View
229
Download
3
Category
Preview:
Citation preview
Aus der Zahnklinik 2 – Zahnärztliche Prothetik
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. med. dent. Manfred Wichmann
Vergleich unterschiedlicher Behandlungsmethoden bei
Dentinhypersensibilität unter Berücksichtigung
medizinischer Hypnose
Inaugural - Dissertation
zur Erlangung der Doktorwürde
für Zahnheilkunde
der Medizinischen Fakultät
der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Christian Bittner
aus
Mühlhausen /Thüringen
Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich–Alexander–Universität
Erlangen-Nürnberg
Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler
I: Berichterstatter: PD Dr. med. dent. S. Eitner
II: Berichterstatter: Prof. Dr. med. dent. M. Wichmann
Tag der mündlichen Prüfung : 11. November 2009
Meinen Eltern in Dankbarkeit gewidmet
Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung........................................................................................... 1 1.1. Hintergrund und Ziele ...................................................................................... 1 1.2. Material und Methoden .................................................................................... 1 1.3. Ergebnisse und Beobachtungen .................................................................... 1 1.4. Praktische Schlussfolgerungen...................................................................... 2 1. Abstract ............................................................................................................. 4 1.1. Background and objectives............................................................................. 4 1.2. Material and Methods....................................................................................... 4 1.3. Results and Observation ................................................................................. 4 1.4. Practical Conclusion ........................................................................................ 5 2. Einleitung .......................................................................................................... 6 3. Material und Methode..................................................................................... 11 3.1. Die Patientengruppe....................................................................................... 11 3.2. Einschluss- und Ausschlusskriterien der Studie........................................ 11 3.3. Zuordnung der Patienten zur gewählten Therapieform.............................. 12 3.4. Die Schmerzskala ........................................................................................... 13 3.5. Die Stressskala ............................................................................................... 14 3.6. Die Messsonde ............................................................................................... 14 3.7. Anamnese- und Befundbogen ...................................................................... 15 3.7.1. Programmierung der verwendeten Bögen................................................... 15 3.7.2. Der Anamnesebogen...................................................................................... 16 3.7.3. Der Befundbogen ........................................................................................... 17 3.8. Verwendete Indizes ........................................................................................ 19 3.8.1. Der Approximal- Plaque- Index ..................................................................... 19 3.8.2. Der Sulcusblutungsindex .............................................................................. 19 3.8.3. Der CPITN- Index ............................................................................................ 19 3.9. Die Therapievarianten .................................................................................... 21 3.9.1. Medikamentöse Therapie mittels häuslicher Fluoridierung mit einem
konventionellen Fluoridierungsmittel (Elmex Gelee®)............................................ 21 3.9.1.1. Elmex Gelee® .................................................................................... 22 3.9.1.2. Elmex Sensitive Zahncreme®.......................................................... 22 3.9.2. Medikamentöse Therapie mittels topischer, professioneller Touchierung
mit einem handelsüblichen Desensitizer (Gluma Desensitizer® ).......................... 23 3.9.2.1. Gluma Desensitizer® ........................................................................ 23
3.9.3. Medizinische Hypnose zur Änderung der individuellen
Schmerzwahrnehmung.............................................................................................. 24 3.9.4. Kontrollgruppe 1 - Kontrollgruppe mit abwartendem Verhalten ............... 25 3.9.5. Kontrollgruppe 2 - Kontrollgruppe ohne hypersensible Zähne ................. 26 3.10. Die Pilotuntersuchung ................................................................................... 26 3.11. Die mathematisch- statistische Methode ..................................................... 26 4. Ergebnisse ...................................................................................................... 28 4.1. Der Anamnesebogen...................................................................................... 28 4.2. Der Zuordnungsbogen................................................................................... 34 4.3. Der Befundbogen ........................................................................................... 35 5. Diskussion ...................................................................................................... 45 5.1. Der Anamnesebogen...................................................................................... 45 5.2. Der Zuordnungsbogen................................................................................... 47 5.3. Der Befundbogen ........................................................................................... 48 6. Literaturverzeichnis ....................................................................................... 52 7. Anhang ............................................................................................................ 63 7.1. Abkürzungen................................................................................................... 63 7.2. Zuordnungsbogen.......................................................................................... 65 7.3. Der Anamnesebogen...................................................................................... 66 7.4. Der allgemeine Befundbogen........................................................................ 67 7.5. Der zahnbezogene Befundbogen.................................................................. 68 7.6. Die Schmerzskala ........................................................................................... 69 7.7. Die Stressskala ............................................................................................... 69 7.8. Hypnosetext .................................................................................................... 70 8. Danksagung .................................................................................................... 72 9. Lebenslauf....................................................................................................... 73
-1-
1. Zusammenfassung
1.1. Hintergrund und Ziele
Ziel der Untersuchung war es, die verschiedenen, wissenschaftlich
erforschten und anerkannten Therapiemöglichkeiten bei
Dentinhypersensibilität (DHS) über einen Zeitraum von einem Monat
miteinander zu vergleichen und als noch nicht untersuchte
Behandlungsoption, das Verfahren der medizinischen Hypnose in die
Studie einzubeziehen. In der vorliegenden Studie galt es die
Indikationsbreite dieses Verfahrens, der medizinischen Hypnose, für eine
bestimmte, alltäglich in der allgemeinzahnärztlichen Praxis vorzufindende
zahnärztliche Fragestellung, der DHS, mit wissenschaftlichen Methoden zu
überprüfen und zu validieren.
1.2. Material und Methoden
Untersucht wurden alle Patienten einer Stadtpraxis in einem Einzugsgebiet
von ca. 22000 Einwohnern, die im Untersuchungszeitraum mit
überempfindlichen Zähnen vorstellig wurden. Insgesamt gelangten 102
Personen in die Auswertung.
Von allen Patienten wurde eine ausführliche Anamnese erhoben und der
Befund dokumentiert, der Auskunft über die Entwicklung der
Überempfindlichkeit und den damit verbundenen Beschwerden geben
konnte. Wissenschaftlich anerkannte, objektive Indizes, wie API, SBI und
CPITN, wurden erhoben. Mittels eines Fragebogens wurden die Patienten
prä- und posttherapeutisch über die Entwicklung der Beschwerden befragt
Die Auswertung erfolgte mit dem Computerprogramm „SPSS Student
Version 10.0“ mittels wissenschaftlich anerkannter statistischer Tests.
1.3. Ergebnisse und Beobachtungen
Bei der im Durchschnitt 41,7 Jahre alten untersuchten Patientengruppe
wurden die Werte von 186 Zähnen erhoben. Das Geschlechtsverhältnis
war ausgeglichen. Am häufigsten gaben die Probanden als Grund des
Praxisbesuches eine Routineuntersuchung an.
-2-
Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass jeder Patient mindestens eine
klinisch beobachtbare Gingivitis aufwies. Keiner der Patienten wies einen
TN (Treatment needs = Behandlungsbedarf nach CPITN ) von 0 auf (keine
erforderlichen parodontalhygienischen Maßnahmen). Im Durchschnitt
ergab sich ein TN von 2 (Notwendigkeit einer oralen
Mundhygieneinstruktion sowie Zahnsteinentfernung und Scaling).
Im Vergleich der Therapiemethoden zeigten sich im Behandlungserfolg
keine signifikanten Unterschiede. Auffällig waren jedoch die
unterschiedlichen zeitlichen Verläufe der Wirkungsintensitäten der
einzelnen Verfahren. Hierbei zeigten sowohl die Therapie mit einem
Desensitizer (91,1% zufriedene Patienten einen Tag nach
Behandlungsbeginn) als auch die Hypnosebehandlung (70,3%) einen sehr
raschen Wirkungseintritt. Die Hypnose zeigte im Vergleich zu den anderen
untersuchten Behandlungsmethoden die langfristigste Wirkung (67,6%
zufriedene Patienten nach 1 Monat).
Ebenso konnte beobachtet werden, dass es einen tendenziellen
Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Behandlungsbeginns und
dem Therapieerfolg gibt.
1.4. Praktische Schlussfolgerungen
Aus der durchgeführten Untersuchung lässt sich folgern, dass es nach wie
vor einen hohen Bedarf und eine unbedingte Notwendigkeit an
professionellen Betreuungs- und Prophylaxeangeboten gibt.
In der Behandlung der Dentinhypersensibilität zeigt sich die Hypnose als
ebenso wirksames und probates Therapiemittel wie die bekannten
medikamentösen Therapien. Offensichtlich scheint ein schneller
Behandlungsbeginn nach Symptomauftritt den Therapieerfolg positiv zu
beeinflussen, was praktisch genutzt werden kann.
Aufgrund des schnellen Wirkungseintritts, welcher ähnlich dem eines
Desensitizers ist, verbunden mit einer langfristigeren Wirkdauer, sind
hypnotherapeutische Interventionen bei der DHS ein praktikables
Therapiemittel, insbesondere bei Patienten, die anamnestisch
Vorerfahrungen mit Hypnose aufweisen. Der höhere Zeitaufwand einer
Hypnose ist ansonsten kritisch zu bewerten.
-3-
Die Hypnose kann somit auch als wirksame Alternative bei möglichen
Unverträglichkeiten gegen Medikamente oder deren Bestandteile zur
Therapie der DHS angesehen werden.
-4-
1. Abstract
1.1. Background and objectives
The aim of the study was to compare the various, scientifically researched
and recognised opportunities for therapy of dentin hypersensitivity (DHS)
over a period of one month. In the process, the method of medical hypnosis
as a not yet examined treatment option was included. It applied to verify
and valdidate the indication width of medical hypnosis as a treatment
instrument for DHS in the general-dental practice with scientific methods.
1.2. Material and Methods
All patients of a dental office in an area of approx. 22,000 inhabitants who
complained of hypersensitive teeth during the examiniation period were
tested. In total 102 persons participated in the survey.
A detailed medical history was raised from all patients and the findings
which could give information over the development of the hypersensitivity
and the associated complaints were documented. Scientifically recognised,
objective indices like API, SBI and CPITN were raised. The patients were
asked pre- and post-therapeutically about the developement of their
complaints by questionnaire which were evaluated by using the computer
programm “SPSS Student Version 10.0” by means of scientifically
recognized statistic tests.
1.3. Results and Observation
From the on average 41.7 years old examined group of patients were
raised the values of 186 teeth. The gender ratio was balanced. The most
stated reason for practice attendance was routine checkup.
The study pointed out that each patient had at least one clinically
observable Gingivitis. None of the patients had a TN (treatment needs
according to CPITN) of 0 (no necessity for parodontal hygienic measures).
The average TN was 2 (necessity for an oral hygiene instruction as well as
dental clearance and scaling).
Furthermore, it was founded out that there were no significant differences in
the treatment success of the different therapy methods. Remarkable were
-5-
however the different temporal courses of the effect intensities of each
procedure. Both the therapy with a desensitizer (91,1% pleased patients 1
day after beginning of study) and the medical hypnosis (70,3%) showed a
very quick effect at the beginning. Medical hypnosis reached the most long-
term effect compared with the other methods of treatment (67,6% pleased
patients after 1 month).
A coherence between the time of the beginning of the treatment and the
therapy succees could also be observed – even if it was not significant.
1.4. Practical Conclusion
From the accomplished examination it can be concluded that there is still a
high need and an absolute necessity for professional care and prophylaxis
offers.
In the treatment of dentin hypersensitivity the medical hypnosis is just as
effective and appropiate as the well-known medicamentous therapies.
Obviously, a fast beginning of treatment seems to affect positively the
therapy succees what can be pracitically used.
Due to the fast effect at the beginning of the treatment - similar to the one of
a desensitizer – connected with a long term period of effectiveness, medical
hypnosis is a practicable therapy instrument for DHS, especially for patients
who still have experience with hypnosis. Otherwise the higher expenditure
of time has to be critically evaluated.
Therefore, hypnosis can be considered as an effective alternative treatment
option for DHS, especially in cases incompatibilities against medicines or
their components exist.
-6-
2. Einleitung
In den letzten Jahrzehnten wurde in den entwickelten Industriestaaten
durch die konsequente Umsetzung der Erkenntnisse der präventiven
Zahnheilkunde eine deutliche Verbesserung der Zahngesundheit, bezogen
auf Karies- und Parodontalerkrankungen, erreicht. Die 1999 veröffentlichte
dritte epidemiologische Studie zur Mundgesundheit der deutschen
Bevölkerung, DMS III, bestätigt diesen positiven Trend eindrucksvoll
(PRCHALA 1999). Gleichzeitig kann jedoch eine deutliche Zunahme von
Abrasionen, Erosionen und damit verbundenem Zahnfleischrückgang
verzeichnet werden. Ursachen sind hier oft neben Habits und parodontalen
Grunderkrankungen und deren Therapie, patientenbezogene
Besonderheiten wie eine falsche, zu intensive sowie zu häufige
Putztechnik mit oft viel zu harten Zahnbürsten (KHOCHT et al.1993,
MIERAU 1992). Dabei sind ca. 75-90% aller Überempfindllichkeiten an
Zähnen mit Parodontopathien vergesellschaftet (ADDY 2002, DABABNEH
et al. 1999). Auch nach parodontaltherapeutischen Maßnahmen sind
entsprechende Nebenwirkungen regelmäßig feststellbar, welche auch nur
in 5% der Fälle innerhalb von 3 Monaten spontan rückgängig sind
(RENGGLI 1997).
Eine fehlende oder uneffektive Mundhygiene mit dem daraus
resultierenden erhöhten Plaqueaufkommen wird ebenfalls als Ursache für
oben genannte gingivale Probleme diskutiert und gilt als erwiesen
(BRODOWSKI und IMFELD 2003).
Diese Probleme gehen meist mit einer deutlichen Überempfindlichkeit der
nun freiliegenden Wurzeloberflächen auf thermische, chemische und
mechanische Reize einher (KELTJENS et al. 1988, DUROUX und
CIMASONI 1991). Dabei ist diese Dentinhypersensibilität (DHS) als
schmerzhafte Reaktion definiert, die durch einen sensorischen Reiz
ausgelöst wird. Es wirken thermische, osmotische, chemische als auch
taktile Reize gleichermaßen schmerzauslösend. Der Patient kann im
Allgemeinen die Lokalisation der Schmerzsensation sicher beschreiben.
Die Überempfindlichkeit des Dentins tritt dann auf, wenn aufgrund des
Verlustes der schützenden Schmelzschicht oder Zementschicht im
Wurzelbereich das Dentin freiliegt (ADDY und PIERCE 1994). Diese
Empfindlichkeit des Dentins wird heute über die Aktivität von feinfaserigen,
mit den Odontoblasten kontaktierenden Typ-A-Nerven begründet (NÄRHI
-7-
et al. 1994). Ätiologisch existieren über die Mechanismen des
Dentinschmerzes mehrere Theorien. Als die wahrscheinlichste gilt die
„Hydrodynamische Theorie“ (BRÄNNSTRÖM 1986).
Die Erfahrung aus der täglichen Arbeit in der Praxis zeigt einen stetig
steigenden Handlungsbedarf hinsichtlich dieser Hypersensibilität. So
weisen die Abrechnungsstatistiken der Kassenzahnärztlichen
Bundesvereinigung aus den letzten Jahren in Deutschland zunehmende
therapeutische Maßnahmen aufgrund einer DHS bei 10 bis 15 Prozent der
Patienten aus (KZBV 2004). Die mit den Rezessionen einhergehenden
Probleme wurden viele Jahre, ebenso wie die Beeinträchtigung des
Wohlbefindens der Patienten, als unangenehme Nebenerscheinung
gewertet. Gerade diese Befindlichkeitsstörung stellt ein deutliches Problem
in der täglichen Praxis dar, da die betroffenen Patienten aufgrund der meist
hohen Schmerzintensität nach schnellstmöglicher Linderung ersuchen.
