12
Rb.b.Verlagspostamt 1010 Wien, GZ 02Z031 332 S @ Schottillion das magazin für jung & alt-schotten ausgabe vierzehn dezember 2005 der geliebte schottenball Schon in der Tanzschule drängte es mich zum Schottenhall. Doch für Gymnasiasten war damals der Besuch noch nicht üblich, obwohl unsere Tanzschulpartnerinnen damals mit 17 den Ball schon eröffneten. Der Schottenball hatte damals ein besonderes Flair,; schließlich war er der einzige, der von einem regierenden Monarchen, dem Fürsten von Liechtenstein, Franz Josef II. (MJ 25) eröffnet wurde, der Disco, die immer bestens frequentiert ist. Im großen Saal kann man daher wunderbar Walzer tanzen, nur reicht die Kondition leider nicht mehr für einen 15-Minuten-Walzer. Voll ist der Saal wieder zur Mitternachtsquadrille, da sind die Generationen wieder vereint. Ich freue mich jedenfalls wie jedes Jahr auf den nächsten Ball und auf die alten Freunde, um alte Schulanekdoten aufzufrischen. Etwa wenn unser Zeichenlehrer uns empfahl: "Betet zu Gott, dass eure Väter 100 Jahre alt werden, damit sie euch bis zur Pension ernähren können." Fast alle Mitschüler haben diese Prophezeiung Lügen gestraft. Vor allem sollte man in einer Ballnacht den wichtigsten Besuchern den Hof macht: unseren Damen. Schließlich sind sie es, die mit festlicher Kleidung und ihrer Bereitschaft zu tanzen den Abend erst zum Ball machen. Richard Schmitz, MJ 58 Beim Einzug zeigten die hohen Würdenträger die Tochter nach Hause; mit der andern war e s unseres Landes alle ihre Orden. Es sind nicht natürlich vorbei. Die Tochter habe ich auch wenige Alt-Schotten, die das Schicksal unserer nicht geheiratet; wer lässt sich schon gerne Republik in den letzten 50 Jahren bestimmt zwingen. Noch immer mache ich mir Vorwürfe, haben und heute noch immer bestimmen. Viele dass ich die Frau meines Lebens, mit der ich Karrieren und Berufsentscheidungen haben inzwischen 39 Jahre verheiratet bin, bei ihrem mit einer Begegnung am Schottenball begonnen. Debüt nicht einmal bemerkt habe. Aber die war Die Zeiten änderten sich. Der regierende Fürst ja damals noch ein Kind, schließlich war ich j a von Liechtenstein führte die Tradition seines vier Jahre älter und schon über zwanzig. Vaters zwar nicht weiter, trotzdem bleibt unser Lange Jahre hatten wir noch die Sorge, den Ball der erste bedeutende Ball in der Saison. illegalen Zustrom von Besuchern einzudämmen. Die Jugend Wiens kannte viele Wege, in den Er war aber auch eine Gelegenheit, die Ballsaal zu gelangen, ohne eine Karte zu kaufen, hübschesten Mädchen von Wien kennen zu über Seiteneingänge oder über den Garten, lernen. Natürlich kam es da immer wieder zu peinlichen Zwischenfällen, etwa wenn ein Alt- Seither ist die Konkurrenz durch andere Bälle Schottenkollege und Vater mich aufforderte, und Events gestiegen. Die Cocktails der seine Tochter nach Hause zu bringen, er gehe Honoratioren im privaten Rahmen bei denen jetzt nach Hause. Da ich gerade eine hübsche man es sich zur Ehre gereichen ließ, wenn man andere kennen gelernt hatte, kam mir die eingeladen war, gibt es kaum mehr. Aufforderung nicht sehr gelegen. Dem Alt- Heute findet vor dem Ball ein gemütlicher Schottengehorsam entsprechend brachte ich Empfang im Wintergarten statt. Gleich neben inhalt 2 fürst hans-adam II. im gespräeh 3 ball der alt-schotten 4/5 der K.I.L.T.-projekttag am 26. 9, 6/7 impressionen 8 ausflug nach schlosshof 9 iran: terra incognita I I filmriss: hanckes „cache"

@ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

Rb.b.Verlagspostamt 1010 Wien, G Z 02Z031 332 S

@ Schottillion das magazin für jung & alt-schotten ausgabe vierzehn dezember 2005

der geliebte schottenball Schon in der Tanzschule drängte es mich zum Schottenhall. Doch für Gymnasiasten war damals der Besuch noch nicht üblich, obwohl unsere Tanzschulpartnerinnen damals mit 17 den Ball schon eröffneten. Der Schottenball hatte damals ein besonderes Flair,; schließlich war er der einzige, der von einem regierenden Monarchen, dem Fürsten von Liechtenstein, Franz Josef II. (MJ 25) eröffnet wurde,

d e r Disco, d ie immer bestens frequentiert ist.

Im großen Saal kann man daher wunderbar

Walzer tanzen, nur reicht d ie Kondition leider

nicht mehr f ü r einen 15-Minuten-Walzer. Voll

ist der Saal wieder zur Mitternachtsquadrille,

d a sind d i e Generationen wieder vereint.

Ich f reue mich jedenfal ls wie j edes J ah r auf den

nächsten Ball und auf d ie alten Freunde, um

alte Schulanekdoten aufzufrischen. Etwa wenn

unser Zeichenlehrer uns empfahl: "Betet zu

Gott, dass eure Väter 100 Jahre alt werden,

damit s ie euch bis zur Pension ernähren

können." Fast alle Mitschüler haben diese

Prophezeiung Lügen gestraft.

Vor allem sollte man in einer Ballnacht d e n

wichtigsten Besuchern den Hof macht: unseren

Damen. Schließlich s ind sie es , d ie mit

festlicher Kleidung und ihrer Bereitschaft zu

tanzen den Abend erst zum Ball machen.

Richard Schmitz, MJ 58

Beim Einzug zeigten die hohen Würdenträger d ie Tochter nach Hause; mit de r andern war e s

unseres Landes alle ihre Orden. E s s ind nicht natürlich vorbei. Die Tochter h a b e ich a u c h

wenige Alt-Schotten, die das Schicksal unserer nicht geheiratet; wer lässt sich schon gerne

Republik in den letzten 5 0 Jahren bestimmt zwingen. Noch immer mache ich mir Vorwürfe,

haben und heute noch immer bestimmen. Viele dass ich d i e Frau meines Lebens, mit d e r ich

Karrieren und Berufsentscheidungen haben inzwischen 3 9 Jahre verheiratet bin, bei ihrem

mit einer Begegnung am Schottenball begonnen. Debüt nicht einmal bemerkt habe. Aber die war

Die Zeiten änderten sich. Der regierende Fürst j a damals noch ein Kind, schließlich war ich j a

von Liechtenstein führte d ie Tradition seines vier Jahre äl ter u n d schon über zwanzig.

Vaters zwar nicht weiter, trotzdem bleibt unser Lange Jah re hatten wir noch d ie Sorge, den

Ball de r erste bedeutende Ball in d e r Saison. illegalen Zustrom von Besuchern einzudämmen.

Die Jugend Wiens kannte viele Wege, in den

E r war abe r auch e ine Gelegenheit, d ie Ballsaal zu gelangen, ohne eine Karte zu kaufen,

hübschesten Mädchen von Wien kennen zu übe r Seiteneingänge oder über den Garten,

lernen. Natürlich kam e s d a immer wieder zu

peinlichen Zwischenfällen, etwa wenn ein Alt- Seither ist d ie Konkurrenz durch andere Bälle

Schottenkollege und Vater mich aufforderte, und Events gestiegen. Die Cocktails d e r

seine Tochter nach Hause zu bringen, e r gehe Honoratioren im privaten Rahmen bei denen

jetzt nach Hause . Da ich gerade e ine hübsche man e s s ich zur Ehre gereichen ließ, wenn man

andere kennen gelernt hatte, kam mir d i e eingeladen war, gibt e s kaum mehr.

