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Natur in der Kunst, Kunst in der Natur Natürlich sind wir alle Künstler, zumindest Naturkunst kann jeder schaffen.
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Natur+UmweltBund Naturschutz Magazinwww.bund-naturschutz.de
Heft 4-200890. Jahrgang4. Quartal
Natur in der KunstKunst Natur
4-08_N+U_web:n+u 12.11.2008 14:45 Uhr Seite 1
www.bund-naturschutz.de
Helfen Sie mit, das Klima zu retten!Der Klimawandel ist mittlerweile eine unbestrittene Tatsache.
Mit unberechenbaren Auswirkungen auf Natur und Mensch.
Noch können wir die Weichen für eine lebenswerte Zukunft
stellen. Der BN setzt sich dafür ein, dass den Lippenbe-kenntnissen aus Politik und Wirtschaft auch Taten folgen.
Deshalb: Werben Sie neue Freunde der Natur und sprechen
Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannte auf eine Mitglied-
schaft im BN an!
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Informationen auch im Internet oder bei Ihrer BN-Kreisgruppe
Tolle Gewinnchancen haben alle, die
bis 31.12.2008 Mitglied im BN werden.
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in die goldene Stadt Prag.*
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Hilfe!Doch nicht schon
im Januar!
* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 3
TitelthemaNatur in der Kunst,Kunst in der NaturNatürlich sind wir alleKünstler, zumindest Natur-kunst kann jeder schaffen.Die Natur ist es auch, dieunseren Sinn für Schönheitprägt. Ob deshalb so vieleKünstler Naturschützerund so viele NaturschützerKünstler sind?Ab Seite 8
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AL Natur+Umwelt
4-2008
BUND-SeitenZukunftsfähiges DeutschlandWir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über die Zukunftunseres Landes in einer globalisierten Welt. Mit seiner aktu -el len Studie will der BUND dieseAuseinandersetzung neu anstoßen.Ab Seite B 6
InternetMehr Kunst im WebSo zahlreich sind die künstlerischen Aktivitäten innerhalbdes BN, dass wir im Heft nur Beispiele zeigen können. MehrKunst erleben Sie unter www.bund-naturschutz.de/kunst.Außerdem: • Die Auswirkungen kleiner Wasserkraftanlagen:
www.bund-naturschutz.de/magazin• Die konsumkritischen Stadtführungen der BN-Jugend:
www.konsumglobal.jbn.de.• Das Reiseangebot der BN Service GmbH:
www.bn-reisen.de
MitmachenIhre Unterschrift für die DonauIhre Stimme zählt, und die Ihrer Freunde auch.Unterstützen Sie die große Unterschriften -aktion für die Donau (Seite 22). Schicken Sieuns gleich die Postkarte am Heftende. Außerdem: Werden Sie Naturkünstler, undgewinnen Sie ein tolles Landart-Poster (Seite 18).
Ein zukunftsfähiges Bayern braucht einen Politik wechselDie Wählerinnen und Wähler haben neue Akzente ge -setzt; die Geschicke Bayerns werden von einer neuenStaatsregierung mit einer CSU-FDP-Koalition im Land-tag bestimmt. Das überraschende Wahlergebnis bietetdie Chance für einen Neuanfang. Wir hoffen, dassangesichts der dramatischen Herausforderung des Klima wandels der Natur- und Umweltschutz jetzt inder Staatsregierung und bei den Abgeordneten einenwesentlich höheren Stellenwert als bisher einnimmt.Denn nie zuvor haben derart viele Umweltthemen dieWahl mitbestimmt. Gerade an umweltpolitischenBrennpunkten wurden Alternativen zur alten Politikgewählt. Am deutlichsten ist dies im Landkreis Frei-sing zu sehen. Dort gab es wegen des Festhaltens ander geplanten dritten Start- und Landebahn erd -rutsch artige Verluste für die CSU.
Aber auch die verfehlte Forstreform, das lange Fest-halten am Transrapid oder die Blockadepolitik gegenden sanften Ausbau der Donau ohne Staustufen fan-den bei den Wählern keine Mehrheit. Nicht umsonsthatten drei Wochen vor der Wahl 10 000 Menschenaus allen Regionen unter dem Moto »Bayern vererben– nicht verderben« in München eindrucksvoll für dieBewahrung von Natur und Heimat demonstriert.Gerade das vielfältige Engagement und die ideenrei-chen Aktionen in den BN-Orts- und -Kreisgruppenhaben die Menschen für Umweltthemen sensibilisiert.
Auch der Versuch, mit einer Kampagne für gefähr-lichen Atomstrom und die alte Pendlerpauschale stattfür Energiesparen und Klimaschutz zu punkten, schlugfehl. Wir hoffen, dass die Chance genutzt wird, sich vonUmwelt und Klima zerstörenden Prestigeprojekten wieder dritten Startbahn in München, der Donaukanalisie-rung oder Autobahnplanungen wie im Isental und imFichtelgebirge zu verabschieden. Das Wahlergebnis istauch ein klarer Auftrag, ohne wenn und aber für gen-technikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel zu sor-gen. Als »Signal für einen Neuanfang« fordert der BN-Landesvorstand zudem eine »Reform der Forstreform«.Damit könnten im Staatswald Gemeinwohl- vorGewinninteressen gesichert und die parlamentarischeVerantwortung wieder hergestellt werden.
Wir wollen mit der neuen Landtagsmehrheit die Ko -operation bei gemeinsamen Zielen suchen, werden
aber, wenn nötig, kei-nesfalls vor der Kon-frontation zurück-schrecken. Der BN wirddabei umweltpolitischengagierte Abgeordne-te aus allen Fraktionenunterstützen. DankIhrer Unterstützung,
liebe Mitglieder und Förderer, können wir unabhängigund überparteilich als nur dem Gemeinwohl verpflich-teter Verband zur politischen Willensbildung beitragen. Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN
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Inhalt Intern
4 Dank an Sammler6 Leserbriefe
Portrait7 Walter Haefeker
Titelthema9 Biologie der
Schönheit14 Künstler für den
Naturschutz16 Kunst-Stücke aus
Bayern18 Landart für jeden19 Aktiv mit Kindern
Die junge Seite20 Konsumkritische
StadtführungAktuell
22 Gabriel in Bayern23 Spaß: DOitNAU24 Erfolg: Hafenlohr25 Fest: Kirschkerwa26 Kurznachrichten
Intern28 Nachrufe
Fotoseite29 Wildkatze
Regional 30 Richter stärken
Denkmalschutz31 Niederbayern32 Oberbayern33 Oberfranken34 Oberpfalz35 Mittelfranken36 Schwaben37 Unterfranken
Service38 BN-Reisen 2009
Bildung40 Zukunftsfähiges
Deutschland41 Termine,
ImpressumB 0 – B 30BUNDmagazin
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611 000 Euro, so lautet das stolze Ergebnis derdiesjährigen Haus- und Straßensammlung desBN. Mehr als 10 000 Schüler haben sich für denguten Zweck ins Zeug gelegt.
4 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
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Klasse Leistung(links)Mehr als 7700Euro haben dieFünft- undSechstklässlerdes GymnasiumsDonauwörth fürden Naturschutzgesammelt. Lan-desgeschäftsfüh-rer Peter Rottner(links) bedanktesich persönlich.
Fleißig, fleißig(Mitte)Er wollte nachder ersten vollenSammeldosenicht aufhörenund hatte amEnde 880 Eurofür den BN bei-sammen: Matthi-as Scheiner ausWürzburg.
Herzlicher Dank an Spender undSammler
Außerdem erreichten fast 200Erwachsene ein Sammelergeb-
nis von je über 250 Euro, die erfolg-reichsten gar bis zu 4200 Euro. Spit-zenreiter unter den Schulen war dieRealschule Waldkraiburg. Ihre Schü-lerinnen und Schüler sammeltendie unglaubliche Summe von 7800Euro. Mit nur 100 Euro Abstanddicht dahinter folgt das GymnasiumDonauwörth (Foto links).
Warum die Jugendlichen sich soengagieren? Achtklässler MatthiasScheiner (Foto Mitte), der alleine880 Euro zusammengebracht hat,erklärt es so: »Ich bin gerne in derNatur. Als mein Biolehrer mich aufeine Sammlung ansprach, fand ichdas eine gute Idee.« Nach der erstenvollen Sammeldose wollte der 15-jährige Würzburger nicht aufhören,sondern das größtmögliche Ergeb-nis erzielen. »Ich hoffe, mit demGeld einen kleinen Beitrag zumErhalt der Natur geleistet zuhaben«, gibt sich Matthias beschei-den. Das hast Du, Matthias, herz-lichen Dank für Deinen großartigenEinsatz!
Wie wichtig die Sammelwochefür den BN ist, weiß BN-Landesge-schäftsführer Peter Rottner: »Auchund gerade im Natur- und Umwelt-schutz brauchen wir Geld, umunsere erfolgreichen Projekte finan-zieren zu können. Gelder aus Spon-soring scheiden für den BN aus, ausgutem Grund. Nur unsere Unab-
Ordnungmuss sein
Viele wichtige Aufgaben gibt es inder Verwaltung, natürlich auch
beim BN. Ein Teil davon ist derkaufmännische Bereich mit derFinanzbuchhaltung, dem Haushalt-wesen sowie der Spendenverwal-tung. Hermann Mulitze, beim BNLeiter dieses Referates, kann sichmit Michaela Huber, GabrieleSchöfmann und Silke Zahnweh (imBild v. r.; zum Teil in Teilzeit) auf einleistungsstarkes Team verlassen.
Mit der ständigen Aktualisierungund Übernahme der Buchhaltungs-daten des Landesverbandes Bayernin die Haushaltsüberwachungslistewerden regelmäßig Information undBerichte über die Haushalts situa -tion an den Landesgeschäftsführerund den Landesschatzmeister über-mittelt. Die Kreis- und Ortsgruppendes BN informiert die Buchhaltungkenntnisreich zu allen Fragen ausdem Bereich der Buchhaltung,Spenden- und Mitgliederverwal-tung, insbesondere bei Jahresab-schlüssen, verbandsinternen Rege-lungen oder steuerlichen Vorschrif-ten, die auch der BN in steigendemMaße zu beachten hat. Die Überar-beitung, Abstimmung und dasKoordinieren von handels- undsteuerrechtlichen Anforderungenaus allen kaufmännischen Berei-chen des BN führen zur Entwicklungdes Haushaltplanes bis hin zumJahresabschluss einschließlich desRücklagenspiegels und der Bilanz.
Jedes BN-Mitglied, jeder Förde-rer und Spender hat Anspruch dar-auf, dass alle Zahlungsein- und -ausgänge sauber verbucht werden.Die gute Arbeit des BN-Buchhal-tungsteams bietet dafür die besteGewähr.
hängigkeit ermöglicht es uns, ehr-lich und authentisch für die Natureinzutreten.«
Mit ihrem Einsatz tun Spenderund Sammler viel Gutes. Denn fürviele Tiere, Pflanzen und Landschaf-ten hat Bayern eine ganz besondereVerantwortung. Wie für das selteneBlaukehlchen am letzten frei flie-ßenden Donauabschnitt in Bayern.Oder für alte Buchenwälder. Rottnerkann das nur unterstreichen: »Vie-len von uns ist gar nicht bewusst,was für Schätze und Kleinode Bay-ern zu bieten hat. Arten, die teil-weise nur hier vorkommen. Sterbensie bei uns aus, sind sie für dieganze Welt verloren.«
Termin gleich vormerkenDamit auch die nächste Sammel-
woche wieder erfolgreich wird, sinddie Planungen bereits in vollemGange. Auch der Termin steht schonfest: Die Woche vom 9. bis 15. März2009 sollten sich alle Naturfreundedick im Kalender anstreichen. Dennob als Sammler, Spender oder Orga-nisator vor Ort, die Natur brauchtihre Hilfe. Spenden kann man natürlich auchaußerhalb der Sammelwoche, aufdas Spendenkonto des BN bei derBank für Sozialwirtschaft, München,BLZ 750 205 00, Konto-Nr. 88 44 000.
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[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 5
Goldene Ehrenna-del für Ruth Paulig
Die langjährige Landtagsabge-ordnete Ruth Paulig wurde
beim diesjährigen Sommerfest desBN in Wartaweil am Ammersee mitder goldenen Verdienstnadel desVerbands geehrt. BN-Landesvorsit-zender Hubert Weiger dankte Pauligfür das »außerordentliche und auf-rechte Engagement im Natur- undUmweltschutz« und für das Wirkenals »grünes Gewissen des bayeri-schen Landtags«.
Paulig war 1979 Gründungsmit-glied der »Grünen« und gab damitder Umweltbewegung eine partei-politische Dimension. Seitherkämpfte sie für eine saubere Indus-trie und Energieproduktion, für einenaturnahe Landwirtschaft, denSchutz der Landschaft und eineumweltgerechte Verkehrsplanung.Der Einsatz gegen Atomkraftwerkeund die WAA in Wackersdorfbestimmte ihre politische Arbeit.
Was manchen nicht bekannt ist:Ruth Paulig war auch im BN sehrengagiert und 1995/96 sogar Vorsit-zende der Kreisgruppe Starnberg. Indieser Zeit konnte sie einen derspektakulärsten Ankäufe der Kreis-gruppe tätigen, nämlich einesGrundstücks inmitten des geplan-ten Golfplatzes Andechs. Nichtzuletzt dank dieses »Sperrgrund-stücks« konnte der Golfplatz – eswäre der siebte im Landkreis – bisheute verhindert werden.
Ruth Paulig (Bildmitte, mit HubertWeiger und stellv. LandesvorsitzenderDoris Tropper) bedankte sich herz-lich für die Auszeichnung des BN,über die sich sich sehr freue – »mehrals über den Bayerischen Verdienst -orden«, der ihr 2001 verliehen wurde.
Thomas MüllerChef der BN GmbH
Nach der Wahl von Benedikt Bis-ping zum Bürgermeister der
Stadt Lauf suchte die Bund Natur-schutz Service GmbH einen neuenGeschäftsführer – und fand in Tho-mas Müller (Foto) einen, der nungenau den entgegengesetzten Weggeht. Müller, bisher Bürgermeistervon Bayerisch Eisenstein im Bayeri-schen Wald, wurde unter einer Viel-zahl von Mitbewerbern vom BN-Landesvorstand als neuer GmbH-Geschäftsführer ausgewählt.
Der 36-Jährige ist seit seinenJugendjahren im BN aktiv, zunächstin der JBN-Ortsgruppe BayerischEisenstein, später als Bezirksju-gendleiter von Niederbayern. DieNationalparkgemeinde BayerischEisenstein wählte ihn 2002 zumehrenamtlichen Bürgermeister. VonAnfang an engagierte sich Müllerinsbesondere für einen nachhalti-gen Tourismus. Für die BN ServiceGmbH ist der begeisterte undbegeisternde Naturführer schon seit2007 als Reiseleiter und Organisatorfür das Nationalparkgebiet Bayeri-scher Wald und für die Reise mit derTranssibirischen Eisenbahn tätig.
Die neue Aufgabe sieht Müller alsgroße Herausforderung: »Die Orga-nisation der Reisen, die Verantwor-tung für die beiden Nationalpark -läden und die Serviceleistungeninnerhalb des BN sind außerordent-lich spannende Themen.« Dabei willer auch neue Akzente setzen, wieetwa »eine verstärkte Ausrichtungdes Reiseangebotes in die deutschenNationalparke, den Ausbau der Ser-viceleistungen für die BN-Mitgliederund das Entdecken neuer Wege füreine nachhaltig und umweltfreund-lich agierende GmbH«.
Graßl: Absage anKernenergie
Bei den zweiten »WartaweilerGesprächen« des BN hat Gastred-
ner Prof. Dr. Hartmut Graßl (Foto),der langjährige Leiter des UN-Klima-programms, eine totale Reform derEnergieversorgung gefordert. Wervon den rund 100 Zuhörern gemeinthatte, zum Klimawandel, einemKernthema des BN seit Jahrzehnten,nichts Neues und Spannendes mehrzu erfahren, der hatte sich gründlichgetäuscht. Graßl sprach Klartext:»Eine Temperaturerhöhung um einGrad Celsius hat der Mensch, seit erauf der Welt ist, noch nie erlebt.«Nun aber drohten gar 1,5 bis vierGrad Anstieg in diesem Jahrhundert.Ziel der Politik müsse angesichts die-ser Bedrohung sein, »eine möglichstgroße Vielfalt der Land- und Meer-schaften zu erhalten, die der Arten-vielfalt das Wandern erlaubt, um sichso wenigstens teilweise an den Kli-mawandel anpassen zu können«.
Zur Eindämmung der Erderwär-mung plädierte Graßl (Interview inN+U 2-08) neben einer Umstellungder Energieversorgung und Energie -effizienz besonders für Moorschutzund Waldumbau. So sei es kosten-günstiger, Moore als künftige Koh-lenstoffsenken zu renaturieren, alsGebäude zu sanieren. Unter denkünftigen Energiequellen werdenlaut Graßl »Sonne, Wind und Wasserdie einzigen sein, die bleiben undeffizient sind«. Andere erneuerbareEnergien, wie Geothermie und Agro-brennstoffe, brächten nicht die erfor-derliche Ausbeute. Eine klare Absageerteilte der Chef des Klimarats derbayerischen Staatsregierung demderzeitigen Versuch mancher Politi-ker, eine Kehrtwende bei der Kern-energie herbeizureden.
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4-08_N+U_web:n+u 12.11.2008 14:45 Uhr Seite 5
Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin»Natur+Umwelt«,Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg,Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31,nu@bund-naturschutz.de
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Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Unzuverlässige CSUZum Beitrag »Bayern vor der Wahl«in N+U 3-08Meistens geben die Politiker ja nuraus wahltaktischen Gründen leereVersprechungen und unverbindli-che Phrasen von sich. Bei diesenzehn konkreten Fragen müssen sieFarbe bekennen, und sogleich wirdin prägnanter Weise die CSU als völ-lig unzuverlässige Partei entlarvt,welche die Wähler nach Belieben alsStimmvieh missbrauchen möchte. Albin Gahn, Rain / Lech
Die Wahlprüfsteine geben ein argverzerrtes Bild. Ich bin in der FDPzusammen mit anderen auch fürden Umweltschutz tätig. Die For-mulierung der Fragen ist offenbarganz bewusst so gewählt, dassabwägende Antworten als unzuläs-sig (= rot) erscheinen müssen.Populisten, die zu allem unreflek-tiert ja sagen, erhalten das Umwelt-siegel des BUND. Fast alle FDP-Posi-tionen, wie der massive Widerstandbei der Isental-A94, gegen den Aus-bau der Regionalflughäfen und lastnot least die Unterstützung desVolksbegehrens gegen die Forst -reform, fallen da durch. Nur derKampf gegen den Donauausbaubleibt übrig. Ich würde Ihnen drin-gend anraten, darüber nachzu -denken, ob Sie Umweltschützer inanderen Parteien ausgrenzen odereinbinden wollen! Dr.-Ing. Casimir Katz, per E-Mail
Brauchen wir Kohlekraftwerke?Zu den Beiträgen Editorial, »Tankoder Teller« und »Kohlekraftwerkestoppen« in N+U 3-08Ich möchte mich herzlich bedankenfür den äußerst informativen Artikel»Tank oder Teller« von Prof. Dr. AloisHeißenhuber. Solche Artikel liefernsachliche, überzeugende Informa-tion. Einen fachlich ebenso über-zeugenden Artikel wünschte ich mirzum Thema »Bau neuer Kohlekraft-werke«. Gemäß der »Leitstudie 2007,Ausbaustrategie Erneuerbare Ener-gien«, herausgegeben vom Bundes-umweltministerium, geht hervor,dass als Zwischenlösung für einenZeitraum bis circa 2030 aus Grün-den der Energie-Versorgungssicher-heit auf Kohlekraftwerke nicht ver-
zichtet werden kann. Ist also dieWarnung vor einer Stromlücke eine»vermeintliche« und eine »Angst-kampagne«, wie der Vorstand desBN im Editorial vermeldet? Falls Siedieses Thema in »Natur + Umwelt«aufgreifen könnten, wäre mir sehrgeholfen. Mit einem undifferenzier-ten Aufruf »Kohle stoppen!«, wie aufSeite B30, ist niemanden gedient. K. Schürzinger, Passau Redaktion: Zahlen des BN zu einernachhaltigen Energieversorgung2030 finden Sie unter www.bund-naturschutz.de / fakten / energie /energiewende.
