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Abfahrt Richtung Billiglöhne? Die aktuelle Ausgabe der mopinio befasst sich unter anderem mit verschiedenen Aspekten des Busmarktes. Im Regionalverkehr werden durch Ausgründungen und Sub-Vergaben Tariflöhne unterwandert – ein extremes Beispiel für diese Bestrebungen kommt von der deutsch-tschechischen Grenze. Und im boomenden Fernbusmarkt locken eine Menge neuer Anbieter mit billigen Tickets für Reisen durch die Republik. Der Preiswettbewerb läuft auf vollen Touren. Negative Folgen für die Beschäftigten in den Bussen sind absehbar – soziale Vorgaben und Arbeitnehmerrechte wurden bei der Marktfreigabe durch die Politik nicht berücksichtigt.
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- 1. Busverkehr: Abfahrt Richtung Billiglhne Ausgabe 03/2013
- 2. Hier passt alles zusammen: Qualitt aus einer Hand! Die
mobifair-Zertifizierungs- und Beratungsgesellschaft mbH untersttzt
Unternehmen, Verbnde und Institutionen mit einer Vielzahl von
Dienstleistungen. Sie alle sind miteinander verbunden und bieten in
den Bereichen Beratung, Zertifizierung, Bildung und Kontrolle
individuelle Lsungen an. Den Guten eine Chance! B e r at ung Kon
trol le Z ertifiZ ierun g Bi l d u n g Kontakt: mobifair GmbH
Westendstrae 52 60325 Frankfurt Tel. : +49 (69) 271 39 96 - 6 Fax :
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- 3. 3 Editorial Impressum Herausgeber: mobifair e. V.
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info@mobifair.eu www.mobifair.eu Geschftsfhrer: Helmut Diener
(verantwortlich) Redaktion: Brigitte Klein/ Tobias Lipser
presse@mobi- fair.eu Druck: alpha print medien AG Kleyerstrae 3
64295 Darmstadt Eingetragen im Vereinsregister Frankfurt am Main:
VR 13555 Ab ins Beet. Unsere Arbeit trgt weiter Frchte. Es ist wie
im Garten, was faul ist muss weg. Und da sind wir gerade heftig am
Aussortieren. Ab ins Beet hie es gemeinsam mit dem ARD-Magazin
Plusminus und da fanden wir die Bahnbus- gesellschaft RBO, die
grenzberschreitend in Tschechien einen Ableger gest hat, aber
leider nicht dngen wollte. Also den Mitarbeitern ihrer
tschechischen Tochter- gesellschaft fr viel zu viel Arbeit viel zu
wenig Lohn bezahlt. Das war nicht gut, liebe Deutsche Bahn, wenn
man unter die zehn besten Arbeitgeber rutschen will. Im
Fernbusverkehr luft das nicht besser. Hier wchst viel Unkraut, weil
man dort die falsche Erde verwendet. Die wurde von der
Bundesregierung gemischt und man hat doch glatt nicht gewollt, dass
der Boden sozialdumpingfrei gehalten wird. Das rcht sich jetzt und
so mssen die fleiigen Grtner, in diesem Fall Busfahrer, alles
geben, damit sich die Dumping- fahrpreise auch rechnen. Da ist man
schon mal viel zu lange unterwegs oder man setzt wieder einmal mehr
auf gnstigere osteuropische Erntehelfer. Wir sind mit im Bus und
werden beweisen, dass der Gartenplaner hier ganz etwas Wichtiges
vergessen hat: Kontrollen, um vor Frost zu schtzen. Die
Landesgartenschau, unsere Beiratssitzung, war ein voller Erfolg. Es
ging um die vielen Blten in der Tarif treuelandschaft. Nur noch
drei Bundeslnder setzen auf Unkraut und wollen weder einen
Mindestlohn noch ein Tariftreuegesetz. Aber die Sense ist gewetzt
und letztendlich werden sie nicht daran vorbeikommen, dass auch
diese Grten blhen. Bleiben wir aktiv : Auf eine gute Ernte! Aus dem
Inhalt Titelthema: Abfahrt Richtung Billiglhne Fernbus: Preiswert
durch die Republik...S. 7 mobifair Beiratssitzung........S. 9
mobifair zertifiziert Abellio Rail NRW.......................S. 14
Meldungen................................S. 16 Editorial Helmut
Diener, Geschftsfhrer mobifair intern:
Projektabschlsse....................S. 12 Die Firma schreibt die
Stunden auf, die sie braucht...................... S. 4
Konservative und Liberale senken Sozialstandards fr entsendete
Arbeitnehmer in Europa...........S. 6
- 4. mopinio 03/20134 Busverkehr Auszge aus dem Gesprch mit einem
betroffenen Busfahrer: Die Firma schreibt die Stunden auf, die sie
braucht Das im Grenzverkehr Deutschland/Tschechien operierende
Busunternehmen RDS schickt seine Fahrer zu tglichen
14-Stunden-Schichten auf deutschen Linienstrecken los, wie mobifair
herausfand. Klglicher Lohn fr die Beschftigten: Umgerechnet um die
zwei Euro die Stunde. RDS fhrt im Auftrag der RBO, einer Tochter
der DB AG. mo- bifair hat mittlerweile die zustndige Behrde, die
Staatsanwaltschaft Passau, wegen Verstoes gegen das
Arbeitszeitgesetz eingeschaltet. mobifair: Du bist seit fnf Jah-
ren bei der RDS und fhrst die Buslinie Zelezna Ruda-Passau. Wie oft
fhrst du am Tag? Vladislav Vlach: Zweimal nach Passau und zurck.
mobifair: Wann ist Dienstbeginn? Vlach: Ich komme um 4.50 Uhr zur
Arbeit, Abfahrt ist um 5.25 Uhr. Um 7.26 sind wir in Passau und um
7.45 Uhr fahren wir zurck nach Zelezna Ruda. Dazwischen ungefhr 15
Minuten Pause und in Zelezna Ruda nochmal eine halbe Stunde.
