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Vereinbarungzur Durchführung der Initiative
Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss
zwischen der Bundesrepublik Deutschland (Bund),
vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS),
der Bundesagentur für Arbeit (BA),
vertreten durch die Regionaldirektion Bayern (RD BY),
und dem Freistaat Bayern,
vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus,
Wissenschaft und Kunst (StMBW) und das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales,
Familie und Integration (StMAS)
Bayerisches Staatsministerium für Bildung und KBildung und Kultus, Wissenschaft und Khaft und Khaf unst
2
I. Präambel
Grundlage für die gesellschaftliche Teilhabe ist eine stabile berufliche Integration.
Voraussetzung dafür sind eine begründete Berufswahlentscheidung und gesicherte
Anschlüsse, die allen Jugendlichen individuelle Wege zu ihrem Berufsziel eröffnen.
Gemeinsames Ziel von Bund, BA und dem Freistaat Bayern ist es, für alle Jugendlichen die
Voraussetzungen für den nahtlosen Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen. Dabei
soll allen Jugendlichen mit ihren individuellen Voraussetzungen der Zugang in die berufliche
Ausbildung oder in ein Studium geebnet und eine bedarfsorientierte Unterstützung zur
Erreichung ihres Ausbildungsabschlusses gewährleistet werden.
Kohärente Strukturen befähigen die Schulen, ihren Auftrag im Sinne der Jugendlichen zu
erfüllen und dabei für jeden und jede individuell Verantwortung zu übernehmen. Instrumente
und Angebote zur rechtzeitigen Berufs- und Studienorientierung stehen in Bayern allen
Jugendlichen als fester Bestandteil der schulischen Entwicklung zur Verfügung. Damit das
Ziel des erfolgreichen Übergangs der Jugendlichen in Ausbildung und Beruf gelingt, müssen
alle ergänzenden Unterstützungsangebote mit den schulischen Maßnahmen ineinandergreifen,
um die Schulen und Lehrkräfte in der Umsetzung der Berufs- und Studienorientierung und
Übergangsbegleitung zu stärken. Dabei entfalten die unterschiedlichen schulunterstützenden
Angebote nur dann ihre intendierte Wirkung, wenn sie den Bedingungen des differenzierten
bayerischen Schulsystems, insbesondere mit Blick auf Heterogenität und Inklusion,
entsprechen, deutlich auf die schulartspezifischen Konzepte der Berufs- und
Studienorientierung und die Übergangsstruktur Bezug nehmen und nicht in Konkurrenz zu
bestehenden Förderinstrumenten auf Landesebene treten.
Ziel der bayerischen Berufsbildungspolitik ist der gezielte Übergang von den
allgemeinbildenden Schulen in eine Ausbildung bzw. in ein Studium. Übergangsmaßnahmen
sind notwendig, um bei leistungsschwächeren Schulabgängerinnen und Schulabgängern
Defizite auszugleichen. Als neuer Schwerpunkt sind die geflüchteten Jugendlichen in den
letzten Jahren dazugekommen, die ebenfalls der Unterstützung bedürfen. Jedoch ist das
Übergangssystem subsidiär zum Ausbildungssystem.
Ein gelingender Übergang in das Ausbildungssystem setzt die Anpassung der Maßnahmen an
die Struktur und Bedürfnisse der regional und überregional agierenden Betriebe voraus. Die
Ausbildungsbetriebe tragen gemeinsam mit den Berufsschulen die Ausbildung auf einem
3
hohen Niveau. Die Staatsregierung wird an dem dualen System der Berufsausbildung als
zentrales Element festhalten.
Vor diesem Hintergrund agieren der Freistaat Bayern und die RD BY auf der lokalen,
schulischen, regionalen sowie Landesebene aufeinander bezogen und miteinander
abgestimmt. Der Bund unterstützt die bayerischen Strukturen durch den gemeinsam
vereinbarten Einsatz seines Förderangebotes. Angestrebt wird das effiziente Ineinandergreifen
der Maßnahmen von Bund und Ländern sowie der beteiligten Partnerinstitutionen,
insbesondere der Bundesagentur für Arbeit, vertreten durch die RD BY.
II. Ziele
Ziel der Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum
Ausbildungsabschluss“ (Initiative Bildungsketten) ist es, den Anteil der Jugendlichen, die
eine Ausbildung erfolgreich abschließen, zu erhöhen. In der Initiative Bildungsketten werden
durch ein abgestimmtes und kohärentes Vorgehen von Bund, Freistaat Bayern und der
RD BY die in dieser Vereinbarung beschriebenen Förderinstrumente weiter optimiert.
Unter anderem werden dabei die folgenden konkreten Ziele umgesetzt:
Chancen für erfolgreiche Ausbildung und erfolgreiches Studium erhöhen
Duale Ausbildung stärken
Duale Ausbildung attraktiver machen
Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss senken
Reduzierung und Koordinierung des Übergangsbereiches
Mehr Hilfe aus einer Hand
Studien- und Ausbildungsabbrüche reduzieren
Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung weiter stärken.
Der Ansatz ist dabei dem Grundsatz der Chancengerechtigkeit, insbesondere von Inklusion
und Geschlechtergerechtigkeit, verpflichtet.
III. Ausgangslage
Konsens aller beteiligten Akteure ist es, bereits in der Schule die Potenziale junger Menschen
zu wecken und zu erkennen, die Berufs- und Studienorientierung zu stärken und
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praxisorientiert zu gestalten und die Übergangsperspektiven von der Schule in eine
Berufsausbildung oder in ein Studium zu verbessern.
Die Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag haben im Koalitionsvertrag für die
18. Legislaturperiode unter dem Leitsatz „Chance Beruf“ vereinbart, die erfolgreiche
Initiative Bildungsketten auszuweiten. Darüber hinaus ist es das Bestreben, möglichst jedem
ausbildungsfähigen und -willigen jungen Menschen ein Angebot einer betrieblichen
Berufsausbildung zu ermöglichen, sofern er oder sie dies wünscht.
In der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ wird von Bund, Sozialpartnern, Ländern und der
BA das Ziel weiterverfolgt, Berufsorientierung an allen Schulen verbindlich und systematisch
durchzuführen. Es wurde vereinbart, dass die Länder aufbauend auf ihren jeweiligen
Programmen und Strukturen sowie in Zusammenarbeit mit dem Bund ein kohärentes Konzept
für die Berufsorientierung und den Übergang von der Schule in den Beruf entwickeln. Die
Umsetzung erfolgt unter enger Einbindung aller Akteure vor Ort. Es geht vor allem darum,
die Potenziale junger Menschen früh zu erkennen und eine individuelle, kontinuierliche
Unterstützung bei der Berufs(wahl)orientierung sicherzustellen. Dies ist gerade auch für
Jugendliche mit Behinderung als wesentliche Grundlage für einen möglichst inklusiven Start
in das Berufsleben von besonderer Bedeutung. Im Zeichen einer umfassenden,
bedarfsorientierten Berufsberatung werden Länder und die BA zudem dafür sorgen, dass
künftig die duale Ausbildung stärker als Perspektive auch an Gymnasien vermittelt wird.
Mit der „Empfehlung zur Optimierung und Vereinheitlichung der schulischen Angebote im
Übergangssystem“ verständigte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) auf eine dualisierte
Ausbildungsvorbereitung, die auf die Ziele und Inhalte der Ausbildungsberufe ausgerichtet ist
und differenzierte Angebote mit einem flexiblen Instrumentarium anbietet, die zum Abschluss
einer anerkannten Berufsausbildung führen bzw. Anschlussfähigkeit gewährleisten (Beschluss
der KMK vom 10. Oktober 2013).
Mit der „Allianz für starke Berufsbildung in Bayern“1 verfestigen die Bayerische
Staatsregierung, die bayerischen Wirtschaftsorganisationen und die RD BY das gemeinsame
Ziel, für jede ausbildungsfähige und ausbildungswillige Jugendliche und jeden
ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Jugendlichen in Bayern einen Ausbildungsplatz
1 Allianz für starke Berufsbildung in Bayern, URL: www.bildungsketten.de/_media/Bildungsketten_Vereinbarung_Bayern_Anlage_1.pdf
(Zugriff: 19. Juni 2017).
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im dualen System oder eine angemessene Alternative zur Verfügung zu stellen. Die „Allianz
für starke Berufsbildung in Bayern“ berücksichtigt gezielt die Gegebenheiten in Bayern. Die
Partner der Allianz entwickeln die Einzelheiten unter Beachtung des Finanzierungsvorbehalts
weiter und richten die Handlungsziele und Maßnahmen zukunftsorientiert und zeitnah aus.
Die Schülerinnen und Schüler werden beim Übergang Schule – Beruf strukturiert und –
unterstützt durch externe Partner – institutionell begleitet. Ausgehend von koordinierten
Bausteinen der Berufsorientierung in den verschiedenen Schularten (z. B. Experteninterviews,
Betriebserkundung, Betriebspraktika, Schülerübungsfirmen) werden schulartspezifische
berufsorientierende Maßnahmen umgesetzt. Die Agenturen für Arbeit in Bayern begleiten und
unterstützen die Schülerinnen und Schüler in allen Schularten durch die Regelangebote der
Agentur für Arbeit zur beruflichen Orientierung und Beratung. Die Schulen arbeiten im
Rahmen des lehrplanmäßigen Unterrichts, aber auch darüber hinaus, eng mit externen
Partnern zusammen. Gemeinsam mit den Arbeitskreisen SCHULEWIRTSCHAFT, mit
Kammern und Verbänden sowie mit Unternehmen in der Region werden in Netzwerken (z. B.
„Bildungsregionen in Bayern“) vielfältige Maßnahmen der Berufsorientierung organisiert.
Diese tragen den Anforderungen der jeweiligen Schulart, aber auch den spezifischen
Gegebenheiten der örtlichen Wirtschaft Rechnung. Das Berufsorientierungskonzept ist somit
an der Schule vor Ort jeweils auf die vorliegenden Gegebenheiten und
Unterstützungsmöglichkeiten ausgerichtet.
Alle Maßnahmen der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung sind inhaltlich und
organisatorisch aufeinander abgestimmt, insbesondere durch die Einrichtung der bislang mehr
als 60 „Bildungsregionen in Bayern“, an denen Schulen, kommunale Gebietskörperschaften,
Bildungsträger, Jugend- und Sozialämter, Kammern und Verbände u. a. gemeinsam am
Bildungsprozess vor Ort mitwirken, um ihre Region weiterzuentwickeln.
Berufsorientierung und damit verbunden die Gestaltung des Übergangs von der Schule in den
Beruf ist in den Lehrplänen des differenzierten bayerischen Schulsystems an verschiedenen
Stellen verankert. Sie soll einen möglichst reibungslosen Übergang ins Berufsleben
gewährleisten. Ziel ist es, die individuellen Begabungen und Potenziale der Einzelnen bzw.
des Einzelnen möglichst optimal zu entwickeln, den Erwerb von Handlungs- und
Problemlösekompetenzen zu unterstützen und damit die jungen Menschen entsprechend den
Anforderungen einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt zu befähigen. „Berufs- und
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Studienorientierung an bayerischen Schulen“ erläutert ausführlich die Angebote im Freistaat
Bayern.2
Vertiefende Angebote der Berufsorientierungsmaßnahmen nach § 48 Drittes Buch
Sozialgesetzbuch (SGB III) oder Berufseinstiegsbegleitung nach § 49 SGB III werden in das
Gesamtkonzept der Schule mit einbezogen.
Veranstaltungen für Lehrkräfte haben das Ziel, die gesamte Lehrerschaft für den
Berufswahlprozess zu sensibilisieren und zu aktivieren sowie die Pflege einer aktiven
Kooperation zwischen den Schulen und den Agenturen für Arbeit in Bayern sicherzustellen.
Realisierung, Inhalt und Form der Veranstaltungen werden dabei mit den Schulen individuell
abgestimmt.
Die Einbeziehung der Eltern in den Berufswahlprozess bestimmt einen wesentlichen Teil der
orientierenden Arbeit. Daher wird in jeder Schule in Bayern ein spezielles
Berufsorientierungsangebot für Eltern (in der Regel in den Vorabgangsklassen) angestrebt.