Ökologisches KleinwasserkraftwerkZum Beitrag »Unökologische Was-serkraft« in N+U 3-08Die jahrhundertealte Nutzung derWasserkraft mittels kleiner Anlagenist nicht schuld an dem katastro-phalen ökologischen Zustand unse-rer Gewässer. Bei unserem Kraft-werk an der Maisach im LandkreisDachau gab es trotz über 500-jähri-ger Nutzung bis vor 50 bis 60 JahrenFlusskrebse und Bachmuscheln,welche heute als Indikatoren fürökologisch intakte Gewässer gelten.Die Wasserkraftnutzung hat sichaber innerhalb dieses Zeitraumesnicht geändert. Dass der Menschdurch sein Dasein die Natur beein-trächtigt, ist klar. Aber ich bin stolz,unseren Biolandbetrieb mit unse-rem ökologischen Kleinwasserkraft-werk mit Strom zu versorgen. Holger Weller, BergkirchenRedaktion: Eine Antwort auf dieseLesermeinung finden Sie unterwww.bund-naturschutz.de/magazin.
Flugverkehr nicht fördernZum Interview mit Prof. HartmutGrassl in N+U 2-08In diesem Interview mit dem Vorsit-zenden des Klimarates der bayeri-schen Staatsregierung vermisse icheine Frage zur Förderung des Flug-verkehrs durchdie Staatsregie-rung. Ganzohne finanziel-len Einsatz vonSteuergeldern,im Gegenteil
durch Einsparung, wäre hier einBeitrag zum Klimaschutz möglich:kein weiterer Ausbau von Flughäfenin Bayern, kein Zuschuss zu Kero-sinkosten für Fernflüge, keine wei-teren Infrastrukturausgaben für dieStraßen zu den Flughäfen, keineZuschüsse für den Flugzeugbau.Das Thema Flugverkehr und seineZunahme und Förderung wird gera-de in Bayern bei den Klimapro-grammen nicht berücksichtigt.Umso mehr erwarte ich vom BundNaturschutz eine Aufdeckung undBewusstmachung der Tatsache,dass der zunehmende Flugverkehrnicht eine Art Naturkatastrophe ist,sondern gewollt und gefördert wird,besonders am Münchner Flughafen. Maria Wittmann, per E-Mail
Verzicht auf HaifischpulverZur Anzeige »Gelenkfit Kapseln« inN+U 3-08In Heft 3-2008 ist eine Anzeige des»Kräuterhauses Sanct Bernhard«enthalten. Dieses Haus bietet unteranderem Gelenkfit-Kapseln an, indenen Haifischknorpelpulver verar-beitet ist. Sie wissen doch sicher,unter welch grausamen UmständenHaifische umgebracht werden. AlsNatur- und Umweltorganisationsollten Sie schon besser darauf ach-ten, dass in Ihrem Magazin für sol-che Artikel nicht geworben wird. Dieter Ries, per E-MailRedaktion: Diese Kapseln sind auchanderen Lesern aufgefallen. Auf dieNachfrage der BUND-Redaktion hatdie Firma »Kräuterhaus« reagiertund verzichtet nach eigenen Anga-ben, »ab sofort auf die Verwendungvon Haifischpulver«. Schon bisherseien die Haie nicht extra zur Gewin-nung des Knorpelpulvers gefangenworden, so dass die Kapseln kaumzur Gefährdung der verwendetenHaifischart beigetragen haben dürf-ten. Wir danken allen Lesern derN+U, die durch ihr kritisches Stu-dium der Anzeigen zu solchen Ver-besserungen beitragen.
6 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
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4-08_N+U_web:n+u 12.11.2008 14:45 Uhr Seite 6
Für Walter Haefeker, 47, war es bis zu dieser Erkennt-nis ein langer Weg durch ein weites Tal. Und dass an
dessen Ende Bienen auf ihn warteten, war überhauptnicht abzusehen. Denn immerhin 14 Jahre lang arbei-tete der aus München stammende Autodidakt in diver-sen Managementpositionen im sonnigen »Silicon Valley«. Dann hatte er genug vom Hightech-Hype,Halbleiter-Wissen und virtuellem Wohlstand undsuchte eine Existenzgrundlage jenseits aller elektroni-schen Scheinwelten.
Noch am Beginn der Ära Bush kehrte er zusammenmit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zurück nachBayern, von wo er einst als Student der Philosophieund »angeheuert« von Siemens aufgebrochen war.Haefeker investierte in ein Stück Wald, »den damalsniemand haben wollte«, wie er sich heute erinnert.
Wald statt BushDoch gerade im Forst hoffte der unkonventionelleJungunternehmer das zu finden, was er in seiner bishe-rigen Karriere vermisst hatte. Er wollte naturnah undnachhaltig wirtschaften – und dabei seine Kinderunmittelbar am eigenen Berufsleben teilhaben lassen.»Es war übrigens gar nicht so ungewöhnlich«, erzählter, »dass Menschen aus jener unwirklichen Hightech-Welt später sehr bodenständige Berufe wählten.«
Vor diesem Hintergrund überrascht es auch weni-ger, dass es nicht die Begegnung in der freien Naturwar, die Haefeker auf das »Phänomen Honigbiene«brachte, sondern das Internet-Auktionshaus Ebay. Beieiner seiner Web-Recherchen nach alten landwirt-schaftlichen Geräten stieß er auf zwei »Kanitzkörbe«,eine Fortentwicklung des vordem in der Imkereigebräuchlichen Glockenkorbs. Er kaufte die Körbe,besetzte sie mit Bienen – und blieb ihnen treu.
Heute unterhält der frühere IT-Spezialist etwa hun-dert Bienenvölker und engagiert sich in vordersterReihe für seinen Berufsstand. Im Sommer wurde er alsVertreter des deutschen Imkerbundes sogar zum Präsi-denten des Europäischen Berufsimkerverbandes EPBAgewählt. »Mein Ziel ist es, die Politik dafür zu sensibili-sieren, dass die Bienenhaltung nicht nach den Regelnvon Ackerbau und Viehzucht funktioniert«, erläutert ersein Programm.
Imker-Präsident in EuropaDenn die Bienen, so führt er aus, seien zwar ein Segenfür die Natur und für die Landwirtschaft, aber einunüberwindbares Problem bei der Einführung gen -manipulierter Pflanzen. »Sie halten sich nicht an Ab -stands regeln und Katastereinträge«, warnt der Experte.Damit sei aber das politische Versprechen eines »fried-lichen« Nebeneinanders gentechnischer und her-kömmlicher Landwirtschaft sowie der »Wahlfreiheit«der Konsumenten nicht mehr zu halten.
Die Imker fürchten um ihre Existenz. Schon heuteist die Hobby- und Erwerbsbienenhaltung stark rück-läufig. »Mit der Verunreinigung des Lebens- und Heil-mittels Honig durch die Agro-Gentechnik werden wirvollends unseres Marktes beraubt«, kritisiert Haefeker.
Eine Politik aber, die auf die Bienenhaltung keineRücksicht nehmen will, hat nicht nur in den Augen derImker verheerende Auswirkungen. 80 Prozent der hei-mischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die erstaun-lichen Bestäubungsleistungen dieser Insekten ange-wiesen. »Die Honigbiene ist eines der Schlüssellebewe-sen für den Menschen«, beschreibt Haefeker derenBedeutung, »und ohne sie werden die Bauern wenigerernten!«
Haefeker und seine Verbündeten wollen deshalbweiterhin für reinen Honig sorgen und fordern wirksa-me Schutzregeln. Dafür kämpfen sie auf politischer wieauf juristischer Ebene. Bei seiner neuesten Initiativesetzt er auf die Unterstützung des englischen Thronfol-gers: In einem Interview hatte Prince Charles scharfeKritik an den Exzessen der industriellen Landwirt-schaft geäußert. Dafür wurde der königliche Öko-Bauer von der Gentechnik-Lobby hart kritisiert. Nunschicken Imker aus der ganzen Welt jeweils ein Glasihres Honigs als Ausdruck der Unterstützung an PrinceCharles, der sich dafür ausdrücklich bedankt hat.
Am Ende will Haefeker vor allem eines erreichen:dass die Biene ein Stachel im Fleisch der Agro-Gen-technik bleibt.
[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 7
Walter Haefeker
Der mit den Bienen tanzt
Naturschutz lebt nicht nur von bienenfleißigenMenschen. Noch bedeutender sind die Insektenselbst. »Keine Bienen, keine Bestäubung, keinePflanzen, keine Tiere, keine Menschen«, zitiertder Imker Walter Haefeker aus SeeshauptAlbert Einstein. »Im Honig«, so weiß er, »spie-gelt sich unsere Umwelt.« Und leider auchderen Probleme. Von Christoph Markl-Meider
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Mit Ebay zu denBienenSeine Beziehungzu den Bienenbegann bei Ebay.Heute ist WalterHaefeker ein Imkeraus Überzeugungund engagierterKritiker der Agro-Gentechnik. »Siebedroht die Bie-nenhaltung undunseren Berufs-stand«, warnt er.
KontaktWalter Haefeker, Tutzinger Str. 10, 82402 Seeshaupt, walter@ haefeker.com
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8 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Fotografie von Karl Blossfeldt (links):Adiantum pedatum,Haarfarn
Krümme einesBischofsstabs, Kupfer, vergoldet,Deutschland, 1530,Museum Schnütgen,Köln
Die Liebe zur Natur und die Freude am Schönen, an derKunst – beide wurzeln wohl an derselben Stelle, ganz tiefin der menschlichen Seele. Wie sonst ließen sich dieunzähligen Berührungen erklären, die schon unser kurzerBlick auf die beiden großen Themen – Kunst und Natur –erkennen lässt.
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[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 9
Biologie der Schönheit
Ästhetik kommt vom griechischen Aisthesis, Emp-findsamkeit – und lebt auch noch in Anästhesie,
unempfindlich machen, weiter. Was davon hat uns dieNatur in die Wiege gelegt? Gibt es Maßstäbe für dasSchöne, die nicht bloß Intuition, nicht bloß kulturellgeprägt sind? Eben weil es so unterschiedliche kultu-relle Vorlieben gibt, ist die Frage umso interessanter:Gibt es überkulturelle Einigungen auf das Schöne – alsmenschliche Universalien der Ästhetik?
Wie gottlos ist die gerade LinieIn seiner ästhetisch angelegten Architekturkritik ver-teufelte Friedensreich Hundertwasser rechtwinkeligeKistenmacherei und technische Monotonie: »Das Line-al ist das Symbol eines neuen Analphabetentums, dasLineal ist das Symptom der neuen Krankheit des Zer-falls. Die heutige Architektur ist kriminell steril. … Aufdem Glatten rutscht alles aus. Auch der liebe Gott fällthin, denn die gerade Linie ist gottlos.«
Ist Unregelmäßigkeit, Unordnung, krumme Linie,Antigeometrie wirklich schon Rezept für Schönheit?Wie kommt ein natursensibler Künstler dazu, geradedie Gerade zu verteufeln, wenn er nach einer demMenschen gemäßen Formenwelt sucht?
Naturwesen MenschDer Mensch ist konstitutionell an reich strukturiertesGelände mit vielfältiger Pflanzenwelt angepasst, insbe-sondere Savannen mit Baum- und Buschgruppen,besonders auch an Wasserrändern. Der Verhaltensfor-scher Irenäus Eibl-Eibesfeldt spricht gar von ausge-prägter »Phytophilie« (Pflanzensehnsucht) – wo erkann, holt der Mensch Pflanzenformen in seinenLebensraum, entweder als lebendes Gewächs in dermodernen Wohnhöhle oder künstlerisch verschlüsselt– vom Acanthuskapitell korinthischer Säulen bis zumfloralen Jugendstildekor. Erst der »Funktionalismus«verbannte die Pflanzenornamentik aus der Architekturund schuf damit bald unbewusste Mangelerlebnissefür das uralte Naturwesen Mensch. Die Zunahme nerv-lich seelischer Zivilisationsschäden führen Psycholo-gen auch auf den oft unbewussten Naturverlustschockzurück.
These: Naturformen als SeelenvitaminIm Umfeld eines Papua oder Amazonasindianerskonnte man jahrelang leben, ohne einer »gottlosen«Geraden zu begegnen. Ja selbst in den LandschaftenMitteleuropas fällt die gerade Linie sofort aus demRahmen, kann der Betrachter sicher sein, dass hier dieTechnik des Menschen ihre verfremdende Spur gezo-gen hat. Und der Ökologe weiß zudem, dass dieseGeraden dann auch in der Regel zum »Werkzeug desTeufels« werden. Die schnurgeraden Trapezprofile derBachregulierer haben Flussleichen in Betonsärgen her-vorgebracht, öde Gerinne, die nicht nur das Auge belei-digen, sondern auch funktionell versagen.
Der AutorProfessor Dr. BerndLötsch, Generaldi-rektor des Natur-historischenMuseums Wien, isteiner der Wegberei-ter der österreichi-schen Ökologiebe-wegung. 2004 ver-lieh im der BundNaturschutz denBayerischen Natur-schutzpreis, vorallem wegen seinerVerdienste um dieRettung derDonau-Auen beiHainburg.
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Doch ist die ökologische Kritik an der Geradenlediglich eine späte Bestätigung des künstlerischenEmpfindens, wie unnatürlich technisch-geometrischePerfektion sei, Rechtfertigung einer Intuition, dieahnte, dass sich die Ordnung des Lebendigen grund-sätzlich in anderen Formen ausdrückt, und dass Tau-sende Generationen des Menschengeschlechtes voruns in organisch bestimmten Umwelten aufwuchsen,lebten, liebten und starben, in denen sie niemals einermakellosen Geraden, perfekten Symmetrien oder garspiegelblanken, geometrischen Großformen begegne-ten. Doch zu welchem Schluss berechtigt dies? Ist estrotz alledem nicht müßig, die Faszination zu leugnen,die von geometrischen Objekten ausgeht?
Gegenthese: Der Reiz des RegelmäßigenErfüllten nicht schon die Ägypter mit ihren als Welt-wunder bestaunten Pyramiden einen Menschheits -traum? Ein Widerspruch? Selbst die Natur produziert,dort wo sie »Aufsehen erregen muss«, also optische Sig-nale aussendet, klare Formen, die in gesetzmäßigerWeise aus dem Rahmen organischer Unregelmäßigkeitund verwirrender Zufallsstrukturen ausbrechen. Datauchen plötzlich recht strenge Symmetrien, simpleOrdnungen und einprägsame Farbmuster auf.
Eben weil der, allen Augenwesen instinktiv vertrau-te, Normalfall der organischen Natur die Unregelmä-ßigkeit ist, bedarf es klarer Ordnung als Kontrast, umAufsehen zu erregen. Deshalb fühlen sich die meisten
augenorientierten Organismen in der Unregelmäßig-keit zwar geborgen und angeheimelt – hingegen durchgeometrische Ordnung angelockt.
Blumen und RosettenEine der erfolgreichsten ästhetischen Wirkungen wirddurch Symmetrie, besonders durch Radiärsymmetrieerreicht, von den strahligen Blüten und Blütenständenbis zur strahligen Monstranz des Pfauenrades. Spiege-lungen im Wasser sind ein beliebtes Motiv der Land-schaftsfotografie, Kaleidoskopbilder faszinieren unsähnlich wie gotische Rosettenfenster.
Die Blumenpracht ist eine Schaufensterdekorationder Natur, im Wettbewerbsgeschehen der Evolutionherausgezüchtet, um Insekten anzulocken. Und ebendeshalb ist es naturphilosophisch so interessant, dassoptische Signale, für deren Entstehung die Anzie-hungskraft auf die Facettenaugen vorbeifliegenderNektarsucher mit ihren stecknadelkopfgroßen Gehir-nen maßgeblich war, auch den Menschen mit seinerganz anderen Sinneswelt unwiderstehlich anziehen.
Die Suche nach Ordnung, den Augenwesen ange borenDies erklärt auch, warum augenorientierte Tiere ästhe-tische Ordnungen dieser Art aktiv suchen. In Wahlver-suchen mit Affen, Waschbären, Dohlen und Krähenzeigte Bernhard Rensch, dass die Tiere regelmäßigeFormen den unregelmäßigen und Symmetrie der
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Asymmetrie vorziehen. Dieselben Muster werden vonMenschen schon auf Kindheitsstufe ästhetisch höhereingestuft als regelose, unsymmetrische, nicht paralle-le Muster.
Auf meine Bitte hin machten Irenäus Eibl-Eibesfeldtund Christa Sütterlin mit Kindern von NaturvölkernWahlexperimente zwischen Kristallen (Pyrit, Glas) undorganischen Formen (schöne Meeresschnecken, kleineTierplastiken). Sie fanden eine überwältigende Präfe-renz für die anorganischen glänzenden geometrischenKristalle. Die Naturkinder suchten gerade jene Rarität,die ihnen die Natur, wenn überhaupt je, nur aus-nahmsweise bot.
Auf das Seltene zu reagieren, kann durchaus sinn-voll sein. Alles, das süß schmeckte, brachte unserenwilden Ahnen, ohne dass sie es wussten, zugleich auchVitamine. Das Süße signalisiert die Natur oft durch»glänzend, rund, kontrastfärbig« (Kirsche, Beeren-obst). Die Suche nach dem Salzigen, das unsere Prima-tenahnen nur ausnahmsweise fanden, ergänzte denIonenhaushalt, sicherte das Natrium- und Chlorinven-tar ihrer Körperflüssigkeiten.
Rhythmus statt StereotypieDie rhythmische Wiederholung gleicher (nicht identer)Teile ist ein wesentliches Konstruktionsprinzip undErkennungsmerkmal des Lebens – man denke an Zell-strukturen, an Raupen oder Fiederblättchen. Häufigwird rhythmische Wiederholung auch als visuelles Sig-
nal entwickelt, um aufzufallen (vgl. die Streifenmustervon Korallenfischen, Wespen u.v.a.m.). Deshalb spre-chen Tier und Mensch auf solche Strukturen positiv an,wurde Wiederholung zum Gestaltungsprinzip dekora-tiver Kunst – von der Perlenkette bis zum klassischenOrnament des »laufenden Hundes« oder den gestick-ten Borten aller Zeiten und Völker. Säulenordnungen,Arkaden, Alleebäume, Menschen in Reih und Glieddrücken die formale Freude an rhythmischer Wieder-holung aus. Natur und Handwerkskunst garantiertenjedoch stets eine leichte Unregelmäßigkeit, die Ein-heitlichkeit konnte nie zur Monotonie, der organischeRhythmus nie zur technischen Stereotypie verkom-men.
Warum ist Gotik schön? Warum Baumkronen?Hätten wir in der Bautechnik auf kühne statische Kon-struktionen so lange warten müssen, bis es auch mög-lich sein würde, sie wissenschaftlich zu durchschauenund vorauszuberechnen, hätte es keine gotische Archi-tektur gegeben. Denn lange vor der rechnenden Statikfanden die gotischen Meister zu atemberaubendenstatischen Lösungen, indem sie eine »Kraftlinienarchi-tektur« aus organischen Skelettformen erstehen ließen(wie wir sie in der Natur überall dort verwirklicht fin-den, wo es darum geht, mit einem Minimum an Mate-rial ein Maximum an Stabilität zu erreichen).
Ein künstlerisch anregendes Beispiel sind auch diemikroskopisch kleinen Radiolarien, einzellige Meeres-planktonten, nicht größer als Staubkörner, die schonvon Ernst Haeckel (Seite 14) als »Kunstformen derNatur« bezeichnet wurden, weil sie aussehen, als hät-ten gotische Meister sich dort ihre Inspirationengeholt. Wegen ihrer schwebenden Lebensweise müs-sen die Kieselgerüste so filigran wie möglich sein – wiees ja auch das Ideal der Domsteinmetze war, ihre Stein-gebilde zu »entschweren«.
Das Motiv der Baumeister dafür war die damals auf-kommende »Lichtmystik«, welche den Kirchenraum –magisch lichtdurchflutet – als Abbild des Himmelssehen wollte. Deshalb war es erforderlich, die Baukör-per transparent erscheinen zu lassen, ihre Steingebildezu »entschweren«, zu schwebenden mineralischenSkeletten mit ihren dem Organischen entstammendenGestaltsprinzipien.
