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Im vorliegenden Vorlesungsmaterial ist es den Dozierenden (noch) nicht gelungen,
die Geschlechtsneutralität des Textes sowie der in den Abbildungen verwendeten
Begriffe oder Erläuterungen durchgängig zu gewährleisten. In zukünftigen Revisionen
soll dieser anspruchsvollen Aufgabe besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Es muss deshalb an dieser Stelle bei dem Hinweis bleiben, dass Begriffe, die in der
rein maskulinen Form verwendet werden (z. B. „Mitarbeiter“) die weibliche Form
einschließen. Dies gilt zumindest für Passagen, die nicht auf fremde Publikationen
referenzieren.
Ausgehend von einer ethischen Motivation wurden rechtliche Normen, an
allererster Stelle im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, eingeführt.
Kerndefinition Arbeitswissenschaft (Luczak u. Volpert 1987):
Arbeitende Menschen sollen
• Schädigungslose, ausführbare, erträgliche und beeinträchtigungsfreie
Arbeitsbedingungen vorfinden.
• Standards sozialer Angemessenheit nach Arbeitsinhalt, Arbeitsaufgabe,
Arbeitsumgebung sowie Entlohnung und Kooperation erfüllt sehen.
• Handlungsspielräume entfalten, Fähigkeiten erwerben und in Kooperation
mit anderen ihre Persönlichkeit erhalten und entwickeln können.
Mehr als ein Drittel der Fälle von Arbeitsunfähigkeit geht auf
Kurzzeiterkrankungen mit einer Dauer von 1 bis 3 Tagen zurück.
Demgegenüber machen Langzeiterkrankungen, die mehr als 6 Wochen dauern,
nur einen kleinen Teil der Fälle (4,3 Prozent) aus. Allerdings verursachen
Langzeiterkrankungen, auch wenn sie weniger häufig auftreten, den Großteil
(38,5 Prozent) der Arbeitsunfähigkeitstage in Betrieben. Langzeiterkrankungen
spielen daher eine maßgebliche Rolle für die Fehlzeiten und damit auch für die
Kostenbelastung der Betriebe.
Die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vorgenommene
Schätzung der Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit gibt
volkswirtschaftlich gesehen ein Präventionspotential und mögliches
Nutzenpotential an. Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 12,2
Tagen je Arbeitnehmer ergeben sich im Jahr 2005 insgesamt 420,5 Millionen
Arbeitsunfähigkeitstage. Die Schätzung basiert im Jahr 2005 auf
Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 30 Millionen Pflichtversicherten und freiwillig
Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung. Ausgehend von diesem
Arbeitsunfähigkeitsvolumen schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt 38
Mrd. Euro bzw. den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 66 Mrd. Euro
(Statistische Informationen der BAuA, abrufbar unter www.baua.de).
Im Vertrag von Amsterdam zur Änderung des Vertrages über die EU (sog. EG-
Vertrag, EGV), wird in Artikel 137 (sog. EU-Sozialrichtlinien) der
Arbeitnehmerschutz als gemeinsames Ziel genannt, bei dem es darum geht,
Mindestvorschriften zur Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu
schaffen. Als eine für den Arbeitsschutz wesentliche Richtlinie folgte daraus die
Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie (89/391/EWG), die in Verbindung mit mehreren
Einzelrichtlinien zu Arbeitsstoffen, -mitteln, der Arbeitssituation und physischen
Einwirkungen mindestens im gleichen Umfang in nationales Recht umgesetzt
werden muss. Daraus folgt, dass der nationale Gesetzgeber in seinem
Hoheitsbereich auch darüber hinaus gehende Regelungen treffen kann.
Anders verhält es sich bspw. im Bereich der Produktsicherheit: Nach Art. 95
EGV gilt es, eine Harmonisierung technischer Vorschriften und Normen bzgl.
des Inverkehrbringens von technischen Arbeitsmitteln, Stoffen und
Zubereitungen herbeizuführen. Die darauf basierenden Einzelrichtlinien (z.B.
