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BD3LI0 THECA EPHEMERIDUM THEOLOGICARUM LOVANIENSIUM 1 cLxm THE BIBLICAL CANONS EDITCDBY J.-M. AUWERS & H.J. DE JONGE UTTGEVERIJ PEETERS . LEUVEN LEUVEN, UNIVERSITY PRESS

ΔΑΦΝΗ ΕΥΑΓΓΕΛΙΑ BiblCan 2003 Οἱ Οὐκ Ὄντες Θεοί in Der Septuaginta Des Jeremiabuches Und in Der Epistel Jeremias

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Οἱ Οὐκ Ὄντες Θεοί in Der Septuaginta Des Jeremiabuches Und in Der Epistel Jeremias

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  • BD3LI0THECA EPHEMERIDUM THEOLO GICARUM LOVANIENSIUM1cLxm

    THE BIBLICAL CANONS

    EDITCDBY

    J.-M. AUWERS & H.J. DE JONGE

    UTTGEVERIJ PEETERS . LEUVEN

    LEUVEN, UNIVERSITY PRESS

  • CONTENTS

    Pr e f a c e ................................................................ ................................. In t r o d u c t io n .................................... ......................................................... xmFrans Neirynck (Leuven)

    Colloquium Biblicum Lovaniense 15 0 ...................... ... . . . xxxmThomas Sding (Wuppertal)

    Der Kanon des alten und neuen Testaments, Zur Frage nach seinem theologischen A nspruch............................ .................. XLvn

    OLD TESTAMENT

    Main Papers

    Jean-Marie A uwers (Louvain-la-Neuve)Les voies de l'ex6gfese canonique du Fsautier 5

    Arie van der Koou (Leiden)Canonization of Ancient Hebrew Books and Hasmonaean P o litic s ..................................................................................................... 27

    Johan Lust (Leuven)Septuagint and C a n o n ..................................................................

    Eugene Ulrich (Notre Dame, IN)Qumran and the Canon of the Old Testament .........................

    Gilies D o r iv a l (Marseille)L apport des P&res de l Jiglise la question de la cl&ture duCanon de lAncien Testament.....................................................

    Erich Zencer (Mnster)Der Psalter im Horizont von Tora und Prophetie. Kanongescbicht-liehe und kanonherraeneutische Perspektiven............................

    Johann Cook (Stellenbosch)Textual Diversity and Canonical U niform ity......................... ...

    Pierre-Maurice Bogaert (Maredsous)Aux origines de la fixation du canon: Scriptoria, listes et titres.Le Vaticanus et la stichomdtrie de Mommsen . ......................

    Georg Steins (Osnabrck)Der Bibelkanon als Denkmal und Text Zu einigen methodo-logischen Aspekten kanonischer Schriftauslegung...................

    John Barton (Oxford)Canonical Approaches Ancient and Modem ............................

    Offered Papers

    39

    57

    81

    111

    135

    153

    177

    199

  • x T ABUl O F CONTENTS

    John BARTON (Oxford) Canonical Approaches Ancient and Modem

    OFFER ED P APERS

    Jacques VERMEYLEN (BruxeUes) Une etape majeure dans la formation du canon des Ecritures: l'reyvre deyteronomjste

    Matthias Mn.LARD (Dortmund-Bethel)

    199

    2 13

    Simson und das Ende des Richterbuches. Ein Beispiel einer Ka-nonexegese zwischen kompositions- und wirkungsgeschicht-licher Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

    Evangelia G. DAFNI (G!lttingen-Athens) Ol ooic 6vrn5 Seol in der Septuaginta des Jeremiabuches und in der Epistel Jeremias. Ein Beitrag zur Frage nach dem Werde-gang des sogenannten Alexandrinischen Kanons . . . . . . 235

    Susanne GtU.MAYR-BUCHER (Erfurt) The Psalm Headings. A Canonical Relecture of the Psalms 247

    Veronica KOPERSKI (Miami. FL) Sirach and Wisdom: A Plea for Canoniciiy 255

    Johan L EEMANS (Leuven) Canon and Quotation. Athanasius' Use of Jesus Sirach 265

    Bernard GOSSE (Antony) Le canon et la question du salut . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

    LJ.J. SPANGENBERG

  • O ffer ed P ape r s

    C. F ocant (Louvain-la-Neuve)La canonicite de la finale longue (Me 16,9-20). Yers la recon- naissance dun double texte canoniquc? . . . . . . . . . . . . 587