IV. Gegenstand der Vereinbarung
Zentraler Gedanke zur Erreichung der Ziele der Initiative Bildungsketten ist die gemeinsame
Verantwortung des Bundes, des Freistaates Bayern und der BA für die Begleitung und
Unterstützung von Jugendlichen im Übergang Schule – Beruf. Diese findet ihren besonderen
Ausdruck in der vorliegenden Vereinbarung, in der die einzelnen Beiträge der Vertragspartner
festgelegt sind. Die Grundlagen für diese Vereinbarung bilden das Gesamtkonzept des
Bundes zur „Weiterentwicklung und Ausweitung der Initiative Bildungsketten“3 und die in
dieser Vereinbarung genannten Konzepte des Freistaates Bayern. Um dem Gedanken der
Weiterentwicklung gerecht zu werden, wird die vorliegende Vereinbarung als Grundlage für
eine stetige Verbesserung und Ausweitung der gemeinsam angestrebten Ziele gesehen, die auf
Anregung der Vertragspartner jederzeit bedarfsorientiert im Zuge von neuen Entwicklungen
weiterentwickelt und angepasst werden kann. Um die Instrumente und Maßnahmen in einen
systemischen Bezug zur Landesförderung zu bringen und eine nachhaltige strukturelle
Entwicklung zu unterstützen, vereinbaren Bund, die BA und der Freistaat Bayern:
2 Broschüre „Berufs- und Studienorientierung an bayerischen Schulen“ URL:
www.bildungsketten.de/_media/Bildungsketten_Vereinbarung_Bayern_Anlage_2.pdf (Zugriff: 19. Juni 2017). 3 Vgl. zum Weiterentwicklungskonzept des Bundes, URL:
www.bildungsketten.de/_media/Bildungsketten_Vereinbarung_Bayern_Anlage_3.pdf (Zugriff: 19. Juni 2017).
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1. Aktivitäten und Vorhaben zur Berufsorientierung
Potenzialanalyse 1.1
Ziel: Durch den Einsatz der Potenzialanalyse (PA) an geeigneten Stellen sollen
Berufsorientierung und Berufseinstiegsbegleitung dahingehend unterstützt werden, die
jeweiligen „Ist-Stände“ im persönlichen Entwicklungsprozess der beruflichen Orientierung
als Ausgangspunkt für die Weiterarbeit heranzuziehen.
Inhalte: An Mittelschulen, die an den Instrumenten „Berufsorientierungsprogramm des
BMBF (BOP)“ sowie „Berufseinstiegsbegleitung (BerEb)“ teilnehmen, ist eine PA für die
Teilnehmenden verpflichtend. Geplant ist darüber hinaus das Angebot einer besonderen,
sprachentlasteten PA für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die
durchführenden Maßnahmenträger stellen entsprechend qualifiziertes Personal zur
Durchführung der PA zur Verfügung. Verwendung finden geprüfte und bundesweit
erhältliche Formate der PA.
Beteiligung: Das BMBF stellt aus dem BOP entsprechend Nr. 5.7 der Förderrichtlinien
jährlich jeweils den Betrag an den nicht festgelegten BOP-Mitteln bereit, der dem Anteil des
Freistaates Bayern an der bundesweiten Zahl von Schulentlassenen ohne Mittelschulabschluss
entspricht (jeweils letztes Bezugsjahr des Statistischen Bundesamtes). Dabei ist ein Betrag
von 150 Euro pro Durchführung vorgesehen. Für das Jahr 2017 werden entsprechend für PA
im Rahmen des BOP Mittel in Höhe von rund 1,7 Mio. Euro bereitgestellt. Zur Unterstützung
der BerEb stellt das BMBF im Jahr 2017 einen Betrag in Höhe von 2,9 Mio. Euro für PA zur
Verfügung; diese Förderung läuft bis 2018.
Praktische Berufsorientierung 1.2
Ziel: Ein unerlässlicher Bestandteil der Berufsorientierung ist das Kennenlernen der
Arbeitswelt und das Sammeln praktischer Erfahrungen. Durch die Zusammenarbeit der
Schule mit außerschulischen Partnern wird vielen Jugendlichen ein praxisnaher Einblick in
spätere berufliche Tätigkeitsfelder ermöglicht. Von den Kooperationspartnern sind hier
insbesondere die RD BY, die Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT mit ihren
lokalen Arbeitskreisen, Verbände, wie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sowie die
Kammern, wie z. B. IHK und HWK, zu nennen. Zu danken ist auch den vielen engagierten
Unternehmen, die Schülerinnen und Schülern Praktika anbieten oder Einblicke in Berufe,
etwa bei Berufsbildungsmessen, ermöglichen. Schulen arbeiten im Rahmen des
8
lehrplanmäßigen Unterrichts, aber auch darüber hinaus, eng mit den externen Partnern
zusammen. Gemeinsam werden in Netzwerken vielfältige Maßnahmen der Berufsorientierung
organisiert. Diese tragen den Anforderungen der jeweiligen Schulart, aber auch den
spezifischen Gegebenheiten des Wirtschaftsstandorts Rechnung.
Durch ein hohes Maß an praktischen Erfahrungen werden die Schülerinnen und Schüler
gemäß ihren Anlagen und Talenten gefördert und die individuelle Berufswahlreife
vorangetrieben. Somit werden bereits während der Schulzeit die Wünsche und Vorstellungen
für den passenden Ausbildungsberuf oder einen weiteren schulischen Bildungsweg präzisiert.
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (Hrsg.): Berufs- und
Studienorientierung an bayerischen Schulen, Stand Juli 2015, S. 9.
Inhalte:
Praktische Berufsorientierung an Mittelschulen
Zahlreiche schulische Angebote im Bereich der individuellen beruflichen Orientierung dienen
an der Mittelschule als Qualifizierungsmaßnahme für die Entscheidung der Erstberufswahl
bzw. eines weiteren schulischen Bildungswegs und als Präventionsmaßnahme gegen
vorzeitigen Schulabbruch, Verlassen der Schule ohne Abschluss und eine drohende
Jugendarbeitslosigkeit.
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Durch geeignete schulische Maßnahmen mit hohem Praxisbezug und strukturierten
Maßnahmen zur Berufsorientierung in Unterricht und Schulleben unterstützt die Mittelschule
zielführend die Übergänge Schule – Ausbildung – Beruf.
Im Einzelnen handelt es sich dabei u. a. um folgende Maßnahmen:
Lernfeld Arbeit-Wirtschaft-Technik mit den berufsorientierenden Fächern Soziales,
Wirtschaft, Technik
Schülerübungsfirmen
Kooperation mit Berufsschulen („Mittelschule und Berufsschule in Kooperation“), u. a.
unterstützt durch eine Online-Plattform (www.mubik.de)
Berufswahlordner zur Dokumentation/Begleitung der individuellen Berufsorientierung
Praxisklassen (gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF)); Modell zur
Förderung von Schülerinnen und Schülern mit großen Lern- und Leistungsrückständen,
die durch eine spezifische Förderung zu einer positiven Lern- und Arbeitshaltung
geführt werden, durch die Kooperation mit der Wirtschaft (Praktika) in das Berufsleben
begleitet werden sowie einen Schulabschluss erwerben können (siehe auch Punkt 2.2)
Praxistag, Projektunterricht, Arbeitsgemeinschaften.
Im Rahmen der Berufsorientierung werden den Schülerinnen und Schülern in den
Jahrgangsstufen 5 und 6 je drei, in Jahrgangsstufe 7 bis 9 je sechs sowie in Jahrgangsstufe 10
fünf Unterrichtsstunden angeboten. Die Schülerinnen und Schüler bekommen ab der
Jahrgangsstufe 5 (Erkundungen, Expertengespräche) sukzessive vertiefend durch
Betriebserkundungen, Orientierungs- und Betriebspraktika, Berufsinformationsmessen,
Befragungen u. a. die Gelegenheit, ihre beruflichen Neigungen in praxisbezogenen
Situationen zu finden und wichtige berufliche Fähigkeiten zu erwerben. Außerdem wird der
Übergang an eine Berufsschule erleichtert, indem Mittelschule und Berufsschule bereits
frühzeitig gemeinsame Projekte und Maßnahmen umsetzen. Neben Betriebserkundungen und
Berufsinformationsmessen bilden die Orientierungspraktika (Jahrgangsstufe 7) und
Betriebspraktika (Jahrgangsstufe 8 bis 10; im Umfang von zwei Wochen verpflichtend) die
Möglichkeit, die individuellen Berufswahlmöglichkeiten praktisch zu überprüfen. Nach einem
Beschluss des Bayerischen Landtages können in der Jahrgangsstufe 8 (und abgeleitet davon
auch in höheren Jahrgangsstufen) Praktika bis zu einem Fünftel der Unterrichtszeit
10
durchgeführt werden. Zusätzlich zum Pflichtpraktikum können weitere freiwillige schulische
Praktika stattfinden (vgl. hierzu Grafik II).
Das Berufsorientierungskonzept jeder Mittelschule wird – im Rahmen der vorgegebenen
Qualitätsstandards – von den Verantwortlichen vor Ort entsprechend den vorliegenden
Gegebenheiten individuell entwickelt.
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (Hrsg.): „Konzept der
beruflichen Orientierung an Mittelschulen“.
Förderschule
In Kooperation mit der RD BY konnten die Maßnahmen zur beruflichen Orientierung,
Vorbereitung und Eingliederung in den letzten Jahren weiter ausgebaut werden. Diese
Gestaltung eines fließenden Übergangs von der Förderschule in den Beruf ist eine der
vordringlichsten Aufgaben der Sonderpädagogik in Bayern.
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Das Übergangssystem Schule – Beruf ist für Abgängerinnen und Abgänger der Förderschulen
aller Förderschwerpunkte in Bayern gut ausgebaut. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und
Agentur für Arbeit ist durch die Rahmenvereinbarung über Richtlinien für die
Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung in Bayern geregelt. Schülerinnen und
Schüler im Förderschwerpunkt Lernen und im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
benötigen besondere Unterstützung zur Entwicklung der Berufswahlreife. Dazu stehen in den
Schulen und, sofern individuell erforderlich, in der Phase nach dem Schulabschluss
individuell abgestimmte Maßnahmen zur Berufsvorbereitung zur Verfügung.
Sonderpädagogische Diagnose- und Werkstattklassen sind ein Konzept für den Unterricht an
den Sonderpädagogischen Förderzentren in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9. In diesen Jahren
wird der Lernbereich „Berufs- und Lebensorientierung“ stark in den Fokus genommen. Die
praktischen Fächer (Praxis Technik und Praxis Soziales) werden eng miteinander und mit
dem Fach Berufs- und Lebensorientierung verknüpft. In diesem Fach werden die
grundlegenden Kompetenzen für die Berufswahlvorbereitung unterrichtet und sehr direkt auf
die erarbeiteten Kompetenzen in den praktischen Fächern und an den außerschulischen
Lernorten bezogen. Prinzipiell kommen für Förderschülerinnen und Förderschüler – je nach
individuellem Förderbedarf – alle Angebote der BA für Jugendliche am Übergang von der
Schule in den Beruf in Betracht. Die Entscheidung über die im Einzelfall erforderlichen bzw.
geeigneten Maßnahmen können nur die Beratungsfachkräfte
Rehabilitanden/Schwerbehinderte (Reha/SB) der Agenturen für Arbeit treffen.
Wesentliches Erfolgskriterium der „Gesamtmaßnahme Übergang Förderschule – Beruf“ im
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die kontinuierliche Begleitung durch Fachkräfte
des Integrationsfachdienstes über den Schulabschluss hinweg sowie die Einbeziehung und
enge Zusammenarbeit aller Beteiligten (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte,
Integrationsfachdienste – IFD, Reha-Beratung der Agentur für Arbeit, Betriebe etc.).
Realschule
Die berufliche Orientierung bildet vor allem einen Schwerpunkt in der Jahrgangsstufe 9.
Nahezu alle Fächer ermöglichen praxisbezogene Einblicke in das Berufsleben und
unterstützen so den Prozess der Berufswahl. Eine besondere Bedeutung haben
fächerübergreifend Lebenslauf und Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgespräche,
Eignungstests und die Zusammenarbeit im Team. Grundlegende Arbeitstugenden, höfliche
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und zuvorkommende Umgangsformen und das selbstbewusste und der jeweiligen Situation
angemessene Auftreten werden weiter eingeübt und gefestigt.
Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie sie Informationen über ihre Berufswünsche
beschaffen und auswerten können. Die Lehrkräfte begleiten sie auf diesem Weg mit
Aufmunterung und Rat, wobei die Lehrkräfte des Faches „Wirtschaft und Recht“ die
Federführung haben. In diesem Fach werden die Schülerinnen und Schüler ganz gezielt,
begleitet von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, zur Beschäftigung mit Fragen der
Berufswahl hingeführt (durch Besuch des Berufsinformationszentrums (BiZ), regelmäßige
Sprechstunden mit der Berufsberatung, Berufseignungstests u. a.). Weitere Unterstützung in
der Berufswahl erfahren die Schülerinnen und Schüler von den Beratungslehrkräften.