mobifair: Um elf Uhr fhrst du wieder nach Passau, Ankunft ist um
13.09 Uhr? Vlach: Ja, genau. Ich habe drei Stun- den Pause, muss
aber Papiere schrei- ben, den Bus waschen und tanken. Um 16.10
fahre ich zum Bahnhof an die Haltestelle und um 16.25 Uhr fa- hren
wir wieder nach Zelezna Ruda. Danach wieder sauber machen, viel-
leicht tanken und um 19 Uhr habe ich Feierabend. mobifair: Das ist
eine Schichtzeit von 14 Stunden tglich. Vlach: Ja. 14 Stunden
insgesamt. Neun Stunden fahren und fnf Stun- den Pause mit Bus
subern und so. mobifair: Wie oft machst du das in der Woche? Vlach:
Fnf Tage die Woche nach Passau und manchmal nochmal zustzlich diese
Route und mit dem Skibus/Wanderbus zum Arber, aber am Sonntag. 6,40
Stunden und zwei Stunden Pause. mobifair: Das wrde 280 Stun- den im
Monat bedeuten. Deine Lohnzettel weisen im Schnitt netto um die
22.000 tschechische Kronen aus. Das sind umge- rechnet knapp ber
800 Euro. Vlach: Ja. Ich komme auf einen Stundenlohn von unter drei
Euro. mobifair: Der vorliegende Stundennachweis sieht nicht aus,
als ob alles ordentlich aufgeschrieben wurde. Vlach: Ja. Die
Stunden stimmen nicht. Die Firma schreibt die Stun den auf, die sie
braucht, aber die Stunden der Fahrer stimmen nicht.
- 5. 5 Busverkehr Das ARD-Magazin plusminus hat ber die
Ergebnisse der mobifair-Recherchen berichtet, die Bahn bereits im
Vorfeld des TV-Beitrags vehement dementiert und alle Vorwrfe von
sich gewiesen. Das Unternehmen RDS hat mittlerweile teilweise
reagiert und die Arbeitsbedin- gungen der Fahrer verndert. Die
Staatsanwaltschaft Passau prft die Strafanzeige von mobifair gegen
RDS wegen Versten gegen Arbeitszeitrecht und Lenk-
zeitenverordnung. In Brssel haben die Abgeordneten des
Beschftigten- ausschusses des EU-Parlaments den Plnen der EU-
Kommission zur Aufweichung der Entsenderichtlinie eine Absage
erteilt auch ausgelst durch die mobifair-Re- cherchen an der
tschechischen Grenze. Sozialdumping in Europa msse endlich wirksam
bekmpft und ein fairer Wettbewerb im Binnenmarkt sichergestellt
werden, er- klrten die Sozialdemokraten im Parlament. Die Abgeord-
neten drngen darber hinaus auf eine so genannte Ge-
neralunternehmer-Haftung. Wenn Firmen also Sub- und sogar
Sub-Sub-Unternehmer einsetzen, sollen sie knftig auch die
Verantwortung dafr bernehmen, dass alle die- se Betriebe die
vorgeschriebenen Standards einhalten. Immer mehr Unternehmen nutzen
Werkvertrge oft al- lerdingsnurScheinwerkvertrgeund Ausgrndungen
von Gesellschaften, um im Personalbereich Kosten zu drcken. Das
gilt nicht nur fr die Busbranche, obwohl gerade im Bahnbusbereich
ein 60- bis 70prozentiger An- teil an Subunternehmen verzeichnet
werden muss. Bei Scheinwerkvertrgen liegt die Bezahlung der Beschf-
tigten oft noch unter der Lohnuntergrenze fr Leiharbeit. Prfungen,
etwa wegen illegaler Arbeitnehmerber- lassung, gestalten sich
extrem schwierig. Kontrollme- chanismen greifen kaum, da ebenso wie
bei den Sozi- alleistungstrgern auch beim Zoll zu wenig Personal
eingesetzt wird. Aber auch reale Werkvertrge machen Probleme. Die
Tarifbedingungen des Auftragsunterneh- mens werden unterlaufen. Die
Aufgabentrger stehen auf dem Standpunkt, dass Sub-Unternehmen keine
Ta- rifbindung brauchen. Der schwarze Peter bleibt somit wieder an
den Beschftigten hngen, die gleiche Arbeit fr weniger Lohn leisten.
Entsprechende Verordnungen, die solche Praktiken einschrnken, sind
Mangelware. Betriebsrat und Sub-Unternehmen
- 6. mopinio 03/20136 Busverkehr Die grenzberschreitende
Beschftigung von Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmern in Europa
nimmt zu. Im- mer hufiger werden auch im Bereich der Befrderung
Mitarbeiter von ihren Firmen in EU Lnder entsandt. Hufig kommt es
dabei zu Sozialdumping und selbst die bestehenden Regeln werden
noch unterlaufen. Deshalb hat die Europische Kommission eine
Durchsetzungs- richtlinie zur Entsenderichtlinie vorgelegt, die im
Be- schftigungsausschuss des Europaparlamentes im Juni zur
Abstimmung stand. Die konservativ-liberale Mehr- heit will die
Durchsetzungsbestimmungen jedoch dazu missbrauchen, in Zukunft die
sozialen Standards in Eu- ropa weiter zu senken. Gegen die Stimmen
der Sozial- demokraten wurden zahlreiche Verschlechterungen fr
entsandte Arbeitnehmer in Europa verabschiedet. Konservative und
Liberale senken Sozialstandards fr entsendete Arbeitnehmer in
Europa Von Jutta Steinruck und Ismail Ertug, beide MdEP, beide SPD
Beschftigungsausschuss des Europischen Parla- mentes stimmt ber die
Durchsetzungsrichtlinie zur Entsenderichtlinie ab Gerade Kraft- und
Busfahrer sind hiervon besonders stark betroffen, da ihr
Arbeitsplatz anders als in vielen anderen Sektoren immer mobil ist.
