View
3
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
Einreihige Holzpfahlbuhnen im technischen
Kustenschutz von Mecklenburg-Vorpommern
Von DIETRICH EISS
Zusammenfassung
In den uber weite Strecken negativen Sedimenthaushalt der mecklenburg-vorpommerschenKasie grefen 900 Stuck Buhnen ein, um eine Sandanreicherung auf Strand und Schorre zu
erwirken und den Ki stenruckgang zu vermindern oder aufzuheben. Ihre funktionelle und
konsrruktive Gestaltung erfuhren die Buhnen in der Regel durch die jeweils vorliegenden, oft
wechselhafren Erfalirungen aus der Praxis.Der Autor versucht fur den haufigsten Typ, fiir die einreihigen Holzpfahlbutinen, mir Hilfe
von 14 Testgebieren eine Analyse vorzunehmen. Parameter wie Buhnenldnge, Buhnenabstand,I<ronenh le, Pfalildurclimesser, Pfahiabstand und Buhnendurchlbssigkeit werden erfaEr und mit
den Bedingungen des jeweiligen Kustenabschnitts (Morphologie, Belastung) in Beziehunggebracht. Einzelheiten der hydro- und sedimentdynamischen Prozesse werden nicht erforscht;starr dessen werden die resultierenden Wirkungen auf die Morphologie gezeigt. Fur alle Testge-biete wird die Verdnderung der Uferlinie vom Jahr des Buhnenbaus (das ukeste untersuchte
Bulmensystem ist aus dem Jatir 1936) bis zur Gegenwart verfolgz. Empfelltungen fur den Entwurfvon einreiliigen Holzpfahlbuhnen werden gegeben.
Summary
Over 900 groynes Gre too*ted 072 the Teaches of tbe Mecklenbeirg-Voypomme*n coast baving a
natural negative sediment balance, in order to generate sand replenishment and to redace or
elimincte coastal recession. The design criteria and constraition details reere essentially based on
practical experience gbicb often differedfrom sitwation to situation.Tbe author attempts en *nalysis of tbe most freqwentl·y Bsed constyuction technique, namely
singie file good piies, based on 14 test cases. The boisic parameten: gyoyne length, sp=cing and
transmissivity, pile spacing, beight and diametey me correlated gitb the local coastal cheracte stics
(morphology, loads). The evaluation involved the composite effect on the moyphology as opposed to
a dftailed investigation of hydrodynamical Gnd sedimentologicelpmcesses. The changes in the coast
line were determined for eacb test case following construction. The oldest strwctupe was built in1936. Design recomendotions we afm given for single file goodpile groynes.
Inhalt
1. Einleitung, Problemstellung............ ....
2. Buhnen an der mecklenburgisch-vorpommerschen Kuste
2.1 Untersuchungsmerhode . . . . . . . . .
2.2 Ermittette funktionelle und konstruktive Parameter .
2.3 Wirkungen..3. Werrung, Ausblick..4. Schnftenverzeichnis .
206
206
208
208
220
223
224
Die Küste, 52 (1991), 205-224
206
1. Einleitung, Problemstellung
Die eini-eihigen Holzpfahlbuhnen gehdren als ins Wasser gerammve, h6lzerne Pfahlreihen
zu den konstruktiv einfachsten Ingenieurbauten. Nicht einfach aber ist fur den entwerfenden
Ingenieur der Umgang mit der Buhnenfunktion. Es klafft bis zum heutigen Tage eine Lucke
zwisclien mit dem Bau verbundenen Et·wartungen und den eingetretenen Ergebnissen bei der
Verbesserung der Sand- und Strandverhiltnisse. Die Wirkungsweise scheint nicht hinreichend
gekldrt; die Buhnenwirkung nach Umfang und Zeit nicht exakt vorhersagbar. STUDEMUND
(1966), der Leiter des fraheren Kustenscliutzamtes iii Graal-Muiitz, charakterisierte in den
60er Jahren die Buhnenproblematik mit der Festsrellung: „Will man gure Buhnenwirkungnachweisen, w hlt man fur den Buhnenbau einen entsprechend geeigneten Kustenabschnitt;will man Wirkungsiosigkeit zeigen, einen entsprechend anderen." Danach ist die Erfullungder Buhnenfunktion an abschnittseigene Verheiltnisse, an die hydro- und sedimentdynamischeSituation mit entsprechenden motphologischen Bedingungen gebunden.
Welche Ansichten Wasserbau- und Kasreningenieure seit mehr als 100 Jahren zum
Einsatz von Buhnen entwickelt haben, gelit aus der vor 30 Jahren erschienenen Publikation
uber Buhnenliteratur von PETERSEN (1961) hervor. Zusammenfassend lautet die Feststellung,daB eine Zaht offener Fragen und daraus resultierend weir voneinander abweichende
Auffassungen zwischen Wirksamkeit und Wirkungslosigkeit von Buhnen die damalige Situa-
tion beherrschien.
Seither gab es eitie Reihe von groBangelegten Untersucliungen zur Bulmenwirkung, zu
denen an der Kuste von Mecklenburg-Vorpommern die Arbeit von KoLP (1966) unter
Verwendung von Farbsand zihlt. Aus den jeweiligen riumlichen und zeidichen Ausschnitten
der komplexen Prozesse die gewunschten Verallgemeinerungen abzuleiten, stdBt naturgemEauf Schwierigkeiten.
Die „Empfehlungen fur die Ausfahrung von Kustenschurzwerken - EAK 1981" bilden
die am weitesten anwendungsorienrierte Zusammenfassung des Erkenntnisstandes; aber auch
sie weisen ausdrucklich daraufhin, daB die .funktionelle Gestaltung nach wie vor pro-
blematisch" ist (STOvER, 1982).Gliedert man die Kuste in Sysreme der Sedimentbilanz und erfalit in diesen wiederum die
Bereiche mil: positivem, ausgeglichenem und negativem Sedimenthaushalt (GuRwELL, WEISS,
ZIELISCH, 1982), so sind es die letzteren, die als Abtragsbereiche an Flachkusten Matinahmen
zur Verbesserung der lokalen Materialbilanz benatigen. Denn Rackgang (z. B. als Reduzie-
rung der Vorlandbreite oder der Diinenmkhtigkeit) schwacht die Leistungsfihigkeit der
Hochwasserschurzanlagen. Das Bilanzsystem ist geprdgt durch die rtiumlich-zeirliche
Gesamtheit der Wirkungen der Einzelereignisse. Schwankungen der Ereignisse verursachen
Schwankungen der Wirkungen, schaffen r- umliche und zeirliclie Anderungen und Differen-
zierungen im Sedimenthaushalt, besonders schmerzlich spikbar in Abtragsbereichen. Mit
Buhnen funktionell und konstrukriv derarrig differenziert und treffend vorzugehen und
entgegenzilwirken ist unm6glicti (WEISS, 1989).