Der Anschliff eines Oberschenkelknochens lässt inseinem Inneren entsprechend den Drucklinien dieSpitzbogenarchitekur eines gotischen Kirchenschiffeserkennen. Selbstverständlich gelten »gotische« Kraftli-nienkonstruktionen für viele Pflanzenstrukturen, etwaStengelquerschnitte, die aussehen wie Turmgrundris-se. Ein über einer Straße sich schließender Buchen-wald erweckt den Eindruck eines Domes.
Die faszinierenden Übereinstimmungen von Natur-objekt und Menschenwerk ergeben sich aus der Befol-gung organischer Form- und Funktionsgesetze, dievom Baumeister durch bewusste und unbewussteNaturerfahrung intuitiv erfasst und in die Architekturübertragen wurden. Eben dies ist auch der Grund fürihren ästhetischen Reiz.
Die Wunder derNaturDer großartigeBildband doku-mentiert eine Aus-stellung der Lud-wiggalerie SchlossOberhausen ausdem Jahr 2005,unter anderem mitFotografien vonKarl Blossfeldt. Aus dem Bandstammen auch dieBilder von Seite 8/9und Seite 13 rechts.
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Schönheit der FunktionZweifellos also gibt es Schönheit als »Nebenprodukt«von Funktion, vor allem im Bereich des Lebendigen;unser Gehirn erkennt in allen biologischen Formenvertraute Prinzipien wieder, und doch geht ein tech-nisch-kommerziell eingeengter Funktionalismus amWesen der Schöpfung vorbei. Er reicht nicht aus, dieVielfalt und Schönheit der Natur zu erklären, denn: DieZahl der Formen ist größer als die der Funktionen.
Allein Costa Rica hat 1400 Orchideenarten, derentausendfältige Blütenvielfalt auch nichts andereserreicht als ein Gänseblümchen – nämlich die Bestäu-bung. Es muss im Leben doch nicht alles funktionalsein, sofern es nicht antifunktional, also funktionsstö-rend ist (das heißt: geduldet wird, was keine Überle-bensnachteile bringt). Die Natur schafft nicht wie einIngenieur, sondern wie ein verspielter Künstler.
Schönheit als FunktionBei Sonnenblume und Orchideenblüte, Schillerfalterund Tagpfauenauge, Flaggenbuntbarsch, Neonsalmler,Clown- und Picassofisch, Farbfrosch und Feuersala-mander, Eisvogel, Mandarinente und Ara ist Schönheitnicht Nebenprodukt von Funktion: Hier wird Schön-heit zur Funktion, denn nur das »starke« optische Sig-nal kann Locken und Warnen, sogar über Artgrenzenhinweg. Und kein anderes Organ – und sei es noch sowichtig – darf die ästhetische Funktion (heißt hier star-ke visuelle Wirkung) stören. Eine scheinbar totaleUmkehr des funktionalistischen Dogmas, dass Formder Funktion zu folgen habe. Denn, dass man Schön-heit um der Schönheitswirkung willen schaffe, galtlange Zeit als überholt.
Eine ZwischenbilanzBestimmte visuelle Eindrücke gelten in verschieden-sten Kulturen übereinstimmend als »schön«. Sie sind inSchmuckdesign, Bildender Kunst und Werbegraphikerfolgreich, zum Beispiel Blüten und Schmetterlinge,Spiegelsymmetrien, Kaleidoskope, Kristalle, rhythmi-sche Wiederholung, spektrale Farbfolgen (von irisie-renden Strukturfarben bis zum Regenbogen), Faszina-tion des (scheinbar) Unnatürlichen (z. B. Geometrie,Metallglanz, Leuchtorganismen). Was haben diese Ele-mente gemeinsam?
Erstens: Simple Ordnungen, Spiegelsymmetrie,Radiärsymmetrie, Geometrizität, auffallend durchKontrast und Seltenheit, einprägsam durch Einfach-heit. Diese bereits auf augenorientierte Tiere und Kin-der stark wirkenden Prinzipien sind seit längeremerkannt. Doch erklären diese nicht die Schönheit vonFlussmäandern, Bergen und anderen Erosionsformen,Faltenwürfen, Strömungsbildern und Stromlinienfor-men; Pflanzengestalten mit ihren Verjüngungen undVerästelungen, Farbschlieren in einer Küvette undRegenbogenspektren.
Dies führte zu scheinbar unüberbrückbaren Kon-flikten zwischen Schönheitssuchern verschiedenerSchulen. Die einen betonen die Bedeutung strengerOrdnungen für Ornament und Architektur. Die Gegen-
position hielt Hundertwasser mit seiner These von der»gottlosen Geraden« und seiner fast kompromisslosenAnbetung des Unregelmäßigen als Basis organischerSchönheit. Ernst Haeckel wundert sich bereits in sei-nen »Kunstformen der Natur« (1899–1904), dass allevon ihm als hochwirksam erkannten ästhetischenPrinzipien wie Symmetrie und Geometrie ausgerech-net in der ästhetischen Betrachtung von Landschaftenversagen, ja Geometrie und Gerade dem feinerenGeschmack ästhetischer Betrachter in der Natur uner-wünscht sind. Der gemeinsame Nenner, so das Ergeb-nis dieser Studie, findet sich in einer konsequentenWeiterführung von Ansätzen der EvolutionärenErkenntnistheorie.
Zweitens: Ablesbare Gesetzmäßigkeiten – erkenn-bare Spuren formender Kräfte. Die über simple Ord-nungen und Kontraste hinausgehenden Elemente der
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ßigen Farbfolgen eines Regenbogens, sei es das erahn-te Gesetz logarithmischer Spiralen, die zugleich Wachs-tumsgesetze ausdrücken können, sei es als simpelsterSonderfall des Gesetzmäßigen die ablesbare Ordnunggeometrischer Gebilde und Symmetrien oder als kom-plexer Fall erahnter Ordnung die (errechnete!) Schön-heit fraktaler Computergraphiken.
Die Befriedigung unserer Ordnungssuche ist amhöchsten, wenn unser Wahrnehmungsapparat dabeiUnregelmäßigkeiten und Störungen wegfiltern, weg-rechnen musste, um das reine Prinzip herauszudestil-lieren. So ist Rhythmus (die Wiederholung von Ähnli-chem) reizvoller als Stereotypie (monotone Wiederho-lung von Identem). Am interessantesten sind optischeErlebnisse an der Grenze von Ordnung zum Chaos, woVorhersagbares in Unberechenbares umschlägt.
Ästhetik zwischen Natur und KulturDie Natur unserer Ästhetik verlangt keineswegs nurnach der Ästhetik der Natur! Deshalb kommt man inder Bio-Ästhetik mit einer »Ideologie des Natürlichen«nicht sehr weit. Sie bleibt immer nur Teil der Wahrheit.Der andere Teil der Wahrheit ist der Reiz des Raren, dieAnziehungskraft des Unnatürlichen, Künstlichen. DieNatur selbst bedient sich oft sogar ausgesprochen»unnatürlicher« Effekte, um Aufsehen zu erregen: von»metallischen« Interferenz- und Schillerfarben bis zur»Lichtreklame« von Leuchtorganismen.
Eben weil uns Kristallisches, Metallisches und Geo-metrisches als Kontrast zum Organischen seit jeher sofasziniert, sind uns diese Elemente technokratischerArchitektur über den Kopf gewachsen (sie appellierenan die unterste primitivste Ebene ästhetischen Empfin-dens). Der Pendelschlag zum Organischen ist heute einelebensnotwendige geistesgeschicht-liche Reaktion auf dem Weg zu einerneuen Baukultur. Sie wird aus einerNeubewertung des Handwerklichen,einer neuen Ehrfurcht vor der Naturum uns, Kenntnis der Natur in unsund Respekt vor den zeitlosen Wer-ten gewachsener Kulturen kommenmüssen, denen wir letztlich unserMenschsein verdanken.
Denn wie definiert KonradLorenz den Homo sapiens? Als »Kul-turwesen von Natur aus«. Damit ister auch das Wesen mit dem fallweisenatürlichen Hang zum Unnatür-lichen.
Während eine rettungslos rückständige Avantgardedie Schönheit fürchtet wie der Teufel das Weihwasser,weisen Konrad Lorenz, Ernst Gombrich, Irenäus Eibl-Eibesfeldt und die neuen Aspekte dieses Artikels denWeg zum Verständnis wesentlicher »Vokabeln desSchönen«, die jeder Planer und Designer, Marketing-und PR-Stratege kennen sollte, während sich Architek-ten in einer trotzigen Subkultur technoider Minimalis-ten einigeln und das unter Verbrauch von Milliardenund Zerstörung gewachsener Urbankulturen.
»höheren Ästhetik« wirken auf die Fähigkeit des Men-schen zum »denkenden Schauen«, die ihn zum Erfolgs-typ der Evolution werden ließ: sein rastloses Erspürenvon Ursache und Wirkung, seine Suche nach Gesetz-mäßigkeiten, nach Sinn und Bedeutung aller Erschei-nungen. Sie verlieh diesem Werkzeug- und FeueraffenMacht – nämlich Vorhersagbarkeit. Seine Umweltwurde prognostizierbar, damit beherrschbar.
Gestalten, welche die Wirkung formender Kräfteverraten, erzeugen in ihm Wohlgefallen, sei es dieablesbare Statik von Pflanzenkörpern, eleganten Brü-cken oder Kathedralen, die ablesbaren Stromlinien vonFischen, Schiffen, Vögeln und Flugzeugen, seien es dieWechselwirkungen von Wind und Sand in den Dünender Sahara, Faltungen von Stoffen, ja von geologischenSchichten zu Gebirgen, seien es die rhythmischenSchlingen eines Flussmäanders, seien es die gesetzmä-
Gotisches Netz -gewölbe, Königs-wiesen, Nieder -österreich
Alter Olivenstamm
Fotografie von Karl Blossfeldt:Saxifraga, Stein-brech
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Als am 26. Juni 1913 der Bund Naturschutz in Bayerngegründet wurde, war die Zielsetzung neben dem
Einsatz für Tier- und Pflanzenarten und landschafts -prägende Lebensräume nicht zuletzt auch, die Schön-heit der Landschaft zu erhalten. Die Empörung über»landschaftsverschandelnde« Projekte veranlasstenamhafte Münchner Künstler, unter anderem Gabrielvon Seidl, Gründer des Isartalvereins, sich für denNaturschutz zu engagieren, was schließlich auch zurGründung des BN führte.
Ziel war »der Schutz des Gesamtbildes der Land-schaft und ihrer Teile«, wie der – übrigens musisch sehrbegabte – Lehrer Johann Rueß, damals Vorstandsmit-glied, treffend formulierte. Der frühe Naturschutz setz-te sich also gerade auch für ästhetische Ziele ein. Nichtnur in Bayern, sondern in ganz Deutschland stand die
Kunst mit an der Wiege des Naturschutzes, denn esging den Naturschützern in erster Linie darum, beein-druckende Landschaften zu erhalten, welche die Men-schen zu Gedichten oder Gemälden im Geiste derRomantik inspirierten. Nicht verwunderlich ist esdaher, dass die ersten Naturschützer vor allem Maler,Musiker und Schriftsteller waren.
Drei bekannte Persönlichkeiten des 19. Jahrhun-derts möchte ich in Erinnerung rufen: Der BegriffNaturschutz wurde 1888 von dem Komponisten undPianisten Prof. Ernst Rudorff (1840 –1916) geprägt.1904 gründete er den Deutschen Bund Heimatschutz,eine Bewegung, die ein umfassendes und erfolgreichesKonzept zur Bewahrung der Heimat erarbeitete. OderProf. Dr. Ernst Haeckel (1834 –1919, Foto), der den
Künstler für den Naturschutz, gestern und heute
Mit allen Sinnenund Gefühlen
Von Hermann Löns bis Haindling: Kunstsinnigen Menschen liegtoft auch die Natur am Herzen. Künstler standen sogar an derWiege des BN.
Kunstformen derNaturIn der gleichnami-gen Heftreihe ver-öffentlichte Prof.Ernst Haeckel,1834–1919, seinebeeindruckendenZeichnungen vonRadiolarien (Strah -lentierchen, Abb.)und anderen Mee-reslebewesen.
Prof. Ernst HaeckelBegriff der Ökologie prägte: Seine Zeichnungen derRadiolarien (Abbildung) oder Kalkschwämme sindvon großem ästhetischem Reiz und gehören zu den schöns ten wissenschaftlichen Zeichnungen. Als Dich-ter von Heide- und Jagdgeschichten ist Hermann Löns(1866 –1914) gemeinhin bekannt. Weit wenigerbekannt ist, dass Löns als Jugendlicher ein hervorra-gender Weichtier-Kenner gewesen ist, der sich um dasWissen von der Weichtierfauna seiner Heimat hervor-getan hat – und der auch den kritischen Satz formulier-te: »Die Naturzerstörung arbeitet en gros, der Natur-schutz en detail.«
Dieser Tradition fühlen sich bis heute viele Künstlerverpflichtet. So begleitet unsere aktuelle Unterschrif-tenkampagne für die Donau (Postkarte in diesem Heft)eine Konzerttournee des Musikers Hubert von Goisern,
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unterstützt von unserem NaturschutzpreisträgerHans-Jürgen Buchner (Haindling; s. N+U 2-08). Oderman denke an die vielen Persönlichkeiten, die sich2004 für unser Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald«einsetzten, etwa der inzwischen leider verstorbeneSchriftsteller Carl Amery.
Die Tradition kunstgeprägter Persönlichkeitenhaben im BN unter anderem unser langjähriger Vorsit-zender Hubert Weinzierl mit seinen Gedichtbändenund unser ehemaliger Würzburger Kreisvorsitzenderund Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats desBUND, Prof. Dr. Gerhard Kneitz, mit seinen Bildernfortgesetzt (Foto und Abbildung).
Naturschutz und Kunst eint das gleiche wache,offene Erleben mit allen Sinnen und Gefühlen.
Seit einigen Jahren wird dem Aspekt der Natur oderLandschaft als Kunst noch der Aspekt Kunst in derLandschaft hinzugefügt; oft verändern dabei Witterungund Wachstum der verwendeten Materialien dasKunstwerk (vgl. Seite 18). So entsteht Dynamik, wiebeim BN-/BUND-Projekt WestÖstliches Tor am Grü-nen Band bei Duderstadt: Zwei zwölf Meter hoheEichenstämme, am Boden mit einer Edelstahlschwelleverbunden, formen ein großes, offenes Tor, welchesdirekt auf der alten Grenzlinie steht. Das Tor lädt einzum Durchblick auf die zusammenwachsende deut-sche Landschaft, zum ungehinderten und ungefährde-ten Durchschreiten und zur Erinnerung. So schaffenKünstler auf einer Ebene Zugang zur Natur undUmwelt, die jenseits von Zahlen und Fakten liegt. Aberman muss kein bekannter Künstler sein, um sichkünstlerisch mit der Natur auseinanderzusetzen.Beeindruckend hat dies unser Fotowettbewerb »Hei-mat in Fokus« gezeigt, an dem sich 2006 die Leser derN+U mit Hunderten hervorragender Bilder beteiligthaben.
Dass sich Künstler in ihrem Umweltengagementnicht nur auf den Arten- und Landschaftsschutzbeschränken, zeigen beispielhaft die Biermösl Blosn(Interview rechts) oder auch die Wellküren mit ihrerAussage: »Wenn der BN gegen die Gentechnik protes-tiert, dann sind wir natürlich dabei. Wir wollen keinGenfood und brauchen keine Anti-Matsch-Tomaten.Biss haben wir selber.« Prof. Dr. Hubert Weiger, BN-Landesvorsitzender
KünstlernaturArtenschützer, Wissen-schaftler und Künstler:Prof. Gerhard Kneitz, vondem das Waldbild (linkeSeite) stammt, leitetelange Jahre die BN-Kreis-gruppe Würzburg undden wissenschaftlichenBeirat des BUND.
Rechnen wir mit der vierten Startbahn!Trotz des CSU-Wahldebakels sieht Hans Well,Texter der berühmten Biermösl Blosn, im N+U-Interview für die Umwelt weiterhin schwarz.
N+U: Die Bayern glauben plötzlich nicht mehr, dasssie immer von der gleichen Partei regiert werdenmüssen. Zweifellos ein Erfolg Eurer jahrzehntelangensubversiv-künstlerischen Arbeit. Warum hat dasgerade jetzt geklappt? Hans Well: Die Erosion ist schon lange erkennbar. InMünchen predigt ein Bischof namens Marx (!!!), derFC Bayern wird von Bochum und Hannover gede-mütigt, und der Bayerische Rundfunk ist auch nichtmehr das, was er eimal war, Sigmund Gottliebbestätigt da als Ausnahme eher die Regel. Ich fürch-te, an uns allein hat’s also nicht gelegen. Welche Dogmen bayerischer Politik könnten alsnächste fallen? Dass aus jedem Fluss ein Kanal wer-den muss? Dass man von zwei Straßenvariantenimmer die dümmere realisieren muss? Dass ein Flug-hafen alle paar Jahre eine neue Startbahn braucht? Da bin ich leider skeptisch, weil der Koalitionspart-ner FDP heißt. Diese Partei der Besserverdienendeninteressiert bekanntlich weniger die Umwelt. IhrZiel, oder sagen wir ihre Philosophie ist eher die Auf-hebung des Rauchverbotes und Privilegiensiche-rung der Apothekerzunft. Rechnen wir also lieberjetzt schon mit der vierten Startbahn und demRhein-Main-Donau-Kanal bis nach Wien, was auf-grund des Wahlausganges in Österreich (30 % Rech-te) bald auch kein Problem mehr sein dürfte. Jetzt kannst Du schlecht nein sagen: Darf der BNbeim Donaufest an Christi Himmelfahrt nächstesJahr mit Eurem Auftritt rechnen?
Ich antworte darauf mit einem entschiedenen Jein,da mein Bruder Michael der Terminator ist und essein könnte, dass wir an diesem Tag schon einenTermin haben. Wir bleiben dran. Die frei fließende Donau ist unshalt ein besonders großes Anliegen. Habt Ihr einenZweizeiler für uns, der uns Mut macht?Bald erklingt an der Donau dasselbe LiedWia in München beim Transrapid! Interview: Manfred Gößwald
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Naturschutz nach NotenHans Well undseine Biermösl Blosnverschaffen seit vielen Jahren derUmwelt Gehör, aufihre unnachahm-lich bissig- witzigeWeise.
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WaldwegEine außergewöhnliche Art derFotografie praktiziert Erhard Ben-dig, Vorsitzender der BN-Kreisgrup-pe Weißenburg-Gunzenhausen.Seine »PHOTORELLE« gestaltet erdurch Kombination reflektierten,gebrochenen, gebeugten und pola-risierten Lichtes verschiedenerGlasscherben. Dabei entstehen far-benprächtige Motive, die die Phan-tasie des Betrachters anregen.
Unser halb-wilder WaldDie niederbayerischen Künstler Herbert Pöhnl undChristoph Pfeffer »durchwandern« in ihrer literarischenund multimedialen Reportage den Nationalpark Bayeri-scher Wald. Dessen Geschichte und Wirkungen werdenden Zuschauern und -hörern auf dieser Reise durch dieWildnis ein wenig verständlicher – oder noch rätselhaf-ter. Nächste Gelegenheit, den »halb-wilden Wald« zu erleben,ist am 8. Mai 2009 im Kursaal Freyung.
Wilde WesenMüpfe nennen sich die Mitglieder der Jugendorganisa-tion BN im Alter von zwölf bis fünfzehn – eine wildeZeit. Wild wirkt auch das »Vier-Elemente-Tier«, das diejungen Naturschützer bei ihrem Jahrestreffen »Aufmupf2008« unter Leitung des Bayreuther Künstlers Axel Lut-her geschaffen haben. Aufgestellt vor der »Bootshalle«des BN-Naturschutzzentrums Wartaweil begeistert dasWesen dessen Besucher.