Aufforderung nicht sehr gelegen. Dem Alt- Heute f indet vor dem Ball ein gemütlicher

Schottengehorsam entsprechend brachte ich Empfang im Wintergarten statt. Gleich neben

inhalt

2 fürst hans-adam II. im gespräeh

3 ball der alt-schotten

4/5 der K.I.L.T.-projekttag am 26. 9,

6/7 impressionen

8 ausflug nach schlosshof

9 iran: terra incognita

I I filmriss: hanckes „cache"

Page 2: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

generation schottengespräch m i t

fürst hans-adam II. von und zu liechtenstein Wohin geht der Staat im Dritten Jahrtausend - die Rolle der Monarchie für die Zukunft. Das war das Thema des Schottengesprächs am 7. November 2005. Mehr als 100 Alt-Schotten und Gäste waren in den Prälatensaal

gekommen, um seine Durchlaucht Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein (MJ 1964) zum Thema Staat und Monarchie zu hören.

editorial Perspektiven

Der überaus erfolgrei-\ che erste K.I.LT.-Tag

^ «1 zum Thema ,,Berufs­perspektiven" ließ eine eindeutige Tendenz in

? " drei Richtungen erken-l neu: Medizin, Jus und

Wirtschaft. Dies deckt sich ziemlich genau mit der langjährigen Beobachtung der Studienwahl und der Berufsentscheidung der überwiegenden Mehrheit unserer Absolventen; eine Minderheit entscheidet sich für einen technischen Beruf. Die Entscheidungen sind plausibel — bieten doch diese Berufsfelder ein höheres Sozial­prestige und verlockendere finanzielle Aussichten als viele andere Bereiche. Dennoch: Gibt es für künftige Akademiker keine Perspektive in den Geisteswissen­schaften? Ein ,,googling" zu diesem Thema führt zu einer interessanten Ent­deckung: Heuer wurde in Deutschland von zwei Stiftungen, der Volkswagen Stiftung und der Fritz Thyssen Stiftung, denen auf den ersten Blick niemand eine Affinität zu den „humanities" unterstellen würde, eine Förderinitiative „Pro Geisteswissen­schaften' eingerichtet. In der Kurz­information dieser Initiative wird die Vorreiterrolle der Geisteswissenschaften betont. die in Zukunft noch stärker zum Tragen kommen werde, da für das erwei­terte Europa die geisteswissenschaftlich­kulturellen Herausforderungen mindestens ebenso groß seien wie die Aufgaben in den Bereichen Naturwissenschaften - Technik -W irtschaft. Berechtigte Angst, den Techno­kraten und Ökonomen allein das Feld (die Welt) zu überlassen? Oder doch nur ein Feigenblatt zur Beschwichtigung einiger Globalisierungsgegner? In jedem Fall: W äre das nicht eine überaus spannende

Uifgabefür Absolventen einer katholischen Privatschule?

Johann Stockenreitner Lehrer am Schottengymnasiuni seit 1974

Im Jahr des Ungarnaufstandes, 1956, in das

Schottengymnasium eingetreten, angetan vom

Wechsel aus „der Provinz" in die Stadt, das

waren die persönlichen Eindrücke des Fürsten

zu seiner Schulzeit zu Beginn der Schotten­

gespräche.

In den 60er Jahren habe er nicht an eine groß­

artige Zukunft des Kleinstaates geglaubt und

sich nicht zuletzt deshalb mit Staatentheorien

beschäftigt. Die einzige Legitimation der

Monarchie sei eine demokratische „mit Trend

zur direkten Demokratie" — gestützt durch fixe

Institutionen. Der Staat müsse wieder Dienst­

leister am Volk werden, der Bürger Kunde.

Staaten müssen sich wieder auf die Kernauf­

gaben Rechtsstaat, Außen- und Verteidigungs­

politik konzentrieren, transparenter in ihrer

Gebarung werden, befreit vom Ballast, letzt­

endlich einfacher für den Bürger. Dieser hin­

gegen müsse mehr Eigenverantwortung über­

nehmen, das Gesundheits- und Schulwesen

privat organisieren. Konflikte sollen an der

Wahlurne ausgetragen werden, Militär sei nicht

mehr notwendig, allenfalls wie in Liechtenstein

eine stärkere Polizei.

Der Fürst warb für die Monarchie, „schließlich

seien in der Geschichte monarchische Zeiträume

viel länger als republikanische Regierungs­

perioden gewesen". Dass Liechtenstein im

Laufe der Zeit kein schlechter Wirtschafts­

standort mit EWR-Vertrag für technische

Großbetriebe wurde, Vorbild für das österrei­

chische Stiftungsrecht und ein angesehener

Finanz- und Bankenplatz, sei am Rande noch

erwähnt. Schließlich geht es heute dem Hause

Liechtenstein wieder wirtschaftlich so gut, dass

Hans-Adam II. dem elterlichen Wunsch der

Wiedereröffnung des Museums im Palais

Liechtenstein nachkommen konnte — jetzt

werden Bilder wieder angekauft und nicht

verkauft, wie nach dem Krieg.

Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi­

schen Revolution — „das Paradies auf Erden

gibt es nicht" — und die Benesdekrete — „die

Liechtensteins waren zu keiner Zeit Deutsche" —

rundeten den Abend ab.

Die Kerninhalte der neuen Liechtenstein'schen

Verfassung, die nicht zuletzt von europäischen

Institutionen kritisiert wurden, erwähnte Hans

Adam II. nicht. Nachdem jedoch 64 ,3% der

Bevölkerung (Wahlbeteiligung 87,7%) dieser

zustimmten, folgten die Liechtensteiner ihrem

Fürsten, weil sie offensichtlich „für ihre

Steuern eine entsprechende Leistung des

Staates Liechtenstein bekommen "

Jedenfalls war dem Schlussapplaus nach zu

schließen eine überwältigende Mehrheit der

anwesenden Gäste von den Ausführungen des

Fürsten äußerst angetan.

Florian Stocken, MJ 78

Page 3: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

• • • • • •

alt-schotten •••••••••••

ball der alt-schotten Seit über 50 Jahren treffen einander jährlich zu Beginn des Faschings die Alt-Schotten mit ihren Freunden zu „ ihrem Fest". Leidenschaftliche Ballbesucher aus vier Generationen der Alt-Schotten motivieren uns, vor allem die bereits „Ballmüden" am 14. Jänner 2006 wieder eine rauschende Ballnacht zu genießen.

Eleganz ohne Krampf:

Heinrich Treichl hat erzählt,

dass es den Schottenball

deutlich länger gibt als die

Alt-Schotten-Vereinigung.

Bereits in der Zwischen­

kriegszeit haben einander

Schottenabsolventen im Fasching zum Ball

getroffen. In das Komitee dieses Balls im

kleinen Rahmen musste man allerdings eigens

aufgenommen werden. Es war die Leistung der

Nachkriegszeit, die neugegründete Alt-Schotten-

Vereinigung und damit den Ball für alle ehema­

ligen Schottengymnasiasten zu öffnen.

Heute ist der Ball somit ein Fest aller Alt-

Schotten, die diesen Abend einmal jährlich mit

ihren Freunden und den Stiftsmitgliedern und

Gymnasialprofessoren begehen möchten. Uber

das jugendliche Eröffnungskomitee, dessen

Mitglieder auch wieder zusätzliche Ballbesu­

cher anziehen, wird der Ball zu einem Fest der

Generationen und schließlich zu einem Fest all

derer, die sich den Schotten direkt oder auch

nur indirekt verbunden fühlen und gemeinsam

eine elegante Ballnacht ohne Krampf erleben

möchten.

Heinrich Foglar D einhardstein, MJ 96

H Die Statuten der Alt-

Schotten bezeichnen unter

anderem als Zweck der

Vereinigung die Pflege der

Freundschaft und des

Verkehrs der Mitglieder.

Dies bedingt, dass wir uns

bei Veranstaltungen regelmäßig treffen und

miteinander kommunizieren. Die höchste

Teilnehmerzahl erreicht dabei der seit 1953

veranstaltete Ball der Alt-Schotten. Der festliche

Rahmen des Palais Auersperg, die traditionelle

Quadrille des Eröffnungskomitees, die vielen

Generationen, die großartige Stimmung und das

Musikangebot tragen dazu bei, dass der Ball ein

gesellschaftliches Ereignis der besonderen Art

geworden ist. Natürlich ist ein Ballbesuch mit

einem gewissen Aufwand verbunden. Smoking

oder Frack müssen noch passen, ein festliches

Kleid für die Damen ist auszuwählen und der

Friseurbesuch einzuplanen.