über Druckbehälter, Gefährliche Stoffe, Emissionen usw.) sind verbindlich und
1:1 in nationales Recht umzusetzen.
Für die betriebliche Praxis ist bedeutsam, dass Regelungen zur
Arbeitssicherheit häufig in Verbindung mit Regelungen zur Produktsicherheit
und Umweltsicherheit zur Anwendung kommen.
Das Arbeitsschutzrecht kann verschiedenen Rechtsbereichen zugeordnet
werden: Im privaten Arbeitsschutzrecht werden die Rechte und Pflichten des
einzelnen Beschäftigten u. des Arbeitgebers auf der Grundlage des
Arbeitsvertragsrechts (§§ 618, 619 BGB, § 62 HGB, individuelles
Arbeitsschutzrecht) bzw. der Belegschaft und des Arbeitgebers auf der
Grundlage des Mitbestimmungsrechts (BetrVG, kollektives Arbeitsschutzrecht)
definiert.
Im öffentlichen Arbeitsschutzrecht gibt es zum einen das staatliche Arbeitsschutzrecht,
das gem. Abbildung auf dem sog. „Artikelgesetz Arbeitsschutz“ (Gesetz zur Umsetzung
der EG-Rahmenrichtlinie Arbeitsschutz und weiterer Arbeitsschutz-Richtlinien) basiert,
und aus dem in der Folge verschiedene Gesetze bzw. Gesetzesänderungen samt
zahlreicher Rechtsverordnungen abgeleitet wurden. Rechtsverordnungen werden durch
Technische Regeln zur Definition von Schutzzielen konkretisiert, z.B. TRBS –
Technische Regeln für Betriebssicherheit.
Zum anderen setzt der Staat im Sozialgesetzbuch VII die Kompetenzen der Träger der
gesetzlichen Unfallversicherung, d.h. der gewerblichen und landwirtschaftlichen
Berufsgenossenschaften (BG‘n) und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen
Hand, die ein autonomes Arbeitsschutzrecht ausüben. Die BG erlässt für ihre
Mitgliedsbetriebe verbindliche Unfallverhütungsvorschriften in Form der
Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften (BG-Vorschriften), die über die BG-Regeln, -
Informationen und -Grundsätze praxisnah in den Betrieben zur Anwendung kommen
sollen. (Die Vorschriften der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand werden als
GUV-Vorschriften bezeichnet und sind analog strukturiert, s. Folie.)
„Am 1. Januar 2011 haben sich die Vorgaben zur betriebsärztlichen und
sicherheitstechnischen Betreuung in den Betrieben geändert. Die
Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ (DGUV
Vorschrift 2) ist bei allen Berufsgenossenschaften und bei dem überwiegenden Teil der
Unfallkassen in Kraft getreten und löst die BGV A2/GUV-V A2 und die GUV-V A 6/7 ab.
Bis Ende 2011 wird voraussichtlich bei nahezu allen Unfallkassen die Vorschrift in Kraft
treten. Damit gibt es erstmals für Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger
der öffentlichen Hand eine einheitliche und gleich lautende Vorgabe zur Konkretisierung
des Arbeitssicherheitsgesetzes (ASiG).“ (www.dguv.de; Zugriff: 07.01.2012)
Daneben ergänzen DIN-, DIN EN - Normen und Empfehlungen von Verbänden (VDI,
VDE etc.) das technische Regelwerk. Diese Regelwerke werden erst durch Verweis
innerhalb von Rechtsverordnungen, Technischen Regeln oder Unfallverhütungs-
vorschriften rechtlich bindend. (Lehder & Skiba, 2005; Pieper & Vorath, 2005)
Mit der Verabschiedung des Arbeitsschutzgesetzes 1996 wurde ein traditionell
ordnungsrechtlich geprägtes Leitbild der Gefahrabwendung um ein
präventionsorientiertes Leitbild ergänzt. Diese Neuausrichtung zielt nicht nur auf
die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten ab, sondern bezieht
auch Belastungen und Gefährdungen bei der Arbeit mit ein, welche unterhalb
der unmittelbaren Schädigungsschwelle bleiben und erst langfristig wirken.