Bildhauer und NaturschützerNur wer die Natur liebt, kann sie wohl so eindrucksvollnachbilden wie Klaus Wiedmann. Der überregionalbekannte Bildhauer beobachtet mit Leidenschaft dieNatur, und er engagiert sich, zum Beispiel im BN-Arbeitskreis Wald. Mit der Kreisgruppe Landshut reali-sierte er mehrere Kunstprojekte, etwa zum Naturschutz-gebiet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Mehr über Klaus Wiedmann: www.wiedmann- skulpturen.de
Kunst-Stückeaus BayernBN-Aktive stellen sich alsbegabte Künstler heraus. BN-Gruppen feiern Jubiläen mitKunstaktionen. BN-Widerstandgegen Umweltzerstörung greiftauf künstlerische Formenzurück. Unsere Umfrage unterBayerns BN-Gruppen führt dieüberraschend große Rolle derKunst im Bund Naturschutz vorAugen. Eine Auswahl (göß).
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»Kunstverein«Bund Naturschutz
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Schwebender Stein2004 drehte sich beim BN in Würzburg alles um dieKunst. Im Rahmen ihres »Natur- und Kunst-Jahres«organisierte die Kreisgruppe auch eine Ausstellung imgesamten Botanischen Garten der Uni. Für den »schwe-benden Stein« des Objekt-Künstlers David Wendlandschien die Schwerkraft aufgehoben zu sein. Das aktuelle Natur- und Kunstprogramm für Schulenund Kindergärten: www.wuerzburg.bund-naturschutz.de
Kunst im BiotopZum 30-jährigen Bestehen der BN-Kreisgruppe Fürth-Land 2006schmückten Künstler verschiedenerGenres die Biotopflächen rund um denKesselberg in der Gemeinde Cadolz-burg. Die Natur diente als Bühne, in diesich Gemälde, Bildhauereien undAktionskunst achtsam einfügten – zumSchauen, Lauschen und Spüren.Manch ein Besucher mag dabei seineLiebe zur Natur neu entdeckt haben.
FrauensachenSchweißen ist Männersache? Nichtbeim Schrottschweißkurs der BN-Ortsgruppe Nabburg im LandkreisSchwandorf, denn da erweckenFrauen altes Eisen zu neuem Leben.Und setzen mit viel Spaß ein Zei-chen gegen die Wegwerfgesellschaft. Neue Termine ab Mitte Januar unterwww.bund-naturschutz-nabburg.de
Ein Kunststück von 300 m2
100 Quadratmeter Fläche verschwinden in Bayern jedeMinute unter Asphalt und Beton. Mithilfe spektakulärerAktionskunst verdeutlichten Coburger Naturschützer2006 dieses Ausmaß des Fächenverbrauchs, indem siein drei Minuten 300 Quadratmeter mit Folie bedeckten.Der Protest richtete sich gegen Pläne für einen neuenFlughafen, die inzwischen auch dank des BN-Wider-standes gebremst wurden.
Mehr Bilder imWebWeitere BeispielekünstlerischerAktionen im undfür den BN findenSie unterwww.bund- naturschutz.de/kunst.
Naturkunst aus StrandgutKinder von acht Kindergärten, vier Schulen und vonPfadfindergruppen schufen 2007 in den Wertach-Auenvon Kaufbeuren Naturkunstwerke. Ihr kreatives Gestal-ten führte sie nicht nur an die Schönheiten des Natur-raumes heran; sie erreichten auch das Ziel ihrer Aktion,dass der bisher nicht durchgängige Weg entlang derWertach nun für die Bevölkerung geöffnet wurde.
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Kreativ sein in der Natur, mit der Natur
Landart: Jeder istein Künstler
Landart-Künstler gestalten mit bloßen Händen, aus Materialien, die sie in der Naturfinden. Ihre Werke bleiben am Ort ihrer Entstehung, wo sie bald wieder vergehen.
Landart ist eine Kunst, bei der die Seele mitwachsenoder auch baumeln kann. Die Freude am eigenen
Tun und das Erleben der Natur sind dabei wichtiger, alsetwas vollkommen Neues in künstlerischer oder hand-werklicher Perfektion zu schaffen. Die natürlicheÄsthetik des Materials und ein spielerischer Zugangzur Natur lassen immer wieder neue Ideen entstehen:schwimmende Blätterschlangen, Schneeskulpturen,Trolle aus Lehm, waghalsig ausbalancierte Steintürmeoder Farbübergänge aus kunstvoll arrangierten herbst-lichen Blättern.
Manchmal spüren wir die Geheimnisse eines Orteserst, wenn wir uns Zeit nehmen, ihn zu entdecken unduns auf die Natur einzulassen. Bei Landart gibt es keinrichtig oder falsch. Die Blätter gehen nie aus, dieFedern werden nicht stumpf, Farben trocknen nichtein, der Radierer ist die Hand, Material gibt es in Hülleund Fülle. Allerdings kann man nass werden und dieWerke selten in die Hosentasche packen. Landart ist
eine bunte, erlebnisreiche Kunst aus einer Mischungvon Natur erfahren und erkunden, Abenteuerspiel undbauen dort, wo einem frischer Wind um die Nase weht.Doch ist es mit Worten nicht ganz zu beschreiben, undmehr als die Summe der genannten Teile. Dieses»Mehr« gilt es selbst zu erleben.
Fast jeder hat als Kind Werke aus Naturmaterialiengestaltet, Schneemänner, Staudämme, Hütten. Land-art ist eine schöne Möglichkeit zum künstlerischenErleben der Natur für jedermann, unabhängig vomAlter. Für Landart ist weder eine besondere Vorbildungnötig noch außergewöhnliche Kreativität. Freude ander Natur und die Bereitschaft, sich auf Neues einzu-lassen, sind die besten Voraussetzungen. Und neben-bei: Die Ruhe beim Bauen, das tiefe Eintauchen in dieNatur und die Zufriedenheit mit dem eigenen Tun ist inunser hektischen, oft fremdbestimmten Zeit ein kaumzu überschätzender Gewinn, auch für unsere innereBefindlichkeit. Andreas Güthler
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Bitte per E-Mail an nu@bund-naturschutz.de oder per Post an die Adresseder Redakton (Seite 6). Die ersten fünfEinsender bekommen je eines der gro-ßen Kunstposter. Viel Spaß beim Wer-keln in und mit der Natur!
Werden Sie jetzt Landart-Künstler, undgewinnen Sie doppelt: Freude amschöpferischen Naturerleben – und einLandart-Poster von Monika Glasl, vonder unser Titelbild stammt. So einfachgeht’s: raus in die Natur, kreativ wer-den, Ihr Landart-Werk fotografierenund das Foto an uns schicken.
Gewinnen Sie:tolle Poster für Ihr Landart-Foto!
Der AutorAndreas Güthler istDiplom-Geoökolo-ge und Umweltpä-dagoge. Der enga-gierte Alpenschüt-zer leitet Landart-Workshops für alleAltersgruppen undist Autor des Buchs»NaturwerkstattLandart« (S. 19). Kontakt: a.guethler @ gmx.de
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Kunst für Kinder beim BN in Bad Tölz
Lila Hai undSchleierflosse
»Scheibenkleister«, flucht dersiebenjährige Paul leise, »jetzthab ich mich vermalt.« Aberauch sein »Zauberfisch« wirdam Ende ein tolles Kunstwerk.
Auch Yara hat so ihre Probleme. Gar nicht so ein-fach, die Umrisse ihrer Fische, wie sie sich die Kin-
der in der Phantasie vorstellen, mit Buntstift auf diedünne Pressspanplatte zu zeichnen. Luca zögert noch.»Überlegt euch: Wie sieht mein Fisch aus? Ist er lang?Oder will ich ihn mit dickem Bauch machen?«, regt dieMalerin und Bildhauerin Dorothea Dattenberger ausAmmerland am Starnberger See die neun Buben undMädchen zwischen vier und zehn Jahren an. Im Rah-men des Familienprogramms der BN-Kreisgruppe BadTölz-Wolfratshausen möchte die freischaffende Künst-lerin an diesem Septembernachmittag mit den Kin-dern bunte Zauberfische aus Holz gestalten. Zuvor hatsie ihnen in Bildbänden gezeigt, wie viele Formen, Far-ben und Muster Fische in der Natur haben.
Yara hat es ein Schleierfisch angetan. Aber wie sahnoch mal die Flosse aus? »Ich mag nur die Flosse, keineandere!«, ruft das Mädchen halb verzweifelt, halb trot-zig mit Blick auf sein Holzbrett. Dattenberger weiß Rat:»Die Schleierflosse machen wir später aus Tuch, da habich was schönes für dich.« Yara ist zufrieden.
Die Kinder arbeiten im Freien auf dem Gelände desMünsinger Waldkindergartens. Ein idyllischer Ort,umgeben von Pferdekoppeln und mächtigen altenEichen. Mit Feuereifer stürzen sich die Kinder auf die
auf diese kreative Weise mit Pinsel, Säge, Hammer undBohrer zu vermitteln – »sowas mach’ ich immergern«, betont die Künstle-rin.
Lustig wird es noch ein-mal, als die Kinder mitselbstgefertigten Rutenihre zauberhaften Rochen,Haie, Gold- und Schleierfi-sche aus einem mit blauenTüchern simulierten Flusszu angeln versuchen.»Kreativ-Sein, ein bis-schen Naturkunde unddas Ganze im Freien – eshat sich so toll angehört«,begründet eine der Mütterbeim Abholen, warum sieihren Sohn zu dem Work -shop angemeldet hat. Derhat sich derweil mit sei-nem Fisch an der Angelzwischen den Bäumenverkrümelt. »Ein gutes Zei-chen«, lacht die Mama,»dann hat’s ihm gefallen.« Monika Schotte, freie Journalistin
kleinen Sägen und beginnen, die Umrisse ihrer Fisch-entwürfe auszusägen. Dattenberger zeigt, wie es ambesten geht. »Das ist voll die Arbeit«, stellt die sieben-jährige Ann-Sophie nach einer Weile fest. »So viel habich schon, kuck!«, ruft der vierjährige Ben stolz seinemBruder zu.
Das schaut cool aus!Nach dem Kantenfeilen geht es ans Anmalen. »Nimmruhig mehr Farbe«, ermuntert Dattenberger den klei-nen Luis und zeigt, wie man den Pinsel führt. Ann-Sophie übermalt ihren lila Hai noch mal mit Blau,streut Glitzer drauf und schmiert genüsslich mit denFingern in der feuchten Farbe. »Das schaut jetzt coolaus«, freut sich das Mädchen. Yaras Fisch bekommtseine hübsche Schleierflosse. Stolz zeigt Karla ihren
fertigen Kugel-fisch. Grün undrot ist er gewor-den, mit blauenStreifen, hell-grünem Glitzer-bauch und zweiFedern. Ganzanders als dielebenden Vorbil-
der. Genau das ist für Dorothea Dattenberger das Ziel.Für die Kinder, wie für sie selbst als Malerin geht es ihrdarum, nicht abzubilden, sondern die Natur als Anlasszu nehmen, eigene Ideen zu entwickeln und diese inForm und Farbe umzusetzen. Kindern Umweltbildung
Landart zum Lesen und StaunenNaturwerkstatt Landart.Andreas Güthler und Kath-rin Lacher. AT-Verlag, 2005,36 Franken. Mit vielen farbi-gen Fotos macht das BuchLust auf eigene Landart. DerLeser erfährt, wie Landart-künstler Ideen entwickeln,und be kommt gestalterischeund handwerkliche Tipps. Für alle Altersstufenab dem Kinder garten. Landart – Kunst in und mit der Natur. MonikaGlasl. Projekte-Verlag, 2007, 24,50 Euro. Diebayerische Landart-Künstlerin (Titelfoto dieserN+U) untermalt die Bilder ihrer teils ernsten,teils heiteren Werke mit lebensphilosophi-schen Texten. Land und Environmental Art. Jeffrey Kastner(Hrsg.). Phaidon Verlag, 2004, 49,95 Euro. Diewichtigsten Landart-Künstler in einem Band. Federn im Wind. Die Kraft gestalteter Natur.AT-Verlag, 2007. Neuland. Bildende Kunst und Landschafts -architektur. Birkhäuser, 2007, 29,90 Euro. Ökologische Ästhetik. Theorie und Praxiskünstlerischer Umweltgestaltung. Birkhäuser,2004.
Kunst kommt anSeit drei Jahrenveranstaltet dieBN-KreisgruppeBad Tölz- Wolf -rats hausen regel-mäßig Projekte,die Natur auchüber künstleri-sches Gestaltenvermitteln wollen.Das aktuelle Pro-gramm: www.bn-toel-wor.de. Ande-re BN-Kreisgrup-pen gehen ähnli-che Wege.
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Der Mann hat Kohldampf. Klaus Hungrig isstFleisch mehrmals am Tag, na klar, dieWurst gehört auf die Semmel und das
Hackfleisch in die Soße. Reicht trotzdem nicht, erhat Hunger, deswegen muss jetzt ein Hamburgerher, oder besser gleich ein paar, kosten pro Stückja nur einen Euro bei der Bräter-Kette, die mitihren goldenen Bögen die ganze Welt umspannt.
Vor dem Laden am Münchner Stachus trifftKlaus Hungrig zufällig auf Viehzüchter MichaelKuhmacher, der seine Tiere in acht Monaten biszur Schlachtreife bringen muss. Diese Geschichtewill Herr Hungrig eigentlich gar nicht hören. Lei-der trifft er aber auch noch auf den Kleinbauernaus Südamerika, der sein Land gerade an einenGroßgrundbesitzer verloren hat, weil sich dasFutter für die Tiere in Deutschland eben in gigan-tischen Monokulturen am besten anbauen lässt.Noch so eine unangenehme Geschichte. Und zuallem Überfluss steht da noch ein Gespenst inGaze, vermummt und mit großer Schutzbrille,weil die für den Anbau des vielleicht sogar gen-technisch modifizierten Soja nötigen Pflanzen-
schutzmittel alles andere als gesund sind fürdie Menschen, die sie sprühen. Doch: So eine
Schutzausrüstung besitzen bei weitem nichtalle Arbeiter. Hat Klaus Hungrig angesichts
dieses Aufmarschs an quicklebendigen Fra-gezeichen eigentlich immer noch Appetit auf
seine doppelte PortionFleischklops?
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Stadtführung ganz anders: In Münchenorganisiert die JugendorganisationBund Naturschutz konsumkritischeTouren durch die Fußgänger zone.Von Helge Bendl
Ich bin dochnicht blöd!
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Herbert Grönemeyer hat es vorgesungen, vor25 Jahren schon. »Gemischte Gefühle« hießdas Album, und nach einer »Konsum Global«-Führung durch die Münchner Innenstadt istman in einer ähnlichen Stimmung. Statt mitschnell verdaulichem Wissen über Frauenkir-che, Viktualienmarkt und Marienplatz vollge-stopft zu werden, gab es schwere Kost für dieJugendgruppe aus Messkirch, die an der Tourteilnahm. In Rollenspielen schlüpften sie inimmer neue Gewänder. Mal in das einerNäherin, die gerade einmal 40 Cent Lohnbekommt, obwohl der Turnschuh im Ladenam Ende trotzdem 100 Euro kostet. Mal indas eines Jungen, der im Kongo in einemBergwerk schuften muss, um das für die Kon-densatoren in Handys so wichtige EdelmetallColtan herzustellen – den Gewinn steckenandere ein, die sich Waffen für den Bürger-krieg kaufen. Immer wieder fliegt dabei einaufgeblasener Globus durch die Luft – hilf-reich, um nachzuvollziehen, wie eine Jeansbis zu 30 000 Kilometer reist, bis sie inDeutschland verkauft wird.
»Man kommt ins Nachdenken darüber,was man einkauft. Und man erfährt, dass esAlternativen gibt«, sagt Dorothee Dom-browsky, die ihre Jugendgruppe zu der etwasanderen Stadtführung nach Münchengebracht hat. Muss es wirklich so viel Fleischsein – und wenn schon, wo gibt es Bio-Ham-burger aus nachhaltiger Landwirtschaft? Wassind die Siegel für Naturtextilien und FairTrade? Warum nicht einmal im Secondhand-Laden stöbern oder eine Kleidertausch-Partyveranstalten? Wie lassen sich Kaffee, aberauch andere Lebensmittel, mit Genuss undohne Reue genießen? Bei der Stadtführungwerden nämlich nicht nur die Probleme auf-gezeigt, sondern auch mögliche Lösungen.Eines ist klar: Weil Jugendliche von denUnternehmen als Konsumenten mit starkerKaufkraft ernst genommen werden, habensie auch die Macht, etwas zu verändern. Jederalleine, alle zusammen.
Die Stadtführung »Konsum Global« wurdefür Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahrenkonzipiert, doch auch – oder gerade –Erwachsene können dabei viel lernen, unddas ohne erhobenen Zeigefinger. »KonsumGlobal« ist eine Erfolgsgeschichte: 2003 star-tete das Jugendumweltnetzwerk Niedersach-sen, kurz Janun, die ersten konsumkritischenTouren. Von Hannover ging die Idee in dieWelt: Mittlerweile gibt es in vielen StädtenGruppen, die sich den Themen Globalisierungund Konsum auf diese kreative Art und Weisewidmen. Inzwischen ist die BUNDjugend, dieJugend des Bundes für Umwelt und Natur-schutz Deutschland (BUND), für die bundes-weite Öffentlichkeitsarbeit, die Erstellung derImagematerialien und die Freiwilligenkoordi-nation in bereits aktiven Städten zuständig.
»Ich hab schon alles, ich will noch mehr. Alles hält ewig, jetzt muss was Neues her. Ich könnt im Angebot ersaufen, mich um Sonderposten raufen. Oh, ich kauf mir was, kaufen macht so viel Spaß. Ich könnte ständig kaufen gehen, kaufen ist wunderschön.«
Janun veranstaltet Workshops, um Interes-sierte in neuen Städten zu schulen.
So auch im Frühling diesen Jahres in Mün-chen, als Janun-Trainer Jochen Dallmer einigeMitglieder der bayerischen Jugendorganisa-tion Bund Naturschutz (JBN) durch die Innen-stadt leitete. Inzwischen führen diese Akti-ven Schulklassen und Jugendgruppen durchden Konsumdschungel in der Fußgängerzo-ne, klären sie über Probleme auf und zeigenihnen umweltfreundliche Alternativen zuherkömmlichen Produkten. »Als JBN-Aktiverweiß man über viele der behandelten The-men zwar schon Bescheid. Die Führungensind aber eine gute Möglichkeit, Jugendlicheanzusprechen, die von fairem Handel nochnichts gehört haben und bislang völlig unkri-tisch einkaufen«, sagt Martin Geilhufe ausdem Landesvorstand der JBN. »Danach gehtjeder mit offeneren Augen durch die Stadt.«Stadtführerin Silvia Simbeck assistiert: »Esgibt bei den Teilnehmern oft eine großeUnkenntnis über die Zusammenhänge. Wirwollen nicht einzelne Marken oder Konzernean den Pranger stellen, sondern über globaleZusammenhänge informieren. Dann kannsich jeder bewusst entscheiden, was, wie undwo er einkauft.«
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JBN-InfotagMaßgeschneiderte Fortbildung für JBN-Aktive� 29. November 2008 in NürnbergFundraising, Rechtsfragen, Um welt -pädagogik, Gruppenspiele, Presse -arbeit und vieles mehr. Diese Fortbil-dung lässt keine Wünsche offen. Dukannst Dir selber raussuchen, welcheWorkshops Du besuchen willst. Gleich noch anmelden, Preis 10 Euro(5 Euro für JBN-Mitglieder)
Klimagipfel in PolenFahrt zur UN-Weltkilmakonferenz nachPoznan� 5. bis 7. Dezember 2008Wir fahren zur Klimakonferenz nachPolen, machen bei der großen Demomit und vernetzen uns mit jungenUmweltschützern aus ganz Europa. Anmelden bis 24.11.08, Preis 70 Euro(40 Euro für JBN-Mitglieder)
Infos und AnmeldungJBN, Trivastraße 13, 80637 München Tel. 0 89-15 98 96-30 Fax 0 89-15 98 96-33 info@jbn.de, www.jbn.de
Interessiert?Willst Du mal an einer der konsumkriti-schen Stadtführungen in München teil-nehmen? Oder vielleicht selbst Stadt-führer werden und mithelfen, dass dieMenschen in Deiner Gemeinde künftigbewusster einkaufen? Bei der Landes-stelle der JBN ist Lea Jäger die Ansprech-partnerin: Telefon 0 89-15 98 96 37, jae-ger@jbn.de, www.konsumglobal.jbn.de. Auch außerhalb Bayerns existierenGruppen, die Stadtführungen zu denThemen Globalisierung und Konsumanbieten. Eine Übersicht gibt es unter www.konsum-global.de.
