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www.ibb.de
Berlin aktuell Digitalwirtschaft und Industrie gehen Hand in Hand
November 2019
www.uvb-online.de
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 2
Editorial des Vorstandsvorsitzenden der Investitionsbank Berlin
Dr. Jürgen Allerkamp
Berlin ist deutsche Gründerhauptstadt, das zeigen neben den regelmäßigen IBB-eigenen Studien auch alle weiteren Untersu-chungen zu dem Thema. Vor 10 Jahren wä-re man vielleicht geneigt gewesen, die ra-sante Entwicklung der Digitalwirtschaft mit einem Hinweis auf die Entwicklung der Un-ternehmen am „Neuen Markt“ in den Jahren zwischen 1999 und 2002 als ein weiteres kurzes Strohfeuer abzutun. Nach einer De-kade, in der die Berliner Digitalwirtschaft einen anhaltenden, stabilen und überdurch-schnittlich steilen Wachstumspfad genom-men hat, wissen wir es besser. Die Start-up-Community in Berlin ist, anders als zur Jahr-tausendwende, in einen selbstverstärken-den, selbsttragenden Kreislauf eingetreten. Das zeigen nicht zuletzt die angekündigten hohen Investitionen aus Japan in ein Re-chenzentrum im Süden der Stadt. Bereits seit einigen Jahren ist Berlin bei den Investi-tionen in Start-ups im europäischen Ver-gleich auf einem der vordersten Plätze.
In der deutschen Hauptstadt werden Digital-unternehmen verschiedenster Art entwickelt. Anfangs wurde vor allem über Berliner Un-ternehmen aus dem Onlinehandel berichtet – sie wickeln auch weiterhin ihre internatio-nalen Geschäfte von Berlin aus ab. Heutestehen zunehmend Digitalunternehmen ausden Bereichen „Industrie 4.0“, „Smart Ser-vices“ und der Entwicklung von „KünstlicherIntelligenz“ im Zentrum des öffentlichen Inte-resses, denn Digitalisierung ist kein Selbst-zweck.
Den Digitalunternehmen fällt eine Quer-schnittsfunktion und eine ganz besondere Vorreiterrolle auf der Angebotsseite der Wirtschaft zu. Neue digitale Services zu entwickeln, für die teilweise erst eine Nach-frage geschaffen werden muss, liegt in der DNA der Start-ups. Andererseits sind es aber klassische, etablierte Industrieunter-nehmen, in denen immer noch ein Großteil der Innovationen entstehen. In ihrem Umfeld entstehen digitale Innovationen, die ganz konkrete Lösungen für echte Problemstel-lungen in der Produktion oder Logistik lösen. So werden auch die Industrieunternehmen zunehmend zu den Treibern der Berliner Digitalwirtschaft.
Die vorliegende Studie der IBB-Volkswirte, die diesmal in Zusammenarbeit mit den Un-ternehmensverbänden Berlin-Brandenburg (UVB) erstellt wurde, zeigt, dass sich die Berliner Digitalwirtschaft in der letzten Deka-de hervorragend entwickelt hat. Heute sind hier knapp 100.000 Menschen angestellt – mehr als in jeder anderen deutschen Groß-stadt. Damit ist die Digitalwirtschaft fast so beschäftigungsstark wie die Berliner Indust-rie. Die Studie zeigt aber auch, dass es zwi-schen der Industrie und der Digitalwirtschaft zunehmend mehr Verschränkungen gibt. Industrie und industrienahe Dienstleistungen sind ein wichtiger Fokus bei den fast 600 Gründungen im Digitalbereich.
Berlin ist im Bereich der Digitalwirtschaft bundesweit bereits auf Spitzenniveau. Diese Position gilt es weiter zu behaupten und auszubauen. Vor allem im Bereich der Digi-talisierung der Industrie muss Berlin noch stärker eine Vorreiterrolle anstreben. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Akt-euren am Standort die enormen Chancen der Digitalisierung und der Industrie 4.0 für Berlin aufzuzeigen und nutzbar zu machen.
Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vor-stands der Investitionsbank Berlin
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 3
Editorial des Hauptgeschäftsführers der Vereinigung der Unternehmerverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB)
Nicht ohne Grund zählte Berlin bereits im 19. und 20. Jahrhundert zu den wichtigsten In-dustriestädten Europas. Die großen Firmen an der Spree waren extrem innovativ und technologisch spitze – Borsig im Lokomoti-venbau, Siemens oder AEG in der Elektro-technik. Erfindergeist, Kreativität und Mut haben sie erfolgreich gemacht.
Mehr als 100 Jahre ist dieser Industrie-Boom nun her. Heute, in unserer zunehmend digi-talen Welt, sind die Erfolgswerte von damals wieder gefragt. Vieles ist in Bewegung, Be-währtes verschwindet, Neues krempelt gan-ze Branchen um. Gerade für die Industrie in der Hauptstadt eröffnet das die Chance, sei-nen Ruf als Standort für das Verarbeitende Gewerbe deutlich zu stärken.
Vielerorts ist die digitalisierte Produktion auf dem Vormarsch. Neue Fertigungs- und Ar-beitsprozesse ermöglichen stärker individua-lisierte Produkte, geringere Kosten und eine schnelle Anpassung an den Markt. Die Be-triebe in Berlin haben das erkannt. Häufiger als in anderen Städten investieren sie in digi-tale Projekte. Und häufiger als die Konkur-renz sind sie dabei erfolgreich: In Sachen künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, virtuelle Realität oder 3D-Druck macht den Hauptstädtern niemand etwas vor – sie zäh-len zur nationalen Spitze.
Das kommt nicht von Ungefähr. Die Berliner Digitalwirtschaft, vom Softwareentwickler über den Online-Händler bis zum Hardware-Hersteller, spielt bereits in der Bundesliga. In
Christian Amsinck
Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der UVB
keiner deutschen Stadt arbeiten mehr Men-schen mit Bits und Bytes als in der Haupt-stadt.
Ein wichtiger Teil der Digitalwirtschaft ist die Startup-Branche. Alle 20 Minuten wird an der Spree ein neues, viel versprechendes Un-ternehmen gegründet, oft im Hightech-Bereich. Das spezielle Ökosystem aus Krea-tiven, Erfindern, Inkubatoren und Geldge-bern ermöglicht Höchstleistungen – vier von fünf Euro Wagniskapital in Deutschland flie-ßen deshalb heute nach Berlin. Rapider Wandel, starke Digitalwirtschaft, quirlige Startup-Szene – aus dieser speziellen Mi-schung erwachsen neue Potentiale für die Industrie in Berlin. Das aufzuzeigen, ist das Ziel dieser gemeinsamen Studie der Investi-tionsbank Berlin und der Unternehmensver-bände Berlin-Brandenburg. Für die Industrie, die bewegte Jahre und Jahrzehnte hinter sich hat, ist das eine ganz neue Perspektive.
Der Anfang ist gemacht: Berlin ist in Deutschland der wichtigste Standort, an dem digitale Technologien für die Industrie entwi-ckelt werden. Mehr als 100 Digital Hubs gro-ßer, technologiestarker Konzerne wie z.B. Daimler, Google, Viessmann, Würth, Allianz und Volkswagen arbeiten in Berlin. Eine so große Wissensdichte gibt es in Deutschland nirgends sonst. Das bedeutet große Chan-cen für gegenseitige Entwicklungsimpulse von Industrie und Digitalwirtschaft.
Wenn wir die Weichen richtig stellen, etwa bei der Fachkräfte-Bildung, beim digitalen Wandel in Schulen und Verwaltung und bei der digitalen Infrastruktur, dann hat die Hauptstadt gute Chancen, ein Gewinner der neuen industriellen Revolution zu werden.
