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2017
RisikopatientenWas müssen wir beachten?
Bisphosphonate
Wissenschaftlich gestützte Literatur für Dentalkonzepte
Highlight
Bisphosphonate
Entgegenwirken
SchönheitOsteoporose
WissenschaftKontrovers
Anamnese
Erfolg
mastikatorische Erkennen
StressProthese
Informationstransfer
RisikoAlter
BehandlungsstrategieDiabetes Diagnostik Interdisziplinär
DiskussionPublikationen
Langzeitbehandlung
Gesundheitszustand
VermeidenTumorerkrankungKomplikationen
PlanungRisikopatienten
Chirurgie
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05 | Januar 2017 | www.bego.com/closeup
Bei der Behandlung von Risikopatienten ist der interdisziplinäre Austausch von besonderer Bedeutung, um ein geeignetes Behandlungskonzept zu erstellen. Die Komplexität und Vielfalt der Faktoren die Aufschluss geben WER ein Risikopatient ist und WIE es dazu kommt, ist auf dem Titelbild treffend in einer Schlagwortwolke abgebildet.
Erstellt mit dem kostenfreien Service von www.wortwolken.com
Informationen zum Titelbild
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RisikopatientenWas müssen wir beachten?
Bisphosphonate
Wissenschaftlich gestützte Literatur für Dentalkonzepte
Highlight
Bisphosphonate
Entgegenwirken
SchönheitOsteoporose
WissenschaftKontrovers
Anamnese
Erfolg
mastikatorische Erkennen
StressProthese
InformationstransferRisikoAlter
BehandlungsstrategieDiabetes Diagnostik Interdisziplinär
DiskussionPublikationen
Langzeitbehandlung
Gesundheitszustand
VermeidenTumorerkrankungKomplikationen
PlanungRisikopatienten
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Impressum
Close Up – The Open Access Herausgeber: BEGO Implant Systems GmbH & Co. KG,Wilhelm Herbst Str.1 · 28359 Bremen · Tel. +49 421 2028246, Fax +49 421 2028265, EMail: info@begoimplantology.com, Homepage: www.bego.com, CEO: Dipl.Kfm. Christoph Weiss, Dipl.Ing. Walter Esinger, Register: HRA 23353, Tax ID: DE 811138591Verantwortlich für den Inhalt (gem. § 55 Abs. 2 RStV):Dr. Nina Chuchracky, Redaktion: Dr. Nina Rätscho, Anzeigen: Maike Wachendorf, Wilhelm Herbst Str.1, 28359 BremenDesign und Layout: Design4Media, Calle L̀Agret 1 / EP 25, 03730 Jávea (Alicante), EMail: info@design4media.esClose Up erhalten Sie kostenfrei unter Tel.: +49 421 2028246 oder als PDF im Wissenschaftsportal von BEGO Implant Systems unter www.bego.com/closeup
Anwenderhinweis: Für die Anwendung unserer Produkte und die zugelassenen Indikationen ist die von uns herausgegebene Gebrauchsanweisung für jedes Produkt maßgeblich. In Close Up – The Open Access veröffentlichte Erfahrungsberichte von Anwendern dienen der wissenschaftlichen Diskussion, es ist möglich, dass die dargestellten Anwendungen und Indikationen noch nicht wissenschaftlich anerkannt sind oder gemäß der Gebrauchsanweisung nicht von uns empfohlen werden. Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode ist in jedem Einzelfall vom Behandler eigenverantwortlich vorzunehmen. Eine Haftung unsererseits ist bei Auswahl einer nicht geeigneten Behandlungsmethode ausgeschlossen.
