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Einführung in die Volkswirtschaftslehre
WS 2006/2007
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Einführung VWL 2006/07
OrganisatorischesAlle Folien im Netz
Kommentierte GliederungEnthält alle notwendigen Literaturhinweise
Alle Termine derVorlesung, Videoübertragung und Übung
Übung: Alle 14 Tage Di. anstelle der VorlesungGleiche Übung noch einmal Donnerstags 20:45 – 22:15 an Stelle der Videoübertragung.
Sprechstunde:JW: Donnerstags 15:00 bis 17:00 Uhr
Geb. 22, Teil C, 2. Stock, Zi. 210SR: Donnerstags 17:00 bis 19:00 Uhr
Geb. 22, Teil C, 2. Stock, Zi. 207
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Einführung VWL 2006/07
LiteraturZentral:
Mankiw, G.N.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl., Stuttgart 2004Samuelson, P.A., Nordhaus W.D., Volkswirtschaftslehre, Landsberg, a. L., 2005
Für spezielle Themen:Riechmann. T., Spieltheorie, München 2002.Wellisch, D., Finanzwissenschaft II, Theorie der Besteuerung, München 2000.Weimann, J., Wirtschaftspolitik, Allokation und kollektive Entscheidung, 4. Aufl. 2006.
1. Ein erster ÜberblickMankiw, Kap. 1
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Einführung VWL 2006/07
1.1 Das KnappheitsproblemAusgangspunkt aller Überlegungen:
Fast alle Güter, die für Menschen einen Wert haben, sind knappSoll heißen: Sie sind nicht in einer Menge vorhanden, die es erlaubt, alle darauf gerichteten Ansprüche zu befriedigen!
Knappheit kann man nicht abschaffen!
Zitat eines berühmten Absolventen der London School of Economics (LSE):
„You can‘t always get what you want“Mick Jagger Rolling Stones
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Das Beste, was man angesichts nicht zu beseitigender Knappheit erreichen kann, ist die
Abwesenheit von Verschwendung!
• Die Lösung des Knappheitsproblems kann nicht darin bestehen, dass man die Knappheit „besiegt“• Die Lösung ist vielmehr die Bewirtschaftung knapper Ressourcen
Ökonomik ist die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper Ressourcen!
•Frage: Wann ist eine Bewirtschaftung erfolgreich?Wie beurteilen wir das?
Was ist das Ziel der Bewirtschaftung?
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Abwesenheit von Verschwendung = EffizienzEffizienz im Sinne von Pareto:
„Eine Situation ist dann Pareto-effizient, wenn es nicht möglich ist, ein Individuum besser zu stellen, ohne ein anderes dabei
schlechter zu stellen.“
Mit weniger sollten wir nicht zufrieden seinEffizienz schließt ein, dass wir Ressourcen so verwenden, dass die Knappheitslage möglichst weit entspannt werden kann!
Alle Produktionsmöglichkeiten ausschöpfen!Alle Handels- und Spezialisierungsvorteile nutzen
Pareto
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1.2 Einige grundlegende Einsichten
Mankiws 10 „Regeln“Im Folgenden:
Keine detaillierte Darstellung, sondernEinige zentrale Punkte, die beispielhaft beleuchten sollen, „wo es lang geht“
Später werden (fast) alle diese Punkte noch ausführlich behandelt werden.
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Menschen haben dabei wirklich „die Wahl“Es geht um die Frage, wie knappe Ressourcen verwendet werden.Beispiel Zeit: Wie verwende ich die mir zur Verfügung stehende Zeit? Es gibt Alternativen zur Vorlesung!Beispiel Einkommen: Wofür gebe ich Geld aus?Beispiel Produktion: Autos bauen oder Atomkraftwerke?
Wie sollen Entscheidungen getroffen werden?individuellals Gruppeals Gesellschaft?
Zentrale Themen der VWL:EntscheidungstheorieTheorie kollektiver EntscheidungenAllokationstheorie
1. Menschen müssen ständig unter Alternativen wählen
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2. Die Kosten für das Eine sind der Verzicht auf das Andere
Rationale Entscheidungen erfordern die Abwägung von Kosten und Nutzen.Entscheidend sind dabei die sog. „Opportunitätskosten“
Sie entsprechen dem Wert dessen, was durch die Entscheidung entgeht.Die Opportunitätskosten der Vorlesung hängen damit von ihren Alternativen ab!Sind sie in Magdeburg höher oder niedriger als in München?
Auch der Einsatz von Ressourcen in der Produktion verursacht Opportunitätskosten!
Warum?
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3. Rationale Entscheidungen setzen Marginalbetrachtungen voraus
Abwägung von Kosten und Nutzen nach dem Marginalprinzip:Was kostet die nächste Einheit: Grenzkosten (GK)Was bringt die nächste Einheit: Grenzertrag (GE)
Solange GE > GK lohnt sich die nächste Einheit!Für rationale Produktionsentscheidungen sind deshalb Grenzkosten und nicht Durchschnittskosten relevant!
Weitere Anwendungen:Für das Arbeitsangebot ist der Grenzsteuersatz entscheidend.Ob ich weiter für die Klausur lerne hängt vom Grenzertrag einer weiteren Stunde ab.
Sind die Niveaus nicht auch wichtig?Schon, denn auch wenn GE > GK gelten sollte, kann DK > DE gelten und dann sollte man die ganze Sache abblasen!
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4. Menschen reagieren auf AnreizeFundamentale Einsicht, die sehr häufig missachtet wird.Anreizwirkung von Preisen ist offensichtlich
Wenn der Benzinpreis steigt, fahren Menschen weniger/langsamer Auto.Beachte Anreizwirkung von Steuern!Manchmal sind Anreizwirkungen schwer abzuschätzen:
Cobra EffektWirkung der Anschnallpflicht
Anreizeffekte sind besonders für die Politik wichtigPolitik setzt Regeln fest, an die sich die Menschen anpassen.Geänderte Regeln verändern das Verhalten
Beispiel TabaksteuerAnstieg des Steuersatzes kann zu Rückgang des Aufkommens führen
Mehr NichtraucherMehr Schmuggler
Beispiel Luxussteuer
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5. Durch Tauschvorgänge (Handel) werden alle Beteiligten besser gestellt
Klar: Ein (freiwilliger) Tausch zwischen zwei Menschen kommt nurzustande, wenn sich beide dadurch besser stellen.
freiwilliger Tausch bedeutet eine Pareto-VerbesserungDie Kehrseite des Handel ist die Arbeitsteilung
Schafft enorme ProduktivitätsvorteileHohe SpezialisierungsgewinneDeshalb auch Pareto-Verbesserung
Vorteilhaftigkeit des Handels gilt auch für Länder!Durch freien Handel profitieren alle daran beteiligten Länder!
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6. Märkte sind gut für die Organisation des Wirtschaftslebens.
Eine historische Erfahrung:Ökonomien, die versucht haben den Markt durch zentrale Planung zu ersetzen, sind zusammengebrochenDie Marktwirtschaft hat sich als überlegenes Organisationsprinzip erwiesen.
Eine Ursache dafür ist die Tatsache, dass Marktpreise hervorragende Steuerungsinstrumente sind.
Im Idealfall signalisieren Preise die Knappheit von Gütern und die tatsächlichen Kosten ihrer Produktion.Indem Menschen sich an diesen Preisen orientieren, beachten sie den tatsächlichen Nutzen und die tatsächlichen Kosten.Das ist die Voraussetzung für effiziente Entscheidungen.
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MärkteDezentrale Allokation führt nicht zum Chaos!
Voraussetzung ist, dass Preise frei „beweglich“ sind.Nur dann können sie tatsächliche Kosten widerspiegeln und Veränderungen von Angebot und Nachfrage richtig reflektieren.
Staatliche Eingriffe in das Preissystem sind deshalb problematisch.
Leider aber nicht selten.Führt häufig zu massiven Ineffizienzen.
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7. Manchmal kann der Staat die Situation verbessern
Im Prinzip sind Märkte in der Lage, eine effiziente Allokation hin zu bekommen.Aber:
Es gibt Fälle des Marktversagens.Märkte erzeugen dann keine Pareto-effiziente Allokation
Externe Effekte, öffentliche Güter
Dann kann im Prinzip der Staat eingreifen und Effizienz herstellenZentraler Gegenstand der Vorlesung „Wirtschaftspolitik“
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8. Die Wohlfahrt eines Landes hängt davon ab, wie viel es produziert.
Und damit von seiner ProduktivitätDamit ist gemeint, wie viel pro Arbeitsstunde produziert wird.
Produktivität ist von vielen Dingen abhängig:KapitalausstattungZugang zu moderner TechnologieAusbildung der Arbeitnehmer (Humankapitalbestand)
Produktivität hängt nicht davon ab, wie viel in einem Land konsumiert wird!Internationaler Wettbewerb steigert die Produktivität!
Zwingt dazu, immer produktiver zu werden!Protektionismus senkt die Produktivität!Offene Exportorientierte Volkswirtschaften mit durchlässigen Grenzen sind produktiver!
Allerdings kann hohe Arbeitsproduktivität ein Dilemma für diejenigen schaffen, die nur geringe Qualifikationen besitzen:
Arbeitslosigkeit Geringqualifizierter in Deutschland!
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9. Inflation entsteht, wenn zu viel Geld in Umlauf ist„Geld“ hat eine sehr wichtige Funktion
Als allgemeines Tauschmittel senkt es die Transaktionskosten Damit das Geldsystem funktioniert, muss man darauf vertrauen können, dass es seinen Tauschwert behält.
Inflation kann dieses Vertrauen erschüttern1921 kostete eine Tageszeitung 30 Pfennige1922 kostete die gleiche Zeitung 70.000.000 MarkDie Ursache für Inflation ist ein zu schnelles Wachstum der Geldmenge
Deshalb ist die Versorgung der Wirtschaft mit genau der richtigen Menge Geld so wichtigAufgabe der Zentralbank (EZB)
Geldpolitik ist ein zentraler Bestandteil der Makroökonomik
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10. Kurzfristig besteht ein tradeoff zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit?!
In Makroökonomischen Fragen sind die Ökonomen weniger einig als in der Mikroökonomie.Die Frage, ob es tatsächlich einen kurzfristigen tradeoff gibt, ist umstritten.Langfristig kann man – da sind sich alle einig – durch Inflation Arbeitslosigkeit nicht bekämpfen.
2. Die Methoden der Wirtschaftswissenschaft
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Ökonomik ist die Wissenschaft von der Ökonomie
Was macht die Beschäftigung mit ökonomischen Fragen zu einer Wissenschaft?
Die möglichst wertfreie Formulierung allgemein gültiger Theorien darüber, wie die Welt (die Ökonomie) funktioniert.Die Überprüfung der Theorie durch die Konfrontation mit Daten, die im Labor oder in der Realität gesammelt werden.Die Verbesserung der Theorie im Lichte der empirischen Befunde
So funktionieren im Prinzip alle Wissenschaften
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2.1 Modelle Charakteristische Methode für die VWL (und wichtige Teile der BWL):
Konstruktion mathematischer Modelle.Unterscheidet die Ökonomen von allen anderen Sozialwissenschaften
Wie entsteht ein Modell?Erster Schritt: Man trifft Annahmen
Über die Akteure: Wer tritt auf?Welche Ziele werden verfolgt?
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ModelleÜber die Institutionen
Welchen Regeln unterliegen die Akteure?
Die Funktion von Annahmen:Baue damit einen Raum, in dem die Dinge analysierbar sind.Unterscheidet sich von der Wirklichkeit, wie eine Landkarte sich von der realen Welt unterscheidet.Eine Landkarte im Maßstab 1:1 macht keinen Sinn.Wir müssen von Details abstrahieren, wenn wir etwas verstehen wollen.
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ModelleEin Beispiel: Die Produktionsmöglichkeitskurve
Wenn wir Annahmen darüber treffen, welche Güter wir betrachtenwie die Technologie aussiehtwie die Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) eingesetzt werden,
dann können wir die Produktionsmöglichkeiten einer Ökonomie einfach abbilden: Durch die Produktionsmöglichkeitskurve
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ModelleAlle Punkte auf und unter der Kurve sind erreichbar
effizient sind nur die auf der Kurve (z.B. C und A)von jedem Punkt auf der Kurve aus ist es nicht möglich, von beiden Gütern mehr zu produzierenMehr PC‘s geht nur bei weniger AutosDas Austauschverhältnis ist die „technische Grenzrate der Transformation“
Punkt B ist zwar mit den Mitteln der Ökonomie erreichbar, ist aber nicht effizient:
ausgehend von B kann von beiden Gütern mehr produziert werden.Pareto-Verbesserung
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ModelleHinter der Produktionsmöglichkeitskurve steckt ein mathematisches Modell.
Aussagen in diesem Modell gelten nur unter den Annahmen, die im Modell getroffen wurdenModelle haben den Vorteil, dass man den Zusammenhang zwischen Annahmen und Modellaussage genau abbilden kann.
Frage:Wie baut man ein Modell, wenn ein ökonomischer Zusammenhang abgebildet werden muss, bei dem die Akteure in interdependenten Beziehungen zueinander stehen!Dafür braucht man ein spezielles Werkzeug: Die Spieltheorie!
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2.2 Elementare Einführung in die Spieltheorie (Achtung: Steht so nicht in Mankiw, aber bei Riechmann)
Die Spieltheorie analysiert Entscheidungen von Akteuren (Spielern), die sich in einer strategischen Interaktion befinden.
Wie in einem Gesellschaftsspiel!Der Erfolg des einen, hängt vom Verhalten des anderen ab und umgekehrt.
Spieltheorie ist ein spezieller Teil der Entscheidungstheorie!Deshalb zunächst eine kleine Einführung in Entscheidungstheorie
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2.2.1 Elementare Voraussetzungen der Entscheidungstheorie1. Man muss wissen was man will!
Um eine Wahl zwischen den Ergebnissen einer Entscheidung treffen zu können, muss man angeben können, welche man vorzieht.
Wird dadurch gesichert, dass eine vollständige und transitive Ordnung über die Entscheidungsergebnisse besteht.
{ }n1 e,...,e Sei die Menge der möglichen Entscheidungsergebnisse
Was wir fordern müssen, ist dass
•Entscheider in der Lage sind, die Ergebnisse paarweise zu vergleichen und angeben können, welche sie vorziehen:
jijiji eeodereeoderee ≈pf
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Einführung VWL 2006/07
Auf diese Weise entsteht eine Ordnung über die Alternativen, und die soll transitiv sein!
Ein Beispiel:Es soll über das Getränk des Abends entschieden werdenDie Alternativenmenge:
{Milch, Wasser, Bier}
Transitivität verlangt:Wenn:
WasserBierundMilchWasser ff
Dann soll auch gelten: MilchBier f
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Die Struktur von EntscheidungenDrei Dinge sind wichtig:1. Die Handlungsalternativen (der Alternativenraum) {a1,…,an}
Dinge, die ich beeinflussen kann2. Der Zustandsraum
Zustände der „Umwelt“, die eintreten oder nicht eintreten3. Der Ergebnisraum {e1,…,em}
Die Dinge, die passieren oder nicht passieren, abhängig von den Handlungen, die gewählt, und den Zuständen, die eintreten.
Ein BeispielEs geht um die Entscheidung, zur Vorlesung zu gehen.
Die Handlungsalternativen = {hingehen, nicht hingehen} = {a1, a2}
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Einführung VWL 2006/07
Der Zustandsraum:{Dozent gut drauf, Dozent nicht gut drauf}= {s1, s2}
Der Ereignisraum:{Kosten, keine Kosten, höre gute Vorlesung, höre schlechte Vorlesung,
höre gute/schlechte Vorlesung nicht} = {e1 ,..., e4}
Gut drauf Nicht gut drauf
Hingehen A:Kosten und höre gute
Vorlesung
B:Kosten und höre
keine gute Vorlesung
Nicht hingehenC:
Keine Kosten, höre gute Vorlesung nicht
D:Keine Kosten, höre schlechte Vorlesung
nicht
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Einführung VWL 2006/07
Präferenzen und NutzenfunktionAngenommen Sie haben folgende Präferenzordnung über A – D:
CBDA fff
Dann können wir diese Ordnung durch eine Nutzenfunktion abbilden:
+→ Reu :
Wir wissen, dass eine Funktion nichts anderes als eine Zuordnungsvorschrift ist:
u ordnet jedem Ergebnis eine Zahl zuRegel: Wenn ein Ergebnis einem anderen Ergebnis vorgezogen wird,dann erhält es auch eine höhere Zahl:u: A ~ 5, D ~ 4, B ~ 3, C ~ 2 wäre eine solche Zuordnung und damit eine Abbildung unserer Präferenzordnung
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Einführung VWL 2006/07
2.2.2 Spieltheorie als spezielle Entscheidungs-theorie!
Bisher ist der Zustandsraum unabhängig von EntscheidungenSpieltheorie betrachtet Entscheidungssituationen in denen der Zustandsraum abhängt von den Entscheidungen Anderer!
Gleichzeitig ist der Zustandsraum der Anderen abhängig von den eigenen Entscheidungen!Es besteht also eine wechselseitige, strategische Abhängigkeit der Entscheidungen.Beispiel: 2 Spieler A und B mit jeweils zwei möglichen Aktionen
(a1, a2) und (b1, b2)
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Einführung VWL 2006/07
Entscheidungs-Tabelle für A
Zustandsraum
b1 b2
a1 1 0a2 2 1
Handlungs-alternative
01b2
12b1
a2a1Handlungs-alternative
ZustandsraumEntscheidungs-Tabelle für B
Werden zusammengesetzt zur so genannten
Auszahlungsmatrix
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Einführung VWL 2006/07
Auszahlungsmatrix
b1 b2
a1 1, 2 0, 1
a2 2, 1 1, 0
Handlungsalternativen von A
Handlungsalternativen von B
Auszahlungen von A , B
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Womit beschäftigt sich die Spieltheorie?→ Modellierung von Verhalten in interdependenten
EntscheidungssituationenSpiel = Entscheidungssituation, in der mindestens zwei Agenten (= Spieler) interagierengrundlegende Annahmen:‐ Die Spieler verhalten sich rational.
= konsistentes Verhalten bzgl. eines wohldefinierten Zieles(in der Spieltheorie = Maximierung des Erwartungswertes der eigenen
„Auszahlung“)‐ Die Spieler verhalten sich strategisch.
= Berücksichtigung des Wissens oder der Erwartungen bzgl. des Verhaltens der anderen Spieler
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Anwendungen der Spieltheorie
... in der Wirtschaftswissenschaft, Biologie, Politologie, Soziologie, Philosophie, …
Innerhalb der Wirtschaftswissenschaft:• Mikroökonomik: Oligopoltheorie, Theorie optimaler Verträge, Auktionstheorie, ...
• Makroökonomik: strategische Handelspolitik, Geldmengensteuerung der Zentralbank, ...
• Finanzwissenschaft: Ausgestaltung von Steuersystemen, Bereitstellung öffentlicher Güter, ...
• Betriebswirtschaftslehre: strategische Management– und Unternehmensentscheidungen, ...
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Einführung VWL 2006/07
2.2.3 Statische strategische Spiele bei ordinalen Präferenzen
Die Kennzeichen statischer strategischer Spiele:Wechselseitige Abhängigkeit der SpielerSimultane Entscheidung der Spieler
Kennzeichen eines statischen SpielsPräferenzen sind ordinal
besser als, genauso gut, schlechter alswerden abgebildet durch Auszahlungs- (oder Nutzen-) funktiondiese ist nicht eindeutig
Zeit (im Sinne der Abfolge der Züge) spielt keine RolleIst anders bei dynamischen Spielen, in denen die Spieler nacheinander Entscheidungen treffen (sequentiell ziehen).
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Einführung VWL 2006/07
Die Beschreibung eines SpielsEin Spiel wird beschrieben durch:die Spieler→ Wer ist involviert?
die Spielregeln→ Wer entscheidet sich wann?→ Worüber können die Spieler entscheiden?→ Was weiß derjenige, der sich entscheidet?
die Ergebnisse des Spiels→ Wie lautet das Spielergebnis für jede mögliche Kombination der
Entscheidungen der Spieler?die Auszahlungen→ Welche Präferenzen haben die Spieler bzgl. der möglichen
Spielergebnisse?
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Einführung VWL 2006/07
Alle diese Angaben finden Sie in jeder Beschreibung eines Gesellschaftsspiels!
Die Spieltheorie versucht, strategische Entscheidungssituationen als ein solches Spiel formal abzubilden.Gegeben eine solche Abbildung, lassen sich Aussagen über das Verhalten rationaler Spieler gewinnen.
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Einführung VWL 2006/07
An dem Spiel nehmen n Spieler teil und i = 1,…,n bezeichnet die Spielersi Strategie von Spieler i
s Strategienprofil (‐tupel) mit s = (s1, …, sn)
s‐i Strategienprofil der Gegenspieler von i, s‐i = (s1, …, si‐1, si+1, …, sn ) [ Es gilt also: s = (si, s‐i) ]
Si Strategienraum (Menge der möglichen Strategien) für Spieler i, si ∈ Si
S = S1 × S2×… × Sn‐1 × Sn , s ∈ S
S‐i = S1 × S2×… × Si‐1× Si+1× Sn‐1× Sn , s‐i ∈ S‐iui von Neumann‐Morgenstern Nutzenfunktion von Spieler i,
ui: S→ℜ, i ∈ {1, …, n}
Ein bisschen Notation
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Einführung VWL 2006/07
Zwei Definitionen
Normalformspiele
Definition 1:
Die Normalform eines n‐Personen‐Spiels spezifiziert für jedenSpieler i = 1, …, n den Strategienraum Si und die Auszahlungsfunktion ui(s) mit s = (s1, …, sn) und si ∈ Si für alle i.Das Spiel wird mit G = {S1, …, Sn; u1, …, un} bezeichnet.
