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Carsten Schröter
Klinik Hoher Meißner
Bad Sooden-Allendorf
Symptomatische Behandlung bei neuromuskulären
Erkrankungen
DGM-NRW-Thementag: Symptomatische Behandlungen von neuromuskulären Erkrankungen
Dortmund, 1. Juni 2019
ZONGENSMA®
• Genstransfer
• SMA-Gen per Adenoviren (AAV9)
• bei Spinaler Muskelatrophie (SMN1-Gen)
• am 24. Mai zugelassen in den USA
• bei SMA1 und SMA2 < 2 Jahren
• in Europa beantragt
• Alternative zu Spinraza®
• Kosten 2,125 Mio Dollar
Neue Therapien: z. B. Gen-Therapie bei SMA
Kausale Therapien hereditärer Erkrankungen
brauchen wir
Physiotherapie,
Ergotherapie und Logopädie
Neuromuskuläre Erkrankungen
Prävalenz (pro 100.000) in Deutschland
• Schlaganfall 600
(Inzidenz 182/100.000)
• Multiple Sklerose 150
• M. Parkinson 100
• Muskeldystrophie Duchenne 4,8
• Fazioskapulohumerale Muskeldystrophie 4,5
• Sporadische Einschlusskörpermyositis 0,5
• Amyotrophe Lateralsklerose 3,9
• Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp 2A 1,0
• Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp 1A (4 Familien)Orphanet Berichtsreihe - Prävalenz seltener Krankheiten
Gehirn
Rückenmark
Muskel
Nerv
Amyotrophische
Lateralsklerose
Spinale Muskel-
atrophie, Polio
Polyneuropathie,
Neurale Muskelatrophie
Myasthenia
gravis
Myopathien,
Muskeldystrophie
Myositis, Myotonie
Systematik
Symptome I
Schleichend progrediente muskuläre Paresen (Schwächen)
Muskelatrophien
Haltungsschwäche
Skoliosen, Kontrakturen
Facies myopathica
Störungen von Stand und Gang
Pulmonale Insuffizienz
• (nächtliches) Hypoventilationssyndrom
»Morgendlichen Kopfschmerz
»Tagesmüdigkeit, vermehrte Einschlafneigung
»Aufwachen wie gerädert
»Rasches Nachlassen der Leistungsfähigkeit
• Störungen des Abhustens
Symptome II
Symptome III
Kardiale Funktionsstörungen
•Kardiomyopathie
•Herzrhythmusstörungen
Sensible und autonome Funktionsstörungen
Verstärkte Kälteempfindlichkeit
Schmerzsyndrome
• Primäre Muskelschmerzen
»Myositis
»Myotone Dystrophie Typ 2 (PROMM)
»Metabolische Myopathien
• Muskuläre Überlastung
»Muskelkater
»Muskelkrämpfe
»Verspannungen
• Fehlbelastung der Gelenke
• Fehlbelastung der Wirbelsäule
Symptome IV
Bio-psycho-soziales Modell der ICF
Körperfunktionen
und -strukturenAktivitäten Partizipation
Gesundheitsproblem(Gesundheitsstörung oder Krankheit, ICD)
Umweltfaktoren Personenbezogene
Faktoren
Bio-psycho-soziales Modell der ICF
Schwächen der
Fußheber und
Handmuskulatur
Kann Dreh-
verschlüsse nicht
öffnen, stolpert
und stürzt öfter
Probleme am
Arbeitsplatz
Meidet Besuch von
Sportveranstaltungen,
sozialer Rückzug,
Hereditäre sensomotorische
Neuropathie (HMSN, ICD: G60)
Schlechte Verbindungen im
öffentlichen Nahverkehr,
lange Gehwege, gute
Unterstützung von Familie
Gut informiert über die Erkrankung,
über Schwerbehindertenrecht
Symptomatische Behandlungen
Physiotherapie (Einzel und Gruppe) mit Hilfsmittelberatung
Ergotherapie (Einzel und Gruppe) mit Hilfsmittelberatung
Logopädie (Einzel und Gruppe) mit Hilfsmittelberatung
Medizinische Trainingstherapie
Physikalische Therapie (Massagen, Thermotherapie,
Elektrotherapie)
Psychologische Einzelgespräche und spezielle
Gesprächsgruppen
Sozialmedizinische Beratung / Selbsthilfe
Diätberatung
Medikamentöse Behandlungen
Übungen bei neuromuskulären Erkrankungen
Nichtstun / Vermeiden
körperlicher Bewegungen
verändert Muskelstruktur und
Metabolismus (Teufelskreis)
(Preisler und Ørngreen, Curr Opin
Neurol 2018; 31:610-617)
Übungsprogramm bei Muskeldystrophien
Schon 1966 zeigten Vignos und Watkins (JAMA 1966; 197:
843-848):
24 Patienten mit Muskeldystrophien erhielten ein Kraft-
training (maximum resistance exercise program) für ein Jahr.