Im Falle von Missbrauch der bestehenden Regelungen zum Schutz vor
Ausbeutung kann in Zweifelsfllen auch das Herkunftsland des
Arbeitnehmers als rechtliche Grundlage verwendet werden. Das hat
zum Beispiel zur Folge, dass entsandte Arbeitnehmer dann nach den
Tari- fen des Herkunftslandes bezahlt werden knnten, sofern es
keine gesetzlichen Mindestlhne im Aufnahmestaat gibt. Diese
Vorschlge hhlen Sozialbestimmungen in den einzelnen Mitgliedstaaten
aus und knnen so nicht akzeptiert werden. Auch das knftige Verbot
des Ver- bandsklagerechtes fr Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer
ist fr uns vllig inakzeptabel. Diese Form der Klage muss mglich
sein, wenn ArbeitnehmerInnen ge- gen ihren fehlenden Lohn oder
andere Vergehen der Ar- beitgeber vor Gericht gehen wollen. Das
ffnet weiterem Lohndumping Tr und Tor, was offenbar im Sinne der
CDU/CSU und FDP ist. Auch wenn auf Druck der Sozialdemokraten
Kontroll- rechte gestrkt werden konnten und verbindliche Haf-
tungsregeln fr den Generalunternehmer aufgenommen wurden, bleibt
unter dem Strich eine Richtlinie, die ent- sandte Arbeitnehmer
schwcht. Damit haben schwarz- gelbe Europaabgeordnete Europa ein
Stck unsozialer und unmoralischer gemacht. Leider haben die Grnen
sie dabei am Ende untersttzt. BayernSPD Der Personaleinsatz in den
Sub-Unternehmen wird auf Kosten der Arbeitnehmer flexibel
gehandhabt. blich sind Zwangsteilzeit Einsatz nur in
Auftragsspitzen- zeiten, z.B. beim Schlerverkehr auf 450-Euro-Basis
oder immer neue befristete Vertrge. Dabei sehen sich auch
Betriebsrte mit einer ganzen Reihe zustzlicher Probleme
konfrontiert. Die Mitbestimmungsrechte bei Dienstplangestaltung,
Arbeitszeit, Arbeitsschutz und internen Versetzungen auch fr
Leiharbeit mssen konsequent durchgesetzt werden, oft braucht der BR
einen sehr langen Atem und Mut zu Auseinanderset- zungen. Mit einem
Urteil des Bundesarbeitsgerichtes vom Juli wurde der Betriebsrat
bereits gestrkt: Bei unbefristeter Leiharbeit kann er seine
Zustimmung ver- weigern. Dennoch bleibt in diesem Bereich eine
Menge zu tun. Rechtsexperten sind sich in der Auffassung einig,
dass das Betriebsverfassungsgesetz gerade auf die BR- Rechte in
Sachen Leiharbeit dringend berarbeitet wer- den muss.
nderungsbedarf besteht allerdings auch bei den Vorgaben der Lnder
fr die Gestaltung der PNV- Verkehre oder bei EU-Verordnungen.
Besonders fr den Fall der Betreiberwechsel bei Auftragsvergaben
mssen verbindliche Regelungen zum Schutz der Beschftigten getroffen
werden. Grundstzlich gilt, dass Betriebsrte weiter und besser
qualifiziert werden mssen, um ihre zum Teil bereits vorhandenen
Rechte im Zusammen- hang mit Sub-Unternehmen und Fremdarbeitskrften
effektiv wahrnehmen zu knnen.
- 7. 7 Dass der potenziell lukrative Markt viele Anbieter an-
lockt, ist offensichtlich. Bis Ende 2012 gab es ganze 86
Fernbuslinien innerhalb Deutschlands davon die mei- sten von und
nach Berlin. Seit der Marktffnung zum Jahresanfang 2013 hat sich
das Angebot nach Anga- ben des Verkehrsministeriums nahezu
verdoppelt. Al- lein zwischen Januar und Mrz sind die Unternehmen
MeinFernbus.de; city2city, DeinBus.de, public express, Flixbus und
Univers mit ihren Linien gestartet, Post und ADAC haben ihre eigene
Grooffensive fr den Herbst angekndigt. Ein Drittel des Marktes wird
angepeilt, teilte der ADAC mit. Das ist ein dicker Brocken, denn
nach Experteneinschtzungen beluft sich das Gesamt- umsatzvolumen
auf etwa 400 Millionen Euro. Damit ist eine weitere Verschrfung des
Preiswettbe- werbs unumgnglich. Bereits jetzt unterbieten sich die
Unternehmen mit gnstigen Ticketpreisen. Ebenso ab- sehbar sind
allerdings die Folgen fr die Beschftigten in den neuen Bussen. Wie
mobifair bereits im Vorfeld der Preiswert durch die Republik wer
zahlt im Endeffekt die billigen Tickets? Mit der Freigabe des
Fernbuslinienmarktes in Deutschland haben sich die Bedingungen
nicht nur fr Reisende verndert betroffen von der Liberalisierung
sind auch die Beschftigten in den Busunternehmen, denn soziale
Vorgaben und Arbeitsnehmerrechte wurden bei der Novellierung des
Gesetzes nicht bercksichtigt. Den Markt von seinen jahrzehntealten
Fesseln befreit nennt das Verkehrsminister Ramsauer und freut sich:
Wir erleben eine Aufbruchstimmung: viele neue Angebote,
kostengnstig quer durch Deutschland zu reisen. Fernbusse
Busverkehr
- 8. mopinio 03/20138 Busverkehr Gesetzesnovelle warnte, sind die
Fahrer akut von Lohn- und Sozialdumping bedroht. Auch die
Gewerkschaft ver.di befrchtet, dass der scheinbar unausweichliche
Preiskrieg allein auf dem Rcken der Fahrer ausgetra- gen wird. Nach
Recherchen von mobifair gibt es bereits jetzt deutsche
Busunternehmen, die nur noch Fahrer aus dem europischen Ausland
einstellen selbst- verstndlich mit dem Lohnniveau ihres
Heimatlandes. ver.di berichtet zudem von tschechischen oder kroa-
tischen Sub-Unternehmern, die ihre Angestellten nach dortigen
Arbeitsbedingungen beschftigen, dann aber im innerdeutschen
Linienverkehr einsetzen. Kontrollen nicht eindeutig geregelt Welche
Auswirkungen auf Arbeit und Beschftigung die Liberalisierung des
Marktes hat, soll erstmals 2017 berprft werden. Viel zu spt,
kritisiert mobifair und fordert Regelungen, um die Standards der
Beschfti- gungsverhltnisse zu sichern. Bereits bei der Konzes-
sionsvergabe sollten nur solche Anbieter den Zuschlag erhalten, die
sich zur Einhaltung von sozialen Standards verpflichten. Der
Gesetzgeber habe bei der Novellierung des
Personenbefrderungsgesetzes soziale Aspekte auen vor gelassen,
bemngelt der Verein und fordert umgehend Nachbesserungen. Auch die
Kontrollbefug- nisse mssten dringend geklrt werden. Derzeit sind
die Zustndigkeiten fr Kontrollen im Fernbuslinienverkehr zwischen
Bund und den Lndern nicht eindeutig gere- gelt. Fernbusse aber
fahren lndergrenzen-bergrei- fend. mobifair fordert eine
einheitliche Kontrollinstanz, wie zum Beispiel das Bundesamt fr
Gterverkehr (BAG). Eindeutige Wettbewerbsverzerrung Handlungsbedarf
sieht mobifair ebenso wie die Gewerk- schaft EVG zudem bei den
Kosten fr die Busanbieter. Anders als Schienenunternehmen, die
Kosten fr Tras- sen und Infrastruktur zu tragen haben, zahlen die
Fern- busse keine Maut. Eine klare Wettbewerbsverzerrung,
kommentiert mobifair. Wer zahlt fr die Busbahnhfe? Kosten bernehmen
sollen die Busbetreiber auch fr Omnibusbahnhfe geht es nach dem
Deutschen Std- tetag. In vielen Stdten sind derzeit provisorische
Hal- tepunkte eingerichtet, die Vielzahl der neuen Anbieter drngt
sich etwa in Frankfurt in mehr oder minder chaotischen Reihen. Die
Unternehmen drngen die Stdte, entsprechende Einrichtungen
vorzuhalten, in etlichen Kommunen wird derzeit ber entsprechende
Plne nachgedacht. Die Stdte fordern die Betreiber der Fernbuslinien
auf, Investitionen in den Bau von Busbahn- hfen zu ttigen. Das
allerdings wre ein Kostenfaktor, der die Kalkulation der billigen
Reisepreise nachhaltig beeinflussen knnte und damit den
Befrchtungen, dass Sparmanahmen zu Lasten der Beschftigten ge- hen,
weiter Nahrung gibt.
