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Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann; Autor bei Ostexperte.de; Datenstand; 23.08.2018 Seite Aktuelle Konjunkturlage im Sommer 2018: Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und Rezession 2017 begann die Erholung 2 Konjunkturdaten für Juli 2018 und Trends Januar bis Juli 2018 Industrie und Einzelhandel wachsen; Bau noch leicht rückläufig 3 Rosstat-Tabelle: Main economic and social indicators – Juli 2018 4 Gesamtwirtschaftliche Produktion im ersten Halbjahr 2018: +´1,6 Prozent 5 Tabelle: Konjunkturdaten 2015-2018; Russlands Weg aus der Rezession 5 Hintergrundinformationen: Erholung der Rohstoffpreise stützt russische Konjunktur 6 Rubelkurs löste sich vom Ölpreis 6 Rosstat revidierte Industrieproduktion kräftig nach oben 7 Auch das Bruttoinlandsprodukt wird nach oben korrigiert werden 7 Prognosen 2018 erwarten Regierung und Zentralbank knapp 2 Prozent Wachstum 7 Gibt es 2019 einen Wachstumsknick? 8 Regierung: Mehrwertsteuererhöhung drückt Wachstum 2019 8 Tabelle: Basis-Szenario des Wirtschaftsministeriums 2017 bis 2021 8 „Per aspera ad astra“: Wachstumsknick und schwaches Lohnplus in 2019 9 Monatliche Inflationsrate sinkt seit Juli nicht mehr 9 Mehrwertsteuer-Erhöhung bringt Inflationsschub, der Nachfrage schwächt 10

  · Web viewSzenarien des Wirtschaftsministeriums für die Haushaltsplanung, die erstmals Ende Juni teilweise bekannt wurden, machen dies deutlich. Die russische Wirtschaft hat

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Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russlandvon Klaus Dormann; Autor bei Ostexperte.de; Datenstand; 23.08.2018 Seite

Aktuelle Konjunkturlage im Sommer 2018: Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und Rezession2017 begann die Erholung 2Konjunkturdaten für Juli 2018 und Trends Januar bis Juli 2018 Industrie und Einzelhandel wachsen; Bau noch leicht rückläufig 3Rosstat-Tabelle: Main economic and social indicators – Juli 2018 4Gesamtwirtschaftliche Produktion im ersten Halbjahr 2018: +´1,6 Prozent 5Tabelle: Konjunkturdaten 2015-2018; Russlands Weg aus der Rezession 5Hintergrundinformationen:Erholung der Rohstoffpreise stützt russische Konjunktur 6Rubelkurs löste sich vom Ölpreis 6Rosstat revidierte Industrieproduktion kräftig nach oben 7Auch das Bruttoinlandsprodukt wird nach oben korrigiert werden 7

Prognosen2018 erwarten Regierung und Zentralbank knapp 2 Prozent Wachstum 7Gibt es 2019 einen Wachstumsknick? 8Regierung: Mehrwertsteuererhöhung drückt Wachstum 2019 8Tabelle: Basis-Szenario des Wirtschaftsministeriums 2017 bis 2021 8„Per aspera ad astra“: Wachstumsknick und schwaches Lohnplus in 2019 9Monatliche Inflationsrate sinkt seit Juli nicht mehr 9Mehrwertsteuer-Erhöhung bringt Inflationsschub, der Nachfrage schwächt 10Internationale Analysten änderten ihre Wachstumsprognosen kaum:Viele rechnen jetzt 2019 mit etwas mehr Wachstum als die Regierung 10Tabelle: Wachstumsprognosen 2018 bis 2020 11Optimistische Erwartungen bei DIW und Danske Bank 12Skeptisches WIIW: „Schwieriges geopolitisches Umfeld“ 12Hintergrundinformationen:Wachstumsgewinne durch späteres Rentenalter werden bezweifelt 12

Wirtschaftspolitische PerspektivenRussische Finanzpolitik ist sehr auf Stabilität bedacht:Mehrwertsteuererhöhung soll Reformen finanzieren und gleichzeitig einen Haushaltsüberschuss sichern 13Tabelle: Föderationshaushalt 2018 bis 2021 13Gesamtwirtschaftliche Stabilität, aber strukturelle Wachstumsbremsen 13Reformdruck auf die Regierung steigt 14Putins Ziel: Russland soll auf Rang 5 der größten Volkswirtschaften 15Höhere Investitionsquote soll Wachstum beschleunigen 15Fitch Ratings: Wachstumsziel von 3 bis 3,5 Prozent ist „nicht realistisch“ 16Chris Miller: „Growth is good, but retaining power is better“ ist Putins Devise 16Noah Sneider: Makroökonomische Stabilität allein bringt nicht mehr Wachstum 17Kudrin: Russland braucht strukturelle und institutionelle Reformen 17Kommt eine „Agenda des Wandels“? 17Wie sich zwei deutsche Wissenschaftler streiten: Ist Russland ein reformunfähiger „korrupter Petrostaat“ oder auf dem Weg zu „substanziellen Reformen“? 17Was zwei Praktiker vorschlagen: Probleme gemeinsam angehen und die Arbeitsbedingungen für Unternehmen weiter verbessern 18

Quellen und Lesetipps zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik 19

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Moderates Wachstum nach Ölpreiseinbruch und RezessionNach Präsident Putins Wiederwahl steht die konjunkturpolitische Diskussion in Russland vor allem im Zeichen der für Anfang 2019 angekündigten Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte auf 20 Prozent. Die Regierung erwartet, dass die Steuererhöhung nicht nur den Preisanstieg beschleunigt. Sie rechnet auch mit einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.

Szenarien des Wirtschaftsministeriums für die Haushaltsplanung, die erstmals Ende Juni teilweise bekannt wurden, machen dies deutlich. Die russische Wirtschaft hat 2019 nach den Erwartungen der Regierung einen spürbaren Knick in ihrer Wachstumskurve zu verkraften. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts soll sich um einen halben Prozentpunkt von 1,9 Prozent auf 1,4 Prozent abschwächen.

Dieser Sicht sind bisher aber nur wenige Analysten gefolgt. Auch der Internationale Währungsfonds blieb bei seinen Prognosen. Er rechnet nach einem Wachstum von 1,7 Prozent in diesem Jahr für 2019 mit einem kaum schwächeren Anstieg um 1,5 Prozent. Die französische Großbank BNP Paribas geht im nächsten Jahr ebenfalls nur von einem Rückgang der Wachstumsrate um 0,2 Prozentpunkte aus (von 1,8 Prozent auf 1,6 Prozent). Die Inflationsrate dürfte sich im Jahresdurchschnitt 2019 von 3,5 Prozent auf 4,4 Prozent beschleunigen.

Quelle: Johanna Melka (BNP Paribas): Russia: Moving ahead with reforms; 11.07.2018

2017 begann die Erholung Nach dem Mitte 2014 begonnenen Ölpreiseinbruch, der Rezession im Jahr 2015 (- 2,5 Prozent) und der Stagnation im Jahr 2016 wächst die russische Wirtschaft seit 2017 wieder.

Die Erholung des Urals-Ölpreises auf 53 Dollar/Barrel begünstigte den Anstieg der gesamtwirt-schaftlichen Produktion im letzten Jahr.

Das Wachstum im Jahr 2017 wird derzeit vom Statistikamt noch mit 1,5 Prozent ausgewiesen. Quelle: Johanna Melka (BNP Paribas):

Russia: Moving ahead with reforms; 11.07.2018

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Nachdem Rosstat aber im Juni den Anstieg der Industrieproduktion im Jahr 2017 mit 2,1 Prozent gut doppelt so hoch wie bisher (+ 1,0 Prozent) berechnete, schätzt das Wirtschaftsministerium, dass auch die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate für 2017 auf 1,8 Prozent nach oben revidiert wird und es 2016 keinen weiteren leichten Rückgang der Produktion gegeben hat (- 0,2 Prozent), sondern eine Stagnation des realen Bruttoinlandsprodukts.

Aktuelle KonjunkturlageAm 17. August veröffentlichte das russische Statistikamt Rosstat seinen monatlichen Bericht zur Entwicklung wichtiger Konjunkturdaten mit den ersten Ergebnissen für den Monat Juli und die ersten sieben Monate 2018. Eine zusammenfassende Tabelle der Konjunkturdaten in englischer Sprache (siehe folgende Seite) veröffentlichte Rosstat am 21. August.

Die Entwicklung im Juli 2018 und in den ersten sieben Monaten zeigt, dass das Wachstum der Wirtschaft bei einem steigenden Einzelhandelsumsatz und erneut sinkender Bauproduktion vor allem vom privaten Verbrauch getrieben wurde.

Konjunkturdaten für Juli 2018 Der Einzelhandelsumsatz war 2,5 Prozent höher als im Juli 2017. Der monatliche Anstieg der Industrieproduktion zog auf 3,9 Prozent an. Die stark schwankende Bauproduktion verzeichnete im Juli einen weiteren

Rückgang um 0,7 Prozent.

Trends in den ersten sieben Monaten 2018Weiter wachsende Industrieproduktion: Die Industrieproduktion stieg in den ersten sieben Monaten gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent. Sie war nur 2015, als die gesamtwirtschaftliche Produktion um 2,5 Prozent sank, leicht zurückgegangen (- 0,8 Prozent). 2016 stieg sie um 2,2 Prozent. 2017 um 2,1 Prozent.

Einzelhandel erholt sich langsam von tiefem Einbruch: Der reale Einzelhandelsumsatz wuchs um 2,5 Prozent, fast ebenso stark wie die frei verfügbaren Realeinkommen (+ 2,6 Prozent). Der Einzelhandel setzt damit seine 2017 begonnene Erholung (+ 1,4 Prozent) fort. In den Jahren 2015 und 2016 war sein Umsatz um insgesamt rund 14 Prozent gesunken.

