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DIENIEDERSÄCHSISCHE
GEMEINDE
21450 Deutsche Post AG 63. Jahrgang
Nr. 6/ 2011www.nsgb.de
T H E M E N
Zeitschrift für Ratsmitglieder in den Städten, Gemeinden und Samtgemeinden
Mitgliederversammlung 2011 168
Niedersachsen hat gewählt 178
Ärztenachwuchs gewinnen! 191
Themenschwerpunkt: Kommunale Selbstverwaltung
KomFort: Finanzierung und Planungshoheit 166
Online-Veröffentlichung von Rechtsnormen 176
Aktuelles Kommunal-verfassungsrecht 180
Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund
Zweckverband Großraum Braunschweig
161DNG 6 2011
MITGLIEDER STELLEN SICH VORDer Zweckverband Großraum Braunschweig 162
AUS DEM STÄDTE- UND GEMEINDEBUNDRechts- und Verfassungsausschuss tagte in Neuharlingersiel 163
Mit geringen Mitteln viel auf die Beine gestellt 163
„Auch die Dörfer müssen Zukunft haben“ 164
Hartes Ringen um knappes Geld 164
Gemeinden zu Besuch in Berlin 165
KomFort-NSGB – Kommunale Fortbildung für Ratsmitglieder im ersten Halbjahr 2012 166
MITGLIEDERVERSAMMLUNG DES NSGB AM 6. OKTOBER 2011 IN BODENWERDERAuszüge aus dem Grußwort von Dieter Möhrmann, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages 168
Das Land und seine Gemeinden – eine faire Partnerschaft 169
Ausblick auf die neue Kommunalwahlperiode – Hoffnung für die Städte, Gemeinden und Samtgemeinden 171
Städte- und Gemeindebund wählt Dr. Marco Trips 175
THEMENSCHWERPUNKT: KOMMUNALE SELBSTVERWALTUNGOnline-Veröffentlichung von Rechtsnormen 176
Aktuelles Kommunalverfassungsrecht 180
KOMMUNALWAHLEN 2011 IN NIEDERSACHSENNiedersachsen hat gewählt 178
ZUR PERSONWahlen und Ernennungen, Nachrufe 183
Ehrungen des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes mit Ablauf der Wahlperiode 2011 183
ALLGEMEINE VERWALTUNG UND EUROPAErfolgreiche Personalgewinnung für die kommunale Familie 187
Niedersachsen startet Plattform für die elektronische Weiterleitung von Gewerbemeldungen 189
ÖFFENTLICHE SICHERHEIT UND VERKEHRKommunale Prävention zielgenau und wirkungsorientiert steuern 189
ARBEIT UND SOZIALESÄrztenachwuchs gewinnen! 191
BAUEN UND WOHNENKürzungen bei der Dorferneuerung zurücknehmen 193
Infrastruktur im ländlichen Raum langfristig sichern 193
WIRTSCHAFT UND TOURISMUSLandeskampagne stärkt Wirtschaftsförderung den Rücken 194
UMWELTLahstedt@expo2011 196
Vorschau DNG 1/2012 Umschlag
Impressum Umschlag
B E I L A G E N
Diese Ausgabe enthält eine Beilage des Verlages C.H. Beck,
München, „Beck KOMMUNALPRAxIS Niedersachsen PLUS“.
Wir bitten um freundliche Beachtung.
AU S D E M I N H A LT E D I T O R I A L
Ehrenamt für NiedersachsenIn den letzten Wochen haben sich erstmals unter Gel-
tung des neuen Niedersächsischen Kommunalverfas-
sungsgesetzes die neuen Räte in den niedersächsischen
Städten, Gemeinden und Samtgemeinden konstituiert.
Jetzt heißt es für die zahlreichen Ratsfrauen und Rats-
herren, die sich in ihrer Freizeit für die Belange der
örtlichen Gemeinschaft engagieren, die richtigen Wei-
chen für die Zukunft zu stellen. Die alle Erwartungen
übertreffenden rund 2 000 Anmeldungen für unser Fort-
bildungsprogramm für Ratsmitglieder (KomFort-NSGB)
zeigen, dass die Bereitschaft zu einer informierten Mit-
arbeit in den Räten besteht.
Apropos Freiwilligkeit: Anfang November wurde
zum achten Mal der Niedersachsenpreis für Bürger-
engagement verliehen. Ausgezeichnet wurden insge-
samt zwölf Preisträgerinnen und Preisträger, die sich
um das Gemeinwohl besonders verdient gemacht haben.
Unbezahlbar und freiwillig kümmern sich Bürgerinnen
und Bürger um die Belange der älteren Generation,
stehen von Unfällen betroffenen Menschen zur Seite,
kümmern sich um die Integration von Menschen mit
Migrationshintergrund und bereichern das kulturelle
Leben in ihren Dörfern und Städten. Die im Rahmen der
Preisverleihung vorgestellten Projekte machen in einer
Zeit der vielfach beklagten sozialen Kälte Hoffnung,
und es wäre schön, wenn sich auch in Zukunft viele
Menschen in einer solch vorbildhaften Weise für die
örtliche Gemeinschaft engagieren.
Den Leserinnen und Lesern wünsche ich im Namen
des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes
eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und
schon jetzt alles Gute für das kommende Jahr 2012.
Rainer Timmermann
Präsident
162 DNG 6 2011
M I T G L I E D E R S T E L L E N S I C H VO R
Der Zweckverband Großraum Braunschweig20 Jahre Regionalplanung und Regionalverkehr für die Region
Der Zweckverband Großraum Braun-
schweig (ZGB) umfasst das Gebiet der
kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgit-
ter und Wolfsburg sowie der Landkreise
Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und
Wolfenbüttel. Als kommunaler Verband
auf gesetzlicher Grundlage ist der ZGB
Auf gabenträger für den Öffentlichen Per-
sonennahverkehr (ÖPNV) auf Schiene und
Straße sowie Träger der Regionalplanung.
Regionalplanung als Motor
und Impulsgeber für die
Regionalentwicklung
Der Großraum Braunschweig ist vielfältig
was Wirtschaftskraft, Geschichte, kulturelle
Angebote und Wohnformen betrifft. In eini-
gen Teilräumen prosperiert die Wirtschaft,
in anderen brechen Arbeitsplätze weg, zie-
hen sich Ärzte und Dienstleister zurück.
Leerstand und Verfall dörflicher Bausub-
stanz breiten sich aus. Verstärkt durch den
demografischen Wandel steht der Gesamt-
raum vor großen Herausforderungen.
Bei der Bewältigung der Herausforde-
rungen leistet der ZGB wertvolle Hilfe
und setzt Impulse zur Unterstützung einer
nachhaltigen Entwicklung der Region. Die
Aufgabe besteht darin, Möglichkeiten zur
Entwicklung und Stabilisierung des Gesam-
traumes und seiner Teilräume fachüber-
greifend auszuloten und konzeptionell zu
verbinden. Das Regionale Raumordnungs-
programm (RROP) leistet hier sehr gute
Dienste.
Die Regionalplanung unterstützt vor
allem in ländlichen Bereichen die Zielset-
zung, eine leistungsfähige Infrastruktur
sowie ein Netz gut ausgestatteter Grund-
und Mittelzentren zu sichern. Sie schafft
damit die Basis für eine stabile Grundver-
sorgung. Durch die querschnittsorientierte
Herangehensweise können Schrumpfungs-
und Alterungsprozesse kreativ gestaltet
und abgefedert werden. Der ZGB erarbei-
tet zusammen mit Partnern in der Region
Anpassungsstrategien. Diese sind Grund-
lage für politische Weichenstellungen und
zielgerichtete Zukunftsinvestitionen.
Angesichts der aktu-
ellen energiepolitischen
Weichenstellungen gilt
es, die Energiewende
auch im Großraum
Braunschweig konse-
quent umzusetzen und
dabei die Bedeutung
einer intakten Umwelt
als Standortfaktor und
die Sozialverträglich-
keit nicht aus dem
Blick zu verlieren. Der
ZGB schreibt derzeit
das RROP fort, um für
eine Weiterentwicklung
der Windenergienutzung
in der Region zu sorgen.
Der Ausbau der regenerativen Energien und
der Klimaschutz werden dabei neben ihrer
existenziellen Bedeutung auch als Chance
für Wertschöpfung gesehen.
Attraktiver Öffentlicher Personennahverkehr im Großraum BraunschweigDie Gestaltung des ÖPNV ist in ländlich
geprägten Räumen eine anspruchsvolle
Aufgabe. Der Großraum Braunschweig
hat ein zweistufig aufgebautes Liniennetz
und setzt sich aus dem regionalen Netz – als
„Rückgrat des ÖPNV“ – und lokalen Netzen
zusammen. Das regionale Netz besteht aus
Verkehrsverbindungen mit Nahverkehrs-
zügen und RegioBussen, die in der Zeit von
5.00 Uhr bis 22.00 Uhr angeboten werden.
Durch lokale ÖPNV-Netze mit Bussen und
einer Straßenbahn in Braunschweig wird
das Angebot ergänzt.
Der seit 1998 bestehende Verbundtarif
Region Braunschweig ist ein wichtiger
Baustein für einen attraktiven ÖPNV. Mit
nur einem Fahrschein können Fahrgäste
im gesamten Verbundgebiet beliebig vom
Bus auf die Straßenbahn oder in die Nah-
verkehrszüge umsteigen.
Das neue Regionalbahnkonzept 2014+Der ZGB arbeitet derzeit an Angebotsver-
besserungen im Schienenpersonennahver-
kehr. Hauptzielsetzungen des „Regional-
bahnkonzeptes 2014+“ sind ein verbes-
sertes Angebot, Stundentakt auf allen
Strecken mit zusätzlichen Fahrten bei auf-
kommensstarken Relationen, optimierte
Verknüpfung von Bus und Bahn, schritt-
weise Modernisierung aller Haltepunkte,
dynamische Fahrgastinformation und neue
oder neuwertige Fahrzeuge. Dazu wurden
betrieblich optimierte Netze gebildet, die
künftig im Wettbewerb vergeben werden.
Um Privatbahnen für die Netze zu interes-
sieren, wird eine eigene Fahrzeugvorhal-
tegesellschaft aufgebaut, die vom Land
geförderte moderne Triebwagen beschafft
und für den Nahverkehr bereitstellt. Ein
verbessertes ÖPNV-Angebot bedeutet
mehr Fahrgäste und dies mehr Fahrgeld-
einnahmen, die für bessere Angebote ein-
gesetzt werden können.
Ausblick
Im Zuge der in Niedersachsen anstehenden
Entscheidungen über die Weiterentwick-
lung der kommunalen Verwaltungsstruk-
turen wird auch über die zukünftige Posi-
tionierung des Großraums Braunschweig
diskutiert. Der ZGB als regionale Klammer
sieht es als seine Aufgabe an, in der ihm
zugewiesenen Rolle überzeugende Beiträge
zu leisten, um diesen wichtigen nieder-
sächsischen Wirtschaftsraum nachhaltig
zu stärken.
Energieerzeugung vor Ort: Schüler entdecken Photovoltaik-anlage in Salzgitter-Calbecht
163DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
Mit geringen Mitteln viel auf die Beine gestelltNSGB-Ausschuss für Touristik tagte in Langwedel
Der Ausschuss für Touristik vor dem Langwedeler Rathaus: Wolfgang Ewert (3. v. l.) und Gerd Brandt, Touristikverein Langwedel/Weser (6. v.l.). Vorsitzender des Aus-schusses ist Wolfgang Rehkämper, Bürgermeister von Bad Rothenfelde (10. v.l.)
Auf Einladung des Ausschussmitgliedes
Wolfgang Ewert und des Bürgermeisters
des Fleckens Langwedel, Andreas Brand,
traf sich der Touristikausschuss des Nie-
dersächsischen Städte- und Gemeinde-
bundes in Langwedel.
Mitglieder des Ausschusses sind
20 Bürgermeisterinnen und Bürgermei-
ster, Hauptverwaltungsbeamtinnen und
-beamte und Ratsmitglieder aus ganz
Niedersachsen. Neben der Behandlung
aktueller Themen dienen die Sitzungen
dem touristischen Erfahrungsaustausch.
So konnten der Bürgermeister Andreas
Brandt und der für Tourismus zuständige
Gerd Brandt (außerdem 2. Vorsitzender
des Langwedeler Touristikvereins) den
Flecken vorstellen und unter dem Tages-
ordnungspunkt „Natürliches ... Langwe-
del – Profilbildung zwischen touristischen
Hochburgen“ die bisherigen Aktivitäten
und zukünftige Ideen vorstellen. Die Teil-
nehmer waren überrascht, was hier mit
einem äußerst knappen Budget auf die
Beine gestellt wird. Besonderes Interesse
fand neben der Schaffung touristischer
Angebote, wie zum Beispiel der Fahrrad-
routen mit entsprechenden Halte- und
Hinweispunkten, die Umsetzung der
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Rechts- und Verfassungsausschuss tagte in Neuharlingersiel
Der Rechts- und Verfassungsausschuss
im Niedersächsischen Städte- und
Gemeindebund (NSGB) traf sich zu seiner
Herbstsitzung in der Tourist-Information
des Nordseeheilbades Neuharlingersiel.
Nach einer Begrüßung durch Bürgermei-
ster Jürgen Peters, Gemeinde Neuharlin-
gersiel, befasste sich der Ausschuss unter
anderem mit dem Gesetz zur Anpassung
von Landesgesetzen an das Niedersäch-
sische Kommunalverfassungsgesetz, der
Verankerung eines Neuverschuldungsver-
bots in der Niedersächsischen Verfassung
sowie dem vom Land beabsichtigten
Erlass einer kommunalen Anstaltsver-
ordnung. Zum Ende der Sitzung zog der
scheidende Ausschussvorsitzende, Bür-
germeister a. D. Karl-Heinz Krüger aus
Wittmund, eine Bilanz der Arbeit des Aus-
schusses in der Kommunalwahlperiode
2006 bis 2011. Im Anschluss an die Sit-
zung stand bei herrlichem Herbstwetter
eine Fahrt mit dem Fischkutter „Gorch
Fock“ auf dem Programm.
Identitätssteigerung durch besondere
regionale Produkte.
Die Vortragenden waren sich einig,
dass ohne das ausgeprägte ehrenamt-
liche Engagement der Bevölkerung und
des federführenden Einsatzes des Tou-
164 DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
rismusvereins Tourismus in der Region
Mittelweser kaum stattfinden würde.
Abgerundet wurde der regionale touri-
stische Überblick durch die Vorstellung
des Tourismuskonzeptes der Mittel weser
Touristik durch den Geschäftsführer
Martin Fahrland. Ziel ist es, die Region
EU-weit bekannt zu machen und zu ver-
markten.
In der Behandlung der übrigen Tages-
ordnungspunkte wurden niedersach-
senweite Projekte unter dem Gesichts-
punkt touristischer Auswirkungen und
konkreter Umsetzung erörtert. Interesse
„Auch die Dörfer müssen Zukunft haben“Bürgermeister treffen sich in Edewecht zum Informations-austausch
Gastgeberin Petra Lausch, Bürgermeisterin der Gemeinde Edewecht (vorn, Dritte von links), und NSGB-Präsident Rainer Timmermann (vorn, Fünfter von rechts) mit dem Bezirksverband Weser-Ems-Nord vor dem Edewechter Rathaus
Rund 40 Bürgermeister haben sich zum
Informationsaustausch in Edewecht
getroffen. Bei der Herbsttagung des
Bezirksverbandes Weser-Ems-Nord
im Niedersächsischen Städte- und
Gemeinde bund (NSGB), an dem auch
dessen Präsident Rainer Timmermann
teilnahm, wurden unter anderem die
Kürzungen von Geldern bei Städtebau-
förderungsprogrammen für kleinere
Städte und Gemeinden und bei der Dorf-
erneuerung kritisiert. Diese Förderpro-
gramme stärkten die Zukunftsfähigkeit
der Gemeinden und sorgten für wichtige
Investitionen. Auch über die Ärztever-
sorgung auf dem Land, eine Novelle des
europäischen Energiewirtschaftsgesetzes
und die Wasserrahmenrichtlinie tauschte
man sich aus.
Doris Grove-Mittwede, NWZ online,
13. Oktober 2011
Hartes Ringen um knappes GeldNiedersächsischer Städte- und Gemeindebund in Ebstorf
„Im Grunde genommen geht es bei uns
immer um das Geld“, sagt Harald Benecke,
Vorsitzender des Bezirksverbandes Lüne-
burg-Stade im Niedersächsischen Städte-
und Gemeindebund (NSGB). Das war
auch so, als sich 90 Vertreter, meist Bür-
germeister oder ihre Stellvertreter, aus
der Region zwischen Cuxhaven und Celle
im Restaurant „Lim’s“ in Ebstorf zu ihrer
Bezirksmitglieder versammlung trafen.
Gast des Treffens war Klaus Henning
Demuth, Leiter des Büros des nieder-
sächsischen Innenministers Uwe Schüne-
mann. Er berichtete über den aktuellen
Sachstand zum „Zukunftsvertrag“, der
Kommunen finanziell erheblich ent-
lastet, im Gegenzug aber unter anderem
den Ausgleich des jeweiligen Ergebnis-
haushalts fordert. Auf Druck der kom-
munalen Spitzenverbände, darunter des
NSGB, war die Antragsfrist vom 31. Okto-
ber 2011 auf Ende März 2013 verschoben
worden.
Die Vertreter der Städte und Gemein-
den, vertreten sind im Bezirk etwa 1,3
Millionen Menschen, gaben Büroleiter
Demuth auch ihr Anliegen mit auf den
Weg zurück nach Hannover. Etwa, dass
die zurzeit zur Verfügung gestellten Lan-
desmittel nicht ausreichen, um die vom
Bund bis 2013 geforderte Quote von
35 Prozent Krippenplätzen für die unter
Dreijährigen zu erreichen. Benecke: „Mit
den Zuschüssen in der augenblicklichen
Höhe ist das nicht zu leisten.“
Außerdem habe man inzwischen fest-
gestellt, dass die Nachfrage nach Betreu-
ungsplätzen für die ganz Kleinen in vielen
Gebieten viel höher liege, teilweise sogar
fand dabei neben den fachinhaltlichen
Aspekten natürlich immer wieder die
Darstellung von finanziellen Förder-
möglichkeiten. Zu den weiteren Themen
gehörten der Aufbau eines Online-Portals
und Vermarktungsnetzwerkes Radtou-
rismus Niedersachen. Hier ist auch ein
landesweiter Radroutenplaner auf www.
reiseland-niedersachsen.de geplant.
Weiterhin stimmte der Ausschuss den
Plänen der Landesregierung zu, sonn-
und feiertags für längstens drei Stunden
den Verkauf von Pflanzen und Blumen
zu erlauben.
165DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
Bezirksverbandsverbandsvorsitzender Harald Benecke, Bezirksverbandsgeschäfts-führer Rainer Schlichtmann, Adendorfs Bürgermeister Joachim Pritzlaff und NSGB-Präsident Rainer Timmermann (von links)
über 50 Prozent. Harald Benecke: „Die
Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte.
Dann müssen wir auch die Möglichkeiten
schaffen, deren Kinder unterzubringen.“
Ein Spitzentreffen mit dem Land Nie-
dersachsen zum Bereich Kleinkinder-
betreuung kündigte Rainer Timmermann,
Präsident des Niedersächsischen Städte-
und Gemeindebundes, für den 2. Novem-
ber 2011 an. Daran, so Timmermann, wer-
den auch der Niedersächsische Städtetag
und der Niedersächsische Landkreistag
teilnehmen.
Landeszeitung für die Lüneburger
Heide, 19. Oktober 2011
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Gemeinden zu Besuch in Berlin
Andreas Mattfeldt mit den kommunalen Vertretern beim Rundgang durch den Reichstag
Der Bezirksvorstand Lüneburg-Stade des
Niedersächsischen Städte- und Gemein-
debundes (NSGB) besuchte den ehema-
ligen NSGB-Kreisvorsitzenden Andreas
Mattfeldt zwei Tage in Berlin. „Ich habe
mich sehr gefreut, als der Geschäftsfüh-
rer des Bezirksverbands Lüneburg-Stade,
Rainer Schlichtmann, mich angesprochen
hat, ob ein Besuch bei mir in Berlin mög-
lich sei“, erklärt der ehemalige Langwe-
deler Bürgermeister und jetzige Bundes-
tagsabgeordnete Andreas Mattfeldt.
Am ersten Tag standen eine ausführ-
liche Führung durch den Reichstag durch
Andreas Mattfeldt mit anschließendem
gemütlichem Beisammensein in seinem
Büro auf der Tagesordnung. Diesem
Besuch beim Gesetzgeber folgte eine Füh-
rung durch das Bundeskanzleramt und so
erhielten die kommunalen Vertreter Ein-
blick in die Arbeit der Bundesregierung.
„Die 17 Bürgermeister sowie der Präsi-
dent des NSGB, Rainer Timmermann,
haben die Möglichkeit genutzt, mir ihre
aktuellen Sorgen mitzuteilen. Obwohl
ich als ehemaliger Bürgermeister ohne-
hin weiß, welche Fragen und Probleme
sich den Kommunen stellen, war ich über
diesen Austausch froh, um zu hören, was
aktuell den Bürgermeisterinnen und Bür-
germeistern auf der Seele brennt. So stel-
len wir zum Beispiel im Moment in Nie-
dersachsen fest, dass die 4,1 Milliarden
Euro – die wir als Bund für die Grundsi-
cherung im Alter übernehmen und damit
die Kommunen entlasten wollten – nicht
bei den Kommunen ankommen“, bemän-
gelt Andreas Mattfeldt.
Dieses Thema und weitere wurden
von dem Bezirksvorsitzenden Harald
Benecke auch am nächsten Tag beim
Gespräch mit dem Parlamentarischen
Staatssekretär im Bundesfinanzministe-
rium, Steffen Kampeter, angesprochen.