2. Buhnenandermecklenburgisch-vorpommerschen Kaste
Nach PETERSEN (1961) wurden die ersren Buhnen an der Ostsee auf der Insel Ruden im
Jahre 1843 auf Vorschlag von HAGEN gebaur. Fast 150 Jahre spiiter, im Jahre 1990, zilltten 900
Buhnen zum Bestand der Anlagen an der Kuste von Mecklenburg-Vorpommern. Bei einem
mittleren Abstand BA = 74 m sind somit 66,6 km der Kuste mit Buhnen bebaut. Aus Tabelle 1
Die Küste, 52 (1991), 205-224
207
, M
3 3 13A.t:: 24N a W
F "9 045'
5 .
i,g,A
& 5112- *==SS c·3:/4 .
I 9/ 3 .0
1 #. ...
m M. EMi &&24-1 **El -8
0 46
1 .'..1 10 Mill>
.M .3 1 -'2= a
A3 3
=
2 em0 M.:
1 9 10/
EMfiN13m:5117a 14
m50
SWEEE#m , EEARES-- .
000-N*0 r, NO M
0'c'*An*3 1* -BA
0 0 00000 \0 00-¢'0* *0 0
1 % 1 -CORfec:"1 4 1 X™ w-mmo 00- ' +
14-RA*RZE-AR' m 3
ICIRIEn 1 .)* .' 00--
EN,§EEEE % §5 BE --/ ------.--
ON A*sMOON-* 0 - A R--
-415*8*Es/*9 3 2 3-- -
CD
SE*§5 5328RgE 3 Eg-E0'4 00 ... A'ess A-'n M a *it
f.00-VA,Oe,*00000.0-,0 000
'r' r'r'Ma'C'**Mmw - 0 0- -- 0. 1
.
1 V'4
:,= , 11%0 + e
S * 8, 2 & i #11 1 m 7.·0 =.¤ 5 6 0·S e
* B. * "* 2 a·, 0 11 1 .: 1 1 1.*37 N147 KE 93.§ 8. , * 3 1LAAZIWd<#ZdON* Jgm 1 2 &
A-MA*,r,WAooRSX n 2
0 0 0 E11811/8111111 12*
Cf 4 14L.
1 11*11/111 10
00C...
Lf5 * 0 0
11!Ilmol'IRII 1400 0 CS'
11111-,-,111 011 1 0
oE
*S4n
1 &M
C.v
O 2M C. 0
4' u.;1 A
4O.r, r:0
E 000
1 £*m i $- 1 1 TRES IRS00-4 00 000- 06 4
A
1 5
lae
31-0
10
i poC/'
A
#*
im -54%-E,=
71C.
1
4<'
=U
3 E*'
3Z
Die Küste, 52 (1991), 205-224
ist zu entnehmen, da£ sich 87% (783 Stack) der Bullnen an der Flachkaste und 13% (117Stack) an der Steilkuste befinden. Nach der Konstrukrionsart dominiert mit 94,5 % (851Stuck) die einreihige Holzpfahlbuhne. Selten gebaut wurden und werden die doppelreihigenPfahlbuhnen und die Buhnen aus zwei Pfahlreihen mit Stein- und Faschinenauspackung. Die
vorherrschende Stellung der einreihigen Holzpfahlbuhnen fuhrte zur Untersuchung funktio-neller und konstruktiver Parameter ausgefuhrrer Systeme dieses Typs (TIGER u. WEISS, 1986/
1990). Dafar wurden 14 Testgebiete ausgewihlt (Abb. 1), die jeweils aus drei Buhnenfeldern
und vier Buhnen bestelien und reprdsentativ innerhalb der einzelnen Buhnensysteme liegen.Die Untersuchzingeii wurden in den Jahren 1985 bis 1990 durcligefulirt.
2.1 Untersuchungsmethode
Um der vorhandenen Vielfalt der einreihigen Pfahlbuhnen gerecht zu werden, wurden
funf Systeme mit dichten und neun Systeme mit offenen Bullnen ausgewdhlt. Bei den offenen
wurden sechs Systeme der 60er und 70er Jahre und drei der 80er Jahre, die sich ausdracklich
von den Vorgingern abheben, verwendet (Tabellen 2 und 3). Als Standorre der Testsystemewurden Kustenabschnitte mir naturlichen Bedingungen ohne Inhomogenitdten in der Mor-
pho-, Hydro- und Sedimentdynamik, wie z. B. Knick im Uferverlauf, Existenz von markan-
ten Einbauten oder Durchfuhrung von Aufspulungen, angestrebt. Die Untersucliungen solien
auch in Zukunft fortgefulirt werden, wobei einige Testgebiete aufgrund von Aufspulungenaufgegeben und, wenn muglich, durch neue erserzt werden sollen.
Im wesentlichen werden fur die Charakterisierung der Buhnensysteme die Angaben zur
Bauwerks- und Standortgeometrie und deren zeitliche Anderung herangezogen. Die Schorre
ist durch das zwischen Uferlinie und 4-m-Isobathe herrschende Neigungsmal m,t
(tanor = 1:m4) beschrieben. Diese 4-m-Tiefenlinie liegt autierhalb des Hauptbrandungsraumesund dessen starken morpliologischen Anderungen wihrend der Sturmhochwasser. Die Riff-
kdrper bleiben unberucksichtigt. Alle Untersuchungen sind auf Mittelwasser bezogen. Die
Buhnen sind generalisiert rechtwinklig zur Ufertinie angesetzt; vorhandene Abweichungenwerden als vemachldssigbar klein angesehen. Die matigeblichen Parameter der Buhnen sind:
Buhnenldnge (von Uferlinie bis Buhnenkopf) BL, Buhnenabsrand (untereinander) BA, Kro-
nenh6he (iiber Normal) KH, Pfahldurchmesser PD, Pfahlabstand PA und daraus ermirrelt
Durchlissigkeit DU.
Die Buhnenldnge BL bezeichnet somit den in die hydro- und sedimentdynamischenVorgdnge bei mittleren Bedingungen eingreifenden Buhnenreil. Mir den naturlichen, riumlich
und zeitlich wechselnden Kistenverinderungen dndern sich die FunktionSbedingungen jedesBuhnenfeldes. Daher ist es schwer, vergleichende Untersuchungen (14 Testgebiete, Abb. 1)einander zuzuordnen. Im vorliegenden Fall wird versucht, durch die Untersuchungssituation„Bauzeitpunkt der Buhnen" (mit Buhnenldnge BLo) fur alle den gleichen Punkt des EinfluE-
prozesses zu treffen. Die Untersuchungssituation „Me£zeitpunkt" (mit BLJ erfaBt dagegendie einzeinen Testgebiete in muglicherweise sehr unterschiedlichen Entwicklungsphasen.Kontinuierliche Me£daten uber die Bauwerke und den Schorre-Strand-Bereich seit dem
Buhnenbau liegen aber nicht vor.