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22 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Am 12. August warGabriel an die nie -
derbayerische Donaugekommen. Begleitetvon den BN-Landes-und Kreisvorsitzendennahm sich der SPD-
Politiker viel Zeit für die Erkundung per Rad. DerBundesminister kritisierte heftig die Planungen der bayerischen Staatsregierung und der Rhein-Main-Donau (RMD) AG zum Staustufenbau und stellte klar:»Für mich kommt nur ein sanfter Ausbau der Donauohne Staustufen in Betracht.« Der entsprechendeBundestagsbeschluss aus dem Jahre 2002 binde dieBundesregierung ebenso wie das europäische Natur-schutzrecht. Daran habe sich auch die bayerischeStaatsregierung zu halten. BN-Vorstandsmitglied DieterScherf und der Deggendorfer BN-KreisvorsitzendeGeorg Kestel warnten eindringlich vor weiteren Unter-suchungen durch die RMD AG auf Bundes- und EU-
Kosten – von 33 Millionen Euro. Da die RMD AG einInteresse an Staustufen und der Wasserkraftnutzunghabe, würde hier der »Bock zum Gärtner« gemacht.
Dicke Luft im SteigerwaldWährend Gabriel von den Menschen an der Donau nurZuspruch für seine Haltung erfuhr, war sein Besuch imSteigerwald zwei Tage später von Demonstrationen fürund gegen den geplanten Nationalpark geprägt. Auchhier nahm sich der Minister einen ganzen Tag Zeit undließ sich von Hubert Weiger, dem ehemaligen EbracherForstamtsleiter Dr. Georg Sperber und dem Forstbe-triebsleiter Ulrich Mergner die wertvollen Buchenwäl-der zeigen. Tief beeindruckt von der Schönheit desGebietes stellte Gabriel fest: »Aus naturschutzfach-licher Sicht besteht kein Zweifel an der Nationalpark-würdigkeit des Steigerwalds. Ich bin sicher, das wäreeine große Chance für die ganze Region.«
Dank seiner persönlichen Erfahrungen bei der Ent-stehung des Nationalparks Harz ließ sich Gabriel auchnicht von wütenden Gegendemonstranten beeindru-cken. Die Stimmung bei den Nationalparkgegnern waraufgeheizt, nachdem örtliche Bürgermeister und CSU-Abgeordnete Ängste geschürt hatten. Ihm sei es wich-tig, so Gabriel, dass bei den anstehenden Diskussionenalle Betroffenen frühzeitig einbezogen würden. Letzt -endlich jedoch »können wir von Brasilien nicht denSchutz des Amazonas-Regenwaldes fordern, ohne imeigenen Land mit gutem Beispiel voranzugehen«. Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter
Hilfe für dasGrüne BandAuch am Biotop-verbund entlangder ehemaligeninnerdeutschenGrenze machteSigmar GabrielStation und pack-te zusammen mitJugendlichen beieiner Entbuschungmit an. Mehr zum Schutzdes Grünen Ban-des lesen Sie aufSeite B25.
Jetzt für die Donau unterschreibenSigmar Gabriel hat sich klar zur frei fließenden Donau bekannt. Tun Sie esihm jetzt gleich, schicken Sie uns am besten heute noch die Postkarte amEnde des Heftes mit Ihrer Unterschrift. Wenn Sie möchten, können Sie dortzwei weitere Donaufreunde unterschreiben lassen. Jede Stimme zählt underhöht auch den Druck auf die neue bayerische Staatsregierung. Die Aktionläuft noch bis September 2009. Helfen Sie mit, dass sie zum unüberseh -
baren Signal wird. Mit Ihrer Hilfe werden wir die Kanalisierung vonBayerns Lebensader verhindern.
Natur braucht Mut! VielenDank allen Mutigen in die-sem schönen Landkreis unddieser wunderschönen Stadt.Sigmar GabrielEintrag in das Gästebuch vonEbrach am 14. August 2008
Klare WorteSigmar Gabriel stellte sich denProtestierern gegen einen Natio-nalpark Steigerwald und nahmihre Bedenken ernst, bekanntesich aber eindeutig zum geplan-ten Schutzgebiet. Zur Freude derPro-Nationalpark-Demonstran-ten mit BN-Vorsitzendem HubertWeiger.
Umweltminister für frei fließendeDonau und Nationalpark Steigerwald
Gabriel stellt sichauf Seite des BNBrennpunkte des Naturschutzes in Bayernbesuchte Bundesumweltminister SigmarGabriel auf seiner diesjährigen Sommerrei-se. Bei zwei umstrittenen Themen bezog erklar Position für den Naturschutz.
BeeindrucktVom Schiff und vom Rad aus verschaff-te sich Umweltminister Gabriel (in denBildern vorne links, daneben DieterScherf) einen persönlichen Eindruckvon der Schönheit der noch unverbau-ten Donau.
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[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 23
Erfolgreiches Donau-Festival der JBN
DOitNAU macht Spaß und SchlagzeilenMehr als 300 Jugendliche folgten dem Aufruf derJugendorganisation Bund Naturschutz und pro-testierten Anfang August beim Festival DOitNAUfür die frei fließende Donau.
Tolle ResonanzBei vier Podiumsver-anstaltungen disku-tierten Bundes- undLandtagsabgeordne-te fast aller Parteienüber den Ausbau derDonau – außer derCSU, deren Politikerhatten abgesagt. DieResonanz der Medienwar enorm.
Großes Programm40 Workshops und Exkursionensowie drei Ausstellungen botenwährend der sieben Tage ein viel-fältiges Programm.
Musik, Musik, Musik!20 Bands spieltenauf dem DOitNAU,alle verzichteten aufeine Gage! Höhe-punkt war das Kon-zert von „La Brass-Banda“. Besondersgefreut haben sichdie Um weltschützerüber das Überra-schungs konzert der„Weißwurscht is“,einer der wichtigs -ten bayerischenReggae-Bands.
Stoiber war daSogar Edmund Stoiber besuchtedas DOitNAU undsorgte für eineSensation: Ersprach sich gegendie Kanalisierungder Donau aus. Zuschön um wahr zusein – aber Kaba-rettist WolfgangKrebs gab den Stoiber wirklichgut.
Mehr im WebDie moderne Donau-Kahnschnecke,das Maskottchen des DOitNAU, emp-fiehlt: www.doitnau.de, www.fluchder donau.de, www.jbn.de
Heimat Donau – neuer Bildband»Einzigartig schön ist hier dieseGegend an der Donau«, schrieb zuBeginn des 19. Jahrhunderts derNaturforscher Joseph AugustSchultes. Auch heute noch beein-druckt diese Flusslandschaft mitihren Mäandern und Altwassernjeden, der sich ihr behutsamnähert. Der geplante überzogene
Ausbau mit Staustufen würde den Strom in eine sterileSchifffahrtsrinne verwandeln. Die Lebensräume von Blau-kehlchen und Großem Brachvogel, von GebänderterPrachtlibelle und Donau-Kahnschnecke würden vernichtet.Dagegen wehrt sich der Bund Naturschutz seit Jahrzehnten,gemeinsam mit vielen weiteren Freunden des Flusses. Im neu erschienenen Bildband »Heimat Donau – Natur undKultur am Strom« gelingt es den Autoren Dieter Scherf (Mit-glied des BN-Landesvorstandes), Hubert Weiger (BN- undBUND-Vorsitzender) und Günter Moosrainer (Fotograf),dieses Juwel in seiner Vielfalt und Schönheit vorzustellen.Das Buch vermittelt mit Bildern der Landschaft, von Kir-chen und Klöstern, Burgen und Städten, von Pflanzen undTieren einen Eindruck dieses wertvollen Stücks Heimat. Altabt Emmanuel Jungclaussen vom Kloster Niederaltaichschreibt in seinem Vorwort: »Alles wirkliche Leben in dieserSchöpfung ist Widerspiegelung der Lebensfülle Gottes, diein dem Buch in eindrucksvollen Bildern dargestellt ist.« ISBN 978-3-935719-47-6, Format 27 x 24 cm, 112 Seiten,130 Farbbilder, 24,80 Euro, Buch&Kunstverlag Oberpfalz,Tel. 0 96 21-30 61 95, info@buch-und-kunstverlag.de
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lungen im Bayerischen Wassergesetz zu flexibilisieren.In der äußeren Schutzzone sollen in Zukunft Einzelver-träge zwi schen Wasserversorgern und Landwirtenmöglich werden. »Das ist eines der übelsten Dinge, diederzeit geschehen!«, empörte sich Schönauer währendder Kund gebung. Wobei nicht allein die Tatsache, dassWasserschutzgebiete neuerlich in der Diskussion sind,zu der Entscheidung führte, die AGH auf keinen Fallaufzulösen.
AGH bleibt wachsamDie AGH-Mitglieder wollen weiterhin wachsam sein.Wollen weiterhin eine breite Phalanx aus Naturschüt-zern, sozial Engagierten, Denkmalschützern, Familienund Kulturschaffenden für den Schutz von Natur undHeimat bilden. Wollen weiterhin, so Rothenbuchs Bür-germeister Gerd Aulenbach, »zäh, unbequem undbeharrlich« gegen alles kämpfen, was Natur und Hei-mat zu zerstören droht.
Die Aktionsgemeinschaft wird sich also auf demgrößten ihrer zahlreichen Erfolge – in der Vergangen-heit wurde etwa erreicht, dass der Erlenbruchwald beiErlenfurt im Hafenlohrtal Naturschutzgebiet wurde –nicht ausruhen. Die Mitglieder wissen, dass sie nichtnachlassen dürfen im Kampf für die Erhaltung undSanierung der eigenen Quellen und Brunnen, als Vor-aussetzung für eine dezentrale Versorgung der Bevöl-kerung. Nach Einschätzung von Hubert Weiger wirddieser Kampf immer essenzieller, wird doch landauflandab versucht, Großstrukturen durchzusetzen, »mitdem einzigen Ziel der Gewinnmaximierung«. Pat Christ, freie Journalistin (göß)
24 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
30Jahre lang war das Tal des SpessartflüsschensHafenlohr von Stauseeplänen bedroht. Ebenso
lang hielen Naturschützer in der AktionsgemeinschaftHafenlohrtal (AGH) und dem Bund Naturschutz (BN)erfolgreich dagegen. Unermüdlich wurden Anträgegestellt, an Kreistage, an den Landtag. »Lasst den PlanTrinkwasserspeicher im Hafenlohrtal fallen!« Immerwieder wurden die Anträge abgelehnt, mit immerneuen Argumenten. Doch die AGH ließ sich nicht ent-mutigen: »Immer wieder haben wir deutlich gemacht,was wir möchten und warum«, so AGH- und stellver-tretender BN-Vorsitzender Sebastian Schönauer.
Das von Umweltminister Otmar Bernhard am10. September überraschend verkündete Aus für den15 Kilometer langen Trinkwasserspeicher in einem derökologisch wertvollsten Täler Bayerns bedeutet einender größten Erfolge für den BN in den vergangenenJahrzehnten. Wobei der BN und die fast 1000 Mitgliederstarke Aktionsgemeinschaft durch ihren Kampf weitmehr erreicht haben, als das Tal zu schützen, wie Schö-nauer beim Fest hervorhob: »Wir haben in der Bevölke-rung das Bewusstsein geschaffen, dass Wasser unserewichtigste Lebensgrundlage ist.«
CSU zur Einsicht gezwungenFür BN-Vorsitzenden Hubert Weiger hat die CSU kei-nen Grund, darauf stolz zu sein, dass sie dem Tal nach30 Jahren Widerstand endlich eine Chance gibt, sich zueinem einmaligen Naturschutzgebiet zu entwickeln:»Wir haben die CSU zur Einsicht gezwungen«, betonteWeiger beim Hafenlohrtalfest.
Dass der Kampf nicht zu Ende ist, verdeutlichteSchönauer. Die CSU beabsichtigt, die Ausgleichsrege-
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Teilziel erreichtDas Tal ist gerettet,der Kampf für einedezentrale, kom-munale Trinkwas-serversorgunggeht weiter. Sebas-tian Schönauerinformiert beim 31. Hafenlohrtalfest.
Sensationelles Aus für Trinkwasserspeicher
Das Hafenlohrtal ist gerettetEigentlich sollten 30 Jahre Durchhaltewillen gefeiert und auch wachgehalten werden. Doch dann kam kurz vor der Landtagswahl die Sensationsmeldung »Stau-seepläne aufgegeben«, und das Hafenlohrtalfest wurde zur großen Erfolgsfeier.
Mehr Info im WebDer Kampf, dieKöpfe, das Kleinod:Alles Wichtige überdas Hafenlohrtallesen Sie unterwww.bund-natur-schutz.de/erfolge-niederlagen/hafen-lohr.
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Prachtkäfer, Grünspecht und Wendehals. Das »Bayern-NetzNatur«-Projekt wird vom Bayerischen Natur-schutzfonds gefördert (Kasten). Sein Schwerpunkt liegtauf Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung bei derregionalen Vermarktung. Unter dem Motto »Natur-schutz mit dem Einkaufskorb« wird den Verbrauchernverdeutlicht, dass sie mitdem Kauf von Kirschen,anderem Obst und Obstpro-dukten aus fränkischenStreuobstbeständen ent-scheidend zum Erhalt dieserNaturparadiese aus Men-schenhand beitragen. Diediesjährige Kirschkerwa warzugleich Abschlussfest fürdas sehr erfolgreiche fünfjäh-rige Projekt. Ge meinsam mitder BN-Kreisgruppe Erlan-gen, der Ge meinde und denKirschbauern will Projektlei-terin Karin Klein-Schmidt dieArbeit fortführen, damit esauch nächstes Jahr am erstenSonntag im Juli wieder eine »Kirsch kerwa« gibt.
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Infos zum ProjektAlles zum Kirschen-projekt des BNerfahren Sie unterwww.bund-naturschutz.de/kirschenprojekt.
Klettern, Königin, KirschkernspuckenZum abwechslungsreichen Fest warauch hohe Prominenz gekommen: Pro-jektleiterin Karin Klein-Schmidt, BayernsUmweltminister Otmar Bernhard,Kirschkönigin Katrin Wölfel und stell -vertretende BN-LandesvorsitzendeDoris Tropper (rechtes Bild, von links).
Infotag und Familienfest: Kalchreuther Kirschkerwa
Ein Fest für die Kirsche
25 Jahre NaturschutzfondsSeit einem Vierteljahrhundert hilft der BayerischeNaturschutzfonds bedrohten Arten und Lebensräu-men. »Der Fonds steht zusammen mit seinen Projekt-trägern aus den Kommunen, Landkreisen, Nutzer- undSchützerverbänden für Innovationen, für neue Wegeim Naturschutz«, so würdigte der BN-Landesvorsitzen-de Hubert Weiger die Stiftung. Auch viele Projekte desBN wären ohne Förderung aus dem Fonds nicht mög-lich gewesen – etwa die Sandachse Franken, das Kir-schenprojekt (großer Bericht), das ForschungsprojektIsmaninger Teiche oder die Gebietsbetreuung Boden-see. Der Bayerische Naturschutzfonds ist nach der»Bundesstiftung Umwelt« die größte Naturschutzstif-tung in Deutschland. Rund 1300 Projekte konnten bis-her mit 91 Millionen Euro gefördert werden.
Kirschsorten zum Probieren, Kirschkuchen, Kirsch -likör und Kirschkern-Weitspucken: Am 6. Juli dreh-
te sich bei der »Kalchreuther Kerschderkerwa« (hoch-deutsch Kirsch-Kirchweih) alles um die edle Frucht.(Kunst-)Handwerker, Imker und Infostände zumThema Streuobst und Landschaftspflege rundeten dasbunte Programm ab. Die traditionsreiche Kerwa hatteder Bund Naturschutz 2004 im Rahmen seines »Kir-schenprojektes« als Erlebnistag für die ganze Familiewiederbelebt. Sackhüpfen, Schafschur, Zauberei: Auchfür Kinder gab es viel zu erleben. Der absolute »Ren-ner« war das Klettern im Kirschbaum mit Seilsiche-rung. 5000 Besucher aus nah und fern genossen beistrahlendem Sonnenschein die einmalige Atmosphärein den Kirschgärten und konnten so unmittelbar erle-ben, wie lohnenswert der Erhalt dieser herrlichenBestände ist.
Das »Kirschenprojekt« des BN setzt sich für denErhalt der landschaftsprägenden Kirschgärten rundum Kalchreuth ein. Denn die sind nicht nur ein belieb-tes Erholungsgebiet, sondern auch ein wichtigerLebensraum für viele seltene Tierarten wie Kirsch-
Natur schützen und Naturgenießen gehören zusammen?Für die Besucher der Kalchreut-her Kirschkerwa keine Frage.Denn neben leckeren Früchtenund guter Stimmung gab’s hier auch Infos über das Natur-paradies Streuobstgarten.
BN feiert gerettetes WaldnaabtalVor 30 Jahren konnte der Bund Natur-schutz den »Gumpenspeicher«, eingigantisches Stauseeprojekt, verhindern.Ohne den zehnjährigen Kampf des BNwäre ein Großteil des schutzwürdigenWaldnaabtals, in der Oberpfalz zwischenTirschenreuth und Falkenberg gelegen,auf einer Fläche von 465 Hektar überflu-tet worden. Das Gebiet gehört zu denökologisch wertvollsten Bayerns, allein126 Vogelarten wurden hier entdeckt.Bleibende Verdienste um das Tal erwarbsich der langjährige Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Tirschenreuth, Dr. KlausArbter. Er zeigte (im Bildvordergrundrechts) im Rahmen einer gelungenenJubiläumsveranstaltung am 27. Juli denTeilnehmern das gerettete Gebiet.
[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 25
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Kurz vor der Landtagswahl hat der BN-Vorsitzende Hubert Weigerdie bayerischen Bundestagsabgeordneten der CSU aufgefordert,sich klar für eine gentechnikfreie Landwirtschaft einzusetzen.Auch den Worten des bisherigen Bundeslandwirtschaftsministersund neuen CSU-Chefs Horst Seehofer müssten endlich Taten fol-gen. Seehofer hatte sich zwar für Gentechnikfreiheit in Bayernausgesprochen, noch im September hatten die CSU-Bundestags-abgeordneten jedoch abgelehnt, einen SPD-Antrag zur Verbesse-rung des Gentechnikrechtes in den Deutschen Bundestag einzu-bringen. Auch einem Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen zu gen-technikfreien Regionen in Europa, der auf Forderungen von CSU-
Politikern aufbaut,stimmten die CSU-Abgeordneten vorerstnicht zu. Wenn es derCSU ernst mit einemgentechnikfreien Bayern wäre, hätte sie sich zudem längst um dieAufnahme Bayerns in das europäische Netzwerk gentechnikfreierRegionen bemühen können. Das fordert der BN als Sofortmaßnah-me der bayerischen Staatsregierung. Unterdessen gingen die De -monstrationen von Landwirten und Verbrauchern für Gentechnik-freiheit weiter, zum Beispiel Mitte September in Bayreuth (Bild).
Seehofer und CSU: für oder gegen Gentechnik?