All das sollte uns aber nicht hindern uns einen

Ruck zu geben, den Ballbesuch mit guten

Freunden zu planen — vielleicht einen Tisch zu

reservieren — und eine rauschende Ballnacht zu

genießen.

Nikolaus Hartig, MJ 68

Beim Durchblättern des Foto­

bandes von Erich Lessing

„Von der Befreiung zur

Freiheit" fiel mein Blick auf

Willy von Elmayer bei der

Eröffnung des Schottenballes

etwa 1954 im Palais Auers­

perg. Gleich nach Kriegsende fand sich ein

Kreis von „Alt-Schotten", der sich um die

Wiederbelebung des Schottenballes bemühte.

Es begann im Schwechaterhof auf der Land­

strasse, führte aber über den Gewerbeverein in

der Eschenbachgasse rasch in das Palais

Auersperg als seitherigem „Stammsitz" des

Balles. Unsere Absicht war, den Ball nicht nur

zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt zu

machen, sondern zu einer Gelegenheit, „Alt-

Schotten" jeden Alters und Berufes die

Möglichkeit zu geben, ihre Zusammen­

gehörigkeit sowie ihre Verbundenheit mit Stift

und Gymnasium auch nach außen zu doku­

mentieren. So sollte und möge es auch in

Zukunft bleiben. Hiezu aber ist es besonders

wichtig, dass auch die älteren Jahrgänge den

Ball besuchen, um das Besondere dieses Balls

zu bewahren.

Fritz Leon, MJ 38

Vor genau fünfzig Jahren

erlebte ich das erste Mal

den Ball der Alt-Schotten.

Dieses Fest gab die erste

Gelegenheit nach dem Krieg

auf dem glatten Parkett des

Palais Auersperg sich gegen­

seitig zu „beschnuppern". Für mich verlief

diese Begegnung offenbar so eindrucksvoll,

dass ich bis zum Jahr 2003 keinen einzigen

Schottenball ausließ - denn 2004 wurde der

Ball der Wiener Philharmoniker unser „Ersatz-

Schottenball".

Wahrscheinlich lag der tiefere Grund dafür

darin, dass ich - wie viele meiner Generation -

nicht mehr die gewohnte gesellschaftliche

Ansprache fand, sondern mich auf ein Schul­

kränzchen zurückversetzt fühlte. Der neuge­

wählte Vorstand der Alt-Schotten hat es sich

zum Ziel gesetzt, den Schottenball wieder in

altem Glanz erstehen zu lassen. Meine Vision

ist es, beim Schottenball 2006 Alt-Schotten

meiner Generation vereint mit den Jüngeren als

einem gesellschaftlichen Höhepunkt der Ball­

saison wiederzusehen, so wie ich es vor fünfzig

Jahren erstmals erleben durfte.

Johannes Mitterauer, MJ 54

Impressum Erscheinungsort: Wien P.b.b. Verlagspostamt: 1010 Wien DVR: 0224995 Zulassungsnummer: GZ02Z031332S Name des Mediums: Schottillion. Das Magazin für Jung- und Alt-Schotten. Medieninhaber (Eigentümer, Herausgeber, Verleger): Alt-Schotten Vereinigung ehemaliger Schottengymnasiasten, 1010 Wien, Freyung 6/2, Telefon & Fax 533 59 51 Sekretariatszeiten: Mittwoch 10 bis 12 Uhr, Freitag 16 bis 18 Uhr. Redaktion: Mag. Rudolf Mitlöhner, Dr. Edgar Weiland; siehe Seite 6. Hersteller: Ogilvy & Mather GmbH. Bachofengasse 8, 1190 Wien. Druck: Expressdruck, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Gemäß § 2 5 Mediengesetz geben wir bekannt, dass die Zeitung „Schottillion" Mitteilungen über Veranstaltungen der Vereinigung sowie Nachrichten über das Schottenstift, das Gymnasium und Mitglieder der Vereinigung vermitteln soll. Die grundlegende Richtung entspricht der Fortsetzung der Tradition der Schule und der Vereinigung.

Page 4: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

K.I.L.T.-projekttag am 26. September 2005

Am 26. September fand der erste K.I.L.T-Projekttag statt. Ziel war es, den Kindern und Jugendlichen umfassende und spannende Einblicke in die unterschiedlichsten Berufswelten zu geben. Und der Erfolg des ersten Projekttags macht sicher: 2006 wird es eine Neuauflage geben. Hier eine erste Nachlese des ereignisreichen Tages...

Ali/estooej

v

Am 26. September dieses Schuljahres ging der

erste sogenannte K.I.L.T-Tagan unserer Schule

über die Bühne. K.I.L.T, ich erinnere, meint

j a Kultur, Intellekt, Lebensfreude, Tradition,

und ist eine Trademark unseres Absolventen-

(und bald auch Absolventinnen-?) Vereins, der

Alt-Schotten (bald Alt-Schottinnen?). Alle

Präsidenten und Vorstandsmitglieder dieses

Vereins unterstützten in den letzten Jahren die

Schule in mustergültiger Weise, und die Idee

der zur Verfügungstellung von Humanressourcen

und Förderung von Soft Skills wurde nun durch

diesen K.I.L.T-Tag, der auf Initiative und mit

tatkräftiger organisatorischer Mithilfe des

jetzigen Präsidenten der Alt-Schotten, DI Peter

Krall, MJ 72, des

Direktor P. Johannes war

am K.I.L.T.-Projekttag im

Dauereinsatz, begrüßte

seine Gäste mit gewohnter

Herzlichkeit, koordinierte

zugleich sein hochmoti­

viertes Lehrerteam und

war — wie immer — auch

für Fragen und Anliegen

der Schüler jederzeit er­

reichbar.

Mir hat es gefallen, dass

Univ.-Prof. Dr. Bernd Binder,

MJ 63, so viel über seinen

Beruf erzählt hat. Er hat auch

über interessante Sachen

gesprochen. Ich denke die­

ser Beruf gefällt mir. Bei

Dr. Georg Prantl, MJ 77, hat

mir gefallen, dass er so viel

hat. E r hat uns auch über <

nasium erzählt.

Generalmajor Christian

Segur-Cabanac, hier im

Gespräch mit Abt Heinrich,

begeisterte seine zahlreiche

junge Zuhörerschaft mit

seinem lebendigen Vortrag

über die vielfältige Auf­

gaben des Österreich ischen

Bundesheeres.

ber sich erzählt

is Schottengym-

anie Usunova, la

V i z e p r ä s i d e n t e n

Dr. Georg Hennig,

MJ 55, und Dr.

Katharina Fundulus

zu Stande kam, ver-

wirklicht: Ehema­

lige Schüler unserer

Schule und durch

diese gewonnene

Persönl ichkei ten

berichteten in ein-

bis zweistündigen Vorträgen über ihre Berufswelt

und beantworteten Fragen dazu. Das Angebot

reichte vom Juristen über Arzte bis zum Musik­

wissenschaftler, der Botanikerin oder dem

Museumsdirektor (und vieles mehr). Gleich­

zeitig wurde mit diesem Tag das vorgeschriebene

Unterrichtsziel der Berufsorientierung unserer

Schülerinnen und Schüler miterfüllt. Die Schüler­

innen und Schüler waren nicht nur durch den

Umstand, dass an diesem Tag der Regelunter­

richt entfiel, von dieser Veranstaltung begeistert,

und so freuen wir uns alle auf eine Neuauflage

am 26. September 2006, wo wir die leichten

organisatorischen Mängel bereinigt haben

werden, die beim ersten Mal nur schwer

vorhersehbar waren. Ich danke allen für die in

diesen Tag investierten Mühen.

Josef Harold,

Administrator der Schule

Der Arzt gefiel mir nicht besonders gut. Er

verwendete solche Ausdrücke, die ich noch nie

in meinem Leben gehört hatte. Außerdem

verstand ich kein Wort, was er uns erzählt hatte.