Bauproduktion immer noch rückläufig: Die Bauproduktion verzeichnete einen weiteren leichten Rückgang um 0,9 Prozent. Sie ist von 2014 bis 2017 um knapp 10 Prozent gesunken.

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Rosstat: Main economic and social indicators, July 2018; 17.08.2018

July2018

As % of January-July2018

as % of January-

July2017

ReferenceJuly 2017 as %

ofJanuary-

July2017

as % of January-

July2016of

July2017

June2018

July2016

June2017

Gross Domestic Product  101,61),2)

    101,63)    

Industrial Production Index 4)   103,9 99,7 103,1 100,2 98,0 103,2

Agricultural production, bln. roubles 503,0 100,9 183,3 101,9 97,5 183,3 99,7

Freight turnover, bln. ton-kilometers 471,5 104,0 104,2 103,1 106,1 102,2 107,2

   of which railway 219,4 105,3 104,7 104,6 105,3 102,7 107,1

Retail trade turnover, bln. roubles 2644,5 102,5 103,3 102,5 101,3 103,8 100,0Market services rendered to population,

bln. roubles 785,6 101,6 98,6 102,7 100,9 100,9 100,4

Foreign trade turnover, bln. USD 57,65) 114,46) 99,57) 121,48) 125,76) 105,17) 128,98)

   of which:   export of goods 36,6 123,8 100,2 126,9 122,9 104,5 129,7

   import of goods 21,0 101,1 98,4 112,9 130,0 105,9 127,7

Fixed capital investments,  bln. roubles 5961,49) 103,22)     103,63)    

Consumer Price Index   102,5 100,3 102,3 103,9 100,1 104,3

Producer Price Index 4)   116,6 100,3 109,6 101,8 99,5 108,0

Real disposable money incomes10)   102,0 95,3 102,611) 96,0 94,2 97,111)

Average monthly accrued wage              

   nominal, roubles 4264010) 110,710) 93,010) 111,110) 107,0 92,2 107,0

   real   108,010) 92,710) 108,610) 103,0 92,1 102,6Total number of unemployed (aged 15 and over), mln. persons 3,612) 92,2 101,7 91,6 94,713) 101,2 92,913)

Number of officially registered           unemployed (according to the Federal Service for Labor and Employment), mln. persons 0,7 86,6 97,9 86,4 84,4 97,7 85,2

  1) Preliminary estimate.   2) 1st half of 2018 as % of 1st half of 2017.   3) 1st half of 2017 as % of 1st half of 2016.  4) By activities "Mining and quarrying", "Manufacturing", "Provision of electrical energy, gas and steam; air-conditioning," "Water

supply; wastewater disposal, organization of waste collection and disposal, work towards the elimination of pollution."  5) Data for the June 2018.  6) June 2018 and June 2017 as % of corresponding period of previous year, in actual prices.  7) June 2018 and June 2017 as % of previous month, in actual prices.  8) 1st half of 2018 and 1st half of 2017 as % of corresponding period of previous year, in actual prices.  9) Data for the 1st half of 2018. 10) Estimation.11) For the purposes of data comparability, the indicator is given without taking into account a one-time cash payment in the amount of

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5 thousand rubles to pensioners in January 2017, appointed in accordance with the Federal Law of November 22, 2016 (No. 385-FL). Taking into account this payment, real disposable money income in January-July 2018 as % of January-July 2017 amounted to 101.7%, in January-July 2017 as % of January-July 2016 - 97.9%.

12) Preliminary data. 13) The indicator is calculated by the number of unemployed at the age of 15-72 years. 

Charts zur Konjunkturentwicklung im ersten HalbjahrDas Forschungsinstitut BOFIT der finnischen Zentralbank verglich in der nebenstehenden Grafik die Entwicklung der Industrieproduktion, des realen Einzelhandelsumsatzes und der Bauproduktion seit 2013. Sie reicht bis zum Juni 2018 und zeigt die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vorjahresmonat. Quelle: BOFIT (Bank of Finland): Russian

Eonomy continues mixed performance; BOFIT weekly, 20.07.2018; Twitter-Meldung: https://twitter.com/BOFITresearch/status/1020221963279773696;

Abbildung: https://pbs.twimg.com/media/DiiOamyWkAIaeDL.jpg

Zahlreiche weitere Abbildungen zur Produktionsentwicklung im ersten Halbjahr stellen der monatliche Konjunkturbericht des russischen Bankenverbandes und der Bericht zu Trends der russischen Wirtschaft Nr. 39 des Analyse-Zentrums der russischen Regierung auf zwei Seiten am Schluss des Berichts bereit.

Gesamtwirtschaftliche Produktion im ersten Halbjahr 2018: + 1,6 Prozent Für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Anlageinvestitionen enthält die Rosstat-Tabelle vom Statistikamt geschätzte Angaben für das erste Halbjahr 2018:

Das Bruttoinlandsprodukt war 1,6 Prozent höher als vor einem Jahr Die Anlageinvestitionen stiegen um 3,2 Prozent

Das Wirtschaftsministerium schätzte in seinem Anfang August veröffentlichten Bericht Bild der Wirtschaft den realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr etwas höher (+ 1,7 Prozent).

Russlands Weg aus der RezessionKonjunkturdaten 2015 bis 2018

2015 2016 20171-7 18/1-7 17

Wachstum und Investitionen, realBruttoinlandsprodukt % ggü. Vj. -2,5 -0,2 +1,5 + 1,6*Industrieproduktion % ggü. Vj. -0,8 +2,2 +2,1 +3,1Bauproduktion % ggü. Vj. -3,9 -2,2 -1,4 -0,9Anlageinvestitionen % ggü. Vj. -10,1 -0,2 +4,4 + 3,2*Einkommen und Einzelhandel, realEinkommen, real % ggü. Vj. -3,2 -5,8 -1,7 +2,6Löhne, real % ggü. Vj. -9,0 +0,8 +2,9 +8,6Einzelhandelsumsatz, real % ggü. Vj. -10,0 -4,6 +1,3 +2,5ArbeitsmarktArbeitslosenquote % 5,6 5,5 5,2 4,8**InflationVerbraucherpreise % Dez./Dez. +12,9 +5,4 +2,5Verbraucherpreise % Jahr +15,5 +7,1 +3,6 +2.3

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2015 2016 2017 1-7 18Föderaler Haushaltssaldo % des BIP -2,4 -3,4 -1,4 +1,9***Ölpreis Urals $/Barrel 51,2 41,9 53,0 69,43

* Rosstat BIP-Schätzung für das 1. Halbjahr 2018; ** Arbeitslosenquote: Rosstat-Daten für das 2. Vierteljahr 2018 *** Föderaler Haushaltsüberschuss Januar bis Mai 2018 (vorläufig)

Quellen Wirtschaftsministerium: Bild der Produktion – Auigust 2018; 17.08.2018 Rosstat: Main Economic and Social Indicators; Tabelle, engl., Bericht in Russisch; 17.08.2018 Rosstat: Industrieproduktion Juli 2018; 15.08.2018 Wirtschaftsministerium: Bild der Inflation – August 2018; 10.08.2018 Rosstat: Vorl. Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2018; 10.08.2018 Rosstat: Verbraucherpreise im Juli; 06.08.2018 Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – Juli 2018; 01.08.2018 Rosstat: Verwendung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2018; 02.07.2018 Bank of Finland (BOFIT): Russia Statistics Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW): Russia Overview Economic Expert Group des Finanzministeriums: Monatsbericht Juli; 19.07.2018

Erholung der Rohstoffpreise stützt russische KonjunkturAuch wenn das russische Wirtschaftswachstum nach Ansicht vieler Experten nicht mehr so stark wie früher von der Entwicklung der Preise für Rohöl und andere Rohstoffe abhängig ist, dürfte die seit Anfang 2016 zu beobachte Erholung der Rohstoffpreise dem russischen Wirtschaftswachstum Impulse gegeben haben.

Auch im ersten Halbjahr 2018 setzte sich der Anstieg des Urals-Ölpreises fort. Mit knapp 69 Dollar/Barrel war Urals rund 37 Prozent teurer als im ersten Halbjahr 2017. Quelle: Russische Zentralbank: Monetary

Policy Report; 15.06.2018

Rubelkurs löste sich vom Ölpreis

Der seit Januar 2016 gut verdoppelte Ölpreis ist seit rund einem Jahr nicht mehr von einem Kursanstieg des Rubels gegenüber dem Dollar begleitet. Während der Preis für Brent-Öl (blaue Linie, linke Skala) seit Mitte 2017 von rund 45 Dollar je Barrel auf über 70 Dollar gestiegen ist, wertete der Rubel (rote Linie,

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rechte Skala) gegenüber dem Dollar gleichzeitig ab. Danske Bank-Kommentar: „Geopolitics do matter“.Quelle: Vladimir Miklashevsky (Danske Bank): Flash Comment - Russian rouble: warning shots of US sanctions 'bill from hell'; 08.08.2018

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Rosstat revidierte Industrieproduktion kräftig nach obenBei einem Vergleich der in der Tabelle „Konjunkturdaten 2015 bis 2018“ auf Seite 5 angegebenen Wachstumsraten für die Industrieproduktion und das gesamtwirtschaftliche Bruttoinlandsprodukt ist zu berücksichtigen, dass das Statistikamt Rosstat die Industrieproduktion revidierte. Es meldete Mitte Juni, die Industrieproduktion sei viel früher und stärker gewachsen als bisher ermittelt worden war. Hatte Rosstat bisher angegeben, die Industrie hätte 2017 insgesamt nur 1 Prozent mehr produziert, beziffert das Amt das Wachstum jetzt gut doppelt so hoch (+ 2,1 Prozent). Auch der Produktionsanstieg im Jahr 2016 wurde kräftig nach oben revidiert. Er wird jetzt mit 2,2 Prozent angegeben (bisher: + 1,3 Prozent). Noch stärker fielen die Aufwärts-Korrekturen für den Bereich des „Verarbeitenden

Gewerbes“ („Manufacturing“) aus. Das Forschungsinstitut BOFIT der finnischen Zentralbank verglich in einer Grafik die neuen und bisherigen Rosstat-Berechungen für die Entwicklung der gesamten Industrieproduktion, des Verarbeitenden Gewerbes, der Rohstoffförderung und der Stromwirtschaft.