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Einführung VWL 2006/07
Dominierte und dominante Strategien
Definition 2.2:
Gegeben sei ein Normalformspiel G = {S1, …, Sn; u1, …, un}.
Die Strategie si‘∈ Si heißt strikt dominant, wenn für alle Strategien si‘’ ≠ si‘ mit si‘’ ∈ Si gilt, dass ui(si’, s‐i) > ui(si’’, s‐i) für alle s‐i ∈ S‐i.
Die Strategie si‘∈ Si heißt schwach dominant, wenn für alle Strategien si‘’ ≠ si‘mit si‘’ ∈ Si gilt, dass ui(si’, s‐i) ≥ ui(si’’, s‐i) für alle s‐i ∈ S‐i.
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Einführung VWL 2006/07
Ein Beispiel: Das GefangenendilemmaZwei Gefangene haben die Wahl zwischen zwei Strategien:
gestehen oder nicht gestehenDer Staatsanwalt konfrontiert sie mit folgender Auszahlungsmatrix:
4 Jahre
7 Jahre
4 Jahre 1 Jahr
1 Jahr 2 Jahre
7 Jahre
2 Jahre
GefangenerGefangener 11
GefangenerGefangener 22
nichtgestehengestehen
nich
tge
steh
enge
steh
en
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Einführung VWL 2006/07
Gefangenendilemma
Gleichgültig, was Gefangener 2 tut, gestehen liefert für 1 immer eine höhere Auszahlung (weniger Jahre)„gestehen“ ist damit eine strikt dominante Strategie für 1Das Gleiche gilt für Spieler 2! Spielen beide ihre dominante Strategie, so erhalten beide eine Strafe von 4 Jahren! Sie hätten beide mit 2 davon kommen können!
4 74 1
1 27 2
nichtgestehengestehen
nich
tge
steh
enge
steh
enGefangenerGefangener 11
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Einführung VWL 2006/07
Wo bleibt die Praxisrelevanz??Das Gefangenendilemma lauert an vielen Stellen!
Zwei arbeiten an einem gemeinsamen Projekt:
Hart arbeiten Faul sein
Hart arbeiten 2 , 2 -1 , 4
Faul sein 4 , -1 0 , 0
Faul sein ist dominante Strategie!Beachte: GD-Struktur nicht zwangsläufig!
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Einführung VWL 2006/07
GefangenendilemmaZwei Anbieter können einen hohen oder einen niedrigen Preis setzen:
Hoher Preis Niedriger Preis
Hoher Preis 1.000 , 1.000 -200 , 1.200
Niedriger Preis 1.200 , -200 600 , 600
Der niedrige Preis ist dominante StrategieSehr zur Freude der KonsumentenWettbewerb führt in ein GDNur deshalb funktioniert er!!!
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Einführung VWL 2006/07
GefangenendilemmaWeitere Beispiele:
Länder, die in einem Rüstungswettlauf sindWenn der andere rüstet, muss ich auch rüstenrüstet der andere nicht, führt Aufrüstung zur ÜberlegenheitRüstung ist dominante Strategie
Unternehmen, die Werbung treibenAlle wären besser dran, wenn alle nicht werbenwenn alle nicht werben, ist es beste Strategie zu werben!
UmweltschutzWenn Umweltschutz teuer ist, sind Emittenten in einem Gefangenendilemma
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Einführung VWL 2006/07
Ein erstes LösungskonzeptWir prognostizieren, was im Gefangenendilemma passiert, indem wir unterstellen, dass die Spieler
strikt dominante Strategien spielen, d.h. die dominierten Strategien nicht weiter beachten!
Problem:Nicht alle Spiele haben dominante Strategien!Wir brauchen ein allgemeines Lösungskonzept
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Einführung VWL 2006/07
Das Nash-GleichgewichtZweifellos das wichtigste Konzept in der Spieltheorie und in der modernen Wirtschaftstheorie!Definition 3:Gegeben sei ein Normalformspiel G = {S1, …, Sn; u1, …, un}. Das Strategienprofil s* ∈ S bildet ein Nash‐Gleichgewicht, falls für jeden Spieler i die Strategie si* ∈ Si die beste Antwort auf die Strategien seiner Gegenspieler s‐i*∈ S‐i ist, das heißt, falls ui(si*, s‐i*) ≥ ui(si, s‐i*) für alle si ∈ Si und für alle i = 1, ..., n.
→ Es gilt also: si* löst ( )*,max iiiSsssu
ii−∈
Ein Nash-Gleichgewicht ist eine Strategiekombination, bei der alle Strategien aller Spieler jeweils wechselseitig beste
Antworten sind!
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Einführung VWL 2006/07
Bringt uns das weiter?
4 0 3
0 4
4
5
0
5
5
3
4 0
6
5 6
3 3
Spie
ler
Spie
ler 11
UM
SpielerSpieler 22rl
O
m
In diesem Spiel existieren keine dominierten Strategien!
Aber es existiert ein eindeutiges Nash-Gleichgewicht!
O – beste Antwort auf m
M – beste Antwort auf l
U – beste Antwort auf r
l – beste Antwort auf O
m – beste Antwort auf M
r – beste Antwort auf U
Nash-Gleichgewicht?
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Einführung VWL 2006/07
Offensichtlich ist nur (U , r) ein Nash-Gleichgewicht, dennU ist beste Antwort auf rr ist beste Antwort auf U
Beachte:Im Nash-Gleichgewicht hat kein Spieler Anlass, sein Verhalten zu ändern.Jeder Spieler reagiert rational auf die rationale Strategiewahl der Mitspieler.Im Nash-Gleichgewicht herrschen deshalb konsistente Erwartungen. Ein Gleichgewicht in dominanten Strategien ist immer auch ein Nash-Gleichgewicht (Beispiel Gefangegen-Dilemma)
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Einführung VWL 2006/07
2.3 Der empirische Teil
Frage: Was sagt ein Modell über die reale Welt?Antwort nur durch empirische Überprüfung möglichEmpirische Methoden: Experimente und FelddatenDie Ökonomik benutzt beides
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Einführung VWL 2006/07
2.3.1 Felddaten und Ökonometrie
Vorgehendweise:Leite aus einem Modell Schätzgleichungen ab, d.h. Gleichungen, für die
auf der einen Seite eine „zu erklärende“ abhängige Variable steht auf der anderen Seite „erklärende“ unabhängige Variablen und für deren Variablen Daten zur Verfügung stehen.
Mit Hilfe ökonometrischer Schätzverfahren kann dann überprüft werden, ob der theoretisch behauptete Zusammenhang in der Realität wieder zu finden ist.
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Einführung VWL 2006/07
Ökonometrie
Probleme ökonometrischer Tests:Unterschiedliche Schätzverfahren liefern u.U. unterschiedliche ErgebnisseHauptproblem: Verfügbarkeit von Daten
Häufig sind die Daten, die man für die Überprüfung des Modells braucht, nicht vorhanden, oder nur in „verschmutzter“ Form.Datenschutz verhindert häufig ökonometrische Forschung.
Schlussfolgerungen aus ökonometrischen Tests deshalb nicht immer eindeutig
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Einführung VWL 2006/07
2.3.2 Labordaten und Experiment
Mankiw irrt:Die Wirtschaftswissenschaft ist auch eine experimentelle Disziplin2004: Nobelpreis für Vernon Smith, einem Pionier der experimentellen Forschung
Methode:Versuchspersonen werden unter kontrollierten Bedingungen mit ökonomischen Entscheidungssituationen konfrontiert.
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ExperimenteIm Labor werden die Anreize hergestellt, die auch im Modell als wirksam angenommen werden
Deshalb verwendet man immer monetäre Anreize!Es lohnt sich als Versuchsperson teilzunehmen.
In Magdeburg:Das MaXLab ist eines der modernsten Labore weltweit.Sie sind herzlich eingeladen, sich als Versuchsperson registrieren zu lassen!www.maxlab.org oder direkt zur Anmeldung:http://vwl3-10.ww.uni-magdeburg.de/orsee/public/
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2.4 Der Unterschied zwischen Mikro- und Makroökonomik
Mikroökonomie:Behandelt die ökonomische Akteure und ihr Zusammenwirken auf Märkten
HaushalteUnternehmenStaat
Methode: Modelle zur Abbildung „idealtypischer“ Agenten.
Bei der Abbildung von Interaktionen:Häufig notwendig, strategische Interaktionen abzubilden: Spieltheorie
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MikroökonomieSpieltheorie
Strategische Interaktion liegt dann vor, wenn die optimalen Verhaltensweisen verschiedener Akteure wechselseitig voneinander abhängen:
Was für A gut ist, hängt davon ab, was B tut.Was für B gut ist, hängt von A ab.
Methode:Ein spieltheoretisches Modell besteht aus folgenden Elementen:
Angabe wer Spieler ist, d.h. Entscheidungen treffen darfAngabe der Mengen der möglichen Aktionen, die ein Spieler durchführen kann (wie beim Schach …)Angabe der Auszahlungen, die bei jeder möglichen Kombination von Aktionen für alle Spieler resultieren
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Einführung VWL 2006/07
MikroökonomieGegeben diese Angaben:
Nash-Gleichgewicht kann berechnet werden:Ein Nash-Gleichgewicht liegt vor, wenn alle Strategien aller Spieler jeweils „beste Antworten“ auf die Strategien der anderen Spieler sind.
Frage:Wie sieht das Nash-Gleichgewicht in dem Spiel aus, das Torwart und Schütze beim Elfmeter spielen?
Spieltheorie ist das mit Abstand wichtigste Instrumentarium der Mikroökonomie!
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Einführung VWL 2006/07
MikroökonomieVorherrschende Methode: Modelltheorie
PartialmodelleBilden einzelne Akteure, Märkte oder Institutionen abHaushaltsmodellProduktionstheorie etc.
Allgemeine GleichgewichtsmodelleBilden das Zusammenspiel der Märkte abGibt es als reine theoretische Modelle und als „Rechenbare Gleichgewichtsmodelle“
Versuch, reale Ökonomien durch Gleichgewichtsmodell abzubilden
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Einführung VWL 2006/07
MakroökonomikBeschäftigt sich mit den Volkswirtschaftlichen Aggregaten:
Beschäftigung (gesamtwirtschaftliche)Wachstum
In der kurzen Frist: Konjunktur
GeldwesenInflationGeldpolitik
Eigentlich sollte ein enger Zusammenhang zwischen Mikro- und Makroökonomie bestehen!
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Einführung VWL 2006/07
MakroökonomikMikroökonomische Fundierung der Makroökonomie?
Das Verhalten der Aggregate sollte eigentlich aus der Mikro ableitbar sein.
Leider ist es mit der mikrotheoretischen Fundierung der Makro nicht immer weit her.
Anders als in der Mikroökonomie gibt es in der Makro ausgeprägte Denkschulen:
KeynesianerNeoklassiker
Es lassen sich leider unterschiedliche Deutungsmuster für die empirischen Befunde konstrulieren.
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Einführung VWL 2006/07
2.5 Positive Theorie, normative Theorie, präskriptive Theorie
Positiv theoretische AussagenHaben das Ziel, beobachtbares Verhalten theoretisch zu erklären, d.h. Modelle zu bauen, die beobachtbares Verhalten prognostizieren.Experimente sind eine gute Methode, solche Theorien zu testen!Viele spieltheoretische Modelle sind deskriptiv durchaus erfolgreich.Es gibt aber auch hartnäckige Widersprüche zwischen Theorie und empirischer (experimenteller) Evidenz.
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Einführung VWL 2006/07
Normative Aussagen und normative Theorie(anders als bei Mankiw!)
Man muss zwischen „normativen Aussagen“ und „normativer Theorie“ unterscheiden.
Normative Aussagen (wie Mankiw sie meint)Aussagen, die sagen, wie etwas sein soll.
Beispiel: Man sollte die Tabaksteuer erhöhen.Diese Aussage hat keinen empirischen Gehalt, ist also nicht positiv theoretisch.Die Aussage: „Wenn die Tabaksteuer erhöht wird, sinkt der Zigarettenkonsum“ ist dagegen nicht normativ sondern empirisch gehaltvoll, weil überprüfbar.
Normative Aussagen sind wissenschaftlich nicht fundierbar, es sind Werturteile!
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Einführung VWL 2006/07
Normative TheorieTheorien, die keinen unmittelbaren empirischen Anspruch stellen,aber auch keine „soll sein Sätze“ enthaltensind „normative Theorien“.
Beispiele:Allgemeine Gleichgewichtstheorie
Verwendet Annahmen, von denen klar ist, dass sie in der Realität nicht erfüllt sind.Kann deshalb auch empirisch nicht relevant sein.Dennoch kann es sinnvoll sein, einen kontrafaktischenGegenentwurf zur Realität zu haben
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Einführung VWL 2006/07
Normative TheorieIdealtypische (normative) Modelle helfen zu verstehen, wie die Welt funktioniert, ohne sie in einem empirische Sinne zu beschreiben!
Modell des Evolutionsprozesses durch einfache Replikatordynamik.Modell des Vollkommenen WettbewerbsModell des vollständig rationalen Akteurs etc.
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Einführung VWL 2006/07
Präskriptive TheorieFunktion:
Hilfestellung bei der Konstruktion realer Institutionen!
Voraussetzung:Notwendig ist zunächst eine Entscheidung über die Ziele, die man erreichen will.Diese Entscheidung kann letztlich nicht von Wissenschaftlern getroffen werden.Aber wenn klar ist, was erreicht werden soll, dann kann man Theorien dazu entwickeln, wie es erreicht werden kann.
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Einführung VWL 2006/07
Präskriptive TheorieBeispiele:
Wenn das Ziel heißt „allokative Effizienz“.Theorie kann etwas dazu sagen, wie die Institutionen einer Ökonomie zu gestalten sind.
Wenn das Ziel heißt: Gewinnmaximierung, kann die ökonomische Wissenschaft sagen, wie Unternehmen organisiert sein sollen.
Achtung: Die Ziele sind nicht „selbstverständlich“Nicht einmal das der Pareto-EffizienzÖkonomen beginnen zunehmend auch über Ziele nachzudenken!
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Ökonomen und PolitikAngeblich haben Ökonomen nur zwei Interessen:
Entweder wollen sie reich werden, oderdie Regierung beraten.
Wenn das stimmt, muss es viele unglückliche Ökonomen geben.
Die Wenigsten sind reich unddie, die die Regierung beraten, sind arm dran.
Politikberatung (in Deutschland) ist ein sehr hartes Brot.
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Einführung VWL 2006/07
PolitikberatungZuständig vor allem eine Reihe von wissenschaftlichen Institutionen:
1. Sachverständigenrat für die Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
„Die fünf Wirtschaftsweisen“Hauptaufgabe ist die Anfertigung eines Gutachtens, das jeweils im Oktober erscheint und die Wirtschaftliche Lage analysiert.Der Rat soll keine konkreten Handlungsempfehlungen vorlegen, sondern analysieren und Entscheidungen vorbereiten.Ratsmitglieder werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung für 5 Jahre ernannt
faktisch haben Gewerkschaften und Arbeitgeber ein Mitbestimmungsrecht.
Dennoch soll der Rat „politisch neutral“ sein.
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Einführung VWL 2006/07
PolitikberatungSachverständigenrat ist anders konzipiert als das „Board of economic advisors“ in den USA
Wird vom jeweiligen Präsidenten zusammengestelltIst deshalb nicht „politisch unabhängig“Dennoch besteht hoher Anreiz, die fachlich besten Ökonomen zu berufen
2. Wissenschaftliche BeiräteWirtschafts- und Finanzministerium haben wissenschaftliche Beiräte.Mitglieder werden auf Lebenszeit berufen.
Soll Unabhängigkeit sichern.
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Einführung VWL 2006/07
PolitikberatungBeiräte erstellen Gutachten zu aktuellen Fragen
Beispiel: Gutachten zur Neuregelung der steuerlichen Behandlung von gemeinnützigen Institutionen 2006.Die Politik ist in keiner Weise an die Empfehlungen der Beiräte gebunden.
3. Wissenschaftliche InstituteSo genannte „Blaue Liste Institute“
DIW BerlinIfo MünchenWWI KielIWH HalleZEW Mannheim
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Einführung VWL 2006/07
PolitikberatungAufgaben der Institute
Vorlage eines gemeinsamen Gutachtens zur konjunkturellen Entwicklung.Unabhängige Auftragsforschung für öffentliche Institutionen.Eigene Forschungsinitiativen
Finanzierung durchMittel des Bundes undDrittmittel, die eingeworben werden müssen.
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Einführung VWL 2006/07
Politikberatung4. Weitere Institute (nicht Blaue Liste)
Beispiele:Monopolkommission
an der Universität zu Kölnunterstützt vor allem das BundeskartellamtUntersucht das Ausmaß der Unternehmenskonzentration und forscht nach möglichen Wettbewerbseinschränkungen.
Energiewirtschaftliches Institutebenfalls an der Universität zu KölnAnalyse von Energiemärkten
3. Handelsvorteile und Märkte
Mankiw Kap. 3 bis 6
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Einführung VWL 2006/07
3.1 Handelsvorteile
Wir leben in einer extrem arbeitsteilig organisierten WeltTurnschuhe aus Taiwan, Hemdenstoff aus Indien, Notebook aus Japan, Mittagessen aus Zutaten aus ganz Europa.
Warum stellt nicht jeder das her, was für sich braucht?Für den Einzelnen leicht zu beantworten
Wer kann schon Turnschuhe nähen und ein Notebook bauen?!Warum aber sollte das auch für Länder vorteilhaft sein?
Viele fordern, dass man etwas gegen die ausländische Konkurrenz tun muss!
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Einführung VWL 2006/07
Das Prinzip des komparativen Vorteils!
Wenn zwischen zwei Akteuren ein Tausch stattfindet, ist damit in jedem Fall eine Pareto-Verbesserung verbunden.
Wenn der Tausch freiwillig stattfindet!Begründung?
Aber warum sollen beide Seiten von dem Tausch einen Vorteil haben?
Weil Tauschgeschäfte die Möglichkeit eröffnen, komparative Vorteile zu nutzen!
Das Beispiel mit den Kartoffeln und dem Fleisch, dem Viehzüchter und dem Ackerbauern:
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Einführung VWL 2006/07
Ackerbauer
Viehzüchter
Produktionsmöglichkeit
skurve (8Std.)
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Einführung VWL 2006/07
Der Viehzüchter hat in beiden Fällen einen absoluten Vorteil!
In einer Stunde:Viehzüchter
3 Pfund Fleisch6 Pfund Kartoffeln
Ackerbauer1 Pfund Fleisch 4 Pfund Kartoffeln
Viehzüchter ist bei der Produktion beider Güter produktiver!Anzahl der Inputs pro Outputeinheit ist kleiner
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Einführung VWL 2006/07
Handel lohnt sich dennoch!
Ackerbauer spezialisiert sich auf den KartoffelanbauViehzüchter verwendet nur noch 2 (statt 4) Stunden auf den Kartoffelanbau.Gesamtproduktion bei Spezialisierung (Autarkie)
44 Pfund Kartoffeln (40 Pfund)18 Pfund Fleisch (16 Pfund)
Tauscht nun der Viehzüchter gegen 5 Pfund Fleisch 15 Pfund Kartoffeln, können beide von beiden Gütern mehr konsumieren!
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Einführung VWL 2006/07
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Einführung VWL 2006/07
Der komparative KostenvorteilBesteht in den geringeren Opportunitätskosten!
Opportunitätskosten der Fleischproduktion (in
Kartoffeleinheiten)
Opportunitätskosten der Kartoffelproduktion (in Fleischeinheiten)
Ackerbauer 4 ¼
Viehzüchter 2 ½
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Komparativer Vorteil
Der Ackerbauer hat beim Kartoffelanbau geringere Opportunitätskosten als der Viehzüchter!
Deshalb ist es sinnvoll, dass er sich auf den Kartoffelanbau spezialisiert!
Der Viehzüchter hat bei der Fleischproduktion die geringeren Opportunitätskosten.
Deshalb Spezialisierung auf die Fleischproduktion!
Frage: Kann es sein, dass einer der beiden Produzenten auch bei beiden Produkten die niedrigsten Opportunitätskosten hat?
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Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
Antwort:OK für Fleisch sind der Kehrwert der OK für Kartoffeln (2 und ½; 4 und ¼ )Es kann nicht gleichzeitig X < Y und 1/X < 1/Y sein!Es muss also immer so sein, dass beide Tauschpartner einen komparativen Vorteil besitzen.
Ausnahme: Beide haben identische ProduktionskostenDamit besteht aber immer die Möglichkeit, dass sich durch Spezialisierung und Handel beide Tauschpartner besser stellen können.
