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Fokus Chor FreundeskreisChor des Bayerischen Rundfunks e.V.
d a s m a g a z i n v o m f r e u n d e s k r e i s c h o r d e s b a y e r i s c h e n r u n d f u n k s – 4 | 2 0 1 4 / 2 0 1 5
»Ensemble des Jahres« BR-Chor mit ECHO Klassik geehrt
Neue Chormusik Fünf Uraufführungen in einer Saison
DebütDie norwegische Dirigentin Grete Pedersenund das belgische Barockensemble B’Rock erstmals beim BR-Chor
Inhalt
3 ECHOKlassik2014 BR-Chor:EnsembledesJahres
4 VonWeinbergenundSchuhkartons DerBR-ChoraufKonzertreiseund
SaaleinweihunginKattowitz
7 FreundeskreisChordesBayerischenRundfunks
8 ExperimenteindünnerLuft FünfUraufführungenineinerSaison
10 »Hallelujah!«–unddanach? MultimedialeWeiterverwendung
vonKonzertmitschnitten
11 Ba-RockausBelgien NeuerinstrumentalerPartner
desBR-Chores:dasEnsembleB’Rock
12 »IchhatteimmereinwenigAngstvordiesemStück«Dirigenten-GrandseigneurBernardHaitinkundderBR-Chor
14 Musikausdem»HierundJetzt« DebütbeimBR-Chor:GretePedersen
16 Musik-Archäologie Mozart-Requiempur:einneuesKonzert-Konzept
17 KulturellerBrückenschlagindenOrient DerBR-Chorbeieinemaußergewöhnlichen
GastspielimSultanatOman
18 DerenglischeDirigent HowardArmanundderSpaßanderChormusik
19 CD-Neuheiten,Kontakt,Impressum
20 Beitrittserklärung
Editorial
EswareinfulminanterSaisonauftakt,denderChordesBayerischenRundfunksgesetzthat–SalzburgerFestspiele,LucerneFestival,BernardHaitinkundRussischesmitChefdi-rigentMarissJansonssindhiervielsagendeStichworte.AlsChoreinerRundfunkanstaltTeildesmusikalischenEstablishmentszusein,heißtimübertragenenSinnvielleichtauch,eineErnteeinzufahren.ZuvordenSamenzusäen,wäre–umimBildzubleiben–dieSuchenachneuenHerausforderungenundaußergewöhnlichenkünstlerischenKonstel-lationen.HierzeigtsichderChorundseinorganisatorischesUmfeldallesanderealsuntätig.SoistererstmalsinunseröstlichesNachbarlandPolengereistundgestalteteininterkulturellesKonzerteventimSultanatOman.DerHerausforderung,neueMusikausderTaufezuheben,stelltsichderBR-ChorinderlaufendenSaisongleichfünfmal–mitNeukompositionenvonOdeh-Tamimi,
Danner,Globokar,PoppeundSmolka.ParalleldazupräsentiertderBR-ChorinderaktuellenSaisonsovieleChor-Klassikerwieselten:Messiah,Johannes-Passion,Schöpfung,Missa solemnis,Mozart-RequiemundRachmani-now-Vesper!HiersindsichInterpretenwiePublikumeinig:DieseWerkewollenimmerwiederwieGipfelerklommenwerden.DerAnspruch,sichauchiminternationalenVer-gleichanvielgespieltenKlassikernzumessen,bleibtimmereinspannendesWagnis.
HintergründeundDetailszudenProjektendesChoresfindenSieimaktuellenFokusChor.VielLesevergnügenundwillkommeninderWeltdesChorgesangs!
IhrFreundeskreis Chor des Bayerischen Rundfunks
Das aktuelle Titelbild zeigt den Chor des Bayerischen Rundfunks und das Nationale Polnische Rundfunk-Sinfonieorchester unter der Leitung von Alexander Liebreich bei der Eröffnung des neuen NOSPR-Konzertsaales in Kattowitz (Katowice) am 1. Oktober 2014.
3 ECHOKlassik
Ensemble des Jahres: der Chor des Bayerischen Rundfunks
ECHO Klassik 2014
FürdieimhauseigenenLabelBR-KLASSIKerschieneneCDSchnittke – Pärt – Konzert für ChoristdemChordesBayerischenRundfunksderECHOKlassik2014inderKategorie»EnsembledesJahres«zuerkanntworden.
Schnittke–Pärt–KonzertfürChorAlfred Schnittke: Konzert für Chor, Drei geistliche Gesänge, »Stimmen der Natur«; Arvo Pärt: »Dopo la vittoria«Chor des Bayerischen Rundfunks, Peter Dijkstra CD, BR-KLASSIK 900505
Bei der ECHO Klassik-Gala am 26. Oktober in der Münchner Philharmonie im Gasteig nahmen (v.l.n.r.) Chormanagerin Susanne Vongries, Barbara Flecken-stein, Wolfgang Klose, Chorvorstand Bernhard Schneider, Künstlerischer Bei-rat Christof Hartkopf, Jutta Neumann, Künstlerischer Beirat Andrew Lepri Meyer, Chorvorstand Barbara Müller, Künstlerischer Beirat Gisela Uhlmann und Künst-lerischer Leiter Peter Dijkstra den Preis stellvertretend für den Chor entgegen.
4 KonzertreisePolen
DielangjährigeDebatteumeinenneuenKonzertsaalfürMünchenunddasfinanzielleDesasterbeimBauderHamburgerElbphilhar-moniefügtederKlassikwelteinennichtge-ringenImageschadenzu.WasinDeutschlandEntscheidungs-undEtatgremienzeitraubenddurchlaufenmuss,istbeiunseremosteuropä-ischenNachbarnPolengeradezügigvollen-detworden:IneinemneuerrichtetenViertel,dersogenannten»Kulturzone«imHerzenderschlesischenStadtKattowitz(Katowice),wurdeimHerbst2014einKonzertsaalfürdasNationalePolnischeRundfunk-Sinfo-nieorchester(NOSPR),dasdrittgrößteund-wichtigsteOrchesterdesLandesnachderWarschauerPhilharmonieundderSinfoniaVarsovia,feierlicheröffnet.