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Im zahnärztlichchirurgischen Praxisalltag wird der Behandler mit Risikopatienten konfrontiert. Als Risikopatienten sind zum Beispiel starke Raucher, Diabetes Patienten, Patienten, die aufgrund einer Tumoranamnese bestrahlt oder mit Bisphosphonaten oder Immunsuppressiva behandelt werden oder wurden, anzusehen. Es ist wichtig, die Risikofaktoren zu erkennen, darauf vorbereitet zu sein und die prä sowie postoperativen Konsequenzen im Hinterkopf zu behalten.Für die erfolgreiche Operationsplanung sind lokale Faktoren wie Suchtmittelkonsum, Mundhygiene, sowie Voroperationen wichtig, aber auch systemische Fakto
ren wie das Alter und der Gesundheitszustand (Tab. 1) (SCHULTZEMOSGAU et al., 2005). Ein Unterangebot von Weichgewebe sowie horizontalem oder vertikalem Knochen, aber auch Wundheilungsstörungen, stellen bei dieser Patientengruppe keine Rarität dar. Der Begriff „Risikopatient“ ist allgegenwärtig, nur ist zu evaluieren WER ein Risikopatient für die Implantologie und Oralchirurgie ist und WIE es dazu kommt (Tab. 1). Im folgenden Artikel werden Hintergrundinformationen zu ausgewählten Risikofaktoren gegeben und eine darauf aufbauende Therapiestrategie erläutert.
Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ralf Smeets, Dr. med., stud. med. dent. Robert A. Gaudin
Risikopatienten in der zahnärztlichen Praxis – was müssen wir beachten?
Abstract
Schlagwörter: Alter, Geschlecht, Behandlungsstrategie, Risikopatient.
Inhalt
1. Der Risikopatient und der demographische Wandel 4
2. Osteoporose 5
3. Diabetes Mellitus 6
4. Nikotinkonsum 7
5. Bisphosphonate 7
6. Bestrahlung 9
7. Schwangerschaft 10
8. Zusammenfassung 11
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Das Alter ist ein Risikofaktor, der in Deutschland nicht unterschätzt werden sollte – denn Deutschland ist das Land mit dem geringsten Anteil an Jugendlichen und dem höchsten Anteil an Rentnern.
Mehr als ein Fünftel der Senioren zwischen dem 65. und 74. Lebensjahr (22 %) sind zahnlos und würden signifikant von einem Implantatgestützten Zahnersatz zur Verbesserung der mastikatorischen Funktion und der Lebensqualität profitieren (FILLION et al., 2013; EMAMI et al., 2009; MÜLLER et al., 2007).
In einem Zeitalter, in dem der „Schönheitswahn“ und das „Schönheitsbewusstsein“ nicht nur der jüngeren Generation, sondern auch der Altersgruppe „65 +“ keine Grenzen kennt, steigt das Verlangen nach einem lückenlosen und ästhetischen Lächeln.
Aufgrund des demographischen Wandels ist von 1997 bis 2005 der Anteil an Senioren, die einen Zahnersatz tragen, um das 3,5fache gestiegen. Trotz der Angst vor Schmerzen und Komplikationen im Alltag steigt die Tendenz weiter (ELLIS; 2011). In der Literatur wird ein Anteil von 12–28 % an medizinisch kompromittierten, älteren zahnärztlichen Patienten angegeben, wobei es sich hauptsächlich um Allergien, kardiovaskuläre Erkrankungen und schlecht eingestellten Diabetes handelt (LUTZ & SCHLEGEL, 2011). Dieser nicht zu ignorierende Wandel verlangt eine altersgerechte Umstrukturierung der Therapiestrategien und Behandlungsräume sowie ein Umdenken auf ein folglich limitierendes Operationsfeld und Behandlungsräume bei wachsender Anzahl von Risikopatienten in der Implantologie und Oralchirurgie.