Christian Amsinck
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 4
Ergebnisse auf einen Blick Digitalwirtschaft in Berlin
• In der Berliner Digitalwirtschaft sindinsgesamt 98.865 Menschen ange-stellt – mehr als in jeder anderendeutschen Großstadt.
• Zwischen 2008 und 2018 sind in demBereich insgesamt 58.056 Arbeits-plätze entstanden. Damit ist die Digi-talwirtschaft fast viermal so stark ge-wachsen wie die übrige Wirtschaft(9,3 zu 2,7 Prozent).
• Jeder 7. neue Job in Berlin entstehtin der Digitalwirtschaft.
• Die Umsätze der 10.253 Digitalunter-nehmen betragen 12,4 Mrd. EUR, dieBruttowertschöpfung 5,4 Mrd. EUR.
• Die Digitalwirtschaft erwirtschaftetknapp 14 Prozent des Berliner Wirt-schaftswachstums der letzten siebenJahre.
Kernbereich der Digitalwirtschaft • In Berlin sind in Kernbereich der Digi-
talwirtschaft – Softwareentwicklerund Datendienstleister – 71.719 Per-sonen beschäftigt, mehr als in jederanderen deutschen Großstadt.
• Die Beschäftigung im Kernbereichder Digitalwirtschaft wächst in Berlinim Schnitt mit jährlich 11,1 Prozentdoppelt so schnell wie in Deutschlandinsgesamt (5,3 Prozent).
Gründungen • In Deutschland wurden 2018 in der
Digitalwirtschaft insgesamt 5.169 Un-ternehmen gegründet, davon 591 inBerlin (11,4%).
• Im Bereich der Digitalwirtschaft wirdin Berlin so viel gegründet wie inHamburg (236), Köln (219) undDüsseldorf (137) zusammen.
• Im Schnitt wird in Berlin alle 15 Stun-den ein neues Digitalunternehmengegründet.
Industrie in Berlin
• In der Industrie arbeiteten zuletzt111.700 sozialversicherungspflichtigBeschäftigte (+5,4 Prozent ggü.2015).
• Die Berliner Industrie erwirtschaftete2018 einen Umsatz von 26 MilliardenEUR (+4,3 Prozent ggü. 2015).
• 56 Prozent davon werden im Auslanderzielt.
• Die Bruttowertschöpfung der Indust-rie liegt bei 11,3 Milliarden EUR.
Digitalisierung der Industrie • Industrie und Digitalwirtschaft sind
eng miteinander verzahnt. Rund einDrittel der Berliner Digital Units undInnovations-Hubs werden von Indust-rieunternehmen initiiert.
• In den Technologien, die für Digital-wirtschaft und Industrie gleicherma-ßen wichtig sind – Künstliche Intelli-genz, Internet of Things, AdditiveManufacturing – gehört Berlin zu denführenden Standorten.
• Über 59 Prozent der Industriebetrie-be setzen bereits Projekte zur Digita-lisierung um. Im Maschinenbau istder Anteil mit 73 Prozent besondershoch.
• Hauptmotive für die Digitalisierung inIndustrieunternehmen sind Stärkungder Wettbewerbsfähigkeit und Redu-zierung von Kosten.
• 43 Prozent der KI-Unternehmen inder Region erarbeiten u.a. intelligenteWartungs- und Prozessmanage-mentsysteme für Industrieanlagen.
• 32 Prozent der additiven Verfahrenfinden Anwendung im Maschinenbau.
• 13 Prozent der 2018 gegründetenStart-ups zählen zur Industrie oder zuden industrienahen Dienstleistungen.
• 19 Prozent der IOT-Unternehmen (In-ternet of Things) bieten Lösungen fürdie industrielle Produktion an.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 5
Digitalbereiche der Wirtschaft mit ausgeprägter Wachstumsdynamik
Der Wirtschaftsbereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ist seit vielen Jahren einer der wichtigsten Wachs-tumstreiber in der deutschen Hauptstadt. Hier stieg die Wirtschaftsleistung so stark wie in keinem anderen Sektor: Im Zeitraum 2009 bis 2018 stieg die Bruttowertschöpfung jährlich um 6,8 Prozent (Berlin: 2,7 Prozent). Inzwischen beträgt der IKT-Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung 8,9 Prozent (Vorjahr: 8,7 Prozent).
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
IKT
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0%1%2%3%4%5%6%7%8%
Jährliches Wachstum der BWS (linke Skala) Anteil an BWS (rechte Skala)
Berliner Wachstumstreiberseit 2009
⌀Berlin: 2,7%
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandeburg, eigene Berechnungen IBB
Digitalwirtschaft ist wichtiger Wachstum-streiber innerhalb der IKT-Branche
Innerhalb des Wirtschaftsbereiches IKT, der auch das Verlagswesen, die Medien und den Rundfunk umfasst, nehmen die Unterneh-men der Digitalwirtschaft eine herausragen-de Position ein. Diese weisen aufgrund der Einführung neuer technologischer und digita-ler Innovationen große Wachstumspotentiale auf – nicht nur bei den Digitalunternehmen selbst, sondern auch für die restliche Wirt-schaft.
Die vorliegende Untersuchung soll die öffent-liche Diskussion über diesen Bereich um aktuelles Zahlenmaterial aus der amtlichen Statistik bereichern. Die Digitalwirtschaft, die selbst nicht als eigenständige Branche in der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes (WZ-2008) auf-geführt wird, kann für Untersuchungszwe-cken mit Hilfe der relevanten Dienstleis-tungs- und Industriebranchen rechnerisch abgegrenzt werden.
1 1 1 1 1 1
1WZ-2008 Wirtschaftszweig 1
26.1 Hrst. von elektronischen Bauelementen 126.3 Hrst.v.Gerät.u.Einr.d.Telekomm.technik 161.1 Leitungsgebundene Telekommunikation 161.2 Drahtlose Telekommunikation 161.3 Satellitentelekommunikation 161.9 Sonstige Telekommunikation 158.2 Verlegen von Software 1
62.01 Programmiertätigkeiten 1
62.02 Erbringung von Beratungsleistungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie
11
62.03 Betrieb von DV-Einrichtungen für Dritte 11
62.09 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen der Informationstechnologie
111
63.11 Datenverarbeitung, Hosting und damit verbundene Tätigkeiten (Datenbankservice, Datenspeicherdienste)
111
63.12 Webportale 126.2 Hrst. von DV-Geräten u. periph. Geräten 126.4 Herstellung von Geräten der Unterhaltungselektronik 1
26.8 Herstellung von magnetischen und optischen Datenträgern 1
47.91 Versand- und Internet-Einzelhandel
Abgrenzung der Digitalwirtschaft auf Grundlageder amtlichen statistischen Branchenklassifikation
Quelle: Destatis, Abgrenzung durch die Investitionsbank Berlin
IKT-
Basis
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Darüber hinaus lässt sich die Digitalwirt-schaft in die folgenden Themenschwerpunk-te einteilen:
1. Bereitstellung von Infrastruktur undHardware der Informationstechnolo-gie (mit den beiden TeilbereichenIKT-Basis-Infrastruktur sowie Con-sumer Electronics)
2. Erstellung von Software- und Daten-dienste (Kernbereich)
3. Organisation des InternethandelsVor allem Unternehmen die sich mit der Softwareerstellung und mit Datendiensten befassen werden im Rahmen der Digitalisie-rung für viele Bereiche der Wirtschaft immer wichtiger. Im sogenannten „Kernbereich der Digitalwirtschaft“ werden die für den digitalen Strukturwandel notwendige Software und Datendienste erstellt. Inzwischen untrennbar mit der Berliner Digitalwirtschaft verbunden ist der Internethandel. Die Versandhandels-branche hat sich durch die Ausbreitung des Internets radikal verändert und so Möglich-keiten für neue, innovative Unternehmen eröffnet. Diese siedeln sich vorwiegend in der deutschen Hauptstadt an und agieren inzwischen international.