Verbesserung der Muskelkraft bei allen Patienten in den
ersten vier Monaten, dann Erhalt der Kraft bis Ende der
Studie.
Verbesserung der Funktionen geringer als die der Kraft.
Patienten mit LGMD und FSHD profitierten besonders.
(Preisler und Ørngreen, Curr Opin Neurol 2018; 31:610-617)
Übungsprogramm bei neuromusk. Erkrankungen
Die Effekte sind spezifisch für die Art des Übungsprogramms
(Intensität, Dauer, Frequenz) und für den jeweiligen Typ der
Muskulatur
Nach der bisherigen Evidenzlage wird es gut toleriert und verbessert
Funktionen bei vielen Muskelerkrankungen
Robotics und Therapien mit Unterstützung des Körpergewichts
sind neue adjuvante Behandlungen um hochgradig paretische Patienten
zu therapieren
High intensity exercise und funktionelle Elektrostimulation sind
effektiv und zeitsparend, weitere Studien notwendig
Training verstärkt die Krankheitsprogression möglicherweise bei
Dysferlinopathien (LGMD2B und Miyoshi-Myopathie)
(Preisler und Ørngreen, Curr Opin Neurol 2018; 31:610-617)
? ?
Krafttraining bei myotoner Dystrophie und HMSN
Lindeman et al., Arch Phys Med Rehabil. 1995 : Strengthtraining in patients with myotonic dystrophy andhereditary motor and sensory neuropathy: a randomizedclinical trial.
33 Patienten mit Myotoner Dystrophie; 29 Patienten mit HMSN
3 mal pro Woche über 24 Wochen
Gewichte für Hüft- und Kniemuskulatur, 60% der Max.-Kraft
3 x 25 Wiederholungen, nach 8 Wochen 70%, nach 16 Wo 80%
Bei Myotoner Dystrophie wurden geringe Trainingseffekte nachgewiesen
In der HMSN Gruppe nahmen Kraft und Funktionen zu
Keine Zeichen der Verschlechterung
Krafttraining bei neuromuskulären Erkrankungen
Aitkens et al., Arch Phys Med Rehabil. 1993: Moderate resistance exercise program: its effect in slowly progressive
neuromuscular disease:
• 12 Myot. Dystrophie, 3 LGMD, 2 FSHD, 8 HMSN, 2 SMA, 14 Kontrollen
• Submaximales Training mit Gewichten (30% (-40%) der maximalen isometrischen Kraft der Kniestrecker, 10% (-20%) für Armbeuger), 3 Tage/Wo über 12 Wochen
• 3 Sets von 4 (- 8 an den Beinen) Wiederholungen, 1 Minute Pause
• Alle Gruppen zeigten Zunahme in meisten Kraftmessungen
Kilmer et al., Arch Phys Med Rehabil. 1994: The effect of a high resistance exercise program in slowly progressive neuromuscular disease
• 5 Myot. Dystrophie, 3 LGMD, 2 HMSN, 6 Kontrollpersonen
• Isotonische Übungen der Knieextensoren und Ellenbogenflexoren
• Max. Gewicht, das 12x gehoben werden konnte
• Erste Woche 10 Repetitionen an drei 3 Tagen
• Im Verlauf Steigerung auf 5 Sets von 10 Rep., 4 Tage pro Woche
• Nach 5 Wochen Steigerung des Gewichts um 1 lb. pro Woche
• Bei den Kontrollpersonen Zunahme der Kraft
• Bei NMD-Patienten Zunahme der Kraft der Kniestrecker, aber Abnahme der Kraft der Ellenbogenflexoren
Krafttraining bei neuromuskulären Erkrankungen
Durch Neuromuskuläre Erkrankungen
• Lebensstil mit wenig Bewegung
• Zusätzliche Schwäche durch Inaktivität
Hinweise durch Studienlage, dass Patienten
• Profitieren von Krafttraining
• Profitieren von aerobem Fitness-Programm
• Overwork weakness scheint eine untergeordnete Rolle
zu spielen
• Differenzierung nach Krankheitsdynamik
• Umsichtige Verordnung notwendig
• Pausen beachten
• Weitere Studien notwendigKilmer DD, Phys Med RehabilClin North Am 1998
Krafttraining bei neuromuskulären Erkrankungen
?