Quelle: BOFIT (Bank of Finland): Revised Rosstat figures give a significantly brighter view of recent industrial output growth; 06.07.2018

Auch das Bruttoinlandsprodukt wird nach oben korrigiert werdenDie Zentralbank schätzte in ihrem Ende Juni veröffentlichten Bericht „Economics: Facts, Assessments, Comments“, welche Änderungen nach den Rosstat-Revisionen der Industrieproduktion bei den Angaben zur Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Produktion erforderlich werden dürften. Sie rechnet mit folgenden Anhebungen der Wachstumsraten bei den Ende 2018 anstehenden Revisionen:

2016 dürfte die russische Wirtschaft stagniert haben (bisher: -0,2 Prozent) 2017 dürfte die Produktion um 1,8 Prozent gestiegen sein (bisher: + 1,5 Prozent)

Im Juni-Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums („Bild der Wirtschaft“) war nach den Revisionen zu lesen, das Ministerium halte es für möglich, dass Rosstat die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate des Jahres 2017 auf rund 2 Prozent anheben werde.

Prognosen2018 erwarten Regierung und Zentralbank knapp 2 Prozent WachstumIm gesamten Jahr 2018 erwartet die Regierung laut Anfang Juli vom Wirtschaftsministerium veröffentlichten Szenarien ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent. Sie wurden vom Finanzministerium für die Haushaltsplanung übernommen.

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Die Zentralbank bestätigte diese Sicht für 2018. Sie meint in ihrem Mitte Juli erschienen Bulletin „Talking Trends“, 2018 werde das Wirtschaftswachstum nahe der oberen Grenze der von ihr prognostizierten Spanne (1,5 bis 2 Prozent) liegen.

Die Industrieproduktion, die von Januar bis Juli 2018 im Vorjahresvergleich um 3,1 Prozent stieg, soll laut Regierung im gesamten Jahr um 2,5 Prozent wachsen.

Dabei geht sie davon aus, dass der Urals-Ölpreis im Jahresdurchschnitt mit fast 70 Dollar/Barrel knapp ein Drittel höher sein wird als 2017.

Gibt es 2019 einen Wachstumsknick?Die weitere konjunkturelle Entwicklung wird stark von wirtschaftspolitischen Maßnahmen beeinflusst werden, die die russische Regierung zur Verwirklichung der von Präsident Putin in den „Mai-Dekreten“ gesetzten wirtschaftspolitischen Ziele ankündigte. Am 14. Juni legte sie Gesetzesentwürfe für Steuererhöhungen und eine deutliche Heraufsetzung des Rentenalters vor.

Der allgemeine Mehrwertsteuersatz soll Anfang 2019 von 18 auf 20 Prozent angehoben werden.

Die Altersgrenze soll schrittweise erhöht werden, für Männer von 60 auf 65 Jahre (bis 2028) und für Frauen von 55 auf 63 Jahre (bis 2034).

Die Veröffentlichung dieser Pläne erfolgte wohl nicht ganz zufällig zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaften. Vermutlich erwartete sich die Regierung, dass die von den Spielen abgelenkte Bevölkerung mit weniger Unmut auf die geplanten Belastungen reagiert. Besonders gegen die Erhöhung des Rentenalters gab es aber bereits zahlreiche Proteste.

Wie sich die Mehrwertsteuererhöhung und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf das Wachstum der russischen Wirtschaft auswirken werden ist sehr umstritten.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die von den USA angedrohten weiteren Sanktionen. Sollten sie umgesetzt werden, erwartet Alexander Knobel, Leiter des Zentrums für internationalen Handel der Russischen Akademie für Wirtschaft und öffentliche Verwaltung (RANEPA), einen Wachstumsverlust von 1 bis 1,5 Prozentpunkten. Die Chefvolkswirtin der Alfa Bank, Natalia Orlova, meint hingegen, es sei unwahrscheinlich, dass das Wachstum um mehr als 0,5 Prozentpunkte durch die Sanktionen gedrückt würde. Das berichtet Vedomosti.

Regierung: Mehrwertsteuererhöhung drückt Wachstum 2019Das Wirtschaftsministerium erwartet von der Anhebung des allgemeinen Steuersatzes um zwei Prozentpunkte deutliche Auswirkungen auf das Wachstum. Wenige Tage nach Bekanntgabe der Steuererhöhung legte es Prognosen für die mittelfristige Entwicklung bis 2024 vor.

Basis-Szenario des Wirtschaftsministeriums 2017 bis 20212017 2018 2019 2020 2021

Ölpreis Urals, $/barrel 53 69,3 63,4 59,7 57,9Rubel/Dollar (Jahresdurchschnitt) 58,3 60,8 63,2 63,8 64,0BIP, real + 1,5 + 1,9 + 1,4 + 2,0 + 3,1Industrieproduktion + 2,1 + 2,5 + 2,1 + 2,6 + 2,9Reallöhne + 2,9 + 6,3 + 0,8 + 1,5 + 2,3Einzelhandelsumsatz, real + 1,3 + 2,9 + 2,0 + 2,5 + 2,4Verbraucherpreise (Dez./Dez.) + 2,5 + 3,1 + 4,3 + 3,8 + 4,0

Quellen: Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – Juli 2018; 03.07.2018; Russisches Finanzministerium: Leitlinien der Haushalts-, Steuer- und Zolltarifpolitik für 2019 und die Planungsperiode 2020 und 2021; 08.07.2018

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Das russische Finanzministerium übernahm die Prognosen des Wirtschaftsministeriums in seine „Leitlinien der Haushalts-, Steuer- und Zolltarifpolitik für 2019 und die Planungsperiode 2020 und 2021“, die es für die Haushaltsberatungen der Duma erstellte. Die Regierung rechnet im nächsten Jahr jetzt also nicht mehr wie bisher in der Haushaltsplanung vorgesehen mit einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent, sondern nur noch von 1,4 Prozent.

Wie die Regierung nahm auch die staatliche russische Rating-Agentur „Expert RA“ ihre Prognose für 2019 auf 1,4 Prozent zurück. Mit einer Dämpfung des Wachstums durch die Steuererhöhung rechnet auch Andrei Polbin, Leiter der Abteilung für makroökonomische Modelle des Gaidar-Instituts. Unter der realitätsnahen Annahme, dass die Wirtschaftssubjekte die Möglichkeit von Steuererhöhungen in ihre Entscheidungen einbeziehen, schätzt er, dass die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer das Wirtschaftswachstum 2019 um 0,2 bis 0,35 Prozentpunkte dämpfen wird. Die Inflationsrate wird nach seinen Berechnungen 2019 wegen der Steuererhöhung um 0,9 bis 1,5 Prozentpunkte höher ausfallen.

„Per aspera ad astra“: Wachstumsknick und schwaches LohnplusHinsichtlich der Mehrwertsteuererhöhung scheint die Regierung die Bevölkerung mit der Devise „Per aspera ad astra“ („Durch Mühsal zu den Sternen“) besänftigen zu wollen. Nach dem Wachstumsknick im nächsten Jahr soll der gesamtwirtschaftliche Produktionsanstieg 2020 auf 2 Prozent anziehen und sich 2021 bis 2024 auf 3,1 bis 3,3 Prozent beschleunigen.

Laut Basisszenario des Wirtschaftsministeriums haben die russischen Arbeitnehmer bei der Reallohnentwicklung 2019 und 2020 allerdings besonders knappe Zuwächse zu erwarten. Nachdem im laufenden Jahr die Reallöhne kräftig um 6,3 Prozent steigen sollen, werden die realen Lohnsteigerungen 2019 nur 0,8 Prozent und 2020 nur 1,5 Prozent erreichen. Höhere Verbraucherpreissteigerungen tragen dazu bei.

Monatliche Inflationsrate sinkt seit Juli nicht mehr

Quelle: Vladimir Miklashevsky (Danske Bank): Bank of Russia stays on hold, signalling no cuts for longer; 30.07.2018

Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich zwar im Juni 2018 gegenüber Juni 2017 auf 2,3 Prozent abgeschwächt (siehe linke Abbildung, blaue Linie). Er unterschritt damit weiterhin das Inflationsziel der Zentralbank von 4 Prozent (dunkelrote Linie) deutlich. Die Zentralbank hielt aber dennoch auch Ende Juli am Leitzins (key rate)

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von 7,25 Prozent fest. Der Realzins (real rate) bleibt damit mit fast 5 Prozent deutlich höher als von der Zentralbank angestrebt wird (2,5 bis 3 Prozent).

Im Juli beschleunigte sich der Verbraucherpreisanstieg auf 2,5 Prozent. Das Wirtschaftsministerium erwartet in seinem Bericht „Bild der Inflation“, dass er sich im August auf 2,9 bis 3,1 Prozent beschleunigt, weil der Index im Vorjahresmonat deutlich gesunken ist.