1. Der Risikopatient und der demographische Wandel
Wichtige Faktoren für die erfolgreiche oralchirurgische Behandlung
Lokale Faktoren Systemische Faktoren
Radiotherapie Alter, Geschlecht, Genetik
Nikotin/Alkohol Immunsuppressiva
Knochenbiologie Bisphosphonate
Voroperationen Kortikosteroidtherapie
Mundhygiene Schlecht eingestellter Diabetes
Chirurgische Technik Niereninsuffizienz
Zustand nach Organtransplantation
Tab. 1: Risikopatienten in der oralchirurgsichen Praxis
Abb. 1Osteoporosepatienten sind Risikopatienten in der zahnärztlichen Praxis
BehandlungsstrategienRisikofaktoren
Verminderte Ca2+EinnahmeÖstrogen / Testosteron Mangel
Physikalische InaktivitätWeibliches Geschlecht
HyperthyroidismusMenopause
Alter
Calcitonin
Calcium
Bisphosphonate
Vitamin D
SERMs
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Die Osteoporose, im Volksmund Knochenschwund, ist eines der bedeutendsten weltweiten Gesundheitsprobleme. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, hauptsächlich im postmenopausalen Alter (MATHOO et al., 2004; THOMSEN et al., 1986). Laut der World Health Organization (WHO) ist Osteoporose definiert als eine generalisierte Erkrankung des Skelettes mit 25 % Verlust der Knochenmasse (CONSENSUS DEVELOPMENT CONFERENCE, 1993). Das Auftreten ist multifaktoriell bedingt durch Geschlecht, Alter, Hormonstatus, Lebensstil und verminderte CalciumEinnahme (Abb. 1) (BALLARD et al., 1998; OSTEOPORSIS: Review, 1998). Therapiestrategien sind Medikamente wie selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs), Calcitonin und Bisphoshonate, mit gleichzeitiger Einnahme von Calcium und Vitamin D.
In einer wissenschaftlichen Stellungnahme der DGZMK zur BisphosphonatTherapie wird auf das Auftreten von schwer zu behandelnden Kiefernekrosen mit einer Inzidenz zwischen 1 % und 10 % hingewiesen (GÖTZ et al. 2012, dgzmk.de). Das Implantieren bei OsteoporosePatien ten ist erschwert, aber es besteht keine Kontraindikation. Das Risiko eines Implantatverlustes wird in der Literatur mit ungefähr 10 % angegeben, jedoch kommt es generell zur verlangsamten Einheilung des Implantates (GIRO et al., 2008). Zusätzlicher Nikotinkonsum verschlechtert das Outcome drastisch. Weiterhin kann es zu Knochenabsplitterungen sowie Knochenbrüchen aufgrund des verminderten Knochenangebotes kommen. In einer Studie von AUGUST et al. (2001) wurde ein erhöhtes Risiko für einen Implantatverlust in der Maxilla verglichen zur Mandibula verzeichnet. Vor dem chirurgischen Eingriff ist eine Knochendichtemessung (DXA) zur Evaluation der Knochenverhältnisse zu empfehlen, damit bestenfalls noch vor der Operation diesbezüglich behandelt werden kann. Die einzige Lokalisation, welche zur Knochendichtemessung des Gebisses in Frage kommt, ist die Region hinter den Prämolaren der Mandibula (von WOWERN, 2001).
Auch sollte der Behandler eine durch Glukokortikoide bedingte Osteoporose (Medikamentenassoziierte Osteoporose) bei Patienten, die mit Steroiden behandelt werden, in Betracht ziehen. Hierbei wird empfohlen, diese Patientengruppe mit 1.500 mg Calcium und 800 IU Vitamin D
3 zu behandeln. Eine Therapie mit Bisphosphonaten wird derzeit diskutiert (THIELE et al., 2005; MILLER, 2015).