Der Anwalt gefiel mir wieder besser, weil er

über Rechte in der ganzen Welt und auch nur

von Osterreich redete. Einmal stellte er uns so­

gar ein „Rätsel". Außerdem sprach er darüber,

was man mit einem Jus-Studium alles werden

kann. Aber Anwalt will ich leider nicht werden.

Viktor Martinovic, la

Es war sehr interessant, weil ich viel Neues

gelernt habe. Am Ende bin ich mit vielen

Sachen, die ich früher nicht wusste, nach Hause

gegangen.

Paul Kristen, la

Page 5: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

ttag 26.9.200

GER»

JUBiÜl

Burgschauspieler Markus

Hering und Dr. Katharina

Fundulus vom Wiener

Akademietheater vermit­

telten ihrem jungen

Publikum einen lebendi­

gen Eindruck von der viel­

seitigen Arbeit eines

Schauspielers und vom

Funktionieren eines

Theaters.

. * ' : .

- 1 : * WM

Nach dem Vortrag von Rechtsanwalt

Dr. Georg Prantl wissen wir nun um

einiges mehr über dessen Studium und die

Tätigkeiten in seinem Beruf. E r hat uns mit

vielen Rechtsgebieten, wie Umwelt-, Straf- und

Zivilrecht vertraut gemacht. In all diesen

Rechtsbereichen gibt es Vorschriften, die ein­

zuhalten sind. Diese sind aber in jedem Land

anders. Durch ihn und seinen Drang uns alles

zu erzählen und zu erklären hat sich unser

Wissen wiederum etwas erweitert. Auch der

Arzt, Univ.-Prof. Dr. Binder, hat uns das, was

man in seinem Fach­

bereich wissen muss,

bedeutend näher ge­

bracht. E r erklärte

uns, wie e s zu einem

Herzinfarkt kommen

kann und dass ältere

Leute die Zucker­

krankheit bekommen

können. Auch erzählte

er uns über die weißen

und roten Blutkör­

perchen. Da unsere

Kenntnisse in der

Medizin sehr gering

sind, ist so ein Vortrag fü r uns Kinder sehr

lehrreich.

Thomas Sundström, la

Am 26. September besuchten uns die Eltern

von Schülern, welche meist Alt-Schotten waren

im Schottengymnasium, um uns ihren Beruf

näher zu bringen. Wir hatten drei Stunden in

denen wir jeweils 1,5 Stunden hörten, was wir

tun mussten, um diesen Beruf später einmal

ausüben zu können und was diese Berufs­

gruppe zu tun hat. Wir suchten uns drei

Vorträge aus, die wir dann besuchen würden.

Viel war an diesem Tag

von Leistung und Erfolg

im Berufsleben die Rede.

Aber Caritasdirektor Dr.

Michael Landauer stellte

sicher, dass das Bewußt­

sein für unsere soziale

Verantwortung für alle, die

unsere Hilfe benötigen,

ebenso gestärkt wurde.

Ich berichte über die Vorträge die ich ausge­

wählt hatte, e s gab aber noch viel mehr Berufe,

die den Schülern näher gebracht wurden. Als

erstes besuchte ich den Vortrag von Zahnarzt

Dr. Stefan Gärner, MJ 95. E r

erklärte uns viel über den

Weg zu dem Beruf eines

Arztes und wie schwierig es

war ein Medizinstudium

abzuschließen. Am Ende

zeigte e r uns dann noch

Bilder von Patienten die

nicht so viel von Zahn­

hygiene hielten. Dann ging es

zu der Psychologin Reich-

Rohrwig, von der wir erfuhren

mit welchen Aufgaben sich Psychologen

beschäftigen. Sie zeigte u n s auch viele optische

Täuschungen, auf die nach einiger Zeit jedoch

niemand mehr hineinfiel. Zuletzt erzählte uns

der Anwalt Dr. Johannes Fuchs, MJ 83 , von dem

trockenen Jus-Studium, das auch e r hinter sich

gebracht hatte und von dem Rechtsystem. Die

Berufsberatung war aufschlussreich und brachte

uns die einzelnen Berufe interessant näher.

Hoffentlich kommen auch nächstes Jahr wieder

Eltern, die uns etwas

über Berufe erzählen.

Nikolaus Haupt, 3b

Medizin, Jus oder doch

Technik? Die Frage

nach dem Studium

stellen wir uns oft. Der

K . I .L .T . - P r o j e k t t a g

sollte eine Hilfe dar­

stellen einen weiteren

Schritt in

R i c h t u n g

S t u d i e n -

wahl zu

machen. Dass das fü r die Unterstufe

noch nicht so relevant ist, ist klar,

jedoch wurden auch fü r diese

Klassen interessante Berufe aus­

gewählt, übe r die referiert wurde. Die

Referenten kamen aus den verschie­

densten Sparten: Wirtschaft, Journa­

lismus, Architektur. . . E s war fü r

jeden etwas dabei. Sie erzählten über

ihre Karriere, vom Studium bis zum

eigenen Büro, zur eigenen Praxis,

Kanzlei. Anschließend konnten wir

unsere Menge an Fragen loswerden.

Oft entstanden sehr interessante Diskussionen

die kein Ende nehmen wollten. Aber der

Zeitplan musste auch berücksichtigt werden.

Für viele war der Tag sicherlich eine große H i lfe

für die Wahl der Studienrichtung, oder zumin­

dest ein sehr interessanter Tag.

Johannes Krall, 6b

Ursprünglich bin ich mit gemischten Gefühlen

zu dem Gespräch ge­

gangen. Nach meiner

Präsentation hat sich

auf Grund der Fragen

der Schüler eine äußerst

lebhafte und interessan­

te Diskussion ergeben,

die mir sehr gefallen

hat. Vom Interesse, vom

Wissensstand und von Niveau der Schüler war

ich sehr begeistert.

Peter Püspök, MJ 65

Page 6: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

lebe deinen mythos hellas, roma, moskau, Cannes 2005

KkTor K.OVKTON €< TM KQlNH r j

n ^ N T € c nBOMOCT<1(

«eico e©» |^C .HWN

K V TO

Auszeit vom Schulalltag, Abstand zur Klassenraumdidaktik — bisweilen bedarf es der Distanz zum Gewöhn­lichen, zzxm eigenen Ich, um seine Wahrnehmung zu sensiblisieren, um einzutauchen in seinen individuellen, außergewöhnlichen Mythos.

Cannes

U n grand s u c c e s ä la Cote-d^Azur

Sprachreise der 7a und 7b-Klasse nach Cannes

mit Prof. Sackl und Dir. Wally.

Mit zwei solch charismatischen „Partylöwen" blieb neben

vielen kulturellen Exkursionen und mehr oder weniger inter­

essanten römischen Ruinen auch viel Zeit f ü r Sonne, Strand

und Meer. Rückblickend kann man die Reise wohl nur als

„grand succ&s" bezeichnen. Denn abgesehen von stark

verbesserten Französischkenntnissen, nahmen die Schüler

viele interessante Erinnerungen nach Hause mit.

Dominik Eichler, 7a

Sehenswerte wurde besucht,

die landschaftlichen Schön­

heiten nicht vernachlässigt

und auch den griechischen

Gaumenfreuden wurde ge­

nügend Aufmerksamkeit

geschenkt.

Konstantin Brenninkmeijer 7a

hellas „Zise t o m y t h o sou!"