Mehrwertsteuer-Erhöhung bringt Inflationsschub, der Nachfrage schwächt Wegen der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung soll der Verbraucherpreisanstieg laut Wirtschaftsministerium Ende 2018 3,1 Prozent betragen und Ende 2019 mit 4,3 Prozent das Inflationsziel der Zentralbank (4 Prozent) überschreiten. Die reale Konsumnachfrage würde so geschwächt. Auch die Zentralbank hält es in ihrem Juli-Bericht „Talking trends“ für sehr wahrscheinlich, dass sich der Anstieg der Inflationsrate wegen der Steuererhöhung im Verlauf des Jahres 2019 zeitweilig auf etwas über 4 Prozent beschleunigt.

Wegen der anziehenden Inflationsraten ist damit zu rechnen, dass die Zentralbank weniger Raum für weitere Leitzinssenkungen sieht, die dem Wachstum der Wirtschaft Impulse geben könnten. Bei einer Reuters-Umfrage erwarteten Ende Juli nur 2 von 22 Analysten im September eine Senkung des Leitzinses von derzeit 7,25 Prozent auf 7 Prozent. Der Rest rechnete mit keiner Veränderung. Die Mehrheit erwartet erst im ersten Quartal 2019 eine Senkung auf 7 Prozent.

Internationale Analysten änderten ihre Wachstumsprognosen kaum: Viele rechnen jetzt 2019 mit etwas mehr Wachstum als die RegierungAnders als die Regierung haben nur wenige Analysten nach der Ankündigung der Mehrwertsteuererhöhung ihre Wachstumsprognosen für 2019 deutlich gesenkt. Nach der starken Senkung der Regierungsprognose gehen deswegen derzeit fast alle internationale Wirtschaftsorganisationen und Banken für 2019 von einem etwas stärkeren Wachstum der russischen Wirtschaft aus (1,7 bis 1,8 Prozent) als die Regierung selbst (1,4 Prozent).

Analysten rechnen weiterhin nur mit knapp 2 Prozent WachstumDie Anfang August veröffentlichten Analysten-Umfragen lassen weiterhin nur ein moderates Wachstum der russischen Wirtschaft von knapp 2 Prozent erwarten. So ermittelte „Focus Economics Consensus Forecast“ für 2018, 2019 und 2020 einen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion um jeweils 1,7 Prozent. Die Umfragen von Reuters und Economist ergaben für das nächste Jahr ebenfalls eine Stagnation der Wachstumsrate bei 1,7 Prozent. Auch die Research-Bereiche der Commerzbank, der Helaba und der Berenberg Bank gehen für 2019 weiterhin von 1,7 bzw. 1,8 Prozent Wachstum aus.

Die DekaBank senkte ihre Prognose für das nächste Jahr hingegen etwas von 1,8 Prozent auf 1,6 Prozent. Auch bei einer Umfrage der Moskauer Higher School of Economics, die Ende Juli/Anfang August durchgeführt wurde, wurde das Wachstum im Jahr 2019 um 0,2 Prozentpunkte niedriger eingeschätzt. Statt 1,7 Prozent wie vor 3 Monaten erwarten die Analysten jetzt im Durchschnitt 1,5 Prozent. Sie rechnen auch bis 2024 nur mit Wachstumsraten zwischen 1,5 und 1,7 Prozent.

Zentralbankpräsidentin Nabiullina betonte in einem Interview mit dem Wall Street Journal am 21.08. das bisherige konsumgestützte Wachstumsmodell der russischen Wirtschaft habe sich erschöpft. Sogar wenn der Ölpreis auf 100 Dollar/Barrel steige

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sei es „sehr unwahrscheinlich“, dass die Wirtschaft um mehr als 1,5 bis 2 Prozent wachse.

Die Rating-Agentur Fitch nahm am 17. August ihre Prognose für 2019 deutlicher um 0,4 Prozentpunkte von 1,9 Prozent auf 1,5 Prozent zurück. Die Agentur verwies zur Begründung unter anderem auf die Anfang 2019 vorgesehene Anhebung des allgemeinen Steuersatzes der Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent, die den privaten Verbrauch dämpfen werde. Dieser Effekt werde aber teilweise durch höhere Pensionszahlungen und höhere Staatsausgaben ausgeglichen werden.

2020 erwartet Fitch eine Erholung des Wachstumstempos auf 1,9 Prozent. Auch damit bliebe Russlands Wachstum aber deutlich schwächer als das von Volkswirtschaften, die wie Russland mit der Kreditwürdigkeitsstufe „BBB“ bewertet würden. Sie wüchsen 2019 und 2020 um durchschnittlich 3,2 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds blieb am 16. Juli bei der Aktualisierung seines „World Economic Outlook“ bei seinen Prognosen vom April. Danach wird die russische Wirtschaft in diesem Jahr um 1,7 Prozent und 2019 um 1,5 Prozent wachsen. Im Ergebnis deckt sich die Wachstumserwartung des Fonds für 2019 damit zwar fast mit der Regierungsprognose (1,4 Prozent). Aber während die Regierung ihre Prognose für 2019 vor allem mit Hinweis auf die Mehrwertsteuererhöhung um 0,8 Prozentpunkte senkte, ließ der IWF seine Erwartungen unverändert.

Wachstumsprognosen 2018 bis 2020Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Bruttoinlandsprodukt, real ggü. Vj. %2018 2019 2020

Higher School of Economics-Umfrage 19.08.18 1,7 1,5 1,6Fitch Ratings 17.08.18 1,8 1,5 1,9Commerzbank, Frankfurt 17.08.18 1,5 1,7Economist Intelligence Unit 15.08.18 1,7 1,8 1,6DekaBank, Frankfurt 15.08.18 1,8 1,6Eurasian Development Bank 13.08.18 1,8OPEC 13.08.18 1,8 1,8Berenberg Bank, Hamburg 13.08.18 1,9 1,8 1,7Izvestia-Umfrage 10.08.18 1,6Economist-Umfrage 09.08.18 1,7 1,7Helaba, Frankfurt 06.08.18 1,8 1,7FocusEconomics Consensus Forecast 02.08.18 1,7 1,7 1,7Reuters-Umfrage 01.08.18 1,8 1,7RIA Rating 20.07.18 2,0Internationaler Währungsfonds 16.07.18 1,7 1,5Rating-Agentur Expert RA 12.07.18 1,7 1,4BNP Paribas, Paris 11.07.18 1,8 1,6DekaBank, Frankfurt 10.07.18 1,5 1,8Russisches Wirtschaftsministerium;Basisszenario 04.07.18 1,9

Urals 69,3 $/b1,4

Urals 63,4 $/b2,0

Urals 59,7 $/bDanske Bank, Kopenhagen 29.06.18 2,0 2,1 2,2WIIW, Wien 28.06.18 1,5 1,6 1,7Institut für Weltwirtschaft, Kiel 21.06.18 1,8 1,5Ifo Institut, München 19.06.18 1,5 2,0Russische Zentralbank;Basisszenario 15.06.18 1,5 bis 2,0

Urals 67$/b1,5 bis 2,0

Urals 55 $/b1,5 bis 2,0

Urals 50 $/bRussische Zentralbank;Szenario „unveränderte Ölpreise“ 15.06.18 1,5 bis 2,0

Urals 69$/b1,5 bis 2,0

Urals 70 $/b1,5 bis 2,0

Urals 70 $/bIWH, Halle 14.06.18 1,9 1,9DIW, Berlin 13.06.18 1,8 2,2Fitch Rating 13.06.18 1,8 1,9 1,5

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Eurasian Development Bank 07.06.18 1,8 1,8 1,7

Die in der zweiten Juni-Hälfte veröffentlichten „Sommerprognosen“ der deutschen Forschungsinstitute in Berlin, Halle, München und Kiel für das diesjährige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Russlands liegen zwischen 1,5 Prozent (ifo Institut München) und 1,9 Prozent (Institut für Wirtschaftsforschung Halle). Den Wachstumstrend im nächsten Jahr sehen die deutschen Konjunkturforscher unterschiedlich. Während das Kieler Institut für Weltwirtschaft 2019 eine Abschwächung des Wachstums von 1,8 Prozent auf 1,5 Prozent erwartet, rechnet das ifo Institut mit einem Anziehen von 1,5 Prozent auf 2,0 Prozent.

Optimistische Erwartungen bei DIW und Danske BankDas DIW hält 2019 sogar eine Beschleunigung des Produktionsanstiegs auf 2,2 Prozent für möglich. Die Analysten der Danske Bank sehen die weitere Konjunkturentwicklung in Russland ähnlich zuversichtlich wie das DIW. Sie rechnen damit, dass sich das Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent im laufenden Jahr auf 2,1 Prozent im nächsten Jahr und 2,2 Prozent im Jahr 2020 beschleunigt. Kurz- und mittelfristig sei eine weitere „geopolitische Eskalation“ jedoch als Risikofaktor zu berücksichtigen.

Skeptisches WIIW: „Schwieriges geopolitisches Umfeld“Mit Verweis auf das bereits „schwierige geopolitische Umfeld“ beurteilt das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche die Perspektiven der russischen Wirtschaft deutlich skeptischer als die Danske Bank. Das WIIW veröffentlichte Ende Juni umfangreiche Prognosen für die Länder in Mittel-, Südost- und Osteuropa (MOSOEL). Es nahm seine März-Prognose für 2018 um 0,3 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent zurück. Auch in den nächsten beiden Jahren soll die russische Wirtschaft kaum stärker wachsen (2019: 1,6 Prozent, 2020: 1,7 Prozent). Die Wiener Forscher trauen Russland damit rund einen halben Prozentpunkt weniger Wachstum zu als die Danske Bank und das DIW.

Die Begründung des WIIW:

„In Russland (.) wird der positive Effekt des Ölpreisanstiegs durch das schwierige geopolitische Umfeld – die jüngsten US-Sanktionen und den geopolitischen Konflikt mit dem Westen generell – weitgehend wettgemacht, was sich vor allem in einer anhaltenden Investitionsschwäche niederschlägt. Mit einer prognostizierten Wachstumsrate von lediglich 1,5% bis 1,7% im gesamten Zeitraum 2018-2020 dürfte Russland unter allen MOSOEL mit Abstand am schlechtesten abschneiden.

