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Projektive Diagnostik
Stellenwert in der klinisch-psychologischen Praxis26.11.2018
Mag. Karin Zajec
LK Baden Mödling
Abt. für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Standort Hinterbrühl
Auftrag
� Überblick über wesentliche projektive Verfahren
� Sinn und Notwendigkeit
Psychologische Messmethoden im engeren Sinn (Kubinger, 1997)
Standardmethoden
� Psychologische Tests
� Persönlichkeitsfragebogen
� Projektive Verfahren
� Verhaltensbeobachtung
Methoden die der Evaluation dienen
� Soziogramm
� (Erhebungs-) Fragebogen
� „Ratings“ (Einschätzungen)
� Q-Sort
� Polaritätsprofil
� Paarvergleichsmethode
� Inhaltsanalyse
Untersuchung der Persönlichkeit, der psychosozialen Entwicklung – WAS?
� Persönlichkeit eines Menschen:
� Wahrnehmungs- und Denkstile
� Affektivität
� Emotionalität
� Beziehungsmuster
� Ziele und Werte
Untersuchung der Persönlichkeit, der psychosozialen Entwicklung –WOZU?
� Persönlichkeitseigenschaften gelten als stabil (trait-Merkmale) und sind somit als
� Risikofaktoren oder
� protektive Faktoren
� für die Entwicklung eines Menschen zu werten
� Die Diagnostik der Persönlichkeit ist daher für weiterführende Überlegungen im Rahmen der Behandlungs-, Interventionsplanung eine wesentliche Grundlage
Untersuchung der Persönlichkeit und der psychosozialen Entwicklung – WIE?
� Fragebögen/Interviews
� Breitbandverfahren
� Störungsspezifische Verfahren
� Checklisten, Fremd- und Selbstbeurteilungsverfahren
� Semistrukturierte Verfahren
� z.B. Familiensystemtest
� Projektiven Verfahren
Projektive Verfahren
� sind psychologische Untersuchungsmethoden,
� anhand der Vorgabe vieldeutiger Materialien bzw. Stimuli lassen sich unbewusste Motive und Aspekte der Persönlichkeitsstruktur erfassen
� Durch die Konfrontation werden Projektionen des Probanden abgerufen, die Rückschlüsse über seine Persönlichkeit erlauben
� durch „gewöhnliche“ Tests nicht erfassbar/aufdeckbar
https://www.jyttemielcke.dk/scenotesten/ Abruf 24.11.18
Projektive Verfahren
beziehen sich auf den Vorgang der Projektion (nach Laplanche & Pontalis, 1977)
� „Die Projektion erscheint immer als eine Abwehr, in der das Subjekt dem anderen – Person oder Sache –Qualitäten, Gefühle, Wünsche, die es ablehnt oder in sich selbst verleugnet, unterstellt.“
� „Projektion ist ein unbewusster Vorgang und tritt nicht nur bei neurotischen Personen, sondern auch bei Gesunden auf, jedoch immer als Abwehrvorgang.“
Einsatz bei Kindern und Jugendlichen
� Bis zum Vorschulalter sind Kinder nur mit Einschränkung zu einer verbalen Auseinandersetzung fähig
� Gefühle und Befinden werden von jüngeren Kindern weniger über die Sprache, sondern vor allem über Gesten, Mimik, Symbol- oder Spielhandlungen ausgedrückt.
Einsatz bei Kindern und Jugendlichen� Bis zum Vorschulalter sind Kinder nur mit Einschränkung zu
einer verbalen Auseinandersetzung fähig
� Gefühle und Befinden werden von jüngeren Kindern weniger über die Sprache, sondern vor allem über Gesten, Mimik, Symbol- oder Spielhandlungen ausgedrückt.
Anna Freud (1927) Melanie Klein (1932)
Das Spiel als elementarer Zugang.� Eine angemessene Diagnostik muss deshalb auch andere
Ausdrucksformen als die verbale ermöglichen.
https://www.britannica.com/biography/Anna-Freud Abruf 24.11.18 http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/melanie-klein/ Abruf 24.11.18
Aspekte im Rahmen der klinisch-psychologischen Diagnostik
� Die Aussagen von Kindern zu verstehen und zu übersetzen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
� Die Interpretation ist keineswegs eindeutig, denn das Dargestellte kann:
� kompensatorische Phantasie oder
� Abbild der Realität sein.
