. 45
4.2 Qualitative Analyse ............................................................................................................... 51
4.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 51
4.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 64
4.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 67
4.2.4 Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 68
5 Diskussion ..................................................................................................................................... 73
5.1 Häufigkeit der Adjektive in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ..................... 73
5.2 Adjektivgebrauch in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ................................. 74
5.2.1 Sensorische Adjektive .................................................................................................. 74
5.2.2 Evaluative Adjektive .................................................................................................... 77
5.2.3 Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 77
5.2.4 Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 77
6 Schlussfolgerung und Ausblick .................................................................................................... 79
Literaturverzeichnis .............................................................................................................................. 83
Anhang .................................................................................................................................................. 85
Word count: 17 929
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im deutschsprachigen Korpus nach
semantischen Kategorien, S. 46
Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im niederländischsprachigen Korpus nach
semantischen Kategorien, S. 47
Abbildung 3: Prozentsätze der Adjektive in beiden Korpora nach semantischen Kategorien,
S. 48
Tabelle 1: Häufigste Adjektive im deutschen und flämischen Korpus mit der relativen
Häufigkeit und korrespondierenden semantischen Kategorie, S. 49-50
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1 EINLEITUNG
Heutzutage kann man in vielen verschiedenen Bereichen Weinbeschreibungen finden
(Normand 2002; Stuyckens 2010). Nicht nur in der akademischen Literatur oder im
Weinhandel, sondern auch in vielen Zeitschriften wird über Wein geschrieben (Stuyckens
2010). Die Weinliteratur hat sich in den letzten Jahrzehnten nach und nach demokratisiert und
ist nicht länger nur auf Weinexperten als Zielgruppe zugespitzt, sondern möchte eine breitere
Gesellschaftsschicht erreichen (Normand 2002). Dadurch befindet sich die Sprache der
Weinbeschreibungen in einer Umbruchsphase, was sie zu einem interessanten Gegenstand für
linguistische Forschung macht. Das Phänomen der Weinsprache wurde denn auch während der
vergangenen Jahrzehnte von vielen Forschern betrachtet. Weil diese Forscher es für notwendig
halten, sich über ein Weinvokabular übereinzustimmen (Normand 2002: 47), haben viele
Studien sich vor allem auf Ähnlichkeiten in Weinbeschreibungen fokussiert (López Arroyo &
Roberts 2016). López Arroyo & Roberts (2016) weisen aber darauf hin, dass bisherige
Untersuchungen über Weinsprache feine Unterschiede in Weinbeschreibungen, sowohl
zwischen Sprachen als auch innerhalb einer Sprache, erkennen lassen. Der vorliegende Beitrag
hat deswegen zum einen ebenfalls untersucht, welche Gemeinsamkeiten deutsche und
flämische Weinbeschreibungen im Gebrauch der Adjektive aufweisen, zum anderen aber
wurden auch die Unterschiede zwischen beiden Sprachen berücksichtigt.
Die vorliegende kontrastive Studie befasst sich mit der Frage, auf welche Art und Weise
deutsche und flämische Weinautoren in ihren Weinbeschreibungen Adjektive verwenden.
Dabei sollen durch einen semantischen Vergleich der Adjektive in der deutschen und
niederländischen Weinsprache mögliche Ähnlichkeiten oder Unterschiede im Gebrauch von
Adjektiven in online Weinbeschreibungen ermittelt werden. Dazu wurden die Weinadjektive
aus dem Korpus in semantische Kategorien eingeordnet. Es wird nur auf den semantischen
Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus bisherigen Untersuchungen über
Weinbegriffe herausgestellt hat, dass die Deskriptoren in Weinbeschreibungen hauptsächlich
adjektivisch sind (Normand 2002; Lehrer 2009). In der vorliegenden Arbeit werden Adjektive
der deutschen und niederländischen Sprache miteinander verglichen, weil dieses Sprachenpaar
meines Wissens in der Weinliteraturforschung noch nicht untersucht wurde. Weil es sich um
zwei verwandte Sprachen handelt, könnte es sein, dass die festgestellten Unterschiede subtil
sind.
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Paradis & Eeg-Olofsson (2013) bezeichnen eine Weinbeschreibung als einen Text, in dem ein
Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als auch bewertet. Eine Weinbeschreibung hat mit
anderen Worten sowohl eine deskriptive als auch eine evaluative Funktion, und es kann also
davon ausgegangen werden, dass sie nahezu immer deskriptive und evaluative Adjektive
enthalten. In einer Weinbeschreibung werden aber hauptsächlich die Eigenschaften eines
Weines beschrieben, und zwar die Eigenschaften, die der Weinverkoster und -kritiker1 sieht,
riecht und schmeckt (López Arroyo & Roberts 2016). Der Schwerpunkt einer
Weinbeschreibung bildet in der Regel tatsächlich die Beschreibung und Bewertung der
Sinnesempfindungen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013). Die sensorischen Eindrücke sind aber
variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-Olofsson 2013) und deren
Beschreibungen deswegen oft subjektiv gefärbt (Normand 2002). Bisherige Studien haben
darüber hinaus ergeben, dass unser Wortschatz oft nicht reicht, um unsere Sinneseindrücke
auszudrücken (Lehrer 2009; López Arroyo & Roberts 2014; Caballero & Paradis 2015). Somit
ergibt sich die Frage, inwiefern das oben angesprochene Problem in deutschen und flämischen
Weinbeschreibungen gelöst wird, was den Gebrauch von Adjektiven betrifft, und inwiefern
deutsche und flämische online Weinbeschreibungen sich in dieser Hinsicht ähneln oder
unterscheiden.
Althaus (2006: 19) bemerkt, dass die Weinsprache sich aus Ausdrücken der Gemeinsprache
und Fachwörtern der Weinsprache zusammensetzt. Er verdeutlicht, dass „manche Wörter keine
Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung
bekommen“ (Althaus 2006: 19). Für den vorliegenden Beitrag wurde auf die Bezeichnungen
von einigen Adjektiven aus dem deutschen und flämischen Korpus eingegangen, um deren
Gebrauch in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In dieser Hinsicht vertreten wir die
Hypothese, dass frequente Adjektive wahrscheinlich in der Weinsprache fest etabliert sind und
niederfrequente Adjektive dahingegen wahrscheinlich eher vom Weinautor hergestellte Ad-
hoc-Bildungen und Neologismen sind.
Im zweiten Kapitel werden zunächst die zentralen Begriffe der Arbeit auf dem Hintergrund der
Literatur zur Weinsprache und zu den Weinbeschreibungen im Allgemeinen präzisiert.
1 In diesem Beitrag wird der Übersichtlichkeit halber die männliche Form der Substantive „Weinkritiker“,
„Weinautor“ und „Weinexperte“ als generische Form gewählt. Mit diesen Bezeichnungen sind aber sowohl
männliche als auch weibliche Personen gemeint.
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Zweitens wird in diesem Kapitel auf die verschiedenen Arten von Adjektiven in
Weinbeschreibungen eingegangen. An dritter Stelle widmet sich dieses Kapitel der
Bildsprache in Weinbeschreibungen. Anschließend wird im Kapitel 3 der methodologische
Ansatz zur Durchführung der korpusbasierten Studie dargestellt. Dabei werden sowohl die
Datensammlung als auch die Grundsätze der Datenverarbeitung näher erläutert. Für die
vorliegende Studie wurden die Adjektive im deutschen und flämischen Korpus sowohl in
quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht analysiert. Diese Ergebnisse werden im Kapitel
4 dargestellt. Im Anschluss werden in der Diskussion die quantitative und qualitative Analyse
im Zusammenhang mit bisherigen Forschungen dargestellt. Schließlich erfolgt die Darstellung
der Schlussfolgerungen.
16
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2 THEORETISCHER RAHMEN
2.1 Weinkritiker und Weinbeschreibungen
Weinbeschreibungen stellen ein spezifisches Genre (im Bereich der Önologie) dar, mit einer
eigenen Sprache und Rhetorik. Eine tatsächliche Weinsprache zu definieren, ist jedoch
schwierig (López Arroyo & Roberts 2014: 25). Laut Althaus (2006: 19) werden in der
Weinsprache Ausdrücke der Alltagssprache mit Fachwörtern der Weinsprache gemischt. Er
verdeutlicht, dass „manche Wörter keine Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein
bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung bekommen“ (Althaus 2006: 19). Althaus (2006)
hat trotzdem versucht, das bedeutendste Weinvokabular im Deutschen in seinem Kleinen
Wörterbuch der Weinsprache in einer Wortliste zu sammeln. Paradis (2010: 3) stellt fest, dass
viele Weinkritiker Deskriptoren verwenden, die tägliche Objekte bezeichnen, die die meisten
Leser kennen, wie Früchte, Gewürze, Blumen und Pflanzen, Süßigkeiten oder Mineralen, oder
Deskriptoren, die sich auf den Menschen und dessen Eigenschaften beziehen.
Wenn wir wie Lehrer (2009) annehmen, dass der Weinkritiker eine wichtige Rolle bei der
Weinbeschreibung und folglich bei der Weinsprache einnimmt, ist es von Interesse, um dessen
Vorgehensweise näher zu betrachten. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 23) kennzeichnen eine
Weinbeschreibung als einen Text, in dem der Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als
auch bewertet. Eine unabdingbare Voraussetzung einer Weinbeschreibung sei mit anderen
Worten das durchgeführte Prüfen und Bewerten vom Weinkritiker. Tischelmayer (o.J.)
definiert in seinem Weinglossar eine Weinprobe oder Weinverkostung folgendermaßen: „Eine
sensorische Prüfung eines Weines mit beschreibender Erklärung der dabei gewonnenen
Erkenntnisse nach festgelegten Regeln und Kriterien unter Verwendung allgemein gültiger und
verständlicher Begriffe“. Aufgrund der Weinprobe könne der Weinautor normalerweise sein
Ge- oder Missfallen des Weines feststellen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24).
Der Weinkritiker soll, trotz aller Hindernisse, auf eine überzeugende und verständliche Weise
seine Wahrnehmung eines Weines beschreiben können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).
Paradis (2010: 8) weist in ihrer Studie darauf hin, dass Weinbeschreibungen sich in Form und
Inhalt unterscheiden können. So könne der Weinautor in einer bestimmten Beschreibung
schwer verständlichen Fachjargon benutzen, oder könne sie eher einen innovativen und
18
kreativen Sprachgebrauch beinhalten (Paradis 2010: 8). Wenn ein Weinkritiker verschiedene
Weine probiert, muss man damit rechnen, dass die Weine oft ähnliche Eigenschaften haben.
Lehrer (2009) hat in ihrer einflussreichen Arbeit Wine and Conversation das englische
Weinvokabular untersucht und erläutert, dass Weinautoren sich manchmal neue Wörter und
Ausdrücke ausdenken, um das Lesen einer Weinbeschreibung angenehmer zu machen (Lehrer
2009: 76). In ihrem Beitrag setzt Lehrer (2009) sich unter anderem mit diesem neuen
Vokabular, das in diesem Prozess entsteht, auseinander.
Zur Klärung einiger Standpunkte wurde für diese Studie ein Sachverständiger herangezogen.
Der belgische Weinkritiker Frank Van der Auwera ist eine prominente Persönlichkeit im
Bereich des Weines und kann durch seine Kenntnisse eine wesentliche Bereicherung für diese
Untersuchung sein. Er ist der Wegbereiter der heutigen flämischen Weinsprache. Seit 1988
veröffentlicht Frank Van der Auwera jedes Jahr einen Einkaufsführer für Weine, den
sogenannten Wijnkoopgids. Er ist der Meinung, dass auch Weine, die weniger als 10 Euro
kosten, durchaus einen Fachjargon verdienen. Deswegen hat er angefangen, jeden Wein gleich
zu behandeln und zu beschreiben. Dank der Einführung seiner Wijnkoopgidsen hat Frank Van
der Auwera dazu beigetragen, dass die Weinsprache in Belgien ebenfalls für die breite
Öffentlichkeit zugänglich ist, zum Teil, indem er in seinen Weinbeschreibungen Vergleiche
und Metaphern verwendet. Ziel seiner Beschreibungen ist laut eigener Aussage vor allem eine
Empfehlung an den Leser (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14.
März 2018).
2.2 Adjektive in Weinbeschreibungen
Jeder Wein soll so umschrieben werden, dass die Konsumenten sich eine Vorstellung davon
machen können (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018).
Ein Wein wird dann am besten anhand von Adjektiven beschrieben, weil sie in der Regel die
Eigenschaften eines Gegenstandes darstellen. Normand (2002: 52) bemerkt in ihrem Beitrag,
dass das Vokabular einer Weinbeschreibung hauptsächlich adjektivisch ist. Im Duden wird ein
Adjektiv als ein „Wort, das ein Wesen oder Ding, ein Geschehen, eine Eigenschaft oder einen
Umstand als mit einem bestimmten Merkmal, mit einer bestimmten Eigenschaft versehen
kennzeichnet“ definiert.
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Prototypische Adjektive sind auf semantischer Ebene Eigenschaftswörter. Das heißt, sie
beschreiben Dinge und Handlungen nach deren Eigenschaften (Petersen 2007: 1). Adjektive
versprachlichen mit anderen Worten Eigenschaften von Dingen. Funktional oder syntaktisch
können sie als Attribute in einer Substantivgruppe mit einem Ding als Kern (Das ist ein
deutscher Wein), als Prädikate (Der Wein ist rot) und als Adverbien der Art und Weise (Der
Wein duftet intensiv) fungieren (Petersen 2007: 1).
Die neuesten Beiträge in der Weinliteratur besprechen vor allem adjektivische
Weindeskriptoren. Lehrer (2009) hat zum Beispiel mit Wine and Conversation einen wichtigen
Beitrag im Bereich der Weinsprache geleistet und kommt in ihren Ausführungen unter anderem
zum Schluss, dass die Anzahl der Weindeskriptoren sehr groß ist und auch immer größer wird
(Lehrer 2009: 256). Nach ihrer Ansicht verfügt jede Sprache über Mittel, um ihr Vokabular
anzureichern (Lehrer 2009: 19-32). Das Weinvokabular sei dafür ein eindrucksvoller Beleg.
Viele Forscher haben versucht, das Weinvokabular, und zwar hauptsächlich die Adjektive in
Weinbeschreibungen, semantisch einzuteilen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Paradis 2010; López
Arroyo & Roberts 2014). In ihrer Analyse des englischen Weinvokabulars unterscheidet Lehrer
(2009: 7) verschiedene Dimensionen (En2: dimensions): acidity, sweetness, body, balance, feel,
age, nose, finish, activity, und quality. Manche Weine haben komplexe Eigenschaften und das
Vokabular, das man benutzt, um sie zu beschreiben, betrifft also oft mehrere Dimensionen
(Lehrer 2009: 7). Fast alle Weindeskriptoren, die Lehrer (2009) untersucht, sind Adjektive.
López Arroyo & Roberts (2014) legen eine Übersicht über die Weinliteraturforschung, in der
versucht wird, die Weindeskriptoren zu analysieren, und darüber hinaus eine Untersuchung
über die häufigsten Deskriptoren in englischen und spanischen Weinbeschreibungen vor. Ziel
war es, herauszufinden, wie allgemein oder spezifisch diese Weindeskriptoren in ihrem
Gebrauch und ihrer Bedeutung sind. Diese Analyse wurde anhand der Dimensionen von Lehrer
(2009) durchgeführt. Aus der Analyse von López Arroyo & Roberts (2014: 44) lässt sich
folgern, dass einerseits Begriffe aus der Gemeinsprache eine spezifische mit Wein verbundene
Bedeutung bekommen, aber dass auch umgekehrt spezifische Weinbegriffe nach und nach in
die Gemeinsprache einfließen (López Arroyo & Roberts 2014: 44).
2 ‚En‘ ist die Abkürzung für Englisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.
20
Bemerkenswert ist zudem die korpusbasierte Studie von Stuyckens (2010) über Adjektive, die
in Zusammenhang mit dem Substantiv „Wein“ stehen. Ungefähr 69% der adjektivischen
Weindeskriptoren aus seinem Korpus sind in der Begriffsliste von Althaus (2006: 61-185)
aufgenommen. Wenn wir seine Wortliste als Standard für eine spezifische deutsche
Weinsprache nehmen, heißt das, dass mehr als zwei Drittel der Adjektive im Korpus von
Stuyckens (2010) spezifische Weinbegriffe sind. Da sein Korpus anhand von Texten der
Gemeinsprache gesammelt wurde, folgert Stuyckens (2010) daraus, dass die Weinsprache zum
größten Teil in alltägliche Texte eingedrungen ist.
Stuyckens (2010) weist ebenfalls darauf hin, dass im Deutschen der attributive Gebrauch des
Adjektivs manchmal durch das erste Teil eines Nominalkompositums ersetzt wird. Ein Beispiel
in der Weinsprache ist Rotwein. Der vorliegende Beitrag untersucht nur Adjektive und keine
Substantive und bezieht deswegen keine Nominalkomposita mit nominalem oder verbalem
Erstglied und einem Nomen als zweitem Bestandteil mit ein. Nominalkomposita als Ersatz für
eine Kombination eines Adjektivs und Substantivs kommen im Niederländischen weniger oft
vor (Stuyckens 2010).
2.2.1 Sensorische Adjektive
Sensorische Adjektive bezeichnen Eigenschaften, die mit den Sinnen erfassbar sind (Pisarska
2000). Die Reizaufnahme über die Sinnesorgane ist allerdings eine komplizierte Sache. Das
Empfindungsvermögen in Worte zu fassen, ist womöglich noch anspruchsvoller (Paradis &
Eeg-Olofsson 2013: 22). Nachdem ein Weinkritiker einen Wein probiert hat, geht es in der
Regel darum, seine Wahrnehmungen des Weines zu beschreiben. Die meisten Weinkritiker
versuchen, in jeder Weinbeschreibung die exakten Aromen, Geschmackseigenschaften oder
anderen Aufnahmen von Sinnesempfindungen zu beschreiben (Steinberger 2007a). Über die
Beschreibung der sensorischen Eindrücke haben Paradis & Eeg-Olofsson (2013) einen
bedeutenden Beitrag veröffentlicht. Die sensorischen Eigenschaften eines Weines sind ihnen
zufolge paradoxal, weil sie aufgrund ihres subjektiven und vergänglichen Charakters einerseits
sehr konkret erlebbar, aber andererseits auch abstrakt sind (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).
Anstatt dass der Weinkritiker spezifische Ausdrücke aus der Weinsprache benutzt, beschreibe
er einen Wein oft anhand von herkömmlichen Ausdrücken, sodass er dem Leser seine
21
sensorischen Empfindungen auf eine für sie verständliche Art und Weise deutlich machen kann
(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37-38).
Die Weinbeschreibung folgt gemäß Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 24) im Allgemeinen der
festgelegten Sequenz bei der Weindegustation. In einer Weinbeschreibung erläutern
Weinautoren generell zunächst die visuelle Komponente des Weines, weil diese bei der
Weinprobe auch immer zuerst festgestellt wird. Danach gehen Weinautoren meistens zur
Beschreibung der Geruchsmerkmale über. Darauf folgen in der Regel die Probe und
Beschreibung des Geschmacks (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24). Aus diesem Anlass haben
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) die sensorischen Modalitäten (En: sensory modalities) in (1)
Sehvermögen, (2) Geruchssinn und (3) Geschmackssinn und Tastsinn eingeteilt. Der
Geschmackssinn und Tastsinn werden von ihnen zusammen betrachtet, weil sie in den
Beschreibungen nicht einfach auseinanderzuhalten sind. Sie haben die Deskriptoren in ihrem
Korpus alle der sensorischen Modalität, zu der sie gehören, nach eingeteilt.
López Arroyo & Roberts (2016) postulieren aber, dass viele Weinautoren sich darüber nicht
einig sind, was genau eine typische Weinbeschreibung ist oder welche Aspekte sie beinhalten
soll. Das habe seinen Ursprung in der Tatsache, dass Weinbeschreibungen von
unterschiedlichen Autoren, für unterschiedliche Leser und zu unterschiedlichen Zwecken
geschrieben werden (López Arroyo & Roberts 2016: 397-399). Folglich setzen nicht alle
Weinbeschreibungen sich aus den sogenannten typischen Schritten, die eine Beschreibung laut
López Arroyo & Roberts (2014; 2016) zumindest enthalten kann, zusammen, nämlich:
1. Introductory remarks (IR)
2. Appearance (AP)
a. Colour hue and depth
b. Clarity
c. Viscosity
d. Effervescence
3. Aroma (AR)
a. Fragance [sic]
b. Intensity
c. Development
4. Taste (TA)
22
a. Flavors
b. Finish
c. Astringency
d. Mouthfeel
e. Body
f. Balance
5. Concluding remarks (CR)
(López Arroyo & Roberts 2014: 31; López Arroyo & Roberts 2016: 375-376).