2.2 Ermittelte funktionelle und konstruktive Parameter
Die Buhnenldnge BL wird in Abhdogigkeit von einer matigebenden Wellenliinge %6 (bei
Windgeschwindigkeit 7 Bft), von dem Schorreneigungsmal m,t und dem Grad der Kustenbe-
208
Die Küste, 52 (1991), 205-224
3 F
3.1 *3S g
540& R C.
1
12' C.
E-a
3 1di5 .- c) /
1 1 272 E M C.-
i 1
4 75 -pR -1 F.
4 *4 $ 17*E -M=
1 61-=.* E
1 .g M-
: A
11 'b
E : 2 -=:*E:.0 K
2 #4 iM
16 1ME-,fi
IO - A Al,1 MI//- - t eon o MI M
=#1 M '9, ··t-1 (·1 -11 -1 q '(1 ( 1 e,! -'t :1 00000000000000
A-IN-N-O---1--0 -
Si % R SE % Dil E Si E. E K h ERe:1233% El£-Egm 2
ORAMOAMMIWOMOMM
RRRRRR#Rea/2299
e000 00 O%0,n,n,no.n * =
noot\*-U- O-m-M.A.A-M.uth-C- *20**A=*%41%9*0& 7
51-3
8%§§#M#§§§§#AM 3-----/Al-----
el,•-ir m 0 -I RIBWA* WOO
253%5552*5552 4-
.
1
91 " 144
it & d=.i ..12 & 41111 w m. 3' It.2 8 #.3 # 8M*00&42*ZNPA *> 3
de:,-,*,n,OA"OBSC/2/
209
2*4
41 <1.43 Al#4
8''
-M m -m M * oMM.*OM+Oul**Au,A =.LAO-1090, M
g 44 -2 44 2 - 44+ A -2 00 4
/3
t:3
m20*2
6E.
mC 1
23A
./
m:bo
'g-C
*
.B:./
N
"=.
2
*
Die Küste, 52 (1991), 205-224
210
09.9.01#Ctel.le:%0111UJUSAD '4,6 mple=go,nmoo@oc q g,n-m + M m *
32 Re.FRARROPS22222
'ViaH 53 3822.j -215 3353Iaspurt -0' - MNA M 81 - -B' M
(1) lajeS@9
# i in W wn*H4 4 A 31Was09S
(I) 041·eHam*Pq
A (IU:)) JIUBS99
U 1-e .3& 1 4' (00) rn*H
E 2 21 ASplesets
5 W1 1s -
(UIO) alll*I-IC3
pmspuel
-C41 (Ulj) JUIUSADA. 0
-3 ES -5A 4 6 ( ) a mH
. e. 22p.as@gs
M :
1 1 %4484
lia 1 g
t:
3E /A4mEF aaM
of=MOR*©00,00-•=Aous
0-2222394-32532232
AM MOAAoBAAMAKLr:
24222&55S#&&53&
2A=38** 8**5 *R000'000000000000
323RD; 3237.32232-=- -- -
ms.'.'MTZATET=222
q '.9. ".1 Cl °!1·t g g 9,1'rl a =t O f fROONA'.,1=002'.'1 e'**0''O
33%3535361%212$-2-MNNe,Ne,WNWNMQMN
--1 cl f v n. e r 't ··e, f c9. ca s, 01 r2: :q;QAAMg:Q:q gh:
0-M-A-'9. 0, '9. ·-ttlh-1-M---TE CL-A--*MO**woo•r,,0*m-*MMNABqrNMMBINWN 71
8%888%888888*8foi M-M-M*--M-M- fo- 0-:77
REESEEEMIDam*M.
11E:31
=2 S :. 7
SX 9
:1 3' & 1 1, i.R., 1 1 9
de-0 .3 1 5.%3 iN U E X E.% 5
**06#<214ZNA*05 -'NA*,r'MANO,ES2n2E
E (%) 1
-S'1
1 0 (%)M e =*.
9 43 3.F 61 (6,
1an
n
11
4
UB1El
-%=
28
*
Mi.,
e
=.
.S.
i7
2
Die Küste, 52 (1991), 205-224
211
-pav RA-Y ,0.
tiv L.0,--=3jFALSTER
-.
.0,&AND 3 j/'OSTSEE
-,V B ODEN-7* SEE 4
Am.' 79 7- 0> C"k,M g
4, a.19
,=nw \r
ROGEH
Abb. 1: Obersichrskarre zur Lage der Tesrgebiete fur Buhnenuntersuchungen 1985/90
lastung (bei grober Einteilung) in Abb. 2 dargestellt. Bestimmend wirkt die Neigung. Bei
einer maBgebenden Wellenlinge Ab zwischen 25 und 30 m erreichen Bulmen bei mirderem
Belastungsgrad und flachen Neigungen m4 = 80 bis 100 eine Ldnge BL = 50 bis 80 mi bei
steilen Neigungen m4 = 50 bis 60 dagegen BL = 30 bis 50 m. Die Testgebiete zeigen, daE es
zweckmbEig ist, bei der Bestimmung der Buhnenldnge die angestrebte seewdrtige Uferlinien-
verlagerung zu berucksichrigen. Zum Bauzeitpunkt sollen daher die relativen Parameter BLo/
4 uber denen der Wirkungsbedingungen nach erfolgren positiven morpliologischen Anderun-
gen BLJ liegen. Dies ist beispielsweise bei den Bauten der 80er Jahre (Testgebiete 11 bis 13)ausdracklich der Fall (Abb. 2 oben und unten; Tabelle 2).
Der Buhnenabstand BA steht iii engem Zusammenhang zur Buhnenldnge BL, weshalb
auch der dimensionslose Verhtitniswert BA/BL verwendet wird. Abb. 3 zeigt aber ebenso die
Beziehung von BA zur Durchldssigkeit der Buhne und zur Kastenbelastung. Durch die
morphologischen Ver nderungen sind auch hier die Situationen „Bauzeitpunkt" mit BL und
„Me£zeirpunkt" mit BL: unterschiedlich, wobei im allgemeinen bei der angestrebten seewdrti-
gen Ufertinienverlagerung BA/BL > BABL. gilt. Die Testgebiete weisen den Vorzugsbe-reich zwischen BA/BL = 1 bis 2,5 bei DU -> 0 % und BA/BL = 0,8 bis 1,5 bei DU = 35 %
aus. Grole Buhnenabsdnde, die zu BA/EL = 4 fuhren wurden, sind bei Holzpfahlbuhnenselbst bei geringster Durchiassigkeit oder nahezu vollstandiger Dichte (DU -4 0 %) generellnicht im Einsatz. Offenbar ist dann fur einen ausreichenden Eingriff in die hydrodynamischenVorgdnge der Baziwerksquerschnitt zu leicht. Das Testgebiet 1 (Kuhlungsborn) muli hier
ausgenommen werden; es erfdhrt danach einen zusdtzlichen uberprigenden Einfluli.