Das Motto steht fü r eine zweiwöchige Reise,

die die Griechischschüler in Begleitung von

Prof. Schöffberger von Monemvasia durch

die gesamte Peloponnes vorbei a n wichtigen

Orten wie Mykene bis nach Athen und

Makedonien führte. Alles historisch

redakt ionsteam schottillion Herausgeber: Mag. Rudolf Mitlöhner (MJ 83) Redaktion: CR Dr. Edgar Weiland (MJ 89), DI Peter Krall (MJ 72), Prof. Martin Schöffberger (Koordination), Clemens-Johannes Haag, (Personalia, MJ Ol), Maximilian

Alexander Trofaier (Termine) Autoren dieser Ausgabe: Prof. Mag. Manfred Anselgruber, Konstantin Brenninkmeijer, 7a, Dominik Eichler, 7a, Christian Fehl (MJ 99), Mag. Heinrich Foglar-Deinhartstein

(MJ 96), Benedikt Giessrigl (MJ 2000), P. Sebastian Hacker OSB, Prof. Mag. Josef Harold, Dr. Nikolaus Hartig (MJ 68), Nikolaus Haupt, 3b, Johannes Hochgatterer, 7a, DI Dr. Peter Klein (MJ 87), Dr. Paul

Kristen, l a , Dr. Fritz Leon (MJ 38), Prof. Mag. Helmut Linhart, Viktor Martinovic, l a , Univ. Prof. DI Dr. Johannes Mitterauer (MJ 54), GD Dkfm. Peter Püspök (MJ 65), Clemens Schmidgruber, 7b, Dr. Richard

Schmitz (MJ 58), Philipp von Schräder, 8.Klasse, Prof. Mag. Thomas Skrivanek, Prof. Mag. Johann Stockenreitner, Dr. Florian Stockert (MJ 78), Thomas Sundström, l a , Matthäus Trauttmansdorff (MJ 04), Stephanie

l sunova. l a , Dr. Mexander Vodopivec (MJ 78) Fotografen dieser Ausgabe: Prof. Mag. Georg Hellmayr, Pater Christoph Merth (MJ 78), Prof. Martin Schöffberger, Schottengymnasium Archiv

Page 7: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

7

rom R o m — s e h e n u n d s terben

Rom, das heißt: Ausgrabungen, Museen und

Gelage. Rom, das heißt auch: Vertiefung der

zwischenmenschlichen Beziehungen und In-

sich-gehen. Rom, das heißt: Kolosseum,

Forum und Vatikan. Rom, das heißt: man

könnte endlos auf- und erzählen. Rom ist eine

Stadt mit Vergangenheit und Mythen. Rom zu

sehen und zu erleben ist ein Muss und zugleich

ein Privileg. Rom zu verlassen schmerzt,

jedoch um zu sterben gibt es noch zu viel

Nichtgesehenes.

Philipp von Schräder, 8. Klasse

moskau Moskau i m U m b r u c h

Gleich bei der Fahrt vom Flughafen in die

10-Millionen-Metropole sahen wir die rasanten

Veränderungen: westliche Baumärkte am

Stadtrand, Baustellen in der ganzen Stadt -

neue Wohnhäuser, Strassen, Bürogebäude. Die

Stadt verändert sich jedes Jahr. Tiefere

Eindrücke gewannen wir in den Familien:

Russisch reden am ersten Abend in den

Familien, Missverständnisse, Humorvolles,

Eintauchen in die russische Wirklichkeit. Die

dunklen orthodoxen Kirchen mit den golden

schimmernden Ikonen sind Orte der Ruhe.

P. Sebastian Hacker OSB

f

1 1

Page 8: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

8 4

im stiftsmuseum Als gelegentlicher Teilnehmer mancher größeren — und daher in den repräsentativen Räumen des Prälatensaals abgehaltenen — Alt-Schotten Veranstaltung habe ich mich wiederholt gefragt, welche Geschichte und welche Schätze wohl in den angrenzenden Räumen verborgen sind.

Am 22. September 2005 konnte ich endlich

unter fachkundiger Anleitung des geschätzten

Professors Gerhard Schlass und in einem

kleinen Kreis interessierter Besucher einen Teil

meiner Fragen beantworten: Unmittelbar neben

dem Prälatensaal befindet sich, teilweise in den

ehemaligen Privaträumen des Abtes Hermann

Peichl, das (fast neue) Museum im Schottenstift.

Beeindruckend die ausgestellten Kunstwerke,

die von Gemälden und Mobiliar aus mehreren

Epochen über den Altar des Schottenmeisters

bis zu Globen und Musikinstrumenten reichen.

Erfahren haben wir, welche Bedeutung ins­

besondere die beiden großen Abte des 18. Jahr­

hunderts, nämlich Carl Fetzer und Benno

Pointner, für diese Sammlung haben. Und klar

wird auch, dass hier trotzdem nur ein kleiner

personalia w i r gratulieren

Mag. Christian Drakul i c , MJ 89 , zur Geburt seines Sohnes Vincent Gregor Lancelot

Christian Ei lenherger , MJ 97 , zur Promotion zum Doktor d e r gesamten Hei lkunde

Lukas Haider , MJ 99 , zur Promotion zum Doktor d e r Rechtswissenschaften

Mag. A l e x a n d e r Wenze l Richard , MJ 91 , zur Geburt seines Sohnes Wenzel

D i p l . l n g Matthias Stalzer, MJ 92, zur Vermählung mit Mag. Judith Thetter

wir t rauern u m

Norbert Brunner , MJ 3 8 , verstorben am 22. Oktober 2 0 0 5

Karl k o r d i n a , MJ 37, verstorben am 14. August 2 0 0 5

F r e d Victor Meyer , MJ 36 , verstorben am 23 . September 2 0 0 4

Teil des Schotten-Fundus den Weg zum inter­

essierten Publikum findet. Wirklicher Höhe­

punkt der Führung war aber für mich der

Vortrag von Gerhard Schlass, der aus jeder Pore

die Begeisterung für das Stift und seine sowohl

ausgestellten als auch verborgenen bzw. verlo­

renen Schätze ausstrahlt. Nichts trifft den ge­

lernten akademischen Restaurator Schlass

mehr als Schotten-Kunstwerke, die zwar noch

im Inventarverzeichnis aufscheinen, tatsäch­

lich aber im Zuge der wechselvollen Ge­

schichte des Stifts nach Westeuropa, in die USA

oder gar verloren gingen. Was blieb und hier

ausgestellt wird ist trotzdem viel und sehens­

wert! Aber auch einen Wermutstropfen hat das

Museum ist für mich — nämlich die Beleuch­

tung, der es, jedenfalls am Abend, nicht gelingt,

die Kunstwerke unter das Licht zu stellen, das

s i e v e r d i e n e n . Alexander Vodopivec, MJ 78

schlosshof ausflu Am 9.10.2005 trafen sich fünf Alt-Schotten Familien in Schloss Hof zu einem „Familienausflug

Ziel dieser neuen Initiative soll eine gemein­

same, familienfreundliche Aktivität von inter­

essierten Alt-Schotten sein, die einerseits

kulturellen Ansprüchen genügt, andererseits

einen generationenübergreifenden Austausch

zwischen den Absolventen unter Einbeziehung

der Familien erreicht. Auf Grund von kurz­

fristigen Krankheitsfällen konnten leider nur

15 Personen gezählt werden.Unter der hervor­

ragenden und äußerst sachkundigen Führung

der Gattin unseres Präsidenten, Frau Dr. Rotraut

Krall, konnten wir die aufwändig renovierten

Gebäude sowie die rekonstruierten Gartenan­

lagen von Schloss Hof bewundern. Die zuneh­

mende Verwendung des Areals als Außenstelle

des Tiergarten Schönbrunn findet besonders

bei Kindern positiven Niederschlag; die in

mühevoller Kleinarbeit wieder zusammen­

geführten Originalexponate aus der Zeit Prinz

Eugens und Maria Theresias rufen die Begeis­

terung der Eltern hervor. Noch werden die

Gartenanlagen weiterhin gemäß Radarbildern

und Luftbildaufnahmen rekonstruiert; die

Bäume des Parks müssen noch ein wenig

wachsen, um die beschauliche Aussicht der

ursprünglichen Anlagen nachempfinden zu

können und die aufdringlichen Denkmäler des

sozialen Wohnbaus des nahen Bratislava

vergessen zu können.

Im Anschluss daran stand das Schloss Rohrau

mit der Graf Harrach'schen Gemäldegalerie am

Programm — ein Kulturjuwel und zu Unrecht im

Abseits der bekannten Pfade, beherbergt dieses

Schloss doch seit 1970 eine der größten

Sammlungen neapolitanischer Malerei des

17. und 18. Jahrhunderts. Die Gemäldegalerie

gehört zu den bedeutendsten in über450 Jahren

gewachsenen Privatsammlungen der Welt mit

Gemälden von bekannten Künstlern wie Anton

van Dyck, Franceso Solimena, Pieter Brueghel

d. J. und Luca Giordano. Bei einem gemütlichen

Beisammensein in der Schlosstaverne konnten

die Erlebnisse und Eindrücke nochmals reflek­

tiert werden. Ein erneuter Anlauf zu einem

Familienausflug wird durch das Präsidium

erfolgen; ein zahlreicher Zuspruch quer durch

die Generationen wäre schön.

