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2 0 14 / N r. 2
CLASS: aktuellA s s o c i a t i o n o f C l a s s i c a l I n d e p e n d e n t s i n G e r m a n y
Arabella Steinbacher und Mozart Violinkonzerte
Leo von Doeselaar und Mendelssohn
Orgel von der Insel
Raquel Andueza und Pier Antonio Cesti
Barocke Entdeckung
Wegweiser zum Jubiläum
Sieben Opern von Richard Strauss
Beethoven und Cherubini
Bertrand de Billy und das Kammerorchester
Lausanne
Tianwa Yang & Ysaÿes Virtuosität
mit Leidenschaft
Die zweiohrige HöreMehrkanalwiedergabe
ist für Klassikhörer !
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1 La Forqueray (3ème livre) 6:25 Rondeau 2 La De Vaucanson (4ème livre) 5:52 3 Ouverture (3ème livre) 5:23 Grave - Viste - Lent 4 La De May (3ème livre) 3:36 Rondeau Gracieux 5 La Madin (3ème livre) 3:54 Gay 6 Allemande (1er livre) 6:45 7 La Boucon (1er livre) 3:43 Courante 8 Rondeau/Autre (1er livre) 4:10
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9 La Millettina (1er livre) 2:41 Vivement 10 La De Casaubon (3ème livre) 4:08 Vivement 11 La Du Tailly (3ème livre) 5:15 Gracieux et gay 12 La De Valmallette (3ème livre) 3:51 Gaïment
13 La Pothouïn (4ème livre) 6:39 Rondeau. modérément 14 Chaconne (3ème livre) 7:32 15 Médée (3ème livre) 3:10 Vivement et fort
total time: 1:13:13
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JACQUES DUPHLY (1715-1789) pièces de clavecin / works for harpsichord
Medea Bindewald – Cembalo / harpsichordNicolette Moonen – Violine / violin
Book
let:
deut
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COV 91404
MEDEA BINDEWALDHARPSICHORDNICOLETTE MOONEN
VIOLIN
pièces de clavecinworks for harpsichord
JACQUES DUPHLY
PIANOKlavierwerke von Bach, Schumann und WagnerAlexander Maria Wagner TYXart CD TXA14040
Auf der vorliegenden Einspielung zeigt sich der Pianist Wagner als ein Interpret, der nicht in verunsicherter Permanenz nach dem Komponistenwillen sucht, sondern selbst etwas zur Musik seiner großen Vorgänger zu sagen weiß, ohne sie zu veruntreuen
KLANGSCHMELZEFlötensonaten der Berliner SchuleLeonard Schelb, TraversflöteRicardo Magnus, FortepianoAmbitus amb 96 953
Historische Aufführungspraxis, Inspiration und künstlerische Gestaltung verschmelzen in genialer Weise.
DuNKLE LICHtErFrANZ SCHuBErtOktett für Klarinette, Horn,Fagott und Streicher, D. 803 East Side OktettMario WiegandES-DUR - ES 2051
Zu dem bei Deutschlandradio Kultur eingespielten Schubert Oktett sollte für die Veröffentlichung ein neues Werk komponiert und eingespielt werden, um Schuberts Oktett zu ergänzen, zu kontrastieren und dadurch in ein neues Licht zu stellen. Mario Wiegand sagte spontan zu und innerhalb weniger Monate gelang auch die Umsetzung.
BACH & CONtEMPOrArY MuSICAlexandra Sostmann, KlavierTYXart CD TXA13036Werke von Bach aus dem 18. Jhdt. begegnen „neuen“ Kompositionender letzten 70 Jahre. Bei aller historischen Distanz wird deutlich, dass Musik und Spiel in vielerlei Hinsicht aufeinander verweisen und dabei vielfältige Beziehungen zwischen barocker und zeit-genössischer Musik erkennen lassen.
DIALOG OHNE WOrtE r. Schumann: Fantasiestücke op. 12F. Hensel: Six Mélodies pour le piano, Nr. 2 und 6; 12 Clavierstücke von F. Hensel, Nr. 5F. Mendelssohn: Lied ohne Worte op. 30 Nr. 2 und 4C. Schumann: Drei romanzen op. 11 Nr. 1; Drei romanzen op. 21 Nr. 2
Matthias Veit, KlavierAmbitus amb 96 967Ein fiktives Gespräch in Fantasiestücken
tAHrA StOrYSchubert, rameau, Bruckner und BeethovenDiverse Orchester unter der Leitung von Hermann Scherchen,Hermann Abendroth und Wilhelm Furtwängler Tahra TAH768
Es ist die letzte Veröffentlichung des Labels Tahra mit einer ausführlichen Label-Geschichte im Booklet.
OrGELIMPrOvISAtIONEN MIt WOLFGANG SEIFENan der Buchholz-Jehmlich-Orgel im Dom zu Greifswald Phantasie, FugeContrapunkt I, Contrapunkt IIContrapunkt IIIvier symphonische SkizzenWolfgang Seifen, Orgel Ambitus amb 96 963
Einer der führenden Orgel-Improvisatoren unserer Zeit.
A QuAttrO COrI16-stimmige Werke für vier Chöre von Fasch, Benevoli und Mendelssohn BartholdyNDR Chor, Philipp AhmannES DUR - ES 2049
Der NDR Chor unter Philipp Ahmann präsentiert dieses besonders anspruchsvolle Repertoire mit zahlreichen Solisten aus den eigenen Reihen.
JACQuES DuPHLY Werke für Cembalo und violineMedea Bindewald, Cembalo Nicolette Moonen, ViolineCoviello ClASSiCS COV 91404
Die lebendig-atmenden Interpretationen von Medea Bindewald, unterstützt von Nicolette Moonen an der Violine in einer exemplarischen Einspielung.
PArIS 1937 Eine Hommage an das trio d‘anches de ParisTrio LézardCoviello ClASSiCS COV 91408
Diese CD vermittelt spannende Einblicke in eine in Deutschland noch weitgehend unbekannte Epoche der französischen Musik des 20. Jahrhunderts.
CLASS: aktuellbrand
AUSGABE 2014/2 3
Class: aktuell 2 / 2014 Inhalt
4 Herzenswunsch Arabella Steinbacher und Mozarts Violinkonzerte
6 Lied von Fernweh und Sehnsucht Mahlers Geniestreich in Schönbergs Gewand
7 Wegweiser Sieben Opern von Strauss in einer Jubiläumsbox
8 Gerettet: Musik von der Insel Leo von Doeselaar spielt Mendelssohn auf einem Kleinod englischen Instrumentenbaus
9 Der musikalische Erbe Kodálys Irnberger und Korstick widmen sich dem Werk Iván Eröds
10 Das Chor-Projekt Hänssler Classic präsentiert eine neue Reihe mit Chormusik
11 Macht und Liebe im alten Persien Wiederaufführung von Händels Oper „Siroe“
12 Doppeltes Spiel à Trois César Francks Violinsonate als Klaviertrio
13 Sängerin, Ensembleleiterin, Labelgründerin Raquel Andueza
14 Furios und vollständig durchleuchtet Bertrand de Billy und das Kammerorchester Lausanne mit Beethoven und Cherubini
15 Vituosin mit Leidenschaft Tianwa Yang spielt Eugène Ysaÿes
16 „Der Fall Babylons“ Louis Spohrs letztes Oratorium
17 Pinaistisches Augenzwinkern Stefan Irmer spielt John Field
18 Die zweiohrige Höre Eine Bestandsaufnahme zur Mehrkanalwiedergabe
25 Im Blickpunkt Neuheiten vorgestellt von CLASS:aktuell
ImpressumHerausgeber/Verlag:
CLASS e.V.Association of Classical Independents in GermanyBachstraße 35, 32756 DetmoldTel. 05231-938922class@class-germany.de
Redakteur (v.i.S.d.P): Dr. Rainer KahleyssAnzeigen: Gabriele NiederreiterGrafische Gestaltung: Ottilie Gaigl Druck: Westermann Druck, Braunschweig
Druckauflage: 121.0001. Quartal 2014ISSN: 2195-0172
Titel: Foto © Pentatone Archiv
Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de
geprüfte Auflage
CLASS : aktuell
Man muss nicht katholisch sein, um hin und wieder an einen Schutzheiligen zu
geraten. Die Fischer und Angler zum Beispiel grüßen sich mit „Petri Heil“, die
Feuerwehrleute kennen den Funkrufnamen „Florian“, die Jäger blasen zur Hubertus-
jagd, die Lebensretter berufen sich gerne auf Christophorus, und Kinder lieben das
Laternenfest am Martinstag. In Wien heißen die Pferdekutscher noch immer Fiaker,
und weil sie so viel auf ihrem Kutschbock herumsitzen müssen, soll der heilige
Fiacrius auch gegen Hämorrhoiden helfen.
Die Gewalt der MusikWeniger populär ist die Schutzheilige der Musik, Cäcilia von Rom. Weder gelten
Musiker als „Cäcilienjünger“ noch ist unter ihnen der Cäciliengruß geläufig.
Die bekanntesten musikalischen Widmungen stammen von Haydn, Gounod, Händel
und Simon & Garfunkel. Aber so richtig bei der Sache waren sie alle nicht:
Haydn meinte gar nicht Cäcilia, sondern den Wallfahrtsort Mariazell, Gounod hatte
das neue Kaiserreich von Napoleon III. im Sinn – und Händel benannte sein Werk
seltsamerweise nach Alexander dem Großen. Vielleicht verstand Händel seine „Ode to
Cecilia“ aber auch ganz anders, schließlich hieß seine junge zweite Sopranistin
Cecilia Young. Auch Paul Simons Intentionen beim Hitsong „Cecilia“ waren wohl nicht
vorwiegend katholisch, denkt man an Songzeilen wie „Making love in the afternoon
with Cecilia up in my bedroom“.
Dass sich die Musikheilige bis heute nicht recht durchgesetzt hat, könnte an der
dünnen Quellenlage liegen. Der einzige Musik-Bezug in der Cäcilienlegende besteht
nämlich in der Mitteilung, die junge Römerin habe bei ihrer heidnischen Hochzeit
im Stillen zu ihrem christlichen Heiland gesungen, und zwar „cantantibus organis“
– während der Chor sang. Manche wollten die Stelle so verstehen, dass Cäcilia
sich selbst an der Orgel begleitet und wohl auch dieses Instrument erfunden habe.
Andere unterstellten, sie sei in ihrem Gebet von den heidnischen Klängen völlig
ungerührt geblieben und müsse daher die wahre Bezwingerin der Musik sein.
Wenn mich mein angestaubtes Schullatein nicht völlig im Stich lässt, handelt es sich
bei dem Ausdruck „cantantibus organis“ um einen Ablativus absolutus. So einer
lässt sich durchaus unterschiedlich übersetzen. Ich möchte die Stelle so verstehen:
WEIL die Musik erklang, konnte Cäcilia direkt zu ihrem Heiland sprechen – denn so
machtvoll sind die Töne. Ganz in diesem Sinn erzählt auch Händels Cäcilien-Ode von
der Macht der Klänge – nur eben beim Freudenfest eines Königs, der von der Musik
getrieben eine Stadt niederbrennt: „Alexander’s Feast or The Power of Musick“.
„Die Gewalt der Musik“ lautet auch der Untertitel einer Cäcilien-Novelle von Heinrich
von Kleist, die im 16. Jahrhundert spielt. Der Dichter weist dort darauf hin, dass
die Musik „zu gleicher Zeit schreckliche und herrliche Wunder“ vollbringen könne.
Daher, liebe Brüder und Schwestern im Geiste Cäciliens, lasst uns sorgfältig
umgehen mit dieser großen Macht! Lasst uns täglich geduldig das Hören üben!
Mit aufrichtigem Cäciliengruß,IhrHans-Jürgen Schaal
Herzenswunsch? Erfüllt!Arabella Steinbacher interpretiert Mozarts Violinkonzerte, die sie schon seit ihrer Kindheit begleiten
‚‚Endlich war es Zeit für Mozart!“ Diesem Satz im Beiheft zu Arabella Steinbachers neuem Album merkt man an, dass sie sich
gerade wohl selbst einen langgehegten Wunsch erfüllt hat. Das G-Dur-Konzert etwa begleitet die Münchner Violinistin seit ihrem achten Lebens-jahr, zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere. Heute ist Arabella Steinbacher 33 Jahre alt und spielt Mozart nicht nur mit profunder Tech-nik und viel Verstand, sondern mit Hingabe und in berührender Individualität.
Bei näherem Hinsehen entdeckt man inte-ressante Details: So hat Frau Steinbacher in den Konzerten Nr. 4 und 5 die klassischen Kadenzen von Joseph Joachim verwendet – dem heraus-ragenden Violinvirtuosen der Brahms-Zeit, einem veritablen Superstar seiner Epoche. Während die-se Joachim-Kadenzen häufig genutzt werden, ist die Wahl der Kadenzen Wolfgang Schneiderhans im G-Dur-Konzert auf den ersten Blick eine Überraschung. Aber nur auf den ersten Blick,
Wolfgang Amadeus MozartViolinkonzerte Nr. 3 G-Dur KV 216, Nr. 4 D-Dur KV 218 & Nr. 5 A-Dur KV 219Arabella Steinbacher, ViolineFestival Strings Lucerne, Daniel DoddsPentatone PTC 5186 479 (SACD Hybrid)
denn damit erweist sie ja dem Ensemble, das sie auf ihrem aktuellen Album begleitet, taktvoll Re ve-renz: den Festival Strings Lucerne, deren Mit-gründer Schneiderhans anno 1956 gewesen war. Seitdem hat dieses Kammerorchester, das zu den namhaftesten der Welt gehört, stets einen her-ausragenden Virtuosen als Konzertmeister be-schäftigt. Mit Daniel Dodds ist das heute nicht anders als früher. Dodds, der auf vorliegender Aufnahme auch als Ensemble leiter fungiert, gehört selbst zu den prominenten Violinsolisten.
Arabella Steinbacher, Tochter einer japani-schen Mutter und eines deutschen Vaters, stammt aus einem musikalischen Haus. Ihr Vater, Alexan-der Steinbacher, war Solorepetitor an der Bayeri-schen Staatsoper in München. Als die dreijährige Arabella begann, sich für Musik zu interessieren, bekam sie eine Geige geschenkt und begann spielerisch mit Violinunterricht.
Bereits als Neunjährige bestand sie das Vor-spielen an der Musikhochschule und wurde zur
CLASS : aktuell
4 AuSgAbe 2014/2
Aktuelle Konzerte: 15. 06. 2014 Luzern, KKL Festival String Lucerne – Mozarts Violinkonzerte
29. 06. 2014 Frankfurt30. 06. 2014 FrankfurtFrankfurter Museumsorchester, K. Carydis J. brahms Violinkonzerte
03. 07. 2014 Rheingau Musik Festival – bach, PiazzollaStuttgarter Kammerorchester
07. 07. 2014 MünchenStuttgarter Kammerorchesterl – bach, Piazzolla
21. - 23.07. 2014 Verbier FestivalRecital mit Christian Zacharias
AuSgAbe 2014/2 5
Weitere Einspielungen:
Max Bruch, E.W. Korngold, Ernest Chausson Arabella Steinbacher Orquestra Gulbenkian, Lawrence FosterPentatone PTC 5186 503 (SACD Hybrid)
Sergej Prokofieff Violinkonzerte 1 & 2 / Solo Sonata Arabella Steinbacher Vasily Petrenko, Russian National OrchestraPentatone PTC 5186 395 (SACD Hybrid)
RichardStrauss
Complete Works for Voice and Piano
1870-1948
9 CD BOX
RichardStraussSongs.com
NEW RELEASEJune 2014
jüngsten Schülerin der großen Pädagogin Ana Chumachenko, die übrigens auch andere aus-gebildet hat, die heute als Stars bekannt sind, wie etwa Julia Fischer oder Lisa Batiashvili.
Nach dem Studium wurde die Karriere der Münchnerin von Gidon Kremer und Anne-Sophie Mutter weiter gefördert. Studien führten sie außer-dem zur Violinlegende Ivri Gitlis nach Paris, einem der letzten noch lebenden Schüler George Enescus.
2004 begann die internationale Konzert-laufbahn der Violinistin – mit einem veritablen Knalleffekt in Paris. Damals sprang sie kurzfristig für einen erkrankten Kollegen ein und spielte unter Leitung des gleichfalls legendären Sir Neville Marriner ein begeisterndes Auslandsdebüt.
Seitdem verbreitete sich ihr Renommee erst einmal vor allem in Europa. Durch Steinbachers Debüt mit dem Chicago Symphony Orchestra 2008 ist ihre Karriere noch einmal mächtig in Bewegung gekommen. Spätestens aber seit ihrem ersten Auftritt in der sagenumwobenen Carnegie-Hall 2011 ist sie nun auf dem unmittelbaren Weg zum Weltstar. Zwei Klassik-ECHOs und zwei Preise der Deutschen Schallplattenkritik sprechen hierbei eine ebenso beredte Sprache wie die Kritiker der New York Times, die Steinbacher „lupenreine Technik“ und eine „wundervolle, reiche Klang-palette“ attestierten.
Steinbacher tritt heute mit den namhaftesten Orchestern und Dirigenten auf, darunter so illustre Pultgranden wie Marek Janowski oder Sir Colin Davis. Doch auch die hippen Shootingstars Vasily Petrenko und Andris Nelsons laden sie gerne ein.
Zusammen mit den Cellisten Alban Gerhardt und Daniel Müller-Schott oder mit dem Pianisten
Robert Kulek überzeugt Steinbacher auch mit Kammermusik. Wunderschöne Brahms-Sonaten waren unter anderem das Ergebnis – wie über-haupt die musikalische Romantik Steinbachers programmatischer Schwerpunkt ist. Ihre zweite große Leidenschaft ist die klassische Moderne mit gefeierten Einspielungen der Violinkonzerte Bartóks und Prokofjews.
Was also ist das Erfolgsrezept dieser Violinis-tin, die in gerade einmal zehn Jahren den Weg vom regionalen Liebling der Münchner Szene zur internationalen Solistenelite zurückgelegt hat?