Wirtschaftsschule
Das Pflichtfach „Übungsunternehmen“ bildet den Kern der anwendungsorientierten und
praxisnahen kaufmännischen Ausbildung an der Wirtschaftsschule. Neben der Vermittlung
praxisnahen Wissens ist dieses Fach in besonderem Maße geeignet, Schülerinnen und
Schülern Schlüsselqualifikationen wie Eigeninitiative, Selbstständigkeit sowie Entscheidungs-
und Problemlösungsfähigkeit näherzubringen. Durch das kaufmännische Praxistraining im
Übungsunternehmen werden die Schülerinnen und Schüler effektiv auf das zukünftige
Arbeitsleben vorbereitet. Das Übungsunternehmen ist intensiv an den betriebswirtschaftlichen
Unterricht angebunden. Die im Pflichtfach „Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle“
erworbenen Kompetenzen werden phasenversetzt im Übungsunternehmen angewendet und
vertieft, indem die Schülerinnen und Schüler beispielsweise mit komplexen betrieblichen
Entscheidungssituationen konfrontiert werden, die aus ihrer Unternehmenstätigkeit
erwachsen. Damit die wirtschaftlichen Sachverhalte möglichst realitätsnah bearbeitet werden
können, findet darüber hinaus im Übungsunternehmen eine starke Vernetzung mit den
Inhalten aus dem Fach „Informationsverarbeitung“ statt.
Durch die berufliche Kompetenz der Lehrkräfte an Wirtschaftsschulen und deren
Marktkenntnis kann die Berufsorientierung über alle Fächer hinweg unterstützt werden.
In der 7. Jahrgangsstufe der vierstufigen Wirtschaftsschule werden die Schülerinnen und
Schüler in den Fächern Deutsch und Mathematik jeweils eine Wochenstunde gezielt und
individuell gefördert. Die individuelle Förderung sowie die Möglichkeit eines
Ganztagsangebots minimieren das Risiko von Klassenwiederholungen und vorzeitigem
Schulabbruch. Die Wirtschaftsschule vermittelt ihren Schülerinnen und Schülern neben einer
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allgemeinen Bildung eine vertiefte kaufmännische Grundbildung und bereitet vorrangig auf
eine entsprechende berufliche Tätigkeit vor. Darüber hinaus werden mathematisch-
naturwissenschaftliche Inhalte vermittelt. Dadurch wird auch eine gute Grundlage für eine
spätere technisch-gewerbliche Berufsausbildung sowie für den Übertritt an die
Fachoberschule geschaffen. Durch die gute Vernetzung der Wirtschaftsschule mit
Berufsschulen und auch der regionalen Wirtschaft werden den Absolventinnen und
Absolventen vielfältige Ausbildungschancen eröffnet. In diesem Zusammenhang kann mit
dem Wirtschaftsschulabschluss die Ausbildungsdauer in einem kaufmännischen
Ausbildungsberuf um bis zu ein Jahr verkürzt werden. Maßnahmen im Einzelnen, z. B.:
Praxisorientierung als pädagogisch-didaktisches Grundprinzip der Wirtschaftsschule
Pflichtfach „Übungsunternehmen“
Zusatzqualifikationen, z. B. KMK-Zertifikatsprüfung in Englisch
Bewerbungstrainings
Besuch von Berufs- und Ausbildungsmessen
Maßnahmen zur beruflichen Orientierung in Kooperation, z. B.:
Freiwilliges Betriebspraktikum
Kooperation mit Berufsschulen
Schule-Wirtschaft-Kontaktlehrkräfte
Intensive Begleitung über zwei Jahre durch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit
Kooperation mit externen Partnern (z. B. Wirtschaft, Verbände), u. a. Berufs-
informationsmessen, Betriebserkundungen.
In der Jahrgangsstufe 8 erhalten die Schülerinnen und Schüler über unterschiedliche Angebote
einen intensiven Einblick in die Arbeitswelt. In einem freiwilligen Betriebspraktikum (die
Schulen entscheiden eigenverantwortlich über Dauer und Lage) können die Schülerinnen und
Schüler praktische Erfahrungen sammeln, betriebliche Abläufe erleben und Informationen
über die inneren Strukturen von Unternehmen erhalten. Sie werden frühzeitig mit den
Qualifikationsanforderungen konfrontiert, die an Auszubildende in kaufmännischen sowie
technischen Berufen in Industrie, Handel und Handwerk gestellt werden, und können bereits
während der Schulzeit Kontakte zu Ausbildungsbetrieben knüpfen. Daneben finden z. B.
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Bewerbungstrainings statt, Besuche von Berufs- und Ausbildungsmessen,
Informationsveranstaltungen der Berufsberatung an der Schule und vieles mehr. Dabei
begleitet und unterstützt die Agentur für Arbeit die Schülerinnen und Schüler in sämtlichen
Phasen des Berufswahlprozesses mit ihrem Regelangebot zur Berufsorientierung und der
Beratung zur Berufswahlentscheidung.
Gymnasium
Studien- und Berufsorientierung ist eine fächerübergreifende Aufgabe an den Gymnasien.
Wirtschaft und Recht ist das Leitfach. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich hier u. a. mit
den Merkmalen und Anforderungen der modernen Arbeitswelt sowie mit den
unterschiedlichen Wegen der schulischen und beruflichen Qualifikation auseinander. Zudem
werden Kriterien und Ablauf der Berufswahlentscheidung analysiert und die einzelnen
Schritte des Bewerbungsverfahrens simuliert. Der Unterricht wird ergänzt durch
Betriebserkundungen, Expertenreferate und vielerorts Betriebspraktika. Damit werden direkte
Zugänge zur Arbeits- und Berufswelt eröffnet. Viele Klassen nehmen auch die Angebote der
Agenturen für Arbeit wahr, z. B. beim Besuch eines BiZ.
In der Oberstufe bereiten zwei Seminare, die es in dieser Form nur am bayerischen
Gymnasium gibt, gezielt auf den Übertritt an die Hochschulen oder andere berufliche
Ausbildungsgänge vor: Im Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar)
werden die Schülerinnen und Schüler eineinhalb Jahre lang in ihrem beruflichen
Entscheidungsprozess begleitet. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre Interessen und
Fähigkeiten und prüfen, welcher Beruf bzw. welcher Studiengang am besten zu ihnen passt,
sammeln, ordnen und bewerten selbstständig Informationen zu Studiengängen und
Berufsfeldern, wobei sie u. a. die Angebote der Studienberatungen der Hochschulen nutzen,
erarbeiten Bewerbungsstrategien und üben Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgespräche.
Dieses Orientierungswissen wird konkretisiert durch ein Projekt, in dem die Schülerinnen und
Schüler praxisbezogene Kompetenzen wie Projektmanagement oder Teamarbeit üben und
vertiefen, sowie durch die Einbindung von externen Partnern (Arbeitswelt, Hochschulen).
Im Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W-Seminar), das sich ebenfalls über eineinhalb
Jahre erstreckt, werden die Schülerinnen und Schüler speziell an die wissenschaftlichen
Arbeitsweisen der Hochschulen herangeführt. Die Seminarteilnehmerinnen und
Seminarteilnehmer vertiefen sich in einem ausgewählten wissenschaftlichen Fachgebiet und
erstellen und präsentieren eine Seminararbeit.
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Künftig soll es an jedem bayerischen Gymnasium eine Beauftragte oder einen Beauftragten
für Studien- und Berufsorientierung geben, die bzw. der sich der Aufgabe der internen und
externen Vernetzung von Einzelmaßnahmen und Beratungsangeboten widmet.
Die örtliche Agentur für Arbeit begleitet in enger Kooperation mit den Schulen die
Berufsorientierung und den Berufswahlprozess an den Gymnasien in Bayern. Angestrebt wird
dabei eine Verdichtung der Studien- und Berufsorientierung in der Mittelstufe, um die
Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen des P-Seminars gezielt vorzubereiten und
die duale Ausbildung frühzeitig in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. In der
Oberstufe erfolgt die Begleitung und Beratung der Schülerinnen und Schüler in Form von
Besprechungen in den Seminaren und in Form von individuellen Gesprächen und Beratungen.
Ergänzt werden diese Maßnahmen durch ein intensives Schülercoaching im Hinblick auf die
Studien- und Berufsorientierung insbesondere in der Mittelstufe, das aber auch offen für
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Oberstufe ist. Dabei werden möglichst konkrete,
messbare und realistische Ziele formuliert und nachgehalten. Ein Elternbrief zum Beginn der
Jahrgangsstufen 8 und 10 macht die Erziehungsberechtigten auf das Angebot des
Schülercoachings aufmerksam.
Wesentlich gestützt wird der Prozess der Berufsorientierung im Gymnasium durch die
systematische und institutionalisierte Einbindung der Studien- und Berufsorientierung als Teil
der inneren Schulentwicklung.
Beteiligung: Die Umsetzung der Berufsorientierung wird durch die Staatlichen Schulämter,
Bezirksregierungen und das StMBW koordiniert. Schulische Veranstaltungen liegen in der
Verantwortung des Freistaates Bayern, der auch die erforderlichen Mittel bereitstellt.
1.2.1 Berufsorientierungsprogramm (BOP) des BMBF
Ziel: Das BOP richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und 8 und setzt sich
aus einer PA (Erkundung der eigenen Stärken) und Werkstatttagen (Austesten der eigenen
Stärken im Rahmen verschiedener Berufsfelder) zusammen.
Inhalte: Als Einstieg in eine individuelle Förderung wurde eine PA für jeden teilnehmenden
Jugendlichen ab der Jahrgangsstufe 7 in das Programm aufgenommen. Die Erkenntnisse aus
der PA sind für die Schülerinnen und Schüler hilfreich, die für sie passenden Berufsfelder für
die darauffolgenden Werkstatttage auszuwählen. Die Werkstatttage finden in
überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) oder vergleichbaren Einrichtungen statt. Diese
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bieten mit ihren Lehrwerkstätten die ideale Umgebung für die Werkstatttage. Die
Jugendlichen sind dabei selbst aktiv und können sich in geschütztem Raum selbst
ausprobieren. Dabei steht ihnen stets erfahrenes Ausbildungspersonal unterstützend zur Seite.
Beteiligung: Das BMBF stellt für die Werkstatttage Mittel aus dem BOP zur Verfügung; die
Obergrenze (einschließlich der Beteiligung an der Finanzierung der PA) ist durch Nr. 5.7 der
BOP-Förderrichtlinien gegeben. Zusätzlich werden die Mittel für die
Berufsintegrationsklassen (BIK) zur Verfügung gestellt.
1.2.2 Berufsorientierungsmaßnahmen nach § 48 SGB III (BOM)
Ziel: BOM ergänzen das vorhandene Dienstleistungsangebot der Agenturen für Arbeit,
insbesondere die Berufsorientierung nach § 33 SGB III, und den laut Lehrplan durch die
Schule durchzuführenden Teil der Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung. Dies soll
jungen Menschen einen vertieften Einblick in die Berufs- und Arbeitswelt ermöglichen.
Mittelschulen und Förderschulen können aus berufsorientierenden Modulen (BOM-Modulen)
wählen bzw. individuelle Maßnahmen gestalten, um die schulische Berufsorientierung zu
vertiefen und den Übergang Schule – Beruf zu verbessern. Die BOM-Module leisten somit
einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Qualitätssicherung der Berufsorientierung an
allen Mittelschulen und Förderschulen.
Inhalte:
BOM-Module für Mittelschulen
Die BOM-Module, die von Trägern in Kooperation mit der Schule durchgeführt werden, sind
als Angebot gedacht und bei zahlreichen Schulen als Unterstützung der Berufsorientierung
geschätzt. Folgende BOM-Module werden angeboten und öffentlich ausgeschrieben:
Modul A – Schülerpraxiscenter integrativ für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9, M10
Modul B – Schülerpraxiscenter kooperativ für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9, M10
Modul C – Schülerübungsfirma – komplett für die Jahrgangsstufen 8, 9, M10
Modul D – Schülerübungsfirma – Beratung für die Jahrgangsstufen 8, 9, M10
Modul E – Soziokulturelle Berufsorientierung für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9, M10
Modul F – Berufsorientierungscamp für die Jahrgangsstufen 7 und 8
Modul G – Bewerbung für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9, M10
17
Modul H – Berufsorientierung – Begleitung für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9
Modul I – Integration – für die Jahrgangsstufen 7, 8, 9 (siehe auch Punkt 5.2).