Peter Klein, MJ 87

Page 9: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

Iran - terra incosnita Schon lange hatte ich mir vorgenommen dieses Land zu bereisen, das zwar in aller Munde aber doch keinem wirklich bekannt ist. Im Oktober 2005 ergab sich eine günstige Gelegenheit, die zwei Freunde (Hans & Jonathan) und ich natürlich sofort nutzten.

Zwei Wochen reisen, zwei Wochen in Teheran

bei Hansis Eltern — so war unser Plan.

So führte uns unsere Reise vom imposanten und

stolzen Isafahan, über die charmante Wüsten­

stadt Yazd, Hauptsitz der und durch Nietsche

berühmt gewordenen Anhänger des Zaratustra,

und Kerman, eine heruntergekommene Flücht­

lingsstadt an der Grenze zu Afghanistan bis

nach Shiraz, die iranische „Stadt der Liebe".

Doch all die Sehenswürdigkeiten, so beein­

druckend sie auch sind, kann man auch in

Reiseführern nachlesen. Interessant waren vor

allem die vielen Iraner, denen wir während

unserer Reise und später in Teheran begegneten:

sie zeigten sich, allen voran die Jugendlichen,

ehrlich neugierig und schienen alles Fremde

förmlich in sich aufsaugen zu wollen. Über­

raschenderweise trafen wir auf unserer Reise

niemanden, der ein gutes Haar an der Re­

gierung gelassen hätte. Nur noch wenige gehen

zum Gebet in die Moschee. Trotz aller Verbote

treffen sich die Jugendlichen nachts und feiern

heimlich Parties bei denen es - ich kann es

bestätigen — eher unorthodox zugeht. Der

Drang der Bevölkerung aus der religiösen

Bevormundung heraus ist stark, alle scheinen

den Sturz des Regimes zu wollen. Doch haben

die Iraner Angst vor einem gewaltsamen

Umsturz, eher wollen sie einen schrittweisen

Wechsel. Nicht Revolution, sondern Evolution!

Mit vielen Vorurteilen kam ich in dieses Land,

wenige davon sind jetzt noch zu halten. Ein

beeindruckendes Land!

Matthäus Trauttmansdorff, MJ 04

chemische einblicke

fiat lux! In Fortsetzung der ursprünglich von P. Leander begründeten Tradition wurde am 20. Oktober 2005 von

Prof. Moser eine Chemiestunde für Alt-Schotten zum Thema „Chemoluminiszenz" abgehalten: Darunter

versteht man Lichterzeugung durch Reaktion verschiedener Chemikalien. Unter großem Interesse des

Publikums erläuterte Prof. Moser die vielfältigen Erscheinungsformen und Einsatzmöglichkeiten der Chemo-

luininiszenz in Wissenschaft und Alltag anhand von zahlreichen Experimenten. Nicht nur Chemiker kamen

angesichts der eindrucksvollen Farb-und Lichteffekte auf ihre Kosten, die von Prof. Moser in gewohnt

unterhaltsamer Weise präsentiert wurden. Wir hoffen, dass die nächste Chemiestunde dieser Art nicht lange

auf sich warten lässt!

Christian Feltl, MJ 99 und Benedikt Giessrigl, MJ 2000

wir trauern u m prof. dr. norbert brunner, m j 38 Prof. Dr. Norbert Brunner, MJ 38, Gründer der Vereinigung zur Förderung begabter junger

österreichischer Musiker „Musica juventutis" und langjähriges Direktoriumsmitglied des

Wiener Konzerthauses, ist am 23. Oktober 85-jährig gestorben. „Mein Geist gehört der

Medizin, mein Herz der Musik", so hatte der begeisterte Musiker sich selbst beschrieben.

Musica juventutis leitete Norbert Brunner bis 1997.

Diese Ausgabe unseres Schottillion ist bereits die vierzehnte! Sehr viel Zeit, Engagement und auch Geld sind von Beginn an in dieses ambitionierte Projekt der Alt-Schotten geflossen, das zwei Hauptziele verfolgt: den Bau

nachhaltig tragfähiger

Brücken zwischen allen Generationen und

Jahrgängen der Alt- und Jungschotten sowie die fundierte Ausbildung der Schülerinnen des Schottengymnasiums in der journalistischen Arbeit. Dadurch soll die Fähigkeit vermittelt werden, Standpunkte zu entwickeln. die auf solider Bildung und gelebten Werten basieren, und diese auch in adäquater Weise öffentlich zu vertreten. Der Schottillion will als ein Programm im Rahmen der „K.I.L.T.''-Werte — Kultur, Intellekt, Lebensfreude und Tradition- verstanden werden und nicht einfach als „Zeitung". Von vielen haben wir bisher ein sehr positives Echo erhalten, von machen kam aber auch Kritik, z. B. der Schottillion werde mit viel einfacher gestalteten, daher auch viel billigeren Vereins­nachrichten verglichen und mancherorts als Geld­verschwendung angesehen. Ich nehme diese Argumentation ernst und zum Anlass an dieser Stelle Idee und Ziele des Schottillion klarzustellen. Wir haben alle Kostenpositionen der Zeitung analysiert und festgestellt. dass der Preisunter­schied zwischen dem bewusst als wesentlicher Imageträger verwendeten Hochglanzpapier und einem billigeren, matten pro Ausgabe nicht viel mehr als rund Euro 100,- betragen würde. Wie jeder mit Printmedien Vertraute weiß, hat die Papierqualität einen sehr hohen Kommunika­tions- bzw. Image-, jedoch nur einen geringen Materialwert.

Wie gesagt, der Vorstand und ich sind über konstruktive Kritik froh, nehmen sie ernst und bitten, sie offen zu artikulieren — sei es per Brief. E-Mail oder telefonisch. Wir stellen uns gerne jeder Diskussion, da wir alle nur daraus lernen können! In diesem Sinn danke ich dem Schottillion-Team für das bisher Erreichte und wünsche ihm für die Zukunft weiterhin viel Freude und Erfolg! Alle Alt-Schotten, Professoren und Eltern bitte ich weiterhin um wohlwollende Unterstützung aller Aktivitäten unter dem Dach der K.I.LT.-Foundation und freue mich auf ein Wiedersehen bei einer unserer nächsten Veranstaltungen, vor allem auf dem Ball der Alt-Schotten am 14. Jänner 2006 im Palais Auersperg!

Peter Krall, MJ 72 Präsident der Alt-Schatten

Page 10: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

10 schule aktuell

im gespräch mit dem neuen schulsprecher benjamin scheiner (7b)

Klare Ziele zu haben und diese zu kommunizieren, bei seinen „Wählern"präsent zu sein und deren Interessen auch gegen Widerstände durchzusetzen, sind einige Forderungenmit denen sich auch ein Schulsprecher konfrontiert sieht.

W a s wirs t d u i n d e i n e r Amtsze i t

a ls S c h u l s p r e c h e r v e r s u c h e n z u

e r r e i c h e n ?

Mit meinen Stellvertretern zusammen

werde ich, wie ich bei meiner Vorstell­

runde in den Klassen angekündigt habe,

mich um verschiedenste Angelegenheiten

kümmern. Details kann ich noch keine

nennen, da die dafür notwendigen Ge­

spräche mit dem Schulleiter erst geführt

werden.

W e l c h e P u n k t e i n d e i n e m P r o g r a m m

k a n n s t d u j e t z t s c h o n v e r r a t e n ?

Grundsätzlich habe ich vor, abgesehen vom

Schulball, der sicherlich ein riesiges Projekt

darstellt, mich fü r eine umfassende Medien­

ausstattung in allen Klassen zu bemühen.

K a n n s t d u d a r a u f g e n a u e r e i n g e h e n ?

Wie unschwer beim Betreten ein jeder Klasse

zu erkennen ist, mangelt e s nicht nur teilweise

an den heutzutage fü r den Unterricht essen­

tiellen Gerätschaften wie Overheadprojektoren

oder Beamern, CD-Spielern und Fernsehern

mit Videorekorder, sondern sind d ie nun vor­

handenen Medien für derzeitige Verhältnisse

nicht mehr ausreichend.