Steinbacher gilt als Meisterin der Konzen-tration, ist für ihre Selbstbeherrschung bekannt. Doch das sei nur „Atemtechnik“ versichert die Künstlerin. Das hilft ihr auch bei dem unglaub-lichen Reisestress einer Starsolistin: „Man ent-wickelt seine Taktiken“ bekannte sie in einem Interview. Und die schicken Hochglanzfotos der hübschen Geigerin auf CDs und in Zeit-schriften? Trägt das Äußere nicht auch zum Ruhm mit bei? Auch dazu gibt es einen Interview-Kommentar von ihr – einen knappen: „Dieses Show-Getue ist nichts für mich.“
Und so bringt vielleicht ein abschließendes Zitat Arabella Steinbachers am besten auf den Punkt, was sie von so vielen anderen Shooting-stars der Klassikszene unterscheidet: „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleibt.“ Dass dieses Konzept voll aufgeht, zeigt nichts besser als das neue Mozart-Album Arabella Steinbachers mit eben dem Konzert, das sie schon als Achtjährige liebte und das für sie seitdem eine Herzensangelegenheit geblieben ist.
Rainer Aschemeier
6 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell
Gustav Mahler (1860-1911) Das Lied von der Erde (Fassung für Kammerorchester von Arnold Schönberg, vollendet von Rainer Riehn)Gerhild Romberger, MezzosopranStephan Rügamer, TenorDetmolder KammerorchesterAlfredo Perl, DirigentMDG 901 1845-6 (Hybrid-sACD) 2+2+2 Recording
Sinfonie oder Liederzyklus? Bei Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ ist die Abgrenzung schwierig. Während meist die Klangpracht des riesigen Orchesters
den sinfonischen Anteil in den Vordergrund rückt, erlaubt die von Arnold Schönberg raf finiert begonnene und von Rainer Riehn vollendete Be arbeitung für 14 Instrumente eine intimere Sicht auf den vokalen Aspekt der Komposition. Wie sehr sich das lohnt, zeigt die SACDNeuaufnahme von Gerhild Romberger und Stephan Rügamer mit dem bestens disponierten Detmolder Kammerorchester, das unter der Leitung von Alfredo Perl mit kammermusikalischer Geschmeidigkeit ihren Ausflug in die chinesische Vorstellungswelt des Fin de Siècle begleitet.
Ausgangspunkt für die Reise in die ostasiatische Philosophie ist Hans Bethges zu Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst populäre Sammlung „Die chinesische Flöte“, eine Übertragung von uralten Gedichten aus dem Reich der Mitte. Dass es dabei nicht immer mit höchster philologischer Akkuratesse zugeht, tut der Wirkung der Texte keinen Abbruch. Und auch Mahler selbst hat dann noch kräftig in die literarische
Lied von Fernweh und SehnsuchtMahlers Geniestreich in Schönbergs Gewand
Vorlage eingegriffen: Das Ende von „Der Abschied“ stammt fast komplett aus seiner Feder. Die Gegensatzpaare von Alter und Jugend, Frühling und Herbst, Einsamkeit und Gesellschaft prägen das Werk, und nicht zuletzt Leben und Tod, die für Mahler im Kompositionsjahr 1907 mit dem qualvollen Tod der Tochter und eigener schwerer Erkrankung von besonderer Bedeutung waren.
In der Kammermusikfassung kommt die Qualität der Texte bis in die feinsten Nuancen besonders zur Geltung. Im Gegensatz zu der Orchesterversion haben Gerhild Romberger und Stephan Rügamer Raum auch für das zarteste Pianissimo, und ihre beeindruckenden dynamischen Möglichkeiten können sich ungehindert entfalten. Dabei braucht das Publikum auf die klangliche Raffinesse des Originals keineswegs zu verzichten: Die Instrumentationskunst Schönbergs und Riehns setzt durch die aparte
Besetzung inklusive Harmonium und Celesta, sowie zauberhafte Klangfarbenmischungen eigene Akzente. Schon der Anfang lässt aufhorchen: Der markante Hornruf wird mit gemeinsamen Trillern von Klavier und Holzbläsern fortgeführt; ein unwirklichexotischer Klang, der den Zuhörer gleich in eine ferne Welt entführt.
Das SACDDebut des Detmolder Kammerorchesters ist natürlich in feinstem dreidimensionalem MDGRaumklang produziert. Damit gelingt eine besonders plastische Abbildung der irisierenden Partitur. Perfekt eingebettet, werden die beiden Solisten unter Alfredo Perls Stabführung sensibel durch das gewaltige Werk geleitet. Das FernostBild der vorletzten Jahrhundertwende erfährt eine erstaunliche Wiederauferstehung – und weckt auch heute noch Fernweh und Sehnsucht – zumindest des Öfteren die Wiederholungstaste zu drücken. Lisa Eranos
Stephan Rügamer Alfredo Perl Gerhild Romberger
www.detmolder-kammerorchester.de
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7 AusgAbe 2014/2
Rauschhaft und farbenreichEine aufsehenerregende Jubiläumsbox – von der
Strauss-Familie autorisiert – vereint sieben Opern in ultimativen Referenzeditionen
Wir schreiben das Jahr 2014: Das Jubiläum zum 150. Geburtstag von Richard Strauss ist in vollem Gange. Natürlich
hat der großartige Sinfonien und Sinfonische Dichtungen geschrieben, natürlich ist der Blick auf seine Kammermusik immer lohnend und derjenige auf sein Liedschaffen unumgänglich.
Für das Gros der Klassikliebhaber bedeutet der Name Strauss aber vor allem Eines: große Oper! Und zwar von der Sorte, wie man sie heute nicht mehr findet: Oper mit Seele, mit Dramatik, mit Gehalt. Wenn nur auch die vielen Inszenierungen, die es von Strauss’ Meisterwerken gibt, alle so großartig wären! Doch wer sich der Bühnengeschichte dieser Musik nähert, betritt ein Reich aus Licht und Schatten.
„Einen Wegweiser müsste man haben!“, so dachten sich vielleicht die Verantwortlichen des renommierten Labels Arthaus Musik: Einen Wegweiser durch die besten je auf Film gebannten Inszenierungen von Strauss’ beliebtesten Opern. Nur, wer würde sich trauen, eine solche Entscheidung auf sich zu nehmen? Wer könnte beurteilen, was „die Besten“ in diesem Zusammenhang überhaupt meint?
Das Label kam zu einer einfachen und überzeugenden Lösung: Nur ein echter Strauss könnte diese Auswahl treffen. Einer, der den Geschmack des Komponisten aus eigener Erfahrung kannte und anhand eigenen Erlebens sowie
CLASS : aktuell
persönlicher Aufzeichnungen einschätzen konnte. Und so kam man darauf, die Verantwortung für die Auswahl der Einspielungen für eine solche Opernreferenz in die Hände von Dr. Christian Strauss zu legen – dem Enkel des Komponisten – und in die seiner Familie. Dass dies eine gute Entscheidung gewesen ist, erschließt sich jedem, der Einsicht in diese einzige von der StraussFamilie autorisierte Werkedition nimmt: „Der Rosenkavalier“ in der gefeierten Fassung der Bayerischen Staatsoper aus dem Jahr 1979 unter der Leitung Carlos Kleibers mit Brigitte Fassbaender, Gwyneth Jones und Lucia Popp. Die sagenhaft intensive „Salome“ mit Iris Vermillion und Nadja Michael aus dem Jahr 2007. „Die Frau ohne Schatten“ unter Sawallisch. „Ariadne auf Naxos“ mit Sena Jurinac von den Salzburger Festspielen 1965 unter Karl Böhm. Eine topaktuelle „Die Liebe der Danae“ aus der Deutschen Oper Berlin aus dem Jahr 2011. „Elektra“ von 1989 bringt erneut die Fassbaender auf den Bildschirm, während im Orchestergraben Claudio Abbado dirigiert.
Kurz und gut: Vergangenheit und Gegenwart reichen sich die Hände in diesem BoxSet, bei dem man das geschaffen hat, was man bislang vergeblich suchte: einen musikalischvisuellen Wegweiser durch die rauschhaft intensive und immer abwechslungsreiche Opernwelt des Richard Strauss. Rainer Aschemeier
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Liebeslieder30 Kompositionen dem ensemble recherche zum 25. Jubiläum gewidmetCzernowin / Mendoza / Poppe / Riehm / Widmann / Zender / …
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Weitere Einspielung: Heinrich Scheidemann (1596 -1663) OrgelwerkeLeo van Doeselaar,van Hagerbeer-Orgel, Pieterskerk, Leiden (NL)MDG 906 1746-6
(Hybrid-sACD) 2+2+2-Recording
CLASS : aktuell
Aktuelle Konzerte: 11. 06. 2014 Kreuzkirche, Dresden
19. 06. 2014 Arolser barockfestspiele
05. 07. 2014 im Concertgebouw, Amsterdam
09. 07. 2014 Martinikerk zu groningen
29. 07. 2014 Kathedrale in brüssel
01. 08. 2014 berliner Dom
03. 08. 2014 Kaiserdom, Königslutter
www.leovandoeselaar.com
Leo van Doeselaar hat sich einer Auswahl dieser wenig bekannten Charakterstücke angenommen, um das Instrument vielseitig vorstellen zu können. Besonderes Highlight: Als ebenfalls herausragen der Pianist wagt sich van Doeselaar an die „Variations sérieuses“, auf der Orgel natürlich…
Diese Aufnahme ermöglicht noch einen interessanten Klangvergleich, denn die Pieters kerk in Leiden beinhaltet eine weitere Kost barkeit: Im vergangenen Jahr hat Leo von Doeselaar auf der großen van HagerbeerRenaissanceOrgel eine Einspielung der Werke Heinrich Scheidemanns veröffentlicht. Vor allem dank der raumbezogenen 3DWiedergabe in MDGs 2+2+2 Recording lassen sich nun die klanglichen Unterschiede der unterschiedlichen Platzierungen der Instrumente im Hauptschiff bzw. seitlich im Chorumgang und natürlich der unterschiedlichen Stile, sowie der verschiedenen Stimmungen ganz besonders leicht vergleichen: Dem Organisten gelingt hier wie da ein packend livehaftiger Klang. Lisa Eranos
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 -1847) Mendelssohn in London / Orgelwerke Leo van Doeselaar,Thomas Hill Organ, Pieterskerk, Leiden (NL)MDG 906 1853-6
(Hybrid-sACD) 2+2+2-Recording
Programm aufgenommen hat. Die „Sechs Sonaten“ gehören zu den bekanntesten Orgelwerken Mendelssohns. Weniger be kannt ist, dass diese Sonaten eigentlich eine Sammlung von Studien für das Orgelspiel darstellen und speziell für englische Organisten zu sammengestellt wurden. Nicht alle dieser äußerst kunstvollen Studien ließen sich der strengen SonatenIdee unterordnen.
A ls Felix Mendelssohn Bartholdy erstmals in England die Orgel spielte, überraschte er sein Publikum mit frappanter Virtuosität, die den Insulanern bis dahin
völlig unbekannt war. Besonders das Pedalspiel beeindruckte, und in der Folge erfuhr der bis dahin äußerst konservative englische Orgelbau einen nie gesehenen Innovationsschub. Von diesem Umbruch zeugt heute noch die von Thomas Hill 1883 erbaute Orgel, die vor dem Abriss der Londoner St. John‘s Church gerettet werden konnte und seit Neuestem frisch restauriert als Chororgel in der St. Pieterskerk im holländischen Leiden zu bestaunen ist. Leo van Doeselaar präsentiert dieses dreimanualige Kleinod englischen Orgelbauhandwerks jetzt erstmals auf Super Audio CD – natürlich mit Werken von Mendelssohn.
Der gewaltige Eindruck, den Mendelssohn in England hinterließ, überlebte den Meister der klassizistischen Romantik um viele Jahre. Als mit dessen Tod der Nachschub an neuer Orgelmusik versiegte, bearbeitete man mit großem Erfolg Orchesterwerke für die Orgel. William Thomas Best tat sich damit besonders hervor. Mendelssohns großartige „ReformationsSin fonie“, die im Finale Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ verarbeitet, bietet sich natürlich ebenso an, wie die Ouvertüre zu „Paulus“, die van Doeselaar in ein spannendes
Leo van Doeselaar ist Professor an der UDK-Berlin, Titular-Organist der Schnitger- Orgel in Groningen und am Concertgebouw in Amsterdam. Für seine Scheidemann-SACD erhielt er den Preis der deutschen Schallplattenkritik und den Echo-Klassik 2013.
Gerettet: Musik von der InselLeo van Doeselaar präsentiert Mendelssohn in Bestfassung
CLASS : aktuell
AusgAbe 2014/2 9
Musikalischer Erbe KodálysThomas Albertus Irnberger und Michael Korstick widmen sich dem Werk Iván Eröds – das Laien fasziniert und Fachleute begeistert
‚‚K unst ist Kommunikation. Wenn ich Musik schreibe, so mit der Absicht, dass sie auch angehört und begriffen wird. (...)
Unbedingte Originalität der Sprache ist der Feind der Kommunikation. Sprache ist Übereinkommen. Musikalische Sprache auch.“
Wenn Sie finden, dass das, was Sie soeben gelesen haben, interessante Gedanken sind, sollten Sie vielleicht mal reinhören in die Kompositionen von Iván Eröd, diesem außergewöhnlichen österreichischungarischen Komponisten und Pianisten. Die Gelegenheit ist jedenfall günstig, denn selten hat Eröds Musik schönere Interpretationen erfahren, als auf dem neuen Album des aufstrebenden Violinisten Thomas Albertus Irnberger.
Irnberger wurde nach eigenem Bekunden auf Eröds Werke aufmerksam, als er sich auf Violinwettbewerbe vorbereitete und ist seitdem nie mehr davon losgekommen. Was aber macht Eröds Musik so außergewöhnlich? Nun, da gibt es viele Facetten. Da wäre zum Beispiel die
Iván ErödViolinkonzert, Violinsonaten, ViolinstückeThomas Albertus Irnberger, ViolineMichael Korstick, KlavierIsrael Chamber Orchestra, Martin SieghartGramola 99020
unmittelbare Eingängigkeit seiner Stücke, die aus einer musikalischen Erdung im Ex pres sionis mus entspringt, jedoch nie ohne die Anerkennung der jüngsten Moderne einhergeht. Da wäre des Weiteren die erstaunlich breite Akzeptanz seiner Musik, die unter an de rem auch so unterschiedliche Solistentypen wie Thomas Albertus Irnberger und Michael Korstick auf diesem Album zusammengeführt hat: Irnberger, das expressivfuriose Violinvollblut und Korstick, den grüb leri schen, eher in sich gekehrten Klavier philosophen.
Dabei ist es bezeichnend für den jungen Virtuosen Irnberger, dass er sich einmal mehr nicht mit „Standardrepertoire“ zufrieden gibt. Als „eine Persönlichkeit mit Weit und Durchblick“ (Klassik heute) wurde er schon betitelt, ebenso „als einer der intelligentesten, stilsichersten, souveränsten Geiger seiner Generation“ (crescendo). Im Duo mit Michael Korstick kann er auf seinem neuen Album seine Klasse voll zur Entfaltung bringen.Und das einst vom großen Gary Bertini ins Leben gerufene Israel Chamber Orchestra bietet die perfekte orchestrale Tapete zu Eröds Violinkonzert.
Der Komponist Iván Eröd wurde 1936 geboren. Sein Bruder und seine Großeltern wurden in den Konzentrationslagern von Buchenwald und Auschwitz ermordet. Eröds Studien führten ihn zu Legenden wie Zoltán Kodály und Pál Kadosa. Nach seiner Übersiedlung nach Wien erkundete er neueste Strömungen der Musikavantgarde, blieb aber der Tonalität treu. In Österreich zählt Eröd heute zur High Society der Musikszene und ist doch sympathisch uneitel geblieben.
Vielleicht ist dies auch der Grund, warum seine Musik bei Interpreten wie Thomas Albertus Irnberger und Michael Korstick in den besten Händen ist, die beide bekanntlich an musikalischen Aspekten mehr interessiert sind, als an schnelllebigem Starkult. Rainer Aschemeier
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The Choir ProjectMitreißende Chormusik bei hänssler CLASSIC
Mit „The Choir Project“ gibt hänssler CLASSIC den weltbesten Laien-Chö-ren eine starke und bunte Stimme – so vielfarbig und vielseitig wie die
Kulturen der Chöre und Vokalensembles selbst, die ein breit gefächertes Repertoire von Barock bis Pop präsentieren. Alle Chöre sind Preis-träger bei internationalen Wettbewerben von INTERKULTUR, dem weltweit führenden Initia-tor und Veranstalter internationaler Chorwett-bewerbe. Gemeinsam mit dem Produzenten Nicol Matt werden im Rahmen der von INTER-KULTUR veranstalteten Wettbewerbe (vor allem den European und World Choir Games) weitere Spitzenchöre mit professionellem künst le ri-schen Anspruch ausgewählt. Diese Chöre be-kommen die Möglichkeit einer CD-Produktion bei hänssler CLASSIC. Ziel dabei ist es, ver-schie dene Genres und Chöre unterschiedlicher Nationen aufzunehmen.
Die ersten beiden CDs der neuen Reihe widmen sich dem niederländischen Chor Dekoor Close Harmony und dem österreichischen Vokal-ensemble LALÁ.
Das international vielfach preisgekrönte Vo kal ensemble LALÁ ist nicht nur durch seinen einzigartig homogenen Klang bekannt geworden. Ob Alte Musik, Klassik, Pop oder Volkslied, die vier Sän gerInnen aus Österreich begeistern
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der bekanntesten Chöre in den Niederlanden. In elf Songs, teils neu komponiert, teils Cover-versionen, sieht sich der Hörer unmittelbar der unfassbaren sängerischen Energie dieser jungen Gesangstruppe ausgesetzt. Dekoor entfacht in Songs wie „We Are Young“, „A Night in Tunisia“, in Gospels oder bekannten Rock-Titeln ein vokales Feuerwerk, das durch seinen farblichen und rhythmischen Reichtum schon beinahe Happening-Charakter hat. Leon Roder
Dekoor Close Harmony: TuesdaysDekoor Close Harmony, Christoph Mac-Carty, Dirigenthänssler CLASSIC CD 94.701
LALÁ: Alles hat seine Zeit LALÁ – Ilia Vierlinger, Sopran Julia Kaineder, Mezzosopran Peter Chalupar, Tenor; Mathias Kaineder, Basshänssler CLASSIC CD 94.702
CLASS : aktuell
Neu bei hänssler CLASSIC: Die Chöre begeistern mit einzigartigen Aufnahmen
durch ihre unverwechselbaren Interpretatio-nen und ihr un ver kennbares Timbre. Ihre erste Aufnahme führt quer durch die Musikgeschichte. Schubert, Brahms, aber auch Wienerlieder und Eigenkompositionen öffnen, sängerisch perfekt und einzigartig ausdrucksvoll, die Tür zu einem tieferen Verständnis des Mottos dieser CD: „Alles hat seine Zeit“.