MitdabeibeimFestkonzertzurEinweihungdesSaalesam1.Oktober,demInternationa-lenTagderMusik:derChordesBayerischenRundfunks.WieeszurEinladunggekommenwar,schildertSusanneVongries,dieManage-rindesChores:DieDirektorindespolnischenOrchesters,JoannaWnuk-NazarowahabedenChor2012anlässlichdesPenderecki-PorträtkonzertesinderMünchnerPinakothekderModerneerlebtundsichdannbeiderVorbereitungzurKonzertsaal-Eröffnunganihnerinnert.DasEngagementinKattowitzbeschertedemChordamitgleicheinezweite
ReisenachPolen,dennAnfangSeptemberwarerbereitsinBreslau(Wroclaw)undHirschberg(JeleniaGóra)imRahmendesFestivalsWratislaviaCantansaufgetreten.DasKonzertinKattowitzhatfürSusanneVongrieseinegroßeBedeutung:»Mitzuwir-kenbeiderEröffnungeinesneuenKonzert-saalsistetwasganzBesonderes,nochdazu,wennerakustischundoptischsogelungenistwiedieserhier.IchhabeverschiedeneStellenimSaalausprobiert:Balkon,vorneundhintenimParkett–vonjedemPlatzaushatmaneinensehrgutenKontaktzudenKünstlern,soalssäßemanbeiihnenaufdemPodium.DasschafftnatürlichNäheundIntimität,undmanwirdsofortindenmusikalischenSoghineingezogen.«
»Weinberg«und»Schuhkarton«
DerKonzertsaalinKattowitzisteinklangli-chesExperiment.WeildasRaumkonzepteineMischungaus»Weinberg«und»Schuhkarton«darstellt,waresselbstfürdenjapanischenStar-AkustikerYasuhisaToyotaetwasNeuesundbedeutetegleichzeitigeineechteHeraus-forderung.ToyotaistübrigensbekennenderWeinberg-LiebhaberundzeichnetüberdiesfürdieAkustikinderberühmtenSuntoryHallinTokioundderWaltDisneyConcertHallinLosAngelesverantwortlich.Mithilfeeines
KonzertsaalmodellsimMaßstab1:10,demersteninOsteuropaüberhaupt,gelangesToyotaunddemArchitektenTomaszKonior,eineSpitzenakustikundtrotzder1800Sitz-plätzeeineeinzigartigeIntimitätzuschaf-fen.VonaußenbestichtdasGebäudedurchKlarheitundZurückhaltung.DieFassade,indersichanthrazitfarbenerSteinmitKlinker-wändenabwechselt,sollAssoziationenandiecharakteristischeBergarbeitersiedlungNikiszowiecwecken,dennKattowitzistaufseineVergangenheitalseinstigeKohlestadtsehrstolz.DasGebäudeselbstwurdeaufeinerehemaligenSteinkohlezecheerrichtet.AucheinigenChormitgliedernwurdewäh-rendderReisedieeigeneIdentitätbewusst.SoerzähltbeispielsweisedieAltistinGabrieleWeinfurter:»Ichpersönlichfindeessehrspan-nend,weilmeineVorfahrenausNordböhmenstammen.WährendderFahrtimBushabeichbegeistertausdemFenstergeschautunddereneinstigeHeimatbetrachtet.«
DieDramaturgiedesdreiteiligenEröffnungs-abendsentstandausderBesinnungaufeigenemusikalischeTraditionen.AlexanderLiebreich,dererstedeutscheChefdirigentdesNationalenPolnischenRundfunk-Sinfonieor-chestersseitdemZweitenWeltkrieg,beton-te,dassesihm»nichtdarumging,Pompöseszusammenzustellen.Wirwolltenetwasvon
Von Weinbergen und SchuhkartonsDer Chor des Bayerischen Rundfunks bei der Eröffnungsfeier des NOSPR-Konzertsaales in KattowitzVon Agnieszka Schneider
5 KonzertreisePolen
derIdentitätzeigen,undzwarmitWerkenvonHenrykMikolajGórecki,WojciechKilarundvonWitoldLutoslawski,der20JahrelangmitdemOrchestergearbeitethat.Undnatür-lichmitderMusikvonKrzysztofPenderecki,dereinguterFreunddesOrchestersist–undauchmeinFreund.KrystianZimermanisteinKindderStadtundspieltedasErsteKlavier-konzertvonBrahms,dasmirsehramHerzenliegt.Eswarmirwichtig,dasswirzusammendieSaaleröffnungfeiern.«
ImSchlussteilderfünfstündigenEröff-nungsfeierwirktederChordesBayerischenRundfunksbeiderNeuntenSymphonievonLudwigvanBeethovenmit.»›Freudeschö-nerGötterfunken‹istdieEuropahymne.DieseneuropäischenGedankenhattederVeranstalter,alsereinenChorausBayerneinludundihnmitdemhiesigenOrchesterzusammenführte,sicherlichimSinn« davonistSusanneVongriesüberzeugt.Begeg-nungendesBR-ChoresmitdemNationalenPolnischenRundfunk-Sinfonieorchestersollesnochmehrgeben,versichertAlexanderLiebreich:»EineweitereZusammenarbeitmitdemChorwärewünschenswert.Wirversuchen,dasKonzertfürKlavier,OrchesterundChorvonEugeniuszKnapik,dasbeidemFestakteigentlichgespieltwerdensollte,zurEröffnungdernächstenSaisonaufzuführen.
