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Historisches und Aktuelles
zur wissenschaftlichen Vogelberingung
in den ostdeutschen Bundesländern
unter besonderer Berücksichtigung von
Thüringen
U. Köppen
Thüringer Beringertagung 2016
Staatliche Vogelschutzwarte Seebach
29. Oktober 2016
© M. Jordan
14%
25%
23%
16%
22%
Hiddensee-Beringungen 1977 - 1989
n=1.369.610
Brandenburg
Thüringen
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Mecklenburg-Vorpommern
„Verwaltungsabkommen über die gemeinsame Sicherung der
wissenschaftlichen Vogelberingung“ der fünf ostdeutschen Bundesländer von 1994
Technische Aufgabenstellung (Art. 2):
- Ausbildung und Betreuung von Beringern als ehrenamtliche Mitarbeiter,
- Beschaffung und Bereitstellung von Ringen und Beringungshilfsmitteln,
- Sammlung, Bearbeitung, Archivierung und Bereitstellung aller durch Beringung gewonnenen
Daten,
- Koordinierung der Beringungsarbeit in den Ländern nach den Vorgaben der zuständigen
Landesstellen,
- Abstimmung der Arbeiten mit den anderen deutschen Beringungszentralen.
Wissenschaftliche Aufgabenstellung (Art. 3):
(1) ...ergibt sich aus dem nationalen und internationalen Forschungsbedarf. Sie ist mit den
anderen deutschen Beringungszentralen abzustimmen.
(2) Die Beringungszentrale erarbeitet in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen der
beteiligten BL ein wissenschaftliches Arbeitsprogramm für jeweils fünf Jahre, das der
Zustimmung des Beirates gem. Art. 5 bedarf.
(3) Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Vogelberingung stehen den Vertragsparteien
zur Verfügung.
Wohin fliegen sie?
Woher kommen sie?
Neue Methoden der Vogelzugforschung:
Satellitentelemetrie, Datenlogger, Lichtlogger,
stabile Isotope, Spurenelement-Muster etc.
Warum nehmen die Bestände mancher Vogelarten zu?
Warum gehen die Bestände anderer Vogelarten zurück?
Wie kann der „Erhaltungszustand“ einer Vogelart (EU-VSCHRL!)
bestimmt werden?
Welchen Einfluss hat die Jagd auf Vogelbestände?
Welche Wirkung haben Windkraftanlagen auf Vogelbestände?
Wird die „Vogelgrippe“ durch Zugvögel nach Deutschland übertragen?
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Vogelwelt aus?
Sind Zugvögel stärker durch den Klimawandel gefährdet als Standvögel?
….
„Verantwortliches Handeln setzt Wissen voraus!“
Andere Aufgaben !
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/
UmweltoekonomischeGesamtrechnungen/Indikatorenbericht2008,property=file.pdf
Die Methode Vogelberingung dient der
Erforschung der Biologie und Ökologie der Vögel
Dynamik von Vogelbeständen - demografische Prozesse
- kausale Hintergründe
- Populationsmodellierung
Demografie - Altersaufbau
- Fortpflanzungsraten
- Zu- und Abwanderungsraten
- Sterberaten
- Todesursachen
Physiologie und Genetik - Steuerung Zugverhalten
- Stoffwechselleistungen
- Nahrungsökologie
Saisonale Wanderungen - Zugverhalten
- Zugrouten
- Rastgebiete
- Winterquartiere
+ laufende Überwachung dieser Parameter,
Populationsmonitoring = zentrale Aufgabe der modernen
Beringungsmethode
Jahr 1
N1
Jahr 2
N2
?
Was steckt dahinter ?
Mit dem Fernglas nicht zu erkennen!!
- Überlebensraten
- Abwanderung + Bruterfolg
+ Zuwanderung
Strukturen von Populationen
• Altersaufbau
• Geschlechteraufbau
• Anteile reprod. Individuen
• Altersverteilung Brutvögel
„Leistungen“ von Populationen
• Reproduktionsraten
• Sterberaten
• Abwanderungsraten
• Zuwanderungsraten
Verhalten der Individuen
• Zugverhalten
• Ansiedlungsverhalten
• Umsiedlungsverhalten
• Erstbrutalter
Demografische Prozesse
... wurde erstmals 1899 vom dänischen Lehrer Mortensen verwendet,
... wird heute weltweit millionenfach in Forschung und Monitoring eingesetzt, … vermittelt Einblicke in das Vogelleben, die anders nicht erlangbar sind.
Der individuelle Kennring als persönlicher „Ausweis“ des Vogels
Wie wird beschrieben und beobachtet?
Informationen über Individuen:
Beringung Ort A, Zeitpunkt A Rückmeldung Ort B, Zeitpunkt B
individuelle Eigenschaften: Geschlecht, Alter, Gewicht, Brutstatus
individuelle Leistungen: Zuggeschwindigkeiten, erreichtes Alter...
