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© IG BCE, Abt. Sozialpolitik, 20110817 BGM in KMU – Gesundh.konf. Kassel Nov 2011
ProjektInitiierung eines
Betrieblichen Gesundheitsmanagementsfür Klein- und Mittelbetriebe
Gesundheitskonferenz des IG BCE Bezirkes Kassel
2./3. November 2011
- Bernd Gutheil -
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Überblick
• Warum Gesundheitsmanagement – Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit
• Was ist Gesundheitsmanagement?• Handlungsmöglichkeiten der Betriebsräte bei der
Einführung von Gesundheitsmanagement• Pilotprojekt Betriebliches Gesundheitsmanagement in
Klein- und Mittelunternehmen
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Warum Betriebliches Gesundheitsmanagement?
Gesundheit ist keine Privatsache:
Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit
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Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit
Drei Krankheitsgruppen sind von besonderer Bedeutung– Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Rang 1 der Gründe für vorzeitigen Tod
– Muskel-Skelett-Erkrankungen – Rang 1 der Gründe für krankheitsbedingte Fehlzeiten
– Psychische Erkrankungen – Rang 1 der Gründe für Frühverrentungen
Gemeinsame Merkmale– Chronische Erkrankungen
– Vielfältige Entstehungsursachen
– Psychische und körperliche Belastungen der Arbeit haben erhebliche Bedeutung für ihre Entstehung
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Psychische Belastungen und gesundheitliche Folgen
Ergebnisse von mehr als 25 fundierten Längsschnittuntersuchungen mit Fallgruppe und Kontrollgruppe weltweit- verschiedenen Beschäftigtengruppen (Industriearbeiter,
Staatsangestellte)- Stichprobengröße: Mehrere hundert bis über zehntausend Untersuchte
Psychische Belastungen sind eigenständige Risikofaktoren bei der Entstehung chronischer Erkrankungen, z.B.- Gratifikationskrise- hohe Anforderungen und geringe Kontrolle der Arbeitssituation
Bei Belastungen im o. g. Sinne steigt das Risiko für Koronare Herzkrankheiten um das 1,5 - 4,5-fache für Depressionen um das 1,5 - 4,5-fache für Muskel-Skelett-Erkrankungen um das 2,0 - 3,5-fache
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Zusammenhang der Risikofaktoren
Psychosoziale Arbeitsbelastung –
Gratifikationskrise
Koronare Herzkrankheit
Verhaltensbezogene Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Fehlernährung)
Körperliche Risikofaktoren
(z.B. Bluthochdruck, erhöhter Blutfettgehalt, Zuckerkrankheit)
nach: Expertenkommission Zukunftsfähige betriebliche Gesundheitspolitik, 2004Ergebnisse der Arbeitsgruppen
eigenständiger Risikofaktor
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Psychische Belastungen mit gesundheitsschädigendemEinfluss• widersprüchliche Anforderungen (z.B. sehr schnell und gleichzeitig sehr
genau arbeiten)• Probleme im Team• Störungen und Unterbrechungen des Arbeitsflusses• Zeitdruck• Führungsverhalten (z. B. mangelnde Wertschätzung)• fehlende soziale Unterstützung• mangelnde Mitwirkungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz• hohe Anforderungen und geringe Handlungsspielräume• Gratifikationskrisen
Belastungen aus der Arbeits- und Betriebsorganisation habenzwei Merkmale gemeinsam:
• sie sind betrieblich gestaltbar und• sie sind nicht ohne aktive Einbeziehung der Beschäftigten zu mindern oder
gar zu beseitigen
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Das Modell beruflicher Gratifikationskrisen
NiedrigeBelohnung
Anforderungenvon außen
Anforderungenvon innen
Hohe Anforderungen,Verpflichtungen
Starkes Leistungsstreben
Einkommen,
Aufstiegsmöglichkeiten,
Arbeitsplatzsicherheit,
Wertschätzung
(nach Siegrist, 1996)
Hohe Verausgabung
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Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit - Schlussfolgerungen für das BGM
Keine Maßnahme ohne Diagnose: Die Arbeitsbedingungen im Betrieb sind zu untersuchen im
Hinblick- auf schädigende/gesundheitsgefährdende Bedingungen (Belastungen)
- auf gesundheitsförderliche Bedingungen (Ressourcen)
Die Untersuchung der Arbeitsbedingungen erfolgt in zwei Stufen Erhebung im Überblick
- z.B. durch Fragebogen im Rahmen der „Beurteilung der Arbeits-bedingungen“ (§ 5 Arbeitsschutzgesetz)
Vertiefende Analyse und Erarbeitung von Verbesserungs-maßnahmen- durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen
Arbeitsbereiche in Beteiligungsgruppen
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Einflüsse/Merkmale der Arbeit, die in einer Erhebung zu erfassen sind
• Arbeitsaufgabe, -inhalt• Arbeitsorganisation• Arbeitszeit• Führungsverhalten: Wertschätzung, Anerkennung• Mitgestaltungsmöglichkeiten• Soziales Klima unter den Kollegen/-innen• Betriebskultur• Arbeitsplatzsicherheit• Arbeitsplatz, Arbeitssystem: Ausstattung, Ergonomie,
Arbeitsumgebung• Geschlechtstypische Belastungen (Geschlechtsrollenkonflikte, z.B.
Frauen in hohen Führungspositionen)• Vereinbarkeit von Beruf und Familie (z.B. Pflege von Angehörigen)
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Was ist Gesundheitsmanagement?