2. Osteoporose
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Eine Diabetes mellitusErkrankung (Diabetes) zeichnet sich im Allgemeinen durch Hyperglykämie aus. Die geläufigsten Formen von Diabetes sind Typ I und Typ II. Die Ursache für den Diabetes Typ I, welcher hauptsächlich bei jungen schlanken Patienten auftritt, ist eine Minderproduktion des glukoseverwertenden Insulins. Der Diabetes Typ II tritt gehäuft bei älteren und übergewichtigen Patienten auf. Das Insulin ist zwar vorhanden, wird am Insulinrezeptor aber nicht erkannt. Die Prävalenz für einen Diabetes Typ I / Typ II im Jahr 2010 lag laut WHO bei 285 Millionen. Bis 2030 wird mit einem Anstieg auf 438 Millionen Erkrankte gerechnet. Als wichtigste fünf DiabetesKomplikationen sind nach LEITE et al. (2013) zu nennen:• Retinopathie• Neuropathie• Nephropathie• kardiovaskuläre Komplikationen (KHK, Schlagan
fall, PAVK)• Wundheilungsstörung
Weiter sind zahlreiche orale Pathologien mit Diabetes verbunden (BELL et al., 2000; BAJAJ et al., 2012; VERNILLO et al., 2003):• Gingivitis• Parodontitis• Xerostomie• Candidiasis• oraler Lichen planus• Leukoplakie• orale Malignome
Eine kumulative Studie von MORRIS et al. (2000) hat die Aspekte des Implantatverlustes und der Schnittführung in der Implantologie bei Diabetes Patienten im Vergleich zu gesunden Patienten untersucht. Die krestale Schnittführung ging mit einem besseren Outcome einher. Außerdem führte eine Vorbehandlung mit einer ChlorhexamedMundspülung und Antibiotika
in mehreren Studien zu einer signifikant besseren Implantateinheilung gegenüber den nicht vorbehandelten Diabetes Patienten (MORRIS et al., 2000; DENT et al., 1997; LAMBERT et al., 1997). Das Risiko für einen Implantatverlust bei Diabetes Patienten ist jedoch in vielen Studien nicht signifikant höher als bei gesunden Patienten und liegt zwischen 5–10 % (MORRIS et al., 2000; ORAL MANIFESTATIONS AND COMPILCATIONS OF DIABETES MELLITUS, 2011).Trotzdem sollte der Behandler bei Diabetes Patienten hellhörig werden, denn nicht nur der Implantatverlust, sondern auch Wundheilungsstörungen und infektionen sind mögliche Komplikationen. Aus diesem Grund sollte der Behandler den GlykohämoglobinWert (HbA1c) kontrollieren, um die Glukoseeinstellung der letzten 8–12 Wochen darzustellen. Ein HbA1c von > 9 % gilt als schlecht eingestellter Diabetes; < 7 % HbA1c gilt als ein gut eingestellter Diabetes (ROHLFING et al., 2002).
In einer wissenschaftlichen Stellungnahme der DGZMK sollten Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes vor einem chirurgischen Eingriff vom Hausarzt eingestellt werden. Bei kleineren chirurgischen Eingriffen unter Lokalanästhesie sollten Patienten normal essen und die Medikation fortführen. Der Diabetes Typ I Patient sollte die Hälfte seiner regulären Dosis spritzen. Bei großen Operationen unter Intubationsnarkose sollte das Metformin 72 Stunden vor dem Eingriff pausiert werden. Tritt eine leichte Hypoglykämie auf, kann man dem Patienten Dextrose verabreichen. Bei einer starken Hypoglykämie mit Bewusstseinseinschränkung wäre es zu empfehlen, den Notarzt zu rufen. Wenn vorrätig kann der Behandler 1 mg Glukagon intramuskulär injizieren (Tab. 2). Um all dies zu verhindern, sind eine gute Anamnese und gegebenenfalls die Rücksprache mit einem internistischen Kollegen oder dem Hausarzt von Bedeutung.
3. Diabetes Mellitus
Was tun?
Kleine Eingriffe Diabetes gut einstellen und normal essen
Große Operationen Metformin 72 h pausieren
Leichte Hypoglykämie Dextrose
Schwere Hypoglykämie Notarzt, 1 mg Glukagon
Tab. 2: Chirurgische Eingriffe bei DiabetesPatienten – ein Leitfaden
Abb. 2Bisphosphonate schützen die Knochensubstanz vor dem Abbau durch Osteoklasten
Bisphosphonate wirken an der Knochenoberfläche und verhindern den
Knochenabbau durch Osteoklasten. Bisphosphonate induzieren eine Inaktivierung
oder Apoptose der Osteoklasten.