Zu beachten sind besonders
• Diagnose und Pathophysiologie
• Prozessdynamik
• Ausmaß und Verteilung der Schwächen
• Lungenfunktion
• Einschränkungen der Herzfunktion
• Wirbelsäule und Gelenke
• Sensibilitätsstörungen
Übungsprog. bei neuromuskulären Erkrankungen
Je nach Erkrankung und Symptomatik z.B.
• Schwimmen, Bewegen im (warmen) Wasser
• Gymnastik
• Medizinische Trainingstherapie
• Laufband
• Walken
• Ergometertraining
• Fahrrad (mit Elektromotor)
• Arm- und Bein-Bewegungstrainer (z.B. Motomed)
• Vibrationsplattform
Übungsprog. bei neuromuskulären Erkrankungen
Kardiopulmonales Ausdauertraining
Verminderte kardiopulmonale Ausdauer typische
Auffälligkeit bei Pat. mit neuromuskulären
Erkrankungen
Oft bedingt durch Lebensstil, Dekonditionierung
Moderates aerobes Training verbessert die
kardiopulmonale Leistungsfähigkeit bei langsam
progredienten neuromuskulären Erkrankungen
ohne negative Effekte
Ab Kraftgrad 3 grundsätzlich möglich
Sinnhaftigkeit/Kontraindikationen im Einzelfall zu prüfen
Ausreichend Pausen
Drei Trainingseinheiten pro Woche
Initial 30 bis 40 % der Maximalkraft zum Training einsetzen, 10 Wiederholungen
Langsame Steigerung auf max. 60 bis 70% der Maximalkraft nach frühestens 6 Wochen
Aerobes Ausdauertraining
Borg-Skala des
Anstrengungs-
empfindens
Krafttraining bei neuromuskulären Erkrankungen
Übungsprog. bei Polymyositis und Dermatomyositis
Alexanderson H: Exercise effects in patients with adult idiopathic inflammatory myopathies (Curr OpinRheumatology 2009 (21) 158-163
Bei chronischer und klinisch stabiler Myositis moderates Training möglich
Verbesserung von Kraft und Ausdauer
Effekt von Kreatin offenbar günstig in Kombination mit Training
Offenbar Verminderung von Entzündung und Fibrose im Muskel (vermutlich durch Minderung entsprechender Genaktivität)
Postpolio-Syndrom (PPS)
Risiko durch Überbelastung! (Bennett RL, Knowlton GC,
1958).
In den letzten Jahrzehnten aktiveres Vorgehen bewährt:
Chan et al.: Randomized Controlled Strength Training in
Post-Polio Patients (Muscle Nerve, 2003)
• 10 PPS-Pat mit Handbeteiligung, 3 Sets von 8
isometrischen Kontraktionen, 3mal pro Woche, 12
Wochen
• Trainingsgruppe mit signifikanter (p<0,05)
Verbesserung der Kraft (41%+ 16%)
Therapie mitochondrialer Myopathien
Jeppesen et al., Brain, 2006: Aerobic training is safe and
improves exercise capacity in patients with mitochondrial
myopathy (Jeppesen et al., Brain, 2006)
Cejudo et al. Muscle Nerve 2005: Exercise training in
mitochondrial myopathy: a randomized controlled trial:
Ausdauer-Training íst eine adäquate Trainingsstrategie
Murphy et al., Brain, 2008: Resistance training in patients
with single, large-scale deletions of mitochondrial DNA:
12 Wochen Krafttraining zeigte Zunahme der Muskelkraft,
Muskelfaserschäden mit Regeneration, erhöhte oxidative
Kapazität der Muskulatur.