Insbesondere bei den thermischen Reizen stört vorrangig der Kältereiz das
subjektive Empfinden (ADDY et al. 1987, RENGGLI 1997).
Durch das in den letzten Jahren stetig gewachsene Wissen ist das
Bemühen, die mit den Rezessionen vergesellschafteten Probleme besser
kontrollieren und therapieren zu können, deutlich gestiegen (GANGAROSA
1994, ZAPPA 1994, ROULET und BLUNK 1996).
Einen großen Anteil bei der Behandlung der Nebenwirkungen dieser
gingivalen Probleme nehmen medikamentöse Therapiemöglichkeiten ein
(PELKA 1999, DONDI DALL OROLOGIO und MALFERRARI 1993).
Hier kommen in der Praxis neben fluoridhaltigen Zahnpasten und Gelen
vorrangig Medikamente mit desensibilisierender Wirkung, sogenannte
Desensitizer, zum Einsatz (KIELBASSA et al. 1997, NAGATANI 1985,
BLUNK und ROULET 1999, YATES et al. 2004).
Fluoridierungsmaßnahmen gehören zu den regelmäßig ausgeübten
Maßnahmen in Prophylaxe und Nachsorge (RÖLLA et al. 1993). Hier gilt
die Verwendung von aminfluoridhaltigen (AmF) Medikamenten als
effektiver, als jene von natriumfluoridhaltigen (NaF) (RENGGLI 1997).
Die Wirksamkeit der die Sensibilität herabsetzenden Medikamente, der
Desensitizer, konnte durch in –vitro- und auch in- vivo- Studien
nachgewiesen werden (COCHRAN 1995, WATANABE et al.1991, FELTON
et al.1991, DAVIDSON und SUZUKI 1997, DAVIS 1996).
-8-
Ihre Wirkung beruht auf dem Verschluss der offenliegenden Dentintubuli
durch Präzipitation von Plasmaproteinen (KERNS et al. 1991,
SCHÜPBACH et al. 1997a, BERGENHOLTZ et al. 1993)
Die Fluoridierung wird sowohl in der zahnärztlichen Praxis als auch
überwiegend im häuslichen Einsatz verwendet, während die Desensitizer,
wegen Ihrer chemischen Zusammensetzung und der damit verbundenen
möglichen Nebenwirkungen, ausschließlich in der Zahnarztpraxis
Anwendung finden (SCHÜPBACH et al. 1997b).
In immer mehr Praxen kommen neben den schulmedizinischen
Behandlungsmethoden Verfahren aus dem Bereich der alternativen
Heilkunde zum Einsatz. Hier seien als Beispiele unter anderem die
Akupunktur, die Homöopathie als auch die medizinische Hypnose genannt.
Hypnose hat in den Fachgebieten der Medizin, Psychotherapie und
Zahnmedizin mannigfaltige Therapieindikationen (REVENSTORF 2003).
Die Wirksamkeit der medizinischen Hypnose in der Schmerztherapie ist
vielfach wissenschaftlich bewiesen (BARBER 1977; BARBER 1996;
PETER 1998). Insbesondere wird die Entwicklung von
Schmerzbewältigungsstrategien durch die wissenschaftliche Erforschung
vorangetrieben (CHAVES und DWORKIN 1997; BARBER 1998,
FRISCHENSCHLAGER und PUCHER 2002). Äußerst Erfolg versprechend
stellen sich hier neben der Stimulusveränderung mittels Suggestion vor
allem dissoziative Strategien dar (EBELL 2002; BEJENKE 1996;
WEISENBERG 1998; REVENSTORF 2005). Letztere finden auch in der
Zahnmedizin bei verschiedensten Indikationen ihren Einsatz (GHEORGIU
und ORLEANU 1982, EITNER et al. 2005, EITNER et al. 2006).
Die bevorzugten Einsatzgebiete der medizinischen Hypnose bestehen in
der zahnärztlichen Praxis vor allem in der Kontrolle und Therapie von
Schmerz- und Angstzuständen (KOSSAK 2004). Zahlreiche Studien
bestätigen darüber hinaus, dass Hypnose auch bei anderen
zahnmedizinischen Fragestellungen, wie beim ausgeprägten Würgereiz,
eine große Rolle spielen kann (EITNER 2005). Aber auch im
allgemeinmedizinischen und psychologischen Kontext existiert eine
Vielzahl an Indikationen für dieses Therapieverfahren (REVENSTORF
2003). Eine die Fachdisziplinen übergreifende Indikation ist die Bearbeitung
von Schmerzsymptomatiken, sowohl akuter als aber vor allem auch
chronischer Genese (HOLE 1997). In dieser Untersuchung soll deshalb die
Frage, ob Hypnose ein probates Mittel in der Therapie der
-9-
Dentinhypersensiblität darstellen kann, einen deutlichen Anteil einnehmen.
Da es sich bei der medizinischen Hypnose um ein mittlerweile
wissenschaftlich erforschtes und nahezu nebenwirkungsfreies
Behandlungsverfahren handelt, liegt der Wunsch nahe, durch
entsprechende Untersuchungen die Indikationsbreite der medizinischen
Hypnose stetig zu erweitern. Ansatzpunkt für die Überlegung, den Schmerz
der Dentinhypersensibilität mittels Hypnose zu therapieren, ist die
Erkenntnis, dass im Fall der Hypersensibilität der Schmerz seinen
physiologischen Sinn, die Signalwirkung, erfüllt hat und ohne Intervention
eine Eigendynamik durch Chronifizierung erfahren kann (RAINVILLE et al.
2001). Dabei wird sich im Allgemeinen mit zunehmender zeitlicher
Ausweitung des Schmerzes dessen psychischer Anteil, also die Bedeutung
des Schmerzes im Erleben des Patienten, ausweiten. Der Patient befindet
sich somit in einer sehr stark suggestiblen Grundverfassung, dessen Kasus
das schmerzbedingte Leiden ist. Unter dieser Grundvoraussetzung ist der
Patient, im Willen um die Änderung dieses Zustandes, für die Anwendung
suggestiver Interventionen besonders motiviert. In seinem Verhalten zeigen
sich Absorption, therapeutische Involviertheit und Fokussierung auf den
Schmerz (KAISER REKKAS 2001). Die Bewusstseinslage entspricht also
einem hypnoiden Zustand, der die therapeutische Kontaktaufnahme, dem
Rapport, erleichtert. Ziel der hypnotherapeutischen Intervention ist eine
vordergründige Reduzierung bzw. Ausschaltung des Schmerzes, die
Nutzung eines Schmerztherapieverfahrens ohne Nebenwirkungen, die
Anhebung des allgemeinen Wohlbefindens (KOSSAK 2004) sowie die
Bewusstmachung der Eigenverantwortlichkeit des Patienten für die
Selbstheilung mittels autologer Schmerzkontrolle. Dem entgegen steht
beim Patienten oft eine Scheu gegenüber der Hypnose, die auf
verunsichernde Medienveröffentlichungen, aber auch auf „Berichte“ über
die Negativwirkung der Showhypnose zurückzuführen ist. Hier bedarf es
der beharrlichen und geduldigen Aufklärungsarbeit des Therapeuten, um
die Ziele und Methoden dieses Verfahrens zu verdeutlichen und
aufgebaute Barrieren aus dem Weg zu räumen sowie für ein verbessertes
Verständnis in der Bevölkerung zu sorgen. Ein nicht zu unterschätzender
Vorteil dieser Aufklärungsarbeit ist die dabei entstehende intensive
Kommunikation zwischen Zahnarzt und Patient, welche auf Dauer zu einem
vertrauensvolleren Umgang und einer Stärkung der therapeutischen Arzt-
Patienten- Beziehung, der Compliance, führt. Basierend auf der Hypothese,
-10-
dass für die medizinische Hypnose in der Therapie der DHS ein
vergleichbarer therapeutischer Erfolg wie mit den standardisierten,
pharmakologischen Behandlungsansätzen zu erwarten ist, werden
folgende Studienziele definiert:
1. Gibt es Unterschiede in der Wirkung der verwendeten
Therapiemethoden?
2. Hat die Dauer des Bestehens der Dentinhypersensibilität zu Beginn
der Therapie Einfluss auf den Therapieerfolg der einzelnen
untersuchten Therapiemethoden?
3. Ist der Einsatz der medizinischen Hypnose bei DHS unter den
Bedingungen einer Zahnarztpraxis eine realistische Alternative zu
medikamentösen Therapien?
4. Wie verhalten sich anamnestische Angaben im Zusammenhang zu
ausgewählten klinischen Ergebnissen der Untersuchung,
insbesondere im Hinblick auf die Anwendung der medizinischen
Hypnose?
-11-
3. Material und Methode
3.1. Die Patientengruppe
Die Gruppe der untersuchten Patienten rekrutierte sich ausschließlich aus
Patienten der Praxis des untersuchenden Zahnarztes, die den Ausschluss-
und Einschlusskriterien genügten. Es handelte es sich um Patienten, die
sich zur routinemäßigen Untersuchung oder mit einem konkreten
Behandlungswunsch in der Praxis vorstellten. Die Erhebung der Anamnese
als auch des allgemeinen sowie zahnbezogenen Befundes wurde am
selben Termin durchgeführt. Dieser Teil der Diagnostik dauerte im Schnitt
dreißig Minuten. Die Patienten erklärten sich mit dem entstehenden
Mehraufwand einverstanden. Patienten, welche aus anderen Praxen zur
Vertretung oder als Notfall erschienen, wurden in der Untersuchung nicht
herangezogen. Ebenso fanden Patienten mit einer akuten
Schmerzproblematik keinen Einzug, da von all diesen Patienten eine
erneute Vorstellung zu weiteren Behandlungs- beziehungsweise
Kontrollterminen nicht anzunehmen war. Alle Untersuchungen fanden in
der Praxis des untersuchenden Zahnarztes in einem etwa 22000
Einwohner umfassenden Stadtteil einer 100000 Einwohner zählenden
Stadt statt.
Alle an der Studie beteiligten Patienten erteilten ihr schriftliches
Einverständnis zur Teilnahme an der Studie. Dem gestellten Ethikantrag
wurde unter dem Aktenzeichen „Ethikkommission/Re.No. 3447“ vom
19.01.2006 zugestimmt.
3.2. Einschluss- und Ausschlusskriterien der Studie
In die Untersuchung wurden während der Studienzeit in der Reihenfolge
ihres Erscheinens in der Praxis all diejenigen Patienten einbezogen, welche
die folgenden Bedingungen erfüllten:
1. Die Patienten gehören dem Patientenklientel der Praxis an
beziehungsweise stellen sich als Neupatienten zur Untersuchung
und/oder Behandlung in der Praxis vor. Schmerz- oder
Vertretungspatienten fanden keine Berücksichtigung.
-12-
2. Die Patienten geben im Moment der Erstbefragung an, über
mindestens einen empfindlichen Zahnhals zu verfügen und sind mit
einer Teilnahme an der Befragung und Behandlung einverstanden.
3. Die Patienten erklären sich bereit, nach einem Tag, nach einer Woche
(7 Tage nach Erstuntersuchung) und nach einem Monat (28 Tage nach
Erstuntersuchung) an Nachuntersuchungen und Nachbefragungen
teilzunehmen.
4. Bei der klinischen Inspektion stellen sich die hypersensiblen Zahnhälse
an primär gesunden oder kariesfreien, gefüllten Zähnen dar, welche
jedoch keine Zahnhalsfüllungen (Klassifizierung nach Black V)
aufweisen. Zahnhalsgefüllte sowie prothetisch versorgte Zähne wurden
nicht berücksichtigt.
5. Gibt ein Patient mehr als einen überempfindlichen Zahn während der
Erstbefragung an, so werden alle angegebenen Zähne gewertet.
6. Bei Probanden, die der Kontrollgruppe 2 (gesunde Patienten, welche
das Protokoll durchlaufen) zugeordnet werden, werden die Zähne 15
und 35 bewertet.
7. Minderjährige, Schwangere, Notfallpatienten und Patienten mit einem
psychischen Krankheitsbild gemäß ICD 10 sind von der Teilnahme an
der Studie ausgeschlossen.
3.3. Zuordnung der Patienten zur gewählten Therapieform
Um die Randomisierung der Zuordnung der Patienten zur gewählten
Therapieform zu wahren, wurde vor Beginn der Datenerhebung festgelegt,
dass den an der Studie beteiligten Patienten in der Reihenfolge Ihres
Erscheinens in der Praxis eine studieninterne, fortlaufende Nummer,
beginnend mit 1, vergeben wurde. Zusätzlich wurde mittels des in Anlage 1
abgebildeten Zuordnungsbogens, welcher ebenfalls vor Beginn der
Datensammlung erstellt wurde, dieser internen Nummer eine der drei
verglichenen Therapiemethoden bzw. der Kontrollgruppe mit abwartendem
Verhalten (Kontrollgruppe 1) randomisiert zugeordnet. Damit sollte
verhindert werden, dass der Behandler sich die, nach seiner Einschätzung
besonders suggestiblen Patienten für die Hypnosebehandlung auswählte.
Der Zuordnungsbogen enthält die Zahlen von 1 bis 40. Da die zu
untersuchende Probandengruppe mehr als 40 Patienten enthielt, kam der
Zuordnungsbogen mehrfach zur Anwendung. Patienten mit der
-13-
studieninternen Nummer 41-80 wurden ihren Therapiegruppen so
zugeordnet, als hätten sie die interne Nummer 1-40. Ebenso wurde mit
den Patienten mit den internen Nummern 81 ff. verfahren.
Darüber hinaus wurde eine zweite Kontrollgruppe (Kontrollgruppe 2)
gebildet, die keine Hypersensibilitäten aufwiesen, das Studienprotokoll
jedoch trotzdem durchliefen.
Durch die randomisierte Zuordnung ergaben sich folgende Werte:
Der Gruppe „ Häusliche Fluoridierungsmaßnahmen mit Elmex-Gelee“ - im
weiteren Gruppe „Fluoridierung“ genannt - gehörten 10 Männer
(Durchschnittsalter 45,0 Jahre) und 11 Frauen (Durchschnittsalter 37,3
Jahre) an.
In der Gruppe, die mittels des Desensitizers „Gluma“ behandelt wurde - im
weiteren Gruppe „Gluma“ bezeichnet -, fanden sich 11 männliche und 9
weibliche Probanden (Durchschnittsalter 44,5 bzw. 36,2 Jahre).
Die per medizinischer Hypnose therapierte Gruppe - im weiteren Gruppe
„Hypnose“ bezeichnet – setzte sich aus je 10 Männern und Frauen
zusammen. Diese wiesen ein Durchschnittsalter von 43,6 bzw. 42,2 Jahren
auf.
Die Kontrollgruppe 1, bei der keine Therapiemaßnahmen im Sinne einer
„abwartenden Therapie“ durchgeführt wurden, rekrutierte sich aus 11
männlichen (Durchschnittsalter 41,5 Jahre) und 10 weiblichen Patienten
(Durchschnittsalter 46,0 Jahre).
Schließlich fanden sich in der Kontrollgruppe 2 11 Männer
(Durchschnittsalter 37,3 Jahren) und 9 Frauen mit einem Durchschnittsalter
von 38,5 Jahren. Die Patienten der Kontrollgruppe 2 hatten zu Beginn der
Untersuchung keinerlei Symptome einer Dentinhypersensibilität.
