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1 Pius XII siehe Folien 24-28 Der Widerstand von Kirchen und Christen im 3. Reich Mein persönlicher Zugang Mein Vater hat 1933 seinen Beruf als Christlicher Gewerkschaftler verloren, das war mein Geburtsjahr. Ich fand eine Bibel und las mit 11 Jahren die Apokalypse, ich wusste wer das Untier war, meine Mutter verbot mir, mit anderen darüber zu sprechen, das hätte tödlich sein können. In Köln fuhr ich 1941 mit meinem Onkel Franz im Auto durch die Stadt, ich musste bei Besuchen im Auto bleiben. Das waren konspirative Besuche, mein Onkel Franz mit seiner Familie und seinem Auto, dass die Kontakte mit anderen aus dem Widerstand erleichterte. Um einigermaßen die Dämonie des Systems zu begreifen sollte man dieses Buch gelesen haben.

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Pius XII siehe Folien 24-28

Der Widerstand von Kirchen und Christen im 3. Reich

Mein persönlicher Zugang

Mein Vater hat 1933 seinen Beruf als Christlicher Gewerkschaftler verloren, das war mein Geburtsjahr.

Ich fand eine Bibel und las mit 11 Jahren die Apokalypse, ich wusste wer das Untier war, meine Mutter verbot mir, mit anderen darüber zu sprechen, das hätte tödlich sein können.

In Köln fuhr ich 1941 mit meinem Onkel Franz im Auto durch die Stadt, ich musste bei Besuchen im Auto bleiben. Das waren konspirative Besuche, mein Onkel wurde am 1.3.1945 in Plötzensee hingerichtet.

Onkel Franz mit seiner Familie und seinem Auto, dass die Kontakte mit anderen aus dem Widerstand erleichterte.

Um einigermaßen die Dämonie des Systems zu begreifen sollte man dieses Buch gelesen haben.

Leuninger
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Der Widerstand von Kirchen und Christen

0.2. Was ist Widerstand? - Begriffsklärung

Widerstand ist ein differenzierter Begriff. Ich wende ihn hier auf drei Ebenen an. Widerstand bedeutet für mich in diesem Zusammenhang:

1. Nicht anpassen

2. Dagegen reden und handeln

3. Änderung planen und nach Möglichkeit herbeiführen

Dabei wird dies auf Einzelne, Gruppen und Systeme angewandt

Bonhoeffer

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Der Widerstand von Kirchen und Christen

1 Nicht anpassen

Die Katholiken zählten 20,2 Millionen (32,4 %) von 62 Millionen Einwohnern. Schwerpunkte waren das Rheinland, Bayern (ohne

Mittelfranken) und Oberschlesien.

Dieses ist die Karte des Wahlverhaltens von 1932. Unter dem Durchschnitt von 37,4% im Reich, exakt unter 30% liegen die katholischen Gebiete, diese Karte ist invers zur vorherigen. Das Zentrum und die bayrische Volkspartei konnten nochmals 8 Mandate zulegen (insgesamt 98). Die NSDAP erreichte 230 von 607 Reichstagsmandaten. Dies war noch eine

freie Wahl mit dem besten Ergebnis für Hitler

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Wahlen Reichstag

7/1932

NSDAP Zentrum SPD KPD DDP,DNVP+

DVP

„Rotes Dorf“

Niederhadamar

20,6% 31,8% 34% 7%

„Schwarzes Dorf“

Niederbrechen

2,2% 73,9 16,0 0,9%

Braunes Dorf

Heringen

83,2% 0,3% 13,0% 1,8%

Die Deutschnationalen waren braunen Dörfern (oft in evangelischen Gebieten) nahezu verschwunden zugunsten der NSDAP, das gilt von anderen Orten mit Rechtsanteilen auch.

(Wahl Heringen 1920: SPD 28,9%, Zentrum 0%, DNVP+DVP über 50%

In roten Dörfern geschah ähnliches, SPD/KPD und Zentrum bleiben stabil

In Schwarzen Dörfern bestand von jeher eine stabile Affinität zum Zentrum, diese bleibt erhalten, Deutschnationale gab es kaum, deshalb geringer NSDAP-Anteil

(Für Dietkirchen gilt:)Wahlen Reichstag

7/1932

NSDAP Zentrum SPD KPD DDP,DNVP+

DVP

Dietkirchen 5,9% 61,3% 27,6 0,4%

Bei der letzten freien Wahl bekam die NSDAP relativ wenig Stimmen. Diese hatten überwiegend früher deutschnational gewählt. Erstaunlich ist der hohe Anteil der Linksparteien (vor allem SPD), auch diese blieben stabil.

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„1941 wurden die kirchlichen Kindergärten aufgelöst und von den Nazis übernommen, Die Dernbacher Schwestern wurden durch die "braunen Schwestern" ersetzt. Manche erinnern sich an einen Kinderspruch aus dieser Zeit: "Händchen falten, Köpfchen senken und an Adolf Hitler denken", habe das neue "Gebet" gelautet.Die Dernbacher Schwestern (und einige andere) verloren im Bistum 112 Kindergärten mit 6000 Kindern.