In Deutschland arbeiten insgesamt 1,25 Mio. Menschen in der Digitalwirtschaft. Knapp 372.000 bzw. 30 Prozent davon arbeiten in den neun großen Vergleichsstädten, obwohl in ihnen nur rund 14 Prozent der Menschen in Deutschland leben. Die Digitalwirtschaft ist dort besonders stark, wo die digitale Infra-struktur ausgebaut ist und es den Digitalun-ternehmen leicht fällt, gut ausgebildete Ar-beitskräfte zu rekrutieren.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 6
Digitalwirtschaft insgesamt
Berlin bundesweit führend
Im Jahr 2018 waren in der Berliner Digital-wirtschaft insgesamt 98.865 Menschen tätig – mehr als in jeder anderen deutschenGroßstadt. In München (72.823), Hamburg(58.541), Frankfurt (31.521) und Köln(30.457) arbeiteten absolut wesentlich weni-ger Menschen in der Digitalwirtschaft.
98.865
72.823
58.541
31.521
30.457
22.771
21.549
21.406
14.400
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000
Berlin
München
Hamburg
Frankfurt
Köln
Düsseldorf
Stuttgart
Dresden
Dortmund
Digitale Wirtschaft: Beschäftigte2018
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Be-schäftigten erreicht die Berliner Digitalwirt-schaft jedoch nur Platz drei. So arbeiten in München und Dresden pro 10.000 Beschäf-tigte 765 bzw. 736 Menschen in der Digital-wirtschaft, in Berlin sind es größenbereinigt nur 612 Beschäftige. Der deutsche Durch-schnitt liegt bei 332 Digitalbeschäftigten pro 10.000 Beschäftigte.
Jobmotor Digitalwirtschaft
Für die Berliner Wirtschaft ist die Bedeutung der Digitalwirtschaft in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Zeitraum 2008 bis 2018 sind in diesem Bereich insgesamt 58.056 neue Arbeitsplätze entstanden. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 9,3 Prozent und ist damit der höchste jährliche Zuwachs im Städtever-gleich. Es folgen Köln und Hamburg mit ei-nem jährlichen Anstieg von 5,3 Prozent und 4,1 Prozent.
9,3
5,3
4,1
3,9
3,3
3,1
3,0
2,4
1,8
1,5
0 2 4 6 8 10
Berlin
Köln
Hamburg
Frankfurt
Deutschland
Dortmund
Dresden
München
Düsseldorf
Stuttgart
Digitalwirtschaft: BeschäftigungswachstumDurchschnittlicher jährlicher Zuwachs seit 2008 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Das deutsche Mittel beim Zuwachs von Jobs in der Digitalwirtschaft liegt bei 3,3 Prozent. Zum Vergleich: Die gesamte Beschäftigung in Berlin ist in diesem Zeitraum im Schnitt um jährlich 2,8 Prozent gestiegen (Deutsch-land: 1,4 Prozent).
Deutschland
Berlin
Hamburg
Köln
Frankfurt
MünchenDresden
DüsseldorfDortmundStuttgart
80
100
120
140
160
180
200
220
240
260
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Beschäftigung in der Digitalwirtschaft2008 = 100
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Jeder 7. neue Berliner Job entsteht in der Digitalwirtschaft
Seit 2008 wurde sogar jeder 7. neue Job in Berlin in einem Unternehmen der Digitalwirt-schaft geschaffen, das entspricht 15,0 Pro-zent aller neuen Beschäftigungsverhältnisse. Mit diesem Beitrag zum Beschäftigungsauf-bau hat die Digitalwirtschaft für die Berliner Wirtschaft einen vergleichsweise hohen Stel-lenwert erlangt und ist bedeutsamer als in allen anderen Städten.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 7
15,0
12,9
10,9
10,9
10,6
10,2
8,4
6,5
4,4
0 5 10 15 20
Berlin
Dresden
Köln
Hamburg
Dortmund
Frankfurt
München
Düsseldorf
Stuttgart
Digitalwirtschaft: Beitrag zum BeschäftigungswachstumAnteil am regionalen Beschäftigungswachstum 2008-2018 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Internet-Unternehmen erwirtschaften mehr als 12 Mrd. EUR Umsatz
Im Jahr 2017 (letzte verfügbare Zahlen) ha-ben die 10.253 Berliner Internetunternehmen zusammen 12,4 Mrd. EUR Umsätze erwirt-schaftet – 8,3 Mrd. EUR mehr als 2008. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 13 Prozent. Damit überstiegen sie die Umsätze der Unternehmen des Baugewerbes (10,7 Mrd. EUR).
elektron. Bauteilen
Telekom-munikation
Verlegen v.Software
Software
Datendienste
Unterhaltungs-elektr.
Internethandel
0
1
2
3
4
5
6
7
IKT-Basis-Infrastruktur
Kernbereich Software-und Datendienstleister
ConsumerElectronics
Onlinehandel
Umsatzstruktur der Berliner Digitalwirtschaftin Mrd. EUR; (durchnittliche jährliche Wachstumsraten seit 2012)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnung IBB
1,8 (+13,0%)
0,1 (-5,4%)
4,6 (+19,1%)
5,9 (+11,3%)
Allein gegenüber dem Vorjahr konnten die Umsätze der Digitalwirtschaft um 18,4 Pro-zent gesteigert werden. Über alle Berliner Unternehmen gerechnet waren es dagegen nur 3,0 Prozent.
Im Kernbereich der Digitalen Wirtschaft (Software und Daten), wo zuletzt 8.245 Un-ternehmen gezählt wurden, konnten die Um-sätze seit 2008 von 2,3 Mrd. EUR sogar um 155 Prozent auf rund 5,9 Mrd. EUR gestei-gert werden. Dies entsprach einem jährli-chen Zuwachs von im Schnitt 11 Prozent. Die positive Entwicklung im Kernbereich wird
sogar noch übertroffen von der Umsatzent-wicklung im Onlinehandel, die bei jährlich 20 Prozent liegt.
Die hohe Wachstumsdynamik der Berliner Digitalwirtschaft belegen auch weitere Kenn-zahlen. So erwirtschaftet jeder Beschäftigte durchschnittlich einen Umsatz von 154.000 EUR. Im Berliner Durchschnitt sind es nur 151.000 EUR pro Beschäftigten. Auch die Zahl der Beschäftigten pro Unternehmen ist in den letzten 10 Jahren um 54 Prozent auf im Schnitt 7,8 Mitarbeiter gestiegen. Aus Unternehmerperspektive sind diese Einstel-lungen erforderlich, zumal auch der Umsatz pro Unternehmen (1,2 Mio. EUR) um 58,8 Prozent gestiegen ist. Der Fachkräftemangel erweist sich hier inzwischen als Bremse, da qualifizierte Fachkräfte seltener werden.
Digitalwirtschaft verantwortlich für 14 Prozent des Berliner Wirtschaftswachs-tums
Seit 2010 hat sich die Bruttowertschöpfung in der Berliner Digitalwirtschaft auf rund 5,4 Mrd. EUR (letzte verfügbare amtliche Zahlen
299,3
255,1
131,8
80
130
180
230
280
330
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Digitale Wirtschaft Software und Daten (Kernbereich) Gesamtwirtschaft
UmsatzentwicklungIndex 2008=100; (durchschnittliches jährliche Wachstum in %)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
(13,0% p.a.)
(11,0% p.a.)
(3,1% p.a.)