3.4. Die Schmerzskala
Zur Bewertung des individuellen Schmerzempfindens wurde dem Patienten
eine Schmerzskala (visuelle Analogskala) zur Verfügung gestellt (Anlage
5). Bei Erstbenutzung und auf Rückfragen des Patienten während der
Studiendauer wurde deren Handhabung dem Patienten erläutert. Die Skala
enthielt neben einer numerischen Skalierung von 0 bis 10 auch eine
verbale Unterteilung. Hierbei wurde für den Patienten vorausgesetzt, dass
der numerische Wert 0 „kein Schmerzempfinden“, der Wert 3 „geringer, gut
erträglicher Schmerz“, der Wert 7 „deutlicher, gerade noch erträglicher
-14-
Schmerz“ und der Wert 10 „nicht ertragbarer Schmerz“ bedeutete. Auf eine
weitere Unterteilung wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit und
optimalen Handhabbarkeit für den Patienten verzichtet.
3.5. Die Stressskala
Die Bewertung des individuellen Stressempfindens erfolgte beim Patienten
durch zur Verfügung stellen einer Stressskala (Anlage 6). Als visuelle
Analogskala enthielt sie neben einer numerischen Skalierung von 0 bis 10
auch eine verbale Unterteilung. Hierbei wurde für den Patienten
vorausgesetzt, dass der numerische Wert 0 „kein Stress“, der Wert 3
„geringer, wenig beeinflussender Stress“, der Wert 7 „deutlich
beeinflussender, gerade noch erträglicher Stress“ und der Wert 10 „nicht
ertragbarer Stress“ bedeutete.
3.6. Die Messsonde
Zur Erfassung der in den Kapiteln 3.8. beschriebenen Indices wurde die, in
der Praxis des Untersuchers routinemäßig verwandte, WHO-
Parodontalsonde genutzt. Diese besteht aus sterilisierbarem, rostfreiem
Edelstahl und ermöglicht reproduzierbare Messungen.
Die Sonde verfügt über ein kugelförmig abgerundetes Sondenende mit
einem Durchmesser von 0,5 mm. Dadurch kann die
Gewebetraumatisierung minimal gehalten werden. Des Weiteren ist ein
Diagnostizieren von Konkrementen und Restaurationsüberstanden
aufgrund der Materialbeschaffenheit gut möglich. Die Messung der
Taschentiefe wird durch eine angebrachte Skala vereinfacht. Diese zeigt je
eine schwarze Markierung bei 8,5 und 11,5 mm und ein schwarzes Band
3,5 bis 5,5 mm von der Sondenspitze entfernt (Abbildung 1).
-15-
Abb. 1: Die WHO-Sonde (Quelle Foto: www.hentschel-dental.de)
3.7. Anamnese- und Befundbogen
3.7.1. Programmierung der verwendeten Bögen
Um eine einfache Eingabe zur Verringerung der zeitlichen Mehrbelastung
des Patienten, eine Minimierung von Übergabefehlern sowie eine gute
Übersichtlichkeit und Auswertbarkeit zu gewährleisten, wurden die
verwendeten Befragungsbögen, der Anamnesebogen sowie die Bögen zur
allgemeinen und zahnbezogenen Befundung, mittels Microsoft Access
2002 erstellt ( Anlage 2 bis 4). Durch die Benutzung von
computergestützen Fragebögen konnten exakte Fragestellungen sowie,
über ein Auswahlfeld, exakte Antworten vorgegeben werden. Ebenso
wurde die Eingabefehlerquote dadurch minimiert, dass programmtechnisch
bei jedem Betätigen eines Buttons eine Zwischenspeicherung der
erhobenen Daten realisiert wurde. Darüber hinaus ermöglichte die
Verwendung der rechnergestützten Fragebögen eine Vereinfachung des
Datentransfers mit einer Verringerung der Fehlermöglichkeiten bei der
statistischen Auswertung der Daten. Hierzu wurden die Daten in eine
Arbeitsmappe in Microsoft Excel 2002 konvertiert.
-16-
3.7.2. Der Anamnesebogen
Der Anamnesebogen, Anlage 2, wurde beim ersten Termin abgefragt und
unterteilte sich in vier Abschnitte.
Im ersten Teil mussten soziodemographische Fragen beantwortet werden.
Erfragt wurden:
• Geschlecht
• Alter
• Familienstand des Patienten
• Schul- und Berufsbildung
• Art der Berufsausübung
Im zweiten Abschnitt wurden allgemeinmedizinische Daten erfragt:
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Diabetes mellitus
• Nikotin- und Alkoholgenuss
• persönliche Einschätzung des eigenen Stresspotentials
Die Fragen des dritten Teiles bezogen sich auf die
Mundhygienegewohnheiten des Patienten:
• Zahnpflegefrequenz
• benutzte Hilfsmittel
• Schmerzen / Blutung bei der Zahnreinigung
• Bereits durchgeführte Parodontalbehandlungen
• Einschätzung der eigenen Mundgesundheit.
Im letzten Abschnitt des Anamnesebogens wurden
• der Grund des Praxisbesuchs
• die Dauer der bestehenden Überempfindlichkeit(en)
• das persönliche Gefühl des Patienten während des
Zahnarztbesuches
abgefragt.
-17-
3.7.3. Der Befundbogen
Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit anderen Studien zu
ermöglichen, wurde auf die Verwendung geeigneter und international
üblicher Indizes geachtet. Der klinische Befundbogen unterteilt sich in zwei
Anteile (Anlage 3 und 4).
Der allgemeine Befund (Anlage 3) beinhaltet die Erfassung der folgenden
Daten:
• Approximal-Plaque-Index (API)
• Sulcusblutungsindex (SBI)
• Community Periodontal Index of Treatment Needs (CPITN)
• Anzahl der Zähne
Die Werte für den Approximal-Plaque-Index (API), den
Sulcusblutungsindex (SBI) , sowie die Zahnanzahl wurden sowohl bei der
Erstuntersuchung als auch zum Abschluss der Untersuchungsreihe
erhoben. Die Aufnahme des CPITN erfolgte nur zu Beginn der Studie.
Aufgrund der entsprechenden computertechnischen Verknüpfungen im
Erhebungsbogen brauchte dieser allgemeine Anteil lediglich einmal
aufgenommen werden.
Der zahnbezogene Befund (Anlage 4) wurde je betroffenen Zahn
ausgefüllt. In die Bewertung flossen folgende Parameter ein:
Der Patient bestimmte auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 nach
Applikation eines in Dauer und Intensität definierten Kältereizes einen
entsprechenden Wert. Dieser lag zwischen 0 und 10 und wurde vor Beginn
(SP), einen Tag (ST), eine Woche (SW) und einen Monat nach der
Therapie (SM) erhoben.
Zudem wurde der Patient aufgefordert, die Entwicklung der Beschwerden
seit dem letzten Termin zu bewerten. Es wurde die Veränderung in Form
eines relativen Wertes zwischen dem Ausgangszustand und dem des
Folgetages (VPT), zwischen dem Zustand nach einem Tag und einer
Woche (VTW), zwischen dem Zustand nach einer Woche und einem Monat
(VWM) und zwischen Ausgangszustand und dem Endzustand der Studie
(VPM) erhoben. Hierbei sollte der Untersuchte eine prozentuale
Einschätzung geben. Dabei ergab sich bei einer Verbesserung der
Situation ein Prozentwert zwischen 0 und 100%, für einen unveränderten
-18-
Zustand ein Wert von 100% und bei einem verschlechterten Befund ein
Wert von mehr als 100%.
Schließlich wurde der Patient noch nach seiner Zufriedenheit mit der
durchgeführten Therapie, dem Therapieerfolg gefragt. Hier war eine Ja/
Nein- Entscheidung zu fällen. Dieser Wert wurde ebenfalls nach einem Tag
(ZT), nach einer Woche (ZW) und nach einem Monat (ZM) erhoben
(Tabelle 1).
Tab. 1: Im zahnbezogenen Befund (Anlage 4) verwendete
Abkürzungen und deren Bedeutung
SM Schmerzwert einen Monat nach Behandlung
SP Schmerzwert vor Behandlungsbeginn
ST Schmerzwert einen Tag nach Behandlung
SW Schmerzwert eine Woche nach Behandlung
VPM Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Monat mit
dem vor der Behandlung
VPT Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Tag mit dem
vor der Behandlung
VTW Vergleich des Schmerzzustandes nach einer Woche mit
dem nach einem Tag
VWM Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Monat mit
dem nach einer Woche
ZM Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach einem
Monat
ZT Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach einem
Tag
ZW Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach einer
Woche
-19-
3.8. Verwendete Indizes
3.8.1. Der Approximal- Plaque- Index
Zur Bestimmung des Approximal- Plaque- Index (API) nach LANGE 1980
werden mittels einer stumpfen Sonde die Zahnzwischenräume auf ein
Plaquevorkommen inspiziert. Dabei wird immer der distale Approximalraum
dem entsprechenden Zahn zugeordnet, d.h. der Zahnzwischenraum
zwischen dem Zahn 11 und dem Zahn 21 wird dem Zahn 11 zugerechnet.
Eventuell vorhandene dritte Molaren werden nicht bewertet, es sei denn,
sie befinden sich in der ursprünglichen Lokalisation des zweiten Molaren.
Zahnzwischenräume mit Plaqueakkumulation werden als „positiv“ bewertet,
während belagfreien Interdentalräumen der Wert „negativ“ zugeordnet wird.
Eine weitere quantitative oder qualitative Unterteilung erfolgt nicht. Der API
berechnet sich aus dem Verhältnis von „positiv“ gewerteten Zähnen zur
Gesamtzahnzahl und wird in Prozent angegeben. Deshalb liegt der Wert
zwischen 0 und 100%.
3.8.2. Der Sulcusblutungsindex
Zur Bestimmung des Sulcusblutungsindex (SBI) nach MÜHLMANN 1971
wird mittels einer stumpfen WHO-Sonde der Sulcus gingivae des zu
untersuchenden Zahnes einem dezenten Druck ausgesetzt. Reagiert das
Gewebe auf diese Manipulation innerhalb von einigen Sekunden mit einer
Blutung, wird diesem Zahn beim modifizierten SBI der Wert „positiv“
zugeordnet, anderenfalls gilt dieser als „negativ“. Eine weitere quantitative
oder qualitative Unterteilung erfolgt nicht. Der SBI berechnet sich aus dem
Verhältnis von „positiv“ gewerteten Zähnen zur Gesamtzahnzahl und wird
in Prozent angegeben. Demzufolge liegt der Wert zwischen 0 und 100%.
3.8.3. Der CPITN- Index
Beim Community Periodontal Index of Treatment Needs (CPITN) nach
AINAMO et al. 1982 erfasst periodontologisch wichtige Werte (AHRENS et
al. 1998) wie Blutungen, Reize (z.B. Konkremente) und erhöhte
Sondierungstiefen und ordnet diesen Werten eine Therapienotwendigkeit
zu.
-20-
Das Gebiss wird zur Befundung in 6 Sextanten wie folgt aufgeteilt: Der
Seitenzahnbereich, bestehend aus den Prämolaren und dem ersten und
zweiten Molaren, bildet je Kiefer und Seite je einen Sextanten, die Ober-
und Unterkieferfrontzahnbereiche, bestehend aus den Incisivi und den
Canini, stellt die beiden weiteren Sextanten (Tabelle 2). Die dritten Molaren
werden nicht bewertet, außer, sie befinden sich in der ursprünglichen
Lokalisation des zweiten Molaren.
Tab.2 Einteilung des Gebisses in Sextanten beim CPITN
Die WHO- Parodontalsonde wurde parallel zur Zahnlängsachse in den
Saum der Gingiva eingebracht und für den Patienten schmerzfrei mit
kommaartigen Bewegungen über die Oberfläche des untersuchten Zahnes
geführt. Dabei ist der Behandler in der Lage, Blutungen an einer
entzündeten Gingiva zu provozieren, subgingivalen Zahnstein und
Füllungsüberhänge zu ertasten und Zahnfleischtaschen zu messen.
Der CPITN umfasst sechs Befundgrade:
Grad 0: Keine Erkrankungszeichen
Grad 1: Blutung auf vorsichtige, dezente Sondierung
Grad 2: Taschen bis max. 3,5 mm, Plaque und supra-
und/oder subgingivalen Zahnstein sowie weitere die
Plaqueretention erhöhende Faktoren, wie zum
Beispiel überstehende Füllungsränder
Grad 3: pathologisch vertiefte Zahnfleischtaschen zwischen
3,5 und 5,5 mm
Grad 4: pathologisch vertiefte Zahnfleischtaschen von mehr
als 5,5 mm
Zähne Sextant
17-14 I
13-23 II
24-27 III
37-34 IV
33-43 V
44-47 VI
-21-
Grad X: weniger als 2 auszuwertende Zähne pro Sextant
Darüber hinaus gibt der Index anhand der o.g. Befundgrade mittels der 4
unten aufgeführten TN- Werte einen Maßstab für den Behandlungsbedarf
an:
0: Grad 0 keine Massnahmen
1: Grad 1 orale Mundhygieneinstruktion
2: Grad 2 und 3 orale Mundhygieneinstruktion sowie
Zahnsteinentfernung und Scaling
3: Grad 4 orale Mundhygieneinstruktion,
Zahnsteinentfernung und Scaling sowie komplexe
Parodontaltherapie
3.9. Die Therapievarianten
Die Patienten wurden randomisiert nach dem in Anlage 1 abgebildeten
Zuordnungsbogen einer der drei folgenden Therapieverfahren bzw. der
Kontrollgruppe mit abwartendem Verhalten zugeordnet. Jeder Therapie
ging eine Mundhygieneinstruktion voraus, um den Studienteilnehmern eine
gleiche Ausgangsbasis, bezogen auf optimale Putztechnik als auch im
Wissen um die Zusammenhänge zwischen Hygienisierung und
Mundgesundheit, zu ermöglichen. Die Kenntnis entsprechender
Zusammenhänge können nach BAUCH 1990 nicht vorausgesetzt werden.
3.9.1. Medikamentöse Therapie mittels häuslicher Fluoridierung mit
einem konventionellen Fluoridierungsmittel (Elmex Gelee®)
Die Behandlung dieser Patienten erfolgte mit einer einmaligen lokalen
Touchierung der betroffenen Zähne mittels Elmex Gelee® und
anschließender häuslicher Fluoridierung mit Elmex Sensitive Zahncreme ®.
Die Probanden wurden aufgefordert, diese Therapie täglich zweimal
durchzuführen. Sie wurden in die richtige Dosierung und Handhabung von
Elmex Sensitive Zahncreme ® eingewiesen. Sie wurden angewiesen, die
Fluoridierung abends vor dem zu Bett gehen durchzuführen sowie nach der
Touchierung nicht mehr zu essen und zu trinken, um eine ausreichende
-22-
Einwirkzeit des Medikaments sicherzustellen. Zu den morgendlichen
Mundhygienemaßnahmen erhielten sie keine weiterführenden
Anweisungen.
3.9.1.1. Elmex Gelee®
Bei dem angegebenen Medikament handelt es sich um ein standardisiert
angewendetes Therapiemittel, dass gemäß der Fachinformation seine
Indikation bei der Behandlung der DHS hat. Es setzt sich zu 0,287% bzw.
3,032% aus den Aminfluoriden Dectaflur beziehungsweise Olaflur
zusammen. Darüber hinaus enthält es 2,21 g Natriumfluorid je 100 g, was
insgesamt zu einem Fluorgehalt von 1,25 % führt. Empfehlungsgemäß
wurde das Medikament beim Erstbehandlungstermin einmalig auf den
betroffenen Zahn flächig mittels stumpfer Kanüle aus einer Einmalspritze
aufgebracht. Die verwendete Menge betrug zwischen 0,5 und 1 g, was
einer Fluoridmenge von 6,25 bis 12,5 mg entspricht. Entsprechend der
Fachempfehlung wurde eine Kontaktzeit von 4 Minuten eingehalten,
danach wurden die Medikamentenreste ab- und ausgespült.