Kenntnisse über entwicklungspsychologische Aspekte sind unabdingbar!
� Die „Sprache“ der projektiven Verfahren wird als Ergänzung der möglicherweise beschränkten sprachlichen Ausdrucksfähigkeit des Kindes herangezogen, i.S. einer ergänzenden Exploration.
Projektions- und Identifikationshypothese
„Das Kind projiziert seine seelische Situation in eine bildhafte Phantasie und identifiziert sich mit Figuren aus dem Test.“ (Fisseni, 1990)
� Es gibt kein „richtig“ und “falsch“
� Aussagen/Handlungen des Kindes sind weniger bewusst
� damit werden sozial erwünschte Antworten minimiert
� In der Testbearbeitung ist weniger Manipulation möglich
� gilt auch für Jugendliche und Erwachsene
Überblick - Projektive Verfahren
� Qualitative, hypothesengenerierende Methoden
� projektive Zeichentests
� projektive Spieltests
� projektive verbal-thematische Verfahren
� projektive Formdeuteverfahren
� sonstige Entfaltungs- und Gestaltungsverfahren
http://artpictures.club/shans-november-25-16.html Abruf 24.11.18
Zeichnerische und gestalterische Verfahren
(graphische Projektion, Projektionen auf Handlungsebene)
� Baumtest (Koch, bzw. Avé-Lallement)
� Familienbaum (Hift)
� Mensch-Zeichentest (Abraham)
� Familie in Tieren (Brem-Gräser)
� Verzauberte Familie (Kos & Biermann)
� Colour how you feel (Ziffer & Shapiro)
https://www.cobocards.com/pool/de/cardset/?id=5fgna0313&tag=Objektivität Abruf 24.11.18
Zeichnerische und gestalterische
VerfahrenWartegg-Zeichentest (nach A.Crisi)
� Ab 4 Jahren einsetzbar, in jeder Box gibt es ein kleines Zeichen.
� „Benütze das Zeichen als Ausgangspunkt, und mache eine
Zeichnung mit einer sinnvollen Bedeutung. Zeichne was Dir
als erstes in den Sinn kommt (einfällt)“
Bildmaterial der Referentin
Zeichnerische und gestalterische
Verfahren
Scenotest von Staabs
� kann ab dem 3.LJ eingesetzt werden
� diagnostisches wie therapeutisches Hilfsmittel
� Aufforderung mit dem Material eine Szene aufzustellen
https://www.vcasnapomocdetem.cz/wp-content/uploads/2018/03/scenotest-2.jpg Abruf 24.11.18
Verbalthematische Verfahren - verbale ProjektionSatzergänzungen, Geschichten-, Bildertests
� Schwarzfußtest (Louis Corman, 1977)
� Orientierung an psychoanalytischer Entwicklungslehre
� 16 Themenkarten, 1 Feenbild
� Aufdeckung spezifischer emotionaler Problembereiche
� TGT-(S) Thematischer Gestaltungstest Salzburg (Revers, 1985)
� Bildreihe mit biographischen Themen
� biographisch durchlebte Konflikte greifbar machen
� zu jedem Bild soll eine Geschichte erzählt werden
� Material: 22 Schwarzweißbilder, 10 bunte Bilder, eine leere weiße Tafel
� Altersbereich: Kinder, Jugendliche, Erwachsene
� Manche Bilder für alle Prob., manche alters- und geschlechtbezogen
http://www.psychotherapiekinderundjugendlichekoller.de/angebote3.html Abruf 24.11.18
Weitere Verbalthematische Verfahren
� CAT – Kinder-Apperzeptions-Test(Bellak & Bellak)
� TAT – ThematischerApperzeptionstest (Murray)
� SAT – Schulangsttest (Husslein)
� GEp – Geschichten Erzählen projektiv (Preuß & Landsberg)
� PFT – Picture Frustration Test, Form für Kinder (Rosenzweig)
� FBT – Familien-Beziehungstest (Howells & Lickorish)
https://richardwiseman.files.wordpress.com/2010/05/mo469fd.gif Abruf 24.11.18
https://www.testzentrale.de/shop/familien-beziehungs-test-74952.html Abruf 24.11.18
Projektive Formdeuteverfahren
Rorschachtest (1921)
� 10 Karten mit Tintenklecksen
� „Was könnte das sein?“
� genaues protokollieren der Antworten und signieren
� Auswertung:
�nach Bohm
�nach Exner (1995); Comprehensive System
�Performance-basedhttps://de.wikipedia.org/wiki/Rorschachtest Abruf 24.11.18
https://de.wikipedia.org/wiki/Rorschachtest Abruf 24.11.18
Auswertung, Interpretation
Erfolgt nach
� formalen Kriterien
� inhaltlichen Kriterien
�Projektiv oder performace-based?