Osteoblasten bauen neue Knochensubtanz auf.
Osteoklasten bauen Knochensubtanz ab.
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Obwohl die Auswirkung von Nikotin auf die Mundschleimhaut nicht vollständig ergründet ist, beschreiben viele Autoren, dass Nikotin sich negativ auf die Fibroblastenfunktion, die Kollagenproduktion und auf die vaskuläre Versorgung auswirkt (MORASCHINI & BARBOZA, 2016). Es kommt nicht selten zur Parodontitis (2,5–6fach erhöhtes Risiko), Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen, zu einem verminderten Knochenangebot beziehungsweise verminderter Knochendichte und zum Implantatverlust (CÉSARNETO et al., 2003; NOCITI et al., 2002; BAIN & MOY, 1993). Die genaue Korrelation von Implantatverlust und Nikotinkonsum ist nicht bekannt, jedoch berichtet TONETTI et al. (1995) über eine deutlich verminder
te und verlangsamte Implantateinheilung bei einem täglichem Konsum von über zehn Zigaretten. Ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Implantatverlust für Raucher ist statistisch bewiesen (MORASCHINI & BARBOZA, 2016). Laut einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) besteht bei kurzzeitiger Karenz des Nikotinkonsums, eine Woche vor und acht Wochen nach Implantation, kaum ein erhöhtes Risiko eines Implantatverlustes und eine Einheilungsrate die mit Nichtrauchern vergleichbar ist (TERHEYDEN, 2011). Studien empfehlen eine gute Patientenschulung, eine Vorbehandlung mit einer ChlorhexamedMundspülung und Antibiotika, sowie ein engmaschiges Follow-up (AHMAD & SAAD, 2012).
4. Nikotinkonsum
Bisphosphonate (BP) sind eine umstrittene Medikamentengruppe, die zum Beispiel bei Knochenstoffwechselkrankheiten, Tumoren wie dem Mamma und dem Prostatakarzinom und bei der tumorassoziierten Hyperkalzämie eingesetzt werden (PAVLAKIS & STOCKLER, 2002; KHAN & PARTIN, 2003; WILLIAMS et al., 1997). Sie hemmen die Osteoklasten und sorgen somit für eine verminderte Knochenresorption (Abb. 2). Zusätzlich haben sie einen additiven Effekt auf die Knochenmasse (RODAN, 1998). Im Jahr 2003 wurde von MARX über Nebenwirkungen wie Wundheilungsstörungen bis hin zu einer Osteonekrose berichtet. Wird eine BisphosphonatTherapie angestrebt, muss vom Zahnarzt beziehungsweise Chirurgen eine Fokussuche gemacht werden. Hierbei wird nach entzündlichen Prozessen im Kiefer oder Mundhöhlenbereich, nach Wunden der Schleimhaut, scharfen Knochenkanten sowie Druckstellen von Prothesen oder Implantaten gesucht (GRÖTZ, 2010; RIPAMONTI et al., 2009; PFAMMATTER et al., 2011).
Zusätzlich sollte der Behandler den Patienten auf die Nebenwirkungen von Bisphosphonaten und eine gute Mundhygiene hinweisen. Bei Handlungsbedarf sollte dies 2–3 Woche vor der Bisphosphonatgabe geschehen. Erfolgt nun die Gabe des Bisphosphonates, wird der Patient alle 3, 6 oder 12 Monate zur Kontrolluntersuchung einbestellt. Stellt sich hierbei ein chirur
gischer Handlungsbedarf dar, sollte Rücksprache mit dem Bisphosphonatverordnenden Kollegen über eine Medikamentenpause und eine antibiotische Therapie gehalten werden (PFAMMATTER et al., 2011; DIMOPOULOS et a., 2009; MEHROTRA et al., 2008). Der Eingriff sollte möglichst atraumatisch mit einem primären Wundverschluss durchgeführt werden, wenn nötig mit einer plastischen Deckung.