Die therapeutische Wirkung bei DHS wird auf die Verbesserung der
Remineralisation bereits entkalkter Schmelzpartien und auf die Bildung von
Kalziumfluorid-Deckschichten auf freiliegendem Dentin zurückgeführt.
Diese decken die Eingangstrichter der Dentintubuli ab bzw. führen zu deren
Obliteration und damit zu einer Desensibilisierung. Diese Effekte sind durch
zahlreiche Studien von HELLWIG 1992, MADLENA et al.2002; RENGGLI
1997; GILLMANN 2006 belegt.
3.9.1.2. Elmex Sensitive Zahncreme®
Bei Elmex Sensitive Zahncreme® handelt es sich um eine marktetablierte
Zahncreme, welche zur sanften und schonenden Reinigung von
empfindlichen Zähnen und freiliegenden Zahnhälsen vorgesehen ist. Sie
hat einen Fluorgehalt von 1400 ppm und beinhaltet ebenfalls das
Aminfluorid Olafluor. Die kariesprotektive und desensibilisierende Wirkung
gilt als erwiesen (PETERSSON und KAMBARA 2004, ISSA und TOUMBA
2004; ATTIN und HELLWIG 1996). Die Patienten wurden angehalten
während der Studienphase mit der genannten Zahncreme zweimal täglich
für mindestens 2 Minuten die individuelle Zahnpflege durchzuführen.
-23-
3.9.2. Medikamentöse Therapie mittels topischer, professioneller
Touchierung mit einem handelsüblichen Desensitizer (Gluma
Desensitizer® )
Die dieser Gruppe zugeordneten Patienten wurden einmalig, beim
Ersttermin, mit dem handelsüblichen Desensitizer Gluma® behandelt. Dazu
wurde das Medikament, wie in der Fachinfo angegeben, auf die feuchte
Zahnoberfläche aufgetragen und dort für 30 Sekunden belassen. Um eine
Beeinträchtigung der umgebenden Schleimhäute und der Gingiva so gering
wie möglich zu halten, wurde diese Maßnahme unter Kofferdam
durchgeführt. Danach wurde die Oberfläche zunächst vorsichtig mittels
Luftstrom getrocknet und anschließend mit reichlich Wasser gespült, um
evtl. vorhandene Überschüsse zu entfernen. Die Patienten wurden
angewiesen, für 30 Minuten keine Nahrung bzw. Getränke zu sich zu
nehmen, um eine vorzeitige Entfernung der Präzipitatschicht zu verhindern
(INOUE et al. 1996).
Die Patienten wurden aufgefordert, während der Studiendauer ihre
individuellen häuslichen Mundpflegegewohnheiten fortzuführen. Eine
weitere Behandlung erfolgte nicht.
3.9.2.1. Gluma Desensitizer®
Gluma Desensitizer ist eine wässrige Lösung aus 36,1 Gew - %
Hydroxyethylmethacrylat (HEMA) und 5,1 Gew - % Glutaraldehyd (GA). Es
ist für die Behandlung von DHS indiziert.
Die Wirkung erlangt das Medikament durch eine permanente Ablagerung
von schwerlöslichen Verbindungen in den Dentinkanälen (WATANABE et
al.1991). Hierbei handelt es sich um eine Präzipitation, deren Tiefenwirkung
besonders durch die Carrierwirkung der HEMA – Komponente induziert
wird (SCHÜPBACH et al. 1997a). Die Sofortwirkung, wie auch die
anhaltende Wirkung, sind in Studien von DONDI DALL OROLOGIO und
MALFERRARI 1993; GILLAM 1997; KAKABOURA et al. 2005
nachgewiesen worden.
-24-
3.9.3. Medizinische Hypnose zur Änderung der individuellen
Schmerzwahrnehmung
Medizinische Hypnose ist nach KOSSAK 2004 ein vielseitiges
Entspannungs- und Therapieverfahren. Der Ablauf einer Hypnosesitzung
erfolgt nach festgelegten Regeln. Man unterscheidet 6 nacheinander
ablaufende und ineinander übergehende Phasen:
1. Vorbesprechung
2. Einleitungs- oder Induktionsphase
3. Vertiefungsphase
4. Therapie- oder Interventionsphase
5. Ausleitungsphase
6. Nachbesprechung
Die zweite bis fünfte Phase kennzeichnet die eigentliche
hypnotherapeutische Tätigkeit.
In der Einleitungsphase ist es zunächst nötig für ein geeignetes Umfeld zur
Behandlung, das Setting, zu sorgen. Hierbei werden mögliche Störfaktoren
wie Raumbeeinträchtigungen, Geräusche und ähnliches eliminiert. Damit
wird die Grundvoraussetzung dafür geschaffen, dass der Patient sich auf
die Instruktionen des Therapeuten einlassen kann. Nach KIRSCH 1999 ist
die Hypnoseinduktion eine Erwartungsmanipulation, bei der der Therapeut
den Patienten genau beobachtet und dabei das Verhalten suggeriert,
welches der therapeutischen Intention entspricht. Dadurch entsteht beim
Probanden die Interpretation, dass sein Verhalten den Eintritt in die
Hypnose bestätigt. Hierzu werden meist standardisierte Suggestionsserien
genutzt, die sich bei einem Großteil der Patienten als wirksam erwiesen.
Auf individuelle Gegebenheiten kann schnell und effizient reagiert und bei
Bedarf das Vorgehen modifiziert werden. Gleichzeitig wächst das Vertrauen
in den Therapeuten und seine Arbeit. Im hypnotherapeutischen Kontext
wird die dadurch aufgebaute innige Arzt- Patienten- Beziehung als Rapport
bezeichnet. Dieser verbessert und garantiert die Compliance des Patienten.
Die einsetzende Entspannung wird auch als Trance bezeichnet.
In der Vertiefungsphase wird durch Wiederholen von Suggestionen der
begonnene Entspannungsprozess verstärkt. Dadurch wird die Kooperation
des Patienten gefördert. Klinisch ist dieser Vorgang durch eine Vielzahl
-25-
physiologischer Veränderungen gekennzeichnet. Neben einer allgemeinen
körperlichen und muskulären Entspannung können eine Verringerung der
Pulsfrequenz, eine Verlangsamung der Atmung und eine Senkung des
Blutdrucks beobachtet werden.
In der Therapiephase wird die eigentliche medizinische Therapie
durchgeführt. In dieser Phase wird der Patient durch gezielte Anweisungen
im erreichten entspannten Zustand gehalten. Dabei kann der Erfolg der
Behandlung durch spezielle Therapieanregungen an den Patienten,
posthypnotische Suggestionen genannt, auch auf die Zeit nach der
Hypnosebehandlung ausgedehnt werden.
Nach erfolgter Therapie wird der entspannte Zustand verlassen und die
Aufmerksamkeit des Patienten wieder auf die reale Umgebung gelenkt.
Damit wird der hypnotherapeutische Kontext verlassen. Dies bezeichnet
man als Ausleitung.
In dieser Studie wurden die Patienten mit einem standardisierten Text
therapiert (Anlage 6). Am Beginn stand die Hypnoseinduktion mittels der
Methode der Blickfixation und deren Vertiefung durch eine kurze
Körperreise, ähnlich der im Autogenen Training. Hierbei wurde durch den
Therapeuten in alle möglichen Sinnesempfindungen des Patienten (visuell,
akustisch, kinästhetisch-sensorisch, olfaktorisch) Suggestionen
eingebunden. Nachdem eine ausreichende Trancetiefe erreicht war, wurde
der Text wortgerecht verlesen. Das Zeichen „---“ im Text zeigt eine
einzuhaltende Pause an, um die therapeutische Verbindung, den Rapport,
optimal zu gestalten.
Die Patienten wurden aufgefordert, während der Studiendauer ihre
individuellen häuslichen Mundpflegegewohnheiten fortzuführen.
3.9.4. Kontrollgruppe 1 - Kontrollgruppe mit abwartendem Verhalten
Die erste Kontrollgruppe setzte sich aus Patienten zusammen, die bei der
Erstbefundung über hypersensible Zähne verfügte. Diese Patienten wurden
aufgefordert, ihre individuell geübten Mundhygienemaßnahmen
weiterzuführen, eine darüber hinausgehende Therapie fand nicht statt.
Verschiedene Studien belegen, dass es nach einer gewissen Zeit zu einer
Spontanremission der DHS kommen kann (NGASSAPA 1996, KRAUSER
1986).
-26-
3.9.5. Kontrollgruppe 2 - Kontrollgruppe ohne hypersensible Zähne
In der Kontrollgruppe finden sich Patienten, welche keine DHS- Zähne
aufwiesen, aber das Versuchsprotokoll durchliefen. Bei diesen Patienten
wurden vereinbarungsgemäß (siehe 2.2. Einschluss- und
Ausschlusskriterien der Studie Punkt 6) die Zähne 15 und 35 befundet. Die
Patienten erhielten wie die Patienten der Kontrollgruppe 1 die Aufforderung,
Ihre gewohnten Mundhygienemaßnahmen während des Studienverlaufs
aufrecht zu erhalten.
3.10. Die Pilotuntersuchung
Um mögliche Probleme bei Anamnese und Befunderhebung aufdecken und
gegebenenfalls frühzeitig beheben zu können, wurden diese bei fünf
Patienten im Sinne einer Pilotuntersuchung eingesetzt. An den
Erhebungsbögen (Anlage 2 bis 4) mussten in deren Anschluss keine
Veränderungen durchgeführt werden. Jeder ausgewertete Zahn lieferte 11
nutz- und auswertbare Daten. Hinzu kamen noch die 31 allgemeinen Daten
des Anamnese- und allgemeinen Erhebungsbogens.
In der Gesamtzahl wurden 102 Patienten befragt, klinisch untersucht und
befundet sowie therapiert. Die Daten von allen 102 Probanden konnten der
statistischen Auswertung zugeführt werden.
3.11. Die mathematisch- statistische Methode
Die Daten aus den verschiedenen Erhebungsbögen (Anlage 2 bis 4)
wurden in das Computer-Programm „SPSS Student Version 10.0“ (SPSS=
Statistical Package for Social Sciences) eingegeben. Hiermit und mit dem
Programm Excel 2002 wurden die Auswertungen vorgenommen. Neben
dem Verfahren der deskriptiven Statistik kamen die folgenden Testarten zur
Anwendung:
o U-Test von Mann und Whitney zum Vergleich unterschiedlicher
Skalenwerte zwischen zwei Gruppen
o der exakte Test nach Fisher zum Vergleich der Unterschiede
innerhalb der Gruppen
o Kruskal- Wallis- Test bei einem geringen Umfang der Gruppe
-27-
o Korrelationskoeffizient rS nach Spearman zum Ermitteln eines
Zusammenhangmaßes.
Das Signifikanzniveau wurde bei allen Tests auf 5% festgelegt.
Die Ergebnisse mit einem p-Wert < 0,05 (p= Irrtumswahrscheinlichkeit)
wurden als signifikant bezeichnet.
Der Korrelationskoeffizient rS liegt zwischen -1 und +1, wobei ein Wert nahe
Eins einen starken und ein Wert nahe Null einen schwachen
Zusammenhang bedeutet. Eine geringe Korrelation besteht bei einem
Betrag bis 0,5, eine mittlere Korrelation bei einem Betrag zwischen 0,5 und
0,7 und eine hohe Korrelation bei einem Betrag zwischen 0,7 und 0,9. Bei
Werten über 0,9 liegt eine sehr hohe Korrelation vor.
Die statistische Analyse erfolgte nach Beratung durch die Zahnmedizinerin
und Statistikerin Frau Dr. med. dent. Anna Leher (Institut für Medizinische
Statistik und Dokumentation der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-
Nürnberg).
-28-
Alter
4. Ergebnisse
4.1. Der Anamnesebogen
In der vorliegenden Studie wurden die anamnestischen Angaben und
klinischen Befunde von 102 Patienten erfasst und ausgewertet.
Das Durchschnittsalter des untersuchten Patientenklientels betrug 41,3
Jahre.
An der Studie waren 53 männliche Patienten (Durchschnittsalter: 42,3
Jahre) und 49 weibliche Probanden (Durchschnittsalter: 40,1 Jahre)
beteiligt.
Unter den Probanden fanden sich 6 mit einem Alter unter 20 Jahren (3
männlich; 3 weiblich), 5 im Alter zwischen 20 und 30 Jahren (2 männlich; 3
weiblich), 36 zwischen 30 und 40 Jahren (15 männlich; 21 weiblich), 35
zwischen 40 und 50 Jahren (22 männlich; 13 weiblich), 11 Probanden im
Alter zwischen 50 und 60 Jahren (7 männlich; 4 weiblich) und letztlich 9 in
einem Alter über 60 Jahre (4 männlich; 5 weiblich) (Abbildung 2).
Abb.2 Altersverteilung nach Geschlecht
Befragt nach Ihrem Schulabschluss zeigte sich, dass 44 Probanden
(43,1%) das Abitur als erreichten Schulabschluss angaben (Abbildung 3).
-29-
Schulabschluss
Berufsausübung
Abb.3: Schulabschluss
36 Vollzeittätigen und 16 Teilzeitbeschäftigten standen 31 Arbeitslose
gegenüber (Abbildung 4).
Abb.4: Berufsausübung nach Geschlecht
-30-
Familienstand
Rauchgewohnheiten
Bei der Evaluation des Familienstandes zeigte sich, dass 25 Probanden als
Single lebten, 52 verheiratet und 22 Patienten geschieden waren (Abb.5).
Abb.5: Familienverhältnisse
Zum Zeitpunkt der Befragung wiesen 8 Patienten bestehende Herz-
Kreislauf-Erkrankungen (je 4 männlich und weiblich) und ebenso viele
einen Diabetes mellitus (ebenfalls je 4 männliche und weibliche Patienten)
auf.
Befragt nach Ihren Rauchgewohnheiten gaben 30 Personen an,
gelegentlich zu rauchen, 11 rauchten täglich weniger als 20 Zigaretten, 19
mehr als 20 Zigaretten. 42 bezeichneten sich als Nichtraucher (Abbildung
6).
Abb.6: Rauchgewohnheiten
-31-
Grund des Praxisbesuches
Ebenfalls wurde der Grund des Praxisbesuches erhoben (Abb.7). Dabei
ergab sich, dass 24,5% der Befragten die Praxis wegen einer
Routineuntersuchung besuchten, 16,7% suchten die Praxis aufgrund eines
vereinbarten Behandlungstermins auf, bei 10,8% bestand der
Besuchsgrund in bestehenden Zahnfleischproblemen. 8,8% der Probanden
hatten einen regulären Termin zur Zahnsteinentfernung, 19,6% einen
Prophylaxetermin im Rahmen des entsprechenden praxisindividuellen
Recalls, während 18,6 Prozent der Patienten die Praxis auf Grund von
Schmerzen aufsuchten. 1% der Probanden gab als Grund für den Besuch
„Sonstiges“ an.
Abb.7: Grund des Praxisbesuches
Eine weitere Frage bezog sich darauf, wie lange die Empfindlichkeit bei
Aufsuchen der Praxis an den diagnostizierten Zähnen bereits bestand. Bei
10 Probanden (7 männlich, 3 weiblich) bestand die Hypersensibilität seit
dem selben Tag, 41 Probanden (21 männlich, 20 weiblich) hatten bereits
bis zu einer Woche Überempfindlichkeiten zu beklagen. 1-2 Wochen lang
empfindliche Zähne wiesen 5 männliche und 9 weibliche Patienten auf. 17
Befragte (9 männlich, 8 weiblich) gaben an, bereits seit über 14 Tagen an
-32-
Überempfindlichkeiten zu leiden. Die 20 Probanden der Kontrollgruppe 2
(11 Männer und 9 Frauen) äußerten keinerlei Empfindlichkeiten im Bereich
der Zähne (Abb.8).
