Fuenft-Sitz_Basiswissen - 1 Programm heute Nachträge vom letzten Mal Epochenbeispiel Romantik...

Preview:

Citation preview

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 1

Programm heute

•Nachträge vom letzten Mal

•Epochenbeispiel Romantik

•Literaturwissenschaftliche Probleme, Theorien

und Positionen

Programm 2004 bis zur Zwischenklausur - 2

23. Nov. 04 Epochenbeispiel Romantik - Wissenschaftliche Probleme,

Theorien und Positionen

30. Nov. 04 Beschreibungskonzepte (z.B. Gattungslehre) und Methoden

7. Dez. 04 Anwendungsbeispiele und Wiederholung Teilbereich Literatur

14. Dez. 04 Teilbereich Sprache:

Sprachwissenschaftliche Terminologie in der literarischen

Textanalyse: Wortarten- und Satzgliedbestimmung

Linguistische Analyse literarischer Texte

04.01.2005 Zwischenklausur

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 3

Epochen der literarischen Moderne

Biedermeier: 1830-1870

Junges Deutschland/ Vormärz 1830-1850

Realismus 1850-1890

Naturalismus 1880-1900

Jahrhundertwende 1890-1914

Kernstelle Musil zur Jahrhundertwende - 4

Es wurde der Übermensch geliebt, und es wurde der

Untermensch geliebt; es wurden die Gesundheit und die Sonne

angebetet, und es wurde die Zärtlichkeit brustkranker Mädchen

angebetet; man begeisterte sich für das Helden-

glaubensbekenntnis und für das soziale Allemanns-

glaubensbekenntnis; man war gläubig und skeptisch,

naturalistisch und preziös, robust und morbid; man träumte von

alten Weihern, Edelsteinen, Haschisch, Krankheit, Dämonien,

aber auch von Prärien, gewaltigen Horizonten, von Schmiede-

und Walzwerken, nackten Kämpfern, Aufständen, von

Arbeitssklaven, menschlichen Urpaaren und Zertrümmerung der

Gesellschaft.

Kernstelle Musil zur Jahrhundertwende - 5

Das waren freilich Widersprüche und höchst verschiedene

Schlachtrufe, aber sie hatten einen gemeinsamen Atem; würde

man eine Zeit zerlegt haben, so würde ein Unsinn

herausgekommen sein wie ein eckiger Kreis, der aus hölzernem

Eisen bestehen will, aber in Wirklichkeit war alles zu einem

schimmernden Sinn verschmolzen.

(Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften.

Reinbek bei Hamburg 1970, S. 55 [Kapitel 15 “Geistiger

Umsturz”].)

Hugo von Hofmannsthal: Die Töchter der Gärtnerin [1891]- 6

Die eine füllt die großen Delfter Krüge,

Auf denen blaue Drachen sind und Vögel,

Mit einer lockern Garbe lichter Blüten:

Da ist Jasmin, da quellen reife Rosen

05 Und Dahlien und Nelken und Narzissen...

Darüber tanzen hohe Margeriten

Und Fliederdolden wiegen sich und Schneeball

Und Halme nicken, Silberflaum und Rispen..

09 Ein duftend Bacchanal...

10 Die andere bricht mit blassen feinen Fingern

Langstielige und starre Orchideen,

Zwei oder drei für eine enge Vase...

Aufragend mit den Farben die verklingen,

Mit langen Griffeln, seltsam und gewunden,

15 Mit Purpurfäden und mit grellen Tupfen,

Mit violetten, braunen Pantherflecken

Und lauernden, verführerischen Kelchen,

18 die töten wollen...