McArdle-Erkranung (Training des Second wind)
Zeit
(min)
Geschwindig-
keit (km/h)
Bewältigte
Strecke (m)
Herzfrequenz
(Schläge/min)
Borg-Skala des
empfundenen
Schmerzes
1 2,4 40 119 0,5
2 2,9 85 120 1,5
3 3,7 145 134 3
4 3,0 200 150 4-5
5 0 220 170 4
6 0 220 153 2
7 2,7 290 142 2
8 2,7 338 135 2
9 3,4 390 131 2-3
10 3,3 445 128 2,5
11 3,5-3,7 509 133 2
12 4,0 566 131 2
Muskeldystrophie Duchenne
Ziel der Übungsprogramme, unnötig sitzenden und
immobilen Lebensstil und die damit verbundenen
Probleme wie sozialen Rückzug und Übergewicht zu
vermeiden.
Aber: physiotherapeutsiche Übungsprogramme können
auf die Muskeldegeneration bei Dystrophinopathien
negativ wirken mit Schäden durch die strukturelle Fragilität
von Muskeln und verminderte Belastbarkeit
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
Muskeldystrophie Duchenne
Exzentrische Muskelaktivität oder Übungsprogramme mit
intensivem Krafttraining sollten vermieden werden.
Submaximale aerobe Übungen oder Aktivitäten werden
ebenso wie Ruhepausen empfohlen, um Überlastungen
zu vermeiden.
Schwimmen wird sehr empfohlen von den frühen Phasen
der Erkrankungen an und kann oft bis in das
Erwachsenenalter fortgeführt werden
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
?
Muskeldystrophie Duchenne
Radfahren wird empfohlen als eine submaximale aerobe
Aktivität, und assistiertes Radfahren … können bis in das
Erwachsenenalter genutzt werden.
Sichere physische Aktivität kann unterstützt werden durch
angepasste adaptive Ausrüstungen und assistive
Technologie.
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
?
Muskeldystrophie Duchenne
Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sollten
vorgehalten werden ….
Die Aufrechterhaltung der Dehnbarkeit von Muskeln und
der Gelenkmobilität ist notwendig, um Kontrakturen und
Deformitäten zu verhindern oder das Risiko zu
vermindern ….
Auch muss auf die restriktiven Ventilationsstörungen und
Fibrose der Interkostalmuskeln geachtet werden, um die
Mobilität des Brustkorbs möglichst gut zu erhalten.
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
?
Muskeldystrophie Duchenne - Hilfsmittel
…verschiedene assistive und Mobilitätshilfsmittel,
einschließlich Sprunggelenksorthesen, Knie- und
Sprunggelenksorthesen, Stehhilfen und manuellen und
motorisierten Mobilitätshilfen.
Rollstühle mit Stehfunktion werden heute häufig
eingesetzt.
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
Muskeldystrophie Duchenne - Hilfsmittel
Technologische Innovationen von einfach bis
hochkomplex
z. B. Robotics, Umfeldsteuerungen, Sprachsteuerung
Lifter für sicheren Transfer, Rampen, Badumbauten,
spezielle Betten, Fahrzeugumbauten
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
Muskeldystrophie Duchenne - Schmerz
Schmerz muss individuell erfragt und zugeordnet werden
Interventionen setzen ein umfassendes Team mit
physikalischer Therapie, Haltungskorrektur, Orthesentechnik,
Splinting, Rollstuhlversorgung und elektrische Verstellbarkeit
des Bettes (und Rollstuhls), um eigenständige
Positionswechsel und Gewichtsverlagerungen und damit
Druckentlastungen zu ermöglichen.
Birnkrant, Bushby et al.: Diagnosis and management of Duchenne
muscular dystrophy… Lancet Neurology 2018; 17: 251-267
Muskeldystrophie Duchenne - Vibrationsplattform
WBLIV wird gut toleriert
Die Kraft und motorische Funktion der Beine blieben stabil
oder besserte sich, sie verschlechterte sich bei Absetzen
der WBLIV
“WBLIV is theoretically a gentle way to improve muscle
performance”
Mehr Studien mit größeren Kohorten werden benötigt, um
das Potential der WBLIV bei DMD-Patienten zu ermitteln.
Petryk et al.: Feasability and tolerability of whole body, low-intensity
vibration…; MuscleNerve 2017; 55:875-883.
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD2I)
Selbst berichtete Aktivität im Alter von 11 bis 14 Jahren
hatte keine negativen Effekte zur Folge im späteren Leben
bei Personen mit LGMD2I.
Sowohl aerobes wie auch Krafttraining werden gut
vertragen bei Patienten mit LGMD2I
Brun et al.: Childhood activity on progression in limb girdle muscular
dystrophy 2I. J Child Neurol 2017; 32:204–209.