BOM-Module für Förderschulen
Für Schülerinnen und Schüler an Sonderpädagogischen Förderzentren (SFZ) bzw. an
Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt Lernen wurden förderschulspezifische BOM-
Module erarbeitet, die die sonstigen schulischen Maßnahmen zur Berufsorientierung als
wählbares Angebot ergänzen:
Modul A: Karrierecamp
Modul B: Berufsorientierungscamp
Modul C: Schülerübungsfirma
Modul D: Schülerpraxiscenter.
Beteiligung: Die o. g. Maßnahmen werden vom StMBW in Zusammenarbeit mit der RD BY
unter Einbeziehung der örtlichen Arbeitsagenturen umgesetzt (je 50-prozentige
Kofinanzierung, zu insgesamt ca. zwölf Mio. Euro an Mittelschulen; Förderschulen insgesamt
eine Mio. Euro).
Neben den überregionalen Angeboten der Berufsorientierung, die die RD BY zusammen mit
dem StMBW realisiert, gibt es weitere regionale Angebote der Berufsorientierung in
Zusammenarbeit der Agenturen für Arbeit mit anderen regionalen oder landesweiten Partnern,
z. B. die Girls‘Day Akademie (Berufsorientierung im MINT4-Bereich für Schülerinnen an
Realschulen und Gymnasien).
1.2.3 Schulartspezifische betriebliche Praktika
Ziel: Betriebliche Praktika ermöglichen es jeder Schülerin und jedem Schüler in
schulartspezifischer Ausprägung und entsprechend der Klassenstufe, individuell
zugeschnittene praktische Erfahrungen in der Arbeits- und Berufswelt zu machen, sei es in
Form eines Orientierungs-, eines Vertiefungs- oder eines Entscheidungspraktikums.
Inhalt: Ausgehend vom individuellen Stand im Berufswahlprozess unterstützt ein
betriebliches Praktikum den erfolgreichen Verlauf der Berufsorientierung und
4 Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
18
Berufswahlentscheidung. Je nach Zielsetzung, Branche, Dauer oder Arbeitsbereich eines
Praktikums können so gezielt Fragen der Berufsorientierung geklärt und in den
Gesamtzusammenhang des Berufsorientierungsprozesses eingebaut werden. Die
Berücksichtigung von Standards bei der Planung und Realisierung erhöht dabei die
Effektivität und das Ergebnis betrieblicher Praktika.
Beteiligung: Bereitstellung von Praktikumsplätzen durch die regionale Wirtschaft. Die
gezielte Einbindung in den Berufswahlprozess wird durch Vorbereitung, Durchführung und
Nachbereitung der Praktika von Lehrkräften und Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit
unterstützt.
1.2.4 Berufsorientierung außerhalb von Bildungseinrichtungen
Ziel: Eine moderne Berufsorientierung, die insbesondere die Zielgruppe der Jugendlichen in
altersgerechter Form anspricht, ist ein wichtiger Faktor für einen gelingenden Übergang von
der Schule in die Berufsausbildung. Die relevanten Gruppen sollen auch außerhalb von
Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen mit Berufsorientierungsangeboten erreicht
werden.
Inhalte: Der Freistaat Bayern bietet Angebote zur Berufsorientierung für Jugendliche, Eltern
und Bildungsfachleute. Diese sollen auf der Basis eines Dreisäulenkonzepts weiterentwickelt
werden. Eine Internetplattform soll ab Mitte 2018 als erste Säule einen möglichst
flächendeckenden und aktuellen Überblick über alle Aktivitäten zur Berufsorientierung in
Bayern bieten, insbesondere für die Zielgruppen Jugendliche, Eltern und Lehrerinnen und
Lehrer. Als zweite Säule plant die Bayerische Staatsregierung die BERUFSBILDUNG –
Berufsbildungsmesse 2018 und Bayerischer Berufsbildungskongress – sowohl für
Schülerinnen und Schüler als auch für Eltern sowie die Akteure der beruflichen Bildung. Als
dritte Säule sollen besonders gelungene Konzepte regionaler
Berufsorientierungsveranstaltungen prämiert werden; erstmals während der
BERUFSBILDUNG 2018. Diese Maßnahmen ergänzen sich, sind aufeinander abgestimmt
und zeigen das klare Bekenntnis der Bayerischen Staatsregierung zur dualen
Berufsausbildung und zur Unterstützung der Jugendlichen auf dem Weg in die Ausbildung.
Beteiligung: Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung mit der RD BY und mit den
Organisationen der Wirtschaft. Finanzierung durch die Staatsregierung mit Beteiligung der
Wirtschaftsorganisationen.
19
Berufsorientierung durch die Agentur für Arbeit (§ 33 SGB III) in Bayern 1.3
Ziel: Die Agenturen für Arbeit stellen im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages ein Angebot
der Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Bayern sicher.
Sie unterstützen damit junge Menschen im Prozess der Berufswahl, vermitteln die hierfür
erforderlichen Kompetenzen und wollen Fehlentscheidungen in Bezug auf eine berufliche
Laufbahn der Schülerinnen und Schüler verhindern. Berufsorientierung ist neutral, wird
gendersensibel durchgeführt (informiert insbesondere auch im Bereich MINT und SAGE5)
und berücksichtigt dabei besondere Lebenslagen von Schülerinnen und Schülern und
Besonderheiten bei Förderschulen.
Dabei geht es nicht nur um die kurzfristige Bewältigung des Übergangs von der Schule in den
Beruf oder in das Studium, sondern um die Förderung einer nachhaltigen
Beschäftigungsfähigkeit. Die Beratungsfachkräfte der Agenturen für Arbeit tragen durch eine
chancenorientierte Beratung von Jugendlichen dazu bei, dass „kein Jugendlicher verloren
geht“.
Dabei begleiten die örtlichen Agenturen für Arbeit in enger Kooperation mit den Schulen die
Berufsorientierung und den Berufswahlprozess an den Mittelschulen, Realschulen und
Wirtschaftsschulen in Bayern. Der Prozess beginnt in der Vorentlassklasse und wird bis zur
Abgangsklasse fortgeführt. Dies erfolgt in Form von Besprechungen mit der Klasse im BiZ
und in der Schule und in Form von individuellen Gesprächen und Beratungen.
An Förderschulen orientiert sich die Begleitung stark am individuellen Leistungsvermögen
der Schülerinnen und Schüler.
An Gymnasien wird die Berufsorientierung durch die Benennung einer bzw. eines
Beauftragten für Studien- und Berufsorientierung an jedem Gymnasium gestärkt. Diese bzw.
dieser hat die Aufgabe der internen und externen Vernetzung und Beratung, insbesondere
durch das Einbeziehen aller an diesem Thema Beteiligten aus dem Schul- und
Wirtschaftsbereich. Dabei spielt die verbindliche Verzahnung mit den Angeboten zur
Berufsorientierung der Agentur für Arbeit eine wesentliche Rolle. Die Agenturen vor Ort
stellen mit speziell ausgebildeten Beratungsfachkräften die Studien- und Berufsorientierung
an Gymnasien sicher. Hier bieten sie eine allgemeine Studien- und Berufsorientierung in den
5 Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Erziehung.
20
Klassenstufen der Sekundarstufe I und II im Klassenverband oder im Rahmen der P-Seminare
an. Individuelle Beratungsbedarfe werden in persönlichen Beratungsgesprächen geklärt.
Inhalt: Im Rahmen der Berufsorientierung werden für alle Kundengruppen
adressatengerechte Angebote vorgehalten, die den Informationsbedürfnissen und
Mediengewohnheiten Rechnung tragen. Dabei unterstützen die vielfältigen Medien der BA
die Schülerinnen und Schüler bei allen Schritten ihrer Berufs- und Studienwahl. Es existieren
für alle wesentlichen Phasen und Zielgruppen in der Berufsorientierung digitale, modulare
und untereinander vernetzte Angebote. Das Selbstinformationsangebot inkl. des
Medienportfolios der BA wird von den Beratungsfachkräften der Agenturen für Arbeit in
Bayern situationsangemessen eingebunden und dient u. a. einer eigenverantwortlichen
Klärung und Realisierung von beruflichen Zielen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und
akademischer Ausbildung wird dabei gewährleistet.
An Mittelschulen werden die folgenden Angebote und Inhalte vermittelt:
Vorstellung der Berufsberatung mit Dienstleistungsangebot inkl. Selbstinformation
Allgemeine Informationsvermittlung über die Situation auf dem Ausbildungs- und
Arbeitsmarkt
Bearbeitung wichtiger Aspekte der Berufswahl
Vorstellung wichtiger Termine im Berufswahlprozess
Einbindung von Eltern, Lehrkräften und Kooperationspartnern
Darstellung finanzieller Hilfen
Unterstützung bei der Berufswahlentscheidung
Vermittlung in Ausbildung.
Unter Berücksichtigung des besonderen Förderbedarfes werden an Förderschulen – zusätzlich
zu den unter „Mittelschule“ genannten – folgende Angebote und Inhalte vermittelt:
Entwicklung potenzialorientierter Ausbildungs-/Beschäftigungsmöglichkeiten für junge
Menschen mit Behinderung im allgemeinen Arbeitsmarkt
Einschaltung und Beteiligung der Fachdienste der BA, des Ärztlichen Dienstes, des
Berufspsychologischen Services und des Technischen Beratungsdienstes.
21
Zusätzlich zu den für die Mittelschulen genannten Angeboten und Inhalten wird an
Realschulen, Wirtschaftsschulen und Gymnasien ergänzend vermittelt:
Allgemeine Informationsvermittlung über die Situation auf dem Ausbildungs- und
Arbeitsmarkt, ggf. im Hochschulbereich, sowie Darstellung regionaler Bedarfe und
Chancen
Bearbeitung wichtiger Aspekte der Berufs- bzw. Studienwahl
Vorstellung wichtiger Termine im Berufs- und Studienwahlprozess.
Die BiZ der Agenturen für Arbeit in Bayern sind für alle Berufswählerinnen und
Berufswähler frei zugänglich und dienen als erste Anlaufstelle von Informationsanliegen
hinsichtlich Fragen der Berufswahl.
Beteiligung: Schulen, Agentur für Arbeit. Der Zusammenarbeit mit den Schulen kommt eine
herausragende Bedeutung zu. Die Agenturen in Bayern kooperieren frühzeitig (spätestens ab
den Vorabgangsklassen) und systematisch mit den Schulen und stimmen sich in Fragen der
Berufsorientierung mit diesen ab. Idealerweise gibt es dabei an jeder Schule eine
Koordinierungsgruppe für Berufsorientierung, die im Kern aus den Berufsorientierungs-
Verantwortlichen der Schule und der zuständigen Beratungsfachkraft der Agentur für Arbeit
besteht und durch externe Netzwerkpartner aus Kammern, Verbänden und Wirtschaft ergänzt
wird.
Dokumentation des Berufswahlprozesses 1.4
Ziel: Der Berufswahlpass oder andere geeignete Dokumentationsinstrumente (z. B.
Berufswahlordner) begleiten systematisch den individuellen Berufswahlprozess der einzelnen
Schülerin bzw. des einzelnen Schülers.
Inhalt: Dieses Instrument richtet sich an Mittelschülerinnen und Mittelschüler ab der
Jahrgangsstufe 7. Es unterstützt sie bei ihrer individuellen Lernplanung und der Übernahme
von Eigenverantwortung, so dass sie ihre Entwicklungsschritte zielgerichtet planen, steuern
und dokumentieren können. Lehrkräften und Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit
ermöglicht der Berufswahlordner bzw. Berufswahlpass eine gezielte Begleitung des
individuellen Berufswahlprozesses.
Beteiligung: Über die Auswahl des Dokumentationsmediums entscheidet die Schule
(verpflichtende Maßnahme an Mittelschulen).
22
Sonderpädagogisches Gutachten als Instrument der Zusammenarbeit von Schule und 1.5
Berufsberatung
Ziel: Das sonderpädagogische Gutachten kann in Anlehnung an § 27 der Schulordnung für
die Volksschulen zur sonderpädagogischen Förderung (VSO-F) auch an der Mittelschule eine
gute Grundlage zur Vorbereitung auf die berufliche Zukunft darstellen. Das Gutachten bildet
eine fundierte Grundlage für ein ausführliches Beratungsgespräch zwischen
Erziehungsberechtigten, Jugendlichen, der Lehrkraft für Sonderpädagogik und der
Beratungsfachkraft der Agentur für Arbeit zur weiteren beruflichen Orientierung.