- 9. 9 beiratssitzung mobifair-Wal fr Tariftreuegesetz Alexander
Kirchner, Vorsitzender der Gewerkschaft EVG wrdigte in seiner Rede
den Preistrger als Politiker, der immer den Menschen in den
Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt habe. Das Tariftreuegesetz des
Landes Nordrhein-Westfalen knne aus gewerk- schaftlicher Sicht als
vorbildhaft bezeichnet werden. Al- lerdings, so Kirchner, knnten
Tariftreuegesetze immer nur ein erster Schritt auf dem Weg zu
fairen Lhnen und gerechten Arbeitsbedingungen sein. Der Begriff
soziale Marktwirtschaft msse mit neuem Leben erfllt werden.
WerVollzeitarbeitet,mussvonseinemVerdienstsichund seine Familie
ernhren knnen, sagte Kirchner. Leider sehe die Realitt zunehmend
anders aus. Besonders die europische Politik werde hauptschlich von
den Wett- bewerbskommissaren bestimmt. Wir brauchen aber ein Europa
der Menschen, nicht ein Europa der Mrkte, so der
Gewerkschaftsvorsitzende bei der Verleihung des Fairnesspreises an
Guntram Schneider. Gerade bei f-
fentlichenAusschreibungendrfebillignichtlngerein magebliches
Kriterium sein, sondern Qualitt msse in den Vordergrund gerckt
werden. Wettbewerb ber den Preis gehe immer auf Kosten der
Arbeitnehmer. Fr sein Engagement bei der Gestaltung von Tariftreue-
gesetzen wurde auch Karl-Heinz Zimmermann, Vor- sitzender des
Zentralen Betriebsgruppenausschusses Eisenbahnen in der SPD, mit
dem Fairnesspreis aus- gezeichnet. mobifair-Geschftsfhrer Helmut
Diener sagte, durch die Untersttzung von Zimmermann seien viele
Tren aufgestoen und viel erreicht worden. Die Diskussion um die
Tariftreue sei nicht neu, so der 2. Vorsitzende von mobifair, Dirk
Schlmer, bereits im 19. Jahrhundert gab es nach seinen Worten in
Wrttem- berg die Vorschrift Mindestlohn ist einzuhalten. Der Weg
bis zu heutigen Gesetzen allerdings war durchaus steinig. Besonders
nachdem die EU mit ihren Liberalisierungs- bestrebungen die
Dienstleistungsfreiheit forcierte, wurde es umso wichtiger, sagte
Schlmer, Rahmenbedingungen fr Standards zu schaffen. Was ist
wichtiger Dienstlei- stungsfreiheit oder die Rechte der Menschen?,
fragte er. Der Europische Gerichtshof habe sich mit seinen Urtei-
len gegen die Arbeitnehmer gestellt und damit den Tarif-
treuebestrebungen einen schweren Rckschlag erteilt. Es bleibe immer
noch viel zu tun. Nachdem nun die Mehr- heit der Bundeslnder
Tariftreuegesetze in Kraft gesetzt habe, stelle sich die Frage nach
Kontrolle der Einhaltung von Bedingungen und Vorgaben. Dies knne,
so Schlmer, auch eine Aufgabe von mobifair sein. Ein Pr-Qualifizie-
rungsverfahren fr Unternehmen, die sich um Auftrge bewerben,
erleichtere die Auswahl fr die Aufgabentrger und mache Vergaben
kalkulierbarer. Immer kontrovers, so Fairnesspreistrger Guntram
Schneider, sei das Thema Tariftreue gewesen. Das Gesetz in NRW habe
gegen die Vorurteile ist nicht zu kontrol- lieren, schafft
Brokratie, hemmt Wachstum durchge- setzt werden mssen. Wir werden
mit unserem Gesetz das Gegenteil beweisen, versicherte Schneider.
Neben einem Mindeststundenlohn von 8,62 Euro (Schneider: dynamisch
festgelegt) wurden andere soziale Aspekte wie Ausbildung und
Frauenfrderung festgelegt. Kontroll- mechanismen wrden derzeit
entwickelt. Fr seine mageblichen Verdienste um das Tariftreuegesetz
Nordrhein-Westfalen hat mobifair Guntram Schnei- der, Minister fr
Arbeit, Integration und Soziales des Bundeslandes mit dem
Fairnesspreis ausgezeichnet. ber- reicht wurde die Ehrung im Rahmen
der Beiratssitzung von mobifair in Fulda.