DerChordesBayerischenRundfunksisteinexzellentesEnsemble,demichschonseitJahrenmusikfreundschaftlichverbundenbin,unddieseUraufführungwäremeingroßerWunsch.WirhabenhierinKattowitzaucheinigeChöre,dieaberkleinersind.DieseKraftunddieStärke,diederBR-Chormitbringt,isteinmalig.«
6 KonzertreisePolen
»WirhabendieNeuntenichtzumerstenMalgesungen.Undesistschön,soeinWerkmitvielSchwungundEnergieundindiesemwirklichphantastischenneuenSaalzusingen,dasmachtschonSpaß.EswareintollerEmpfanghierinKattowitz,allewarensehrherzlich,wirhattengutenKontaktzudenMusikern.«Timo Janzen, Bassist im BR-Chor
»DasistderbesteKonzertsaalinganzPolenseit1000Jahren.BisaufdieWarschauerPhilharmoniehattenwirkeineKonzerthäuser–esgabauchkeinenBedarfdanach.IndiesemSaalfühltmansichsofortalswäremanzuHause.NebenderArchitekturbegeisternmichvorallemdieFarben–der»alteHonig«.UndnatürlichdarfmandasWichtigstenichtvergessen:diephänomenaleAkustik.DasOrchester,dasfast80Jahrelangin›Partei-Gebäuden‹umherirrte,bekommtjetztdiesenSaal.EsisteinGlücksfallundeinwahrerFeiertagpolnischerMusik.«Krzysztof Penderecki
»EswareingroßesErlebnis.WirhabennatürlichohnePubli-kumimSaalgeprobt,aberjetztmitPublikumunddertollenAkustik–daswaratemberaubend!VonmeinemPlatzauskonnteichdenAkustikerYasuhisaToyotasehenunderwirk-tesehrzufrieden.JedeStadtsolltesoeinenphantastischenSaalhaben.«Susanne Vongries, Managerin des BR-Chores
7 Freundeskreis
DerFreundeskreisChordesBayerischenRundfunkse.V.wurdeimSommer2005mitdemZielgegründet,künstlerischanspruchs-vollenChorgesangundinsbesonderedenChordesBayerischenRundfunkszufördern.Musikliebhaber,diesichdemChorverbundenfühlen,erhaltenhiereinForum,indemsieihreIdeeneinbringenundihrEngagementsinnvollbündelnkönnen.
KonkreteProjektesindbeispielsweisedieAuf-tragsvergabeanKomponisten,derenWerkeindenAbonnementkonzertendesChoresur-aufgeführtwerden,dieInternet-PräsentationvonfachbezogenenPublikationenundArti-kelnoderdieHerausgabediesesMagazins,Fokus Chor.AlleProjektewerdenausschließ-lichdurchSpendenundMitgliedsbeiträgedesFreundeskreisesfinanziert.
NeueMitgliedersindherzlichwillkommen,auchwennsiesichnichtaktivanProjektenbeteiligen,sonderndasAnliegenunddieAr-beitdesFreundeskreisesdurchihreMitglied-schaftunterstützenmöchten.
EineMitgliedschaftbedeutetnichtnureineInvestitionindenChor,sondernbietetdarüberhinausauchattraktiveAngebote,beispielsweiseProbenbesuche,GesprächemitDirigentenoderdieTeilnahmeanKonzertrei-sendesChores.
Freundeskreis Chor des Bayerischen Rundfunks
SpendenkontoIBAN: DE23 7007 0024 0403 8683 00BIC: DEUTDEDBMUC
Informationen zur Mitgliedschaft finden Sie auf den S. 19/20.
Die Gemeinnützigkeit ist amtlich bestätigt, Spen-den und Mitgliedsbeiträ-ge sind deshalb steuerlich absetzbar.
Sie interessieren sich für
anspruchsvolle Chormusik?
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8 FünfUraufführungen
Vokale Avantgarde mit dem BR-Chor: Neue Musik von Odeh-Tamimi, Danner, Smolka, Globokar und Poppe Von Sibylle Kayser
Experimente in dünner Luft
Flexibilität–dieseForderungstellenheutzu-tagediemeistenUnternehmenanihreMitar-beiter.ImBR-ChorwirddieseFlexibilitätseitfastsiebzigJahrenselbstverständlichgelebt.NichtvieleVokalensemblesbewegensichmitvergleichbarerSouveränitätzwischendenJahrhundertenderMusikgeschichte:AlleinindieserSaisonpräsentiertderChorunteranderemeinHändel-Oratorium,eineBruck-ner-MesseundeineOpervonTschaikowsky;danebennocheinenAbendmiteinemSpezi-alensemblefürAlteMusiksowieeinKonzertmitmodernenWerkenausSkandinavien.Unterschiedlichstetechnischewieinterpre-tatorischeAnforderungen,dargebotenaufallerhöchstemNiveau–dieinternationalenAuszeichnungenvonProduktionenmitdemBR-Chorsprechenfürsich.InsolcherHöhekannmanFlexibilitätnurvondenBestenfordern.
IndividuelleRaum-Klang-Konstellationen
GeradeimBereichderzeitgenössischenVokalmusiksinddieAnforderungenandieSängerinnenundSängerschiergrenzenlos.NahezujederKomponistverlangtvölligneuartigeLautbildungen,GeräuscheoderGesangstechniken;vonindividuellenRaum-Klang-Konstellationenganzzuschweigen.DiejüngsteHerausforderungstammtevom
palästinensisch-israelischenKomponistenSamirOdeh-Tamimi.FürdasAbschlusskon-zertderSalzburgerFestspieleimvergange-nenSommerhatteOdeh-TamimiarabischeTexteeinesSufi-Mystikersvertont.NachderUraufführungwurdenWerkundInterpretati-onindenSalzburger Nachrichtengewürdigt:»Odeh-TamimikomponierteseinWerkfürgroßen,viergeteiltenChor.VierBlechblä-serundzweiSchlagzeugerverstärktenaufdenPodienjeweils›ihre‹GruppebishinzulautstarkenCrescendi.UndinmittendesKir-chenraumsstandderDirigentRupertHuber,derdieKlangweltenzwischenHauchenundmaximalerLautstärkeimChorsouveränkoor-dinierte.DennOdeh-TamimihattearabischeVersedesSufi-MystikersMansurAl-Hallag inSilbenzerlegtundfüreinminimalistischesrhythmischesWechselbadaufdieSängerverteilt.EinkomplexesStück,demeinDaseinimRepertoirevonnochsogutenChörenwohlversagtbleibendürfte.«
»IcherleuchtemichdurchUnermessliches«
NichtsoinunseremFall:DerBR-ChorverstehtsichdurchausalsInstrumentfürExperimentederSuperlative.DieGrenzerfahrungenbeizeitgenössischenVokalkompositionenkon-zentrierensichmeistaufzweiBereiche:aufdieEbenederKlängeundGeräuscheimRaum
undaufdasreinklanglicheMaterial,welchesdieTextvorlagebietet.Nebendersemanti-schenBotschaft,dieeinmitBedachtgewähl-terTextimmerauchenthält,bestimmendes-senKlänge,alsodieAusformungderVokaleundKonsonantenunmittelbardasErschei-nungsbildderMusik.