Mit der traditionellen Einteilung in dichte und offene Buhnen isi die Rolle der Durchlis-
sigkeit DU charakterisiert (Abb. 4). Wihrend dichte Buhnen aber die ganze Buhnenlinge
An;h
0
./4 Qr Sund
l'ECK WKER g* %0 0
- P#/2„a,*
6..[. .h Gre/fs.lde' *09
D 4%Kiw,ng'bom
0/Its'.1 80
/./.k %.W04.1
Utersichtskerte zur Lage m
71 1775:k,khnum derTestgebiete ir Bir,en 0
0 .. derTes*biele milmler* untersuchungen 1985/DO %<Rometer I
t
Oder o,f
/-
Die Küste, 52 (1991), 205-224
$ m-f-jiN 15 -
12+
I
:*-j/
2 -4i-.
-
J2%-Qs 41
50 60
,
11
13
-8
/
/I,7
46
70
ChomkterderKiistenbeleslung-
11-
---3- I le ht
% 0-
10 lifhbngsborn2 Markidek.3 Grad[4 Dierhagen5Wustrow6 Ahrenshoop7 Vordnrn
90 M80 100
Neigutgsman m4
BL
35
3D
/1
....--t. . )- 4.. (.:31*
m m2 ' ,-
*;-- ..Ri- ).4\- -.-KG,44/
94- * ....
W +150 60 70
---%
/2--eor#- ..11 9 Neuendort/H.
10 Zempin11 Bansin12.Rosto[kerH de
+dichte Buhren 13 Ra#ocker !13Ide
tot·*me Buhnen % Vitte/H.
80 90 (1) 100
Neigu(#moB m*
Abb. 2: Verhiltnis von Buhnenl nge, ma£gebl. Wellenliinge, Schorreneigung und Kusrenbelasrung beieinreiliigen Holzpfahlbuhnen (BL/lb: oben zurn Bauzeirpunkr; unten zum MeEzeirpunkt)
gleichbleibend geringste Pfahlabstdnde besitzen, zeigt das Konstruktionsschema der offenenBuhnen (Abb. 5) in Richrung See eine gestaffelte Abstandsvergr6Berung. Die gemessenenDurchldssigkeiten (Tabelle 3) entstammen dem AufmaB 1985/90, bei dem stellvertretend furdie Gesamtheit der Pfdhle einer Buhne immer jeder 5. Pfalll und jeder 5. Abstand (5; 10;15; ...; n·5) ab Ufertinie bestimmt wurden. Aulier der Gesamtdurchlassigkeit wurde im
Interesse einer vergleichenden Aussage die Durchl ssigkeit der land- und seeseitigen Buhnen-hdlfte ermittek.
Abb. 4 zeigt, dail seit dem Buhnenbau der Soer Jahre (Testgebiere 11 bis 13) die
Durchlassigkeit stufenlos zwischen 8 % und 45 % verwendet wird. Dies entspricht derVariation der Einsatzbedingungen in der Natur. Die fruhere Praxis, nach der entweder dichte
(DU =8 bis 15%) oder offene Buhnen (DU =35 bis 45 %) eingesetzt wurden und der
Durchidssigkeitsbereich DU = 15 bis 35 % nicht zur Anwendung kam, ist zu Ende. Nach
Meinung des Autors k6nnte die Grenze zwischen dichten und offenen Bullnen (will man die
Begriffe beibehalten) bei DU = 20 % liegen. Die Verwendung von DU > 35 % sollte aber im
allgemeinen nicht bei Standardbuhnen eines Systems, sondern nur bei Buhnensystemabschlus-sen (Aufldsungen) erfolgen. Die nahezu unveranderre Lage der Werte aus den Testgebieten 6,8 und 10 (BA/BL - BA/BLo) in Abb. 3 deuret auf eine ungenugende Wirkung von Buhnenmit DU > 35 % hin.
Interessant ist im Zusammenhang mit der Durc ldssigkeit die Feststellung, die aus Abb. 2
212
3(1 1
1)
a12*
1
i
Die Küste, 52 (1991), 205-224
T,(1)212 3
1%2 12 2
fI
T'(1)%12. 3
3/i
C
F2
fla
\ I.
I.\\
4
04 1.\
5
3<
3\\
..\
m.,1 ,%140 50 (%) 60
Durch!assigkeit DU-
30 40 50 (%) 60Durchlassigkeit DU -
Abb. 3: Verh tnis von Buhnenabstand, Buhnenliinge, Durchldssigkeit und Kusvenbelastung bei einreilii-
gen Holzpfallibuhnen (BA/BL: oben zum Bauzeirpunkri unten zum Me£zeitpunkr)
sichtbar wird: Bei sreilen Neigungen (m4 < 65) kommen dichte Buhnen (DU < 20 %), bei
flachen Neigungen (m > 65) offene Buhnen (DU > 20 %) zum Einsatz.
Beispiele far die Staffelung der Pfahlabstinde und der Durchldssigkeit (laut Projekt) von
offenen Buhnen sowie fur die dabei erreichte Gesamtdurchlissigkeit (DU an ausgefuhrtenBuhnen gemessen) gibt Abb. 5. Die Durchldssigkeit im Bereich der Uferlinie soil klein
gehalten werden (PA. --* 0).Mit einer positiven Wirkung auf den Sandhaushalt im Buhnensystem selbst ist eine
negative im nachbarlichen, unverbauten Kustenbereich verbunden, die sogenannte Lee-
Erosion. Ursache ist die unmittelbar anschlieBend an die letzte Buhne neu angefachteBrandungsstrdmung, die durch die hier wieder unbeeinfluBt gegen das Ufer anlaufenden
Wellen bei schr gem Auftreffwinkel entstelit. Die Str8mung besitzr ein Sedimentrransportverm6gen, welches nach Sittigung tracliter und dalier Sandaufnahme und Abrransport erzeugt.
213
1 KEhtungsborn2 Markgmfenhd3 Graali. Die hagen\
\ 5 Wustrow\ 6 Ahrenshoop\ 1 7 \ brdarn
\k1\.
-'I- 1 .1
-'42 11·4;-...61 .2 8-1. 0
1 (Il[) 124.-,-A= 7 -:.10- '--.'
---.
L-J13 i------
Charakterder *O0 Ku,stenbe[0$tual letcht -11
0 10 20 30
+1 8 Zingst9 Ne,endorf/H.