- 10. mopinio 03/201310 beiratssitzung Rezept gegen Lohndumping
oder Papiertiger? Lndertariftreuegesetze kontrovers
Podiumsdiskussion in Fulda v. l. : Udo Willms, Dr. Walter Arnold,
Alexander Kirchner, Uli Rhm, Guntram Schneider, Gerhard Ameis, Dirk
Schlmer, Dr. Thorsten Schulten Die Standpunkte der Befrworter und
Gegner des Themas Tariftreue blieben auch whrend der
Podiumsdiskussi- on im Rahmen der mobifair-Beiratssitzung
kontrovers. Whrend Vertreter von SPD, Gewerkschaften oder wissen-
schaftlichen Instituten dafr pldierten, Tariftreuegesetze zu
verankern, um soziale Mindeststandards zu sichern, sprachen sich
konservative Politiker und Vertreter von Arbeitgeberverbnden dafr
aus, allein den Tarifpartnern die Regelungen zu berlassen. Die
Debatte ist nicht neu, in der Mehrheit der deutschen Bundeslnder
haben sich jedoch mittlerweile die Befrworter durchgesetzt.
Lediglich drei Bayern, Hessen und Sachsen haben keine
entsprechenden Landesgesetze erlassen. Unter dem Motto Tariftreue
Allheilmittel gegen Lohn- und Sozialdumping? fand eine
Podiumsdiskussion mit Vertretern von Parteien, Unternehmen und
wissenschaft- lichen Instituten statt. Die kontroversen
Auffassungen, die Tariftreue- und Vergabegesetze seit langem
begleiten, wurden auch hier wieder deutlich. Vertreter der SPD, wie
Minister fr Arbeit, Integration und Soziales in NRW Gun- tram
Schneider und der NRW-Landtagsabgeordnete Dirk Schlmer stellten
klar, dass nur mit der gesetzlichen Fest- schreibung von Standards
die Interessen der Beschftigten gesichert werden knnen und Schluss
sein muss mit dem Motto der billigste Anbieter erhlt den Zuschlag.
Unter- sttzung erhielten sie von Dr. Thorsten Schulten vom Wirt-
schafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der
Hans-Bckler-Stiftung ebenso wie von Alexander Kirchner. Auch
Gerhard Ameis, Geschftsfhrer der Nrnberger Wach- und
Schliegesellschaft, besttigte, dass gerade bei ffentlichen Vergaben
der Preis das einzige Kriteri- um sei. Dr. Walter Arnold,
CDU-Landtagsabgeordneter in Hessen vertrat dagegen ebenso wie Udo
Willms, Ge- schftsfhrer der Arbeitgebervereinigung ffentlicher
NahverkehrsunternehmendenStandpunkt,dassdieTarif- partner soziale
Fragen selber lsen sollten, Tariftreue- gesetze daher nicht ntig
seien. Gewerkschaftsvorsitzender Alexander Kirchner machte
deutlich, dass eine Festschreibung von Mindestlhnen in Bei Auftrgen
mssen die Vorgaben vorher geklrt werden. Dreizehn von sechzehn
Bundeslndern waren mutig. Dirk Schlmer Schneider: Der Wettbewerb um
Auftrge kann nicht ber den Faktor Kosten ausgetragen werden. Bei
ffent- lichen Auftrgen msse die Qualitt dominieren. Gute Arbeit
beinhalte auch ordentliche Bezahlung. Von Arbeit msse man
ordentlich leben knnen, Tariftreuegesetze seien dazu ein wichtiger
Schritt, der auch mit der Wrde der betroffenen Arbeitnehmer zu tun
habe. Allerdings, so Schneider in Fulda: Kein Gesetz ersetzt
gewerkschaft- liche Strke. Es geht nur mit aktiven Gewerkschaften.
Er habe die Auszeichnung von mobifair gerne entgegen- genommen,
obwohl er ansonsten im politischen Leben Ehrenzeichen nicht
annehme, sagte der Minister, weil es gewerkschaftspolitisch ein so
wichtiges Thema ist. Die jhrliche Beiratssitzung von mobifair und
die Verlei- hung des Fairnesspreises an Guntram Schneider fanden im
Esperanto-Hotel in Fulda statt. Der erste Vorsitzende von mobifair,
Jrg Krger konnte eine Reihe von Ehren- gsten begren, die an der
Veranstaltung und der an- schlieenden Podiumsdiskussion
teilnahmen.
- 11. 11 beiratssitzung Die ffentliche Hand war bisher der
unseriseste Auftraggeber. Das einzige Kriterium ist der Preis.
Gerhard Ameis In Deutschland sind weniger als 60 Prozent der
Unternehmen tarifgebunden, damit sind wir in Westeuropa am unteren
Ende. Dr. Thorsten Schulten Es wre besser, wenn die Politik sich
zurckhielte. Die Tarifpartner schaffen das selber. Udo Willms
Tarifpartner sind bestens geeignet, sich alleine zu einigen.
Gesetze mssen nicht regeln, was der Markt selbst kann. Dr. Walter
Arnold Wir brauchen auch Kontrollmecha- nismen, Meldestellen und
Klagerecht fr die Beschftigten. Das Tariftreue- gesetz ist nur ein
erster Schritt. Alexander Kirchner Wettbewerb um Auftrge kann nicht
ber den Faktor Kosten ausgetra- gen werden. Das ist Wettbewerb auf
den Knochen der Arbeitnehmer. Guntram Schneider Gerhard Ameis von
der Nrnberger Wach- und Schlie- gesellschaft beklagte, dass gerade
die ffentliche Hand bisher als unseriser Auftraggeber
hervorgetreten sei. Einziges Kriterium sei der Preis, Qualitt
spiele keine Rolle. Gerade im Bereich der
Sicherheitsdienstleistungen sei diese Einstellung zynisch. Um kein
Papiertiger zu bleiben, msse ein Tariftreuegesetz erst mit Leben
erfllt werden, davon merke er in seinem Bereich noch nichts. Dass
neben Mindestlhnen auch weitere Vergabe- kriterien in
Tariftreuegesetzen festgeschrieben werden mssen, war Konsens
zwischen den Befrwortern der Regelungen. Um Wettbewerb auf Kosten
der Arbeitneh- mer einzudmmen, mssen konkrete Vorgaben gegen
Sozialdumping Bedingung sein. So lange allerdings Bil- liganbieter
nach wie vor bevorzugt werden, bleiben die Probleme existent.