López Arroyo & Roberts (2016: 375) weisen darüber hinaus darauf hin, dass man nur selten
alle oben erwähnten Schritte in einer Weinbeschreibung findet. Gemäß ihnen sind die
wichtigsten Schritte appearance, aroma und taste, aber sie stellen fest, dass nicht all diese
Schritte immer in Weinbeschreibungen ausgearbeitet werden. Der Schritt appearance entfalle
manchmal, während aroma und taste in jeder Weinbeschreibung ihres Korpus behandelt
werden (López Arroyo & Roberts 2016: 375).
Stuyckens (2010) zufolge können in einer Weinbeschreibung aber viele weitere Schritte
besprochen werden. Er hat die Adjektive, die dem Substantiv „Wein“ vorangehen oder ein
Kompositum mit dem Substantiv „-wein“ als nominalem Zweitglied bilden, im Rahmen einer
korpusbasierten Studie semantisch eingeteilt. Die semantischen Kategorien sehen wie folgt
aus:
Appearance + mouthfeel (temperature)
Age
Body
Colour
Flavour = taste + smell
Healthiness (+quality)
Mouthfeel (temperature)
Purity
Price + quality
Production
Quality
Serving
23
Style
Taste (+ quality)
Taste (+ smell)
No wine descriptors
(Stuyckens 2010: 161).
Quality, age und purity sind die Bereiche, zu denen die meisten Adjektive aus dem Korpus von
Stuyckens (2010) gehören. Viele Adjektive sind außerdem sensorische Weinadjektive.
Stuyckens (2010: 163) spricht in dieser Hinsicht von den Bereichen taste, smell, appearance,
flavour, body, age und colour.
Althaus (2006: 43) geht seinerseits für den Gestalt der Weinbeschreibung bis in die Antike
zurück, wo ein Wein nach einem Bewertungsschema in Bezug auf Eigenschaften der
Sinnenprüfung, wie Farbe, Geruch und Geschmack, lateinisch color, odor, sapor, beurteilt
wurde. Obwohl die meisten Weinbeschreibungen im Wesentlichen dem antiken Schema
folgen, bespricht Althaus (2006: 43-44) außerdem verschiedene andere Gesichtspunkten, die
in einer Beurteilung eines Weines zur Sprache kommen können. Neben Farbe und Klarheit,
Geruch und Geschmack können Flüchtigkeit und Flüssigkeit des Weins, das Freiwerden der
Geruchs- und Geschmacksstoffe sowie das Erreichen der Dünnflüssigkeit mit zunehmendem
Alter, und Alkohol und Extrakt beobachtet werden. Das deutsche Weingesetz fordere „die
Bewertung von Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack“, differenzierter aber sei „eine
Bewertung nach Farbe und Klarheit, Süße und Säure, Alkoholgehalt und Körper, Blume und
Bukett, Abgang, Alter sowie Art und Rasse“ (Althaus 2006: 46).
Die britische Organisation Wine and Spirit Education Trust hat eine semantische
Kategorisierung, die englische sensorische Weindeskriptoren in verschiedene Schritte einteilt,
entwickelt:
Appearance
Intensity: pale – medium – deep – opaque
Color: purple – ruby – garnet etc.
Clarity: bright – clear – dull – hazy – cloudy
Nose
Condition: clean – unclean
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Intensity: weak – medium – pronounced
Development: youthful – grape aromas – aged bouquet – tired – oxidized
Fruit character: fruity, floral, vegetal, spicy, woods, smoky, animals etc.
Palate
Sweetness: dry – off-dry – medium dry – medium sweet – sweet – luscious
Acidity: flabby – low – balanced – crisp – acidic
Tannin: astringent – hard – balanced – soft
Body: thin – light – medium – full – heavy
Fruit intensity: weak – medium – pronounced
Alcohol: light – medium – high
Length: short – medium – long
(López Arroyo & Roberts 2014: 27).
Es wird von Paradis (2010: 8) bemerkt, dass die Einteilungen, die die Wine and Spirit
Education Trust benutzt, sich mit den visuellen, olfaktorischen und gustatorischen
Eigenschaften auseinandersetzt, aber die Organisation bezeichnet sie jeweils als appearance,
nose und palate. Die Adjektive im Modell der Wine and Spirit Education Trust wurden auf
einer Skala von wenig bis viel dargestellt.
2.2.1.1 Aussehen
Obwohl ein Wein meistens zuerst visuell beschrieben wird, überwiegen die visuellen
Deskriptoren Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 32) zufolge nicht in Weinbeschreibungen.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) weisen darauf hin, dass in den meisten
Weinbeschreibungen der Schwerpunkt hinsichtlich der Wörterzahl auf die Empfindungen des
Geruchs, Geschmacks und der Taste legen und Weinautoren also weniger auf die visuellen
Aspekte eines Weines eingehen. Sie können dahingegen schlechthin mit wenigen Worten
beschrieben werden, weil sie hauptsächlich nur die Farbe und Klarheit des Weines betreffen
(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 31). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) heben in dieser
Hinsicht aber nachdrücklich hervor, dass visuelle Wahrnehmungen genauso bedeutend wie
jene andere sensorische Wahrnehmung sind.
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Wie wir aus dem Modell der Wine and Spirit Education Trust feststellen, wird die visuelle
Wahrnehmung eines Weines am meisten anhand der Klarheit und der Farbe des Weines
beschrieben. Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben einige Substantive, die aus den
sensorischen Eindrücken gezogen wurden, nämlich color, aromas, nose, scent/smell, flavors,
taste, body, palate und texture, als Suchbegriffe benutzt, um anhand von Kollokationen die
häufigsten sensorischen Deskriptoren feststellen zu können. Daraufhin haben sie diese
Vorgehensweise umgedreht, um herauszufinden, welche häufigen Deskriptoren mit welchen
Substantiven in Verbindung stehen. Sie bemerken, dass Farben, wie black oder white, in ihrem
Korpus immer mit Objekten, wie fruits, cherries oder raspberry, verbunden werden (Paradis
& Eeg-Olofsson 2013: 29-30). Diese Feststellung nähere sich der Hypothese Wittgensteins
(1977, in Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 29-30), dass wir oft Gegenstände als Bezeichnungen
für Farben benützen, weil wir keine andere Möglichkeit haben, um Farben zu beschreiben.
2.2.1.2 Geruch
An zweiter Stelle beschreiben Weinkritiker meistens die Geruchseindrücke eines Weines. Im
Gegensatz zu den gustatorischen Grundqualitäten können Menschen 10 000 bis 100 000
Gerüche unterscheiden (Buck 2004, in Lehrer 2009: 7). Wenn wir einen Wein verkosten, sind
unsere Empfindungen also nicht nur auf Geschmacksrichtungen, sondern auch auf Gerüchen
gegründet (Lehrer 2009: 7). Weinkenner und Weinautoren sprechen nicht immer vom Geruch
oder Duft des Weines, sondern sie bezeichnen es oftmals als das Bouquet (auch Bukett). Die
Bezeichnungen für den Geruch eines Weines sind zahlreich (Lehrer 2009: 12). Beispiele
solcher Bezeichnungen sind Aroma und Bouquet. Weinexperten einigen sich auf den
Unterschied zwischen den beiden Begriffen (Lehrer 2009: 12). Das Aroma eines Weines lege
den Geruch der Weintraube dar, während das Bouquet sich auf den Geruch vom Wein selbst,
das heißt die beim Gärprozess anfallenden Düfte beziehe (Lehrer 2009: 12). Das Wein-Plus-
Glossar von Tischelmayer (o.J.) deutet darauf hin, dass man unter Aroma im Allgemeinen den
Duft bzw. poetisch auch als „Nase“ bezeichneten Geruch eines Weines versteht.
Beschreibungen des Geruchs sind nach Auffassung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) im
Allgemeinen länger und ausführlicher als jene des Aussehens.
Die Geruchsempfindungen in einer Weinbeschreibung werden vor allem als konkrete Dinge
(earth, smoke, cherries) oder anhand einer gustatorischen Grundqualität (sweet) dargestellt
26
(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Beschreibungen der Düfte eines Weines greifen darüber
hinaus oft auf die Objekte, die den Duft tragen, zurück (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Ein
Wein kann zum Beispiel wie eine Frucht duften und auf Deutsch beispielsweise anhand des
adjektivischen Derivats fruchtig beschrieben werden. Wenn Gerüche mit Adjektiven des
Gebietes der Früchte (fruity), der Mineralien (earthy) oder der Gewürze (spicy) beschrieben
werden, liege das wahrscheinlich an dem Wortschatzmangel, vor allem im Bereich des
Geruches (Caballero & Paradis 2015: 1-2; Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Dies geht vor
allem auf die Tatsache zurück, dass Menschen sich etwas besser anhand konkreter statt
abstrakter Gegenstände vorstellen können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Neben diesen
Derivaten von den Quellen des Geruchs werden die Gerüche eines Weines auch anhand
allgemeinerer Deskriptoren, die für alle sensorischen Bereiche benutzt werden können, wie
zum Beispiel weak, beschrieben (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 27-28).
Dubois (2007: 172) hat in ihrer Untersuchung festgestellt, dass es keine vorher getroffene
Einteilung von Gerüchen gibt. Geruchsempfindungen haben schlechthin keine Namen in den
indoeuropäischen Sprachen. Im Rahmen eines Experiments folgert sie, genauso wie Paradis
& Eeg-Olofsson (2013), dass die meisten Menschen den Namen der Quelle des Geruchs
nennen, wie zum Beispiel Zitrone oder Apfel, um einen Geruch zu beschreiben. Gemäß
Paradis (2010: 7) treffen wir das gleiche Phänomen in Weinbeschreibungen an.
2.2.1.3 Geschmack
Die meisten Geschmackswahrnehmungen lassen sich anhand von vier Grundqualitäten
beschreiben, nämlich salzig, sauer, süß und bitter. Eine fünfte gustatorische Qualität, umami,
die manchmal als „scharf“ bezeichnet wird, wurde von Forschern vorgebracht, aber nicht
universell akzeptiert (Lehrer 2009: 7). Die Einteilung der Geschmackswahrnehmungen auf
semantischer Ebene ruht meistens auf diesen vier Grundqualitäten (Süße, Salz, Bitterkeit und
Säure), wie auch aus dem Modell der oben erwähnten Organisation Wine and Spirit Education
Trust festzustellen ist. Weil es nur vier Ausdrücke gibt, wird die Geschmacksbeschreibung
Normand (2002: 29-30) zufolge dadurch beschränkt. Peynaud (1996 : 77) fasst es treffend in
Worte: “We tasters feel to some extent betrayed by language.” Nach seiner Ansicht ist es
unmöglich, einen Wein zu beschreiben, ohne dessen Eigenschaften zu vereinfachen (Peynaud
1996: 77).
27
Bastianichi and Lynch (2002, in López Arroyo & Roberts 2014: 26) vertreten die These, dass
es kein objektives Vokabular gibt, um Geschmacksempfindungen zu beschreiben. Lehrer
(2009: 4) kommt zum Schluss, dass nur wenige Wörter ausschließlich für die Beschreibung
vom Geschmack gebraucht werden, aber dass aus anderen Bereichen viele Sprachmittel
verwendet werden können, um die Geschmackseigenschaften von Weinen wiederzugeben.
Auch López Arroyo & Roberts (2014: 26) bemerken, dass abgesehen von den Adjektiven
sweet, salty, sour und bitter, jede Beschreibung des Geschmacks aus den anderen sensorischen
Bereichen entlehnt wird (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Erwähnenswert ist zudem, dass
Objekte im Alltag von Menschen am meisten und am einfachsten mit den visuellen und
gustatorischen Bereichen assoziiert werden, sowohl in der Weinsprache als auch in der
Allgemeinsprache (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30).
Die sensorischen Ausdrücke sind in jeder Sprache bzw. Kultur unterschiedlich. Es ist in der
sensorischen Literatur umstritten, ob die Kultur, in der man lebt, Einfluss auf unsere Gedanken
und Sinneswahrnehmungen hat, oder sie sogar gestaltet (Caballero & Paradis 2015). Farge
(2013) legt eine Studie über die Unterschiede im Französischen, Deutschen und Englischen in
der Beschreibung des Geschmacks vor. Er vertritt unter anderem den Standpunkt, dass die
Vorstellung oder die Konzeptualisierung des Geschmacks sprachlich und kulturell bedingt ist
(Farge 2013: 255). Es wird von Caballero & Paradis (2015: 9) bemerkt, dass die kulturellen
Unterschiede insbesondere in Fachgebieten, wie bei Chocolatiers, Klavierspielern, Architekten
und Weinkennern, auffallen. Sie behandeln und besprechen denn auch oft die Produkte, die mit
den Sinnen zu tun haben. Sie beschreiben ihre Wahrnehmungen und benutzten eine bestimmte
Sprache, um sich ausdrücken zu können. Caballero & Paradis (2015: 7-10) stellen fest, dass in
diesen Fachgebieten oft eine bildliche Sprache benutzt wird, um bestimmte Phänomene zu
beschreiben (Caballero & Paradis 2015: 7-10).
2.2.1.4 Synästhesie
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) weisen darauf hin, dass das Vokabular, um die
Sinneseindrücke zu beschreiben, oft als spärlich angesehen wird, vor allem im olfaktorischen
Bereich (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 22) finden es also
besonders wichtig, um die Sprachmittel in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In ihrer
28
Untersuchung heben sie besonders hervor, dass die Sprachmittel, um die Eigenschaften eines
Weines zu beschreiben, oft auf alle Sinne zutreffen, das heißt, sie sind mehrdeutig und
synästhetisch (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Das Wörterbuch Duden definiert
Synästhesie an erster Stelle als die „sprachlich ausgedrückte Verschmelzung mehrerer
Sinneseindrücke“. So können Farben zum Beispiel dunkel sein, aber gibt es auch dunkle Töne.
An zweiter Stelle wird Synästhesie im Duden als die „Reizempfindung eines Sinnesorgans bei
Reizung eines andern“ bezeichnet. Die Sinne sind also nie als einzelne Entitäten zu betrachten,
sondern sie funktionieren zusammen. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 38) erklären das in ihren
eigenen Worten: “We cannot taste something without smelling something, and we cannot taste
something without feeling something, and over and above everything is the sight of
something”. Eine Analyse der sensorischen Beschreibungen wird also dadurch erschwert, dass
es nicht immer deutlich ist, welche Adjektive zu welchem sensorischen Bereich gehören.
Lehrer (2009: 13) bemerkt, dass auch Forscher sich darüber nicht einig sind und es könnte sein,
dass manche Adjektive auf mehrere Bereiche zutreffen (Lehrer 2009: 13). Aber im Gegensatz
zu dem Sehvermögen, wirken der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Tastsinn ziemlich
subjektiv und sind sie variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-
Olofsson 2013).
2.2.2 Evaluative Adjektive
Mit unseren Sinnen können wir einen Wein sehen, riechen und schmecken, aber unsere
Wahrnehmungen sagen uns nicht, wie wir einen Wein beurteilen (Steinberger 2007b). Eine
Verkostung des Weines und die nachfolgende Beurteilung ist denn auch eine ästhetische und
deswegen subjektive Angelegenheit (Lehrer 2009: 7). Weinbeschreibungen sind López Arroyo
& Roberts (2016: 389) zufolge subjektiv, und zwar weil sie oft persönliche Urteile enthalten,
ohne dass sie vom Weinautor explizit als solche angegeben werden (López Arroyo & Roberts
2016: 389; Steinberger 2007b). Ein Autor versucht in seiner Weinbeschreibung also
(manchmal implizit und unbewusst) mit scheinbar objektiver Argumente, den Leser von seiner
Meinung zu überzeugen (Hommerberg 2010: 119; Steinberger 2007b). Weinbeschreibungen
sind ja Beurteilungen eines Weines von einem Weinautor und dessen Meinung schimmert
meistens etwas durch (Hommerberg 2010).
29
Evaluative oder wertende Adjektive enthalten eine persönliche Überzeugung. Sie präzisieren
„Eigenschaften von Vorgängen, in die bestimmte Dingen einbezogen sind bzw. die wie
Gegenstände sprachlich thematisiert werden“ (Köller 2004: 356). Sie versprachlichen die
Einstellung des Sprechers bzw. Autors zu den Dingen oder Handlungen, über die er sich äußert
(Petersen 2007: 2). Das prägnanteste englische Beispiel eines evaluativen Adjektivs ist Lehrer
(2009: 70-75) zufolge good. Lehrer (2009: 70) erklärt, dass Wein dem Konsumenten
Vergnügen bereiten soll und die Weinsprache wahrscheinlich aus diesem Anlass oftmals
evaluativ ist. Beachtenswert ist zudem, dass Lehrer (2009: 6-7) in ihrer Untersuchung über die
verschiedenen Weindeskriptoren in Weinbeschreibungen die evaluativen Deskriptoren
absichtlich außer Betracht gelassen hat. Sie postuliert aber, dass die meisten Weinwörter
sowohl eine subjektive und evaluative als auch eine deskriptive Funktion haben (Lehrer 2009:
15-18). Dieser Meinung teilt auch Althaus (2006).
Evaluative Adjektive sind schwer zu untersuchen, weil sie subjektiv sind. Wenn man einen
Wein als gut beschreibt, heißt das, dass er für den Hersteller der Weinbeschreibung als gut
betrachtet wird. Nach Ansicht von Lehrer (2009: 78) sind sie immer mit einem persönlichen
Vorzug verbunden. Laut mancher Theorien gibt es aber Kriterien (Wine X is good because it
has qualities A, B, and C), die einer solchen Wertschätzung ermöglichen (Lehrer 2009: 71).
Diese Kriterien oder Eigenschaften können vom Autor aber nicht weiter begründet werden und
es sind vor allem Experte und Sommeliers, die mit diesen Eigenschaften vertraut sind (Lehrer
2009: 71). Hume und Lehrer (1757, in Lehrer 2009: 72) nehmen an, dass „experts and
connoisseur wine drinkers learn what the criteria of good and great wines are and through
experience and practice learn to apply these criteria to wines”.
López Arroyo & Roberts (2016: 379-397) erwähnen in ihrer Untersuchung die verschiedenen
Stilunterschiede, die es in Weinbeschreibungen in verschiedenen Sprachen geben kann. Sie
weisen nach, dass alle Weinbeschreibungen aus ihren Korpora Hinweise für einen persönlichen
Stil enthalten. Sie nennen als Merkmale eines subjektiven Stils in Weinbeschreibungen unter
anderem den Gebrauch von Ausrufen und Superlativen und verstärkenden Ausdrücken (López
Arroyo & Roberts 2016: 379-397). Unter Superlativen verstehen sie nicht nur Superlative im
grammatischen Sinne des Wortes, sondern unter anderem auch words expressing intensity in
the broadest sense of the word, darunter extraordinarily, und words expressing the concept of
the wine being incomparable, darunter historic und classic (López Arroyo & Roberts 2016:
30
380). Sie postulieren, dass solche Deskriptoren in Weinbeschreibungen im Allgemeinen zu
einer Stimmung der Übertriebenheit beitragen (López Arroyo & Roberts 2016: 384).
2.2.3 Deskriptive Adjektive
Weinkritiker und Weinautoren haben den Auftrag, um dem Leser eine möglichst genaue und
für ihn relevante Botschaft wiederzugeben (Hommerberg 2010: 115). Sehr oft kommt eine
deskriptive Bedeutungsdimension dazu. Dazu benutzen Weinkritiker oftmals deskriptive oder
beschreibende Adjektive, die sachlich Dinge darstellen3. Im Gegensatz zu evaluativen
Adjektiven beschreiben deskriptive oder beschreibende Adjektive eher objektiv die
Eigenschaften eines Substantives (Petersen 2007: 2). Petersen (2007: 2) zufolge „drücken die
beschreibenden Adjektive die Eigenschaften eines Dinges oder einer Handlung aus, aber ohne
dass die Einstellung des Sprechers dabei zum Ausdruck kommt“. Pisarska (2000) zufolge
können deskriptive Adjektive Eigenschaften wie zum Beispiel Zeit, Geographie, Staat oder
Klasse beschreiben. Erwähnenswert ist, dass gemäß Pisarska (2000) auch Eigenschaften der
Ästhetik anhand von deskriptiven Adjektiven wiedergegeben werden können, während diese
Studie davon ausgeht, dass ästhetische Eigenschaften eines Weines eher mit evaluativen oder
sensorischen Adjektiven beschrieben werden. In der vorliegenden Studie werden auch die
sogenannten klassifizierenden Adjektive, die Petersen (2007: 3) bespricht, als deskriptive
Adjektive angesehen. Anhand dieser Adjektive könne man die Herkunft und weitere
Eigenschaften eines Dinges in Bezug auf Zeit oder Ort bezeichnen Petersen (2007: 3).