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Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
Komparative Vorteile existieren auch dann, wenn die absoluten Vorteile alle auf einer Seite liegen!Spezialisierungsgewinne sind damit in jedem Fall möglich.Komparative Vorteile lassen sich nicht nur zwischen Individuen oder Unternehmen ausnutzen.Auch der Handel zwischen Ländern schafft solche Vorteile
Handel zwischen Ländern stellt beide Länder besser, auch dann, wenn ein reiches mit einem armen Land Handel treibt!
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Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
Beachte, dass auch im internationalen Handel die komparativen Vorteile durch Spezialisierung erreicht werden.
Das übersehen häufig Kritiker der Globalisierung, die in der Spezialisierung nur Abhängigkeiten der armen von den reichen Ländern sehen.Komparative Vorteile sind nach wie vor das mit Abstand stärkste Argument für freien Handel (und damit für Globalisierung)
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Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
Zur Übung:Warum spezialisieren sich die Produzenten in dem Beispiel nicht vollständig?
Zeichnen Sie die Produktionsmöglichkeiten in ein K(artoffel)-F(leisch) DiagrammBestimmen Sie den Konsum in der AutarkieZeigen sie graphisch die Produktionsmöglichkeiten, bei denen sich beide besser stellen.
90
Einführung VWL 2006/07
3.2 Nachfrage und Angebot
Tauschvorgänge, bei denen komparative Vorteile realisiert werden, finden auf Märkten statt
Märkte sind der Ort (im übertragenen Sinn), an dem Angebot und Nachfrage zusammen treffen.
Marktformen:Märkte unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Intensität und Art des Wettbewerbs, der auf ihnen herrscht:
Wettbewerbsmarkt viele Anbieter und Nachfrager, die in einem intensiven Wettbewerb stehen.Charakteristikum: Preisnehmerverhalten
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Einführung VWL 2006/07
Preisnehmerverhalten
Der einzelne Akteur hat keine Möglichkeit, Einfluss auf den Marktpreis zu nehmen.
Er kann lediglich seine Angebots- bzw. Nachfragemenge verändern.Er ist Preisnehmer und Mengenanpasser.Ursache ist die große Zahl von Akteuren, die dazu führt, dass der Einfluss des einzelnen verschwindend gering ist.
Kennen Sie Beispiele für solche Wettbewerbsmärkte?
92
Einführung VWL 2006/07
Weitere Marktformen
Wenn wenige Anbieter auf einem Markt auftreten:Oligopol (Duopol im Falle zweier Anbieter)
Verhalten auf Oligopolmärkten ist Gegenstand der Spieltheorie, weil sich die Oligopolisten in einer strategischen Interaktion befinden.Preissetzungen und Mengenentscheidungen hängen wechselseitig voneinander ab.
Nur ein Anbieter:Monopol
Wichtiger SpezialfallMonopolist ist in der Lage sowohl Preis als auch Menge zu setzen.
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Einführung VWL 2006/07
Weitere Marktformen
Monopolistische KonkurrenzAnbieter haben einen begrenzten monopolistischen Preissetzungsspielraum.Trifft beispielsweise auf Markenprodukte zuDer Anbieter einer Marke ist Monopolist für diese Marke, aber dennoch befindet er sich im intensiven Wettbewerb mit anderen Marken.In der Realität sehr häufige MarktformKennen Sie Beispiele?
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3.2.1 Nachfragefunktion (Mankiw Kap. 4)
Modellhafte Abbildung eines Marktes:Darstellung des Zusammenhangs zwischen Preis des Gutes und angebotener bzw. nachgefragter Menge.
Nachfragefunktion:Zuordnungsvorschrift, die jedem Preis die zu diesem Preis nachgefragte Menge zuordnet.Haushaltsnachfrage:
Nachfrage eines einzelnen HaushaltsGesamtnachfrage
Aggregation aller Haushaltsnachfragen
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Nachfragefunktion
Preis
nachgefragte Menge
(inverse) Nachfragefunktion
pi
xi
pj
xj
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Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Die Nachfragfunktion bildet die Nachfragepläne der Nachfrager ab.
Beobachtbar sind immer nur einzelne Punkte auf der Nachfragefunktion!
Die Nachfragefunktion informiert darüber, wie sich die Nachfrage verändert, wenn sich der Preis verändert!Auch die Lage der Nachfragefunktion kann sich verändern:
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Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Preis
nachgefragte Menge
pi
xi
pj
xj
Verschiebung der Nachfragefunktion nach rechts:
Zu jedem Preis wird mehr nachgefragt als zuvor
Verschiebung der Nachfragefunktion nach links:
Zu jedem Preis wird weniger nachgefragt als zuvor
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Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Verschiebung der Nachfragefunktion:Bilden Veränderungen der Nachfragepläne der Haushalte abUrsachen für solche Veränderungen können vielfältig sein
Beispiele:Nachfragepläne nach Türkeireisen ändern sich durch Terroranschläge in der Türkei (Nachfragekurve verschiebt sich nach links).Gleichzeitig ändern sich die Pläne in Bezug auf Reisen nach Kreta (Nachfrage verschiebt sich nach rechts).
Frage:Die Preise für Flugreisen steigen wegen höherer TreibstoffkostenVerschiebt sich die Nachfragekurve für Flugreisen?
99
Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Die Nachfragefunktion bildet den Zusammenhang zwischen Preis und Nachfragemenge ab.
Normales Gut → Nachfrage fällt, wenn der Preis steigt.Giffen Gut → Nachfrage steigt, wenn der Preis steigt.
Nachfrage hängt natürlich nicht nur vom Preis ab:Abhängigkeit vom Einkommen:
Superiore Nachfrage → Nachfrage steigt, wenn das Einkommen steigt.Inferiore Nachfrage → Nachfrage fällt, wenn das Einkommen steigt.
Achtung: steht bei Mankiw anders! Entspricht nicht der Konvention!
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Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Nachfrage hängt außerdem ab vonPreisen anderer Güter
Substitute (Butter – Margarine)Preisanstieg führt zu Nachfrageanstieg beim Substitut
Komplemente (Computer – Monitor)Preisanstieg führt zu Nachfragerückgang beim Komplement
Auch wenn keine komplementäre oder substitutionale Beziehung besteht, können Einkommenseffekte entstehen, die die Nachfrage nach anderenGütern beeinflussen:
Preisanstieg bei Benzin kann zu Nachfrageeinschränkungen bei Möbeln oder Kleidung führen.
Geschmack, ModenErwartungen (Erhöhung der Mehrwertsteuer!)
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Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Woher wissen wir, dass die Nachfragefunktion fällt?Mikrofundierung durch Haushaltstheorie.
Beantwortet die Frage, wie die Nachfrage eines Haushalts von Preisen und Einkommen abhängt.Formales Modell dazu, wie sich ein rationaler Haushalt idealtypisch verhält. Wird später vorgestellt!Bildet ab, dass rationale Haushalte aus den Güterbündeln, die sie sich leisten können, die für sie besten auswählen.
102
Einführung VWL 2006/07
3.2.2 AngebotsfunktionenAndere Seite des Marktes wird ebenfalls durch eine Funktion beschrieben, die einen Zusammenhang zwischen Preis und Menge abbildet:Angebotsfunktion
Ordnet jedem Preis die zu diesem Preis angebotene Menge zu.Auch hier zu unterscheiden:
Angebot des einzelnen UnternehmensGesamtangebot am Markt
kommt zustande durch Aggregation der einzelnen Angebotsfunktionen
Unter üblichen Annahmen: Angebotsfunktion steigt, d.h., je höher der Preis, um so höher die Angebotsmenge. Interpretation analog zur Nachfragefunktion
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Einführung VWL 2006/07
Preis
pi
xi
pj
xj
Verschiebung der Angebotskurve nach rechts:
Zu jedem Preis wird mehr angeboten als zuvor
Angebotsmenge
Verschiebung der Angebotskurve nach links:
Zu jedem Preis wird weniger angeboten als zuvor
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Einführung VWL 2006/07
AngebotsfunktionenMögliche Gründe dafür, dass sich die Angebotsfunktion verschiebt:
Technologische VeränderungenDurch technischen Fortschritt verändern sich die ProduktionskostenBessere Technologie → höhere Produktivität → sinkende Stückkosten →Rechtsverschiebung der Angebotsfunktion
InputpreiseVeränderungen der Faktorkosten wirken sich auf die Stückkosten aus und damit auf die Lage der Angebotsfunktion
ErwartungenIn bestimmten Fällen kann das Angebot auch von den Erwartungen der Anbieter abhängen
Beispielsweise von den Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Preise
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Einführung VWL 2006/07
3.2.3 Marktgleichgewicht
Angebots und Nachfragekurven geben die Pläne der Anbieter und Nachfrager wieder.Ein Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn diese Pläne miteinander kompatibel sind, d.h.
Wenn ein Preis existiert, zu dem die Nachfrager planen genau dieMenge nachzufragen, die die Anbieter anzubieten gedenken.Dieser Preis ist der Gleichgewichtspreis, oder auch markträumender Preis, die Menge ist die Gleichgewichtsmenge
106
Einführung VWL 2006/07
pi
xi
Preis
Angebotsmenge
Marktgleichgewicht
Marktgleichgewicht
107
Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
pi
xi
Preis
Angebotsmenge
MarktgleichgewichtpH
pT
Angebotsüberschuss 1)
Nachfrageüberschuss 2)
1) bei zu hohem Preis2) bei zu niedrigem Preis
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Einführung VWL 2006/07
MarktgleichgewichtKann es dauerhaft zu Angebots- oder Nachfrageüberschüssen kommen?
Kommt darauf an, ob der Wettbewerb zwischen Anbietern und zwischen Nachfragern funktioniert.
Er funktioniert dann, wenn der Anbieterwettbewerb bei Angebotsüberschuss zu einem fallenden Preis und der Nachfragerwettbewerb bei einem Nachfrageüberschuss zu einem steigenden Preis führt.
In diesen Fällen sorgt eine Preisreaktion dafür, dass das Gleichgewicht hergestellt wird. Welche Funktion haben Preise auf einem Markt?Kennen Sie Märkte, auf denen der Preis nicht so reagiert, dass es zur Herausbildung eines Gleichgewichts kommt?
109
Einführung VWL 2006/07
MarktgleichgewichtVeränderungen auf Märkten:
Endogen führt keine Kraft aus dem Gleichgewicht heraus.Veränderungen ergeben sich nur dann, wenn exogene Veränderungen zu Verschiebungen der Kurven führen.Zur Prognose der Auswirkungen:
Man muss wissenWelche Kurven sich verändern,in welcher Richtung undwie weit.
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Einführung VWL 2006/07
pi
xi
Preis
Angebotsmenge
Altes Gleichgewicht
Nachfrage nach Deutschlandfahnen ohne WM
Nachfrage nach Deutschlandfahnen mit WM
Neues Gleichgewicht Gleichgewicht
111
Einführung VWL 2006/07
pi
xi
Preis
Menge
Altes Gleichgewicht
Angebot mit herkömmlicher Technik (Holzstäbe)
Angebot mit neuer Technik (Plastik)
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Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
Solange sich nur eine Marktseite verändertist der Effekt auf Preis und Menge klar:
Angebot nach rechtsPreis fällt, Menge steigt und vice versa
Nachfrage nach rechtsPreis steigt, Menge steigt und vice versa
Ändern sich beide Marktseitenhängt der Effekt von der relativen Stärke und der Richtung der Verschiebungen ab.Eine Prognose ist dann ohne Weiteres nicht mehr möglich.
113
Einführung VWL 2006/07
3.2.4 Elastizitäten
Die Nachfragekurve sagt uns:Wenn der Preis steigt, fällt die Nachfragemenge
Aber wie messen wir, wie stark sie fällt?Variante 1:
Wir benutzen die Steigung, also absolute Größen:Steigt der Fahnenpreis um 1 € geht die Nachfrage um 10.000 Stück zurück.
Nachteil: Maß ist abhängig von den gewählten Maßeinheiten und deshalb ist die Fahnennachfrage nur schwer mit z.B. der Biernachfrage zuvergleichen:
Wenn der Preis für Bier um 1 € pro Liter steigt, sinkt die Nachfrage um 10.000 hl. Welche Nachfrage reagiert stärker?
114
Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenAusweg:
Benutze relative Größen:Wenn der Preis um 1 % steigt, fällt die Fahnennachfrage um 2%.Wenn der Bierpreis um 1 % steigt, dann fällt die Biernachfrage um 0,1%.
Dann ist klar, welche Nachfrage stärker reagiert!Preiselastizität der Nachfrage:
mißt, um wie viel Prozent die Nachfragemenge pro Prozent Preisänderung verändert!
Formal berechnet sich die Bogenelastizität nach:
ungPreisändereprozentualrungMengenändeeprozentual
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Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
BeispielPreis für Lutscher steigt von 10 auf 14 Cent (also um 40%)
p0 = 10, p1 = 14 → ∆p = 4∆p/p0 = 0,4 = 40%
Nachgefragte Lutschermenge sinkt von 250 auf 225 x0 = 250, x1 = 225 → ∆x = -25 ∆x/ x0 = 0,1 = -10%
Preiselastizität:-10/40 = -0,25
Interpretation:pro Prozent Preiserhöhung geht die Nachfrage um 0,25% zurück
116
Einführung VWL 2006/07
Preis
Nachfragemenge
10
14
225 250
Bogenelastizität
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Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenFrage:
angenommen der Preis fällt von 14 Cent wieder auf 10 Cent und die Nachfrage steigt wieder auf 250, ist dann die Preiselastizität wieder -0,25?Nein, sie ist – 0,38!
Die Bogenelastizität ist richtungsabhängig!f(x) = y sei eine beliebige differenzierbare Funktion. Dann ist
yx
dxdy
yx
dxxdf
=)(
Die Punktelastizität an der Stelle x
118
Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenBeispiele:
Sei f(x) = y eine Funktion, die den Benzinverbrauch eines Autos (y) in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit (x) angibt. η(x = 100) = 0,2 sagt dann: Wenn ich bei einer Geschwindigkeit von 100 um 1% schneller fahre (101), dann erhöht sich der Benzinverbrauch um 0,2%.Preiselastizität der Nachfrage:Sei f(p) = x eine Nachfragefunktion, dann ist
die Preiselastizität der Nachfrage, die angibt, um wie viel % die Nachfrage reagiert, wenn sich der Preis um 1% ändert.
)()()(
pfp
dppdfp =η
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Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenDie Punktelastizität ist nicht richtungsabhängig, aber sie ist ein lokales Maß!Punktelastizität einer linearen Nachfragefunktion:
f(p) = D – p sei eine lineare Nachfrage, dann ist
pDp
pfp
dppdfp
−−==
)()()(η
die Preiselastizität der NachfrageFür p = 0 ist η(p) = 0Für p = D (f(p) = 0) ist η(p) = ∞Die Elastizität ist = –1 für p = D/2. Das ergibt folgendes Bild:
120
Einführung VWL 2006/07
Preis
MengeD
D
D/2
D/2
η(p) = -∞
|η(p)| = 1
η(p) = 0
|η(p)| > 1
|η(p)| < 1
Elastizitäten
121
Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenInterpretation:
|η|> 1 bedeutet, dass der relative Mengeneffekt größer ist als der relative Preiseffekt! Man spricht von einer elastischen Nachfrage|η|< 1 bedeutet, dass der relative Preiseffekt großer ist als der relative Mengeneffekt. Man spricht von einer unelastischen NachfrageWas geschieht mit dem Erlös eines Unternehmens, wenn es den Preis senkt?
Der Preiseffekt: Alle Einheiten werden zu einem niedrigeren Preis verkauft → Erlös sinkt.Der Mengeneffekt: Es werden mehr Einheiten verkauft → Erlös steigt!Ist der erste Effekt kleiner als der zweite, führt eine Preissenkung zu höheren Erlösen und vice versa!
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Einführung VWL 2006/07
Preis
MengeD
D
D/2
D/2
η(p) = - ∞
|η(p)| = 1
η(p) = 0
|η(p)| > 1
|η(p)| < 1
Preissenkung im elastischen Bereich
Erlösminderung durch Preiseffekt
Erlössteigerung durch Mengeneffekt
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Einführung VWL 2006/07
Preis
D
D
D/2
D/2
η(p) = ∞
η(p) = 1
η(p) = 0
η(p) > 1
η(p) < 1
Preissenkung im unelastischen Bereich
Erlösminderung durch Preiseffekt
Erlössteigerung durch Mengeneffekt
124
Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenFür die Stärke der Nachfragereaktion (die Elastizität) ist der Absolutwertvon η bedeutsam, nicht die Größe der Zahl im mathematischen Sinne (- 5 ist kleiner als 1!). Das Vorzeichen gibt Auskunft über die Richtung der Änderung.
Weitere Elastizitäten:Preiselastizität des Angebots
um wie viel % verändert sich das Angebot, wenn der Preis um 1% steigt (fällt)?Preisfrage: Welches Vorzeichen hat die Preiselastizität des Angebots?
Kreuzpreiselastizität der Nachfrage bzw. des Angebotesum wie viel % verändert sich das Angebot (die Nachfrage) von
(nach) Gut 1 , wenn der Preis von Gut 2 um 1% steigt (fällt)?
125
Einführung VWL 2006/07
ElastizitätenEinkommenselastizität der Nachfrage
um wie viel % verändert sich die Nachfrage, wenn das Einkommen um 1% steigt (fällt)?Preisfrage:
Welches Vorzeichen hat die Einkommenselastizität bei einemsuperiorem Gut inferiorem Gut?
Residualelastizitätum wie viel % steigt das Einkommen nach Steuern
(Nettoeinkommen), wenn das Einkommen vor Steuern um 1 % wächst?Preisfrage: ist die Residualelastizität > oder < 1?
126
Einführung VWL 2006/07
3.3 Die Effizienzeigenschaften von MärktenMankiw Kap. 7
Nachfrager und Anbieter haben Pläneund die werden im Marktgleichgewicht zum Teil realisiert.
Dabei entstehen HandelsvorteileTauschvorgänge am Markt schaffen also Vorteile für alle Beteiligten
Aber sind im Marktgleichgewicht auch alle möglichen Handelsvorteile ausgeschöpft?
D.h. liefert das Marktgleichgewicht eine Pareto-effiziente Allokation?Oder kann man durch Wahl eines anderen Preises eine Steigerung der Wohlfahrt (im Sinne einer Pareto-Verbesserung) erreichen?
Um diese Frage zu beantworten brauchen wir zwei neue Instrumente:KonsumentenrenteProduzentenrente
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Einführung VWL 2006/07
KonsumentenrenteDie Nachfragefunktion bildet die Zahlungsbereitschaften der Nachfrager ab
Sortiere alle Nachfrager nach ihrer maximalen Zahlungsbereitschaft und trage die Zahlungsbereitschaft auf der Preisachse abDas Resultat ist die NachfragefunktionFür den einzelnen Nachfrager gilt:
Wenn der Preis unter seiner maximalen Zahlungsbereitschaft liegt, so entsteht ihm ein Vorteil in Höhe der Differenz.Beispiel: Sie sind bereit 20 € für die DVD von „King Kong“ zu bezahlen (das ist sie ihnen wert). Sie kaufen sie im Supermarkt für 9,95 €. Ihr Vorteil aus diesem Preis: 10,05 €.
Die Konsumentenrente ist die Summe aller individuellen Vorteile aus dem Marktpreis.
128
Einführung VWL 2006/07
Gemessen wir die Konsumentenrente als Fläche unter der Nachfragekurve bis zum Marktpreis.
Distanz zwischen Nachfragekurve und Marktpreis misst den Vorteil des einzelnen Konsumenten.Summe aller so gemessenen Vorteile ist die Fläche unter den Nachfragekurve
Produzentenrente = Gewinn der AnbieterEntspricht der Fläche über der Angebotsfunktion bis zum Preis!
Ergibt sich aus: Gewinn = Erlös – Kosten = Preis x Menge – Kosten Vorerst Ohne Begründung: Die Angebotsfunktion entspricht der Grenzkostenfunktion und die Gesamtkosten der Produktion entsprechen deshalb der Fläche unter der Angebotsfunktion.Graphisch:
Konsumentenrente/Produzentenrente
129
Einführung VWL 2006/07
pi
xi
Preis
Menge
Nachfrage
pH AngebotKonsumentenrente
Produzentenrente
Konsumentenrente/Produzentenrente
130
Einführung VWL 2006/07
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente ist der Soziale ÜberschussDer soziale Überschuss misst den gesamten Vorteil, der der Gesellschaft aus dem Marktgleichgewicht entsteht.Kann der soziale Überschuss bei einem Preis über oder unter dem Gleichgewichtspreis größer werden?
Falls nein, wäre das Marktgleichgewicht effizient!Beachte, dass wir davon ausgehen, dass die Angebotsfunktion identisch mit der Grenzkostenfunktion ist.Das impliziert, dass der Preis im Gleichgewicht den Grenzkosten der Produktion bei der Gleichgewichtsmenge entspricht!Also: Kann ein Preis der nicht den Grenzkosten entspricht, die Wohlfahrt steigern?
