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in Europa Richard Neutra Klaus Leuschel und Marta Herford (Hg.) Bauten und Projekte 1960 1970

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in Europa

Richard Neutra

Klaus Leuschel und Marta Herford (Hg.)

Bauten und Projekte 1960–1970

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Wie baut Amerika?

Es sei der „äußerst unorthodoxe Architekt“ AdolfLoos gewesen,21 wusste Neutra im Rückblick zuberichten, der aus ihm bereits in Europa in Wahlund Bestrebung einen Amerikaner gemacht habe– zehn Jahre, bevor er die von Loos enthusias-tisch beschriebenen Vereinigten Staaten tatsäch-lich habe sehen dürfen.22 Neutra hatte sich abHerbst 1912 dem Kreis angeschlossen, der sichin Wien um Loos und dessen soeben eröffneteprivate Bauschule gebildet hatte. Zu Loos’ begeis-terten Erzählungen über seinen Aufenthalt in denUSA von 1893 bis 1896 bemerkte Neutra in sei-ner „Auftrag für morgen“ betitelten Auto biografie:

„Man könnte sagen, dass das, was Loos indiesem Land sah, zum Teil eine Illusion war, aberes gehörte dazu auch ein sehr realer Kern. Für ihnwar Amerika das Land nicht gefesselter Geister,das Land von Menschen mit entrümpelten Ge -hirnen [...], Menschen, die den Realitäten des Lebens nahestanden [...]. Die Menschen in Ame-rika, wie er sie sah, waren zu einer gesunden, unbeschwerten Einstellung zurückgekehrt, dieman in der ‚alten Heimat’ der ‚Kulturländer‘ ver -loren hatte. Und gleichzeitig hatten die Menschenin Amerika ein goldenes Herz [...]. Zu gern hörteich Loos bei seinen Geschichten zu.“23

Im Mittelpunkt von Loos’ Schilderungen stan-den keineswegs Eindrücke von der Architektur in den Vereinigten Staaten.24 Die Erzählungenaus seiner amerikanischen Zeit kreisten vielmehrum das Thema einer ursprünglichen, idealen Kultur. Etwas derartiges sei in Europa, abgesehenvon England, nicht mehr anzutreffen.25 Neutrahat zudem darauf verwiesen, dass die Amerika-

begeisterung von Loos vor allem auch dem hand-werklichen Können in den USA gegolten habe.26

Bekanntermaßen war für Loos handwerklicheQualität eines der herausragenden Kriterien fürjene nutzungsorientierte, undogmatische undsachlich-gediegende Gestaltung, die er als einenGrundpfeiler zeitgemäßer, moderner Alltagskulturpropagierte.

Trotz des eher diffusen Amerikabilds von Loos hatte dieser nach Ansicht Neutras dennochals erster „schöpferisch begabter Europäer“ denamerikanischen Lebensstil wirksam für sich ent-deckt und ihn „zum Ausgangspunkt seines eige-nen Vorgehens“ gemacht.27 Hierin, so wurdeüberzeugend dargelegt, habe dann auch ein ent-scheidender Impuls für Neutra selber gelegen.Von Loos nämlich habe er die Vision einer zu -künftigen Architektur übernommen, die auf denposi tiven Ansätzen der amerikanischen Kulturaufbauen sollte.28

Zunächst jedoch widmete sich Neutra nachseiner Ankunft in der Neuen Welt Aspekten deramerikanischen Architektur, die mit Loos’ Kultur-idealismus wenig gemein hatten. Seine Bücher„Wie baut Amerika?“ und „Amerika. Die Stilbildungdes Neuen Bauens in den Vereinigten Staaten“,erschienen 1927 und 1930, waren Neutras eigeneBerichte für eine interessierte deutschsprachigeFachwelt.29 Sie basierten teilweise auf seinen Erfahrungen als Mitarbeiter in dem renommiertenChicagoer Architekturbüro von Holabird & Roche.In beiden Publikationen ging es ganz wesentlichum die komplexen technisch-konstruktiven, organisatorischen und wirtschaftlichen Fragendes rationalisierten Bauwesens in den Vereinig-ten Staaten sowie um Probleme und Potentialeder dortigen Stadtgestaltung und der Verkehrs-