Inhalte: „Es gibt keine wirkungsvolle Förderung ohne gesicherte Diagnose“. Demnach
müssen alle in interdisziplinärer und prozessorientierter Diagnostik gewonnenen
Beobachtungen und Erkenntnisse, die in gebündelter Form in eine verbalbeschreibende
Fassung des sonderpädagogischen Gutachtens einmünden, valide begründbar und inhaltlich
belegbar sowie mit der Diktion der BA kompatibel sein. Da das sonderpädagogische
Gutachten den Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit als eine wichtige
Entscheidungsgrundlage dienen kann und soll, verlangen die Aussagen über Art, Umfang und
Schweregrad des sonderpädagogischen Förderbedarfs nach Formulierungen, die eine
Entscheidung über das Vorliegen einer Behinderung i. S. d. außerschulischen
Rechtsvorschriften, insbesondere der Sozialgesetzbücher (§ 19 SGB III und § 2 SGB IX)
sowie des Berufsbildungsgesetzes/der Handwerksordnung (§ 66 BBiG bzw. § 42m HWO),
ermöglichen.
2. Individuelle Begleitung der Jugendlichen am und im Übergang Schule – Beruf
Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) 2.1
Ziel: Die BerEb leistet an Mittel- und Förderschulen einen wertvollen Beitrag zum Gelingen
des Übergangs in die Berufswelt und zur Reduzierung von Ausbildungsabbrüchen.
Inhalte: Die BerEb bietet förderungsbedürftigen Schülerinnen und Schülern, die
voraussichtlich Schwierigkeiten haben werden, den Abschluss der allgemeinbildenden Schule
zu erreichen oder den Übergang in eine Berufsausbildung zu bewältigen, eine zusätzliche
Hilfestellung. Die BerEb unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei dem Erreichen des
Mittelschulabschlusses, bei der Entwicklung der Berufswahlreife und beim
Bewerbungsverfahren. Der Berufseinstiegsbegleiter oder die Berufseinstiegsbegleiterin
arbeitet unterrichtsbegleitend/-ergänzend; diese Begleitung reicht in der Regel rund sechs
23
Monate in die berufliche Ausbildung hinein. Eine enge Zusammenarbeit und Verzahnung der
Begleiterin oder des Begleiters mit den Beratungsfachkräften ist eine wesentliche
Voraussetzung für den Erfolg der Maßnahme.
Beteiligung: Im Rahmen der BerEb sind für die Schuljahre 2014/2015 bis 2018/2019 jährlich
ca. 3.400 Teilnehmerplätze vorgesehen. Die Finanzierung erfolgt jeweils hälftig aus Mitteln
der BA und ESF-Bundesmitteln.
Das StMBW unterstützt die BerEb u. a. in Form von personeller Beteiligung im Rahmen der
Qualifizierung bzw. Fortbildung durch die Servicestelle Bildungsketten sowie bei der
Abstimmung zwischen Träger und Schule. Derzeit wird geprüft, ob eine Fortführung der
BerEb (Kofinanzierung aus Landesmitteln) möglich ist.
Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) 2.2
Ziel: Ziel der JaS ist die soziale, schulische und arbeitsweltbezogene Integration und die
Ermöglichung eines Lebens ohne Sozialleistungsbezug. Die sozialpädagogischen Leistungen
der JaS richten sich an sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge Menschen.
Kernpunkte der JaS-Arbeit mit der Zielgruppe sind der Aufbau von Bindungen und die
passgenaue Unterstützung, um die Entwicklung von jungen Menschen aus prekären
Verhältnissen zu fördern.
Inhalte: JaS ist gewissermaßen die „Filiale“ des Jugendamts an der Schule und unterstützt die
Zielgruppe mit dem ganzen Instrument der Jugendhilfe. Durch den Einsatz von JaS-
Fachkräften an der Schule wird eine optimale Kooperation sichergestellt. Bis 2018 werden
1.000 JaS-Stellen an Grund-, Mittel-, Förder- und Berufsschulen und Brennpunkt-Realschulen
im gemeinsamen Schulterschluss von Freistaat und Kommunen realisiert.
Beteiligung: Im Rahmen der JaS-Förderrichtlinie (freiwillige Leistung des Freistaates) erfolgt
die Förderung als Projektförderung im Rahmen einer Festbetragsfinanzierung. Die
Zuwendung beträgt bis zu 16.360 Euro (Pauschale). Zuwendungsfähig sind die Kosten für
eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft. Bei Teilzeitbeschäftigung (mindestens 0,5 eines
Vollzeitäquivalents) wird der Teil der Pauschale berücksichtigt, der dem Verhältnis der
vereinbarten zur tariflichen Arbeitszeit (Vollzeitäquivalent) entspricht.
Konzepte individueller schulischer Förderplanung für die Jugendlichen 2.3
Ziel: Durch ein zusätzliches Angebot in Form der besonderen Klassen „Praxisklasse“
(ESF-gefördert) sowie „Berufsorientierungsklasse“ (Schulversuch) erfolgt eine gezielte
24
Förderung von Schülerinnen und Schülern der Mittelschule mit Lern- und
Leistungsrückständen, um diese durch geeignete Maßnahmen zu einem erfolgreichen
Schulabschluss zu führen.
Inhalte: Durch eine spezifische Förderung wird die Zielgruppe zu einer positiven Lern- und
Arbeitshaltung angeleitet und durch die Kooperation mit der Wirtschaft und mit Betrieben
(Praktika) auf die Möglichkeiten und Anforderungen der Berufsausbildung herangeführt. Ziel
ist es u. a. auch, die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zum erfolgreichen Abschluss
der Mittelschule zu führen.
Beteiligung: Praxisklassen an Mittelschulen werden durch ESF-Landesmittel gefördert. Das
StMBW wendet für diese besonderen Klassen rund 80 Lehrerstellen auf, die ESF-Förderung
ermöglicht die Finanzierung zusätzlicher, insbesondere sozialpädagogischer Leistungen. Die
Berufsorientierungsklassen werden durch die Bereitstellung von 29 Lehrerstellen von Seiten
des StMBW unterstützt. Für die beteiligten Kooperationspartner stellt das StMBW Mittel in
Höhe von rund 850.000 Euro bereit.
3. Maßnahmen der Berufsvorbereitung
Maßnahmen zur Aktivierung der beruflichen Eingliederung nach § 45 SGB III 3.1
Ziel: Die Maßnahmen richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die wegen
vielfältiger und schwerwiegender Hemmnisse für eine erfolgreiche Qualifizierung auch im
Rahmen berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen noch nicht in Betracht kommen. Der
Personenkreis soll für eine berufliche Qualifizierung motiviert und schrittweise an den
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt herangeführt werden. Ein flexibler und nahtloser Übergang in
weiterführende Qualifizierungsangebote wird angestrebt.
Inhalte: Maßnahmen zur Aktivierung von Jüngeren stellen ein niedrigschwelliges Angebot
im Vorfeld von Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung dar. Im Maßnahmenverlauf
sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorrangig durch intensive Sozial- und
Netzwerkarbeit sowie die Einbindung in projektbezogenes Arbeiten erreicht und für weitere
Qualifizierung aufgeschlossen werden.
25
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die örtlich zuständigen Agenturen für Arbeit
gemäß § 45 SGB III und Jobcenter gemäß § 16 Absatz 2 Zweites Buch Sozialgesetzbuch
(SGB II) i. V. mit § 45 SGB III.
Dualisierung schulischer Maßnahmen 3.2
Ziel: In den Klassen des Berufsintegrationsjahres (BIJ – ESF-gefördert) an Berufsschulen
(auch Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung) erreichen Jugendliche und junge
Erwachsene ohne Ausbildungsplatz die erforderliche Ausbildungsreife.
Inhalte: Gezielte Berufsvorbereitung (in kooperativer Form) mit verstärkter Sprachförderung
und sozialpädagogischer Betreuung. Schwerpunkt sind neben dem allgemeinbildenden und
fachlichen Unterricht begleitete betriebliche Praktika.
Beteiligung: Das Berufsintegrationsjahr (BIJ) an Berufsschulen wird im Rahmen der
Förderung von Projekten zur Aktivierung des Bildungs- und Ausbildungspotenzials aus
Mitteln des bayerischen ESF-Programms „Bayern 2014 – 2020“ kofinanziert. Von schulischer
Seite werden u. a. 22 Lehrerwochenstunden je Klasse eingebracht, die ESF-Förderung
ermöglicht die Finanzierung zusätzlicher, insbesondere sozialpädagogischer Leistungen.
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) 3.3
Ziel: Vorbereitung und Eingliederung in Ausbildung. Unter bestimmten Voraussetzungen
kann auch eine Beschäftigungsaufnahme das Ziel sein.
Inhalte: Zielgruppe sind förderungsbedürftige junge Menschen, d. h. lernbeeinträchtigte und
sozial benachteiligte junge Menschen, aber auch unversorgte Ausbildungsbewerberinnen und
Ausbildungsbewerber. Die Maßnahme soll u. a. die jungen Menschen bei der Berufswahl
unterstützen. Weitere Inhalte sind: Unterweisung in Fachtheorie und Fachpraxis, betriebliche
Praktika in angemessenem Umfang und ggf. Vorbereitung auf den Mittelschulabschluss.
Ergänzend dazu gibt es mit BvB-Pro eine niedrigschwelligere Variante, die sich von der BvB
insbesondere durch das Grundprinzip des produktionsorientierten Ansatzes unterscheidet.
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die örtlich zuständigen Agenturen für Arbeit
gemäß § 51 SGB III.
Einstiegsqualifizierung (EQ) 3.4
Ziel: Durch eine betriebliche EQ sollen junge Menschen mit erschwerten
Vermittlungsperspektiven an eine betriebliche Ausbildung herangeführt werden.
26
Inhalte: Bei der EQ handelt es sich um ein Langzeitpraktikum, das mindestens sechs und
maximal zwölf Monate andauert. Es dient der Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen
für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit sowie der Vermittlung von Kenntnissen und
Fertigkeiten für einen anerkannten Ausbildungsberuf.
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die örtlich zuständigen Agenturen für Arbeit
gemäß § 54a SGB III und Jobcenter gemäß § 16 Absatz 2 SGB II i. V. mit § 54a SGB III. Bei
der Umsetzung ist die Unterstützung der Betriebe und Kammern erforderlich.
4. Förderung der Berufsausbildung
Assistierte Ausbildung (AsA) 4.1
Ziel: Mit dem Instrument der AsA sollen förderungsbedürftige Jugendliche einen beruflichen
Abschluss erwerben und auch die Betriebe bei der Ausbildung unterstützt werden.
Inhalte: Lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte junge Menschen können individuelle
und kontinuierliche Begleitung und Förderung von der Ausbildungssuche bis zum
erfolgreichen Ausbildungsabschluss erhalten. Gegenstand der Förderung können die
Vorbereitung auf die Ausbildungsaufnahme sowie Unterstützung während der Ausbildung
sein. Ausbildungsbetriebe können bei administrativen und organisatorischen Aufgaben im
Zusammenhang mit der Anbahnung und Durchführung der betrieblichen Ausbildung
unterstützt und beraten werden. Somit werden eine Stabilisierung des
Ausbildungsverhältnisses sowie die Sicherung des Ausbildungsabschlusses erreicht und
präventiv Ausbildungsabbrüche verhindert.
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die örtlich zuständigen Agenturen für Arbeit
nach § 130 SGB III und Jobcenter nach § 16 Absatz 2 SGB II i. V. mit § 130 SGB III. Der
Freistaat Bayern wird ggf. zu einem späteren Zeitpunkt prüfen, ob ein Landeskonzept zur
Assistierten Ausbildung gemäß § 130 Absatz 8 SGB III zur Berücksichtigung weiterer
Zielgruppen sinnvoll und erforderlich ist.
Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) 4.2
Ziel: Mit abH können junge Menschen, die ohne diese spezielle Förderung eine betriebliche
Berufsausbildung nicht beginnen oder fortsetzen können oder voraussichtlich Schwierigkeiten
haben werden, diese erfolgreich abzuschließen, unterstützt werden. Sie dienen damit auch der
Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen.
27
Inhalte: AbH beinhalten vor allem Elemente des Stützunterrichts zum Abbau von Sprach-
und Bildungsdefiziten und zur Förderung von Fachpraxis und -theorie sowie
sozialpädagogische Begleitung zur Sicherung des Ausbildungserfolges.