131
Einführung VWL 2006/07
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
pi
xi
Preis
Menge
Nachfrage
pH
AngebotKonsumentenrente
Produzentenrente
Preis über den Grenzkosten
Effizienzverlust
132
Einführung VWL 2006/07
pi
xU
Preis
Menge
pU
Angebot
Nachfrage
Konsumentenrente
Produzentenrente
Preis unter den Grenzkosten
Effizienzverlust
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
133
Einführung VWL 2006/07
Resultat:gleichgültig, ob der Preis über oder unter den Grenzkosten liegt, es entsteht immer ein Effizienzverlust!
Ursache:Wenn der Preis zu hoch oder zu niedrig ist, dann hat das in beiden Fällen den Effekt, dass Tauschvorgänge die möglich wären nicht realisiert werdenDadurch werden bestehende komparative Vorteile nicht genutzt!Alle Maßnahmen, die Preise aus dem Gleichgewicht bringen (d.h. dazu führen, dass sie nicht den Grenzkosten entsprechen), führen deshalb zu Effizienzverlusten!Tritt auf bei
Besteuerung/SubventionMonopolpreisbildung/Marktmacht
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
134
Einführung VWL 2006/07
3.4 Voraussetzungen für funktionsfähige Märkte
Offensichtlich sind Märkte Institutionen, die gut geeignet sind, eine effiziente Allokation zu erreichen.
Aber besitzen sie diese Eigenschaft immer?Nein und damit werden wir uns später befassen
Und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Märkte entstehen können (und Effizienz erzeugen)?
Auf Märkten begegnen sich in der Regel Haushalte und UnternehmenAuf Gütermärkten sind die Haushalte die Nachfrager auf Faktormärkten die Anbieter.Unternehmen bieten auf Gütermärkten an und fragen auf Faktormärkten nach.
Brauchen wir für das Funktionieren von Märkten auch den Staat?Also eine Institution, die mit der Fähigkeit ausgestattet ist, Zwang auszuüben.
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Einführung VWL 2006/07
Funktion von Eigentumsrechten
Der Kern eines Tauschgeschäftes:Übereignung von Eigentums und VerfügungsrechtenMärkte entstehen nur dann, wenn Eigentumsrechte existieren
Frage:Wie müssen solche Rechte beschaffen sein?
Verfügbarkeit von GüternÜbertragbarkeit
Eigentumsrechte schaffen und begrenzen Handlungsspielräume
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Einführung VWL 2006/07
Frage des Rechtssystems undder Gutseigenschaften
Diversifizierbarkeit - Separierbarkeit
Beispiel KapitalgesellschaftenDiversifiziertes AktienkapitalSeparation von Eigentum und EntscheidungsgewaltPrinzipal-Agent-Problematik
Brauchen wir den Staat, um Eigentumsrechte zu schaffen und durchzusetzen?
Eindeutig ja.Nur ein Gewaltmonopol des Staates erlaubt es, Eigentumsrechte zu schaffen, zu schützen und die Übertragbarkeit zu sichern.
Eigentumsrechte müssen durchsetzbar sein
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Einführung VWL 2006/07
Instabiles RechtssystemFür die wirtschaftliche Entwicklung extrem schädlich!Würden Sie in Afghanistan investieren?
Eigentumsrechte müssen langfristig und glaubhaft gesichert seinProblem auch für die Transformationsländer!Thomas Hobbes: Schutz der Eigentumsrechte liefert die Begründung für die Existenz des Staates.
Externe Effekte Fehlende oder nicht durchsetzbare Eigentumsrechte führen dazu, dass knappe Ressourcen in Anspruch genommen werden können, ohne das dafür ein Preis zu entrichten ist.Beispiele: Umweltgüter (Atmosphäre, Meere etc.)Führt zu ineffizienter Allokation der Güter (später mehr)
Was ist, wenn Eigentumsrechte verletzt werden?
138
Einführung VWL 2006/07
Die Funktion der Vertragsfreiheit
Auf Märkten finden (freiwillige) Tauschgeschäfte statt, die Pareto-Verbesserungen schaffen.
Das klappt nur, dass immer dann, wenn beide Marktseiten einen Tausch vornehmen wollen, dies auch möglich ist.Im Ergebnis bedeutet das, dass Preise und Mengen frei verhandelbar sein müssen.Vertragsfreiheit sichert dies.Ist aber in vielen Fällen stark eingeschränkt:
TarifverträgeMietrechtPreisbindungen (Bücher, Arzneimittel)
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Einführung VWL 2006/07
Die Funktion von WettbewerbMärkte erzeugen nur dann effiziente Allokationen, wenn auf ihnen Wettbewerb herrscht.
Und zwar auf beiden Marktseiten.Der „doppelte Wettbewerb“ verhindert, dass der Preis langfristig vom Gleichgewichtspreis abweichen kann.
Wettbewerb ist nicht zwangsläufig gegebenMarktteilnehmer neigen dazu, ihn auszuschaltenMuss deshalb u.U. staatlich durchgesetzt werden
Bundeskartellamt, MonopolkommissionWeitere Funktionen des Wettbewerbs:
Wettbewerb als Suchverfahren (i.S. von Hayeks)Wettbewerb als Verfahren zur Verarbeitung von Information (Wahlbörsen)Dynamische Anreizwirkung des Wettbewerbs
Prozess „schöpferischer Zerstörung“ i.S. von Schumpeter
140
Einführung VWL 2006/07
Zwischenfazit
Märkte sind in der Lage, effiziente Ressourcenallokationen zu erzeugen.Dazu müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.Teilweise braucht man den Staat dazu.
EigentumsrechteTeilweise ist staatliches Handeln schädlich.
Bei Einschränkungen der Vertragsfreiheit.
Die nächsten Fragen:1. Was geschieht, wenn der Staat in Märkte eingreift?
1. Durch Besteuerung/Subvention2. Durch Mindest- oder Höchstpreissetzungen?
2. Was geschieht, wenn der Wettbewerb eingeschränkt ist?1. Referenzpunkt: Wettbewerbsmarkt2. Monopol, Oligopol und monopolistische Konkurrenz
4. Die Wirkung von Eingriffen des Staates in
Marktprozesse
Mankiw Kap. 6 und 8
142
Einführung VWL 2006/07
4.1 Die Wirkung von Steuern4.1.1 Inzidenz
Wir betrachten die Besteuerung eines Konsumgutes mit einem konstanten Mengensteuersatz (Euro pro Mengeneinheit).
Beispiele: Mineralölsteuer, Brandweinsteuer, Biersteuer etc.Wer trägt eigentlich die ökonomische Last der Besteuerung?
Damit ist nach der so genannten Steuerinzidenz gefragtWovon hängt diese ab?
Kann der Gesetzgeber festlegen, wer die Last tragen soll?Hat die Inzidenz etwas damit zu tun, ob die Steuer bei den Anbietern oder den Nachfragern erhoben wird?
Wie wirkt sich die Besteuerung auf die Effizienz aus?Ist Besteuerung nicht nur eine Umverteilung von den Privaten zum Staat?
143
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Inzidenz bei Erhebung auf der NachfrageseitePreis
Menge
Angebot
Nachfrage (bleibt unverändert)
Preis ohne Steuer
Neue (Netto) Durchschnittserlöskurve der Anbieter
Steuer
Preis, den die Anbieter nach Steuereinführung erhalten
Preis, den die Nachfrager nach Steuereinführung zahlen
neue Mengealte Menge
144
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Inzidenz bei Erhebung auf der NachfrageseiteDie Nachfragepläne ändern sich durch die Erhebung einer Steuer nicht.
Plan hängt nur vom Preis ab, nicht davon, wer das Geld bekommt!Deshalb bleibt die Nachfragekurve unverändertAber die Nettoerlöse der Anbieter sind nun nicht mehr = Preis!
Resultate:Der Preis für die Nachfrager steigt, aber
er steigt nicht um den vollen SteuerbetragDer Preis (besser der Erlös) für die Anbieter sinkt
erst beide Effekte zusammen addieren sich zum SteuerbetragBeide Seiten des Marktes tragen damit einen Teil der Steuerlast!
Obwohl die Steuer nominal vollständig überwälzt wird.
145
Einführung VWL 2006/07
Inzidenz bei Erhebung auf der AnbieterseitePreis
Menge
Angebot alt
Preis ohne Steuer
SteuerPreis, den die Anbieter nach Steuereinführung erhalten
Preis, den die Nachfrager nach Steuereinführung zahlen
neue Mengealte Menge
Angebot neu
146
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Inzidenz bei Erhebung auf der AnbieterseiteBei Erhebung auf der Angebotsseite
Abbildung der Steuer durch Verschiebung der Angebotskurve nach oben.Entspricht einem Aufschlag auf die Grenzkosten in Höhe der Steuer
ResultateDas gleiche Bild wie bei Erhebung auf der NachfrageseiteDie Steuerinzidenz ist identischFür die Lastverteilung ist die Frage, auf welcher Marktseite die Steuer erhoben wird, nicht relevant. Wovon hängt die Lastverteilung dann ab?
Nächster Schritt:Genauere Analyse der Lasten, die durch die Steuer entstehen
147
Einführung VWL 2006/07
SteuerinzidenzPreis
Menge
Angebot alt
Steuer
Angebot neuKonsumentenrente nach Steuer
Produzentenrente nach Steuer
Steueraufkommen Effizienzverlust
Zusatzlast der Besteuerung!
148
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SteuerinzidenzSowohl die Konsumenten- als auch die Produzentenrente wird kleiner undes entsteht eine Zusatzlast der Besteuerung
Wir erinnern uns: Immer wenn der Preis aus dem Gleichgewicht gebracht wird, kommt es zu EffizienzverlustenDas ist hier der Fall:
Die Steuer treibt einen Keil zwischen Nachfrager und ProduzentenpreisErsterer liegt über, letzterer unter dem Gleichgewichtspreis ohne Steuer.
Wovon hängt die Lastverteilung und die Zusatzlast ab?Kann der Gesetzgeber beides wirklich beeinflussen?
Inzidenz hängt auch von der Höhe des Steuersatzes und von der Wahl der Bemessungsgrundlage ab,Vor allem aber von den Elastizitäten der Nachfrage und des Angebots!
149
Einführung VWL 2006/07
SteuerinzidenzPreis
Menge
unelastische Nachfrage
Last der Nachfrager
Last der Anbieter
150
Einführung VWL 2006/07
SteuerinzidenzPreis
Menge
unelastisches Angebot
Last der Nachfrager
Last der Anbieter
151
Einführung VWL 2006/07
SteuerinzidenzAllgemein gilt:
die relativ weniger elastische Marktseite trägt den größeren Teil der Steuerlast.Ist eine Marktseite vollkommen elastisch, so trägt die andere Seite die gesamte Steuerlast.
Grund:Bei geringer Elastizität kann die entsprechende Marktseite der Besteuerung weniger gut ausweichen.
Was bedeutet das für die Zusatzlast?Bei vollkommen unelastischer Nachfrage (Angebot) entsteht keine ZusatzlastGrund:
Da die Menge nicht reagiert, werden alle Tauschoptionen weiterhin wahrgenommen!
152
Einführung VWL 2006/07
SteuerinzidenzWelche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Inzidenzanalyse für die Besteuerung?
Verteilung der Steuerlasten nicht so klar, wie es oft behauptet wird.
Tragen die Reichen die Last einer Luxussteuer auf Segeljachten?Oder doch die Arbeiter in den deutschen Jachtwerften?
Bei der Besteuerung muss auf die Zusatzlasten geachtet werden.
Höhe der Zusatzlast hängt von der Art der Besteuerung ab!
Mehr dazu in der Vorlesung „Finanzwissenschaft“
153
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4.2 Eingriffe in die Preisbildung4.2.1 MindestpreiseMankiw Kap. 6
pi
xi
Preis
pH
Angebot
Nachfrage
Konsumentenrente
Produzentenrente
Effizienzverlust
MengeGrund:
Vorteilhafte Tauschmöglichkeiten zu Preisen unter dem Mindestpreis bleiben ungenutzt!
Die Graphik zum Mindestpreis kennen wir schon aus Folie 132:
Klar:
Damit ein Mindestpreis Wirkung zeigen kann, muss er über dem Gleichgewichtspreis liegen!
Dann aber:
verursacht der Mindestpreis einen Angebotsüberschuss und einen Effizienzverlust
154
Einführung VWL 2006/07
MindestpreiseWichtige Form des Mindestpreises: Mindestlohn
Lohn
Arbeitsmenge
Mindestlohn
Arbeitsangebot
Arbeitsnachfrage
Überangebot = Arbeitslosigkeit
155
Einführung VWL 2006/07
MindestpreiseMindestlohn wirkt sich nur auf einem Teil des Arbeitsmarktes aus.
Nur relevant für gering qualifizierte mit niedrigem Einkommen. USA, Frankreich:
gesetzlicher Mindestlohn Deutschland
Expliziter Mindestlohn im Baugewerbe und ReinigungsgewerbeAnsonsten: Impliziter Mindestlohn durch die Transferleistungen
Unter Hartz IV wird es kein Arbeitsangebot geben
Beachte:Für die Arbeitsnachfrage ist nicht der (Netto-) Lohn entscheidend, sondern die gesamten Arbeitskosten:
Nettolohn + Lohnsteuer + Sozialabgaben (AG und AN-Anteil)
156
Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
Korea
Nethe
rland
sNo
rway
New
Zeala
ndPo
rtuga
lSw
itzerl
and
Swed
enIre
land
Gree
ceJap
an
Unite
d King
dom
Austr
alia
Denm
arkAu
stria
Italy
Unite
d Stat
esBe
lgium
Cana
daFin
land
Spain
Fran
ceGe
rman
y
Country
Unemployment Rate
low‐skilled unemployment general unemployment
Arbeitslosigkeit gering qualifizierter im internationalen VergleichQuelle: OECD
157
Einführung VWL 2006/07
MindestpreiseExtrem hohe Arbeitslosigkeit bei gering qualifizierten hat etwas mit den sehr hohen faktischen Mindestlöhnen zu tun.
Anteil der Sozialabgaben an den gesamten Arbeitskosten: 42%!Haben weitgehend den Charakter einer Strafsteuer auf Arbeit.
Auswege?Aktivierende Sozialhilfe des Ifo-InstitutesVorschlag des Sachverständigenrates (sehr ähnlich)Magdeburger Alternative (anderer Ansatz)
Für Interessierte:Schöb, R., Weimann, J., Arbeit ist machbar. Die Magdeburger Alternative: Eine sanfte Therapie für Deutschland, 4. Aufl. 2006.
158
Einführung VWL 2006/07
MindestpreiseWeitere Mindestpreise: Europäischer Agrarmarkt
Beispiel ZuckermarktordnungGarantiert Mindestpreis, der deutlich über dem Weltmarktpreis liegt.
Weltmarktpreis Zucker: ca. 210 €/tEU-Interventionspreis: ca. 630 €/t
Anders als beim Mindestlohn:Preisgarantie wird verbunden mit flankierenden Maßnahmen:
Abnahmegarantie (produziert Milchseen und Fleischberge)Einfuhrbeschränkungen (Anbieter außerhalb der EU haben keine Chance!)
Beides notwendig, weil sonst die Mindestpreise wirkungslos blieben!Am Arbeitsmarkt bleibt das Überangebot einfach „liegen“.
159
Einführung VWL 2006/07
4.2.2 Höchstpreise
pi
xU
Preis
Menge
pU
Angebot
Nachfrage
Konsumentenrente
Produzentenrente
Preis unter den Grenzkosten
Effizienzverlust
Auch hier kennen wir die Graphik schon (Folie 133)
Klar:
Damit ein Höchstpreis Wirkung zeigen kann, muss er unter dem Gleichgewichtspreis liegen!
Dann aber:
verursacht der Höchstpreispreis einen Nachfrageüberschuss und einen Effizienzverlust
Grund:
Vorteilhafte Tauschmöglichkeiten zu Preisen über dem Höchstpreis bleiben ungenutzt!
160
Einführung VWL 2006/07
HöchstpreiseWichtiges Beispiel für Höchstpreise: Wohnungsmarkt
MietpreisbindungMieten können nicht frei verhandelt werden, sondern sind an den örtlichen Mietspiegel gebunden.Mieterhöhungen sind ebenfalls nicht beliebig möglich.
Wirkung:Wohnungsangebot bleibt hinter der Wohnungsnachfrage zurück
Zu beobachten in westdeutschen GroßstädtenIn Ostdeutschland dagegen Überangebot durch steuerlich induzierten Bauboom in der Nachwendezeit.
161
Einführung VWL 2006/07
Fazit:
Staatliche Eingriffe haben fast immer Effizienzeinbußen zur FolgeDennoch sind sie mitunter unvermeidlich
Insbesondere muss der Staat Steuern erheben, obwohl das mit Zusatzlasten verbunden ist.
Tendenziell bedürfen aber Staatseingriffe einer besonderen Begründung, weil sie
Freiheitsrechte einschränkenIneffizienz erzeugen
Insbesondere Eingriffe in die Preisbildung sind allerdings nur sehr schwer zu rechtfertigenMehr zu diesem Thema später im Kapitel zu „Marktversagen“
5. Vollkommener und eingeschränkter Wettbewerb
163
Einführung VWL 2006/07
5.1 Wettbewerbsmärkte (Mankiw Kap. 14)
Marktform der „vollkommenen Konkurrenz“Idealtypus, d.h. kommt so in der Realität höchst selten vor.Kennzeichen:
Große Anzahl von Anbietern und Nachfragern Beide Seiten verhalten sich als „Preisnehmer“ und „Mengenanpasser“
Der Preis bildet sich am Markt als Gleichgewichtspreis in Abhängigkeit von der Gesamtnachfrage und dem GesamtangebotAn diesen Preis passt sich der einzelne Anbieter und der einzelne Nachfrager an.
Deshalb muss immer zwischen der Gesamtnachfrage und der so genannten „konjekturalen Nachfrage“ unterschieden werden.
Letztere ist die, mit der sich das einzelne Unternehmen konfrontiert sieht!
164
Einführung VWL 2006/07
5.1.1 Die kurzfristige Angebotsentscheidung im Wettbewerbsmarkt
Wettbewerbsunternehmen entscheiden nur über die Menge, die sie anbieten.Der Preis ist aus ihrer Sicht exogen.
Da sich der Preis nicht ändert, wenn die Menge variiert wird, ist der Erlös für das erste Stück der gleiche wie für das n-te Stück und deshalb:
Preis = Durchschnittserlös = GrenzerlösDie Grenzerlöskurve ist damit eine horizontale Gerade!
Gewinn = Erlös – Kosten
Für x – Menge und p – Preis sowie K(x) – Kosten für x:
π(x) = px – K(x)
165
Einführung VWL 2006/07
Kurzfristige AngebotsentscheidungAnbieter wählt seine Menge so, dass der Gewinn maximal wird.Formal: Bestimme die notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum.
GKdx
xdKpdx
xdKpdxd
==⇒=−=)(0)( !π
Das Gewinnmaximum ist erreicht, wenn gilt Preis = Grenzkosten!Intuitive Interpretation:
Wenn die nächste verkaufte Einheit einen Erlös bringt (Grenzerlös = Preis), der größer ist als die Kosten zur Herstellung dieser Einheit, dann steigert eine weitere Einheit den Gewinn.Ist der Erlös kleiner als die Kosten, steigt der Gewinn, wenn weniger produziert wird. Gewinnmaximum offensichtlich dann wenn Grenzerlös (Preis) = Grenzkosten
166
Einführung VWL 2006/07
Gewinn
Kurzfristige AngebotsentscheidungPreis
Menge
Preis = Erlös pro Stück
GrenzkostenDurchschnittskosten
Gewinnmaximale Menge
Kosten pro Stück
167
Einführung VWL 2006/07
Kurzfristige AngebotsentscheidungWas geschieht, wenn der Preis ceteris paribus steigt?
Z.B. weil die Nachfragekurve sich nach rechts verschiebt.
Preis
Menge
P1
Grenzkosten
P2
Der neue Angebotspunkt liegt wiederum auf der GK-Kurve, d.h. die Angebotskurve ist identisch mit der GK-Kurve
168
Einführung VWL 2006/07
5.5.2 die langfristige Angebotsentscheidung im Wettbewerbsmarkt
Gewinn
Preis
Menge
Preis = Erlös pro Stück
GrenzkostenDurchschnittskosten
Gewinnmaximale Menge
Kosten pro Stück
Bisher: Anbieter im Wettbewerbsmarkt erzielt einen Gewinn, weil der Preis über den Stückkosten liegt.
Frage:
Welche Anreize gehen davon aus?
1. Bereits im Markt befindliche Unternehmen weiten die Kapazität aus (Verschiebung der DK-Kurve nach rechts).
2. Neue Unternehmen haben Anlass in den Markt einzutreten.Im Ergebnis:
• Zu jedem Preis wird mehr angeboten, d.h. die Angebotsfunktion verschiebt sich nach rechts.
• Der Preis fällt.
169
Einführung VWL 2006/07
Langfristige AngebotsentscheidungPreis
Menge
Kurzfristiger Preis
GrenzkostenDurchschnittskosten
Langfristige Gleichgewichtsmenge Menge
Langfristiger Preis
170
Einführung VWL 2006/07
Langfristige AngebotsentscheidungPreis
Menge
Kurzfristiger Preis
GrenzkostenDurchschnittskosten
Langfristige Gleichgewichtsmenge Menge
Langfristiger Preis
Im langfristigen Gleichgewicht
gilt:
• Preis = DK = GK
• Gewinn fällt nicht mehr an
• Es gibt keine Anreize für Markteintritt oder Kapazitätsausweitung mehr
Resultat:
• Im Wettbewerbsgleichgewicht herrschen Grenzkostenpreise (sichert Effizienz).
