35
Uli Führe Ich zähl die Stunden Acht Sonette von Shakespeare / Biermann für gemischten Chor a cappella Carus 9.205

0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe

  • Upload
    others

  • View
    12

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe

Uli FühreIch zähl die Stunden

Acht Sonette von Shakespeare/Biermannfür gemischten Chor a cappella

Carus 9.205

0920500.qxp 10.02.2010 16:26 Seite 3

Page 2: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe

Vorwort 3

1. Wenn meine Liebste lügt (138. Sonett) 5(Jazz-Chorfuge mit ironischem Ausklang)

2. Musik, Musik (128. Sonett) 9(Swingtime, Klavierhämmerchen und Bachblüten)

3. Müd von all dem (66. Sonett) 14(Rondo mit Nachgesang)

4. War nicht mein Wegsein (97. Sonett) 18(mit viel Verhaltenheit und ein wenig Angriffslust)

5. Ich dich vergleichen (18. Sonett) 22(Folksong mit Verwandlung)

6. Trag, wenn ich sterbe (71. Sonett) 26(Choral mit chorischen Rezitativen)

7. Ein Gockel flattert (143. Sonett) 29(Ein bisschen U-Musik)

8. Ich zähl die Stunden (12. Sonett) 32(Madrigal des 20. Jahrhunderts)

Carus 9.2052

Inhalt

09205vwt.qxp 10.02.2010 11:52 Seite 2

Page 3: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe

Carus 9.205 3

War es der junge Adlige Earl Southampton, dem die Sonet-te gewidmet waren? Sollten die Sonette den jungen Mannzu einer Heirat animieren, die der Familie ein großes Ver-mögen bringen sollte? Wurde Shakespeare dazu benutzt,in die Psyche dieses Mannes einzudringen? Üblicherweisewirbt ein Sonettverfasser um seine Geliebte, oder er be-klagt ihre Abweisung, oder er reflektiert seine brennendeLeidenschaft. Shakespeares Verse sind aber vielschichtiger.Und wem sind sie nun gewidmet, einer Frau, einemMann? Und wer waren die angedeuteten Dichterrivalenoder gar die „dunkle Dame“? War das die Dichterin EmiliaLanier? Wolf Biermann hat diesen Versen einen ganz neu-en respektlosen Atem eingehaucht. Er nähert sich diesempoetischen Weltkulturerbe ohne Scheu und lässt in denVerszeilen die Theaterbretter wackeln.

Wenn meine Liebste lügt ist das Programm des 138. So-netts. Liebe will betrogen sein jagt sich in einer Jazzfugedurch alle Stimmen. Und der Betrug lässt sich nicht mitschönen Kleidern, Schminke und falschen Versprechungenverbergen, vor allem wenn ein gewaltiges Manko im Raumsteht: Er ist alt. Da mag man mit noch soviel Schmeicheleiim seligen 3/4-Takt die grausame Chronologie hinwegre-den, es wird immer einen Störfaktor geben. Hier ist es derTenor.

Das 128. Sonett ist eine Swing-Nummer, klingt fast her-ausgepurzelt wie aus einer amerikanischen Revue der40er-Jahre. Musik bist du für mich, wie könnte man schö-ner komplimentieren? Doch es schwingt heftige Eifersuchtmit. Die Geliebte berührt die Tasten und nicht den Körper,sie kitzeln das Klavier und nicht den Rücken. Nun gut, we-nigstens sind die Lippen noch frei. Die sollten alleine demSchmachtenden gegönnt sein.

Müd von all dem bezieht sich nun nicht mehr auf die Natur,sondern auf seine Gesellschaft. Im 66. Sonett schlägtShakespeare/Biermann einen ruppigen Ton an. Müde vomKämpfen gegen die menschlichen Verfehlungen und gegendie Unvollkommenheit, lässt nun die Kraft nach. Darauswurde ein Rondo der Müdigkeit, das sich nach dem Todsehnt. Alleine die Liebe hält den Gepeinigten am Lebens-faden hangen. Man lässt das Liebste nicht im Stich, auchwenn die eigene Kraft schon fast erloschen ist.

War nicht mein Wegsein führt uns im 97. Sonett in eineDezemberöde, die ja schon öfter anklang. Der Satz lehntsich in einem Latin-feeling zurück und blickt melancholischauf das verflossene Jahr. Doch da ist ein Aufbäumen: Ja, alldie hemmungslose Fruchtbarkeit kommt mir wie Wartenauf Waisen vor. Hier wird es leicht rockig. Die Frauenstim-men eröffnen den Aufstandsreigen, die Männerstimmensetzen nach. Bis sich am Ende die Dezemberresignation mitTrugschluss und nach g-Moll entflohener Tonalität wiederdurchsetzt.