W e l c h e w e i t e r e n T h e m e n wi r s t d u i n s

Vis ier n e h m e n ?

Nachdem unser Antrag auf Verlassen des

Schulgebäudes in den großen Pausen zum

Zwecke der Nahrungsbeschaffung vom SGA

abgelehnt wurde, möchten wir nun eine

Erweiterung des Schulbuffets bewirken.

H e i ß t d a s j e t z t , d a s s g l e i ch d e i n e r s t e s

A n s u c h e n i m n e u e n A m t v o n Misse r fo lg

g e p r ä g t w a r ?

Die Schülervertretung hat wohl bemüht die

Interressen der Schülerschaft mit fü r die

Lehrer- und Elternvertretung uneinsehbaren

Argumenten vorgetragen, wodurch dieser Antrag

auf keinen fruchtbaren Boden fiel und somit

zum Scheitern verurteilt war.

G ib t e s n o c h a n d e r e Z ie l se tzungen ,

d i e e r w ä h n t w e r d e n so l l ten?

Wir haben festgestellt, dass die meisten

Schüler in früheren Jahren vom Schulsprecher

nicht einmal das Gesicht kannten und sich in

keinster Weise über dessen Aufgaben und

Handlungen bewusst waren. Um dieser er­

schreckenden Tatsache entgegen zu wirken,

wird e s eine Sprechstunde geben, um die

Beziehung zwischen den Schülern und deren

Vertretung wiederherzustellen und eine gute

gemeinsame Gesprächsbasis zu schaffen.

Klarerweise wollen wir auch den Sport nicht

außer Acht lassen, weswegen sich schon extra

eingesetzte Sportferenten mit der Planung von

Turnieren befassen.

D a n k e f ü r d a s G e s p r ä c h u n d viel

E r f o l g !

Clemens Schmidgruber, 7b

make a wish. Angesichts des Erd­

bebens von Lissabon am

1. November 1755 mit

über 60.000 Föten stellte

sich fü r die Denker de s

18. Jahrhunderts, von

Voltaire über Diderot bis

zu Kant, die 1710 vom

deutschen Philosophen

Leibniz gestellte Frage nach de r Theodizee

wieder, bei der es um die Rechtfertigung des

Glaubens an Gott angesichts des Übels in de r

Well - 4 5 Jahre später: angesichts des Bebens in

Lissabon - ging.

\ u f e inem wesentlich weniger dramatischen und

metaphysisch viel unbedenklicheren Feld, näm­

lich dem de r Bildung, lässt sich seit einigen

Jahren, ausgelöst durch Ergebnisse der Pisa-

Studien sowie sogenannter „Reform"'-Vorhaben

seitens der Bildungs- und Finanzpolitik ein

Problemkomplex erkennen, den man mit dem

Neologismus „Paidagodizee" bezeichnen könnte:

Rechtfertigung der — in unserem Fall — Schul­

bildung angesichts der veränderten gesellschaft­

lichen Lage: zunehmende ökonomische respektive

ökonomistische Verwertbarkeitsanforderungen,

im internationalen Vergleich eher mittelmäßige

Kenntnisse von Fünfzehnjährigen (sämtlicher

Schultypen) und nicht gerade ausgesprochen

bildungsfreundliche finanzielle Prioritätssetzun­

gen de r Regierung. Insofern Wünsche zumindest

utopische „Macht" besitzen, das heißt d ie Reali­

tät de r Gegenwart wohl nicht so leicht verändern,

zumindest aber jederzeit daran erinnern können,

dass e s auch anders ginge, ließe sich wieder ins

Gedächtnis rufen, worauf e ine Paidagodizee —

bei aller nötigen Wertschätzung de r Verwendbar­

keit, Praxistauglichkeit, sozialen Notwendigkeit

und Instrumentalisierbarkeit des Wissens - sich

wesentlich stützen müsste: Die reine Neugier das

Leben zu entdecken und dann die Freude am

Wissen, das primär interesselose Interesse an

der Welt, der Wunsch zu wissen, was d ie Welt ist,

das Erforschen wollen der Dinge und de r

Menschen, die uns umgeben, die Lust an de r

Erfahrung des eigenen Selbst.

Der Astrophysiker Ulf von Rauchhaupt schreibt

in diesem Zusammenhang: „Das Urmotiv, Wissen

zu erwerben und zu pflegen, liegt zunächst ein­

mal in der Freude am Wissen. Und d ie Antwort

auf d ie Frage, was wir denn davon haben, etwas

um seiner selbst willen zu wissen, lautet schlicht

und ergreifend: Freude."

Helmut Linhart

Page 11: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

buch, fi lm & reisen 11

filmriss hanekes „cache"

Der Film handelt von Georges (Daniel Auteuil),

dem angesehenen Moderator eines Fernseh-

Literaturzirkels, und seiner Frau Anne (Juliette

Binoche). Die beiden sind ein in allen Belangen

gut eingespieltes Ehepaar. Ihre Routine wird

jedoch ins Wanken gebracht, als sie ein Video­

band erhalten, auf dem sie beim Betreten ihres

Hauses zu sehen sind. Zunächst herrscht keine

allzu große Beunruhigung. Sie bekommen aller­

dings immer mehr Bänder zugeschickt, die

zunehmend persönlicher werden. Dazu kommen

Zeichnungen, auf anscheinend blutbefleckte

Papier, die immer dasselbe Kind zeigen.

Während Georges versucht ruhig zu bleiben,

reagiert Anne auf die bedrohlichen Botschaften

panisch. Georges bringt dieselben schließlich

Der österreichische Filmemacher Michael Haneke ist, spätestens seit „Funny Games" und der Verfilmung des Elfriede Jelinek Romans „Die Klavierspielerin" für den verstörenden Charakter seiner Werke bekannt. Sein neuester Film „Cache" setzt diese Reihe eindrucksvoll fort.

mit seiner Kindheit in Verbindung und meint,

dass ihn die Person, von der die Bedrohung

ausgeht, möglicherweise schon lange kennt.

Haneke gelingt es, eine überaus düstere und

beängstigende Stimmung herzustellen. Dies

bewerkstelligt e r unter anderem durch einen

kaum merklichen Wechsel zwischen einer

neutralen Perspektive und dem Blick der

unbekannten voyeuristischen Person.

Letztlich liefert Haneke, wie zumeist, keine

Erklärungen, sondern überlässt e s weitgehend

dem Zuseher, das Geschehen zu interpretieren.

Haneke wurde bei den Filmfestspielen in

Cannes im Mai dieses Jahres für „Cache" mit

dem Regiepreis ausgezeichnet. Derzeit ist der

Don't cry for me, Capybara! E-Mail aus Argentinien von Thomas Skrivanek.

Buenos Aires ist die erste Weltstadt, die wir

auf unserer Reise besuchen. Die baumbe­

schatteten Boulevards-darunter die angeblich

breiteste Straße der Welt (16 Spuren) - die

Straßencafes und die zahlreichen Parks erin­

nern an Paris oder Madrid. Alle Reiseführer

warnen vor den argentinischen Autofahrern,

aber nach Ecuador und Peru wirken die

Argentinier durchaus zivilisiert; schlimmer

als am Gürtel war es in Lateinamerika fü r uns

als Fußgänger sowieso nie.

Das Capybara oder Wasserschwein ist das

größte Nagetier und lebt in gewaltigen Stück­

zahlen in den Sumpfgebieten Südamerikas. In

den Esteros del Iberä, einem Naturschutz­

gebiet ca. 1200 km nördlich von Buenos Aires,

haben sie keine Feinde, außer den Auto­

fahrern, und das Nahrungsangebot ist uner­

schöpflich. Dementsprechend faul sind sie

geworden — manche bewegen sich nicht ein­

mal mehr, wenn man sich auf wenige Meter

nähert. Dazu passt der arrogante Gesichts­

ausdruck - Vergleiche mit Vertretern der

Spezies Homo sapiens möge der geneigte

Leser selbst ziehen...