Eine erste Klasse der deskriptiven Adjektive sind Lehrer (2009) zufolge die steigerbaren
Adjektive (En: gradable adjectives). Sie können anhand einer Komparativ oder Superlativ
gesteigert werden. Lehrer (2009: 107) zeigt in ihrer Untersuchung aber, dass viele deskriptive
steigerbare Wörter, wie thin oder watery, einen evaluativen Aspekt beinhalten können. Darüber
hinaus können nach Ansicht von Lehrer (2009) auch natural kind terms deskriptiv sein. In ihrer
Forschung geht sie nicht auf eine Erklärung dieser Art von Begriffen ein, aber sie seien
Fachbegriffe, die von Experten festgelegt wurden. Lehrer (2009: 68) bemerkt aber, dass
manche Deskriptoren zu beiden Klassen gehören können, wie zum Beispiel die Adjektive
earthy und woody.
3 Definition verfügbar unter: www.neueswort.de/deskriptiv/
31
Deskriptive Adjektive sind Eigenschaftswörter (Köller 2004: 356). Es gebe aber verschiedene
deskriptive Eigenschaftswörter. Einige präzisieren die Relationsverhältnisse zwischen
bestimmten Phänomenen und einem Betrachter (entferntes Haus), andere heben die Quantität,
Qualität und Frequenz von Phänomenen aus der spezifischen Sicht eines Betrachters hervor
(häufiger Besuch) (Köller 2004: 356). Köller (2004: 356) betrachtet auch solche Adjektive als
deskriptive Adjektive, weil sie „die Charakteristika sprachlich mehr oder weniger darstellen,
als ob sie Merkmale der jeweiligen Sachen wären“. Normand (2002) betrachtet als deskriptive
Adjektive die sogenannten qualitativen Adjektive (Fr4: adjectifs qualitatifs). Sie werden ihr
zufolge oft in Weinbeschreibungen verwendet und enthüllen zum Beispiel etwas über die
Herkunft des Weines. Qualitative Adjektive üben die Funktion eines Attributs bei einem
Substantiv aus (Normand 2002: 135-136). Wie auch Lehrer (2009), behauptet Normand
(2002), dass manche qualitative Adjektive steigerbar (Fr: graduable) sind, und andere nicht.
Aus den bisherigen Ausführungen kann gefolgert werden, dass die deskriptiven Adjektive eine
schwer definierbare und bisher unterbelichtete semantische Kategorie darstellen. Es werden
von vielen Forschern unterschiedliche Bezeichnungen für die deskriptiven Adjektive benutzt
und sie wurden in vielen Forschungen außerdem anhand von unterschiedlichen Definitionen
erörtert. In diesem Beitrag werden Adjektive, die Eigenschaften eines Dinges sachlich
darstellen, als deskriptive Adjektive betrachtet. Es geht also vor allem um Eigenschaften eines
Dinges in Bezug auf Zeit und Ort, Herkunft, Klasse oder Staat. Wir gehen denn auch davon
aus, dass die deskriptiven Adjektive größtenteils nicht weinspezifisch und also
gemeinsprachliche Begriffe sind.
2.3 Metapher
Neben evaluativen und deskriptiven Adjektiven gibt es aber noch andere Kategorien von
Adjektiven, und zwar diejenige, die auf eine neue, metaphorische Art und Weise gebraucht
werden. Um das Phänomen der Metapher zu beschreiben, greifen wir auf einen allgemeinen,
aber weithin bekannten und zitieren Beitrag zurück, nämlich Lakoff und Johnsons Metaphors
we live by. Lakoff & Johnson (2003) vertreten den Standpunkt, dass Metaphern eine
wesentliche Rolle im Gedankensystem und infolgedessen im Alltag und auch im
Sprachgebrauch der Menschen einnehmen. Menschen benutzen Metaphern, um abstrakte
4 ‚Fr‘ ist die Abkürzung für Französisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.
32
Konzepten fassbar zu machen und versuchen damit, ihre Wahrnehmungen und Eindrücke der
Welt in Worte zu fassen. Metaphern seien mit anderen Worten kulturbedingt, insofern als sie
die Moralvorstellung innerhalb einer Kultur darstellen (Lakoff & Johnson 2003: 22-23). Wie
Lakoff & Johnson (2003) vertreten López Arroyo & Roberts (2017: 141) die Annahme, dass
Metaphern größtenteils auf dem Bild, das eine Kultur von der Welt hat, beruht.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) heben besonders hervor, dass, neben sensorischen und
deskriptiven Beschreibungen, viele Weinbeschreibungen Bildersprache, darunter Metaphorik,
enthalten. López Arroyo & Roberts (2016: 385-289) gehen speziell auf den Gebrauch von
Redefiguren ein und kommen zum Schluss, dass Metaphern in englischen und spanischen
Weinbeschreibungen nicht nur zahlreich anwesend sind, sondern auch die häufigsten
Redefiguren in beiden Sprachen sind. Das rühre daher, dass es der Weinsprache an Begriffen
fehlt, um Geruchs- und Geschmackseindrücke zu äußern (López Arroyo & Roberts 2016: 385-
289). Nach Ansicht von Lehrer (2009: 76) verwenden Weinautoren Metaphern, weil sie den
Lesern einen kreativen und abwechslungsreichen Text bieten möchten. Durch die Verwendung
metaphorischer Begriffe und lexikaler Assoziationen wird die Weinbeschreibung zwar
lebendiger, aber die Bedeutung geht manchmal verloren (Lehrer 2009: 76-77). Beispiele von
metaphorischen Adjektiven in Weinbeschreibungen sind Steinberger (2007a) zufolge big,
little, fat, thin und velvety. Lehrer (2009) geht davon aus, dass die Anzahl von Metaphern
zunehmen wird und das Weinvokabular sich in Zukunft weiterhin ändern wird.
López Arroyo & Roberts (2016: 385-389) postulieren, dass Weinbeschreibungen unter
anderem von einem ständigen Gebrauch von Stilfiguren geprägt werden. Caballero (2007, in
López Arroyo & Roberts 2017: 142) ist der Ansicht, dass die bildliche Sprache, und zwar vor
allem Metaphern, ein unterbelichtetes Phänomen in der Weinsprache ist. Der Studie über
Metaphern in der englischen und spanischen Weinsprache von López Arroyo & Roberts (2017)
nach haben viele Beiträge sich aber auf diesen Aspekt der Weinsprache fokussiert (Coutier,
1994; Amoraritei, 2002; Gluck, 2003; Lehrer, 2007, 2009; Suárez-Toste, 2007; Negro 2011).
Die meisten Beiträge gehen jedoch nur auf Metaphern innerhalb einer Sprache ein, und legen
keine kontrastive Analyse von Metaphern zwischen mehreren Sprachen vor (López Arroyo &
Roberts 2017: 142). Wie auch diese Studie, haben López Arroyo & Roberts (2017) versucht,
die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei Sprachen zu verzeichnen (López
Arroyo & Roberts 2017: 160).
33
Caballero & Ibarretxe (2013: 274, in López Arroyo & Roberts (2017: 147) erwähnen die
Schwierigkeiten, um Metaphern zu identifizieren. Sie brauchen immer einen bestimmten
Kontext, in dem sie betrachtet werden sollen (López Arroyo & Roberts 2017: 148). Eine
Metapher wird nämlich immer aus einem semantischen Bereich (En: source domain) zu einem
anderen (En: target domain) übertragen (López Arroyo & Roberts 2017: 143; Lehrer 2009:
21). Lehrer (2009: 21-32) befasst sich eingehend mit der Frage, wie manche Deskriptoren
zustande gekommen sind und fokussiert unter anderem auch auf Adjektive, die in mehreren
semantischen Bereichen verwendet werden und deshalb mehrere Bedeutungen haben, und auf
Adjektive, die vom einen in den anderen semantischen Bereich übertragen werden können.
Sprachwissenschaftler haben sich schon lange mit einer Kategorisierung der semantischen
Bereiche der Metaphern auseinandergesetzt und haben diese Bereiche oftmals source domains
genannt (López Arroyo & Roberts 2017: 143). Für Weinbeschreibungen besteht das target
domain aus den Eigenschaften eines Weines (López Arroyo & Roberts 2017: 149). López
Arroyo & Roberts (2017: 160) kommen zur Feststellung, dass die Metaphern in
Weinbeschreibungen hauptsächlich aus dem anthropomorphischen Bereich kommen. Das
heißt, dass die Weine in ihrem Korpus meistens mit Eigenschaften von Menschen verglichen
werden. In ihrer Studie über die Entwicklung des Weinvokabulars weist Lehrer (2013: 41-43)
ebenfalls nach, dass Weine oft mit Menschen verglichen werden. Sie findet in ihrer Studie
Metaphern für die Persönlichkeit und das Verhalten von Menschen (Lehrer 2009: 29-30).
Solche Deskriptoren seien vielleicht am innovativsten. Weine könnten auch als big, muscular
oder big-boned bezeichnet werden und demzufolge mit dem Körper eines Menschen assoziiert
werden (Lehrer 2009: 76).
Auch Steinberger (2007a) hat angeführt, dass Weine schon seit Langem anthropomorphisch
beurteilt und beschrieben wurden, unter anderem mit Wörtern wie masculine oder feminine.
Darüber hinaus hat Coutier (1994: 667, in López Arroyo & Roberts 2014: 28) in ihrer
Untersuchung über Metaphern im Weinvokabular unter anderem metaphorische Deskriptoren
nach den thematischen Bereichen, zu denen sie gehören, untergeteilt, wie zum Beispiel the
human being (physical), the human being (mental) oder the human being (social) (López
Arroyo & Roberts 2014: 28). Auch die Untersuchung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013)
zeigt, dass die Eigenschaften eines Weines häufig mit Eigenschaften von Menschen verglichen
34
werden. Beispiele aus ihrem Korpus sind full-bodied, fleshy, round und generous (Paradis &
Eeg-Olofsson 2013: 33).
Abgesehen vom anthropomorphischen Bereich (En: human beings), sind gemäß der Studie von
López Arroyo & Roberts (2017: 153) weitere semantische Bereiche (En: source domains), mit
denen Weine auf Englisch und Spanisch verglichen werden plants, objects, buildings, textiles
und food. Obgleich Lehrer (2009: 21-22) die Schwierigkeit, diese semantischen Bereiche zu
benennen, unterstreicht, versucht sie herauszufinden, welche Adjektive zu welchem
semantischen Bereich gehören. So kommt sie zur Hypothese, dass Weindeskriptoren für den
Körper eines Weines oft aus dem semantischen Gebiet der Größe, des Gewichts und der Stärke
kommen, wie zum Beispiel big, little, small, fat, thin, deep, high, plump und low (Lehrer 2009:
25). Daneben erläutert Lehrer (2009: 29) unter anderem auch den semantischen Bereich des
Alters, der eigentlich eine Art anthropomorphischer Metapher ist. Sie behauptet: “Some wine
writers describe wine as a living thing that goes through a succession of natural stages, where
each stage can be labeled. However, many age words are taken directly from the life cycle for
humans“ (Lehrer 2009: 29). Außerdem werden Wörter, mit denen der Alter eines Weines
beschrieben wird, manchmal mit dem Pflanzenwuchs verglichen, wie etwa green und unripe
(Lehrer 2009: 75).
Bemerkenswert ist, dass Stuyckens (2010) in seinem Korpus keine metaphorischen Adjektive
feststellt. Das könnte daran liegen, dass er in seiner Studie kein Korpus aus der Weinsprache,
sondern aus der Gemeinsprache benutzt (Stuyckens 2010: 165). In diesem Beitrag wurde aber
ein spezifisches Korpus aus Weinbeschreibungen zu Stande gebracht. Dadurch könnte es sein,
dass wir in unserem Korpus sehr wohl metaphorische Adjektive finden.
Diese korpusbasierte Masterarbeit versucht herauszufinden, welche Gemeinsamkeiten und
Unterschiede es zwischen deutschen und flämischen Weinbeschreibungen im Gebrauch der
Adjektive gibt. Dazu wurde die folgende Hauptforschungsfrage formuliert: Was sind die
semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch von Adjektiven zwischen
deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen?
Aufgrund vorheriger Untersuchungen wurden bedeutende Einsichten in die Weinsprache
gewonnen und konnte die Hauptforschungsfrage abgegrenzt werden. Konkret werden in dieser
Arbeit die nachfolgenden Teilfragen besprochen:
35
1. Wie können Weinadjektive in semantische Kategorien eingeordnet werden?
2. Welche semantischen Kategorien von Adjektiven kommen in deutschen und flämischen
online Weinbeschreibungen am häufigsten und am wenigsten häufig vor?
3. Wie werden Adjektive in deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen gebraucht?
Es wurde im theoretischen Teil schon auf die Vielzahl von semantischen Einteilungen der
vorherigen Studien hingewiesen. Anhand dieser Einteilungen wurde eine eigene semantische
Einteilung vorgeschlagen. In der quantitativen Analyse wird näher auf diese semantischen
Kategorien eingegangen und versucht, eine Antwort auf die zweite Forschungsfrage zu geben.
Daran schließt sich die qualitative Analyse an, die versucht, die dritte Teilfrage zu
verdeutlichen.
36
37
3 METHODOLOGIE
Dieser Kapitel diskutiert das Vorgehen der korpusbasierten Untersuchung. Es wird auf die
Methoden der Korpuslinguistik und die vorausgegangene Forschung der Weinsprache
aufgebaut. Für diese Masterarbeit wurde als Untersuchungsgrundlage ein Korpus von
deutschen und flämischen Weinbeschreibungen angelegt. Es handelt sich um eine Pilotstudie
aus zwei Korpora von online Weinbeschreibungen von jeweils zwischen etwa 5000 und 6000
Wörtern pro Sprache, das heißt 65 Weinbeschreibungen im Deutschen, die 6066 Wörter
umfassen, und 85 Weinbeschreibungen im Niederländischen, die sich aus 5133 Wörtern
zusammensetzen. Bei der Zusammensetzung des Korpus hat die vorliegende Masterarbeit sich
auf Adjektive für das Sprachenpaar Deutsch-Niederländisch beschränkt, weil sie in der
deutschen wie in der niederländischen Sprache oft vorkommen. Aus durchgeführten Studien
wird erschlossen, dass Adjektive ein guter Gradmesser für einen Vergleich von
Weinbeschreibungen sind, weil sie die wichtigsten Deskriptoren der meisten
Weinbeschreibungen darstellen (Normand 2002; Lehrer 2009; López Arroyo & Roberts 2014).
Bei der Zusammensetzung des Korpus hat die vorliegende Masterarbeit sich auf
Beschreibungen von Weißweinen beschränkt. In Flandern ist etwa 40 Prozent der
Gesamtherstellung der getrunkenen Weine Weißwein5, und auch gemäß Frank Van der Auwera
trinken die Flamen immer mehr Weißwein. Weiß-, Rosé- und Rotweine werden oft auf
unterschiedliche Art und Weise beurteilt und beschrieben (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 31;
persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018). Um eine triftige
Untersuchung durchführen zu können, bezieht dieser Beitrag sich also nur auf eine Klasse,
nämlich die der Weißweine.
Bei der Erstellung des Korpus haben wir Weinbeschreibungen aus verschiedenen online
Quellen gesammelt, die hauptsächlich zu Werbe- und Verkaufszwecken genutzt werden. Die
deutschen Texte aus dem Korpus stammen von zwei deutschen Websites, www.weine.de und
www.ps-wein.de. Die niederländischen Texte aus dem Korpus stammen von zwei flämischen
Websites, www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be.
5 Ergebnisse aus dem Jahr 2011, verfügbar unter: www.wijnvlaanderen.be/
38
Die Site www.weine.de ist ein Wein-Onlineshop. Bei der Kategorie der Weißweine findet die
Site 1091 Artikel, das heißt 1091 Weine mit einer korrespondierenden Beschreibung. Die
Suchergebnisse für Weißweine werden automatisch alphabetisch sortiert, aber man kann auch
nach Preis sortieren. Für das deutsche Korpus wurden die ersten 50 Weinbeschreibungen
selektiert. Ursprünglich war www.weine.de die einzige online Primärquelle für das Deutsche,
aber es war nicht deutlich, wie viel Weinautoren an den Weinbeschreibungen der Website
arbeiteten. Daraufhin wurden die Mitarbeiter von www.weine.de über E-Mail kontaktiert, aber
dieser Versuch war fruchtlos. Nach diesem Durchlauf wurde also eine zweite online Quelle
hinzugefügt, www.ps-wein.de, um die Möglichkeit auszuschließen, dass die deutschen Texte
aus dem Korpus nur von einem Autor geschrieben würden. Die Site www.ps-wein.de ist
ebenfalls ein online Weinhandel. Die Mitarbeiter von www.ps-wein.de haben uns über E-Mail
mitgeteilt, dass die Weingüter, von denen sie ihre Weine bekommen, ihnen immer gleich die
Beschreibungen dazu geben. Wir gehen also davon aus, dass die Weinbeschreibungen von
mehreren Autoren geschrieben wurden und das Korpus infolgedessen für die Studie
repräsentativ genug ist. Die Website www.ps-wein.de zeigt bei Weißweinen 384 Ergebnisse.
Die Weiβweine werden automatisch nach Winzer/Weingut sortiert, aber man kann auch nach
Position, Name, Preis, Land oder Region sortieren. Auch hier optieren wir für die alphabetische
Sortierung und nehmen davon die ersten 15 Weinbeschreibungen, um sie zum Korpus
hinzuzufügen. Die ursprüngliche Sprache der beiden Sites ist Deutsch.
Für das flämische Korpus wurde auf ähnliche Weise vorgegangen. Es wurde den zwei online
Quellen, www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be, insgesamt 85
Beschreibungen von Weißweinen entnommen. Die Weinsite www.belgianwines.com zählt 36
solche Beschreibungen und sie wurden alle zu dem Korpus hinzugefügt. Wir haben ihre
Mitarbeiter über E-Mail kontaktiert und sie haben uns erzählt, dass die Weinbeschreibungen
von etwa drei bis vier Autoren geschrieben und angepasst wurden. Die Mehrzahl der Autoren
hat außerdem eine Ausbildung eines Sommeliers erhalten, oder zumindest einige Weinkurse
absolviert. Die zweite flämische online Quelle www.christiaens-wijnhuis.be konnte nicht
erreicht werden, aber wir können getrost davon ausgehen, dass sie nicht von derselben Person
hergestellt wurden, weil zur Weinbeschreibung oft eine Beschreibung der Weingebiete oder
Winzer beigetragen wird. Bei der Kategorie der Weißweine stehen 257 Artikel zur Verfügung.
Auch diese Website hat die Möglichkeit, die Artikel alphabetisch zu ordnen und sie wurde
denn auch eingesetzt. Zum Untersuchungsgegenstand zählen hier die ersten 49
39
Weinbeschreibungen. Die ursprüngliche Sprache der beiden Sites ist Niederländisch. Diese
Masterarbeit beschränkt sich auf flämische oder südniederländische Weinbeschreibungen.
Niederländische oder nordniederländische Weinbeschreibungen wurden nicht in Betracht
gezogen. Weitere Studien über niederländische oder nordniederländische Weinbeschreibungen
wären interessant, um einen etwaigen Unterschied analysieren zu können.
Im Rahmen der Untersuchung wurden die online Weinbeschreibungen in beiden Sprachen in
einem Textformat umgesetzt und pro Sprache in einem Korpus zusammengefügt. Daraufhin
wurden diese Text-Dateien in das Verarbeitungstool LancsBox heruntergeladen. Das Tool
LancsBox verarbeitet automatisch große Datenmengen. Für eine Einführung in die
Korpuslinguistik wurde ein MOOC (Massive Open Online Course) der Universität von
Lancaster6 benutzt, das Basisinformationen zum Arbeiten mit Korpora, sowie das gratis
Verarbeitungstool LancsBox zur Verfügung stellt.
Ein für die vorliegende Arbeit wichtiges Werkzeug des Tools ist die automatische Annotation
von Korpora. LancsBox reichert die Texte im Korpus mit linguistischen Informationen an. Für
diese Untersuchung ist die Kennzeichnung von Wortarten oder Part-of-Speechs-Tags von
Interesse. Nachdem LancsBox die Korpora annotiert hat und die Adjektive den
Weinbeschreibungen mit anderen Worten entnommen wurden, können wir auf die Adjektive
in den Weinbeschreibungen fokussieren. Das Tool zeigt die absoluten Frequenzen der
Adjektive in den Weinbeschreibungen. Das erlaubt uns, die am häufigsten verwendeten
Adjektive in den Weinbeschreibungen quantitativ zu analysieren. Die wichtigsten quantitativen
Ergebnisse werden im nächsten Kapitel besprochen.
LancsBox benutzt also Part-of-Speech-Tagging, um große Datenmengen zu annotieren.
Allerdings wurden manche Adjektive von LancsBox falsch annotiert. Sie wurden in beiden
Sprachen manuell korrigiert und demzufolge aus dem Korpus weggelassen. Die falsch
hergestellten Annotationen wurden durch den automatischen Verarbeitungsprozess verursacht.
Wie im theoretischen Teil erwähnt wurde, werden prototypische Adjektive grammatisch
gesehen attributiv, prädikativ oder adverbial verwendet. Sie dienen dazu, Substantive näher zu
6 Der online Kurs der Universität von Lancaster ist verfügbar unter www.futurelearn.com/courses/corpus-
linguistics.
