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Dieser Sonntag im Februar 2015lässt sich ganz entspannt an –keine Hektik, kein Gedränge im

Teilnehmerbereich. Die zahlreichenHelfer sind noch mit dem Aufbau desStartbanners beschäftigt, während derspärliche morgendliche Autoverkehrunbehelligt bleibt. Alles ist organisiert,keiner lässt sich aus der Ruhe bringen.Die Sportler können sich auf der inzwi-schen gesperrten Straße ausgiebig ein-laufen, gleich hier findet sich auch dieKleiderabgabe. Ach ja, die Aufstellung

der Mobil-WCs verzögert sich etwas,der Fahrer hat wohl verschlafen. Recht-zeitig ist aber alles bereit, und die enga-gierte Karnevalband „Os BrilhantesGuerrilhas“ sorgt für Stimmung.

Gut hundert Marathonis haben sich ein-gefunden, als das Auftaktsignal für die42 Kilometer ertönt. Neunzig Minutenspäter geht eine erheblich größere Scharvon Halbmarathonis auf die Strecke, ge-folgt von den jungen Wilden des Mini-Marathons. Vor drei Jahren ist der Laufins Leben gerufen worden, jetzt wirddas Event mit der vollen Distanz nachoben hin abgerundet. Nachdem ichschon bei der Premiere des „Meia Mara-tona do Funchal“ vor Ort war, will ichmir den ersten Marathon in Funchalnicht entgehen lassen. Inzwischen be-kannte Gesichter einheimischer Athle-ten sind dabei, und auch einige Deut-sche haben sich eingefunden. Die Mehr-heit der Teilnehmer ist von der Insel,

sodass sich der angenehme Charaktereiner Veranstaltung von und für dieEinheimischen einstellt, bei der interna-tionale Gäste gern gesehen sind.

Während ich mir ein gleichmäßigesTempo ohne Zeitziel vorgenommen ha-be, legt die Spitze einen erwartet zügi-gen Schnitt vor. Unter die örtlichen Ta-lente hat sich Mike aus Thale gemischt,der sich für die Senioren-Weltmeister-schaft im August vorbereitet. Seine Vor-gabe hat der sympathische Mittvierzigerselbstbewusst mitgeteilt, eine 2:40er-Zeit darf es schon sein. Die erste Hälfteder Marathonroute wird in drei etwasieben Kilometer umfassende Rundenmit Wendepunkten gelaufen. Dadurchkönnen Zuschauer und Teilnehmer dasSportlerfeld gut beobachten.

Schon bei der ersten Begegnung seheich Mike, mit langen Schritten dem Feldvorauseilen. Er macht schlicht sein eige-nes Tempo. Interessant ist bei dieserGestaltung des Parcours außer der Be-obachtung der Führungsspitze, dassman die Freude am Dabeisein mit denanderen teilen kann, denn wir begegnenuns immer wieder. Mit zwei Läufern auseinem Nachbarort Funchals komme ichins Gespräch. Für beide ist es der ersteMarathon, sie sind guter Dinge und wirunterhalten uns eine Weile. Zum Glückist Englisch wegen der engen Kontaktezu Großbritannien und der vielen Tou-risten auf der Blumeninsel weit verbrei-tet.

Blicke auf die felsige Küste und dasspiegelnde Meer sind ein abwechslungs-reiches Rahmenprogramm der erstenRunden, die oberhalb des Hotelviertelsan der Estrada Monumental und derAvenida do Infante entlangführen. Mit

Palmen und Platanen bestückte Alleenspenden einen angenehmen Schatten.Vom ehrwürdigen Fünf-Sterne-HotelBelmond Reid’s Palace ist nur dieschlichte Straßenseite sichtbar. Wermag, kann dort später zum High Tea ingehobener Atmosphäre den Nachmittagverbringen, angemessene Kleidung vo-rausgesetzt. Den Wendepunkt in Höhedes Casinos und der bronzenen Statuevon Kaiserin Sissi passiert jeder Teil-nehmer, der beim Überlaufen der Kon-trollmatte nach einem akustischen Sig-nal von den Helfern auf den nächstenAbschnitt der Strecke geschickt wird.

Am beliebten Stadtpark Santa Catarinaentlang werden wir hinunter an die Ha-fenpromenade geführt. Der Halbmara-thonkurs endet hier, während wir Lang-

distanzler noch einige Kilometer voruns haben. Die Avenida do Mar ist dieFlaniermeile für jede Tageszeit; Cafésund Restaurants bieten herrliche Aus-blicke auf das Meer und den Hafen. Diebewohnten Anhöhen im Hintergrundrunden das Panorama auf die Stadt Fun-chal ab. Wir passieren den Bauern-markt, der täglich frische Feld- undMeeresfrüchte in einmaliger Farben-pracht offeriert. Auch die nächste Wen-demarke ist historisch: Die äußerlichschlichte Kathedrale Sé markiert denMittelpunkt des städtischen Lebens.

