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Frauen – arm dran?Sozialstaat der Zukunft aus Frauensicht
Seminar des DGB Bezirk Nord09./10.11.2007
Gesundheitssystem
Gesundheit hat ein Geschlecht• Zuzahlungen treffen Frauen härter (weil
geringerer Verdienst)• Frauen überwiegend in der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV)• In Privatversicherungen höhere Prämien (z.B.
für Beamtinnen)• Zusätzliche Pauschalen (wenn Fondsmittel
ausgeschöpft) treffen auch wieder zuerst die Frauen
• Frauen in Gremien völlig unterrepräsentiert
Gesundheitssystem (2)
• Forderungen DGB-Frauen– Frauengerechte Qualitätsstandards– Eine aussagekräftige geschlechtergerechte
Gesundheitsberichterstattung– Konsequentes Gender-Mainstreaming in der
Aus- und Fortbildung– Erweiterung des Arbeits- und
Gesundheitsschutzes um Genderaspekte
Gesundheitssystem (3)
• Forderungen DGB-Frauen– Mehr Frauen in Leitungspositionen– Beibehaltung eines paritätisch finanzierten und
solidarischen Gesundheitssystems, stärkere Steuerfinanzierung
– Eigenständige, individuelle Sozialversicherung für alle Frauen
– Einbeziehung anderer Einkommensarten (Zins- und Kapitalerträge)
– Beteiligung der privaten Krankenversicherungen an einem Finanzausgleich mit der GKV
– Unisex-Verträge bei Versicherungen
Mindestlohn
Frauen Männer
Anteil der Gesamtbevölkerungim Niedriglohnsektor
29,6% 12,6%
Anteile der Geschlechterim Niedriglohnsektor
69,6% 30,4%
•Auf Vollzeit gerechnet nur 39 % aller Frauen erwerbstätig
Anteil der Frauen im Niedriglohnsektor:
Quelle: Sozioökonomisches Panel 2004, IAT Gelsenkirchen
Mindestlohn (2)
Niedrigste Einkommen in ausgewählten Berufen:
Stundenlohn Bruttolohn
Raumpflegerin 2,46€ 413€
Friseurin 2,75€ 462€
Floristin 4,35€ 773€
CallCenter Agentin 5,11€ 858€
Arzthelferin 6,43€ 1.113€
Quelle: WSI-Tarifarchiv, Berichterstattung Bild-Zeitung vom 15.1.2007, Verband medizinischer Fachberuf
Mindestlohn (3)
OstSept. 2005 Jan.2007
WestSept. 2005 Jan. 2007
Anteil der Hartz IV-Empfänger mit sozialvers.-pflichtiger Beschäftigung an allen sozialvers.-pflichtig Beschäftigten
3,3 5,3 1,1 1,9
Anteil der Hartz IV-Empfänger mit Mini-Jobs an allen ausschl.
geringfügig Beschäftigten
19,9 27,9 6,7 10,0
Tabelle 1: Verarmungsrisiko von Erwerbstätigen September 2005 und Januar 2007
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis der BA-Statistik (DGB-BVV)
Mindestlohn (4)
2,8
1,6
3,3
1,7
2,5
1,7
4,2
1,8
2,2
1,3
2,5
1,3
1,7
1
1,3
0,8
1,3
0,7
2,3
1,3
62,9
4,8
2,9
6,1
4
5,1
3,5
5,7
3,9
42,7
0
1
2
3
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Anteil der Hilfeempfänger mit sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung an allen sozialvers.-pflichtig Beschäftigten
Jan 07 Jun 05
Mindestlohn (5)
• Diskussionsstand:– Ausweitung Entsendegesetz– Wiederbelebung Mindestarbeitsbedingungsgesetz
• Für Frauen keine Lösung, weil– Frauen arbeiten häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen– Frauen arbeiten überwiegend in tarifungebundenen Bereichen– In Branchen mit frauentypischen Arbeiten, werden dadurch
niedrige Mindestlöhne festgeschrieben– Zahl der Aufstockerinnen (zusätzlicher Bezug von ALG II) bleibt
dadurch hoch– Lohngefälle zwischen Männern und Frauen wird eher noch
zunehmen (Deutschland z.Z. drittletztes Land in der EU, im Bezug auf die Lohnspreizung zwischen Männern und Frauen)
Rente (1)
Rentenbeitragsjahre– Durchschnittlich 25 bei Frauen aus Westdeutschland– Durchschnittlich 41 bei Frauen aus Ostdeutschland
(Tendenz sinkend)
• Niedrige Einkommen
Berufswahlverhalten der Mädchen
Bei gleicher Qualifikation, schlechtere Aufstiegschancen,
schlechtere Bezahlung in gleichen Positionen
Rente (2) Durchschnittsrenten der GRV (2005)
West Ost Insgesamt
Frauen 458€ 661€ 560€
Männer 1.099€ 1.124€ 1.112€
Quelle: Altersicherungsbericht der Bundesregierung 2005
Rente (3)Ursachen
• Hartz IV: Durch die Anrechnungsregelungen für viele Frauen keine Leistungen dadurch keine Beiträge in die Rentenversicherung
• Rentensplitting: Voraussetzung: Beide Partner 65, beide 25 Jahre eingezahlt, eineR Anspruch auf Vollrente Problem: im Osten 51,1 %, im Westen 27,6% aller Frauen erreichen nur die 25 Jahre Beitragszeit
Rente (4)
• 86 % der Frauen haben im Alter keine weiteren Einkünfte