Der Chor Dekoor Close Harmony ist Gewinner zahlreicher internationaler Wettbewerbe und einer
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Macht und Liebe im alten Persien Händels „Siroe“
Verrat, Rache, Erbstreitigkeiten und ver-botene Liebe am persischen Hof – diese ebenso explosive wie spannende Mischung
ist Thema des Librettos zu Händels Oper „Siroe“, Re di Persia von Pietro Metastasio, das der Kom-ponist 1728 als eine der letzten Produktionen der bereits angeschlagenen Royal Academy of Music vertonte. Zwar wurde die Oper immerhin an 18 aufeinanderfolgenden Abenden im Lon-doner King’s Theatre aufgeführt, das konnte dann aber letztendlich das wirtschaftliche Scheitern der Royal Academy of Music nicht verhindern, der mit John Gays und Johann Christoph Pepuschs frecher Opernsatire „The Beggar’s Opera“ im Lincoln‘s Inn Fields Theatre eine gefährliche Konkurrenz erwachsen war – und das, obwohl Händels Opernunternehmen damals mit Faustina Bordoni, Francesca Cuzzoni und dem Kastraten Senesino drei der berühmtesten Sänger ihrer Zeit vorzuweisen hatte. Zu Lebzeiten des Komponisten
kam die Oper nie wieder auf die Bühne und wurde erstaunlicherweise auch bei der Händel-Renaissance in den 1920er Jahren schlichtweg übergangen. Und selbst auf Tonträger wurde das Stück bislang nur zweimal aufgenommen. Begründet wird das häufig damit, dass Händel mit der eher statischen Dramaturgie von Metastasios
Libretto fremdelte, was seine musika-lische Inspiration bei dem Stück an-geblich gehemmt haben soll. Bei den traditionsreichen Göttinger Händelfest-spielen gelangte das Werk 2013 – immerhin fast 300 Jahre nach seiner Entstehung – in einer hochkarätigen Besetzung unter der musika li schen Leitung von Laurence Cummings zur deut schen Erstaufführung. Das Stück bewies dabei nicht nur seine unüber-hörbaren musikalischen Qualitäten, sondern auch seine Bühnentauglich-keit. Der Livemitschnitt und die Ver-öffentlichung von Händels „Siroe“ als derzeit einzige erhältliche Aufnahme
auf CD ist der Beginn einer neuen, längerfristigen Zusammenarbeit des Labels ACCENT mit den Internationalen Händelfestspielen Göttingen, dem weitere hochinteressante Opern- und Orato rien -einspielungen folgen werden. Man darf ge-spannt sein…. Bernhard Blattmann
Georg Friedrich Händel Siroe, Re di Persia HWV24Yosemeh Adjei, Anna Dennis, Aleksandra Zamojska, Antonio Giovannini, Lisandro Abadie, Ross Ramgobin FestspielOrchester Göttingen, Laurence CummingsACC26401 (3 CD)
A. Zamojska ( links), Y. Adjei, A. Dennis, A. Giovannini, L. Abadie und R. Ramgobin (rechts)
Laurence Cummings
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EUGÈNE YSAŸE · TIANWA YANG
DIE GANZE WELT DER KLASSIK
8.572995Ysaÿe: Sonaten für Violine soloTianwa Yang
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Atemberaubende Musik —geschrieben für diegrößten Violinisten.Den perfekten Ton fin-det TIANWA YANG underreicht die Bravouraller Widmungsträger.Bril lant, virtuos undimmer inspiriert!
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12 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell
César Franck (1822-1890) Sonate für Violine und Klavier(arr. für Klaviertrio von David Riniker)3 Choräle für Orgel(arr. für Klavier solo von Karl-Andreas Kolly)Karl-Andreas Kolly, KlavierSimone Riniker, ViolineDavid Riniker, Violoncello MDG 903 1855-6
(Hybrid-sACD) 2+2+2-Recording
César Francks Violinsonate ist ein kostbarer Solitär in der Geigenliteratur. Unvergleichlicher lyrischer Reichtum trifft in schroffem Kontrast auf wildeste
Intensität; völliger Verzicht auf floskelhafte Violinistik und leere Virtuosität bei haarsträubenden Höchstschwierigkeiten im Klavierpart fordern den Musikern alles ab. Das Werk ist auch bei den Cellisten beliebt – und in David Rinikers brandneuer Version für Klaviertrio vereinen sich die Vorzüge beider Streichinstrumente. Kein Wunder: Seine Erfahrung als Arrangeur und Mitspieler der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker sorgt für ein überzeugendes Klangerlebnis, bei dem die zyklische Struktur der Sonate aufs Beste zur Entfaltung kommt.
Ist eine programmatische Idee im Spiel? Befeuert werden solche Vermutungen von der Tatsache, dass Franck bei der Komposition auf Skizzen zurückgriff, die er als Mittdreißiger anlässlich der Hochzeit von Cosima Liszt und Hans von Bülow zu verwenden gedachte. Zu Cosimas Hochzeitsgeschenk ist es nie gekommen. Später, Franck ist bereits weit in den Sechzi
Doppeltes Spiel à TroisCésar Franck: Klaviertrio nach der Violinsonate
gern, arbeitet er die Sonate dann doch noch aus – um sie seinem Freund Eugène Isaye zu dessen Hochzeit zu widmen…
Kurz vor seinem Tod löste Franck einen lang gehegten Vorsatz ein: Seine „Trois Chorales“ wirken wie ein Vermächtnis, in dem er sich immer wieder auf das große Vorbild Bach bezieht, wie z. B. beim toccatenartigen Beginn des dritten Chorals! Aber auch die großartige französische Orgelromantik, vor Allem die Werke Widors, findet ihren Niederschlag. Ganz im Sinne Francks, der zahlreiche Orgelwerke selbst für das Klavier einrichtete, spielt KarlAndreas Kolly seine eigene Klavierversion.
Das phänomenale Bassregister des SteinwayKonzertflügels „Manfred Bürki“ von 1901 sorgt für eine profunde Grundlage – und unter Kollys geschickten Händen entstehen sogar eigentlich unmögliche 32FußKlänge! Perfekt wird die Suggestion durch die hochauflösende SACDAufnahme, die in MDGs 2+2+2Klang echtes dreidimensionales Hörvergnügen auch zu Hause garantiert. Klaus Friedrich
Karl-Andreas Kolly, Simone Riniker, David Riniker
César Franck
CLASS : aktuell
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F ans von Christina Pluhars L’Arpeggiata oder Pierre Pitzls Private Musicke werden die engelsgleiche Stimme der spanischen Sop-
ranistin Raquel Andueza sicherlich schon ken-nen. Viele sehen in ihr die legitime Nachfolgerin der 2011 viel zu früh verstorbenen Montserrat Figueras. Geboren im spanischen Pamplona, begann sie ihre musikalische Ausbildung im Alter von sechs Jahren. Nach ihrem Studium (u.a. an der renommierten Londoner Guildhall School of Music and Drama) ergänzte sie ihre Studien bei dem Gesangslehrer Richard Levitt, der sie bis heute betreut. 2003 wurde sie Mitglied des Vokalquartetts La Colombina und gründete 2010 zusammen mit dem Theorbisten
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Yo Soy La LocuraWerke von
du Bailly, Sanz, Hidalgo u.a.
Raquel Andueza, La Galania
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In ParadisoWerke von
Merula, Sances, Monteverdi, Ferrari u.a.
Raquel Andueza, Sopran
Jésus Fernández Baena, Theorbee
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Jesús Fernández Baena ein eigenes Duo, das sich auf die italienische Musik des 17. Jahrhunderts spezialisiert hat. Darüber hinaus arbeitet sie regel-mäßig mit zahlreichen namhaften Alte Musik-En-sembles zusammen: L’Arpeggiata, Gli Incogniti, Private Musicke, La Real Cámara u.v.a. und trat auf zahlreichen internationalen Festivals und Konzertveranstaltungen als Solistin auf, wo sie mit namhaften Dirigenten und Ensembleleitern zusammengearbeitet hat (darunter etwa William Christie, Fabio Biondi, Christina Pluhar, Ottavio Dantone, Christian Curnyn u.v.a.). 2012 hatte sie ihr New Yorker Debüt in der Carnegie Hall sowie bei den Londoner Proms Konzerten. Ihre Arbeit ist u.a. auf Produktionen der Labels Virgin, Glossa, K617, Accent und Zig Zag Territoires dokumentiert. Diese werden seit 2010 durch CDs ihres eigenen Labels ANIMA E CORPO er-gänzt. Hier kann die Sängerin weitestgehend ungebunden von einengenden Vorgaben ihrer eigenen Vorstellungen bei der Auswahl des Re-pertoires und der Gestaltung umsetzen. Bislang sind hier drei ausgesprochen bemerkenswerte Produktionen erschienen, die sie zum Teil mit dem von ihr ebenfalls gegründeten Ensemble La Galania aufgenommen hat. Ihre dritte, aktuel le Produktion ist dem bislang sträflich vernach-lässigten Opernkomponisten Pier Antonio Cesti (1623-1669) gewidmet, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als erfolgreicher Komponist in Venedig, Innsbruck und Wien wirkte. Bernhard Blattmann
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Pier Antonio Cesti: Alma MiaRaquel Andueza, Sopran; La GalaniaAEC003
Raquel Andueza Engelsstimme, Ensembleleiterin und Labelgründerin in Personalunion
Ludwig van Beethoven: Ouvertüre „Leonore I“, Arie „Ah, perfido“ Luigi Cherubini: Arie „Vous voyez de vos fils“ aus Medée, Sinfonie D-Dur Maria Bengtsson, SopranOrchestre de Chambre de LausanneBertrand de Billy, DirigentMDG 940 1854-6
(Hybrid-SACD) 2+2+2-Recording
Wir erinnern uns gerne an die in jeder Hinsicht erstrangigen Veröffentlichungen, die das Orchester aus Lausanne mit seinem langjährigen
Chefdirigenten und Pianisten Christian Zacharias bei MDG veröffentlichte. Die Konzerte von Chopin, Mozart, Schumann und zuletzt die Sinfonien von CPE Bach sind Referenzaufnahmen, die ihren festen Platz in jeder Sammlung haben.
Für sein Debüt als erster Gastdirigent des Orchestre de Chambre de Lausanne hat sich Bertrand de Billy die einzige Sinfonie ausgesucht, die Luigi Cherubini komponierte. Und er setzt sie in eine aufschlussreiche Beziehung zu Ludwig van Beethoven, noch dazu mit der fabelhaft aufgelegten Maria Bengtsson als Medea.
Beethoven, der Sinfoniker, Cherubini, der Dramatiker – mit derlei einfach gestrickten Charakterisierungen räumt diese Neueinspielung gründlich auf. Beethoven ist gleich mit zwei dramatischen Werken vertreten, dem jugendlichen Geniestreich „Ah, perfido!“ und der ersten Ouvertüre zu seiner einzigen Oper „Leonore“, die später als „Fidelio“ zum umjubelten Welterfolg wurde. Dass sich Beethoven mit der dramatischen Form angeblich schwer getan haben soll, ist diesen Werken nicht anzumerken: Man höre nur einmal Maria Bengtssons furiosen Einstieg in „Ah, perfido!“
Cherubinis Sinfonie ist für London geschrieben, und nicht von ungefähr schaut immer mal der späte Haydn um die Ecke. Aber Cherubini weist weit über den sinfonischen Übervater hinaus: Das sprunghafte Menuetto hätte mit seinen rhythmischen Verschränkungen und Irreführun
Furios und vollständig durchleuchtetBeethoven und Cherubini mit dem Kammerorchester Lausanne
gen auch Beethoven gut zu Gesicht gestanden. Kein Wunder, dass dieser den italienischen Kollegen äußerst schätze, dem das Melodische offenbar so viel leichter aus der virtuos operngeschulten Feder floss…
Die Callas hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt und seitdem gehört „Medée“ zu Cherubinis größten Bühnenerfolgen. Seinen Zeitgenossen war das Stück zu lang. Die 500 Takte, die Cherubini daraufhin schwärzte, konnten erst 2013 mit modernster Röntgentechnik wieder rekonstruiert werden. „Vous voyez de vos fils“ ist einer der ganz großen Momente der Opernliteratur und gibt Maria Bengtsson Gelegenheit die ganze emotionale Bandbreite der tragischen Titelheldin zu durchleiden! Und wir sind hautnah dabei: Im furiosen MDG2+2+2Rundumsound ist auf dieser Super Audio CD authentisch spannendes Opernerleben garantiert! Klaus Friedrich
Bertrand de Billy
Maria Bengtsson
Orchestre de Chambre de Lausanne
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Die Presse überschlug sich förmlich vor Superlativen: „Das chinesische Sarasate-Wunder“ (FonoForum), „...langfristig
be deutendste Neuentdeckung der Violinwelt“ (Detroit News), „...mit Feuereifer und stupender Virtuosität...“ (klassik.com), „...als musikalische Persönlichkeit etwas so Außergewöhnliches, wie wir es im Violinbereich in den letzten Jahren nur ganz selten erlebt haben“ (the-listener.de).
Merken Sie etwas? Wo auch immer Tianwa Yang in den letzten Jahren Eindruck hinterlas-sen hat, war es ein Eindruck auf zwei Ebenen: Virtuosität und Leidenschaft.
Und genau das ist das Besondere an dieser Ausnahmegeigerin: In ihrem Spiel kommt etwas zusammen, das zwar schon immer zusammen-gehörte, das aber stets nur eine kleine Elite herausragender Musiker auch wirklich zu-sammenbringen konnte: Emotion und Technik, Empathie und Klasse. Tianwa Yang wird heute
Eugène YsaÿeSonaten für Violine Solo Op. 27Tianwa Yang, ViolineNaxos 8.572995
schon in einem Atemzug mit Granden wie Ja-scha Heifetz oder Nathan Milstein genannt. Und das Faszinierende daran ist: Kein Vergleich – und sei er auch noch so gewagt – erscheint übertrieben, wenn man erst einmal selbst ein Konzert oder eine Einspielung der in Deutsch-land lebenden Geigerin gehört hat. In unserer an Superlativen reichen Zeit ist es fast schon erstaunlich, dass es da jemanden gibt, der all diese Lobhudeleien tatsächlich verdient hat!
Nach ihrem aufsehenerregenden Sarasate-Zyklus steht Yang nun mit einem neuen Album in den Startlöchern. Und das beinhaltet einen Mono-lithen der Violin-Sololiteratur: Eugène Ysaÿes Opus 27 – einen Zyklus von sechs Sonaten für Solovioline aus den 1920er-Jahren. Diese groß-artige Musik, von vielen Musikern bezeichnet als die vielleicht kunstvollste Solo-Violinmusik seit Johann Sebastian Bach, ist wohl ganz nach dem Geschmack der chinesischen Ausnahme-künstlerin. Hier kann sie alle ihre Stärken offenlegen, denn Ysaÿes Sonaten stehen eben für das, was Yangs Stil ausmacht. In ihnen ver-binden sich emotionale Tiefen, die einen tief berühren können, mit äußerster Virtuosität, die einem höchste Anerkennung abverlangt.
Der belgische Komponist und Violinist Ysaÿe hatte jede Sonate einem musikalischen Freund gewidmet, dessen Stil und Persönlichkeit das jeweilige Stück widerspiegeln sollte. Und so finden sich hier musikalische Porträts von Per-sönlichkeiten wie etwa Joseph Szigeti, George Enescu, Fritz Kreisler oder Jaques Thibaud.