technik. Mit einer Vielzahl an Daten und Erläute-rungen bemühte sich Neutra, die enorme Innova-tionskraft und den Vorsprung der USA auf denmeisten dieser Gebiete darzulegen. Hierfür wählteer entsprechende Fallstudien wie das PalmerHouse Hotel in Chicago aus. Neben solchen Groß-bauten stellte der Architekt aber auch Wohnhäu-ser etwa von Rudolf Schindler, seinem österrei-chischen Partner in den ersten Jahren in Kalifor-nien, und von Wright vor. Zusätzlich präsentierteNeutra in den Büchern einige seiner eigenen Ent-würfe für eine „Rush City Reformed“. Allein schonder Name dieses Idealstadtprojekts evozierte ein Gefühl von Mobilität und Geschwindigkeit alsAusdruck des modernen und – mit derart kühnenstädtebaulichen Konzepten – zukunftsweisendenLebens in den Vereinigten Staaten.30

Neutras Bücher entsprachen dem Zeitgeist,erschienen doch in den zwanziger Jahren eineReihe ganz unterschiedlicher Publikationen, indenen sich vor allem auch deutsche Architektenmit dem Thema Amerika auseinandersetzten.Neben technischen, ästhetischen und urbanis -tischen Fragestellungen zum amerikanischenBauen und der Hochhausstadt ging es dabeiebenso um solche der determinierenden wirt-schaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungenin den USA und ihrer zukünftigen Bedeutung für Europa. Zwar gab es ein durchaus breitesSpektrum der Stimmen innerhalb der damaligen,ideologisch aufgeladenen Amerikafaszination.31

Insgesamt jedoch verband sich diese mehr undmehr mit einer unkritischen Bewunderung für dieMethoden zur Optimierung von Produktionspro-zessen und zur allgemeinen Effizienzsteigerung,die man in den Vereinigten Staaten entwickelthatte: Für viele europäische Architekten waren

Cover von Richard Neutras BuchAmerika. Die Stilbildung des neuen Bauens in den Vereinigten Staaten, Wien 1930

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„Fordismus“ und „Taylorismus“ jetzt Kultbegriffe.In Anlehnung an den Pionier der Fließbandpro-duktion im Automobilbau strebte man nach einemfabrikmäßig aufgezogenen, normierten und typi-sierten Bauwesen – und träumte überhaupt voneiner nach ökonomischen Kriterien standardisier-ten und „durchorganisierten“ Welt.32

Neutra indes scheint die große Aufmerksam-keit, die seinem Buch „Wie baut Amerika?“ inEuropa zuteil wurde, schon bald mit gemischtenGefühlen verfolgt zu haben. Er fürchtete offenbar,einseitig als Propagandist einer technologisch-rationalistisch ausgerichteten Architektur wahr-genommen und unter die fanatischen Verfechtereines „Amerikanismus“ und entsprechend ver-klärter Lebenswelten und Gesellschaftsentwürfeeingeordnet zu werden. Statt dessen, so hat erspäter betont, sei es ihm bereits vor Veröffent -lichung seines zweiten Buchs um sein „geneti-sche[s] Interesse für die zugrunde liegenden Umstände“ und um seine „physiologischen Nei-gungen“ gegangen, die er in seiner Architekturhabe umsetzen wollen. Hierfür verwies er auf

sein berühmtes, 1929 fertiggestelltes „HealthHouse“ in Los Angeles.33 Die „schwebende“ Villafür den Arzt Philip Lovell war Neutras erstes Ge-bäude in Kalifornien, das ohne Beteiligung vonSchindler entstanden war. Sie trug die Absicht,ein architektonisches Umfeld für ein gesundesLeben zu bieten, schon in ihrem Namen. Demproklamierten Ziel dienten insbesondere großeFensterflächen und „Freiluftzonen“. Damit –sowie mit seiner leichten Stützkonstruktion undden strahlend weißen Fassaden – entsprach dashoch am Hang gelegene Haus in seiner Erschei-nung der europäischen „weißen“ Moderne. Fürdiese hatte Sigfried Giedion ebenfalls 1929 dasSchlagwort vom „befreiten Wohnen“ geprägt.34

„Licht, Luft, Bewegung, Öffnung“ waren die Ma-xime, die der Schweizer Kunsthistoriker postu-liert hatte. Ein solches Ambiente bot das LovellHouse im Überfluss.