Informationen über Vogelpopulationen:
Zusammenschau von Informationen über Individuen
(Stichprobe) erlaubt Rückschluss auf Populationen
(Grundgesamtheiten), der sie entstammen
© C. Rohde © M. Jaschke
© H. Lange
© M. Melle
© S. Weisheit
© S. J. Reich
© G. Kuhnert
© H. Lange
© C. Rohde
©M. Mähler
© F. Joisten
Ohne ehrenamtliche Spezialisten geht (auch hier) gar nichts!
- Spezielles Wissen um die Lebensgewohnheiten der Vögel, die schonendsten
Fangmethoden sowie hohes Verantwortungsbewusstsein und Liebe zum Tier sind
unabdingbar!
- Die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Vogelberingers sind an keiner Schule
erlernbar, sie können nur durch jahrelange praktische Anleitung erworben werden.
- Durch hauptamtliche Kräfte wäre der erforderliche Aufwand niemals leistbar !
(Kosten!).
Hiddensee-Bereich:
- 300 ehrenamtliche Mitarbeiter
(Beringer) (1964 – 2015),
- ausschließlich mit spezieller behördlicher
Genehmigung tätig,
- Erteilung von Genehmigungen nur
nach strenger Prüfung der Befähigung,
- Prüfungskurse und Weiterbildung
obligatorisch.
2014
zugelassene Beringer
Teilnehmer Beringerkurse
2012 2013 2014 2013 2014 2015 2016
Brandenburg 61
60
60 4 1 2 4
Sachsen-Anhalt 55 54 55 1 3 2 -
Sachsen 50 52 51 2 1 2 3
Mecklenburg-Vorpommern 48 49 50 1 3 4 1
Thüringen 60 58 59 - 2 1 1*
Schleswig-Holst. / Hamburg -/1 1 -/1 1/-
Baden-Würt./ Hessen 1/2 2/1 1
Berlin/Niedersachsen 1/1 1/1 1
Österreich 1
274 273 275 14 16 14 11
Personal in Zahlen…
Wissenschaftliches Arbeitsprogramm 2011-2015
Bilanz
∑ Beringungen bzw. UF
im 5-Jahres-Zeitraum /Thüringen
1. Internationales Monitoring Greifvögel und Eulen 24.043 (bis 2014) (ca. 35%)
2. Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen (IMS) 35 UF / 7 (20%)
3. Bundesweites Integriertes Monitoring Rauchschwalbe 51.093 / 2.484 (5%)
4. Internationales Farbmarkierungsprogramm Wanderfalke 1.133 / 355 (31%)
5. Länderübergreifendes Beringungsprogramm Weißstorch 7.806 / 197 (2,5%)
6. Länderübergreifendes Farbmarkierungsprogramm Fischadler 2.683 / 1
7. Länderübergreifendes Farbmarkierungsprogramm Graureiher 592 / 31 (5,2%)
8. Bundeslandübergreifendes Farbmarkierungsprogramm Schwarzstorch 300 / 95 (31,7%)
9. Bundesweites Beringungsprogramm Bartmeise 6.972 / 134 (1,9%)
10. Internationales Farbmarkierungsprogramm Seeadler 899 / 2 (0,25%)
11. Bundesweites Farbmarkierungsprogramm Bleßralle 1.326 / 1 (0,001 %)
12. Länderübergreifendes Markierungsprogramm Bienenfresser 3.295 / 0
13. Internationales Beringungsprogramm Feldlerche 10.752 / 1.494 (13,9%)
14. Länderübergreifendes Farbmarkierungsprogramm Kormoran 2.657 / 0
15. Länderübergreifendes Farbmarkierungsprogramm Dohle 10.103 / 3.227 (32%)
Zentrale Programme in Thüringen 2007 -2015 (Anzahl Beringungen/Jahr)
S. Kreutzer
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Wanderfalke
Graureiher
Schwarzstorch
Weißstorch
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Feldlerche
Dohle
Rauchschwalbe
Tannenmeise
…und thüringer Spezialitäten 2007 -2015 (I) (Anzahl Beringungen/Jahr)
S. Kreutzer
0
50
100
150
200
250
300
350
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Hohltaube
Bruchwasserläufer
Rotmilan
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Sperlingskauz
Uhu
Steinkauz
Rauhfußkauz
thüringer Spezialitäten 2007 -2015 (II) (Anzahl Beringungen/Jahr)
S. Kreutzer
0
100
200
300
400
500
600
700
800
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Fichtenkreuzschnabel
Gebirgsstelze
Mehlschwalbe
Wasseramsel
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Raubwürger
Bekassine
Beringungszentrale Hiddensee
Beringer und Beringungsergebnisse im Jahr 2015 (Stand vom 25.05.2016)
Insgesamt wurden von 239 Beringern bzw. Beringergemeinschaften 119.908 Vögel von 239 Arten
bzw. Unterarten oder Hybridformen beringt.