40
bestimmen oder beschreiben (Köller 2004: 356). Weil LancsBox vor allem im
Niederländischen schwierig zwischen attributiven, prädikativen und adverbialen Adjektiven
unterscheiden kann, lässt diese Studie keine dieser Klassen der Adjektive außer Betracht.
Da eine semantische Analyse des Adjektivgebrauchs in Weinbeschreibungen in anderen
Sprachen, vor allem im Englischen, schon mehrfach durchgeführt wurde, trifft man in der
Weinliteratur verschiedene semantische Einteilungen der Weinbeschreibungen an, vor allem
der sensorischen Bereiche, die wir im vorgegangenen Kapitel besprochen haben (Althaus 2006;
Lehrer 2009; Paradis 2010; Paradis & Eeg-Olofsson 2013; López Arroyo & Roberts 2014;
López Arroyo & Roberts 2016). Wir haben für diese Studie eine eigene Einteilung
zusammengesetzt, die wir auf den Theorien verschiedener Untersucher in der Weinliteratur
basieren.
Dieser Beitrag teilt die sensorischen Beschreibungen in Kategorien ein, die anhand früherer
Studien gemacht wurden (Althaus 2006; Lehrer 2009; Paradis 2010; Paradis & Eeg-Olofsson
2013; López Arroyo & Roberts 2014; López Arroyo & Roberts 2016). Im theoretischen Teil
der sensorischen Adjektive wurde schon festgestellt, dass die sensorischen Bereiche in den
meisten bisherigen Untersuchungen in Aussehen, Geruch und Geschmack eingeteilt werden.
Aussehen, Geruch und Geschmack sind denn auch die semantischen sensorischen
Hauptkategorien der vorliegenden Arbeit. Anhand von vielen semantischen Schemata für die
sensorische Beschreibung aus bisherigen Ausführungen können für jede sensorische
Hauptkategorie aber auch einige semantische Unterkategorien ermittelt werden. Die
vorliegende Studie befasst sich mit einigen dieser Unterkategorien. Erwähnenswert ist aber,
dass bei der quantitativen Analyse nur die Frequenzen der Hauptkategorien (Aussehen, Geruch
und Geschmack) in Betracht gezogen wurden.
Das Aussehen betrifft die semantischen Unterkategorien der Klarheit und der Farbe des
Weines. Im Gegensatz zu dieser Studie erörtert die britische Organisation Wine and Spirit
Education Trust auch die Farbintensität (En: intensity). Deren Einteilung haben wir im
theoretischen Rahmen besprochen. Die semantischen Unterkategorien des Geruchs, die wir für
diese Studie in Betracht ziehen, sind die aromatischen Gerüche, die Reintönigkeit und die
Geruchsintensität des Weines. Die Reintönigkeit eines Weines ist schwer zu beschreiben.
„Reintönig“ wird im Wein-Plus-Glossar als Synonym für „sauber“ gesehen. Sauber sei eine
41
Positive Bezeichnung für einen Wein, der völlig frei von Fremd- oder Fehltönen ist. Dies
betreffe vor allem den Geruch (Tischelmayer, o.J.). López Arroyo & Roberts (2014; 2016) und
die britische Organisation Wine and Spirit Education Trust nennen bei den Gerüchen auch die
Entwicklung (En: development) eines Weines, aber dieser Aspekt wird in dieser Studie außer
Betracht gelassen. Dem Schema der Wine and Spirit Education Trust nach gehören auch
condition und fruit character zu den Düften eines Weines, zwei Aspekte, die wir auch nicht
betrachten.
Die möglichen Unterkategorien des Geschmacks Tannine, Mineralsalze, Säuregehalt und Süße
sind an erster Stelle auf den vier gustatorischen Grundqualitäten basiert. Mineralsalze wird
jedoch in Weinbeschreibungen fast nie beschrieben und wurde in dieser Untersuchung also
nicht mit einbezogen. Unter der Hauptkategorie des Geschmacks besprechen wir also die drei
gustatorischen Grundqualitäten Tannine, Säuregehalt und Süße. López Arroyo & Roberts
(2014; 2016) erörtern als Unterkategorien des Geschmacks auch flavors, finish, astringency,
mouthfeel, body und balance. Wie López Arroyo & Roberts (2014; 2016), erörtern wir als
Unterkategorien auch den Abgang, die Textur, den Körper, die Harmonie und den Alkohol des
Weines.
Aus vorheriger Untersuchungen, die im theoretischen Teil besprochen wurden, lässt sich
folgern, dass neben den sensorischen Kategorien Weinbeschreibungen auch evaluative,
deskriptive und metaphorische Adjektive enthalten können. Die evaluativen, deskriptiven und
metaphorischen Hauptkategorien reichern wir in dieser Studie nicht mit Unterkategorien an.
Wir haben die semantischen Haupt- und Unterkategorien im nachfolgenden Schema
dargestellt. Es wird hier nicht behauptet, dass die Einteilungen aus vergangenen
Untersuchungen für eine korpusbasierte Studie nutzlos sind, sondern wir optieren schlechthin
für eine zusammenfassende Einteilung, weil das uns eine umfassende Übersicht über die
Vielzahl von Theorien geben kann.
1. Aussehen
a. Klarheit
b. Farbe
2. Geruch
a. Reintönigkeit
42
b. Geruchsintensität
c. Aromatische Gerüche
3. Geschmack
a. Tannine
b. Säuregehalt
c. Süße
d. Abgang
e. Textur
f. Körper
g. Harmonie
h. Alkohol
4. Evaluativ
5. Deskriptiv
6. Metapher
Nachdem das deutsche und flämische Korpus vom Tool LancsBox verarbeitet wurde, wurden
die Ergebnisse in einer Excel-Datei gespeichert und heruntergeladen. Nach diesem Durchlauf
wurden die Adjektive manuell mit den korrespondierenden semantischen Kategorien, die im
obigen Abschnitt erwähnt werden, angereichert. Die Ergebnisse werden im folgenden Kapitel
besprochen. Die sensorischen, evaluativen, deskriptiven und metaphorischen Adjektive
konnten nicht von einem Programm identifiziert werden und wurden also manuell erkannt und
zu dieser semantischen Kategorie hinzugefügt. Die Adjektive wurden aufgrund der Kriterien
von vorherigen Studien, die im Kapitel 2 erläutert wurden, identifiziert. Von diesen
semantischen Einteilungen wurden die absoluten Zahlen genommen und sowohl nach einem
quantitativen als auch einem qualitativen Verfahren analysiert.
Im quantitativen Teil wird besprochen, welche semantischen Felder in welcher Sprache am
häufigsten und welche am wenigsten häufig vorkommen und werden die Ergebnisse beider
Sprachen miteinander verglichen. Daraufhin wurden für die qualitative Analyse einige
Adjektive in einem Glossar der Weinsprache nachgeschlagen, um herausfinden zu können,
inwiefern die Adjektive aus dem deutschen und flämischen Korpus weinspezifisch oder
allgemeinsprachlich sind, oder beide. Dazu wurden für das deutsche Korpus das Kleine
Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006) und das Wein-Plus-Glossar von
43
Tischelmayer (o.J.), das zeitgemäßer ist als das Wörterbuch von Althaus (2006), benutzt. Für
das flämische Korpus wurde eine niederländische Quelle benutzt, nämlich Eerste hulp bij wijn
von Hamersma (o.J.), weil es kein einziges flämisches Glossar veröffentlicht wurde. Als
Ergänzung wurden einige Adjektive aus dem Korpus der Vollständigkeit halber auch im
Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ nachgeschlagen. Die Bezeichnungen in den Glossaren
oder Wörterbüchern können einen deutlicheren Einblick darin geben, auf welche Art und
Weise die Adjektive benutzt werden und ob sie weinspezifisch oder allgemeinsprachlich sind.
Adjektive, die in den Weinglossaren definiert werden, werden in der vorliegenden Studie mehr
oder weniger als fest etablierte Weinbegriffe gesehen. In dieser Analyse wird auch auf die
Definitionen einiger frequenter und niedrigfrequenter Adjektive fokussiert, um nicht nur
typische Deskriptoren, die in Weinbeschreibungen verwendet werden, sondern auch einige
seltenere und vielleicht vom Autor neu erfundene Deskriptoren in Betracht ziehen zu können.
Die Adjektive und die semantischen Kategorien des Deutschen wurden mit jenen des
Niederländischen verglichen. Im nächsten Kapitel werden die bedeutendsten Ergebnisse der
korpusbasierten Untersuchung diskutiert. Die Analyse setzt sich aus zwei Teilen zusammen.
Im quantitativen Teil wurden die Frequenzen der semantischen Kategorien, zu der die
Adjektive der Weinbeschreibungen gehören, besprochen. Im qualitativen Teil erläutern wir
einige Beispiele von bemerkenswerten Adjektiven pro semantische Einteilung und wird
besprochen, wie sie in jeder Sprache benutzt werden.
44
45
4 ERGEBNISSE
4.1 Quantitative Analyse
Aufgrund vorheriger Studien wird eine semantische Einteilung der Adjektive in
Weinbeschreibungen vorgeschlagen, nämlich einerseits sensorische Adjektive, zu denen
visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive zählen, und andererseits evaluative,
deskriptive und metaphorische Adjektive. Die quantitative Analyse setzt sich mit der
Häufigkeit dieser semantischen Kategorien auseinander. In dieser Analyse werden die
absoluten Zahlen der semantischen Kategorien der Adjektive in den Weinbeschreibungen in
beiden Sprachen gesammelt. Ziel ist die Ermittlung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten
zwischen den deutschen und niederländischen Weinbeschreibungen hinsichtlich der Nutzung
von Adjektiven. Wir besprechen zunächst die Gesamtzahlen der Weinbeschreibungen aus
beiden Korpora. Danach werden die Gesamtzahlen der Adjektive in beiden Sprachen und
ebenfalls die Häufigkeiten der semantischen Kategorien der Adjektive in jeder Sprache
präsentiert. Außerdem werden die absoluten Frequenzen und die Prozentsätze der
semantischen Felder aus dem deutschen und flämischen Korpus miteinander verglichen.
Wenn wir die Anzahl der laufenden Wörter im Verhältnis zur Zahl der Weinbeschreibungen in
beiden Sprachen betrachten, lässt sich daraus ein erstes Ergebnis folgern. Die flämischen Texte
unterscheiden sich von den deutschen durch die geringere Wörterzahl der einzelnen
Beschreibungen. Für das deutsche Korpus wurden nämlich 65 Weinbeschreibungen
gesammelt, die insgesamt mehr als 6000 Wörter umfassen, während im flämischen Korpus 85
Weinbeschreibungen aufgenommen wurden, die sich aus nur etwa 5000 Wörtern
zusammensetzen. Daraus ergibt sich, dass die deutschen Weinbeschreibungen in unserem
Korpus länger sind als die flämischen Weinbeschreibungen. Bezüglich der Länge der
Weinbeschreibungen ist der belgische Weinkritiker Frank Van der Auwera der Ansicht, dass,
obwohl es eine Entwicklung in der Gesellschaft dahingehend gibt, dass Texte immer kürzer
werden, Weinbeschreibungen hingegen nicht unbedingt kürzer werden. Das könnte daran
liegen, dass Weinautoren ein bestimmtes Format bekommen, an das sie sich halten müssen.
Ein zweiter Grund könnte sein, dass Konsumenten bei kürzeren Beschreibungen öfter darauf
verzichten, den Wein zu kaufen, weil sie den Eindruck haben, dass er der Erwähnung nicht
46
wert ist (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018). Weitere
Forschungen wären notwendig, um die Unterschiede in der Wörterzahl zu erklären.
Der Übersichtlichkeit halber werden im Folgenden immer zuerst die quantitativen Ergebnisse
aus dem deutschen, und darauf die Ergebnissen aus dem flämischen Korpus dargestellt. Die
absoluten Zahlen im deutschen Korpus werden anhand eines Säulendiagramms in der
Abbildung 1 visuell dargestellt und im Folgenden besprochen.
Im deutschen Korpus finden wir insgesamt 1026 Adjektive, davon 352 verschiedene Adjektive
vor. Im Schnitt kommen alle Adjektive also etwas weniger als dreimal vor. Von den 1026
Adjektiven kommen 127 für die vorliegende Untersuchung nicht in Betracht, weil sie sich nicht
mit der Beschreibung der Weine befassen. Das heißt, dass 899 für die Untersuchung zutreffen.
Abbildung 2: Absolute Zahlen der Adjektive im deutschsprachigen Korpus nach semantischen Kategorien
Beim Vergleich der absoluten Zahlen des deutschen Korpus fallen beträchtliche Unterschiede
auf. Die sensorischen Bereiche Aussehen, Geruch und Geschmack kommen im deutschen
Korpus mit unterschiedlicher Häufigkeit vor. Gustatorische Adjektive kommen in den
deutschen Beschreibungen von allen semantischen Kategorien am häufigsten vor, nämlich 279
Mal. Beispiele von Adjektiven des Geschmacks aus dem deutschen Korpus sind trocken
(n=26), zart (n=22) und saftig (n=15). Gustatorische Adjektive (n=279) kommen mehr als
dreimal öfter vor als jene des Aussehens (n=82), wie zum Beispiel hell (n=20), weiß (n=14)
oder grün (n=10) auf Deutsch. 173 Adjektive in den deutschen Weinbeschreibungen beziehen
82
173
279
216
97
52
0
50
100
150
200
250
300
Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher
deutsch
Semantische Kategorien: Absolute Zahlen
47
sich auf den Geruch, darunter mineralisch (n=14), fruchtig (n=13) und würzig (n=10).
Evaluative Adjektive, wie zum Beispiel die Adjektive gut (n=36), schön (n=16) und
hervorragend (n=11), treten in den deutschen Weinbeschreibungen 216 Mal auf, deskriptive,
wie zum Beispiel französisch (n=4), praktisch (n=2) oder unterschiedlich (n=2), insgesamt nur
97 Mal. Nur 52 aller Adjektive wurden metaphorisch benutzt, darunter elegant (n=17),
sommerlich (n=7) und gesund (n=4).
Das nachstehende Säulendiagramm zeigt die absoluten Zahlen des flämischen Korpus, die wir
im Folgenden besprechen. Das flämische Korpus zählt insgesamt 878 Adjektive. 231 von
denen sind unterschiedlich. 867 von den 878 von LancsBox annotierten Adjektiven treffen für
unsere Studie zu, weil sie sich mit der Beschreibung des Weines befassen.
Abbildung 3: Absolute Zahlen der Adjektive im niederländischsprachigen Korpus nach semantischen Kategorien
Die Zahlen der sensorischen Kategorien Geschmack, Aussehen und Geruch liegen ziemlich
weit auseinander. Wir stellen auch im flämischen Korpus ein wesentliches Übergewicht der
gustatorischen Adjektive fest. Beispiele solcher Adjektive aus dem flämischen Korpus sind
rijp (n=31), lang (n=24) und vol (n=21). Während sie 234 der gesamten Adjektive ausmachen,
beläuft die Zahl der Adjektive des Aussehens sich auf 135, und die des Geruchs auf 100
Adjektive. Beispiele aus dem flämischen Korpus von Adjektiven des Geruchs sind fruitig
(n=21), aromatisch (n=11) und mineraal (n=10). Die Adjektive wit (n=33), groen (n=25) und
geel (n=20) bezeichnen im flämischen Korpus zum Beispiel das Aussehen eines Weines. Aus
der Abbildung 2 stellt sich ebenfalls heraus, dass 180 Adjektive im flämischen Korpus eine
135
100
234
180169
49
0
50
100
150
200
250
Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher
flämisch
Semantische Kategorien: Absolute Zahlen
48
evaluative Funktion haben, darunter die niederländischen Adjektive goed (n=24), mooi (n=23)
und aangenaam (n=15), und 169 eine deskriptive, darunter die niederländischen Adjektive
hoog (n=8), Frans (n=8) und nieuw (n=7). Nur 49 Adjektive wurden metaphorisch verwendet.
Beispiele metaphorischer Adjektive aus dem flämischen Korpus sind elegant (n=15), soepel
(n=4) und oud (n=4).
Obwohl die absolute Zahl der gesamten untersuchten Adjektive in beiden Sprachen ziemlich
ähnlich ist, nämlich 899 im deutschen und 867 im flämischen Korpus, geben wir in
nachfolgender Abbildung 3 die Prozentsätze jeder semantischen Einteilung beider Korpora
sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen wieder. Anhand dieser Abbildung kann
der Vergleich zwischen beiden Sprachen visuell dargestellt werden.
Abbildung 3: Prozentsätze der Adjektive in beiden Korpora nach semantischen Kategorien
Anhand obiger Abbildung kann festgestellt werden, dass in beiden Sprachen die gustatorischen
Adjektive am häufigsten auftreten, nämlich etwa 31% im deutschen und etwa 27% im
flämischen Korpus. Das häufigste gustatorische Adjektiv in dieser Studie ist frisch (n=38) auf
Deutsch und fris (n=47) auf Niederländisch. In den deutschen Weinbeschreibungen sind die
olfaktorischen Adjektive (etwa 19%) die zweithäufigste sensorische Kategorie, im flämischen
Korpus aber wird die visuelle Kategorie (etwa 16%) als zweithäufigsten sensorische Kategorie
gefunden. Das häufigste deutsche Adjektiv des Geruchs ist fein (n=20) und das häufigste
niederländische Adjektiv des Aussehens ist wit (n=33).
9.12
19.24
31.03
24.03
10.79
5.78
15.57
11.53
26.99
20.7619.49
5.65
0
5
10
15
20
25
30
35
Aussehen Geruch Geschmack Evaluativ Deskriptiv Metapher
%
Frequenzunterschiede: Prozentsätze
deutsch flämisch
49
24% der Adjektive im deutschen Korpus gehören zu dem semantischen evaluativen Bereich,
gegenüber rund 20% im flämischen Korpus. Zahlenmäßig kann zwischen den beiden Sprachen
also nur einen kleinen Unterschied festgestellt werden. Auf Deutsch ist das häufigste evaluative
Adjektiv zum Beispiel gut (n=36) und auf Niederländisch goed (n=24). Auf deskriptiver Ebene
sind größere Unterschiede wahrzunehmen. Etwa 11% der deutschen Adjektive sind deskriptiv,
während es im flämischen Korpus fast doppelt so viele deskriptive Adjektive (etwa 19%) gibt.
Wir finden im deutschen Korpus bei den deskriptiven Adjektiven am häufigsten französisch
(n=4) und im flämischen Korpus subtiel (n=11). Metaphorische Adjektive kommen ungefähr
gleich oft vor, und zwar in beiden Sprachen fast 6%. Diese semantische Kategorie tritt damit
in beiden Korpora am wenigsten häufig auf. Das deutsche Adjektiv elegant (n=17) kommt auf
metaphorischer Ebene beispielsweise am häufigsten vor. Im flämischen Korpus ist das
ebenfalls das Adjektiv elegant (n=15).
Die vergleichenden Ergebnisse werden in der Diskussion noch eingehender besprochen.
Der vorliegende Beitrag geht hierbei auch auf die häufigsten Adjektive in beiden Korpora ein.
Unten geben wir tabellenförmig die häufigsten Adjektive in beiden Sprachen mit der relativen
Frequenz und der semantischen Kategorie, zu der sie gehören, wieder. Die Tabelle des
flämischen Korpus zählt im Gegensatz zum deutschen Korpus die elf häufigsten Adjektive,
weil im flämischen Korpus die Adjektive licht und geel beide zwanzigmal vorkommen.
10 häufigste Adjektive im deutschen Korpus 11 häufigste Adjektive im flämischen Korpus
fein 4,5% Geruch (Reintönigkeit/Ton
und Intensität) und
Geschmack (Textur)
fris 5,4% Geschmack (Säure)
frisch 4,2% Geschmack (Säure, auch
Alter)
wit 3,8% Aussehen (Farbe)
gut 4% Evaluativ rijp 3,6% Geschmack (Alter oder
Textur)
trocken 2,9% Geschmack (Süße) groen 2,9% Aussehen (Farbe)
leicht 2,8% Geschmack (Alkohol) goed 2,8% Evaluativ
zart 2,4% Geschmack (Textur und
Süße)
lang 2,8% Geschmack (Abgang)
hell 2,2% Aussehen (Klarheit) mooi 2,7% Evaluativ
50
elegant 1,9% Metapher fruitig 2,4% Geruch (Aroma)
schön 1,8% Evaluativ vol 2,4% Geschmack (Textur)
saftig 1,7% Geschmack (Textur) licht 2,3% Deskriptiv und Aussehen
(Farbe)
geel 2,3% Aussehen (Farbe)
Tabelle 1: Häufigste Adjektive im deutschen und flämischen Korpus mit der relativen Häufigkeit und korrespondierenden
semantischen Kategorie
Wenn wir die semantischen Kategorien der häufigsten Adjektive aus den Weinbeschreibungen
in beiden Sprachen näher betrachten, stellen wir nur kleine Unterschiede fest. Wie die obige
Tabelle zeigt, wurde im Deutschen in der Hälfte der Fälle anhand von den häufigsten
Adjektiven den Geschmack beschrieben, und zwar die Textur (fein, saftig), Säure (frisch), Süße
(trocken) und Alkohol (leicht) des Weines. Im flämischen Korpus sind ähnliche Ergebnisse
festzustellen. Vier der elf häufigsten Adjektive benennen den Geschmack, aber im flämischen
Korpus sind es andere Aspekte vom Geschmack als im Deutschen, nämlich Säure (fris), Alter
(rijp), Textur (vol) und Abgang (lang) des Weines.