    N. Perrin (London) 1^ Hermeneutical Factors in the Harmonization of the Gospels and the Question of Textual Authority . . . . . . . . . . . . . 599

    K. IIuder & M. H asitschka (Innsbruck). j .Die Offenbarung des Johannes im Kanon der Bibel, Textin- temer Geltungsanspruch und Probleme der kanonischen Rezep-. tion ............ ... . . ................ ........................................... ... 607

    M. R ese (Mnster)Hamack und Overbeck ber die Entstehung des Kanons des Neuen Testaments - ein leider vergessener Streit aus dem vor-letzten Jahrhundert ......................... . . . . . . . . . . . -. . 619

    R.L. Brawley (Chicago, IL)Canonical Coherence in Reading Israels Scriptures ,with a Sequel ..................................... ... ; ............................. 627

    T. H ieke (Regensburg)Biblos Geneseos - Mt 1,1 vom Buch Genesis her gelesen , . 635

    J. N issen (Aarhus)Scripture and Community in Dialogue. Hermeneutical Reflec-tions on the Authority of the B ib l e ................... ... 65}

    C.U. M anus (Nairobi)Scriptures and Canon: Interpretations of the Bible in Con- temporary African Christianity . . . . . . . . . . . . . . . . . 659

    INDEXES

    Abbreviations ............................................................................ 673Index of Authors ............................................ ... . . ................ ... . 679Index of References to Biblical, Jewish, Christian and Classical

    Literature ..................................................... ......................... 693List of Contributors ...................................................................718

  • IN DER SEPTUAGINTA DES JEREMIABUCHES

    UND INj DER EPISTEL JEREMIAS .E in B eitra g z u r F rag e nach d e m W e rd e g a n gDES SOGENANNTEN ALEXANDRINISCHEN KANONS

    Unser Wissen ber die Kanonbildwag sttzt sich grundstzlich auf die externe Evidenz, bzw. af die Rezeptionsgeschichte der hebrischen Schriften im Judentum und im Christentum. Daraus entnehmen wir, da die Voraussetzung fr die Aufnahme eines Buches in den alttestaiffentli- chen Kanon die Befrwortung durch eine von allen anerkannte Autoritt war, die ihre Entscheidung abhngig von bestimmten Kriterien machte. Nmlich, da das Buch a) als gttlich inspiriert und b) als altehrwrdig bekannt war1. Doch die Begriffe der gttlichen Inspiration (- ) und des Alters eines alttestamentlichen Buches sind nicht cindeu- tig und abschlieend auf ihren Inhalt geprft. Ebensowenig geklrt ist die endgltige Zusammenstellung des Kanons. Wir kennen zwar zwei Fassungen des Kanons a): die engere palstinische, die die sogenannten protokanonischen Bcher umfat, und b) die weitere alexndrinische Fassung, welche auch die sogenannten deuterokanonischen Schriften enthlt. Man ist sich aber noch nicht einig darber, welcher Kanon der ltere ist und worin sich die Vertreter des jeweiligen Kanons unter- scheiden oder der gleichen Meinung sind. Ch.H. Dodd begann seine epochemachende Studie The Bible and the Greeks von 1935 mit der erwhnenswerten Bemerkung, da der Charakter des Judentums sich mehr oder weniger unter dem Einflu des Griechentums gendert hat, so da das palstinische und das alexandrinische Judentum nicht mehr als identische Phnomene in der Gcistesgcschichte angesehen werden knnen, sondern als unterschiedliche, die einer Sonderbehandlung be- drfen. Doch diese Hypothese sollte nicht zum Ausgangspunkt un- serer Betrachtung des Werdegangs des alexandrinischen Kanons wer- den, sondern sie mu aufgrund von alttestamentlichen Aussagen wider- legt oder nachgewiesen werden. Somit wird die Frage aufgeworfen,

    * Dieser Vortrag stellt zusarmnenfassend Forschungsergebnisse eines auf Einladung von Herrn Professor Christoph Elsas zweimonatigen Aufenthaltes (Mrz-April 2000) im Religionsgeschiclitlichen Institut der Philipps-Universitt Marburg mit Untersttzung des DAAD dar. Hiermit sei mein herzlichster Dank ausgesprochen.