SolässtdieTextwahlWilfriedMariaDan-nersbereitsVermutungenzu,welcherArtseinemusikalischeBearbeitungseinkönnte:M’illumino d’immenso,solautetderTitelvonDannersKompositionfürSoli,ChorundOrchester,dieam14.NovemberimRahmenderParadisi-gloria-KonzertreihedesMünch-nerRundfunkorchestersuraufgeführtwird.IndiesemFallistderTitelzugleichauchTeildestextlichenMaterials,dennbeidiesenvieritalienischenWortenhandeltessichumdaskomprimiertesteGedichtderitalienischenLiteraturgeschichte,vonIngeborgBachmannübersetztmit:»IcherleuchtemichdurchUnermessliches«.1917erreichteGiuseppeUngarettidamiteineBedeutungsdichte,dieschwerlichüberbotenwerdenkann.AberauchdieVokaleunddiefließendenLautedesUngaretti-PoemssindoptimaleVorlagenfüreineVertonung.
Samir Odeh-Tamimi
Wilfried Maria Danner
Mariss Jansons
9 FünfUraufführungen
»Klang,derVokalklangistmiraußerordentlichwichtig.DieTexteverkürzeichaufeinefastunangebrachteArtundWeise,umunnützeRhetorikzuvermeiden,dabeibringeicheherKonstellationenvonSchlüsselwörternhervor.AnschließendgruppiereichdieseaufgrundihresKlangesneu.«SoerklärtdertschechischeKomponistMartinSmolkaseinenUmgangmitText,denerselbstbeisoehrwürdigenVorlagenwiederHeiligenSchriftnichtbeibehält.WichtigeMerkmalevonSmolkasSchaffensindRepetitionundMikrotonalität,mitderenHilfeergewohnteKlängekalkuliert»verstimmt«.
RepetitionundMikrotonalität
DerBR-ChorbrachteindenvergangenenJahrenmehrfachWerkevonMartinSmolkazurAufführung,zuletztimFebruar2014einAgnus Dei.DassInterpretenmanchmalauchzuBeraternderKomponistenwerden,istkeineSeltenheit.FürseinneuestesWerkge-stehtSmolka:»WasdenChordesBayerischenRundfunksbetrifft,verdankeichihmkonkreteHilfebeimeinerKompositionsarbeit.«MartinSmolkasAnnunciationfürChorundOrchesterwirdam12.Dezember2014imRahmeneinesmusica-viva-Konzertesuraufgeführt.
Bleibenwirbeidermusicaviva:AuchVinkoGlobokarundEnnoPoppe,einAltstarundeinjungerWilderderAvantgarde-Szene,greifenfürihreneuestenWerkeaufdenBR-Chorzurück.DerPosaunistundKomponistVinkoGlobokaristnochimstolzenAltervonachtzigJahrenaufunbeschrittenenPfadenunter-wegs.MitExil Nr. 3 (das Leben von Edvard) fürOrchester,Chor,Sopran,ErzählerundeinenImprovisatorsetzterseinevorzweiJahrenbegonneneWerkreihefort,diesichmitderFlüchtlings-undAsylproblematikunsererZeitbeschäftigt.DafürhaterFragmenteaus49GedichtenzueinersiebensprachigenText-montageverarbeitet.
»Ichkannmichannichtserinnern«
ZuEnnoPoppesneuemWerkfürOrgel,ChorundOrchesteristnochnichtvielbekannt–außer,dasserhierfürseinPrinzipderEin-worttitel(Salz,Brot,Schrankusw.)aufgibt.Beiallem,wasmanbislangvonihmkennt,bestehtjedochkeineGefahr,dassderTitelsei-nesneuenStückesauchProgrammseinwird:Ich kann mich an nichts erinnern.
Fr.14.November2014|20UhrHerz-Jesu-Kirche, München-NeuhausenWilfried Maria Danner: »M’illumino d’immenso«
Fr.12.Dezember2014|20UhrHerkulessaal der ResidenzMartin Smolka: »Annunciation«
Fr.20.Februar2015|20UhrHerkulessaal der ResidenzVinko Globokar: »Exil Nr. 3 (das Leben von Edvard)«
Fr.8.Mai2015|20UhrHerkulessaal der ResidenzEnno Poppe: »Ich kann mich an nichts erinnern«
CD-TippAdriana Hölszky»Gemälde eines Erschlagenen«»On the Other Side«»Dämonen«»Formicarium«»Jagt die Wölfe zurück«Chor und Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksCD, Neos 11219
Martin Smolka
Enno Poppe
Vinko Globokar
10 »Hallelujah!«–unddanach?
Ein Konzert live veranstalten und parallel im Hörfunk senden – das gehört zum Heimvorteil beim Chor des Bayerischen Rundfunks und auch bei beiden Orchestern der Rundfunkanstalt. Dass aber der digitale Mitschnitt in unserem medialen Zeitalter danach wortwörtlich »sang- und klanglos« im Archiv verschwindet und nur gelegentlich gesendet wird, ist bei der hart geführten Debatte um Rundfunkbeiträge und Sendekosten nicht mehr zeitgemäß. So bildet gerade das Konzert des BR-Chores mit Händels »Messiah« ein gutes Beispiel für klug geplante Weiterverwertung. Fernsehkameras im stimmungsvoll illuminierten Herkulessaal sorgen für Bildaufzeichnung, Internetangebote (Video-Livestream und Nachhören »on demand« auf br-klassik.de) sowie für einen Fernsehfilm der mit BR-Chor, B’Rock und internationalen Solisten renommiert besetzten Konzer-te am 29. und 30. November 2014. Aber auch das CD-Label BR-KLASSIK plant eine Veröffentlichung des Konzertmitschnitts auf DVD und im Rahmen der Reihe BR-KLASSIK Wissen als CD mit Werkeinführung.
»Hallelujah!« – und danach?
