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15.03.2009•2. Lautverschiebung; Dialektale Einteilung des deutschsprachigen Gebiets Haupt-Isoglossen,Zuordnungsversuche•Periodisierung des Deutschen, Entwicklung von Synthezität zur Analyzität•(Der kulturelle und historische Hintergrund)•Hildebrandslied i Merseburger Zaubersprüche:
–Veränderungen in der Phonetik und der Lexik•starke und schwache althochdeutsche Verben•Ablaut, Ablautreihen, •Präteritopräsentien, athematische Verben, das Verbwellen, synthetische und analytische Verbformen, das Verb sein•han in heutigen Dialekten
2. Lautverschiebung/hochdeutsche
Lautverschiebung
� What is that?� That‘s an apple.
� I drink milk and water.� Ten minutes or two?
� Let me sleep!
2. Lautverschiebung
� *p→ff schlafen, Schiff (sleep, ship)
� *p→pf Pflug, Apfel, Pfad, Pfuhl, scharf(plough, apple, path, pool, sharp)
� *t→zz(ss) essen, dass, aus
(eat, that, out)
*t→tz Zeit, zwei, Zehe (tide, two, toe)
*k→hh machen, brechen, ich(make, break, niederländisch: ik)
*k→kch Bairisch: Kchind
Zu den Prüfungsanforderungen:
� Für die Prüfung sollen Sie � die Gesetze der 2. Lautverschiebung kennen und mit Beispielen (jeweils mindestens 2 Wortpaare) belegen können.
� die regionale Verbreitung der 2. Lautverschiebung und ihre Konsequenzen für die dialektale Landschaft des heutigen Deutschlands erklären können
� den Begriff „Isoglosse“ mit Beispielen erklären können
� nützliche Nachschlagequellen:� Schmidt 2007: 230f.� Sonderegger 1974: 156f.� u.a. (s. Literaturliste von der 1. Vorlesung)
2. (hochdeutsche) Lautverschiebung
von 500 bis 750 – Verwandlung des Germanischen zum Althochdeutschen
Ordnen Sie die einzelnen Wörter dem Nieder- bzw. dem Oberdeutschen zu. Übersetzen Sie sie ins Standarddeutsche.
� tied� de Hitt� Timmermann� voa unsara krisdlichn Zeit � melk� de Katt, Salt� Panne� Pingsti et wi wittet Brot� Eadépfésalød� deep� helpen
� laken, versöken� Piäper� Schpeckchkchnedl� greuten� kämpen� dat Dörp� Wossa� Soafa� Wenn de Blaeder sik bruunfarvt un Wåter steiht in´eGrååv, denn warrt datHarvst (…).
Periodisierung der deutschen
Sprachgeschichte
� Althochdeutsch 750 – 1050
� Mittelhochdeutsch 1050 – 1350
� Frühneuhochdeutsch 1350 – 1650
� Neuhochdeutsch 1650 – 1900
� Deutsch von heute 1900 - 2009
Der Übergang von der Synthezität zur Analyzität
� AlthochdeutschGilaubiu in got fater almachtigon scepphion himilis enti erda
� MittelhochdeutschIch geloube an got vater almechtigen schephaer himels unde
der erde
� NeuhochdeutschIch glaube an Gott Vater den Allmächtigen Schöpfer des
Himmels und der Erde
Zu den Prüfungsanforderungen
� Für die Prüfung sollen Sie� die Begriffe „Synthezität“ und „Analyzität“ in Bezug auf Deutsche Nominal- und Verbalphrase kurz erklären können;
� den Übergang von der Synthezität zu Analyzität am Beispiel der Sätze von der vorangehenden Folie erklären können;
Ik gihôrta dhat seggen,dhat sih urhêttun ænon muotîn,Hiltibrant enti Hadhubrant untar heriun tuêm.sunufatarungo: iro saro rihtun,garutun sê iro gûdhhamun, gurtun sih iro suertana,helidos, ubar hringâ dô sie tô dero hiltiu ritun.Hiltibrant gimahalta, [Heribrantes sunu,] heruuas hêrôro man,ferahes frôtôro; her fragên gistuontfôhêm uuortum, hwer sîn fater wârifireo in folche, . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . «eddo hwelîhhes cnuosles dûsîs.ibu dû mî ênan sagês, ik mî dê ôdre uuêt,chind, in chunincrîche: chûd ist mir alirmindeot.»