Kohorten-Studie, 182 Personen mit LGMD 2B wurden befragt
nach der körperlichen Aktivität vor Auftreten der Symptome
im Alter von 10 bis 20 Jahren.
Verglichen mit dem geschilderten Alter bei den ersten
Symptomen wurden erste und Dauer-Nutzung des Rollstuhls
dokumentiert.
Je intensiver das Trainingsprogramm, desto höher das Risiko
früher Symptome und für frühe Notwendigkeit des Rollstuhls
wie auch Progression der Erkrankung
Moore et al.: Teenage exercise is associated with earlier symptom onset
in dysferlinopathy: a retrospective cohort study. J Neurol Neurosurg
Psychiatry 2018; DOI: 10.1136
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD2B)
Es gibt keine prospektiven Studien zum Übungsprogramm
bei LGMD2B, …
Die unterschiedlichen Ergebnisse zu Exercise bei LGMD2I
und LGMD2B unterstreichen, dass zwei Typen von
Muskeldystrophie nicht gleich zu behandeln sind, auch
wenn LGMD2B und LGMD2I Patienten den Phänotyp eines
‘Gliedergürteltyps” aufweisen und als “Muskeldystrophen”
klassifiziert werden.
(Preisler und Ørngreen, Curr Opin Neurol 2018; 31:610-617)
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD2B)
Sczesny-Kaiser M et al. Treadmill training with HAL exoskeleton – a novel
approach for symptomatic therapy in patients with limb-girdle muscular
dystrophy – preliminary study. Front Neurosci 2017; 11:449.
Jeweils ein Patient mit LGMD 2A und LGMD 2I wurden auf
einem Laufband mit einem Exoskelet behandelt.
Jensen BR et al. Body weight-supported training in Becker and limb girdle
2I muscular dystrophy. Muscle Nerve 2016; 54:239–243:
Übungsprogramm mit teilweise Abnahme des Körpergewichts
(antigravity trainer) bei Patienten mit Muskeldystrophie
Becker-Kiener und LGMD 2I zeigten Besserungen in
Funktionen – vermutlich durch Lerneffekt des Trainings, nicht
durch Veränderungen des Muskelgewebes
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD)
Sczesny-Kaiser M et al. Treadmill training with HAL exoskeleton – a novel
approach for symptomatic therapy in patients with limb-girdle muscular dystrophy
– preliminary study. Front Neurosci 2017; 11:449.
Jensen BR et al. Body weight-supported training in Becker and limb girdle 2I
muscular dystrophy. Muscle Nerve 2016; 54:239–243.
Die beiden Studien zeigen neue Technologien, die die
Möglichkeit bieten, sehr schwache Patienten zu beüben, bei
denen die traditionellen Behandlungsformen nicht eingesetzt
werden können.
Preisler und Ørngreen, Curr Opin Neurol 2018; 31:610-617
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp (LGMD)
Fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD)
Eine randomisierte kontrollierte Studie mit aeroben Fahrrad-
Ergotmeter-Training bei 16 Patienten mit FSHD wurde 24
Wochen durchgeführt. Ein Set von high intensity intervals
am Ende einer Therapiewoche wurde eingefügt.
Die Patienten besserten sich in allen funktionalen Outcome-
Tests und sogar der Quadriceps-Kraft.
Die Therapie erschien sicher und effektiv, um Kraft und
Ausdauer sowie Fatigue bei FSHD zu bessern
Bankolé et al. Safety and efficacy of a 6-month homebased exercise
program in patients with facioscapulohumeral muscular dystrophy: a
randomized controlled trial. Medicine 2016; 95:e4497.
Amyotrophe Lateralsklerose
Physiotherapie, Atemgymnastik
Ergotherapie
Logopädie
Diätberatung
Psychologie
Hilfsmittel (z.B. Rollstuhl, Augensteuerung, Umfeldsteuerung)
Heimbeatmung
Sekretmanagement, Hypersalivation
Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)
Selbsthilfe
Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung
Sind Heilmittelverordnungen für schwerkranke Patienten
mit einem voraussichtlichen Behandlungsbedarf von mindestens
einem Jahr.
Auch bei den Langfristverordnungen gelten die Vorgaben der
Heilmittel-Richtlinie.
Somit ist bei Verordnungen außerhalb des Regelfalls ein Arzt-
Patienten-Kontakt spätestens alle zwölf Wochen erforderlich.