11 B’Rock
EssindkeineE-Gitarren,diebeiB’Rockrocken,esistderunpluggedSoundvonaltenVioli-nen,Celli,BarockoboenundNaturtrompe-ten–deraberebensoelektrisierendklingenkannwieeinSolovonJimiHendrix.WenndieMusikerdesbelgischenBarockorchestersB’RockdieStreichbögengespannthabenunddieBlasinstrumenten-MundstückeaufBetriebstemperatursind,liegenbeim2005inGentgegründetenEnsemblemeistNotenausderBarockzeitaufdenPulten,aberoftgenugauchZeitgenössisches,womitderBogenzurE-Gitarreschonfastgeschlagenwäre:»BeyondBarock«nenntdasderdiskutierfreu-digeharteKernausungefähr20Musikern.SiehabensichdieAufgabegestellt,dieWeltdersogenanntenAltenMusikzuerneuernundzuverjüngen.IhreHerangehensweise:»BarockmusikingewisserWeisewieRock-musikspielen«,soFrankAgsteribbe,einerderGründerundKünstlerischerLeitervonB’Rock.DerhältsichindenProbengerneimHinter-grundundbeziehtschonfastbasisdemokra-tischdiekünstlerischenVorstellungenallerOrchestermitgliederindieProbenarbeitmitein.»VielleichtverlierenwirdurchsDiskutie-renmanchmalsogaretwasZeit,aberdafürprofitierenwirvondenErfahrungenjedesEinzelnen«,istAgsteribbeüberzeugt.
EinKonzept,dasauf-geht,hatdasOrchesterdochbereitsmitrenom-miertenMusikernwiedemPianistenKristianBezuidenhoutoderdemAlte-Musik-GuruRenéJacobszusammengear-beitetunddieSpielplänevonvieleneuropäischenFestivalszwischenRotterdam,PotsdamundderStyriartebereichert.UnderstjüngstlandeteB’RockaufderBestenlis-te3/2014desPreisesderdeutschenSchallplatten-kritikmitderOpernein-spielungvonHändelsOrlando unterderLei-tungvonRenéJacobs.DamitistdasStichwortHändelgefallen,undauchderKünstlerischeLeiterdesBR-ChoresPeterDijkstrahatbereitsdieQualitätendesbelgischenKollektivsanlässlicheinesAuftrittsbeimGentFestivalvanVlaanderengoutiert.GuteVoraussetzungenfüreinful-minantesMünchen-DebütvonB’RockbeimChordesBayerischenRundfunksmitHändelsepochalemOratoriumMessiah.
Der BR-Chor entdeckt neue instrumentale Partner: das belgische Barockorchester B’Rock
Ba-Rock aus Belgien
GeorgFriedrichHändel»Messiah«Sa. 29. November 2014 | 19 UhrSo. 30. November 2014 | 18 UhrHerkulessaal der ResidenzJulia Doyle, Iestyn Davies, Steve Davislim, Neal Davies, B’Rock, BR-ChorPeter Dijkstra
12 BernardHaitink
Bernard Haitink bei der »Chor-Übergabe« zu den Konzerten mit Beethovens »Missa solemnis«
»Ich hatte immer ein wenig Angst vor diesem Stück«
WerimInternetoderbeimgutsortiertenFachhändlerCDsmitBernardHaitinksucht,findetHunderteEinspielungen.DennochhatderniederländischeGrandseigneurunterdenDirigentendaseineoderanderegroßeWerkdemPlattenmarktbislangvorenthalten.Warum,erzählteramRandeeinersogenann-
ten»Chor-Übergabe«zudenKonzertenmitBeethovensMissa solemnisimHerbst2014.AlsoeinerProbe,beiwelcherderChorausdenHändendesEinstudierers–indiesemFallPeterDijkstra–indieObhutdesDirigentengelegtwird.VieleWortebrauchtesdabeinicht,dennochgestehtBernardHaitinknach
zweikonzentriertenProbenstunden:»Ichhat-teimmereinwenigAngstvordiesemStück,trotzdemfreueichmichnunaufdieKonzer-te«–diesesgroßeLobgabHaitinkdemChormitaufdenNachhauseweg.
13 BernardHaitink
Erst vor Kurzem ist Ihre erste CD-Einspie-lung der Haydn-»Schöpfung« überhaupt auf dem Markt erschienen. Warum haben Sie sich erst spät entschieden, dieses be-liebte Oratorium auf CD einzuspielen?
Ichmusstemichüberhauptnichtentschei-den.WennetwasamWegliegtundesmichinteressiert,danntueiches.ZuHaydnhatteichimmereinschwierigesVerhältnis.IchliebeseineMusik,aberheutzutagewirdsieehervonKennernundSpezialistengemachtundgehört.DieSchöpfungerstmalsöffent-lichdirigierthabeich2011mitdemChicagoSymphonyOrchestra.AuchhierwaresehereinZufall.InChicagoließichesdemPubli-kumzuliebeaufEnglischsingen,abereswarwunderbar,dasOratoriummitdemBR-ChordannaufDeutschzumusizieren.NachdemmichderBayerischeRundfunkangefragthat,warichzunächstüberhauptnichtüberzeugt,dassichdafürderRichtigesei.Mandenktimmer,Dirigentenkönnendasschon,aberichbineinZweifler,vorallemauchwegendervielenSpezialistenbeidieserArtvonMusik.DannhabeichdasWerkstudiert,undeshatmirvielFreudebereitet.SchonvordemKon-zertäußerteeinMitarbeitervomBR-KLASSIK-LabeldenGedanken,einenCD-Mitschnittzuveröffentlichen.Ichantwortete,dassichgarnichtwisse,obdasKonzertüberhauptent-
sprechendgelingenwürde.UnddannwardadieseserstklassigeEnsemble,dasOrchester,dieSolistenundderChor.Esgeschah–undeshateineriesengroßeFreudegemacht.
Sie haben alle Spitzenorchester der Welt dirigiert, was hat Sie bewogen, diese Auf-nahme mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu realisieren?
