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10.01.05 Hinderniserkennung nach dem Modell des Fliegenauges
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Aufbau des Vortrags
• Motivation• Bewegungserkennung und Navigation der
Insekten und speziell der Fliege• Adaption dieser Konzepte in das Design des
Roboters Mouche bzw. Demonstrator
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Motivation
• Bei mobilen Robotern besteht immer das Problem der Orientierung
• Orientierung mit Komplexaugen schneller als mit einem Linsenauge
• Ist deren spezifische Signalverarbeitung technisch nutzbar?
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Roboter Demonstrator/Mouche
• Vorbild: Komplexauge und Flugverhalten der Fliege
• Kollisionsvermeidung in unbekannter Umgebung ohne– Weltmodell– Langzeitspeicher– High-Level Reasoning
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Komplexauge
• Zusammengesetzt aus Ommatidien (Einzelaugen)
• Ermöglicht nur musivisches Sehen (Mosaiksehen)
• Typen von Komplexaugen– Appositionsauge– Superpositionsauge– Neurales Superpositionsauge
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Komplexauge (Fortsetzung)
• Ommatidium besteht aus Cornea, Kristallkegel,Retinula und Rhabdom
• Cornea (flache Linse)• Kristallkegel (Linse mit hoher Brechkraft)• Retinula besteht aus 8 Sehzellen, deren
Rhabdomeren bilden ein Rhabdom• Rhabdom: 2 Typen
– Offenes Rhabdom– Geschlossenes Rhabdom
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Bewegungssehen
• Registrieren von Bewegungen von Objekten• Bewegung eines Objektes bewirkt Verlagerung
des Bildes auf Retina• Man erkennt, bei
– der Verfolgung von bewegten Objekte mit den Augen: eine Bewegung der Objekte
– der Bewegung der Augen und unbewegten Objekten• Aktive Augenbewegung: keine Bewegung• Passive Augenbewegung: eine Bewegung
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Reafferenzprinzip
• Erklärungsversuch für Bewegungssehen bei Linsenaugen, da neurologische Grundlage unbekannt ist
• Bei Augenbewegung wird okulomotorische Efferenz gespeichert (Efferenzkopie)
• Vergleich der Rückmeldung (Reafferenz) mit der tatsächlichen retinalen Bildverschiebung
• Bei Deckung von Efferenz und Reafferenz wird keine Bewegung gemeldet
• Bei Unterschieden wird eine Bewegung gemeldet
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Bewegungssehen bei Insekten
• Gut erforscht an der optomotorischenReaktion des Rüsselkäfers
• 2 benachbarte Ommatidien arbeiten zusammen
• Die Zusammenarbeit – ermöglicht Unterscheidung von Bewegung
nach Richtung und Geschwindigkeit– ohne Erfassung von Gestalt des Objektes
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Abstandsbestimmung anhand des optischen Flusses
• Optischer Fluß: Verschiebung eines Bildes durch eine Bewegung
• Bestimmung der Winkelgeschwindigkeit durch Beobachtung des optischen Flusses
• Ermöglicht die Berechnung des Abstandes
• Leichter bestimmbar bei Komplexaugen
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Kollisionsvermeidung der Fliege
• Basiert auf der Abstandsbestimmung und ihrem speziellen Flugstil
• Phasengesteuerter Flugstil:– Translationsphase:
• Phase des Geradeausfliegens• Zur Bestimmung des Abstandes anhand des optischen Flusses
– Sakkaden: • Phase mit hoher Winkelgeschwindigkeit• Zum Ausweichen von Hindernissen
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Demonstrator
• Sichtbasierte Navigation beruht auf grober Abschätzung des selbstherbeigeführten optischen Flusses
• Adaptiert– Komplexauge der Fliege– Abstandsbestimmung der Insekten– Flugverhalten der Fliege– Parallele, analoge Signalverarbeitung
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Aufbau des Demonstrators
• Zieldetektor: optische Sensoren zur Erfassung des Zieles
• Kompositauge: Schichten:– Optik – Photorezeptoren– Lokale Bewegungsdetektoren
(Local Motion Detector : LMD)– Kollisionsvermeidung
• Synchron angetriebene Kreisplattform
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Visomotorisches System
• Parallele Verarbeitung identischer Kanäle• Je 2 optische Sensoren (1 Kanal) speisen ein LMD• Jedes LMD gibt ausgewertete Bewegung an ein
Elementary Behaviour Circuit (EBC) weiter• Jedes EBC und der Zieldetektor schlagen neue
Orientierung und Geschwindigkeit vor• Tatsächliche Orientierung und Geschwindigkeit
resultieren aus den Berechnungen der EBCs und des Zieldetektors
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Abstandsbestimmung
• Zur Abstandsbestimmung 2 Facetten (Polarwinkel ϕ und ϕ+∆ϕ)
• Abstand eines Punktes P D(ϕ+∆ϕ) läßt sich aus der momentanen Geschwindigkeit und der Zeit, die dieser Punkt benötigt, um beide Achsen zu passieren, berechnen
D( sin sinV Tϕ ϕ ϕ ϕ+ ∆ ) = × × ÷ ∆
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Sichtweite
• Geschwindigkeitsabhängig:• Sinusabhängig:• Bei gleichem Abstand der
optischen Achsen ⇒ keine kreisförmige Sicht