Zugleich wurde auch das Verständnis von Gesundheit bei der Arbeit erweitert.
Es bezieht neben der körperlichen Unversehrtheit auch gesundheitsrelevante
psychische Faktoren, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Sicherheit und
Gesundheit bei der Arbeit stehen, mit ein. In den letzen Jahren zeichnet sich der
Trend zu einer umfassenden Integration des Arbeitsschutzes in die betrieblichen
Aufbau- und Ablaufstrukturen ab.
Es existieren verschiedene Möglichkeiten, Arbeits- und Gesundheitsschutz in
betriebliche Prozesse zu integrieren. Die spezielle Einbindung hängt von den
gegebenen Rahmenbedingungen und organisatorischen Strukturen des
jeweiligen Unternehmens ab. Im Weiteren werden die verschiedenen Wege der
Einbindung diskutiert.
Die Veränderungen im Verständnis von Arbeits- und Gesundheitsschutz und die
daraus resultierende Zuwendung zu neuen Führungs- und
Managementsystemen führen in Unternehmen zu Prozessen, die eine
Neupositionierung des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes
ermöglichen bzw. erfordern. Hierbei müssen die Akteure des betrieblichen
Arbeitsschutzes ihr Anliegen aktiv in die unternehmerischen
Umgestaltungsprozesse einbringen, so dass der Arbeitsschutz ein integraler
Bestandteil der betrieblichen Geschäftsprozesse wird. Dazu sind verschiedene
Wege der Integration in betriebliche Abläufe möglich. Zum einen kann ASGS als
spezielle Unternehmensfunktion (ASGS-Experten) verankert sein. Des Weiteren
ist es möglich, Probleme aus dem Bereich ASGS durch spezielle Programme
und Projekte zu lösen. Die in den neunziger Jahren aufgekommene Philosophie
des TQM bietet eine weitere Möglichkeit, ASGS ganzheitlich, und kontinuierlich
in ein Unternehmen zu integrieren.
Als Beispiel für ein eigenständiges Arbeitsschutzmanagementsystem kann das
Occupational Health- and Risk Managementsystem (OHRIS) der Bayerischen
Staatsregierung genannt werden. Das Managementsystem SCC (Safety
Certificate Contractors) aus der Petrochemie integriert Belange der
Arbeitssicherheit, des Gesundheits- und des Umweltschutzes.
Diese und weitere Pflichten des Arbeitgebers ergeben sich insbesondere aus
folgenden Rechtsnormen:
• Arbeitsschutzgesetz
• Sozialgesetzbuch VII
• Berufsgenossenschaftliche Vorschriften
• Betriebsverfassungsgesetz
• Arbeitssicherheitsgesetz
Rechte und Pflichten der Beschäftigten werden außerdem durch die Berufs-
genossenschaftliche Verordnung BGV A1 geregelt.
Rechtliche Regelungen, die den Betriebsrat betreffen, finden sich außerdem im
Arbeitssicherheitsgesetz und im Sozialgesetzbuch VII.
Die Berufsgenossenschaftlichen Vorschriften regeln u.a. die Einsatzzeit und
Mindest-belegschaftsgröße für die Tätigkeit der Betriebsärzte nach Branchen.
Nach dem Arbeitssicherheitsgesetz hat der Arbeitgeber eine Fachkraft für
Arbeitssicherheit zu bestellen, soweit dies nach der Betriebsart, der Zahl der
Beschäftigten, der Zusammensetzung der Belegschaft, der
Betriebsorganisation, der Kenntnis und Schulung des Arbeitgebers oder
sonstiger verantwortlicher Personen in Fragen des Arbeitsschutzes erforderlich
ist. Weitere Regelungen finden sich in den Berufsgenossenschaftlichen
Vorschriften. Im Gegensatz zu den Sicherheits-beauftragten verfügen
Sicherheitsfachkräfte über eine spezielle Ausbildung und stehen auch bei
Arbeitsplatzbeurteilungen sowie bei komplexeren betrieblichen
Planungsprozessen, insbesondere der menschengerechten
Arbeitsplatzgestaltung, als Berater zur Verfügung.
In Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten hat der Unternehmer mindestens
einen Sicherheitsbeauftragten zu bestellen. Die Aufgaben des
Sicherheitsbeauf-tragten sind im Sozialgesetzbuch VII allgemein umrissen und
sind mit den in der Folie genannten Aufgaben der Fachkraft für Arbeitssicherheit
formal weitgehend identisch. Sicherheitsbeauftragte besitzen keine
Weisungsbefugnis und erfüllen ihre Aufgabe im Sinne einer freiwillig
übernommenen Zusatzaufgabe (allerdings während der Arbeitszeit).
Die Gefährdungsbeurteilung muss nicht durch externe wissenschaftliche Berater
durchgeführt werden. Es sind keine Instrumentarien oder ein systematisches
Vorgehen vorgeschrieben. Die Dokumentation umfasst die
Gefährdungsbeurteilung, die festgelegten Maßnahmen sowie die Überprüfung
der Durchführung dieser Maßnahmen.
Das Beispiel zeigt die Durchführung einer Gefährdungsanalyse in einem
Logistikunternehmen. Im ersten Schritt der Gefährdungsanalyse erfolgt die
Darstellung des Arbeitssystems, um daraus Gefährdungen abzuleiten. Im
Beispiel wird das Arbeitssystem „innerbetrieblicher Transport von Sendungen“
betrachtet.
Im zweiten Schritt der Gefährdungsbeurteilung wird geprüft, welche
Verordnungen, Vorschriften, Regeln oder Richtlinien zum Tragen kommen. Im
vorliegenden Beispiel kann die Leitmerkmalmethode zur Beurteilung der
Gesundheitsgefährdung nach BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
Arbeitsmedizin) angewendet werden. Die Leitmerkmalmethode dient der
Beurteilung der Arbeitsbedingungen bei der manuellen Handhabung von Lasten
anhand sog. Leitmerkmale. Werden bei der betrachteten (Teil-)Tätigkeit Lasten
gehoben, gehalten oder getragen, erfolgt die Beurteilung anhand der Merkmale
Zeitdauer/Häufigkeit, Lastgewicht, Körperhaltung und Ausführungsbedingungen.
Müssen – wie im gewählten Beispiel – Massen gezogen oder geschoben
werden, sind außerdem die Positioniergenauigkeit und die Bewegungs-
geschwindigkeit bei der Risikoabschätzung zu berücksichtigen.
Als Hilfsmittel zur Anwendung der Leitmerkmalmethode stehen Arbeitsblätter zur
Verfügung. Diese bieten die Merkmalsausprägungen über Piktogramme,
Beschreibungen und Rangzahlen zur Auswahl an. Die einzelnen Merkmale bzw.
Merkmalsausprägungen werden mit einer Punktzahl belegt. Mit Hilfe eines
einfachen mathematischen Algorithmus wird ein (Gesamt-)Punktwert ermittelt,
der als Grundlage für die abschließende Risikoabschätzung dient.
Siehe für das zweite Anwendungsgebiet der LMM (Heben – Halten - Tragen):
http://www.baua.de/nn_5846/de/Themen-von-A-Z/Physische-
Belastung/pdf/LMM-Heben-Halten-Tragen-2.pdf
In 2007 wurde eine dritte Verfahrensvariante zur Beurteilung von Belastungen
bei manuellen Arbeitsprozessen (speziell im Hand-Arm-Schulter-Bereich durch
kleinere Aktionskräfte bei größeren Häufigkeiten bzw. längerer Dauer)
veröffentlicht. Die wissenschaftliche Evaluation ist allerdings noch nicht
abgeschlossen.