Wachstumsgewinne durch späteres Rentenalter werden bezweifeltNicht nur die konjunkturellen Folgen der Mehrwertsteuererhöhung sind umstritten. Die Experten sind sich auch nicht einig, ob die Erhöhung des Rentenalters angesichts der sehr niedrigen Arbeitslosigkeit und fehlender Arbeitskräfte der russischen Wirtschaft mittel- und langfristig neue Wachstumsspielräume eröffnen wird. Nach Schätzung des Wirtschaftsministeriums kann durch die Anhebung des Rentenalters das Wachstum im Zeitraum 2019 bis 2024 zwar um insgesamt 1,3 Prozentpunkte erhöht werden. Analystinnen der Alfa Bank schließen jedoch zum Beispiel nicht aus, dass die Lasten der Rentenreform angesichts der massiven Proteste der Bevölkerung auf die Unternehmen verschoben werden und so das Wachstum der Wirtschaft gedämpft wird. Andere skeptische Stimmen wenden unter anderem ein, dass die Rentenreform das Risiko einer Zunahme der Arbeitslosigkeit

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mit sich bringe, so Raiffeisenbank-Analyst Stanislav Murashov in einem Beitrag in Forbes.ru.

Wirtschaftspolitische Perspektiven

Russische Finanzpolitik ist sehr auf Stabilität bedacht: Mehrwertsteuererhöhung soll Reformen finanzieren und gleichzeitig einen Haushaltsüberschuss sichernBei der ersten Lesung des Gesetzes zur Erhöhung der Mehrwertsteuer am 03. Juli in der Duma meinte der Stellvertretende Finanzminister Ilya Trunin die zusätzlichen Einnahmen (rund 9,5 Milliarden Dollar) sollten zur Finanzierung der von Präsident Putin gesteckten Ziele dienen und für landesweite Projekte und Infrastrukturausgaben verwendet werden.

Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer soll offenbar dauerhaft vermieden werden, dass wegen der Mehrausgaben wieder Defizite im föderalen Haushalt entstehen. Er wird laut Finanzministerium im laufenden Jahr voraussichtlich erstmals seit sieben Jahren mit einem kleinen Überschuss (0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) abgeschlossen werden können.

In seinen „Leitlinien der Haushalts- und Steuerpolitik“ geht das Finanzministerium davon aus, dass die Mehrwertsteuererhöhung 2019 für zusätzliche Einnahmen von 630 Milliarden Rubel sorgen wird. Die gesamten Einnahmen dürften damit auf 19,9 Billionen Rubel steigen. Bei geplanten Ausgaben von 17,9 Billionen Rubel ergibt sich voraussichtlich im nächsten Jahr ein Überschuss von knapp 2 Billionen Rubel (1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts). Um ein Defizit im Haushalt 2019 zu vermeiden, wäre die Steuererhöhung um 630 Milliarden Rubel also nicht erforderlich.

Föderationshaushalt 2018 bis 2021Einnahmen, Ausgaben und Saldo in Prozent vom Bruttoinlandsprodukt

2018 2019 2020 2021Einnahmen 17,0 18,7 18,0 17,2Ausgaben 16,5 16,9 16,9 16,7Saldo + 0,5 + 1,8 + 1,0 + 0,6

Quelle: Russisches Finanzministerium: Leitlinien der Haushalts-, Steuer- und Zolltarifpolitik für 2019 und die Planungsperiode 2020 und 2021; 08.07.2018

2020 und 2021 soll die Haushaltspolitik jedoch expansiver werden. Die Ausgaben sollen stärker steigen als die Einnahmen. Im Jahr 2021 soll sich der Überschuss auf 659 Billionen Rubel verringern (0,6 Prozent des BIP). Ohne die für 2021 geplanten Einnahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung (730 Milliarden Rubel) ergäbe sich dann ein geringes Defizit. Das soll mit der Mehrwertsteuererhöhung offenbar vermieden werden.

Gesamtwirtschaftliche Stabilität, aber strukturelle WachstumsbremsenUlrich Rathfelder, Analyst der Hessischen Landesbank, konstatiert zur aktuellen Lage der russischen Staatsfinanzen und der russischen Wirtschaft insgesamt:

„Hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Daten (wie Staatshaushalt, Inflation, Leistungsbilanz, Währungsreserven und Nettogläubigerposition gegenüber dem Ausland) ist Russland sehr stabil.“

Er verweist aber gleichzeitig auf „strukturelle Schwächen“, die ein rascheres Wachstum verhindern:

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„Die Investitionsquote ist mit 21 % des BIP für ein Schwellenland unterdurchschnittlich. Mangelnde Rechtssicherheit, schwache Institutionen, staatliche Einmischung in das wirtschaftliche Geschehen, Importsubstitution durch russische Erzeugnisse und ein unterentwickelter Mittelstand bedingen ein niedriges Produktivitätswachstum und belasten das Investitionsklima.“

Rathfelder stellt heraus, dass Präsident Wladimir Putin der neuen Regierung ehrgeizige Ziele gesetzt hat: Ein besseres Bildungs- und Gesundheitssystem, die Verminderung der Armut, höhere Infrastrukturinvestitionen, steigende Gehälter im öffentlichen Dienst sowie real steigende Renten. Nur mit mehr Wirtschaftswachstum ließen sich diese Vorhaben verwirklichen. Die Politik zögere aber, die notwendigen Reformen umzusetzen, da mit ihnen innenpolitische Unsicherheiten einhergehen würden.

Reformdruck auf die Regierung steigtEine Rückkehr zum Wachstumsmodell „hohe Ölpreise“ hält Rathfelder für unwahrscheinlich. Von 2000 bis 2007 hatte die russische Wirtschaft auch dank ungenutzter Produktionskapazitäten bei kräftig steigenden Einnahmen aus dem Ölexport ein Wachstum von rund 7 Prozent jährlich erreicht.

Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty: https://gdb.polygraph.info/26E93C36-F2C4-4A88-BD4A-0110B1C2E8DB_cx1_cy11_cw99_w650_r1_s.jpg

Nach der tiefen Rezession in der Weltfinanzkrise 2008 um rund 8 Prozent verzeichnete sie jedoch nur noch deutlich schwächere Wachstumsraten. Seit 2013 liegen die Wachstumsraten der russischen Wirtschaft deutlich unter dem Wachstum der Weltwirtschaft.

Die vom Ölpreisverfall und den westlichen Sanktionen ausgelöste Rezession im Jahr 2015 um 2,5 Prozent konnte die russische Wirtschaft mit der 2017 begonnenen moderaten Erholung um 1,5 Prozent noch nicht ausgleichen. Das gelingt erst in diesem Jahr.

Rathfelder meint, dass der Reformdruck auf die Regierung zunimmt. Nur mit mehr Wirtschaftswachstum ließen sich die ehrgeizigen Regierungsvorhaben verwirklichen.

Die folgende von Likka Korhonen, dem Leiter des Forschungsinstituts BOFIT der finnischen Zentralbank, veröffentlichte Abbildung zur Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts und des Urals-Ölpreises zeigt die „Achterbahnfahrt“ der russischen Wirtschaft seit Beginn der 90er Jahre. Dem steilen Anstieg der Produktion in den beiden ersten Amtsperioden Präsident Putins folgte die Rezession 2008 unter

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Präsident Medwedew und die annähernde Stagnation des Bruttoinlandsprodukts in der dritten Amtszeit Putins von 2012 bis 2018.

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Bruttoinlandsprodukt und Ölpreis in 18 Jahren Putin„Russian rollercoaster“ seit 1992

Quelle: Likka Korhonen (BOFIT): „Russian rollercoaster“; Twitter, 01.03.2018

Russlands Bruttoinlandsprodukt (schwarze Linie, linke Skala; 2007=100) ist 2018 kaum höher als 10 Jahre zuvor.

Putins ehrgeiziges Ziel: Russland soll auf Rang 5 der größten VolkswirtschaftenPräsident Putin hatte nach seiner Wiederwahl in den „Mai-Dekreten“ das Ziel gesetzt, dass Russland bis zum Jahr 2024 zu den fünf größten Volkswirtschaften der Welt gehören soll (vollständiger Text). Derzeit liegt es in der Liste der Weltbank zu den weltweit größten Volkswirtschaften einen Platz hinter Deutschland auf Platz 6 (gemessen am kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt).

Nachdem die Regierung ihre Wachstumsprognosen für 2018 und 2019 gesenkt hat, erscheint dieses Ziel noch ehrgeiziger als bisher. Nach Schätzungen von Anton Tabakh, Chefvolkswirt der Rating Agentur Expert RA, müsste die russische Wirtschaft um jährlich 4,5 Prozent wachsen, um auf Platz 5 der Weltbank-Liste vorzurücken.Quelle: Oleg Makarov: Russia rose in the rating of the economies of the World Bank; rbc.ru, 13.07.2018, World Bank: World Development Indicators

Höhere Investitionsquote soll Wachstum beschleunigenLaut den aktuellen Entwürfen für die Haushaltsplanung soll der 2019 erwartete Rückgang des Wachstums auf 1,4 Prozent im Jahr 2020 überwunden werden und der Produktionsanstieg auf 2 Prozent anziehen. Ab 2021 will die Regierung dank wirtschaftspolitischer Reformen ein Wirtschaftswachstum von über 3 Prozent bei einer Inflationsrate von 4 Prozent erreichen.