    I. J osephus, Contra Apionem, I 7 20ff. Dazu P J. B rats tons, &, Athen, 193. tepr. 1975, pp. 486-522, insbesondere p. 488f.

    PaTypewritten Texthttp://books.google.gr/books?id=n1C4tLtC47QC, . 2003. in der Septuaginta des Jeremiabuches und in der Epistel Jeremias. Ein Beitrag zur Erforschung des Werdegangs des sogenanten alexandrinischen Kanons. The Biblical Canons, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium (BETL) 163. J.-M. Auwers/H.J. de Jonge (.), 235-245. Leuven: Peeters.

  • EG. DAFNI236

    welchc internen Kriterien2 sind fr die kanonische Wertung der sge- nannten deuterokanonischen Schriften magebend geworden? Dieser Frage mchte ich anhand der Bezeichnung der Gtter als ol 0 in der LXX des Jeremiabuches und in der Epistel Jeremias nachge- hen.

    X

    Die Bezeichnung 01 begegnet uns nur in Jer 5,7 in einem Gotteswort, welches sich auf den Eidspruch des untreuen Volkes an die falschen Gtter bezieht. Es handelt sich eigentlich um eine sub- stantivierte Wortverbindung, die aus dem negierten aktiven Partizip des Verbes und dem Plural des ppelativums besteht und als Prpositionalobjekt des Verbes dient.

    01 &

    Sollten kontextunabhngige Bedeutungskomponenten, die mit einer mglichen Ersetzung des griechischen Ausdrucks durch ein dynami- sches bersetzungsquivalent wie zJB. Gtzen einhergehen, vermie- den werden, so wrde er im Deutschen mit die nichtseienden Gtter wortwrtlich bersetzt werden, unter der Voraussetzung, da sein Inhalt nher erklrt werden soll.

    Als erstes fallt nun auf, da neben der nominalisierten Formulierung 01 an zwei Stellen des Jeremiabuches (Jer 2,11; 16,20) auch die verbale Form () ;5 belegt ist. Diese steht im Zusammenhang mit der Klage Gottes ber seih Volk, das, obwohl es seine Herrlichkeit kennt und erlebt hat, ihn verworfen' hat, um sich den selbstgemachten, unntzen Gttern hinzugeben. Beide LXX-Varianten geben denselben hebrischen Ausdruck im Griechischen wieder, nm- lieh 3 (= Nichtgtter, Ungtter). Im Unterschied zum hebri- sehen Jeremiabuch, wo das Dasein, Bestehen und Existieren von beleb-

    . In der heutigen exegetischen Diskussion wird diese Frage in Bezug auf die hebri- sehen Schriften des engeren Kanons thematisiert. Die Schriften des weiteren Kanons wer- den daher kaum oder gar nicht bercksichtigt. Erkennt man dies als exegetisches Pro- blem. dann sollte man die Fragestellung entsprechend abndem.

    3. Der Ausdruck begegnet uns sonst noch, in 2 Kn 19,18 = Jes 37,19 (LXX: 3 elcnv); 2 Chr 13,9 (LXX: 6 iv-) und Hos 8,6 (LXX: 9 ). Der Ausdrucksweise und dem Sinngehalt von Ex 7,1 ( ) vgLPs 81(82),6; Hz 28,9 ( 8 vereus ~ ) werde ich einen anderen Aufsatz widmen. . . ...

  • 237

    len und unbelebten Dingen sowie ihre Verneinung durch 4 oder 3 vor allem mit Nominalsatzen bezeichnet wird, ist im Griechischen in den entsprechenden Fllen der Gebrauch des Verbes unentbehrlich. entspricht dem hebrischen , welches mit dem gleichklingenden Verb graphisch leicht verwechselt werden kann. Im Jeremiabuch wird zwischen den beiden Verben aber bewut unterschieden und sie werden richtig gebraucht und bersetzt*. Dies zeigt sich besonders in den Gebrauchsweisen des Verbes in theologischem Kontext bzw. in der Schwurformel mrr - 7, die mit der Gottes- bezeichnung - 5 engstens zusammenhngt.