Hadubrant gimahalta, Hiltibrantes sunu:15 «dat sagêtun mî ûsere liuti,
alte anti frôte, dea êrhina wârun,dat Hiltibrant hætti mîn fater: ih heittuHadubrant.forn her ôstar giweit, flôh her Ôtachres nîd,hina miti Theotrîhhe enti sînero degano filu.
20 her furlaet in lante luttila sittenprût in bûre, barn unwahsan,arbeo laosa: her raet ôstar hina.des sîd Dêtrîhhe darbâ gistuontunfateres mînes. dat uuas sô friuntlaos man:
25 her was Otachre ummet tirri,degano dechisto miti Deotrîchhe.her was eo folches at ente, imo was eo fehta tileop:chûd was her. . . chônnêm mannum.ni wâniu ih iû lîb habbe» . . .
Zu den Prüfungsanforderungen:
� Für die Prüfung sollen Sie� am Beispiel des Hildebrandsliedes folgende phonetische Entwicklungen darstellen können:
� Abschwächung der volltonigen Nebensilbevokale (mehr dazu auch in der Vorlesung vom 29.03.)
� Veränderungen der Stammsilbenvokale � Konsonantenwechsel (im Rahmen der 2. Lautverschiebung)
� Verlust des „h“ im Anlaut der Pronomina
� die unterstrichenen Ausdrücke und Phrasen ins Neuhochdeutsche übersetzen können
Merseburger Zaubersprüche
� Phol ende Uuodan uuorun zi holzadu uuart demo Balderes uolon sin uuozbirenkit. tho biguol en Sinthgunt, Sunna era suister, tho biguol en Friia, Uolla era suister, tho biguol en Uuodan, so he uuola conda: sose benrenki, sose bluotrenki, soselidirenki, ben zi bena, bluot zi bluoda, lid zi geliden, sose gelimida sin!
Zu den Prüfungsanforderungen:
� Für die Prüfung sollen Sie� am Beispiel der „Merserburgerzaubersprüche“manche Bedeutungsveränderungen erklären können
Zu den Prüfungsanforderungen:
� Für die Prüfung sollen Sie� die Entwicklung der Personalendungen des Indikativ Präsens erklären können
Zu den Prüfungsanforderungen:
� Für die Prüfung sollen Sie � den Begriff „Ablaut“ definieren können� den Begriff „Ablautreihe“ auf die althochdeutschen und die heutigen Verbformen beziehen können
� den Ablaut mit Beispielen aus der Wortbildung illustrieren können, z.B. binden – Band – Bund etc. (weitere Beispiele erforderlich)
PrPrääteritoterito--PrPrääsentiasentia
Warum sagt man Warum sagt man „„ich weiich weißß””und nicht und nicht „„ich wisseich wisse””??
Die PrDie Prääteritoterito--PrPrääsentiasentia
��alte Perfektstalte Perfektstäämme mit den mme mit den Vokalstufen des PrVokalstufen des Prääteritums der teritums der starken Verben in prstarken Verben in prääsentischer sentischer Bedeutung und einem Bedeutung und einem neugebildeten schwachen neugebildeten schwachen PrPrääteritum mit Dentalsuffixteritum mit Dentalsuffix
Modalverben (auModalverben (außßer er wollenwollen))
��wissen wissen –– weiweißß
��mmüüssen ssen –– mussmuss
��kköönnen nnen –– kannkann
��mmöögen gen –– magmag
��ddüürferfenn –– darfdarf
��sollen sollen –– sollsoll
�� die meisten die meisten Modalverben waren Modalverben waren
PrPrääteritoterito--PrPrääsentiasentia
wissenwissen
wissenwissen –– (8. Jh.), (8. Jh.), mhdmhd. . wizzenwizzen, , ahdahd. . wizzanwizzan, as. , as. witanwitan Stammwort. Aus g. *Stammwort. Aus g. *waitwait (1./3. (1./3. PrPräät.t.--PrPrääss. . Sg.) (...) Dieses aus dem Perfekt Sg.) (...) Dieses aus dem Perfekt igig. *. *woidawoida, auch in , auch in aiai. . vvéédada, gr. , gr. oidaoida, , akslavakslav. . vEdEvEdE, , apreuapreußß. . waistwaist "du "du weiweißßt", t", airair. . roro--fetarfetar. . Dieses drDieses drüückt den am Subjekt erreichten Zustand ckt den am Subjekt erreichten Zustand aus, der durch die Handlung *weidaus, der durch die Handlung *weid-- "finden "finden (erkennen, erblicken)" erreicht wird, also:(erkennen, erblicken)" erreicht wird, also:
"ich habe gefunden/erblickt" = "ich wei"ich habe gefunden/erblickt" = "ich weißß".".