Minister Guntram Schneider stimmte zu, immer mehr Un- ternehmen
weigerten sich, Tarifbindungen einzugehen. Die Festschreibung eines
Mindestlohnes sei in jedem Fall wichtig, denn manche Unternehmen
zahlten trotz Tarif- vertrag weniger als die gesetzlich
festgelegten Betr- ge. Aus seiner Erfahrung mit dem
Tariftreuegesetz des Landes Nordrhein-Westfalen sagte er, schon die
Auffas- sungen von Lohndumping seien unterschiedlich. Die Po- litik
msse in manchen Bereichen eingrenzen so auch Thorsten Schulten,
Vertreter des WSI, ergnzte, dass in Deutschland weniger als 60
Prozent der Unternehmen tarifgebunden seien. Ganz im Gegensatz zu
den europ- ischen Nachbarstaaten. In Frankreich, Belgien oder den
Niederlanden liege diese Rate bei bis zu 90 Prozent. mit einem
Mindestlohn beginnend bei 8,50 Euro die Stun- de. Vergabe- und
Tariftreuegesetze seien aber nicht nur Lndersache, auch der Bund
sei gefordert. Tariftreuegesetzen alleine aber nur ein erster
Schritt sein kann. Wichtig sei die Benennung eines reprsentativen
Tarifvertrages. Seit 20 Jahren werde das Tarifrecht syste- matisch
ausgehebelt, nur deswegen sei die Mindestlohn- debatte
entstanden.
- 12. mopinio 03/201312 Projekte Die jhrlich verursachten Kosten
arbeitsbedingter psychi- scher Belastungen beziffern sich laut
eines von der Hans- Bckler-Stiftung in Auftrag gegebenen Gutachtens
auf fast 30 Milliarden Euro. Der DAK-Gesundheitsreport 2013
beispielsweise spricht bezglich der Zunahme der Ar-
beitsunfhigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen gar von der bei
weitem aufflligsten Entwicklung im Arbeitsunfhigkeitsgeschehen seit
etwa 15 Jahren. Im Vergleich zu anderen Arbeitsunfhigkeitsursachen,
so die zusammenfassende Bewertung der DAK, sei dies eine
beispiellose Entwicklung. Der Gesundheitsreport 2012 der Barmer GEK
besttigt diese Entwicklungsten- denz. Was die Anzahl
krankheitsbedingter Fehltage an- geht, rangieren laut diesem
psychische Erkrankungen nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-System
aktuell auf Platz zwei im Arbeitsunfhigkeitsgeschehen. Auch der
Fehlzeit-Report 2012 des Wissenschaftlichen Insti- tuts der AOK
(WIdO) spiegelt diese Entwicklungstendenz wider. Gem diesem ist die
Zahl der psychischen Er- krankungen seit 1994 um 120 Prozent
angestiegen. Wie lsst sich der Risikofaktor Stress eindmmen? Schon
seit Jahren weisen unterschiedlichste Studien und Untersuchungen
auf eine alarmierende Zunahme psychischer Erkrankungen in deutschen
Unternehmen hin. 53 Millionen Krankheitstage im Jahre 2012 gehen
darauf zurck, so der Stress-Report der Bundes- regierung.
Statistiken der Krankenkassen sprechen die gleiche Sprache. Allein
die Diagnose Burnout, so eine Hochrechnung des WIdO bezogen auf die
mehr als 34 Millionen gesetz- lich Krankenversicherten in
Deutschland, fhrte 2011 fr mehr als 130.000 Personen zu einer
Krankschreibung, was wiederum ein Ausfallzeitenvolumen von
insgesamt 2,7 Millionen Fehltagen nach sich zog. Dementsprechend
sehen sich auch immer mehr Perso- nal- und Betriebsrte mit der
Problematik konfrontiert. Allerdings besteht groe Unsicherheit, das
Thema aktiv anzugehen. Lassen sich klassische Risikofaktoren, wie
Lrm, Staub, Gefahrstoffe usw. eindeutig identifizieren und
kategorisieren sowie entsprechende Handlungs- erfordernisse,
basierend in der Regel auf klar ausfor- mulierten gesetzlichen
Grundlagen relativ eindeutig ableiten, so gestaltet sich die
Situation bei der Analyse psychischer Belastungen sehr viel
schwieriger. Insbe- sondere die Unbestimmtheit der gesetzlichen
Regu- lierung dieses Problemfeldes im Rahmen des Arbeits-
schutzgesetzes erweist sich in diesem Zusammenhang fr viele
Betriebs- und Personalrte hufig als zustz- licher Hemmschuh. Fr den
Verkehrsbereich wurde eine Handlungshilfe entwickelt, die sich, im
Rahmen der Durchfhrung von Gefhrdungsbeurteilungen, speziell auf
die Erfassung psychischer Belastungen in Verkehrsunternehmen be-
zieht bzw. in ihrer Konzeption explizit auf die Besonder- heiten
und Erfordernisse der Verkehrsbranche ausge- richtet ist. In einer
von mobifair initiierten Vorstudie im Rahmen des Projektes
Psychische Belastungen am Arbeits- platz wurde dieser Entwurf unter
Beteiligung von Betriebsrten, Fhrungskrften, Fachkrften fr Ar-
beitssicherheit aus diversen Konzernteilen der DB AG sowie der dbgs
Gesundheitsservice GmbH hinsicht- lich seiner theoretischen sowie
praktischen Fundie- rung einer ersten Vorprfung unterzogen. Sowohl
aus theoretisch-wissenschaftlicher als auch praktischer Sicht
ergaben sich dabei zahlreiche Ansatzpunkte fr Verbesserungen,
Anpassungen und Ergnzungen. Unter Hinzuziehung des Dortmunder
Forschungsbros fr Arbeit, Prvention und Politik (DoFAPP) wurde nun
die berarbeitung abgeschlossen und mobifair legt die Handlungshilfe
vor. Projekt Psychische Belastung
- 13. 13 projekte mobifair hat im Rahmen eines Projektes
Bestimmungen, ihre Einhaltung und Kontrolle sowie die Mglichkeiten
weitergehender Regelungen in Deutschland, aber auch in sterreich
und der Schweiz untersucht. Ausgangs- punkt war dabei unter
anderem, dass Arbeitsschutz nicht immer etwas mit Unfallverhtung,
Sozialrumen oder Arbeitsmitteln zu tun hat. Zum Ar- beitsschutz
gehren auch gesetzlich geschtzte Rahmenbedingungen, wie die
Arbeitszeit oder eine notwendige Qualifizierung. Gerade in diesem
Bereich kann durch Unterlaufen bestehender Bestim- mungen dem Lohn-
und Sozialdumping Vor- schub geleistet wer- den. Vor allem weil er
schwieriger zu kontrol- lieren ist als andere, die vorgeschriebene
Normen vorweisen mssen. In der Schweiz und in s- terreich wurden
durch die Ge- werkschaften auch andere Flle von Lohn- und
Sozialdumping durch Unterschreiten bestehender Arbeitsschutzbe-
stimmungen beobachtet, zum Beispiele Verste gegen Arbeits- und
Pausenzeiten und gegen die Arbeitsstt- tenverordnung (fehlende
Sozialrume, Arbeits- oder Schutzkleidung) genannt. Eine bertragung
der zum Teil deutlich niedrigeren Sicherheitsstandards aus dem ost-
europischen Raum wirkt hier ein und bietet den Unter- nehmen einen
Kosten- und somit Wettbewerbsvorteil, der nach Ansicht von mobifair
klar im Bereich des Lohn- und Sozialdumpings angesiedelt werden
muss. Viele osteuropische Mitarbeiter haben hierbei noch nicht
einmal ein Problembewusstsein, da sie die in ihrem Hei- matland
vorgeschrieben Arbeitsschutzbestimmungen Kontrollmglichkeiten mssen
verbessert werden Arbeitsschutz ist in Europa nach wie vor ein
Thema von groer Brisanz. Wie Beispiele aus den Nachbarlndern
Schweiz und sterreich zeigen, existieren in den dortigen Systemen
gewerkschaftspolitische Handlungsmglich- keiten, die durchaus
Anreiz geben, den Blickwinkel Arbeitsschutz zu erweitern.