DerBR-Choristeinfacheinwundervolles»In-strument«.Ichmusslangenachdenken,wannichzuletzteinenChoraufdiesemNiveaudirigierthabe.UnddasSymphonieorchesterdesBayerischenRundfunks–ichhabeeinesolangeGeschichtemitihm…
… Sie sind 1958 erstmals gemeinsam aufge-treten …
…ja,ichwardamalsziemlichjungundtrotz-demerinnereichmichnochgenau.SeitdemhatteichdurchwegseingutesVerhältniszumOrchester,auchwenneszwischenzeitlichschwierigwar,gemeinsamTerminezufinden.Ichfühlemicheinfachwohl,hierinMünchen.
Dürfen wir uns nach dem Konzert auch auf eine CD-Edition der »Missa solemnis« freu-en? Wenn ich richtig informiert bin, liegt
von Ihnen dieses Werk ebenfalls bislang nicht auf dem Plattenmarkt vor.
EsisteigentlichdasselbewiebeiderSchöp-fung,weilesvonsovielenFaktorenabhängt.SoistebenunserMusizieren,esistimmeraucheinAbenteuer.IchhabeinmeinemLebensovieleSchallplattengemacht,abernurseltenwarichsoüberzeugtundpositiverstauntwiebeimAbhörenderSchöpfung.AuchdieausgezeichneteAufnahmetechnik–ebenfallseineBesonderheitbeimBayerischenRundfunk.
Das Gespräch führte Alexander Heinzel.
JosephHaydn–»DieSchöpfung«Camilla Tilling, Mark Padmore, Hanno Müller-Brachmann, Chor und Sympho-nieorchester des Bayerischen RundfunksBernard Haitink2 CDs, BR KLASSIK, 900125
14 GretePedersen
Die norwegische Dirigentin Grete Pedersen gibt im Mai 2015 ihr Debüt beim BR-ChorVon Sibylle Kayser
Musik aus dem »Hier und Jetzt«
ImLandderFjordeundderMitternachtsson-neistGretePedersenlängsteinefesteGrößeimMusikleben.HöchsteZeitfürsie,aucheinMünchnerPublikummiteinervielfältigenAuswahlanskandinavischenVokalwerkenfürsichzuerobern.DasProgrammentstandinZusammenarbeitmitdemManagementdesChoresundberuhtaufIdeenPedersens:»MirschwebteeinnordischesProgrammvor,mitdemSchwerpunktaufzeitgenössischenKomponisten,unddazueinSpätwerkvonEdvardGrieg.«
Die»Zeitgenossen«kenntGretePedersenimmerhinallepersönlich:DieDänenPerNørgårdundBoHolten,ebensodieNorwegerAlfredJansonundLasseThoresen–letzterennochausdergemeinsamenZeitanderAka-demie.»WasmiranneuerskandinavischerMusikgefällt,ist,dassichmichmitdenKom-ponistenaustauschenkann.ManmachtdieMusikzusammen,sieentstehtimHierundJetzt.Dasheißtnicht,dassichesnichtauchliebe,Mozart,BrahmsoderHaydnaufzufüh-ren.IchbewegemichbeimDirigierengernezwischendenJahrhundertenhinundher.MichaufeinebestimmteEpochezuspezia-lisieren,daskommtfürmichnichtinFrage.«Undwirklich:Nebenklassischenundmoder-nenKompositionenistinihrenKonzertenimmerwiederauchVolksmusik,wohlgemerkt
echteVolksmusik,zuhören.Schubladenden-ken,wiehierzulandebisweilenzubeobach-ten,gibtesbeiPedersennicht.
Manmerktesdersympathischen54-Jährigennichtsofortan,dasssieinihrerHeimatalsbedeutendePersönlichkeitgilt:GretePeder-sen,dieunteranderembeidemberühmtenEricEricsonstudierte,istProfessorinfürChorleitunganderNorwegischenMusik-akademieinOslo.DazukommenCD-Ver-öffentlichungensowieKonzerteaußerhalbderLandesgrenzen,dievonFernsehenundRundfunkübertragenundaufgezeichnetwer-den–alldashatsielängstzudenbekanntes-tenDirigentenSkandinaviensgemacht.DiemeistenAuftrittegestalteteGretePedersendabeimitdemNorwegischenSolisten-Chor(DetNorskeSolistkor),demsieseit24Jahrenvorsteht.DieserChorwurde1950mitdemeinfachenZielgegründet:dasVokalensem-blemitdemhöchstmöglichenStandardzuwerden.Bisheutegestalteteermehrals200Uraufführungen;guteinDritteldavonwurdedemEnsembleregelrecht»aufdenLeibge-schrieben«.InitiatorundeinzigerVorgängerPedersenswarderKomponistKnutNystedt.GretePedersenerklärt,dassdieChorland-schaftinSkandinavienvölligandersist,alshierzulande:»EsgibtinSchwedenwieauchinNorwegenvieleChöre.Singenistsehrbeliebt
undesgibteinegroßeTraditiondesChorsin-gens.AllerdingsistderGroßteilinLaienchö-renaktiv.InSchwedengibteslediglichzweiProfichöre:denSchwedischenRundfunkchor,dessenLeiterübrigensPeterDijkstraist,unddenEricEricsonKammerchor.InNorwegenistderNorskeSolistkordaseinzigeprofessionel-leEnsemble.EsistnichtwieinDeutschland,woessovieleRundfunkanstaltengibtundfastjedevonihneneineneigenenprofessio-
NordicSoundsSa. 2. Mai 2015 | 20 UhrPrinzregententheater
Per Nørgård: »Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst«Alfred Janson: Nocturne Lasse Thoresen: »Yá Kafi, yá Shafi«Geirr Tveitt: »Velkomne med æra«Bo Holten: »Regn og Rusk og Rosenbusk«Edvard Grieg: Vier Psalmen, op. 74
Chor des Bayerischen Rundfunks mit SolistenMitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen RundfunksGrete Pedersen
15 GretePedersen
nellenChorunterhält.Mittlerweileexistierenaberauchbeiunseinigesemi-professionelleChöre–undsiealleinvestierenvielEnergie.WeildieChormusikszenehiersolebendigist,kommenvieleangehendeDirigentenzumStudiumnachStockholmundOslo.«
