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Hypertensive Krise
Notarzt-Refresherkurs 5. Mai 2006
Helmut Geiger
Hypertensive Krise: Theorie... Und Praxis
Warum der Blutdruck steigt
1. Allgemein: Angst, Stress, Schmerz2. Bei Patienten mit Hypertonie: Medikamente
vergessen/abgesetzt, unterdosiert etc.; reduzierte Regulationsfähigkeit bei langjährigem Hypertonus
3. Spezielle Situationen: • Renal: Akute Glomerulonephritis, Hypervolämie bei
chron NINS, Nierentrauma, Abstoßungsreaktion,...• Medikamente: NSAR, Cortison, ...• Drogen: Kokain, Amphetamine, LSD• Schwangerschaft: Eklampsie• Phäochromozytom-Krise
Was bewirkt ein akuter Blutdruckanstieg?
Herz und Gehirn
können linear zur Blutdruckhöhe Dysfunktionen zeigen
<-> Lungenödem (*) bzw. Hirnödem
(*) Das Herz muss praktisch immer vorgeschädigt sein
Herz: Hypertensives Lungenödem
• Ein gesundes Herz hält jeden Blutdruck aus• Diastolischer Dysfunktion (häufig)!!: Steife
Ventrikelwände (beim hypertrophierten Hypertonieherz) brauchen bereits in Ruhe oder bei normalen RR einen erhöhten Druck, damit der Ventrikel von hinten gefüllt werden kann
• RR ↑↑ -> Füllungsdruck↑↑ -> Vorhofdruck li. ↑↑ -> Lungenkapillardruck ↑↑ -> Lungenödem
• Ähnlich bei systolischer Dysfunktion oder bei funktioneller Mitralinsuffizienz
• Schnell reversibel nach Blutdrucksenkung!
Hypertensives Lungenödem
• Je schlechter der Ventrikel, desto blitzartiger kann sich ein hypertensives Lungenödem entwickeln
• Deshalb schwer herzkranke Patienten (die z.B. schon mehrmals dekompensiert waren) großzügig antihypertensiv behandeln.
100
50
050 100 150 200 Blutdruck in mmHg
MAP
CBF: ml/min/100g
Normal autoregulation
NormotensiveNormotensive
Hypertensive AutoregulationHypertensive Autoregulation
100
50
050Systemischer Blutdruck150 200 mmHg
MAP
CBF: ml/min/100g
Abnormal autoregulation
110 mm Hg
60 mm Hg
150 mm Hg MAP
200 mm Hg MAP
Cerebraler Blutfluss
Systemischer RR
Hypertensive Encephalopahtie
Definition: Hypertensive Krise
• „krisenhafte“ Blutdrucksteigerung• Mit Endorganschäden • Ausschlaggebend: Geschwindigkeit des
RR-Anstieges / Höhe des Ausgangsplateaus
• Sofortige und schnelle Blutdrucksenkung erforderlich (i.v. Therapie, Intensivstation zum engmaschigen Therapiemonitoring)
Hypertensive Dringlichkeit
Entgleister Blutdruck ohne Endorganschäden,
Langsame Senkung (p.o.)
Ambulante Behandlung
Verwirrung um Definition bzw. Nosologie: Übersetzung aus dem Englischen
• Hypertensive emergency vs. urgency
• Emergency = „Krise“ = Notfall
Organmanifestationen: Reversible und Irreversible
• Augen: Retinale Blutungen• Cerebral: Insult (ischämisch oder hämorrhagisch)
subarachnoidale Blutunghypertensive Encephalopathie
• HNO: Nasenbluten• Koronar: Angina pektoris bis Akutes Koronarsyndrom
Akuter Herzinfarkt• Kardial: Akute Linksinsuffizienz („hypertensives
Lungenödem“)• Vaskulär: Aortendissektion• Renal: Akutes Nierenversagen
Probleme für den Notarzt:Banal oder lebensbedrohlich?
1. Vor Ort ist die klinische Symptomatik nicht sicher einzuordnen (breite DD Thoraxschmerz und cerebrale Symptomatik) - könnte eine hypertensive Krise (und damit ein lebensbedrohlicher Zustand) vorliegen?
2. Oder haben haben Schmerz und Angst anderer Ursache eine Blutdrucksteigerung hervorgerufen?
3. Oder liegt eine Kombination vor?
Atemnot......für hypertensive Krise spricht:
• Relativ plötzlich auftretend, im Liegen stärker als im Sitzen
• Kardiale Vorgeschichte, Hypertonieanamnese• Feuchte RG‘s, RR sehr hoch
• Th: Lasix 40 – 80 mg i.v., Nitrospray 1-2 Hübe, Ebrantil (12,5) 25-50 mg i.v.
Thoraxschmerzen...DD cardial-ischäm./ hypertensiv, Aortensyndrom, Pulmonal-vasc., DD vertebrogen
• Typische Klinik oder typisches EKG nicht immer vorhanden.
• Therapie in der Annahme des schlimmsten Falles (Akutes Koronarsyndrom, Ao.dissekt.): RR-Senkung vordringlich mit ß-Blocker
• Th.: Breviblock 10-50 mg i.v., (bei „unübersichtlichen“ Fällen Titrieren mit 10 mg i.v. beginnen); dazu dann Ebrantil und Schmerztherapie
Schlaganfall
• Senkung erst bei > 220 mm Hg syst. Oder >120 mg Hg diastol.
i.v. – Antihypertensiva: Urapidil (Ebrantil)
• Wirkungseintritt 2-5 min• Wirkungsdauer 20-30 min• Dosierung 12,5-25mg Bolus
• Inf. 10 - 50mg/h• Spez. Indikation
• Zerebrovask.• Sonstige hypertensive Notfälle
• Probleme: Hypotonie
Wirkungsweise Uradipil
i.v.-Antihypertensiva: Esmolol / Breviblock
• Wirkungseintritt 1-2 min• Wirkungsdauer 10-20 min• Dosierung Bolus 10-50 mg bzw. 0,5
mg/kgKG i.v. 50 -100g/kg/min• Spez. Indikation Aortendiss.;
ACS• Probleme Hypotension
Zusammenfassung
• Ein erhöhter Blutdruck ohne weitere Symptomatik muss nicht akut gesenkt werden, im Gegensatz dazu:
• Die Blutdruckkrise mit Endorganversagen erfordert sofortige und aggressive i.v.-Therapie auf „Verdacht“,
• auch wenn vor Ort und ohne Apparatemedizin ist eine exakte Diagnostik kaum möglich ist.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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