• Wird mit minimalen Stückkosten produziert.
• Langfristig ist die Angebotsfunktion mit den minimalen DK identisch.
• Unternehmen machen zwar keinen „Gewinn“, aber verdienen alle Faktorkosten, einschließlich der Opportunitätskosten der Unternehmer.
•Voraussetzung ist insbesondere freier Marktzugang.
171
Einführung VWL 2006/07
5.2 Monopol
Ein reines Monopol ist fast so selten wie ein vollkommener Wettbewerbsmarkt.
Kann nur entstehen, wenn es möglich ist, den Markteintritt von Wettbewerbern zu verhindern.Gründe dafür:
Produktion patentierter Güter,alleinige Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren (Kautschuk Monopol),staatliche Monopolgarantie (Bahn AG, Energieversorger, etc.)
Aber auch dann fast immer „Substitutionswettbewerb“Bahn konkurriert mit Flugzeug und Auto, patentierte Arzneimittel mit alternativen Wirkstoffen, etc.
Monopol ist deshalb ebenso idealtypisch wie vollkommener Wettbewerb.
172
Einführung VWL 2006/07
MonopolDer entscheidende Unterschied zum Wettbewerbsmarkt:
Für den Monopolisten ist die Gesamtnachfrage identisch mit der konjekturalen.Folge: Der Monopolist ist kein Preisnehmer.Wenn er die Menge verändert, hat das Auswirkungen auf den Preis.Es gilt deshalb Preis = Durchschnittserlös ≠ Grenzerlös!Wie im Wettbewerbsmarkt bestimmt auch der Monopolist sein Angebot nach der Regel:
Grenzerlös = Grenzkosten (notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum)
aber das impliziert:
Grenzerlös = Grenzkosten ≠ Preis!Damit kann das Angebot des Monopols nicht effizient sein!
173
Einführung VWL 2006/07
MonopolFür die Grenzerlöse gilt:
xdx
xpddx
xdpdx
xdGE
GExpxdx
xdpdx
xdExxpxE
2
2
0
)()(2)(
)()()()()(
+=
=+=⇒=
<43421
für p(x) = A – bx (lineare Nachfrage):
bAxxGE
bdx
xdGE
GEbxAdx
xdEbxAxxxpxE
20)(
2)(
2)()()( 2
=⇒=
−=
=−=⇒−==
174
Einführung VWL 2006/07
MonopolPreis
Menge
Grenzkosten =Durchschnittskosten
Nachfrage
Wettbewerbspreis
Monopolpreis
WettbewerbsmengeMonopolmenge
Grenzerlöse
C
A/2b
A/b
175
Einführung VWL 2006/07
MonopolVergleich Monopol vs. Wettbewerb
Im Monopol ist die Menge kleiner, dafürist der Monopolpreis höher als der Wettbewerbspreis.
Der Monopolist kann seine starke Position ausnutzenEr generiert eine Monopolrente, d.h. einen Gewinn der über die Opportunitätskosten und die Faktorentgelte hinaus geht.
Verdacht liegt nahe, dass Monopole nicht effizient sindSchon allein deshalb, weil sie keine Grenzkostenpreise erzeugen
Wenn der Preis über den GK liegt, ist es möglich, die Produktion zu erhöhen, den Preis zu senken und dadurch vorteilhafte Tauschvorgänge zu realisieren!
Graphische Illustration des Effizienzverlustes:Harberger Dreieck
176
Einführung VWL 2006/07
Monopolrente
Monopol
Preis
Monopolpreis
Monopolmenge
C
Preis
Menge
Grenzkosten =Durchschnittskosten
Wettbewerbspreis
Monopolpreis
WettbewerbsmengeMonopolmenge
C
Konsumentenrente
Harberger Dreieck = Effizienzverlust
177
Einführung VWL 2006/07
MonopolWovon hängt die Höhe des Effizienzverlustes ab?
Nicht zuletzt von der Art der Nachfrage!
(*)11)(
1)(
)()(
0)())(()()()(
:
))(()()(
NachfragederitäteiselastizPrdp
pdxppx
pKp
oder
dppdxpxKp
dppdx
dxpxdKpxp
dppdx
dppd
imummaxGewinneinfürBedingungNotwendige
GewinnpxKpxpp
m
mm
m
m
m
m
m
mm
m
m
K
mmm
m
m
mmm
==−=′−
−=′−
=−+=
−=
′
η
π
π
43421
178
Einführung VWL 2006/07
MonopolDer Monopolist nimmt einen Aufschlag auf die Grenzkosten vor.
Dadurch weicht er von der effizienten Lösung ab.Um so weiter, je größer dieser Aufschlag.Auf der linken Seite der Gleichung (*) steht die relative Abweichung vom Wettbewerbspreis.Diese ist umgekehrt proportional zur Preiselastizität der Nachfrage!
Das bedeutet: Je elastischer die Nachfrage auf Preiserhöhungen reagiert, um so weniger kann der Monopolist vom Wettbewerbspreis abweichen.
Die Marktmacht des Monopolisten hängt damit wesentlich von der Preiselastizität der Nachfrage ab!Bei Gütern, für die enge Substitute existieren, ist die Elastizität hoch und damit die Monopolstellung nicht sehr mächtig.
179
Einführung VWL 2006/07
5.3 OligopoleMankiw Kap. 16, Weimann Kap. 7.1
In oligopolistischen Märkten ist die Anzahl der Anbieter klein.Entscheidender Punkt:
Es kommt zu strategischen Interaktionen zwischen den Anbietern.Die optimale Preis- oder Mengenentscheidung des Anbieters i hängt davon ab, was j tut und gleichzeitig ist die Entscheidung von j davon abhängig, was i tut!Diese strategische Interaktion lässt sich mit spieltheoretischen Modellen beschreiben.
Analyse solcher Märkte ist Gegenstand des so genannten „Industrial Organisation“ (IO).Das „Arbeitspferd“ der IO: Cournot-Modell
180
Einführung VWL 2006/07
5.3.1 Cournot-ModellModell beschreibt in der einfachsten Variante das Verhalten von zwei Anbietern
Man spricht von einem Duopol.Die strategische Variable der Unternehmen ist die Produktionsmenge (q1 und q2).Der Preis bildet sich am Markt in Abhängigkeit von der Gesamtmenge
Inverse Nachfrage: ( )21 q,qpp =
Gewinn von Unternehmen i:
( ) ( ) ( ) 2,1,,, 2121 =−= iqCqqqpqq iiiπ
Dabei sind C(q) die Kosten für die Produktion von q
181
Einführung VWL 2006/07
Reaktionsfunktion [Rj (qi)]:
Ordnet jeder Mengenentscheidung des i die jeweils beste Antwort des j zu:Gegeben qi, ist die beste Antwort das qj, bei dem der Gewinn des j maximal wird.
Im Nash-GG muss gelten: ( )( ) *
j*ij
*i
*ji
qqR
qqR
=
=
Cournot-Modell
Die Mengenentscheidung von i muss beste Antwort auf die Menge von j sein und die Menge von j muss gleichzeitig beste Antwort auf die Menge des i sein!
Beste Antwort ist die Menge, die den Gewinn maximiert!
182
Einführung VWL 2006/07
( )( ) ( ) ( ) ( ) ( )**0q,qpqqCq,qpq,qR
inalargraminf
0
jiiiijijjiii =′+′−=
<4342143421
π
Reaktionsfunktion bestimmt sich implizit aus (*).Damit können wir das Implizite Funktionen Theoremanwenden, um etwas über die Steigung der Reaktionsfunktion zu erfahren:
( )( )( )( ) ( )***
q,qRq,qR
dqdR
0
jjiiii
jjiiij
j
i
43421<
−=
ππ
Cournot-Modell
Notwendige Bedingung für Gewinnmaximum: ( )( ) ( )*0q,qR jjiii =π
183
Einführung VWL 2006/07
Steigt der Grenzgewinn in qj:Reaktionsfunktion steigt Strategisches KomplementBietet j mehr an, tut dies auch i.
Fällt der Grenzgewinn in qj
Reaktionsfunktion fällt Strategisches SubstitutJe mehr j anbietet, um so weniger bietet i an.
Dieser Fall ist für das Cournotmodell der relevante:Bietet j die Wettbewerbsmenge (Maximalmenge) an: qi = 0Bietet j nichts an, wählt i die Monopolmenge!Folglich wird die Reaktionsfunktion beider Spieler fallen
Damit hängt die Steigung der Reaktionsfunktion allein vom Vorzeichen des Zählers in (***) ab: i
ijij signRsign π=
Cournot-Modell
184
Einführung VWL 2006/07
R2, q2
R1, q1
R1
R2
qWettbewerbqMonopol
qWettbewerb
qMonopol Cournot-Gleichgewicht
Cournot-Modell
185
Einführung VWL 2006/07
Resultate:Für den Fall identischer Kosten und linearer Nachfrage gilt:
Bei zwei Anbietern wird insgesamt 2/3 der Menge S angeboten, die im Wettbewerbsfall resultiert.Für n > 2 Anbieter resultiert die Gesamtangebotsmenge:
S1n
11Q ⎟⎠⎞
⎜⎝⎛
+−=
Mit wachsendem n nähert sich die Cournot-Menge der Wettbewerbsmenge
Cournot-Modell
186
Einführung VWL 2006/07
5.3.2 Andere OligopolmodelleBertrand Modell
Unterschied zu Cournot:Unternehmen entscheiden nicht über die Menge, die sie anbieten, sondern über den Preis.Führt dazu, dass unter bestimmten Bedingungen Grenzkostenpreise resultieren.
Stackelberg ModellÄhnlich wie Cournot, aberUnternehmen entscheiden nacheinander
Stackelberg-Führer entscheidet zuerst, der zweite Anbieter passt sich der Entscheidung des ersten an.Der zuerst zieht, hat hier einen strategischen Vorteil!
187
Einführung VWL 2006/07
5.4 Monopolistische Konkurrenz Mankiw Kap. 17
Monopolistische Konkurrenz ist charakterisiert durch:Große Zahl von Anbietern.Produktdifferenzierung
Die Anbieter bieten ähnliche, aber nicht gleiche Güter anBücher, CD, Waschmittel etc.
Freier MarktzugangIm Prinzip kann jedes Unternehmen ein neues Produkt erzeugen und auf den Markt eintreten
Diese Marktform unterscheidet sich von allen bisher diskutierten, hat aber auch Elemente aller dieser Marktformen:
Wie im Wettbewerbsmarkt große Zahl von AnbieternWie im Monopol kein PreisnehmerverhaltenWie im Oligopol eine fallende konjekturale Nachfrage
188
Einführung VWL 2006/07
Monopolistische KonkurrenzFallende Nachfrage nach dem differenzierten Gut eines AnbietersAngebotspunkt ermittelt durch GE = GK:
Preis
Menge
Grenzkosten
Angebotsmenge
Durchschnittskosten
Grenzerlös
Preis
Gewinn
189
Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
Kurzfristig entsteht ein Gewinnähnlich wie im kurzfristigen Wettbewerbsgleichgewicht
Dieser führt zu weiteren MarkteintrittenNeue Anbieter bieten Substitute zu den vorhandenen Produkten an.
Beispiel Schokoriegel: Früher gab es nur „Mars“ und „Nuts“Führt dazu, dass sich die Nachfrage für den einzelnen Anbieter verringert, d.h. die konjekturale Nachfragekurve verschiebt sich nach links!Dieser Prozess dauert so lange an, wie Gewinne erzielt werden, d.h.das langfristige Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn Preis = DK gilt und damit kein Gewinn mehr realisiert wird!
190
Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
Preis
Menge
Grenzkosten
Angebotsmenge
Durchschnittskosten
Grenzerlös
Preis
Das langfristige Gleichgewicht:
Effiziente Lösung: Grenzkostenpreis
191
Einführung VWL 2006/07
Monopolistische KonkurrenzWie ist die monopolistische Konkurrenz zu bewerten?
Klar: Das Effizienzziel wird verfehltDazu wären Grenzkostenpreise notwendig
Aber: Produktdifferenzierung schließt die Entwicklung neuer Produkte ein!Dazu gibt es in der monopolistischen Konkurrenz offensichtlich starke Anreize!Der Wettbewerb als
SuchverfahrenProzess der „schöpferischen Zerstörung“
wird durch das Modell gut abgebildet.Unter dem Aspekt der dynamischen Anreizwirkung ist deshalb die monopolistische Konkurrenz nicht so schlecht!
6. Haushaltstheorie
193
Einführung VWL 2006/07
6.1 Entscheidungen des HaushaltsMankiw Kap. 21
Haushalte (Konsumenten) treffen diverse Entscheidungen:
Wie erziele ich Einkommen?Arbeitsangebotsentscheidung
Abwägung Freizeit – Arbeit
Wie verwende ich Einkommen?Was konsumiere ich?
Wahl unter alternativen GüterbündelnWann konsumiere ich?
Intertemporale Abwägung zwischen Konsum und Sparen
194
Einführung VWL 2006/07
Jede dieser Entscheidungen lässt sich weiter differenzieren
Beispiel Arbeitsangebot:Entscheidung beinhaltet nicht nur die Frage, wie viel Arbeit angeboten wird, sondern auch die Frage, welche Arbeit angeboten wird.Investition in Humankapital verändert das Arbeitsangebot.
SparentscheidungKonsumverzicht = InvestitionWelches Risiko bin ich bereit einzugehen?
…
195
Einführung VWL 2006/07
6.2 Konsumentscheidung bei gegebenen Preisen und gegebenem Einkommen
Gegebenes Einkommen:Die Frage, wie das Einkommen erzielt wird, spielt keine Rolle.
Gegebene Preise:Konsument wird als Preisnehmer modelliert (ist realistisch).
Sparentscheidung wird nicht behandeltGesamtes Einkommen wird für den Konsum verwendet.
196
Einführung VWL 2006/07
Was tut der Konsument?Er wählt von den Güterbündeln, die er sich leisten kann, dasjenige aus, das für ihn das beste ist.
Das ist das, was wir tun, wenn wir im Supermarkt sind oder im Internet shopen!
Unser Haushaltsmodell muss also zwei Dinge abbilden, um den Konsumvorgang idealtypisch zu beschreiben:
Was der Konsument sich leisten kannGeschieht mit Hilfe der Budgetbeschränkung
Was das Beste für den Konsumenten istGeschieht durch Angabe einer Präferenzordnung
Wir betrachten den einfachsten Fall: Zwei Güter
197
Einführung VWL 2006/07
Budgetbeschränkung bei zwei Gütern: BudgetgeradeMenge des Gutes 1: x
Menge des Gutes 2: y
Budgetgerade:I = pxx + pyy
px – Preis von Gut 1
py – Preis von Gut 2
I - EinkommenBudgetmenge
198
Einführung VWL 2006/07
Die Steigung der Budgetgeraden wird bestimmt durch das Preisverhältnis:
ypp
pIx
x
y
x
−=
Interpretation:Das Preisverhältnis beschreibt das Austauschverhältnis, das bei gegebenen Preisen am Markt realisiert werden kann.
Die Lage der Budgetgeraden wir durch das Einkommen I bestimmt.
für y = 0 gibt I/px den Schnittpunkt mit der x-Achse anfür x = 0 gibt I/py den Schnittpunkt mit der y-Achse an
199
Einführung VWL 2006/07
xpI1
x
yyp
I1
xpI2
ypI2
Einkommen sinkt
Einkommen steigt
ypI3
xpI3
200
Einführung VWL 2006/07
Veränderung des relativen Preises(Gut 2 wird teurer (billiger))x
y
201
Einführung VWL 2006/07
Die Präferenzen des HaushaltsWir unterstellen, dass der Haushalt über alle möglichen Güterbündel z = (x, y|x ≥ 0; y ≥ 0) eine Präferenzordnung besitzt, mit den Eigenschaften:
1. Reflexiv: zi ist mindestens so gut wie zi2. Transitiv: Aus zi besser als zm und zm besser als zk folgt dass
zi besser als zk ist.3. Vollständig: für beliebige zi und zk mit zi ≠ zk kann
angegeben werden, ob zi besser zk oder zk besser zi oder beides (Indifferenz)
202
Einführung VWL 2006/07
NutzenfunktionWir bilden die Präferenzordnung mit einer Nutzenfunktion U(x, y) ab, für die angenommen wird:
Ux, Uy > 0 und
0´
<dyUUd
y
x
Beispiele für spezielle Nutzenfunktionen:Perfekte Substitute:
U(x, y) = x + y Perfekte Komplemente:
U( x, y) = min {x, y}Cobb-Douglas Nutzenfunktion:
U(x, y) = c xαy1-α
203
Einführung VWL 2006/07
Dargestellt wird die Nutzenfunktion häufig durch die so genannten Indifferenzkurven.
Das ist der geometrische Ort gleichen Nutzens im (x, y) Raum.Sie sind konvex zum Ursprung (sichert die zweite Bedingung) undsie schneiden sich nicht (folgt aus der Transitivität der Präferenzordnung).
x
y
Bessermengen
204
Einführung VWL 2006/07
Indifferenzkurvenx
y
( ) ( ){ }.,, constUyxUyx i ==
Nutzenindex Uiwächst
U3
U2
Jeder Punkt auf der Indifferenzkurve mit dem Nutzenindex U3 wird jedem Punkt auf der Indifferenzkurve mit dem Nutzenindex U2 vorgezogen
205
Einführung VWL 2006/07
Indifferenzkurven schneiden sich nichtBeweis:x
y
A
B C
Aus A ~ B und B ~ C folgt (Transitivität) dass A ~ C. Das ist aber nicht möglich weil A und C nicht auf der gleichen Indifferenzkurve liegen
206
Einführung VWL 2006/07
Die Steigung der Indifferenzkurvex
y
Die Indifferenzkurvenfunktion ist eine implizite Funktion von x und y:
( ) iUyxU =,Die Ableitung dieser Funktion ermittelt man mit Hilfe des impliziten Funktionen Theorems:
y
x
UU
yU
xU
dxdx
−=∂
∂∂
∂−=
Annahmegemäß fällt die Ableitung dem Betrag nach (wird flacher)
207
Einführung VWL 2006/07
InterpretationDen Betrag der Steigung der Indifferenzkurve nennt man die Grenzrate der Substitution (abgekürzt GRS)Die GRS ist ein Austauschverhältnis der beiden Güter
genau wie die Steigung der Budgetgerade ein Austauschverhältnis warDie GRS gibt aber nicht das Verhältnis an in dem die beiden Güter bei gegebenen Marktpreisen substituiert werden können, sondern das Verhältnis, in dem der Austausch erfolgen muss, wenn man trotz Substitution der Güter auf dem gleichen Nutzenniveau bleiben will!Damit lässt sich die Krümmung der Indifferenzkurve gut interpretieren:Je mehr man von Gut x im Verhältnis zu Gut y hat, um so weniger y braucht man, um den Verlust von einer Einheit x auszugleichen!Das relativ knappere Gut ist relativ wertvoller!
208
Einführung VWL 2006/07
x
y
1
1
Δy1 Δy2
Die Grenzrate der Substitution fällt, d.h. man braucht immer mehr von Gut y, um den Verlust einer Einheit von x zu kompensieren.
209
Einführung VWL 2006/07
Spezielle Indifferenzkurvenx
y
Perfekte Substitute
Perfekte Komplemente
210
Einführung VWL 2006/07
Das HaushaltsoptimumWir können jetzt beschreiben, was sich der Haushalt leisten kann
Mit der Budgetgeraden
Wir können auch beschreiben, welche Präferenzen der Haushalt hat
Mit dem Indifferenzkurvensystem
Also können wir jetzt auch beschreiben, wie es aussieht, wenn sich der Haushalt das Güterbündel aussucht, dass das beste ist, das er sich leisten kann.
Erst graphisch, dann mathematisch!
211
Einführung VWL 2006/07
Alle Punkte auf der blauen Budgetgeraden können erreicht werden
x
y
U2
U3
Gewählt wird der Punkt, in dem der höchste Nutzenindex erreicht wird!Dieses Güterbündel wird allen anderen erreichbaren Bündeln vorgezogen!
Bedingung für ein Haushaltsoptimum ist offensichtlich, dass das Preisverhältnis (die Steigung der Budgetgeraden) gleich der GRSsein muss!