Das Album entstand in einer Koproduktion mit Deutschlandradio Kultur. Es ist vielleicht Tianwa Yangs bislang bestes. Und es wird erneut für eine Menge Superlative sorgen. Da können wir sicher sein! Rainer Aschemeier
CLASS : aktuell
Virtuosin mit Leidenschaft„Wundergeigerin“ Tianwa Yang kehrt zurück – diesmal mit den faszinierenden Solosonaten Eugène Ysaÿes
Tianwa Yang
16 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell
Opernhafte Dramatik in großen Chorszenen
Louis Spohr war zu seiner Zeit einer der angesehensten Komponisten und wurde in einem Atemzug mit Beethoven oder Mendelssohn genannt – es scheint aus
heutiger Sicht erstaunlich, dass seine Reputation schon bald nach seinem Tod nachließ und ihm bis heute das Stigma „süßlich“ (und damit kompositorisch minderwertig) anhängt. Wie fast alle Pauschalurteile trifft auch dieses nicht zu: Besonders angesichts der Oratorien Spohrs wird schnell klar, dass die Rezeption seinem Werk seit über 150 Jahren nicht mehr gerecht wird. Höchste Zeit also für eine Neuentdeckung des Komponisten besonders in dieser Gattung, die er rund ein Jahrhundert nach Händel mit neuem Leben füllte. Das Staatsorchester und der Konzertchor seiner Heimatstadt Braunschweig haben sich für dieses ehrenvolle Anliegen das letzte von Spohrs Oratorien, Der Fall Babylons, ausgesucht. Das Libretto basiert auf einem eng-lischen Text, der 1744 ursprünglich für Händels Oratorium Belsazar entstand; fast 100 Jahre F
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Louis SpohrDer Fall BabylonsKudryavtseva, Schuldt, Stier, Krastev, SchmidtKonzertChor BraunschweigStaatsorchester Braunschweig, Matthias StanzeCoviello CLASSICS COV 91406
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Der Fall BabylonsLouis Spohr
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Matthias Stier | Tenor Daniel
Anne Schuldt | Mezzo-Soprano Nicotris
Ekaterina Kudryavtseva | Sopranoa Jewish Woman
Dirk Schmidt | Bass Cyrus
Rossen Krastev | Bass Belshazzar
Kudryavtseva | Schuldt | Stier | Krastev | Schmidt
KonzertChor BraunschweigStaatsorchester Braunschweig
Matthias Stanze
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später schrieb der mit Spohr befreundete engli-sche Librettist Edward Taylor eine Neufassung – und er lässt durch eine veränderte Gewich-tung der vokalen Hauptpartien eine durchaus politisch zu verstehende Neuinterpretation des Sujets erkennen: Der dekadente Belsazar spielt eine relativ geringe Rolle, auch nicht der sieg-reiche Perser-König und Feldherr Cyrus ist die uneingeschränkte musikalische Hauptgestalt – ihm gleichberechtigt ist eine junge Mutter aus dem Volk Israel, die nicht einmal beim Namen genannt ist, als Junge Frau aus dem Volke zu verstehen ist und als Gegenpart und Ergänzung zu den großen Chören ein namenloses Indivi-dualschicksal verkörpert. Spohr setzt Taylors neues Personaltableau musikalisch exakt um und stattet diese Figur mit ebenso viel Musik aus wie Cyrus – eine durchaus als Statement republikanischer Überzeugung zu deutende Tat-sache. Abgesehen vom Politischen macht Spohr aus Taylors Libretto ein Werk von besonders in den Chorszenen opernhafter Dramatik; in einer
von ihm selbst in Auftrag gegebenen deutsch-sprachigen Version ebenso wie in der Engli-schen Fassung. Das Publikum war davon in beiden Ländern begeistert: bei der englischen Uraufführung wurde das Oratorium als „das größte Werk seit Händel“ gefeiert, was damals auf der Insel so ziemlich als größtes denkbares Kompliment galt. Die deutsche Fassung liegt nun erstmals in einer Gesamtaufnahme vor und schließt eine echte Repertoire-Lücke auf dem Tonträgermarkt. Thomas Jakobi
KonzertChor Braunschweig
17 AusgAbe 2014/2
Mit pianistischem AugenzwinkernStefan Irmer interpretiert die Nocturnes von John Field
Zart und eingängig schweben Melodien über reich figurierten Harmonien und scheinen sich ins Unendliche zu ver-lieren… Nein, das ist nicht Chopin:
Der 1782 in Dublin geborene John Field ist der Verfasser dieser zauberhaften Nachtstücke, die bereits eine Generation vor dem ungleich be-rühmteren Polen ausdrucksstarke Romantik mit außergewöhnlichem pianistischen Gespür ver-binden. Stefan Irmer hat John Field jetzt eine Edition sämtlicher Nocturnes gewidmet. Und dass die besonders persönlich ausfällt, macht die erste Folge dieser Neuaufnahme zu einem auf regenden Klaviererlebnis.
Schlicht und eingängig er-scheinen Fields Melodien. Doch ganz im Geiste der noch nicht einmal richtig begon nenen Ro-mantik führt der Weg immer wieder in die Irre, tauchen unerwartete Wen-dungen auf, und das „Ziel“ verliert sich immer mehr in der weiten Ferne des berauschenden Klangs. Fields fantastisches, fantasievolles Impro-visationstalent hatte schon sein Lehrer Muzio Clementi entdeckt: Der berühmte Virtuose und Klavierbauer präsentierte seine Instrumente der zahlungs kräftigen Londoner Kundschaft, indem er den begabten Schüler darauf frei fantasie ren ließ.
John Field (1782 -1837)Sämtliche Nocturnes Vol. 1Stefan Irmer, KlavierMDG 618 1849-2
CLASS : aktuell
Mit Erfolg, so ist zu vermuten, denn der junge Field durfte Clementi auf einer ausgedehnten Reise durch Europas Musikzentren begleiten.
In St. Petersburg fand Field eine neue Heimat. Hier war er gefeierter Virtuose, Komponist und Lehrer und begründete mit seinem ausschwei-fenden aristokratischen Lebensstil zahlreiche Anek do ten… Mit den Nocturnes von John Field entdeckt Irmer – wir erinnern uns noch gut an seine preisgekrönten Aufnahmen mit Musik von
Thalberg, Rossini und Clementi – eine lange unbeachtete Klangwelt, die
auf dem klang starken Steinway-D-Konzertflügel in unzähligen Nuancen zu leuchten beginnt.
Übrigens: Field betrachtete seine Werke nie als abgeschlos-sen; bei jeder Darbietung ließ
er Neues einfließen, inspiriert von den Umständen, vom Publikum
und der Atmosphäre des Augenblicks. Etliche Nocturnes sind deshalb in sehr unter-
schiedlichen Varianten überliefert. Stefan Irmer nimmt dieses herausfordernde Spiel auf: In drei Titeln „Playing with Field“ spinnt er die Musik persönlich fort, und plötzlich machen sich auch Einflüsse von Jazz und Tango bemerkbar. Ein augenzwinkernder Spaß, an dem der Urheber gewiss seine Freude gehabt hätte! Lisa Eranos
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FERRUCCIO BUSONITranskriptionenBach & Brahms David Theodor SchmidtPH14005
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4 CD
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Edition
HänsslerGünterProfil
WOLFGANG AMADEUS MOZART · Klavierkonzerte Rudolf Buchbinder · Wiener Symphoniker
9 CD PH14003
ANTON BRUCKNER · The Collection Sinfonien 0 – 9 · Klavierwerke
Messen · Motetten · Orgelwerke · Requiem Staatskapelle Dresden · Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin · Philharmonie Festiva Christian Thielemann · Bernard Haitink
Günter Wand · Georg Tintner · Gerd Schaller – u. v. m.20 CD PH13007
20 CD
Class.Anzeige 72 x 280.05.14 09.05.2014 9:44
A uf den ersten Blick mag es verwirrend wirken, aber bei genauem Hinhören hat sich speziell in der Klassik Szene eine kolossale Klangentwicklung ergeben:
Fast unbemerkt von der Mehrzahl der Musikjournalisten hat sich ein Katalog von derzeit etwa 10.000 (!) in hochauflösender Mehrkanal technik produzierten SACD entwickelt, mit munter steigender Tendenz. Schon allein damit steht dem Klassikhörer eine enorme Vielfalt an sorgfältig produzierter Musik in nie zuvor erhält licher Studioqualität für die räumliche Wiedergabe zur Verfügung.
standen, und Sie werden anhand der persönlichen Kommentare feststellen: Es ist und bleibt die Musik und ihre beste Wiedergabe unser gemeinsames Anliegen.
Magisch: Konserve
„ Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni della Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwick-lung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...“
(Riemann Musiklexikon)
Tatsächlich gelang es erst durch technische Erfindungen am Ende des 19. Jahrhunderts, Klänge so aufzuzeichnen, dass sie zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt wiedergegeben werden konnten. Waren es zuerst WachsZylinder, in die mechanisch die Schallwellen eingeritzt wurden, nahm man bald auch Aufzeichnungen auf Platten vor.
Faszinierend: Trichterklang
Dabei hatten sich die Beteiligten den eingeschränkten Möglichkeiten der Technik unterzuordnen. Bekannt sind Bilder sich gegen den Schalltrichter reckender Musiker bei den ersten phonographischen Aufnahmen. Und selbst wenn ein kompliziertes System aus Röhren und verschieden großen (Aufnahme)Trichtern eingesetzt wurde: Der Standard bei den ersten Schallaufzeichnungen war auch noch nach Erfindung des Magnetbandes in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ausschließlich Mono.
Nostalgisch: Stereo!
In den 40er Jahren wurde die Stereophonie erfunden – sie bedeutete eine Revolution der Wiedergabe, denn plötzlich waren Richtungen
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18 AUSGABE 2014/2
CD, LP, Download, SACD, Blu-ray, Pure Audio, High Resolution…
Die zweiohrige Höre Das zu beurteilen braucht es keine ton
meisterliche „Goldene Ohren“, noch nicht einmal die von Halbritter in den 70er Jahren erstmals nachgewiesene „Großohrige Höre“: Wir alle sind von Natur aus mit einem hervorragenden Hörsinn ausgestattet – dem wir allerdings in der heutigen Zeit so einiges zumuten…
Um ein wenig Klarheit in die Begriffe zu bekommen, und um vielleicht das Begreifen zu erleichtern, haben wir einige Informationen und vor allem persönliche Hörtipps für Sie zusammengestellt. Fast automatisch ist dabei auch ein Exkurs in die Auf nahmehistorie ent
Ganz große Oper: Klassik in Mehrkanal
Stereo kann ein perfektes Abbild der Partitur geben – Mehrkanalwiedergabe aber fügt um den Hörer den Raum der Aufführung als intergralen Bestandteil der Interpretation hin-zu und ermöglicht das Wesen der Musik noch perfekter zu erfassen.
Über diesen „Konzertsaalrealismus“ hinaus hat die Mehrkanaltechnik noch weitere Vorteile, speziell bei Oper: Der Zuhörer möchte die Sänger gerne präsent und deutlich wahr-nehmen, vielleicht noch realistischer, als auf irgend einem Logenplatzes im Opernhaus. Er will den Text in jedem Moment verstehen können und sich nicht anstrengen müssen, die Sänger aus der Musik „heraus zu hören“. Bei Stereo-Aufnahmen führt das dazu, dass der Tonmeister die Balance zwischen Sängern, Orchester und Raumeindruck massiv beeinflus-sen muss – zu Lasten der Musik und des natürlichen Raumeindruckes.Die Surround-Technik dagegen gibt uns Produzenten die Möglichkeit, den Sängern „vorne“ eine eigene Bühne zu schaffen, während das Orchester viel mehr „im Raum“ spielt. Eine gut produzierte Oper in Surround bietet daher immer ein viel realistischeres Klangerlebnis und ist im besten Fall überwältigend. Felix Gargerle (Mitinhaber des Labels Farao)
S 108 070 (Hybrid-SACD) La Traviata (Mehta) Das Orchester spielt bis in die Weiten des Raums und die Solisten stehen vorne, losgelöst im Fokus.
A 108076 (Pure Audio) Bruckner Der „wagnerianische“ Klang des Bayerischen Staatsorchesters vermittelt sich durch seine räumliche Tiefe – vor allem bei der 7. Sinfonie gibt der raumgreifende Klang der Kathedrale von Ghent eine eindrucksvolle Klangumgebung.
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erkennbar. Dabei verteilten die Techniker einen Teil der Instrumente auf den linken Lautsprecher, einen anderen Teil auf den rechten, und der Solist kam genau aus der Mitte. „PingPong“ hieß der Effekt, der auf manchen nostalgischen Aufnahmen noch deutlich zu hören ist.
Natürlich änderte sich die Klangästhetik; über moderne Mischpulte und geeignete Mikrofonaufstellung wurde es möglich, jedem Punkt zwischen den beiden Lautsprechern ein Klangereignis zuzuordnen, und im Zuge einer „natürlichen“ Klangwiedergabe konnten die Tonmeister auch die räumliche Tiefe hinter den Lautsprechern erschließen.
Episode: Quadro?
Anfang der 70er Jahre wurde die Quadrophonie vorgestellt, bei der zwei Zusatzkanäle hinten die StereoWiedergabe ergänzten. Der Hörer befand sich jetzt mitten im Zentrum des Klanggeschehens und konnte zu Anfang Aufnahmen hören, bei denen die vier Instrumente eines Streichquartetts aus den vier Ecken des Wiedergaberaums erklangen. Eine Art „DoppelPingPong“, das natürlich klangästhetisch den Musikkenner nicht überzeugen konnte. Da die Übertragung technisch kompliziert und sehr teuer war, konnte sich das System nicht etablieren: die Quadrophonie wurde – leider – eine Episode der Klanggeschichte.
Immergrün: LP und CD
Einen entscheidenden Schritt brachte die Ende der 70er Jahre einsetzende Digitalisierung mit sich. War es zunächst scheinbar richtig, bei der Schall plattenüberspielung etwa die Höhen anzuheben, damit ihr schärferer Klang die Knister und Knackgeräusche der LP verdeckte, so führte nicht zuletzt die CD mit ihrer „ungestörten“ Wiedergabe zu einem Umdenken in der Aufnahmephilosophie: Weg von den Produktionen mit steriler Studioatmosphäre, hin zu Aufnahmen in ausgesuchten Räumen mit natürlicher Akustik. Auch wenn es eine deutliche Zunahme an LPNeu erscheinungen gibt: Der heutige Stand der AudioWiedergabe ist nach wie vor die CD mit 2Kanal Stereoton (16 Bit 44.1kHz). Trotz aller technischen Innovationen gibt es aber immer nur einen guten Hörplatz (an der Spitze des gleichschenkligen Dreiecks). Dabei ist – den optimalen Hörplatz vorausgesetzt – eine faszinierende Klangabbildung nicht nur in der Breite, sondern auch in der Tiefe realisierbar: Sie be
Gänsehaut für Schlappohren
Haben wir nun ein Ohr oder zwei? Wir haben natürlich zwei. Be-sonders bewusst wurde mir das, als ich als junger, normal bekennender Klassik Freak „mir geht es nur um die Musik“ plötzlich mit einer Verdoppelung der Lautsprecher konfrontiert wurde und die ersten Stereoaufnahmen hören konnte: Das war ein Breitwand-HiFi-Klang, den ich noch nie gehört hatte, und das in solcher neuen Konzertsaal-Klangwucht! Kabel hin, Kabel her, natürlich musste ich das haben…
Seit Jahrzehnten habe ich mit klassischer Musik auf Tonträgern zu tun, besprach und bespreche noch heute solche Produktionen in allen Aufnahmeformaten, von historischen Mono-Aufnahmen bis zum modernsten Rundum-Raumklang in High Definition und bald auf Blu-ray (mit reiner Musikaufzeichnung) – es ist eine stetige Entwicklung, aber ich habe keinen Zweifel: Musik, die uns so angeboten wird, verblüfft immer wieder von neuem durch ihre spürbare Unmittelbarkeit!
Die heutigen Raumklang-Produktionen bieten tatsächlich weit mehr, als den horizon-talen Breitwand-Effekt der Stereozeit und erweiterten erneut in spektakulärer Weise den Höreindruck. Ich entdeckte das auf den HIGH END MESSEN, damals noch in Grevenbroich bei Frankfurt. Um mich auf das Neue vorzubereiten, durfte ich im Sommer 2001 Werner Dabringhaus vom Label MDG zu einer Präsentation seiner neu entwickelten 2+2+2-Tech-nik im Detmolder Studio besuchen. Das Erlebnis blieb mir bis heute unvergesslich; so viele Gänsehäut nacheinander hatte ich zuvor noch nie erlebt!
MDGs „2+2+2- Recording – dreidimensional!“, demonstriert mit einer Chorszene aus einem Händel-Oratorium – das Orchester erkennbar in seiner genauen Anordnung auf dem Podium, dahinter auf einem Podest deutlich erhöht der Chor, weiter dahinter wieder deutlich höher im völlig natürlichen Entfernungsempfinden die Orgel: der Kirchenraum war fast mit Händen zu fassen. Schließlich – in der französischen Kathedrale von Rouen aufgenommen – Widors berühmte Orgeltoccata, beginnend im Fortissimo des vollen Werks im klanggefüllten ganzen Kirchenraum, dann diminuierend über ein Pianissimo, das sich hoch oben und nach hinten in das unter der Deckenwölbung liegende „Récit“-Orgelwerk zurückzog, um dann wieder im Crescendo mit vollem Werk in den ganzen Raum zurück-zukehren, bis ich das Gefühl hatte, dass im fff-Schlussakkord sogar der Boden zu vibrieren begann. Etwas Vergleichbares habe ich aus Lautsprechern in einem ganz normal großen Raum noch nie gehört!
Seither gibt es im entgegen allen Unkenrufen im Gottlob nicht abreißenden Strom neuer Tonträger mit klassischer Musik immer neue Raumklangproduktionen, erstaunlicherweise weniger von den „großen“ Labels als vielmehr von vielen unabhängigen Produktionsfirmen, wie BIS, CHANDOS, MDG, 2L, Channel Classics,…, um nur einige zu nennen. Fast alle diese Produktionen bereiten allerhöchsten Genuss, weil sie den Hörer mit gespitzten Ohren eintauchen lassen in eine Akustik, wie sie nur in allerbesten Konzerträumen in diesen Dimensionen zu erleben ist. Ich jedenfalls freue mich auf jeden neuen Raumklang-Silber-ling, weil er mich auf fast geheimnisvolle Weise hinter die Noten hören lässt.
Inzwischen gibt es zum Abspielen der neuen Scheiben preiswerte Alleskönner, die jedes Format verkraften. Mein neuer Blu-ray-Spieler wird die SACD und die DVD-A und die CD abspielen können. Das weiß ich jetzt schon. Damit bin ich und vor allem meine historisch gewachsene Scheibensammlung fit für die Zukunft.
Diether Steppuhn (Musikrezensent)
Multichannel-Wonderland
Erstmals in der Geschichte der Musikaufzeichnung haben wir dank der neuen Medien SACD und Blu-ray die Möglichkeit, ein annähernd realistisches dreidimensionales Abbild der Aufzeichnungssituation in unser Wohnzimmer zu holen. Welch ein Fortschritt gegenüber einer Zeit, da sich noch ein ganzes Orchester buchstäblich durch einen monauralen Aufnahmetrichter quetschen musste! Wie schön, wenn man einer live aufgezeichneten Jazz-Session auch zu Hause „live“ beiwohnen kann und z.B. der Schlussapplaus nicht, wie beim Stereo, völlig unrealistisch von vorn kommt, sondern um einen herum und von hinten .
Aber man muss diese wunderbaren Möglichkeiten sinn-voll nutzen. Wer ein wie üblich im Halbkreis postiertes Bläserquintett aus der Position der Notenpulte aufnimmt, hat etwas missverstanden. Ich sitze nicht gern als Zuhörer mittendrin, sondern ich möchte im Zuschauerraum vor dem Ensemble hören. Wer dagegen mehrchörige Motetten von Giovanni Gabrieli NICHT aus einer zentralen Position heraus aufnimmt, hat eine Möglichkeit verschenkt – denn diese Musik ist tatsächlich für genau diesen Raumeffekt gedacht, wie ihn die Anordnung der Galerien im Markusdom in Venedig möglich machte, auf denen die Ensembles rund um die Zuhörer platziert wurden.