� 2 Beispiele
�Rorschach/Exner
�Wartegg Zeichen Test/Crisi
Rorschach Comprehensive System
� J. Exner enwickelte das Comprehensive System
� erfasst die Art und Qualität der Wahrnehmung des Probanden
� umfassendes verbindliches Auswertungssystem
� Lokalisierung
� Determinanten
� Inhalte
� Entwicklungsaspekt der Antworten
� Häufigkeiten
� …
https://www.testzentrale.ch/shop/media/catalog/product/cache/800x/17f82f742ffe127f42dca9de82fb58b1/9/7/9700217.jpg Abruf 24.11.18
Rorschach CS - es lassen sich Aussagen treffen über…� Realitätsbezogenheit der Wahrnehmungen bzw. Konformität der Informationsverarbeitung
� Denkstörungen
� Persönlichkeitsstile bzw. Reaktionsmuster in Problem und Entscheidungssituationen
� Belastbarkeit unter Stress bzw. psychische Ressourcen im Umgang mit Herausforderungen
� Situatives bzw. chronisches Stresserleben
� Affektivität
� Suizidgefährdung
� Zwängliche Tendenzen
� Hypervigilanz
� Selbstwahrnehmung
� Grundlegende Verhaltenstendenzen in sozialen Beziehungen
Rorschach Comprehensive System J.E.Exner und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen konnten durch groß angelegte Forschungen zeigen, dass das Rorschach-Verfahren neuesten wissenschaftlichen Anforderungen standhalten kann.
Weitere Hinweise auf diesbez. Forschungen finden sich unter:
http://www.rorschach.at/downloads/RORSCHACH_White-Paper-DE.pdf
http://www.rorschach.at/downloads/SPA_Rorschach_White-Paper-EN.pdf
Weiterentwicklung des Comprehensive System
� Rorschach Performance Assessment System (R-PAS)
https://www.guilford.com/books/Using-Rorschach-Performance-Assessment-System-R-PAS/Mihura-Meyer/9781462532537 Abruf 24.11.18
Wartegg Zeichen Test - Überarbeitung nach A.Crisi� Anfängliche Bewertungssysteme als umständlich eingestuft
� Es fehlte eine forschungsbasierte Validierung
� Als Antwort entwickelte Alessandro Crisi nach jahrelanger klinischer Praxis und Forschung das Crisi Wartegg-System (CWS; 1998, 2007)
� ein standardisiertes Bewertungs- und Interpretationssystem für den WZT (WDCT).
� halbstrukturierter, grafischer, leistungsbasierter (performance based) Persönlichkeitstest
� In den letzten drei Jahrzehnten hat Dr. Crisi das CWS durch Forschung verfeinert und erweitert, um den Anwendungsbereich der Maßnahme zu erweitern und die Zugänglichkeit des Systems für Kliniker zu verbessern.
� http://www.wartegg.com/en/istituto-italiano-wartegg/1https://www.amazon.com/Crisi-Wartegg-System-Administration-Interpretation/dp/1138566888 Abruf 24.11.18
PROJEKTIV
� Durch die Konfrontation werden Projektionen des Probanden abgerufen, die Rückschlüsse über seine Persönlichkeit erlauben
� durch „gewöhnliche“ Tests nicht erfassbar/aufdeckbar
� Es gibt kein „richtig“ und “falsch“
� Aussagen/Handlungen sind weniger bewusst
� damit werden sozial erwünschte Antworten minimiert
� in der Testbearbeitung ist weniger Manipulation möglich
� Projektive Verfahren liefern wesentliche Hinweise auf � Art und Qualität der Wahrnehmung
� auf bewusst schwer zugängliche Themen und Aspekte die für die weitere Behandlungs/Interventionsplanung wesentlich sind
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!