212
Einführung VWL 2006/07
FormalAufgabe: wähle die Güterkombination (x, y), die den Nutzen U( x, y) bei
gegebenem Einkommen und gegebenen Preisen maximiert:
( )Iypxp
NduyxU
yx =+→ ..max!,
Lösung mit der Methode von Lagrange:
( ) ( )
y
x
y
x
y
x
yx
pp
UU
pyU
yL
pxU
xL
ypxpIyxUL
=⇒
=−∂∂
=∂∂
=−∂∂
=∂∂
−−+=
0
0
,
λ
λ
λ
GRS = Preisverhältnis
213
Einführung VWL 2006/07
Interpretation
x
y
U2
U3
Budgetgerade
Steigung ≠ GRS
Durch Substitution zu herrschenden Preisen kann ein Punkt oberhalb der Indifferenzkurve erreicht werden
214
Einführung VWL 2006/07
Randlösung: Perfekte Substitutex
y
Budgetgerade
Indifferenzkurve
Randlösung
215
Einführung VWL 2006/07
Die Nachfrage des Haushalts
x
y
U2
U3
y1 y2 y3
Mit steigendem Preis fällt die nachgefragte Menge
216
Einführung VWL 2006/07
Haushaltsnachfrage und aggregierte Nachfrage
a b a+b
p
y
• Die Gesamtnachfrage ergibt sich aus der horizontalen Aggregation der Haushaltsnachfragen
Auch die Gesamtnachfrage ist eine fallende Funktion des Preises!
7. Produktions- und Kostentheorie
218
Einführung VWL 2006/07
7.1 Die ProduktionsfunktionWenn wir uns das Modell für Unternehmen ansehen, dann müssen wir die VWL und die BWL-Perspektive unterscheiden!
Die Methodik sollte in beiden Bereichen gleich sein!Der Erkenntnisgegenstand unterscheidet sich aber!
BWL: Innenansicht des UnternehmensPerspektive aus der „Sicht des Unternehmens“VWL: Außenansicht von UnternehmenPerspektive aus der „Vogelsicht“
BeispieleBesteuerung:
VWL fragt nach der Besteuerung, die die wenigsten Effizienzeinbußen verursacht.BWL thematisiert, wie sich Unternehmen möglichst effizient an bestehende Besteuerung anpasst.
Märkte:BWL thematisiert das Verhalten des Unternehmens als Anbieter auf Märkten VWL interessiert welche Effizienzeigenschaften bestimmte Marktformen haben
219
Einführung VWL 2006/07
Für die VWL ist das Unternehmen eine schwarze Kiste
UnternehmenInputs Outputs
Was in der schwarzen Kiste geschieht, wird durch eine so genannte Produktionsfunktion beschrieben, die sehr grob
und sehr vereinfacht alles das abbildet, was den Betriebswirt im Detail interessiert!
F(k, l) = x
F = Produktionsfunktion mit den Inputs Kapital (k) und Arbeit (l) und der Produktion x.
220
Einführung VWL 2006/07
Eigenschaften der ProduktionsfunktionAnnahme:
F(k, l) zweimal stetig differenzierbarBeispiel: Cobb-Douglas Produktionsfunktion:
βα kclklF =),(
Erste Ableitung gibt die Grenzproduktivität an:
0),( 1 >==∂
∂ −kFkcl
kklF βαβ
0),( 1 >==∂
∂ −lFkcl
lklf βαα
Ökonomische Interpretation?
221
Einführung VWL 2006/07
Für ist die zweite Ableitung < 0, d.h. der Grenzertrag nimmt ab!
1, <βα
k
F(l, k)
Produktionsfunktion bei
partieller Faktorvariation.
Nur ein Faktor (hier k)
wird variiert, der andere
ist fix.
Grenzertrag ist positiv,
nimmt aber ab
Ertragsgesetzlicher Verlauf
222
Einführung VWL 2006/07
Produktionsfunktion bei totaler Faktorvariation:Beantwortet die Frage:
Wie verändert sich der Output, wenn der Einsatz aller Faktoren um den gleichen Faktor verändert wird?Voraussetzung für die Antwort:
Neoklassische Produktionsfunktionen sind homogen vom Grade r, d.h.
),(),( klFklF rλλλ =
Wenn der Einsatz aller Faktoren um das λ-fache verändert wird, dann steigt der Output um das λr-fache.
223
Einführung VWL 2006/07
SkalenerträgeBeispiel Cobb-Douglas:
( ) ( ) ),(),( klFkclklcklF βαβαβαβα λλλλλλ ++ ===
Homogenitätsgrad: βα +=r
Für die Skalenerträge ist entscheidend, ob r > = oder < 1 ist!r =1: Konstante Skalenerträge, d.h. verdoppelt sich der Input, verdoppelt sich auch der Outputr > 1: Zunehmende Skalenerträge, d.h. verdoppelt sich der Input steigt der Output um mehr als das Doppelter < 1: Abnehmende Skalenerträge, d.h. bei Verdoppelung der Inputs steigt der Output um weniger als der Input.
224
Einführung VWL 2006/07
IsoquantenSo wie man Nutzenfunktionen durch Indifferenzkurven abbilden kann, lassen sich Produktionsfunktionen durch Isoquanten abbilden:
Orte im (k, l) – Raum gleicher Produktionsmenge x*Die Isoquante zu x* gibt alle Faktorkombinationen (k, l) an, mit denen x* effizient produziert werden kann. Formal:
( )kl̂
( )kl̂ *)),(ˆ( xkklF =erfüllt dann gilt
0)(ˆ<
∂∂∂∂
−=
lFkF
dkkld die Isoquante fällt.
(Beweis: Implizites Funktionen Theorem)
225
Einführung VWL 2006/07
Isoquantenschaar
k
l
Isoquanten
k2k1
l2
l1
x1
x2Isoquanten
verlaufen parallel und sind konvex zum Ursprung
226
Einführung VWL 2006/07
Die technische Grenzrate der SubstitutionDarunter wird das Austauschverhältnis zwischen den Faktoren bei konstantem Output verstanden
Technisch handelt es sich um den Absolutbetrag der (negativen) Isoquantensteigung:
=
∂∂∂∂
=
lFkF
dkkld )(ˆ Technische Grenzrate der Substitution
Die TGS verhält sich ähnlich wie die Grenzrate der Substitution beim Haushaltsproblem:
Entlang der Isoquante wird sie immer kleiner (Kurve wird flacher, d.h. die Steigung wird größer, aber der Absolutbetrag wird kleiner)Um eine Einheit eines Faktor durch den anderen Faktor zu ersetzen erfordert immer mehr von dem „anderen“ Faktor.
227
Einführung VWL 2006/07
Fallende technische Grenzrate der Substitution
k2k1
l2
l1
x1
l3
l4
k3 k4
Der Übergang von l1 zu l2erfordert weniger
zusätzliches Kapital als der Übergang von l3 zu l4
228
Einführung VWL 2006/07
7.2 KostenfunktionenDer Zusammenhang zwischen Produktions- und Kostenfunktion:
Der Produktionsfunktion F( k, l) ordnet jeder Faktormengenkombination den damit erreichbaren Output x zu.Die Kostenfunktion K(x) ordnet jeder Outputmenge x die Kosten zu, die entstehen, wenn x produziert wird.
Dabei sind die Kosten die Summe der mit Faktorpreisen multiplizierten Faktormengen plus ggf. anfallende Fixkosten. Wenn man die Produktionsfunktion umkehrt, liefert sie zu jeder Outputmenge x die dafür notwendigen Faktormengen.Das heißt, man erhält die Kostenfunktion, indem man die Umkehrfunktion der PF bildet, die Faktormengen mit den Faktorpreisen multipliziert und die Fixkosten addiert!
229
Einführung VWL 2006/07
Arten und Eigenschaften von KostenfunktionenFür die Kostenfunktion ist wichtig, ob wir die PF bei partieller oder vollständiger Faktorvariation betrachten
Kurzfristig eher partiell, weil z.B. der Kapitaleinsatz in der kurzen Frist nicht variiert werden kann.Langfristig sollten dagegen alle Faktoren variabel sein.
Unter den üblichen Annahmen an die PF folgt für die kurzfristige Kostenfunktion:
K(x) ist konvexBei Existenz von Fixkosten verlaufen die Durchschnittskosten DK(x) = K(x)/x U-förmig. Die Grenzkosten GK(x) = dK(x)/dx steigen und schneiden die DK in deren Minimum
230
Einführung VWL 2006/07
7.2.1 Kurzfristige Kostenverläufe
Fixkosten
K(x)
DK(x)GK(x)
x
231
Einführung VWL 2006/07
Grenz- und Durchschnittskosten
( ) ( )
( ) ( ) ( ) ( ) ( )
( ) ( ) ( ) ( ) ( )xDKxxKxGKbzwxKxxGK
xxKxxGK
x
xKxdxxdK
dxxdDK
xxKxDK
===−⇒
=−
=−
=
=
.0
022
Im Minimum der Durchschnittskosten sind diese gleich den Grenzkosten!
232
Einführung VWL 2006/07
7.2.2 MinimalkostenkombinationEine Isoquante liefert effiziente Produktionsmöglichkeiten für eine gegebene Produktionsmenge.
Welche dieser Möglichkeiten soll realisiert werden?Wie viel soll produziert werdenMit welchem Faktoreinsatzverhältnis?
Antworten liefert die MinimalkostenkombinationAuswahl der Faktorkombination, mit der eine vorgegebene Menge kostenminimal produziert werden kannIsokostengerade:
rkwlC +=C – Produktionskosten
w – Lohnsatz
R – Zinssatz
k
l
233
Einführung VWL 2006/07
Alle Faktorkombinationen auf der Isokostengeraden sind zu den gleichen Gesamtkosten realisierbar.
Steigung ist gegeben durch das Faktorpreisverhältnis r/wSteigung gibt das Austauschverhältnis zwischen l und k an, das bei gegebenen Faktorpreisen realisiert werden kann.Interpretation der Isokostengeraden analog zu der Budgetgeraden beim Haushaltsproblem.
Minimalkostenkombination:Bei gegebener Produktionsmenge:
Verschiebe die Isokostengerade so, dass sie Tangente an der Isoquante wird.
Bei gegebenem Budget:Suche die Isoquante, die erreichbar ist und das höchste Produktionsniveau aufweist
234
Einführung VWL 2006/07
k
lx1
k1
l1
l1, k1 ist die Faktorkombination, mit der die Menge x1 zu
minimalen Kosten hergestellt werden kann.
Gleichzeitig ist x1 die maximale Menge, die mit dem
Kostenaufwand C1 hergestellt werden kann
C1/r
C1/w
235
Einführung VWL 2006/07
Interpretation von :Der Lagrange Multiplikator gibt die Veränderung des optimalen Zielfunktionswertes an, die eintritt, wenn die bindende Nebenbedingung um eine marginale Einheit gelockert wird!
Damit ist GK=
Formal:
λ
k
l
FF
rw
kFr
kL
lFw
lL
klFxrkwlklL
klFxNdurkwl
=⇒
=∂∂
−=∂∂
=∂∂
−=∂∂
−++=
=→+
0
0
)),((),,(
),(..min
λ
λ
λλ
kFr
Fw==
1
λDamit ist
λ
236
Einführung VWL 2006/07
Interpretation1. Bedingung für Kostenminimalität:
Faktoreinsatzmengen müssen so gewählt werden, dass das Faktorpreisverhältnis gleich der technischen Grenzrate der Substitution istDas Faktorpreisverhältnis bestimmt damit unmittelbar die Relation, in der Arbeit und Kapital zur Produktion eingesetzt werden.
2. Aus der Bedingung
Daraus folgt für den Wettbewerbsanbieter:
GKFr
Fw
k
===1
λ
pwFp
Fw
pGKFr
Fw
ll
k
=⇒=⇒
====1
λ Grenzproduktivitätstheorie: Produktionsfaktoren werden mit ihrem Grenzprodukt entlohnt
237
Einführung VWL 2006/07
Entlohnung mit dem Grenzprodukt hat weitreichende Implikationen!
Für die Faktornachfrage der Unternehmen:Wenn die realen Faktorkosten steigen, dann reagieren die Unternehmen darauf.
Um F‘ = w/p sicher zu stellen können sieDen Faktoreinsatz reduzieren, denn das erhöht das Grenzprodukt
Wenn die realen Lohnkosten steigenWird entweder unmittelbar weniger Arbeit eingesetzt, oder Der Kapitaleinsatz wird so erhöht, dass die Grenzproduktivität der Arbeit entsprechend ansteigt
Das geht aber auch mit einer geringeren Faktornachfrage einherSubstitutionsprozess geht vor allem zu Lasten einfacher Arbeit!
238
Einführung VWL 2006/07
7.2.3 Langfristige KostenDer Unterschied zwischen der langen und der kurzen Frist:
Langfristig sind alle Faktoren variabel, kurzfristig nicht.Entspricht dem Unterschied zwischen der Produktionsfunktion bei partieller und bei totaler Faktorvariation!LK(x) = LK( l(x), k(x)), LDK(x), LGK(x)
Offensichtlich hängt der Verlauf von LK von den Skalenerträgen ab:
x
LK(x)r =1
r < 1
r >1
239
Einführung VWL 2006/07
Relation lang- und kurzfristige KostenEs gilt immer: KK(x) ≥ LK(x)
Unterscheidung ist nur auf die Zahl der variablen Faktoren abgestellt.Das impliziert, dass alle langfristig vorhandenen Kosten auch kurzfristig existieren.Da aber kurzfristig nicht alle Faktoren variabel sind, kommt es zu nicht optimalen Faktorkombinationen. Das erzeugt kurzfristig zusätzliche Kosten!
Aber:Es gibt eine Outputmenge, bei der die kurzfristig gegebene Faktorausstattung der langfristig optimalen Ausstattung entspricht!In diesem Punkt müssen also lang- und kurzfristige Kosten überein stimmen!
240
Einführung VWL 2006/07
Lang- und kurzfristige Kosten bei konstanten Skalenerträgen
LK(x)
KK(x)
x
KK(l(x), k*)
LK(x)
X*
X* ist der Output, für den k* die optimale Kapitalausstattung ist. Folglich ist KK(x*)
= LK(x*)
241
Einführung VWL 2006/07
Kurz- und langfristige Durchschnittskosten
α
KDK = tan α
LDK = konstant
X*
In x* sind LDK = KDK
242
Einführung VWL 2006/07
KK(x) ist für ein festes k definiert:
LDK = konstant
k1 k2 k3 k4
Modifizierte Annahmen für die kurze Frist:Es bedarf einer Mindestmenge an KapitalEs gibt kurzfristig eine Höchstmenge an KapitalZwischen Mindest- und Höchstmenge ist Kapital variabel
Dann erhält man die sogenannte „Badewannenfunktion“
243
Einführung VWL 2006/07
Badewannenfunktion
LK(x)
KK(x)
x
KDK
LDK(x)
Xmin Xmax
KGK
8. Allgemeine Gleichgewichte, die Hauptsätze der
Wohlfahrtsökonomie und Marktversagen
Weimann Kap. 3.3
245
Einführung VWL 2006/07
8.1 Allgemeines TauschgleichgewichtBisher haben wir nur das Kalkül eines isolierten Haushalts angesehen.
Haushaltsoptimum und Haushaltsnachfrage bestimmt.
Jetzt geht es darum, den Tausch, der zwischen Haushalten möglich ist, mit in die Betrachtung einzubeziehen.Annahmen:
Es gibt k = 1,…,m Haushalte und zwei GüterJeder Haushalt hat eine Anfangsausstattung mit beiden Gütern:
( )kkk aaa 21 ,=
Damit ist die Anfangsausstattung der gesamten Ökonomie
∑=
=m
1k
ka*a
246
Einführung VWL 2006/07
Definition:Eine Allokation ( ) ( )m21
kk x,...,x,xx =
heißt zulässige Allokation, wenn
*aaxm
1k
km
1k
k == ∑∑==
Es sollen genau die Gütermengen auf die Haushalte aufgeteilt werden, die insgesamt vorhanden sind. MarkträumungsbedingungDie individuellen Präferenzen werden abgebildet durch
( )kk xU
Eine Allokation ist individuell rational, wenn
( ) ( )kkkk aUxU ≥
247
Einführung VWL 2006/07
Darstellung in der Edgeworthbox
Zur graphischen Veranschaulichung wird m = 2 gesetzt (2 Haushalte)Die Seitenlängen der Edgeworthbox entsprechen den Gesamtmengen der beiden Güter.Wir betrachten eine reine Tauschökonomie
Kein Staat,Keine Produktion, (noch) keine Preise
248
Einführung VWL 2006/07
Menge Gut 1
Menge Gut 2
Edgeworthbox
Indifferenzkurven Haushalt 1
Indifferenzkurven
Haushalt 2
Haushalt 1
Haushalt 2
249
Einführung VWL 2006/07
Menge Gut 1 für Haushalt 1
Menge Gut 2 für Haushalt 1
Haushalt 1
Haushalt 2Zulässige Allokationen in der Edgeworthbox
Menge Gut 2 für Haushalt 2
Menge Gut 1 für Haushalt 2
250
Einführung VWL 2006/07
Individuell rationale Allokationen
Haushalt 1
Haushalt 2
Anfangsausstattung
Nutzenniveaus bei der Anfangsausstattung
Tauschlinse
251
Einführung VWL 2006/07
Bei gegebener AnfangsausstattungBestehen Tauschmöglichkeiten, weil Reallokationenexistieren, die beide Tauschpartner besser stellen.
Diese liegen in der Tauschlinse, der Schnittmenge der beiden Bessermengen
Sich von der Anfangsausstattung aus in die Tauschlinse zu verändern ist für beide individuell rational.
Deshalb können solche Tauschvorgänge ablaufen.
Wie können wir kollektiv rationale Allokationen identifizieren?
Also Allokationen, die Pareto-effizient sind!
252
Einführung VWL 2006/07
Haushalt 1
Haushalt 2Pareto-effiziente Allokationen in der Edgeworthbox
Anfangsausstattung
Kontraktkurve
A
253
Einführung VWL 2006/07
Charakterisierung von Pareto-effizienten AllokationenAusgehend von der Anfangsausstattung
Entlang der Indifferenzkurve des Haushalts 1 bleibt dessen Nutzenniveau konstant.Der Nutzenindex von Haushalt 2 steigt solange, bis der Punkt A erreicht ist. ab dort fällt der Nutzen von Haushalt 2.In A gilt, dass jede Reallokation einen der beiden Haushalte schlechter stellen würde.A ist dadurch charakterisiert, dass sich zwei Indifferenzkurven berühren, d.h. gleiche Steigung haben.
254
Einführung VWL 2006/07
Pareto-effiziente Allokationen sind dadurch gekennzeichnet, dass die GRS der beiden
Haushalte gleich sind!
Die Menge aller Pareto-effizienten Punkte bildet die so genannte Kontraktkurve
Frage:Sind Märkte in der Lage, Punkte auf der Kontraktkurve zu
realisieren?Allein dadurch, dass Preise als Steuerungsinstrumente
eingesetzt werden?
255
Einführung VWL 2006/07
Walras GleichgewichteDefinition:
In einer Ökonomie mit K Gütern, I Haushalten und einer gegebenen Anfangsausstattung zi
0 ist ein allgemeines Gleichgewicht (Walras-Gleichgewicht) gegeben durch einen Preisvektor P = {p1,…,pK} und individuellen Güterbündeln zi für alle I Haushalte, so dass
1. zi für gegebene Preise den Nutzen für alle I Haushalte maximiert und
2. Alle Märkte geräumt sind, d.h.
∑ ∑= =
≤I
i
I
iii zz
1 1
0
256
Einführung VWL 2006/07
Walras Gleichgewichte in der EdgeworthboxWir können in der Edgeworthbox Preise einführen, indem wir eine Budgetgerade durch die Anfangsausstattung legen.
Das Preisverhältnis bestimmt die Steigung.Die Haushalte passen sich an diese Preise an, indem sie die Mengen nachfragen, bei denen die Bedingung für ein Haushaltsoptimum erfüllt ist (GRS = Preisverhältnis)Ein Walras-Gleichgewicht erhalten wir dann, wenn dabei die Märkte geräumt sind, d.h. ein zulässige Allokation in den Edgeworthboxentsteht.
Also eine Allokation, bei der die beiden Haushalte zusammen genau die Gütermengen nachfragen, die insgesamt vorhanden sind!
257
Einführung VWL 2006/07
Menge Gut 1 Haushalt 1
Haushalt 1Menge Gut 2 Haushalt 1
Fall 1: Preise, die kein Gleichgewicht erzeugenHaushalt 2
Menge Gut 2 Haushalt 2
Menge Gut 1 Haushalt 2
Anfangsausstattung
Budgetgerade
258
Einführung VWL 2006/07
Fall 2: Walras-Gleichgewicht
Haushalt 1
Haushalt 2
Beide Haushalte maximieren ihren Nutzen und es werden genau die Mengen der beiden Güter nachgefragt, die vorhanden sind.
259
Einführung VWL 2006/07
8.2 Die beiden Hauptsätze der WohlfahrtsökonomikWeimann Kap. 3.3.2
Zwei Fragen:1. Werden sich Walras Gleichgewichte einstellen?
Gegenfrage: Werden die Preise sich ändern, wenn wir in einer ungleichgewichtigen Situation sind (wie im Fall 1)?
Der Preis des Gutes, von dem mehr nachgefragt wird als vorhanden ist, wird steigen, der des anderen Gutes wird fallen!Nur dann, wenn sich der Markt in einem Gleichgewicht befindet, besteht für die Akteure kein Anlass mehr, ihr Verhalten zu ändern.In Experimenten ist die Fähigkeit von Akteuren, auch bei wenig Information Gleichgewichte zu „finden“ gut nachgewiesen worden.