.\
10 Zempin118onsin
.\\
12 RostockerHeide\
h.1 13 RostockerHeide
14 Vitte/H.\\4 11 7.-\J44-3
--- 1\ 1-4-4-
i.I \'
9-T) ----- 11-2 \I
11 -12. 313-- 16 -1--r--r--J +10
1-14 --7-------
MA I i 0
0 10 8
Die Küste, 52 (1991), 205-224
10
eA (1)PD
CPPO . i .FelPA.1
OB E% A 01
M1 PA P ·-P<1
0
dichte-4
Pfahlbuhnen
/401 *,3
A5
qo./
1
hr
11
+11'73- 14
/ 121 offene
/ *- Pfahtbuhnen
PA, 1OY/*DU =
PD + PA
40 50 (%1 60
Durctiassigkeit DU
Abb. 4: Gemessene Durchlissigkeit von einreihigen Pfahlbuhnen an der Ostseekuste (PA Pfahlabstand;PD Pfal idurchmesser; DU Durclil ssigkeit)
Da diese nicht durch die geringere Sandzufuhr aus dem angrenzenden Buhnenbereich
(vermindertes Transportverm6gen der Strdmung durch BuhneneinfluB) ausgeglichen wird,lierrscht Lee-Erosion mit Sedimentmangel und verstirktem Kustenruckgang, oft auf einer
Linge vom Mehrfachen des Buhnenabstandes BA.
Der Unterbindung oder Verminderung der Lee-Erosion dient daher die gestaffekeAufl6sung des Buhnensystems, bei der schrittweise uber mehrere Buhnenfelder der Einfluil
des Schorreverbaus aufgehoben wird und gleichzeitig die Brandungsstrdmung mit iliren
Wirkungen entsrehz und Feld fur Feld zunimmr. Die Aufldisung ist durch Anderung der
ma£geblichen Buhnenparameter BL, BA und DU, einzein (Abb. 6) oder kombiniert mdglich.Aufgrund von hydrodynamischen Uberlegungen fanden die Verkurzung von BL (Abb. 6a)oder die Vergrd£erung von BA (Abb. 6b), mit m6glicherweise Heranfahrung einer vor den
Buhnenkdpfen laufenden k Ostenparallelen Str6mung oder Schaffung von Einzelbuhnen ohne
Sysremwirkung, im Buhnenbau Mecklenburg-Vorpommerns keine Anwendung. Vielmehr
wird seit Anfang der 70er Jahre die Variation der Durchldssigkeit DU (Abb. 6c, Tabelle 4)
214
11l48
11
6-10
460,6
0,5
/
Q3
Q2
1
10 20 30
Die Küste, 52 (1991), 205-224
215
Testgeblet1 f.Nr System Kkm
Ma,kgmfhd.
8 Zingst10 Zempin
11 Bansin
15125
20050
UllOD
U 3490
Ptahlabst[ind D Ult.Proiekti ge-
ichr BL BLa 18Lb BLI Bid PA PAh|PAc IPAd misen
[m cm Cm cm %
1971
1964
1962
1980
6285
8 0
5375
7775
12 Rost. Helm 158.50 1986 8525
13 Rist.Heide 16[RS 1981
14 Vitte H 110 1972
185 loD
A.0 24D
675 1511
WN 235
100 249 10
2*p 26,0 10
15,0 120 10
5 20 25 36,0
5 20 25 430
15 20 25 403
4525 2QO 10
5850 2QO 2OD .3 10
1975 1 210 190 10 15
a)Beispiete der abgestuften Pfahlabstande sowie dergemes-senen Gesamidurchiassigkeit
b) Konstruktionsschema
Abb. 5: Staffelung der Durchl ssigkeit bei offenen, einreihigen Pfahlbullnen
praktiziert. Dabei wird nach dichren Standardbuhnen des Systems eine Auflasung uber drei
oder vier Stufen bei Verwendung von kinf oder sechs Buhnen gewdhlr. Bei offenen Standard-
buhnen dagegen werden Aufldsungen mit zwei oder drei Stufen mi jeweils einer Buhne
eingesetzt. Der Grundgedanke zur Dimensionierung der Pfahlabstdnde PAz = 1,5 · PAZ-1geht auf SCHOMANN (1970) zuruck. Er ist im Beispiel Zempin (Tabelle 4) durchgehendverwirklicht. Die anderen Filie zeigen Abwandlungen.
Schlieillich nocli einige Bemerkungen zur Kronenh6he der Pfahlbuhnen. Aus allen
vorangegangenen Darstellungen geht hervor, dai ein Bulmensystem dann die giinstigstenBedingungen fur einen ausgeglichenen Sedimenthaushalt schafft und die geringste Lee-
Erosion hervorruft, wenn das Sediment aus der dominierenden und der entgegengerichtetenBrandungsstrdmung in m6glicist gleichem Mafie zur Akkumulation gebracht wird. An der
mecklenburgisch-vorpommerschen Ostseekuste erzeugen die hbufigen Sudwest- und West-
winde uber weite Strecken die dominierende Brandungsstrdmung von West nach Ost. Dabei
hemchen Mittelwasser und Wassers€inde mit ein oder zwei Dezimetern darunter. Anders bei
Nord- und Nordostwinden und der entgegengerichteten Brandungsstramung; mit ihr sind
h,Tufig Wasserstdnde mit melireren Dezimetern iiber Normal, bei Einzelereignissen auch mir
mehr als einem Meter aber Normal verbunden. Die Krone der Buhnen muB also aus
funktionellen Grunden die fur Holzpfthle mugliche H6he von 0,5 bis 0,6 m uber Normal
ausschapfen.
m m m m
2
32.0 33 10 15 2892[]D 13 | 15 237
00 15 259
65 20 25 285
.g
*a7i
ans h
|i| 4 111,11 pg lilI I Pox1 1 Ii I pID( I PDX
III I1
ela -Blb -BLe -41 11-BLX - BLiM: PD, PA,DU
Die Küste, 52 (1991), 205-224
Standard-pstem Auttisurg des
Sy$/emsohneBuhnen
&1 di r„ -1 *1 1 1 1 Ufertinle
*illilillitltillililtrillit<ilitikitill,lillitial trift<itil#Jit
al IBA =const,DU=const, BLi=Ki·BLStandard- Auflosung des ohfesystem Systems ahmn
5m
BA 4 -BA
./"ll//,/1,1111,1,1,
b)Standard-s*tem
2- BA 13 ·BA Uferlinie11"i"li"i",1,"",11,11,11,1,11,1
BL= const,. DU-const,BAi-Ii· BA I
Auflosung desSystems
/
ow,eBuhnen
.