Selbstverständlich wurde diese Diskus-
sion sehr stark geprägt von der aktuellen
Debatte um die Stabilität des Euro. Kam-
peter verdeut lichte, dass „Deutschland
ohne den Euro nicht so aus der Krise
herausgewachsen wäre, wie wir das
heute erleben.“ NSGB-Präsident Tim-
mermann sicherte der Bundesregierung
bei ihren aktuellen Unternehmungen zur
Rettung des Euro die Unterstützung der
Kommunen zu.
166 DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
KomFort-NSGB – Kommunale Fortbildung für Ratsmitglieder im ersten Halbjahr 2012Seminare „Kommunale Finanzierung“ und „Planungshoheit der Gemeinden“
Neugewählte als auch wiedergewählte Rats-
mitglieder haben in Kürze Gelegenheit, sich
auf zwei weiteren wichtigen Handlungs-
feldern kommunaler Politik das notwendige
Grundlagenwissen anzueignen oder alte
Kenntnisse aufzufrischen. „Kommunale
Finanzierung“ und „Planungshoheit der
Gemeinden“ – so lauten die Arbeitstitel der
beiden Seminarreihen, mit denen der Nie-
dersächsische Städte- und Gemeindebund
sein speziell für die kommunalen Abgeord-
neten zugeschnittenes Seminarprogramm
zu Beginn des neuen Jahres fortsetzt.
Einzelheiten zu der SeminarplanungKommunale Finanzierung
Woher bekommt eine Gemeinde eigent-
lich ihr Geld?
Auf diese simple Frage gibt es leider
keine einfache Antwort, denn die Quel-
len, aus denen die Finanzmittel fließen,
sind vielfältiger und überwiegend kom-
plizierter Natur. Eine grundlegende Dar-
stellung der kommunalen Finanzquellen,
ihre Abhängigkeiten von Bund und Land
sowie ihre Auswirkungen auf die Haus-
haltsentwicklung einer Kommune sind
das Hauptziel des Seminars.
Themenschwerpunkte
• Verfassungsrechtliche Grundlagen,
Finanzhoheit der Gemeinde, Finanz-
mittel und Haushaltsplanung
• GrundsätzederFinanzmittelbeschaf-
fung nebst Rangfolge
- Sonstige Finanzmittel (Schlüssel-
zuweisungen, Gemeindeanteile an
der Einkommen- und Umsatzsteuer,
Verkaufserlöse, Mieten, Pachten)
- Kommunaler Finanzausgleich
Kreisverband Datum Tagungsort Anmeldeschluss
Ammerland / Wesermarsch 04.02.2012 Rathaus der Gemeinde Wiefelstede 13.01.2012
Aurich / Leer 11.02.2012 Rathaus der Gemeinde Uplengen 20.01.2012
Celle 18.02.2012 Rathaus Nienhagen 27.01.2012
Cloppenburg 04.02.2012 Rathaus der Stadt Cloppenburg 13.01.2012
Cuxhaven 11.02.2012 Hemmoor, Kulturdiele 20.01.2012
Diepholz / Vechta 18.02.2012 Rathaus der Stadt Lohne 27.01.2012
Emsland / Grafschaft Bentheim 04.02.2012 Rathaus der Gemeinde Geeste 13.01.2012
Friesland / Wittmund 11.02.2012 Bürgerhaus Schortens 20.01.2012
Gifhorn 18.02.2012 Rathaus der Samtgemeinde Papenteich 27.01.2012
Göttingen / Goslar / Northeim / Osterode 04.02.2012 Brotmuseum Ebergötzen 13.01.2012
Hannover / Peine 04.02.2012 Rathaus der Gemeinde Isernhagen 13.01.2012
Harburg 11.02.2012 Seevetal, Helbach-Haus im OT Meckelfeld 20.01.2012
Helmstedt / Wolfenbüttel 04.02.2012 SG Nord-Elm, Burg Warberg 13.01.2012
Hildesheim / Hameln-Pyrmont / Holzminden 04.02.2012 Ratskeller Duingen 13.01.2012
Lüneburg 18.02.2012 Rathaus der Samtgemeinde Amelinghausen 27.01.2012
Nienburg/Weser 11.02.2012 Heemsen, Alte Schule (DGH) 20.01.2012
Oldenburg 11.02.2012 Feuerwehrhaus der Gemeinde Hude 20.01.2012
Osnabrück 18.02.2012 Rathaus der Samtgemeinde Fürstenau 27.01.2012
Osterholz-Scharmbeck 18.02.2012 Rathaus der Gemeinde Grasberg 27.01.2012
Rotenburg/Wümme 11.02.2012 Rathaus der Samtgemeinde Fintel 20.01.2012
Schaumburg 18.02.2012 Lauenhagen, Lauenhäger Bauernhaus 27.01.2012
Soltau-Fallingbostel 04.02.2012 Neuenkirchen, Schröershof 13.01.2012
Stade 11.02.2012 Rathaus der Samtgemeinde Horneburg 20.01.2012
Uelzen / Lüchow-Dannenberg 18.02.2012 Hotel Zur Deutschen Eiche, Zernien 27.01.2012
Verden 04.02.2012 Rathaus des Fleckens Langwedel 13.01.2012
Seminare „Kommunale Finanzierung“
167DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
- Spezielle Entgelte (Gebühren, Bei-
träge, privatrechtliche Entgelte)
- Steuern (Grund-, Gewerbesteuer,
Örtliche Verbrauch- und Aufwand-
steuern)
- Kreditaufnahmen
• WirtschaftlicheBetätigung,Betriebe
gewerblicher Art
Planungshoheit der Gemeinden
Was ist das und wie wird diese wichtige
Aufgabe umgesetzt?
Wichtigster Bestandteil der Planungs-
hoheit ist die kommunale Bauleitplanung.
Sie ist das zentrale Steuerungselement
für die städtebauliche Entwicklung einer
Gemeinde. Mittels der Bauleitpläne (Flä-
chennutzungsplan, Bebauungsplan) ent-
scheidet die Gemeinde – und hier letzt-
lich der Rat – eigenverantwortlich, wie
die Grundstücke in ihrem Gebiet genutzt
werden.
Themenschwerpunkte
• Die gemeindliche Planungshoheit
(Gestaltungsmöglichkeiten, Abhängig -
keiten)
• FlächennutzungsplanundBebauungs-
plan (Funktion, Inhalte, Verfahren)
• UnbeplanterInnen-undAußenbereich
(Funktion, Bedeutung für die gemeind-
liche Entwicklung)
• EinflussmöglichkeitenderGemeinde
im Baugenehmigungsverfahren
Die Seminare finden jeweils sonnabends
von 10.00 bis 16.00 Uhr statt. Die Teilneh-
merzahl wird generell auf 30 Personen
begrenzt. Bei Bedarf werden Zusatzver-
anstaltungen kurzfristig organisiert. Wir
Kreisverband Datum Tagungsort Anmeldeschluss
Ammerland / Wesermarsch 03.03.2012 Akademie-Hotel Rastede 10.02.2012
Aurich / Leer 10.03.2012 Wiesmoor, Auerhahn-Hotel am Ottermeer 17.02.2012
Celle 17.03.2012 Stadthaus Bergen 24.02.2012
Cloppenburg 03.03.2012 Rathaus der Gemeinde Emstek 10.02.2012
Cuxhaven 10.03.2012 Lamstedt, Bördehuus Loomst 17.02.2012
Diepholz / Vechta 17.03.2012 Wagenfeld, Auburg 24.02.2012
Emsland / Grafschaft Bentheim 03.03.2012 Rathaus der Gemeinde Wietmarschen 10.02.2012
Friesland / Wittmund 10.03.2012 Wittmund, Residenz am Schlosspark 17.02.2012
Gifhorn 17.03.2012 Hauptschule Meinersen 24.02.2012
Göttingen / Goslar / Northeim / Osterode 10.03.2012 Brotmuseum Ebergötzen 17.02.2012
Hannover / Peine 10.03.2012 Rathaus der Gemeinde Edemissen 17.02.2012
Harburg 10.03.2012 Seevetal, Helbach-Haus im OT Meckelfeld 17.02.2012
Helmstedt / Wolfenbüttel 03.03.2012 SG Nord-Elm, Burg Warberg 10.02.2012
Hildesheim / Hameln-Pyrmont / Holzminden 03.03.2012 Ratskeller Duingen 10.02.2012
Lüneburg 17.03.2012 Rathaus der Samtgemeinde Amelinghausen 24.02.2012
Nienburg/Weser 10.03.2012 Heimvolkshochschule Rehburg-Loccum 17.02.2012
Oldenburg 03.03.2012 Wardenburg, Hotel Wardenburger Hof 10.02.2012
Osnabrück 10.03.2012 Rathaus der Samtgemeinde Fürstenau 17.02.2012
Osterholz-Scharmbeck 17.03.2012 Rathaus der Gemeinde Worpswede 24.02.2012
Rotenburg/Wümme 03.03.2012 Rathaus der Samtgemeinde Sittensen 10.02.2012
Schaumburg 10.03.2012 Lauenhagen, Lauenhäger Bauernhaus 17.02.2012
Soltau-Fallingbostel 03.03.2012 Rathaus der Stadt Bad Fallingbostel 10.02.2012
Stade 17.03.2012 Rathaus der Samtgemeinde Himmelpforten 24.02.2012
Uelzen / Lüchow-Dannenberg 17.03.2012 Rathaus der Samtgemeinde Rosche 24.02.2012
Verden 17.03.2012 Rathaus des Fleckens Langwedel 24.02.2012
Seminare „Planungshoheit der Gemeinden“
empfehlen eine Vormerkung auch der
Termine, die für zusätzliche Veranstal-
tungen eingeplant sind.
Als Dozentinnen und Dozenten fungie-
ren fachlich besonders qualifizierte und
erfahrene Praktiker aus den niedersäch-
sischen Kommunalverwaltungen. Sie ver-
stehen es, den Vortragsstoff praxisnah und
verständlich zu vermitteln und sind gern
bereit, im Rahmen ihrer Ausführungen auf
Fragen oder Diskussionen aus dem Teil-
nehmerkreis einzugehen.
Die Einladungen zu den im ersten
Halbjahr 2012 geplanten Veranstaltungen
sind Anfang Dezember 2012 über die
Mitgliedsverwaltungen des Niedersäch-
sischen Städte- und Gemeindebundes
(NSGB) allen Ratsmitgliedern zugegan-
gen. Anmeldungen nimmt die Landes-
168 DNG 6 2011
AU S D E M S TÄ D T E - U N D G E M E I N D E B U N D
geschäftsstelle ab sofort per Anmelde-
vordruck, der den Einladungen beiliegt,
oder online entgegen. Der Tagungsbeitrag
beträgt 80 Euro je Person und Veranstal-
tung. Die Kosten für Verpflegung sowie
für die Tagungsunterlagen sind darin ein-
geschlossen.
Alle Seminare können auch individuell
von den Mitgliedsverwaltungen gegen ein
pauschales Entgelt als Inhouse-Veranstal-
tung gebucht und vor Ort durchgeführt
werden. Nähere Informationen hierzu
unter www.nsgb.info > Seminare Man-
datsträger > Inhouse-Seminare > mehr.
Für etwaige Rückfragen stehen in der
Landesgeschäftsstelle als Ansprechpart-
ner zur Verfügung:
Kerstin Hillebrecht, Tel. 0511 30285-65,
E-Mail: hillebrecht@nsgb.de
Oliver Kamlage, Tel. 0511 30285-54,
E-Mail: kamlage@nsgb.de
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
Auszüge aus dem Grußwort von Dieter Möhrmann, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages
Ich bin mir sicher, dass
die Ergebnisse der heu-
tigen Tagung bei den in
unserem Landesparla-
ment vertretenen Frak-
tionen große Aufmerk-
samkeit finden werden.
Dies gilt nicht zuletzt
aufgrund der Tatsache,
dass das Thema Ihrer heutigen Mitglie-
derversammlung einen Ausblick auf die
neue Kommunalwahlperiode geben soll.
Das Thema wird konkretisiert mit der
Frage „Hoffnung für die Städte, Gemein-
den und Samtgemeinden?“, wobei das
Wort „Hoffnung“ und das Fragezeichen
besondere Aufmerksamkeit verdienen!
Angesichts des Zustands der kommu-
nalen Finanzen ist es trotz zurzeit in den
meisten Kommunen sprudelnder Steuer-
einnahmen, so meine ich, verständlich,
dass an den Schluss ein Fragezeichen
gesetzt wurde. Dies gilt umso mehr, als
die derzeit im Landtag diskutierte Ver-
ankerung der „Schuldenbremse“ in der
Niedersächsischen Verfassung für den
kommunalen Bereich Nebenwirkungen
befürchten lässt. Ganz abgesehen von
den möglichen Konjunkturwirkungen der
akuten Notlagen von Mitgliedstaaten der
Europäischen Währungsunion.
Ich hoffe vor allem, dass in der neuen
Kommunalwahlperiode der soziale
Zusammenhalt der Menschen in den Städ-
ten und Gemeinden gestärkt werden kann
– jedenfalls aber nicht schwächer wird.
Dieser Zusammenhalt, das friedliche und
tolerante Zusammenleben der Menschen,
das Gefühl der Zusammengehörigkeit,
getragen von gemeinsamen Werten und
Bewertungen, kann nicht staatlich ver-
ordnet werden. Aber der Staat und das
kommunale Gemeinwesen sind auf den
sozialen Zusammenhalt angewiesen. Löst
sich der soziale Zusammenhalt auf, führt
das zu Desorientierung und Gewalt.
Auch wenn der freiheitliche Staat den
sozialen Zusammenhalt nicht wirklich
garantieren kann, so kann er ihn zumin-
dest schützen und fördern. Und da der
soziale Zusammenhalt von den Bürgerin-
nen und Bürgern in den Städten und
Gemeinden – mehr oder minder intensiv
– gelebt wird, werden auch die Störungen
des Zusammenhalts zuerst in den Städten
und Gemeinden erfahrbar – Kriminalität,
soziale Missstände, fehlende Integration
von Migranten, Extremismus. Und in den
Städten und Gemeinden entstehen – hof-
fentlich auch zukünftig – die gesellschaft-
lichen Prozesse, die diesen Störungen ent-
gegenwirken. Mit ihrer örtlichen Politik,
mit ihren Dienstleistungen, ihren Sozial-
leistungen und kommunalen Investiti-
onen können die Städte und Gemeinden
diese gesellschaftlichen Prozesse unter-
stützen und damit den Zusammenhalt der
Menschen fördern. Ihnen fällt auch bei
Integrationsprozessen eine Moderatoren-
rolle zu, sie können diese Prozesse durch
ihre Wirtschaftsförderungs-, Bildungs-,
Wohn- und Stadtteilpolitik in Gang set-
zen. Diese Förderung des Zusammenhalts
kann auch niemand anderes machen als
die Städte und Gemeinden, denn nur sie
sind „vor Ort“ dem Geschehen am näch-
sten. Für mich ist es bewundernswert,
wie viele Menschen dazu nach wie vor
bereit sind – dies zeigen die vielen ehren-
amtlich Kandidierenden bei der Kommu-
nalwahl –, sich dieser Auseinanderset-
zung im Ringen um den besten Weg zu
stellen, und dies trotz in weiten Bereichen
sprichwörtlich „leerer Kassen“.
Aber machen wir uns nichts vor: Der
Vertrauensverlust, unter dem die Politik
generell leidet, schlägt bis auf die kom-
munale Ebene durch. Gerade bei Kommu-
nalwahlen verharrt die Wahlbeteiligung
auf einem zu niedrigen Niveau.
Nun stellt sich nicht nur mir die Frage:
Können wir den sozialen Zusammenhalt
vielleicht wie in anderen Bundesländern
mit mehr Elementen direkter Demokra-
tie verbessern? Hätten wir mehr sozialen
Zusammenhalt, wenn es mehr Bürgerbe-
gehren und Bürgerentscheide in den Städ-
ten und Gemeinden gäbe?
Ich denke, wir sind uns einig: Das Prin-
zip der kommunalen Selbstverwaltung
durch das kommunalpolitische Ehrenamt
in den Räten setzt den Bürgerwillen, wie
er sich in Kommunalwahlen ausgedrückt
hat, in konkrete und verbindliche Politik
um, das soll auch so bleiben.
Dieter Möhrmann
169DNG 6 2011
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
Wir müssen aber überlegen, ob nicht
stärker als bisher gerade im kommunalen
Bereich Partizipations- und Beteiligungs-
möglichkeiten für die Einwohnerinnen
und Einwohner geschaffen werden
müssen. Sie könnten bei wichtigen Vor-
haben eine sachliche, breite Diskussion
fördern und danach Entscheidungen auf
ein breites Fundament bürgerschaftlicher
Unterstützung stellen.
Die Ausstellung am Rande der Mitgliederversammlung stieß auch in diesem Jahr bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf großes Interesse.
Es bleibt aber dabei, ganz unabhängig,
wie sich die Diskussion in dieser Frage
entwickeln wird: Unsere Kommunen
brauchen eine ausreichende Finanzaus-
stattung, die auch Spielraum für freiwil-
lige Leistungen lässt, und darüber wird im
Landtag immer wieder intensiv gerungen
werden, auch im Zusammenhang mit der
Schuldenbremse. Deshalb habe ich viel
Verständnis dafür, ohne den Beratungen
des Landtags vorzugreifen, dass Sie sich
als kommunaler Spitzenverband in die
Diskussion um die Verankerung in der Nie-
dersächsischen Verfassung einschalten.
Die Gemeindefinanzkommission hatte
zum Ergebnis, dass die Gewerbesteuer als
Einnahmequelle der Städte und Gemein-
den bestehen bleibt und dass der Bund
die Ausgaben für die Grundsicherung im
Alter und bei Erwerbsminderung zuneh-
mend und ab 2014 vollständig übernimmt.
Auch wenn dabei im Einzelnen noch nicht
geklärt ist, wie und in welchem Umfang
die Mittel des Bundes dann an die Kom-
munen weitergeleitet werden, sind das
jedenfalls Schritte in die richtige Rich-
tung. Zur Behebung des strukturellen
Finanzierungsdefizits vieler Städte und
Gemeinden wird das allerdings nicht
ausreichen. Ich hoffe daher, dass in der
neuen Kommunalwahlperiode weitere
Schritte in dem eher finanzschwachen
Bundesland Niedersachsen in Richtung
finanzieller kommunaler Mindestausstat-
tung getan werden.
Lassen Sie mich mein Grußwort mit
einem Zitat von Ernst Bloch beenden:
„Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt,
was wir befürchten, bestimmt.“
Das Land und seine Gemeinden – eine faire PartnerschaftAuszüge aus dem Grußwort des Innenministers Uwe Schünemann
Die Tagung Ihrer diesjährigen Mitglie-
derversammlung findet in einer Samtge-
meinde statt, die Geschichte geschrieben
hat: So waren die früheren Samtgemein-
den Bodenwerder und Polle die ersten,
die von der im Jahre 2009 neu geschaf-
fenen gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch
gemacht haben, sich per Verordnung
zusammenzuschließen.
Angesichts dieses vorbildlichen Zusam-
menschlusses freut es mich sehr, dass der
Niedersächsische Städte- und Gemeinde-
bund gerade hier seine Mitgliederver-
sammlung durchführt. Die Probleme,
die zu diesem Zusammenschluss zweier
Samtgemeinden geführt haben, betref-
fen leider auch viele andere niedersäch-
sische Gemeinden und Samtgemeinden.
Als Stichworte nenne ich hier nur die
allgemeine demografische Entwicklung
und die Schwächungen der örtlichen
Wirtschaft.
Um die gemeindlichen Leistungen
angesichts dieser Entwicklungen wei-
terhin auf einem akzeptablen Niveau
halten zu können, ist es notwendig, die Uwe Schünemann
170 DNG 6 2011
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
Verwaltungskraft und die finanziellen
Ressourcen zu bündeln!
Die Frage der Zukunftsfähigkeit der
Kommunen steht ganz oben auf der politi-
schen Agenda hier bei uns in Niedersach-
sen. Und selbstverständlich ist die Frage
der Zukunftsfähigkeit untrennbar mit der
Entwicklung der kommunalen Finanzen
verwoben. In partnerschaftlichem, in
einvernehmlichem Handeln haben wir
deshalb im Dezember vorletzten Jahres
den Zukunftsvertrag geschlossen.
Im Juli dieses Jahres haben wir mit
den kommunalen Spitzenverbänden ver-
einbart, die sogenannte Zugriffsfrist, das
heißt bis zu welchem Zeitpunkt man eine
Entschuldungshilfe beantragen kann, bis
zum Frühjahr 2013 zu verlängern. Die
gemeinsame Erklärung der kommunalen
Spitzenverbände und der Landesregie-
rung ist mehr als nur eine Absichtser-
klärung. Denn mit dem Zukunftsvertrag
schlagen der Niedersächsische Städte-
tag, der Niedersächsische Städte- und
Gemeindebund und der Niedersäch-
sische Landkreistag zusammen mit der
Landesregierung einen innovativen Weg
ein, um die Leistungsfähigkeit der nie-
dersächsischen Gebietskörperschaften
zu steigern.
Unser Zukunftsvertrag findet übrigens
inzwischen auch über die Landesgrenzen
hinaus Beachtung. Er wird in anderen
Ländern als Vorbild für eigenes Vorgehen
betrachtet.
Zukunftsvertrag
Wir haben uns gemeinsam entschlossen,
den mit dem Zukunftsvertrag eingeschla-
genen Weg fortzusetzen, weil dieses Pro-
jekt bisher gut angenommen wird. Die
Mitarbeiter meines Hauses führen mit
über 100 Kommunen Gespräche zum
Zukunftsvertrag.