Nun sind einige Hundert Meter Kopf-steinpflaster in der Altstadt zu bewälti-gen. Ich sehe das als Abwechslung zumglatten Asphalt, für die Schnellsten istes aber eine gewisse Herausforderung.Als ich der Spitze des Rennens wiederbegegne, hat sich ein Wechsel vollzo-gen. Mike läuft mit in sich gekehrtem,ernstem Blick an zweiter Position. Eine

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REPORTAGE | Funchal Marathon

Die Morgensonne steht am blauen Himmel, eine milde Brise weht vom Meerherüber, das Thermometer zeigt etwa 18 Grad an. Ideale Laufbedingungen,während in Deutschland die Kälte herrscht. Die Insel Madeira, das bedeutetFrühling mitten im Winter, milde Temperaturen und ein angenehmes Klima.Da drängt sich die Idee eines Marathons oder Halbmarathons als früher Sai-soneinstieg eigentlich auf. Doch Halt! Bei Madeira denken viele an die steil ausder tiefen See ragende Vulkanformation, die bis auf fast zweitausend Meterüber Normalnull ansteigt. Kann es den Organisatoren da überhaupt gelingen,einen Marathon ins Leben zu rufen, der nicht gleich als Bergrennen daher-kommt?

Wissenswertes zu Madeira

Die Hauptinsel des Archipels ist etwa so groß wie Hamburg.1418 wurde die unbewohnte Insel von Portugal in Besitz genommen und besiedelt. Madeira liegt an wichtigenSeewegen nach Afrika und Südamerika.Seit Ende des 19. Jahrhunderts aufkommender Tourismus durch den europäischen Adel.Heute leben von den 230.000 Einwohnern etwa 40 Prozent in der Hauptstadt Funchal.Wichtigste Wirtschaftszweige: Tourismus, Landwirtschaft, Fischerei.Der Fremdenverkehr ist auf Natur und Wandern ausgerichtet, aufgrund der fehlenden Sandstrände gibt eskeinen Massentourismus.Berühmtester Sportler ist der Fußballer Cristiano Ronaldo, dem in Funchal ein Museum gewidmet ist.

Marathon im Blütenparadies

von Günter Bütepage

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Blase am Fuß setzte ihm zu, wird er spä-ter berichten. Damit kann er dem Füh-renden nur mit Abstand folgen. CarlosFreitas ist eines der Lauftalente Madei-ras, er arbeitete sich vehement an dieSpitze und verteidigt sie mit Bravour.

Beim Finish zeigt Mike dann seine Freu-de über den zweiten Platz und wird so-gleich vom einheimischen Fernsehsen-der interviewt. Mit einer Zeit von 2:42Stunden ist er unter diesen Umständenvollauf zufrieden.

Der Zielbereich präsentiert sich über-sichtlich und gut strukturiert, eine Tri-büne für die Zuschauer ermöglicht denbesten Blick auf das Geschehen. Die er-folgreichen Sportler werden mit Medail-len und gut gefüllten Verpflegungsbeu-teln versorgt. Ein Massageservice für diemüden Beine wird weiterhin angeboten.Bald hängen die ersten Ergebnisse aus,und die Siegerehrungen beginnen. Nachden Gesamtgewinnern werden auch dieersten drei aller Altersklassen auf dasPodest gerufen und erhalten einen an-sehnlichen Pokal.

Der Maratona do Funchal hat sich alssympathisches Event mit einer gelunge-nen Organisation erwiesen. Das Teamum Policarpo Gouveia, dem Präsidentendes Leichtathletik-Verbands Madeiras,hat eine Veranstaltung mit Zukunft aufdie Beine gestellt, die sicher noch viel

mehr Starter verdient. Der Laufkursmag beim ersten Anschauen einige Fra-gen aufwerfen, doch ist er durchdachtund bietet den Teilnehmer eine gelun-gene Kombination aus Leistung sowieGenuss, und ein Bergmarathon ist er si-cherlich nicht.

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Informationen zum Funchal Marathon

Nächster Termin: 31.01.2016Distanzen:Marathon, Halbmarathon, Mini-MarathonStreckenverpflegung: alle 3 km mit Wasser, Iso-Getränk, Bananen oder RiegelnStreckenprofil: leicht wellig, Ziel liegt ca. 60 mtiefer als der StartZielschluss:Marathon 6:30 Std., Halbmarathon3:00 Std.Finisher 2015:Marathon 81, Halbmarathon 360,Mini-Marathon 501Medaillen für alle Finisher von Marathon und HalbmarathonPrämien für die ersten drei im Marathon bei Frauen und MännernPokale für die ersten drei der Altersklassen bei Marathon und HalbmarathonHomepage:www.funchalmarathon.com

Madeira – To-dos

Bauernmarkt Mercado dos Lavradores in FunchalEssen in der Altstadt: Espada (Schwarzer Degen-fisch) und Espetada (Fleisch am Lorbeerholzspieß)Besichtigung Monte (Korbschlittenfahrt), Botanischer Garten mit SeilbahnfahrtGabo Girao, 580 m hohe SteilklippePorto Moniz mit NaturschwimmbeckenSantana, traditionelle Reetdachhäuser der BauernPico do Arieiro (1.818 m) oder Pico Ruivo (1.862 m)Sao Lourenco und OstspitzeLevada-Wanderung: Netz von über zweitausendKilometern Bewässerungskanälen mit Wander-wegenBesichtigung Fischerort Camara de LobosWeinprobe bei Blandys in FunchalWalbeobachtung/Bootsfahrt

REPORTAGE | Funchal Marathon

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