Abb.8: Dauer der Überempfindlichkeit
Bei der Überprüfung und Abfrage der Mund- und Zahnpflegegewohnheiten
ergab sich, dass 10,8% der Befragten 3 mal täglich Ihre Zähne putzten,
61,8% 2 mal am Tag, 20,6% gaben an, einmal täglich die Zähne zu
reinigen. Mehrmals pro Woche pflegten 5,9% der Probanden ihre Zähne
und 1 Patient (1%) gab an, einmal pro Woche zu putzen.
Mit 70,6 Prozent nutzte der Großteil der Befragten (38 Männer und 34
Frauen) dabei eine normale Handzahnbürste, während 27,5% (je 14
männliche und weibliche Patienten) auf eine elektrische Zahnbürste
vertrauten. Jeweils ein Mann und eine Frau nutzten beide Möglichkeiten.
Die Einschätzung der eigenen Mundhygiene durch die Patienten anhand
des Schulnotensystems verdeutlicht Abbildung 9. Die Noten ungenügend
und mangelhaft für das Bemühen um die eigenen Zähne gab sich kein
Patient.
Wie lange besteht die Überempfindlichkeit?
-33-
Abb. 9: Einschätzung der eigenen Mundhygiene
Auf die Frage, ob Sie bereits einmal eine systematische
Parodontalbehandlung erhalten haben, antworteten 22,5 % der Patienten
mit „Ja“, 61,8 Prozent verneinten und 15,7% wussten dies nicht (Abb. 10).
Abb. 10: Geschlechtsspezifische Erfahrung mit
Parodontalbehandlung
Auf die Frage nach der Befindlichkeit beim Zahnarztbesuch („Wie ist Ihr
Gefühl beim Zahnarztbesuch?“) antworteten die Patienten wie folgt
(Abbildung 11):
16,7 Prozent absolvieren Ihren Besuch entspannt, 28,4% fühlen sich „ein
wenig unbehaglich“ und 25,5% der Befragten gaben an, den Besuch
angespannt zu erleben. 27,5% aller Patienten waren ängstlich und
immerhin 2 Patienten gaben an, dass sie sich beim Besuch in der Praxis
regelrecht krank vor Angst fühlten.
Wie bewerten Sie Ihre Mundhygiene?
Hatten Sie schon einmal eine Parodontosebehandlung?
-34-
Abb.11: Empfinden beim Zahnarztbesuch
4.2. Der Zuordnungsbogen
Durch den in Anlage 1 dargestellten Zuordnungsbogen wurden die an der
Studie teilnehmenden Patienten den einzelnen Behandlungsmethoden
randomisiert zugeordnet. Die dadurch entstandenen Gruppen
unterschieden sich weder in Quantität, Geschlechterverteilung noch im
Durchschnittsalter signifikant voneinander (Abb. 12).
Abb.12: Patientenverteilung nach Behandlungsmethodik
Bezogen auf die durchschnittlichen API- und SBI- Werte ergaben sich,
unterteilt nach denen zu Beginn und zum Abschluss erhobenen Daten, die
in Tabelle 3 dargestellten Werte.
Wie fühlen Sie sich während des ZA – Besuches?
Therapieverfahren
-35-
Tab.3: API- und SBI- Werte nach Behandlungsmethodik in %
Behandlungs-methode API
Beginn API
Ende p SBI
Beginn SBI
Ende p
Fluoridierung 64,6 57,7 0,046 47,5 37,7 0,000
Gluma-Behandlung 59,0 50,5 0,004 51,7 43,4 0,006
Hypnose 61,4 55,8 0,018 54,5 45,0 0,006
Kontrollgruppe 1 55,8 49,9 0,367 52,5 43,9 0,003
In allen Behandlungsgruppen gab es signifikante Veränderungen der API-
und SBI- Werte zwischen Beginn und Ende der Untersuchung. Lediglich
die Änderung der API-Werte bei der Kontrollgruppe 1 fiel mit einer
Irrtumswahrscheinlichkeit p von 0,367 nicht signifikant aus.
Zwischen den Therapiegruppen gab es, bezogen auf die Änderung der
API- und SBI- Werte, keine signifikanten Unterschiede.
4.3. Der Befundbogen
Bei den insgesamt 82 Patienten aus den 3 Behandlungsgruppen und der
Kontrollgruppe 1 wurden 146 hypersensible Zähne diagnostiziert. Bei
Kontrollgruppe 2 (20 Patienten) wurden nach den gleichen Kriterien
insgesamt 40 Zähne der Auswertung zugeführt, so dass für zusammen 186
Zähne die entsprechenden Werte erhoben und ausgewertet wurden.
Durchschnittlich hatte jeder Patient 2 hypersensible Zähne bei der
Erstbefundung aufzuweisen. Die maximale Anzahl der befundeten Zähne
bei ein und demselben Patienten lag bei 3 Zähnen. Dass heißt, dass bei
keinem Patienten mehr als drei hypersensible Zähne zu bewerten waren.
Unter den tatsächlich überempfindlichen Zähnen (N=146) befanden sich 62
Frontzähne, davon 30 im Ober- und 32 im Unterkiefer. Des Weiteren
handelte es sich um 50 Prämolaren (OK 32 / UK 18) und 34 Molaren (OK
22 und UK 12). Besonders oft war der Zahn 15 betroffen, der insgesamt 12
Mal in die Auswertung einging. Die statistische Verteilung zeigte keine
signifikanten Unterschiede.
In der Kontrollgruppe 2 ergaben sich während der Protokolldauer keine
statistisch relevanten Veränderungen, so dass diese in der weiteren
Betrachtung unberücksichtigt bleibt.
-36-
Bei der Betrachtung der Frage, ob der Therapieerfolg am Ende der Studie
in Abhängigkeit von der Dauer des Bestehens der Beschwerden vor Beginn
der Behandlung steht, ergaben sich folgende Werte:
In der Fluoridierungsgruppe entwickelte sich bei Behandlungsbeginn
innerhalb von maximal 2 Wochen nach Symptomauftritt an 22 Zähnen die
Schmerzreduktion zur Zufriedenheit der Patienten (59,4%), während in 9
Fällen (24,3%) der Erfolg ausblieb. Bei Therapiestart zu einem späteren
Zeitpunkt war das Verhältnis 2 zufriedene (5,4%) zu 4 unzufriedene
Probanden (10,8%) (Abb. 13).
Abb.13: Therapieerfolg nach Behandlungsbeginn – Fluoridierung
In der Gluma-Gruppe standen bei raschem Behandlungsbeginn 12
erfolgreiche (32,4%) 8 nicht zufrieden stellenden Fällen (21,6%)
gegenüber. Bei späterem Therapiestart war das Verhältnis immer noch 10
(27%) zu 7 (18,9%)( Abb. 14).
Behandlungsbeginn
-37-
Abb.14: Therapieerfolg nach Behandlungsbeginn – Gluma
In der hypnotherapeutisch behandelten Gruppe standen bei
Behandlungsbeginn innerhalb der ersten Woche nach Auftreten der ersten
Symptome 21 erfolgreichen Behandlungen (56,7%) 6 nicht erfolgreiche
(16,2%) gegenüber. Bei später beginnender Behandlung stellte sich ein
Verhältnis von 4 (10,8%) zu 6 (16,2%) dar (Abb. 15).
Abb.15: Therapieerfolg nach Behandlungsbeginn – Hypnose
Behandlungsbeginn
Behandlungsbeginn
-38-
In der Kontrollgruppe 1 gab es im Zeitraum unter 1 Woche 5 positive
(14,3%) und 13 nicht erfolgreiche Verläufe (37,1%), bei späterem
Studieneintritt standen 9 erfolglosen Verläufen (Schmerzen blieben
bestehen), was 25,7% entspricht, 8 schmerzreduzierte Verläufe (22,8%)
gegenüber (Abb.16 ).
Abb.16: Therapieerfolg nach Behandlungsbeginn – Kontrollgruppe 1
In keiner der untersuchten Gruppen stellte sich ein signifikanter
Zusammenhang zwischen Behandlungsbeginn und Therapieerfolg dar,
jedoch ist tendenziell festzustellen, dass bei frühzeitigem Therapiestart ein
Therapieerfolg wahrscheinlicher ist als bei einem späterem. Tabelle 4 zeigt
die Irrtumswahrscheinlichkeiten im Chi-Quadrat-Test und die
Korrelationskoeffizienten nach Spearman .
Tab.4: Irrtumswahrscheinlichkeiten p und Korrelationskoeffizient rS
für Therapieerfolg im Verhältnis zum Behandlungsbeginn
Fluoridierung Gluma Hypnose Kontrollgruppe 1
p 0,059 0,971 0,071 0.161
rS -0,198 -0,006 -0,17 0,131
Behandlungsbeginn
-39-
Zusammenhang „Anfänglicher Stresslevel des Patienten zu
Veränderung der subjektiven Schmerzwerte“:
Um diesen Zusammenhang abzuklären, wurde die Differenz zwischen End-
und Anfangsschmerzwert in Korrelation zum Stresswert gebracht.
In der Fluoridierungsgruppe verbesserten sich die absoluten Schmerzwerte
zwischen Beginn und Ende der Studie um durchschnittlich 2,27 Punkte und
in der „Gluma-Gruppe“ um durchschnittlich 2,86 Punkte. Mit 2,89 Punkten
fiel die durchschnittliche Verbesserung der absoluten Schmerzwerte in der
Hypnosegruppe am höchsten und mit 1,6 Punkten in der Kontrollgruppe 1
am niedrigsten aus.
Die absoluten Anfangsstresswerte lagen in der „Gluma-Gruppe“ bei
durchschnittlich 1,5 Punkten und in der Kontrollgruppe 1 bei 1,19 Punkten.
Am höchsten lag der durchschnittliche absolute Anfangsstresswert mit 1,71
Punkten bei der Fluoridierungsgruppe, während er mit 0,9 Punkten bei den
mit Hypnose behandelten Patienten am niedrigsten ausfiel.
Lediglich in der „Gluma-Gruppe“ sowie bei der mit medizinischer Hypnose
behandelten Patientengruppe konnte ein signifikanter Zusammenhang
gefunden werden. Die zugehörigen Werte zeigt Tabelle 5.
Tab.5: Irrtumswahrscheinlichkeiten p und Korrelationskoeffizient rS
für die Änderung der subjektiven Schmerzwerte im Verhältnis zum
anfänglichen Stresslevel SL
Fluoridierung Gluma Hypnose Kontrollgruppe 1
Ø SL 1,71 1,5 0,9 1,19
p 0,818 0,003 0,017 0,248
rS -0,039 -0,473 0,391 -0,201
Die Annahme, dass Stress einen Einfluss auf die subjektive
Schmerzempfindung hat, ließ sich in dieser Untersuchung somit nicht
allgemeingültig nachweisen.
-40-
Zusammenhang „Therapieverfahren zu Veränderung der subjektiven
Schmerzwerte“:
Aufgrund der geringen Stichprobengrößen kam der Kruskal-Wallis-Test zur
Anwendung. Die Therapieverfahren unterschieden sich bezüglich der
Änderung der Schmerzwerte nicht signifikant voneinander, gegenüber der
Kontrollgruppe 1 bestand jedoch insgesamt ein signifikanter Unterschied
(p=0,017) in der Veränderung der subjektiven Schmerzwerte. Der Wert der
individuellen Schmerzverbesserung ergab sich hierbei als Differenz
zwischen dem Anfangswert SP und dem Schmerzwert am Ende der
Untersuchung SM. Ein negativer Wert zeigte hierbei eine
Gesamtverschlechterung, ein positiver Wert eine Verbesserung der
Schmerzempfindung an. Ein Wert von 0 dokumentierte keinerlei Änderung
des individuellen Schmerzempfindens zwischen Beginn und Ende der
Untersuchung (Abb.17).
Hierbei zeigte die Fluoridierungsgruppe im Kruskal-Wallis-Test einen
mittleren Rang von 73,43, die Gluma-Gruppe 82,78, die hypnotherapierte
Patientengruppe 81,77 im Verhältnis zur Kontrollgruppe 1 mit 55,01.
Innerhalb der 3 Therapiegruppen ergab sich kein signifikanter Unterschied
bezüglich der Schmerzentwicklung.
Abb.17: Schmerzentwicklung nach Therapieverfahren
Therapieverfahren
-41-
Zusammenhang „Therapieverfahren zur Entwicklung der
Verbesserungswerte VPT, VTW, VWM und VPM“:
Bei der Untersuchung des Zusammenhanges zwischen dem gewählten
Therapieverfahren und der Entwicklung der Verbesserungswerte kam
aufgrund der geringen Stichprobengrößen der Kruskal-Wallis-Test zur
Anwendung. Gegenüber der Kontrollgruppe 1 unterschieden sich die
Therapiegruppen sowohl einen Tag nach Beginn (p=0,000) als auch nach
einer Woche (p=0,002) bezüglich der Verbesserungswerte signifikant
voneinander. Zwischen den Therapien war zu keinem Zeitpunkt ein
signifikanter Unterschied der Verbesserungswerte erkennbar. Am Ende der
Studie unterschieden sich die Therapiegruppen weder untereinander noch
gegenüber der Kontrollgruppe 1 bezüglich der Verbesserungswerte
signifikant voneinander. Tabelle 6 zeigt die mittleren Ränge nach Kruskal-
Wallis in der Übersicht.
Tab.6: Mittlere Ränge für Therapieverfahren im Bezug auf die
Entwicklung der Verbesserungswerte
VPT VTW VWM VPM
Fluoridierung 98,64 60,64 61,65 77,11
Gluma 35,66 89,05 93,46 70,64
Hypnose 53,36 82,73 66,72 64,16
Kontrollgruppe1 108,21 60,90 72,10 82,59
Die Therapieverfahren unterschieden sich im Bezug auf die Entwicklung
der Verbesserungswerte VPT, VTW und VWM im zeitlichen Verlauf
zueinander.
Die Patienten der Fluoridierungsgruppe als auch der Kontrollgruppe
bemerkten anfänglich keinerlei Verbesserung. Mit zunehmender
Studiendauer näherten sich die Verbesserungswerte denen der anderen
beiden Therapien (Gluma und Hypnose) an.
In der Gruppe der mit Gluma behandelten Probanden ergab sich eine
deutliche Verbesserung bereits nach einem Tag, jedoch war nach einem
Monat ein deutlicher Wirkungsrückgang mit Verschlechterung der
zugehörigen individuellen Werte zu verzeichnen.
-42-
Die Hypnosegruppe zeichnete sich durch einen ebenso raschen
Wirkungseintritt wie die Desensitizer-Gruppe aus, konnte aber im
Gegensatz zu dieser eine deutlich längere Wirkungsdauer aufweisen
(Abbildung 18: durchschnittliche prozentuale Veränderungen im Bezug zum
jeweiligen Vortermin. Negativwerte stehen für Verschlechterungen, positive
Prozentualwerte zeigen Verbesserungen.)
Abb.18: Prozentuale Veränderungen der Verbesserungswerte je
Therapieverfahren
Bei der Überprüfung des Zusammenhanges zwischen Therapieerfolg
(Zufriedenheitswerte des Patienten) und gewähltem Therapieverfahren
zeigt sich, dass sich deutliche Unterschiede in der zeitlichen Entwicklung
der Patientenzufriedenheit darstellen lassen. Während nach einem Tag
bereits 34 von 37 Probanden in der Gluma-Gruppe und 26 von 37
Patienten der Hypnosegruppe mit dem Behandlungsergebnis zufrieden
waren, bewerteten lediglich 6 von 37 Probanden der Fluoridierungsgruppe
den Behandlungserfolg als positiv. In der Kontrollgruppe 1 waren alle 35
Patienten nach einem Tag mit dem Therapieergebnis unzufrieden.