Langfristverordnungen werden dem Heilmittelverordnungs-Volumen
nicht mehr angerechnet, sie sind somit „budgetneutral“.
Muss für jedes Jahr und jedes Heilmittel neu beantragt werden.
https://www.kbv.de/media/sp/Diagnoseliste_Heilmittelbedarf_2019.pdf
Langfristverordnungen
Tabelle zu Langfristverordnungen
Aus: h
ttps://w
ww
.kbv.d
e/m
edia
/sp/D
iagnoselis
te_H
eilm
ittelb
edarf_
2019.p
df
Tabelle zu Langfristverordnungen
https://www.kbv.de/media/sp/Diagnoseliste_Heilmittelbedarf_2019.pdf
Tabelle zu Langfristverordnungen
https://www.kbv.de/media/sp/Diagnoseliste_Heilmittelbedarf_2019.pdf
ZNS-Erkrankungen einschl. des Rückenmarks nach Vollendung
des 18. Lebensjahrs
a) Bewegungsstörungen von Extremitäten, Rumpf- und
Kopfmuskulatur z.B. mit Hemi-, Tetra-, Paraplegie/-parese“
Ziel: „Förderung und Besserung der Motorik und Sensomotorik.
b) Funktionsstörungen durch Muskeltonusstörungen, z.B. Spastik,
zentral bedingte Muskel-Hypotonie.
Ziel: Regulierung des Muskeltonus, Vermeidung von
Kontrakturen
• Allgemeine Krankengymnastik
• Spezielle Krankengymnastik unter Einsatz der neurophysiol.
Techniken nach Bobath, Vojta oder PNF (Propriozeptive
Neuromuskuläre Fazilitation).
• Kälte-/Wärmetherapie (KT/WT) = Ergänzende Heilmittel
Langfristverordnungen (ZN2, Physiotherapie)
https://heilmittelkatalog.de/
Atemnot, auch anfallsweise auftretend, ggf. auch Auswurf.
Ziel: Erlernen einer physiologischen Atmung, Verbesserung der
Thoraxbeweglichkeit einschl. der Atemhilfsmuskulatur, der
Expektoration und Hustentechnik
Auswurf. Ziel: Sekretlockerung, Sekretverflüssigung,
Entzündungshemmung
Husten, obstruktive Ventilationsstörungen.
Ziel: Spasmolyse der Bronchialmuskulatur
KG Atemtherapie Krankengymnastik Atemtherapie
BGM Bindegewebsmassage
INH Inhalation
KMT Klassische Massagetherapie
WT Wärmetherapie (ggf. spezifizieren, z.B. Fango)
Langfristverordnungen (AT2, Physiotherapie)
https://heilmittelkatalog.de/
Leitsymptomatik: Beeinträchtigungen der Aktivitäten
(Fähigkeitsstörungen)
Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit und Geschicklichkeit,
der Selbstversorgung und Alltagsbewältigung
Therapieziele
Selbstständigkeit in der Selbstversorgung (Ankleiden/Hygiene)
Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit und Geschicklichkeit
Erlernen von Kompensationsmechanismen, Wiederherstellung oder
Verbesserung der Belastungsfähigkeit und der Ausdauer
Heimittelverordnung im Regelfall
MFB Motorisch-funktionelle Behandlung
PFB Psychisch-funktionelle Behandlung
SPB Sensomotorisch-perzeptive Behandlung
Langfristverordnungen (EN3, Ergotherapie)
https://heilmittelkatalog.de/
Langfristverordnungen (SB7, Ergotherapie)
SB7 Gefäß-, Muskel- und Bindegewebserkrankungen
Funktionelle/Strukturelle Schädigung
Störung von Koordination, Kraft
Störung der Grob- und Feinmotorik
Störung der Körperwahrnehmung
Leitsymptomatik: Beeinträchtigungen der Aktivitäten
(Fähigkeitsstörungen)
Einschränkung:
der Selbstversorgung/Alltagsbewältigung
der Beweglichkeit/Fortbewegung und Geschicklichkeit
https://heilmittelkatalog.de/
Langfristverordnungen (SB7, Ergotherapie)
Therapieziele
Selbstständigkeit in der Selbstversorgung
(Ankleiden/Hygiene/Exkretion)
Erhalt/Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit
Erhalt/Verbesserung der manuellen Geschicklichkeit
Erhalt der Belastungsfähigkeit und der Ausdauer
Erlernen von Kompensationsmechanismen
Heimittelverordnung im Regelfall
MFB Motorisch-funktionelle Behandlung
SPB Sensomotorisch-perzeptive Behandlung
https://heilmittelkatalog.de/
Leitsymptomatik: Funktionelle/Strukturelle Schädigung
Störungen
• des Schluckaktes (motorisch und sensorisch) in der oralen,
pharyngealen und oesophagealen Phase
• in Form einer Aspirationsgefahr
• der Stimme
Therapieziele
• Verbesserung bzw. Normalisierung des Schluckaktes
• ggf. Erarbeitung von Kompensationsstrategien
• Ermöglichung der oralen Nahrungsaufnahme
Heilmittelverordnung im Regelfall
Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie. 30, 45 oder 60 Minuten mit dem
Patienten, je nach konkretem Störungsbild und Belastbarkeit des
Patienten
Langfristverordnungen (SC1) (Schluckstörungen, Logop.)