DassGretePedersenalsLeiterindeswich-tigstenVokalensemblesinNorwegenundProfessorinanderinternationalangesagtenOsloerMusikakademieeineArtSchlüsselfigurimMusiklebenihresHeimatlandesist,weistsiebescheidenvonsich:»Sowürdeichdasnichtsagen.Ichbinglücklich,dassichmitsovielengutenMusikernzusammenarbeitendarf.NatürlichistderStandardinSkandi-navienimmernocheinganzandereralsinDeutschland.HierinNorwegenkannmanimKonzertdochsehrunterschiedlichenNiveausbegegnen.DieTraditionderklassischenMusikistebeninDeutschlandvielälter.Aberesistsehrinteressant,mitzuerleben,wasinSkandinaviengeradepassiert.EsgibtvielfrischenWind.«
EineFrauanderSpitze–dasistauchinNord-europanochimmernichtsSelbstverständli-ches.DochsiehtGretePedersenmitBlickaufdieinternationalerfolgreichenDirigentinnendurchauspositiveEntwicklungen.Zwarmüss-tefrausichdiesbezüglichimmernochgegen
das»alte«Denkendurchsetzen,soPedersen,»aberzumGlückistdiesesDenkenbeidenJungennichtmehrsostarkverankert.Ihnenisteinzigundalleinwichtig,dassamPulteinguterMusikersteht.Ichhoffe,dassesineinigenJahrentatsächlichnormalseinwird,eineFrauamDirigentenpultzusehen.AlsichdieLeitungdesNorskeSolistkorübernahm,warichweitundbreitdieersteFrauineinersolchenFunktion.Undheute,nachfasteinemVierteljahrhundert,sindFraueninDirigenten-positionenimmernochnichtselbstverständ-lich.DaliegtnocheinweiterWegvoruns.AberwirgehenindierichtigeRichtung.«
GretePedersensWegführtsieimMai2015nachMünchen.SieistschonsehrgespanntaufdasTreffenmitdiesemEnsemble:»IchwerdeeineWochemitdenSängerinnenundSängernarbeitenkönnen.WirhabenguteStückeimProgramm,sodassichmichsehrdarauffreue!«
»Was mir an neuer skandinavischer Musik gefällt, ist, dass ich mich mit den Komponisten austauschen kann. Man macht die Musik zusammen, sie entsteht im Hier und Jetzt.«
16 Musik-Archäologie
224 Jahre nach seiner Entstehung: das Mozart-Requiemfragment im Original ohne Ergänzungen von fremder Hand – ein Experiment mit dem BR-Chor
Musik-Archäologie
EsistVerzweiflungpur:WortevondemTag,andemdersündigeChristenmenschvomTodeaufersteht,vorseinenRichtertrittundaufMildeundErbarmenhofft.DieseWen-dungzumGuteninMusikzusetzenwarWolfgangAmadeusMozartinjenenDezem-bertagen1791nichtmehrvergönnt.DieNo-tenschriftseinesletztenWerks,desunvollen-detenRequiems,versagteunterdenWortenderTotenmesse,diedenMenschenzuseinemSchöpferbegleitensollten.LängstsindalleLegenden,diesichumdasberühmteRequiemundMozartsfrühenundscheinbarunerklärli-chenTodranken,alsromantischeVerklärungentlarvt.Umsomehrlohntessich,auchbeiderMusikselbstallesvonderNachweltHin-zugefügteSchichtfürSchichtabzutragenunddietatsächlichundausschließlichvonMozartniedergeschriebenenNotenfreizulegen.DennüblicherweiseistdasRequiemheuteineinerdervielenvonfremderHandergänztenFassungenzuhören.
EinendavonunverstelltenBlickbietetKonzertdramaturgMarkusFein,LeiterderFestspieleMecklenburg-Vorpommern,beisei-nemKonzeptRequiem für Mozart.ErmöchtedenBlickwinkeländernunddasWerkalsTrauermusikaufdenTodMozartsverstehen.DeshalblässteralleErgänzungenbeiseiteundversucht,»beziehungsreicheDialoge«
zuanderenWerkenherzustellen.SotrittbeispielsweiseandieStelledesbeiMozartfehlenden»Luxaeterna«einegleichlautendeKompositionvonGyörgyLigeti.OdereswirddieParallelegezogenvonWolfgangAmadésWeltuntergangsvisiondes»Diesirae«zurapokalyptischenErdbebenmusik»Ilterre-moto«ausHaydnsSieben letzten Worten.ZuHenryPurcellsMusic for the Funeral of Queen MarysetztMarkusFeineineweiteredrama-turgischeKlammer:»Diesemusikalischen›Antworten‹aufdasRequiemverlängern,kommentierenoderdeutenMozartsIdeenausundfügendieTeilezueinemorganischenGanzenzusammen«,soseineÜberzeugung.DabeidenkterauchandieVorgehensweiseindermodernenArchäologie:»BrücheundErgänzungenwerdenbewusstkenntlichge-macht.«EinungewöhnlichesKonzept,dasfürMozart-EnthusiastenwieauchfürdieSängerdesBR-ChoreseinespannendeEntdeckungs-reiseaufmusikalischunbekanntenWegenbedeutendürfte.
RequiemfürMozartSa. 17. Januar 2015 | 20 Uhr Herkulessaal der Residenz
Wolfgang Amadeus Mozart Requiem, KV 626 (in der Originalfassung ohne Ergänzungen fremder Hand)sowie Werke von Purcell, Haydn, Rebel, Bach, Pergolesi, Ligeti und Brahms
Konzept: Markus FeinChristina Landshamer, Anke Vondung, Julian Prégardien, Konstantin Wolff, BR-Chor, Deutsche Kammerphilharmonie BremenPeter Dijkstra
Markus Fein
17 KulturellerBrückenschlag
Mit Rupert Huber und dem Royal Oman Symphony Orchestra: Der BR-Chor singt im Königlichen Opernhaus von Maskat. Eine Konzertreise an den Golf von Oman.