    An den soeben erwhnten theologischen Aussagen sind zweierlei Betrachtungs- und Darstellungs weisen erkennbar, die auf zwei unter- schiedliche Denkarten hinweisen: Erstere wird durch die Gleichung gekennzeichnet und hat am ehesten abstrahierenden Charak- ter, denn sie setzt Einsichten voraus, die auf logischer Deduktion beru- hen; letztere drckt sich aber durch - aus, ist deskriptiv und ver- anschaulichend durch ausgeprgt bildhafte Sprache. Sollte die erste Aus- drucksweise reprsentativ fr logisches Denken sein, dann scheint die letztere an das empirische Denken angeglichen zu sein. Empirisches und logisches Denken scheinen im Jeremiabuch miteinander zu harmonisie- ren. Aber ihr Verhltnis zueinander im jeremianischen Schrifttum hin- sichtlich der Gtterwelt ist bisher weder einheitlich noch berhaupt aus- reichend erklrt und beurteilt worden. Wie ist es nun mglich, diesen Vorgang begreifbar zu machen?

    II

    Die Negation fhrt ein verneinendes Urteil ber den Seins- Charakter der Gtter ein.]Dieses Urteil setzt voraus, a) da es etwas gibt, was genannt wird nd b) da auch von geredet wird, die mit 9 nicht zusammenfallen. Um den Gegensatz zwischen 9 und sichtbar zu machen, fgt der hebrische Text dem Appelativum die nheren Bestimmungen oder (( bei, die im Grie- chischen abwechselnd durch oder wiedergegeben werden. Zwischen und 9 bzw. 9 , die als abstrakte, einander bedingende Gtterbezeichnungen

    4. Vgl. Jer [0,16; 11.23; 14.5.15 u.a.5. Vgl. Jer 10,20; 12,1 If; jl4,6 u.a.6. Vgl. Jer21,9 =45(38),2. 7. Vgl. Jer 4,2; 5,2; 12,16 u.a.8. Vgl. z 3 . Dta 4^3(LXX); 5,26.

  • EG. DAFNI238

    in LXX-Jeremia gebraucht werden, besteht ein scheinbarer Wider- spruch, denn die erste Bezeichnung schliet auf den ersten Blick die letzten beiden aus. Wie auch aus dem Vorkommen der Partikel 9 ( - wirklich) in der LXX hervorgeht, ist die Bezeichnung 01 in der Bedeutung die Gtter, die gar nicht vorhanden sind bzw. eigentlich nicht existieren zu verstehen. Wenn sie aber gar keine Gtter sind, wieso heien sie andere bzw. fremde ;Gtter? Das Problem kann m . folgendermaen gelst werden. Hinsichtlich ihrer Verwendungs- weise besteht zwischen den soeben genannten Bezeichnungen ein sach- licher Unterschied. Erstere gilt als eine Wesensbestimmuxtg der Gtter an sich, whrend die beiden letzten Relationsbegriffe bezogen auf mensch- liehe Vorstellungen des Gttlichen sind. Die Bezeichnung weist zunchst auf die Heterogenitt der Gttervorstellungen im Ver- gleich mit dem geoffenbarten Jahwebild hin; die Bezeichnung aber fhrt zu einem biblischen Verstndnis des Begriffs der Entfremdung, die vom allgemeinen Verhltnis zwischen Gott und Volk ausgeht und sich in alle uerungen des menschlichen Lebens ausweitet. (Jer 7,9).

    Die Gattungsbezeichnung / bezieht sich eigentlich auf die menschlichen Vorstellungen von einem hchsten Wesen als Ge- genstand religiser Verehrung. Jahwe ist nicht identisch mit den menschlichen religisen Vorstellungen von der Gottheit. Er erfllt aber ein menschliches Verlagen und wird zu Gott, indem er sich seinem aus- erwhlten Einzelnen und seinem Volk entsprechend ihrer Aufnahmef- higkeit offenbart. In LXX-Jer 7,23 lesen win , , . Das erste Gebot Du sollst keine anderen Gtter neben/auer mir haben, das die Einzigkeit und den Ausschlielichkeitsanspruch des Gottes Xsra- eis zum Ausdruck bringt, bedeutet eigentlich, da von dem Moment an, w d Jahwe sich als Gott geoffenbart hat, alle bisherigen Gttervor- Stellungen hinfllig sind. Der Grund dafr, da das Volk trotz der Selbstoffenbarung Jahwes weiterhin bei den nichtseienden Gttern schwrt; wird auf eine ganz besondere Weise in LXX-Jer 9 gezeigt. Gott sagt, sie haben mich nicht erkannt (9,2), weil sie mich nicht erkennen