Des Weiteren stellt sich aus der oben erwähnten Tabelle heraus, dass sowohl bei den häufigsten
deutschen als auch flämischen Adjektiven nur einmal eine Beschreibung des Geruchs (fein und
fruitig) vorkommt. Bezüglich des Adjektivs fein ist aber einzuräumen, dass damit im Korpus
sowohl den Geruch als auch den Geschmack beschrieben wird. Dies lässt sich zum Beispiel an
eine der Bezeichnungen, die Althaus (2006) vom Adjektiv fein gibt, belegen: „Nach
Auffassung der Fachleute weinsprachl. meist für alkohol- und extraktarme, die Geruchs- und
Geschmacksstoffe harmonisch verbindende Weine“ (Althaus 2006: 89). Er fügt hinzu, dass
fein „auf Preislisten und Weinkarten häufigstes aller Weinwörter […] bei durchschnittlich
jedem fünften Wein benutzt“ wird (Althaus 2006: 89). Beschreibungen des Aussehens
kommen bei den zehn häufigsten deutschen Adjektiven einmal vor (hell), während wir bei den
elf häufigsten flämischen Adjektiven dreimal eine Beschreibung des Aussehens finden.
Anhand obiger Tabelle kann auch festgestellt werden, dass es in beiden Korpora bei den
häufigsten Adjektiven zweimal evaluative Adjektive gibt. Im Deutschen sind diese Adjektive
gut und schön, im Flämischen finden wir die ähnlichen Adjektive goed und mooi. In den
deutschen Weinbeschreibungen wurde keines der häufigsten Adjektive deskriptiv verwendet,
in den flämischen Weinbeschreibungen einmal (licht). Wenn das niederländische Adjektiv
51
licht Synonym für „leicht“ ist, wird es deskriptiv verwendet. Dies ist in den flämischen
Weinbeschreibungen meistens der Fall. In unserem Korpus bedeutet es nur selten „hell“, aber
in diesem Fall ist es ein Adjektiv des Aussehens. Es wurden bei den häufigsten Adjektiven in
beiden Korpora keine metaphorischen Adjektive gefunden.
4.2 Qualitative Analyse
Im Folgenden wird im Rahmen der korpusbasierten Studie eine weiter führende qualitative
Analyse durchgeführt und werden einige Beispiele von Adjektiven aus dem Korpus pro
semantisches Feld erläutert. Anhand von Beispielsätzen werden erwähnenswerte Adjektive im
Kontext betrachtet. Einige Adjektive werden mit den Bezeichnungen aus Weinglossaren oder
aus allgemeinen Wörterbüchern angereichert. Auf diese Art und Weise können wir
herausfinden, ob sie in der deutschen und niederländischen Weinsprache fest etabliert sind,
oder ob es sich um Neologismen oder Ad-hoc-Bildungen handelt. Vor allem die frequenten
und niederfrequenten Adjektive werden erläutert, weil deren Definitionen dazu beitragen
können, den Gebrauch der etablierten Adjektive in Weinbeschreibungen besser zu verstehen.
Für das deutsche Korpus wurde das Kleine Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006)
und das Wein-Plus-Glossar von Tischelmayer (o.J.) benutzt. Für das flämische Korpus wurde
das Weinglossar Eerste hulp bij wijn von Hamersma (o.J.) verwendet. Wenn die Adjektive in
diesem Glossar nicht gefunden wurden, wurden sie daraufhin im allgemeinsprachlichen
Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ nachgeschlagen.
4.2.1 Sensorische Adjektive
4.2.1.1 Aussehen
Im deutschen Korpus sind oftmals olfaktorische und gustatorische Adjektive zu finden, und
daneben auch visuelle, wenngleich in geringerem Maße. Im theoretischen Teil dieses Beitrags
haben wir schon erwähnt, dass visuelle Adjektive verwendet werden können, um die Farbe,
Farbintensität oder Klarheit eines Weines auszudrücken. Weiß und grün sind häufige visuelle
Adjektive aus dem deutschen Korpus und bezeichnen die Farbe eines Weines. Weil in diesem
Beitrag nur Beschreibungen von Weißweinen analysiert wurden, war es absehbar, dass diese
Adjektive gefunden würden. Das Adjektiv weiß wurde von Althaus (2006: 61-185) nicht
diskutiert. Das Wein-Plus-Glossar spricht von einem „allgemein verwendete[n] Attribut für
52
alle Rebsorten, aus denen Weißwein gekeltert wird. [Viele] Weintrauben werden […] als
„weiß“ bezeichnet, obwohl die Beeren in vielen Fällen nicht von weißer, sondern von
hellgrüner, grüner, gelber, goldener, bräunlicher, hellroter und auch roter Farbe sind“. Grün
bezeichnet Althaus (2006: 104) zufolge einerseits „die Farbe des Weißweins“, andererseits gilt
ein grüner Wein als „unreif, herb und säurereich […], von kleinen Weinen aus unreifen
Trauben“. Obwohl die Adjektive hell, weiß und grün meist gemeinsprachliche Begriffe sind,
lässt sich auf Basis der Definitionen der Weinglossare sagen, dass sie in der Weinsprache auch
eine eigene Bedeutung haben. Weitere Beispiele von Bezeichnungen der Farbe eines Weines
aus dem deutschen Korpus sind etwa gelb, strohgelb, hellgelb, golden und grünlich. In den
Beispielsätzen (1), (2), (3) und (4) finden wir mehrere Bezeichnungen der Farbe und der
Klarheit, manchmal sogar im selben Satz.
Die visuellen Adjektive tiefrot, bunt und zartgelb kommen beispielsweise jeweils einmal im
Korpus vor. Tiefrot ist Althaus (2006: 159) zufolge eine „Farbe edler Rotweine zwischen
gedecktrot und blaurot“. Die Nutzung vom Adjektiv tiefrot in Beschreibungen von
Weißweinen ist also auffallend, aber wenn wir den Beispielsatz (5) betrachten, lässt sich dies
leicht erklären. Darin geht es nämlich um den Gegensatz zur Farbe des beschriebenen
Weißweins. Bunt kommt in Althaus (2006: 61-185) nicht vor. Althaus (2006: 173) bespricht
zartgelb unter dem Begriff zart ganz kurz, indem er schreibt, dass es eine „Farbbezeichnung
bei Weißwein“ ist. In Bezug darauf stellen wir fest, dass zart-, das „wenig, aber fein“ bedeutet
(Althaus 2006: 173), im deutschen Korpus auch als Präfix einiger Adjektiven vorkommt, wie
zum Beispiel zartbitter und zartwürzig.
Auf Deutsch wird das visuelle Adjektiv hell häufig verwendet, um die Klarheit eines Weines
wiederzugeben. Althaus (2006: 107) bezeichnet dieses Adjektiv in seinem Kleinen Wörterbuch
der Weinsprache als „ausreichend klar“. Das Adjektiv klar beschreibt er als „ohne Trübung“
(Althaus 2006: 114). Das Wein-Plus-Glossar befasst sich eingehender mit diesem Adjektiv und
schreibt, dass es eine „positive Bezeichnung und [ein] wichtigstes Attribut für die Farbe eines
Weines im Rahmen einer Weinansprache“ ist. Es ist hierbei aber zu beachten, dass die visuellen
Adjektive nicht eindeutig in Unterkategorien wie Farbe und Klarheit eingeteilt werden können,
denn sogar das Adjektiv klar gilt dem Wein-Plus-Glossar nach als eine „Bezeichnung der Farbe
eines Weines“. Ein klarer Wein habe immer Brillanz und strahle auch bei dunkler Farbe
(Tischelmayer o.J.). Die Adjektive glänzend und leuchtend aus dem deutschen Korpus werden
53
also auch als Bezeichnungen der Klarheit angesehen, aber von den Weinglossaren nicht
betrachtet.
(1) Gekeltert aus Trauben ausgesuchter Lagen mit schlotterigen und teils stark
kalkhaltigen Böden verfügt dieser Weiße über eine glänzend helle, strohgelbe
Farbe mit feinem grünlichen Schimmer. (Dt. 40)7
(2) Der Chardonnay - Viognier Pays d'Oc IGP (früher: Ribet White) ist eine
Cuvee aus den beiden weißen Rebsorten Chardonnay und Viognier, wobei der
Chardonnay dominiert. (Dt. 62)
(3) Der trockene Weißburgunder vom Weingut Hannes Reeh zeigt sich hellgelb
mit grünen Reflexen im Glas. (Dt. 4)
(4) Der trockene Pinot Grigio vom Weingut Alois Lageder aus Südtirol ist von
heller, strohgelber Farbe mit grünlichen Reflexen. (Dt. 2)
(5) Das goldene Gegenstück zur tiefroten Phaia bildet die Drecksau Philia, die zu
100% aus Sauvignon Blanc gekeltert wird. (Dt. 32)
Aus dem Vergleich der beiden Sprachen in der Abbildung 3 (siehe S. 48) hat sich schon
herausgestellt, dass der visuelle Aspekt eines Weines im flämischen Korpus öfter beschrieben
wird als im deutschen. Adjektive wie wit, groen und geel benennen auf Niederländisch die
Farbe des Weines. Das weinspezifische Glossar Eerste hulp bij wijn bespricht kurz das
Adjektiv wit und sagt in dieser Hinsicht unter anderem „wijn gemaakt van blauwe dan wel
witte druiven“. Groen und geel wurden im Glossar nicht erläutert. Das liegt wahrscheinlich
daran, dass diese Adjektive auch ziemlich oft in der Allgemeinsprache vorkommen. Darüber
hinaus gibt es im flämischen Korpus aber noch weitere Farbadjektive. Dies zeigt sich schon
anhand der nachstehenden Beispielsätze (6), (7) und (8). Erwähnenswert ist, wie ähnlich die
Farbe des Weines in (7) und (8) beschreiben wird, obwohl es sich hier um zwei verschiedene
Weine handelt.
Adjektive wie helder, schitterend und briljant stellen die Klarheit des Weißweins dar. Das
Adjektiv briljant, das anhand des Beispiels (9) in einem Kontext präsentiert wird, ist
mehrdeutig auf Niederländisch und könnte möglicherweise eine evaluative Komponente
7 Es wird zu den Beispielsätzen als Ergänzung immer die Abkürzung der Sprache, nämlich Dt. für Deutsch und
Nl. für Niederländisch, gefügt. Darauf folgt jeweils der Verweis auf die Nummer der deutschen bzw.
niederländischen Weinbeschreibung, die im Anhang herangezogen werden kann.
54
enthalten, aber in unserem Korpus wurde das Adjektiv nur als Synonym für „glänzend“ oder
„blinkend“ benutzt und betrifft es also das Aussehen des Weines.
(6) Fris geel-groen van kleur. (Nl. 55)
(7) Lichtgele kleur met groene reflecties. (Nl. 56)
(8) De wijn heeft een lichtgele kleur met groene schakeringen. (Nl. 68)
(9) Briljant lichtgele kleur met groene schijn. (Nl. 27)
Was die niedrigfrequenten Adjektive in den flämischen Weinbeschreibungen betrifft, fällt vor
allem auf, dass darunter viele Komposita auftreten und diese Komposita oft die Farbe des
Weines beschreiben, wie zum Beispiel geel-groen, diepgoud, zachtgeel, und lichtgroen. K-
Weil keine dieser visuellen Adjektive im Glossar Eerste hulp bij wijn vorkommen, können sie
als Ad-hoc-Bildungen gesehen werden. Zachtgeel und lichtgroen kommen in ‚Dikke Van Dale
Online‘ vor, und zwar unter zacht bzw. licht. Eine Definition wurde aber nicht gegeben. Im
Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ finden wir sehr wohl eine Bezeichnung des Adjektivs
geel-groen, auch geelgroen, nämlich „geelachtig groen van kleur“. Komposita, die die Farbe
bezeichnen, die häufiger als einmal vorkommen, sind zum Beispiel lichtgeel, citroengeel,
goudgeel und strogeel.
4.2.1.2 Geruch
Olfaktorische Adjektive geben die Eigenschaften des Geruchs oder Aromas wieder. Die
Adjektive fein, mineralisch und fruchtig sind die häufigsten olfaktorischen Adjektive aus dem
deutschen Korpus. In der quantitativen Analyse wurde schon erwähnt, dass fein sowohl den
Geschmack als auch den Geruch betreffen kann. Es wird in unserem Korpus unter anderem
benutzt, um die Reintönigkeit eines Weines oder die Intensität des Geruchs zu präsentieren,
was sich bereits an den Beispielen (10) und (11) belegen lässt. Zudem kann das Adjektiv
„überdurchschnittlich“ und „vorzüglich“ bedeuten (Althaus 2006: 89) und daneben also einen
evaluativen Aspekt beinhalten. Durch die Mehrdeutigkeit des Adjektivs wird eine Studie über
den Gebrauch der Adjektive in Weinbeschreibungen erschwert.
Das Adjektiv mineralisch ist in Althaus (2006) nicht aufgenommen. Dem Wein-Plus-Glossar
zufolge ist mineralisch eine „Bezeichnung […] für den Geruch und Geschmack eines Weines
55
im Rahmen einer Weinansprache“. Der Begriff sei jedoch heiß diskutiert und ist auch unter
professionellen Weinkritikern nicht unumstritten, denn Minerale besitzen alleine für sich
keinen Geschmack (Tischelmayer o.J.). Das ist der Grund, warum dieses Adjektiv in dieser
Studie zur olfaktorischen Kategorie gehört. Das Adjektiv fruchtig kann ebenfalls sowohl zum
olfaktorischen als auch zum gustatorischen Bereich gehören, denn es bedeutet „nach frischem
Obst riechend und schmeckend, bes. nach Weintrauben, aber auch nach Ananas, Aprikose,
Erdbeere, Pfirsich und anderen Obstsorten“ (Althaus 2006: 94). Die Adjektive fein und fruchtig
sind gewissermaßen typische Weindeskriptoren. Dies lässt sich auch anhand der
Beschreibungen von Althaus (2006) und vom Wein-Plus-Glossar vermuten. Beispielsätze mit
frequenten olfaktorischen Adjektiven aus dem Korpus sind (12) und (13).
Das Adjektiv aromatisch wird auch ziemlich viel benutzt, um das Aroma zu beschreiben. Ohne
Kontext ist dessen Bedeutung aber nicht deutlich. Nach Ansicht von Althaus (2006: 64)
bedeutet aromatisch „mit würzigen Bukett“ und wird dieses Adjektiv in Weinbeschreibungen
häufiger gebraucht als das Substantiv „Aroma“. Nach dem Wein-Plus-Glossar ist es eine
„Beschreibung für das charakteristische Aroma […] bestimmter Weine im Rahmen einer
Weinansprache, das von ausgeprägt fruchtigen oder würzigen Aromen im Most herrührt“. Aus
diesen Definitionen folgern wir, dass aromatisch ein typischer Weindeskriptor ist.
Feinwürzig und zartwürzig sind Beispiele deutscher olfaktorischer Adjektive, die weniger oft
vorkommen, aber trotzdem als weinspezifische Wörter angesehen werden, weil sie auf dem
Adjektiv würzig basiert sind. Althaus (2006: 172) beschreibt würzig (siehe (14)) als
„aromatisch duftend und schmeckend“ und erklärt, dass das Adjektiv auf Weinkarten und
Preislisten sehr oft begegnet. Weniger häufig sind beispielweise auch Adjektive wie salzig-
mineralisch, rauchig-vanillig, grün-pfeffrig, fein-pfeffrig, erdig-mineralisch, fruchtig-duftig
und saftig-stahlig. Dies liegt hauptsächlich daran, dass der Weinautor anhand einer
Kombination zweier Weinbegriffe eine neue Zusammensetzung gebildet hat (siehe Beleg
(15)).
(10) Auch Noten von feinen Gewürzen kann die Nase entdecken. (Dt. 2)
(11) Intensiv duftende Noten von exotischen Früchten wie Mango und Ananas
nehmen sofort gefangen, auch die feinen Birnen- und Pfirsicharomen tragen
zum eindrucksvollen Bukett bei. (Dt. 64)
56
(12) Ein tief mineralischer Sauvignon Blanc mit feiner Würze, der perfekt
balanciert und elegant ist. (Dt. 35)
(13) In zartem Gelb im Glas zeigt dieser weiße Burgunder fruchtige Aromen
vonreifen Granny-Smith-Äpfeln, Pfirsich und ein wenig Ananas. (Dt. 19)
(14) Dieser trockene Weißburgunder lockt die Nase mit würzigem Duft nach Zitrus
und Limettenschale. (Dt. 42)
(15) In der Nase besticht die fruchtig-duftige Art voller Lebendigkeit – quasi ein
Wein wie ein bunter Blumenstrauß! (Dt. 8)
Neben den aromatischen Gerüchen können olfaktorische Adjektive auch die Reintönigkeit und
die Geruchsintensität eines Weines beschreiben. Rein, sortenrein und sauber sind Beispiele
von deutschen Adjektiven der Reintönigkeit. Das Adjektiv rein wird im Wein-Plus-Glossar
vage als „Beschreibung (auch reintönig) für einen Wein“ umschrieben. Das Glossar verweist
für eine ausführlichere Definition auf das Adjektiv sauber, das als „positive Bezeichnung für
einen Wein (auch rein, reintönig) im Rahmen einer Weinansprache, der völlig frei von Fremd-
oder Fehltönen ist“, bezeichnet wird. Obwohl es hier also die sensorischen Eindrücke eines
Weines betrifft, enthält dieses Adjektiv aber auch einen evaluativen Aspekt. Auch Althaus
(2006: 140) sieht rein, reintönig und sauber als ungefähre Synonyme. Die Adjektive intensiv,
ausdrucksstark, ausdrucksvoll und kräftig sind Beispiele aus dem deutschen Korpus, um die
Intensität des Geruchs zu bezeichnen. Kräftig kann sich aber auch auf den Alkoholgehalt des
Weines beziehen. Althaus (2006: 116) weist in dieser Hinsicht darauf hin, dass man seit dem
19. Jahrhundert unter kräftig nicht nur „alkoholreich“, sondern auch „extraktreich“ versteht.
Die Adjektive fruitig, aromatisch, floraal und rokerig werden in den flämischen
Weinbeschreibungen zahlreich verwendet, um das Aroma eines Weines zu beschreiben. Das
Weinglossar Eerste hulp bij wijn erläutert, dass fruitig eine generische Weinumschreibung ist
und eigentlich alle möglichen Obstsorten betrifft, nämlich sogenannte ‚schwarze‘ Früchte, aber
auch rote, gelbe, exotische, weiße, kandierte und getrocknete Früchte. Es wird also eindeutig
als ein weinspezifisches Adjektiv gesehen. Das Adjektiv aromatisch kommt im Glossar nicht
vor, das Substantiv „aroma“ aber schon. Es bezeichne den Geruch eines Weines (Hamersma,
o.J.). Manche Weinautoren nennen es auch das Bouquet eines Weines. Des Weiteren wurde
das Adjektiv rokerig in dieser Untersuchung zu den olfaktorischen Adjektiven gezählt, doch
dem Glossar Eerste hulp bij wijn zufolge kann ein Wein auch einen rauchigen Geschmack
57
haben, wenn er an rauchige Esswaren erinnert. Wir präsentieren die Beispielsätze (16), (17)
und (18) aus dem flämischen Korpus.
Die Adjektive fruitgedreven, geelfruitig, bloemig, toasty, gerookt und nootachtig kommen in
den flämischen Weinbeschreibungen weniger oft vor. Bloemig und toasty sind Derivate der
Substantive „bloem“ und „toast“, die in Eerste hulp bij wijn auftreten. Darin deutet Hamersma
(o.J.) darauf hin, dass „bloemen“ in Zusammenhang mit „floraal“ steht und im Bouquet des
Weines vorkommt. Das Substantiv „toast“ bespricht er eingehend wie folgt:
„Geuromschrijving die vaak wordt gebruikt bij chardonnays die op eikenhout gelagerd zijn
geweest. Ook een aanduiding uit de wereld van de wijnvatenmaker: toasting. […] Afhankelijk
daarvan krijgt de opgeslagen wijn een extra ‘gerookte’ smaakimpressie mee” (Hamersma, o.J.).
Aus diesen Bezeichnungen lässt sich folgern, dass nicht nur bloemig und floraal, sondern auch
toasty und gerookt typische niederländische Weinbegriffe darstellen. Diese Studie betrachtet
auch fruitgedreven und geelfruitig als weinsprachlich, denn sie stehen in enger Beziehung mit
dem Adjektiv fruitig.