Will sagen: die Mehrkanaligkeit eröffnet für Tonmeister und Produzenten ungeahnte neue Klangwelten – sie müs-sen nur kreativ und in genauer Kenntnis der Umstände genutzt werden, unter denen die Werke seinerzeit kompo-niert wurden. Und der Einsatz der Mehrkanaligkeit sollte der erworbenen Hörerfahrung der Musikliebhaber nicht widersprechen. Aber dann: Tür auf zu einem Wunderland des Klangs!
Rainer Kahleyss (Inhaber der Label Cantate, Musicaphon und des Klassik Center Kassel)
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finden sich zu Hause auf einem bequemen Logenplatz und können quasi durch eine flache Öffnung zwischen den Lautsprechern direkt in den Konzertsaal hineinhören.
Rundheraus: Surroundtechnik
Im Kino und Videobereich gibt es seit den 90er Jahren das sogenannte SurroundVerfahren (5.1) zur Darstellung von Raumklängen und Schalleffekten. Hierbei wird die normale Stereoaufstellung ergänzt durch einen zusätzlichen Lautsprecher vorn in der Mitte (genannt „Center“) und zwei weitere Lautsprecher – ähnlich der Quadrophonie – seitlich hinter dem Hörer. Zu diesen 5 Lautsprechern (5) gesellt sich noch ein Tief frequenzEffektLautsprecher (.1), der die Aufgabe übernimmt, die Hauptlautsprecher von außergewöhnlichen filmischen Knalleffekten zu entlasten.
Das SurroundFormat 5.1. ist eine wirklich sinnvolle Entwicklung für den Kinobereich und nicht zuletzt via DVDVideo oder Satellitenübertragung für die HeimkinoWiedergabe schon eingeführt. Viele Leser werden ihren Fernseher daher schon mit einem der derzeit überall angebotenen SurroundLautsprecherSets ausgerüstet haben, um die faszinierenden klanglichen Möglichkeiten der DVD und Bluray ausnutzen zu können.
Dauerbrenner: SACD
Aber die Gegenwart für den Musikhörer sieht noch besser aus: Bewusst hatte man neben der DVDVideo auch eine DVDAudio und die SACD (Super Audio CD) entwickelt. Und hier ist tatsächlich ein bisher nicht gekannter SuperKlang möglich, denn faktisch ist eine bis zu 1000fach größere Genauigkeit entweder in SuperStereo oder in höchstwertigem 6KanalTon übertragbar. Übrigens kann die SACD in jedem normalen CDSpieler abgespielt werden. Allerdings kommt die höhere Klangqualität nur bei Einsatz eines entsprechenden Abspielgerätes zum Tragen. An die 10.000 Aufnahmen hat der SACDNETKatalog zusammengetragen und rezensiert – übrigens
Cantate C58025 (Hybrid-SACD) Mozart und seine Zeitgenossen Darstellung des extrem breiten, vierteiligen Orgelprospekts in der Kirche in Nerresheim
Musicaphon M56891 (Hybrid-SACD) G.F. Händel – Giove in Argo Mitreißende barocke Oper mit klarer räumlicher Verortung der Stimmen
Musicaphon M56936 (Hybrid-SACD)J. Brahms und R. Strauss Romantisches Orchester mit genauer Positionierungen der Instrumentalgruppen
Mehrkanalwiedergabe vermittelt weit mehr zur Freu-de am Hören Klassischer Musik, als sogar die höchste technische Auflösung bei Stereo-Wiedergabe. Rundum-klang ist Bestandteil der Konzertsaal-Atmosphäre, und Mehrkanalwiedergabe hilft diese Atmosphäre auch zu Hause entstehen zu lassen.
Klaus Heymann (Naxos)
NBD0039 Pure Audio (Blu-ray) Brahms Requiem Gerade der dicht verwobene Orchestersatz bei Brahms macht es dem Chor bisweilen nicht einfach sich sprachlich zu behaupten. Wie einfach klingt das plötzlich in der Mehrkanalversion, bei der sich auch die Solisten deutlich vor dem Orchester absetzen.
NBD0036 Pure Audio (Blu-ray) Mussorgsky Peter Breiner geht mit seiner überaus farbenreichen Orchestrierung klanglich neue Wege und erreicht miteiner anderen Instrumentenverteilung, vor allem im Schlagzeug, neue Klangfarben. Er setzt in der mehrkanaligen Wieder-gabe neue, überraschend „visuelle“ Raumakzente.
Rundum atmosphärisch
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vorwiegend im Klassik und JazzBereich bei Labels wie Ars, Berthold Records, BIS, Cantate Musicaphon, Chandos, Coviello, Cybele, Farao, Hänsler Classic, Naxos, MDG, Myrios Classic, Pentatone und vielen anderen.
Zukunftsvision: Pure Audio
Als jüngster Tonträger wurde die BlurayDisc entwickelt, eine Scheibe, die noch mehr Daten speichern und wiedergeben kann und in erster Linie als hochwertiger Ersatz für die DVDVideo geplant war. Eine ganze Serie von Kinofilmen mit bestechender Bildwiedergabe und Mehrkanalsound sind erschienen. Aber auch diese Disk kann Musik in hervorragender Form speichern und transportieren: In der ganz neu präsentierten Pure Audio hat der Ton das Sagen: Ganz ohne TVSchirm lassen sich diese Scheiben bedienen mit der üblichen Fernbedienung, es ist sogar möglich die Farbtasten so zu programmieren, dass per Knopfdruck umgeschaltet werden kann zwischen Stereo, Surround 5.1 oder 7.1 oder 2+2+2 Recording – und speziell für Kino Freaks: das neue Auro3D Format ermöglicht Wiedergaben von bis zu 9.1 Kanälen. Inzwischen hat sich die Pure Audio Group gebildet, die einen Katalog mit reinen AudioAufnahmnen auf Bluray vorstellt. Mit dabei Label wie 2L; Alba Records, Delta Music, Farao; MDG…
Oben offen: 3D-Wiedergabe
Wenn schon Mehrkanal, warum dann nicht dreidimensional? Diese Überlegung führte bei MDG Anfang des Jahrtausends zur Erfindung des stereophonen 2+2+2 Recording, das die Lautsprecher einer Quadro bzw. Surroundanordnung mit zwei Zusatzlautsprechern vorne oben ergänzt. Die Folge: Die Wiedergabe gewinnt an natürlicher Höhe, ein Konzert flügel oder ein ganzes Orchester Orchester öffnen sich dreidimensional und die Orgel erhebt sich auf einer Empore in eine virtuelle Höhe, die das Wohnzimmer in der Regel übersteigt… Positiver Neben effekt ist, dass der Hörer nicht mehr an einen genau fixierten Hörplatz gebunden ist, und auch komplexeste Klangbilder lassen sich so einfach wie im Konzert nachvollziehen. Inzwischen gibt es einen randvollen Katalog mit SACD und DVDA bei Audiomax, Berthold Records, Divox, MDG, BIS und anderen.
Auf der Pure Audio ist schon die nächste Ausbaustufe hörbar: Beim 2222+ Recording
Runderneuert: Die Einbeziehung des Raums
BIS hat die Technik der Surround-Sound von Anfang an fasziniert: Bereits 1999 haben wir versuchsweise Teile der Matthäus-Passion im Surround-Klang aufgenommen, und das Ergebnis war einfach wunderbar: die doppelchörige Anlage des Werkes wurde durch den Favoritchor von hinten in einer Weise unterstützt, wie es bei Aufführungen von Bach in der Thomaskirche vermutlich gewesen ist.
Daraufhin haben wir mit der Technik weiter experi-mentiert, bis wir sicher waren, die neuen klanglichen Möglichkeiten im Sinne der Musik völlig zu beherrschen. Heute werden alle BIS-Neuheiten als Hybrid-SACD mit Surroundklang veröffentlicht.
Im Vergleich zu Stereo ist Surround-Klang einer der größten Fortschritte in der Wiedergabetechnik für zu Hause. Die Musik wird lebendiger, der Hörer wird nicht mehr aus der Distanz angesprochen, sondern die Musik spricht in ihm. Die Einbeziehung wird so unmittelbar, dass man sich dem Klang und der Musik nicht zu entziehen vermag.
Darüber hinaus gibt es ja viele Werke, bei denen räumliche Staffelung direkt in der Komposition verankert sind – ich denke z.B. an mehrchörige Werke der Renais-sance, Bachs Matthäus-Passion, Brittens War Requiem, Pendereckis Lukas-Passion, Uljas Pulkkis‘ Violinkon-zert… Alle erfordern die unmittelbare Einbeziehung des Raumes und der verschiedenen Richtungen. Und seit ich die Surround-Versionen gehört habe, möchte ich diese Musik nicht mehr in Stereo abhören.
Robert von Bahr (Inhaber des Labels BIS)
BIS-1500 (Hybrid-SACD)Matthäuspassion Zwei Chöre plus der Favoritchor umrahmen als eine Art symbo-lisierte Dreieinigkeit den Zuhörer.
BIS 1828 (Hybrid-SACD) F. Liszt, C. Saint-Saëns, M. Ravel Ein sehr weit aufgefächtertes Klangbild mit einem Konzertflügel in maßstäblich richtiger Abbildung, zu hören von einem optimalen Platz im Konzertsaal, der mit un-aufdringlichem Raumklang betört.
BIS-1676 (Hybrid-SACD)Kalevi Aho – Luosto Für zwei Orchester im Freien (!) aufzuführen. Das ergibt überraschende Klangwirkungen mit Nähe und Ferne.
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erfolgt die Wiedergabe über einen Kreis von vier unteren und vier oberen Lautsprechern. Das ermöglicht die Darstellung von Klangquellen und Reflexionsmustern aus all denjenigen Richtungen, die unsere Ohren von Natur aus wahrnehmen können. Wer das überprüfen möchte, sei auf die MDGVeröffentlichung „Diabolo“ hingewiesen, in der 28 Klangbeispiele und ein ein faches HörTestprogramm in die 3DWelt einführen.
Aus dem 2222+ Recording hat das GalaxyStudio das Auro 3DSystem entwickelt: Unter WiederHinzufügung des im Kino wichtigen Centers und des Subwoofers und einer technischen Möglichkeit bis zu 9.1 Kanäle zu reproduzieren ist damit eine vollständig kompatible Klangwiedergabe möglich.
Wertanlage: Multiplayer
Die Wahl der Wiedergabesysteme scheint kompliziert. Andererseits ist es ganz einfach, wenn Sie sich bei einem Gerätekauf für einen der vielfach angebotenen Multiplayer entscheiden. Sie sollten in der Lage sein zumindest alle diese Formate abzuspielen: Bluray; SACD; DVDA; DVDV; CD. Das Praktische: Das Gerät merkt selbständig, welchen Tonträger Sie eingelegt haben und liefert automatisch immer die beste Wiedergabequalität. Die Verbindung zum Mehrkanalverstärker ist mit nur einem Kabel auch denkbar einfach. Der Konsument kann mit einem solchen Kombigerät ganz beruhigt in die Zukunft hören.
Download: Klassik aus der Wolke
Immer mehr Portale bieten Musik auch zum Download (Speicherung auf der eigenen Festplatte) oder zum Streaming (momentanes Anhören) an. Dabei gilt es zwischen einfachen Wiedergabeformaten wie MP3; CDQualität (16kHz /24Bit) und den hochauf lösenden Formaten 96/24; 192/24 oder DSD 1Bit 2,8224MHz (Stereo) zu unterscheiden. Interessant ist, dass zunehmend auch hier Mehrkanal Downloads an geboten werden, so können z. B. auf HDKlassik.com Aufnahmen in Stereo, 5.1; 7.1; 2+2+2 Recording und Auro/2222+ Recording geordert werden.
Kanalfrage: Stereo oder Mehrkanal?
Gerade die Wiedergabe mit mehr als zwei Kanälen ist für den Hörer ein großer Gewinn: Er fühlt sich plötzlich nicht mehr in einer Loge
Zum Kuckuck!
Die Übertragung des im Kino und damit auf DVD üblichen 5.1 Surroundklanges auch auf Musik auf nah-men führte bei MDG schnell zu der Entscheidung bei Klassikaufnahmen auf den Center und den Subwoofer-kanal verzichten zu wollen: Weder filmische Dialoge (Center) noch Explosionen und Erdbeben (Subwoofer) finden in der Musik statt. Als wir dann diese Übertra-gungswege für die Erschließung der dritten Dimension umnutzen konnten, war die 2222+ Technologie gebo-ren – erste Aufnahmen wurden im Jahre 2000 ver-öffentlicht, darunter die berühmte Widor-Toccata (New Dimension) aus 20 Metern Höhe...
Die DVD-Audio und die SACD bieten jeweils 6 Kanäle, die wir zunächst für 2+2+2 Recording, ein Dreifach-Stereo, nutzen – heute können tatsächlich alle 4 Stereo-kanäle auf der Blu-ray-Audio oder über Download zur Verfügung gestellt werden, so dass die Echos oder der Kuckuck in Humperdinks Neuproduktion von Hänsel und Gretel wie beabsichtigt naturnah in der Ferne von hinten oben wahrgenommen werden können.
Die Lautsprecheraufstellung ist sehr einfach, die Komponenten alle am Markt erhältlich – und da 2222+Aufnahmen auch in Surround (5.1) bzw. Stereo abgespielt werden können, bleibt mir nur die Empfeh-lung, diese Wiedergabeart selbst einmal zu testen. Für uns Tonmeister ist das endlich die Möglichkeit, der natürlichen Wiedergabe zu Hause absolut nahe zu kommen und die Musik in allen ihren Schattierungen wirklich in dem Kontext erscheinen zu lassen, für den sie komponiert wurde. Inklusive der originalen Klang-räume und der bisweilen vorlauten Vögel…
Werner Dabringhaus (MDG)
MDG 909 1837-6 (Hybrid-SACD – 2+2+2 Recording) Humperdinck – Hänsel und Gretel Genaue Platzierung von Orchester, Chor und Solisten auf der Bühne; feine Raum wirkung mit Kuckuck- und Echorufen
MDG 901 1452-6 (Hybrid-SACD – 2+2+2 Recording) Haydn – Paukenschlagsinfonie Haydn-Spaß: Hornüberraschung aus den Raumecken und ein mächtiger Paukenschlag aus dem original erhaltenen Haydnsaal in Eisenstadt.
MDG 906 1757-7 (Hybrid-SACD und Pure Audio (Blu-ray) 2222+ Recording)Diabolo 28 klassische Klang referenzen von Solo Harfe über Klavier, Bläser, Chor, Orgel bis zum Sinfonie orchester im SACD und Blu-ray Doppelpack
MDG 922 1422-6 (Hybrid-SACD – 2+2+2 Recording) Bruckner Motetten Der Chor steht aufgestaffelt auf den Stufen zum Hochaltar, Sopran und Alt weiter unten, Tenor und Bass weiter oben. Die Kirchenakustik umhüllt den Hörer und füllt die komponierten Pausen
CLASS : aktuell
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CLASS : aktuell
eingeschlossen, sondern befindet sich auf dem besten Platz direkt innerhalb des Konzert raums, denn die zusätzlich angebrachten Lautsprecher sind in der Lage, Raumklang und Atmosphäre des Aufführungsortes viel unmittelbarer dar_zustellen. Kommt dann auch noch die dritte Dimension ins Spiel, wie bei 2+2+2 Recording oder dem daraus abgeleiteten AURO 3DVerfahren, dann entsteht für den Hörer ein verblüffend „natürliches“ Dabeisein.
Übrigens: Tonmeister Haydn
Und damit kommen wir Tonmeister sicher den Vorstellungen der Komponisten sehr entgegen. Denn selbstverständlich hatten sie die klanglichen Möglichkeiten des jeweiligen Aufführungsortes im Ohr, wenn sie ihre Partituren schrieben. Wie anders ist es zu erklären, dass Haydn die Generalpausen in den frühen Sinfonien als Viertel, in den Londoner Sinfonien aber als ganze Takte notierte? Der Nachhall im Londoner Konzertraum ist wesentlich länger als im fürstlichen Schloss zu Esterhazy – Sie können es selbst vor Ort überprüfen...
Noch deutlicher ist ein Hinweis, den Haydn im Vorwort zu „Die sieben Worte“ – ein großes Auftragswerk des Domherren in Cadix – gibt: „Man pflegte damals alle Jahre während der Fastenzeit ein Oratorium aufzuführen, zu dessen verstärkter Wirkung folgende Anstalten nicht wenig beytragen mußten: Die Wände, Fenster und Pfeiler der Kirche waren nehmlich mit schwarzem Tuche überzogen...“ Ein Blick in die Partitur zeigt, dass sich der Komponist der akustischen Konsequenz dieser Maßnahme, die den Nachhall der Kirche völlig schluckte, klar bewusst war.
Baustil, Volumen, Raumklang – alles hat direkte Auswirkungen auf die Interpretation, denn selbstverständlich reagiert jeder Künstler auf die ihn umgebende Akustik, und Steigerungen, Diminuendi, Übergänge und Temponuancen sind direkt abhängig von der Klang entwicklung im Raum und erschließen sich erst im Zusammenklang mit voller Suggestivkraft dem Hörer.
Also:
Wer einmal mit beiden Ohren die Vorzüge der MehrkanalMusikwiedergabe in ihrer ausgereiften Form erlebt hat, weiß, dass in diesem System die Zukunft liegt.
Mehrkanal: Muss
Ich arbeite als freier Tonmeister seit Jahren mit Mehrkanaltechniken bei klassischen Musikproduktionen, sei es in 5.0 oder in Auro -3D bzw. 2222+Recording. Mich fasziniert an 2222+Recording der fantastische Gewinn an Musikalität, der das 2+2+2-Recording, das seit bald 15 Jahren auf SACD etabliert ist, noch einmal um eine Dimension bereichert. Die Durchhörbarkeit ist im dreidimensionalen Klangbild einfach phänomenal! Plötzlich werden scheinbare Nebenstimmen und Seiten-motive hörbar, die in Stereo von den vermeintlichen Hauptstimmen überdeckt werden. Musikalische Strukturen treten mit einer Plastitzität hervor, die bisher nur das Live-Erlebnis im Konzertsaal bieten konnte. Besonders vorteilhaft finde ich, dass der Hörer das unabhängig von der (Stereo-) Hörposition erleben kann: Es gibt nur noch beste Plätze… Und dass dies alles mit einfachster handelsüblicher Technik in jedem Wohnzimmer zu
realisieren ist, macht 2222+Recording schlichtweg zu einem echten „Muss“ für jeden Musikliebhaber.