    .wollten (9, ). Deshalb wird in LXX-9,9 festgestellt: (= sie sind zugrunde gegangen, weil sie keine Menschen sind; sie haben die Stimme der Existenz nicht gehrt). Der singulre Ausdruck , der das hebrische 1 ersetzt, ist von ausgesprochener

    9. Num 2237; 1 Kdn 12,24f; Weis 17,13; Jer 3,23; 10,19. ;

  • 2390 1 0.0

    theologischer Bedeutung, denn er hat in LXX-Jer 9,9 den Aussagewert der oft im Deuteronomium vorkommenden Wendung bzw. 10. Andererseits bedeutet die ihm en'tgegengestellte Aussage nicht, da sie als Menschen nie existiert, haben (), sondern da sie wegen ihrer ge- wollten Unkenntnis Gottes von der Existenz in die Inexistenz geraten sind (). Daraus ergibt sich, da die Existenz der Gtter vom Glauben der Menschen an sie ganz abhngig ist, whrend die Existenz der Men- sehen von Jahwe als die Existenz bedingt ist.

    m

    Die verbale Formulierung kommt gehuft in der Epi- stel Jeremias vor (V. 14.22.28.49.51.64.71) u.zw. als Epexegese der Aussage (V. 7), in der die nominale Formulierung ot - (V. 58, 3mal) ihre Begrndung findet. Betrachtet man beide nominalen Formulierungen 01 und 01 , so komme man auf den Gedanken, da der

  • E.G. DAFNI240

    sehe Form in der Bedeutung etwa Trugbilder. Wenn man unter das Abbild einer objektiven Wirklichkeit versteht13, dann sind die Gtterbilder deshalb trgerisch, weil sie keine Wirklich- keit getreu darzustellen vermgen. Daher wird der Glaube an sie in LXX-Jeremia als Glaube (ohne hebrische Entsprechung)14, 15 bezeichnet, in Jer 10,14; 28.(51),17 sowie in Ep Jer 24 wird die Wesenlosigkeit der Gtterbilder folgendermaen definiert: ... ... ! Es ist za bemerken, da - nicht nher bestimmt wird. Daher blei- ben mehrere Dcutungsmglichkeiten offen. In EpJer 24.50 wird aber eindeutig mit dem gttlichen Geist identifiziert, der weder auf die Bilder noch auf ihre Hersteller eingewirkt hat. Was sie eigentlich sind kommt im Jeremiabuch durch den Ausdruck rvmtf (- Starrsinn ihres bsartigen Herzens) zuri Sprache, welcher die Bilder als bloe Projektionen der Subjektivitt |des; Menschen erklrt und in der LXX auffallend variierend wiedergegeben wird: Nmlich durch a) (= Einflle) - (Jer 3,17) bzw. (7,24) und b) (= Gegenstand des Wohlge- fallens) (16,12; vgl. 18,12) bzw. (9.13IVJT).

    Somit ergibt sich in der LXX etwa die Gleichung = = cm ( = * = ), bei der der Begriff - zum bergang vom. abstrakten zum bildhaften Reden ber die Gtterverehrung und zur Verbindung der Abgtterei mit der Pseudoprophetie in Israel dient, sind die Gtter, weil sie nicht unabhngig vom subjektiven Bewutsein existie- ren, und sprechen ihre Diener, die Pseudopropheten (LXX-5,13). Darber hinaus finden wir in 16,19f. die Gleichung ... = ( = ... ). Daran schliet sich die Gleichung - (10,15) bzw. (28[51],18; = ). Besondere Aufmerk- samkeit verdient die Bezeichnimg fr ' (8.19), die die Fremdartigkeit sowie die Unangemessenheit des Glau- bens an die Gtter zum Ausdruck bringt. Das Jeremiabuch und sein(e) bersetzer gehen anscheinend von folgendem Gedanken aus: Das Volk wei, da der Begriff Gott das Allerhchste umfassen mu, was man sich vorstellen kann. Trotzdem erhebt es das Allemiedrigste fr sich zum Gott.