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 7

Tendenzen der Epochenbildung

2. Zusammenfassung von Epochen in Blöcken:

•„Goethezeit“: 1770-1830

•19. Jahrhundert 1770-1918

•20. Jahrhundert: 1918-1945

•Nachkriegsliteratur (1945-1965)

•Gegenwartsliteratur (ab 1965)

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 8

Charakteristik einzelner ausgewählter Epochen,

Epochenzuschnitt

•Zeitrahmen (auch historisch)

•Untergliederung

•wichtigste ästhetische und zeitgeschichtliche

Tendenzen

•wichtigste Autoren und Werke: Hauptrepräsentanten

•wichtigste Gattungen

•wichtigste Querverbindungen der Epoche

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 9

Beispiel Romantik

•Zeitrahmen (auch historisch): 1798-1850

•Untergliederung:

•Früh-: 1798-1810: ästhetischer Avantgardismus

•Hoch-: 1810-1820: konservativ-skeptische

Konsolidierung

•Spätromantik (Biedermeier): 1820-1830, 1850, 1870:

Verinnerlichung, Verbürgerlichung

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 10

Beispiel Romantik

•Zentren Berlin, Jena und Süddeutschland

•Romantik ähnlich wie Klassik über Zeitschriften und

Salons initiierte ‚Schule‘ (Heine)

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 11

Ästhetische und zeitgeschichtliche Tendenzen

•Ko-Situierung mit Aufklärung und Klassik (Entdeckung

Polarität Tag und Nacht, Rückbezug Mittelalter)

•Programm enthalten im 116. Athenäums-Fragment

[1798] (F. Schlegel)

Die romantische Poesie ist eine progressive

Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß,

alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu

vereinigen [...]

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 12

[...] Sie umfaßt alles, was nur poetisch ist, vom größten

wie der mehrere Systeme in sich enthaltenden System

der Kunst bis zum Seufzer, dem Kuß, den das

dichtende Kind aushaucht in kunstlosem Gesang (...)

Die romantische Dichtart ist die einzige, die gleichsam

die Dichtkunst selbst ist: denn in einem gewissen Sinn

ist oder soll alle Poesie romantisch sein.”

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 13

wichtigste Autoren und Werke:

Hauptrepräsentanten

•Novalis: „Heinrich von Ofterdingen“

•Friedrich Schlegel: Aphorismen, „Lucinde“

•E.T.A. Hoffmann: „Nachtstücke“

•Ludwig Tieck: Märchen

•Clemens von Brentano: Gedichte

•Joseph von Eichendorff: „Aus dem Leben eines

Taugenichts“

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 14

wichtigste Gattungen

•Aphorimus, Fragment

•Lyrik

•Roman

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 15

Klassik Romantik

Realismus

Jahrhundert-wende

Mittelalter

Aufklärung,Sturm und

Drang

AntikeRenaissance

Epochen-system 19. Jh.

Natura-lismus

VormärzNeue Mythologie

Chandos-Brief

Neo-Klassik

Querverbindung(en) der Romantik und anderer Epochen

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 16

Klassik Romantik

Realismus

Jahrhundert-wende

Mittelalter

Aufklärung,Sturm und

Drang

AntikeRenaissance

Epochen-system 19. Jh.

Natura-lismus

VormärzNeue Mythologie

Chandos-Brief

Neo-Klassik

Querverbindung(en) der Romantik und anderer Epochen

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 17

2. Teilkapitel

•Wissenschaftliche Probleme: Was ist Literatur?

Funktionen von literarischem Lesen

•Theorien der Literatur

•Positionen der Literaturwissenschaft

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 18

Was ist Literatur?

•Geschichtlich sich ändernde Bestimmung:

•Herausbildung des sanktionsfreien

‚autonomen‘ Erfahrungsbereichs der

Fiktion

Was ist Literatur? - 19

Peter Handke

Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968

Wabra

Leupold - Popp

Ludwig Müller - Wenauer - Blankenburg

Starek - Strehl - Brungs - Heinz Müller - Volkert

Aus: P.H.: Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt. Fankfurt 1969, S. 59. Zit. n. Karlheinz Stierle: Die Einheit des Textes. In: Funkkolleg Literatur Bd. 1. (Hg. v. Brackert, H. und Lämmert, E. in Verbindung mit J. Stückrath. Frankfurt 1977, S. 168-187, hier S. 169)

Was ist Literatur? - 20

Was ist Literatur - Definitionspunkte

•Literatur: Definitionen literarischen Wertes sind

Zuschreibungen (Jan Mukařovksý)

•Literatur: alles Geschriebene

•Literatur: sanktionsfreier Spiel- und Experimentierraum

•Literatur: Ort des kulturellen Gedächtnisses

•Deutsche Literatur, moderne Literatur: 1750 bis

Gegenwart

Was ist Literatur? - 21

Was ist Literatur - Definitionsvorschlag

Man kann sie (Literatur) als ‚imaginatives‘

Schreiben im Sinne von ‚Fiktion‘ definieren - als

ein Schreiben, das nicht im wörtlichen Sinne

wahr ist.