Und diese Gespräche und Verhand-
lungen haben bereits zu zahlreichen
Ergebnissen und Abschlüssen geführt,
die sich sehen lassen können:
Die Fusionen der Samtgemeinden
• PolleundBodenwerder,
• LandHadelnundSietland,
• GrafschaftHoyaundEystrup,
• EschershausenundStadtoldendorf,
• LandesbergenundGemeindeStolze-
nau, Bevensen und Altes Amt Ebstorf,
• BadBodenteichundWrestedt,
• der Gemeinde Suddendorf und der
Stadt Schüttorf,
• derGemeindeEngelnunddesFlecken
Bruchhausen-Vilsen,
• derBergstadtSt.Andreasbergundder
Stadt Braunlage,
• derGemeindenAchimundBörßum
• sowiedieUmwandlungderSamtge-
meinde Beverstedt in eine Einheitsge-
meinde
wurden bereits oder werden jetzt zum
1. November 2011 umgesetzt.
Weitere Verträge wurden mit der Samt-
gemeinde Bad Grund zur Umwandlung in
eine Einheitsgemeinde und mit der Stadt
Langen und der Samtgemeinde Beder-
kesa zur Fusion zu einer neuen Stadt
unterzeichnet.
Erst gestern, am 5. Oktober 2011, habe
ich den Entschuldungsvertrag mit den
Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt
unterzeichnet.
Darüber hinaus sind Verträge zur
Entschuldungshilfe mit der Stadt Bad
Gandersheim, dem Landkreis Uelzen,
der Stadt Bad Münder und der Gemeinde
Wangerland abgeschlossen worden. Ver-
träge zur Eigenentschuldung mit der
Samtgemeinde Hemmoor sowie mit der
Stadt Northeim und der Stadt Dassel ste-
hen zur Unterzeichnung an.
Insgesamt werden damit rund 250 Milli-
onen Euro als Entschuldungshilfe gebun-
den.
Weitere Vorhaben stehen kurz vor dem
Abschluss, so dass noch in diesem Jahr
mit neuen Vertragsabschlüssen zu rech-
nen ist. Diese Entwicklung stimmt mich
durchaus hoffnungsfroh!
Ich sagte es bereits: Die Frage der
Zukunftsfähigkeit unserer Kommunen
ist untrennbar mit der Entwicklung der
kommunalen Finanzen verwoben. Umso
erfreulicher ist es, dass sich der kommu-
nale Finanzausgleich äußerst vielverspre-
chend entwickelt.
Durch das Vorziehen der Steuerverbund-
abrechnung in das Jahr 2011 erreichen
wir für die Kommunen nicht nur eine
vorzeitige Liquiditätssteigerung, son-
dern dadurch schraubt sich die Zuwei-
sungsmasse des Finanzausgleichs in 2011
zudem auf die beeindruckende und bis-
her unerreichte Summe von insgesamt
3,117 Milliarden Euro.
Und auch im Jahr 2012 werden wir mit
einem Betrag von 3,087 Milliarden Euro
wieder auf ähnliche Höhen kommen.
Zusammengefasst: In den sechs Jahren
seit 2007 erreichte beziehungsweise über-
schritt der Finanzausgleich fünfmal die
Schwelle von drei Miliarden Euro. Ledig-
lich im Jahr 2010 konnte dieser Wert auf-
grund der Finanz- und Wirtschaftskrise
nicht erreicht werden.
Ob Zukunftsvertrag oder Finanzaus-
gleich – die niedersächsische Landesre-
gierung engagiert sich mit Nachdruck für
die Stabilität der kommunalen Finanzen.
Und erlauben Sie mir noch den Hin-
weis darauf, dass es uns in der Gemein-
definanzkommission gelungen ist, mit der
schrittweisen Übernahme der Grundsi-
cherung bei Erwerbsunfähigkeit und im
Alter durch den Bund für eine erhebliche
Entlastung bei den Sozialausgaben der
kommunalen Körperschaften zu sorgen!
Optimistisch darf uns schließlich auch
stimmen, dass die Steuerzahlen und -pro-
Astrid Vockert (Mitglied im NSGB-Prä-sidium und Vizepräsidentin des Nieder-sächsischen Landtages) gratuliert Dr. Marco Trips zur Präsidentenwahl
171DNG 6 2011
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
gnosen positive Entwicklungstendenzen
aufweisen.
Gleichwohl müssen diese positiven
Entwicklungen jetzt nachdrücklich für
eine Konsolidierung der kommunalen
Haushalte genutzt werden. So lange ein
struktureller, dauerhafter Haushaltsaus-
gleich nicht erreicht wird, hat die Ver-
wendung von Mehreinnahmen für eine
zeitnahe Rückführung von Defiziten abso-
luten Vorrang.
Schuldenbremse
Wir müssen bei den öffentlichen Haus-
halten eine Kehrtwende einleiten. Die
uferlose Verschuldung der öffentlichen
Haushalte führt in eine Sackgasse! Der
Blick in andere Mitgliedstaaten der Euro-
päischen Union zeigt dies ganz deutlich.
Die Landesregierung hat es sich daher
nicht erst jetzt zu ihrer Aufgabe gemacht,
die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen.
Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist
die Verankerung einer Schuldenbremse
in der Niedersächsischen Verfassung, an
der wir gegenwärtig arbeiten.
Die Schuldenbremse des Grundge-
setzes gilt zwar uneingeschränkt auch
für die Länder und damit auch für Nie-
dersachsen. Wenn wir eine solche Rege-
lung darüber hinaus auch in die Nieder-
sächsische Verfassung aufnehmen, so
stellen wir den notwendigen Konsolidie-
rungskurs allerdings auf eine noch brei-
tere Legitimationsbasis.
Hinzu kommt, dass wir uns nur mit
einer Landesregelung im Bereich der Neu-
verschuldung diejenigen Handlungsspiel-
räume sichern können, die das Grundge-
setz den Ländern ausdrücklich zugesteht.
Für diese Handlungsspielräume ist eine
Landesregelung zwingend erforderlich.
Im Übrigen steht für die Landesregie-
rung außer Zweifel, dass die Schulden-
bremse nicht auf dem Rücken der Kom-
munen verwirklicht wird. Eine Schulden-
bremse zum Nachteil der Kommunen
wird es also mit dieser Landesregierung
nicht geben! Denn mit schwachen Kom-
munen ist kein starker Staat zu machen.
Aus meiner Sicht heißt das konkret: Die
neuen Regelungen zur Begrenzung der
Neuverschuldung gelten ausschließlich
für das Land, so dass die Schuldenbremse
keine Veränderungen in der Finanzbe-
ziehung zwischen dem Land und seinen
Kommunen bewirkt. Das gilt selbstver-
ständlich auch für den kommunalen
Finanzausgleich. Die Finanzausstattung
der Kommunen durch das Land ist des-
halb auch zukünftig abgesichert.
Die von kommunaler Seite immer wie-
der geäußerten Bedenken, das Neuver-
schuldungsverbot werde sich einseitig zu
Lasten der Kommunen auswirken, weil
das Land den durch die Schuldenbremse
entstehenden Konsolidierungsdruck in
vollem Umfang an die kommunale Ebene
weitergeben werde, sind vor diesem Hin-
tergrund unbegründet.
Im Moment führen wir im Landtag
Gespräche über die konkrete Ausgestal-
tung der Schuldenbremse. Ich kann Ihnen
berichten, dass in der Tat ein politischer
Konsens darüber besteht, dass die Ein-
führung einer Schuldenbremse nicht zu
einer Lastenverschiebung von der Lan-
desebene auf die Kommunen führen darf.
Jetzt muss man schauen, wie man das in
die Verfassung einpasst.
Ausblick auf die neue Kommunal-wahlperiode – Hoffnung für die Städte, Gemeinden und SamtgemeindenAuszüge aus der Rede von Präsident Rainer Timmermann
Die drei Chefs des NSGB: der gegenwärtige Präsident Rainer Timmermann (rechts) mit dem frisch gewählten Dr. Marco Trips, Präsident ab 1. Juni 2012 (Mitte), und dem ehemaligen Landesgeschäftsführer Dr. Wulf Haack (links)
Die ablaufende Wahlperiode war gekenn-
zeichnet durch eine ausgeprägte Finanz-
not weiter Teile der kommunalen Familie.
Sie war betroffen durch eine weltweite
Bankenkrise, die sich zu einer Finanz-
krise mehrerer europäischer Länder
entwickelte. Und sie entwickelte sich
gerade in den letzten Monaten zu einer
Eurokrise, die sich als Gefahr für die
Geldwertstabilität ausweitete.
Die Kommunen in unserem Land haben
diese Einwicklung zu spüren bekommen.
Hohe Haushaltsdefizite in Milliarden-
höhe, eine schrumpfende freie Spitze,
die praktische Kommunalpolitik in wei-
ten Feldern unmöglich machte, und eine
abnehmende Verständnisbereitschaft in
der Bevölkerung: „Für Banken und Grie-
chenland ist Geld da – unsere Straßen
bleiben in einem jämmerlichen Zustand“,
172 DNG 6 2011
waren Antworten auf Sparzwänge der
Städte und Gemeinden.
Der Deutsche Landkreistag verkündete
noch vor einer Woche „2011 über die
Hälfte der Landkreise im Defizit – finan-
zielle Gestaltungsspielräume praktisch
nicht mehr vorhanden.“
Soweit der Zustand der Kommunen am
Ende der ablaufenden Wahlperiode.
Wie geht es weiter?
Die Finanzsituation der Kommunen
gibt zu Beginn der neuen Wahlperiode
Anlass zur Hoffnung – dafür sprechen
einige Indizien.
Schuldenbremse
Das Land Niedersachsen ist – wie alle
anderen Bundesländer auch – durch die
Vorgabe der Schuldenbremse im Grund-
gesetz verpflichtet, die Neuverschul-
dung spätestens ab 2020 zu beenden.
Es liegt ein erster Gesetzentwurf zur
Einführung der Schuldenbremse in die
Niedersächsische Verfassung vor. Dem
Vernehmen nach sollen die Kommunen
Anfang November von den zuständigen
Ausschüssen zu diesem Themenkomplex
angehört werden.
Städtetag und Städte- und Gemein-
debund haben bereits im August eine
gemeinsame Haltung der Städte und
Gemeinden artikuliert und das neue
Instrument des Neuverschuldungsver-
bots grundsätzlich begrüßt. Die kommu-
nale Ebene hat bereits in all den Jahren
davor gewarnt, auf Landes- und Bundes-
ebene immer neue Aufgaben zu kreieren
und sie den Kommunen zur Mitfinan-
zierung zu überlassen. Die mangelnde
Finanzausstattung, die zur Durchführung
der Aufgabe erforderlich war, folgte nicht
im ausreichenden Maße der Aufgabe, so
dass nicht nur strukturschwache Kom-
munen zwangsläufig in eine Verschuldung
getrieben wurden.
Allerdings sehen wir auch nach Einfüh-
rung des Neuverschuldungsverbots eine
Gefahr auf die Gemeinden zukommen.
Die neue Maßnahme regelt zwar, dass
sich Bund und Länder nicht weiter ver-
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
schulden dürfen – die kommunale Ebene
ist hier aber nicht angesprochen.
Wir wissen aus den Erfahrungen der
letzten Jahre, was es für unsere Städte
und Gemeinden bedeutet, wenn sich das
Land aus dem Topf des kommunalen
Finanzausgleichs bedient. In einem sol-
chen Fall ist davon auszugehen, dass sich
die kommunale Ebene weiter verschul-
den müsste, ohne das für sie der Schutz-
schirm der Schuldenbremse aufgespannt
ist. Wir sehen daher die Notwendigkeit,
dass im Rahmen der Einführung der
Schuldenbremse der Schutz der kommu-
nalen Finanzausstattung auf Ebene der
Landesverfassung ebenfalls abgesichert
wird. Konkret fordern wir im Zusammen-
hang mit der Schuldenbremse zum einen
eine deutliche Ausweitung der verfas-
sungsrechtlichen Schutzbestimmungen
zugunsten der Kommunen in der Landes-
verfassung.
Daneben sehen wir die Notwendigkeit
der Einführung eines gesetzlich veran-
kerten nachhaltig strukturierten finanz-
politischen Dialogs zwischen Land und
Kommunen. Es gilt zu verhindern, dass
die kommunale Ebene im Rahmen der
Schuldenbremse wieder zur Reserve-
kasse des Landes wird.
Gemeindefinanzkommission
Im Sommer dieses Jahres hat die Arbeit
der Gemeindefinanzkommission in Berlin
mit der Vorlage von drei Abschlussberich-
ten geendet.
Ich darf daran erinnern: Die Kommis-
sion war angetreten unter der politischen
Vorgabe, die Gewerbesteuer abzuschaf-
fen und durch – was auch immer – zu
ersetzen, um so die Kommunen gegen
Schwankungen bei den Steuereinnahmen
abzusichern.
Nicht nur in Niedersachsen haben die
Städte und Gemeinden gemeinschaftlich
die Abschaffung der Gewerbesteuer und
den Ersatz durch andere Steuerbeteili-
gungen abgelehnt. Auch der NSGB hat
sich auf Landesebene und auf Bun-
desebene massiv dafür eingesetzt, die
Gewerbsteuer trotz ihrer konjunkturell
zyklisch auftretenden Schwächen als
nachhaltige und relevante Gemeinde-
steuer zu erhalten. Ich kann heute hier
feststellen, dass wir froh darüber sind,
dass es uns gelungen ist, die Gewerbe-
steuer für unsere Städte und Gemeinden
zu retten. Froh – nicht etwa deshalb, weil
damit eine Belastung der Wirtschaft
einher geht, sondern weil wir auch aus
früheren Überlegungen wissen, dass es
keine vergleichbare Einnahmequelle
für die Kommunen gibt, die die Finanz-
ausstattung der Städte und Gemeinden
derart sichert. Solange es offensichtlich
keine konsensfähige Ersatzeinnahme
gibt – so unser Standpunkt – muss es bei
der bisherigen Form der Gewerbesteuer
bleiben.
Bund übernimmt Kosten der
Grundsicherung
Und noch etwas Gutes hatte die Diskus-
sion in der Gemeindefinanzkommission,
die die Kommunen stärken wird. Bekannt-
lich trugen die Kommunen in unserem
Land die Kosten für die Grundsicherung
im Alter und bei Erwerbsminderung.
Hierfür bringen die deutschen Kommu-
nen rund vier Milliarden Euro jährlich auf.
In der parlamentarischen Beratung beim
Bund befindet sich aktuell der „Entwurf
eines Gesetzes zur Stärkung der Finanz-
kraft der Kommunen“. Was beinhaltet
dieser sperrige Titel? Hierunter verbirgt
sich die bis zum Jahre 2014 geplante kom-
plette Übernahme eben dieser Kosten der
Grundsicherung durch die Bundesrepu-
blik Deutschland. Dies ist für die Zukunft
ein äußerst wichtiger und auch relevanter
Bereich zur Stabilisierung der Kommu-
nalfinanzen. Im Ergebnis wird der Bund
mehr als vier Milliarden Euro Ausgabe-
volumen jährlich im Wesentlichen aus
dem Kommunalbereich auf seine Rech-
nung übernehmen. Betrachtet man die
mögliche weitere Kostenentwicklung im
Bereich der Grundsicherung (Stichwort
„Demografische Entwicklung“), kann dies
nur als äußerst positiv begrüßt werden.
173DNG 6 2011
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174 DNG 6 2011
Ich befürchte aber, dass sich in Nie-
dersachsen der nächste Konfliktbereich
auftut. Die Frage steht im Raum, welche
kommunale Ebene entlastet wird. Ich
darf deutlich darauf verweisen, dass
das Gesetz nicht den Titel trägt: „Gesetz
zur Stärkung der Finanzkraft der Träger
der Grundsicherung“ sondern „Gesetz
zur Stärkung der Finanzkraft der Kom-
munen“. Die direkten Entlastungswir-
kungen werden nur bei den Landkreisen
und kreisfreien Städten eintreten. Ziel
des Gesetzes aber ist die Stärkung der
ganzen kommunalen Familie. Wir sind
also gespannt, was am Ende eines langen
Weges vom Bund über die Länder und
Landkreise bei den Städten und Gemein-
den an Entlastung ankommen wird.
Die Grundsicherung wurde bisher
größtenteils durch Städte und Gemein-
den über die Kreisumlage getragen. Der
NSGB sieht daher die Notwendigkeit,
dass die Städte und Gemeinden auch über
eine Senkung der Kreisumlagehebesätze
angemessen beteiligt werden.
Die geschilderten Entwicklungen
geben Anlass, optimistisch in die neue
Wahlperiode zu gehen.
Höhere Steuererwartungen, verblei-
bende Gewerbesteuer, Übernahme der
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
Grundsicherung durch den Bund und
Neuverschuldungsverbot – aber auch die
Verlängerung des Zukunftsvertrages bis
zum Jahr 2013 dürften die Finanzlage der
Gemeinden in der nächsten Wahlperiode
stabilisieren. Die Voraussetzungen schei-
nen geeignet, dass die große Mehrzahl
unserer Städte, Gemeinden und Samtge-
meinden wieder ausgeglichene Haushalte
vorlegen kann – wäre da nicht die Erblast
der Fünf-Milliarden-Euro-Kassenkredite
in Niedersachsen.
Der NSGB hat nach gründlicher Dis-
kussion der Verlängerung des Zukunfts-
vertrages zugestimmt, die ja auch eine
Entschuldung der Kommunen zum Ziel
hat und der kommunalen Ebene mehr
als eine Milliarde Euro zum Abbau der
Kassenkredite bringen dürfte.
Voraussetzung wird aber auch sein,
dass die Rahmenbedingungen für eine
kontinuierliche Steuerentwicklung beste-
hen bleiben.
Städtebauförderung und
Dorferneuerung
In der Vergangenheit haben dazu mit-
telbar auch konjunkturfördernde Pro-
gramme und Maßnahmen beigetragen.
Wir wissen, dass für jeden Euro, der im
Rahmen der Städtebauförderung – aber
auch der Dorferneuerung – investiert
werden konnte, das Siebenfache an in
der Regel mittelständische – also hei-
mische – Unternehmen geflossen sind.
Damit sind Städtebauförderung und
Dorferneuerung wichtige unverzicht-
bare – weil erfolgreiche – Elemente
der Strukturverbesserungen der Städte
und Gemeinden. Sie wirken als kon-
junktur- und beschäftigungspolitisch
bedeutsame Instrumente. Viele not-
wendige Investitionsmaßnahmen hätten
in den Kommunen nicht durchgeführt
werden können. Zugleich rentierten
sich die an die Kommunen gezahlten
Zuschüsse durch erhebliche Steuer-
mehreinnahmen. Dass gleichzeitig zum
Beispiel Ziele des Klimaschutzes mit den
Baumaßnahmen erfüllt werden konn-
ten, sei ebenfalls erwähnt.
Vor diesem Hintergrund wäre es aus
Sicht des NSGB fatal, wenn der Bund
geplante Kürzungen bei der Städtebauför-
derung umsetzen würde. Genau so fatal
wäre es, wenn das Land dem schlechten
Beispiel des Bundes folgen und auch
seine Mittel kürzen oder streichen würde.
Der NSGB unterstützt die Niedersäch-
sische Bauministerin Aygül Özkan in dem
Ziel, Kürzungen bei der Städtebauförde-
rung abzuwenden und die Förderung min-
destens auf dem Niveau des Jahres 2010
in Höhe von 535 Millionen Euro jährlich
zu halten. Gleichzeitig begrüßen wir das
neue Programm „Kleinere Städte und
Gemeinden“ der Städtebauförderung.
Dieses Programm ist vor allem wegen
seiner Ausrichtung auf die Stärkung des
ländlichen Raums zu unterstützen.
Auch im Bereich der Dorferneuerung
hat der Bund überraschend 100 Millio-
nen Euro bei der Gemeinschaftsaufgabe
Agrarstruktur und Küstenschutz gestri-
chen. Hiervon entfallen 14 Millionen Euro
auf Niedersachsen. Das Land Niedersach-
sen hat die Mittel für die Dorferneuerung
ebenfalls gekürzt. Neue Dörfer werden
nicht mehr in das Programm aufgenom-
men. Bei laufenden Verfahren werden
An der Münchhausenstatue in Bodenwerder: NSGB-Vizepräsident Uwe-Peter Lestin, Präsident Rainer Timmermann, Astrid Vockert (Mitglied im Präsidium des NSGB und Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages) und Samtgemeindebürgermeister Joachim Lienig
175DNG 6 2011
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G D E S N S G B A M 6 . O K T O B E R 2 011 I N B O D E N W E R D E R
Anträge von Privatinvestoren nicht mehr
bedient.
Wir lehnen die von Bund und Land
beabsichtigten Kürzungen bei der Dorfer-
neuerung ab. Gerade durch die Förde-
rung privater Maßnahmen, die häufig
gerade ortsbildprägende Verbesserungen
privater Gebäude zum Gegenstand haben,
lässt sich unter gleichen konjunkturellen
Folgen wie bei der Stadtsanierung eine
Verschönerung der Dörfer auch mit pri-
vaten Mitteln erzielen.
Ein wenig widersinnig am Rande: Wäh-
rend die Mittel für strukturelle Verbesse-
rungen drastisch gekürzt werden, ist zu
befürchten, dass im Lande Niedersach-
sen eine Vielzahl von Koordinierungsaus-
schüssen „Ländliche Entwicklung“ – also
rein bürokratische Monster – geschaffen
werden. Fest steht, dass es in der Vergan-
genheit derartiger Einrichtungen nicht
bedurfte. Die enge Zusammenarbeit mit
den Arbeitsagenturen und den Behörden
für Geoinformation, Landentwicklung
und Liegenschaften (GLL’s) – künftig
Landesamt für Geoinformation und Land-
entwicklung Niedersachsen (LGLN) –
haben für gute Entwicklungen in unseren
Gemeinden gesorgt. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass die Einrichtung derar-
tiger Koordinierungsausschüsse dem von
uns unterstützten Ziel des Ministerpräsi-
denten, Bürokratie abzubauen, entgegen
kommt. Der NSGB lehnt nach wie vor die
Einrichtung derartiger „Behörden“ ab.