(http://www.baua.de/nn_11598/de/Publikationen/Fachbeitraege/F1994,xv=vt.pdf)
Unterwiesen werden muss:
- Bei Einstellung von Beschäftigten (zu überprüfen sind ebenfalls betrieblich
umgesetzte Beschäftigte)
- Bei Veränderungen im Aufgabenbereich
- Bei Einführung neuer Arbeitsmittel oder neuer Technologien
Und zwar jeweils VOR Aufnahme der Tätigkeit der Beschäftigten. Dabei sollen die
Unterweisenden die Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen und
die Unterweisung an den Arbeitsplatz oder Arbeitsbereich anpassen. Zur Form der
Unterweisung gibt es keine konkreten Vorgaben.
Die Unterweisungen sollen in festgelegten Abständen, im Allgemeinen mindestens
jährlich (verpflichtend halbjährlich für Jugendliche unter 18), und vor Aufnahme
besonders gefährlicher Tätigkeiten durchgeführt werden sowie bei besonderen
Anlässen (z. B. konkretem Bedarf aufgrund des Verhaltens der Betroffenen).
Ansatz zur Vorgehensweise bei der Unterweisung:
- Hinführung zum Thema durch Zeigen, Erklären, gemeinsames Erörtern und
Klären von offenen Fragen.
- Die unterweisende Person macht die einzelnen Arbeitsschritte vor und gibt die
jeweiligen erforderlichen Arbeitsschutzhinweise.
- Der Unterwiesene macht die Arbeitsschritte nach und erklärt dabei die
Sicherheitshinweise.
- In der Folgezeit wird die Umsetzung überprüft und ggf. nachgeschult.
Quelle: Rheinischer GUVV, Erste Schritte – Handlungshilfe für einen
systematischen Arbeitsschutz im Unternehmen S. 51-52
Arbeitsschutz wird als spezielle Funktion aufgefasst. Diese Organisationsform
ist typisch für kleine Unternehmen, die u.a. externe Dienstleister beauftragen,
um Arbeitsschutzbelangen zu genügen.
Typische Experten: Sicherheitsingenieur, Betriebsarzt, Fachkraft für Arbeits-
sicherheit,...
Gesundheitszirkel setzen betriebliche Strukturen des Projektmanagements
voraus, bzw. erzwingen deren Aufbau. Diese können dann auch dazu genutzt
werden, andere Qualitätsdimensionen (Produktqualität, Umweltschutz) zu
verbessern (vgl. Qualitätszirkel in Schlick et al. 2010).
Im Jahre 1991 wurde von der EFQM – European Foundation for Quality
Management in Zusammenarbeit mit der European Organisation for Quality
(EOQ) und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften der Europäische
Qualitätspreis (European Quality Award, EQA) eingeführt.
Der 2006 in EFQM Excellence Award umbenannte Preis, wird von der EFQM
jedes Jahr in den Kategorien Large Organizations & Business Units, Operational
Units, Public Sector, Small and Medium-sized Organizations verliehen.
Honoriert werden besondere Leistungen auf dem Gebiet der "Grundkonzepte
der Excellence", nämlich Ergebnisorientierung, Ausrichtung auf den Kunden,
Führung und Zielkonsequenz, Management mittels Prozessen und Fakten,
Mitarbeiterentwicklung und –beteiligung, Kontinuierliches Lernen, Innovation
und Verbesserung, Entwicklung von Partnerschaften, Soziale Verantwortung.
(http://www.deutsche-efqm.de/)
Unter Befähigern werden die Potentiale und Prozesse eines Unternehmens zur
Leistungserbringung verstanden, während unter Ergebnissen die bisher
erbrachten Leistungen zusammengefasst werden (vgl. Radtke 1997).
Gesundheitsschutz wird hier nicht explizit herausgestellt.