Terry Eagleton: Einführung in die Literaturtheorie. 2. Aufl.,

Was ist Literatur? - 22

Welche Textsorten (Literaturgattungen)

unterscheiden wir?

•Fiktion / Nichtfiktion

•Fiktion: Lyrik, Dramatik, Epik, Autobiographik

•Nichtfiktion: Expositorische Texte, Appellative Texte

Funktionen von Literatur - 23

•Funktionszuschreibungen sind Legitimationen, d.h.

Rechtfertigungen fiktionaler Erfahrung in einer

unter sozialen und ökonomischen Zwängen

stehenden Welt

Funktionen von Literatur - 24

grundsätzlich drei Funktionen:

•Belehren (movere)

•Informieren (prodesse)

•Unterhalten (delectare)

Funktionen von Literatur - 25

(ausdifferenziert)

•Mitleid, Erschrecken

•Kritik

•Entdeckung, Utopie, (Vorschein)

•Erinnern

•Spiel

•Geselligkeitsbildung

•Psychohygiene

Funktionen von Literatur - 26

Öffentliche, soziale Funktionen

•Alterität, Weiterentwicklung, Reifung

•kulturelles Gedächtnis, Fremdes erfahren

•Forumfunktion: Normen diskutieren

•Unterhaltung, Infotainment, Lust, Genuß, Evasion,

Erregung und Abfuhr

Funktionen von Literatur - 27

Individuelle Funktionen

•Reifung, primärer Phantasie- und Spracherwerb

•Vermittlung von Empathie

Funktionen von Literatur - 28

Individuelle Funktionen

•Probehandeln, Ausprobieren, Entlastung vom

Alltagsdruck

•Problemlösen, - besprechen

•Erzählen, Selbstdarstellung, Identitätsbildung

Fuenft-Sitz_Basiswissen - 29

Theorien der Literatur -

Positionen der Literaturwissenschaft

Theorien der Literatur - 30

Zur Relevanz von Theorie

in der Literaturwissenschaft

1. Jeder Literaturanalyse und -interpretation geht

von einem Theorie-Konzept aus.

2. Dieses Theorie-Konzept bestimmt den

Untersuchungsgegenstand und die

Untersuchungsverfahren.

Theorien der Literatur - 31

Wirkungspoetische Theorien

der poetischen Sprache (nach Knörrich)

•Abweichung von der Alltagssprache, dadurch

Deautomatisierung der Wahrnehmung

•Überstrukturierung (poetische Sprachfunktion nach

Jakobson, Projektion paradigmatische Ebene auf

Syntagma, Bsp. „horrible Harry“)

•Aussparung, Lakonie

Positionen der Literaturwissenschaft - 32

Einteilungsprinzipien

•Verstehen vs. Erklären

•Immanente vs. Kontextuierende Ansätze

Verstehende und immanente Ansätze

•Hermeneutik

•Geistesgeschichte

•Werkimmanenz

Positionen der Literaturwissenschaft - 33

Erklärende Ansätze

•(Russischer und Prager) Formalismus

•(Linguistischer) Strukturalismus

Positionen der Literaturwissenschaft - 34

Kontextuierende Ansätze

•Literatursoziologie

•Rezeptionsästhetik , Rezeptionsforschung

•Psychoanalyse

•Diskursanalyse

•Systemtheorie

Positionen der Literaturwissenschaft - 35

Kulturwissenschaftliche Ansätze

•cultural studies

•gender studies

•Literarische Anthropologie

Recommended