Die Grundbedeutung in gr. Die Grundbedeutung in gr. eidoneidon "ich erblickte, "ich erblickte, erkannte", erkannte", airair. . roro--finnadarfinnadar "findet heraus, "findet heraus, entdeckt"; entdeckt"; durativdurativ in l. in l. videovideo "ich sehe", "ich sehe", akslavakslav. . vidEtividEti "sehen" "sehen" u.au.a. Abstraktum: Wissen; Adverb: . Abstraktum: Wissen; Adverb: wissentlich. wissentlich.
"ich habe gefunden/erblickt" "ich habe gefunden/erblickt" ==
„„ich ich weiweiß“ß“
widziawidziałłemem = znam/wiem= znam/wiem
MentaleMentale UmstellungUmstellung
�� ich kannich kann/darf/muss/wei/darf/muss/weißß/soll/mag//soll/mag/
von der pvon der prrääteritalen Bedeutungteritalen Bedeutungzumzum
PRPRÄÄSENSSENS�� ich ich willwill
von der Konjunktivvon der Konjunktiv--BedeutungBedeutungzum zum
INDIKATIVINDIKATIV
zu den Przu den Prüüfungsanforderungen:fungsanforderungen:
�� FFüür die Prr die Prüüfung sollen Sie:fung sollen Sie:
�� die Prdie Prääteritoterito--PrPrääsentia nennen ksentia nennen köönnennnen
�� ihre Entstehung erklihre Entstehung erkläären kren köönnennnen
�� den prden prääteritalen Charakter ihrer Form teritalen Charakter ihrer Form aufweisen kaufweisen köönnen (dazu siehe weitere nnen (dazu siehe weitere Folien)Folien)
�� nnüützliche Nachschlagequellen: tzliche Nachschlagequellen: –– Schmidt 2007: 252f.Schmidt 2007: 252f.
–– Sonderegger 1974: 221f.Sonderegger 1974: 221f.
–– de Boor/Wisniewski 1973: 127f.de Boor/Wisniewski 1973: 127f.
Mentale Mentale Umstellung? Umstellung? –– Wie ist das Wie ist das denn denn üüberhaupt mberhaupt mööglich? glich?
ein modernes Beispiel :
mmööchtenchten als Infinitiv?als Infinitiv?
�� ich mich mööchte,chte,
�� ich ich mmööchtetechtete
�� ich habe ich habe gemgemööchtetchtet......
sind Verben, sind Verben, die die der Form nachder Form nachim im PrPrääteritumteritum
stehen.stehen.
Woran ist das PrWoran ist das Prääteritum hier zu teritum hier zu erkennen?erkennen?
�� Endungslosigkeit in der 1. u. 3. PersonEndungslosigkeit in der 1. u. 3. Person�� am Anfang fehlendes am Anfang fehlendes s s in der 2. Person in der 2. Person SingularSingular
�� Ablaut zwischen Singular und Plural:Ablaut zwischen Singular und Plural:ihih/er k/er kaann, du nn, du kkaanstnst, wir , wir kkuunnunnnunihih/er d/er daarf, du rf, du ddaarftrft, wir , wir dduurfunrfunihih/er m/er maag, du g, du mmaahtht, wir , wir mmuugungunihih/er /er scscaall, du , du scscaaltlt, wir , wir scscuulunlunihih/er /er wweieizz, du w, du weieist, wir st, wir wwiizzunzzun
noch einmalnoch einmal die ahddie ahd. . Ablautreihen zum VergleichAblautreihen zum Vergleich