einhalten. Diese entsprechen teilweise aber nicht den im
Einsatzland geforderten Bestimmungen. In der Schweiz wird eine
weitreichende Kontrolle zur Einhaltung der Arbeitszeiten durch die
schweizerische Bahnaufsicht sichergestellt. Mit diesem Mittel, das
primr dem Arbeitsschutz durch Einhal- tung der vorgeschriebenen
Arbeits- zeiten dient, lassen sich sekundr Lohn- und Sozialdumping
Be- strebungen verhindern. In Deutschland gibt es diese Form der
Kontrollen im Schienengterverkehr nicht. Nichtsdestotrotz hat die
Liberalisierung aber auch hier einen harten Preis- und Kon-
kurrenzkampf ausge- lst, der nicht selten auf dem Rcken der Be-
schftigten sowie zu La- sten von Sicherheits- und
Arbeitsschutzvorschriften ausgetragen wird. In Anbetracht dessen
erschiene es in der Tat not- wendig, derartige Kontrollen auch im
deutschen Gterverkehrssystem zu etablieren. In sterreich hat sich
eine konzernweite Informations- schiene etabliert, ber die Unflle
und Arbeitsschutz- verste zentral registriert werden. Dadurch
ergeben sich neue Ansatzpunkte zu einer Verbesserung des Ar-
beitnehmerschutzes innerhalb und auerhalb des BB- Konzerns. So
konnte durch dieses Monitoring eine wei- tere Verschlechterung der
Ausbildungsstandards und Verkrzung der Ausbildungszeiten verhindert
werden. Ferner wurde eine Sensibilisierung der Arbeitgeberseite
erreicht, die zu einem besseren Schutz der Arbeitneh- mer gefhrt
hat. Projekt Arbeitsschutz
- 14. mopinio 03/201314 mobifair intern Die Abellio Rail NRW GmbH
wurde von der mobifair Zertifizierungs- und Beratungs-GmbH mit dem
mobi- fair-Sozialzertifikat ausgezeichnet. Damit bescheinigt
mobifair der Hagener Niederlassung des Unterneh- mens die
unbedingte Einhaltung fairer Arbeitsbedin- gungen und vorbildliche
Lohn- und Sozialstandards. Karl-Heinz Zimmermann, Geschftsfhrer der
mobifair GmbH bergab das Zertifikat an die Geschftsfhrung der
Abellio Rail. Abellio zeigt, dass Wettbewerb fair ber Qualitt
gefhrt und gewonnen werden kann und nicht auf dem Rcken der
Beschftigten ausgetragen werden muss, bewertet er die Auszeichnung.
Er for- derte, dass bei ffentlichen Ausschreibungen knftig die
sozialen Aspekte als Muss-Vorschrift aufgenommen werden, besonders
bei Betreiber-Wechseln sei dies ein wichtiger Aspekt. Abellio hat
sich zertifizieren lassen, um ein Zeichen und ein klares Bekenntnis
zu sozialen Standards zu set- zen, sagte Ronald R. F. Lnser,
Geschftsfhrer des Unternehmens. Auch im harten Wettbewerb auf dem
Verkehrssektor msse klar sein, dass Menschen nicht als Kostenfaktor
angesehen werden drften. Das knne weder im Interesse der
Aufgabentrger noch der Ver- kehrsunternehmen liegen. Gemeinsam mit
Karl-Heinz Zimmermann brachte Lnser den ersten Zertifizie-
rungs-Aufkleber an einem Abellio-Zug an. Knftig wer- den alle Zge
des Unternehmens dieses Zeichen tragen. Faire Arbeitsbedingungen
bei Abellio Die mobifair Zertifizierungs-GmbH prft Unternehmen der
Verkehrswirtschaft auf die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen,
einschlgiger Richtlinien und die An- wendung von Lohn- und
Sozialstandards. Abellio wird mit der Verleihung besttigt, dass
vorbildliche Standards eingehalten werden und darber hinaus die
Arbeitszeit- und Arbeitsschutzbestimmungen angewendet und ge-
wissenhaft kontrolliert werden. v. l. : Geschftsfhrer der
mobifair-GmbH: Karl-Heinz Zimmermann und Geschftsfhrer der Abellio
Rail NRW GmbH: Ronald R. F. Lnser Terminhinweis:
Mitgliederversammlung 2013 Die diesjhrige Mitgliederversammlung von
mobifair findet am 8. Oktober um 11 Uhr in Fulda statt. Tagungsort
ist das Esperanto-Hotel. Eingeladen sind alle Mitglieder von
mobifair e.V. Die offizielle Einladung mit Tagesordnung wird noch
verschickt. Vorab die Bitte: Termin notieren. i Zertifizierung
- 15. 15 ETF-Kongress Die Finanzkrise wurde unlngst zu einer
sozialen Krise. Betroffen sind die Menschen, die die Arbeit machen.
Ban- ken werden gerettet und Politiker reden ber Milliarden, was
macht jedoch der gewhnliche Arbeitnehmer. Ihn betrifft diese
Sparpolitik am strksten. Unternehmen dr- cken ihre Lohnkosten unter
dem Vorwand der schlechten wirtschaftlichen Lage und kassieren ab
im Schatten der Krise. Arbeitsbedingungen werden immer schlechter.