Zuiver und puur sind die einzigen niederländischen Adjektive im Korpus, um die Reintönigkeit
des Weines zu beschreiben. Sie sind in Eerste hulp bij wijn nicht aufgenommen. Intens und
delicaat sind Beispiele aus dem flämischen Korpus, um die Geruchsintensität zu bezeichnen.
Auch sie kommen in Eerste hulp bij wijn nicht vor. Daraus können wir schließen, dass diese
Adjektive wahrscheinlich zu wenig spezifisch sind, um als Weinsprache angesehen werden zu
können.
(16) Wat later komen rokerige tonen opzetten en opnieuw een licht fruitige
karamel. (Nl. 17)
(17) De neus is floraal met aroma's van lentebloesem, appel en citrus. (Nl. 18)
(18) In de neus fruitig, licht rijpe appel en kweepeer met een volheid, maar vooral
frisse strakke zuren. (Nl. 34)
4.2.1.3 Geschmack
Im Korpus kommen sehr oft Beschreibungen des Geschmacks vor. Sie können in der Regel
drei Geschmacksrichtungen (bitter, sauer und süß) andeuten, und zwar werden sie in der
58
Weinsprache als Tannine, Säuregehalt und Süße angegeben. Im Deutschen werden
beispielsweise die gustatorischen Adjektive frisch und lebendig verwendet, um den
Säuregehalt zu umschreiben (siehe Beleg (19)). Das Adjektiv frisch bezeichnet Althaus (2006:
93) als „mit genügend Kohlensäure; von gut ausgebauten jungen Weinen und von älteren, die
sich die Frische bewahrt haben“. Das Wein-Plus-Glossar von Tischelmayer (o.J.) definiert es
als eine „Beschreibung für den Geschmack oder Geruch eines Weines im Rahmen einer
Weinansprache“. Dies kann sich auf einen hohen Säuregehalt (Weinsäure) und/oder auf die
prickelnde Kohlensäure beziehen, wobei dann die zutreffende Bezeichnung eher „spritzig“ ist
(Tischelmayer o.J.). Das Adjektiv lasse sich aber schwer definieren, weil es nur im Kontext
der Beschreibung aussagekräftig ist (Tischelmayer o.J.).
Die deutschen gustatorischen Adjektive herb und zartbitter beziehen sich auf den Tanningehalt
eines Weines. Ein Beispiel ist (20). Auffallend ist, dass Althaus (2006: 70) das Adjektiv bitter
beschreibt als „wie gemeinsprachlich bitter“. Er scheint also der Meinung zu sein, dass dieses
Adjektiv nicht speziell zur Weinsprache gehört. Laut Althaus (2006: 107) bedeutet das
Adjektiv herb darüber hinaus „mit hervortretendem Gerbstoffgehalt“ und wird es vorwiegend
für die Beschreibung von Rotweinen, seltener für die Beschreibung von Weinen mit hoher bis
zu hoher Säure, verwendet. Das kann der Grund sein, warum dieses Weinadjektiv nur zweimal
in den deutschen Beschreibungen der Weißweine vorkommt. Auch dem Wein-Plus-Glossar
von Tischelmayer (o.J.) zufolge wird herb bei tanninbetonten, adstringierenden Rotweinen
gebraucht, aber Tischelmayer (o.J.) bemerkt ebenfalls, dass es sich auch um eine „Bezeichnung
für einen sehr trockenen, säurebetonten Weißwein“ handeln kann. Herb habe beim Stillwein
aber keine weingesetzliche Bedeutung und bietet im Gegensatz zu den weingesetzlichen
Begriffen keinerlei Rückschluss auf den Restzuckergehalt. Ebenso inoffiziell sei der in
Deutschland übliche Begriff feinherb, das auch in unserem Korpus auftritt. Diese Adjektive
sagen mit anderen Worten nicht viel über den Inhalt des Weines aus (Tischelmayer o.J.).
Ein trockener oder getrockneter Wein ist das Gegenteil eines süßen oder kandierten Weins. Im
Beleg (21) wird also auf den Süßgehalt des Weines verwiesen. Trocken hat Althaus (2006:
161) zufolge mehrere Bedeutungen, und zwar erstens „ohne Frische, oft mit Fass- und
Altersgeschmack“, zweitens „von unangenehmem, unharmonischem Eigengeschmack,
gerbstoffreich“ und drittens „durchgegoren, ohne Süße, alkoholreich“ (Althaus 2006: 161). Es
ist annehmbar, zu sagen, dass die Adjektive frisch und trocken eine weinspezifische Bedeutung
59
haben, weil diese Adjektive von Althaus (2006: 61-185) als typische Weinwörter betrachtet
und definiert wurden und im Korpus auch immer auf diese Weise verwendet werden.
(19) Lecker und trinkstark ist der kristallklare Nackenheimer Riesling Kühling-
Gillot vom Roten Schiefer und transportiert tabakige [sic] Steinaromen, die in
ein wunderbares Spiel mit der lebendigen Säure und dem schlanken
Körper treten. (Dt. 48)
(20) Im Geschmack zeigt er sich dann mit einer fest geflochtenen, sehr trockenen
Frucht, die herbe mineralische, hefige und fein-pfeffrige Noten mit sich
bringt. (Dt. 46)
(21) Der trockene Grauburgunder des Jahrgangs 2012 tritt sehr elegant auf. (Dt. 6)
In den flämischen Beschreibungen sind gustatorische Adjektive beispielsweise fris und
verfrissend (siehe Beleg (22)). Beide Adjektive bezeichnen den Säuregehalt des Weines. Das
weinspezifische Glossar Eerste hulp bij wijn bestätigt, dass fris vor allem in Bezug auf
Weißweine gebraucht wird und meistens den Geschmack des Weines, und speziell dessen
Säure betrifft. Was die anderen Geschmacksrichtungen angeht, gibt es im flämischen Korpus
zum Beispiel keine Adjektive, die die Tannine eines Weines beschreiben. „Tannine“ auf
Niederländisch bedeutet gemäß Hamersmas (o.J.) Eerste hulp bij wijn die Bitterkeit in
Rotweinen. Das könnte erklären, warum im flämischen Korpus keine Beschreibungen der
Tannine dargestellt werden. Beschreibungen des Süßegrades finden wir in den flämischen
Weinbeschreibungen schon, darunter droog, zoet und lichtzoet. Nach Auffassung von
Hamersma (o.J.) wird droog denn auch für Weißweine, in denen keine Süße zu entdecken ist,
verwendet. Zoet behandelt er nicht, vielleicht weil das Adjektiv allgemeinsprachlich ist, und
lichtzoet ebenfalls nicht. Bei (23) aus dem flämischen Korpus werden sowohl der gustatorische
Süße- als auch der Säuregrad des Weines wiedergegeben.
(22) De aanzet in de mond is vrij romig en vol, maar goed gecounterd door een fris
zuurtje. (Nl. 14)
(23) De smaak is fijn met een heerlijk evenwicht tussen zoete en frisse tonen.(Nl.
15)
60
Darüber hinaus unterscheiden wir als semantische Unterkategorien des Geschmacks den
Abgang, die Textur, den Körper, die Harmonie und den Alkohol des Weines. Adjektive aus
den deutschen Weinbeschreibungen, die den Abgang beschreiben, sind zum Beispiel lang und
mittellang. Ein Beispiel einer solchen Beschreibung auf Deutsch ist (24). Erwähnenswert ist,
dass wir ferner im deutschen Korpus sowohl langanhaltend als auch lang anhaltend begegnen.
Gemäß dem Wein-Plus-Glossar kann das Adjektiv für den Geschmackseindruck lang sich „auf
den Abgang (zeitlich lange anhaltender Geschmack eines Weines nach dem
Hinunterschlucken) oder auf die Haltbarkeit (Langlebigkeit) des Weines beziehen“.
Adjektive wie saftig, cremig oder rund stellen die Textur des Weines im Deutschen dar. Der
Beleg (25) beschreibt unter anderem die Textur des Weines. Beschreibungen der Textur ähneln
jenen zur Beschreibung des Körpers und sind deswegen nicht einfach auseinanderzuhalten.
Das Wein-Plus-Glossar weist darauf hin, dass „eine ‚gute Textur‘ bedeutet, dass der Wein
cremig (weich) und konzentriert auf der Zunge liegt“. Die Kriterien seien dabei unter anderem
die Viskosität oder Zähflüssigkeit eines Weines, aber dies kann wiederum Anlass zur
Verwirrung geben, weil das Glossar ebenso darauf hindeutet, dass „beim Wein diese
Zähflüssigkeit als Körper ausgedrückt [wird]“ (Tischelmayer o.J.). Wenn wir zum Vergleich
das Kleine Wörterbuch der Weinsprache von Althaus (2006: 61-185) heranziehen, sorgt das
ebenfalls nicht für Klarheit, denn Althaus (2006) behandelt nur das Substantiv „Körper“ und
nicht die „Textur“ eines Weines. Eine mögliche Erklärung wäre, dass das Substantiv „Textur“
ein relativ neuer Begriff in der Weinsprache ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach zielen „Körper“
und „Textur“ also auf dieselbe Eigenschaften eines Weines hin, aber wirkt der Begriff Textur
zeitgemäßer als Körper. Der Einfachheit halber werden sie also als Synonyme verwendet. In
den deutschen Weinbeschreibungen wird der Körper oder die Textur eines Weines unter
anderem anhand vom Adjektiv körperreich bezeichnet. Ein körperreicher Wein hat Althaus
(2006: 115) zufolge viel Extrakt. Weinsprachlich werden die Adjektive kräftig, voll,
vollmundig und füllig als Synonyme für körperreich benutzt (Althaus 2006: 115) (siehe Beleg
(26)).
Weine werden bei einer Prüfung auch anhand von ihrer Harmonie bewertet. Laut Althaus
(2006: 105) geht es hierbei um ein „angenehmes Verhältnis aller Bestandteile des Weines
zueinander“. Das Adjektiv harmonisch wird denn auch bei Weinen, die ausgeglichen sind,
besonders auf das Verhältnis von Süße, Säure, Extrakt und Alkohol, gebraucht (Althaus 2006:
61
105). Das Wein-Plus-Glossar gibt eine ähnliche Beschreibung: „Unter Harmonie bzw.
harmonisch wird bei einer Weinansprache das positive Zusammenwirken von Geruch und
Geschmack verstanden“ (Tischelmayer o.J.). Ein verwandter Begriff sei „ausgewogen“.
Sowohl harmonisch als auch ausgewogen kommen in den deutschen Weinbeschreibungen vor.
Wir nennen den Beleg (27).
Wir haben in der qualitativen Analyse der Beschreibungen des Geruchs und Geschmacks schon
bemerkt, dass kräftig sich auf die Intensität des Geruchs und den Körper des Weines beziehen
kann. Darüber hinaus wird dieses Adjektiv auch verwendet, um den Alkoholgehalt eines
Weines zu bezeichnen. Dies lässt sich anhand des Beispiels (28) belegen. Das Pendant von
kräftig ist leicht. Wenn ein Wein leicht ist, wird damit gemäß Althaus (2006: 120) ein „extrakt-
und alkoholarm[er] [Wein]“ gemeint. Seit dem 19. Jahrhundert sei das Adjektiv auch für Wein
üblich, vor allem auf den Alkoholgehalt bezogen (Althaus 2006: 120).
Wie schon im vorigen Abschnitt erwähnt wurde, ist das deutsche Adjektiv fein mehrdeutig, vor
allem in der Weinsprache. In manchen Fällen wird das Adjektiv vom Autor verwendet, um
seine Geschmackseindrücke des Weines, wie zum Beispiel die Textur, zu beschreiben, wie bei
(29).
(24) Am Gaumen umspielen die verführerischen Aromen die Geschmacksnerven,
ehe der Wein in einem langen Abgang endet. (Dt. 62)
(25) Denn am Gaumen tritt er nicht nur saftig, rund und mit satter Struktur auf,
sondern zeigt auch sogleich eine schöne Cremigkeit. (Dt. 3)
(26) Am Gaumen schön füllig, seidig, elegant und finessenreich, angenehm milde
Säure, schöne Frucht, feinwürzig und lang anhaltend. (Dt. 50)
(27) Die saftige Säure des Rieslings und des Sauvignon blancs wird durch die
milde Säure des Chardonnays ausbalanciert und somit zu einem harmonischen
Trinkgenuss - auch für das zweite Glas. (Dt. 8)
(28) Gewachsen auf Böden mit gebietstypischem Devon-Schiefer tut sich dieser
kräftige Riesling durch seine angenehme Säure und reife, harmonische
Struktur mit schöner Balance hervor. (Dt. 36)
(29) Am Gaumen zeigt dieser Weißburgunder eine angenehm knackige Säure, mit
feiner Fruchtsüße im Nachhall. (Dt. 4)
62
Im flämischen Korpus gibt es auch weitere semantische Unterkategorien, um den Geschmack
des Weines zu beschreiben. Adjektive aus den flämischen Beschreibungen, die den Abgang
eines Weines beschreiben, sind lang, finaal, langdurig und middellang. Meistens kommen sie
in Kombination mit dem Substantiv „afdronk“ vor, wie zum Beispiel im Beleg (30). Das
Substantiv „afdronk“ kommt in Eerste hulp bij wijn vor und wird als Synonym für „finish“ und
„finale“ gesehen. Was die Beschreibungen für den Abgang der Weine betrifft, wird also nur
finaal als weinsprachlich betrachtet.
Auch bei den niederländischen Weinbeschreibungen ist es nicht immer klar, welche Adjektive
zum Feld der Textur und welche zum Feld des Körpers gehören. Wir besprechen diese
Adjektive im Folgenden also zusammen. Im Niederländischen spricht man zum Beispiel von
vol, sappig, rond oder romig, wenn es um die Textur und den Körper geht. Diese
niederländischen Adjektive sind mit den jeweiligen deutschen vergleichbar, sind aber nicht in
Eerste hulp bij wijn aufgenommen. Das Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ bemerkt, dass
sappig sich auf Pflanzen und Früchte bezieht und dass romig für Dinge, die an die Farbe und
den Geschmack von Sahne erinnern, verwendet wird, aber diese Adjektive scheinen nicht
speziell zur Weinsprache zu gehören. Die niederländischen Adjektive vol und rond kommen
im Satz (31) vor. Diese beiden Adjektive treten im allgemeinsprachlichen Wörterbuch ‚Dikke
Van Dale Online‘ auf, aber es wird keine weinspezifische Bedeutung aufgenommen.
Bemerkenswert ist außerdem, dass es im Niederländischen kein äquivalentes Adjektiv für das
deutsche Adjektiv körperreich, das sich auf die Beschreibung des Körpers eines Weines
bezieht, gibt. Wir besprechen auch kurz das Adjektiv pétillant, weil Hamersma (o.J.) es
aufgenommen hat. Es wird aus dem Französischen entlehnt und bezeichnet die Textur eines
Weines. Es bedeutet „lichtsprankelend, zacht mousserend“ und wird hier als einen typischen
Weindeskriptor angesehen. Bei (32) muss man aber bemerken, dass das Adjektiv in dieser
Beschreibung nicht gebraucht wird, um die Textur wiederzugeben, sondern das Aussehen des
Weines betrifft.
Im Niederländischen werden für die Beschreibung der Harmonie im Glas die dem Deutschen
ziemlich ähnliche Adjektive evenwichtig und harmonieus gebraucht (siehe Beleg (33)).
Darüber hinaus handelt es sich beim Adjektiv alcoholisch deutlich um den Alkoholgehalt, wie
63
bei (34) zu sehen ist. Eerste hulp bij wijn widmet dem Substantiv „alcohol“ Aufmerksamkeit
und erläutert, dass Alkohol die Grundlage für einen Wein bildet (Hamersma o.J.).
Das flämische Korpus zählt auch einige Zweifelsfälle. Wie im Deutschen, ist das Adjektiv
krachtig auf Niederländisch sowohl eine Bezeichnung des Körpers als jene des Alkoholgehalts.
Des Weiteren kann das Adjektiv rijp sich sowohl auf die Textur als auch auf den Alter des
Weines beziehen. Obwohl das Adjektiv rijp nicht von Hamersma (o.J.) aufgenommen wird
und es demzufolge annehmbar wäre, es als nichtweinspezifisch einzustufen, widmet das
Wörterbuch ‚Dikke Van Dale Online‘ dem Adjektiv trotzdem eine auf Wein bezogene
Definition, und zwar „geheel uitgegist, belegen, geschikt om gedronken te worden“. Daraus
können wir schließen, dass das Adjektiv rijp auf Niederländisch oftmals weinsprachlich
benutzt wird.
(30) Smakelijke en gebalanceerde zuren die resulteren in een middellange afdronk.
(Nl. 20)
(31) In de mond vol en rond met een mooi spel tussen de frisse zuren en het fruit.
(Nl. 25)
(32) Heldere gele kleur met een beetje pétillant. (Nl. 2)
(33) In de smaak komen de buitengewone frisheid en de zuurtjes terug die zeer
harmonieus en in balans zijn. (Nl. 58)
(34) Alcoholische gisting in roestvrij stalen kuipen onder temperatuurcontrole
(frisheid). (Nl. 41)
Es ist allerdings bemerkenswert, dass Adjektive, die dem Substantiv „Wein“ vorangestellt sind,
auf Deutsch nicht immer attributiv benutzt werden, sondern auch als erstes Teil eines
Nominalkompositums mit als zweitem Teil das Substantiv „-wein“ benutzt werden können
(Stuyckens 2010: 157). Da sie zu einer anderen Wortart, nämlich der Substantive, gehören,
wurden sie in dieser Studie nicht mit einbezogen. Die Substantive „Weißwein“ und „Rotwein“
in (35) und (36) sind Beispiele dieser Nominalkomposita aus dem Korpus. Ein Weißwein ist
Althaus (2006: 61-185) zufolge ein „ausschließlich aus Weißweintrauben hergestellter Wein,
unabhängig von der Farbe, wenn die Art typisch ist wie bei blassrotem Elbling“ (Althaus 2006:
171). In den deutschen Weinbeschreibungen werden mehrfach Nominalkomposita verwendet.
So haben wir beispielsweise sowohl die vanillige Note (siehe (37)) als auch die Vanillenote
64
(siehe (38)) gefunden. Beachtenswert ist auch das Nominalkompositum Fruchtnoten bei (38).
Der attributive Gebrauch fruchtige Note kommt im Korpus ebenfalls vor.
(35) Der eher säuremilde aber körperreiche Weißwein wird sowohl im großen
Holzfass als auch im Edelstahltank ausgebaut. (Dt. 17)
(36) Hier gehört die Cantina Tramin zu den besten Produzenten für sortentypische
Weiß- und Rotweine. (Dt. 23)
(37) Die rauchigen, holzigen und vanilligen Noten des Holzfasses verleihen dem
Grauburgunder Struktur und Kraft, ohne dabei die Frucht zu überlagern. (Dt.
14)
(38) Im Bukett deutliche Fruchtnoten von Ananas, Pfirsich und Birne, dazu eine
zartwürzige Vanillenote. (Dt. 53)
4.2.2 Evaluative Adjektive
Im Korpus kommen Adjektive vor, die sich explizit auf die subjektive Meinung des Weinautors
in der Weinbeschreibung beziehen. Beispielsätze aus dem deutschen Korpus von
Beschreibungen, die die häufigsten evaluativen Adjektive enthalten, sind (39) und (40). Gut,
schön und hervorragend stellen im deutschen Korpus am häufigsten ein subjektives Urteil des
Autors dar, gefolgt von herrlich, wunderbar und ideal. Gut bedeutet „reintönig, einwandfrei,
im 19. Jh. gut und sehr gut als wertende Prädikate für Wein“ (Althaus 2006: 104). Schön gilt
für einen „einwandfrei[en], harmonisch[en] [Wein], von geringer bis mittlerer Qualität[.] […]
Auf Preislisten wird schön häufig für gute bis höchste Qualitäten gebraucht, meist als Attribut
wie bei schöne Art, Reife oder Frucht“ (Althaus 2006: 149). Obwohl die Adjektive gut und
schön in der Wortliste von Althaus (2006: 61-185) aufgenommen sind, geht er nicht besonders
auf diese Adjektive ein. Wir wissen aber anhand der Definitionen, dass man mithilfe dieser
Adjektive den Wein auf jeden Fall wegen seiner hohen Qualität loben will. Das Adjektiv
hervorragend bespricht Althaus (2006) überhaupt nicht. Keines dieser drei evaluativen
Adjektive kommt zudem im Wein-Plus-Glossar vor, aber das lässt sich dadurch erklären, dass
die Begriffe in der Allgemeinsprache ziemlich oft vorkommen.