Friedrich Wilhelm Rödding (Diplomtonmeister)
Audiomax 912 1830-6 (Hybrid-SACD – 2+2+2 Recording) Dogma – Shostakowich Das Kammerorchester spielt im Stehen, so dass die hohen Streich instrumente die Celli umrahmen.
Ton plus Ultra: Auro-3D Wiedergabe
Auro -3D wurde vom eigentlichen Erfinder Werner Dabringhaus ursprünglich 2222+ Recording genannt und ist technisch gesehen die neueste Entwicklung in der dreidimen sionalen Musikwiedergabe auf Blu-ray, mit der es möglich ist, bis zu 9.1-Aufnahmen zu realisieren.
Eines der wesentlichsten Ziele einer Musik-Aufnahme ist das glaubwürdig-authentische Vermitteln der unmittelbaren Klangsituation der Aufführung. Diese Unmittelbarkeit der plastischen Aufzeichnung überträgt sich auf die MusikerInnen und damit – das ist das Wesentliche – auf die Musik.
Es gibt hervorragende Stereoaufnahmen. Allerdings weiß man, dass die eigene Live-Hör erfahrung eine große Rolle spielt und das Gehirn deshalb beim Musikhören eine unwill-kürliche Imaginationsleistung erbringt. Es zeigt sich mehr und mehr, dass neben der Räum-lichkeit nur der korrekte Miteinbezug der Höhe bei Aufnahme und Wiedergabe eine Entlastung unseres Gehirns in seiner Anpassungsleistung bewirkt und damit einen unvergleichlich natürlicheren Hörgenuss ermöglicht.
Wegen ihrer verblüffenden Unmittelbarkeit scheinen mir die mit Achtsamkeit und Lie-be in der Auro- bzw. 2222+-Technologie entstandenen Aufnahmen derzeit die berührends-ten Ergebnisse zu liefern. Wolfram M. Burgert (Inhaber des Labels Divox)
DIVOX Antiqua CDX-70309/10-6 (Hybrid-SACD – 2+2+2 Recording)Stefano Molardi: Sämtliche OrgelwerkeGerade bei der Orgel besteht der Reiz darin, das Instrument exakt in der Höhe, hier die etwa 7m hohe Kantoreiempore der Domkirche in Valvasone, platzieren zu können. Der Raum gibt der Brillanz der Originalpfeifen von 1633 Atem und eine feine akustische Umrahmung.
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Surroundaufnahmen spielen bei Coviello Classics seit unserer Gründung eine große Rolle. Noch bevor die SACD sich als führen-des Surroundmedium etablieren konnte, haben wir mit DTS-encodierten CDs ver-sucht, besonders eindrucksvolle Aufnahme-räume in das Wohnzimmer der Zuhörer zu transportieren. Über nur die beiden Stereo-Lautsprecher ist das nur sehr eingeschränkt möglich denn jede Musik benötigt geradezu den Raum, um zum Klingen zu kommen.
Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist die Gesamtaufnahme der Sinfonien von Anton Bruckner mit dem Sinfonieorchester Aachen unter Marcus Bosch. Dabei wurde als Aufführungs- und Aufnahmeort eine mittelgroße Kirche in Aachen gewählt, in der die gewaltige Brucknersche Klangwucht faszinierend zur Geltung kommt, ohne dabei in übertriebenem Nachhall zu versinken. Somit bilden der große Raum und die Musik eine geschlossene Einheit, wie sie im Kon-zertsaal kaum erreichbar ist und in dieser Form nur über Mehrkanalton adäquat ins Wohnzimmer übertragen werden kann. Dort habe ich dann als Hörer tatsächlich das Gefühl unmittelbar bei der Aufführung dabei zu sein und genieße die langen musi ka li-schen Bögen und Crescendi Bruckners in voller Pracht.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für die Wirkung des Surroundklangs ist die Einspielung der a-capella-Chorwerke von Richard Strauss mit dem Rundfunkchor Berlin unter der Leitung von Michael Gläser. Bei menschlichen Stimmen, hier bei sogar bis zu 16-stimmigen Chören, ist das Raumklang-Hörerlebnis so elementar, dass durch die natürlich im Raum abgebildeten Stimmen ein emotionaler Zugang zur Musik möglich wird, der über das prinzipiell distanzierte, eher flache Stereo-Klangbild nur halb so intensiv ist.“
Olav Mielke (Mitinhaber Coviello Classics)
Seit Gründung des Labels myrios classics im Jahr 2009 war mir klar, dass ich meine Aufnahmen in Mehrkanalversion an-bieten möchte. Mit den Werkzeugen einer Mehrkanalaufnahme lassen sich Emotionen der musikalischen Darbietung in einem Maße abbilden und verstärken, wie es in der Stereo-Wiedergabe nicht möglich ist. Gelungene Mehrkanalaufnahmen besitzen eine eigene Klangregie und erzielen dadurch einen immensen Mehrwert im Dienste der Musik und des Künstlers.
Wer einmal eine gute Filmtonmischung im Kino erlebt hat, weiß, was Surround-Klang zu leisten vermag: die Handlungsachse kann 360° betragen, sie wächst über die Leinwand hinaus und umhüllt den Zuschauer. Die akustische Identifikation mit dem Handlungsort geht so weit, dass man zuweilen sogar die Augen schließen könnte, ohne etwas zu verpassen. Für ein von Grund auf visuell fixiertes Medium schon bemerkenswert!
Identifikation mit dem Handlungsort, das ist in der klas-sischen Musikproduktion für gewöhnlich ein Konzertsaal, eine Kirche oder ein Studio, in dem die Künstler spielen und in dem ihr Spiel mit diesem Raum interagiert. Nur die akustische Einbeziehung dieses Raumgefühls, das untrennbar mit der musi-kalischen Darbietung der Künstler verbunden ist, suggeriert letztlich dem Hörer das „Dabeisein“.
Stephan Cahen (Tonmeister und Musikproduzent ist Inhaber von myrios classics)
myrios classics MYR013 (Hybrid-SACD) Kirill Gerstein Dieser Klavieraufnahme gibt der Saal 1 des Funkhauses Berlin Nalepastrasse das räumliche Klangkolorit
myrios classics MYR006 (Hybrid-SACD) Hagen Quartett Auch die Siemensvilla in Berlin ist für ihre Akustik berühmt und bietet für das Streichquartett eine ebenso klar zeichnende wie „wohlige“ Umgebung
Elementares Hörerlebnis
Mehrwert durch Dabeisein!
Coviello Classics cov31315 (Hybrid-SACD) Bruckner Vom zartesten Pianissimo bis zur opulenten Klangwucht faltet sich das bruckner-sche Orchester in der feinen, wie dafür geschaffenen Kirchenakustik auf.
Coviello Classics cov 41213 (Hybrid-SACD) Strauss Bis zu 16-stimmige Chöre werden mit großer Klarheit und Sprachverständlichkeit im Mehrkanal-Wiedergaberaum aufgefächert.
Klassik! Aber bitte mit Sahne.
Mehrkanalaufnahmen vermitteln das Gefühl von Räumlich-keit und Luft um den Klang. Das hat sogar den faszinierenden Nebeneffekt, dass der Hörer gar nicht mal im „Sweetspot“ der
Anlage sitzen muss, um die Emotion der Musik unmittelbar fühlen zu können. Es ergibt sich eine viel klarere und natürlichere Tiefe des Klangbildes und eine sauber gestaffelte Dynamik.
Für mich ist diese Technologie, die mir ver-mittelt auf dem optimalen Platz in einem hervor-ragenden Konzertsaal zu sitzen, das unverzicht-bare Sahnehäubchen bei der Klangwiedergabe.
Jared Sacks (Inhaber Channel Classics)
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Channel Classics CCS 33112 (Hybrid-SACD) Mahler Mahler wurde durch die Stereophonie „entdeckt“ – hier ist die Möglichkeit mit Mahler den gigantischen Mehrwert der Mehrkanal-wieder gabe zu entdecken
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CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Johannes BrahmsWerke für Klarinette:Klarinettenquintett h-Moll op. 115Sechs Lieder für Klarinette und KlavierKlarinettentrio a-Moll op. 114Martin Fröst, KlarinetteJanine Jansen, Boris Brovtsyn, ViolineMaxim Rysanov, ViolaTorleif Thedéen, CelloRoland Pöntinen, KlavierBIS-SACD-2063
Brahms‘ Klarinettenquintett ist Kern-repertoire nicht nur für Klarinettisten, sondern für Kammermusikliebhaber überhaupt. Und daher stand es schon seit langem auf Frösts „muss aufgenom-men werden“-Liste. Als er im Februar 2013 ein (sein) Dreamteam heraus-ragender Streicher für ein Konzert zusammen bringen konnte, war dies für BIS die Gelegenheit, eine Aufnahme zu organisieren. Ergänzt wird die Ein-spielung des gut halbstündigen Werkes durch Frösts eigene Arrangements von sechs beliebten Liedern von Brahms, wobei der von seinem langjährigen Kammermusikpartner Roland Pöntinen am Klavier begleitet wird.
Soll erfülltZusammen mit Torleif Thedéen
spielen die beiden dann auch noch das Klarinettentrio, das Brahms für Richard Mühlfeld im selben Jahr (1891) wie das Klarinettenquintett komponiert hatte. Diese Aufnahme erschien allerdings schon 2005 bei BIS; seinerzeit war die SACD „Disc of the Month“ bei Classics-Today.com und „Editor‘s Choice“ bei Gramophone.
Kammermusik
Robert Schumann (1810-1856)Kammermusik Vol. 3Ensemble Villa Musica: Ingo Goritzki, Oboe; Ulf Rodenhäuser, Klarinette; Nicola Chumachenco, Violine; Hariolf Schlichtig, Viola; Kalle Randalu, KlavierMDG 304 1649-2
Ensemble Villa Musica und Schumann – wieder einmal gelingen faszinierende Deutungen der romantischen Meister-werke, die mit liebevoller Zuwendung zu den kleinsten Details der Komposi-tionen auch den bekanntesten Werken neue As pekte abgewinnen. Schon mit der wun der bar-melancho lischen Anfangs-stimmung der „Fantasie stücke“ nimmt Klari nettist Ulf Rodenhäuser seine Zu-hörer gefangen; ein fantastisch-ro-mantischer Kosmos öffnet sich mit tief empfundenem Ausdruck. Im „Adagio und Allegro“ zeigt Radovan Vlatkovich die be wun derns werte Bandbreite seines klang vollen Hornspiels. Und Ingo Goritzki ge staltet die gefürchteten Romanzen für Oboe und Klavier zu einem großartigen Gesang.
Mit Erfolgsgarantie Und natürlich versteht es Hariolf
Schlichtig auf der Viola spielerisch bra-vourös die enormen technischen Her-ausforderungen der „Märchenbilder“, einschließlich ausgedehnten Doppel-griffspiels und Fingerfertigkeit for-dernden Passagenwerks zu meistern. Mit der Violinfantasie op. 131 schließ-lich gelangt noch eine erstaunliche Ra-rität zu Gehör: Nicolas Chumachenco widmet sich diesem selten gespielten Spätwerk mit der gebotenen zurückhal-tenden Virtuosität. Die hier eingespielte Originalgestalt verzichtet auf jede vor-dergründige Brillanz; der romantische Ausdruck bleibt stets tief empfunden.
Es ist das Verdienst des Pianisten Kalle Randalu, über alle Unterschiede der Komposition eine verbindende Klammer zu geben. Sein feinsinniges Klavierspiel setzt seinen Partnern wesentliche Im-pulse und sichert eine übergeordnete Einheit romantischen Musizierens.
saxofon
Saxophone Cinema Ennio Morricone, Nino Rota, John Barry, Henry Mancini, Hanns Eisler, Michael Nyman u. a. Selmer SaxharmonicMilan Turkovic, Ltg.MDG 610 1852-2
Gänsehaut ist garantiert: Wie ein Leitmotiv zieht sich die wohl berühm-teste Mundharmonika aller Zeiten durch „Spiel mir das Lied vom Tod“. Drei Töne genügen, und schon erscheint Charles Bronsons stahlblaues Augenpaar in voller Cinemascope-Breite zum Showdown vor den Augen. Ennio Morricones Klassiker ist eines von vielen Highlights auf der neuesten CD der zwölfköpfigen Familie der Selmer Saxharmonic, die mit Milan Turkovic einen Abstecher in Hollywoods Traumwelten unternehmen.
Da darf „Pink Panther“ natürlich nicht fehlen: Na klar, das Thema muss ins Saxofon! Aber wie die zwölf Selmers eine ganze Big Band ersetzen, ist phäno-menal. Von den schleichenden Tatzen des Anfangs bis zum inegal-groovigen Brass-Set ist alles dabei. Das kommt auch den heldischen Fanfaren aus „Star Wars“ zugute: Heller Strahl, satter Sound – da zeigen die zwischen Streichern und Holz- und Blechbläsern ständig changie-renden Instrumente von ihrer allerbesten Seite. Und mit slappen und schnipsen gibt´s dann sogar noch Percussion!
Großes Saxofones Kino
Auch einen „Oscar“ gibt´s zu feiern: Nino Rotas Musik zum „Paten“ gehört zum Besten, was Komponisten für den Film geschaffen haben. In seiner vir-tuosen Partitur sind die quicklebendig aufspielenden Selmer Saxharmonic in ihrem Element. Grandios: „Der mit dem Wolf tanzt“ bietet Wildwest im Breitwand-klang, der von der liebevoll austarier-ten Aufnahmetechnik im historischen Konzerthaus der Abtei Marienmünster opulent ins rechte Licht gesetzt wurde: Ganz großes Kino!
gitarre
Sonata Mexicana Gitarrenwerke von Manuel Maria Ponce (1882 – 1948): Sonata Mexicana Sonatina Meridional Sonata III Sonata para guitarra y clavecinMaximilian Mangold, GitarreKristian Nyquist, CembaloMusicaphon M56957
Nach seiner ersten Begegnung mit Andrès Segovia (1923) schrieb Ponce, der fraglos wichtigste mexikanische Komponist des 20. Jahrhunderts, eine Vielzahl von Gitarrenwerken. Sonaten, Variationswerke, Präludien, Charakter-stücke, eine Sonate für Gitarre und Cembalo sowie das „Concierto del Sur“ für Gitarre und Orchester. Seine erste Gitarrenkomposition ist eine Miniatur, die kurze Zeit darauf als dritter Satz in seine erste Gitarrensonate „Sonata Mexicana“ Eingang fand. Bereits diese Sonate weist alle Merkmale der späteren, reiferen Gitarrenkompositionen auf: im-pressionistische Harmonik, Polyrhyth mik, vital tänzerische und virtuose Ecksätze, formale Geschlossenheit der Komposition trotz starker Kontraste und vor allem die wunderschönen langsamen Sätze seiner Sonaten, welche zum Schönsten gehören, was das Gitarrenrepertoire dieser Zeit zu bieten hat. Dabei wurzelt er stets in der Tradition seines Heimatlandes.
Wunderschöne langsame Sätze
Segovia nahm nicht nur in spieltech-nischer sondern auch in ästhetischer Hinsicht großen Einfluß auf die Werke Ponces. Dies führte dazu, dass Ponce beispielsweise auf Drängen Segovias Sonaten im Stile von Franz Schubert und Fernando Sor schrieb. Auf dieser CD be-finden sich jedoch jene Gitarrenwerke, welche vermutlich dem ur eigenen im-pressionistisch geprägten Stil Ponces am nächsten kommen.
26 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Alte Musik
Johann Sebastian BachKonzerte für zwei Cembali:in c-Moll BWV 1062, C-Dur BWV 1061, c-Moll BWV 1060Orchestersuite Nr. 1 arrangiert für zwei CembaliMasaaki Suzuki, Masato Suzuki, CembaloBach Collegium JapanBIS-SACD-2051
Dass Johann Sebastian Bach als Kantor der Leipziger Thomaskirche Kantaten und andere Kirchenmusik zu liefern hatte, ist hinlänglich bekannt. Nicht so bekannt ist aber seine Tätigkeit als Direktor des städtischen Collegium Musicum, die er ab 1729 innehatte. Ein anspruchsvoller und zeit raubender Job: Jede Woche gab es Konzerte, während der Hochfeste (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Michaelis) sogar zweimal: in den zehn Jahren, die Bach dieses Amt innehatte, dürfte er mehr Zeit in Zimmermanns Kaffeehaus (dem städti-schen Konzerthaus) verbracht haben als mit der Produktion von Kantaten in der Kirche. Auch für das Collegium Musicum hatte er ständig neue Werke zu liefern, eigene und Arrangements der Musik anderer. Diesem Konzert-betrieb verdanken wir auch die drei Konzerte für zwei Cembali, die uns er-halten geblieben sind.
Arrangierter Bach
Sie alle entstanden um 1736 und sind Arrangements früherer Kompositionen. BWV 1060 ist wohl das Arrangement eines verlorenen Konzerts für Violine und Oboe, BWV 1062 die Umarbeitung des beliebten Konzerts für zwei Violinen, und BWV 1061 ist original für zwei Cembali komponiert – aber ohne Or-chesterbegleitung. Davon angeregt, hat Masaaki Suzuki, auf dieser Aufnahme begleitet von seinem Sohn Masato, ein Arrangement der 1. Orchestersuite für zwei Cembali angefertigt.