Ab den frühen 1940er Jahren änderte sichdas Erscheinungsbild der Wohnhäuser Neutraszunehmend in Richtung hin auf horizontal ge -lagerte, bungalow-ähnliche Bauten, locker in dasGrundstück „komponiert“ und vielfältig zum Gar-ten geöffnet. Charakteristische Merkmale dieserHäuser waren freistehende Wand- und Mauer-scheibenkonfigurationen, geschosshohe Fens-terwände und leicht aufliegende, auskragendeFlachdächer – Motive, mit denen erneut schondie europäischen Vorkriegsmoderne experimen-tiert hatte.35 Kennzeichnend für Neutras elegantearchitektonische Kompositionen wurden darüberhinaus virtuose Konstruktionsdetails, etwa die für den Architekten typischen filigranen spiderlegs, ferner effektvoll aufgeglaste Ecken, reflect -ing pools, freistehende Kaminblöcke und die Ver-wendung natürlicher Materialien. In jeweils unter-

Richard NeutraKaufmann House, Palm Springs,Kalifornien 1946–1947Fotografie: Julius Shulman© J. Paul Getty Trust

schiedlicher Ausformulierung und Kombinationfanden die Elemente der neuen Formensprachein der Folge Eingang sowohl in Neutras Villenar-chitektur – vor allem bei den grandiosen Mehrflü-gelhäusern Kaufmann und Tremaine in den USA –als ebenso in die Gestaltung weit kleinerer, „er-schwinglicher“ Wohnbauten wie denjenigen desArchitekten für das kalifornische „Case StudyHouse“-Programm.36 Viele dieser Häuser Neutrasaus den 1940er Jahren wurden bald auch inEuropa bekannt.

wenn wir weiterleben wollen...

Die Beziehung Neutras zu Europa und die dortigeVermittlung seines Werks kurz nach Ende desZweiten Weltkriegs und in den 1950er Jahrenkann an dieser Stelle nur höchst oberflächlich an-gerissen werden. Jede (eigentlich notwendige)Vertiefung – beispielsweise zu Aspekten desamerikanischen Kulturexports im Kalten Kriegoder zur Rezeptionsgeschichte des Flachdach-bungalows in der Bundesrepublik Deutschland –

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Richard NeutraLovell House, „Health House“, Los Angeles, Kalifornien1927–1929Fotografie: Julius Shulman© J. Paul Getty Trust

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Casa Grelling „Casa Tuia“, Ascona/ CH 1958 – 1963 Hubertus Adam

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Perspektive, wahrscheinlich Anfang 1959Ansicht von SüdwestenReproduktion der Pastellzeichnung

PerspektivskizzeBlick auf die Südost-Ecke des Hauses61 x 71,1 cm

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Ansicht von NordwestenFotografie: Martin Hesse25,4 x 20,3 cm

Südterrasse vor dem HauptgeschossBlick von SüdwestenFotografie: Martin Hesse20,3 x 25,4 cm

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Südterrasse des HauptgeschossesFotografie: Martin Hesse20,3 x 25,4 cm

Ostseite des HauptgeschossesFotografie: Martin Hesse25,4 x 20,3 cm

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Haus Kemper, Wuppertal/ D 1961 – 1967 Joachim Driller