Ausbeutung ist an der Tagesordnung und selbst Regie- rungen fangen
an Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. Die ETF reprsentiert rund 2,5
Millionen dieser Menschen und errterte in Berlin, wie die
Auswirkungen dieser Kri- se abgefangen werden knnen. Die
Konsequenzen sehen in den verschiedenen Mitgliedslndern
unterschiedlich aus, jedoch bleibt es ein gemeinsames Problem.
Zusam- men wollen sie einen Weg finden und ihre Ziele umsetzen. Es
wird ein generelles Umdenken gefordert. Der Vorsitzende der
Eisenbahn- und Verkehrsgewerk- schaft (EVG) Alexander Kirchner
wurde als ETF-Vice- prsident im Amt besttigt. Er forderte eine
strkere Von der Krise zur Gerechtigkeit Vernetzung der
Verkehrstrger und eine einheitliche Verkehrspolitik. In der
Forschung und Entwicklung fehl- ten die Gelder und die
Infrastruktur sei veraltet. Die so- zialen Standards sieht Kircher
vernachlssigt. Wenn es um die Liberalisierung geht, gibt die
Kommission harte Muss-Regeln vor, wenn es um soziale Standards
geht, dann nur weiche Kann-Vorschriften. Europische Lsungen gefragt
mobifair begegnen die sozialen Folgen tglich in der Re-
cherchearbeit. Es fahren Busfahrer mit Dumpinglhnen Grenzverkehre
und Lokfhrer fhren Zge quer durch Europa. Im Rahmen ihres
Arbeitsprogramms hat die ETF eine Forderung nach verstrkten
Kontrollen beschlossen, um den sozialen Missbrauch zu stoppen.
mobifair begrt diesen Weg und wird diesen Beschluss untersttzen.
Der ETF-Kongress bot die Mglichkeit, ber den soge- nannten
Tellerrand zu schauen. Die Probleme der anderen europischen Lndern
sind die eigenen. Nur im gegen- seitigen Austausch knnen
Erfahrungen helfen und dem sozialen Abstieg in Europa
entgegengetreten werden. ETF-Kongress 2013 Die Europische
Transportarbeiter Federation (ETF) hatte zum Kongress nach Berlin
geladen. Unter dem Motto FROM GLOBAL CRISIS TO GLOBAL JUSTICE Von
der globalen Krise zur globalen Gerechtigkeit diskutiert rund 500
Gewerkschafter aus 41 Lndern ber die Sparpolitik in Europa und
deren Auswirkungen auf die Beschftigten in der
Verkehrsbranche.
- 16. mopinio 03/201316 Der DGB hat eine Initiative zur Reform
der Minijobs an- gestoen. Gemeinsam mit Verbnden und Wissenschaft-
lern richten die Gewerkschaften einen Appell an die Politik,
regulre Beschftigung zu frdern und die Nied- riglohnfalle Minijobs
zu beenden. Minijobs seien kein Sprungbrett in regulre
Beschftigung, sondern eine Niedriglohnfalle, sagte
DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach zum Start der Initiative.
Es sei hchste Zeit, die Minijobmauer zu durchbrechen, regulre
Beschf- tigung zu frdern, die Gleichberechtigung zu strken und den
Fachkrftebedarf zu sichern. Der gemeinsame Aufruf ist ein breiter
Konsens und dringender Appell an die Politik, die Minijobs endlich
zu reformieren. Unter- sttzt wird die Aktion von 16 Verbnden sowie
23 Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Der IG Metall
Bezirk Kste und das Unternehmen Meyer Werft wollen einen
Tarifvertrag vereinbaren, der sozi- ale Mindeststandards festlegen
und die Kontroll- und Mitspracherechte des Betriebsrates bei
Werkvertrgen strken soll. Damit reagieren Gewerkschaft und Unter-
nehmen auf den Tod von zwei rumnischen Leiharbeit- nehmern, die fr
eine Fremdfirma auf der Meyer Werft in Papenburg gearbeitet haben.
Die beiden Mnner waren bei einem Brand in ihrer Unterkunft ums
Leben gekom- men. Vereinbart wurde darber hinaus, dass das Un-
ternehmen eine Sozialcharta vorlegt und eine strkere Kontrolle von
Wohnraum stattfindet. Auerdem wird eine Task Force eingerichtet,
die die aktuelle Situation von Arbeitnehmern mit Werkvertrag
berprft. Das System Werkvertrge/Fremdfirmen/Leiharbeiter weitet
sich auch im Werftbereich immer mehr aus. Bei manchen Schiffbauern
wird nach einer Erhebung der IG Metall fast die Hlfte der
Arbeitnehmer von Fremdfirmen gestellt. Arbeitsbedingungen und
Bezahlung sind in vielen Fllen katastrophal. Auf der Meyer Werft
arbeiten nach Anga- ben des Betriebsrates rund 1500 Beschftigte mit
Werk- vertrag. Auch fr andere Unternehmen, die Manahmen gegen
Lohndumping ergreifen wollen, knne die Verein- barung ein Beispiel
sein, so die Gewerkschaft. Nur 42 Prozent der Beschftigten in
Deutschland gehen laut einer Be- fragung des DGB davon aus, dass
sie unter ihren derzeitigen Arbeits- bedingungen bis zur Rente
arbeiten knnen. Dagegen geben 47 Prozent an, dass sie es
wahrscheinlich nicht bis zum Rentenalter schaffen. Der DGB-Index
Gute Arbeit beruht auf einer bundesweiten Reprsentativ- befragung.
Die Ergebnisse der ak- tuellen Befragung belegen, dass die
derzeitigen Arbeitsbedingungen ei- nen negativen Einfluss auf die
knf- tige Arbeitsfhigkeit der meisten Beschftigten haben. Die
Umfrage zeigt, dass Arbeitshetze und Lei- stungsverdichtung
zunehmen. Der DGB fordert unter diesem Aspekt die Bundesregierung
auf, die Rente mit 67 auszusetzen. Stattdessen mssten die
Voraussetzungen da- fr geschaffen werden, dass die Be- schftigten
berhaupt bis 65 Jahre arbeiten knnen. Rente mit 67 aussetzen
Lohnfalle Minijob IG Metall auf dem richtigen Weg