    [3. Plato, , 266b-c: v (=Abbild) im Untere ebied zu (= Phantasiegebilde). 14. Jer 3,9. . ;

    15. Jer 6,29: 18.15.

  • 24101

    Der Begriff der Entfremdung, dessen Quintessenz auch in Hab 2,18- 19 zusammengefat wird, erfhrt im Jeremiabuch in mehreren Text- Variationen mit wechselnder Intension und Intensitt seine feste Bestim- mung. Am eindrucksvollsten sind m.E.: a) Jer 2,13, wo als Gottesklage die Aussage vorgebracht wird: , (vgl. ,13), b) 2,27: (39[32],33 vgl. LXX-7,24). In diesem Sinne sind die nichtseienden Gtter als zu betrachten, u.zw. in radika- lern Gegensatz zum Gott Israels, der laut Jer 23,23 ein und ist.

    IV

    Neben dem Ausdruck tritt im Jeremiabuch16 die Formulierung (= der Seiende) fr Gott auf, die anstelle eines he- brischen gebraucht zu werden scheint. Somit aber taucht in der LXX eine Lesart auf, die keine hebrischc Entsprechung hat und klar und deutlich an LXX Ex 3,14 erinnert und als Oppositionsbegriff zu dient. Man fragt sich: a) Hat die LXX des Jeremiabuches diese Lesart vorgefunden?; b) Hat sie sie erfunden; oder c) hat man ein- fach den hebrischen Text schlecht lesen bzw. verstehen knnen und daher nach dem Sinne des Pcntateuchs ergnzt?; d) Was hat dazu bewo- gen, gerade diese Wortwahl zu treffen, die das Gott-Gtter-Verhltnis erneut in den Vordergrund rckt?; e) Welche weiteren Konsequenzen sind daraus zu ziehen?

    Es kann kein Zufall sein, da im Jeremiabuch nicht als irgend- eine beliebige Gottesbezeichnung, sondern m.E. als der geoffenbarte Name Gottes am brennenden Dornbusch LXX-Ex 3.1417 verwendet wird. Darauf weist die syntaktisch-stilistische Beschaffenheit des Textes hin.

    In der hebrischen Formulierung (Ex 3.14) hat man eine volksetymologische Erklrung des Namens gesehen, die man mit ich bin der ich bin oder ich werde sein, der ich sein werde wie- dergibt. An dieser Stelle, die ausgesprochen theologischen Charakter hat, bevorzugt die LXX statt einer wrtlichen Wiedergabe die Interpreta- tion 6 . Das substantivierte Partizip 6 erinnert an das v

    16. So' Z.SL J. Z iegler [Hg.), leremias, Baruch, Threni, Epistula Ieremiae,.(Stpiua- ginta Gottmgensis, 15), Gtiingen, 21 9 6 Andere aber z.St. A. R ak lts (Hg.), Septua- ginta. Id est Testamentum graece iuxta interpretes. Duo Volumina in uno, Stuttgart, (1935) 1979.

    17. Anden Ch.H. Dodd, The Bible and the Greeks, London, 1935, p. 4.

  • EG. DAFNl242

    bzw. v von Parmenides18, unterscheidet sich aber'deutlich darin, da es nicht ein Neutrum ( v), sondern ein Maskulinum (6 d3v) ist, u.zw. ohne weitere Bestimmung. Er ist also. der absolut Seiende, 19, der alles aus dem Nichts geschaffen hat (2Makk 7,28).

    Der Name Gottes 6 " ist im Jeremiabuch von anderen Gottesbe- Zeichnungen umgeben, nmlich: ( 1 ) und ;K up!^ (). Aus dem nheren Kontext ergeben sich noch weitere Eigenschaften Got- tes.

    In Jer 1,6 haben wir eine bekenntnisartige Formulierung, die in V. 5 und 7 nher bestimmt wird: a) V. 5: Der Seiende 1st der Schpfer eines jeden Menschen und kennt seine Geschpfe bis ins Herz hinein; b) V. 7: Er greift in den Lebensweg des erwhlten Einzelnen bzw. seines wahren Propheten ein und gibt ihm Kraft, Gottes Willen zu verknden und zu erfllen.

    In Jer 4,10 htte man erwartet, da der wahre Prophet, bzw. Jeremia, klar und deutlich den Pseudopropheten den Vorwurf macht, sie htten das Volk getuscht. Aber Jeremia bergeht die Pseudopropheten und wendet sich direkt an Gott mit einer Frage, auf die man keine positive Antwort erwarten kann: Hast du, Der Seiende, der Gebieter, der Herr, dieses Volk getuscht?. Damit soll gezeigt werden, da Lge und Wahrheit einander ausschlieen, und der Seiende, der die Quelle der Wahrheit ist, nicht zugleich der Urheber der Lge sein kann. In Jer 14,13, wo ebenfalls als Name Gottes der Seiende gebraucht wird, wird dieser Sachverhalt verdeutlicht.