Bereits diese überschaubare Auflistung
künftiger Betätigungsfelder zeigt die Viel-
falt künftiger Problemlagen, aber auch
der Chancen. Selbstverständlich werden
noch weitere Herausforderungen auf uns
zukommen: Wie wird sich die Ärztever-
sorgung bei uns entwickeln? Werden wir
auch in Zukunft unsere Aufgaben ver-
stärkt interkommunal versehen können
oder haben wir – wie im Standesamtswe-
sen oder bei der Europäischen Dienstlei-
stungsrichtlinie – weitere Einengungen zu
erwarten? Wie verkraften wir den Abzug
deutscher und britischer Soldaten?
Energiewende
Nie zuvor hat die Politik eine derart
umfassende Kehrtwende wie in der
Energiepolitik vollzogen. Die angestrebte
Energiewende ist auch für die Kommu-
nen von zentraler Bedeutung. Gerade
die Städte und Gemeinden sind bereits
seit langem als bürgernächste Ebene
mit Vorbildfunktion in diesem Bereich
aktiv: von der Planung, Errichtung und
Nutzung erneuerbarer Energiequellen
über das Energiesparen bis hin zu ihrer
Funktion als Plattform für Informations-,
Beratungs- und Förderangebote. Vor Ort
werden die alternativen Energien ange-
siedelt, Stromtrassen gebaut und die
Infra- und Speicherstruktur geschaffen.
Alle Anstrengungen aber werden in den
nächsten Jahren eine neue Qualität erfah-
ren, da eine reibungslose Energiewende
ohne oder gegen Kommunen nicht umge-
setzt werden kann.
Ohne die Städte und Gemeinden wird
die Energiewende nicht funktionieren.
Kommunen sind in allen Jahrzehnten
mit allen Herausforderungen vor Ort fer-
tig geworden, wenn man ihnen die nötigen
Freiräume einräumte. Ich habe keinen
Zweifel daran, dass auch Ratsmitglieder
zusammen mit Bürgermeisterinnen und
Bürgermeistern die kommende Wahlpe-
riode meistern werden.
Präsidentenwahl
Städte- und Gemeindebund wählt Dr. Marco TripsDie Mitgliederversammlung des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes
(NSGB) in Bodenwerder am 6. Oktober 2011 hat Dr. Marco Trips, 39 Jahre, zum
Nachfolger des derzeit amtierenden Präsidenten Rainer Timmermann gewählt.
Er ist promovierter Jurist und derzeit Stadtrat bei der Stadt Sehnde, Region
Hannover. Trips wird sein neues Amt zum 1. Juni 2012 antreten. Er ist verheiratet
und hat zwei Kinder.
Nach dem Abitur und Zivildienst in Hildesheim wurde er in den Jahren 1992 bis
1995 beim Landkreis Hildesheim zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) ausgebildet.
Nach kurzer Tätigkeit im dortigen Bauordnungsamt nahm er 1995 das Studium
der Rechtswissenschaften an der Universität Hannover auf. Schwerpunktmä-
ßig hat er dort stets das öffentliche Recht verfolgt. In den Jahren 2001 bis 2003
absolvierte er das Referendariat, unter anderem beim NSGB, der Deutschen
Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und der Niedersächsischen
Staatskanzlei. Seine Promotion schloss er im Jahr 2005 über das Verfahren von
Satzungen, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften ab. Die Dissertation
wurde mit dem Fakultätspreis der Juristischen Fakultät der Leibniz Universität
Hannover ausgezeichnet.
Nach seinem Referendariat war Dr. Marco Trips ein Jahr als freier Mitarbei-
ter der Kanzlei Versteyl in Hannover tätig und trat 2004 die Stelle des zweiten
Stadtrates in seiner Heimatstadt Sehnde an. Dort war er für sieben Jahre Fachbe-
reichsleiter für die Bereiche Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Ordnung. Seit
Mitte 2010 leitet er die Bereiche Zentrale Gebäudewirtschaft, Zentrale Dienste,
Personal und Ordnung. Neben seinem Hauptamt ist Trips Dozent am Nieder-
sächsischen Studieninstitut für Ordnungs- und Baurecht sowie Mitglied des
Landesjustizprüfungsamtes.
176 DNG 6 2011
T H E M E N S C H W E R P U N K T : KO M M U N A L E S E L B S T V E RWA LT U N G
Online-Veröffentlichung von RechtsnormenVon Rechtsanwalt Dr. Tobias Gostomzyk*
Die Wirksamkeit von Rechts-
normen setzt ihre Verkündung
voraus. Das novellierte Nie-
dersächsische Kommunalver-
fassungsgesetz lässt das nun
im Internet zu. Diese Online-
Veröffentlichung soll neben die
bislang zulässigen Offline-Ver-
kündungsformen treten – die
Verkündung im amtlichen Verkündungs-
blatt sowie in Tageszeitungen. Grund für
diese Neue rung ist, dass es für Bürger
alltäglich geworden ist, im Internet nach
Informa tionen zu recherchieren. So besit-
zen heute mehr Haushalte in Deutschland
einen Internetzugang als das Abonnement
einer Tageszeitung (dazu auch Fischer/
Franke, Das neue Niedersächsische
Kommunalverfassungsgesetz, 14. Januar
2011; abrufbar auf der Webseite des Nie-
dersächsischen Ministeriums für Inneres
und Sport www.mi.niedersachsen.de).
Einschlägige Rechtsnorm ist § 11
NKomVG. Sie enthält sowohl Unbe-
stimmtheiten als auch Unstimmigkeiten.
Beides führt zu Risiken im Rechtsge-
brauch, die zu Lasten der Kommunen
gehen. Bekanntermaßen bewirken Ver-
kündungsfehler regelmäßig die Nichtig-
keit von Rechtsvorschriften (dazu auch
Ipsen in Niedersächsisches Kommunal-
verfassungsgesetz, Kommentar, 2011,
§ 11, Rn. 20). Lassen sich zusätzlich
Pflichtverletzungen durch Amtsträger
nachweisen, drohen Amtshaftungsan-
sprüche. Deshalb ist es umso wichtiger,
die Erstellung einer Internetseite zur
Online-Verkündung genau vorzubereiten
und bereits vorher mögliche Fehlerquel-
len in den Blick zu nehmen. Beispiels-
weise werden sich Kommunen vor einer
Online-Bekanntgabe von Rechtsnormen
folgende, sich nicht eindeutig
aus dem Gesetz ergebende Fra-
gen beantworten müssen: Wie
ist die dauerhafte Bereitstellung
von Rechtsnormen zu gewähr-
leisten (zum Beispiel späteres
Löschen, Serverausfall, Angriffe
aus dem Internet)? Wie ist ihre
Unverfälschtheit zu garantieren?
Und ebenso grundsätzlich: Wie müssen
Internetseiten beschaffen sein, auf denen
Rechtsnormen veröffentlicht werden?
Die Neuregelung im Detail
Was bedeutet die Gesetzesänderung im
Einzelnen? Mit der Bereitstellung im
Internet soll die Rechtsvorschrift gemäß
§ 11 Abs. 3 NKomVG verkündet sein. Den-
noch bleibt die Pflicht der Gemeinden
bestehen, ein amtliches Verkündungs-
blatt herauszugeben.
Vorgaben für die Online-Verkündung
ergeben sich aus § 11 Abs. 3 NKomVG.
Die Verkündung hat durch Bereitstellung
der Satzung auf einer Internetseite der
Kommune unter Angabe des Bereitstel-
lungstages zu erfolgen. Weiter muss in
einer oder mehreren örtlichen Tages-
zeitungen ein Hinweis auf diese Inter-
net-Veröffentlichung erfolgen. Örtliche
Tageszeitung(en) und Internet adresse
sind in der Hauptsatzung der Gemeinde
zu bestimmen.
Beschaffenheit der kommunalen
Webseite
Gemäß § 11 Abs. 3 S. 5 NKomVG darf
die Online-Verkündung nur auf einer
ausschließlich in Verantwortung der
Kommune betriebenen Internetseite
erfolgen. Zur Einrichtung und Pflege der
Seite ist allerdings die Einbindung des
Know-hows von Dritten erlaubt. Kosten
für die Erstellung einer Webseite lassen
sich übrigens – je nach Funktionalität der
Webseite – mit etwa 5 000 bis 7 000 Euro
ansetzen. Hinzu kommen monatliche
Kosten für die Nutzung eines Servers und
die Pflege der Inhalte.
Unklar ist dabei bislang, ob auf der glei-
chen Internetseite auch andere Inhalte
wie Bürgerinformatio nen, Tourismus-
Hinweise oder gar Werbung angeboten
werden dürfen. Zumindest im Amts-
blatt dürfen „andere amtliche Bekannt-
machungen“ veröffentlicht werden,
sowie „andere Veröffentlichungen, […]
wenn es sich um kurze Mitteilungen und
nicht um Werbung zu Zwecken des Wett-
bewerbs im geschäftlichen Verkehr“ han-
delt. Solange keine eingehende Rechts-
prüfung der Thematik erfolgt ist, sollten
die Kommunen beim Verknüpfen von
Inhalten Zurückhaltung üben – gerade
im Hinblick auf die mögliche Nichtigkeit
von Satzungen.
Dauerhafte Bereitstellung
der Vorschriften
Gemäß § 11 Abs. 3 S. 4 NKomVG muss
die Bereitstellung im Internet „dauer-
haft“ sein. Der Bürger muss die Satzung
jederzeit abrufen können. Nach ihrer
Veröffentlichung muss sie also im Inter-
net einsehbar bleiben, solange sie in
Kraft ist.
Nicht beantwortet sind hierbei die
Folgen, wenn sich die Gemeinde nach
einiger Zeit – etwa aus Kostengründen
– entschließt, die Online-Verkündung
einzustellen. Um eine Kenntnisnahme
von ausschließlich im Internet verkün-
deten Rechtsvorschriften fortlaufend zu
gewährleisten, dürften einer Gemeinde
nur zwei Lösungen zur Verfügung stehen:
Entweder wird die Webseite weiter betrie-
ben, solange noch eine darauf verkündete
Rechtsvorschrift in Kraft ist, oder die
fraglichen Satzungen wären erstmals im
Amtsblatt bekannt zu machen. Zumindest
in einer ersten Testphase ist Gemeinden
deshalb zu raten, eine parallele Verkün-
* Der Autor ist Rechtsanwalt der Wirtschaftskanzlei KSB INTAx in Hannover. Er ist spezialisiert auf das Recht der Medien, des Internet und der Tele-kommunikation – jeweils insbesondere mit seinen öffentlichen-rechtlichen Bezügen.
Dr. Tobias Gostomzyk
177DNG 6 2011
T H E M E N S C H W E R P U N K T : KO M M U N A L E S E L B S T V E RWA LT U N G
Robert Thiele
Das Niedersächsische KommunalverfassungsgesetzKommentar
1. Auflage 2011, 523 Seiten, kartoniert, 49,90 Euro
ISBN 978-3-555-01531-6
Kohlhammer – Deutscher Gemeindeverlag GmbH,
Heßbrühlstraße 69, 70565 Stuttgart, www.kohlhammer.de
Am 1. November 2011 ist das neue, für alle Städte, Gemein-
den, Samtgemeinden, Landkreise und die Region Hannover
geltende Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz
(NKomVG) in Kraft getreten und hat damit auch die Nieder-
sächsische Gemeindeordnung (NGO) abgelöst.
Auch zum NKomVG gibt es – wie zur NGO – einen Pre-
miumkommentar von Robert Thiele. Dieser bleibt dem Ziel
verpflichtet, auch für das neue Recht aktuelle und praxis-
bezogene Hilfestellung zu geben. Das Werk stellt wiederum
nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
Verwaltungen sowie den erfahrenen Kommunalpolitikerinnen
und Kommunalpolitikern eine aktuelle und praxisnahe Hilfe
dar, sondern ist auch für die neuesten Mandatsträgerinnen
und Mandatsträger unerlässlich.
Autor
Robert Thiele, Ministerialdirigent a. D., ehemals Kommunal-
abteilung des Niedersächsischen Innenministeriums, heute
Berater beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund
und beim Niedersächsischen Städtetag.
Zielgruppe
Städte, Gemeinden, Samtgemeinden, Landkreise, kommu-
nale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger, Verwaltungsge-
richte, Fachanwälte und Ausbildungsstätten für den öffent-
lichen Dienst.
dung im Amtsblatt vorzunehmen. Sollte
es online Probleme geben, sichert die
Offline-Verkündigung die Wirksamkeit der
Satzungen.
Absicherung der Internetseite
Die Rechtsvorschriften sind in der ver-
kündeten Fassung „durch technische
und organisatorische Maßnahmen zu
sichern“, vergleiche § 11 Abs. 3 S. 4
NKomVG. Es ist davon auszugehen, dass
hiermit gemeint ist, die Webseite derart
abzusichern, dass Veränderungen oder
Unbrauchbarmachung der Inhalte durch
unbefugten Zugriff Dritter oder Syste-
mausfälle und -fehler möglichst ausge-
schlossen werden.
Hier besteht die Unsicherheit, welches
Schutzniveau von der Kommune gefor-
dert ist. Diese Frage stellt sich vor allem
im Hinblick auf eventuelle in Folge
entstehende Schadensersatzansprüche
gegenüber der Kommune. Beispiel: Der
gemietete Server fällt mehrere Stunden
aus. In Folge kann ein Bürger, der eine
Frist einhalten muss, eine relevante Sat-
zung nicht einsehen (dagegen: Fischer/
Franke, Das neue Niedersächsische
Kommunalverfassungsgesetz, 14. Januar
2011; abrufbar auf der Webseite des Nie-
dersächsischen Ministeriums für Inneres
und Sport www.mi.niedersachsen.de).
Eine absolute Sicherheit einer Web seite
ist nach dem aktuellen Stand der Technik
ohnehin nicht möglich und kann daher
von der Kommune auch nicht verlangt
werden. Regelmäßig wird aber verlangt
werden können, dass der Personenkreis,
der an der Seite Änderungen vornehmen
kann, bekannt und beschränkt ist. Außer-
dem sind die in Behörden allgemein
üblichen Sicherheitsmaßnahmen einzu-
halten. Dazu gehören beispielsweise sich
regelmäßig ändernde Passwörter. Auch
ist in Bezug auf „Angriffe von außen“
zu unterstellen, dass die Kommune ver-
pflichtet ist, sich mit aktueller Virensoft-
ware, Firewalls etc. auszustatten.
Dennoch bieten gerade Internetseiten
eine hohe Störanfälligkeit, die durch
kleinste Programmierfehler entstehen
kann. Solche Fehler fallen oft nicht sofort
auf oder entstehen später, wenn Ände-
rungen an der Seite vorgenommen wer-
den. Beispiel: Durch die falsche Einrich-
tung eines Bildfensters ist ein Abschnitt
eines Bebauungsplanes nicht einsehbar,
oder eine Suchfunktion ist fehlerhaft.
Auch bei kurzzeitigen Abrufbarkeits-
störungen – etwa durch Ausfall eines
angemieteten Servers – bestehen Risiken.
Es ist wohl kaum von einer mangelhaften
Verkündung auszugehen, wenn die Sat-
zung einmal drei Minuten unerreichbar
ist. Anders ist es jedoch, wenn die Stö-
rungen zur Hauptnutzungszeit regelmä-
ßig eintreten oder länger andauern. Umso
wichtiger ist es daher, bei der Anmietung
Fortsetzung Seite 180
178 DNG 6 2011
Niedersachsen hat gewähltDer NSGB gratuliert allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die aus den Kommunal-wahlen 2011 als Siegerinnen und Sieger hervorgegangen sind. Weitere Einzelheiten erfahren
Sie unter www.nls.niedersachsen.de/KW2011/Kommunalwahl_2011.html
Stadt/Gemeinde/Samtgemeinde Wahlsieg Vorschlag vorher
Adendorf, Gemeinde Maack, Thomas SPD Pritzlaff, Joachim
Algermissen, Gemeinde Moegerle, Wolfgang CDU Moegerle, Wolfgang
Amelinghausen, Samtgemeinde Völker, Helmut EB* Völker, Helmut
Amt Neuhaus, Gemeinde Richter, Grit EB Hublitz, Dieter
Apen, Gemeinde Huber, Matthias SPD Ulken, Hans-Otto
Aue, Samtgemeinde Benecke, Harald EB Fusion
Baddeckenstedt, Samtgemeinde Range, Jens SPD Range, Jens
Bardowick, Samtgemeinde Luhmann, Heiner CDU Dubber, Günter
Bevensen-Ebstorf, Samtgemeinde Kammer, Hans-Jürgen SPD Fusion
Bevern, Samtgemeinde Stock, Harald SPD Schlag, Günter
Beverstedt, Samtgemeinde Voigts, Ulf EB Voigts, Ulf
Bockhorn, Gemeinde Meinen, Andreas EB Spiekermann, Ewald
Bohmte, Gemeinde Goedejohann, Klaus CDU Goedejohann, Klaus
Burgwedel, Stadt Hoppenstedt, Dr. Hendrik CDU Hoppenstedt, Dr. Hendrik
Coppenbrügge, Flecken Peschka, Hans-Ulrich CDU Peschka, Hans-Ulrich
Delligsen, Flecken Knackstedt, Dirk SPD Krösche, Hans-Dieter
Dissen aTW, Stadt Nümann, Hartmut SPD Majerski, Georg
Dörpen, Samtgemeinde Wocken, Hermann CDU Hansen, Hans
Essen/Oldb., Gemeinde Kettmann, Georg CDU Kettmann, Georg
Geestequelle, Samtgemeinde Meyer, Stephan EB Kück, Helmut
Gieboldehausen, Samtgemeinde Dornieden, Marlies CDU Grobecker, Reinhard
Gifhorn, Stadt Nerlich, Matthias CDU Birth, Manfred
Goldenstedt, Gemeinde Meyer, Willibald CDU Meyer, Willibald
Hagen aTW, Gemeinde Gausmann, Peter CDU Eickholt, Dieter
Hanstedt, Samtgemeinde Muus, Olaf EB Hintz, Volker
Haren (Ems), Stadt Honnigfort, Markus CDU Honnigfort, Markus
Harsum, Gemeinde Kemnah, Gundolf CDU Kemnah, Gundolf
Haselünne, Stadt Schräer, Werner CDU Schräer, Werner
Heemsen, Samtgemeinde Koop, Friedrich-Wilhelm EB Koop, Friedrich-Wilhelm, bislang Allg. Vertreter
Hinte, Gemeinde Eertmoed, Manfred SPD Schneider, Wolfgang
Holdorf, Gemeinde Krug, Dr. Wolfgang CDU Krug, Dr. Wolfgang
Jork, Gemeinde Hubert, Gerd Bürgerverein Jork Lühmann, Rolf
Jümme, Samtgemeinde Voß, Wiard EB Voß, Wiard
Kirchdorf, Samtgemeinde Kammacher, Heinrich EB Kammache, Heinrichr
Krummhörn, Gemeinde Saathoff, Johann SPD Saathoff, Johann
Langeoog, Inselgemeinde Garrels, Uwe EB Janssen, Hans
Lathen, Samtgemeinde Weber, Karl-Heinz CDU Weber, Karl-Heinz
Lilienthal, Gemeinde Hollatz, Willy Grüne Hollatz, Willy
Lindhorst, Samtgemeinde Günther, Andreas SPD Busche, Gerhard
KO M M U N A LWA H L E N 2 011 I N N I E D E R S AC H S E N
179DNG 6 2011
EB = Einzelbewerber/in
Stadt/Gemeinde/Samtgemeinde Wahlsieg Vorschlag vorher
Lohne, Stadt Gerdesmeyer, Tobias CDU Niesel, Hans-Georg
Mittelweser, Samtgemeinde Müller, Bernd EB Fusion
Molbergen, Gemeinde Möller, Ludger CDU Möller, Ludger
Nienstädt, Samtgemeinde Köritz, Ditmar SPD Harmening, Rolf
Nordstemmen, Gemeinde Pallentin, Norbert SPD Bothmann, Karl-Heinz
Nörten-Hardenberg, Flecken Klinkert-Kittel, Astrid EB Priebe, Frank
Ovelgönne, Gemeinde Brückmann, Thomas CDU Brückmann, Thomas
Papenteich, Samtgemeinde Holzapfel, Helmut SPD Holzapfel, Helmut
Rastede, Gemeinde von Essen, Dieter CDU Decker, Dieter
Rehburg-Loccum, Stadt Franke, Martin EB Hüsemann, Dieter
Rehden, Samtgemeinde Bloch, Hartmut EB Bloch, Hartmut
Rhauderfehn, Gemeinde Müller, Geert EB Freese, Heinz
Rhede (Ems) Gemeinde Conens, Gerhard EB Conens, Gerhard
Rosche, Samtgemeinde Rätzmann, Herbert CDU Rätzmann, Herbert
Sachsenhagen, Samtgemeinde Wedemeier, Jörn SPD Adam, Arthur
Salzbergen, Gemeinde Kaiser, Andreas CDU Kaiser, Andreas
Salzhausen, Samtgemeinde Krause, Wolfgang EB Putensen, Hans-Hermann
Scharnebeck, Samtgemeinde Gerstenkorn, Laars CDU Tödter, Karl
Schneverdingen, Stadt Moog-Steffens, Meike SPD Kasch, Fritz-Ulrich
Schortens, Stadt Böhling, Gerhard EB Böhling, Gerhard
Schwarmstedt, Samtgemeinde Gehrs, Björn SPD Frische, Hans-Wilhelm
Sehnde, Stadt Lehrke, Carl Jürgen CDU Lehrke, Carl Jürgen
Selsingen, Samtgemeinde Pape, Hans-Hinrich CDU Pape, Hans-Hinrich (bislang Allg. Vertreter)
Siedenburg, Samtgemeinde Rauschkolb, Dirk EB Rauschkolb, Dirk
Sittensen, Samtgemeinde Tiemann, Stefan CDU Tiemann, Stefan
Spelle, Samtgemeinde Hummeldorf, Bernhard CDU Hummeldorf, Bernhard
Stelle, Gemeinde Sievers, Uwe CDU Wilcke, Joachim
Twist, Gemeinde Schmitz, Ernst CDU Schmitz, Ernst
Uelsen, Samtgemeinde Koers, Herbert CDU Koers, Herbert
Unterlüß, Gemeinde Wilks, Kurt EB Wilks, Kurt
Visbek, Gemeinde Meyer, Gerd CDU Thölke, Heiner
Wardenburg, Gemeinde Noske, Martina EB Noske, Martina
Wendeburg, Gemeinde Albrecht, Gerd CDU Reupert, Hans-Peter
Wietze, Gemeinde Klußmann, Wolfgang CDU Klußmann, Wolfgang
Wietzendorf, Gemeinde Wrieden, Uwe CDU Wrieden, Uwe
Wittingen, Stadt Ridder, Karl CDU Ridder, Karl
KO M M U N A LWA H L E N 2 011 I N N I E D E R S AC H S E N
180 DNG 6 2011
T H E M E N S C H W E R P U N K T : KO M M U N A L E S E L B S T V E RWA LT U N G
von Servern auf die Zuverlässigkeit des
Anbieters besonderen Wert zu legen
beziehungsweise unter Umständen
selbst einen Server anzuschaffen und
von entsprechend geschultem Perso-
nal betreuen zu lassen.