d 21 1 1 Ufertinie
,/"ll,/,#''lt",/:,/t"l"t,/,;,#,/,//,),t#,"%/,t",/,//,t,//%,
jBL =const..BA= const,.DU i-mi·DU
Abb. 6: Gestaffelze Auflasung von Buhnensysremen beim Ubergang in einen naturlichen, unverbautenKastenabschnitt a) Verkurzung von BL, b) Vergrailerung von BA, c) Vergrd£erung von DU
Von den Testgebieten haben das System Dierhagen mit i. M. 0,63 m uber Normal die
gr6Bte und die Systeme Ahrenshoop und Vitte/Hiddensee mit i. M. 0,12 m uber Normal die
geringste Kionenhdhe. Wihrend bei den dlteren Systemen eine miiglicbst grolle Hdhe
angestrebt wurde, fuhrte man in den 60er Jahren als Standardl)8lie 0,2 In uber Normal ein,wofur es nach Ansicht des Autors keine akzeptable Begrundung gab. Erst in den 80er Jahrenwurden wieder Buhnen mit 0,5 m uber Normal gerammt. Die Abbildungen 7 und 8 zeigendas 1936 vor Neuendorf/Hiddensee gerammve Buhnensystem mit der mittleren Kronenh6he
0,51 m uber Normal und einer mittleren Durchldssigkeit von 8,2 %. Anders dagegen das
Bulinensystem Vitte/Hiddensee, was auf den Abb. 9 und 10 sichtbar ist. Die hier abgebilderenBuhnen wurden im Jahre 1972 gebaut, besitzen eine mittlere Kronenh6he von 0,12 m uber
Normal und eine mittlere Durchlissigkeit von 28,5 %.
216
StandIr' ohne Buhnen
.r ."' < ' i : , "TT Trn·
. ' iTrTT T /' ''
Schemader Lee -Erosion
10
m
11 11
2 21 1 1 21;D0 1J I 14
1BA
0
Die Küste, 52 (1991), 205-224
217
=<4
S..4 CO.'
e 49M li 0,
A.</)
E 4 n
P C>
bo.
=1 < IfIn
i 4
24 AMM
11 4„'*N
2 N
1 - 4 *RR..'P-'
a C/) I
4 *00MN-
1C M
R =
0 4 .A 00
3 < 2 ", *'9
R R4 ,r, o,r,*e''.' -
911 4
NV .
,n.•, + o
§ 2 '-'e'l- $B &. 3*6 4 E A e n * 41A C --- P. mC =
0 . pQ,
.SS *An 4
.3 24 *RAS 7
f 11 P.N m
.S'V.
AMM okS I r
710.-''N-'-- =
8 34 =22* SE4
po m= -*-,4 e
.i
i 0.
111 *:C ./ 0
A C.r)
42 Se U
''60 < 0 /
pm C. /, C:= ==
a 1 i =3 4 m
1 1 is= 1@' "'- 4.
PQ
* =0 40 4A 00 N co
El"
+ • SESS E= A. --
.
3 M79 . 0.3 8* 0.9 2 & NOMP Z
.<Z - 1 ,., * A
Die Küste, 52 (1991), 205-224
3 24/ .4/98. · *4 ·r ·
:-. Dy- 41.
. .sf...,p:.'. 4: :.t
2. -- ....'. I
ls.--/.:
46- .4.
.-..6/*042/1/134/ .... 4-ly .. Il.*.4 .
6. ,Sitalm31.2 -...-
..9'.4./E.:.=.,vaf--
67
Abb. 7: Buhnensysrem Neuendorf/Hiddensee mit BL, (i. M.) = 47,4 m und BA (i. M.) = 89,3 m; Bau-
jahr 1936 (Foto: D. Weiss; Aug. 1990)
./f I . . -
: .'.1..
11
.
"ril.- '4 - ..,./..ilin..,fet .---
-
f .k ,-
4....--
II. . F-1-#=
· .e J :' -.,0/' ./
...'I./31=<*.
070......**
Abb. 8: Buhnensystem Neuendorf/Hiddensee; dichte, einreihige Pfahlbuhnen aus Holzpfilden mit
begradigten Seiten, mit DU (i. M.) = 8,2 % und KH (i. M.) = 51 cm uber Normal (Foro: D. WE SS;29.8. 1990 bei Wasserstand 5 cm unter Normal
218
1
.
.,
4.
/9 .-
./ ..,
......,M-., ' 2 b.:3 .4
'.
,
*46- 4
.''i ..715:
.,
I.
i I .
& 4=
=
719,7...-
.:.' 1O
f
r 1
Die Küste, 52 (1991), 205-224
219
4 = 0
4 b.1
./4 0 I .
*
i, ...1/ ,mal,*,Il"/6--2.........-'=*re,fifip;..5-8*Mi.l l#e.:-e;tASGLT'F..,
- le,file'li ,5- *:.371:0...*id'lip.'....,"*" I.'.,19**C-fl ,-6
%8.44.*e ..0 *. I... 0=.44..4,1= I-
ir--'-1 ...2....,9,*M'EW:.... .,
-....·...:32,4..2'..1.. .4M
. --S.,1* . a-r::Weff := :**3.= 4-16:5174*7449:44
'"· -6,216/Vidk.Zie:.imi*T. --S, -4
amer.·.4/*All.jill......PAM *:*6# ·.·-•.·· 'r.·.- 44WIM:·-.4.1./.t//WH.....le..&0*// _-2&/"t.. i -
Abb. 9: Buhnensystem Vitte/Hiddensee mir BL, (i. M.) = 62,1 m und BA (i. M.) = 61,1 m; Baujalir 1972
(Foto: D. WEISS; Aug. 1990)
4. .:.1/:
I. ..'.
*.-1-li = 9*.i*FP-
·z-* *e.'*14. -:
+ -:-2. i. I#.*.:.2„ /1/1. I
P.**/1/0/0:: b
I .6 - 16- ..*.
. 9-
. : .'1:.. -: „- t '.E.:bfili .
Abb. 10: Bubnensystem Vitte/Hiddensee; offene, einreihige Holzpfahlbuhnen mit DU (i. M.) = 28,5 %and KH (i.M.) = 12 cm Ober Normal (Foro: D. WEISS; 29. 8. 1990 bei Wasserstand 5 cm unter Normal)
./'
i *1*
-
tr _LA.. M... 4. ..4.*4'..
--.
-4.':..
Die Küste, 52 (1991), 205-224
220
2.3 Wirkungen
Die dargestellten Untersuchungsergebnisse sind nicht in der Lage, den Wirkungsmecha-nismus der Buhnen zu erkliren. Statt dessen wurde der Frage nacligegangen, in welchem
Umfang und uber welche Zeit die errichteten Buhnen die Schorre des Flachwasserbereiches
stabilisieren, ilire Mobilitit einschrinken ktinnen. Erfahrungen uber die Lebensdauer von
Holzpfahibuhnen sind vorhanden. Holzpfdhle mit im Mittel 25 cm Durchmesser werden aus
Standsicherheitsgrunden zwei Drittel der notwendigen Pfahll nge in den Boden gerammt.