Unter dem Motto »Wir sind Bayern« habenim September in München rund 10 000 Bür-ger aus allen Landesteilen gegen unsinnigeoder überdimensionierte Großprojekte derbayerischen Staatsregierung protestiert. DieDemonstration richtete sich gegen Bauvor-haben wie die dritte Startbahn am Münch-ner Flughafen, den Staustufenausbau derniederbayerischen Donau und die Isental-Autobahn. »Die Bürger sind Bayern und zei-gen den Politikern vor der Landtagswahl,
dass ihnen die Zukunft des Landes am Her-zen liegt: eine Zukunft für ein lebenswertesBayern, eine Zukunft mit einem verantwor-tungsvollen Umgang mit Heimat, Gesund-heit, mit Natur und Klima«, erklärten die Ver-anstalter, das Aktionsbündnis »aufgeMUCkt«und der Bund Naturschutz. Die Initiativengegen Flughafenausbauten und Straßenbau-projekte wollen sich künftig verstärkt vernet-zen. Mehr Info: www.bund-naturschutz.de/verkehr
»Wir sind Bayern«: 10 000 demonstrieren für ihre Heimat
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26 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
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Links rechts untenwww.das-areal.deAus Protest gegen einen absolutunsinnigen Straßenbau im Bayerischen Wald startete Sabine Macht ihre hervor -ragende Website: mit Botschaf-ten an alle relevanten Ziel -gruppen.
www.klimaweg.ethz.chUrsprünglich ist es ein realerWanderweg in der Schweiz, derüber den Klimawandel infor-miert. Jetzt ist dieser Weg onlineüberall in der Welt begehbar:mit Bildern und Infos zu jederStation des Wegs.
www.energie-vision.deFür alle, die zu Ökostrom wechseln wollen, hält das Portal einen Tarifrechner bereit,der auf einen Blick zeigt, wasein möglicher Anbieter kostet.Mit allen zertifizierten Anbie-tern.
www.atomausstieg-selber-machen.deWer die Atomindustrie nicht längerüber seine Stromrechnung finan-zieren will, ist hier richtig: NebenInfos rund ums Thema Atomaus-stieg gibt’s auch eine Anleitung fürden einfachen Stromwechsel.
Naturschutz in Zeiten des Klimawandels
Atomkraft zwischen Werbeparolen und Realität
Der Bund Naturschutz freutsich, dass zwei seiner aktivstenMitglieder mit der Wahl im Sep-tember in den bayerischenLandtag eingezogen sind:Dr. Hans-Jürgen Fahn undDr. Christian Magerl.
Fahn, geboren 1952, vertrittseither im Landtag den Stimm-kreis Aschaffenburg-Ost für dieFreien Wähler. Im Vorfeld derWahl trat Fahn vor allem für dieUmweltbildung und eine Öko-logisierung der Politik ein. Seit 1983 ist der Lehrer für Wirtschaft und Erdkunde imVorstand der BN-KreisgruppeMiltenberg, deren Vorsitz er
2004 übernahm. Als Leiter des BN-Arbeitskreises Um-weltbildung gab Fahn ent-scheidende Impulse für denWeg des BN zur größten Volks-
hochschule für Umweltbildungin Bayern.
Christian Magerl, geboren1955, ist bereits seit 2003 für dieGrünen im bayerischen Land-tag. Der promovierte Biologewidmet sich vor allem den The-men Verkehr, Naturschutz undWald. Besonders engagiert sichder Freisinger Kreisrat und Vor-sitzende der BN-KreisgruppeFreising gegen den Bau einerdritten Startbahn am Münch-ner Flughafen. Magerl, bereitsvon 1986 bis 1998 Mitglied desLandtags, war zudem von 1985bis 1986 und von 1998 bis 2003als Artenschutzbeauftragter des
BN-Landesverbandes tätig. Vonden 187 Abgeordneten desLandtags sind 24 BN-Mitglied.
BN-Aktive in den Landtag gewählt
Der Klimawandel und der Rückgang der Artenvielfaltsind zwei der größten Bedrohungen für die Mensch-heit. Wie stark der Klimawandel die Artenvielfalt beein-flusst, stellt der neue BN-Infodienst zum hochaktuellenund durchaus kontrovers diskutierten Thema »Natur-schutz in Zeiten des Klimawandels« dar. Die 36-seitigeBroschüre enthält die wichtigsten Fakten und Infos,
insbesondere Prognosen und Beispiele für die Verände-rungen bei bestimmten Arten. Es schließen sich eineBewertung aus Sicht des BN und entsprechende Forde-rungen an, einschließlich der Konsequenzen für BN-Aktivitäten.Erhältlich bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-99 95 70,info@service.bund-naturschutz.de
»Atomstrom ist billig und umwelt-freundlich« – mit diesen und ande-ren leeren Phrasen hoffen Politiker inWahlkampfzeiten Stimmen zu fan-gen. Die Wahrheit der Atomkraftsieht jedoch anders aus. Im Rahmeneiner Kampagne für eine atomener-giefreie Zukunft stellt der BundNaturschutz Parolen und Realitäteinander gegenüber. Anhand der
zehn häufigsten Werbephrasen zeigtder BN unter anderem, dass eineverlängerte Laufzeit der Atomkraft-werke die Stromrechnung nichtsenkt, weshalb die Atomkraft nichtbeim Klimaschutz hilft und warumauch deutsche AKW nicht sichersind. Nachlesen unter www.bund-natur-schutz.de/energie
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28 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Am 22. Juli verstarb Erika Wachs-mann. Mit ihr verlor der Bund
Naturschutz eine Frau, die den Ver-band seit Jahrzehnten in vielenBereichen und Funktionen geprägtund fachlich mitgestaltet hat. Aufsie geht entscheidend die klarePositionierung des BN gegen dieAtomenergie bereits in den 70er-Jahren zurück. Die Philosophie»Global denken – lokal handeln« hatsie persönlich und als langjährige
Vorsitzende der Kreisgruppe Nürn-berg-Land gelebt. Mit der Abfall-Getrenntsammlung in ihrer Reihen-haussiedlung, dem »GsteinacherModell«, hat sie die »Revolution ausder Mülltonne« angestoßen und mitdem Volksbegehren »Das bessereMüllkonzept« und der Erarbeitungdes BN-Abfallkonzeptes landes-und bundesweit mit durchgesetzt.
1977 war sie eine der erstenFrauen, die zur Kreisvorsitzendenim BN gewählt wurden. Dieses Amthatte sie im Nürnberger Land bis1989 inne. Von 1980 bis 1988 war sieMitglied im Landesbeirat des BN,von 1988 bis 1994 dann Mitglied imLandesvorstand, aus dem sie aus-trat, um die Stelle einer Referentinfür Abfallwirtschaft im BN zu über-nehmen. Ihr Einsatz wurde 2001 mit
der Bayerischen Naturschutzme-daille und 2003 mit der Verdienst-medaille des Verdienstordens derBundesrepublik Deutschland aus-gezeichnet.
Der Bund Naturschutz hat mitErika Wachsmann eine der großen,prägenden Persönlichkeiten verlo-ren, die klar und aufrecht in derSache, aber sanft im Ton sich konse-quent für den Schutz der Natur ein-setzte. Wir werden ihr Andenkenpflegen und uns bemühen, in ihremSinne weiterzuarbeiten. Ich persön-lich verdanke ihr, die mir eine treueund aufrechte Freundin seit Anfangder 70er-Jahre war, viel. Sie war undwird mir immer Vorbild sein. Prof. Hubert Weiger, BN-Landesvor-sitzender, für den Landesvorstand
Adolf Neuhofer, ein Umweltpionierder ersten Stunde, ist am 10. Juliverstorben. Er hatte 1972 in Strau-bing eine der ersten Kreisgruppendes BN in Bayern gegründet. Alsderen Vorsitzender baute er in denfolgenden Jahren die Organisation
im Landkreis erfolgreich auf. Dasbeginnende Waldsterben ließ ihnseine Stimme in Diskussionen undLeserbriefen immer wieder mah-nend erheben. Bis zu seinem Todhat ihm der Erhalt der frei fließen-den Donau große Sorgen bereitet.
Er hätte es gerne noch erlebt, dassdie Politiker einem sanften Ausbauzustimmten. Wir haben in ihm einVorbild, dessen Arbeit wir gernenachhaltig fortsetzen. Gisela Diergardt, für den BN-Kreis-vorstand Straubing-Bogen
Adolf Neuhofer: Ein Leben für den Naturschutz
Ludwig Prager, der am 3. Septemberzu Grabe getragen wurde, gehörteseit 1976 dem Vorstand der BN-Kreisgruppe Weissenburg-Gunzen-hausen an, zwischen 1983 und 1991war er deren Vorsitzender. Er ver-schaffte der Kreisgruppe eineGeschäftsstelle und widmete sich
engagiert der Umweltbildung. Wiekaum ein anderer kannte der hoch-kompetente Botaniker seinen Land-kreis und die dort vorkommendenPflanzen. Der BN ehrte Ludwig Pra-ger, der mehrere Jahre auch im Lan-desbeirat mitwirkte, mit der Ver-dienstnadel in Gold. Die Bundesre-
publik Deutschland verlieh ihm dasBundesverdienstkreuz für die jahr-zehntelange Mitarbeit im Klima-dienst. Der Bund Naturschutz hat inLudwig Prager nicht nur einen lei-sen und dennoch starken Mitstrei-ter, sondern auch einen Freund ver-loren.Sebastian Schönauer, stv. BN-Landesvorsitzender
Abschied von Ludwig Prager
Der Bund Naturschutz beklagt denVerlust zweier verdienter Mitgliederseines Arbeitskreises Wald. Am4. September verstarb Prof. Dr. Wolf ram Elling. Er hat die Waldbö-den und die Waldschäden nicht nurintensiv erforscht und sein Wissenan viele Generationen von Försternweitergeben, sondern seine großeKompetenz auch in den BN einge-bracht. Es war ihm ein besonderes
Anliegen, das Ökosystem Wald zuschützen und dafür in der Öffent-lichkeit zu werben. Unter seinerFederführung war auch eine BN-Arbeitsgruppe entstanden, diewichtige Vorarbeiten für die Grün-dung des Nationalparks im Bayeri-schen Wald geleistet hat. Prof. Dr. Fredo Rittershofer starb am7. September. Er lehrte naturgemä-ßen Waldbau an der Fachhochschu-
le Weihenstephan und prägte da -durch eine ganze Förstergeneration.Er setzte sich besonders für eineökologisch orientierte Bejagung desSchalenwildes ein und hat sich blei-bende Verdienste als Vorsitzenderdes Ökologischen JagdverbandesBayern erworben. Dr. Ralf Straußberger, Geschäfts -führer des BN-Arbeitskreises Wald
Wolfram Elling und Fredo Rittershofer verstorben
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Eine große PersönlichkeitBund Naturschutz trauert um Erika Wachsmann
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d Erika Wachsmann †
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Die Wildkatze ist eine eigene Katzenart, die von der Wildnis in unseren Wäldern erzählt. Einst in den Mittelgebirgen zu Hause, wurde sie
vom Menschen fast ausgerottet. 1984 begann der Bund Naturschutz, die scheue Waldkatze wieder anzusiedeln. Wildkatzen
benötigen große, reich strukturierte Waldgebiete. Ein Nationalpark im Steigerwald würde auch helfen,
das Überleben der Wildkatze zu sichern.
Botschafterin der Wildnis
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Der historische Vierseithof Gut Kaltenbrunn war im19. Jahrhundert als Mustergut des Wittelsbacher-
königs Max I. Joseph ausgebaut worden. 1975 kaufteihn die Familie des Münchner Immobilien- und Bier-milliardärs Stefan Schörghuber, der 2001 seine Plänefür einen Radikalumbau vorlegte. Der denkmalge-schützte Hof mit Gaststätte und beliebtem Biergartensollte wuchtigen, vier- bis fünfgeschossigen Neubau-ten weichen. Mit 130 Zimmern, vier Restaurants, Hal-lenbad und Wellnessbereich sollte das LuxushotelGäste anlocken.
Diesen Plänen schoben die Verfassungsrichter nuneinen Riegel vor: »Der Bebauungs-plan … verstößt gegen Art. 118Abs. 1 Bayerische Verfassung undist nichtig«, entschied das Gerichtam 22. Juli. Zu diesem Urteil war esgekommen, nachdem sechs unab-hängige Bürger zum seltengebrauchten Instrument der»Popularklage« gegriffen hatten –gegen die Zerstörung eines bedeu-tenden Denkmals und gegen dieZersiedelung einer hochwertigenLandschaft. Das Urteil markierte
nun deutlich den Verstoß gegen die Bayerische Verfas-sung. »Der Bebauungsplan ›Gut Kaltenbrunn‹ miss -achtet die Belange des Denkmalschutzes (Art. 141Abs. 2 BV) in sachlich schlechthin nicht mehr zu recht-fertigender Weise.«
Die zuständige Gemeinde Gmund hatte auch dasBaugesetzbuch gröblichst missachtet. Nach § 1 Abs. 6BauGB sind bei der Aufstellung der Bauleitpläneöffentliche und private Belange gegeneinander gerechtabzuwägen. Im Fall »Gut Kaltenbrunn« hat eine sach-gerechte Abwägung nicht stattgefunden. Dazu befanddas Gericht: »Angesichts dieser herausragendenBedeutung des Denkmals ›Gut Kaltenbrunn‹ muss demSchutz und der Pflege des Denkmals im Rahmen derBauleitplanung und der hier vorzunehmenden Abwä-gung besonderes Gewicht zukommen … Ausgangs-punkt und Maßstab der Planung musste vorrangig derüberlieferte Baubestand sein.«
Denk-mal, Investor!Die Gemeinde jedoch, so die Richter, habe die umge-kehrte Vorgehensweise gewählt und die denkmalpfle-gerische Bedeutung des Gutes von vornherein in denDienst eines Investorenkonzeptes gestellt. Angesichtsdes hohen Ranges des Denkmalschutzes im Allge -meinen und der Bedeutung des Gutes Kaltenbrunn imBesonderen müsse der Eigentümer es jedoch hinneh-men, dass ihm eine rentablere Nutzung verwehrt bleibe.
Der Verfassungsgerichtshof monierte zudem, dassdie Gemeinde sich in keiner Weise um denkmal- undlandschaftsverträgliche Konzepte bemüht habe. Auchdies ein Abwägungsmangel! Das Bayerische Landes-amt für Denkmalpflege und die Bayerische Akademieder Künste hatten ebenso wie die SchutzgemeinschaftTegernseer Tal e.V. solche Alternativen frühzeitig aufden Tisch gelegt.
Wegweisend an der Urteilsbegründung ist auch,dass Denkmal, Landschaft und Städtebau als einheitli-ches und untrennbares Gesamtkulturgut betrachtetwerden. Dieses Urteil sollte bundesweit zur Besinnungauf rechtsstaatliche Grundsätze anhalten. Es ist heuteüblich, Bebauungspläne einseitig auf das einzelwirt-schaftliche Interesse von Investoren auszurichten. Esist dagegen überhaupt nicht Übung, auf dem Weg überalternative Planungen und über Wettbewerbe in trans-parenten Verfahren Lösungen und Bauherren zusuchen, die im Sinne der Bayerischen Verfassung dieKulturlandschaft bereichern und nicht unwiderbring-lich schädigen. Denn allein darin liegt auch die wirt-schaftliche Zukunft dieses schönen Landes. Prof. Karl Ganser
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SprengsatzDas immense Volumen des geplan-ten Hotelbaus hätte für das Denk-mal Gut Kaltenbrunn und dasTegernseer Landschaftsbild zerstö-rerische Folgen gehabt.
Der AutorProf. Karl Ganserist Träger des Baye-rischen Natur-schutzpreises 2007des BN. Der renom-mierte Stadtplanersetzt sich seit Jahr-zehnten für Stadt -erneuerung, Flä-chenschutz sowieNatur- und Um -weltschutz ein.
Popularklage rettet Gut Kaltenbrunn
Verfassungsrichter stärkenDenkmal- und Landschafts-schutz Ende Juli stoppte der Bayerische Verfassungs-
gerichtshof Pläne für eine zerstörerische Erweite-rung des Baudenkmals »Gut Kaltenbrunn« amTegernsee. Ein klares Signal pro Landschafts- und Denkmalschutz, gegen die Allmacht finanzstarker Investoren.
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In seinem Urteil vom 27. Juni hatder Verwaltungsgerichtshof Mün-
chen (VGH) den Genehmigungsbe-scheid für die längst gebaute Stau -stufe in wesentlichen Teilen fürrechtswidrig erklärt. Insbesonderestellte das Gericht erhebliche Män-gel und Defizite bei den Ersatz- undAusgleichsmaßnahmen fest.
So sind beispielsweise die vorge-sehenen Wassermengen in den als
Ersatz für die gestaute Isar geplan-ten Fließgewässern aus Sicht desBundes Naturschutz viel zu gering.Die Ersatzgerinne sollten nach bis-heriger Planung zudem in den wert-vollsten Auwaldbereichen nachunten abgedichtet werden, wasangesichts der für Auen lebensnot-wendigen Verbindung zwischenFließgewässer und Grundwasser einUnding wäre. Als Konsequenz desVGH-Urteils müssen diese undandere Fragen in einem ergänzen-den Planfeststellungsverfahren neubehandelt werden.
Dem Urteil vorausgegangen warenseit April 2008 intensive Vergleichs-verhandlungen zwischen den Bau-herren, den zuständigen Behördenund dem Bund Naturschutz, dergegen den Genehmigungsbescheidvon 2002 geklagt hatte. Ziel derGespräche war es, die im Bescheidenthaltenen Ersatzmaßnahmen aufdem Wege einer außergerichtlichenEinigung zu optimieren. Ohnehinkönnten diese Maßnahmen diegröbsten Folgen des Staustufenbausnur mildern. Ein echter Ersatz odergar vollständiger Ausgleich derSchäden lässt sich nicht realisieren.Die Verhandlungen verliefen zwarkonstruktiv, letztlich scheiterte derangestrebte Vergleich jedoch, weilder VGH nicht bereit war, das Ver-fahren bis zur inhaltlichen Klärungaller Fragen ruhen zu lassen. EinerEinigung stand zudem die Klauselim Wege, dass die ökologischenMaßnahmen keine dritten Parteienhätten betreffen dürfen.
Der BN sieht in dem VGH-Urteilvom Juni eine gute Basis, um imergänzenden Verfahren erheblicheVerbesserungen durchzusetzen. Georg Kestel (hl)
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Nationalpark: Einzelne CSU-Politi-ker, allen voran der AbgeordneteHelmut Brunner, versuchen nachwie vor, die Ausweisung weitererNaturzonen im Nationalpark Baye rischer Wald zu stoppen.Zudem wollen sie den Borkenkäferim gesamten Erweiterungsgebietdes Parks bekämpfen. Ihren bis-lang letzten Anlauf nahmen diePolitiker, als MinisterpräsidentBeckstein Anfang August den Gro-ßen Arber besuchte. Der National-park würde dadurch aber zurMogelpackung degradiert. DerBund Naturschutz intensiviert sei-nen Einsatz für den Nationalpark.
Ilztalbahn: Der letzte Perso-nenzug fuhr 1990, bis 2001 gab
es noch Transporte für dieBundeswehr. Obwohl die Gleisegut erhalten waren, wollten dieLokalpolitiker danach aber einenRadweg auf der Bahntrasse. Durchgroßes Engagement gelang es demFörderverein Ilztalbahn, unter Lei-tung des BN-Mitglieds MichaelLiebl und unterstützt von derKreisgruppe Freyung-Grafenau,die endgültige Stilllegung zu ver-hindern. Im Jahr 2006 wurde dieIlzTalBahn GmbH gegründet undschon im nächsten Jahr sollen dieersten Ausflugszüge starten. Mehr Info unterwww.ilztalbahn.net.
Naturlehrpfad: Ein beispielhaftesProjekt haben der Markt Tann unddie BN-Kreisgruppe Rottal-Innrealisiert: Sie nutzen ein Hochwas-ser-Rückhaltebecken als Natur-lehrpfad. Bei der Einweihungsfeierim Sommer betonten Bürgermeis-ter Adi Fürstberger und Karl-HeinzSteiner, der stellvertretende BN-Kreisvorsitzende, den Gewinndurch die ideale Kombination vonSchutz und Lehrpfad.
Mit zwei PS: Mit Pferde -wagen gingen Kinder undErwachsene an den Samsta-gen der Sommerferien aufspielerische Entdeckungs-reisen. Bei diesem kosten -
losen Angebot der BN-OrtsgruppeRottenburg im Landkreis Landshutlernten die Teilnehmer die heimi-sche Tier- und Pflanzenwelt undderen Lebensräume kennen.Außerdem gab es »Rätsel derNatur« zu lösen, und Franz Gum-plinger erklärte den Kindern denfrüheren Einsatz von Arbeitspfer-den in der Landwirtschaft.
Schildbürgeram WerkDer Bau der Stau -stufe Pielweichswurde 1989 vorzei-tig zugelassen und1994 abgeschlos-sen – lange bevordie Staustufe über-haupt genehmigtwar. Erst im Jahr2002 bewilligteman sie nachträg-lich. Doch dieseGenehmigung istin erheblichen Tei-len rechtswidrig.