Konzerte für Klarinette und Fagott von Johann Friedrich Schubert, Franz Tausch und Peter von WinterDieter Klöcker, KlarinetteKarl-Otto Hartmann, FagottSuk-Kammerorchester PragPetr Skvor, DirigentMDG 301 0366-2
Jahrzehntelang haben Dieter Klöcker und Karl-Otto Hartmann mit dem Consortium Classicum die Bläsermusik geprägt. Dass die beiden auch solistisch mit großem Erfolg aktiv waren, gerät dabei leicht aus dem Blick. MDG legt jetzt eine lange vergriffene Rarität wieder auf: Gemeinsam mit dem agilen Suk-Kammer-orchester aus Prag spielen Klöcker und Hartmann Doppelkonzerte für Klarinette und Fagott – eine ebenso reizvolle wie seltene Kombination, die in Klöckers quirligem Klarinettenspiel und Hartmanns profundem und leichtfüßig-beweglichem Fagott in schönsten Licht erscheint.
Johann Friedrich Schuberts Konzert steht ganz in der Tradition der konzer-tanten Sinfonie. Verblüffend aber ist, wie Schubert, der etwa so alt ist Beethoven, die Orchesterbläser einsetzt, und dabei kommt der Flöte eine besonders her-ausgehobene Rolle zu: Ganz allein ihr ist eine Fanfare übertragen…
Peter von Winter war als Opernkom-ponist äußerst erfolgreich. Und das ist auch seinem hoch virtuosen Concertino anzumerken. Das Orchester liefert einen federnden Hintergrund, vor dem die bei-den Solisten ungestört brillieren können. Dass das ansonsten eher gemütliche Fagott hier aberwitzige Läufe und rausch-hafte Kaskaden zu vollführen hat, ist kein Problem für Karl-Otto Hartmann, der den Part mit Bravour meistert.
Klöckers Zauber Klang
Das Zugaben-Intermezzo von Franz Tausch stellt noch einmal die Solisten vor immense Herausforderungen. Ein hoch musikantisches Bläserfest, und eine lie-bens werte Erinnerung an die unvergleich-liche Klangzauberei eines Dieter Klöcker!
Kammermusik
Antonin Dvorák (1841-1904)Streichquintett op. 97Streichquartett op. 96„Amerikanisches“Leipziger StreichquartettAlois Posch, KontrabassMDG 907 1847-6 (Hybrid sACD)
Das „amerikanische“ Streichquartett Antonin Dvoráks ist heißer Anwärter auf einen Spitzenplatz in der ewigen Hitliste klassischer Meisterwerke.
Völlig zu Recht, wie die neueste Einspielung des Leipziger Streichquar-tetts beweist – und die Kombination mit dem großartigen Streichquintett, für das der Kontrabassist Alois Posch die Leipziger verstärkt, hat das Zeug zur Lieblingsscheibe für alle Kammermusik-freunde. Klar, dass für dieses Programm nur der feinste SACD-Klang, natürlich im 3D-Sound, in Frage kommt!
Wie der „Amerikaner“ wartet auch das opulente Quintett mit einer Fülle eingängiger Melodien auf; man höre nur einmal die süß-intensive Prim geigen-Soli im langsamen Satz! Und auch das Cello, durch die Mitwirkung des Kontra-basses von allen Fundamentpflich ten entbunden, schwingt sich immer wieder zu zauberhaften Kantilenen auf. Cello und Baß sorgen in den schnellen Sätzen mit ihren Impulsen für spannenden Drive, der von den Mitspielern mit hörbarer Begeisterung aufgenommen wird.
Natürlicher 3D-Sound
Damit gelingt den Leipzigern wieder einmal eine Einspielung der Referenz-klasse. Und in MDGs dreidimensionalem 2+2+2-Sound bleiben auch klanglich keine Wünsche offen: Mit faszinierender Intensität und Klarheit ertönt das ganze Ensemble im unmittelbar zum Konzert-saal erweiterten Wohnzimmer. Durch den volltönenden Kontrabass erhält der Klang eine wohlige, fast orchestrale dynami-sche Bandbreite. Mit Applausgarantie!
Ludwig van BeethovenStreichtrio op. 3Serenade op. 8Trio Zimmermann:Frank Peter Zimmermann, ViolineAntoine Tamestit, ViolaChristian Poltéra, CelloBIS-SACD-2087
Neben Mozarts Divertimento gelten Beethovens drei Streichtrios op. 9 als Gipfelpunkte dieses Genres. Das mag sein, doch sollte dies nicht dazu ver-leiten, Beethovens frühe Versuche in dieser Besetzung, das Trio op. 3 und die Serenade op. 8, gering zu schätzen. Es sind beides vollwertige und vollgül-tige Kompositionen in Suitenform, die zu Lebzeiten Mozarts und Beethovens als Divertimento und Serenade über-lebt hatte. Anders als die Trios op. 9, die sich an die klassische viersätzige Form halten, findet man hier Folgen von sechs respektive acht Sätzen mit Märschen und Menuetten und Satz-überschriften wie „alla polacca“, die an höfische Unterhaltungsmusik frühe-rer Zeiten erinnern.
Beethoven in progress
Aber sie sind keineswegs old- fashioned, sondern durchwebt vom Abenteuergeist des jungen Beethoven, der experimentiert und es meisterhaft versteht, alle drei Instrumente gleicher-maßen an der musikalischen Entwick-lung teilhaben zu lassen. Diese Musik braucht hervorragende Interpreten, um zu wirken – also das Trio Zimmermann.
CLASS : aktuell
AusgAbe 2014/2 27
Im blickpunkt
Im Vertrieb von NAXOS Deutschlandwww.naxos.de www.naxosdirekt.de info@naxos.de
GRAMOLA Musikproduktionwww.gramola.at klassik@gramola.at
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Thomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber Orchestra
„Irnbergers durchdringender, expressiverTon und einfühlsames interpretatorischesWesen wirken Wunder ... durch eine raffi-nierte, endlos erscheinende Reichweitevon Bogengeschwindigkeit und -längeverleiht Irnberger seiner Phrasierung einevortreffliche Gesanglichkeit.“ Julian Haylock „The STRAD“
Richard StraussViolinkonzert/ViolinsonateThomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber OrchestraMichael Korstick, Martin Sieghart
1SACD · 98992
Iván Eröd Violinkonzert, Violinsonaten Thomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber OrchestraMichael Korstick, Martin Sieghart
1SACD · 99020
Karl GoldmarkViolinkonzert/ViolinsonateThomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber OrchestraPavel Kaspar, Doron Salomon
1SACD · 98986
Felix MendelssohnViolinkonzert/DoppelkonzertThomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber OrchestraEdoardo TorbianelliRoberto Paternostro
1SACD · 98942
Hans GalViolinkonzert/ViolinsonatenThomas Albertus IrnbergerIsrael Chamber OrchestraEvgueni Sinaiski Roberto Paternostro1SACD · 98921
Class_0514:Layout 1 19.05.2014 12:42 Uhr Seite 1
Orgel
Debussy und Ravel arrangiert für OrgelClaude Debussy: La MerMaurice Ravel: Lever du jour / Valses nobles / La Valse / Pavane pour une infante défunte / BoléroGunnar Idenstam, OrgelBIS-SACD-2049
Gunnar Idenstam ist ein Musiker von ganz ungewöhnlicher Vielseitigkeit. Gern verbindet er in seinen Werken schwedische Volksmusik und Tanz mit Elementen des symphonischen Rock der 1970er Jahre. Aber seine Wurzeln liegen in der virtuosen französischen Orgeltradition, die er als Student bei Marie-Claire Alain kennenlernte. Schon während seiner Studienzeit in Paris begann er davon zu träumen, einmal Debussys Meisterwerk „La Mer“ für sein Instrument, die Orgel, zu adaptieren. Und bei der Erfüllung dieses Traums hat er nun auch Orchesterwerke von Maurice Ravel transkribiert, der eben-falls nie eine Note für die Orgel ge-schrieben hatte.
Differenzierte KlangvorstellungEr fand es auch besonders wichtig
und besonders schwierig, ein für seine Klangvorstellungen geeignetes Instrument zu finden. Fündig wurde er schließlich in Dudelange in Luxemburg, wo in der Kirche Saint-Martin ein viermanualiges, klangfarbenreiches und dynamisch höchst flexibles Instrument aus der Werkstatt Stahlhut / Jann steht.
Norddeutsche Orgelkunst Vol. 4Lüneburg: Werke von J. Steffens, P. Mohrhard, Chr. Flor, G. Böhm, J. Chr. Schmügel, J. S. BachMartin Rost, Stellwagen-Orgel (1659)St. Marien Stralsund MDG 320 1851-2
Dass sich der Weg ins barockträchtige Lüneburg auch heute noch lohnt, zeigt Martin Rost mit seiner Auswahl an Lüne-burger Kompositionen. Der Ruf der hier wirkenden Künstler reichte bis ins ferne Thüringen, wo sich der knapp 15-jäh rige Johann Sebastian Bach aufmachte …
Die Choralbearbeitung zu „O Lamm Gottes unschuldig“ gehört zu Bachs frü-hesten Orgelwerken, und im Präludium und Fuge C-Dur blitzt ein großes Vor-bild durch: Georg Böhm, bei dem Bach höchstwahrscheinlich in Lüneburg in die Lehre gegangen ist. Wirklich einmalig ist die enorme Bandbreite der Lüneburger Orgelmusik: Während mit Johann Steffens einer der ersten Vertreter der „Nord-deutschen Orgelschule“ bereits vor 1600 als berühmter und hochdotierter Künst-ler in Lüneburg wirkte, reicht der Bogen bis zu Johann Christoph Schmügel, der bei Telemann studiert hatte. Allerdings kehrte Schmügel bereits 1766 Lüneburg den Rücken: der Stadt war das Geld ausgegangen, keine Chance seine Orgel in einem seinem künstlerischen Rang entsprechenden Zustand zu halten…
RuhestörungDie großartige Stellwagen-Orgel in
der Stralsunder Marienkirche zeigt sich bei dieser Aufnahme von ihrer besten Seite. Der Einsatz von Calcanten, die an Stelle des heute üblichen Elektromotors die gewaltige zwölfbälgige Luftanlage unter Druck setzen gibt eine zusätzliche Dimension: Der fußbetriebene Luftstrom sorgt für einen so ruhigen Klang, dass selbst die Nachtigall, die in der Kirche wohnt, erst zu später Stunde zu tiri-lieren beginnt. Sehr zum Verdruss von Tonmeister und Organist, die um diese verkehrsfreie Zeit eigentlich die leisen Stücke aufnehmen wollten…
28 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Klavier
Claude DebussyEstampesImages 1ère sérieImages, 2ème sérieDouze étudesCraig Sheppard, KlavierRomeo ROM7299
Wieder eine herausragende Interpre-tation großer Musik durch Sheppard, der sich mit seiner pianistischen Leiden-schaft, seiner technischen Brillanz, seiner Ehrfurcht vor dem Werk und der dar-aus resultierenden interpretatorischen Sorgfalt weltweit einen Namen gemacht hat. Sheppards Interpretation ist alles andere als Selbstdarstellung; stets sieht er sich als Diener, als Vermittler des Komponisten.
Grandseigneur am Klavier
Der 1947 in Philadelphia geborene Künstler, Preisträger renommierter Wett-bewerbe, debütierte 1972 in New York. Er konzertierte mit Serkin und Casals; 1973 übersiedelte er für 20 Jahre nach London. In England unterrichtete er an verschiedenen Konservatorien und Uni-versitäten. 1993 kehrte er in die USA zurück und widmet sich seitdem vor allem seinen Konzerten und CD-Aufnahmen.
Liszt all’operaParaphrasen und Transkriptionen:Donizetti: Lucia di LammermoorVerdi: Il Trovatore / Rigoletto / I Lombardi / AidaWagner: Tannhäuser / Tristan und IsoldeAndrea Trovato, KlavierDynamic CDS7682
Zeitgleich zum Siegeszug der italie-nischen Oper durch Europa entwickelte Liszt seine virtuosen Aktivitäten auf dem Gebiet der Paraphrase und wurde nicht zuletzt dieses Genres wegen zur Legende. Unterstützt von seiner außergewöhn-lichen Improvisationsgabe formte er ein neues musikalisches Konzept, in-dem er ein Unterhaltungsgenre in eine neu artige Instrumentalform goss.
Genial umgeformtSeine Paraphrasen transportieren
Liszt pur, sein Charisma, und das funktioniert bis heute. Er setzt auf der romantischen Überzeugung an, dass Musik ihre Inspiration überall finden kann und experimentierte auf dieser Basis in alle Richtungen. In seiner Vision war die italienische Oper eine Quelle unerschöpflicher Melodik. Er schickt sie durch alle auf der techni-schen Basis des Klaviers denkbaren Klangexperimente – des einzigen Instru-ments, das, neben der Orgel, fähig ist, komplexe orchestrale Strukturen (wenn-gleich reduziert) wiederzugeben. Im Ergebnis schafft er Charakterstudien der jeweiligen Oper, durchaus auch einmal karikierend, aber er macht die Werke auf diese Weise auch zu seinen eigenen.
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Louis Moreau Gottschalk (1829-1869)La Gallina Op. 53Danse Cubaine 2:37
Samuel Barber (1910-1981)Souvenirs Op. 28Waltz 3:48Schottische 4:09Pas de deux 1:36Two-Step 3:40Hesitation-Tango 2:37Galop 2:16
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(1829-1869)
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3:484:091:363:402:372:16
Erik Satie (1866-1925)Trois morceaux en forme de poire (1903)Manière de Commencement 2:35Prolongation du même 1:13I Lentement 3:06II Enlévé 3:51III Brutal 2:55En plus 3:43Redite 2:32
Sebastian Bartmann (*1979)liquid moods (2009)_ cosmopolitan breakdown 5:55_ mai tai moments 8:25_ blue mojito 5:45
total time: 1:00:25
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l iquid moods w o r k s f o r p i a n o f o u r - h a n d s
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COV 91409
Eric Satie, Samuel Barber, Louis Moreau Gottschalks und Sebastian BartmannLiquid moodsimPulsBarbara & Sebastian Bartmann, PianoCoviello CLASSICS COV 91409
Eine etwas zwielichtige Atmosphäre beschwören sie herauf – und das mit voller Absicht: Mit seiner Neueinspie-lung „Liquid moods“ will das Klavierduo imPuls Stimmungen ineinander fließen lassen und beweisen, dass das, was man etwas geringschätzig unter „Bar-musik“ einordnet, oft ungeahnte Quali-täten bietet. Komponisten wie Eric Satie und Samuel Barber stehen jedenfalls für Launiges auf höchstem Niveau, vom mehrfach international ausgezeichneten jungen Stuttgarter Pianistenpaar hier mit virtuoser Brillanz umgesetzt.
Piano-Cocktails für vier Hände
Von Louis Moreau Gottschalks kuba-nischem Tanz aus dem 19. Jahrhundert mit dem Titel „La Gallina“ (Die Henne) über Barbers leicht sentimentale „Sou-venirs“ an das New Yorker Nachtleben des frühen Zwanzigsten und Saties be-rühmte „Trois morceaux en forme de poire“ (Drei Stücke in Birnenform) bis zur von drei alkoholischen „Charakter-Cocktails“ inspirierten modernen Jazz-suite vom Pianisten Sebastian Bartmann selbst reicht das Spektrum schillernder Bar-Impressionen – das Duo imPuls nimmt die Hörer seiner Debut-CD mit auf eine höchst vergnügliche und etwas exzentrische Zeitreise durch die Jahr-zehnte und die Bars von Havanna, Paris und New York.
Ludwig van BeethovenSämtliche Werke für Klavier solo, Vol. 13:Rondos und Klavierstücke, u.a. „Die Wut über den verlorenen Groschen“, „Klavierstück für Elise“ (revidiert 1822)Ronald Brautigam, FortepianoBIS-SACD-1892
In dieser Folge der hochgelobten Serie stellt Brautigam Rondos und Klavierstücke vor, beginnend mit dem ersten noch auf uns gekommenen Werk, einem „Rondo in C-Dur“ aus der Feder des dreizehnjährigen Beethoven, bis zu dem Stück, das oft als „letzter musika-lischer Gedanke“ des Komponisten be-zeichnet wird, einem „Andante maestoso in C-Dur“. De facto ist dieses Stück ein Arrangement, vielleicht von Anton Diabelli, basierend auf Sätzen eines Streichquintetts. Denn Diabellis Verlags-haus kaufte das Manuskript, datiert auf den November 1826, auf der Auktion, die Beethovens Tod am 26.3.1827 folgte, und brachte einige Jahre später das Ar-rangement heraus.
Revidierte EliseEine andere Rarität ist die revidierte
Fassung des „Klavierstücks für Elise“ von 1822. Beethoven hatte sich ent-schlossen, das Stück in die Bagatellen op. 119 aufzunehmen und dafür über-arbeitet. Der Beethoven-Spezialist Barry Cooper konnte 1991 eine Transkrip-tion dieser Skizzen veröffentlichen.
AusgAbe 2014/2 29
CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Klavier
Magic BoxesEine Sammlung von Spieluhr-Musik von Nebling, Tarenghi, Friml, Turina, Séverac, Godowsky, Poldowsky, Lecuona, Weissenberg, Ljadov, Tansman, Brahms, Pierné, Casella, Rieti, Prokofiew, Villa-Lobos, Haydn, Beethoven, Strauss, Ketèlbey u.v.a.Dario Müller, KlavierDynamic CDS7684
Wenn das Klavier zur Spieldose wird – dies ist die vielleicht erste Ein-spielung, die den Anspruch erhebt, eine möglichst vollständige Sammlung aller jemals fürs Klavier geschriebener Spieluhr-Imitationen zu liefern. Denn immer schon hat die Komponisten die Klangwelt der Spieluhren fasziniert, seit vor etwa 300 Jahren die ersten dieser kleinen mechanischen Instrumente er-schienen.
Spiel mit mirZärtlichkeit, Heiterkeit, unbeschwerte
Kindheitsatmosphäre, das sind Gefühle und Assoziationen, die eine Spieluhr transportiert. Vielleicht gerade deshalb haben sich auch ansonsten äußerst „ernsthafte“ Komponisten nie davon ab-halten lassen, sich mit diesem reizvollen Genre auseinander zu setzen. Im 19. Jahr-hundert gab es dann neben der kleinen Spieldose noch die größere Flötenuhr, für die z.B. Haydn und Beethoven kom-ponierten. Auch dieses Genre ist hier berücksichtigt.