    Laut Jer 39(32), 17ff. ist der Seiende der allmchtige und allwissen- de Schpfer sowie der gndige und gerechte Richter der ganzen Welt. An diese universalen Aussagen schlieen sich andere, die die Erwhlung des Volkes und das rettende Eingreifen Gottes in seine Geschichte schil- dem. Dies geschieht in Analogie zu Jer 1,16, wo von der Erschaffung und Erwhlung des Einzelnen die Rede ist (vgl. Ex 3). Damit will man betonen, da der Seiende der Heu alles Seins ist. Die Gtter als die Nichtseienden knnen daher nicht ber die Seienden verfgen. Diese Feststellung wird in der Epistel Jeremias nher beschrieben20.

    V

    Obwohl die Aussage 9 ganz selten, aber doch mit erkennbarer Absicht, im Jeremiabuch vorkommt, tritt sie in der Epistel

    18. Pannenidas (F 2.8ff. vgl. F 3.22; ausfhrlich F 7-8) in H. D jels & W. K ranz (Hg.), Die Fragmente der Vorsokratiker. Bd.1, DublinZrich, WI969, pp. 231.234-240.

    19. Vgl. etwa 3[,7, 976c:8. r20. EpJer 33-37.52-53.58.63.65-67.

  • 24301

    Jeremias auffallend oft auf, sie hat textgliedemde Funktion und wird zu ihrem Zentralthema. Die sprachliche und gedankliche Beschaffenheit der sich wiederholenden Gedanken ber die nichtseienden Gtter deutet m.E. eher auf griechischen Ursprung hin und scheint dem Text als ord- nendes Element beigefgt'worden zu sein.

    Die Epistel Jeremias ist eigentlich in der Form einer Disputation an- gelegt, in der ein Fragekomplex errtert wird. Die Hauptfrage, ob es ne- ben Jahwe, dem Gort Israels andere Gtter gibt, zerfllt dort in zwei Teilfragen. Erstere wird durch die gesammtc Argumentation impliziert und lautet: Was sind eigentlich die Gtter? Letztere wird explizit in V. 29 gestellt: Wieso werden sie denn Gtter genannt? Erklrtjyird dies mit einer Namenstiologie bzw. Pseudoetymologie, ein Stilmittel, wel- ches nur auf den ersten Blick an Ex 3,14 erinnert: , ... Es ist m.E. anzunehmen, da man dadurch auf Begriffe wie und anspielcn wollte, was jedoch expli- zit in Gal 4,8 (01 ) enthalten ist.

    Konkrete abwertende Gtterschilderungen und abstrakte Begrifflich- keit wechseln sich in der Epistel Jeremias ab, wobei die abstrakte Begrifflichkeit dem Nachweis dient, da die Gttervorstellungen nicht nur falsch sind, sondern lngst berholt. An deren Stelle trat in der helle-

    . nistischen Zeit im Griechentum zunehmend eine Art von theoretischem Atheismus auf, whrend im Judentum ein praktischer Atheismus wuchs, d.h. sie verlieen ihren wahren Gott und sein Gesetz zugunsten von selbstgemachten Gttern.

    Im Unterschied zum Jeremiabuch, wo die Aussagen in polemischem Kontext in Bezug auf die Pseudoprophetie und die Abgtterei zu finden sind, nimmt die Epistel Jeremias eine nchterne apologetische Stellung gegenber der Degradierung und Depotenzierung der Gtterweh ein. Dies geschieht aufgrund philosophisch-theologischer Reflexion, die sich vor allem in den Verbaladjektiven 11, 22, - 23, 24 zeigt. Umgeben wird sie von einer satirischen Ver- nderung des allgemein bekannten alttestamentlichen Stoffes bezogen auf das Gott-Gtter-Verhltnis13, so da der so offensichtliche Sarkas- mus des Jeremiabuches nun ins Komische gezogen wird16.

    21. Nur in EpJer 39.44.56.63.22. Nur in EpJer 39.44.63.23. Nur in Epler 5.(63A) (wahrscheinlich ein Neologismus),24. Nur in EpJer 51. j25. R.G. Kratz, Der Brief des Jeremia (ATD.Apokryphen, 5), Gttingen, 1998, pp.