Kreisgruppe Deggendorf
Staustufe Pielweichs: Erfolg vor GerichtDie Isar-Staustufe Pielweichs bei Plattling ist nach wie vor nicht rechtskräftig genehmigt.Das entsprechende Gerichtsurteil bietet eine gute Basis, um endlich ökologische Ver bes-serungen durchzusetzen.
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In den kommenden Jahren soll dieAutobahn A8 zwischen Rosen-
heim und Landesgrenze auf sechsFahrspuren und mit zwei Stand-streifen ausgebaut werden. Fertigsein soll dann alles bis 2018, zurWinterolympiade – so will es die
Staatsregierung. Angesichts derimmer konkreter werdenden Pla-nungen forderte der Bund Natur-schutz bereits Mitte des Jahres, dasVorhaben aufzugeben und stattdes-sen eine bestandsorientierteLösung ernsthaft zu prüfen. Ein
generelles Tempolimit, der Anbauvon Standstreifen auf der bestehen-den Trasse und ein Verkehrsleitsys-tem zur Zuschaltung der Standspu-ren bei Verkehrsspitzen sind nachAnsicht des BN ausreichend undmöglich. Hinzukommen soll einverbesserter Lärmschutz.
Bei einem Maximalausbau mitsechs Spuren würde die Trassenbrei-te über 35 Meter betragen, was denFlächenverbrauch mehr als verdop-peln würde. Die dafür erforderlichenenormen Aufschüttungen undAbgrabungen würden das Land-schaftsbild erheblich beeinträchti-gen. Verkehr und Fahrgeschwindig-keiten würden zunehmen unddamit auch die Lärm- und Schad-stoffbelastungen für die Menschenin der Region drastisch erhöhen.
Für den ersten Abschnitt zwi-schen Rosenheim und Achenmühlekönnten die Planungsbehörden dasVerfahren bereits Anfang 2009 ein-leiten. Der BN bemüht sich zusam-men mit Bürgerinitiativen undanderen Verbänden verstärkt, diesenAusbauwahnsinn zu verhindern, vorallem durch eine intensive Informa-tionsoffensive. Primär gilt es, voll-endete Tatsachen zu verhindern unddie Alternativen mit der Bevölke-rung, den Verbänden und unabhän-gigen Experten zu diskutieren. »Wirappellieren an die VerantwortlichenPolitiker und Behörden, die Pla-nungsmaschinerie zu stoppen«, fordern die drei Kreisgruppen.Kurt Schmid (hl)
32 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Bienen hautnah: Das konnten Kin-der und Erwachsene in den Som-merferien bei BN-Mitglied AlfonsBaumgartner im Landkreis Traun-stein erleben. Der Imker beteiligtesich am gemeinsamen Ferienpro-gramm der Gemeinde Grassauund des Kreisjugendrings unterdem Motto »Natur auf der Spur«.Insgesamt kamen 35 Kinder undeinige Mütter, um das Leben derBienen näher kennenzulernen.
Wörther Wassertag: Mit dem»Wörther Wassertag« am 21. Sep-tember im Landkreis Erdingbrachte die BN-Ortsgruppe WörthJung und Alt das nasse Elementnäher. Die Besucher konnten Was-
ser schmecken, hören und fühlen.Dazu gehörten ein Quiz, kreativesGestalten rund ums Wasser undzwei Exkursionen. Star des Tageswar der Biber: Da in der Gemeindezwei Biber leben, informierte BN-Biberexperte Manfred Drobnyüber den pelzigen Wasserbewoh-ner.
Untere Alz: Alle drei Jahre baggertE.ON im FFH-Gebiet »Untere Alz«50 000 Kubikmeter Kies aus derAlz. Das Ausbaggern tieft die Alzein, senkt das Grundwasser, rui-niert die Au und stört Vögel wie
Fische. Nachdem der BN beimWasserwirtschaftsamt TraunsteinEinspruch eingelegt hatte, ent-nahm E.ON 2008 nur mehr 25 000Kubikmeter Kies. Dennoch sankder Alzpegel um einen halbenMeter ab. Der BN schlägt deshalbeine Methode vor, wie die Sedi-mente der Alz ohne Schaden fürdie Au abgebaggert werden könn-ten.
Neue Geschäftsstelle:Anfang Juli weihte die BN-Kreisgruppe Berchtesga-dener Land ihre neueGeschäftsstelle ein. AlsGäste fanden sich nebenLandrat Georg Grabner
und dem Abgeordneten AntonKeon zahlreiche Bürgermeister,Behördenvertreter, Aktive befreun-deter Verbände und BN-Mitgliederein. Eine Ökorallye der BN-Kinder-gruppe und praktische Tipps derBN-Ortsgruppe Teisendorf, wieman Lebensräume für Schmetter-linge verbessert, rundeten die Ver-anstaltung ab.
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Der derzeit laufen-de sechsspurigeAusbau der A8 öst-lich von Augsburgzeigt, was auchdem Chiemgaudroht. Die Eingriffein der Voralpen-landschaft wärenaber noch wesent-lich gravierender.Die drei BN-Kreis-gruppen bieten einInfoblatt an.
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Kreisgruppen Berchtesgadener Land, Rosenheim, Traunstein
Chiemgau-Autobahn maßvoll ausbauen!Der geplante sechsspurige Ausbau der Autobahn München–Salzburgwürde vor allem mehr Verkehr und Lärm erzeugen. Um die herrlicheLandschaft zu schützen, plädiert der Bund Naturschutz für einebestandsorientierte Lösung mit Tempolimits und Verkehrsleitsystem.
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Aus Sicht der Kreisgruppe ist esinakzeptabel, die jahrhunderte-
alte Kulturlandschaft um Neunkir-chen mit einer weiteren Straße zuzerschneiden. Bei ihrer AktionAnfang September verdeutlichtendie BN-Vertreter, dass es hier auchdarum geht, Bayerns Schönheit zubewahren.
Heinrich Kattenbeck, der Vorsit-zende der Kreisgruppe Forchheim,erklärte: »Ein besonders wichtigesPotenzial in der Metropolregion umNürnberg ist unsere schöne Land-schaft, mit der Arbeitsplätze imTourismus verbunden sind. Diegigantischen Eingriffe mit einemüber sechs Meter hohen Damm,einem gleich tiefen Einschnitt undweit mehr als vier Kilometer Neu-bautrasse für die Westumfahrungvertragen sich damit nicht.«
Der Gemeinderat von Neunkir-chen hatte im September einenneuen Trassenverlauf für diegeplante Westumgehung vorgestellt.Ebenso wie alle zuvor diskutiertenVarianten lehnt der Bund Natur-schutz auch diese Trasse entschie-den ab, weil damit ein überdimen-sionierter und folgenreicher Land-schaftseingriff im Ebersbachtal ver-bunden wäre. Die Straße könntezudem von Lkw-Fahrern als Maut-ausweichstrecke zwischen der A73bei Forchheim und der A9 beiSchnaittach benutzt werden. Ortewie Effeltrich oder Kersbach müss -ten dann mit mehr Durchgangsver-kehr rechnen.
»Wir haben seit Beginn der erstenPlanungen immer wieder daraufverwiesen, dass es angesichts derVerkehrsbelastung – heute beträgtsie 6200 Kfz pro Tag – keine neueTrasse braucht«, meinte BernhardBirnfeld, Vorstandsmitglied der BN-Ortsgruppe Neunkirchen. Er schlägtvor, dass »statt einer Neubautrassedurch unsere Naturschutz-, Klima-und Naherholungsgebiete die Orts-durchfahrt moderat ausgebaut wer-
den« sollte. Tempo-30-Zonen könn-ten die Verkehrsteilnehmer motivie-ren, die Fahrthäufigkeit zu vermin-dern.
Neunkirchen hatte bereits 1997mit einer südlichen Umfahrunggroße Eingriffe in Natur und Land-schaft hinnehmen müssen.Tom Konopka (hl)
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Batman auf der Spur: Mit einemBatdetektor genannten Ultra-schall-Hörgerät und dem Batcor-der, einem Computer zur Aufzeich-nung, spürt die BN-KreisgruppeForchheim seit Juli 2008 den hiesi-gen Fledermäusen nach. Zusam-men mit Behörden und anderenVerbänden erhofft sich der BNneue Kenntnisse über die »Bat-mans« der Region. Schirmherr desauf fünf Jahre angelegtenProjekts ist Landrat ReinhardGlauber, die wissenschaft -liche Begleitung hat mitProf. Dr. Otto v. Helversenein international bekannter Fledermausforscher über-nommen.
Erfolg für Kelbachgrund: Das Ver-waltungsgericht ordnete Ende Julidas Ruhen des Klageverfahrensgegen die umstrittene Straßenan-bindung an die A73 durch den Kel-bachgrund an. Als Gründe nanntedas Gericht fehlende Untersu-chungen und die Widerstände inder Bevölkerung gegen das Bau-vorhaben (s. N+U 3-08). Damit istder Bau zunächst auf Eis gelegt.
Einige Tage zuvor hatten Vertreterder Kreisgruppe bei einem gutbesuchten Ortstermin die Gründefür die Klage des BN gegen denüberdimensionierten Straßenbauerläutert (Bild). Auch Bürgermeis-ter Bernhard Storath, der denebenfalls klagenden Markt Ebens-feld bei dem Termin vertretenhatte, war dabei für eine umwelt-freundlichere Trasse ein getreten.
Radeln am Weißmain: Das Weiß-maintal zwischen Himmelkronund Kauerndorf gehört zu denlandschaftlichen Perlen des Mains.Genau diesen Teil aber lässt derMain-Radweg leider aus. Um densanften Tourismus und die
umweltfreundliche Mobilität imLandkreis Kulmbach zu stärken,organisierte die BN-KreisgruppeAnfang Juni einen Radwandertag.Gut 50 Radler begleiteten denFluss von der Quelle bis zumZusammenfluss mit dem RotenMain. Für den 17. Mai 2009 istzudem ein erster autofreier Sonn-tag zwischen Trebgast und Kau-erndorf angesetzt. N
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Kein schöner LandHeute noch Land-schaft wie gemalt– morgen statt-dessen ein sechsMeter hoher Stra-ßen damm? DerBN versucht, dasEbersbachtal beiNeunkirchen zuschützen. Im Bild:Friedrich Oehme,Bernhard Birnfeld,Heinrich Katten-beck, Jürgen Paris,Tom Konopka.
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Kreisgruppe Schwandorf
Bilderrahmenaktion für Bayerns SchönheitMit einem Bilderrahmen setzten BN-Aktive die Schönheit der Umgebungvon Neunkirchen am Brand im Landkreis Forchheim in Szene. Anlass warein neuer Anlauf des Gemeinderats für den Bau einer Westumfahrungdes Ortes.
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Bei einer Pressefahrt durch denLandkreis prangerte der Bund
Naturschutz im Juli die drastischeFehlentwicklung an: Unterwww.sisby.de werden in 19 Gemein-den 41 Gewerbeflächen mit insge -samt 132,5 Hektar als »sofort undkurzfristig verfügbar« angepriesen.Trotzdem sollen entlang der Auto-bahn A6 auf einer Strecke von nur25 Kilometern zwischen den Aus-fahrten Sulzbach-Rosenberg undAmberg-Ost 79 Hektar neue Gewer-beflächen entstehen. Allein dadurchwürde hier der aktuelle Bestand um119 Prozent erhöht. Gleichzeitig willdie Stadt Amberg 145 Hektar weite-re Gewerbeflächen ausweisen,obwohl ihr Siedlungs- und Ver-kehrsflächenanteil mit 33,5 Prozentmehr als dreimal höher als der bayerische Durchschnittswert liegt.Dabei stünden von den 198 Hektarvorhandenen Gewerbe- und Indus-
trieflächen in der Stadt noch über67 Hektar neuen Investoren zur Ver-fügung. Addiert man alle in Stadtund Landkreis geplanten neuenGewerbeflächen, kommt man aufinsgesamt 394 Hektar.
Diese bayernweit einmaligeGewerbegebietseuphorie ist zudemdirekt oder indirekt Mitverursacherfür insgesamt zehn Straßenbaupro-jekte, die zu weiterem Flächenver-brauch und Lärm führen. Der enor-me Verlust an Lebensqualität hin-sichtlich Wohnen, Freizeit undErholung scheint für die Planerkeine Rolle zu spielen.
Dabei ginge es auch anders: Beider Pressefahrt stellten die BN-Ver-
treter – darunter der Kreisgruppen-vorsitzende Peter Zahn und der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger –die Konversionspläne für das ehe-malige Betriebsgelände der Max-hütte als Positivbeispiel heraus. Beientsprechenden politischen Vorga-ben und planerischer Phantasiekönnte man auch im LandkreisAmberg-Sulzbach den galoppieren-den Flächenverbrauch drastischeinschränken.Helmut Schultheiß (hl)
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Aus für den „Bayernring“: Die imHessenreuther Wald geplanteMotorsportanlage „Bayernring“wird nach Informationen der ört-lichen Bürgerinitiative nichtgebaut. Die Investoren der Anlagehaben sich offenbar Ende Septem-ber zurückgezogen. Dieser großar-tige Erfolg ist vor allem dem enga-gierten Widerstand der BN-Kreis-gruppen Tirschenreuth und Neu-stadt a. d. Waldnaab sowie derBürgerinitiative „KeineMotorsportanlage im Hessen-reuther Wald“ zu verdanken.Damit sind wertvolle Wald-biotope, in denen derSchwarzstorch lebt, gerettet(s. N+U 2-08).
Hölle: Seit fast 20 Jahren kämpftder BN für ökologisch verträglicheRestwassermengen bei der über-zogenen Wasserkraftnutzung imNaturschutzgebiet Höllbachtal imLandkreis Regensburg (s. N+U 2-06). Doch auch der Genehmi-gungsbescheid des Landratsamtesfür drei Wasserkraftanlagen vomFebruar berücksichtigt den Natur-schutz nicht ausreichend. Deshalb
hat der BN Anfang April Klagebeim VerwaltungsgerichtRegensburg erhoben unddiese Klage im Juni ausführ-lich begründet. Die „Hölle“darf nicht endgültig zum Teufelgehen, sondern muss sich endlichwieder zu einem ökologischenParadies entwickeln können.
Jubiläum: Mit einem großen Som-merfest hat Mitte Juli die Orts-gruppe Schierling im LandkreisRegensburg ihr 20-jähriges Beste-hen gefeiert. Das spannende Kin-derprogramm der ProjektgruppeRadula, interessante Naturführun-gen, Musik und allerhand Bio-Schmankerln lockten zahlreiche
Besucher an. Natur+Umwelt gratu-liert!
Artenvielfalt: Beim ersten Tännes-berger GEO-Tag der Artenvielfaltam 14. und 15. Juli nahmen zahl-reiche versierte Kenner der heimi-schen Fauna und Flora das FFH-Gebiet Kainzbachtal bei Tännes-berg im Landkreis Neustadt a. d.Waldnaab intensiv unter die Lupe.Zudem gab es ein vielfältiges undinteressantes Exkursionsangebot,Bastelaktionen für Kinder undregionale Köstlichkeiten.
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Schöne neue WeltGeht es so weiter,steht zu befürch-ten, dass vonAmbergs natür-licher Schönheitbald wenig übrigist. Selbst die Idyllevon Maria Schneedroht durch Betonund hässliche Hallen erdrückt zuwerden.
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Kreisgruppe Amberg-Sulzbach
Wie KrebsgeschwüreBeim Ausweisen neuer Gewerbegebiete liegt die Region Amberg ander Spitze. Allen politischen Zielvorgaben zum Trotz heizen Stadt undUmland den Flächenverbrauch auf völlig irrationale Weise weiter an.
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Bereits seit Anfang 2007 schlägtder Nürnberger Betrieb der
Bayerischen Staatsforsten in demNaturschutzgebiet mit schwerenMaschinen Kiefernholz ein. Dabeihaben sich die Förster bislang nicht– wie eigentlich notwendig – mitden Naturschutzbehörden abge-stimmt. Die Folgen: Liegen geblie-bene Wipfel und Äste decken zahl-reiche Flechtenbestände ab unddrohen sie zu ersticken. Rückegas-sen und oft völlig überflüssige Ast-matten für die Holzerntemaschinenhaben zehn bis 20 Prozent des emp-findlichen Naturschutzgebietsbeschädigt. Wegen der ohnehingeringen Dichte dieser Wälder kamdie Holzentnahme Kahlschlägengleich. Seitdem verdrängen schnellwachsende Gräser und Beeren-sträucher die geschützten Flechtenund Moose. Noch dazu wurdenmehrere wertvolle Moore entwäs-sert. Insgesamt sind rund 115 Hek-tar des 815 Hektar großen Schutzge-biets betroffen.
Im März 2008 forderte der BN dieVerantwortlichen auf, umgehenddie Wasserabflüsse aus den Moorenzu stoppen, die abgedeckten Flech-tenbestände freizulegen, empfindli-
che Flächen unangetastet zu lassenund auf den Einsatz von schwerenMaschinen zu verzichten. Als nachdrei Monaten zu erkennen war, dassder Staatsforst zwar die Entwässe-rung gestoppt hatte, auf die ande-
ren BN-Forderungen aber nicht ein-gehen würde, wandte sich die Kreis-gruppe Ende Juni an die Natur-schutzbehörden. Diese leiteten dasOrdnungswidrigkeitsverfahrengegen den Leiter des Forstbetriebs,Roland Blank, ein, dem damit einBußgeld droht. Unterdessen zeigtesich im Juli, dass die Förster auchnoch im südlichen Teil des Natur-schutzgebietes gewütet hatten.
Der Bund Naturschutz erwartetden Ausgang des Bußgeldverfahrensmit Spannung.Peter Pflügner (hl)
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Anzeige: Der Bund Naturschutzhat Anfang Juli Anzeige beim Berg-amt Nordbayern gegen den Gips-konzern Knauf erstattet. Knaufhatte direkt neben dem Natur-schutzgebiet »Sieben Buckel undGipshöhle Höllern« im LandkreisNeustadt/Aisch – Bad Windsheimillegal Grundwasser abgepumpt,was das Höhlensystem gefährdet(Bild).
Regionalmarkt: Bei bestem Wetterlockte Ende August der Wein-,Bauern- und Handwerkermarktvon 43 lokalen Anbietern inScheinfeld rund 3000 Besucher an.Veranstalter des Marktes war zum15. Mal die BN-OrtsgruppeScheinfeld im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim. Mit demMotto »Energie und Mobilität«hatte die Ortsgruppe das Interesse
an regionalen Produkten, Wär-medämmung und alternativenKraftfahrzeugen getroffen.
Reichswaldmedaille: Beim 36.Reichswaldfest im Juli 2008ehrte der Bund Naturschutz denOrnithologen Klaus Brünner mit
der Reichswaldmedaille. Brün-ners Kartierungen bildeten dieGrundlage, um im NürnbergerReichswald großflächige euro-päische Vogelschutzgebiete aus-zuweisen.
Abbruch: Die am Planfeststel-lungsverfahren zur sogenanntenNordanbindung des NürnbergerFlughafens beteiligten Umwelt-und Bürgerinitiativen – darunterder BN – haben die Erörterung imRahmen des Verfahrens Ende Juliabgebrochen. Wegen der drohen-den negativen Einflüsse des Stra-ßenneubaus auf den Wasserhaus-halt des Gebiets hatten die Initiati-ven gefordert, das Planfeststel-
lungsverfahren zu unterbrechen.Da dies von der mittelfränkischenRegierung mehrfach abgelehntworden war, blieb den Initiativenkeine andere Wahl, als die Erörte-rung zu stoppen. Den Ministerprä-sidenten Günther Beckstein, Chefdes für den Straßenbau zuständi-gen staatlichen Bauamts, ludenBürger unterdessen ein, sich vorOrt ein Bild von der geplantenWaldvernichtung zu machen(s. Foto). N
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MiniaturwaldersticktFast 100 Sand-dünen mit einemMiniaturwald ausseltenen Flechten,Moosen und Pilzenmachen den ökolo-gischen Wert desGebiets aus. Dienach der Holzernteliegen gebliebenenÄste nehmen denPflanzen Licht undLuft zum Leben.