Deut s che S taa t sph i l ha rmon i e
Rhe in l and-P fa l z
K a r l - H e i n z S t e f f e n s
Robert Schumann Sinfonien Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Karlheinz SteffensCoviello CLASSICS COV 91403
Einen eigenen Platz zwischen Beet-hoven und Brahms nimmt das sinfoni-sche Schaffen Robert Schumanns ein, mit keinem anderen Komponisten di-rekt vergleichbar. Nach langem Zögern wegen seines Respekts vor der großen Gattung Sinfonie fand er 1841 gleich mit seinem Erstling, der Frühlingssinfonie, einen eigenen Ton, der die klassisch-objektive Distanz aufgibt und mehr unmittelbare Emotionalität zulässt. Mit der als „Vierte“ veröffentlichten, ent-stehungsgeschichtlich aber zweiten Sinfonie verdichtet er die Form weiter: die Sätze gehen ohne Unterbrechung ineinander über und bilden eine noch homogenere Einheit. Das heute „Zweite“ genannte, als drittes Werk 1846 ent-standene Opus 61 schlägt trotz der Ton-art C-Dur eher düstere Töne an, bevor die nach der Übersiedelung nach Düssel-dorf komponierte „Rheinische“ wieder – ganz dem Klischee der regionalen Zuord-nung folgend – das Lebensfrohe betont.
Unterschied liche sinfonische Welten
aus einer FederVier Beiträge Schumanns zur kom-
positorischen Königsgattung mit sehr unterschiedlichem emotionalem Gehalt also, von Karlheinz Steffens und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ih-rem jeweiligen Charakter entsprechend sensibel nachgezeichnet.
Wihelm Stenhammar (1871-1927)Orchesterwerke:Excelsior! Sinfon. Ouvertüre op. 13Mellanspel ur Sången op. 44Serenade F-Dur op. 31Royal Flemish Philharmonic, Christian LindbergBIS-SACD-2058
„Finnland hat Sibelius, Norwegen hat Grieg und Dänemark hat Nielsen – und wen hat Schweden?“ Diese schwe-dischen Musikern und Musikliebhabern oft gestellte Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ein möglicher Kandidat, DER Kandidat wäre Stenhammar, mit Sibelius und Nielsen persönlich befreun-det, aber wenn der Name fällt, kommt als Reaktion: „Stenhammar WER?“
Der Grieg Schwedens
Offensichtlich ist es höchste Zeit, dass dieser hervorragende Orchestrator und stilistische Individualist stärker ins Konzertleben integriert wird. Drei reprä-sentative Werke seines Landsmanns hat Lindberg für diese SACD ausgewählt. „Excelsior!“ wurde 1896 für die Berli-ner Philharmoniker geschrieben und konstrastiert in seinem Enthusiasmus mit dem folgenden, introvertierten Zwischenspiel aus der letzten großen Komposition Stenhammars, „Sången“, 1921 geschrieben. Den Beschluß macht die „Serenade“, oft als Stenhammars schönstes Orchesterwerk beschrieben. Die Atmosphäre der Stadt Florenz, die er 1907 besuchte, regte ihn, das Nordlicht, an, südliche Leichtigkeit orchestral darzustellen.
Orchester und Konzert
Wolfgang Amadeus MozartViolinkonzerte 1-5, Adagio KV 261, Rondo KV 269 & 373Lena Neudauer (Violine), Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Bruno Weil (Dirigent)hänssler CLASSIC CD 93.316
Die junge Geigerin Lena Neudauer gewann bereits als 15-Jährige den re nom-mierten Augsburger Leopold-Mozart-Wett bewerb und alle verfügbaren Son der-preise (Mozart-Preis, Richard-Strauss Preis, Publikums-Preis) dazu. In die Rolle des Wunderkindes aber hat sie sich nie drängen lassen. Mit ihren außer ge wöhn-lichen Einspielungen – u. a. der gesamten Werke für Violine und Orchester Robert Schumanns oder Maurice Ravels sämt-licher Werke für Violine und Klavier – hat sie sich einen international hervorra-genden Ruf als besonnene, erst klassige Interpretin erarbeitet.
Lena Neudauer spielt Mozart
Diese ausgeglichene, klar denkende Seite ihres Wesens spielt bei ihrem Mozart-Spiel eine besondere Rolle. Für sie gilt, was 1777 Vater Leopold an Sohn Wolfgang Amadeus schrieb: „Du weißt selbst nicht, wie gut Du Violine spielst, wenn Du Dir nur die Ehre ge-ben und mit Figur, Herzhaftigkeit und Geist spielen willst...“. Lena Neudauers schöner, reiner Violin-Ton trifft den Geist dieser weniger virtuosen als schlicht überirdisch schönen Konzerte genau, ihre Empfindsamkeit erleuchtet die Wer-ke von innen. Bruno Weil, gerade im Bereich der Wiener Klassik ausweislich ein Meister-Dirigent, breitet mit der Deutschen Radio Philharmonie den klanglichen Teppich aus, auf dem die Solistin ruhig und ausdrucksvoll ein-herschreiten kann.
30 AusgAbe 2014/2
CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Orchester
Ottorino Respighi (1879-1936)Brasilianische Impressionen:Impressioni BrasilianeLa Boutique FantasqueOrchestre Philharmonique Royal de Liège, John NeschlingBIS-SACD-2050
Respighi wird vor allem geschätzt wegen seiner lebendigen, farbigen sym-phonischen Dichtungen, vor allem für die brillant orchestrierte „Römische Trilogie“. So ein Tryptichon sind auch die „Imrpressioni Brasiliane“, wenn-gleich in etwas schmalerem Format. Sie spiegeln Respighis Eindrücke, die er im Sommer 1927 gewann, den er in Rio de Janeiro verbrachte. Ihn faszinierte die brasilianische Volksmusik, aber auch die Natur (der Regenwald, das Tierleben) und natürlich der Karneval. Seine Meisterschaft der Orchestrierung wird nicht nur in seinen eigenen Wer-ken deutlich, sondern auch in seinen Arrangements. Ein solches Werk ist „La Boutique Fantasque“, 1918 für Diaghilevs Ballets Russes komponiert und innerhalb weniger Jahre mehr als 1000 Mal aufgeführt. Respighis Partitur basiert auf Klavierstücken von Rossini und begleitet eine Handlung, die sich um die Liebe zwischen zwei Marionetten dreht. Die sind die Schöp-fung eines Puppenmachers, der sich auf Tanzpuppen spezialisiert hat.
Gefundene Fressen
Ein gefundenes Fressen für Respighi, der in den zahlreichen Tänzen seine ganze Palette an Orchesterfarben auf-fahren kann.
Gaetano Donizetti (1797-1848)Ugo, Conte di Parigi Drama in zwei Akten von Felice RomaniDoina Dimitriu Yasuharu Nakajima Carmen Giannattasio Deyan Vatchkov Sim Tokyurek Milijana Nikolic Orchester und Chor der Accademia d’arti e mstieri dello spettacolo teatro alla ScalaFondazione Orchestra Gaetano Donizetti di BergamoChor des Teatro Donizetti di Bergamo,Antonino FoglianiDynamic CDS7659
Zwischen 1820 und 1830 erlebte die italienische romantische Oper den Höhe-punkt ihrer reichen Blüte; Rossini, Donizetti und Bellini arbeiteten gleich-zeitig (wenn auch nicht miteinander) höchst erfolgreich daran. Als seine Kol-legen ihre ersten Schritte unternahmen, war Donizetti vor allem im Süden Itali-ens bereits eine unbestrittene Größe. Im Norden dagegen konnte er erst 1830 mit „Anna Bolena“ seinen ersten Triumph feiern. „Ugo, Conte di Parigi“ hatte am 13.3.1832 an der Mailänder Scala Premiere mit den damals bedeu-tendsten italienischen Sängerinnen und Sängern. Und dennoch wurde es keine Erfolgsgeschichte; nach nur vier Vor-stellungen wurde die Oper abgesetzt.
Opfer der Zensur1846 schließlich verschwand sie
ganz aus dem Repertoire. Schuld war nicht zuletzt die österreichische Zensur, die umfangreiche, verstümmelnde Än-de rungen am Libretto verlangt hatte. Dabei ist es ein Opernstoff vom Feins-ten: Wuchtig und voller Ornamentik, dramatisch und intrigant, voller sich bildender und wieder zerfallender Allianzen, und so erlebte die Oper mit der beginnenden Donizetti-Renaissance Ende der 1970er Jahre zu Recht ihre Auferstehung.
Oper
Rutherford sings Wagneraus Der fliegende Holländer Tannhäuser Lohengrin Die Meistersinger Parsifal Die Walküre James Rutherford, BaritonBergen Philharmonie, Andrew LittonBIS-SACD-2080
Von Stützen der Gesellschaft bis zu Ausgestoßenen reicht die Palette der Baß- und Baritonrollen in Wagners Opern, vom abgeklärten Hans Sachs in den Meister-singern bis zum Fliegenden Holländer, der von vergangenen Sünden verfolgt wird. Oft sind sie Gegenpart zu anderen Hauptfiguren des Dramas, und immer sind sie als besondere Persönlichkeiten erkennbar und deshalb von ihrem Schöpfer mit Musik von großer Indivi-dualität und Expression ausgestattet.
Von ausgestoßen bis abgeklärt
James Rutherford bietet auf dieser SACD eine Reise durchs Wagner-Land vom „Fliegenden Holländer“ bis zum „Parsifal“, dem letzten Werk des Kom-ponisten, von dem er selbst sagte, dies sei „die letzte Karte“, die er noch spielen könne. Rutherford, Sieger der Seattle Wagner Competition 2006, hat seitdem in vielen Wagner-Produktionen gesungen und ist derzeit sozusagen der Hans Sachs unserer Tage (er sang die Partie in Bay-reuth 2010 und 2011, daneben auch an der Wiener Staatsoper, den Opern-häusern in Graz, Hamburg und Köln, beim Budapester Wagner Festival und beim Glyndebourne Festival).
César Franck (1822-1890)Stradella. Oper in drei Akten von Émile Deschamps und Emilien PaciniIsabelle Kabatu, Marc Laho, Werner van Mechelen, Philippe Rouillon, Xavier Rouillon, Giovanni Iovino, Patrick Mignon, Roger Joakim Chor und Orchester der Opéra Royal de Wallonie, Paolo ArrivabeniDynamic CDS7692 ersteinspielung
Franck ist durch seine Orgelwerke und seine Orchester- und Kammermu-sik bekannt geworden, nicht als Kom-ponist seiner vier Opern. „Stradella“, seine erste Oper, dürfte die Frucht ei-ner engen Zusammenarbeit mit dem Tenor Mario Bordogni gewesen sein, den Franck bei Arienrecitals am Klavier begleitete und über den er Zugang zur Welt der Oper fand. Zwischen 1841 und 1842 wird dann „Stradella“ ent-standen sein.
Rekonstruierter Erstling
Erhalten ist der Klavierauszug (in der Bibliothèque Nationale à Paris) mit Hin-weisen auf die Orchestrierung. Warum Franck selbst keine vollständige Partitur ausarbeitete, ist unbekannt. Luc van Hove unternahm es, anhand dieser Quelle einen vollständigen Orchestersatz zu rekonstruieren. In dieser Form hatte das Werk am 19.9.2012 an der Opéra Royal de Wallonie Premiere. Ein frisches, jugendliches Werk voll romantischem Geist, in dem das Orchester keineswegs nur Begleiter der Solisten ist, sondern eine eigene, deutende und interpretie-rende Rolle übernimmt.
AusgAbe 2014/2 31
CLASS : aktuell Im Blickpunkt
Lied
Wolfgang Rihm (*1952): LiederHolger Falk, BaritonSteffen Schleiermacher, KlavierMDG 613 1848-2
Wolfgang Rihm hat sich wie kein zweiter Komponist unserer Zeit mit dem Faszinosum der menschlichen Stimme auseinandergesetzt. Vom intimen Lied bis zur opulenten Oper reicht sein Schaf-fen, das an die Ausführenden enorme Anforderungen stellt. Holger Falk hat mehrere Opern Rihms als Hauptdarstel-ler aus der Taufe gehoben und arbeitet immer wieder eng mit dem Komponisten zusammen; Steffen Schleiermacher gehört zu den profiliertesten Pianisten der ak-tuellen Musik. Ihre Auswahl mit Liedern Rihms reicht vom frühen „Wölffli-Lieder-buch“ bis zu den „6 Gedichte von Friedrich Nietzsche“ von 2001 und er-laubt so einen spannenden Einblick in die künstlerische Entwicklung eines der ge-fragtesten zeitgenös sischen Komponisten.
Mindestens so bemerkenswert wie die Musik ist die Auswahl der zu Grunde liegenden Texte. Rätselhaft, vielschich-tig, komplex und widersprüchlich: Der Schwei zer Adolf Wölffli ist wohl der erste, der in seiner Schizophrenie als Künstler ernst genommen wurde; in un-gebremstem Schaffensrausch entstand ein unüberschaubares Werk aus Zeich-nungen und Texten, dessen naturgewal-tigem Entstehen Rihm eine dramatische Referenz erweist.
… … …
Friedrich Nietzsche nimmt in Rihms Œuvre einen besonderen Platz ein. Und Jakob Lenz, der schon den revolutionären Georg Büchner faszinierte, inspiriert Rihm zu einem ausdrucksstarkem Zyklus: In „An die Sonne“ trifft deklamatorische Ex-pression auf ehrliches, tief empfundenes Pathos. Und dann ist da noch Sloterdijk: Ausgerechnet „Wortlos“ ist die dem sprachgewaltigen und medienaffinen Uni-versalphilosphen gewidmete Komposition für Stimme und Klavier betitelt. Und tat-sächlich: Der Sänger schweigt… … …
Chormusik
America Aaron Copland, Steve Reich, John Cage, Morton Feldman, Leonard Bernstein, Samuel BarberFour Motets, Proverb, Five for Women Choir, The Rothko Chapel, Missa Brevis (1988), A Stopwatch and an Ordnance MapSWR Vokalensemble Stuttgart, Marcus Creed (Dirigent), Franz Vitzthum (Countertenor), Rothko Chapel: Andra Darzins (Viola), Markus Stange (Celesta), Franz Bach (Percussion)hänssler CLASSIC CD 93.306
Das SWR Vokalensemble Stuttgart gehört zu den wenigen Chören von internationaler Geltung. Da ist es nicht verwunderlich, wenn die letztjährige Einspielung mit Vokalwerken von Paul Hindemith weltweite Anerkennung er-hielt. Das neueste Programm hat nun Amerika zum Gegenstand – und damit ein ungeheuer breites Spektrum unter-schiedlicher Ausdrucks formen.
Große US-KomponistenVon europäischer Musik geprägte
Werke finden sich da ebenso wie Ex-perimente in Sachen ästhetische Neu-orientierung. Dabei kommen die großen Namen der US-Komponisten zur Geltung, darunter Leonard Bernstein mit seinem einzigen a cappella-Werk, der „Missa Brevis“; Steve Reich mit seinem mini-malistischem „Proverb“ oder John Cage mit einigen seiner späten „Number Pieces“. Alles wird auf höchstem Niveau mit hinreißender, nicht zu überbietender Klangkultur dargeboten.
Vokalmusik
Johann Sebastian BachWeltliche Kantaten Vol. 4: „Akademische“ KantatenZerreißet, zersprenget, zertrümmert die Gruft, BWV 205 (Der zufriedengestellte Äolus)Vereinigte Zwietracht der wechselnden Saiten, BWV 207Joanne Lunn Robin Blaze Wolfram Lattke Roderick WilliamsBach Collegium Japan, Masaaki SuzukiBIS-SACD-2001
Die zwei Werke auf dieser CD illus-trieren perfekt einen ganz besonderen Typus der barocken weltlichen Kantate, das sogenannte „dramma per musica“. Das Libretto ist dramatisch konstruiert, und die Sängerinnen und Sänger ver-körpern verschiedene Rollen wie Göt-ter oder andere Gestalten der Antike oder stellen allegorische Figuren dar.
Akademische Kleindramen
Die Parallele zur Oper ist offen-sichtlich – das „dramma per musica“ ist sozu sagen eine Kleinoper ohne szeni-sche Elemente. Das schränkt ein, schafft aber gleichzeitig Freiräume: oft folgt die Handlung nicht der zwingenden Logik, die für eine verständliche Darstellung auf der Bühne unerlässlich wäre. Die beiden Kantaten sind für Ehrungen wich-tiger Persönlichkeiten der Leipziger Universität komponiert und verdanken diesem Umstand den Beinamen „aka-demische“ Kantaten.
Oper
Antonio Mazzoni (1717-1785)AntigonoMichael Spyres Geraldine Mcgreevy Pamela Lucciarini Ana Quintans Orchestra Divino Sospiro, Enrico OnofriDynamic CDS76868007144076863 ersteinspielung
Nur sieben Monate stand in Lissabon die Ópera do Tejo, gefeiert als eines der großartigsten Gebäude der barocken Stadt, bevor sie beim verheerenden Erdbeben am 1.11.1755 zerstört wurde. In der kurzen Zeit ihres Bestehens war sie Produktionsstätte dreier Opern, alle komponiert auf ein Libretto von Pietro Metastasio. Darunter war die „Antigono“ des Bologneser Komponisten Antonio Mazzoni, die eine Woche nach dem Erdbeben Premiere gehabt hätte.
Kurz vor der Katastrophe
Mazzoni war Kapellmeister in Fano und Bologna. Für die Opernhäuser beider Städte sowie für Parma und Piacenza hatte er Opern geschrieben. 1756 wurde er zum Kapellmeister der San Petronio Basilika in Bologna ernannt. 1763 schließlich wurde er primo maestro al cembalo am Teatro Comunale. Mazzoni schrieb insgesamt 19 Opern, die meis-ten davon sind verloren. Auffällig in der „Antigono“ ist das reich besetzte und farbig eingesetzte Orchester, das die Emotionen und Affekte in den Arien sehr schön ausleuchtet – weit über das in barocken Produktionen hinausgehend.
www.pentatonemusic.com
MOZART: VIOLIN CONCERTOS 3, 4 & 5
Festival Strings Lucerne
A R A B E L L A S T E I N B A C H E R
Im Vertrieb von Naxos Deutschland
PTC 5186479
NEUES
ALBUM
„Stilvoll und schnörkellos“
Ulrike Klobes RBB kulturradio
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