Basis-Szenario des Wirtschaftsministeriums 2017 bis 2021

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2017 2018 2019 2020 2021Ölpreis Urals, $/barrel 53 69,3 63,4 59,7 57,9Rubel/Dollar (Jahresdurchschnitt) 58,3 60,8 63,2 63,8 64,0BIP, real + 1,5 + 1,9 + 1,4 + 2,0 + 3,1Verbraucherpreise (Dez./Dez.) + 2,5 + 3,1 + 4,3 + 3,8 + 4,0

Quellen: Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – Juli 2018; 03.07.2018; Russisches Finanzministerium: Leitlinien der Haushalts-, Steuer- und Zolltarifpolitik für 2019 und die Planungsperiode 2020 und 2021; 08.07.2018

Um das Wachstum auf 3 bis 3,5 Prozent zu beschleunigen, billigte die russische Regierung am 12. Juli Vorschläge von Wirtschaftsminister Oreschkin, mit denen die gesamtwirtschaftliche Investitionsquote, der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt, von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 25 Prozent im Jahr 2024 erhöht werden soll.

Laut Oreschkin ist dazu erforderlich, die Sparquote der Bevölkerung und die Investitionsaktivitäten der Unternehmen zu erhöhen. Es solle ein Investitionsklima geschaffen werden, das für minimale Kosten für die Unternehmen sorge. Staatliche Regulierungen müssten für sie einfach und vorhersehbar sein. Auch mehr Effizienz in Unternehmen mit staatlicher Beteiligung sei erforderlich.

Fitch Ratings: Wachstumsziel von 3 bis 3,5 Prozent ist „nicht realistisch“Viele Experten zweifeln aber, dass sich die Regierung zu Reformen entschließt, die neue Wachstumspotenziale freisetzen könnten.

Die Agentur Fitch Ratings hält in ihrem Bericht vom 17.08. das Ziel, die Investitionsquote auf 25 Prozent des BIP zu erhöhen und so mittelfristig ein Wachstum von 3 bis 3,5 Prozent zu erreichen, nicht für realistisch. Russlands Wirtschaft sei durch die hohe Abhängigkeit vom Rohstoffsektor und geopolitische Spannungen belastet. Zudem bedeute die unvorhersehbare Entwicklung der Sanktionspolitik der USA ein Risiko für die russische Wirtschaft und das Rating Russlands.

Andererseits lobt Fitch Russlands Geld- und Finanzpolitik. Die Agentur beurteilt auch die Aussichten auf eine Höherstufung des Ratings als „positiv“. Sie verweist auf die flexiblere Wechselkurspolitik zur „Abfederung“ externer Schocks, die strikte Verfolgung eines Inflationsziels und eine „kluge“ Fiskalpolitik. Fitch erwartet, dass der föderale Haushalt 2018 bis 2020 mit Überschüssen schließt (2018: 1 Prozent des BIP, 2019: 1,9 Prozent des BIP; 2020: 0,9 Prozent des BIP).

Chris Miller: „Growth is good, but retaining power is better“ ist Putins DeviseAuch Chris Miller, „Research Director“ des Eurasien-Programms des Foreign Policy Research Instituts (FPRI) und Assistenz-Professor für internationale Geschichte der Fletcher School of Law and Diplomacy der Tufts Universität in Boston, meint, man könne kaum erwarten, dass es eine Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten Anfang und Mitte der 2000er Jahre geben könnte. In seinem im März erschienen Buch „Putinomics: Power and Money in Resurgent Russia  legt er eine von führenden Russland-Experten hoch gelobte Analyse der Wirtschaftspolitik Putins vor. Auch in einem 45-Minuten-Interview mit Sean Guillory (Universität Pittsburgh) nahm er zur russischen Wirtschaftspolitik ausführlich Stellung. Über seinen Beitrag in der US-Zeitschrift „Foreign Affairs“ („The Surprising Success of Putinomics: Behind Putin’s Formula for Holding Onto Power“) berichtete Ostexperte.de im Februar.

Als ein Prinzip der Wirtschaftspolitik Präsident Putins stellte Miller in Foreign Affairs heraus, dass privaten Unternehmen zwar Raum für Verbesserungen der Effizienz

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der Wirtschaft gewährt werde, aber nur dort, wo sie nicht mit politischen Zielen der Regierung in Konflikt geraten. „Strategisch wichtige Bereiche“ seien ihnen versperrt. Miller meint, der Sektor der privaten Unternehmen in Russland könne sich zwar „einige“ Hoffnungen machen, die Effizienz der Wirtschaft zu erhöhen oder das Wirtschaftswachstum anzutreiben, aber nicht „viele“. So sei nun einmal die Logik des Kreml: „Growth is good, but retaining power is better.“

Noah Sneider: Makroökonomische Stabilität allein bringt nicht mehr Wachstum„Is the Russian Economy ready to boom?“ Diese Frage stellte sich auch Noah Sneider, Moskau-Korrespondent des Wirtschaftsmagazins „The Economist“, in einem von der Unternehmensberatung Roland Berger veröffentlichten Artikel. Sneider hebt einerseits hervor, dass das russische Finanzministerium und die Zentralbank mit einer „klugen“ Politik auf den Ölpreiseinbruch und die westlichen Sanktionen geantwortet haben. Russland habe so die Inflationsrate auf ein historisches Tief von 2,5 Prozent gedrückt und sei 2017 zu einem moderaten Wirtschaftswachstum zurückgekehrt. Rating-Agenturen hätten russische Staatsanleihen kürzlich heraufgestuft und nicht mehr mit einem „junk-status“ bewertet. Die neue „Fiskalregel“ gewährleiste, dass die Währungsreserven wieder aufgefüllt werden. Einnahmen infolge von Ölpreisen über 40 Dollar/Barrel würden gespart.

Auch Sneider meint aber, dass makroökonomische Stabilität allein nicht ausreicht, um ein stärkeres Wachstum der Wirtschaft zu erreichen.

Kudrin: Russland braucht strukturelle und institutionelle ReformenNoah Sneider zitiert den früheren Finanzminister und heutigen Rechnungshof Präsidenen Alexei Kudrin. Er wurde von Präsident Putin als Leiter des „Center for Strategic Research“ beauftragt, Vorschläge für Reformen zu entwickeln. Kudrin sagt.

"The main problems lie within Russia and they are structural and institutional."

Sneider meint dazu, vor allem der Staat nehme in der russischen Wirtschaft wieder zu viel Platz ein. Nach Angaben der Anti-Monopol-Behörde habe sich der Anteil des Staates am Bruttoinlandsprodukt allein im letzten Jahrzehnt von rund 35 Prozent auf rund 70 Prozent verdoppelt. Innovation und Wettbewerb würden darunter leiden. Hinzu komme, dass Russlands Wirtschaft zu abhängig von natürlichen Ressourcen sei, weil lange zu wenig in Humankapital investiert wurde. Die Konfrontation mit dem Westen habe Investitionen in Wirtschaft und Technologie erschwert.

Kommt eine „Agenda des Wandels“? Kudrin schrieb nach den Wahlen, die Regierung habe nur zwei Jahr Zeit eine „Agenda des Wandels“ zu verwirklichen. Noah Sneider meint allerdings, aktuelle Signale aus dem Kreml deuteten darauf hin, dass die Regierung viel weniger ehrgeizige Ziele verfolge.

Wie sich zwei deutsche Wissenschaftler streiten:Ist Russland ein reformunfähiger „korrupter Petrostaat“ oder auf dem Weg zu „substanziellen Reformen“?Andreas Umland, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Euro-Atlantische Kooperation in Kiew, beschreibt Russland in einem NZZ-Gastkommentar als korrupten Petrostaat, der Wachstum nur bei hohen Energiepreisen erzeugen kann:

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„Solange der Erdölpreis nicht erneut in die Höhe schnellt, wird die Ineffizienz und Perspektivlosigkeit des gegenwärtigen sozioökonomischen Systems immer deutlicher zutage treten. Russland ist und bleibt bis auf weiteres ein von Korruption durchsetzter Petrostaat, der stabiles Wachstum nur bei permanent hohen Energiepreisen und günstiger Aussenwirtschaftslage generieren kann. Ohne solche Bedingungen wird der Kuchen, den die verschiedenen Rentenabschöpfer untereinander aufteilen, mit jedem Jahr kleiner werden.“

Der Publizist Christian Wipperfürth hält es hingegen in einer von „Russland kontrovers“ veröffentlichten Antwort auf Umlands Thesen für wahrscheinlich, dass Russland aus der strukturellen Krise herausfinden wird. Zur Begründung verweist er unter anderem darauf, dass die russische Führung seit kurzem „substanzielle Reformen“ angehe. Präsident Putin habe seit seiner Wiederwahl sehr deutlich gemacht, dass die innere Entwicklung im Zentrum seiner Amtszeit stehen werde:

„Die russische Führung scheint den großen Ernst der Lage erkannt zu haben. Die gesteckten Ziele in der Infrastruktur, der Bildung oder der Wirtschaftsstruktur sind sehr ehrgeizig und kostenaufwändig. Hierzu bedarf es umgerechnet 120 Mrd. Euro in den nächsten sechs Jahren. Darum wird die Mehrwertsteuer von 18% auf 20% erhöht und eine umfassende Rentenreform angegangen.“

Was zwei Praktiker vorschlagen: Probleme gemeinsam angehen und die Arbeitsbedingungen für Unternehmen weiter verbessernAuch OAOEV-Geschäftsführer Michael Harms betonte in einem Interview mit Ostexperte.de Chefredakteur Thorsten Gutmann Anfang Juli, er glaube, dass die russische Politik die Ursachen der Wachstumsschwäche der russischen Wirtschaft erkannt habe:

„Ursache für die Probleme sind Faktoren, die auch in jeder Rede Wladimir Putins vorkommen: Zu viel Staatseinfluss, zu wenig Mittelstand, mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit, mangelnde Innovationen.“

„Wir sollten versuchen, das gemeinsam anzugehen“, meinte Harms. Die russische Führung setze stark auf eine Partnerschaft mit deutschen Firmen.