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die Agenturen für Arbeit nach § 75 SGB III
und Jobcenter nach § 16 Absatz 2 SGB II i. V. mit § 75 SGB III.
Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE) 4.3
Ziel: Lernbeeinträchtigten und sozial benachteiligten Jugendlichen, die auch mit
ausbildungsfördernden Leistungen nicht in einem Betrieb ausgebildet werden können, soll ein
Ausbildungsabschluss ermöglicht werden. Ziel ist auch der frühzeitige Übergang in eine
betriebliche Ausbildung – möglichst nach dem ersten Ausbildungsjahr.
Inhalte: Bei der BaE erfolgt je nach Modell die fachpraktische Unterweisung durch
Bildungsträger oder Kooperationsbetriebe. Zusätzlich beinhalten die BaE sozialpädagogische
Begleitung sowie Stützunterricht.
Beteiligung: Bedarfsorientierte Förderung durch die Agenturen für Arbeit nach § 76 SGB III
und Jobcenter gemäß § 16 Absatz 2 SGB II i. V. mit § 76 SGB III.
Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen 4.4
Ziel: Durch ehrenamtliche Unterstützung sollen Ausbildungsabbrüche vermieden und die
Qualität der Ausbildung weiter gesteigert werden.
Inhalte: Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „Verhinderung von
Ausbildungsabbrüchen“ (VerA) werden Auszubildende durch ehrenamtliche
Ausbildungsbegleiterinnen und Ausbildungsbegleiter des SES (Senior Experten Service)
betreut. Das auf Freiwilligkeit und „Hilfe zur Selbsthilfe“ basierende Coaching-Programm
ergänzt die Ausbildungsberatung der Kammern und soll nach einer Aufgaben- und
Schnittstellenklärung eng an die Regelstruktur angebunden werden.
Beteiligung: Im vom BMBF bis 2018 geförderten Projekt VerA sollen die derzeitigen
jährlichen Fallzahlen von 490 Begleitungen in Bayern, sofern erforderlich und möglich,
erhöht werden.
Fit for Work – Chance Ausbildung 4.5
Ziel: Potenziale von Jugendlichen mit Startschwierigkeiten (benachteiligte Jugendliche)
aktivieren und für jede ausbildungsfähige und ausbildungswillige Jugendliche bzw. jeden
28
ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur
Verfügung zu stellen.
Inhalte: Förderung von betrieblichen Ausbildungsstellen für benachteiligte Jugendliche, die
deutsche Staatsangehörige oder Staatsangehörige eines EU-Mitgliedsstaates sind oder aus
Drittstaaten kommen und sich mit gesichertem Aufenthaltsrecht in Bayern aufhalten.
Beteiligung: Ausbildende Betriebe können einen Zuschuss zu den Kosten der
Ausbildungsvergütung erhalten, wenn sie junge Menschen ausbilden, die nach den
Regelungen der Förderhinweise zur Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen zählen. Die
Förderung wird aus Mitteln des ESF, Operationelles Programm des Freistaates Bayern,
gewährt.
Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit (AJS) 4.6
Ziel: Die AJS verfolgt das Ziel, sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge
Menschen beruflich und sozial einzugliedern und ihnen zukunftsorientierte Ausbildungs- und
Berufschancen zu eröffnen. Die individuellen Defizite und Problemlagen erfordern
spezifische Angebote und Maßnahmenstrukturen. Durch passgenaue Hilfen, d. h. durch einen
zielgruppenorientierten Zuschnitt der Maßnahmen, werden eine allgemeine soziale
Stabilisierung besonders benachteiligter junger Menschen, eine Hinführung auf den
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie eine nachhaltige Eingliederung in die Arbeitswelt
ermöglicht.
Inhalte: Gefördert werden geeignete Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und
Ausbildungsmaßnahmen. In Bayern steht hierfür ein hochwertiges Angebot an erfolgreichen
ganzheitlichen Projekten in einem realistischen betrieblichen Rahmen, insbesondere in
Jugendwerkstätten, zur Verfügung. Zielgruppenangehörige mit Migrations- oder
Fluchthintergrund haben Zugang zu den Maßnahmen, soweit die Zielerreichung
prognostiziert werden kann und eine gute Bleibeperspektive gegeben ist.
Beteiligung: Maßnahmen geeigneter Träger werden durch den Freistaat Bayern aus Mitteln
des ESF und aus staatlichen Haushaltsmitteln gefördert (ausschließlich Projektförderung). Im
Rahmen des Arbeitsmarktfonds erfolgt zudem eine Förderung niedrigschwelliger
Maßnahmen.
29
5. Besondere Zielgruppen
Berufsorientierung für (schwer-)behinderte Schülerinnen und Schüler aller 5.1
Schularten: „Berufsorientierung INDIVIDUELL“
Ziel: Schülerinnen und Schülern mit Behinderung an allen allgemeinbildenden Schulen sollen
entsprechend ihren Neigungen und Kompetenzen durch frühzeitige und umfassende
berufliche Orientierung und anschließende bedarfsgerechte Förderung inklusive Ausbildungs-
und Beschäftigungsverhältnisse am allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht werden.
Die Entwicklung einer realistischen und tragfähigen beruflichen Perspektive stellt für
Schülerinnen und Schüler aller Schularten eine der wesentlichen Herausforderungen beim
Übergang von der Schule in den Beruf dar. Im Besonderen gilt dies für Jugendliche und junge
Erwachsene mit chronischen Erkrankungen oder umfassenden Beeinträchtigungen (z. B.
Diabetes, Epilepsie, Depression, Persönlichkeitsstörungen, Autismus, Körper- und
Sinnesbehinderungen, ausgeprägte kognitive Beeinträchtigungen). Für diese ist es oft nicht
einfach, am Ende der Schulzeit ein geeignetes Berufsfeld zu finden. „Berufsorientierung
INDIVIDUELL“ – eine Maßnahme im Rahmen des Bund-Länder-Programms Initiative
Inklusion – bietet hier die notwendige, einzelfallbezogene Unterstützung. Sie wird in
Kooperation des StMBW, des StMAS sowie der RD BY durchgeführt.
Inhalte: Im Rahmen der Initiative Inklusion, die 2011 vom BMAS mit Laufzeit bis 2018
gestartet wurde (Förderrichtlinie des BMAS vom 9. September 2011, Bundesanzeiger vom
30. September 2011), wurde in Bayern schon ab 2011 allen schwerbehinderten Schülerinnen
und Schülern, insbesondere solchen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, in den
allgemeinbildenden Schulen ein flächendeckendes Angebot an
Berufsorientierungsmaßnahmen bereitgestellt. Grundlage hierfür ist die gemeinsame
Kooperationsvereinbarung zwischen dem StMBW, dem StMAS und der RD BY vom
Oktober 2011 über die Maßnahme „Berufsorientierung INDIVIDUELL“ zur Umsetzung des
Handlungsfeldes 1 der Initiative Inklusion. Umgesetzt wird die Maßnahme durch die
bayerischen IFD.
Zur Zielgruppe zählen Schülerinnen und Schüler der Abgangs- oder Vorabgangsklassen aller
allgemeinen Schulen (Förder-, Mittel-, Realschulen, Gymnasien), Wirtschaftsschulen,
30
beruflichen Oberschulen sowie der AQJ6-, BVJ
7- und JoA
8-Klassen an Berufsschulen bzw.
Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung,
bei denen besondere Hindernisse für die Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt
zu erwarten sind,
bei denen es möglich erscheint, durch eine zusätzliche individuelle Unterstützung in der
Phase der beruflichen Orientierung eine realistische berufliche Perspektive zu
entwickeln,
die (schwer-)behindert oder gesundheitlich eingeschränkt sind. Eine förmliche
Anerkennung z. B. durch einen Schwerbehindertenausweis ist nicht notwendig.
Teilnehmende Schülerinnen und Schüler können eine passgenaue professionelle Begleitung
und Unterstützung in der Phase der Berufsorientierung durch geschulte Fachkräfte der IFD in
Anspruch nehmen.
Als Bausteine kommen beispielsweise in Betracht:
Individuelle Stärken-/Schwächen-Analyse
Information über verschiedene Berufsbilder
Akquise von Praktikumsplätzen
Begleitung und Auswertung von Praktika
Stärkung der persönlichen und beruflichen Kompetenzen
Bewerbungstraining.
Die Begleitung durch den IFD kann sich im Rahmen von „Berufsorientierung
INDIVIDUELL“ auf die letzten beiden Schuljahre erstrecken, wobei der Gesamtumfang einer
Einzelmaßnahme sechs Monate nicht überschreiten darf.
Der Unterstützung bei der Entwicklung einer realistischen Berufswahlentscheidung dient auch
die Vernetzung aller Beteiligten, beispielsweise in Form einer Berufswegekonferenz. Hier
beraten die betroffene Schülerin bzw. der betroffene Schüler, die Eltern, Lehrkräfte,
Praktikums- und Arbeitgeber, Berufs- und/oder Reha-Beratungsfachkräfte der Agentur für
6 Arbeitsqualifizierungsjahr für nicht ausbildungsgeeignete Jugendliche. 7 Berufsvorbereitungsjahr. 8 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz.
31
Arbeit, Beraterinnen und Berater des IFD und ggf. weitere Fachkräfte über Perspektiven,
Ziele und Maßnahmen, bezogen auf die berufliche Zukunft der bzw. des Jugendlichen. Im
Idealfall sollten alle beteiligten Akteure oder Verantwortlichen am Übergang der bzw. des
Einzelnen von der Schule in den Beruf mitwirken, um die unterschiedlichen Vorstellungen,
Wünsche und Erfahrungen einzubringen. Auch konkrete Maßnahmen und Perspektiven
sollten dabei diskutiert und ggf. vereinbart werden. Ziel ist es, ggf. mit der Inanspruchnahme
geeigneter Hilfen einen realistischen Weg in das Arbeitsleben zu entwickeln und diesen durch
das etablierte Helfernetz zu unterstützen. Durch Austausch, Information und Beratung sollen
Barrieren überwunden, Ängste abgebaut und förderliche Rahmenbedingungen geschaffen
werden. So können beispielsweise Informationen über die Auswirkungen von Epilepsie
hilfreich sein, um die Passgenauigkeit eines Praktikums- oder Arbeitsplatzes einschätzen und
diesen ggf. entsprechend gestalten zu können.
Beteiligung: Neben den Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit können die Fachdienste
der BA, der Ärztliche Dienst, der Berufspsychologische Service und der Technische
Beratungsdienst bedarfsorientiert zur Unterstützung des Berufswahlprozesses beteiligt
werden, wenn eine gutachterliche oder beratende Unterstützung der Berufswahlentscheidung
oder eine Eignungsabklärung erforderlich ist.
Bei Hinweisen auf gesundheitliche oder behinderungsbedingte Einschränkungen kann das
Team für Rehabilitanden und Schwerbehinderte zur Prüfung der Reha-Eigenschaft
eingeschaltet werden. Bei festgestelltem Bedarf stehen besondere Hilfen im Rahmen der
Entscheidung oder der Realisierung der Berufswahl zur Verfügung.
Die Maßnahme „Berufsorientierung INDIVIDUELL“ läuft bis Ende des Schuljahres
2016/2017 und wird bis dahin aus Mitteln des Ausgleichsfonds des Bundes beim BMAS
gefördert. StMAS, StMBW und RD BY verhandeln über eine Fortsetzung der Maßnahme im
Rahmen des geltenden § 48 SGB III und streben eine nahtlose Fortsetzung der Maßnahme
nach Auslaufen der modellhaften Förderung durch den IFD an. An der zukünftigen
Kofinanzierung der Maßnahme durch das StMBW wird sich das StMAS aus Mitteln der
Ausgleichsabgabe angemessen beteiligen (§ 68 Absatz 4 SGB IX).
32
Flüchtlinge 5.2
5.2.1 „Integration durch Ausbildung und Arbeit“
Ziel: Die Bayerische Staatsregierung hat mit der bayerischen Wirtschaft und der RD BY am
13. Oktober 2015 die Vereinbarung „Integration durch Ausbildung und Arbeit“ unterzeichnet.
Ziel der Vereinbarung, die bis Ende 2019 läuft, ist die Integration von anerkannten
Asylbewerberinnen und Asylbewerbern sowie von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern
mit guter Bleibeperspektive und Geduldeten.