• Lösung: Fester Faktor G ⇒ unterschiedliche ∆ϕ ⇒ kreisförmige Sicht
= ( ) /R V T G× ∆= sin / sinG ϕ ϕ∆
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Toter Bereich
• Problem: bei |ϕ|<10° bzw. |ϕ−180°|<10°wird sinϕ klein
• Einzelauge kann keinen optischen Flußmehr wahrnehmen
• Lösung: 2 zusätzliche LMDs decken den vorderen, toten Bereich peilend ab
sR = /n siniV T ϕ ϕ⇒ × ∆ × ∆
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LMD-Paar im toten Bereich
• Jedes LMD hat 15 optische Achsen
• Optische Achsen/Zentren – sind beweglich– anpassbar an die aktuelle
Sichtweite/Geschwindigkeit• Bewegungsdetektion erfolgt
wie bei restlichen LMDs
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Bewegungsdetektion
• Je 2 Photorezeptoren (2 Kanäle) sind mit einem LMD verschaltet
• LMD extrahiert passierende Kontraste und mißt die Zeit ihrer Passage– Kontrast auf Kanal 1 löst Flanke aus– Kontrast auf Kanal 2 setzt diese wieder zurück– Resultierendes Signal entspricht der Zeitverzögerung beider
Kanäle– Signal wird bis zum Ende der Translation gespeichert, falls keine
neuen Kontraste erkannt werden– Prioritätsschaltung bevorzugt nähere Kontraste
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Elementares Verhalten
• Jeder EBC ist zuständig für 1 optische Achse ϕbzw. LMD
• EBC erhält gemessene Zeit von LMD• EBC berechnet hieraus
– eine Ausweichgeschwindigkeit, so daß der neue Sichtradius das Hindernis tangiert
– einen Ausweichwinkel β bedingt durch die Anziehung des Ziels und der Abstoßung des Hindernisses
– ϕ−β Rechtspassage und ϕ+β Linkspassage
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Elementares Verhalten (Fort.)
• Berechnung der Ausweichgeschwindigkeit
mit
2
1
( , , )V T g G TV
ϕ= × ∆
( ) 11 2 2( , , ) ( ) cos 1 sing G T T G Gϕ ϕ ϕ
−−∆ = ∆ × × + − ×
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Multisensorfusion
• Gewählte neue Geschwindigkeit bzw. Orientierung berechnen sich aus den Vorschlägen der EBCs und des Zieldetektors ZD
• Geschwindigkeitsvorschlag des Zieldetektors: 2
1
ZielZielV AccV
π ϕπ
−⎛ ⎞= × ⎜ ⎟
⎝ ⎠
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Multisensorfusion
• Wahl der Geschwindigkeit: – Minimum der Geschwindigkeitsvorschläge der EBCs
und des ZDs– beschränkt durch minimale/maximale Geschwindigkeit
• Wahl der Orientierung:– Getrennte Berechnung für Links- und Rechtsrotationen– Berechnung des Schnittes aller Links- bzw.
Rechtsrotationen– neue Orientierung entspricht dem Minimum der
Beträge der beiden Schnitte
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Wahl des nächsten Schrittes
• Rotationen nur – bei minimaler Geschwindigkeit– nach einer Translation mit
Minimalgeschwindigkeit• Ansonsten erfolgt eine Translation• Hieraus ergibt sich eine Einteilung in
Phasen
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Einteilung der Phasen
• Beschleunigungsphase: – Roboter beschleunigt schrittweise bis zur Maximalgeschwindigkeit
• Visuelle Annäherungsphase: – Bei Erkennung eines Hindernisses bremst der Roboter ab– Hindernis bleibt aber immer in Sichtweite
• Ausweichphase:– Nach einer Translation mit minimaler Geschwindigkeit– Beliebige Orientierungsänderung möglich, solange
Geschwindigkeit minimal bleibt
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Verlassen von Sackgassen
• Der fehlende Kartenaufbau und das Abstoßungs/Anziehungsprinzip legen ein Gefangenwerden in Sackgassen nahe
• Das resultierende Bewegungsverhalten führt zur nahen Passage von Hindernissen bzw. Wandverfolgung
• Der Prozeß der automatischen Wand-verfolgung verhindert das Gefangenwerden
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Fazit
• Linsenaugen sind nicht immer ideal• Wenig Pixel genügen für gute und schnelle
Orientierung• Raumbewegungs-Detektion teilweise wichtiger als
Raumbild-Detektion• Parallele und analoge Signalverarbeitung arbeitet
effizient, sogar mit unpräzisen Komponenten• Zu vielen Problemen der Robotik gibt es bereits
gute Lösungen in der Natur
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Quellennachweis• Franceschini, N.; Pichon, J.-M.; Blanes, C.: "Real time visuomotor
control: from flies to robots". Proc of the International Conference on Advanced Robotics, pp. 931-935, 1991
• Martin, N.; Franceschini, N.: "Obstacle avoidance and speed control in a mobile vehicle equipped with a compound eye". Proc of the Intelligent Vehicles '94 Symposium, pp. 381-386, 1994
• Nachtigall, W.: “Vom Fliegenauge zur Roboter-Orientierung – Bionikder Signalverarbeitung“. Bionik – Grundlagen und Beispiele für Ingenieure und Naturwissenschaftler, Springer-Verlag, pp. 189-193, 2002
• Srinivasan, M. V.; Poteser, M.; Kral, K.: "Motion detection in insect orientation and navigation". Vision Research 39, pp.2749-2766, 1999
• Penzling,H.: Ausgewählte Kapitel, Lehrbuch der Tierphysiologe, 6.Auflage Gustav Fischer Verlag, pp.453-484, 1996
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