Anzahl beringter Vögel beringte „Arten“
Mecklenburg-Vorpommern 38.815 175
Brandenburg 18.760 145
Sachsen-Anhalt 24.150 138
Sachsen 18.470 148
Thüringen 19.591 129
Bayern 3 1
Niedersachsen 2 1
Berlin 1 1
Antarktis/Bellingshausen 30 2
Mongolei 86 9
∑ 119.908
Jährliche Gesamtzahlen beringter Individuen*
2011 bis 2015 (korrigiert)
*) per 10.03.2016 0
50.000
100.000
150.000
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
An
za
hl
Be
rin
gu
ng
en
Jahr
Mecklenburg-VorpommernBrandenburgSachsen-AnhaltSachsenThüringenandere
0
20
40
60
80
100
120
140
160
64 67 70 73 76 79 82 85 88 91 94 97 200020032006200920122015
n x
1000 B
erin
gungen
Jahr
Jährliche Anzahlen archivierter
Rückmeldungen Hiddensee – Ringvögel*
1990 - 2015
*) Stand 10.3.2016
0
10000
20000
30000
40000
50000
60000
1990 1995 2000 2005 2010 2015
n R
ückm
eld
un
ge
n
Jahr
Kurzfr. Ortsfunde bis 90 Tage, n=217.127
Langfr. Ortsfunde > 90 Tage, n=219.913
Nahfunde bis 100 km, n=75.331
Fernfunde > 100km, n=51.062
Südpolarskua EA 181295
Ablesung Ende 2014
Jährliche Anzahlen archivierter Rückmeldungen „fremder“ Ringvögel
1993 – 2015*
*) Stand 23.2.2016
n = 40.835
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
An
za
hl R
ückm
eld
un
ge
n
Jahr
Der digitale Hiddensee-Daten“Schatz“
Ende 2015
5.639.717 DS Hiddensee-Beringung
704.251 DS Hiddensee-Wiederfund
487 Vogel“arten“
sowie
51.722 DS „fremde“ Ringvögel (B+W)
45 Beringungszentralen weltweit
204 Vogel“arten“
501 459
670
482
725
632
823
1.055 1.132
1.100
0
500
1000
1500
2000
2500
1964
1967
1970
1973
1976
1979
1982
1985
1988
1991
1994
1997
2000
2003
2006
2009
2012
2015
n
Jahr
Ringablesungen n = 278.408
Wiederfunde (tot, krank...) n = 3.347
beringte Individuen n = 58.634
kontrollierte Inividuen
Ringfunde in Europa markierter Weißstörche >100 km vom BO, n=49.476 WF
betreffend 21.146 Ringvögel (1910 – 2012).
Mittlere Fundentfernungen im Winter (Monate XI, XII und I) von im ersten Lebensjahr
stehenden bzw. über vier Jahre alten Weißstörchen der Nordwestlichen Randpopulation für
Ostzieher (Fundjahre 1912 – 2012) und Westzieher (1935 – 2012); Mittelwerte (Punkte) mit
95%-Konfidenzintervall beidseitig.
Unterschiedliche Zugentfernungen
Sahel: Oktober - November
E-Afrika: Dezember - Februar
S-Afrika: Dezember - Februar
Schaub et al. 2008
Demografische Konsequenzen der Zugrichtung -
Ostzieher
Journal of Avian Biology 46: 001–006, 2015
Skipping-type migration in a small Arctic wader, the Temminck ’ s stint Calidris
temminckii
Terje Lislevand and Steffen Hahn T. Lislevand (terje.lislevand@um.uib.no), Univ. of Bergen,
Univ. Museum of Bergen, PO Box
Journal of Ornithology
DOI 10.1007/s10336-015-1262-x
Strong cascading effect of weather conditions on prey availability and annual breeding
performance in European bee-eaters Merops apiaster
Susanne Arbeiter, Martin Schulze, Peter Tamm, Steffen Hahn
JOURNAL OF EVOLUTIONARY BIOLOGY
Earlier breeding, lower success: does the spatial scale of climatic conditions matter in a
migratory passerine bird?
A Grimm, B M Weiß, L Kulik, J-B Mihoub, R Mundry, U Köppen, T Brueckmann, R
Thomsen, A Widdig
Volume 5, 23: 5722–5734, December 2015
Natur und Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern 42: 74-80, Greifswald 2014
Bruterfolgsmonitoring bei Sturmmöwen in der Wismarbucht
B Heinze, A Köhler
0
10
20
30
40
50
60
1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015
n
Jahr
Jährliche Publikationen 1976-2015
….und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Wir danken
- allen ehrenamtlichen Hiddensee- Beringern,
- allen Ringablesern und Ringfundmeldern in Deutschland und in aller
Welt,
- den Naturschutzbehörden der ostdeutschen Bundesländer für die
stabile Sicherung des Hiddensee-Beringungswesens und die sehr gute
fachliche Zusammenarbeit!
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