Aufgrund von Browser-Unterschie-
den empfiehlt es sich außerdem,
genormte Pdfs zu verwenden, weil
diese plattform unabhängig immer
gleich dargestellt werden, im Gegen-
satz zu der Darstellung auf Websei-
ten, jedenfalls dann, wenn es mit dem
gleichen Pdf-Viewer betrachtet wird.
Selbst bei anderen Pdf-Viewern kön-
nen Unterschiede entstehen, so dass
sich immer der Hinweis empfiehlt,
dass Adobe benutzt werden sollte.
Fazit
Nach § 11 Abs. 1 S. 2 NKomVG 2011
erfolgt die Verkündung von Rechtsvor-
schriften in einem amtlichen Verkün-
dungsblatt, in einer oder mehreren ört-
lichen Tageszeitungen oder im Inter-
net, soweit durch Rechtsvorschrift
nichts anderes bestimmt ist. Eine
Verkündung der Rechtsvorschrift im
Internet ist also alternativ zu anderen
Verkündungsformen zulässig. Zugleich
ist aber zu beachten, dass ein Fehler
bei der Verkündung einer Satzung oder
Verordnung zur Nichtigkeit führt. Des-
wegen ist es mehr als problematisch,
dass § 11 Abs. 3 NKomVG vage formu-
liert ist; also die Vorschrift zumindest
einen weiten Auslegungsspielraum
lässt, wenn nicht sogar ganz gegen
höherrangiges Recht (Bestimmtheits-
gebot etc.) verstößt. Das Risiko der
Nichtigkeit von Satzungen oder Ver-
ordnungen geht zu Lasten der Kom-
munen. Neben diesem dringenden
rechtlichen Klärungsbedarf sollten die
Kommunen in Niedersachsen dringend
gemeinsame Ansätze finden, um Stan-
dards für die zahlreichen praktischen
Schwierigkeiten zu erarbeiten. Hier
haben neben den Juristen die Infor-
matiker das Sagen.
Aktuelles Kommunal-verfassungsrechtVon Oliver Kamlage, Referent beim NSGB
1. Das NKomVG-
Anpassungsgesetz
Am 1. November 2011 ist das Nie-
dersächsische Kommunalverfas-
sungsgesetz (NKomVG) in Kraft
getreten.
Mit dem Gesetz zur Anpas-
sung von Landesgesetzen an das
NKomVG sowie zur Änderung des
Gesetzes zur Zusammenfassung und Moder-
nisierung des niedersächsischen Kommu-
nalverfassungsrechts vom 13. Oktober 2011
(Nds. GVBl. S. 353) werden zur Vereinheit-
lichung und Straffung des Landesrechts die
Verweisungen in Landesgesetzen auf Vor-
schriften der Niedersächsischen Gemein-
deordnung (NGO) und der Niedersäch-
sischen Landkreisordnung (NLO) an die
Bestimmungen des NKomVG angepasst.
Gleichzeitig werden die Begrifflichkeiten
des neuen Kommunalverfassungsrechts in
andere Landesgesetze (zum Beispiel das
Niedersächsische Gesetz über die kom-
munale Zusammenarbeit (NKomZG), das
Niedersächsische Abfallgesetz (AbfG) oder
das Niedersächsische Jagdgesetz (NJagdG))
übernommen. Darüber hinaus dient das
neue Gesetz der Beseitigung kleinerer Män-
gel im neuen NKomVG und der Bereinigung
von Redaktionsversehen. Im Einzelnen wird
das NKomVG wie folgt geändert:
Klarstellungen bei der Verkündung
von Rechtsvorschriften
§ 11 Abs. 1 NKomVG in der Fassung vom
17. Dezember 2010 (Nds. GVBl. S. 576)
sah vor, dass Satzungen von der Hauptver-
waltungsbeamtin oder dem Hauptverwal-
tungsbeamten zu unterzeichnen und zu
verkünden sind. Für den Fall der Ersatz-
verkündung bestimmten § 11 Abs. 4 Sätze 3
und 4 NKomVG, dass diese der Anordnung
der Hauptverwaltungs beamtin oder des
Hauptverwaltungs beamten bedurfte, in der
Ort und Dauer der Auslegung genau
festzulegen sind.
Um dem Missverständnis vorzu-
beugen, es könnte damit gemeint
sein, dass die Verkündung von
Rechtsvorschriften beziehungs-
weise die Ersatzverkündung immer
auch in irgendeiner Weise persön-
lich von der Hauptverwaltungsbe-
amtin oder dem Hauptverwaltungsbeamten
veranlasst werden müsste (so aber OVG
Lüneburg, Urteil vom 21. Dezember 2010 –
12 KN 71/08 –, R&R /2011 S. 3), wird durch
eine Änderung dieser Vorschriften klarge-
stellt, dass dies so nicht gewollt ist.
Des Weiteren wird durch die Einfü-
gung eines neuen Satzes 3 in § 11 Abs. 1
NKomVG klargestellt, dass Verkündungen
einer kreisangehörigen Gemeinde oder einer
Samtgemeinde auch in dem amtlichen Ver-
kündungsblatt erfolgen können, das der
Landkreis, dem die Gemeinde oder Samt-
gemeinde angehört, herausgibt. Entspre-
chendes gilt, wie bereits aus § 14 Abs. 2 Satz
2 NKomVG folgt, auch für die Gemeinden im
Gebiet der Region Hannover.
Gemäß § 11 Abs. 1 Satz 3 NKomVG in der
Fassung vom 10. Dezember 2010 war die
Form der Verkündung von Rechtsvorschrif-
ten in der Hauptsatzung zu bestimmen.
Durch das NKomVG-Anpassungsgesetz
wird der Regelungsgehalt dieser Vorschrift
nunmehr in § 11 Abs. 1 Satz 2 NKomVG
übernommen, wenn es dort heißt, dass
die Verkündung nach Maßgabe näherer
Bestimmung durch die Hauptsatzung in
einem von der Kommune herausgegebenen
amtlichen Verkündungsblatt, in einer oder
mehreren örtlichen Tageszeitungen oder im
Internet erfolgt, soweit durch Rechtsvor-
schrift nichts anderes bestimmt ist. Hiermit
soll klargestellt werden, dass die Haupt-
satzung die Einzelheiten der Verkündung
regeln muss. Dementsprechend ist also in
Oliver Kamlage
181DNG 6 2011
T H E M E N S C H W E R P U N K T : KO M M U N A L E S E L B S T V E RWA LT U N G
der Hauptsatzung die Form der Verkün-
dung zu bestimmen, also es ist festzulegen,
ob diese in einem amtlichen Verkündungs-
blatt, in einer örtlichen Tageszeitung oder
im Internet erfolgen soll. Darüber hinaus
wird dadurch verdeutlicht, dass im Falle
der Verkündung in einem amtlichen Ver-
kündungsblatt das Verkündungsblatt zu
bestimmen und bei einer Verkündung in
einer örtlichen Tageszeitung eine oder
mehrere Tageszeitungen zu bestimmen
sind. Für den Fall einer Verkündung im
Internet nennt bereits § 11 Abs. 3 Satz 3
NKomVG die für diesen Fall in der Haupt-
satzung zu treffenden Bestimmungen,
also es ist die örtliche Tageszeitung fest-
zulegen, in der Hinweise auf die Internet-
adresse erfolgen und darüber hinaus ist
die Internet adresse zu bestimmen, unter
der die Bereitstellung der Rechtsvorschrift
erfolgt.
„Vertretung“ der Haupt verwal-
tungs beamtin oder des Haupt-
verwaltungsbeamten bei der
Einberufung zur konstituierenden
Sitzung der Vertretung
Wer beruft die Vertretung zu ihrer kon-
stituierenden Sitzung nach dem Beginn
einer neuen Wahlperiode ein und stellt
die Tagesordnung auf, wenn die Haupt-
verwaltungsbeamtin oder der Hauptver-
waltungsbeamte verhindert oder nicht im
Amt ist? Das NKomVG in der Fassung vom
17. Dezember 2010 blieb eine Antwort auf
diese Frage schuldig (siehe hierzu Thiele,
R&R Nr. 4/2011 S. 18). Geregelt war ledig-
lich, dass die oder der Vorsitzende der Ver-
tretung die Hauptverwaltungsbeamtin oder
den Hauptverwaltungsbeamten bei der
Einberufung vertritt, wenn zu der ersten
Sitzung schon vor dem Beginn der neuen
Kommunalwahlperiode geladen wird (§ 59
Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 Satz 3 NKomVG).
Durch das NKomVG-Anpassungsgesetz wird
dem § 59 NKomVG ein neuer Abs. 4 ange-
fügt, wonach die Hauptverwaltungsbeamtin
oder der Hauptverwaltungsbeamte bei der
Einberufung der Vertretung zu ihrer ersten
Sitzung einschließlich der Aufstellung der
Tagesordnung durch die bisherige Vorsit-
zende oder den bisherigen Vorsitzenden
der Vertretung vertreten wird, sofern dies
nach dem Beginn der neuen Wahlperiode
geschieht. An sich ist es nicht ganz richtig,
von einem „vertreten werden“ zu sprechen,
wenn sich eine Hauptverwaltungsbeamtin
oder ein Hauptverwaltungs beamter nicht im
Amt befindet (vgl. auch § 60 Satz 2 NKomVG,
der in diesem Fall eine Sonderreglung für die
Verpflichtung der Ratsmitglieder schafft).
Allerdings geht aus den Gesetzes materialien
(siehe den schriftlichen Bericht, LT-Drucks.
16/4076 S. 4) unzweifelhaft hervor, dass die
182 DNG 6 2011
Regelung gerade auch diese Situation
erfassen will.
Ziehung des Loses bei der Wahl der
oder des Vertretungsvorsitzenden
Ebenso ungeklärt ließ das NKomVG in
der Fassung vom 17. Dezember 2010 die
Frage, wer bei der (erstmaligen) Wahl der
oder des Vorsitzenden der Vertretung das
Los zieht. Nach § 67 Satz 7 NKomVG zieht
die oder der Vorsitzende der Vertretung
bei Wahlen das Los. Da diese oder dieser
erst gewählt werden soll wurde in § 61
Abs. 1 Satz 2 NKomVG klargestellt, dass
das älteste anwesende und hierzu bereite
Mitglied, das im Übrigen auch die Wahl lei-
tet, das Los zieht. Wird später eine weitere
Wahl erforderlich (zu denken ist etwa an
den Fall der Abberufung nach § 61 Abs. 2
NKomVG), so soll nach dem Willen des
Gesetzgebers die Ziehung des Loses nach
allgemeinen Regeln geschehen und durch
die Stellvertreterin oder den Stellvertreter
der oder des Vorsitzenden erfolgen (vgl.
LT-Drucks. 16/4076, S. 4).
Bereinigung diverser
Redaktionsversehen
Mit dem NKomVG-Anpassungsgesetz wer-
den schließlich einige redaktionelle Verse-
hen bereinigt. Erwähnenswert erscheinen
in diesem Zusammenhang die Folgenden:
Nach § 75 Abs. 1 Satz 3 NKomVG in der
Fassung vom 17. Dezember 2010 waren für
die Mitglieder des Hauptausschusses nach
Satz 1 der Vorschrift, also die Beigeordne-
ten und die Grundmandatare, jeweils eine
Stellvertreterin oder ein Stellvertreter zu
bestimmen. Durch das NKomVG-Anpas-
sungsgesetz wird in dieser Bestimmung
klargestellt, dass dies – so wie es bereits
Rechtslage nach der Niedersächsischen
Gemeinde ordnung (NGO) gewesen ist
(siehe § 56 Abs. 3 Satz 2 NGO) – auch für
die Bürger meisterin oder den Bürgermei-
ster in Mitgliedsgemeinden von Samtge-
meinden gilt.
Auch wird die fehlerhafte Verweisung in
§ 105 Abs. 4 Satz 1 NKomVG in der Fassung
vom 17. Dezember 2010 auf Absatz 2 durch
die Verweisung auf § 104 Satz 1 NKomVG
ersetzt, so dass deutlich wird, dass die
stellvertretenden Bürgermeisterinnen oder
Bürgermeister in Mitgliedsgemeinden von
Samtgemeinden nicht etwa stets aus der
Mitte des Rates zu wählen sind, sondern
nur dann, wenn der Rat auf die Bildung
eines Verwaltungsschusses verzichtet hat
(siehe hierzu Thiele, R&R Nr. 5/2011, S. 18).
2. Die Empfehlungen der
Entschädigungskommission nach
§ 55 Abs. 2 NKomVG
Nach § 55 Abs. 2 Satz 1 NKomVG beruft das
für Inneres zuständige Ministerium jeweils
vor dem Ende einer allgemeinen Wahlpe-
riode sachverständige Personen in eine
Kommission, die bis zum Beginn der neuen
Wahlperiode Empfehlungen zur Ausgestal-
tung und Höhe der den Abgeordneten zu
zahlenden Aufwandsentschädigungen gibt.
Diese so genannte Entschädigungs-
kommission hat ihre Empfehlungen
Mitte September dieses Jahres unter
anderem auf der Internetseite des Nie-
dersächsischen Innenministeriums unter
www.mi.niedersachsen.de veröffentlicht.
Nach Ansicht der Entschädigungskom-
mission sollte die Aufwandsentschädigung
(ohne Kosten einer Kinderbetreuung und
Fahrtkosten) für Ratsherren und Rats-
frauen der Gemeinde- oder Samtgemein-
deräte sowie für Mitglieder von Orts- und
Stadtbezirksräten im Monat folgende
Höchstbeträge (die Kommission weist
darauf hin, dass ihre Empfehlungen nicht
darauf gerichtet sind, diese Beträge auszu-
schöpfen) nicht überschreiten:
Gemeinden oder Samtgemeinden
bis 30 000 Einwohner 240 Euro
30 001 bis 150 000 Einwohner 320 Euro
150 001 bis 450 000 Einwohner 420 Euro
über 450 000 Einwohner 480 Euro
In Mitgliedsgemeinden von Samtge-
meinden sollte die Aufwandsentschädi-
gung 50 Prozent der für Gemeinden oder
Samtgemeinden mit der gleichen Einwoh-
nerzahl geltenden Höchstbeträge nicht
überschreiten.
Wenn es in den Empfehlungen der Kom-
mission heißt, innerhalb der Größenklas-
sen seien die empfohlenen Höchstbeträge
durch „Interpolation“ zu ermitteln, so kann
damit insbesondere bei Gemeinden unter
30 000 Einwohner keine mathematische
Präzision gemeint sein. Offenbar ist daran
gedacht, auch innerhalb der Größenklas-
sen eine gewisse Verhältnismäßigkeit der
Aufwandsentschädigungen zu wahren.
Hinzuweisen ist noch darauf, dass
die Empfehlungen auch den § 55 Abs. 1
Satz 3 NKomVG konkretisieren, wonach
die Entschädigung für Abgeordnete mit
besonderen Funktionen erhöht werden
darf. Nach Auffassung der Kommission
ist eine erhöhte Aufwandsentschädigung
nur bei Abgeordneten gerechtfertigt, die
eine der folgenden Funktionen ausüben:
ehrenamtliche Stellvertreterin oder Stell-
vertreter der Hauptverwaltungsbeamtin
oder des Hauptverwaltungsbeamten,
Fraktionsvorsitzende oder Fraktionsvor-
sitzender, Beigeordnete oder Beigeord-
neter oder Vertretungsvorsitzende oder
Vertretungsvorsitzender. Bei Ausschuss-
vorsitzenden empfiehlt die Kommission
eine höhere Entschädigung nicht oder
nur dann vorzusehen, wenn es sich um
einen Ausschuss mit Entscheidungskom-
petenzen handelt.
3. Zu den (neuen) Begrifflichkeiten
im NKomVG
Zu guter Letzt soll an dieser Stelle noch ein
landläufiges Missverständnis aus der Welt
geschafft werden, dass nämlich die herge-
brachten Bezeichnungen für die Organe
der Kommunen mit dem Inkrafttreten des
NKomVG keinerlei Bedeutung mehr hät-
ten. Das ist nicht richtig. Zwar nennt § 7
Abs. 1 NKomVG aus gesetzes technischen
Gründen als Organe der Kommunen die
Vertretung, den Hauptausschuss und
die Hauptverwaltungs beamtin oder den
Hauptverwaltungsbeamten. In § 7 Abs. 2
NKomVG wird allerdings verdeutlicht,
dass es sich hierbei nur um Oberbegriffe
handelt und es namentlich in den Gemein-
den bei den Bezeichnungen Rat, Verwal-
tungsausschuss und Bürgermeisterin oder
Bürgermeister für diese Organe bleibt.
T H E M E N S C H W E R P U N K T : KO M M U N A L E S E L B S T V E RWA LT U N G
183DNG 6 2011
Z U R P E R S O N
Wahlen und Ernennungen
Dr. Marina Hohage
Bernd-Georg Höfer
Dr. Marina Hohage wurde mit Wirkung
vom 1. Dezember 2011 zur Geschäfts-
führerin der Niedersächsischen Ver-
sorgungskasse (NVK) berufen. Sie war
bisher Rechts- und Personaldezernentin
sowie Vertreterin des hauptberuflichen
Vizepräsidenten der Stiftung Universität
Hildesheim. Hohage tritt an die Stelle des
bisherigen Geschäftsführers und Direk-
tors Bernd-Georg Höfer, der nach über
18-jähriger Tätigkeit in der NVK in den
Ruhestand eingetreten ist.
Bernd Rebens, ehemaliger Direk-
tor des Landesverbandes der
Volkshochschulen Niedersach-
sen e. V., verstarb im Alter von
64 Jahren. 1993 wechselte er aus
der Position des Pädagogischen
Leiters der Bildungsvereinigung
Arbeit und Leben Niedersachsen
e. V. an die Spitze des Landesver-
bandes der Volkshoch schulen.
Das Amt des Verbandspräsidenten
hatte er bis 2006 inne. Danach
war er als Erster Geschäftsführer
der Agentur für Erwachsenen-
und Weiterbildung maßgeblich
an deren Aufbau beteiligt. Der
Niedersächsische Städte- und
Gemeinde bund wird Bernd
Rebens stets in wertschätzender
Erinnerung behalten.
NachrufeDiedrich Fischbeck,
Gemeinde Wardenburg,
Landkreis Oldenburg,
verstarb im Alter von
78 Jahren. Fischbeck
war von 1968 bis 1986
Bürgermeister und 40
Jahre Mitglied im Rat
der Gemeinde Wardenburg und erhielt
für seine Leistungen 2005 vom Nieder-
sächsischen Städte- und Gemeindebund
die Ehrennadel in Gold. 1988 wurde er
mit dem Bundesverdienstkreuz ausge-
zeichnet. Außerdem war er viele Jahre
Vorsitzender des Verwaltungsausschus-
ses sowie ebenfalls Mitglied des Kreis-
tages. Der Niedersächsische Städte- und
Gemeindebund wird sein Gedenken stets
in Ehren halten.
Ehrungen des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes mit Ablauf der Wahlperiode 2011*
Ehrung in der Gemeinde Schellerten: August-Ludolf Ohlms (Ortschaft Schel-
lerten) und Reinhard Ratay (Ortschaft Ahstedt) erhielten von Präsident Rainer
Timmermann die Ehrenmedaille des Niedersächsischen Städte- und Gemeinde-
bundes für mindestens 30-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister.
Bürgermeister Axel Witte, August-Ludolf Ohlms, Reinhard Ratay und NSGB-Präsident Rainer Timmermann (von links)
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Weitere Ehrungen
Kreisverband AmmerlandEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Dieter Decker (21 Jahre
Bürgermeister und 40 Jahre im Rat)•Herrmann Tammen,
Gemeinde Apen
Kreisverband AurichGroße Verbandsurkunde:•Martin Tuitjer (über 40 Jahre
Bürgermeister und 47 Jahre im Rat), Gemeinde Wirdum, SG Brookmerland
•Robert Henninga (43 Jahre im Rat), Stadt Wiesmoor
•Robert Niemeyer (43 Jahre im Rat), Stadt Wiesmoor
Ehrenmedaille für mindestens 30-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister: •Klaus Gronewold, Ostersander,
Stadt Wiesmoor•Hinrich Trauernicht, Spetzerfehn,
Stadt Wiesmoor
* Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir bei den Ratsmitglieder-Ehrungen aus Platzgründen hier nur diejenigen berücksichtigen konnten, die die Ehrennadel in Gold oder die Große Verbands urkunde erhalten haben.