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oben linksGrundriss Erdgeschoss, Juni 1963Originalmaßstab 1:100

oben rechtsAnsichten von Südosten, Südwesten, Nordosten und Nordwesten, Juni 1963Originalmaßstab 1:100

untenGrundriss Untergeschoss, Juni 1963Originalmaßstab 1:100

Jeweils 61 x 91,4 cm

Haupteingang auf der NordseiteFotografie: Alberto Flammer, Locarno16,5 x 22,8 cm

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Gestalteter KomfortZum Möbeldesign von Richard Neutra

Lilian Pfaff

oben linksCantilever Chair (Lovell 1, 1929)Der Stahlrohrsessel wurde in kleiner Auflage produziert und in verschiedenen Neutra-Häusern eingesetzt

oben mitte linksCantilever Chair (Branch 1, 1942)Die Holzversion des CantileverChairs entstand für das BranchHouse

oben mitte rechtsSide Chair (Tremaine 1, 1947)

oben rechtsBoomerang Chair (Logar 1, 1951)Ursprünglich wurde der Boome-rang Chair 1942 für das NesbittHouse gebaut und auch in der zeitgleichen Siedlung ChannelHeights in größerem Umfang eingesetzt. Leicht verändert wurde er für das Logar House

Verkaufsbroschüre Prospettive

und Schränke entwarf, die untrennbar mit der Ar-chitektur verbunden waren und sich entwedernoch in den Häusern befinden oder zerstört wur-den. Man muss deswegen in Neutras Werk zwi-schen Einzelobjekten und eingebauten Möbel-stücken, grundsätzlich unterscheiden.

Erst in jüngster Zeit wurde in Einzelmono -grafien zu Neutra Häusern, wie dem WindshieldHouse, speziell den Möbelentwürfen nachgegan-gen.3 Eine eigene Abhandlung dazu, wie es sie zuFrank Lloyd Wright oder Rudolf Schindler gibt,steht bis heute noch aus. Seit den 1990er Jahrenwurden sieben Einzelstücke in Zusammenarbeitmit Dion Neutra von der italienischen Firma Pro-spettive neu hergestellt und in limitierter Auflageverkauft.4 Es handelt sich dabei um den bereitserwähnten Cantilever Chair (Lovell 1, 1929), denCantilever Chair (Branch 1, 1942), den Side Chair(Tremaine 1, 1947), den Camel Table (Kahn 1,1940), den Camel Table (Logar 2, 1951), Boome-rang Chair (Logar 1, 1951) und den Sessel unddas Sofa Alpha Seating (Lovell 1, 1929). 1989übertrug Dion Neutra der neu gegründeten Firma

dene Häuser. Zum anderen liegt die geringe Ver-breitung auch daran, dass Neutra für jedes Hauseigene Einbaumöbel, wie Tische, Stühle, Sofas

„My father and his apprentices would load a fewpieces of Neutra-designed furniture into the trunkof the car, along with some eucalyptus branchescut off from one of the trees on our small lot andthen we would drive off to a recently completedbuilding. While we greeted the owner, startedmoving their unapproved furniture out of the way,and brought my dad’s furniture into the house,Julius would unload several metal boxes [...]“.1

Raymond Neutras Erinnerungen an die Foto-shootings mit Julius Shulman zeigen die Bedeu-tung der Inneneinrichtung für Richard Neutra. Umso erstaunlicher ist deswegen, dass seine Möbel -entwürfe bisher in der Forschungsliteratur wenigBeachtung fanden. Dies liegt zum einen daran,dass Neutras Möbel im Unterschied zu den Ent-würfen von Marcel Breuer und Ludwig Mies vander Rohe, die von der 1946 gegründeten FirmaKnoll pro duziert und vertrieben wurden, nicht zuseinen Lebzeiten in größerer Auflage für denMarkt hergestellt wurden.2 Als einziges Möbel-stück patentierte er 1931 den Cantilever Chair(Lovell 1, 1929) und produzierte ihn für verschie-

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Patentzeichnung für den Cantilever Chair (Lovell 1, 1929), datiert 1931. Verkaufsbroschüre Prospettive

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Casa Ebelin Bucerius

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Casa Ebelin Bucerius

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Haus Pescher

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Haus Pescher

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