5. Bisphosphonate
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BRONJ
Therapieerfolg
Allgemeinzustand
Onkologische Wirkung
OPFähigkeit
Guter Therapieerfolg
Schlechter Allgemeinzustand
Onkologisch strenger Therapiebedarf
Orale Bisphosphonate
Stadium I
Minimaler Defekt
Intravenöse Bisphosphonate
Deutlicher Defekt
Intravenöse Bisphosphonate
Initial Stadium III
Konservative Therapie Minimalinvasive Chirurgie
Resektion bis in den gesunden Knochen
Plastische Deckung
Kontinuitätsresektion
Überbrückungsplatten
Gewebeersatz
Desinfizierende Mundspülung
Antibiotikatherapie
Schmerzmedikation
BisphosphonatTherapiepause
Chemotherapiepause
Desinfizierende Mundspülung
Oberflächliche Kürettage
Antibiotikatherapie
Schmerzmedikation
Diagnose
Konservative Therapie (2–8 Wochen)
Klinische Wertung
Abb. 3Therapeutisches Vorgehen bei Bisphosphonatassoziierten Kiefernekrosen (BRONJ/ARONJ)
Die Inzidenz der Bisphosphonate Related Osteone-crosis of the Jaws (BRONJ) liegt bei 4–10 % und ist diagnostiziert, wenn ein Teil des Kieferknochens seit über 8 Wochen freiliegt bei positiver Bisphosphonatanamnese und negativer Bestrahlungsanamnese der KopfHalsregion (MELEA et al., 2014). Aufgrund von Osteonekrosen durch andere Medikamentengruppen wurde 2014 von der American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons (AAOMS) eine Änderung von BRONJ zu Antiresorptive Agent-Induced Osteonecrosis of the Jaw (ARONJ) vorgeschlagen (RUGGERIO, 2014; RUGGERIO et al., 2014) (Abb. 3).
Die Mandibula ist häufiger betroffen als die Maxilla, wobei sich typische Symptome präsentieren als Schwellungen, Halitosis, Kiefersperre, spontan freiliegender Knochen, spontane Fraktur, intra oder extraorale Fisteln, diffuse Schmerzen und Zahnlockerung (de FREITAS et al., 2016). In der Panoramaschichtaufnahme, im MRT oder im SchädelCT kann der Verdacht verifiziert werden. Die AAOMS empfiehlt eine konservative Therapie mit einer ChlorhexamedMundspülung, Antibiotika und gegebenenfalls die Drainage eines Abszesses, wenn kein Knochen freigelegt ist oder asymptomatisch Knochen freiliegt (MELEA et
Abb. 4Fluoreszenzgesteuerte Nekroseabtragung
A) Klinisches Bild einer KnochennekroseB) & C) Darstellung der Floureszenzgeminderten Knochennekrose unter dem „VELScope“ (Visually Enhanced Lesion Scope)
(A) (B) (C)
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al., 2014). Ein operativer Eingriff wird bei freiliegendem Knochen und Entzündungszeichen oder anderen Komplikationen empfohlen. Nach der S3 Leitlinie von GRÖTZ et al. (2012) der DGMKG, DGZMK, BDO, KZBV und BZÄK sollten der nekrotische Knochen und scharfe Knochenkanten entfernt werden in Kombination mit einer antibiotischen Therapie. Dies kann über
eine Floureszenzgesteuerte Nekroseabtragung erfolgen (VELscope™) (HANKEN et al., 2013) (Abb. 4). Ein kurzzeitiges Absetzen des Medikaments hat keine Auswirkung, jedoch ermöglicht ein Pausieren über 6 Monate einen besseren Therapieerfolg (MAGOPOULOS et al., 2007).