    77-79. :26. Dazu siehe H.D. Preuss, Verspottung fremder Religionen im Allen Testament

    (BWANT, 92), Stuttgart, 1971, p. 262f.-

  • EC. DAPN1244

    Ohne auf die Einzelheiten der Exegese einzugehen, wollen wir einige bedeutungserklrende Punkte ihres eigentmlichen philosophisch-theo- logischen Gedankenganges zusammenfassen.

    1) Schon in V. 3 ist ein grundstzlicher Unterschied zwischen Schein und Sein der Gtter zu erkennen. Es handelt sich nicht um die Wirklich- keit der Gottheit, sondern um die Darstellung einer Fiktion. Die Aufgabe des Gewissens (), also der weisen Gesinnung, ist, zwischen Wirklichem und Fiktivem zu unterscheiden

    2) Hinter dem Schein steckt nach V. 7 die Lge. Die Gtter haben keine Sprache27. Daran erkennt man, da sie keine Gtter sind. Dem- nach mssen die Menschen ihr Bewutsein und ihre Einstellung den Gttern gegenber ndern, um zum wahren Gott zurckkehren zu kun- nen.

    3) Hinsichtlich ihrer Entstehung sowie ihrer Existenz widersprechen sie den empirischen Gegebenheiten des israelitischen Glaubens (V. 15). Es ist auch bezeichnend fr die Epistel Jeremias, da sie, indem sie ver- sucht, die Gtterbilder graduell bzubauen/-werten, zeigt, was das gel- tende Gottesbild in Israel isL

    4) Erst am Ende sagt der Verfasser der Epistel Jeremias (V. 72) was die Gtter wirklich sind, nmlich d.h. materielle Verobjektivie- rangen von fiktiven Gedanken, eigentlich absurde und widersinnige psy- chologische Hypostasienragen der ngste der Menschen vor dem Nichts. Somit wird aber die Akzeptanz von vllig unnatrlichen und un- logischen, subjektiven uerungen ber did Gtter widerlegt

    VI

    Der Gebrauch der abstrakten Begriffe 6 und fr Gott und 01 fr die Gtter charakterisiert vor allem die ber- setzungssprache des Jeremiabuches, die bewut an LXX-Ex 3,14 an- knpft. In der Urfassung sind aber schpn abstrakte Formulierungen vor- handen, wie z.B. , , . !Das bedeutet, da der/die ber- setzer des jeremianischen Schrifttums anerkannt habe/, da die Ab- straktionen auch zu Jeremias Zeit blich waren. Die Tatsache, da die Vorsokxadker hnliche oder vergleichbare Formulierungen in Bezug auf die Gottheit getroffen haben, lt die Vermutung aufkommen, da entweder a) schon zu der Zeit der Abfassung des Jeremiabuches und nicht erst in der hellenistischen Zeit - ein Einflu des Griechentums auf die Sprach- und Denkstrukturen des Alten Testaments zu spren war,

    27. 1 Kot 12,2.

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    oder b) ein gegenseitiger Austausch stattgefunden hat, oder aber auch c) da es sich um zwei parallele Phnomene in der Entwickluugsge- schichte des menschlichen Geistes handelt, die als solche erst in der hel lenistischen ra, wo Griechentum und Judentum sich aufs engste beriih- ren, anerkannt werden. Dies schlgt sich auch in der Sprache der LXX und der deuterokanonisclien Schriften nieder.

    Die theologischen Ideen, die in der Epistel Jeremias abgehandelt wer- den, sind schon im jjeremiabuch vorhanden. Dort wird einerseits die Zwecklosigkeit, die Wirkungslosigkeit sowie die Nichtigkeit der Gtter geschildert, andererseits aber auch die Eitelkeit der Menschen, die sich zu Gott machen wollen, indem sie aus dem Nichts die Nichtseieaden entstehen lassen, aber statt ber sie zu herrschen, von ihnen beherrscht werden28. Somit wird die Quintessenz der Gtzenverehrung aufgezeigt, die von der Epistel Jeremias aufgenommen und authentisch ausgelegt wird. Dies drfte ra.E der entscheidende Grund dafr sein, da die Epi- stel Jeremias unter den Diaspora-Juden kanonische Anerkennung fand.

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    28. Gal 4,8.