Weiterhin konnten insgesamt nur die Ehrungen veröffentlicht werden, die uns bis zum Redaktionsschluss (7.11.2011) zur Kenntnis gegeben wurden.
184 DNG 6 2011
Z U R P E R S O N
Ehrennadel in Gold für
mindestens 25-jährige Tätigkeit
als Bürgermeister/in und/oder
Hauptverwaltungsbeamte/r:
•Hermann Gronewold, Gemeinde Halbemond, SG Hage
•Wilhelm Hippen (Ortsbürgermeister), Ihlower Fehn, Gemeinde Ihlow
•Rita Janssen (Ortsbürgermeisterin), Riepe, Gemeinde Ihlow
Kreisverband CelleEhrenmedaille für 30-jährige Tätigkeit
als Ortsbürgermeister:
•Dietrich Ziemke, Jeversen, Gemeinde Wietze
Ehrennadel in Gold für 40-jährige
Mitgliedschaft im Rat:
•Dietrich Ziemke, Gemeinde WietzeEhrennadel in Silber für mindestens
20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister
und/oder Hauptverwaltungsbeamter:
•Otto Brandes, Gemeinde Scharnhorst, SG Hage
•Helmut Ebel (Ortsvorsteher), Hassel, Stadt Bergen
•Hermann Rodenberg, Gemeinde Eicklingen, SG Flotwedel
Kreisverband CloppenburgEhrennadel in Gold für mindestens
40-jährige Mitgliedschaft im Rat:
•Willi Behrens, Gemeinde Emstek•Christian Koch, Conrad Niemeyer
und Leonard Rosenbaum, Gemeinde Saterland
•Georg Meyer, Gemeinde Cappeln
Kreisverband CuxhavenGroße Verbandsurkunde:
•Martin Bensen (25 Jahre Bürgermeister und 43 Jahre im Rat), Flecken Beverstedt , SG Beverstedt
•Volker Lüdtke (fast 40 Jahre Bürgermeister und Mitglied im Rat), Gemeinde Bokel, SG Beverstedt
Ehrenmedaille für mindestens
30-jährige Tätigkeit als
Bürgermeister und/oder
Hauptverwaltungsbeamter:
•Martin Döscher (40 Jahre), Gemeinde Köhlen, SG Bederkesa
•Klaus Seier, Gemeinde Dorum, SG Land Wursten
Ehrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Günter Diekhoff (Ortsbürgermeister),
Imsum, Stadt Langen•Georg Martens, SG am DobrockEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Hans Georg Heinßen, Gemeinde
Cadenberge, SG Am Dobrock•Claus Leydecker, SG am Dobrock•Reinhard Poppe, Gemeinde Wingst,
SG Am Dobrock•Emil Sagemann, Stadt Langen•Elfriede Sperber, Gemeinde Loxstedt•Heinrich Wieking, Gemeinde
Cadenberge, SG Am DobrockEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Dieter Lindey, Gemeinde Hollen,
SG Beverstedt•Karl-Heinz Linck, Gemeinde Belum,
SG am Dobrock•Wolfgang Neumann, SG Land Wursten•Manfred Tönjes, Gemeinde Heerstedt,
SG Beverstedt
Kreisverband EmslandEhrenmedaille für mindestens 30-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Gerhard Göken, Gemeinde
Hilkenbrook, SG NordhümmlingEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister:•Alfons Robbes, Holsten-Bexten,
Gemeinde SalzbergenEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Heinrich Kreutzjahs (47 Jahre im
Rat), Gemeinde Lorup, SG Werlte•Bernhard Megger, Stadt Haselünne•Heinrich Schwarte, Gemeinde
Niederlangen, SG Lathen
Kreisverband FrieslandEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Diedrich Loers, Gemeinde Bockhorn
Ehrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Ewald Spiekermann, Gemeinde
Bockhorn
Kreisverband GifhornEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Eberhard Asche-Baumgarten,
Gemeinde Leiferde, SG Meinersen•Wilhelm Hasselmann, Gemeinde
Steinhorst, SG Hankensbüttel•Erich Hemmerling, Gemeinde
Weyhausen, SG Boldecker Land•Klaus Knühmann (20 Jahre
Bürgermeister und 40 Jahre im Rat), Gemeinde Dedelsdorf, SG Hankensbüttel
•Paul Lütje, Gemeinde Wasbüttel, SG Isenbüttel
•Heinz-Wilhelm Müller, Gemeinde Tappenbeck, SG Boldecker Land
Kreisverband GöttingenEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister:•Hartwig Giebel, Groß Schneen,
Gemeinde Friedland•Gerold Kunz, Diemarden, Gemeinde
Gleichen•Gerhard Nolte, Gelliehausen,
Gemeinde GleichenEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Georg Freiberg, Gemeinde
Wollbrandshausen, SG Gieboldehausen
•Franz Jacobi, Gemeinde Rhumspringe, SG Gieboldehausen
Kreisverband HarburgEhrenmedaille für mindestens 30-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Walter Kruse, Gemeinde Egestorf,
SG HanstedtEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeisterin:•Gabriele Apel, Gemeinde Drestedt,
SG Hollenstedt
185DNG 6 2011
Z U R P E R S O N
Ehrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Hansheinrich Jenzen, Gemeinde
Stelle•Wolfgang Koch, Gemeinde Undeloh,
SG Hanstedt
Kreisverband HeidekreisEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Werner Bartsch (20 Jahre
Bürgermeister und 40 Jahre im Rat), Gemeinde Schwarmstedt, SG Schwarmstedt
•Reinhard Stelter, SG AhldenEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Uwe Wrieden, Gemeinde Wietzendorf
Kreisverband HelmstedtGroße Verbandsurkunde:•Johannes Nitschke (27 Jahre
Bürgermeister und 43 Jahre im Rat), Gemeinde Grasleben, SG Grasleben
Kreisverband HildesheimEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Alfred Bellgardt (Ortsvorsteher),
Klein Duingen, Stadt Bad Salzdetfurth•Dieter Hebner, Gemeinde
Winzenburg, SG Freden•Peter Ossenkopp
(Ortsbürgermeister), Lechstedt, Stadt Bad Salzdetfurth
•Dieter Schubert, Gemeinde Freden, SG Freden
Ehrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Wolfgang Dettmer und Reinhard
Nipp, Stadt Bad Salzdetfurth•Klaus Schütz, SG HolleEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Klaus Funke, Gemeinde
Woltershausen, SG Lamspringe
Kreisverband LeerEhrenmedaille für mindestens 30-jährige Tätigkeit als Bürgermeister:•Herbert Broich (Ortsbürgermeister),
Burlage, Gemeinde Rhauderfehn
•Georg Gathen, Gemeinde Filsum, SG Jümme
Ehrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister:•Karl-Heinz Jesionek, Flachsmeer,
Gemeinde RhauderfehnEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Heinz-Werner Ripke (Ortsrat),
Tergast, Gemeinde Rhauderfehn
Kreisverband LüneburgEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Bernd Hein, Gemeinde Barendorf,
SG OstheideEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Manfred Grabowski (43 Jahre),
Gemeinde Amelinghausen, SG Amelinghausen
Kreisverband UelzenEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Günter Täck, Gemeinde Himbergen,
SG Bevensen
Kreisverband Lüchow-DannenbergEhrenmedaille:•Herbert Höbermann (30 Jahre
Bürgermeister), Flecken Clenze, SG Clenze
Ehrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Herbert Krüger, Gemeinde Gorleben,
SG GartowEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Klaus Böttcher, Gemeinde
Woltersdorf, SG Lüchow•Wilhelm von Gottberg, Gemeinde
Schnega, SG Clenze•Dietmar Harlfinger, Gemeinde
Göhrde, SG Elbtalaue•August Mattiesch, Gemeinde
Damnatz, SG Elbtalaue•Heinz Schulz, Gemeinde Zernien,
SG Elbtalaue
186 DNG 6 2011
Z U R P E R S O N
Kreisverband LüneburgEhrennadel in Gold für mindestens
25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister
und/oder Hauptverwaltungsbeamter:
•Bernd Hein, Gemeinde Barendorf, SG Ostheide
•Heinz Meyer, Gemeinde Melbeck, SG Ilmenau
•Udo Staacke, Gemeinde Boitze, SG Dahlenburg
Kreisverband NienburgEhrennadel in Silber für mindestens
20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister
und/oder Hauptverwaltungsbeamter:
•Burkhard Schädeke, Gemeinde Haßbergen, SG Heemsen
Kreisverband NortheimEhrenmedaille für mindestens
30-jährige Tätigkeit als
Ortsbürgermeister:
•Harry Arnemann, Wahmbeck, Flecken Bodenfelde
•Werner Brandfaß, Lindau, Gemeinde Katlenburg-Lindau
•Wolfgang Meuschke, Willershausen, Gemeinde Kalefeld
•Gerhard Ritter (40 Jahre, und 40 Jahre im Ortsrat), Lüthorst, Stadt Dassel
Ehrennadel in Gold für mindestens
25-jährige Tätigkeit als
Ortsbürgermeister/in:
•Hans-Ulrich Gobrecht, Sudershausen, Flecken Nörten-Hardenberg
•Frauke Heiligenstadt, Gillersheim, Gemeinde Katlenburg-Lindau
•Heinz Marks, Elvershausen, Gemeinde Katlenburg-Lindau
Ehrennadel in Silber für mindestens
20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister
und/oder Hauptverwaltungsbeamter:
•Heinz Brandt (Ortsbürgermeister), Bishausen, Flecken Nörten-Hardenberg
•Frank Priebe, Flecken Nörten-Hardenberg
•Werner Thiele (Ortsbürgermeister), Wollbrechtshausen, Flecken Nörten-Hardenberg
•Willi Wegener (Ortsbürgermeister), Suterode, Gemeinde Katlenburg-Lindau
Kreisverband OldenburgEhrennadel in Silber für mindestens 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Gert Weidenhöfer, Gemeinde
Winkelsedd, SG Harpstedt
Kreisverband OsterholzEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister:•Georg Cammann, Meyenburg,
Gemeinde SchwanewedeEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Erich Geffers, Gemeinde Worpswede
Kreisverband PeineEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Hans-Hermann Baas, Gemeinde
LengedeEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Werner Kirschner, Gemeinden
Vechelde und Ilsede
Kreisverband StadeGroße Verbandsurkunde:•Heinrich von Borstel (20 Jahre
Bürgermeister und 47 Jahre im Rat), Gemeinde Wischhafen, SG Nordkehdingen
•Otto Bruns (43 Jahre Rat und 40 Jahre Samtgemeinderat), Gemeinde Steinkirchen und SG Lühe
•Hans-Ulrich Gosch, Gemeinde Guderhandviertel, SG Lühe
Kreisverband UelzenEhrenmedaille für 30-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Peter Meyer, Gemeinde Wieren,
SG WrestedtEhrennadel in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Karl Everding, Gemeinde Rosche,
SG Rosche•Willi Scharnhop, SG Bevensen und
ehemalige Gemeinde BohndorfEhrennadel in Silber für 20-jährige Tätigkeit als Bürgermeisterin:•Christel Beplate-Haarstrich,
Gemeinde Suderburg, SG Suderburg
Kreisverband VechtaEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Willibald Meyer, Gemeinde
Goldenstedt
Kreisverband WesermarschEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Hans-Joachim Beckmann, Gemeinde
Lemwerder
Kreisverband WittmundEhrenmedaille für 30-jährige Tätigkeit als Bürgermeister und/oder Hauptverwaltungsbeamter:•Dieter Tobias, Gemeinde Moorweg,
SG EsensEhrennadel in Gold für mindestens 40-jährige Mitgliedschaft im Rat:•Landtagspräsident Hermann Dinkla,
SG Holtriem•Theodor Storck, Gemeinde
Neuschoo, SG Holtriem
Kreisverband WolfenbüttelEhrennadel in Gold für mindestens 25-jährige Tätigkeit als Ortsbürgermeister:•WolfgangRöper,KleinSchöppenstedt,
Gemeinde Cremlingen
Öffne deine Augen
für meine Welt.
Werde Pate!Nähere Infos:
040-611 400www.plan-deutschland.de
AZ-45X75:. 25.01.2008 11:09 Uh
187DNG 6 2011
A L L G E M E I N E V E RWA LT U N G U N D E U R O PA
Erfolgreiche Personalgewinnung für die kommunale FamilieNiedersächsischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung e. V. (NSI)
Von Dr. Stefan Eisner, NSI, und Geschäftsführer der NSI Consult GmbH, und Professor Dr. Michael Jesser, NSI, Leiter des Bildungszentrums Braunschweig
Der wichtigste Produk-
tionsfaktor in einem
modernen Dienstlei-
stungsbetrieb ist die
menschliche Arbeits-
kraft. Um sicherzustel-
len, dass die Kommunen
in Zukunft die zu bewäl-
tigenden Aufgaben effi-
zient und zur Zufrieden-
heit der Bürgerinnen und Bürger erfül-
len können, bedarf es zunehmend einer
professionellen Personalauswahl durch
die kommunalen Entscheidungsträger.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnis
wurde im Jahr 2006 vom Studieninstitut
Braunschweig ein speziell auf die Bedürf-
nisse der niedersächsischen Gemeinden,
Städte und Landkreise zugeschnittenes
Personalauswahlverfahren für den kom-
munalen Nachwuchs konzipiert. Sehr
schnell wurde deutlich, dass unter den
entscheidenden Aspekten der „Diagnose“
auf der einen Seite und der „Wirtschaft-
lichkeit“ auf der anderen Seite eine
Eigenproduktion nicht in Frage kommen
würde. Nach sorgsamer Selektion des
Marktes wurden die Verantwortlichen auf
das Institut für Personalentwicklung und
Eignungsprüfung im öffentlichen Dienst
(IfP) mit Sitz in Köln aufmerksam.
Institut für Personalauswahl (IfP)
Die Gründung des IfP erfolgte durch
Beschluss des Rates der Stadt Köln im
Jahr 1956 mit der Zielsetzung, die Per-
sonalauswahl der sich anschließenden
Kommunen durch gemeinsam finanzierte,
wissenschaftlich abgesicherte Verfahren
unter psychologischer Leitung zu unter-
stützen. Das Institut firmiert als Ver-
ein, dem als Mitglieder
Städte, Kreise und kom-
munale Ausbildungsein-
richtungen angehören
und dessen Geschäfts-
führung der Stadt Köln
obliegt. Die kommunale
Basis und damit das Wis-
sen um die kommunalen
Bedürfnisse hat zur Ent-
wicklung eines Portfolios inklusive stan-
dardisierter schriftlicher Eignungstests,
Assessments und gesprächsdiagnos-
tischen Auswahlverfahren im Rahmen
von Personalgewinnung und -entwicklung
geführt. Diese speziell für die kommunale
Landschaft konzipierten Verfahren kom-
biniert mit den neuesten wissenschaft-
lichen Erkenntnissen ermöglichen es, ein
Angebot vorzuhalten, welches nicht auf
dem allgemeinen Test- und Assessment-
Markt erhältlich ist. Dabei führte die ste-
tige Weiter entwicklung der einzelnen Ver-
fahren inhaltlich zu einer Wandlung der
zunächst auf der klassischen Intelligenz-
theorie beruhenden Aufgabenkonzepte
hin zu einer Einbindung vor allem der
kommunikativen Intelligenz und anderer
anforderungsnaher Aufgabenelemente.
Schriftliches Eignungstestverfahren
Standardisierte Auswahltests messen
Eignung und Befähigung von Bewer-
berinnen und Bewerber. Sie benutzen
objektive Methoden und bieten auch bei
großen Bewerberzahlen eine Basis für
unabhängige und gleichbehandlungsge-
rechte Einstellungsentscheidungen. Die
Aussagekraft der eingesetzten Messver-
fahren muss sich in der weitgehenden
Übereinstimmung der Testnoten mit den
später in Ausbildung und Beruf erzielten
Leistungen erweisen. Dieser Qualitäts-
indikator wird als Validität bezeichnet
und ist unter anderem in der DIN-Norm
33430 beschrieben. Mit mehrstündigen,
schriftlichen Tests werden zu den ver-
schiedenen Verwaltungsausbildungen
Eignungsaussagen für diverse Fähigkeits-
elemente des Anforderungsprofils erzielt.
Die nachfolgende Übersicht zeigt einen
Auszug aus der breiten Angebotspalette:
Dr. Stefan Eisner
Professor Dr. Michael
Jesser
Verwaltung Technik
• Diplomverwaltungswirte„gehobenerDienst“
• Informatikkaufleute/Fachinformatiker
• Verwaltungswirte„mittlererDienst“ • Lebensmittelkontrolleure
• Verwaltungsfachangestellte • Anlagenmechaniker
• AngestelltenlehrgängeIundII • Feuerwehrleute„mittlererDienst“
• KaufleutefürBürokommunikation • Systemelektroniker
• KaufleutefürMarketingkommunikation • Bauzeichner/technischerZeichner
• Veranstaltungskaufleute • Straßenwärter
• FachangestelltefürMedien-undInfo-dienste, Bibliothek
• Mechatroniker
• Bürokaufleute • Elektrotechniker
• Bestattungsfachkräfte • Gärtner
188 DNG 6 2011
A L L G E M E I N E V E RWA LT U N G U N D E U R O PA
Aktuell werden Tests für mehr als 150
Berufsbilder angeboten. Der schriftliche
Test setzt sich unter anderem aus meh-
reren faktorenanalytisch fundierten Ele-
menten zusammen:
• sprachlichesVerständnisund
Ausdruck,
• AuffassenundLernen,
• BefähigungzumaktivenZuhören,
• LogikundGenauigkeit,
• rechnerisch-gegenständlichesDenken
und
• Arbeitstempo.
Ergänzend können noch Kenntnisse in
Orthographie und Interpunktion, Basis-
kenntnisse in englischer Alltags- und
Informatikfachsprache, technisches
Verständnis und naturwissenschaftliches
Grundverständnis abgefragt werden.
Die Testverfahren sind standardisiert,
entsprechen der DIN Norm 33430 und
liefern nach berufsgruppenspezifischen
Maßstäben objektive Ergebnisse zum
Beispiel in der Form von Schulnoten. Die
Darstellung erfolgt in verdichteten Tabel-
len oder in formatierten Einzelgutachten,
wobei stets eine Anpassung an den Kun-
denwunsch vorgenommen werden kann.
Das mündliche Auswahlverfahren
• Durchführung von mündlichen Eig-
nungstests, so genannte semistandar-
disierte Kurz-Assessments als Inhouse-
Veranstaltung,
• BegleitungdermündlichenAuswahl-
verfahren durch erfahrene Psycho-
logen,
• BereitstellungallerVerfahrensunter-
lagen, Moderation des Verfahrens, ini-
tieller Belegvortrag nach jedem Beob-
achtungsschritt und Dokumentation
der Auswertung/Ergebnisse.
Das mündliche Auswahlverfahren ist pri-
mär auf die Kompetenzbereiche Motiva-
tion und Sozialverhalten ausgerichtet.
Zwecks optimaler Vorbereitung ist dem
mündlichen Eignungstestverfahren in
der Regel ein so genannter „Pretest“ vor-
geschaltet, der auch als anonymisierte
Komponente der Vorauswahl eingesetzt
werden kann. Hierbei handelt es sich um
einen Fragenkatalog, den die Teilneh-
merinnen und Teilnehmer im Vorfeld über
das Internet (anonymisiert) zu beantwor-
ten haben. Der wissenschaftliche Testlei-
ter nimmt hierauf später Bezug.
Die Assessments
Durchgeführt werden die so genannten
Assessment Center für Gruppen und
Einzelpersonen. Die dabei am häufigsten
untersuchten Verhaltensdispositionen
sind das Geschäfts- und Rollenverständ-
nis, die soziale und intellektuelle Kompe-
tenz und die Motivationsverfassung der
Bewerber. Die genaue Ausformung des
Zielprofils ist jedoch immer der vorge-
lagerten Abstimmung mit dem Auftrag-
geber oder seiner Auswahlkommission
vorbehalten.
Das Studieninstitut als „Ihr
Dienstleister“ oder „Die Rolle des
Studieninstituts“
Das NSI hält in Niedersachsen das Mono-
pol an den Testverfahren des IfP. Es ist
Vertragspartner für alle interessierten
Kommunen und führt das Testverfahren
nach Absprache mit den Auftraggebern
eigenverantwortlich durch. Die Tests
werden entweder im Institutsgebäude des
Bildungszentrums Braunschweig, an wei-
teren Teststandorten in Niedersachsen
oder als Inhouse-Veranstaltung durchge-
führt. In einer Gruppe können maximal
60 Personen getestet werden. Bei Bedarf
werden auch Einzeltests durch-
geführt (zum Beispiel
bei einer vorliegenden
Schwerbehinderung).
Webgestütztes
Befragungssystem
zur Analyse von
Bewerberbiographien
Das webgestützte Befra-
gungssystem ist eine rech-
nergestützte, selbstadap-
tierende biographische
Befragung zu Leistungs-
sachverhalten in der jüngeren Biographie
einer Bewerberin oder eines Bewerbers.
Die Befragung kann vom heimischen PC
aus bearbeitet und zu Vorauswahl, Bera-
tung und/oder zur ergänzenden Diagnose
neben den herkömmlichen Leistungstests
genutzt werden. Zielgruppe sind Bewer-
berinnen und Bewerber für eine Verwal-
tungs- oder kaufmännische Ausbildung.
Dem Befragungssystem liegt die
Annahme zugrunde, dass persönliche
Stärken, die in der jüngeren Vergangen-
heit gezeigt wurden, auch im beruflichen
Verhalten der Zukunft zu erwarten sind.
Angesprochen werden Sachverhalte in
der persönlichen Biographie, in denen
sich Leistungs- und Anstrengungsbereit-
schaft geäußert hat oder erlebt wurde.