Patienten, die aufgrund von Kopf und Halstumoren bestrahlt werden müssen, sollten nach einem strengem Schema zahnärztlich oder oralchirurgisch vor und nachbehandelt werden. Zunächst wird eine genaue Anamnese über den Tumor, Bestrahlungsfeld, Bestrahlungsstärke und Bestrahlungszeitspanne gegebenenfalls mit Rücksprache der behandelnden Kollegen empfohlen. Eine Erhebung des Zahnstatus und der Mundschleimhautbeschaffenheit sollte vor der angesetzten Bestrahlung erfolgen. Es sollten zum Zeitpunkt der Bestrahlung keine Wunden, Entzündungen, sowie lockere oder kariöse Zähne vorhanden sein. Während des Bestrahlungszeitraumes kann eine Flouridierungsschiene abends nach der Zahnreinigung eingesetzt werden, auf eine Zahnprothese sollte auf Grund von möglichen Druckstellen verzichtet werden. Frühestens 6 Wochen nach der Bestrahlung sollte ein oralchirur gischer Eingriff angegangen werden. Hierbei
sollte mit einer antibiotischen Prophylaxe (zum Beispiel mit Amoxicillin) mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff gestartet werden. Zahnextraktionen sollten so atraumatisch wie möglich erfolgen und scharfe Knochenkanten beseitigt werden. Der Wundverschluss sollte mit einer primär plastischen Deckung erfolgen.
Tumorexzision und Radiotherapiestellen stellen keine Kontraindikation für die Implantologie dar, jedoch bedarf es einer umfangreichen Planung, da oftmals ein eingeschränktes Knochenangebot sowie Wundheilungsstörungen den Erfolg gefährden (BARROWMAN et al., 2011). Implantate, die in vorbestrahltem Gebiet eingebracht werden, haben ein erhöhtes Risiko nicht einzuheilen, daher ist eine gute Mundhygiene und Infektionsprophylaxe von großer Bedeutung (LINSEN et al., 2012).
6. Bestrahlung
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Eine Schwangerschaft führt nicht zur Einstufung als Risikopatientin, jedoch muss einiges beachtet werden. Hierzu gibt es von der DGZMK eine wissenschaftliche Empfehlung (DEIMLING et al., 2007) (Abb. 5). Ein oralchirurgischer Eingriff sollte mit dem behandelnden Gynäkologen abgestimmt werden. Schwangere Patientinnen haben ein erhöhtes Risiko für eine Gingivitis und Karies. Da der negative Stress in Form von Schmerzen sich auch auf das Kind auswirken kann, sollten diese Patientinnen in Rücksprache mit dem Gynäkologen rechtzeitig behandelt werden (KLOETZEL et al., 2011; VT et al., 2013).
Eine Diagnostik in Form eines Röntgenbildes ist nur im Notfall durchzuführen, gerade im ersten Trimenon (KLOETZEL et al., 2011). Als Analgesie ist Aspirin oder Ibuprofen nur für die ersten zwei Trimester zulässig, im dritten Trimenon kontraindiziert. Paracetamol galt als das Medikament der Wahl, jedoch wird dies zurzeit kontrovers diskutiert. Neueste Studien zeigen einen negativen Einfluss von Paracetamol auf den Embryo bei einer Langzeitbehandlung und Hochdosistherapie. In diesen Publikationen wurden
Nebenwirkungen wie eine verlangsamte neuronale Entwicklung, Asthma, eine negative Beeinflussung der männlichen Reproduktion und Verhaltensstörungen des Kindes beobachtet (VLENTERIE et al., 2016; LOURIDOCEBREIRO et al., 2016; STERIGIAKOULI et al., 2016; HOLM et al., 2015).