D i e Wasserfäl le v o n Iguazü

In irgendeinem Monty-Python-Film wird dar­

gestellt, wie sich die Alten den Rand der Welt

vorstellten: unvorstellbare Wassermassen, die

in eine unermessliche Tiefe stürzen und alles

mit sich reißen. So fühlt man sich, wenn man

auf der Plattform am Rande der Garganta del

Diablo (Teufelsschlund) steht und um sich

herum die braunen Fluten fallen sieht. Man

ist fasziniert von diesem Anblick — bis einen

ein Mittourist auf die Schulter tippt und

freundlich bittet, doch zur Seite zu gehen, e r

wolle sich mit seiner Frau vor dieser Kulisse

photographieren lassen. Denn allein ist man

dort aufgrund der guten Erreichbarkeit der

Wasserfälle nie, das 8. Weltwunder liegt gleich­

sam am Ende der Prater Hauptallee. Für die

Mutigen (oder Testosteron-Überbelasteten)

gibt e s immerhin die Möglichkeit, sich an

einer anderen Stelle von den Wasserfällen so

richtig einwascheln zu lassen...

Film in sieben Kategorien fü r den europäischen

Filmpreis 2 0 0 5 nominiert. Zu Recht.

Johannes Hochgatterer, 7a

lesezeichen: „Venedig unter v ier äugen'

louis begley, anka muhlstein, Venedig unter vier äugen, suhrkamp taschenbuch 3701

Das Schriftstellerehepaar Begley/Muhlstein,

legt mit diesem zu einem guten Teil sehr

persönlich gehaltenen Bändchen über

BELLA VENEZIA auch für die, die meinen,

die Stadt an der Lagune wie ihre Westen­

tasche zu kennen, eine Bereicherung vor.

Louis Begley begibt sich in seinem ersten

Beitrag auf Anraten seiner Angebeteten als

junger Student nach Venedig, und zwar auf

dem Königsweg T. Manns, womit sie die

Fahrt in einer Gondel von der Stazione

Ferroviaria S. Lucia am Canal Grande bis

hin zur Anlegestelle nahe der Piazza San

Marco meint. Der Student sucht die Liebe

in Venedig, erfindet mehr jedoch die Kunst.

Anka Muhlstein entführt in ihrem Text den

Leser weniger in das kunsthistorische Um­

feld der Stadt, dafür aber weist sie ihm viele

Wege in die kleinen, feinen, außerhalb des

Touristenstromes gelegenen Restaurants,

denn Venedig ist viel, viel mehr als Markus­

platz, Dogenpalast und Rialtobrücke.

Mit jedem Wort, jedem Schritt, den die

Begleys durch die Stadt machen, werden

beim Lesen Erinnerungen wach: Feste auf

der hölzernen Dachterrasse nahe des

Markus Domes, Spaziergänge auf dem

Cinüterio auf der Isola di San Michele,

Frühstück in der Bar unseres Freundes

Giovanni, der dieses Buch nicht nur

besitzt, sondern auch gelesen hat und

danach meinte: Das ist mein Venedig.

Manfred Anselgruber

Page 12: @ Schottillionwerden Bilder wieder angekauft und nicht verkauft, wie nach dem Krieg. Seitenhiebe auf die Auswüchse der französi schen Revolution — „das Paradies auf Erden gibt

12 termine 2005/2006

k.i.l.t. Visionen I)ie K.I.L.T.-Foundation hat es sich zum Ziel

gesetzt, den Schülerinnen des Schottengymnasiums

auch weiterhin ein „Mehr" gegenüber dem allgemein

Üblichen zu bieten. Durch d ie K.I.L.T.-Foundation

werden zukunftsweisende Unterrichtsmodelle und

Schulprojekte, die den Zielen von K.I.L.T. entsprechen,

unterstützt. Die jähr l iche Liste der Projekte wird in

enger Zusammenarbeit mit Stift und Professoren­

kollegium erarbeitet. E ine große Zahl von K.I.L.T.­

Projekten wurde bereits umgesetzt, aber e s gibt noch

e ine Reihe weiterer Ideen, d ie in de r Zukunft zugun­

sten de r Schülerinnen umgesetzt werden sollen:

• Benefizkonzerte und Sportveranstaltungen zugunsten

de r K.I.L.T.-Foundation

• Projekte zur Entwicklung zukunftsweisender Fähig­

keiten de r Schüler (Soft skills), wie etwa die Fähig­

keit zur Teamarbeit, Konfliktlösung, Ergebnisver­

antwortung, Vernetzung von Fach- und Methoden­

kompetenz, Vernetzung von Wissen, etc. Die

Umsetzung solcher Projekte ist ein wichtiger Teil

d e s Dialogs mit Direktion und Lehrern.

„Dialog de r Generationen": Schnuppertage und

-praktika f ü r Schotten-Schüler in de r Arbeitswelt

de r Alt-Schotten.

„Realität zum Angreifen": Gastvorträge von Alt-

Schotten und weiteren Persönlichkeiten aus d e n

Bereichen Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, Berufs­

leben, Lebensstil oder Politik, im September 2 0 0 5

erstmals auch im Rahmen des Projekttages

„K.I.L.T."-Perspektiven.

Sonderverträge f ü r Lehrpersonal, z.B. um Fächer

maturabel zu machen, u m durch d ie Reform des

staatlichen Unterrichtswesens entfallende Stunden

oder zusätzliche Lehrveranstaltungen zu finanzieren

Aufrechterhaltung des Schulorchesters (die bisherige

öffentliche Finanzierung ist nicht mehr gesichert)

• Unterstützung der Partnerschaft des Schottengym­

nasiums mit dem bilingualen Gymnasium „C.S.Lewis"

in Bratislava. Damit fördert K.I.L.T. die frühzeitige

aktive Beschäftigung mit den Chancen des prognos­

tizierten Zusammenrückens der „Twin Cities" Wien

und Bratislava.

P r o j e k t e , d i e d e n Zie len d e r K.I .L .T . -

F o u n d a t i o n e n t s p r e c h e n , k ö n n e n b e i m Alt-

Schot ten-Sekretar ia t e ingere icht w e r d e n .

Tel. und Fax: +43/1/533 5 9 5 1

E-Mail: [email protected]

Spenden f ü r K.I.L.T. bitte auf d a s RLB NÖ-Wien

Konto 99-08.217.150. Spenden f ü r DISCimus: RLB

NÖ-Wien 8.211.849. Spenden für

DISCimus sind steuerlich ab­

setzbar.

dezember janner

8.12. Maria Empfängnis, schulfrei

13.12. 19.00 Uhr: Informationsabend zur Sprachwahl Gr./Russ./Franz.

24.12. 8.00 Uhr: Weihnachtsmesse der Alt-Schotten und Frühstück

9.01. Erster Schultag im neuen Kalenderjahr

februar

10.01. Franz Schubert: „Unvollendete' Warum unvollendet?

2.02. Kellerfest

Stiftertag

14.01. Ball der Alt-Schotten im Palais Auersperg

Informationsabend zur Wahl von Wa h lpfli c h t ge gens t än d e n

6.02. Semesterferien (bis 11.2.)

14.02. R. Wagner: „Tristan und Isolde' Vorspiel und Liebestod.

28.02. Impressionismus: Debussy: Nach­mittag eines Fauns. Ka\ e 1: Bolero

Musik am Anfang des 20. Jhdts 24.01

Termine Alt-Schotten

Musikkolleg - Workshops für alle Musikbegeisterten unter der Leitung von Mag. Günter Egger (MJ 61), jeweils 14:30 Uhr im Musikzimmer des Gymnasiums

Die Produktion des Schottillions wird gesponsert von:

Schcellerbank Deloitte. I p G a s s a u e r - F l e i s s n e r RECHTSANWÄLTE I ATTORNEYS AT LAW

RECHTSANWALT

DR. GEORG PRANTL

D R . RQNAY I N S T I T U T FÜR

K I E F E R O R T H O P Ä D I E &

Z A H N R E G U L I E R U N G E N

K A T H R E I N & C O . Raif feisenlandesbank Privatgeschäftsbank Aktiengesellschaft N i e d e r ö s t e r r e i c h - W i e n X _____

BANK PRIVAT

nA i O t t O Immobilien REAL ESTATE SERVICES. WORLDWIDE