Am Ende der Studie kam es zu einer Angleichung in den
Zufriedenheitswerten zwischen den untersuchten Gruppen. So waren nach
einem Monat noch 22 der 37 Untersuchten in der Gluma-Gruppe, 25 von
37 Patienten in der Hypnosegruppe und 24 der 37 Probanden der
Fluoridierungsgruppe mit dem Ergebnis der durchgeführten Therapie
Veränderung der Verbesserungswerte
-43-
zufrieden. Lediglich in der Kontrollgruppe fiel mit nur 14 Zufriedenen von 35
therapierten Personen die Zufriedenheit mit der Behandlung geringer aus.
Tabelle 7 stellt die prozentuale Zufriedenheit der Patienten zu den
verschiedenen Zeitpunkten in Abhängigkeit vom gewählten
Therapieverfahren dar.
Tab.7: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Therapieverfahren
Zufriedenheit nach 1
Tag (=ZT)
Zufriedenheit nach 1
Woche (=ZW)
Zufriedenheit nach 1
Monat (=ZM)
Fluoridierung 16,2% 43,2% 64,9%
Gluma 91,9% 83,8% 59,5%
Hypnose 70,3% 67,6% 67,6%
Kontrollgruppe 1 0,0% 37,1% 40,0%
Abb.19: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Therapieverfahren nach 1
Tag
Therapieverfahren
-44-
Abb.20: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Therapieverfahren nach 1
Woche
Abb.21: Zufriedenheit in Abhängigkeit vom Therapieverfahren nach 1
Monat
Therapieverfahren
Therapieverfahren
-45-
5. Diskussion
In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 102 Patienten in einer
Stadtpraxis untersucht. Während der Befunderhebung wurde sowohl eine
Anamnese unter Berücksichtigung soziologischer Daten sowie Fakten zum
oralen Gesundheitsverhalten erhoben. Darüber hinaus wurden in der
klinischen Befundung verschiedene Werte zur Bewertung des jeweiligen
Therapieverlaufs und –erfolges erfasst. Die Bewertung der oralen
Gesundheit erfolgte durch Erhebung international angewandter und
wissenschaftlich fundierter Indices.
5.1. Der Anamnesebogen
In der untersuchten Patientengruppe lag eine annähernde geschlechtliche
Gleichverteilung vor. Auch innerhalb der einzelnen Altersgruppen gestaltete
sich die Verteilung zwischen Männern und Frauen nahezu ausgeglichen.
Mehr als ein Drittel der untersuchten Patienten gaben an, regelmäßig zu
rauchen. Dies entspricht dem statistischen Durchschnitt von 28,7% in der
Gesamtbevölkerung Deutschlands laut Drogen- und Suchtbericht 2006 der
Bundesdrogenbeauftragten (BMG 2006).
Mehr als 93% der Befragten gaben an, sich mindestens einmal pro Tag die
Zähne pflegen. Nach STAEHLE und KERSCHBAUM 2004 putzen sich über
80% der Deutschen zumindest regelmäßig die Zähne. In der untersuchten
Patientengruppe bevorzugten 70% zur Reinigung die Handzahnbürste.
27,4 % der Befragten gaben an, eine elektrische Zahnbürste zu nutzen.
Fast die Hälfte der Patienten benutzte Zahnseide (43,1%), während nur
10,7% die Anwendung von Interdentalraumbürsten und 29,4% die Nutzung
einer Munddusche einräumten. Die teilweise recht guten und hohen Werte
für die Verwendung von Zahnpflegehilfsmitteln über die Zahnbürste hinaus
erklärt sich aus den seit Jahren kontinuierlich durchgeführten, straff
strukturierten Prophylaxebemühungen und –programmen in der Praxis des
untersuchenden Zahnarztes.
Die strikte Notwendigkeit solcher Maßnahmen bestätigt auch
BASTENDORF 2002, wenn er bemerkt, dass 96% aller Patienten durch
strukturierte Prophylaxeprogramme und darin integrierter Aufklärung
erreicht und einer regelmäßigen Routine zugeführt werden könnten.
-46-
Wichtige Erkenntnisse hierzu liefert auch die Untersuchung von HENDRIKS
und SCHNELLER 2001. Nur ein geringer Teil der Patienten (11%) ist in der
Lage durch Mundhygienemaßnahmen einen CPITN Wert von 0 selbständig
zu erhalten. Durch gewissenhaft und individuell angepasste
Beratungsmaßnahmen ließe sich dieser Wert mehr als verdoppeln (24%).
Dies konnte durch die vorliegende Studie bestätigt werden, kein Patient
hatte einen CPITN von 0, der überwiegende Teil der Patienten (58)
besaßen zum Zeitpunkt der Messung einen CPITN von 1 oder 2, 60
Patienten hielten ihre eigene Mundhygiene mindestens für „gut“.
Knapp ein Fünftel suchte die Praxis nur aufgrund von akuten Schmerzen
auf, was sich mit der Anzahl der sich selbst als ängstlich bezeichnenden
Patienten deckt.
Parodontale Gesundheit steht nach PRCHALA 1999 mit der sozialen
Schicht, gekennzeichnet durch Schulabschluss und beruflichem
Werdegang, in Zusammenhang und wird laut MICHEELIS und BAUCH
1991 stärker durch den Sozialstatus als durch Zahnarztbesuche und
persönliche Mundhygiene beeinflusst.
In dieser Untersuchung äußerten 25,5 % der Befragten, einen
Hauptschulabschluss zu besitzen, 26,5 % einen Realschulabschluss und
43,1 % besaßen Abitur.
Das soziale Umfeld des Patienten spielt sowohl in beruflicher bzw.
schulischer als auch familiärer Hinsicht eine große Rolle. Nach MICHEELIS
und SCHRÖDER 1996 haben soziale und psychosoziale Faktoren wie
Stress und berufliche, schulische und familiäre Situationen Einfluss auf die
Genese parodontaler Erkrankungen. Andererseits begünstigt die Absenz
psychosozialen Stresses eine gesundheitsfördernde Lebensweise
(LUCIAK-DONSBERGER 2001).
Hier gaben 52 Personen an, voll oder zeitweise in einer beruflichen
Beschäftigung zu stehen, hingegen gab es 11 Rentner und 31 Arbeitslose.
Etwa die Hälfte der Probanden (51,0%) war verheiratet.
Zusammenfassend entsprechen die soziodemographischen Daten und die
anamnestischen Erkenntnisse der vorgelegten Studie denen vergleichbarer
Studien.
-47-
5.2. Der Zuordnungsbogen
Bei der Zuordnung der Patienten zu den einzelnen Behandlungsgruppen
lag sowohl bezogen auf die geschlechtliche als auch die altersmäßige
Bewertung eine nahezu statistische Gleichverteilung vor.
Jeder Therapie ging eine Mundhygieneinstruktion voraus, um den
Studienteilnehmern eine gleiche Ausgangsbasis, bezogen auf optimale
Putztechnik als auch im Wissen um die Zusammenhänge zwischen
Hygienisierung und Mundgesundheit, zu ermöglichen. Die Kenntnis
entsprechender Zusammenhänge können nach BAUCH 1990 nicht
vorausgesetzt werden.
Bei der Betrachtung der erhobenen international gültigen Indices (API, SBI)
kann verzeichnet werden, dass es bei allen Behandlungsmethoden zu einer
signifikanten Verbesserung der Werte kam. Dies ist durch die eingeleiteten
Mundhygienemassnahmen als auch durch die Fokussierung der Patienten
auf die Zusammenhänge zwischen Mundhygiene und Erkrankungsverlauf
während der vorausgegangenen Mundhygieneinstruktion erklärlich und
deckt sich mit den Erkenntnissen von ZIMMER et al. 2001 und BONFIG et
al. 2007.
Gleichwohl muss die Aussagekraft der Indices einer kritischen Wertung
unterzogen werden.
Der API nach LANGE 1980 ist beispielsweise wenig geeignet zur
Bewertung des allgemeinen und langfristigen Status der Mundhygiene, da
er lediglich eine Angabe des augenblicklichen Plaquestatus gibt.
Der SBI nach MÜHLEMANN 1971 sagt wenig über die augenblickliche
Mundhygienesituation aus, da mit ihm lediglich Parameter erfasst werden,
die erst nach mehreren Tagen reduzierter Reinigungsbemühungen zum
Tragen kommen.
Ein deutlicher Nachteil des CPITN nach AINAMO et al. 1982 besteht darin,
dass er nur wenig zur Bestimmung des individuellen Attachmentverlustes
geeignet ist (WHO 1997).
Schlussfolgernd sichert also nur die, in der vorgelegten Studie
durchgeführte, Kombination der genutzten Indices ein aussagekräftiges
Ergebnis.
Vor Durchführung der eigentlichen Studie wurde die Praktikabilität des
entworfenen Studiendesigns sowie der programmierten Auswertungsbögen
anhand einer Pilotuntersuchung mit 5 Patienten erprobt. Aufgrund der
-48-
guten Ergebnisse während der Durchführung der Pilotuntersuchung konnte
die eigentliche Studie ohne zeitliche Verzögerung begonnen werden.
Somit konnten mögliche Praktikabilitätsprobleme bei Fragestellungen und
in der sich anschließenden Auswertung bereits im Vorfeld evaluiert und
ausgeschlossen werden.
5.3. Der Befundbogen
Bei der Auswertung der 82 Patienten aus den 3 Behandlungsgruppen und
der Kontrollgruppe 1 konnte festgestellt werden, dass Hypersensitivitäten
offensichtlich nicht solitär auftreten. Das arithmetische Mittel lag bei 2
betroffenen Zähnen je Proband. Dies deckt sich mit den Studie von DONDI
DALL OROLOGIO und MALFERRARI 1993 sowie DAVIDSON und
SUZUKI 1997 und RENGGLI 1997.
Bei der Untersuchung des Therapieerfolges am Studienende in
Abhängigkeit von der Dauer des Bestehens der Beschwerden vor
Behandlungsbeginn zeigte sich tendenziell ein Vorteil eines raschen
Behandlungsstarts gegenüber einer Verzögerung.
Im Falle der Fluoridierungsgruppe deckt sich dieses Ergebnis mit der
Untersuchung von RENGGLI 1997, der nachweisen konnte, dass durch
Einsatz einer fluoridhaltigen Zahncreme eine signifikante Verringerung der
DHS eintrat, während das erneute Absetzen der Therapie zu einer
Verschlechterung führte. Die Untersuchung von HELLWIG 1992 bestätigt
dies ebenfalls.
Auch in der Gluma-Gruppe stimmt die Abhängigkeit des
Behandlungserfolges vom Behandlungsbeginns mit den Ergebnissen
anderer Studien überein. So konnte FELTON et al.1991 feststellen, dass
eine einmalige topische Anwendung eine signifikante Verringerung der
DHS bewirkt. Auch COCHRAN 1995 und BLUNCK und ROULET 1999
zeigten gleiche Ergebnisse und betonten Gluma als einfaches und
wirksames Therapeutikum zur Behandlung der Dentinüberempfindlichkeit.
Bei der Bewertung der Ergebnisse bezogen auf die Wirkung der Hypnose
muss berücksichtigt werden, dass deren Untersuchung erstmals geschah
und deshalb keine Vergleiche in der Literatur gefunden werden konnten.
Bei der Betrachtung von Studien zur Wirkung und Wirksamkeit der
Hypnose bei Schmerz im Allgemeinen, zeigt sich, dass deren Wirksamkeit
bereits in anderen Bereichen, auch als adjunktive Therapie, als gesichert
-49-
gilt (MONTGOMERY et al. 2000; PATTERSON 2001; MONTGOMERY et
al. 2002).
Auch EBELL 2002 demonstriert die herausragenden Möglichkeiten
hypnotherapeutischer Interventionen selbst bei chronischen Schmerzen.
Die Wirksamkeit der Hypnose ist vor allem durch die Untersuchungen von
EITNER 2005, EITNER et al. 2005 und EITNER et al. 2006 auch im
zahnmedizinischen Kontext wissenschaftlich bewiesen.
Die im genutzten, standardisierten Text enthaltenen Suggestionen zielen
vorrangig auf eine veränderte Schmerzwahrnehmung ab, da im Falle der
DHS der Schmerz bereits nach kurzer Zeit seinen Signalcharakter verlieren
kann (HAYTHORNTHWAITE und BENRUD-LARSON 2001). Der Verlust
der Signalwirkung wird auch von KOSSAK 2004 beschrieben.
In der vorliegenden Untersuchung konnte kein signifikanter
Zusammenhang zwischen dem anfänglichen Stresslevel des Probanden
und der Veränderung der individuellen Schmerzwerte nachgewiesen
werden. Dies steht im Gegensatz zur Untersuchung von MIERAU 1992, der
die Wirkung parafunktioneller Habits für die Ätiologie und Pathogenese
parodontaler Rezessionen bestätigt. Auch BRODOWSKI und IMFELD 2003
bestätigen den Einfluss psychosozialer Effekte auf die Ausbildung einer
DHS. Das Fehlen signifikanter Zusammenhänge ist in dieser Studie sicher
der geringen Stichprobengröße geschuldet.
Bei der Überprüfung des Zusammenhangs zwischen gewähltem
Therapieverfahren und Änderung des subjektiven Schmerzempfindens
zeigten alle Therapieverfahren signifikante Veränderungen im Vergleich zur
Kontrollgruppe 1. Damit befindet sich diese Untersuchung in
Übereinstimmung mit der Untersuchung von ADDY et al. 1987 für die
Fluoridierungsgruppe, welche eine signifikante Abnahme der DHS nach 6
Wochen publizierte. Für die Gluma-Gruppe finden sich mannigfaltige
Übereinstimmungen mit den Untersuchungen von DAVIDSON und SUZUKI
1997, INOUE et al. 1996 und DONDI DALL`OROLOGIO und
MALFERRARI 1993, die übereinstimmend eine signifikante
Schmerzreduktion gegenüber der jeweiligen Kontrollgruppen feststellten.
Die Wirkung in der Hypnosegruppe geht sicher zum einen auf die bereits
beschriebene Schmerzwahrnehmung zurück, wie sie auch MONTGOMERY
et al. 2000 beschreibt, andererseits auch auf eine Änderung der
neurophysiologischen Verarbeitung eines chronischen Schmerzes (EBELL
2002, HUNTER 1996).
-50-
Letztlich wurde der Zusammenhang zwischen dem zeitlichen Verlauf der
Entwicklung der Verbesserungswerte VPT, VTW und VWM einerseits und
dem gewählten Therapieverfahren andererseits evaluiert.
Darin unterschieden sich die Therapieverfahren anfänglich signifikant von
der Kontrollgruppe 1.
Das verzögerte Eintreten einer Verbesserung in der Fluoridierungsgruppe
ergibt sich aus dem relativ langsamen Wirkmechanismus der Fluoride, wie
er bereits bei RENNGLI 1997 ( Verbesserung der Empfindlichkeitssituation
innerhalb von 4- 6 Wochen) und PETZOLD 1999 beschrieben ist. In der
hier vorliegenden Untersuchung ergibt sich erst nach etwa einem Monat ein
den Patienten zufrieden stellendes Ergebnis.
Anders sieht die Entwicklung in der Gluma- Gruppe aus. Hier ist die
Zufriedenheit bei 91,9 % der so behandelten Patienten bereits nach 1 Tag
gegeben. Dieses Ergebnis bestätigen auch die Untersuchungen von
DONDI DALL`OROLOGIO und MALFERRARI 1993 und INOUE et al.