Abhdngig von hydro-und sedimentdynamischen Verhiltnissen und der Instandsetzungsarbeiterreichen derartige Buhnen ein Alter von 50 Jahren und mehr (Abb. 7 und 8). Zur Frage nach
dem rdumlichen und zeitlichen Ausmal der Buhnenwirkung sind far 10 Testgebiete mit Hilfe
von uber 200 Einzelprofilen (Wasserlinie bis 4 m Tiefe) aus einem Zeitraum bis zu 40 JallrenBulinenexistenz sogenannte Typusprofile bestimmt worden (Abb. 11). Der Auswer-
® 6'cal
.1.-
9 NeuerK]ort/Hiddersee
@ Markgramnhe'de
® De tagen
® Ah e Sh OP
® Zin£st
Zemp n/Uselam
Abb. 11: Fiktive morphologische Profile (Typusprofile) im Bereich von 10 Buhnentestgebieten
tung lag das morphologische Schema nach Abb. 12 (oben) zugrunde. Dabei entstanden die
Typusprofile durch Mittelbildung fur jeweits gleiche morphologische punkte der nach dem
Schema gegliederten Einzelprofile. Zur Kennzeiclinung der Morphodynamik der ufernahen
Schorre wurde die Variation von Uferentfernung (L) und Tiefe (d) des Hauptriffs ermittelt.
Jeweils sind die Extremwerte (gemdE Schema) fur L und d in AbsolutgrdBen (Meter) bestimmt
und dargestellt worden (Abb. 12). Aufierdem wurde das Verhiltnis der Schwankungsbreite(Max-Min) zum „morphologischen Mittelwert" im jeweiligen Tesigebier ausgewiesen. Aus
Keht,rg*em1 VM. V
.Crn
1
1... -'0
-- I-/
® PJstrm
7 .P. V.
.....-6 +1- 7. -
--
® Vordarl
VM.
.--
C
0I ...
1% =-
2 -41--1
Die Küste, 52 (1991), 205-224
4
I d.•4m
5,1 , ..1....700
(%1'$.
M
1-7300
rm,1200.
4 1873 IFE
om -
*
I
RF,dernung
fn
11 I6B.
234
'1- i€8=
22821
lillI
i£ i5678
'2 .el : 13:,>F·O ,Wgilka
'el
L. 2:Ilm
li00TrtIt-
-Tlil- i,
11.
--19100
.
9.aa *5
.
it-kIL-_1 ||| - 1|
IIi-11110 1 14-
300 4Cml Iml 31 3 .
al· i
aul %11 -0
L-
A-
IIi.11
723
4441&-"bE
1-
Lid'
/J02
R9
11[
#Am
€7
ill
100
£7180
60
1 40
'!1
Iml
29 3
%*179
1
89100
.1imal
Abb. 12: Verdnderungen der Riffmorphologie im Bereich von 10 Buhnentestgebieten
den Damn der 10 Abschnitte errechnen sich fiir die Ostseekuste von Mecklenburg-Vorpom-mern folgende mittlere Bedingungen zur Riffdynamik:
L = 154 m; Lma, = 113 m; Ln ax
= 203 m sowie
[(Lm,* - Lmij : L] x 100 = 59 %
d = 2,25 m; dmi. = 1,79 m; dmrlx
= 2,78 m sowie
[(dn™* - dmin) :dj x 100 = 46 %
Demgegenuber stehen die mittlere BuhnenlRnge zum Melizeitpunkt, BL, = 48,32 m (Tabelle
2) sowie die einzelnen Buhnenldngen (Abb. 12). Es kann festgestellt werden, dati in einer
Uferentfernung von dem Mehrfachen der Buhnenlinge die Mobilitdt des Hauptriffs als
Kennzeichen der Schorredynamik abl ft.
Offenbar finder die Bauwerkswirkung im wesentlichen innerhalb der Buhnenfelder, also
zwischen Buhnenwurzel und Buhnenkopf, ihren Niederschlag. In Abb. 13 sind die mittleren
Uferlinienveranderungen in den Testgebieten, bezogen auf die Situation zum Zeitpunkt des
Buhnenbaus, aufgefahrt. Verminderung des Ruckgangs, Stabilisierung der Uferlinie oder
Zuwachs und seewirtige Verlagerung der Uferlinie sind die Formen. Je nach dem dumlichen
und zeitlichen AusmaE dieser Wirkungen sind Strandverbreiterung und Sandaufhbhung die
Folge und damit wiederum eine Reduzierung der Belastung von Dune oder Kliff. Damit ist
ein Beispiel fur den engen Zusammenhang zwischen Kasten- und Hochwasserschutz an der
Osiseekuste von Mecklenburg-Vorpommern gegeben.Zur Wertung der Buhnenwirkungen (Abb. 13) sind die hydro- und sedimentdynami-
schen Verhiltnisse der jeweiligen Kustenabschnitte, ihre Stellung innerhalb des Sedimentbi-
lanzsystems, maflgebend. Neuendorf/Hiddensee z. B. hat, bezogen auf die Gesammutienke-
ste der Insel, den Charaliter der Transitstrecke (nach GUR'*ELL, WEISS, ZIELISCH, 1982),
221
11
5 1.
0 0 0
Die Küste, 52 (1991), 205-224
222
41 N euendorf (Baujahr1936)
101..-.\
40 150[Jah•] 60 70 80 1990
44 Kuhtungsborn (1952).20
10
:\40 1950 V 60 70 80 1950
1/--7
-40 Dierhagen 11952)
.M
.20 /\-.4 SO. 60 * 80 1%6
M Ahrenshoop 11937/1965}11 A-%.A.J
,
7..... g %
4...ill/-20
1%6
-30
Vordaril ( 19651 20
- 1.-,8. .wo
10
Markgraferh.11970) M -
20.
..\ L-;r-1960 '70 80 1990
40-
Bonsin 1 1980) /M -
10_
1960 70 19840-
-20-
Rostocker Heide(1981) M
1(-mi10 -
1 ./EGO 10 ../80 1990
-10_
-20-
Abb. 13: Mittlere Uferlinienverinderung in 8 Testgebieren bezogen auf das Jahr des Buhnenbaus
weshalb die Buhnen die deutliche seewdrtige Verlagerung von Uferlinien erwirken konnten.Die anderen Abschnitte besitzen einen negativen Sedimenthaushalt und sind langfristig im
Ruckgang begriffen. Bemerkenswert ist dabei die Situation in den Testgebieren Ahrenshoopund VordarE. Hier waren 1937 etwa 100 m lange, dichte Stahlbuhnen (Spundwand-Buhnen)gerammt worden, wonach auch eine deutliche seewirtige Uferlinienverlagerung einsetzte.Wahi-scheinlich aber sorgten die zunehmende Seegangsbelastung infolge der laufenden Schor-
revertiefung im Bereich der Streichlinie und der defekte, luckenhafte Zustand der Stahlbuhnen(Sandschliff, Korrosion) far die Abnahme und schliehlich fur das Ende der Akkumulations-
wirkung. Mitre der 50er Jahre begann die Ruckverlagerung der Uferlinie. Nach der Stahlbuh-nenbeseitigung wurden 1965 die einreihigen offenen Holzpfallibuhnen gerammt, die alter-
dings die eingeserzte Uferlinienruckverlagerung bis landwhrts der Situation wdhrend desStalilbuhnenbaus nicht stoppen konnten.