https://heilmittelkatalog.de/
Leitsymptomatik: Funktionelle/Strukturelle Schädigung
• Störungen der Stimmgebung
• Sprechatmung
• Störungen der Sprechmotorik, z.B. Schwäche, Verlangsamung, Fehl-
koordination, veränderter Muskeltonus
• Prosodie
• Artikulation
Therapieziele
• Verbesserung bzw. Normalisierung des Sprechens
• Erreichen einer Kommunikationsfähigkeit (erforderlichenfalls
Schaffung nonverbaler Kommunikationsmöglichkeiten)
Langfristverordnungen (SP6) (Sprechmotorik, Logop.)
https://heilmittelkatalog.de/
Störungen der Sprache nach Abschluss der Sprachentwicklung)
Leitsymptomatik: Funktionelle/Strukturelle Schädigung
Störungen im Bereich: der Wortfindung, des Sprechens, des Lesens, des
Schreibens, der Artikulation, des Satzbaus, des Sprachverständnisses
in Begleitung von neurologischen, psychischen und neuropsychologischen
Störungen
Therapieziele
Verbesserung der sprachlichen Fähigkeit bis zur Normalisierung oder
Erreichen einer sprachlichen Kommunikationsfähigkeit; erforderlichenfalls
Schaffung nonverbaler Kommunikationsmöglichkeiten
Heilmittelverordnung im Regelfall
Sprachtherapie 30, 45 oder 60 Minuten mit dem Patienten, je nach
konkretem Störungsbild und Belastbarkeit des Patienten
Langfristverordnungen (SP5, Logopädie)
https://heilmittelkatalog.de/
REHABILITATION BEI
NEUROMUSKULÄREN
ERKRANKUNGEN
REHABILITANDENBEFRAGUNG
DER DEUTSCHEN
RENTENVERSICHERUNG (DRV)
Rehabilitandenbefragung der DRV-Bund 2018
Befragung 8 bis 12 Wochen nach Reha-Maßnahme
Befragungszeitraum zuletzt 1.10.2016 bis 30.09.2017
96 Fälle der Neurologischen Abteilung der Klinik Hoher
Meißner (80% mit neuromuskulären Erkrankungen)
werden verglichen mit den
Ergebnissen von 78 anderen Neurologischen Reha-
Kliniken mit 6547 Fälle
Rehabilitandenbefragung der DRV-Bund 2018
Zufriedenheit mit der Rehabilitationsmaßnahme
Rehabilitandenbefragung der DRV-Bund 2018
Behandlungserfolg im Patientenurteil
Veränderungen durch die Reha – Sicht der Rehabilitanden 2018
Veränderungen durch die Reha – Sicht der Rehabilitanden 2018
Veränderungen durch die Reha – Sicht der Rehabilitanden 2018
Veränderungen durch die Reha – Sicht der Rehabilitanden 2018
Verbesserung von Funktionen und Fähigkeiten
• zur Verbesserung der Alltagsbewältigung
• und der sozialen Integration (Beruf, Familie, Freizeit)
• sowie der Lebensqualität
Schmerzlinderung
Eigenübungsprogramm
Klärung der Hilfsmittelversorgung
Verbesserung des Umgangs mit der Erkrankung
Klärung sozialmedizinischer Aspekte
Information über die Erkrankung
Was kann Rehabilitation bei HMSN erreichen?
Rehabilitation bei
neuromuskulären
Erkrankungen
ein wichtiges Element
für den Erhalt von
• Funktionen,
• Aktivitäten und
• Partizipation
Recommended