• Private Vorsorge keine Lösung: Frauen haben kein Geld dafür
• Rente mit 67 verschärft das Problem
Risiken der Altersarmut bei älteren Beziehern des ALG II – Modellrechnungen (IAB Kurzbericht 14/07)
West Ost
Männer Frauen Männer Frauen
Durchschnittliche Entgeltpunkte pro Beitragsjahr laut Statistik der DRV (Referenz: deutsche Rentenversicherte der Jg. 1940-1954 mit Kontenklärung bis mind. 1997
0,81 0,39 0,76 0,68
Umrechnung der Entgeltpunkte in die durchschnittliche Rente aus einem Beitragsjahr *
21,16 € 10,07 € 17,43 € 15,63 €
Beitragsjahre bis zum Erreichen der Sozialhilfeschwelle (West: 604 €; Ost 559 €)
28,5 56,8 32,1 34,8
Anteil der Empfänger von ALG II, die bis zum Alter von 50 mind. diese Zahl von Beitragsjahren erreicht haben
53 % 0% 62 % 46 %
*durchschnittliche Entgeltpunkte pro Beitragsjahr multipliziert mit dem aktuellen Rentenwert von 2004 (West: 26,13 €, Ost: 22,97 €)
Quellen: Statistik der Deutschen Rentenversicherung: Rentenanwartschaften am 31.12.2004, Band 156, Berlin 2006
Tabellen 15,51 R., 15.52 R. 15.71 R; Statistik über die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung 2004 des Statistischen Bundesamtes, Statistik G 10, eigene Berechnungen
Altersarmut
• Westdeutsche Frauen tragen das größte Risiko auch im Alter bedürftig zu sein
• Die 40 bis 50jährigen Bezieher von ALG II tragen ebenfalls hohes, bzw. steigendes Risiko der Altersarmut
• Wegfall der 58er-Regelung verschärft das Risiko der Altersarmut speziell für Frauen und Schwerbehinderte
• Frühverrentungspflicht konterkariert das Ziel des SGB II präventiv gegen Armut im Alter zu wirken (durch Schonung privater Altervorsorge)
Rente: Forderungen (1)
• Abschaffung der Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten
• eine sozial- und geschlechtergerechte Reform der Renten- und Pflegeversicherung – Die Rente mit 67 Jahre wird grundsätzlich abgelehnt– Die Berücksichtigung von Pflegezeiten muss
verbessert werden– Das Altersteilzeitgesetz muss über 2009 hinaus
verlängert werden
– Altersgerechte Arbeitsgestaltung
Rente: Forderungen (2)
• den gleiche Zugang zu Karriere- und Weiterbildungschancen sowie Entgeltgleichheit
• Existenz sicherndes Einkommen statt Dumpinglohn, Dauerpraktikum und Minijob. Frauen wollen tariflich entlohnte sozialversicherte Arbeit und keine Zuverdienerrolle.
• einen Mindestlohn, der deutlich über der Armutsgrenze liegt, sowie den Erhalt des Kündigungsschutzes
• Korrektur der Arbeitsmarktreformen im Hinblick auf Hartz IV, das durch die Anrechnungsregeln von Partnereinkommen besonders die Einkommens- und die Altersarmut von Frauen verstärkt
• flächendeckende Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder aller Altersstufen sowie mehr Weiterbildungsangebote für Berufsrückkehrerinnen
Pflegeversicherung (1)
• Frauen mehrfach betroffen– Sie tragen den Löwenanteil der häuslichen
Pflege– Sie stellen das Gros der professionellen
Alten- und Krankenpflegerinnen– Sie bilden die Mehrheit der Pflegebedürftigen
Pflegeversicherung (2)
DURCHSCHNITTLICHEPFLEGEDAUERBis 4 Jahre 46 %5 – 9 Jahre 21 %10 – 14 Jahre 15 %15 Jahre und länger 18 %
Pflegeversicherung (3)
Alter der Hauptpflegepersonen:
27 % zwischen 40 und 55 Jahren,
25 % zwischen 55 und 65 Jahren
• Davon ¾ FrauenFolge: eine längere Ausstiegszeit für die Pflege führt zum Ausstieg aus der Erwerbsarbeit
Pflegeversicherung (4)
BETREUUNGSSTRUKTUR ZU HAUSE•Pflegebedürftige 1,44 Mio (69 %)•betreut von:•ausschließlich•Angehörigen 987.000•Pflegediensten 450.000•Zahl der Pflegedienste 10.600IM HEIM•Pflegebedürftige 640.000 (31%)•Zahl der Pflegeheime 9.700
Pflegeversicherung (5)
Pflegeversicherung (6)
Pflegeversicherung Forderungen
• Gute Arbeitszeitregelungen - 10 Tage bezahlte Freistellung– Rechtsanspruch auf kurzfristige und kurzzeitige
Freistellung ohne Entgelt bis zu 6 Monaten– Zusätzlich bis zu 6 Monaten zur Begleitung des
Sterbeprozesses– Rechtsanspruch auf Teilzeit mit Rückkehrrecht– Kündigungsschutz– Sozialrechtliche Absicherung (Rentenversicherung,
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung• Ausreichende (Anzahl und Qualilität)
professionelle Pflegedienstleistungen
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