1996. Bei letzterer Untersuchung waren 79% der Zähne bereits 15 min
nach einmaliger Applikation beschwerdefrei oder deutlich gebessert.
Im Gegensatz zu dieser Studie, bei der nach einem Monat bereits wieder
eine leichte Verschlechterung der Zufriedenheitswerte zu verzeichnen war,
hielt die Wirkung des benutzten Medikamentes in der Untersuchung von
INOUE et al. 1996 mindestens 8 Wochen an. Bei DAVIDSON und SUZUKI
1997 wiesen nach einem Jahr etwa 50% der untersuchten Zähne eine
erneute DHS auf. Der rasche Nachlass des Medikaments in dieser Studie
könnte sich einerseits durch eine mögliche ungleichmäßige Touchierung
der betroffenen Bereiche und andererseits durch das anfängliche
Schmerzlevel erklären lassen. Immerhin waren nach 1 Monat noch 59,5%
aller Patienten mit der Therapie zufrieden.
In der Hypnosegruppe zeigte sich ein ebenfalls rascher Wirkungseintritt.
Dies ist vor allem durch die in der Therapie gegebenen, die
Schmerzwahrnehmung verändernden und aufmerksamkeitslenkenden
Suggestionen begründet. Nach einem Tag lag die Zufriedenheit bei 70,3%
der so behandelten Patienten. Bereits EITNER 2005 beschreibt die rasche
Wahrnehmungsänderung bei Patienten mit einem ausgeprägten
Würgereflex. Auch berichtet BURK 1986 vom Effekt der schnellen Wirkung
der Hypnose im zahnärztlichen Rahmen zur Nutzung bei schmerzhaften
Eingriffen. Des Weiteren erfährt der Patient durch die Therapie, dass es
-51-
möglich ist, ein effektives subjektives Schmerzmanagement zu erlernen,
wie bereits von REINDL 1986 beschrieben. Dies erklärt auch, dass diese
Therapie in der vorliegenden Untersuchung als einzige das anfänglich
gewonnene Zufriedenheitsniveau über den gesamten Testzeitraum halten
konnte. Auch zum Ende der Studie waren noch 67,6% mit der Behandlung
zufrieden.
Als interessant stellt sich hier die Entwicklung der Kontrollgruppe 1 dar, die
trotz abwartendem Verhalten zum Ende der Studie einen
Zufriedenheitswert von 40% der Patienten erlangt. Dies kann auf die
„Spontanheilungstendenz“ der Odontoblasten zurückzuführen sein, welche
nach ausreichend langer Reizung beginnen, Reizdentin zu bilden
(PASHLEY und WALTON 1994). Andererseits kann dieses Ergebnis auch
durch eine veränderte neurophysiologische Verarbeitung des Schmerzes
erklärt werden (HUNTER 1996, EBELL 2002).
Schlussendlich ergibt sich gerade durch die Annäherung der individuellen
Zufriedenheitswerte am Ende des Untersuchungszeitraumes -unabhängig
von der gewählten Therapievariante- die Möglichkeit und Verpflichtung für
den Behandler, eine angemessene Auswahl des individuell richtigen
Vorgehens zu treffen. Dies sollte unter Berücksichtigung von Parametern,
wie individuelles Schmerzempfinden, Beeinträchtigung des Lebensalltages
durch die DHS und die Vorerfahrung des Patienten mit den einzelnen
Behandlungsverfahren geschehen.
Es kann nach Abschluss der Untersuchung gefolgert werden, dass neben
den erprobten und standardisiert verwendeten medikamentösen
Therapieansätzen auch die Verwendung der medizinischen Hypnose als
probates Mittel bei der Behandlung der DHS in Erwägung gezogen werden
kann. Deren Anwendung sollte aufgrund des benötigten Zeitbedarfs auf
Patienten mit entsprechender Hypnosevorerfahrung und auf Patienten mit
dem Wunsch nach Vermeidung medikamentöser Therapieansätze
beschränkt werden. Darüber hinaus scheint es sinnvoll, die Ergebnisse
dieser Studie in einer Untersuchung mit einer größeren Stichprobenmenge
zu validieren.
-52-
6. Literaturverzeichnis 01. Addy, M. (2002) Dentin hypersensitivity: new perspectives on a old problem Int Dent J 52: 367-375 02. Addy, M., Mostafa, P., Newcombe, R. (1987) Dentine hypersensitivity: a comparison of five toothpastes used during 6-week period Br Dent J 163: 45-51 03. Addy, M., Pierce, N. (1994) Etiological predisposing and environmental factors in dentine hypersensitivity Archs Oral Biol 39: 33-38 04. Ahrens, W., Bellach, B.-M., Jöckel. K.-H. (1998) Messung soziodemographischer Merkmale in der Epidemiologie MMV Medizin Verlag GmbH, München. 05. Ainamo, J., Barmes, D., Beagrie, G., Cutress, T., Martin, J., Sardo-Infirri, J. (1982) Development of the World Health Organization (WHO) community periodontal index of treatment needs (CPITN) Int Dent J 32: 281-91 06. Attin, T., Hellwig, E. (1996) Salivary fluoride content after toothbrushing with a sodium fluoride and an amine fluoride dentifrice followed by different mouthrinsing procedures J Clin Dent 7: 6-8 07. Barber, J. (1977) Rapid induction analgesia: A clinical report Am J Clin Hypn 19: 138-147 08. Barber, J. (1996) Hypnosis and suggestion in the treatment of pain. A clinical guide New York/London, W.W.Norton & Company
-53-
09. Barber, J. (1998) The mysterious persistence of hypnotic analgesia Int J Clin Exp Hyp 46: 28-43 10. Bastendorf, K.-D. (2002) Der neue Patient in der Prophylaxepraxis ZWR- Das dtsche Zahnärztebl 111: 39-42 11. Bauch, J. (1990) Mundgesundheit in der Bundesrepublik Deutschland. Ausgewählte Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung des Mundgesundheitszustandes und –verhaltens in der Bundesrepublik Deutschland (IDZ Broschürenreihe Bd. 3). Deutscher Ärzte- Verlag, Köln: 37-44 12. Bejenke, C.J. (1996) Painful Medical procedures. In: Barber,J.: Hypnosis and suggestion in the treatment of pain.A clinical guide New York, W.W.Norton & Company: 209-302 13. Bergenholtz, G., Jontell, M., Tuttle, A., Knutsson, G. (1993) Inhibition of serum albumin flux across exposed dentine following conditioning with Gluma primer, glutaraldehyde or potassium oxalates J Dent 21: 220-227 14. Blunck, U., Roulet, J.-F. (1999) Efficiency of desensitizing treatments of hypersensitive dentin with Gluma and Gluma 2000 J Dent Res 76: No. 176 15. BMG (2006) Drogen- und Suchtbericht 2006 der Bundesregierung; Mai 2006 16. Bonfig, W., Bechtold Dalla Pozza, S., Bachmann, S., Buckl, M., Putzker, S., Folwaczny, M., Schwarz, H.P. (2007) Mundhygiene, Zahnstatus und Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes mellitus Diabetologie und Stoffwechsel 2007: 2
-54-
17. Brännström, M. (1986) The hydrodynamic theory of dentinal pain: sensation in preparations, caries and the dentinal crack syndrome J Endodont 12: 453-457 18. Brodowski, D., Imfeld, T. (2003) Dentinüberempfindlichkeit - eine Übersicht Schweiz Monatsch Zahnmed 113: 49-58 19. Burk, W. (1986) Die hypnosuggestive Angst- und Schmerzbehandlung in der zahnärztlichen Praxis Experimentelle und klinische Hypnose 2: 129-141 20. Chaves, J.F., Dworkin, S.F. (1997) Hypnotic control of pain. Historical perspectives and future prospects Int J Clin Exp Hyp 45: 356-376 21. Cochran, M. (1995) Tooth sensitivity study Untersuchungsbericht an Bayer Dental vom Juli 1995 22. Dababneh, T.A., Khouri, A.T., Addy, M. (1999) Dentine hypersensitivity- an enigma? A review of terminology, epidemiology, mechanisms, aetiology and management Br Dent J 187: 606-611 23. Davidson, D.F., Suzuki, M. (1997) The Gluma bonding system: a clinical evaluation of its various components for the treatment of hypersensitive root dentin J Can Dent Assoc 63: 38-41 24. Davis, M.W. (1996) Dentinal bonding as a desensitizing agent and composite resin provisionals Dent Today 15: 44,46 – 44,49
-55-
25. Dondi dallÓrologio, G., Malferrari, S. (1993) Desensitizing effects of Gluma Primer and Gluma 2000 on hypersensitive Dentin Am J Dent 6: 283-286 26. Duroux, P., Cimasoni, G. (1991) Les hypersensibilites dentinaires et leur traitement Schweiz Monatschr Zahnmed 101: 1261-1271 27. Ebell, H. (2002) Hypnose und Selbsthypnose in der Behandlung von Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden Hypnose und Kognition 19: 27-38 28. Eitner, S. (2005) Der Einfluss psychogener Faktoren wie „Angst“ auf Befund, Diagnose und Therapie bei zahnmedizinischen Fragestellungen unter besonderer Berücksichtigung der medizinischen Hypnose Habilitationsschrift Universität Erlangen-Nürnberg 29. Eitner, S., Wichmann, M., Holst, S. (2005) “Hypnopuncture”—A Dental-EMergency Treatment Concept for Patients with A Distinctive gag reflex Int J Clin Exp Hyp 53: 60-73 30. Eitner, S., Wichmann, M., Schultze- Mosgau, S., Schlegel, A., Leher, A., Heckmann, J., Heckmann, S., Holst, S. (2006) Neurophysiologic and Long-Term Effects of Clinical Hypnosis in Oral and Maxillofacial Treatment — A Comparative Interdisciplinary Clinical Study Int J Clin Exp Hyp 54: 457-479 31. Felton, D.A., Bergenholtz, G., Kanoy, B.E. (1991) Evaluation of the desensitizing effect of Gluma Dentin Bond on teeth prepared for completecoverage restorations Int J Prosthodont 4: 292-298 32. Frischenschlager,O. , Pucher, I. (2002) Psychological management of pain Disabil and Rehabil 24: 416-422
-56-
33. Gangarosa, L.P. (1994) Current strategies for dentist-applied treatment in the management of hypersensitive dentine Archs Oral Biol 39, Suppl.: 101-106 34. Gheorgiu, V.A., Orleanu, P. (1982) Dental implant under hypnosis Am J Clin Hypn 25: 68-70 35. Gillam, D.G. (1997) Clinical trial designs for testing of products for dentine hypersensitivity - a review J West Soc Periodontal Periodontal: 37-46 36. Gillmann, L. (2006) Der Einfluss des Einbürstens verschiedener Zahnpasten auf gesunden und demineralisierten Zahnschmelz unter besonderer Berücksichtigung des Abrasionsverhaltens von Elmex Gelée Dissertation, Universität Freiburg/Breisgau 37. Haythornthwaite, J.A., Benrud-Larson, L.M. (2001) Psychological assessment and treatment of patients with neuropathic pain Current Headache Report 5: 124-129 38. Hellwig, E. (1992) Fluoride retention in dentin after topical application of aminfluoride J Dent Res. 71: 1558-1560 39. Hole, G. (1997) Die therapeutische Hypnose: Formen, Möglichkeiten und Grenzen Deutsches Ärzteblatt 94 : A3351 40. Hunter, M.E. (1996) Making Peace with chronic pain New York, Brunner & Mazel
-57-
41. Inoue, M., Yoshikawa, K., Okamoto, A., Kota, K.,Fujii,B., Iwaku,M. (1996) Clinical evaluation of Gluma 3 Primer to dentin hypersensitivity Japan J Conserv Dent 39: 768-776 42. Issa, AI., Toumba, KJ (2004) Oral fluoride retention in salvia following toothbrushing with child and adult dentifrices with and without water rinsing Caries Research 38: 15-19 43. Kaiser Rekkas, A. (2001) Klinische Hypnose und Hypnotherapie. Praxisbezogenes Lehrbuch für die Ausbildung Heidelberg, Carl-Auer-Systeme-Verlag, 2.,korr.und überarb. Aufl.; 215-221 44. Kakaboura A, Rahiotis C, Thomaidis S, Doukoudakis S (2005) Clinical effectiveness of two agents on the treatment of tooth cervical hypersensitivity Am J Dent 18: 291-295 45. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (2004) KZBV-Jahrbuch 2004 Köln 46. Keltjens, H.M.A.M., Schaeken, M.J.M., van der Hoeven, J.S., Hendriks, J.C.M. (1988) Epidemiology of root surface caries inpatients treated for periodontal disease Commun Dent Oral Epidemiol 16: 171-174 47. Kerns, D.G., Schneidt, M.J., Pashley, D.H., Horner J.A. (1991) Dentinal tubule occlussion and root hypersensitivity J Periodontol 62: 421-428 48. Khocht, A., Simon, G., Person, P.,Denepitiya, J.L. (1993) Gingival recession in relation to history of hard toothbrush use J Clin Periodontol 64: 900-905
-58-
49. Kielbassa, A.M., Attin, T., Hellwig, E., Schade-Brittinger, C. (1997) In vivo study on the effectiveness of a lacquer containing CaF2/NaF in treating dentine hypersensitivity Clin Oral Invest 1: 95-99 50. Kirsch, I. (1999) Clinical hypnosis as a nondeceptive placebo In: Kirsch, I.; Capafons, A.; Cardena-Buelna, E.; Amigo, S.: Clinical hypnosis and self-regulation. Cognitive-behavioral perspectives: 211-225 Washington DC, American Psychological Association 51. Kossak, H.C. (2004) Hypnose. Lehrbuch für Psychotherapeuten und Ärzte Weinheim/Basel, Beltz Verlag, 4., vollst.überarb. Aufl. 52. Krauser, JT. (1986) Hypersensitive teeth. Part I: Etiology J Prosthet Dent. 56: 153-156 53. Lange, D.E. (1980) Über den Einsatz von Indices in der Parodontologie Carl Hauser Verlag 54. Luciak-Donsberger, C. (2001) Der Parodontale Gesundheits-IQ Stomatologie 98.8: a13-a16 55. Madlena, M.; Nagy, G., Gabris, K., Marton, S., Keszthelyi, G., Banoczy, J. (2002) Effect of Amine Fluoride Toothpaste and Gel in High Risk Groups of Hungarian Adolescents: Results of a Longitudinal Study Caries Res 36: 142-146 56. Micheelis, W., Bauch, J. (1991) Mundgesundheitszustand und –verhalten in der Bundesrepublik Deutschland (IDZ Materialreihe Bd. 11.1) Deutscher Ärzte- Verlag, Köln
-59-
57. Micheelis, W., Schroeder, E. (1996) Risikogruppenprofile bei Karies und Parodontitis (IDZ Materialreihe Bd. 11.4). Deutscher Ärzte- Verlag, Köln 58. Mierau, H.D. (1992) Der freiliegende Zahnhals Deutsch Zahnärztl Z 47: 643-653 59. Montgomery, G.H., DuHamel, K.N., Redd, W.H. (2000) A meta-analysis of hypnotically induced analgesia: How effective is hypnosis? Int J Clin Exp Hyp 48: 138-153 60. Montgomery, G.H., David, D., Winkel, G., Silverstein, J.H., Bovbjerg, D.H. (2002) The Effectiveness of adjunctive hypnosis with surgical patients: A meta-analysis Anesth Analg 94: 1639-1645 61. Mühlemann, H.R., Son, S. (1971) Gingival Sulcus bleeding - a Leading Symptom in Initial Gingivitis Helv Odontol Acta 15: 107-113 62. Nagatani, T. (1985) Fundamental study of fluoride iontophoresis for hypersensitive dentine Japan J Conserv Dent 28: 155-175 63. Närhi, M., Yamamoto, H., Ngassapa, D., Hirronen, T. (1994) The neurophysiological basis and the role of inflammatory reactions in dentin hypersensitivity Archs Oral Biol 39: 23-30 64. Ngassapa, D. (1996) Neurophysiological basis, aetiology and clinical aspects of hypersensitive teeth East Afr Med J. 73: 775-778