Kultureller Brückenschlag in den Orient
Am4.Dezember2014gestaltetderBR-ChoreinenAbendimKöniglichenOpernhausvonMaskat,derHauptstadtdesSultanatsOman.MitinitiatorundLeiterdesKonzertsistRupertHuber.DerösterreichischeDirigentrealisiertregelmäßigProgrammemitdemBR-Chor,indenenerMusiketwaausderarabischenund
islamischenWeltmitwestlicherVokalmusikverbindet.EbenfallsbeteiligtanderProgramm-auswahlistIssamel-Mallah.DerägyptischeMusikforscherüberblicktalsAußerplanmäßigerProfessoramMusikwissenschaftlichenInstitutderLMUMünchenundalsKünstlerischerBera-terdeserst2011eröffnetenKöniglichenOpern-
hausesvonMaskatdieBesonderheitenbeiderKulturräume.BegleitetvomdortigenOpernor-chestersingtderChorBrahms’Schicksalslied,BorodinsPolowetzer TänzeausFürst IgorsowieSchumann-VertonungenvonGoethe(»GottesistderOrient!GottesistderOkzident!«)undvomOrientalistenRückert(»AndieSterne«).
Ein Märchenpalast für die Musik: das Königliche Opernhaus von Maskat
Noch ohne Chor: Rupert Huber probt mit dem Royal Oman Symphony Orchestra
18 HowardArman
EsliegtwohlinderNaturderBriten,ErnsteswenigerernstzunehmenundKlassikimmerauchalsbreitenwirksamesEventzuverstehen.WerdenktdabeinichtsofortaninsulareEx-portartikelwiedenschrägenHumorderMon-tyPythonsoderdielegendärenLastNightsoftheProms.AufjedenFallscheintdiesauchdemenglischenDirigentenHowardArmannichtfernzuliegen,dervorrundzwölfJahrenerstmalsundindervergangenenSaisonim-merhingleichzweimalamPultdesBR-Choresstand.BeidejüngerenProgrammehattenetwasvonderbritischenLeichtigkeit,MusikausdemKlassik-Elfenbeinturmherauszulösen.EtwaimApril2014,alserbeimLucerneFesti-valzuOsterndievonRossinimithintersinnigerWidersprüchlichkeitbezeichnete»kleinefeier-liche«MesseeineminternationalenPublikumschmackhaftmachte.Arman,sodieNeue Luzerner Zeitung(14.April2014)gestaltete»eineindrücklichesPlädoyerfüreingeistlichesWerk,dasdieseBezeichnungmehralsverdientundeinenwürdigensakralenSchlusspunktdesOsterfestivalsbildete«.Gelobtwurdeauchsei-ne»agileLeitung«desChoresdesBayerischenRundfunks.
ImMünchnerCircus-Krone-Bautraterwenigspäteran,umeineweitereAusgabederMit-singkonzertecOHRwürmerfürandie1500LaiensängerzumunvergesslichenEreigniszu
machen.»Tierischgut!«,dasMottodesEvents,nahmArmansehr»ernst«,erfragtesich,waswohlgutineineZirkusarenapassenwürdeundwählteWerkeausallenEpochenbishinzubekanntenSongsausdemDschungelbuch-Zeichentrickfilm.Begeistertzeigteersichdarüber,»dassLaienimmerwiedermitgroßerIntensitäteinsteigenkönnen«.AusProbenar-beitwurdedannschnell»tierischerSpaß«füralle–Laien,Profisunddenbritischen»Mas-sen-Dompteur«.
DabeibegannbeiHowardArmanallesganz»ernst«miteinerAusbildungamLondonerTri-nityCollegeofMusic.LängsthatihnseineDiri-gentenlaufbahndenÄrmelkanalüberschreitenundaufdemKontinentwichtigeErfahrungensammelnlassen,soinderZusammenarbeitmitdemKomponistenHansWernerHenze,beiderEröffnungderSalzburgerFestspieleundalslangjährigerKünstlerischerLeiterdesMDRRundfunkchoresLeipzig.2011haterseineZelteamVierwaldstätterSeeaufgeschlagenundistderBerufungzumMusikdirektoramLuzernerTheatergefolgt.Kurzgesagt–derOperunddemChorgesanggiltseinvertieftesInteresse.DamitdürfteernichtzumletztenMalamPultdesBR-Choresgestandensein,sobefindetmansichschoninkonkretenVerhandlungenüberdiegemeinsameGestaltungeinesChor-AbonnementkonzertsinderSaison2015/2016.
Der englische DirigentHoward Arman nimmt die Musik ernst. Eine gute Basis für Spaß an der (Chor-)Musik
19 CD-Neuheiten
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FokusChor–dasMagazinvomFreundeskreisChordesBayerischenRundfunks4.Ausgabe,14.November2014Herausgeber(V.i.S.d.P.):FreundeskreisChordesBayerischenRundfunkse.V.
Redaktion:AlexanderHeinzelRedaktionelleMitarbeit:JudithKaufmannAutorendieserAusgabe:SibylleKayser,AgnieszkaSchneider,AlexanderHeinzelBildnachweis:BartekBarczyk(Titel,4,5,6);BergenInternationalFestival(Pedersen:Titel,15);©BrauerPhotosfürBVMI(3);AstridAckermann(8l.,9M./r.);JochenRolfes(8r.);AnnaSmolka(9l.);KlausFleckenstein(10,18);©KurtVanderElst(11l.);©JensMollenvanger(11r.);AlexanderHeinzel(12,13);©FMV(16l.);WikimediaCommons/GNU/Mozart-Museum,Salzburg(16r.);WikimediaCommons/GNU(17l.);RupertHuber(17r.)Gestaltung:KlausFleckenstein,AtelierfürGraphik-undPhoto-Design,HabachDruck:FlyeralarmNachdrucknurmitGenehmigung
CD-Neuheiten
GiuseppeVerdi»MessadaRequiem«
KrassimiraStoyanova,MarinaPrudenskaja,SaimirPirgu,OrlinAnastassov,ChorundSymphonieorchesterdesBayerischenRundfunksMarissJansons
2CDs,BR-KLASSIK900126
RobertSchumann»SzenenausGoethesFaust«
ChristianGerhaher,ChristianeKarg,AlastairMiles,MariEriksmoen,BernardaFink,AndrewStaples,KurtRydl,TareqNazmi,KnabensolistenundKammerchorderAugs-burgerDomsingknaben,ChorundSymphonieorchesterdesBayerischenRundfunksDanielHarding
2CDs,BR-KLASSIK900122
20 Aus dem Chorsaal
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