(39) Der trockene Guts-Riesling vom Weingut Schäfer-Fröhlich kann sich sehen
lassen, denn er hat alles, was ein guter Basis-Riesling braucht: Eine
65
feinfruchtige Nase mit Aromen von Apfel, Zitrusfrüchten und Pfirsich, gepaart
mit einer guten Mineralität. (Dt. 26)
(40) Herrlich frisch und mit einem schönen Frucht-Säurespiel ist er ein guter Wein
für jeden Tag. (Dt. 37)
In den flämischen Weinbeschreibungen finden wir am häufigsten die evaluativen Adjektive
goed und mooi, manchmal sogar im selben Satz der Beschreibung, wie bei (41). Auch
aangenaam, uitzonderlijk, heerlijk und allerbest kommen im flämischen Korpus mehrfach vor.
Keine dieser evaluativen Adjektive sind in Eerste hulp bij wijn aufgenommen, wahrscheinlich
weil es allgemeinsprachliche Wörter sind. Diese Adjektive wurden von den Weinglossaren
nicht besprochen, und wir nehmen deswegen an, dass sie in den Weinbeschreibungen eine
gemeinsprachliche Bedeutung haben. Das Adjektiv fijn (siehe (42)) kann auf Niederländisch,
wie fein auf Deutsch, mehrere Bedeutungen haben. ‚Dikke Van Dale Online‘ zufolge kann es
einerseits synonym für „qualitätsvoll“ („van uitmuntende kwaliteit, zowel met het oog op de
samenstelling als op de bewerking en de innerlijke eigenschappen”) sein und also eine
evaluative Funktion haben. In diesem Fall hat es Gemeinsamkeiten mit dem evaluativen
Adjektiv verfijnd (siehe (43)). Andererseits kann fijn “aus kleinen Bestandteilen bestehend”
(„uit kleine deeltjes of onderdelen bestaand of samengesteld”) heißen (‚Dikke Van Dale
Online’). Die zweite Bedeutung lässt sich vielleicht am besten anhand des verwandten
Adjektivs ragfijn erkennen, das auch im flämischen Korpus vorkommt (siehe (44)) und laut
des Wörterbuchs ‚Dikke Van Dale Online‘ „zo fijn als een rag, uitermate fijn“ bedeutet. Es
wird dann nicht als wertenden Deskriptor eines Weines benutzt, sondern hat eine beschreibende
Funktion.
(41) Waes wit is een frisse en evenwichtige wijn, elegant met een goede structuur en
een mooie lengte. (Nl. 27)
(42) Zeer fijne en elegante aroma’s in de neus. (Nl. 70)
(43) Een verfijnde blend met subtiele bloemenaroma's. (Nl. 38)
(44) Een harmonieus samenspel met ragfijne zuren en een ellenlange karaktervolle
finale. (Nl. 3)
In unserem Korpus kommen Adjektive vor, die die Satzaussage betonen oder verstärken, die
von López Arroyo & Roberts (2016: 379-397) als Merkmal für einen subjektiven oder
66
evaluativen Stil bezeichnet werden. Beispiele solcher Adjektive im deutschen Korpus sind
echt, besonders und extrem. Sie kommen unter anderem in den Sätzen (45) und (46) vor.
(45) Einfach vom ersten bis zum letzten Tropfen ein echter Genuss. (Dt. 59)
(46) Ein sehr feiner Wein der durch die Mineralität besonders frisch und
elegant wirkt. (Dt. 30)
Im flämischen Korpus sind solche evaluative Adjektive zum Beispiel echt, extra und erg. Wir
nennen im Niederländischen die Beispiel (47) und (48) aus dem Korpus.
(47) Door de 9 maanden houtlagering heeft de wijn complexe aroma's ontwikkeld
die erg goed samengaan met de eerder ingetogen aroma’s eigen aan
Chardonnay. (Nl. 8)
(48) De druiven waren aangetast met de funghi botrytis cinerea waardoor men de
‘nobele rotting’ bekomt. Dit fenomeen maakt dat de suikers in de druiven
extra geconcentreerd worden. (Nl. 5)
Neben diesen Verstärkungen seien auch Superlative Hinweise auf die subjektive und evaluative
Natur der Weinbeschreibungen (López Arroyo & Roberts 2016: 380). López Arroyo & Roberts
(2016: 380) ordnen unter Superlativen nicht nur die Superlative im grammatischen Sinn des
Wortes ein, wie zum Beispiel beste, bekannteste, bedeutendste und älteste aus dem deutschen
Korpus (siehe Beleg (49) und (50)), sondern auch Wörter, die eine Intensität ausdrücken, wie
unwiderstehlich und ungemein (siehe (51)) oder den Wein als unvergleichlich einstufen, wie
etwa klassisch und erstklassig. Weil es Derivate sind, kommen die hier erwähnten Superlative
meistens nicht in dieser Form im Korpus vor.
(49) Er besteht zu 3/4 aus Sauvignon Blanc und 1/4 aus Chardonnay- die mitunter
bedeutendsten Rebsorten der Welt. (Dt. 11)
(50) Die Trauben des Markus Schneider Sauvignon Blanc stammen aus
seinem besten und ältesten Sauvignon-Blanc-Weinberg. (Dt. 15)
(51) Eine perfekte Balance aus quicklebendigem Charakter und beeindruckender
Aromatik nach Stachelbeere, Melone und frisch gepflücktem Apfel macht
diese Cuvée so unwiderstehlich. (Dt. 8)
67
Im flämischen Korpus stellen wir beispielsweise die Superlative beste, allerbeste, bekendste,
befaamdste und mooiste als evaluative Deskriptoren fest. Auch sie werden nicht in dieser Form
in der Liste von niederländischen Adjektiven des Korpus präsentiert. Deswegen schließen wir
im Folgenden den Beleg (52) an. Des Weiteren drückt das Adjektiv onmiskenbaar eine
bewertende Intensität vonseiten des Weinkritikers aus. Uitzonderlijk und buitengewoon sind
Beispiele von Verstärkungen aus dem flämischen Korpus und werden bei (53) und (54) in
deren Kontext wiedergegeben.
(52) Wijnen creëren op de allerbeste terroirs door een zeer nauwkeurige
perceelselectie zou de Languedoc naar een hoger niveau moeten tillen en tot
de befaamdste wijnregio's van Frankrijk doen behoren. (Nl. 81)
(53) De elegantie van Pinot Blanc en de kracht van Chardonnay zijn een
uitzonderlijke match. (Nl. 51)
(54) De pure passie voor het maken van uitzonderlijke wijnen begint bij het
plukken en persen van enkel de aller-allerbeste druiven en een buitengewone
aandacht voor het fruit. (Nl. 69)
4.2.3 Deskriptive Adjektive
Wie im theoretischen Teil erwähnt, nennen deskriptive Adjektive auf eine mehr oder weniger
objektive Art und Weise Eigenschaften von Dingen durch deren Beziehungen zu anderen
Dingen, wie unter anderem die Herkunft des Weines oder Beschreibungen in Bezug auf Ort
und Zeit, wie zum Beispiel französisch, heimisch oder neu aus dem deutschen Korpus.
Beispielsätze sind (55) und (56). Bei (56) lässt sich erkennen, dass deskriptive Adjektive vor
allem in Beschreibungen des Prozesses des Weinanbaus gefunden werden. Nahezu keine in
dieser Studie gefundenen deskriptiven Adjektive werden von Althaus (2006: 61-185)
dargestellt oder definiert. Wir gehen denn auch davon aus, dass es keine weinspezifischen
Adjektive sind.
(55) Der Chardonnay gehört ohne Zweifel zu den edelsten Weißweinsorten der Welt.
Nicht zuletzt deshalb wird er zur Herstellung des französischen Champagners
neben den beiden blauen Traubensorten verwendet. (Dt. 10)
68
(56) Dabei handelt es sich zu 70% um zweit- und drittgenutze Fässer aus Troncais-
Eiche und zu 30% um traditionelle Holzfässer aus neuer, heimischer Eiche. (Dt.
29)
Die Adjektive Frans und inheems beziehen sich im Niederländischen auf die Herkunft eines
Weines oder eines anderen Objektes (siehe Beleg (58)). Im Beleg (57) sind verspreid und
uitgestrekt darüber hinaus deskriptive Adjektive, die etwas über das Weingebiet aussagen. Das
Adjektiv centraal in Centraal Massief und das Adjektiv Atlantisch in Atlantische Oceaan sind
auch deskriptive Adjektive, aber hier handelt es sich um feste Verbindungen.
Nieuw und eiken bei (58), aber auch eikenhouten und handgeplukt sind weitere Beispiele von
deskriptiven Adjektiven auf Niederländisch. Deskriptive Adjektive werden im Korpus
meistens verwendet, um Fakten auszudrücken, im Beispiel (58) nämlich über die Fässer, die
im Prozess der Gärung benutzt wurden, und beinhalten in der Regel keinen bewertenden
Faktor.
(57) Vanaf het Centraal Massief tot aan de Atlantische Oceaan is le Sud-Ouest
een lappendeken van verspreide appellations in een uitgestrekt gebied
van landbouwgronden en wijngaarden met inheemse druivenvariëteiten. (Nl.
44)
(58) Vergisting volledig op Franse eiken vaten, 50% nieuwe vaten. (Nl. 67)
4.2.4 Metaphorische Adjektive
Die am häufigsten vorkommende adjektivische Metapher ist elegant, sowohl in den deutschen
als auch in den flämischen Weinbeschreibungen. (59) und (64) stellen Beispielsätze aus dem
Korpus in den beiden Sprache dar. In der ursprünglichen, nichtmetaphorischen Bedeutung,
bezieht sich das Adjektiv elegant auf die äußere Erscheinungsform einer Person. Althaus
(2006: 84) nimmt in seiner Wortliste das metaphorische Adjektiv elegant auf. Er beschreibt die
Bedeutung folgendermaßen: „Von feiner Beschaffenheit; wird weinsprachl. für leichtere
Weine gebraucht, die feine Geruchs- und Geschmackstoffe besonders harmonisch verbinden.
Sie weisen bei wenig Alkohol und Extrakt meist eine feine Säure und Kohlensäure auf“
69
(Althaus 2006: 84). Aus dieser Definition lässt sich folgern, dass elegant im Laufe der Zeit
eine weinspezifische Bedeutung bekommen hat.
Wir besprechen hier auch kurz das Adjektiv leichtfüßig, das im Beleg (59) dargestellt wird,
weil es in der Regel nicht mit Wein, sondern vor allem mit einer Art von Bewegungen, den
Schritten oder dem Gang von Menschen verbunden wird. In diesem Fall kann es also auch als
eine Metapher eingestuft werden.
Weitere Beispiele von Metaphern aus dem deutschen Korpus sind sommerlich, gesund,
schlank, alt, jung, charmant und kristallklar. Außer sommerlich und kristallklar nehmen all
diese Adjektive Bezug auf menschliche Eigenschaften. Auf den ersten Blick könnte man das
Adjektiv lebendig im Beispiel (60) zur semantischen Kategorie der Metaphern hinzufügen,
aber es wird in der Weinsprache nicht immer als Metapher gesehen. Althaus (2008) hat diesen
Deskriptor in seiner Liste des Wortschatzes des Weinkenners mit einbezogen. Mit der
Bezeichnung meine man vor allem “jugendlich, mit fruchtiger Säure und Kohlensäure;
aufgrund dieser Eigenschaften von Weinfachleuten auch mit ‚ausdrucksvoll‘ und ‚belebend‘
gleichgesetzt“ (Althaus 2008: 119). Dass ein lebendiger Wein auch „jugendlich“ sein kann, ist
aber ein Beweis dafür, dass dieses Adjektiv immer noch metaphorisch geprägt ist. Jugendlich
kommt außerdem im deutschen Korpus vor und bezieht sich in der Regel auf den Altersstufe
oder die Ausstrahlung eines jungen Menschen (Duden). Darüber hinaus finden wir in Althaus
(2006: 111) eine Definition für das Adjektiv jung aus dem deutschen Korpus: „unfertig, leicht
getrübt, mit vielen Kohlensäure, […] ohne Reife und Harmonie“ (Althaus 2006: 111). Wie ein
Mensch, solle ein junger Wein noch wachsen, denn er stehe noch am Anfang seiner
Entwicklung (Tischelmayer o.J.).
Wie auch Lehrer (2009: 29) in ihrer Studie gezeigt hat, kommen in der Weinsprache Metapher
aus dem Bereich des Alters vor. Der Alter ist die Anzahl der Lebensjahre (Duden) und kann
also als eine Unterkategorie der anthropomorphischen Metapher gesehen werden. Die
bedeutendsten Beispiele aus dem deutschen Korpus sind die Adjektive jung und alt.
Das metaphorische Adjektiv gesund heißt „ohne Mangel oder Fehler, im 19. Jh. ‚mannbar und
regelrecht gehalten‘, genussreif und in gutem Zustand“ (Althaus 2006: 101). Obgleich das
Adjektiv gesund auf den ersten Blick nicht als Weindeskriptor erscheint, sondern eher mit dem
70
körperlichen, psychischen und geistigen Wohlbefinden eines Menschen (Duden) assoziiert
wird, wurde es trotzdem im Kleinen Wörterbuch der Weinsprache erwähnt. Die bisherigen
Ausführungen mit metaphorischen Adjektiven könnten auf eine Tendenz in der Weinsprache
in Bezug auf Metaphern, die auf einen menschlichen Kontext anspielen, hindeuten.
Adjektive, um den Körper des Weines auszudrücken, werden Lehrer (2009: 25) oft mit dem
Bereich der Größe, des Gewichts und der Stärke verbunden. Das ist auch in unserem Korpus
der Fall. Adjektive wie kräftig, mittelkräftig und stark sind Beispiele solcher Adjektive aus
dem deutschen Korpus.
Erwähnenswert bei (60) ist das Adjektiv tabakig. Das Wein-Plus-Glossar sieht Tabak als eine
Beschreibung für das Aroma eines Weines. Dafür sei der Aromastoff Megastigmatrienon
verantwortlich, der zu einem würzigen Geruch bzw. Geschmack eines Weines führt
(Tischelmayer o.J.). Wir können ohne Übertreibung behaupten, dass das Adjektiv tabakig vom
Substativ des Tabaks abgeleitet wurde und vom Weinkritiker neu gebildet wurde.
Das Adjektiv sommerlich wird im Allgemeinen zum Beispiel in Verbindung mit
„Temperaturen“, „Gewitter“ oder „Tag“ benutzt, wie bei (62). Im Beleg (63) dahingegen, wird
gezeigt, dass dieses Adjektiv in manchen Weinbeschreibungen auf außergewöhnliche Art und
Weise verwendet werden kann, denn in diesem Beispiel verweist sommerlich auf den
besprochenen Wein.
Die Metapher kristallklar tritt in den deutschen Weinbeschreibungen darüber hinaus auch
ziemlich oft auf. Althaus (2006: 116) sieht es als Synonym für „kristallhell“ und als höchste
Stufe der Klarheit. Es lässt sich also behaupten, dass dieses metaphorische Adjektiv in der
Weinsprache ein eingebürgerter Ausdruck geworden ist.
(59) Dabei ist er elegant und frisch, wirkt sehr leichtfüßig und weist dennoch eine
gut integrierte Holzstütze auf. (Dt. 33)
(60) Lecker und trinkstark ist der kristallklare Nackenheimer Riesling Kühling-
Gillot vom Roten Schiefer und transportiert tabakige [sic] Steinaromen, die in
ein wunderbares Spiel mit der lebendigen Säure und dem schlanken
Körper treten. (Dt. 48)
71
(61) Die frischen Aromen des Rieslings von reifem Apfel und Pfirsich duellieren auf
charmante Art mit den floralen Aromen des
Gewürztraminers, wie Rosenblüten und Holunderblüte. (Dt. 9)
(62) Der moderate Alkoholgehalt macht ihn zudem zu einem ausgezeichneten
Begleiter auch bei sommerlichen Temperaturen. (Dt. 49)
(63) Auf der Zunge Stachelbeere, Kiwi und Limette. Sehr frisch und sommerlich,
fast kühlend. (Dt. 32)
Für das Niederländische kommen neben elegant (siehe (64)) metaphorische Adjektive wie zum
Beispiel strak, soepel, wild, royaal, discreet, verleidelijk, lief, beschaafd und zwoel vor. Einige
dieser Beispiele sind Übertragungen von menschlichen Charakteristiken, wie etwa discreet,
verleidelijk, lief, beschaafd und zwoel, andere sind schwieriger einzuteilen. Bei (65) und (66)
wird wiedergegeben, wie die flämischen Weinautoren solche Adjektive in einem Satz
verwenden. Zwoel und verleidelijk spielen auf einen menschlichen Kontext an. In der
Weinsprache könnten sie als Adjektive, die auf sinnliche Verführung hindeuten, bezeichnet
werden. Wie im deutschen, spielt auch im flämischen Korpus die Mehrzahl der Metaphern auf
den menschlichen Kontext an, und zudem unter anderem auch aus dem semantischen Bereich
des Alters, einer Unterkategorie der menschlichen Metapher. Ein Beispiel eines Adjektivs des
Alters aus dem flämischen Korpus ist oud.
Auch im flämischen Korpus begegnen Adjektive aus dem Bereich der Größe, des Gewichts
und der Stärke für die Beschreibung des Körpers eines Weines, wie auch Lehrer (2009: 25)
gezeigt hat. In den flämischen Beschreibungen finden wir aus diesem Bereich zum Beispiel die
metaphorischen Adjektive krachtig, diep und zwaar.
(64) Stevige maar elegante start in de mond gevolgd door aroma’s van rijpe abrikoos,
perzik. (Nl. 12)
(65) Droge en elegante wijn met fijne zuren die de mond verleidelijk vullen. (Nl. 54)
(66) Auxerrois staat eerder bekend voor zijn lage aciditeit en zwoele afdronk. (Nl.
13)
72
73
5 DISKUSSION
In der Diskussion werden die Resultate der quantitativen und qualitativen Analyse des Korpus
auf dem Hintergrund der Ergebnisse der Literatur zur Weinsprache und den
Weinbeschreibungen dargestellt. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Hauptforschungsfrage
gelegt, nämlich Was sind die semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch
von Adjektiven zwischen deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen? Zuerst wird
auf die Häufigkeit der semantischen Kategorien der Adjektive in beiden Sprachen
eingegangen. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit dem Adjektivgebrauch in deutschen
und flämischen Weinbeschreibungen.
5.1 Häufigkeit der Adjektive in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen
Ein quantitativer Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive sowohl im Deutschen als
auch im Niederländischen überwiegen, obwohl in der Literatur auf den Mangel an
Beschreibungen für Geschmackswahrnehmungen hingedeutet wird (Normand 2002). Normand
(2002) hat in ihrer Untersuchung darauf hingedeutet, dass die Geschmackwahrnehmungen an
sich anhand von nur vier Grundqualitäten (Süße, Salz, Bitterkeit und Säure) beschrieben
werden können. Jede andere Beschreibung des Geschmacks werde aus den anderen
sensorischen Bereichen entlehnt (López Arroyo & Roberts 2014: 26). Eine Untersuchung der
sensorischen Beschreibungen wird also dadurch erschwert, dass die Adjektive aus dem Korpus
nicht eindeutig zu einer semantischen Kategorie gehören. Die Ergebnisse bestätigen jedoch den
Standpunkt von Paradis & Eeg-Olofsson (2013), dass Objekte sowohl in der Gemeinsprache
als auch in der Weinsprache am einfachsten mit Beschreibungen aus dem gustatorischen
Bereich verbunden werden.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben in ihrer Untersuchung nachgewiesen, dass
Beschreibungen des Geruchs im Allgemeinen länger und ausführlicher sind als jene des
Aussehens. Im Deutschen lässt dies sich anhand der quantitativen Ergebnisse bestätigen, im
Niederländischen aber nicht. Da ist die zweithäufigste sensorische Kategorie nämlich die
visuelle. In Übereinstimmung mit dem Ergebnis von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben
López Arroyo & Roberts (2016) festgestellt, dass die visuelle Kategorie in den
Weinbeschreibungen öfter weggelassen wird als die beiden anderen sensorischen Kategorien,
74
Geruch und Geschmack. Auf Deutsch wurden ähnliche Ergebnisse festgestellt, denn in den
deutschen Weinbeschreibungen kommen olfaktorische und gustatorische öfter als visuelle vor
(siehe Abbildung 3: S. 48). Die quantitativen Ergebnisse der flämischen Weinbeschreibungen
widersprechen der Hypothese von López Arroyo & Roberts (2016) allerdings.
López Arroyo & Roberts (2017) und Caballero & Paradis (2015) haben festgestellt, dass in der
Weinsprache viele Metaphern vorkommen. Aus den quantitativen Ergebnissen lässt sich aber
folgern, dass metaphorische Adjektive in beiden Sprachen am wenigsten häufig vorkommen
(siehe Abbildung 3: S. 48). Das heißt aber nicht, dass die Feststellung von López Arroyo &
Roberts (2017) widerlegt werden kann, denn nur die Abwesenheit von metaphorischen
Adjektiven könnte eine eindeutige Interpretation zulassen. Stuyckens (2010) hat zum Beispiel
in seinem Korpus sogar keine einzige Metapher gefunden. Sein Korpus wurde nicht aus
Weinbeschreibungen, sondern aus Texten der Gemeinsprache gesammelt. Daraus lässt sich
erkennen, dass die Weinsprache in der Regel mehr Metapher enthält als die Gemeinsprache.
