er Äbtissin AnnaSaal inBoos. -...

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Boos (Boz) wird im Jahre 1071 im Zusammenhang

mit einer Schenkung an das Kloster Petershausen

(Konstanz) erstmals erwähnt.

1231 erwarben Mengener Beginen (from-

me Frauen, die sich zu einem religiöse Leben

zusammentaten) von Ritter Albert

von Bittelschieß und dessen beiden

Söhnen ein Gut in Boos, zu dem auch die wohl

benachbarte Pfarrkirche gehörte. Sie kamen ur-

sprünglich vom westlichen Bodensee.

Die Beginen lebten in Boos vermutlich schon nach

den Regeln des Heiligen Bernhard v. Clairvaux

und standen dem Ordensverband von Cîteaux

nahe.

Papst Gregor IX. erteilte dem unter dem Schutz

Mariens stehenden Kloster in Boos am 20. 6. 1236

das Große Zisterzienserprivileg, die Gründungs-

urkunde.

ie Zisterzienserinnen von Boos

standen unter der Paternität Sa-

lems, dessen Abt Eberhard von

Rohrdorf den Schwestern

durch Zukauf von wei-

teren Gütern in und um Boos zu wirt-

schaftlichem Rückhalt verhalf. Als erste Äbtis-

sin des Klosters wird Anna von Frankenhofen

bezeugt. Ob sie adliger Herkunft war, ist unsicher.

Frankenhofen könnte auch auf ihren Heimatort,

ein Albdorf bei Ehingen, verweisen. Möglicher-

weise entstammte Anna aber einem nicht mehr

bekannten Ministerialengeschlecht. Sie über-

nahm 1232 zunächst das Amt der Meisterin

(Magistre de Boze) und wird ab 1236 erstmals

Äbtissin genannt.

In Boos stellten sich ihr Schwierigkeiten in den

Weg. Erwähnt sind Konrad von Schussenried,

Heinrich von Ebenweiler und andere Nachbarn,

durch die die Schwestern verfolgt und belästigt

wurden. Schenk Konrad von Winterstetten,

Statthalter Kaiser Friedrich II.

bzw. dessen unmündigen

Sohnes, König Heinrich

im Herzogtum Schwaben,

nahm sich des noch

armen Konvents an. An

einem Adventsonntag (Gaudete) 1238

besuchte er die Schwestern in Boos und sah

ihre Notlage. Daraufhin bot er sich an, ihr Stif-

ter zu sein, und hat ihnen alsbald „18 meß

waizen unnd drey meß Ruggin wolgeleutters,

Rainns mells, mer sechtzig Käß unnd sechs

Saum Weyns zu aim vasten geräth zukumben

Lassen“. Schenk Konrad erbaute in Baindt ein

neues Kloster, in das die Zisterzienserinnen

von Boos am 28. 12. 1240 übersiedelten.

Äbtissin Anna I., „welche hirvon diesen Convent

Lange Zeit Jn Gaistlicher Zucht unnd observanz

geregiret“, verstarb nach zwölfjähriger Amtszeit

am 12. 3. 1244. Besonders werden ihre Demut und

die Reinheit ihres Herzens in der Überlieferung

hervorgehoben. Man verehrte sie bei den Zis-

terziensern wie eine Heilige.

In den folgenden fünfhundert Jahren bis zur Sä-

kularisation 1803 sind regelmäßig Verträge über

Hofkäufe und -verkäufe sowie Lehensverträge in

Boos und unserer heutigen Gemeinde Ebersbach-

Musbach in den Baindter Klosterunterlagen do-

kumentiert. Am 18. 10. 1374 (Kirchweihfest)

wurde die Booser Pfarrkirche dem Kloster

Baindt incorporiert (dem Ertrag nach einverleibt).

Die Geschicke der Menschen von Boos und der

ganzen Gemeinde waren somit über ein halbes

Jahrtausend von den Entscheidungen der

Schwestern des Klosters Baindt tangiert.

Eine besondere Würdigung verdient Pater Leode-

gar Walter, der sich als Zisterziensermönch von

der Mehrerau/Bregenz erstmals intensiv mit der

Geschichte des Klosters Baindt

und seinem Ursprung in Boos be-

schäftigte. Er entstammte unserer

Kath. Kir chen gemeinde St. Valen-

tin, Boos, und wurde am 9. 1. 1883

in Lampertsweiler geboren. Pater Leodegar starb

am 20. 12. 1968 im Kloster Mehrerau.

Am 18. 1. 2003 wurde dieses neu errichtete Ge-

bäude eingeweiht mit dem Kindergarten St. Valen-

tin und dem Äbtissin-Anna-Saal, der den Namen

der ersten Äbtissin des in Boos gegründeten und

später nach Baindt übersiedelten Klosters trägt.

er Äbtissin Anna Saalin Boos.

Baindter Äbtissinnensiegel

der Anna von Frankenhofen

um 1244

Initial „D“ mit der Darstellung „Verkündigung Mariens“ aus dem Sakramentar des Hainricus Sacrista aus Weingarten um 1215

Gestalt, begleidet mit einem Cucullus (Kapuzen-überwurf) bis ins 14. Jhd.

getragen von Bauern, Reisenden oder Jägern als

Wetterschutz

Kleidung einfacher Leute.oben: Der Bauer trägt eine blaue Tunika mit

zeittypischen schmalen Är-meln, Beinlingen und

einfachen Schnürschuhen.Unten: Bauer mit

„mi-parti“ Tunika, einer Kalotte als Kopf-bedeckung und

einfache Bundschuhen.

Reiterszene aus dem Psalmenkommentar des Pertrus Lombardus, um 1180.

Frauen trugen im mittelalter

als Kopfbe-deckung das

Gebende.

Baindt incorporiert (dem Ertrag nach einverleibt).

Die Geschicke der Menschen von Boos und der

später nach Baindt übersiedelten Klosters trägt.

ganzen Gemeinde waren somit über ein halbes

Jahrtausend von den Entscheidungen der

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