„Es sollte auch in unserem Interesse sein, die Effizienz der russischen Industrie anzuheben, weil wir Maschinen bauen und unsere technischen Lösungen anbieten können. Davon würden letztlich alle Seiten profitieren.“

Unternehmensberater Ulf Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter der SCHNEIDER GROUP, verweist in einem Kommentar auf die Fortschritte Russlands im Doing-Business-Ranking der Weltbank. Russland rückte bei diesem internationalen Vergleich der Arbeitsbedingungen für Unternehmen innerhalb weniger Jahre sprunghaft von Platz 120 auf Platz 35 vor.

Schneider streicht heraus, Russland liege gerade in Bereichen, in denen man es nicht vermuten würde, im internationalen Vergleich weit vorn, etwa bei der Registrierung von Eigentum und der Rechtsdurchsetzung. Diese Entwicklung sei kein Zufall, sondern das Produkt solider, harter und langfristiger Arbeit. Vor mehr als zehn Jahren habe die Regierung eine Roadmap zum Bürokratieabbau aufgesetzt.

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Dass die neue Regierung „bahnbrechende Reformen“ durchführt sei zwar nicht zu erwarten, so Schneider. Sie habe aber die Chance, solide Arbeit zu machen, indem Sie einen neuen Plan für einen weiteren Bürokratieabbau erstellt.

Quellen und Lesetipps zu Konjunktur und WirtschaftspolitikArtikel von Klaus Dormann in Ostexperte.de BIP-Wachstum in Russland: Nur knapp 2 Prozent jährlich bis 2020; 21.08.2018 Wo steht Russlands Konjunktur Mitte 2018? 25.07.2018 Russlands Konjunkturperspektiven bis 2024; 18.07.2018 Höhere Mehrwertsteuer und höheres Rentenalter; 11.07.2018 Wird das Wachstum in Russland 2019 deutlich sinken? 03.07.2018Veröffentlichung des Deutsch-Russischen Wirtschaftsclubs Düsseldorf: Klaus Dormann: Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland; 13.03.2018

Konjunkturprognosen für Russland: Fitch Ratings: Fitch Affirms Russia at 'BBB-'; Outlook Positive; 17.08.2018 Daria Orlova (DekaBank): Rubel gibt unter Druck der Sanktionsdrohungen nach; in: Emerging

Markets Trends, 15.08.2018 Ulrich Rathfelder (Helaba): Russland: Gibt es Reformen? in: Konjunktur Kompakt; 06.08.2018 Internationaler Währungsfonds: World Economic Outlook Update, July 2018; 16.07.2018 Rating Agency Expert RA: Macroview: The Russian economy at the point of inflection; 12.07.2018 Johanna Melka (BNP Paribas): Russia: Moving ahead with reforms; 11.07.2018 Berenberg Bank: Global update; Russia: profiting from higher oil prices; 03.07.2018 Danske Bank: Russia: preparing for reforms; Emerging Markets Briefer, 29.06.2018 Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche, WIIW: Russia Overview (ständig

aktualisiert); Forschungsbericht: MOSOEL: Konjunkturzenit überschritten; 28.06.2018

Konjunkturumfragen; Prognosenvergleiche: Sergey Smirnov (Higher School of Economics): Consensus-forecast: Survey of professional

forecasters: absorption of shocks; dcenter.hse.ru; 19.08.2018 Inna Grigoryeva: Consumers will stimulate the economy; The increase in GDP this year will be

accompanied by rising inflation; Izvestia, 10.08.2018 The Economist: Poll of forecasters, August averages; 09.08.2018 ThomsonReuters.ru: Reuters Poll: Economists have worsened expectations for inflation…;

01.08.2018  FocusEconomics: Russia Economic Outlook; 31.07.2018 Higher School of Economics: Short-term Economic Forecasts; Prognosevergleich; 25.07.2018

Russisches Wirtschafts und Finanzministerium zu Konjunktur und Haushaltsplanung: Wirtschaftsministerium: Bild der Produktion – Auigust 2018; 17.08.2018 Wirtschaftsministerium: Bild der Inflation – August 2018; 10.08.2018 Wirtschaftsministerium: Bild der Wirtschaft – Juli 2018; 01.08.2018 Wirtschaftsministerium: Maxim Oreschkin: Ein auf Investitionen orientiertes Wachstum ist der

einzige Weg, um langfristig ausreichend hohe Wachstumsraten zu gewährleisten; 12.07.2018 Finanzministerium: Leitlinien der Haushalts-, Steuer- und Zolltarifpolitik für 2019 und die

Planungsperiode 2020 und 2021; 08.07.2018

Russische Zentralbank zu Geldpolitik und Konjunktur; Sonstige Berichte zur Geldpolitik: Vestnikkavkaza: Nabiullina: it’s very unlikely Russian economy to grow above 1.5% to 2%;

21.08.2018 CBR: Consumer Prices: Facts, Assessments, Comments; 10.08.2018 Natalia Orlova (Alfa Bank): AB-ICI: Preparing for long pause in policy rate cut; 02.08.2018 Alexander Boos: Gold-Reserven: Russland nähert sich „Stalin-Rekord“ und wird unabhängiger

vom Dollar; mit Interview mit Goldexperte Dimitri Speck; Sputnik, 31.07.2018 Vladimir Miklashevsky (Danske Bank): Bank of Russia stays on hold, signalling no cuts for longer;

30.07.2018 FocusEconomics: Russia Monetary Policy July 2018: Russia*s s key rate unchanged again in

July; 27.07.2018 CBR: Economics: Facts, Assessments, Comments – June 2018; Press Service: Consumer

demand and Russian exports supported by FIFA World Cup; 30.07.2018 CBR: Bulletin „What the trends say“, russisch; Summary, engl.; Pressemitteilung; 16.07.2018

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CBR: Russian economic outlook and challenges to monetary policy; Presentation Investor Relations; in English; June 2018

CBR: Monetary Policy Report; 15.06.2018

Russisches Statistikamt Rosstat zur Konjunktur: Rosstat: Main Economic and Social Indicators; Tabelle, engl., Bericht in Russisch; 17.08.2018 Rosstat: Industrieproduktion Juli 2018; 15.08.2018 Rosstat: Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2018, erste Schätzung; 10.08.2018 Rosstat: Verbraucherpreise im Juli 2018; 06.08.2018 Rosstat: Verwendung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2018; 02.07.2018

Weitere Konjunkturberichte aus Russland vonForschungsinstituten, Wirtschaftsverbänden, Rating-Agenturen, Banken: Eurasian Development Bank (EDB): Monthly Review, 13.08.2018; Quarterly Review, 07.06.2018 Yu.Stepanov, I.Morganicheva (Association of Russian Banks): The main trends in the

development of the economy - August 2018; 07.08.2018 RIA Rating: Economy in June: calendar, drought and metallurgy slowed GDP growth; 20.07.2018 Center for Macroeconomic Analysis and Short-Term Forecasting (CMASF): Trends of the

Russiand Economy – June 2018; 20.07.2018 Center for Macroeconomic Analysis and Short-Term Forecasting (CMASF): Thirteen thesis on

economics – July 2018; Stand 19.07.2018; veröffentlicht 06.08.2018 Economic Expert Group des Finanzministeriums: Monatsbericht Juli; 19.07.2018 TASS: Expert RA: increase of VAT and retirement age will slow GDP growth in Russia in 2019;

12.07.2018 Analytical Center of the Russian Government: Current trends in the Russian Economy; Juli 2018

Konjunktur- und Länderberichte zu Russland aus dem Ausland, insbesondere Berichte von internationalen Wirtschaftsorganisationen, Rating-Agenturen: Fitch Ratings: Fitch Affirms Russia at 'BBB-'; Outlook Positive; 17.08.2018 World Bank: Russia Monthly Economic Developments – June 2018; Juli 2018 WKO Außenwirtschaft Österreich: Update Russische Föderation – Juli 2018; 24.07.2018 Raiffeisenbank: S&P: Rating is limited by slow economic growth and sanctions; 23.07.2018 GTAI: Wirtschaftsausblick - Russische Föderation (Juli 2018); 20.07.2018 Deloitte: Russia through a lens; 2Q 2018; July 2018 Sputniknews-Interview mit Gustavo Angel (Rating Agentur Expert RA; Frankfurt): Stabile

Wirtschaft: „Russische Zentralbank handelt clever“; Sprutniknews, 17.07.2018 Rating Agency Expert RA: Macroview: The Russian economy at the point of inflection; 12.07.2018

Deutsche Regierung und deutsche Wirtschaftsverbände zur russischen Wirtschaft; deutsch-russische Wirtschaftsbeziehungen: Lea Deuber: Geschäft mit Russland: Wie deutsche Unternehmen unter Putin leiden;

Wirtschaftswoche, 19.07.2018 (mit Gespräch mit Alexej Knelz, AHK-Moskau) Jens Böhlmann (OAOEV): Schwung der Fußball-WM 2018 ausnutzen; Ostexperte.de, 09.07.2018 Michael Harms (OAOEV-Geschäftsführer) im Ostexperte.de-Gespräch mit Thorsten Gutmann:

„Wir unterstützen Nord Stream 2“; Ostexperte.de, 04.07.2018

TOP-Thema: Wirtschaftsordnung in Russland; Reformpolitik Ulrich Rathfelder (Helaba): Russland: Gibt es Reformen? in: Konjunktur Kompakt; 06.08.2018 Noah Sneider (The Economist, Moscow Correspondent): Is the Russian Economy ready to boom?