3,1
58,8
54,0
60 70
Umsatz/Beschäftigte
Umsatz/Unternehmen
Beschäftigte/Unternehmen
Digitale Wirtschaft: Entwicklung der KennzahlenVeränderung 2008-2017 %; (absolute Kennzahlen)
(154.100 EUR)
(1,2 Mio. EUR)
(7,8)
0 10 20 30 40 50
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 8
aus 2017) mehr als verdoppelt. Dabei wird rund 53 Prozent der Bruttowertschöpfung im Kernbereich Software und Daten erwirtschaf-tet (2,9 Mrd. EUR). Auf die Bereiche Hard-ware und Infrastruktur entfallen 1,6 Mrd. EUR und auf den dynamisch wachsenden Onlinehandel 953 Mio. EUR.
121953
1.619
2.857832
1.546
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
2010 2017
Wertschöpfungsstruktur der Berliner Digitalwirtschaftpreisbereinigt in Mio. EUR; jährliche Wachstumsraten in Klammern
Onlinehandel Software- und Daten (Kernbereich) Hardware und Infrastruktur
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen IBB
2.572
5.356 (+11,3%)
(+9,5%)
(+8,7%)
(+34,6%)
Für den Zeitraum 2010 bis 2017 lässt sich rund 14 Prozent des gesamten Berliner Wirt-schaftswachstums auf die Digitalwirtschaft zurückführen. Denn seit 2010 ist die Brutto-wertschöpfung der Berliner Digitalwirtschaft preisbereinigt um 2,8 Mrd. EUR (im Schnitt um 11,3 Prozent p.a.) auf 5,4 Mrd. EUR ge-wachsen. Zum Vergleich: Die gesamte Berli-ner Wirtschaftskraft ist im gleichen Zeitraum preisbereinigt um insgesamt 19,9 Mrd. ge-stiegen (im Schnitt um 2,6 Prozent pro Jahr).
2,5 2,7 2,93,3
3,8 3,94,5
5,4
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Bruttowertschöpfung in der Berliner Digitalwirtschaftin Mrd. EUR, preisbereinigt
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistische Landesämter, Berechnung und Grafik IBB
Neben der beachtlichen Steigerung bei Be-schäftigung und Wertschöpfung ist zudem aufschlussreich, wie viel Wertschöpfung tat-sächlich in Berlin realisiert wird. Denn aus der Wertschöpfung speisen sich Löhne, Gehälter, Gewinnausschüttungen und Divi-
denden. Indirekt entstehen durch eine höhe-re Güter- und Arbeitsnachfrage dann wieder neue Jobs in der Region. In Berlin liegt der Anteil der Bruttowertschöpfung in der Digi-talwirtschaft an den realisierten Umsätzen bei rund 35 Prozent.
100
120
140
160
180
200
220
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Digitale Wirtschaft Software und Daten (Kernbereich)Gesamtwirtschaft Information und Kommunikation
Bruttowertschöpfung in der Berliner DigitalwirtschaftIndex: 2010, preisbereinigt
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen IBB
Die einzelnen Teilbereiche der Berliner Digi-talwirtschaft unterscheiden sich jedoch recht stark hinsichtlich des Wertschöpfungsanteils. Die Software- und Datendienstleister errei-chen mit 49 Prozent annähernd den Wert-schöpfungsanteil der Berliner Gesamtwirt-schaft (55 Prozent). Die Hardware- und Inf-rastrukturlieferanten (41 Prozent) sowie der Onlinehandel (16 Prozent) erzielen jedoch nur unterdurchschnittliche Wertschöpfungs-anteile, weil die benötigte Vorleistung aus anderen Regionen in diesen Bereichen be-sonders hoch ist.
49%
41%
16%
35%
55%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Software- undDatendienstleister
Hardware- undInfrastruktur-lieferanten
Online-handel
DWgesamt
GesamteWirtschaft
Wertschöpfungsanteile in der Berliner DigitalwirtschaftAnteile am Umsatz 2017
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen IBB
Die digitale Transformation wird auch in Ber-lin zum Wegfall von Arbeitsplätzen führen. Das betrifft vor allem Branchen, in denen die Automatisierung einfacher Tätigkeiten zu Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 9
führt. Auch wenn einfache Tätigkeiten weg-fallen, werden neue, hochwertige Jobs zur Steuerung der digitalisierten Prozesse ent-stehen. Zudem werden vermehrt Stellen in der Digitalwirtschaft geschaffen. Davon profi-tieren letztlich der private Konsum sowie die Staatseinnahmen. Öffentliche Investitionen und Daseinsvorsorge werden gesteigert. Hieraus entstehen wiederum neue Arbeits-plätze.
Teilbereiche der Digitalwirtschaft
1. Infrastruktur und Hardware rückläufig
Im Teilbereich Hardware- und Infrastruktur-lieferanten sind die Unternehmen vereint, die die notwendige Infrastrukturen zum Übertra-gen (IKT-Basis-Infrastruktur) und Wiederge-ben (Consumer Electronics) der im Kernbe-reich der Digitalen Wirtschaft erzeugten In-halte und Dienste zur Verfügung stellen.
40.809
98.865
24.940
71.719
805
17.75715.064
9.3890
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Digitale Wirtschaft insgesamt Software und Daten (Kernbereich)Digitaler Handel Hardware und Infrastruktur
Teilbereiche der Digitalen WirtschaftBeschäftigung in Berlin
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Die Beschäftigung in diesem Teilbereich ist in Berlin seit 2008 von gut 15.000 auf nur noch 9.400 zurückgegangen. Seit 2008 ist das ein Rückgang um 38 Prozent. Beschäf-tigungsrückgänge wurden aber in ganz Deutschland registriert, wo es mit 294.000 Beschäftigten heute rund 70.000 weniger Beschäftigte gibt als noch 2008 (-19,2 Pro-zent). Im diesem eher industrienahen Be-reich der Digitalwirtschaft sinkt die Beschäf-tigung teilweise aufgrund von Abwanderung, aber vor allem aufgrund von Automatisie-rung. Dank gestiegener Produktivität können die verbliebenen Unternehmen dennoch einen positiven Beitrag zum regionalen Wirt-schafswachstum leisten.
2. Kernbereich wächst in Berlin amstärksten
Besonders bedeutend für Berlin ist der Be-reich Software und Datendienstleiter, der so genannte Kernbereich der Digitalen Wirt-schaft. Hier wurden seit 2008 annähernd dreimal so viele Arbeitsplätze geschaffen (+46.779) wie im starken Wachstumsmarkt Digitaler Handel (+16.952). Er hat nicht nur in Berlin eine überragende Bedeutung. Seine Produkte und Dienstleistungen werden welt-weit von vielen Branchen der Wirtschaft be-nötigt.
58.056
46.779
16.952
-5.675
-20.000 0 20.000 40.000 60.000
Digitale Wirtschaft
Software und Daten (Kernbereich)
Digitaler Handel
Hardware und Infrastruktur
Digitale Wirtschaft: Beschäftigte2018; Veränderung gegenüber 2008 absolut
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Darunter:
In Deutschland arbeiten derzeit 809.974 Personen im Kernbereich der Digitalwirt-schaft als Softwareentwickler und Daten-dienstleister. Auch im Vergleich der deut-schen Großstädte ist Berlin hier besonders dynamisch. So sind in diesem Bereich die meisten Beschäftigten in Berlin angestellt (71.719). Dies entspricht 8,9 Prozent aller in Deutschland in diesem Bereich Beschäftig-ten. Insgesamt arbeiten in den neun unter-suchten Großstädten mit rund 283.000 Men-schen rund ein Drittel aller deutschen Soft-wareentwickler.
71.719
59.474
43.670
27.930
23.999
17.805
17.066
11.863
9.185
0 20.000 40.000 60.000 80.000
Berl in
München
Hamburg
Frankfurt
Köln
Düsseldorf
Stuttgart
Dresden
Dortmund
Kernbereich Software und Daten: Beschäftigte2018
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 10
Die Beschäftigtenzahl im Kernbereich der Digitalwirtschaft in Berlin steigt dabei um durchschnittlich jährlich 11,1 Prozent. Ein so hohes Beschäftigungswachstum erreichen weder München (+8,7 Prozent), Dresden (+8,0 Prozent) noch Frankfurt (+7,6 Pro-zent).