Inhalte: Ausbildungs- und arbeitsmarktfördernde Maßnahmen sollen unter anderem den
Zugang zur Berufsausbildung begünstigen, die Berufsausbildung stabilisieren und erfolgreich
zum Abschluss führen. Als Maßnahmen zur Integration in Ausbildung können beispielhaft
genannt werden:
„Fit for Work für Geflüchtete“. Betriebliche Ausbildungsstellen für junge
Asylbewerberinnen und Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive und Geduldete
werden aus Landesmitteln gefördert. Betriebliche Ausbildungsstellen für junge
anerkannte Asylbewerberinnen und Asylbewerber können nach „Fit for Work – Chance
Ausbildung“ gefördert werden (siehe Punkt 4.5).
Ausbildungsakquisiteurinnen und Ausbildungsakquisiteure für Flüchtlinge. Sie sollen
anerkannte jugendliche Flüchtlinge, junge Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive oder
junge Geduldete, die peer groups und Familien proaktiv aufsuchen und über die
Möglichkeiten einer Berufsausbildung informieren sowie Hilfestellungen leisten.
Beteiligung: Förderung aus Landesmitteln (bis Ende 2019 geplant) sowie Mittel der
durchführenden Träger.
5.2.2 BOM-Modul „Integration“
Ziel: Für junge Menschen mit Fluchthintergrund steht zunächst das Erlernen der deutschen
Sprache im Fokus. Daneben ist die Förderung der beruflichen Orientierung ein zentrales
Anliegen.
Inhalte: Die Anforderungen von Berufsorientierungsmaßnahmen für Flüchtlinge
unterscheiden sich inhaltlich und strukturell deutlich von den bisher unterbreiteten BOM-
Angeboten für Mittelschülerinnen und Mittelschüler. In Kooperation mit der Agentur für
33
Arbeit wurde deshalb ein neues BOM-Modul „Integration“ mit folgenden Schwerpunkten
entwickelt:
Schulische und berufliche Bildungswege in Deutschland (Duales System, Bedeutung
und Wert einer betrieblichen Ausbildung in Deutschland)
Förderung der berufswahlbezogenen Sprachkompetenz
Kennenlernen beruflicher Anforderungen und Kompetenzen einzelner Berufe bzw.
Berufsfelder
Erkennen und Bewerten der eigenen Neigungen und Interessen
Kennenlernen von Fördermöglichkeiten vor und während der Ausbildung
Praktisches Erfahren und Einüben von Soft Skills etc..
Beteiligung: Das BOM-Modul „Integration“ wird vom StMBW in Zusammenarbeit mit der
RD BY unter Einbeziehung der örtlichen Arbeitsagenturen umgesetzt. Das StMBW und die
BA stellen hierfür im Jahr 2017 kofinanzierte finanzielle Mittel in Höhe von je mehr als
530.000 Euro zur Verfügung.
5.2.3 Berufsintegrationsklassen an den beruflichen Schulen
Ziel: An den beruflichen Schulen (Berufsschulen, Wirtschaftsschulen, Berufsfachschulen und
Beruflichen Oberschulen) ist unter dem Namen Berufsintegrationsklassen (BIK) ein
berufsvorbereitendes Angebot in einem zweijährigen Modell zum Spracherwerb und zur
Integration eingerichtet.
Inhalte: In diese BIK werden berufsschulpflichtige Asylbewerberinnen und Asylbewerber
und Flüchtlinge und ergänzend andere Berufsschulpflichtige, die einen vergleichbaren
Sprachförderbedarf haben (z. B. neu zugezogene EU-Ausländerinnen und -Ausländer),
aufgenommen. Die Berufsschulpflicht setzt nach dem Ende der Vollzeitschulpflicht ein. Bei
Zuzug aus dem Ausland stehen die BIK jungen Menschen zwischen dem 16. und 21.
Lebensjahr offen, die auf Grund mangelnder Kenntnis der deutschen Sprache dem Unterricht
in regulären Klassen der Berufsschule für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz nicht folgen
können. In von der Schule zu begründenden Ausnahmefällen können junge Personen bis zum
25. Lebensjahr aufgenommen werden.
34
Üblicherweise treten die Jugendlichen zunächst in eine einjährige vorbereitende BIK
(BIK/V – 1. Jahr im zweijährigen Modell) ein, in der die intensive sprachliche Vorbereitung
und ggf. Alphabetisierung im Vordergrund steht.
Jugendliche und junge Erwachsene, die eine BIK/V besucht haben oder anderweitig
vergleichbare Deutschkenntnisse erworben haben, besuchen im zweiten Jahr i. d. R. eine BIK,
die sich neben der fortgeführten allgemein- und berufssprachlichen Ausbildung verstärkt der
Berufsvorbereitung widmet.
Daneben stellen auch die Klassen des Beruflichen Übergangsjahres BIK/Ü (gemeinsames
Modellprojekt mit der RD BY) eine gute Ergänzung (2. Jahr im zweijährigen Modell) dar.
Beim erfolgreichen Besuch der BIK wird „die Berechtigung des erfolgreichen Abschlusses
der Mittelschule“ gemäß § 15 Berufsschulordnung (BSO) erworben.
Zudem können die Jugendlichen an Prüfungen für allgemeinbildende Abschlüsse teilnehmen
und auch auf diese vorbereitet werden (v. a. externe Prüfung zum qualifizierenden Abschluss
der Mittelschule). Vorrangiges Ziel des Unterrichtsangebotes ist jedoch die Vorbereitung auf
eine anschließende erfolgreiche (Berufs-) Ausbildung. Die Schülerinnen und Schüler der BIK
sind durch ihren späten Zuzug i. d. R. – anders als in Deutschland aufgewachsene Jugendliche
ohne Ausbildungsplatz, für die in Bayern ebenfalls Vollzeitangebote im Rahmen von
Berufsvorbereitungsjahren eingerichtet sind – nicht in den Genuss einer systematischen
Berufsorientierung an einer allgemeinbildenden Schule (v. a. Mittelschule) gekommen.
Deshalb bilden die Berufsorientierung und die Berufsvorbereitung v. a. im zweiten Jahr einen
Schwerpunkt in den BIK, begleitet durch das Beratungs- und Unterstützungsangebot der
Agenturen für Arbeit.
Die PA wird auch in die Konzeption der BIK an beruflichen Schulen integriert. Bei der
Mehrzahl der Klassen handelt es sich um kooperative Berufsintegrations(vor)klassen. Bei
dieser Klassenform werden ein Teil des Unterrichts und die sozialpädagogische Betreuung
nicht durch Personal der Schule, sondern durch einen externen Partner (z. B. Bildungsträger
oder auch Personal des Schulaufwandsträgers) übernommen. Diese Fachkräfte unterstützen in
der Regel auch die Schülerinnen und Schüler dabei, einen passenden Ausbildungsbetrieb zu
finden, indem sie u. a. die betrieblichen Praktika begleiten. Zusätzlich übernehmen diese
Partner parallel auch die PA. In den BIK nutzen die Schülerinnen und Schüler ergänzend zu
den Betriebspraktika gezielt die Werkstatttage, um passende berufliche Perspektiven zu
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entwickeln. Die Werkstatttage sind in den kooperativen Klassen in das Konzept des
Kooperationspartners integriert.
Beteiligung: StMBW, RD BY; das BMBF stellt dem Land für die Durchführung der PA und
der Werkstatttage mit ca. 9.000 BIK-Schülerinnen und BIK-Schülern zunächst für 2017 einen
Betrag von rund 4,05 Mio. Euro zur Verfügung.
5.2.4 Perspektiven für junge Flüchtlinge (PerjuF)
Ziel: PerjuF als Maßnahme zur Aktivierung der beruflichen Eingliederung nach § 45 SGB III
verfolgt das Ziel, jungen Flüchtlingen Orientierung im deutschen Ausbildungs- und
Beschäftigungssystem zu geben, ihnen ausreichende Kenntnisse über Zugangswege, Aufbau
und Funktionsweise des deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes zu vermitteln, damit sie
eine eigenständige Berufswahlentscheidung treffen können und vorrangig eine Ausbildung
aufnehmen.
Inhalte: Die Heranführung an das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem soll im
Maßnahmenverlauf vorrangig durch intensive Sozial- und Netzwerkarbeit sowie die
Einbindung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in projektbezogenes Arbeiten erreicht
werden.
Die Maßnahme dient nicht zur Vorbereitung auf den Erwerb des Mittelschulabschlusses bzw.
vergleichbarer Schulabschlüsse. Im Bedarfsfall ist bei Asylberechtigten und anerkannten
Flüchtlingen in Abstimmung mit der zuständigen Fachkraft des Bedarfsträgers eine
Überleitung in eine BvB zu prüfen.
Die Maßnahme gliedert sich wie folgt:
Einstiegsphase
Projektansätze
Betriebliche Phasen
Kontinuierliche Inhalte, die während der gesamten Maßnahmendauer vorgehalten
werden:
- Heranführung an das deutsche Ausbildungs- und Beschäftigungssystem,
- Fördereinheiten (allgemeiner Grundlagenbereich, Vermittlung und Erweiterung
von berufsbezogenen Sprachkenntnissen, Bewerbungstraining, Informationen zu
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Sucht- und Schuldenprävention, Informationen über die Grundlagen gesunder
Lebensführung) und
- Querschnittsaufgaben (Entwicklung von Schlüsselkompetenzen, eine
sozialpädagogische Begleitung, Elternarbeit sowie Netzwerkarbeit).
Beteiligung: Agenturen für Arbeit sowie Jobcenter.
5.2.5 Wege in Ausbildung für Flüchtlinge
Ziel: Junge Flüchtlinge sollen bei der Orientierung und Vorbereitung auf eine Ausbildung im
Handwerk unterstützt werden.
Inhalt: Die Initiative „Wege in Ausbildung für Flüchtlinge“ ist in Stufen aufgebaut:
In der Regel absolvieren die jungen Flüchtlinge zunächst einen Integrationskurs des
Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Er beinhaltet Sprachförderung und eine
allgemeine Orientierung und Wertevermittlung. Darauf folgt die Maßnahme zur Aktivierung
der beruflichen Eingliederung nach § 45 SGB III der BA „Perspektiven für junge Flüchtlinge
im Handwerk“ (PerjuF-H). Dort erhalten die jungen Menschen Einblicke in die verschiedenen
Berufsfelder im Handwerk. Zudem werden ihre Sprachkenntnisse berufsbezogen erweitert.
Diejenigen, die aufgrund ihrer Eignung und Neigung für eine Ausbildung im Handwerk in
Frage kommen, werden im BMBF-Programm „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ (BOF)
weiter auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereitet. BOF ist ebenfalls offen für Geflüchtete
aus mit PerjuF-H vergleichbaren Maßnahmen wie berufsvorbereitende Bildungsgänge an
beruflichen Schulen. Im Anschluss sollen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die
Voraussetzungen erfüllen, in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden. Alle
Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren von einer individuellen sozialpädagogischen
Begleitung.
Beteiligung: BMBF, BA, ZDH. Gemeinsames Ziel ist, bis Ende 2018 bundesweit bis zu
10.000 junge Flüchtlinge in eine Ausbildung im Handwerk zu bringen. Das Handwerk stellt
dafür die notwendigen Ausbildungsplätze zur Verfügung.
KAUSA Landesstellen für Bayern 5.3
Ziel: Verbesserung des Beratungsangebots zur Ausbildung und Migration für
Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund, Jugendliche mit
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Migrationshintergrund und deren Eltern durch regionale Beratungs-, Informations- und
Koordinierungsstellen.
Inhalte: Seit 2013 werden im Rahmen des JOBSTARTER-Programms KAUSA
Servicestellen finanziert. Die regionalen Beratungs-, Informations- und Koordinierungsstellen
sind erste Anlaufstellen, die Selbstständigen, Jugendlichen und Eltern mit
Migrationshintergrund Fragen zur dualen Ausbildung beantworten und sie an ihre Partner vor
Ort weitervermitteln. Neben der Beratung ist es ihr Ziel, die vorhandenen Netzwerke zu
erweitern und gemeinsam mit Institutionen der Berufsbildung und Schulen sowie
Migrantenorganisationen und Unternehmen dauerhafte Strukturen zur Unterstützung beim
Einstieg in die berufliche Bildung aufzubauen, um eine Ausbildungsbeteiligung zu
ermöglichen.