Zur Lokalanästhesie wird Adrenalin empfohlen, nicht empfohlen sind dagegen Noradrenalin und Felypressin. Als Sedativa sind Benzodiazepine empfohlen. Bei einer antibiotischen Therapie ist zu beachten, dass Streptomyzin und Tetrazyklin kontraindiziert sind.In der späten Phase der Schwangerschaft kann es bei Rückenlage der Patientin zur Bradykardie mit Atemlosigkeit, Übelkeit, niedrigem Blutdruck und Schweißausbruch – dem Vena Cava Inferior Syndrom – kommen. Um diesem entgegenzuwirken, sollte die Patientin in Rechtsseitenlage positioniert werden (KLOETZEL et al., 2011).
Während der Stillzeit sollte die Medikation nach dem Stillen genommen und eine Stillpause von vier bis fünf Stunden eingehalten werden.
7. Schwangerschaft
Referenzen
• Hier finden Sie die vollständige Literaturliste.
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Was tun? Befund und Therapie
Vor derSchwangerschaft
Vor der Familienplanung: Paradontaluntersuchung und ggf. Behandlung „PrimärPrimärParadontalprophylaxe“
Während der Schwangerschaft
Gingivale ErkrankungGingivitis / pyogenes Granulom
Erhaltungstherapie 6–12 monatig
Erhaltungstherapie 6–12 monatig
Paradontal-DiagnostikRöntgen nur im 2. und 3. Trimenon unter kritischer Indikationsstellung
Gynäkologisches Konsil zur Evaluierung eines erhöhten Frühgeburtenrisikos
Rücksprache bezgl. evtl. Antibiotikaprophylaxe
Behandlung akuter Zuständez. B. Gingivaabzess, Paradontalabzess, Perikoronarabzess
MundhygienetrainingMundhygieneinstruktion, professionelle Zahnreinung, Entfernung
von Reizfaktoren
Chirurgische TherapieEines pyogenen, schmerzhaftenbzw. blutenden Granuloms, dasdie Nahrungsaufnahme behindert
Chronische / aggressive Parodontitis
Erhaltungstherapie3–6 monatig
Erhaltungstherapie3–6 monatig
Nach der Schwangerschaft
Erhaltungstherapie 6–12 monatig
Kontrolle / ggf.chirurgische Therapieeines pyogenen Granuloms, das primär keine Behinderung darstellt
ChirurgischeParodontitistherapie
Erhaltungstherapie 3–6 monatig
Tab. 5: Therapie parodontaler Erkrankungen in der Schwangerschaft.Schematische Darstellung modifiziert nach DEIMLING et al., 2007
Systematische ParadontitistherapieNichtchirurgisch
(ab 2.–3. Trimenon)
8. Zusammenfassung
Der Risikopatient ist keine Rarität auf dem Behandlungsstuhl des Oralchirurgen oder des Zahnarztes. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Zusammenhänge von Medizin und Zahnmedizin verstanden zu haben.
Eine gezielte Anamnese mit einer klinischen Untersuchung und gegebenenfalls Rücksprache mit behandelnden Kollegen, kann die Behandlung von Risikopatienten erleichtern und möglichen Risiken frühzeitig entgegengewirkt werden. Dies ist nicht nur für eine komplikationslose Behandlung wichtig, sondern auch
für die ArztPatientenBeziehung. Hierzu sind Fragebögen, die der Patient im Wartezimmer ausfüllt, am besten mit der vom Behandler erhobenen Anamnese zu ergänzen. Dies sind kleine Veränderungen, die im Praxisalltag einen großen Einfluss haben können, da sie die Arbeitsabläufe reibungsloser gestalten.
Dieser Artikel hat einen Überblick über Risikofaktoren sowie ergänzende Hintergrundinformationen gegeben und die darauf aufbauenden Therapiestrategien näher erläutert.
BEGO Implant Systems GmbH & Co. KGWilhelmHerbstStr. 1 · 28359 Bremen, GermanyTel. +49 421 2028246 · Fax +49 421 2028265EMail info@begoimplantology.com · www.bego.com
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