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Kreisgruppe Nürnberger Land
Bußgeldverfahren gegen Forstbetrieb NürnbergDie Flechten-Kiefernwälder östlich von Nürnberg sind eine für Mitteleuropa einzigartige Rarität. Den Forst-betrieb Nürnberg hielt dies nicht davon ab, die Wälder großflächig zu schädigen. Jetzt läuft ein Verfahrenwegen Ordnungswidrigkeit gegen den Forstbetrieb.
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Julia Wehnert und Martin Muthwollen im Auftrag der beiden All-
gäuer BN-Kreisgruppen die gesell-schaftliche Akzeptanz für die Maß-nahmen erhöhen, die notwendigsind, um die Allgäuer Moore zurenaturieren und zu sichern. Han-deln tut not, denn 90 bis 95 Prozentder bayerischen Moore sind bereitsausgetrocknet. Den restlichenMoorflächen droht das gleiche
Schicksal. Um diesen Trend umzu-kehren hat der Bund Naturschutz inZusammenarbeit mit der Regierungvon Schwaben die beiden Gebiets-betreuerstellen geschaffen. JuliaWehnert und Martin Muth führendurch die Moore, erstellen Infopla-kate und Fachkonzepte zu Moor-und Artenschutzmaßnahmen.Zudem beteiligen sie sich an Plänenzur Besucherlenkung, zum Beispiel
im Werdensteiner Moos bei Immen-stadt und im Elbseemoos beiAitrang.
Die Gebietsbetreuung ist dabeieng an die »Allgäuer Moorallianz«geknüpft, eine Initiative aus den amMoorschutz beteiligten Behörden,Kommunen und Naturschutzver-bänden. Ziel ist es, den Wasserhaus-halt zu sanieren, indem man Hoch-und Übergangsmoore wieder ver-nässt und die Nutzung der Streu-wiesen im Umfeld an die benach-barten Moore anpasst. Auch ver-baute Moorbäche sollen wiedernaturnah gestaltet werden.
Das Allgäu nimmt mit seineninternational bedeutsamen Moor-und Streuwiesenlandschaften unterden Moorregionen Mitteleuropaseine zentrale Sonderstellung ein.Hier entwickelten sich einzigartigeMoortypen und zusammenhängen-de Moorachsen von den Tal- bis indie Gipfellagen. Moore erfüllenwichtige Funktionen: Sie sind einunersetzlicher Lebensraum für vielevom Aussterben bedrohte Artenund leisten effektiven Hochwasser-schutz, indem sie Niederschlägewie ein Schwamm aufsaugen.Zudem sind Moore Klimaschützer,weil sie riesige Mengen Kohlenstoffspeichern.
Termine für Aktionen und Füh-rungen gibt es ab Jahreswechselunter www.allgaeuer-moore.bund-naturschutz.deThomas Frey (hl)
36 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Hochwasserschutz an der Günz:Die Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu engagiert sich füreinen ökologischen Hochwasser-schutz an der Günz. Das Wasser-wirtschaftsamt Kempten will imGünztal fünf Speicherbecken mitbis zu zehn Meter hohen Dämmenund insgesamt über zehn Millio-nen Kubikmetern Rückhaltevolu-men bauen. Als Gegenentwurfdazu formulierte die Kreisgruppezusammen mit Landwirten ausder Region in einem Antrag zumRaumordnungsverfahren ihre Vor-stellungen von Hochwasserschutz.Das BN-Konzept dient sowohl denökologischen Erfordernissen alsauch den Interessen der Landwirt-
schaft und dem Hochwasser-schutz.
Keine Lkw im Ammergebirge:Anfang September hat dieGemeinde Schwangau beschlos-sen, den umstrittenen MühlbergerÄlpeleweg im NaturschutzgebietAmmergebirge nicht zu bauen. Dieursprünglich geplante, mit Lkwbefahrbare Forststraße soll jetztein einfacherer Weg ersetzen. DerÄlpeleweg hätte mit seinen riesi-gen Dimensionen nicht nur dieeindrucksvolle Landschaft imGebiet der Schwangauer Königs-schlösser beeinträchtigt, sondernauch wertvolle Biotope wie Quell-moore und Hochstaudenfluren
zerstört. Für den Erhalt dieserBerglandschaft hatte sich die BN-Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäuseit Jahren eingesetzt.
Pfadfinder beim BN: Rund 80 Pfad-finder halfen der BN-KreisgruppeDonau-Ries während ihres Zeltla-gers im Sommer 2008 in Ebermer-gen: Entlang der Wör-nitz gingen sie beimSchutz von rund 70landschaftsprägendenBäumen vor Biberver-biss zur Hand. Am Rol-lenberg bei Harburgwirkten sie mit, um dieartenreiche Ries-Heidezu erhalten. Die Aktion
war Teil des von der Lagerleitunginitiierten Programms »Lebenswe-ge«, bei dem die Jugendlicheneinen Tag lang Einblick in dieArbeit des Bundes Naturschutzgewinnen sollten.
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Kreisgruppen Kaufbeuren-Ostallgäu, Kempten-Oberallgäu
Neues Schutzprojekt für Allgäuer MooreSeit dem Frühjahr 2008 setzen sich zwei Gebietsbetreuer eigens fürden Erhalt der Moore in den Landkreisen Ost- und Oberallgäu ein. MitFührungen, Infomaterialien, Besucherlenkung und Schutzkonzeptensichern sie den Fortbestand der Allgäuer Moore.
Sensible SchönheitDas PfrontenerWasenmoos ist inTeilbereichen nochintakt. In anderenTeilen finden sichdegradierte, abernoch renaturie-rungsfähige Hoch-moorbereiche – einFall für die beidenGebietsbetreuer.
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Dazu gehörten Aktionen ebensowie kommunalpolitische Initia-
tiven: Die Aktiven der BN-Kreis-gruppe erarbeiteten unter anderemein Infoblatt mit dem Titel »Meinepersönlichen Einsparungen zumSchutz des Klimas«, das am Info-stand des BN Mitte Juli in der Mil-tenberger Fußgängerzone großesInteresse fand. Bei dieser Gelegen-heit präsentierte die Kreisgruppeauch zehn Forderungen und Vor-schläge zum Klimaschutz für denLandkreis Miltenberg, die an dieLandkreisgemeinden geschicktwurden und über entsprechendeInitiativanträge in die politischenGremien des Landkreises einfließensollen. Die unterfränkischen Kultur-tage von 27. Juni bis 13. Juli nutztendie BN-Aktiven, um den Besuchernbei Führungen quasi im Vorbeige-hen auch die vielfältigen Möglich-keiten zum aktiven Klimaschutz imAlltag nahezubringen.
Für die Zukunft plant die Kreis-gruppe eintägige Fortbildungen fürLehrer aller Schultypen zum Thema»Energiesparen an der Schule«.Für zwei Schulen will die Kreis-
gruppe von professionellen Ener-gieberatern beispielhafte Lösungs-vorschläge erarbeiten lassen, umden wachsenden Energieverbrauchdurch EDV-Geräte zu reduzieren.
Die Botschaft der Kreisgruppe:Global denken, lokal handeln – die-
ser Grundsatz ist beim Klimaschutzaktueller denn je und vor Ort auchpraktisch umsetzbar.
Die Vorschläge zum Klimaschutzim Landkreis gibt es zum Nachlesenunter www.miltenberg.bund-natur-schutz.de.Helmut Schultheiß (hl)
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Leihmutter Erde: Unter diesemMotto hat die Kreisgruppe Aschaf-fenburg Mitte Mai ein neuesUmweltbildungsprojekt für alleAltersstufen, Schulen und Kinder-gärten gestartet. Mit einer mobilenExperimentierstation, dem »Kli-mamobil«, gibt es Aktionen in derfreien Natur. »Boden, die Haut derErde«, »Wasser ist nicht nur zumWaschen da!«, »Luft ist nichtnichts!«, »Kommt das Papier nuraus dem Wald?«, »Ist die Wiesewirklich grün?« – so lauten dieBausteine dieses modular aufge-bauten Programms.
Trimburgfest: Auch das 15. Trim-burgfest der Kreisgruppe Bad Kis-
singen lockte Ende Juli wiederviele Besucher an. Ausstellungenund naturkundliche Führungengab es dort ebenso wie spannendeQuizfragen und Bastelangebote,Informationen zum Energiesparen(mit Wärmebildkamera!) undnatürlich echte »Burgherrenatmo-sphäre« (Bild). Und weil auch dieLiebe zur Natur manchmal durchden Magen geht, gab’s zudemKöstlichkeiten für Bio-Feinschme-cker.
Westumgehung: Beimgroßen Sommerfest inHimmelstadt am 20.Juli verdeutlichten dieGegner der westlichvon Würzburg geplan-
ten Autobahnspange die drohendeHeimatzerstörung mit Infostän-den, Schautafeln und Fotomonta-gen. Mit dabei: die BN-Kreisgrup-pen Würzburg und Main-Spessart.Würzburgs OberbürgermeisterEberhard Nusser, 13 weitere Bür-germeister und viele Kommunal-politiker brandmarkten die durchden Straßenbau drohende Ver-schwendung von Steuergeld. Mehr Info unter www.msp-autobahn.de
Sammelmeister: Gleich zum drit-ten Mal konnte die Main-Limes-Realschule in Obernburg im Früh-jahr bei der Haus- und Straßen-sammlung des Bundes Natur-schutz mit 2400 Euro das besteErgebnis im Landkreis Miltenbergerreichen. Dazu hat sicher auchdie Unterstützung durch die Biolo-gielehrerin Sabine Vorbeck undden Schulleiter Manfred Huthermaßgeblich beigetragen. Den flei-ßigen Sammlern und den beidenLehrkräften gebührt deshalb eingroßes Dankeschön.
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Gewusst wieUmweltthemenwie der Klima-schutz lassen sichganz nebenbei ofteingängiger ver-mitteln – zum Beispiel bei einerBurgführung.
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Kreisgruppe Miltenberg
Global denken, lokal handeln: Klimaschutz in MiltenbergGleich mehrere Wochen lang stand im Sommer bei der Kreisgruppe Miltenberg der Klimaschutz im Zentrum.Dabei schärfte die Kreisgruppe nicht nur das Bewusstsein für das globale Thema, sie bot auch konkrete Vor-schläge für die Region an.
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Kein schönerLandHutanger-Kalender 2009Die Hutanger der HersbruckerAlb gehören zu den kulturland-schaftlichen HöhepunktenBayerns. Im Hutanger-Kalender2009 des Naturschutzzen-trums Wengleinpark zeigen dieFotografen Landschaftsaufnah-men und Nahaufnahmen derheimischen Orchideen imStimmungswandel der Jahres-zeiten. Der Kalen-der ist 41 x
52 cm groß,besteht aus13 Blätternmit 40 Fotosund kostet19,80 Euro.Bestellen imBuchhandel.
Gut verpackt ist gut gespartSchön warm soll es sein zu Hause,gerade im Winter – da kann einenachträgliche Wärmedämmunghelfen. Der Vortrag erläutertwichtige Regeln und stellt fürunterschiedliche Gebäudesitua-tionen sinnvolle Dämmmethodenvor. Besondere Beachtung gilt derVerwendung natürlicher Materia-lien. Außerdem gibt es wichtigeInformationen zum Energieaus-weis für Gebäude.� Würzburg, 10. Dezember 2008Kontakt: Ökohaus Würzburg,Tel 09 31-4 39 72, info@bn-wuerzburg.de
Erfolg mit EU-FörderungDas Seminar der ökologischen Bil-dungsstätte informiert über dieEU-Förderprogramme Leader undInterreg. Wie kann die Umweltbil-dung davon profitieren? Was giltes zu beachten?� Mitwitz, 4. Dezember 2008Kontakt: Ökologische Bildungsstät-te Oberfranken, Tel. 0 92 66-82 52,info@oekologische- bildungsstaette.de
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Mit der Studie »ZukunftsfähigesDeutschland« sensibilisierten
der Bund für Umwelt und Natur-schutz Deutschland (BUND) undMisereor 1996 breite Bevölkerungs-gruppen für die Notwendigkeiteines nachhaltigen Lebensstils.Angesichts neuerer Entwicklungenwie der fortschreitenden Globalisie-rung, dem Klimawandel oder derVerteuerung von Energie und Nah-
40 Natur + Umwelt BN-Magazin [4-08]
Ökohaus Würzburg
Zukunftsfähiges Deutschland
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rungsmitteln erschien im Oktober2008 eine zweite, neu erarbeiteteStudie mit dem Titel »Zukunftsfähi-ges Deutschland in einer globali-sierten Welt«. Die Herausgeber – derBUND und die beiden großen evan-gelischen Entwicklungswerke –erklärten: »Wir wissen immer mehrund hinken den Problemlösungenimmer weiter hinterher. Deshalb istein Kurswechsel nötig. Wir brau-chen eine gesellschaftliche Debatteüber die Zukunft unseres Landes ineiner globalisierten Welt.«
Gelegenheit zu dieser Debattebietet das BN-Ökohaus Würzburgim Februar 2009. Wolfgang Sachs,
einer der Verfasser, stellt die Studievor: Er erläutert Inhalte und Forde-rungen des Werks und stellt sie zurDiskussion. Gemeinsam suchen dieTeilnehmer anschließend Strategienfür ein wirksames Handeln in Grup-pen, Verbänden, Politik und Gesell-schaft.� Würzburg, 7. Februar 2009Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel.09 31-4 39 72, info@bn-wuerzburg.de
BN-Bildungswerk
Kindertraum HandyDie mobile Verfüh-
rung und ihreFolgen: Das Handy istvor allem für Kinderund Jugendlichemehr als ein Telefon.Es dient als Spielzeugund Statussymbol,ersetzt den Walkmanund gibt via InternetAuskunft über dienächste Pizzeria oderDisco. Über all dieFunktionen undDienste vergisst manleicht, dass derzunehmendeGebrauch von Mobil-
telefonen für Kinder und Jugendli-che gesundheitsschädlich seinkann. Zudem stellt jedes Handy
eine Lagerstätte hochwertiger Roh-stoffe dar. Nicht mehr benutzteHandys werden zur Verwertungnach Afrika oder Asien transportiert.Welche Folgen das für die Kinderdort haben kann, untersuchtenSchüler der Berufsfachschule Nürn-berg. Zusammen mit einem Medizi-ner, einem Umweltfachberater undeinem Mobilfunktechniker infor-mieren sie über aktuelle Erkennt-nisse aus Medizin und Pädagogikzum Handygebrauch bei Kindernund Jugendlichen. Das Seminarwendet sich an Eltern, Pädagogen,Vertreter von Kinder- und Jugend-betreuungseinrichtungen und Ärzte.� Nürnberg, 29. November 2008 Kontakt: BN-Bildungswerk,Tel. 09 41-2 97 20 42, bw@bund- naturschutz.de
Neues imneuen JahrDas BN-Bildungs-programm 2009mit vielen neuenWorkshops undFachseminarengibt es beim BN-Bildungswerk,Tel. 09 41-2 97 20 42,bw@bund- naturschutz.de
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[4-08] Natur + Umwelt BN-Magazin 41
Transsibirische WinterreiseMit der legendären Transsibiri-schen Eisenbahn quer durchs ver-schneite Sibirien bis zum Baikal-see: eine Winterreise von märchen-haftem Zauber.• Russland, 23. Februar bis13. März 2009
Ligurien und Cinque TerreFelsige Küstengebirge, malerischeDörfer, romantische Burgen – das
ist Ligurien. Hier gedeihen Feigen,Palmen, Oliven und Wein. DieWanderungen erschließen Italienfür die Sinne.• Italien, 11. bis 18. April 2009
Faszination Wattenmeer»Nicht Meer, nicht Land und dochbewohnt« – das sind die nordfriesi-
schen Halligen. Die Hallig Hoogeliegt inmitten des NationalparksWattenmeer, einem der vogel -reichs ten Gebiete der Erde.• Deutschland, 13. bis 19. April 2009
DonaudeltaMit einem Hausboot gleiten dieReiseteilnehmer auf gewundenenFlussarmen durch das größteSchilfgebiet der Welt – ein Vogel -paradies am Kreuzungspunkt derNord-Süd- und Ost-West-Vogel-routen.• Rumänien, 8. bis 17. Mai 2009
Bayerischer WaldKomfortabel mit dem Sonderzugdurch Europas wildes Waldgebirge.»Waldwoge steht hinter Waldwogebis eine die letzte ist und den Him-mel schneidet« (Adalbert Stifter). • Bayern, 21. Mai 2009
Sierra GuaraZu Fuß geht es durch die Schluch-tenlandschaft der wilden Vorpyre-näen. Die Wanderungen führenteils durch glasklare Flüsse in dieCanyons hinein. Ein grandiosesNaturerlebnis!• Spanien, 29. Mai bis 8. Juni 2009
Insel ElbaDie Insel im toskanischen Archipelist ein Naturparadies. Ihre Buchten
mit Macchie und Wäldern lassensich am besten bei Wanderungenüber die idyllischen Strände erle-ben.• Italien, 30. Mai bis 8. Juni 2009
Fünf NationalparkeFünf Nationalparke mit Urwald,Mooren, Dünen, verzweigten Flüssen und Seen. Im Nationalparkvon Bialowieza wächst der urtüm-lichste Wald Europas.• Polen und Litauen, 31. Mai bis11. Juni 2009
UnkrautBerichte über Entwicklungen imUmwelt- und Naturschutz, ökolo-gische Hintergründe und Umwelt-sünden.Bayerisches Fernsehen, jeden zwei-ten Montag, 19:00 bis 19:45 Uhr
Unser LandAktuelles aus Landwirtschaft,Umwelt- und Verbraucherschutz,mit Garten- und Freizeittipps.Bayerisches Fernsehen, jeden Freitag, 19:00 bis 19:45 Uhr
ZDF UmweltEnergiesparen, Artenschutz, Essenund Trinken: Hier gibt es »natur -nahes Fernsehen«.Zweites Deutsches Fernsehen, jeden Sonntag, 13:15 Uhr
Aus Landwirtschaft und UmweltTipps und Infos zu Lebens -mittelpreisen, Gentechnik, Almwirtschaft und vielem mehr.Bayern 5, jeden Sonntag, 7:05 bis 7:30 Uhr und 22:35 bis 23:00 Uhr
BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 9 99 57 10
BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE
17. Internationaler DonaukongressWie sieht die Zukunft der frei flie-ßenden Donau aus? Was ist der
aktuelle Stand nach der bayeri-schen Landtagswahl? Übersichtund Ausblick gibt der zum 17. Malstattfindende Donaukongress.Hochkarätige Referenten diskutie-ren unterschiedliche Aspekte undzeigen Wege auf. Der Kongress istoffen für alle Interessierten.• Niederalteich, 13./14. Dez. 2008Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggen-dorf, Tel. 09 91-3 25 55, bund- naturschutz@degnet.de
BioFachDie Messe unter der Schirmherr-schaft des Weltverbandes der öko-logischen Anbauverbände garan-tiert aufgrund strenger Zulas-sungskriterien für die hohe Qua-lität der ausgestellten Produkte.Die rund 2700 Aussteller wendensich ausschließlich an Fachbesu-cher.
• Nürnberg, 19. bis 22. Februar 2009Kontakt: BN Service GmbH,Tel. 0 91 23-99 95 70, info@service. bund-naturschutz.de,www.service. bund-naturschutz.de,www. biofach.de
Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V.(BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes - geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitender Redakteur (verantw.):Manfred Gößwald (göß)Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph Markl-Meider (cm), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31,nu@bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Wolf Eigner)Titelbild: Monika GlaslLitho: Fotosatz Amann, AichstettenRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei GießenAnzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz,Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99,info@service.bund-naturschutz.deAuflage: 102 000Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag ent hal-ten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807
BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft,Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00
Mit Namen gezeichnete Artikel geben nichtunbedingt die Meinung der Redaktion oder desBN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migungdes BN. Für unverlangt eingesandte Artikeloder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behältsich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen.»Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling -papier gedruckt.
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Danke für Ihre Unterstützung im Jahr 2008. Landauf und landab konnten
wir wertvolle Landschaften und damit den angestammten Lebensraum von
zahlreichen Tieren und Pflanzen sichern.
Wir werden uns auch im kommenden Jahr als unbestechlicher Anwalt der
Natur dafür einsetzen, dass die Schönheit unserer bayerischen Heimat für
unsere Kinder und Enkel bewahrt bleibt.
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4-08_N+U_web:n+u 12.11.2008 14:46 Uhr Seite 42
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