In den über 1 000 Fragen mit über 5 000
Antwortalternativen werden bestimmte
aussagekräftige Verhaltensfelder thema-
tisiert.
Quelle: http://www.personalauslese.
org/index.php
Kontakt
Niedersächsisches Studieninstitut
für kommunale Verwaltung e. V.,
Bildungszentrum Braunschweig,
Wendenstraße 69
38100 Braunschweig
Tel. 0531 470-5300
Fax 0531 470-5310
E-Mail: Eignungstest@nds-sti.de
Internet: www.nds-sti.de
189DNG 6 2011
A L L G E M E I N E V E RWA LT U N G U N D E U R O PA
Niedersachsen startet Plattform für die elektronische Weiterleitung von GewerbemeldungenIn Niedersachsen verteilen die 428
Gewerbeämter jährlich rund 1,5 Millio-
nen Gewerbemeldungen an rund 180 ver-
schiedene öffentliche Stellen (Kammern,
Finanzämter, Statistikbehörde etc.).
Mithilfe des neuen IT-Verfahrens „edin-
gewerbe1“ kann diese Verteilung jetzt
komplett elektronisch und damit schnel-
ler und kostengünstiger erfolgen. Basis
des Verfahrens ist eine zentrale Plattform
für eGovernment-Prozesse („eGovPro“).
Mit dem Aufbau dieser Plattform hat das
Land Niedersachsen eine hochmoderne
Basis geschaffen, um auch viele weitere
Geschäftsprozesse der öffentlichen Ver-
waltung komplett elektronisch zu unter-
stützen.
Realisiert wurde das Verfahren unter
der Federführung des Niedersächsischen
Ministeriums für Inneres und Sport
gemeinsam mit den niedersächsischen
kommunalen Spitzenverbänden. In
Zusammenarbeit mit der GovConnect
GmbH, der Software AG (SAG) sowie
der init AG wurde im Landesbetrieb für
Statistik und Kommunikationstechnolo-
gie Niedersachsen (LSKN) ein zentraler
Webservice entwickelt, den die Fachver-
fahren der Kommunen jetzt zur Verteilung
der Gewerbemeldungen nutzen können.
edin-gewerbe nimmt die Meldungen ent-
gegen, prüft sie auf Vollständigkeit und
fachliche Korrektheit, ordnet einen quali-
fizierten Branchenschlüssel zu und leitet
die Daten nach den gesetzlichen Vorga-
ben an die entsprechenden Stellen weiter.
Als eine der ersten Städte Niedersach-
sens übermittelt Georgsmarienhütte die
Gewerbemeldungen über die zentrale
Plattform. Die Vorteile dabei: Es muss
nur noch eine Übermittlungsdatei erzeugt
werden, die an alle Empfänger verteilt
wird. Auf den aufwändigen, zeit- und
kostenintensiven Meldungsversand in
Papierform kann verzichtet werden. Auch
nachgelagerte Stellen profitieren von dem
Verfahren, weil Übertragungszeiten auf
ein Minimum reduziert werden. Die mei-
sten Anbieter von Gewerbefachverfahren
unterstützen die niedersächsischen Kom-
munen beim Anschluss an edin-gewerbe.
„Mit edin-gewerbe schaffen wir jetzt
die Grundlage, dass Gewerbemeldungen
auch innerhalb der öffentlichen Verwal-
tung komplett elektronisch bearbeitet
werden können“, so Dr. Sandra von
Klaeden, Staatssekretärin im Nieder-
sächsischen Ministerium für Inneres und
1 „edin“ steht für „elektronischer Datenaustausch in Niedersachsen“
Ö F F E N T L I C H E S I C H E R H E I T U N D V E R K E H R
Kommunale Prävention zielgenau und wirkungs-orientiert steuernVon Frederick Groeger-Roth, Projektleiter „SPIN“, Landespräventionsrat Niedersachsen (LPR)
Sport. „Land und Kommunen gehen damit
einen weiteren bedeutenden Schritt hin
zu einer effizienteren Verwaltung.“
„Die Realisierung von edin-gewerbe
verdeutlicht, dass Kommunal- und
Landes ebene bei der Umsetzung von
eGovernment in Niedersachsen an einem
Strang ziehen und ein gemeinsames Vor-
gehen Vorteile für alle Beteiligten mit
sich bringt“, betont Bernhard Möller,
Geschäftsführer der GovConnect GmbH.
Weitere Informationen zu edin-gewerbe
sind über die Portalseite http://edin-
gewerbe.niedersachsen.de verfügbar.
Über die GovConnect GmbH
Die im Jahr 2006 von den kommunalen IT-Dienstleistern in Niedersachsen gegrün-
dete GovConnect GmbH hat die Aufgabe, gemeinsame eGovernment-Aktiviäten
ihrer Gesellschafter zu bündeln und bei gemeinsamen Projekten Koordinierungs-
und Steuerungsfunktionen zu übernehmen. Darüber hinaus betreibt die GovCon-
nect das Portal „Moin!-ZEMA“ zur Erteilung von einfachen Melderegisteraus-
künften über das Internet. Gleichzeitig strebt die GovConnect GmbH vor dem
Hintergrund föderaler Strukturen von eGovernment an, die Zusammenarbeit
mit dem Land Niedersachsen und mit den kommunalen Spitzenverbänden in
Niedersachsen zu intensivieren.
Ausgangslage
Die kommunale Kriminalprävention ist
in Niedersachsen ein in der Fläche weit
verbreitetes und gut verankertes Kon-
zept. Davon zeugen vor allem die rund
200 kommunalen Präventionsgremien,
die Mitglied im Landespräventionsrat
sind. Auch in vielen kleineren Städten
und Gemeinden ist man davon über-
zeugt, dass eine ressort- und bereichs-
übergreifende Vernetzung der Akteure
wegweisend ist (siehe auch die Beiträge
190 DNG 6 2011
Ö F F E N T L I C H E S I C H E R H E I T U N D V E R K E H R
von Justizminister Bernd Buse-
mann und Bürgermeisterin Alice
Gerken-Klaas in DNG 2/2009).
Die Bedingungen des Aufwach-
sens von Kindern und Jugend-
lichen positiv zu beeinflussen,
steht dabei oft im Mittelpunkt
der Bemühungen.
Eine Herausforderung bei
der kommunalen Prävention
besteht in der zielgenauen und wirkungs-
orientierten Steuerung der Aktivitäten.
Welches sind die größten Risiken für ein
sicheres und gesundes Aufwachsen von
Kindern und Jugendlichen in unserer
Stadt, in unserer Gemeinde? Wie können
die vielen verschiedenen Aktivitäten zu
einem schlüssigen Konzept verbunden
werden? Welche Maßnahmen sind erwie-
senermaßen wirksam in der Reduzierung
von Gewalt, Kriminalität oder Alkohol-
missbrauch und bei welchen vermuten
wir nur die Wirkung? Können die Fort-
schritte der kommunalen Präventions-
arbeit gemessen werden?
Ein neuer Ansatz
Der Landespräventionsrat sucht in einem
Modellversuch nach handhabbaren Ant-
worten auf diese Fragen. Im Rahmen
des Projektes „SPIN – Sozialräumliche
Prävention in Netzwerken“ (12/2008 –
12/2012)1 testet der LPR zu diesem Zweck
die Übertragbarkeit einer ursprünglich in
den USA entwickelten Methode zur wir-
kungsorientierten Prävention mit dem
Namen „Communities That Care – CTC“
(„Gemeinschaften, die sich kümmern“).
Die CTC-Methode soll Kommunen dabei
unterstützen, ihre Präventionsaktivitäten
zielgenauer und an den Erkenntnissen
über nachgewiesen wirksame Präven-
tionsprogramme auszurichten. CTC
wird international in hunderten
Kommunen eingesetzt, beispiels-
weise auch in den Niederlanden;
in Deutschland vor dem Modell-
versuch nicht.
CTC nutzt den wissenschaft-
lichen Kenntnisstand über ent-
wicklungsbezogene Risiko- und
Schutzfaktoren. Risiko faktoren
sind „Vorzeichen“, die dem Auf-
treten von schwerwiegenden Verhaltens-
problemen bei Kindern und Jugendlichen
zeitlich vorangehen und die die Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens von Pro-
blemen erhöhen. Risikofaktoren lassen
sich im Bereich der Familie (zum Bei-
spiel unklare Regeln), in der Schule (zum
Beispiel frühe Lernrückstände), auf der
individuellen und Gleichaltrigen-Ebene
und in der Nachbarschaft (zum Beispiel
fehlende Bindungen) finden. Bestimmte
Schutzfaktoren in diesen vier Bereichen
wirken als „Puffer“ diesen Risiken ent-
gegen. Eine übergreifende Strategie zur
Prävention von Gewalt, Kriminalität,
Alkohol- und Drogenmissbrauch, vorzei-
tigem Schulabbruch, riskantem Sexual-
verhalten und depressiven Symptomen
lässt sich durch Beeinflussung dieser
Faktoren entwickeln (ausführlich dazu
siehe www.ctc-info.de).
Der Handlungsansatz von Communities
That Care besteht in
• demEinbezugallerrelevantenAkteure
in einer kommunalen Lenkungsgruppe
und einem ausführenden „Gebiets-
team“, die den Prozess gemeinsam
gestalten,
• derMessungdesNiveausderRisiko-
und Schutzfaktoren auf Gebiets ebene.
Welche Faktoren sind in unserer
Gemeinde als besonders vorrangig zu
betrachten? Zu diesem Zweck wird
unter anderem mit einer repräsenta-
tiven Befragung von Jugendlichen gear-
beitet (CTC-Schülersurvey),
• der Analyse der bestehenden Ange-
botsstruktur vor Ort in Bezug auf die
vorrangigen Faktoren: Wo bestehen
Lücken, wo Überschneidungen und
Verdoppelungen von Angeboten?
• Der Entwicklung eines Handlungs-
plans, in dem genau beschrieben wird,
welche Veränderungen bei den Angebo-
ten zu welchen Veränderungen bei den
Risiko- und Schutzfaktoren und den
Problemverhalten führen sollen. Die
Fortschritte können über die regelmä-
ßige Wiederholung der Jugendlichen-
Befragung gemessen werden,
• derEmpfehlungvonPräventionspro-
grammen, die nachgewiesen wirksam
1 Der Modellversuch wird finanziert aus Mitteln des Niedersächsischen Justizministeriums und des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration; der Europäischen Union sowie der Klosterkammer Hannover. Partner in der Umsetzung sind die LAG Soziale Brennpunkte (Steuerung), das arpos insti-tut (Umsetzung Schülersurvey), die FH Köln (Eva-luation) und das Niederländische Jugendinstitut (Beratung und Know-how-Transfer).
Frederick Groeger-Roth
191DNG 6 2011
Ö F F E N T L I C H E S I C H E R H E I T U N D V E R K E H R
sind. Die in Deutschland verfügbaren
Programme wurden im Rahmen des
Modellversuchs in der „Grünen Liste
Prävention“ (www.grüne-liste-prä-
vention.de) zusammengestellt und
beschrieben.
Umsetzung in Niedersachsen
Als Standort im CTC-Modellversuch SPIN
ist neben Göttingen (Stadtteil Weststadt)
und Hannover (Stadtteil Mühlenberg)
auch der Landkreis Emsland beteiligt.
Umgesetzt wird das Konzept im Emsland
in vier Samtgemeinden. Dabei arbeiten
die Samtgemeinden Sögel/Werlte und
Freren/Spelle jeweils zusammen. In der
Lenkungsgruppe sind der Landkreis, die
vier Samtgemeindebürgermeister und
die Polizeidirektion Emsland/ Grafschaft
Bentheim vertreten. Im Emsland haben
38 Schulen und 3 223 Schülerinnen und
Schüler an der CTC-Befragung mitge-
wirkt. Auf der Basis dieser Daten konnten
die Akteure in den Gemeinden die vor-
dringlichsten Risiko- und Schutzfaktoren
identifizieren und sich auf einige gemein-
sam zu bearbeitende Faktoren einigen.
Die örtliche Angebotsstruktur konnte
Vorteile einer Mitgliedschaft im LPR
Die kostenfreie Mitgliedschaft im Landespräventionsrat Niedersachsen bringt kommunalen
Präventionsgremien unter anderem folgende Vorteile:
• Vor-Ort-BeratungdurchLPR-MitarbeiterzuallenFragenderkommunalenPräventions-
arbeit,
• DurchführungvonZukunfts-undZielworkshops,Open-Space-KonferenzenundWorld
Cafés für die kommunale Prävention,
• umfänglicheBeratungzumLPR-Förderprogramm,
• vergünstigteoderkostenfreieTeilnahmeanLPR-Veranstaltungenund-Fortbildungen,
• PräsentationallerMitgliederaufderLPR-InternetseitesowieimgedrucktenGeschäfts-
bericht,
• viermaljährlichInformationenzurKriminalpräventionviaelektronischemRundbrief,
• MöglichkeitzurMitwirkungimLPR-Vorstand.
Wenn Sie sich für eine Mitgliedschaft Ihres Präventionsgremiums im LPR interessieren,
nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf:
Landespräventionsrat Niedersachsen, Niedersächsisches Justizministerium,
Am Waterlooplatz 5a, 30169 Hannover, E-Mail: info@lpr.niedersachsen.de,
Tel. 0511 120-5255, Internet: www.lpr.niedersachsen.de.
daraufhin untersucht werden, welche
Lücken in Bezug auf die priorisierten
Faktoren bestehen. Derzeit wird in die
konkrete Planung von zu verstärkenden
Angeboten eingestiegen.
Der Modellversuch ist noch nicht abge-
schlossen, aber die Zwischenergebnisse
zeigen, dass sich das Verfahren gut auch
in kleineren Gemeinden des ländlichen
Raums umsetzen lässt. Dies wird auch
durch die internationalen Erfahrungen
und Evaluationsergebnisse bestätigt.
Nach Abschluss des Modellvorhabens
wird die Methode interessierten Kom-
munen in Niedersachsen zur Verfügung
stehen.
A R B E I T U N D S O Z I A L E S
Ärztenachwuchs gewinnen!Die Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung in Niedersachsen ist eine Gemeinschaftsaufgabe
Von Mark Barjenbruch, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen
Vor über 20 Jahren gab es in Deutschland
eine so genannte Ärzteschwemme. Diese
bekämpfte der Gesetzgeber mit einem
Konzept zur Bedarfsplanung. Heute
steuert Deutschland und speziell auch
Niedersachsen in einigen Regio nen auf
einen Ärztemangel zu.
Vor allem die politischen Rahmen-
bedingungen wie die Budgetierung im
Honorar- sowie Verordnungsbereich
und die zunehmende Bürokratisierung
machen die Niederlassung als Kassenarzt
für Nachwuchsmediziner zunehmend
unattraktiv. Es gibt genügend Medi-
zinstudenten, doch nur ein kleiner
Teil von ihnen entscheidet sich nach
dem Abschluss auch für eine Tätigkeit
im kurativen Bereich. Noch weniger
sind bereit, sich als Kassenarzt nie-
derzulassen.
Infrastruktur ist entscheidend
Die Bezahlung spielt bei der Entschei-
dung von Ärzten, sich im ländlichen
Raum niederzulassen, zwar
eine große Rolle, doch bei
einer guten Infrastruktur
wären die meisten auch
mit weniger Geld zufrieden.
Dies haben Umfragen der
Kassenärztlichen Vereini-
gung Niedersachsen (KVN)
und der Universität Leipzig
ergeben. Freizeit- und Einkaufsmöglich-
keiten, Kinderbetreuungsangebote und
Schulen in der Nähe sowie die Entfernung
Mark Barjenbruch
192 DNG 6 2011
A R B E I T U N D S O Z I A L E S
des Lebenspartners vom Wohnsitz zum
Arbeitsplatz sind den Medizinerinnen und
Medizinern demnach besonders wichtig.
Intelligente Versorgungssteuerung
Bei den infrastrukturellen Nieder-
lassungskriterien stößt die aktuelle
Bedarfsplanung an ihre Grenzen. Die Kas-
senärztliche Bundesvereinigung (KBV)
und die Kassenärztliche Vereinigung
Niedersachsen (KVN) favorisieren aus
diesem Grund eine intelligente Versor-
gungssteuerung. Dabei stellt sie auch die
getrennte Betrachtung des ambulanten
und stationären Sektors infrage. Um
Unterversorgung zu vermeiden, muss
frühzeitig erkennbar sein, wo welche
Ärzte gebraucht werden. Dazu bedarf es
neuer Instrumente. Die KBV hat bereits
eines entwickelt: die kleinräumige Ver-
sorgungsanalyse. Dieses Computerpro-
gramm berücksichtigt unter anderem die
Standorte und Kapazitäten von Praxen,
Straßenkarten sowie die Zahlen und die
Morbiditätsrisiken der Einwohner unter-
schiedlicher Regionen. Anhand dieser
Daten kann ermittelt werden, welcher
Vertragsarztsitz in einer Region beson-
ders dringend besetzt werden muss und
welche Folgen eine Niederlassung für
andere Ärzte und die Patientenversor-
gung in der Umgebung hat. Die KVN nutzt
dieses System bereits bei der Niederlas-
sungsberatung.
Mit der Kampagne „Niederlassen in
Niedersachsen“ (NiNi) wendet sich die
KVN speziell an Ärztinnen, da der Frauen-
anteil unter den Medizinstudenten stetig
steigt.
Weiterbildung für Hausärzte
Die KVN hat darüber hinaus in ihrem
Zuständigkeitsbereich bereits Maßnah-
men zur Verbesserung der Versorgungs-
situation eingeleitet und umgesetzt. Dazu
gehört seit Jahren die finanzielle Förde-
rung der Weiterbildung für Hausärzte
gemeinsam mit den Krankenkassen und
für Fachärzte ohne Kassenbeteiligung. Ins-
besondere fördert die KVN die Verbund-
weiterbildung mit dem Ziel, dass junge
Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen
möglichst an einem Ort die überwiegende
Zeit der Weiterbildung sowohl im ambu-
lanten als auch im stationären Bereich
absolvieren können. Damit sollen die
Bindungen an die Region gestärkt werden.
Anreize für das Wahlfach
„Allgemeinmedizin“
An den medizinischen Universitäten in
Göttingen und ab 2012 in Hannover sind
oder werden Kontaktbüros für Studenten
eingerichtet. Seit dem Wintersemester
2010 erhalten Medizinstudentinnen und
-studenten, die sich während ihres Prak-
tischen Jahres (PJ) für das Wahlfach „All-
gemeinmedizin“ entscheiden, zwischen
400 und 600 Euro im Monat über die KVN
vom Land Niedersachsen.
Patenprogramm
Das Patenprogramm der KVN ermöglicht
Studierenden, während des Studiums die
ambulante Tätigkeit live zu erleben und
von den Erfahrungen niedergelassener
Ärztinnen und Ärzte zu lernen.
Medizinische Fachangestellte
einbinden
Seit 2010 testet die KVN gemeinsam mit
Krankenkassen im Modellversuch Nie-
dersachsen (MoNie) in zwei Regionen
den Einsatz von qualifizierten Medizi-
nischen Fachangestellten, die vom Arzt
delegierbare Tätigkeiten im Wohnumfeld
der Patienten selbstständig ausführen.
Weniger Bereitschaftsdienste
Nicht zu vergessen ist die Neustruktu-
rierung des Bereitschaftsdienstes. Die
bisher hohe Bereitschaftsdienstfrequenz
stellt ein ausdrücklich erwähntes Nieder-
lassungshindernis für junge Ärztinnen
und Ärzte dar. Die neue Bereitschafts-
dienstordnung sieht vor, dass Ärztinnen
und Ärzte in der Regel nur noch maximal
vier Dienste pro Quartal haben.
Praxisbörsen
Die KVN organisiert regelmäßige Pra-
xisbörsen an verschiedenen Orten in
Niedersachsen, wo sich Praxisabgeber
und niederlassungswillige Ärztinnen
und Ärzte treffen können. Ein flächen-
deckendes Netz von Praxisberatern der
KVN unterstützt die Praxisabgeber und
ist Ansprechpartner für junge Ärztinnen
und Ärzte in allen Fragen der Praxis-
übernahme. Zudem garantiert sie jungen
Ärztinnen und Ärzten in den ersten zwei
Jahren ihrer Niederlassung in einem von
Unterversorgung bedrohten Planungsbe-
reich eine Umsatzgarantie.
Neue Konzepte für die ambulante
Versorgung
Die KVN beteiligt sich zudem an den
„Zukunftsregionen Gesundheit“. In drei
niedersächsischen Landkreisen – dem
Landkreis Wolfenbüttel, dem Landkreis
Emsland und dem Heidekreis – wer-
den modellhaft neue Konzepte für die
ambulante Versorgung, für den Abbau
der Schnittstellenproblematik zwischen
ambulanter und stationärer Versorgung
und für die Pflege entwickelt werden.
Es geht aber auch um die Überwindung
von Mobilitätsdefiziten und die bedarfs-
gerechte Versorgung einer alternden
Bevölkerung.
Zusammenarbeit mit Städten und
Gemeinden
Die KVN steht in einem engen Dialog
mit dem Niedersächsischen Städte- und
Gemeindebund mit dem Ziel, die medizi-
nische Versorgung in Niedersachsen wei-
ter zu entwickeln und neue Formen der
Zusammenarbeit zwischen Städten und
Gemeinden auf der einen Seite sowie Ärz-
tinnen und Ärzten auf der anderen Seite
zu ermöglichen.
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193DNG 6 2011
B AU E N U N D WO H N E N
Kürzungen bei der Dorferneuerung zurücknehmenStädte- und Gemeindebund fürchtet Schaden für die Dörfer
Der Niedersächsische Städte- und
Gemeindebund (NSGB) lehnt die von
Bund und Land beschlossenen Kürzungen
bei der Dorferneuerung ab. Gleichzeitig
wendet er sich gegen die vom Land dis-
kutierte Erschwerung der Dorfförderung
durch so genannte „Koordinierungsaus-
schüsse“.