InfInf.. 1. Sg. Ind.1. Sg. Ind.//1. Pl. Ind.1. Pl. Ind. PartizipPartizip
1. Sg. Ind. Pr1. Sg. Ind. Prääss PrPräät.t. PrPräät.t. PrPräät.t.
II grgrîîfan, grfan, grîîfufu grgreieiff grgriiffumffum gigriffangigriffanddîîhan, dhan, dîîhuhu dêhdêh digumdigum gidigangidigan
IIII bioganbiogan biugubiugu bougboug bugumbugum gibogangiboganbiotan,biotan, biutubiutu bôtbôt butumbutum gibotangibotan
IIIIII bintan, bintubintan, bintu bbaantnt bbuuntumntum gibuntangibuntan
helfan, hilfuhelfan, hilfu hhaalflf hhuulfumlfum giholfangiholfan
IVIV neman, nimuneman, nimu namnam nâmumnâmum ginomanginoman
VV geban, gibugeban, gibu gabgab gâbumgâbum gigebangigeban
VIVI graban, grabugraban, grabu gruobgruob gruobumgruobum gigrabangigraban
VIIVII haltan, haltuhaltan, haltu hialthialt hialtumhialtum gihaltangihaltanloufan, loufuloufan, loufu liofliof liofumliofum giloufangiloufan
BedeutungsverBedeutungsveräänderungnderung
��ddüürfenrfen–– brauchen; bedbrauchen; bedüürfen; nrfen; nöötig haben tig haben
er darf im nicht er darf im nicht gesagengesagen dancdanc
��heute erkennbar in: dheute erkennbar in: düürftig, rftig, NotdurftNotdurft
BedeutungsverBedeutungsveräänderungnderung
��mmöögen gen mugenmugen//mmüügengen
––kköönnennnen
da da mugetmuget irir vindenvinden bluomenbluomen
�� ‚‚dort kdort köönnt ihr Blumen findennnt ihr Blumen finden
�� heute erkennbar in: vermheute erkennbar in: vermöögen, gen, MMööglichkeitglichkeit, , mmööglich, Macht,glich, Macht, „„mmöögengen““in subjektiver Aussagein subjektiver Aussage
�� sollen sollen -- Futurumschreibung Futurumschreibung
ich ich hânhân der der vrouwenvrouwen gedienetgedienet und und solsol iririemeriemer dienen dienen
‚‚Ich habe der Herrin/Dame gedient und Ich habe der Herrin/Dame gedient und
werde ihr immer werde ihr immer dienen dienen ’’
irir sultsult irir willkommen willkommen ssîînn
‚‚Ihr werdet ihr willkommen seinIhr werdet ihr willkommen sein’’
Weitere verbale Sonderklassen:
kontrahierte Verben – Beispiel: hansuppletive Formen im sein-Paradigma
zu den Prüfungsanforderungen:
�Für die Prüfung sollen Sie�die Bildung der Flexionsformen kontrahierter
Verben erklären können�die Herkunft der Formen hat und hast erklären
können.
han heute –Düsseldorfer Dialekt
� Ich han´en BierIch habe ein Bier� Do häs´en Bier –Du hast ein Bier� Mir hant en BierWir haben ein Bier� He, sie, et hät´en BierEr, Sie, Es hat ein Bier� Ich han´en Bier jehattIch habe ein Bier gehabt� Ich hatt´en BierIch hatte ein Bier� Mir hant ´en Bier jehattWir haben ein Bier gehabt� Ich mööt´en Bier hanIch möchte ein Bier haben!
ich bin, du bist ... er bit???
Warum hat das wichtigste Verb – „sein“ – eine so komplizierte Konjugation?
athematische Verben/Wurzelverben
�Die jeweilige Personalendung tritt unmittelbar an die Wurzel. Dazu zählen:
�sîn� tuon�stân/stên�gân/gên
sein – suppletive Formen
warwarenen
warwartt
warwarenen
warwar
warwarstst
warwar
sie sie wwäärrenen
ihr ihr wwäärretet
wir wir wwäärrenenwir wir sseieneienwir wir ssindind
er er wwäärreeer er sseieier/er/siesie/es /es iisstt
du du wwäärrestestdudu sseiesteiestdudu bbistist
ich ich wwäärreeich ich sseieiich ich bbinin
siesie sseieneiensiesie ssintint
ihrihr sseieteietihrihr sseideid
Insgesamt werden die Formen dieses Verbs aus drei verschiedenen Wurzeln gebildet:
�Formen, die auf eine indoeuropäischeWurzel mit *(e)s- zurückgehen (vgl. lat. 'esse', 'sum'): sein, ist, seid, sei;
�Formen, die auf eine indoeuropäischeWurzel zurückgehen, die mit b- begann: bin, bist;
�Formen, die von dem starken Verbum mhd. 'wesen' gebildet sind: was, waren, gewesen.
sîn
� Dieses Verb wird auch als verbum substantivumbezeichnet, denn es bezieht sich nicht auf Handlungen oder Verhaltensweisen, sondern auf das Dasein . Daraus erklärt sich im übrigen, daß dieses Verb nur präsentische Formen kennt. Um andere Formen bilden zu können, bediente man sich des starken Verbs wesen .
� Die ursprünglichen Präsensformen von wesensind, ausgenommen vom Infinitiv und Imperativ, verloren gegangen.
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