11,1
8,7
8,0
7,6
6,9
6,6
6,3
5,3
4,0
2,3
0 2 4 6 8 10 12
Berl in
München
Dresden
Frankfurt
Düsseldorf
Köln
Hamburg
Deutschland
Dortmund
Stuttgart
Kernbereich Software und Daten: BeschäftigungswachstumDurchschnittliches jährliches Beschäftigungswachstum seit 2008 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Digitale Wirtschaft benötigt mehr Pro-grammierer
Im Bereich Software und Daten werden mit 97,9 Prozent vor allem sozialversicherungs-pflichtige Beschäftigungsverhältnisse ge-schaffen (70.219). Diese sind im Bereich Software und Daten seit 2008 im Schnitt um jährlich 11,5 Prozent gestiegen. Der Zu-wachs der geringfügigen Beschäftigung ist dagegen von untergeordneter Bedeutung (+1,4 Prozent p.a.). Aufgrund des hohen Wachstums der Branche suchen die Unter-nehmen kontinuierlich nach Programmierern, Datenbankspezialisten und Webdesignern.
Der Zuzug von jungen Berufseinsteigern aus aller Welt, bei denen Berlin äußerst gefragt ist, reicht allerdings nicht mehr aus, um die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften zu befriedigen. Potenziellen Bewerbern werden gute Arbeitsbedingungen und hohe Gehälter offeriert. Im Vergleich mit anderen Berliner Branchen wurden 2018 in diesem Bereich mit knapp 4.750 EUR inzwischen deutlich überdurchschnittlich Bruttogehälter angebo-ten (Berlin: 3.400 EUR).
Der Bereich Software und Daten ist inzwi-schen nicht nur das Rückgrat der Berliner Digitalwirtschaft, sondern auch für viele wei-tere Berliner Branchen äußerst wichtig. Denn hier befindet sich das technologische Know-how der viel beschriebenen digitalen Trans-formation, die in der Industrie und in vielen anderen Wirtschaftsbereichen mit hohem Tempo voranschreitet. Sowohl Beschäfti-gung als auch Arbeitsproduktivität sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Da die Branche extrem wissensintensiv ist, kann davon ausgegangen werden, dass auch in Zukunft der Wertschöpfungsanteil überdurchschnittlich hoch bleibt.
3. Internethandel in Berlin konzentriert
In Berlin hat sich im letzten Jahrzehnt ein Strukturwandel vollzogen. Zwar ist die Zahl der Beschäftigten im Teilbereich Hardware und Infrastruktur in Berlin seit 2008 um knapp 5.700 gesunken. Überkompensiert wurde der Rückgang in diesem Teilbereich aber durch den starken Aufwuchs im Inter-nethandel, wo in diesem Zeitraum dreimal so viele neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Derzeit sind im Berliner Internethandel in rund 1.000 Unternehmen gut 17.800 Perso-nen tätig. In Deutschland sind es derzeit insgesamt rund 145.000 Menschen. Bezo-gen auf Deutschland ist somit jeder 8. Ar-beitsplatz im Internethandel in Berlin ange-siedelt (12,2 Prozent).
70.219
1.500
71.719
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
80.000
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018Sozialversicherungspfichtig Beschäftigte Ausschließlich geringfügig BeschäftigteBeschäftigte insgesamt
Beschäftigungsformen der DigitalwirtschaftKernbereich Softwareprogrammierung und Datenverarbeitung
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 11
17.757
8.604
4.905
2.062
1.957
1.883
1.384
912
818
0 5.000 10.000 15.000 20.000
Berlin
Hamburg
München
Düsseldorf
Dortmund
Köln
Dresden
Frankfurt
Stuttgart
Digitaler Handel: Beschäftigte2018
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
In Berlin arbeiten heute mehr Menschen im Internethandel als in Hamburg (8.604), Mün-chen (4.905), Köln (1.883), Dresden (1.384) und Frankfurt (912) zusammen genommen.
110
80
71
51
48
44
39
29
18
14
0 20 40 60 80 100 120
Berlin
Hamburg
Dortmund
München
Dresden
Düsseldorf
Deutschland
Köln
Stuttgart
Frankfurt
Beschäftigte im Digitalen Handel Pro 10.000 Beschäftigte der jeweiligen Regionalwirtschaften
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Auch größenbereinigt zeigt sich die starke Konzentration des digitalen Handels auf Ber-lin, das den ersten Platz unter den großen deutschen Städten einnimmt. Von 10.000 Beschäftigten in Berlin arbeiten 110 Men-schen im Internethandel.
Noch dynamischer als in Berlin hat sich in den letzten 10 Jahren nur Dortmund entwi-ckelt. Hier sind seit 2008 5,0 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse im Digitalen Handel geschaffen worden, in Berlin waren es 4,4 Prozent.
Onlinehandel zunehmend international
Die Entwicklung im Onlinehandel wirkt sich auf weitere Bereiche der Berliner Wirtschaft aus. So haben 2018 die Ausfuhren in das viertwichtigste Berliner Exportland Italien deutlich zugelegt (+42,3 Mio. auf 790 Mio. EUR). Die Exportausweitung wird zu gut einem Drittel getragen von einem hohen Zuwachs bei Schuhe und Bekleidung (+14,8 Mio. EUR). Seit einigen Jahren sind Berliner Onlinehandelsunternehmen in Italien aktiv und haben dort mehrere eigene Logistikzen-tren.
Gründungen
Alle 15 Stunden ein neues Digitalunter-nehmen
Gerade im Bereich der Start-ups hat sich das Berliner Ökosystem aus Kapitalgebern, Banken, Business Angels und Unternehmern international einen Namen gemacht und zählt insbesondere viele Gründungen im Bereich der Digitalwirtschaft.
591
246
236
219
137
120
72
67
46
400 500 600
Berlin
Frankfurt
Hamburg
Köln
Düsseldorf
München
Dortmund
Stuttgart
Dresden
Digitale Wirtschaft: Gründungen2018
0 100 200 300
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
In Berlin gingen im Jahr 2018 insgesamt 591 neue Digitalunternehmen an den Start. Im Schnitt wird in der Bundeshauptstadt somit alle 15 Stunden ein neues Digitalunterneh-men gegründet. Dabei handelt es sich um so
5,0
4,4
2,3
2,1
1,2
1,1
1,0
0,5
-1,5
-2 0 2 4 6
Dortmund
Berlin
München
Dresden
Köln
Hamburg
Düsseldorf
Stuttgart
Frankfurt
Digitaler Handel: Beitrag zum BeschäftigungswachstumAnteil am regionalen Beschäftigungswachstum 2008-2018 in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen IBB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 12
genannte Betriebsgründungen. Das sind Kapitalgesellschaften wie GmbHs, Aktienge-sellschaften oder Kommanditgesellschaften. Bei diesen Unternehmensformen kann, an-ders als bei einer einfachen Gewerbeanmel-dung, aufgrund des höheren Aufwands bei der Anmeldung bereits bei ihrer Gründung eine größere wirtschaftliche Bedeutung an-genommen werden. Dabei werden in der Berliner Digitalwirtschaft vorwiegend Haupt-niederlassungen gegründet, bei lediglich 21 Prozent handelt es sich um Gründungen von Zweigniederlassungen.
Im deutschlandweiten Städtevergleich ste-chen die Berliner Digital-Gründungen her-aus. Inzwischen erfolgt sogar mehr als jede 10. deutsche Digital-Gründung in Berlin(11,4 Prozent). In der Hauptstadt wird genauso viel gegründet wie in Hamburg, Köln undDüsseldorf zusammen. In München sind esmit 120 Gründungen (2,3 Prozent) deutlichweniger.