Der Bund hat überraschend 100 Millio-
nen Euro bei der Gemeinschaftsaufgabe
Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK)
gestrichen. Hiervon entfallen 14 Milli-
onen Euro auf das Land. Das Land hat
die Mittel für die Dorferneuerung massiv
gekürzt. Neue Dörfer werden nicht mehr
in das Programm aufgenommen. Bei Dör-
fern, die in das Programm aufgenommen
wurden, werden Anträge von Privateigen-
tümern nicht mehr bedient.
„Dies schadet den Dörfern, die beson-
ders unter dem wirtschaftlichen und
demografischen Wandel zu leiden haben“,
so der Beigeordnete Meinhard Abel vom
NSGB. „Als Vertreter der Kommunen des
ländlichen Raums fordern wir Bund und
Land dringend auf, die Kürzungen zurück-
zunehmen.“ Der NSGB appelliert an die
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner im
Bund und den Landwirtschaftsminister
Gert Lindemann im Land, die Dörfer nicht
im Stich zu lassen. „Der häufig einseitigen
Ausrichtung der Politik auf die großen
Städte muss mit einer Stärkung des länd-
lichen Raums dringend entgegengewirkt
werden“, so Abel.
Gleichzeitig lehnt der Städte- und
Gemeindebund die jetzt von der Landes-
regierung geplante Einrichtung von so
genannten „Koordinierungsausschüssen
Ländliche Entwicklung“ ab. Zusätzliche
Kontrollinstanzen für gemeindliche Infra-
strukturmaßnahmen werde der Verband
in keinem Fall akzeptieren, betont der
Beigeordnete des Spitzenverbandes der
kreisangehörigen Städte und Gemeinden,
Meinhard Abel.
Er nennt vor allem drei Gründe für die
ablehnende Haltung: Zum einen sollen
die Koordinierungsausschüsse in einem
Bereich tätig werden, der ausschließlich
gemeindliche Interessen berühre, näm-
lich im Rahmen der Dorferneuerung.
Eine beratende oder entscheidende
Mitwirkung der Landkreise sei hierbei
weder gefragt noch erforderlich. Außer-
dem widerspreche die Einrichtung von
Koordinierungsausschüssen dem erklär-
ten Ziel auch des Ministerpräsidenten,
Bürokratie abzubauen. Schließlich störe
die Einrichtung der Ausschüsse auch die
Bedeutung der regionalen Behörden für
Landentwicklung als neutrale Behörde.
Nach Auffassung des Städte- und
Gemeindebundes würde die Einrichtung
der neuen Ausschüsse gegen den Geist
des Zukunftsvertrages, der zwischen dem
Land und den kommunalen Spitzenver-
bänden geschlossen und gerade verlängert
wurde, verstoßen. Dieser sieht nämlich
vor, dass Aufgaben möglichst bürgernah
erledigt werden. Dies könne nur bedeu-
ten, dass Aufgaben möglichst vor Ort in
den Gemeinden wahrgenommen werden.
Die Einrichtung überörtlicher Kontrol-
linstanzen würde diesem Ziel widerspre-
chen. Der Städte- und Gemeindebund hat
sich jetzt an Innenminister Uwe Schüne-
mann und Landwirtschaftsminister Gert
Lindemann mit dem Ziel gewandt, keine
Koordinierungsausschüsse einzurichten.
Infrastruktur im ländlichen Raum langfristig sichernFörderprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden“ aufstocken
Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund
(NSGB) begrüßt das neue Programm „Kleinere Städte
und Gemeinden“ des Niedersächsischen Sozialministeri-
ums und kündigt an, das Programm vor allem wegen sei-
ner Ausrichtung auf die Stärkung des ländlichen Raums
zu unterstützen. Es sei auch im Interesse des NSGB und
seiner Mitgliedskommunen, dass das Land im Rahmen
der Städtebauförderung mit dem neuen Programm die
freiwillige Zusammenarbeit der Kommunen fördern
wolle, um die Infrastruktur im ländlichen Raum dauer-
haft zu sichern. Es sei der richtige Weg, um zum Beispiel
die Kindergärten oder Sport- und Kultureinrichtungen
kleinerer Städte und Gemeinden zu erhalten und zu ent-
wickeln, sagt der Beigeordnete des kommunalen Spit-
zenverbandes der kreisangehörigen Städte, Gemein-
den und Samtgemeinden, Meinhard Abel. Gerade im
ländlichen Raum gebe es dünn besiedelte Regionen,
die stark vom demografischen Wandel betroffen
seien. Ziel des Programms der Landes regierung ist es,
194 DNG 6 2011
B AU E N U N D WO H N E N
Kommunen zu fördern, die bereit sind,
gemeinsame Strategien und Maßnah-
men zu entwickeln, die langfristig eine
bedarfsgerechte Daseinsvorsorge für
sich und ihr Umland sichern. „Um dem
Programm mehr Wirksamkeit zu geben,
müssen die Mittel im nächsten Jahr deut-
lich aufgestockt werden“, so Abel. Die
von den Städten und Gemeinden entwi-
ckelten Konzepte müssten dann vor Ort
in reale Investitionen fließen.
Anmerkung:
Das Niedersächsische Sozialministerium
hat folgenden Städten und Gemeinden
jetzt Fördermittel zugesagt: Altes Amt
Ebstorf/Bevensen/Bienenbüttel (34 000
Euro), Amelinghausen/Ilmenau (50 000
Euro), Artland (50 000 Euro), Bodenteich/
Wrestedt (60 000 Euro), Bodenwerder-
Polle (44 400 Euro), Dransfeld (42 000
Euro), Emmerthal/Aerzen (790 000
Euro), Eschershausen-Stadtoldendorf
(42 000 Euro), Friedland/Gleichen/Ros-
dorf (44 000 Euro), Hattorf (53 000 Euro),
Hemmoor (38 000 Euro), Hoya/Eystrup
(386 000 Euro), Lachendorf (58 000 Euro),
Liebenau/Heemsen/Marklohe/Steimbke
(392 700 Euro), Nordkehdingen (38 000
Euro), Osterode/BadGrund (52 000 Euro),
Rosche (82 900 Euro), Schöningen/Heese-
berg (41 000 Euro), Stolzenau/Landes-
bergen (186 000 Euro), sowie Wehrbleck
(50 000 Euro).
W I R T S C H A F T U N D T O U R I S M U S
Landeskampagne stärkt Wirtschaftsförderung den RückenStandortmarketing kann nur auf einem positiven Image fruchten
Von Barbara Mussack, Projektleiterin Innovatives Niedersachsen
Warum Niedersach-
sen? Diese Frage muss
jeder Wirtschaftsför-
derer einem Unter-
nehmen beantworten
können, das sich für
eine Ansiedlung in Nie-
dersachsen interessiert.
Ganz gleich ob Braun-
schweig, Duderstadt,
Emden oder Dannenberg – die Vorteile des
Standortes müssen definiert sein. Und ver-
mutlich können auf kommunaler Ebene
die Wirtschaftsförderer ein ganzes Sorti-
ment an Vorteilen herunterrattern, wenn
es zu Gesprächen kommt. Häufig kommt
es jedoch gar nicht so weit. Insbesondere,
wenn es um neue Technologien geht,
wird der Schulterschluss oft anderswo
gesucht. Lasertechnik, Medizintechnik,
Anlagenbau im Energiesektor, Informa-
tionstechnologie sind nur einige Beispiele,
die gerne anderen Standorten zugerechnet
werden. Und wer gute Nachbarschaft für
sein Unternehmen sucht, geht häufig dort-
hin, wo die vermeintlichen Spezialisten
angeblich immer schon sitzen.
Niedersachsen hat mit einem Kom-
munikationsdefizit zu kämpfen. Gutes
Agrarland, gutes Autoland und gutes
Ferienland heißt die Dreieinigkeit der
Urteile über das Bundesland. Alles rich-
tig, aber bestenfalls die halbe Wahrheit.
Das Niedersachsen-Image neu zu prägen
und der Wirklichkeit anzupassen, ist Auf-
gabe der Landeskampagne Innovatives
Niedersachsen. Sie wird im Vorfeld von
Ansiedlungsgeschäften tätig und will
beweisen, dass Niedersachsen aus der
Konkurrenz der Bundesländer heraus-
ragt: als Wirtschaftsstandort, der in vielen
Zukunftsbranchen nicht nur gut aufge-
stellt, sondern führend ist.
Werbung für wenig bekannte Studienfächer: Professoren geben in dreiminütigen Vorle-sungen einen Einblick in ihr Fach
Barbara Mussack
195DNG 6 2011
W I R T S C H A F T U N D T O U R I S M U S
Seit 2007 sät die Landeskampagne
bundesweit das Wissen um die Standort-
qualitäten Niedersachsens. Dabei setzt
das Kampagnenteam von Geschäftsfüh-
rer Dr. Stefan Franzke auf eine zweiglei-
sige Strategie: werbliche Elemente zum
Aufbau eines Images als Innovationsland
und die Unterfütterung mit Informatio-
nen zu Niedersachsens Wirtschaft.
Mit Humor und starken Texten
Mutig hat sich das Land entschieden,
nicht auf bunte Anzeigenbilder zu setzen,
sondern keck und intelligent mit Worten
das auf den Punkt zu bringen, was Nie-
dersachsen auszeichnet. Die Anzeigen
der ersten Kampagnenjahre haben wahre
Renner hervorgebracht, wenn es zum Bei-
spiel heißt: „Nein, wir klappen die Bür-
gersteige nach 20 Uhr nicht hoch. Aber
die Technologie dafür hätten wir.“ Oder
aber mit Blick auf ein süddeutsches Flä-
chenland: „Mag sein, dass Bayern katho-
lischer ist, aber bei uns gehen mehr zur
Messe.“ Erreicht werden sollen als Haupt-
zielgruppe Entscheider in der Wirtschaft.
Diese haben die Botschaften in Zeitschrif-
ten wie Capital, Wirtschaftswoche, Mana-
ger Magazin und Spiegel vernommen und
sind aufmerksam geworden. So humor-
voll und selbstbewusst hatte man die
Niedersachsen gar nicht auf dem Zettel.
Es folgten Werbemaßnahmen, die sich
einzelnen Technologien widmen wie zum
Beispiel der Lasertechnik oder der Infor-
mationstechnik. Eine echte „Datenbank“
sorgte etwa bei den CeBIT-Besuchern
dafür, dass sie sich ausruhen und im
Internet surfen konnten.
Verstärkt werden die Werbemaß-
nahmen durch die Beteiligung großer
Unternehmen wie Salzgitter AG, E.ON
in Niedersachsen, NORD/LB, Deutsche
Messe AG oder Symrise. Sie machen mit
individuellen Anzeigen oder Kurzfilmen
im Kampagnenstil auf ihr Unternehmen
und ihre Innovationskraft aufmerksam.
Online mit Entscheidern
kommunizieren
Inzwischen verbreitet die Landeskam-
pagne ihre Botschaften nach einem diffe-
renzierten System über sehr unterschied-
liche Medienkanäle bei denen Online-
Werbung und Suchmaschinenmarketing
eine immer größere Rolle spielen. Das
aktuell laufende Thema widmet sich
Niedersachsens Vorreiter-Rolle in der
Windenergie und macht dies mit plasti-
schen Werbemitteln auf vielbesuchten
Online-Portalen deutlich: Da wird der
Stromstecker schon mal direkt ins Wind-
rad gesteckt und damit eine Leuchtschrift
aktiviert, die auf Windkrafttechnologie
aus Niedersachsen aufmerksam macht.
Mit einem Klick kommt der Nutzer auf die
informative Internetseite der Kampagne,
die unter www.innovatives.niedersach-
sen.de/windenergie alles Wichtige zur
Branche zusammenträgt. Neben Daten
und Fakten finden sich dort auch Erfolgs-
geschichten von Unternehmen, Porträts
kluger Köpfe und Artikel über neue Tech-
nologien.
Vertiefte Information, redaktionell in
spannende Reportagen und Interviews
verpackt, erhalten die Leser überre-
gionaler Zeitungen mit der Beilage
„plietsch“. Viermal jährlich erreicht eine
halbe Million Exemplare die interessierte
Leserschaft etwa von Handelsblatt, Zeit
oder Süddeutscher Zeitung. Das, wie
der Name schon sagt, clevere Heft, ist
ein aktuelles Abbild dessen, was sich in
Niedersachsens Innovationsbranchen
bewegt und überrascht vermutlich nicht
nur die Bayern und Württemberger. Das
Heft kann auch online gelesen werden
unter www.innovatives.niedersachsen.
de/magazin.
Fachkräfte von Niedersachsen
überzeugen
Die Landeskampagne spricht auch Stu-
dierende und künftige Fachkräfte an,
um sie von den Qualitäten unseres Bun-
deslandes zu überzeugen. Aktuell geht
es darum, auf Studiengänge aufmerk-
sam zu machen, die wenig bekannt,
aber zukunftsträchtig sind. Dazu haben
sich sieben Professoren bereit erklärt,
in nur drei Minuten eine Vorlesung zu
halten. Reduziert auf die Größe eines
Werbe banners berichten sie aus ihren
Fächern wie Biomedizintechnik, Elek-
trotechnik oder Pferdewissenschaften.
Auch diese Kurzfilme sind eindrücklich
und schwungvoll umgesetzt, ganz im Stil
der Kampagne. Zu sehen sind die Banner-
vorlesungen auf verschiedenen Studen-
tenportalen und auf www.innovatives.
niedersachsen.de/bannervorlesung.
Die Landeskampagne erfreut sich einer
positiven Resonanz und kann eine ver-
besserte Wahrnehmung des Wirtschafts-
standortes verzeichnen. Zum Zurückleh-
nen gibt es allerdings noch keinen Grund:
Die Akteure in der bundesdeutschen Wirt-
schaft müssen weiter von Niedersachsens
Qualitäten überzeugt werden.
196 DNG 6 2011
U M W E LT
Lahstedt@expo2011Abwasserentsorgung und Naturschutz
Von Dipl.-Ing. Michael Blumberg
Michael Blumberg
Die Weltausstellung Expo 2000
Hannover ist längst Geschichte
– doch nicht für die Gemeinde
Lahstedt.
Seit die naturnahen Verfahren
der Abwasserreinigung – Schilf-
kläranlagen, Retentionsboden-
filter und schilfbepflanzte Klär-
schlammvererdungsbecken als
offizielles dezentrales Projekt
der Expo 2000 registriert wurden, reißt
der Besucherstrom nicht ab – und das nun
im elften Jahr. Besucher aus dem In- und
Ausland melden sich im Sommerhalbjahr
fast jeden Monat zu Führungen über die
1998 in Betrieb gegangenen „Sekundär-
biotope“ im Ortsteil Gadenstedt an und
werden zusätzlich zu den nach der Expo
gebauten Anlagen in Oberg, Münstedt
und Groß Lafferde geführt.
Am 4. Mai 2011 besuchte der ehemalige
Projektleiter der Abteilung „Planen und
Bauen“ der Expo 2000 Hannover GmbH,
Robert Möwisch mit 18 Schülern der
Gartenbaufachschule in Hannover-Ahlen
die ökotechnologischen Klärsysteme in
Lahstedt.
Doch in den vergangenen Jahren nach
der Expo 2000 haben auch zahllose inter-
nationale Interessenten die „grünen“ Klär-
anlagen besichtigt, so auch in 2011: am
25. Mai 2011 die Professorin für das Fach-
gebiet Siedlungswasserwirtschaft der
Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Dr.-Ing.
Ute Austermann-Haun, mit Gästen aus
Tunesien und Tansania, am 26. Juli 2011
das Ingenieurbüro Pabsch mit syrischen
Behördenvertretern, am 24. September
2011 führt das Ingenieurbüro Blumberg,
das die Lahstedter Pflanzenkläranlagen
geplant hat, sogar eine 28-köpfige Delega-
tion der mexikanischen Wasserbehörde
Conagua aus Mexiko City über die Lah-
stedter Modellprojekte.
„Die Natur zurückholen“
„Die Natur zurückholen“ – so
etwa könnte das Motto lau-
ten, dem sich der kommunale
Abwasserbetrieb der Gemeinde
Lahstedt im Landkreis Peine
seit Jahren verpflichtet fühlt.
Die Sanierung und Erweiterung
der vier Lahstedter Kläranlagen
schreitet seit Jahren voran – auf
naturnahe Weise mit möglichst wenig
Beton, Technik und Energieeinsatz.
Abwasserentsorgung ist eine gesetz-
liche Pflichtaufgabe der Kommunen.
Die Lahstedter machen aus der Pflicht
eine Kür und verbinden die erforder-
liche Reinigung des Abwassers mit der
Schaffung von Sekundärbiotopen, das
heißt, sie nutzen diese großflächigen
Abwasser behandlungsareale auch gezielt
zum Naturschutz. Dies hat bundesweit
Anerkennung und international Nach-
ahmung gefunden. Die aus drei Teilpro-
jekten bestehende erweiterte Kläranlage
in Gadenstedt wurde 1998 als eines der
ersten externen Expo 2000-Projekte regis-
triert – und mit 400 000 D-Mark zusätzlich
gefördert. Das war eine gewichtige Aner-
kennung der am Nachhaltigkeitsgedan-
ken der Agenda 21 orientierten lokalen
Umweltschutzpolitik des Gemeinderates
von Lahstedt.
Die Standortinitiative des Bundesprä-
sidenten und der deutschen Wirtschaft
„Deutschland – Land der Ideen“ hat im
Jahr 2007 die naturnahen Abwasser-
reinigungsanlagen Lahstedts als „Ort im
Land der Ideen“ ausgewählt (www.land-
der-ideen.de).
Auf dem Gadenstedter Klärwerks-
gelände existiert eine ungemein hohe
Mannigfaltigkeit an Pflanzen- und Tierar-
ten (weit über 400), Arten, die man kennt
und die auffallen, wie zum Beispiel der
farbenprächtige Eisvogel und Arten, die
unscheinbar sind, wie zum Beispiel die
Rohrsänger oder bestimmte kleinwüch-
sige seltene Blütenpflanzen.
Der Ornithologe Professor Hans Oelke
und sein Mitarbeiter-Team haben mit zahl-
Mischwasserbiotop Oberg
DNG 6 2011
I M P R E S S U M
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VO R S C H AU
DNG 1/2012
Themenschwerpunkt:
Dorferneuerung
Anzeigen- und Redaktionsschluss
12. Januar 2012
erscheint Mitte Februar 2012
U M W E LT
Klärschlammvererdungsanlage Groß Lafferde
reichen Netzfängen seit 2004 nicht nur
einen sehr hohen Brutvogelbestand mit
32 Arten dokumentiert, sondern auch
1 380 Rast- und Zugvogelindividuen
gefangen und beringt. Die Basis für die
hohe Artenvielfalt von insgesamt mehr
als 70 Vogelarten ist die außergewöhn-
lich hohe Dichte der Wirbellosen auf
dem naturnahen Klärwerksgelände als
Ernährungsbasis (Insekten, Spinnen,
Bodenarthropoden), wie sie 2006 durch
drei Examensarbeiten der Universität
Göttingen dokumentiert wurde.
In den 1960er-, 1970er- und 1980er-
Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Kul-
turlandschaft teilweise rigide zu Lasten
natürlicher Lebensgemeinschaften aus-
geräumt worden. Das Lahstedter Motto
„Die Natur zurückholen“ wird mit jedem
neuen kommunalen Abwasservorhaben
ein gutes Stück weitergebracht.
Weitere Realisierungen von
„constructed wetlands“ in Lahstedt
2002 wurden die Mischwasserbiotope
(Retentionsbodenfilter) in den Ortsteilen
Oberg und Münstedt in Betrieb genom-
men (insgesamt drei Hektar). Etwa die
Hälfte des Münstedter Areals steht außer-
halb des eigentlichen Betriebsgeländes
als öffentliche Grünfläche zur Verfügung.
2006 wurde die schilfbepflanzte Klär-
schlammvererdungsanlage im Ortsteil
Groß Lafferde angefahren, die auch inter-
kommunal bereits genutzt wurde, bei-
spielsweise für die Aufnahme von Klär-
schlämmen des Wasserverbands Peine.
Aktuell ist ein Retentionsbodenfilter für
den Ortsteil Adenstedt im Genehmigungs-
verfahren.
Wissenschaftliche Dokumentation
der Betriebsergebnisse
Die Gemeinde Lahstedt hat die wissen-
schaftliche Begleitforschung ihrer natur-
nahen Abwasserreinigungsanlagen seit
der ersten Etablierung (1997) massiv
gefördert. Zu zahlreichen Einzelfrage-
stellungen sind daher durch Diplom-
arbeiten verschiedener Universitäten
wichtige Beiträge geliefert worden (www.
blumberg-engineers.de/Ingenieurbuero_
Blumberg_Das_Unternehmen.html).
Diese wissenschaftlichen Erhebungen
bestätigen auf eindrucksvolle Weise, dass
den Lahstedter „Abwasserstrategen“ die
angestrebte Harmonisierung von tech-
nischen Umweltschutzerfordernissen mit
der Wiedereinrichtung von Rückzugsräu-
men für gefährdete Tier- und Pflanzen-
arten gelungen ist.
Das Motto der Expo 2000 Hannover
„Mensch-Natur-Technik“ war unmittelbar
mit dem Begriff Nachhaltigkeit verknüpft.
Es ist festzustellen, dass auch elf Jahre
nach der Weltausstellung der Besucher-
strom nach Lahstedt „nachhaltig“ ist und
die innovativen Klärkonzepte zahlreiche
Nachahmungen im In- und Ausland gefun-
den haben.
Mehr Informationen gibt es im Inter-
net unter www.abwasser-lahstedt.de und
www.blumberg-engineers.de/Ingenieur-
buero_Blumberg_Referenzen_natur-
nahe_Abwasserentsorgung_Lahstedt.
html.
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