Im 18. Sonett Ich dich vergleichen mit ‘nem Sommertaggeht dieses Konzept noch weiter. Auch hier wird die Ver-gänglichkeit in der Natur beschworen. Die kann aber durchdie Liebe überwunden werden. Da spielt dann auch dasAlter keine Rolle mehr. Vor allem aber gelangt der zurUnsterblichkeit, der sich in der Poesie verewigt hat. Darauswurde ein versöhnlicher Folksong, der in einen Klangstromder Ewigkeit übergeht und die Verheißung der Unsterb-lichkeit propagiert.

Im 71. Sonett hat der Autor den mentalen Schritt ins Jen-seits vollzogen. Im Grunde ist er schon über den Todes-fluss. In Trag, wenn ich sterbe hat der Autor resigniert. Erwähnt sich bei den Würmern, die allemal ein bessere Ge-sellschaft sind als die Menschen. Deshalb auch das weiche,behutsame Es-Dur, das den Gequälten warm bettet. Dochzwischendrin zermartert er sich noch das Gehirn, was allessein sollte und vor allem was nicht.

Sonette müssen nicht immer vor Schmerz triefen. Sonett143 ist so ein Beispiel. Ein Gockel flattert kommt im U-Mu-sik-Gewand daher. Die Liebste wird hier zur mütterlichenFigur, die unverschämterweise einem prächtigen Gockelnachrennt. Der Autor aber will an die Brust, um seine Kind-Mann-Gelüste zu befriedigen, und er träumt in seidigemE-Dur von einer Wie-auch-immer-Nacht.

Ich zähl die Stunden im 12. Sonett kündet von der Ver-gänglichkeit, das Haar wird grau, der Baum entlaubt, dieSommergarben sind im Grunde schon tot. Da hilft nur ei-nes: Kinder zeugen! Das verschafft ein bisschen Ewigkeit.Daraus wurde ein launisches Madrigal des 20. Jahrhun-derts, das am Ende in einem E-Dur-Hoffnungsschimmerdoch noch aufblüht.

Buchenbach, im November 2009 Uli Führe

Vorwort

09205vwt.qxp 10.02.2010 11:52 Seite 3

Page 4: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 5: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 6: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 7: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 8: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 9: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 10: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 11: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 12: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 13: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 14: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 15: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 16: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 17: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 18: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 19: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 20: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 21: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 22: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 23: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 24: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 25: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 26: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 27: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 28: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 29: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 30: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 31: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 32: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 33: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 34: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe
Page 35: 0920500qxp 10022010 1626 Seite 3 Uli Führe

KinderchorDer Wunderhund 12.427/30

Ein Sing- und Spielstück für das 4.–7. SchuljahrText von Jörg Ehni

Die Heinzelmännchen 9.516Eine Chorliedergeschichte für 2-stg. Kinderchorund Klavier

Ein Elefant ist durchgebrannt 12.427/10Ein Sing- und Spielstück für das 2.–4. SchuljahrText von Jörg Ehni

Mauseklaus und Mausimaus 12.427/20Ein Sing- und Spielstück für das 3.–6. SchuljahrText von Jörg Ehni

Musicals und TheaterstückeGilgamesh. König von Uruk 12.426

Musical nach dem Gilgamesh-EposText von Jörg Ehnifür Solisten, 1–3-stg Jugendchor(Männerstimmen ad lib.) und Instrumente

Der Elemaushund 12.427Drei lustige Theaterstücke mit Musikfür das 2.–7. Schuljahr (Text: J. Ehni)Auch als Einzelausgaben erhältlich (s. Kinderchor)

FrauenchorDer Mond ist eine Frau 9.511

für Chor SSAA a cappella

Drei Chorlieder für Frauenchor SSAA und Klavier 9.514über Texte von Rose Ausländer

Ich hab die Nacht geträumet 9.512Vier Volksliedsätze für Frauenchorfür Chor SS(A)A a cappella

Nachts auf dem Sternenfeld 9.515für Chor SSAA und Klavier

MännerchorDer Männer-Boogie-Blues 9.611

für Chor TTBB a cappella

Gemischter ChorFlüsse wie du. Popkantate 9.204

für (Jugend-) Chor SAM [Pfte]

Ich zähl die StundenAcht Sonette von William Shakespeare in einerÜbertragung von Wolf Biermannfür Chor SATB a cappella 9.205

Werke von Uli Führe bei Carus

09205vwt.qxp 10.02.2010 11:52 Seite 36