Mit 494 Gründungen hält Berlin – absolut gesehen – auch im technologisch besonders
innovativen Kernbereich Software und Da-tendienstleister den Spitzenplatz unter den deutschen Großstädten – weit vor Hamburg (217 Gründungen), Frankfurt (216) und Köln (197).
Werden die Digital-Gründungen allerdings auf die Beschäftigten in diesem Bereich be-zogen, liegt Berlin nur auf dem vierten Platz. Mehr Digital-Gründungen gab es in Frank-furt, Köln und Düsseldorf.
78
72
60
60
50
41
40
31
21
17
60 80 100
Frankfurt
Köln
Düsseldorf
Berlin
Dortmund
Deutschland
Hamburg
Stuttgart
Dresden
München
Digitale Wirtschaft: Gründungsintensität2018; Zahl der Gründungen pro 10.000 Beschäftigte
0 20 40
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
Schwerpunktthema Digitalisierung der Industrie
Industrie profitiert von Digitaler Trans-formation
Berlin ist ein Gewinner der wirtschaftlichen Transformation durch die Digitalisierung. Die mit der digitalen Transformation verbundene Produktivitätssteigerung sowie die wachsen-de digitale Nähe zu anderen internationalen Wirtschaftsmetropolen bringen für viele Branchen einen grundlegenden Wandel der Arbeitsweise mit sich – so auch für die Berli-ner Industrie.
Denn in einem hochglobalisierten Umfeld muss auch die Industrie digitaler werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies betrifft insbesondere die Digitalisierung der Produk-tion – Stichwort Industrie 4.0. Insbesondere der Aufbau und der Betrieb von B2B-Online-Lösungen aber auch Leistungen zur Digitali-sierung von Unternehmensprozessen wer-den im Bereich der Finanzierung zunehmend nachgefragt. Die Lösungen kommen dabei oftmals von externen Unternehmen und
11,4
4,8
4,6
4,2
2,6
2,3
1,4
1,3
0,9
8 10 12
Berlin
Frankfurt
Hamburg
Köln
Düsseldorf
München
Dortmund
Stuttgart
Dresden
Digitale Wirtschaft: Gründungen2018, Anteil an allen deutschen Digitalgründungen in %
0 2 4 6
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
494
217
216
197
120
108
63
48
39
400 500 600
Berlin
Hamburg
Frankfurt
Köln
Düsseldorf
München
Stuttgart
Dortmund
Dresden
Kernbereich Software- und Daten: Gründungen2018
0 100 200 300
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 13
Dienstleistern (B2B-Lösungen). Im Folgen-den werden diese Verflechtungen der Berli-ner Industrie und Digitalwirtschaft genauer beleuchtet und Perspektiven für den Stand-ort herausgearbeitet.
In der verwendeten Abgrenzung der Digital-wirtschaft zählen Teile der industriellen Pro-duktion auch zur Digitalwirtschaft. So stellen Industriebetriebe aus dem Teilbereich Hard-ware- und Infrastruktur die notwendige Infra-struktur zum Übertragen und Wiedergeben von Inhalten und Diensten zur Verfügung. Dazu gehören Industriebetriebe aus dem übergeordneten Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten sowie elektroni-sche und optische Erzeugnisse. Die Digitali-sierung wird von Industriebetrieben auch oft in Firmen aus dem Bereich unternehmens-nahe Dienstleistungen „ausgelagert“. So verschränken sich Digitalwirtschaft und Ber-liner Industrie immer stärker.
6,57,8
14,315,1
2,5
13,6
20,4
9,2
-7,0 -6,3
2,8
2,1
4,8
-1,0
3,6
-10
-5
0
5
10
15
20
25
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Digitale Wirtschaft Industrie
Bruttowertschöpfungpreisbereinigte Veränderungsraten ggü. Vorjahr in %
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
Die Mittelständler in Deutschland digitalisie-ren laut dem „Digitalisierungsbericht Mittel-stand“ der KfW vor allem die Schnittstellen innerhalb der Wertschöpfungskette und zum Endkunden. Dazu gehört z.B. die Neugestal-tung von Webseiten sowie Online-Bestell- und Bezahlsysteme, auch für Zulieferer. Zu-dem ist der Verkauf von Industriegütern und Produktionsmaschinen in der Regel mit ei-nem Dienstleistungspaket mit Onlineservice verbunden, z.B. durch Fernwartung. Dafür werden vor allem Software- und Datendiens-te benötigt. Die Erneuerung von IT-Strukturen und die Anschaffung neuer An-wendungen sind insgesamt das zweitwich-tigste Motiv bei der Digitalisierung in der In-dustrie.
Die Industrie digitalisiert stärker als die Berliner Gesamtwirtschaft
Der Anteil an Betrieben mit Digitalisierungs-projekten ist bei den Berliner Industrebetrie-ben höher als in der gesamten Regionalwirt-schaft. Dies zeigt eine Umfrage der KfW und der UVB und hängt damit zusammen, dass die Forschungs- und Innovationsintensität in der regionalen Industrie höher ist als im Durchschnitt der gesamten Wirtschaft. So fallen die Innovationsintensitäten (Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz) in den Industriebranchen im Vergleich zu anderen Branchen nach der Innovationserhebung 2018 der Technologiestiftung hoch aus: In der Berliner Industrie beträgt die Innovati-onsintensität knapp 6 Prozent, in der Dienst-leistungsbranche dagegen knapp 3 Prozent. Der Hauptgrund für die Durchführung der Digitalisierungsvorhaben bei der regionalen Industrie ist ein erwarteter Effizienzgewinn sowohl in der Produktion als auch zwischen den Geschäftsbereichen. Die Forderungen von Endkunden nach digitalen Produkten und Dienstleistungen sind für die Industrie durchaus wichtig. Mit zunehmender Durch-dringung der Digitalisierung wird dieser As-pekt zukünftig den Wettbewerbsdruck am Markt erhöhen.
Zudem zeigt der KMU Report 2019 von Cre-ditreform und der IBB für Berlin, dass allen voran die Industriebetriebe bereits Pläne bzw. Projekte für Digitalisierungsmaßnah-men umsetzen. Laut der Sonderbefragung „Industrie“ ist gut ein Fünftel der Industrieun-ternehmen mit dem Standort Berlin sehr zu-frieden und mehr als zwei Drittel immerhin zufrieden. Für 64 Prozent der Industrieunter-nehmen spielt die Digitalisierung eine wichti-ge oder sehr wichtige Rolle, im Maschinen-bau sind es sogar 90 Prozent. Mit über 59 Prozent ist dabei der Anteil der Industrieun-ternehmen die bereits Pläne für Digitalisie-rungsmaßnahmen im Haus haben beson-ders hoch im Vergleich zu anderen Bran-chen. Auch hier ist dieser Anteil im Maschi-nenbau überdurchschnittlich (73 Prozent).
Das Hauptmotiv für die Digitalisierung ist dabei eine Erhöhung der Wettbewerbsfähig-keit (66 Prozent) sowie Kostenreduzierung
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 14
(55 Prozent). Haben sich Unternehmen noch nicht mit Digitalisierungsmaßnahmen be-schäftigt, so liegt dies vor allem an fehlender Zeit (40 Prozent). Förderangebote scheinen dagegen ausreichend vorhanden zu sein, nur 9 Prozent der Unternehmen beklagen einen Mangel. Eigene Forschung oder die Markteinführung neuer Technologien er-scheint den meisten Unternehmen zunächst zu ambitioniert. Diese Rolle können daher gut spezialisierte und risikofreudige Start-ups übernehmen. Nach Markteinführung werden neue Technologien für die Industrieunter-nehmen dagegen interessant. So wünschen sich 60 Prozent der Unternehmen Beratung und finanzielle Förderung zur Anwendung bereits verfügbarer Technologien.