5.2 Adjektivgebrauch in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen
5.2.1 Sensorische Adjektive
Anhand der Definitionen von deutschsprachigen und niederländischsprachigen Wörterbüchern
wird gezeigt, dass viele Adjektive in den Weinbeschreibungen eine andere, weinspezifische
Bedeutung erhalten als in der Allgemeinsprache, wie auch Althaus (2006) und López Arroyo
& Roberts (2014) in ihren Untersuchungen festgestellt haben. Der qualitativen Analyse
entnehmen wir, dass vor allem ein bedeutender Teil der frequenten sensorischen Adjektive des
deutschen Korpus in den Weinwörterbüchern vorkommt und infolgedessen in den deutschen
Weinbeschreibungen weinspezifisch benutzt wird.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 22) zeigen in ihrer Studie, dass das sensorische Vokabular
oftmals synästhetisch ist. Auch in Bezug auf unser Korpus ist es einzuräumen, dass viele
Adjektive in den deutschen und flämischen Weinbeschreibungen synästhetisch sind, wie zum
Beispiel das sensorische Adjektiv frisch bzw. fris, das sowohl auf den Geruchs- als auch auf
den Geschmackssinn anwendbar sein kann, und das Adjektiv kräftig bzw. krachtig, das auch
in unserem Korpus in mehreren Bereichen verwendet wird.
75
Lehrer (2009) vertritt den Standpunkt, dass Weinautoren sich immer neue Weindeskriptoren
ausdenken, sodass sie mit ihrer Weinbeschreibung den Leser nicht nur informieren, sondern
auch unterhalten. Dies lässt sich in unserem Beitrag teilweise bestätigen, denn es werden zum
einen im deutschen Korpus Neubildungen aus zwei Adjektiven, wie zum Beispiel salzig-
mineralisch, rauchig-vanillig, grün-pfeffrig, fein-pfeffrig, erdig-mineralisch und fruchtig-
duftig, festgestellt. Bei den niederfrequenten visuellen Adjektiven in den flämischen
Weinbeschreibungen werden zum anderen viele Komposita festgestellt, wie zum Beispiel geel-
groen, diepgoud, zachtgeel, und lichtgroen, die Ad-hoc-Bildungen für die Beschreibung der
Farbe eines Weines darstellen.
5.2.1.1 Visuelle Adjektive
Paradis (2010) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben festgestellt, dass der visuelle Aspekt
eines Weines in Weinbeschreibungen an erster Stelle farblich beschrieben wird. Unsere Studie
scheint auf ähnliche Ergebnisse hinzudeuten. Analog zu Paradis & Eeg-Olofsson (2013),
kommen wir zum Schluss, dass die Deskriptoren, um visuelle Empfindungen, und zwar vor
allem die Farbe, auszudrücken, aus der Gemeinsprache und aus der Weinsprache entlehnt
werden. Die Definitionen im Weinwörterbuch von Althaus (2006) lassen aber vermuten, dass
die Beschreibungen der Farbe in der Weinsprache eine eigene, auf Wein bezogene Bedeutung
erhalten.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben darüber hinaus darauf hingedeutet, dass wir Farben in
der Regel anhand von Objekten, die die Farbe besitzen, bezeichnen. Das Adjektiv strohgelb
aus dem deutschen Korpus und die Adjektive citroengeel und strogeel aus dem flämischen
Korpus beziehen sich beispielsweise auf das Objekt, das die Farbe besitzt. Da diese Objekte
aber oft als Substantive fungieren, können wir die Hypothese von Paradis & Eeg-Olofsson
(2013) anhand unserer Studie nicht bestätigen oder widerlegen.
5.2.1.2 Olfaktorische Adjektive
Im Allgemeinen wird das sensorische Vokabular, vor allem im olfaktorischen Bereich, als
unzureichend gesehen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013). Deswegen treten für die Beschreibung
der Gerüche eines Weines oft Deskriptoren, die für alle sensorischen Eindrücke verwendet
76
werden, die sogenannten synästhetischen Adjektive, auf. Auch im vorliegenden Korpus
kommen solche synästhetische Adjektive tatsächlich vor. Aus der qualitativen Analyse geht
zum Beispiel hervor, dass die Adjektive fein und rokerig sich sowohl auf den Geruch als auf
den Geschmack beziehen können.
Nach Auffassung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) sind olfaktorische Beschreibungen
hauptsächlich auf Ableitungen von Dingen, die den Geruch hervorrufen, oder den Quellen des
Geruchs gegründet. Paradis (2010: 7) bemerkt auch, dass Gerüche eines Weines oft anhand der
Quelle des Geruchs beschrieben werden. In unseren Weinbeschreibungen werden ebenfalls
mehrfach Adjektive, die von der Quelle des Geruchs, wie zum Beispiel Früchten, Mineralen
und Gewürzen, abgeleitet sind, gefunden, darunter fruchtig, mineralisch, würzig, zitronig und
vanillig auf Deutsch und floraal, fruitig, rokerig, mineralig und bloemig auf Niederländisch.
In der Suche nach geeigneten Weinbeschreibungen, die vom Wortschatzmangel im
olfaktorischen Bereich verursacht wird (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-Olofsson
2013), verwenden Weinautoren also tatsächlich manchmal adjektivische Derivate der Quelle
des Geruchs.
5.2.1.3 Gustatorische Adjektive
Wie auch Paradis & Eeg-Olofsson (2013), stellen wir fest, dass die Geschmackseigenschaften
eines Weines sowohl anhand von Vokabular aus der Gemeinsprache als auch anhand von
weinsprachlichen Ausdrücken beschrieben werden. Als gemeinsprachlich werden zum
Beispiel die auf den gustatorischen Grundqualitäten begründeten Adjektive bitter auf Deutsch
und zoet auf Niederländisch gesehen. Obwohl sie in Weinbeschreibungen ziemlich oft benutzt
werden, sind sie in den Weinglossaren von Althaus (2006: 61-185) und Hamersma (o.J.) nicht
aufgenommen.
Im Gegensatz zum deutschen Korpus, stellen wir im flämischen Korpus keine Adjektive für
die Beschreibung des Tanningehalts fest. Farge (2013: 255) hebt unter anderem hervor, dass
die Vorstellung oder die Konzeptualisierung des Geschmacks sprachlich und kulturell bedingt
ist. Somit ergibt sich die Frage, ob der Mangel an solchen Beschreibungen rein zufällig ist,
oder im Zusammenhang mit den Vorzügen der flämischen Weinautoren und –trinker steht.
77
5.2.2 Evaluative Adjektive
Wie wir im Kapitel 2 besprochen haben, ist Lehrer (2009: 71-78) der Ansicht, dass nur
Weinexperten über genug gründliche Kenntnisse verfügen, um einen Wein zu bewerten und
als gut oder schlecht einzustufen. Es ist allerdings annehmbar, dass auch Weinautoren
gewissermaßen Kenntnisse über Weine haben können und anhand von Argumenten begründen,
warum sie einen Wein auf eine bestimmte Weise beurteilen, aber dabei geht es fast immer um
eine subjektive Beschreibung (Lehrer 2009: 71-78).
5.2.3 Deskriptive Adjektive
Deskriptive Adjektive drücken die Eigenschaften eines Dinges oder einer Handlung aus, aber
ohne dass die Einstellung des Sprechers dabei zum Ausdruck kommt (Petersen 2007: 2). Wir
haben aber festgestellt, dass die deskriptive Kategorie schwer zu identifizieren ist. Nur wenige
Adjektive gehören eindeutig zum deskriptiven Feld und sie haben in den gefundenen Belegen
in beiden Sprachen keine weinspezifische Bedeutung. Vielmehr finden wir im Korpus
Kombinationen einer deskriptiven und evaluativen Art der Beschreibung, wie sich auch aus
den Untersuchungen von Althaus (2006), Lehrer (2009) und López Arroyo & Roberts (2016)
ergeben hat. Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass die sensorischen Beschreibungen
ebenfalls eine deskriptive Funktion haben.
5.2.4 Metaphorische Adjektive
Manche Forscher sind der Meinung, dass die Unterschiede zwischen zwei Kulturen und deren
Sprachen dafür sorgen, dass deswegen auch andere Metaphern in beiden Sprachen benutzt
werden. López Arroyo & Roberts (2017) widersprechen diese Annahme. Anhand der
vorliegenden Studie lässt sich diese Annahme ebenfalls als unhaltbar erweisen, denn die
metaphorischen Adjektive in dieser Studie gehören im Deutschen und im Niederländischen in
den meisten Fällen zum selben semantischen Bereich, nämlich dem anthropomorphischen
Bereich. Ein möglicher Grund dafür wäre die Verwandtschaft der deutschen und
niederländischen Sprachen. Es wurden in den deutschen und flämischen Weinbeschreibungen
noch weitere semantische Bereiche, die in der qualitativen Analyse besprochen wurden,
festgestellt, aber wie auch Lehrer (2009), kommen wir zum Schluss, dass es anspruchsvoll ist,
78
diese Bereiche zu definieren. Das könnte daran liegen, dass die Beziehung zwischen der
Metapher und dem Tertium Comparationis manchmal überhaupt nicht deutlich ist, vielleicht
weil die beiden semantischen Bereiche weitauseinander liegen. Es ist allerdings einzuräumen,
dass diese Studie im Gegensatz zu jener von López Arroyo & Roberts (2017) die semantischen
Kategorien der Metaphern nicht quantitativ untersucht hat.
79
6 SCHLUSSFOLGERUNG UND AUSBLICK
In der vorliegenden Masterarbeit wurden Adjektive in deutschen und flämischen online
Weinbeschreibungen quantitativ und qualitativ verglichen, um feststellen zu können, inwiefern
deren semantischer Gebrauch sich ähnelt oder unterscheidet. Aufgrund vorheriger Studien
wurden in der Analyse verschiedene semantische Kategorien unterschieden, nämlich einerseits
sensorischen Adjektive, zu denen visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive zählen,
und andererseits evaluative, deskriptive und metaphorische Adjektive. In der quantitativen
Analyse wurde auf die Häufigkeit dieser semantischen Kategorien in jeder Sprache
eingegangen. Der Schwerpunkt der qualitativen Analyse war ein Vergleich des
Adjektivgebrauchs in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen.
Für die vorliegende Studie wurden 65 deutsche und 85 flämische Weinbeschreibungen
gesammelt. Das flämische Korpus hat eine höhere Anzahl Beschreibungen, weil sie schlechthin
aus weniger Wörtern bestehen als die deutschen. Daraus könnte sich folgern lassen, dass
flämische Weinbeschreibungen in der Regel kürzer sind als deutsche.
Ein quantitativer Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive in beiden Sprachen
überwiegen. Dies ist auffallend, denn es wird in der Literatur auf einen Mangel an
Beschreibungen für Geschmackswahrnehmungen hingedeutet (Normand 2002). Die
evaluativen Adjektive treten sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen als
zweithäufigste semantische Kategorie auf. Dies bestätigt die Hypothese von López Arroyo &
Roberts (2016), dass Weinbeschreibungen oft persönliche Urteile des Weinautors beinhalten.
Aus den quantitativen Ergebnissen kann außerdem gefolgert werden, dass die Anzahl der
visuellen Adjektive in den flämischen Weinbeschreibungen größer als jene der olfaktorischen
Adjektive ist. Einerseits widerspricht diese Feststellung der Annahme von Paradis & Eeg-
Olofsson (2013), dass Beschreibungen des Geruchs in der Regel länger und ausführlicher sind
als jene des Aussehens, und der Annahme von López Arroyo & Roberts (2016), dass bei den
sensorischen Kategorien die visuelle Kategorie am häufigsten weggelassen wird. Auf Deutsch
kommen dahingegen mehr olfaktorische als visuelle Adjektive vor, was andererseits den
Ergebnissen von Paradis & Eeg-Olofsson (2013) entspricht.
80
Die Ergebnisse der qualitativen Analyse deuten darauf hin, dass viele scheinbar
gemeinsprachliche Adjektive in den Weinbeschreibungen in beiden Sprachen eine weitere,
weinspezifische Bedeutung erhalten, wie auch Althaus (2006) und López Arroyo & Roberts
(2014) in ihren Untersuchungen festgestellt haben. Im Gegensatz zur Untersuchung von
Stuyckens (2010), wurden in dieser Studie nicht alle Adjektive aus dem Korpus in einem
Weinglossar nachgeschlagen. In dieser Hinsicht können also keine Frequenzen gegeben
werden.
Eine weiter führende qualitative Analyse zeigt beträchtliche Ähnlichkeiten zwischen dem
deutschen und flämischen Korpus. Die visuellen Adjektive greifen in beiden Sprachen vor
allem auf die Farbe des Weines zurück. Aus unseren qualitativen Ergebnissen stellt sich zudem
heraus, dass für die olfaktorische Beschreibung eines Weines oftmals adjektivische Derivate
der Quelle des Geruchs verwendet werden. Diese Feststellungen bestätigen die Ergebnisse von
Paradis (2010) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013). Die Geschmackseigenschaften werden
darüber hinaus in den Weinbeschreibungen manchmal anhand der für Wein relevanten
gustatorischen Grundqualitäten (Süße, Bitterkeit und Säure) beschrieben, wie auch Normand
(2002) bemerkt, aber sowohl im deutschen als auch im flämischen Korpus kommen viele
weitere gustatorische Adjektive vor. Wie bei Paradis & Eeg-Olofsson (2013) ergibt sich aus
der qualitativen Analyse, dass die sensorischen Adjektive im Korpus oft synästhetisch sind.
Vor allem im olfaktorischen und gustatorischen Bereich werden synästhetische Adjektive
gebraucht. Ein möglicher Grund dafür könnte der Wortschatzmangel im sensorischen Bereich
sein, auf den Caballero & Paradis (2015) und Paradis & Eeg-Olofsson (2013) hinweisen.
Bei den niederfrequenten sensorischen Adjektiven im deutschen und flämischen Korpus treten
mehrfach Ad-hoc-Bildungen auf. Dies bestätigt die Annahme Lehrers (2009), dass das
Weinvokabular sich weiterhin ändert und vor allem Weinautoren einen wesentlichen Einfluss
auf die Entwicklung des Weinvokabulars haben. Dies lässt sich auch anhand der
Weinbeschreibungen des flämischen Weinautors Frank Van der Auwera, in denen er eine
bildliche Sprache und Ad-hoc-Bildungen verwendet, belegen (siehe Beispiele im Anhang).
Metaphorische Adjektive kommen in beiden Sprachen ungefähr gleich oft, aber auf
quantitativer Ebene in beiden Sprachen am wenigsten oft vor, während Caballero & Paradis
(2015) und López Arroyo & Roberts (2017) in ihrer Untersuchung auf die Häufigkeit von
81
Metaphern in der Weinsprache hindeuten. Es ist allerdings immer noch ein bedeutender Teil
der Adjektive, der im Korpus metaphorisch benutzt wird. Die qualitative Analyse zeigt
außerdem, dass die meisten Metaphern aus dem Bereich der Personenbeschreibung, das heißt
dem anthropomorphischen Bereich, stammen. Dies entspricht den Ergebnissen von Steinberger
(2007a), Lehrer (2009), Paradis & Eeg-Olofsson (2013) und López Arroyo & Roberts (2017).
Diese Studie behandelt Adjektive in Weinbeschreibungen, aber Adjektive stehen nie isoliert.
Sie stehen in der Regel mit einem Substantiv in Verbindung und sind in einem bestimmten
Kontext zu verstehen. Aus diesem Grund wäre es interessant, nach dem Vorbild von Paradis
& Eeg-Olofsson (2013) eine weiter führende Untersuchung, die sich mit dem Vergleich von
frequenten Kollokationen in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen auseinandersetzt,
durchzuführen, um mögliche Diskrepanzen bzw. Übereinstimmungen und semantische Lücken
in der einen oder anderen Sprache festzustellen.
Der vorliegende Beitrag hat den semantischen Aspekt der Adjektive in deutschen und
flämischen Weinbeschreibungen untersucht und also die morphologischen Aspekte der
Adjektive außer Acht gelassen. Eine Studie über den syntaktischen Aspekt von Adjektiven in
Weinbeschreibungen könnte allerdings einen wertvollen Beitrag zur Weinliteraturforschung
liefern. Lehrer (2009: 19-32) vertritt nämlich die Auffassung, dass anhand von Suffixen
ziemlich einfach neue Adjektive in der Weinsprache gebildet werden können. Auch in unseren
Weinbeschreibungen haben wir solche Adjektive gefunden, und zwar mit den Suffixen -isch,
-ig und -lich auf Deutsch und -isch, -ig und -lijk auf Niederländisch. Die Produktivität dieser
Suffixe für Neubildungen könnte eine weitere interessante Forschungsperspektive im
Zusammenhang mit Weinbeschreibungen darstellen.
82
83
Literaturverzeichnis
1. Primärquellen
Weine.de (o.J.). Abgerufen von www.weine.de [26.10.2017]
Ps-wein (o.J.). Abgerufen von www.ps-wein.de [7.11.2017]
Belgianwines (o.J.). Abgerufen von www.belgianwines.com/nl [26.10.2017]
Christiaens wijnhuis (o.J.). Abgerufen von www.christiaens-wijnhuis.be [9.11.2017]
2. Sekundärquellen
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Dubois, D. (2007). From psychophysics to semiophysics: categories as acts of meaning. A case
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Duden – Deutsches Universalwörterbuch (DVD). (2010). Mannheim: Bibliographisches
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Caballero, R. & Paradis, C. (2015). Making sense of sensory perceptions across languages and
cultures. Functions of Language, 22(1), 1–19. doi 10.1075/fol.22.1.01cab
Farge, S. (2010) Eating verbs in French and German: how do French and German express the
relationship to food? In M. Goded Ramboud & A. Poves Luelmo (Hgs.), Proceedings
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Anhang
1. Beschreibung eines Weißweines aus dem Wijnkoopgids: De 300 beste wijnen onder de 15
euro 2018 von Frank Van der Auwera (S. 38)
Cal y Canto – Verdejo 2016
Ik blijf er op hameren: het is een schande dat nog zoveel horeca-uitbaters te vaak belabberde,
slecht gevinifieerde wijnen per glas aanbieden voor pakweg 5 à 6 euro, terwijl ze voor een
habbekrats cuvées zoals deze belachelijk goedkope verdejo kunnen aanschaffen. Even in de
spiegel kijken alstublieft, winstwolven, want uw klant verdient beter! Zoals de vorige
oogstjaren opent deze wijn loepzuiver groengeel, olierijk tranend ondanks zijn bescheiden
alcoholpercentage (12%). Nectarine, witte bloemen, citroenbloesem, limoen en roze
pompelmoes stippelen het geurtraject uit. Gezien zijn prijs fantastisch in de mond: zesty limoen
en pompelmoes, mild wit/geel steen- en pitfruit (perzik, nectarine, peer, meloen), supersappig.
Vleugje gember in de finale. Een kleine sec met groot resultaat in het glas gezien zijn toch
verbluffend prijskaartje. Koel en enthousiast schenken (6°C).
2.IBeschreibung eines Weißweines aus dem Wijnkoopgids: De 300 beste wijnen onder de 15
euro 2018 von Frank Van der Auwera (S. 57)
Kissinger – Riesling Qualitätswein Trocken 2015
Jürgen Kissinger, die een traditie van ruim een eeuw voortzet in dit familiebedrijf van dik 12
hectare in Uelversheim, was waarschijnlijk geen kei in boekhouding. Want anders zou hij zijn
cuvées nooit zo spotgoedkoop op de markt zetten, zeker niet deze riesling, die bovendien zo
‚natuurlijk‘ mogelijk – ‚im Einklang mit der Natur‘ – tot in zijn fles werd begeleid. Helder
strogeel met maximale schittering. Bergamot, gekonfijt limoen, gedroogde abrikoos, orange
peel, appel/perenbloesem plus zelfs een licht pétrolé-toets markeren het goed getypeerde
boeket. De smaak blijkt citrusgedomineerd, sappig, boordevol rijpe limoen, bergamot en zelfs
wat passievrucht in de hoofdrol. Zeker royaal genoeg fruitvet en body, maar vooral ook heel
zesty. Serveer deze wijn met zijn breed culinair potentieel rond 10°C en experimenteer erop
los.
3. Deutsches Korpus mit Weinbeschreibungen separat in einer Excel-Datei
4. Flämisches Korpus mit Weinbeschreibungen separat in einer Excel-Datei
5. Liste der Adjektive aus dem deutschen Korpus mit der Frequenz und korrespondierenden
semantischen Kategorie separat in einer Excel-Datei
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6. Liste der Adjektive aus dem flämischen Korpus mit der Frequenz und korrespondierenden
semantischen Kategorie separat in einer Excel-Datei
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