Beteiligung: Das BMBF fördert in Bayern im Zeitraum vom 1. Oktober 2013 bis
31. März 2018 die KAUSA Servicestelle Region Nürnberg mit insgesamt rund 934.000 Euro
und die KAUSA Servicestelle Region Augsburg mit insgesamt rund 933.000 Euro sowie im
Zeitraum 1. Mai 2016 bis 30. April 2019 die KAUSA Servicestelle Region Aschaffenburg mit
insgesamt rund 822.000 Euro.
Bei Vorlage eines förderfähigen Konzepts besteht die Möglichkeit zur Einrichtung einer oder
mehrerer KAUSA Landesstellen bzw. zum Aufbau einer landesweiten KAUSA
Koordinierungsstelle für Bayern mit der Unterstützung des BMBF.
Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger in Berufsbildung 5.4
Ziel: Auch Studienaussteigerinnen und Studienaussteigern soll der Weg zu einer
qualifizierten Ausbildung und damit zu einer beruflichen Perspektive eröffnet werden.
Zugleich sollen die Chancen der Gewinnung und Qualifizierung von Nachwuchskräften
genutzt werden, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Die Gruppe der
Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger bietet ein hohes Potenzial für die Schließung
der wachsenden Fachkräftelücke auf der mittleren beruflichen Qualifikationsebene.
Inhalte: Akquisiteurinnen und Akquisiteure für Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher
(AQs) stehen als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für junge Menschen zur
Verfügung, die ihr Studium an einer bayerischen Hochschule oder Universität abgebrochen
haben oder abbrechen werden, um sie für eine Ausbildung im dualen Ausbildungssystem zu
gewinnen. Daneben sollen sie sich um den Aufbau von Kontakten zu Unternehmen kümmern
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und gezielte Akquise von geeigneten Ausbildungsplätzen betreiben, um Unternehmen und die
jungen Menschen passend zusammenzubringen.
Konkret bedeutet das:
Durch persönliche Kontakte mit den Multiplikatoren der Hochschulen für angewandte
Wissenschaften, der Universitäten, der Arbeitsagenturen und Kammern wechselwillige
Studierende, auch solche, die kurz vor oder nach dem Studienabbruch stehen, für den
Gedanken zu gewinnen, perspektivisch eine duale Ausbildung zu beginnen.
Im Sinn einer Lotsenfunktion die entsprechenden Weichen stellen und Hinweise für
eine individuelle Beratung durch die Fachkräfte der Agentur für Arbeit, der Kammern
oder anderer Fachstellen geben sowie die notwendigen Kontakte dorthin herstellen.
Allgemeine Informationen über Chancen und Möglichkeiten des dualen
Ausbildungssystems anbieten.
Ansprache und Identifikation ausbildungswilliger Betriebe sowie Information und
Beratung in enger Kooperation mit den Kammern und der Berufsberatung der
Agenturen für Arbeit mit dem Ziel der Akquise von geeigneten Ausbildungsplätzen.
Eine Systematisierung und Strukturierung der vorhandenen Beratungs- und
Betreuungsangebote vornehmen.
Ansprache von und Zusammenarbeit mit Betrieben, um diese über die zusätzlichen
Perspektiven im Zusammenhang mit der Möglichkeit, frühere Studierende auszubilden,
zu informieren und diese Arbeitgeber generell für den Gedanken zu öffnen.
Eine Vernetzung der Partner an der Nahtstelle zwischen Studienberatung der
Hochschulen, der Universitäten, der individuellen Berufsorientierung und Beratung der
Agenturen für Arbeit, der Kammern und den an wechselwilligen Studierenden
interessierten Betrieben und Unternehmen aktiv unterstützen.
Zur Effektivitätssteigerung der Arbeit der AQs im Sinne einer Lotsen- und Brückenfunktion
soll eine Landeskoordinierungsstelle für Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher
beitragen. Als überregionale Ansprechpartnerin für alle AQs soll sie diese begleiten und in
einer gezielten Netzwerkarbeit
die Hochschulteams der Agenturen für Arbeit,
39
die Hochschulen,
die Universitäten sowie
die Wirtschaftsorganisationen
in das Konzept zur Unterstützung von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern bei
ihrem Übergang in eine Berufsausbildung mit einbinden.
Beteiligung: StMAS mit den Netzwerkpartnern StMBW, Hochschulen und Universitäten,
RD BY sowie Wirtschaftsorganisationen. Es ist geplant, das Leuchtturm-Projekt
einzubringen, um eine Finanzierung aus Mitteln des Bundes zu ermöglichen. Das BMBF prüft
eine Förderung bei Vorlage eines entsprechenden Konzepts im Rahmen der vom BMBF
vorgegebenen Eckpunkte für „Leuchtturm-Projekte“.
6. Ergänzende Strukturen und Maßnahmen am Übergang Schule – Beruf
Förderung der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit 6.1
Die Bayerische Staatsregierung und die RD BY setzen sich für den Ausbau und die
Weiterentwicklung verschiedener Formen von Kooperationen und Arbeitsbündnissen der
Sozialleistungsträger SGB II, SGB III und Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) zu
„Jugendberufsagenturen“ ein. Dabei kommt der Zusammenarbeit mit Schulen und anderen
relevanten Partnern vor Ort besondere Bedeutung zu.
Ziel: Das gemeinsame Ziel dieser Kooperationen ist es, die Leistungen nach den
Sozialgesetzbüchern II, III und VIII für junge Menschen zu bündeln und zu verzahnen, damit
deren Übergang von der Schule in die Ausbildungs- und Arbeitswelt besser gelingt. Insgesamt
soll die berufliche Integration junger Menschen in Ausbildung und Arbeit gefördert und die
Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit erreicht werden.
Inhalt: Die Agenturen für Arbeit, Jobcenter und Jugendämter in Bayern gestalten mit ihren
Partnern die ganzheitliche und vernetzte Unterstützung von Jugendlichen an den
Schnittstellen dieser Rechtskreise im Rahmen von Jugendberufsagenturen.
Im Sinne eines präventiven Ansatzes kooperieren die Jugendberufsagenturen eng mit den
Schulen und entwickeln gemeinsam und frühzeitig individuelle Strategien, damit Anschlüsse
und Übergänge der Jugendlichen nach Abschluss der Schule gut gelingen. Hierbei werden je
nach Bedarf weitere Partner einbezogen.
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Beteiligung: Beteiligt sind mindestens die drei Sozialleistungsträger Agentur für Arbeit,
Jobcenter und Jugendamt. Zudem sollen Schulen sowie bedarfsorientiert weitere Partner
eingebunden werden.
Ausbildungsakquisiteurinnen und Ausbildungsakquisiteure 6.2
Ziel: Jugendliche beim Übergang in den Ausbildungsmarkt unterstützen.
Inhalte: Ausbildungsakquisiteurinnen und Ausbildungsakquisiteure bieten durch persönliche
Kontakte mit Elternhäusern und Multiplikatoren Informationsangebote über Chancen und
Möglichkeiten des dualen Ausbildungssystems und können durch ihr großes Netzwerk
milieuspezifisch die Ausbildungsplatzsuchenden am Übergang Schule – Beruf und die
Betriebe bei der Nachwuchssuche unterstützen.
Beteiligung: Finanzierung aus privaten Mitteln der Träger und aus Mitteln des bayerischen
Arbeitsmarktfonds.
Projekte aus dem Arbeitsmarktfonds (AMF) 6.3
Ziel: Jugendliche, die aufgrund ihrer Lebenssituation und/oder der Lage auf dem regionalen
Ausbildungsstellenmarkt Schwierigkeiten bei der Erlangung eines Ausbildungsplatzes haben,
werden unterstützt, damit sie einen Ausbildungsplatz finden bzw. die Ausbildung erfolgreich
abschließen können.
Inhalte: Gefördert werden Projekte zur Unterstützung von Ausbildungsaktivitäten sowie zur
Überwindung von Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule (Abgangsklassen) in die
Berufsausbildung.
Beteiligung: StMAS und Träger; Finanzierung aus Mitteln des bayerischen AMF.
V. Nachhaltigkeit
Eine Fortführung der mit Bundesmitteln aufgebauten oder unterstützten Maßnahmen,
insbesondere z. B. PA und BerEb, wird durch den Freistaat Bayern in Hinblick auf das
Auslaufen der Bundesförderung – vor dem Hintergrund des gesamten Übergangsbereichs und
seiner bedarfsbezogenen Maßnahmen – ergebnisoffen geprüft.
Grundsätzlich werden alle BOM nach § 48 SGB III inklusiv ausgestaltet, d. h. im Rahmen der
Inklusion können an diesen Maßnahmen auch Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem
Förderbedarf teilnehmen.
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VI. Umsetzungsbegleitung
Monitoring
Der Freistaat Bayern stärkt die Ergebnisverantwortung der Schulen im Bereich der
Übergangsgestaltung Schule – Beruf durch ein behördenübergreifendes
Qualitätsmanagement. Die Maßnahmen werden von der Schulaufsicht begleitet und
regelmäßig überprüft. Im Bereich der Mittelschulen führen die zuständigen Schulabteilungen
der Bezirksregierungen auf Grundlage der Rückmeldungen der Staatlichen Schulämter
regelmäßig Monitorings zu den einzelnen Teilbereichen durch. Auf dieser Grundlage werden
regional Schwerpunkte zur Weiterentwicklung und Optimierung gelegt.
Steuerungsgruppe
Die Verantwortlichen bei den Vereinbarungspartnern steuern die Vereinbarung gemeinsam.
Der Freistaat Bayern lädt regelmäßig zu Sitzungen seiner Steuerungsgruppe „Bildungsketten
Bayern“ ein, auf denen über Stand und Fortgang der Vereinbarung berichtet wird. Die
Steuerungsgruppe befasst sich u. a. mit Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der
Maßnahmen sowie der Vermeidung von redundanten Angeboten bei der Umsetzung der
Vereinbarung. Die Arbeit der Steuerungsgruppe wird durch die Servicestelle Bildungsketten
(BIBB) unterstützt. Die Steuerungsgruppe trägt zum strategischen Austausch im
Gesamtprozess bei, der durch die Bund-Länder-BA-Begleitgruppe zur Initiative
Bildungsketten zusammengefasst wird.
VII. Öffentlichkeitsarbeit
Die Vertragspartner vereinbaren, die Beteiligung aller Vertragspartner im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit und im Schriftverkehr jeweils zu verdeutlichen, soweit diese
Vereinbarung betroffen ist.
Bei allen Veranstaltungen, Veröffentlichungen und sonstigen Außendarstellungen zu der
Vereinbarung wird auf die Förderung durch jeden der Vertragspartner in angemessener Weise
hingewiesen. Alle Vertragspartner werden angemessen in die Pressearbeit einbezogen.
Der Freistaat Bayern stellt sicher, dass die ausführenden Stellen den Bund und die BA bzw.
die RD BY rechtzeitig über öffentlichkeitswirksame Anlässe unterrichten und ihnen die
Möglichkeit zur Mitwirkung geben. Bei der Gewährung von Zuwendungen und im Falle von
Zuweisungen sind die Zuwendungsempfänger/Endempfänger zu verpflichten, in
Veröffentlichungen und sonstigen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit des geförderten
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Vorhabens auf die Förderung/Finanzierung des Bundes/der BA hinzuweisen. Hierfür sind
insbesondere in Bescheiden und sonstigen Vereinbarungen mit dem jeweiligen
Zuwendungsempfänger die einschlägigen Regelungen aus den Musterzuwendungsbescheiden
bzw. die einschlägigen Nebenbestimmungen zu übernehmen. Einzelheiten werden für die
einzelnen Finanzierungsbereiche separat geregelt.
Die Servicestelle Bildungsketten ist für die bundesweite Öffentlichkeitsarbeit der Initiative
Bildungsketten verantwortlich. Ihre Angebote können bei der Information über Ziele und
Nutzen der Vereinbarung durch die Vertragspartner genutzt werden.
VIII. Inkrafttreten und Laufzeit
Die Vereinbarung tritt mit der Unterzeichnung in Kraft. Sie hat bis 31. Dezember 2020
Gültigkeit. Die Vertragspartner können bei Bedarf jederzeit eine Ergänzung oder
Modifikation der Vereinbarung anregen, um auf aktuelle Entwicklungen angemessen
reagieren zu können und um eine inhaltliche Weiterentwicklung zu ermöglichen.
IX. Sonstige Bestimmungen
Die genannten Fördermittel und Stellen stehen unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit gemäß
den jährlichen Haushaltsplänen des Bundes und des Freistaates Bayern.
Für Änderungen und Ergänzungen sowie Nebenabreden ist die Schriftform erforderlich. Auf
dieses Formerfordernis kann nur schriftlich verzichtet werden.
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