260
Einführung VWL 2006/07
2. Welche Eigenschaften haben Walras-Gleichgewichte?Insbesondere im Hinblick auf die Effizienz der Allokation!Die Antwort liefert der
Erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie:
Walras-Gleichgewichte sind stets Pareto-effizient
Satz ist von großer Bedeutung:
Dezentrale Allokationssysteme führen nicht ins Chaos, sondern liefern sogar effiziente Allokationen!
Für die Beurteilung von Marktsystemen von größter Wichtigkeit.
261
Einführung VWL 2006/07
Wie steht es um die Verteilung?Pareto-effizienz sagt nichts über die Verteilung
Alle Punkte auf der Kontraktkurve sind Pareto-effizientAllerdings nur solange es noch keine Anfangsausstattung gibt.
Bei gegebener Anfangsausstattung:Nur die Punkte innerhalb der Tauschlinse sind Pareto-Verbesserungen im Vergleich zur Anfangsausstattung!
Das lässt sich auch anders interpretieren!Offensichtlich kann man durch entsprechende Wahl der Anfangsausstattung jeden Punkt auf der Kontraktkurve erreichen!Anders formuliert: Die Frage der Effizienz sollte nicht davon abhängen, wie die Anfangsausstattung gewählt wird! Genau das sagt der zweite Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik:
262
Einführung VWL 2006/07
Der zweite Hauptsatz:Jede zulässige Pareto-effiziente Allokation
kann durch passende Wahl der Anfangsausstattung dezentral erzeugt
werden.• Damit scheint es möglich, die Frage der Einkommensverteilung von der Frage der Effizienz zu trennen:
• Ganz gleich, wie die Verteilungsfrage beantwortet wird, gegeben diese Antwort kann immer auch Effizienz hergestellt werden!
• Der Schein trügt aber, denn dies gilt nur, wenn man von einem gegebenem Bestand an Gütern ausgeht.
• Umverteilung von Einkommen hat immer auch Anreizwirkungen, die mit beachtet werden müssen!
263
Einführung VWL 2006/07
8.3 MarktversagenWenn der erste Hauptsatz gilt, brauchen wir dann überhaupt noch Wirtschaftspolitik?
Es reicht doch, die Allokation Märkten zu überlassen, das sichert Effizienz!Eingriffe, wie Besteuerung, Mindest und Höchstpreise kosten dagegen Effizienz!Gibt es also überhaupt eine rationale Begründung für Wirtschaftspolitisches Handeln?
Ja! Wird geliefert durch die Theorie des Marktversagens.Der erste Hauptsatz gilt nur dann, wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt sind!Sind diese verletzt, kann es dazu kommen, dass Märkte versagen, d.h. keine Pareto-effiziente Allokation erzeugen
264
Einführung VWL 2006/07
Marktmacht als MarktversagensgrundEine Voraussetzung des ersten Hauptsatzes ist, dass die Märkte Wettbewerbsmärkte sind.
Deshalb kennen wir bereits einen Marktversagensgrund: Marktmacht (kein Preisnehmerverhalten) verursacht IneffizienzenMonopolmärkte sind mit Pareto-effizienz nicht zu vereinbaren!Wir wissen, dass Monopole Effizienzverluste erzeugen (HarbergerDreieck!)
Konsequenz für die Wirtschaftspolitik: Wettbewerbssichernde Maßnahmen sind rationale Wirtschaftspolitik.Wettbewerbsrecht, Bundeskartellamt, Monopolkommission etc.Ziele:
Verhinderung von MarktmachtFreier Marktzugang
265
Einführung VWL 2006/07
Öffentliche GüterMankiw Kap. 11
Definition:Ein Gut ist ein öffentliches Gut, wenn
1. von seinem Konsum niemand ausgeschlossen werden kann (und sich auch niemand selbst ausschließen kann) und (kein Konsumausschluss)
2. der Konsum des Gutes nicht dazu führt, dass die für andere Konsumenten verfügbare Menge des Gutes verringert wird (keine Rivalität im Konsum)
Ein Gut wird nicht dadurch zu einem öffentlichen Gut, dass es von der öffentlichen Hand angeboten wird!
Nur die Gutseigenschaften sind entscheidend!Ist Konsumausschluss möglich und besteht Rivalität, so spricht man von einem privaten Gut
266
Einführung VWL 2006/07
Beispiele für öffentliche GüterLandesverteidigung
Standardbeispiel eines rein öffentlichen GutesFehlende Ausschließbarkeit und fehlende Rivalität in Reinform gegeben.
UmweltgüterKlimasystem ist ein global öffentliches Gut
RechtsstaatlichkeitInnere Sicherheit genauso ein öffentliches Gut wie äußere Sicherheit.
Öffentlich ausgestrahlte FernsehsendungSolange auf Konsumsausschluss verzichtet wird (obwohl dieser technisch möglich ist).
U.v.m.
267
Einführung VWL 2006/07
Das AllokationsproblemÖffentliche Güter können nicht über Märkte angeboten werden
Grund ist der fehlende Konsumausschluss. Wenn Konsum immer möglich ist, weil niemand vom Konsum ausgeschlossen werden kann, dann ist es nicht möglich, den Konsum unter den Vorbehalt zustellen, dass erst ein Preis zu entrichten ist.Rationale Akteure werden die Position des Freifahrers einnehmen,der das Gut konsumiert, ohne einen Beitrag zur Deckung der Produktionskosten zu leisten.Deshalb kommt es bei ausschließlich dezentraler Entscheidung nicht zum Angebot öffentlicher Güter.Der Staat muss z.B. die Landesverteidigung bereitstellen und durch Zwangsbeiträge (Steuern) finanzieren.
268
Einführung VWL 2006/07
Externe Effekte Mankiw Kap. 10, Weimann Kap. 8
Eine weitere Voraussetzung des ersten Hauptsatzes:Für jedes Gut muss es einen Markt geben, d.h. das Marktsystem mussvollständig sein.Setzt voraus, dass das Rechtssystem vollständig ist, d.h. für alle Güter durchsetzbare und übertragbare Eigentumsrechte schafft.
Eigentumsrechte können aber nicht vollständig definiert werden.
Scheitert häufig an bestimmten GutseigenschaftenBeispiel: UmweltgüterEs ist nicht möglich, Eigentum an „sauberer Luft“ zu erwerben und durchzusetzen.
Existiert an einer knappen Ressource kein Eigentumsrecht, dann kann sie genutzt werden, ohne dass dafür ein Preis zu zahlen ist.
269
Einführung VWL 2006/07
In diesem Fall signalisiert das Marktsystem den Preis 0, obwohl die Opportunitätskosten der Inanspruchnahme der Ressource > 0 sind! Beispiel Luftverschmutzung:
Niemand muss dafür bezahlen, wenn er auf der Autobahn bei 160 Kohlenmonoxid in die Luft bläst, obwohl er dabei eine knappe Ressource nutzt!
Man spricht von einem negativen externen Effekt, weil Kosten die tatsächlich entstehen, nicht beachtet werdenIneffizienz:
Bei der Entscheidung über die Nutzung der Ressourcen wird nicht beachtet, dass diese knapp sind und ihre Nutzung deshalb Kosten verursacht.
Führt tendenziell dazu, dass die Inanspruchnahme zu hoch ausfällt!
270
Einführung VWL 2006/07
Bei positiven externen Effekten fallen Erträge an, die von dem, der sie erzeugt, nicht beachtet werden.Beispiele:
Der Imker berücksichtigt bei der Entscheidung über den Produktionsumfang nicht die Erträge des Obstbauern.Investitionen in F&E erzeugen auch bei anderen Vorteile, die nicht berücksichtigt werden.Bei grenzüberschreitender Umweltverschmutzung: Umweltschutzmaßnahmen erzeugen auch im Nachbarland Erträge.
Ineffizient:Bei der Bereitstellung werden zwar alle Kosten berücksichtigt, aber nicht alle Erträge.Führt tendenziell dazu, dass zu wenig von dem Gut bereitgestellt wird.
271
Einführung VWL 2006/07
Wirtschaftspolitische MaßnahmenInternalisierung externer Effekte
Darunter versteht man, dass die tatsächlichen Kosten und Erträge bei der Entscheidung über die Nutzung knapper Ressourcen berücksichtigt werden.Beispiele für Politiken, die dies bewirken können:
Pigou-Steuer: Legt denen, die einen negativen externen Effekt verursachen, die wahren Kosten in Form einer Steuer auf.
Beispiel: Öko-SteuerEinführung handelbarer Emissionsrechte: Es können zwar keine Eigentumsrechte an „Luft“ geschaffen werden, aber an Emissionen!So kann ein Markt für Emissionen entstehen
Beispiel EU-CO2 Emissionshandel
272
Einführung VWL 2006/07
Weitere Marktversagensgründe
Asymmetrische InformationKann auf Versicherungsmärkten auftreten
Steigende SkalenerträgeWenn die Durchschnittskosten permanent fallen, können Grenzkostenpreise nicht mehr die Kosten decken!
Effizienz verlangt aber Grenzkostenpreise!
Mehr und ausführlich zum Marktversagen in der Vorlesung „Wirtschaftspolitik“
9. Makroökonomische Daten: Die Messung von
Volkseinkommen und Lebenshaltungskosten
Mankiw Kap. 23, 24
274
Einführung VWL 2006/07
9.1 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)Das BIP misst das Einkommen, das innerhalb der geographischen Grenzen eines Landes erzeugt wird.Dieses Einkommen ist identisch mit den Ausgaben die im gleichen Zeitraum getätigt werden
Jede Transaktion, die an einem Markt abläuft hat zwei SeitenFür den Käufer einer Ware ist der Preis eine AusgabeFür den Verkäufer der Ware ist der Preis eine Einnahme
Deshalb müssen zwangsläufig die gesamten Ausgaben den gesamten Einnahmen (dem Einkommen) entsprechen.Diese Identität wird auch klar, wenn man sich den dazugehörigen vereinfachten Wirtschaftskreislauf ansieht:
275
Einführung VWL 2006/07
HaushalteUnternehmen
Gütermarkt
FaktormarktEinkommen = BIP
Arbeit, Kapital
Güter, Diestl. Käufe
Einnahmen = BIP
Güter, Dienstl. Verkäufe
Inputs für die Produktion
Löhne, Mieten, Pacht, Gewinne = BIP
Ausgaben = BIP
276
Einführung VWL 2006/07
Definition des BIPDas BIP ist der Marktwert aller für den Endverbrauch bestimmten Waren und Dienstleistungen, die in einem Land in einem bestimmten Zeitabschnitthergestellt werden. Die einzelnen Bestandteile dieser Definition verdienen eine genauere Betrachtung:Marktwert
Damit sind die Marktpreise der Waren und Dienstleistungen gemeint.Verwendung dieser Werte macht die Beiträge der einzelnen Produktionsleistungen vergleichbar.Marktpreise spiegeln sowohl die Grenzkosten als auch die marginalen Zahlungsbereitschaften wider und sind damit ideale Maße.Wenn die Zahlungsbereitschaft für eine Pizza doppelt so hoch ist wie die für ein Stück Apfelkuchen, dann erhöht die Produktion einer Pizza das Einkommen auch doppelt so stark die die Produktion eines Stücks Apfelkuchen
277
Einführung VWL 2006/07
aller GüterSchließt z.B. vermietete Sachen ein (Miete)
Hauseigentümer: Fiktive Mietzahlung an sich selbst.Was nicht drin ist:
SchwarzarbeitBeträchtlicher Anteil!
HausarbeitWenn sie ihren Rasen selbst mähen steigt das BIP dadurch nicht, wenn sie dafür einen Studenten beschäftigen, steigt es (vorausgesetzt, der Student gibt das Einkommen an).
EndverbrauchZwischenprodukte werden nicht gezählt.
Sonst käme es zu einer DoppelzählungAusnahme: Zwischenprodukte, die auf Lager genommen werden
Lagerentnahmen verringern entsprechend das BIP
278
Einführung VWL 2006/07
Waren und DienstleistungenAuch wenn sie in ein Konzert gehen, oder sich die Haare schneiden lassen, steigert das das BIP
in einem LandDas BIP misst, was in den geographischen Grenzen eines Landes produziert wird.Unabhängig von der Nationalität derer, die es produzieren.
Wenn ein Inländer im Ausland ein Unternehmen betreibt, geht dies nicht in das BIP ein.Wenn ein Ausländer im Inland ein Unternehmen betreibt, dann geht das in das BIP ein.
Das Bruttonationalprodukt (früher hieß es Bruttosozialprodukt) misst im Gegensatz zum BIP das Einkommen der Inländer, d.h. die im Ausland erzielten Einkünfte werden dazuaddiert und die im Inland erzielten Einkünfte der Ausländer abgezogen.
279
Einführung VWL 2006/07
Im Jahre 2004: BIP = 2.215 Milliarden EuroBNP = 2.216 Milliarden Euro
Der Unterschied ist also nicht sehr gewaltig
hergestellt wirdNur neu produzierte Waren werden gezählt.
Der Verkauf eines Gebrauchtwagens erhöht das BIP deshalb nicht.
Die Bestandteile des BIPKäufe und Verkäufe können sehr verschiedene Dinge betreffen:
Student A lädt seiner Freundin B zum Essen ein.Die Pizzeria kauft daraufhin einen neuen Ofen.Bundeswehr kauft einen neuen Tornado.Professor X erwirbt über das Internet eine wissenschaftliche Monographie aus den USA.
280
Einführung VWL 2006/07
Die verschiedenen Formen werden in vier Kategorien zusammengefasst:
1. Privater KonsumDie Einladung zum Essen bzw. die Ausgaben für die Pizza.
2. InvestitionenDer neue Ofen
3. StaatsausgabenDer neue Tornado für die Bundeswehr
4. NettoexporteDer Einkauf in den USA ist ein Import, d.h. zwar steht diesem eine Ausgabe gegenüber, das BIP steigt aber nicht, denn die Produktion des Buches fand ja in den USA statt.Deshalb gehen Importe mit negativem Vorzeichen ein, Exporte mit positivem. Der Saldo ist der Nettoexport oder Außenbeitrag.
281
Einführung VWL 2006/07
Die Werte für 2004:BIP 2.215
Konsum 1.31359,3%
Staatsausgaben 41318,6%
Investitionen 38017,2%
Außenbeitrag 1094,9%
In Milliarden Euro
282
Einführung VWL 2006/07
9.2 Nominales und reales BIPWenn sich das BIP von einem Jahr zum anderen ändert, kann das zwei Ursachen haben:
1. Im Land wird mehr produziert2. die Preise sind gestiegen3. oder beidesMan sollt ein der Lage sein, den Mengeneffekt und den Preiseffekt anzugeben
Häufig ist man nur daran interessiert, wie sich die Mengen verändert haben, weil höhere Preise schaffen keine zusätzliche Wohlfahrt!
Das nominale BIP misst das BIP zu den jeweiligen Preisen, also das BIP 2004 benutzt die Preise des Jahres 2004, das nominale BIP des Jahres 2005 die Preise des Jahres 2005
283
Einführung VWL 2006/07
Das reale BIP benutzt nicht die jeweils aktuellen Preise, sondern die Preise einer Basisperiode!
Beispiel: Wenn 2001 die Basisperiode ist, dann werden in den folgenden Jahren alle Bestandteile des BIP mit den Preisen aus dem Jahr 2001 bewertet!Auf diese Weise verschwindet der Preiseffekt!Änderungen des BIP können nur auf die Zusammensetzung des Güterbergs zurückgeführt werden!
Der BIP-Deflator:
BIP-Deflator =Nominales BIP
Reales BIPX 100
284
Einführung VWL 2006/07
Der BIP-Deflator gibt an, um wie viel Prozent sich das Preisniveau gegenüber der Vorperiode verändert hat.Die Mengen des Berichtsjahres t werden konstant gehalten und mit den Preisen des Basisjahres 0 verglichen. Der Index, der so entsteht ist der so genannte Paasche-Index:
100qpqp
IndexPaascheiti
itit
∑∑−
0
:
Der Index beantwortet die Frage, was die Mengen, die im Berichtsjahr produziert wurden, kosten würden, wenn die
Preise des Basisjahres herrschten.
285
Einführung VWL 2006/07
Frage:Was sagt ein Anstieg des realen BIP über die Wohlfahrt eines Landes?
Misst das BIP tatsächlich die Wohlfahrt? Ist es ein brauchbarer Indikator?Vieles wird nicht erfasst
Umweltzustand, Bildungsniveau Ausmaß an Kriminalität Nationale Erfolge im Sport
Aber: Höheres BIP = bessere Bildung höhere Ausgaben für UmweltschutzBessere Prävention und VerbrechensbekämpfungMehr Medaillen bei Olympia
286
Einführung VWL 2006/07
9.3 Die Messung der LebenshaltungskostenMankiw Kap. 24
Was ist das Geld wert, das Sie verdienen?Das hängt von den Preisen ab!
Wie verändert sich der Wert des Geldes?Das hängt von der Veränderung der Preise ab, von der Inflationsrate.
Wie misst man diese Veränderung?Durch den Preisindex für die Lebenshaltungskosten, aus dem dann die Inflationsrate berechnet wird.
Wie unterscheidet sich dieses Maß von BIP-Deflator?Deflator ist ein globales Maß über alle Güter hinweg, die ungewichtet eingehen.Preisindex berücksichtigt die Anteile, die der Konsum der Güter am Gesamtkonsum hat.
287
Einführung VWL 2006/07
Die Berechnung des PreisindexErster Schritt: Festlegung des Warenkorbs
Das Statistische Bundesamt legt einen Warenkorb für die private Lebenshaltung fest.In diesem Korb sind die durchschnittlichen Mengen der Waren und Dienstleistungen enthalten, die ein Durchschnittshaushalt im Monat konsumiert.Der Korb wird alle 5 Jahre angepasst, weil sich die Konsumgewohnheiten ändern.
Neue Güter kommen auf den MarktModen und Gewohnheiten ändern sichLetzte Anpassungen 1991, 1995, 2000
Revisionsdifferenzen:Werden 3 Jahre lang berechnet (Vergleich alter/neuer Warenkorb)Liegen in der Regel bei 0,1% PunkteAusnahme 1991/1995: 0,65% Punkte wegen starker Veränderung des ostdeutschen Konsums.
288
Einführung VWL 2006/07
Der Warenkorb 1995:
289
Einführung VWL 2006/07
Im Jahr 2000 kamen beispielsweise dazu:ScannerDigitalkameraPizza zum mitnehmenBrötchen zum Fertigbacken….
Entscheidend ist das so genannte WägungsschemaDarunter wird die Festlegung der Gewichte verstanden, mit denen die einzelnen Güter in den Warenkorb eingehen.
Zweiter Schritt: Feststellung der Preise und Berechnung des Preises des Warenkorbs.
Für die Güter des Warenkorbs werden die Preise im Berichtszeitraum erfasst.Mit Hilfe des Wägungsschemas kann dann der Preis für den Warenkorb ermittelt werden.
290
Einführung VWL 2006/07
Dritter Schritt: Festlegung des Basisjahres und Berechnung des Index.
Nach der Festlegung eines Basisjahres wird der Preis des Warenkorbes für das Berichtsjahr berechnet und durch den Preis des Warenkorbesdes Basisjahres geteilt. Multipliziert man das Ergebnis mit 100, erhält man den Preisindex. Beispiel:
Preis des Warenkorbes im Berichtsjahr = 120Preis des Warenkorbes im Basisjahr = 110Index = (120/110) x 100 = 109,09
Preis im Berichtsjahr = 109,09 des Preises im Basisjahr.
Vierter Schritt: Berechnung der Inflationsrate.Inflationsrate gibt den Anstieg der Preise vom Basisjahr zum Berichtsjahr an, d.h. in diesem Fall = 9,09%
291
Einführung VWL 2006/07
Unterschied BIP-Deflator – Preisindex für die Lebenshaltungskosten
Auf den ersten Blick messen beide Indizes das Gleiche.Aber es gibt zwei wichtige Unterschiede:
1. Der BIP-Delator bezieht sich auf alle im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen, der Preisindex für die Lebenshaltungskosten nur auf die von privaten Haushalten konsumierten Güter!Steigt der Preis eines importierten Autos:
BIP-Deflator bleibt gleichPreisindex steigt
292
Einführung VWL 2006/07
2. Beim BIP-Deflator wurden die Preise des Basisjahres verwendet (also konstant gehalten) und die Mengen des Berichtsjahres damit bewertet. Beim Preisindex ist es anders herum: Die Mengen des Warenkorbes bleiben konstant, aber die Preise sind die des Berichtsjahres.
Der Index der Lebenshaltungskosten ist der so genannte Laspeyres-Index:
100qpqp
IndexLaspeyresii
iit
∑∑−
00
0:
Der Index beantwortet die Frage, wie sich der Nominalwert der im Basisjahr verbrauchten Güter verändert, wenn die Preise des
Berichtsjahres herrschen.
293
Einführung VWL 2006/07
Mankiw S. 568
10. Makroökonomie I:Wirtschaftliches Wachstum
Mankiw Kap. 25
295
Einführung VWL 2006/07
10.1 Wachstum und ProduktivitätFolgende Unterscheidung ist wichtig:
Langfristiger Wachstumstrend einer VolkswirtschaftWird determiniert durch die Arbeitsproduktivität in einem Land (die wiederum von vielen Dingen abhängt).Ist relativ stabil trotz Schwankungen in der kurzen Frist.