Die Digitalisierung der Industrie wird durch das innovative Umfeld beflügelt
In Berlin befinden sich eine Vielzahl Hubs, Labs, Acceleratoren und Inkubatoren. An den Schnittstellen zwischen Industrie und Digitalwirtschaft entstehen hier Produkt- und Prozessinnovationen.
Knapp ein Drittel der Digital Units und Inno-vation Hubs in Berlin sind direkt von der In-dustrie initiiert. Es handelt sich hier überwie-gend um gegründete betriebliche Einheiten, in denen außerhalb bestehender Strukturen des Unternehmens innovative digitale Ge-schäftsmodelle entworfen und umgesetzt werden. Hierzu zählen Unternehmen wie z.B. BMW Start-up Garage, Daimler Centerfor Automotive Information Technology Inno-vations (DCAITI), Schleicher Incubator ZoomZone Labs (sizzl) und Würth Elektronik eiSosCompetence Center.
Der Bereich Digitalwirtschaft, Hardware und Software hat mit 18 Prozent den zweitgröß-ten Anteil an den bisher erfassten Hubs in Berlin. Unternehmensbeispiele hierfür sind Deutsche Telekom (hub:raum), Mozilla WebFWD und IBM Startup Program. Mit rund 10 Prozent Anteil liegt der Finanzsektor an dritter Stelle. Auch durch den Wettbe-werbsdruck zahlreicher Fintechs richtet der Bankensektor zunehmend sein digitales An-gebot auf die Kundenbedürfnisse aus, wie. z.B. durch Apps oder digitale Finanzierungs-portale sowohl für Privat- als auch für Ge-schäftskunden.
Berliner Start-ups digitalisieren die In-dustrie
165
129
99
76
63
46
42
29
25
0 50 100 150 200
Berlin
Hamburg
Köln
Frankfurt
Düsseldorf
München
Dortmund
Stuttgart
Dresden
Industrie: Gründungen2018
Quelle: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen IBB
Die Berliner Industrie ist eng mit anderen Branchen verknüpft, etwa den unterneh-mensnahen Dienstleistungen. Dabei ist die Berliner Industrie – definiert als das Verar-beitende Gewerbe – im Städtevergleich be-sonders dynamisch und nimmt 2018 mit 165 Gründungen den Spitzenplatz ein.
Die Attraktivität Berlins für Gründer wirkt auch auf die Industrie. Zwar nehmen die Gründungen innerhalb der Berliner Industrie seit 2014 ab. Jedoch spezialisiert sich ein Teil der Gründungen in der Digitalwirtschaft auf die Verbesserung der Produktionsabläu-fe und Produktentwicklungen in der Indust-rie.
Bau- und Immobilienwirtschaft;
2,2%Consulting; 4,4%
Digitalwirtschaft, Hardware und
Software ; 17,8%
Energiewirtschaft; 4,4%
Finanzwirtschaft; 10,0%
Gesundheitswirtschaft; 6,7%
Handel; 5,6%
Industrie; 32,2%
Medienwirtschaft; 3,3%
Mobilität ; 4,4%Recycling; 3,3%
Sonstige, z.B. Sport, Umwelt, Infrastruktur;
5,6%
Digital Units und Innovationhubs in BerlinAnteil an der Gesamtzahl (Stand Mai 2019)
Quelle: www.digitale-hauptstadtregion.de, Berlin Partner, eigene Berechnung UVB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 15
0
100
200
300
400
500
600
700
2014 2015 2016 2017 2018
Digitale Wirtschaft Industrie
Betriebsgründungen Berlin: Digitalwirtschaft und Industrie
Quelle: Statistische Landesämter/VGR der Länder, eigene Berechnungen IBB
Gemäß rechnerischer Abgrenzung entlang der statistischen Branchenzugehörigkeit der Digitalwirtschaft gingen 2018 in Berlin 591 Digtal-Start-Ups an den Start. Eine weitere Abgrenzung bietet die Übersicht der „Start-ups“ von Startupdetector.de. Von den ge-samten 9.481 Berliner Betriebsgründungen im Jahr 2018 werden hier 447 als „Start-ups“ eingeordnet, worunter innovative oder mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell wachsende Unternehmen gemeint sind. Trotz leicht ab-weichender Definition sind die beiden Grö-ßenordnungen vergleichbar und die Arbeits-felder vieler Start-ups stimmen inhaltlich mit der IBB-Abgrenzung der Digitalwirtschaft überein.
Im Folgenden werden auf der Mikroebene die Berliner „Start-ups“ 2018 untersucht. Dies erlaubt eine tiefergehende Analyse ih-rer Profile, da auf der Mikroebene umfang-reichere Daten dazu verfügbar sind als auf Ebene der amtlichen Gewerbemeldungen, die nur mit wenigen Merkmalen wie Bran-chen und Mitarbeiterzahl arbeiten. Aus die-sen Daten lässt sich zudem die enge Ver-
netzung von Industrie und Digitalwirtschaft erkennen.
Von den 447 Start-ups, die 2018 in Berlin gegründet wurden, können 26 bzw. 5,9 Pro-zent unmittelbar der Industrie zugeordnet werden. Weitere 32 bzw. 7,2 Prozent bieten industrienahe Dienstleistungen an. Die gro-ße Mehrheit, knapp 87 Prozent wurde im Bereich der Dienstleistungen gegründet. Auch in diesem Bereich werden Dienstleis-tungen von der Industrie in Anspruch ge-nommen, insbesondere zur Digitalisierung.
12
30
206
14
1
138 35
Industrie
IndustrienaheDienstleistung
SonstigeDienstleistung
200 300 400
B2B und B2C Startups nach SektorenAnzahl
0 100
B2B B2C Rest
Quelle: startup.detector.de, eigene Berechnungen UVB
Auffällig ist die inzwischen große Bedeutung von „Business to Business“ (B2B) – Ge-schäftsmodellen bei Industrie-Start-ups, die inzwischen die Hälfte der Start-ups ausma-chen. In den Start-ups die industrienahe Dienstleistungen anbieten, ist dieses Ge-schäftsmodell naturgemäß vorherrschend. Auch bei den sonstigen Dienstleistungen machen sie gut die Hälfte aus. Damit vollzie-hen die Berliner Start-ups eine Entwicklung hin zur Digitalisierung von Unternehmens-prozessen und Zuliefererschnittstellen, die bundesweit wichtig werden dürfte.
Digitale Technologien für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit der Industrie
Digital vernetzte und automatisierte Pro-zessketten sind wesentliche Elemente von Industrie 4.0. Im Ideal der „Smart Factory“ organisieren sich die Produktionsanlagen überwiegend selbstständig und koordinieren Abläufe untereinander. Dadurch wird die Produktion flexibler, dynamischer und effizi-enter.
Industrie und industrienahe
Dienstleistungen
13,1
Sonstige Dienstleistung
86,9
Berliner Startups nach SektorenAnteil in %
Quelle: startupdetector.de, eigene Berechnungen UVB
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 16
Dabei lassen sich vier wichtige Technologie-trends identifizieren:
• Künstliche Intelligenz (KI)• Virtuel Reality, Augmented Reality• Additive Verfahren (Additive
Manufacturing, AM)• Industrial Internet Of Things (IIOT)
Maßgeblich an der zukünftigen Entwicklung beteiligt sein werden Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Künstlicher Intelli-genz (KI) befassen. Gemäß einer Untersu-chung der Technologie Stiftung Berlin sind in der Hauptstadtregion bereits 223 Unterneh-men mit 4.900 Mitarbeitern mit dem Thema befasst. Damit sind rund 28 Prozent aller deutschen Unternehmen aus dem KI-Umfeld in Berlin-Brandenburg angesiedelt. Zudem wurden im Zeitraum zwischen 2012 und 2017 im deutschlandweiten Vergleich 48 Prozent der KI-Start-ups in Berlin-Brandenburg gegründet. Rund 80 Prozent der KI-Unternehmen sind dabei im Business-to-Business-Bereich tätig.