Point of view, in: Roland Berger: Think: Act Magazine, 02.08.2018 Ulf Schneider (OWC-Verlag): Russische Regierung ohne Reformeifer? 02.08.2018 Andreas Umland (Institut für Euro-Atlantische Kooperation in Kiew): Russland unter Putin ist

weniger stabil, als es scheint; NZZ-Gastkommentar, 05.07.2018; Christian Wipperfürth: Der Schein der Stabilität - Antwort auf Umlands Thesen; Russland kontrovers, 25.07.2018

Martin Gilman im Bloomberg-Interview mit Mark Whitehouse: Here's One Area Where Russia Beats the U.S.; Bloomberg, 09.07.2018

Andrej Netschajew im Euro am Sonntag-Interview mit Sabine Gusbeth: Ökonom Netschajew: „Wir erleben eine Systemkrise“; 17.06.2018

TOP-Thema: Sanktionspolitik und Rubelkurs Handelsblatt: Fall Skripal – US-Sanktionen könnten Russland mehrere Hundert Millionen Dollar

kosten; 13.08.2018 Clara Weiss: USA verhängen neue Sanktionen gegen Russland; wsws.org, 11.08.2018

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Thielko Grieß: US-Sanktionen gegen Russland - Die Ohnmacht Moskaus; DLF-Kommentar, 10.08.2018

TASS Press Review: Vedomosti: Experts warn of economic slowdown in Russia due to new US sanctions; 10.08.2018; Tatiana Lomskaya et al.: Experts fear a slowdown in the Russian economy due to new US sanctions; Vedomosti, 09.08.2018

Stefan Riecher: USA/Russland: Was hinter den Sanktionen steckt; Die Presse, 09.08.2018 Richard Sawaya (US National Foreign Trade Council): New sanctions would hurt Russia — but

hurt American industry more; Parlamentszeitschrift „The Hill“, 08.08.2018; Sputniknews-Bericht dazu: Sanktionen: „The Hill“ erklärt; 10.08.2018

Nikita Batalov: Russland - EU: Sanktionen gegen Sanktionen; Bilanz der russischen Importverbote; Deutsche Welle, 08.08.2018

Vladimir Miklashevsky (Danske Bank): Flash Comment - Russian rouble: warning shots of US sanctions 'bill from hell'; 08.08.2018

Christian Steiner: Russland verabschiedet sich vom Dollar; NZZ, 19.07.2018

TOP-Thema: Finanzpolitik, insbesondere Mehrwertsteuererhöhung und Haushaltspolitik Benn Steil, Benjamin Della Rocca: Did Russia Really Dump Its U.S. Debt? Council on Foreign

Relations Blog, 13.08.2018 Andrey Biryukov: Putin's Wealth Shift Aims at Russian Economy's Idled Engine; Bloomberg, 12.08.2018 Natalia Orlova (Alfa Bank): Impressive budget: tax increases and non-transparency of spending;

finam.ru, 08.08.2018 ad hoc news/dpa: Russland steckt höhere Steuereinnahmen in Rüstung; 05.08.2018 Alex Nice: Around the Sectors: Ministry of Finance presented the first draft of the new budget

framework for 2019-21; Bear Market Brief, 23.07.2019 Focus.de: Handelskonflikte und politischer Druck – Trotz Trump: Russland verkauft den Großteil

seiner US-Staatsanleihen; 17.07.2018 BOFIT (Bank of Finland): Large hikes in revenue and spending of Russia's preliminary budget

framework; BOFIT Weekly, 13.07.2018 Ben Aris: Russia’s finance ministry raising trillions of rubles to pay for Putin’s May decree plan;

intellinews.com, 13.07.2018 Anna Mogilevskaya: The Finance Ministry explained the choice of VAT as a tax to raise; rbc.ru,

11.07.2018 Janis Kluge: Russlands Staatshaushalt unter Druck – Finanzielle und politische Risiken der

Stagnation; SWP-Studie, 25.07.2018 Klaus Dormann: Höhere Mehrwertsteuer und höheres Rentenalter – Was sagen Experten zu den

konjunkturellen Folgen; Ostexperte.de, 11.07.2018 Vladimir Tsoev: Treasury in positive territory: Finance Ministry expects federal budget surplus in

2019-2021; russian.rt.com; 09.07.2018 Prime: Ministry sees Russia’s budget surplus at 1.8% of GDP in 2019; 09.07.2018 Andrei Polbin (Gaidar Institute): Where will the VAT increase lead to? Finam.ru, 07.07.2018;

Andrei Polbin (Gaidar Institute): VAT Increase from 18 % to 20 %: Macroeconomic Effects; in: Monitoring of Russia’s economic outlook, No. 12 (73); 28.06.2018

Vadim Visloguzov: Two percent on first reading - The State Duma approved an increase in the VAT rate to 20%; Kommersant, 04.07.2018

Ivan Tkachev: Tax plus on gross minus; RASHiGS evaluated the macroeconomic consequences of the increase in VAT; rbc.ru; 03.07.2018

Andrey Ostroukh (Reuters): Russian lawmakers back higher taxes in preliminary vote; 03.07.2018 Anna Holyavko: VAT increase will slow the growth of the economy to 0.4% in 2019; Vedomosti,

02.07.2018 Anna Koroleva: VAT collapsed macro forecast; Expert online; 02.07.2018

TOP-Thema: Rentenreform Ulrich Krökel: Proteste in Russland: Putins Kater nach dem Rausch; Hannoversche, 12.08.2018 Sarah Wilson Sokhey (Foreign Policy Research Institute): Reversing Pension Policy in Russia…

Again; 07.08.2018 Spiegel.de/beb/dpa: Rentenreform in Russland – Putins Umfragewerte brechen ein; 28.07.2018 Maria Lipman: There is No "Reform" in Russia's Recent "Pension Reform" Bill | Interview with

Evgeny Gontmakher; ponarseurasia; 27.07.2018 Ivan Lyubimov, Vladimir Nazarov (Carnegie Moscow Center): What is wrong with the arguments of

opponents of the pension reform; 25.07.2018 Janis Kluge (SWP Berlin): Kreml startet riskante Rentenreform - Die geplante Anhebung des

Rentenalters lässt das Vertrauen in die russische Führung schwinden; SWP-Aktuell, Juli 2018

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Stanislav Murashov (Raiffeisenbank): Unemployment and low income. How the pension reform will affect the economy; Forbes.ru; 10.07.2018; Raiffeisenbank: Pension reform will slow the recovery of the economic growth; 10.07.2018

Natalia Orlova (Alfa-Bank): Pension reform of Russia: to be or not to be? Finam.ru; 05.07.2018

Sonstige Konjunkturberichte und Kommentare zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik: Sputniknews.com: Fitch lobt russische Wirtschaft: Neue US-Sanktionen bewältigt; 18.08.2018 Olga Tanas: Credit Boom Exposes New Fault Line in Russia as Demand Mends; Bloomberg,

16.08.2018 Natalia Orlova (Alfa Bank): AB-ICI: Preparing for long pause in policy rate cut; 02.08.2018 Eduard Steiner: In Russland verpufft sogar der Trump-Effekt; Die Welt, 21.07.2018 Barclay Ballard: Russia’s stagnating economy; World Finance, 18.07.2018 Alexey Shapovalov: The industry is again confused - Rosstat recorded a decline in output in June;

Kommersant, 17.07.2018 Oleg Makoarov: Russia rose in the rating of the economies of the World Bank; rbc.ru, 13.07.2018;

World Bank: World Development Indicators Irina Grigorieva: Ministry of Economic Development forecasts price decrease in August; Iz.ru;

13.07.2018 Anastasia Manuylova: Investment was given a plan - Ministry of Economy plans to increase the

share of investments for more GDP growth; Kommersant, 12.07.2018 TASS: Ministry of Economic Development expects oil price to fall to $ 53.5 per barrel in 2024;

11.07.2018 Anton Feinberg: How Rosstat decided to reduce the inaccuracy in the estimates; rbc.ru,

11.07.2018 BOFIT (Bank of Finland): Revised Rosstat figures give a significantly brighter view of recent

industrial output growth; 06.07.2018 Dmitry Butrin: Half a good year is behind us; The problems of economic growth in Russia are

postponed to 2019; Kommersant, 05.07.2018 Vladimir Tsoev: Amendment to the May decree: what is the possible acceleration of the Russian

economy after 2019; russian.rt.com; 05.07.2018 Peter Netreba: The economy of Russia: a year you will suffer, then everything will be fine;

gazeta.ru; 04.07.2018 Reuters: Russlands Regierung setzt auf schnelleres Wachstum ab 2020; 04.07.2018 Natalia Orlova: Alfa Bank Investor Confidence Index: Local uncertainty intensified in May;

Instability in uncertain environment; 03.07.2018 Eduard Steiner: Russland muss Wachstumseinbruch eingestehen; Die Welt, 02.07.2018 Y. Starostina, E. Kopalkina, A. Feinberg: How the authorities plan to accelerate investment growth;

rbc.ru, 28.06.2018 Tatiana Lomskaya: The Ministry of Economic Development presented an optimistic version of the

slowdown of the Russian economy; Vedomosti, 27.06.2018 TASS: Economic Development Ministry worsens forecast for Russia’s GDP growth in 2018;

27.06.2018 Artyom Malyutin: May Decrees 2.0: at what costs regions and the state will carry out Putin's

orders; reslvoevremya.com, 14.05.2018

Bücher und Studien zur russischen Wirtschaft Martin Russell (European Parliamentary Research Service): Seven economic challenges for

Russia - Breaking out of stagnation? 12.07.2018 Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; MOSOE; Konjunkturzenit überschritten;

28.06.2018 Commerzbank: Liebesgüße aus Moskau: Ökonomie der Fußball-WM 2018; 21 S.; 06.06.2018