-60-
65. Pashley; D.H., Walton, R.E. (1994) Histology and physiology of the dental pulp In: Ingle, JI, Bakland, LK: Endodontics. Williams& Wilkins, Baltimore: 320-354 66. Patterson, D.R. (2001) Is hypnotic pain control effortless or effortful Swedish Journal of Hypnosis in Psychotherapie and Psychosomatic Medicine, 28: 132-134 67. Pelka, M. (1999) Gluma Desensitizer- Einsatzgebiete und klinische Anwendung ZMK 15: 728-732 68. Peter, B. (1998) Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose in der Schmerzbehandlung Der Schmerz, 12: 179-186 69. Petersson, L.G., Kambara, M. (2004) Remineralisation study of artificial root caries lesions after fluoride treatment. An in vitro study using electric caries monitor and transversal micro-radiography Gerodontology 21: 85-92 70. Petzold, M. (1999) Investigation of the interaction of Elmex Sensitive rinse with the dentine surface Scientific reports, Gaba International, Basel 71. Prchala, G. (1999) Schlüsselerkenntnisse in Sachen Prävention Zahnärztl Mitt 89: 40-44 72. Rainville, P., Bushnell, M.C., Duncan, G.H. (2001) Representation of acute and persistant pain in the human CNS: Potential implications for chemical intolerance In Sorg, B.A.; Bell,I.R.: The role of neural plasticy in chemical tolerance. Ann NY Acad Sci 933: 130-141
-61-
73. Reindl, V. (1986) Selbsthypnose in der Zahnmedizin Experimentelle und klinische Hypnose 2: 143-147 74. Renggli, H.H. (1997) Effekt von Aminfluorid-Zahnpasten auf überempfindliche Zahnhälse Acta Med Dent Helv 2: 1-5 75. Revenstorf, D. (2003) Expertise zur Beurteilung der wissenschaftlichen Evidenz des Psychotherapieverfahrens Hypnotherapie Privatdruck, erhältlich beim Herausgeber/Autor 76. Revenstorf, D. (2005) Hypnotherapie bei Schmerzen PiD - Psychotherapie im Dialog 6: 82-86 77. Rölla, G., Ögaard, B., de Almeida Cru, R. (1993) Topical application of fluorides on teeth. New concepts of mechanisms of interaction J Clin Periodontol 20: 105-108 78. Roulet, J.-F., Blunck, U. (1996) Abschlußbericht über die klinische Prüfung von Gluma Primer und Gluma 2000 Conditioner zur Therapie sensibler Zahnhälse März 1996 79. Schüpbach, P., Lutz, F., Finger, W. (1997a) Closing of dentinal tubules by Gluma desensitizer Eur J Oral Sci 105: 414-421 80. Schüpbach, P., Lutz, F., Finger, W. (1997b) Effect of Gluma desensitizer on dentin: Morphological Evaluation using TEM, SEM and CLSM J Dent Res Abstract 1222
-62-
81. Staehle H J, Kerschbaum Th (2004) Zahngesundheit in der Schweiz und in Deutschland Zahnärztl Mitt 94: 26-29 82. Watanabe, T., Sano, M., Itoh, K., Wakumoto, S. (1991) The effect of primers on the sensitivity of dentin Dent Mater 7: 148-150 83. Weisenberg, M. (1998) Cognitive aspects of pain and pain control Int J Clin Exp Hyp 46: 44-61 84. Yates, R.J., Newcombe, R.G., Addy, M. (2004) Dentine hypersensitivity: a randomised, double-blind placebo-controlled study of the efficacy of a fluoride-sensitive teeth mouthrinse J Clin Periodontol 31: 885-889 85. Zappa, U. (1994) Self-applied treatments in the management of dentine hypersensitivity Archs Oral Biol 39: 107-112 86. Zimmer, S., Bizhang, M., Seemann, R., Barthel, C.R. (2001) Einfluss von Prophylaxeprogrammen auf die Mundhygiene von Erwachsenen und Schulkindern Gesundheitswesen 63: 98-101
-63-
7. Anhang
7.1. Abkürzungen
% Prozent
Abb. Abbildung
API Approximal-Plaque-Index
Aufl. Auflage
bzw. beziehungsweise
ca. zirka
CPITN Community Periodontal Index of Treatment Needs
d.h. das heißt
DHS Dentinhypersensibilität; Dentinüberempfindlichkeit
evtl. eventuell
ff. folgende
Gew - % Gewichtsprozent
ICD International Classification of Diseases
inkl. inklusive
korr. korrigiert(e)
max. maximal
mm Millimeter
o.g. oben genannt
p Irrtumswahrscheinlichkeit
ppm parts per million
SBI Sulcusblutungsindex
SL Stresslevel
SM Schmerzwert einen Monat nach Behandlung
SP Schmerzwert vor Behandlungsbeginn
SPSS Statistical Package for Social Sciences
ST Schmerzwert einen Tag nach Behandlung
SW Schmerzwert eine Woche nach Behandlung
Tab. Tabelle
TN Treatment Needs
überarb. überarbeitet(e)
vollst. vollständig
-64-
VPM Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Monat
mit dem vor der Behandlung
VPT Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Tag mit
dem vor der Behandlung
VTW Vergleich des Schmerzzustandes nach einer Woche mit
dem nach einem Tag
VWM Vergleich des Schmerzzustandes nach einem Monat
mit dem nach einer Woche
WHO World Health Organisation
ZM Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach
einem Monat
ZT Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach
einem Tag
ZW Zufriedenheit des Patienten mit der Therapie nach einer
Woche
-65-
7.2. Zuordnungsbogen
Zuordnungsbogen
Patienten werden in der Reihenfolge Ihres Erscheinens wie folgt der entsprechenden Therapie zugeordnet:
Patientennummer Therapie
1,4,8,11,16,22,25,31,34, 39
Mundhygieneinstruktion
inklusive einer topischen, häuslichen Fluoridierung mit
einem konventionellen Fluoridierungsmittel
3,7,14,17,20,21,28,29,36,40
Medikamentöse Therapie
mittels topischer, professioneller Touchierung mit einem handelsüblichen
Desensitizer
6,10,15,18,23,26,30,32, 37,38
Einsatz medizinischer
Hypnose zur Änderung der individuellen
Schmerzwahrnehmung
2,5,9,12,13,19,24,27,33, 35
Kontrollgruppe 1 mit
abwartendem Verhalten
Patient 41 entspricht Patient 1 Patient 42 entspricht Patient 2 Patient 43 entspricht Patient 3
. usw.
-66-
7.3. Der Anamnesebogen
-67-
7.4. Der allgemeine Befundbogen
-68-
7.5. Der zahnbezogene Befundbogen
-69-
7.6. Die Schmerzskala
7.7. Die Stressskala
-70-
7.8. Hypnosetext
Dauer des Textes: ca. 10-12 Minuten
Induktion, Vertiefung und Ausleitung richten sich nach den individuellen
Erfordernissen
--- symbolisiert eine Sprech- und Atempause
Induktion und Vertiefung je nach Hauptsinneskanal des Probanden
Du bist jetzt an deinem Ort der Ruhe angekommen.--- Nachdem du es Dir
jetzt so angenehm gemacht hast – wie du es heute und jetzt für dich
zulassen kannst,--- möchte ich Dich nun bitten --- einmal deine ganze
Aufmerksamkeit auf die Bereiche in deinem Mund zu legen, --- die dir
unangenehm und schmerzend sind.--- Dabei bitte ich dich darum, --- dass
du dir sehr viel Mühe gibst, die Stelle oder die Stellen, an denen deine
Zahnhälse schmerzen --- so genau wie dir möglich einzugrenzen. Und
während du dies tust, --- hat du sicher noch gar nicht bemerkt, --- wie du
mit jedem Atemzug immer noch mehr und mehr --- in deinen entspannten
und gleichzeitig aufnahmebereiten Zustand geglitten bist, --- der es dir
möglich macht in den nächsten Momenten all deine Aufmerksamkeit ---
darauf zu richten, wie gut es dein Unterbewusstes schaffen wird --- mit
diesen Stellen fertig zu werden. Gib dir deshalb ganz besonders viel Mühe
die unangenehmen Stellen so genau wie möglich abzugrenzen.--- Ich
möchte dich bitten, wie vereinbart, mir ein kleines Zeichen zu geben, wenn
du das --- so gut es heute für dich geht geschafft hast (SO IST ES GUT!)
Und sicher wirst du erstaunt sein, --- wie dir dies ab jetzt immer besser und
einfacher und schneller gelingen wird, immer dann wenn du dies möchtest
und es tust! Und nun --- möchte ich einen Teil deiner Aufmerksamkeit
darauf richten, --- dir einmal vorzustellen wie es sein könnte, wenn du jeden
der eingegrenzten, --- unangenehmen Bereiche abdecken würdest,
abdecken mit einer Schutzschicht die in der Lage ist alles unangenehme
und störende von diesem Ort / diesen Orten fern zu halten. Und manchmal
--- kann man sich das Vorstellen wie einen Wintermantel, kuschelig warm
und dick, der es schafft, alle Reize von einem wegzuhalten. Immer --- wenn
man Ihn trägt, hat alle Kälte, jeder Reiz von außen keine Möglichkeit --- an
den Körper heranzukommen. Und manch einer stellt es sich vielleicht auch
-71-
vor wie eine wunderbar flauschige dicke Zudecke --- unter die man sich an
einem kühlen Wintertag beim Aufwachen noch einmal einkuschelt um alles
störende nicht an sich heranzulassen. Und so --- wie in dem Mantel und
unter einer Bettdecke alles störende ferngehalten wird, --- genauso kann es
dir gelingen dir einmal vorzustellen, wie dein abgegrenzter Bereich sich wie
unter einer Decke oder unter einem Mantel einfach und leicht abschotten
kann von allem äußeren störenden. --- Einfach abschotten! So ist es gut! ---
Und wenn es dir gleich in wenigen Augenblicken gelungen sein wird,
dieses zu empfinden, darfst du mit wieder ein kurzes Zeichen geben! (SO
IST ES GUT!) --- Und selbst wenn die Kälte und das unangenehme noch
da ist, wird es dir mit dem Gedanken an diese Fähigkeit deines Körpers
gelingen, --- mit jedem Mal wo du dies tust diese Störung immer noch ein
wenig weniger und weniger --- zu empfinden, immer noch mehr und mehr --
- die angenehme Situation der Abgrenzung und Abschottung für dich
empfinden. Und diese wird so deutlich sein, dass du an den gerade noch
störenden Stellen dieses Geschehen als völlig unwichtig und hintergründig
empfinden wirst. --- Und du darfst dich einmal überraschen lassen, --- wie
gut und einfach es dir gelingen wird, diesen Zustand jederzeit, --- auch
wenn ich nicht mehr bei dir sein werde, für dich wiederherzustellen, ---
indem du einfach in jedem Moment in dem du die Unterstützung deines
unbewussten dafür brauchst, --- die Augen einfach schließen kannst --- und
dir einfach das Bild des dicken Mantels oder der Zudecke vor deinem
geistigen Augen entstehen lässt. --- Mit jeder Übung wird es dir leichter und
einfacher gelingen deinen Bereich einzugrenzen und zu schützen. – Mit
jeder Übung einfacher und besser! --- In der Gewissheit, dass du dich an all
das wichtige und notwendige das ich dir gerade gesagt habe, jederzeit
erinnern kannst, --- möchte ich dich nun bitten, all deine inneren Bilder zu
schließen --- und in wenigen Atemzügen mit mir hierher in diesen Raum
zurückzukehren, aus dem wir gestartet sind. --- Nimm dabei soviel von der
angenehmen Ruhe und dem wohltuenden Schutz für deine Zähne hierher
mit in diesen Raum, wie du brauchst. Gut jetzt!
Ausleitung
-72-
8. Danksagung
Für die Überlassung des Themas als auch die Möglichkeit die Dissertation
an der Zahnklinik 2 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
verteidigen zu dürfen, bedanke ich mich sehr herzlich bei Herrn Prof. Dr.
med. dent. Manfred Wichmann.
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn PD Dr. med. dent. Stephan Eitner
für die Überlassung des hochinteressanten Themas, die fachliche
Unterstützung sowie die vielen interessanten und wertvollen Anregungen
und Gespräche während des Verfassens der Dissertation. Dankbar bin ich
Dir, lieber Stephan, auch für deine Beharrlichkeit und Geduld und die
uneingeschränkte Bereitschaft mich bei der Umsetzung dieser Arbeit zu
unterstützen.
Allen beteiligten Patienten und meinem Praxisteam danke ich für die
freundliche Mitarbeit.
Frau Dr. med. dent. Anna Maria Leher danke ich herzlich für die
Unterstützung bei der statistischen Auswertung der Studienergebnisse.
Für die Unterstützung bei der Beschaffung der nötigen Literatur danke ich
dem Team der Stadtbibliothek Salzgitter, allen voran Herrn Rolf-Ingo
Behnke, sehr herzlich.
Ein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mir mein Studium der
Zahnmedizin ermöglichten und mir jederzeit mit Liebe und Unterstützung
zur Seite standen und stehen.
Mein letzter und größter Dank gilt meiner Familie, die mir den Rücken
freihielt, um neben der Praxistätigkeit ein so zeitaufwendiges Projekt wie
eine Dissertation realisieren zu können!
-73-
9. Lebenslauf
Christian Bittner
26.08.1966 geboren in Mühlhausen
Eltern Eberhard Bittner, Rettungssanitäter
Monika Bittner, Krankenschwester
Geschwister Babett Mäder, geb. Bittner
Ehefrau Verena Bittner, Krankenschwester
Kinder Anne- Marie Bittner
Paulina Bittner
Schulbildung
1973-1974 Polytechnische Oberschule „Wilhelm Pieck“,
Mühlhausen
1974-1983 Polytechnische Oberschule „Juri Gagarin“,
Mühlhausen
1983-1985 Erweiterte Oberschule „Erich Weinert“, Mühlhausen
Juli 1985 Abitur
Wehrdienst
11/85- 08/1988 Wehrdienst Leipzig
Studium
09/ 1988- 07/1993 Studium der Zahnmedizin
Medizinische Hochschule Erfurt
31.07.1993 Zahnärztliche Prüfung und Approbation als Zahnarzt
-74-
Beruflicher Werdegang
09/1993-12/1994 Ausbildungsassistent in der Zahnarztpraxis
Dipl.Stom. Heike Haltenhof, Mühlhausen
01/1995-08/1995 Ausbildungsassistent in der Zahnarztpraxis
Dr.med.dent. Alfred Blenk, Bad Homburg vor der
Höhe
seit 10/1995 niedergelassener Zahnarzt in eigener Praxis,
Salzgitter
seit 1995 regelmäßige Aus- und Weiterbildungen und
praktischer Anwendung in medizinischer Hypnose bei
der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und
Hypnotherapie (DGH)
seit 2003 Dozent und Leiter des Fort- und
Weiterbildungszentrums Salzgitter der DGH
Durchführung von Fort- und Weiterbildungen bei den
ZÄK Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen-
Anhalt, Thüringen und Westfalen-Lippe sowie
Ausbildungscurricula „Medizinische Hypnose“ nach
den Richtlinien der DGH
seit 2004 Supervisor der DGH
Recommended