Kurzfristige, konjunkturelle Entwicklung.Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die Frage der Auslastung der vorhandenen Kapzitäten.Auslastungsgrad schwangt häufig zyklisch: Aufschwung – Boom –Abschwung – Rezession Aufschwung ---
Beides wird häufig verwechselt!
296
Einführung VWL 2006/07
• Wirtschaftswachstum bestimmt weitgehend den Wohlstand einer Nation
• Wohlstand ist heute extrem ungleich in der Welt verteilt
• Ohne massives Wirtschaftswachstum wird daran nichts zu ändern sein
Relativ stabiler Trend in der langen Frist
297
Einführung VWL 2006/07
Internationale Wachstumstrends ($ in Preisen 2000)
Land PeriodeReales BIP pro Kopf Anfang Periode
Reales BIP pro Kopf Ende der Periode
Durchschnitt-licheWachstumsrate
Japan 1890 – 2000 1.250 26.460 2,81
Mexiko 1900 – 2000 968 8.810 2,23
Deutschland 1870 – 2000 1.825 25.010 2,03
China 1900 – 2000 598 3.940 1,90
Argentinien 1900 – 2000 1.915 12.090 1,86
USA 1870 – 2000 3.347 34.260 1,81
Indien 1900 – 2000 546 2.390 1,45
UK 1870 – 2000 4.107 23.550 1,35
Pakistan 1900 – 2000 616 1.960 1,16
Bangladesh 1900 – 2000 520 1.650 1,16
Mankiw S. 581
298
Einführung VWL 2006/07
Interpretation von WachstumsratenBei einem Durchschnittswachstum von 2% verdoppelt sich das Einkommen in 35 Jahren
Bei 7% bereits nach 10 Jahren
Gegenwärtige Wachstumsraten:China 10%Vietnam 8%Indien 7%
Wichtige Fragen:Wovon hängt das Wachstum ab?Warum haben manche Länder höhere Wachstumsraten als andere?Warum verändern sich die Wachstumsraten so stark?
299
Einführung VWL 2006/07
10.2 ProduktivitätWer produktiver ist, wächst schneller!
Gemeint ist die Gesamtproduktivität einer VolkswirtschaftIst identisch mit der Arbeitsproduktivität
Aber nicht gleichzusetzen mit der Produktivität des einzelnen Arbeitsanbieters.Vielmehr bezeichnet sie die Möglichkeiten, die Arbeit in einem Land hat, produktiv zu sein.
Beispiel Robinson Crusoe-Welt (zu besichtigen in „Cast away):Wie gut es Robinson geht, hängt davon ab, wie produktiv er bei der Produktion all der Güter ist, die er braucht.Diese Produktivität hängt wiederum von vielen Bedingungen ab:1. Wie geschickt ist er?2. Welche Hilfsmittel hat er zur Verfügung?3. Welche Ressourcen bietet ihm seine Insel?4. Über wie viel Wissen verfügt er (Feuer machen?!)
300
Einführung VWL 2006/07
Übertragen auf Volkswirtschaften:1. Ausstattung mit Humankapital
Umfasst die Fähigkeiten und das Wissen der Menschen in einer Ökonomie.
Für die Arbeitsproduktivität eine ausgesprochen wichtige Größe.Beispiel: Arbeitsproduktivität kann durch Einsatz von Kapital (Maschinen) gesteigert werden.Höherer Kapitaleinsatz bedeutet aber auch höhere Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte!Ist das benötigte Humankapital nicht vorhanden, kann auch der Kapitaleinsatz nicht gesteigert werden!
Was nützt die beste Maschine, wenn es keinen gibt, der die Bedienungsanleitung lesen kann?
301
Einführung VWL 2006/07
2. Ausstattung mit RealkapitalNatürlich kann man produktiver sein, wenn man Werkzeuge zur Verfügung hat.
Straßenbau mit Hacke und Schaufel versus Straßenbau mit Bagger!Kapitaleinsatz bedeutet Einsatz solcher „Werkzeuge“ in einem sehr allgemeinen Sinn.
Umfasst Anlagen, Immobilien, Computer usw.
3. Ausstattung mit natürlichen RessourcenRohstoffe im weitesten Sinne
Bestes Beispiel: Ölländer wie Saudi Arabien oder Norwegen.Besitz von Rohstoffen ist aber keine notwendige Bedingung für hohes Wachstum (Japan und Deutschland sind relativ rohstoffarm)Besitz von Rohstoffen ist auch keine hinreichende Bedingung für Wachstum (Russland hatte schon immer viel Gas und viel Öl)
302
Einführung VWL 2006/07
4. Technisches WissenDer technische Fortschritt ist die vermutlich wichtigste Wachstumsdeterminante.
Technisches Wissen umfasst auch „Managementwissen“Einführung der Fließbandproduktion Modernes Supply Chain Management etc.
Empirische Abschätzungen zeigen, dass zwischen 1/3 bis 2/3 des beobachtbaren Wachstums auf den technischen Fortschritt zurückzuführen istWissen ist grundsätzlich ein nicht rivales Gut, aber kein öffentliches Gut, denn der Konsumausschluss funktioniert.
PatentschutzSchwierig:
Einerseits ist es effizient, niemanden vom Gebrauch eines nicht rivalenGutes auszuschließen. Andererseits zerstört der fehlende Konsumausschluss den Anreiz, Wissen zu schaffen.
303
Einführung VWL 2006/07
10.3 Sparen und investierenEine zentrale Rolle im Wachstumsprozess spielen die Investitionen.
Investitionen in HumankapitalIndividuell und gesellschaftlich (Schulen und Zeit die der Einzelne dort verbringt)
Investition in RealkapitalSind notwendig um den vorhandenen Kapitalstock zu erhalten
Weil sich Kapitalgüter abnutzen Sind notwendig, wenn der Kapitalstock und damit die Kapitalausstattung pro Kopf wachsen soll.
Investitionen in F&EOhne solche Investitionen gibt es keinen technischen FortschrittTechnischer Fortschritt setzt sehr hohe Investitionen voraus!
304
Einführung VWL 2006/07
Investitionen setzen voraus, dass Ressourcen (Einkommen!) nicht für den Konsum eingesetzt werden, also gespart werden.
Investition und Sparen sind gewissermaßen die beiden Seiten einer Medaille!
Wachstum setzt Investitionen vorausInvestitionen setzen Sparen vorausSparen setzt Konsumverzicht voraus.
Wer Wachstum will, muss auf Konsum verzichten!Wie hängen Ersparnis und Investition zusammen?
Eine wichtige Identität:Y = C + I + G + NE
Y – Einkommen (BIP)C – Konsum G – Staatsausgaben I – Investitionen NE – Nettoexporte
Identität heißt, dass diese Gleichung immer erfüllt
ist, weil jedes Einkommen auch eine Ausgabe ist
305
Einführung VWL 2006/07
In einer geschlossenen Volkswirtschaft:NE = 0 so dass
Y – C – G = IEinkommen – Konsum – Staatsausgaben = Investitionen
Links steht aber nichts anderes als die Ersparnis, d.h. es muss geltenI = S
Gesamtwirtschaftlich müssen die Ersparnisse gleich den Investitionen sein.
Klar: Solange die Investition als das definiert ist, was nicht konsumiert wird (von den Haushalten oder dem Staat), muss I = S gelten.
Aber:Wie geschieht der Ausgleich von Ersparnis und Investition in der Praxis?
306
Einführung VWL 2006/07
Die Rolle des Kapitalmarkts und des ZinsesDer Kapitalmarkt stellt die Verbindung zwischen Ersparnis und Investition her.
Die Anbieter von Kapital sind die Sparer:Haushalte, Unternehmen oder der Staat, wenn die Steuereinnahmen größer als die Staatsausgaben sind.
Die Nachfrager nach Kapital sind diejenigen, die Investitionen vornehmen wollen:
Unternehmen, Haushalte (die z.B. ein Haus bauen) oder der Staat, der ein Defizit finanzieren muss.
In der Realität gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, die den Handel zwischen Kapitalanbietern und –nachfragern organisieren:
AktienmarktAnleihenmarktBanken etc.
Hier sei nur ein Kreditmarkt betrachtet:
307
Einführung VWL 2006/07
Gleichgewicht auf dem Kreditmarkt
Zins
Kapital
Kapitalnachfrage
Kapitalangebot
Im Gleichgewicht herrscht der
markträumendeZinssatz
r*
Der Kapitalmarkt sorgt dafür, dass die Identität zwischen Investitionen und Sparen hergestellt wird.
308
Einführung VWL 2006/07
10.3 Wirtschaftspolitik und WachstumDer Staat hat verschiedene Möglichkeiten, die Wachstumsbedingungen einer Volkswirtschaft zu beeinflussen:
HumankapitalbestandInvestitionen in das Bildungssystem sind letztlich Wachstumspolitik
Politische StabilitätIst elementare Vorbedingung für Investition
Förderung von Forschung und EntwicklungFür die Wachstumsperspektive eines Landes von zentraler Bedeutung
Beeinflussung der SparquoteOffensichtlich ist die Sparleistung eines Landes eine wichtige Determinante des WachstumsprozessesStaat kann auf die Sparquote z.B. durch Steuerpolitik Einfluss nehmen. Sparerfreibetrag!
11. Makroökonomie II:Geld
Mankiw Kap. 29 & 30
310
Einführung VWL 2006/07
11.1 Wozu braucht man Geld?Was ist die Funktion von Geld?
TauschmittelRecheneinheitWertaufbewahrungsmittel
Fraglos am wichtigsten ist die Funktion von Geld als allgemeines Tauschmittel
Die Alternative zur Geldwirtschaft ist die reine TauschwirtschaftDer Tausch von Gütern setzt die doppelte Koinzidenz der Bedürfnisse voraus.
Naturaltausch verursacht erhebliche TransaktionskostenDie Existenz von Geld hilft diese Kosten drastisch zu senken
Voraussetzung ist allerdings, dass Menschen an die allgemeine Tauschmittelfunktion des Geldes glauben.
311
Einführung VWL 2006/07
Wann ist man „reich“?Wenn man viele Vermögensgegenstände (Aktive) hat, die man gegen Güter oder andere Aktiva eintauschen kann.Geld ist nur eines der möglichen Aktiva, die man haben kann!
Wenn ihnen die Hälfte der Firma Microsoft gehört, sind sie fraglos reich, aber niemand geht mit einer Aktie in der Hand in einen Supermarkt!Aktien, Immobilien, Schmuck, alte Meister oder wertvolle Oldtimer sind nicht „liquide“, d.h. können nicht unmittelbar zum Tausch eingesetzt werden. Aktiva unterscheiden sich hinsichtlicht ihrer Liquidität und nur Geld kann immer als allgemeines Tauschmittel verwendet werden.
Damit eine Geldwirtschaft funktioniert, muss diese Wirtschaft mit dem Aktiva „Geld“ versorgt werden.
Und zwar so, dass es seiner Funktion als allgemeines Tauschmittel gerecht werden kann!
312
Einführung VWL 2006/07
Andere GeldfunktionenAls Recheneinheit ist Geld sehr nützlich
Allerdings nur dann, wenn sich der Geldwert nicht ständig ändert (wie in Zeiten einer Hyperinflation)
Wertaufbewahrungsmitteltaugt Geld weniger gut, weil es die Tendenz hat, an Wert zu verlieren.
Zur Wertaufbewahrung sind andere Aktiva deutlich besser geeignet.Häufig besteht ein Trade off zwischen der wertkonservierenden Funktion eines Aktivpostens und seiner Liquidität.
Letztlich gelingt auch die Umwandlung von Aktiva nur deshalb, weil mit Geld ein liquides Tauschmedium zur Verfügung steht.Das ermöglicht es, Konsumakte intertemporal zu verteilen.
Geld ermöglicht, den Erwerb von Einkommen und den Konsum zeitlich zu trennen!
313
Einführung VWL 2006/07
11.2 Die GeldartenWas ist Geld?
1. NaturalgeldDarunter wird „Geld“ verstanden, das auch einen intrinsischen Wert hat. Beispiele:Gold, Silber
Die Prägung von Münzen hatte vor allem den Sinn, den Gehalt an Edelmetall zu „verbriefen“
ZigarettenErlebten die Blütezeit nach dem 2. WeltkriegAuch Nichtraucher akzeptierten diese Währung! Warum?
2. PapiergeldOhne jeden intrinsischen WertHistorisch aus den Leihscheinen der Banken entstanden!
314
Einführung VWL 2006/07
Wie misst man die Menge an Geld, die in einer Volkswirtschaft vorhanden ist?
Welche Aktiva kann man als allgemeine Zahlungsmittel benutzen?
Ganz sicher: Bargeld, d.h. die Menge aller Banknoten und MünzenAber brauchen sie unbedingt „Bares“ um zu bezahlen?EC-Karte tut es auch!Das bedeutet, dass das Geld, dass auf ihrem Girokonto liegt, auch wie Geld in ihrer Tasche benutzt werden kann.
Wenn die Girokonten zur Geldmenge gehören, was dann noch?Antwort nicht eindeutig, da es unterschiedliche Abgrenzungen der Geldmenge gibt.
Welche benutzt wird, hängt vom Kontext ab!
315
Einführung VWL 2006/07
Bezeichnung 2003 in Mrd. Euro Bestandteile
M1 2.468 Täglich fällige Einlagen und Bargeldumlauf
M2 5.101 M1 plus Einlagen mit Kündigungsfrist bis 3 Monate + Einklagen mit Laufzeit bis 2 Jahre
M3 5.996M2 + verschiedene Geldmarktgeschäfte (Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen, etc.)
Geldmengenabgrenzungen
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Einführung VWL 2006/07
11.3 Die Rolle der ZentralbankDie zentralen Aufgaben einer Zentralbank:
Versorgung der Ökonomie mit dem allgemeinen Tauschmittel „Geld“Sicherung der Geldwertstabilität.
Welche Eigenschaften muss eine Zentralbank erfüllen?1. Sie muss in der Lage sein, das gesetzlich vorgesehene Zahlungsmittel
herzustellen, zu verwalten und seinen Wert zu sichern. D.h. sie muss entsprechende staatlich verfügte Befugnisse besitzen!
2. Damit das Papiergeld als allgemeines Tauschmittel akzeptiert werden kann, müssen die Menschen auf seinen Wert vertrauen können. Deshalb muss die Zentralbank glaubwürdig in ihrer Politik sein!
Extrem wichtiger Punkt! Nur eine von der Politik unabhängige Zentralbank kann sich glaubwürdig auf ein Ziel der Geldwertstabilität festlegen!
317
Einführung VWL 2006/07
Das wichtigste Kapital einer Zentralbank ist ihre Reputation!Eine auf Geldwertstabilität gerichtete Zentralbankstrategie kann in Konflikt mit anderen politischen Zielen geraten!
Eine expansive Geldpolitik kann beispielsweise kurzfristige Erfolge bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bringen.Daran sind Politiker u.U. sehr interessiert.
Nur wenn die Zentralbank über die entsprechende Reputation verfügt, ist deshalb die Ankündigung, der Geldwertstabilität zu dienen glaubwürdig.
Notwendige Bedingung für Reputation: Unabhängigkeit der Zentralbank von politischen Entscheidungsträgern.
Beispiel Deutsche Bundesbank: Bundesbankgesetz sah Unabhängigkeit der BB vor und verpflichtete die Bank auf das Ziel der GeldwertstabilitätPreisfrage: Wie muss eine Zentralbank auf die Forderung eines Politikers reagieren, einen Kurs zu verfolgen, der nicht der Geldwertstabilität dienlich ist?
318
Einführung VWL 2006/07
Beachte:Preisentwicklung ist sehr stark von der Erwartung der Akteure hinsichtlich der zukünftigen Inflation abhängig!
Beispielsweise werden Preise bei langfristigen Lieferkontrakten unter Einschluss der Inflationserwartung verhandelt,Tarifabschlüsse orientieren sich ebenfalls an der Inflationserwartung.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Akteure den Ankündigungen der Zentralbank glauben!
Dazu braucht sie die Reputation.
Das Europäische System der ZentralbankenDie Länder, die in der Euro-Zone sind, haben eigene Zentralbanken, die aber unter der EZB (Europäische Zentralbank mit Sitz in Frankfurt) zusammengeschlossen sind. Die EZB ist für die Versorgung des Euro-Raums mit der europäischen Währung verantwortlich.
319
Einführung VWL 2006/07
11.4 Steuerung der GeldmengeWichtigste Aufgabe der Zentralbank:
Versorgung der Wirtschaft mit so viel Geld, wie die Akteure nachfragen, um Transaktionen abzuwickeln.Nicht zu wenig
dann kann es zu Problemen bei der Abwicklung der Transaktionen kommen
Nicht zu vieldann sinkt der Geldwert, d.h. es entsteht Inflation.
Das Problem: Die Zentralbank bestimmt nicht allein über die Geldmenge!Auch die Geschäftsbanken können die Geldmenge beeinflussen, indem sie Kredite vergeben!Geldschöpfung durch Giralgeld.
Banken nehmen Einlagen entgegen und verleihen diese in Form von Krediten.
320
Einführung VWL 2006/07
Geldschöpfung:Sie geben 1.000 € ihrer Bank (Girokonto)
Das sind für sie liquide Mittel, d.h. mit diesem Geld können Sie unmittelbar Transaktionen abwickeln (z:B. Bezahlung per EC-Karte)
Die Bank verleiht 900 € an einen Kreditnehmer. Dieser kann mit dem geliehenen Geld ebenfalls Transaktionen abwickeln.
Damit sind bereits 1.900,- € an liquiden Mitteln verfügbar.Kreditnehmer gibt das Geld aus und der Empfänger bringt die 900,-€zur Bank
Die wiederum 90% davon ausleiht, also 810,- €Wenn jede Bank nur 10% der Einlagen als Reserve hält, dann ist klar, dass die 1.000 € Einlage zu insgesamt 10.000,- € Geldschöpfung führen!
Geldschöpfungsfaktor = 1/Reservefaktor
321
Einführung VWL 2006/07
Instrumente der GeldmengensteuerungOffenmarktpolitik
Wenn die EZB die Geldmenge erhöhen will, dann kann sie Wertpapiere (z.B. Staatsanleihen) kaufen.
Sie gibt dem Verkäufer dafür Euros, die entweder zu Bargeld oder zu Sichteinlagen werden und dadurch die Geldmenge erhöhen.
Will sie die Geldmenge senken, verkauft sie OffenmarktpapiereSie entzieht damit dem Markt liquide Mittel, d.h. verringert dieGeldmenge.
Kurzfristige Liquiditätsversorgung oder –abschöpfung bei den Geschäftsbanken:
so genannte kurzfristige Fazilitäten: Übernachtversorgung zu festem Zinssatz bzw. Übernachteinlagen zu festem Zinssatz
322
Einführung VWL 2006/07
MindestreservenpolitikDie Zentralbank verpflichtet die Geschäftsbanken eine bestimmte Reserve mindestens zu halten.
Wird diese angehoben, so schränkt das die Geldschöpfung der Banken ein, d.h. die Geldmenge fällt.
Probleme bei der GeldmengensteuerungZwei wichtige Faktoren sind von der EZB nicht unmittelbar zu beeinflussen:
1. Die Einlagen der HaushalteWie viel die Haushalte einlegen und wie viel Bargeld sie halten, ist ihre eigene Entscheidung.
2. Die Kreditvergabe der BankenDie EZB kann den Banken nicht vorschreiben, wie viele Kredite sie vergeben sollen.
Beide Punkte haben unmittelbar einfluss auf die Geldschöpfung und damit auf die Geldmenge.
323
Einführung VWL 2006/07
11.5 Die Bedeutung der GeldmengeWichtige Identität: die Quantitätsgleichung
M × V = P × YGeld × Umlaufgeschwindigkeit = Preis × Transaktionen
Y BIP, als Maß für die Häufigkeit, mit der innerhalb einer Ökonomie Waren und Dienstleistungen gegen Geld getauscht werden
P Durchschnittlicher Preis bei einer solchen TransaktionP×T Gibt damit die Anzahl der € an, die bewegt werdenM Geldmenge
V Umlaufgeschwindigkeit: MPYV =
324
Einführung VWL 2006/07
Die eigentliche Quantitätstheorie des Geldes (oder einfach Quantitätstheorie), erhält man wenn man voraussetzt, daß die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant ist.
Annahme ist nur näherungsweise richtigDennoch macht es Sinn zunächst V als konstant
vorauszusetzen.Auf der rechten Seite steht das nominale Volkseinkommen.
Damit bestimmt die Geldmenge M den nominalen Wert des Outputs einer Volkswirtschaft (bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit).Veränderungen der Geldmenge haben damit unmittelbare Auswirkungen auf die Veränderung des Preisniveaus, d.h. auf die Inflationsrate:
In prozentualen Veränderungen ausgedrückt lautet die Quantitätsgleichung: % Änderung von M + % Änderung von V = % Änderung von P + % Änderung von Y
Wenn V konstant ist folgt:% Änderung M – % Änderung Y = % Änderung P
Die Veränderung des Preisniveaus (d.h. die Inflationsrate) wird damit unmittelbar durch das Geldmengenwachstum gesteuert.
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