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Betriebliches Gesundheitsmanagement – Ansatz und Ziele
Gesundheitsmanagement ist die systematische Vorgehensweise einer Organisation zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Gesundheitsverhaltens
Im Brennpunkt stehen die von den Beschäftigten wahrgenommenen Belastungen und Gesundheitsressourcen
„Erst die Diagnose – dann die Umsetzung von Lösungsmaßnahmen!“
Ziele
Verbessern der Arbeitsbedingungen durch die aktive Mitwirkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Fördern des persönlichen Gesundheitsverhaltens und der Kompetenzen zur Bewältigung von Arbeitsanforderungen
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Strukturen und Ziele des betrieblichen Gesundheitsmanagements
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Prozessmodell des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
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Grundsätze des Betrieblichen Gesundheitsmanagements Beteiligung auf allen Ebenen
- Betriebsräte und Unternehmensleitung entwickeln BGM gemeinsam.- Alle Beschäftigtengruppen sind in den Prozess einzubeziehen – insbesondere die
Führungskräfte. - Die Beschäftigten sind aktiv an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen beteiligt.
Ganzheitlichkeit- Ansetzen an den Arbeitsbedingungen und Förderung der Kompetenzen zur
Bewältigung von Arbeitsanforderungen
Effektives Projektmanagement- Projektorganisation und -planung
Chancengleichheit durch betriebliche Gesundheitspolitik- Partizipatives Vorgehen: Alle Beschäftigtengruppen haben die gleiche Chance zur
Beteiligung.- Die Beschäftigten bestimmen den Handlungsbedarf und entwickeln
Verbesserungsvorschläge.- Beachten der Zusammenhänge von Belastungen und Ressourcen in Beruf und
Familie
Integration in die Linienorganisation
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Betriebliches Gesundheitsmanagement als Aushandlungsprozess Unternehmensleitung und Beschäftigte haben Interesse am Erhalt und an
der Verbesserung der Gesundheit – aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Die Schnittmengen sind zu verhandeln
Beschäftigtenperspektive
• Verbesserung von Wohlbefinden und Zufriedenheit bei der Arbeit
• Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Betriebskultur
• Beteiligung, Mitsprache
• Widersprüchliche Orientierungen:- Erhöhung des Einkommens
(kurzfristig)- Arbeitsfähigkeit bis zur Rente
(langfristig)
Leitungsperspektive
• Verbesserung der Leistungsfähigkeit• Reduzierung von Fehlzeiten• Erhalt und Erhöhung der
Arbeitsmotivation
• Widersprüchliche Orientierungen:- Erhöhung der Produktivität
(kurzfristig)- Arbeitsfähigkeit bis zur Rente
(langfristig)
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Betriebliches Gesundheitsmanagement
Handlungsmöglichkeiten der Betriebsräte
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Handlungsmöglichkeiten von Betriebsräten bei der Vorbereitung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
• Betriebsräte können gesetzliche Anknüpfungspunkte für die Begründung und Vorbereitung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements nutzen (BetrVG, ArbSchG)
• Ziel der Vorbereitung ist eine von beiden Betriebsparteien getragene Strategie des Betrieblichen Gesundheitsmanagement – eine (schriftliche) Vereinbarung auf Grundlage eines Aushandlungsprozesses
• Verschiedene Akteursgruppen können an der Vorbereitung eines Gesundheitsmanagement beteiligt sein:
– Betriebsräte, Fortbildung, Personal-, Organisationsentwicklung, Führungskräfte, Arbeits- und Gesundheitsschutz, ...
• Im Lauf der Vorbereitungsphase kristallisiert sich heraus, welche Bedeutung rechtliche Regelungen für das BGM erhalten sollen/müssen
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Mögliche Rollen für Betriebsräte
• Initiator/in• Mitglied in der Steuerungsgruppe• Begleitung der Beteiligungsgruppen in den jeweiligen
Arbeitsbereichen• Kontakt halten, informieren der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter• „Übersetzer/in“ des Gesundheitsmanagements für die Belegschaft• „Experte“ für rechtliche bzw. fachliche Themen im Arbeits- und
Gesundheitsschutz (z. B. Arbeitszeit)• Kontaktperson für (gewerkschaftliche) Netzwerke zu Themen des
Betrieblichen Gesundheitsmanagement• …
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Pilotprojekt Betriebliches Gesundheitsmanagement in Klein- und Mittelunternehmen
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Vorbereitung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagement
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Das Pilotprojekt:Erprobung der Konzeptionsphase BGM in KMU
Klärung folgender Fragen:• Handlungsbedarf im Betrieb
Was ist los in welchen Bereichen
• Bisherige Aktivitäten – Was wird bereits gemacht?• Was wollen wir im Betrieb machen?• Was brauchen wir dafür?• Wen brauchen wir dafür?
Entscheidung fällen
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Projektbeteiligte
Projektleitung• CSSA (Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie) und
Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft, Leibnitz-Universität Hannover
• In Kooperation mit• IG BCE• BAVC (Bundesarbeitgeberverband Chemie)• Hans-Böckler-Stiftung)
• Orte: 3 Betriebe der chemischen Industrie• Dauer: 1. September 2010 bis 31. Juli 2011
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Pilotprojekt – Betriebliches Gesundheitsmanagement in Klein- und Mittelunternehmen
Ziele des Projekts
Umsetzung der Gesundheitsaspekte des Demografie-Tarifvertrages für KMU
Erprobung, Anpassung und praktische Umsetzung für Handlungsanleitung „Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel“ des Instituts für Interdisziplinäre Arbeitswissenschaften der Universität Hannover (IIAW)
Standardisierung der Prozesse und Instrumente der Sensibilisierungs- und Konzeptionsphase für BGM
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Betriebslandkarte zu Belastungen und Ressourcen
Quelle: eigene Abbildung Nadine PIeck