Die Darstellung der Uferlinienveriinderung, also von Zuwachs und Ruckgang in der Zeit
zeigt einen unterschiedliclien Verlauf in den einzelnen Bullnenfeldern (Abb. 13). Als Gemein-samkeit fallt aber der Zuwaclis in Verbindung mit dem Zeitpunkt des Buluienbaus auf. AlsMaximaiwert fur den Zuwachs wurden mit Hilfe der verfugbaren Registrierungen 37 Meterbestimmt. Der Durchschnittswerr filr die gemessenen Uferlinienverinderungen (alleAbschnitte, gesamte Zeitdauer seit Bau) durch einreihige Holzpfahlbuhnen bei naturlichemSedimenthaushalt liegt bei 7,2 m Zuwachs. Aber es steht der Sedimenthaushalt eines einzelnen
_:20 -
/-30 -
·40
.20 -20-
Die Küste, 52 (1991), 205-224
Abschnitts im engen Zusammenhang mit dem ubergeordneten Bilanzzysrem. Bulmen kdnnen
daher nicht den negativen Sedimentcharakter eines Abschnittes verdndern und dauerhaft den
Ruckgang verhindern.
Leider existieren kaum gesicherte Melidaten, nach denen der Zeitpunkt bestimmt werden
kann, an dem die Uferlinie wieder die Ausgangslage vor dem Buhnenbau erreicht hat. Bei
einer Reihe von Buhnensystemen wurde gerade in den letzten Jahren durch Sandaufsp lungim nachbarlichen Kustenabschnitt (z. B. bei Kulll,ingsbom, Markgrafenheide, Dierhagen,
Ahrenshoop) auch der Sandhaushalt der Buhnenfelder indirekt kunstlich angereichert. Wenn
dadurch auch die Untersuchungen uber die Buhnenwirkung auf die natikliche Morpho- und
Sedimentdynamik gestdrt ist, 1*it sich die Erhi;hung der Lagestabilitdr der .kunstlich"
seewarts verschobenen Uferlinie durch die Buhnen bestatigen.
3. Wertung, Ausblick
An den 40 oder 50 Jahre alien einreihigen Holzpfahlbuhnen, die mit du£erst geringerDurchldssigkeit und grogen Kronenli6hen gebaut wurden, sind bei durchschnittlich negati-vem Sedimenthaushalt Erfolge in der Uferlinienstabilisierung nachweisbar. Gleichzeirig aber
brachte der abrupte Ubergang von den wirkungsvollen Bauten in die unverbauten Nachbarab-
schnitte Probleme der Lee-Erosion, an Flachkustenabschnitten Gefiilirdungen der Hochwas-
sersiclierheit. Buhnensysteme wurden deshalb oft verlingert. Eine Abhilfe sollten offene
Buhnen mit groiler Durchlissigkeit und geringer Kronenh6he, beides uber das ganze Buhnen-
system, schaffen. Dieser in den 60er und 70er Jahren beschrittene Weg hat aufgrund der stark
reduzierten Wirkung ausdruckliche Zweifel an der prinzipiellen Eignung von Buhnen auf-
kommen lessen.
Mit der Entwicklung der in ihrer Durchliissigheit gesreffelten Systemabsclilusse und
durch die als Ergebnis der Untersuchungen vorliegenden Empfehlungen zu Ldnge, Abstand,
Durchldssigkeit und Kronenhdhe der Standardbuhnen eines Systems wade eine vednderte
Situation geschaffen, die prigend fir Neubau und Rekonstruktion der vorhandenen Buhnen
sein kann. Ein Buhnensystem besteht danach aus einem wirkungsvollen Zentrum und aus den
im EinfluB schrittweise zurucktretenden Abschlussen. Eine besondere Werturig dhrt der
uferliniennahe Teil der Standardbuhnen. Kronenhi he und Dichtigkeit sind hier Vorausser-
zung far die wichtigste angestrebte Einflu£nahme, d. h. fur die Sandanreicherung am oberen
Schorrehang und die Stabilisierung oder seewRrtige Verlagerung der Uferlinie. Die iii der
Regel bei steiteren Neigungen und mit geringerer L nge gebauten dichten Buhnen erfullen
diese Bedingungen. Dagegen haben an Kustenabschnirren mit flachen Schorreneigungen die
langen Buhnen gr6Bere Durchldssigkeirswerte, wobei sie seewdrts zunehmen. Hier mu£ in
Uferliniennihe auf ausreichende Dichtigkeit geachtet werden.
Bei den Buhnenbauten der Soer Jah-re wurden auf Anregung des Autors die genannten
Grundsdtze schrittweise eingefuhrt (Testgebiete 11 bis 13 in Abb. 2 (Kronenhahe) und Abb. 5
(PA)). Bei den Matinahmen 1990/91, Neubau wie Rekonstruktion, werden die Empfehlungen
gleichfalls verwirklicht. Dabei gibt das System Warnemunde/West erstmalig Gelegenheit zu
mehridhrigen Beobachtungen der hydro- und morphodynamischen Vorg nge vor, wihrend
und nach dem Buhnenbau.
223
Die Küste, 52 (1991), 205-224
224
4. Schriftenverzeichnis
GURWELL, B. R., WEISS, D. und ZIELISCH, E.. Beitrag zur Charakterisierung von physiographi-schen Einheiven und Bilanzsystemen an Ostseekustenstrecken der DDR. Zeitschrift furgeol. Wissenschaften, 10, Berlin, 1982.
JAGER, B. und WEIss, D.: Untersuchungen zur Wirkungsweise von Bulinen in ausgewdhlrenKastenabscboitten. Teil 1 Testgebiete (Weiss), Teil 2 Kataster (lager). WWD KasteWarnemunde, 1986/1990 (unver6ff. Bericlit).
KoLp, 0.: Untersuchungen fiber die Wirksamkeit von Seebuhnen mit farbigem Sand. Beitrdge zur
Meerest:unde, Berlin, H. 17/18, 1966.PETERSEN, M.*. Das deutsche Schrifttum uber Seebuhnen an sandigen Kusten. Die Kuste, Jg. 9,
1961.
ST6vER, H. P.: Buhnen als Kastenschutz. In: Empfelilungen fur die Ausfuhrung von Kilsten-schutzwerken - EAK 1981. Die Kaste, H. 36, 1981.
STUDEMANN, H.: Pers6nliche Mitteilung, 1966.WEISS, D.: Sicherungsmalinahmen an Flach- und Steilkusren der DDR-Osrseekusce und ihre
Wirkungen. Mitteitungen der Forschungsanselt fur Schiffahrt, Wasser- und Grundbau,54, Berlin 1989.
Die Küste, 52 (1991), 205-224
Recommended