Seit 2001 bildet der ILO-AMS Leitfaden den Rahmen für nationale Initiativen zur
Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen. Die beiden vorrangigen
Ziele des ILO-AMS-Leitfadens bestehen in der Unterstützung einzelner
Organisationen bei der Integration von AMS-Elementen in ihre
Managementsysteme und organisationspolitische Ausrichtung. (www.ilo.int)
Seit 2002 liegt ein nationaler Leitfaden der Bundesrepublik Deutschland vor (s.
www.baua.de), der die wesentlichen Elemente des ILO-Leitfadens aufgreift. Die
Anwendung des nationalen Leitfadens ist freiwillig. Durch ihn werden
bestehende Rechtsvorschriften oder anerkannte Standards weder ersetzt noch
erläutert. Der Leitfaden sieht keine Zertifizierung Dritter vor.
Elemente eines AMS gemäß nationalem Leitfaden:
Politik: Arbeitsschutzpolitik, Arbeitsschutzziele
Organisation: Bereitstellung von Ressourcen, Zuständigkeit und
Verantwortung, Mitwirkung, Rechte und Pflichten der Beschäftigten,
Qualifikation und Schulung, Dokumentation, Kommunikation und
Zusammenarbeit
Planung und Umsetzung: Erstmalige Prüfung, Ermittlung von Pflichten,
Ermittlung von Arbeiten, Abläufen und Prozessen, Beurteilung von
Gefährdungen, Vermeidung von Gefährdungen, Änderungsmanagement
Messung u. Bewertung: Leistungsüberwachung, Untersuchungen, Interne
Audits, Bewertung durch oberste Leitung
Verbesserungsmaßnahmen: Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen,
Kontinuierliche Verbesserung
Der Vorschlag des Bayerischen Staatsministeriums stellt eine weitere
Möglichkeit dar, explizit Arbeits- und Gesundheitsschutz im
Unternehmensmanagement zu verankern.
Mit der Einführung und systemkonformen Anwendung des OHRIS kann der
Unternehmer als Normadressat seine ordnungsrechtlichen Verpflichtungen
eigenverantwortlich im Wege der "self responsible care" freiwillig und ohne
Zwang erfüllen.
Das OHRIS-Managementsystem wird wie Managementsysteme für Qualität
oder Umweltschutz durch Systemelemente definiert. Diese Systemelemente
sind Bestimmungselemente und Handlungsvorlagen, durch die
unternehmenspolitische Vorgaben in der Qualitätssicherung, im Umweltschutz,
im Anlagenschutz, in der Arbeitssicherheit im normativen Bereich eines
Unternehmens, bei strategischen Planungen und im operativen Handeln
systematisch und im funktionalen Zusammenhang erreicht und hinsichtlich ihrer
Realisierung überprüft werden können.
Die Einführung mehrerer Managementsysteme geht mit einer Zunahme der
Komplexität einher. Darüber hinaus werden Synergien nicht effektiv genutzt.
Häufig werden mehrere Managementsysteme parallel im Unternehmen
eingesetzt. Dies führt auf allen Ebenen sowohl zu Irritationen als auch zu
Mehraufwand.
Bislang werden mehrere Managementsysteme vorrangig parallel betrieben.
Diese Entwicklung ist auf den zeitlichen Verzug der Einführung zurückzuführen
sowie auf die zu starke Orientierung an einer einzelnen Norm. Die Entwicklung
im Segment Qualität geht bis in die 50er Jahre zurück, die in Deutschland
etablierte DIN ISO 9000-Reihe wurde erstmals in den 1990er Jahren publiziert.
Die Segmente Umweltschutz und Arbeitssicherheit/Gesundheitsschutz erlangen
jedoch in der jüngsten Vergangenheit an Bedeutung. Ein Weg besteht in der
Integration von gleichartig strukturierten und auf ähnliche Ziele ausgerichteten
Managementsystemen zu einem Integrierten Managementsystem (IMS). Dieses
IMS besteht dann neben dem „Allgemeinen Managementsystem“ (z.B. normativ
oder strategisch). Der nächste Schritt – von besonderer Bedeutung für kleine
und mittelständische Unternehmen – besteht in der Zusammenführung der
beiden Systeme zu einem System. Nur so können alle Synergien optimal
genutzt werden.
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