Leistungsstarke Hardwarekomponenten, Sensoren, Bildverarbeitungssysteme und moderne Software ermöglichen den Einsatz von Augmented Reality (AR) und Virtual Re-ality (VR) in der Industrie. Neben der indust-riellen Nutzung kann die VR-Technologie auch für Ausbildungs- und Trainingszwecke oder auch für Produktvorstellungen genutzt werden. Mittlerweile findet die AR-Technologie bei Flugsimulatoren, Spielsys-temen, in der Medizin, in der Biochemie und der Robotik Anwendung.
Beim Additive Manufacturing (AM) werden Objekte Lage für Lage aus einem schicht-förmig aufgebauten CAD-Modell erstellt um Präzisionslösungen zu schaffen. In der Ber-liner Industrie finden sie überwiegend zum Prototypenbau Anwendung, weil damit auf Kundenwünsche und Änderungen schnell reagiert werden kann.
So ist beispielsweise Siemens Vorreiter und verwendet die Technologie für das soge-nannte Rapid Prototyping von Gasturbinene-lementen. Im Industrial Internet of Things (IIoT) wachsen der Bereich Industrie 4.0 und Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) zusammen. Während das Ziel bei der Digita-lisierung in der Industrie hauptsächlich die Effizienzsteigerung im Produktionsprozess ist, zielt das Konzept von IoT auf den End-kunden ab und konzentriert sich auf die Op-timierung von Nutzungspfaden. Laut der Technologiestiftung befinden sich 75 IoT-Organisationen in Berlin, knapp ein Drittel der insgesamt 268 deutschen IoT-Organisationen. Gleichzeitig befinden sich die mit Abstand meisten IoT-Start-ups in der Hauptstadt.
1
4
2
31
1
3
8
Industrie
IndustrienaheDienstleistung
SonstigeDienstleistung
0 10 20 30 40 50
AR&VR BC IOT
Quelle: startupdetector.de, eigene Berechnungen UVB
Technologische Ausprägung der Startups
In Berlin ist das Konzept des Internet of Things besonders in den Dienstleistungs-Start-ups vertreten, deren Produkte auch von Industrieunternehmen nachgefragt wer-den. Immerhin drei Start-ups setzen mit ih-ren Prozessen direkt in der industriellen Pro-duktion an. Auch im Bereich Augmented Reality (AR) gibt es einzelne Vorreiter-Start-ups. Zahlreich vertreten ist der Blockchain Ansatz (BC), der auf dezentrale Datenspei-cherung setzt und in Fintechs Anwendung findet, die knapp 10 Prozent der 2018 ge-gründeten Berliner Start-ups ausmachen.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 17
Enge Verzahnung zwischen Digitalwirt-schaft und Industrie
Insgesamt lassen sich zum aktuellen Zeit-punkt die Verzahnungen zwischen Digital-wirtschaft und Industrie wie folgt zusammen-fassen:
• Knapp ein Drittel der Digital Units undInnovation Hubs in Berlin kommenaus der Industrie.
• 13 Prozent der Berliner Startups zäh-len zur Industrie oder zu industriena-hen Dienstleistern.
• 19 Prozent der IOT-Anwendungen inBerlin sind direkt für die Produktionbestimmt.
• 43 Prozent der KI-Unternehmen inBerlin-Brandenburg entwickeln z.B.AR-Anwendungen für Industrieanla-gen sowie intelligente Wartungs- undProzessmanagementsysteme.1
• 32 Prozent der additiven Verfahren inBerlin werden im Maschinenbau an-gewendet. Elektroindustrie und Fahr-zeugbau sind weitere Anwendungs-bereiche.2
1 IOT in Berlin, KI in Berlin und Brandenburg, Technologiestiftung 2 Potentialanalyse 3D-Druck, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 18
Fazit
Berlin ist und bleibt der wichtigste deutsche Standort der Digitalen Wirtschaft. Diese Po-sition verdankt es vor allem seinem einzigar-tigen Start-up-Ökosystem, das internationale Fachkräfte, aber auch die Risikokapitalgeber und die Innovationsabteilungen großer Un-ternehmen in die Spreemetropole lockt. Stark profitierte Berlin bisher vom Wachstum im Digitalen Handel, doch zuletzt hat der Wandel hin zu B2B deutlich an Fahrt ge-wonnen.
Die Digitalisierung weiterer Branchen ist auch bereits im Gange. Dies ist besonders in der Berliner Industrie sichtbar. Einfache Pro-zesse werden automatisiert und neue digita-le Vertriebswege sowie Produkte werden erschlossen. Die Industrie fragt nicht nur digitale Produkte und Dienstleitungen nach, sondern ist durch die Digital Units und Inno-vation Hubs selbst Impulsgeber der Digital-wirtschaft. In Berlin sind die Zukunftsberei-che Energie, Verkehr und Gesundheit her-vorragend aufgestellt. Aber auch die Unter-nehmen in diesen Bereichen müssen in den nächsten Jahren Lösungen für einige be-sonders dringende gesellschaftliche Heraus-forderungen wie die Knappheit der endlichen Ressourcen, eine umweltfreundliche Mobili-tät und die zunehmend alternde Gesellschaft finden.
Inzwischen sind in der Bundeshauptstadt knapp 98.900 Menschen in der Digitalen Wirtschaft beschäftigt. Der Kernbereich der Digitalwirtschaft - Soft-ware und Daten mit derzeit rund 72.000 Be-schäftigten wird auch in Zukunft das Herz der Berliner Digitalwirtschaft bilden.
Für die Industrie geht es bei der Digitalisie-rung darum, IT-Technologien mit Produkti-onstechnologien zu verschmelzen und neue, innovative Produkte Dienstleistungen anzu-bieten. Die Herausforderungen sind groß: Datensicherheit, technische Standards sowie der ein moderner Rechtsrahmen. Zusätzlich kommen Investitionen in Forschung sowie Aus- und Weiterbildung und die wichtige Frage nach neuen Geschäfts- und Arbeits-zeitmodellen. Hierfür ist es wichtig, dass die
Bedingungen am Produktionsstandort stets wettbewerbsfähig bleiben.
Berlin ist ein wichtiger Wissenschaftsstand-ort, der dank zahlreicher Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten kluge Köpfe und das Know-how für die Zukunft bereithält. Dabei muss Berlin in Zukunft auf-passen, dass die Stadt für junge Menschen bezahlbar bleibt. Alles in allem hat Berlin die idealen Voraussetzungen, um als Standort der digitalen Transformation der Wirtschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine führende Rolle zu spielen. Als Dienstleis-tungsmetropole – sowohl bei den kunden- als auch bei den unternehmensnahen Dienstleistungen – ist Berlin bereits heute auf den Wandel der Wirtschaft von der Kauf- zur Servicegesellschaft vorbereitet, da Berlin den Strukturwandel in der klassischen In-dustrie bereits erkannt hat.
Vor allem die technologieorientierten Schlüsselbranchen Berlins wie beispielswei-se Verkehr, Mobilität und Logistik, Energie-wirtschaft sowie das Gesundheitswesen werden mittelfristig davon profitieren. Da sich die Veränderungen der Arbeitswelt noch schneller als in der Vergangenheit vollzie-hen, ist es notwendig, das lebenslange Ler-nen inner- und außerhalb von Unternehmen zu fördern.
Investitionsbank Berlin | Berlin aktuell 19
Herausgeber: Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft Bundesallee 210 10719 Berlin
Verfasser: Claus Pretzell, IBB Sarah Kopp, IBB Klaus Jeske, UVB
Redaktionsschluss: September 2019
Weitere Publikationen unter www.ibb.de/volkswirtschaft
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