Ab 1937 wurde der Religionsunterricht eingeschränkt, dann für Pfarrer ganz verboten. Statt dessen war oft Pfarrstunde meist in Schwesternhäusern.

1933 wurde Pfarrer Schüssler verhört wegen angeblicher Züchtigung eines Hitlerjungen. 1937 erhielt er „wegen politischer Unzuverlässigkeit“ Unterrichtsverbot.

Auch die katholischen Vereine wurden bedrängt. So die KAB, im Protokollbuch enden die Eintragungen 1935, am 27.Janaur wurde die KAB im Bistum Limburg verboten, damit auch die KAB in Lindenholzhausen. Das Banner ging in den Wirren der Zeit verloren.

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Der Widerstand von Kirchen und Christen

•Es gab offensichtlich noch ein stabiles katholisches Milieu. Dies war nach der Zeit der Säkularisation vor allem von Laien gebildet worden. Dazu gehörten katholischer Schulen, katholische Parteien, wie Zentrum und bayrische Volkspartei, •die Veröffentlichungen zur katholische Soziallehre durch den Volksverein in Mönchengladbach (bis zu 5 Millionen Exemplare pro Veröffentlichung), •die christlichen Gewerkschaften, •die katholischen Verbände (wenn auch im 3. Reich in unterschiedlicher Form) und vor allem auch eine Pfarrerschaft, die Vorkämpfer dieses Milieus war. Sie stand nahezu zu 100% gegen die NSDAP. •Dieses Katholische Milieu war in der Weimarer Zeit über das Zentrum und die Bay. Volkspartei erstmals staatstragend geworden.• Es blieb durch die ganze Zeit bei allen Einbrüchen gerade zu Beginn des 3. Reiches und beim Beschluss des Konkordates im Kern das größte ablehnende Potential im 3. Reich in Deutschland.

Kettelerwallfahrt Mainz

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• Vor 1933 hatten die Bischöfe die Wahl der NSDAP verboten, nach 1933 wollten sie im Konkordat Schutz der Kirche und ihrer Einrichtungen erhalten. •Bei Abschluss des Konkordates mussten die Kirchen beflaggt werden, viel Pfarrer weigerten sich und gingen ins Gefängnis, mein Vater ging nicht zum Gottesdienst, er sagte: „Wo die Flagge Satans weht habe ich nichts zu suchen.“•In der Zerstörung dieses Milieus setzt der Kirchenkampf des 3. Reiches an. Obwohl das Zentrum und die Bayr. Volkspartei dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt hatten, wurde sie aufgelöst. Die Christlichen Gewerkschaften wurden verboten.•Alexander Groß, der Sohn eines Wiederstandskämpfers beschrieb die Situation wie folgt: „Gehorsame Kirche und ungehorsame Christen“. Aber schon 33 begannen die Bischöfe ihre Haltung zu ändern, dies gipfelte in der Enzyklika „mit brennender Sorge“ 1937. Aber das Taktieren,um Schlimmeres zu verhüten blieb bei manchen Bischöfen.•Die Verbände wurden auf innerkirchliche Themen eingegrenzt, Doppelmitgliedschaft verboten und vor allem die KAB bekämpft und aufgelöst. Wallfahrten wurden zu großen Protestdemonstrationen.

Die größte Wallfahrt Katholischer Arbeiter fand dann am 30. Januar 1935 als „Dreikönigen-Wallfahrt“ in Köln statt. Dazu strömten mehr als 30.000 Arbeiter aus Westdeutschland und von der Saar

zusammen.

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Die katholischen Jugendverbände wurden auf religiöse Fragen und den Kirchenraum eingegrenzt.

Bald begann die Nadelstich- und brutalere Taktik der Nazis. Sie konnten es z.B. nicht verkraften, dass 1935 sich am Tag der Jungmänner beim 700 Domjubiläum einige Tausend Jugendliche um den Dom sammelten und der Kirche die Treue gelobten.

Selbst die Nazis mussten anerkennen, dass die Propaganda der Katholischen Jugend dieser nutze, die Propaganda der Hitlerjugend aber eher dieser selbst schade.

Bei der Abschlussfeier waren in Limburg 10.000 Gläubige, soviel hatte Limburg an Besuchern noch nie gesehen. Wallfahrten, obwohl erlaubt, wurden zu politischen Demonstrationen.

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1932 wurde von Ludwig Wolker, dem Präses des Jungmännerverbandes die Zeitschrift „Junge Front“ gegründet. Steber von der Sturmschar ist Schriftleiter und Maaßen Chefredakteur. Die Zeitschrift ist ein voller Erfolg. Sie wird bald zweimal kurzfristig verboten, zuerst wegen des Artikels „Schreie die Wahrheit 19.2.33, in welchem das System als „autoritär“ angegriffen wurde.

Das Konkordat verunsicherte noch einmal.

Aber in der beginnenden Judenverfolgung standen Zeitschrift und Verband klar zu den christlichen Werten und verteidigten die Juden. 1934 wurde der Stadt mit Goliath verglichen, der die Juden verhöhnt, auch dies gab wieder ein Verbot. Die Zeitschrift musste sich in „Michael“ umbenennen. 1936 wird die Zeitschrift endgültig aus der Reichsschriftumskammer ausgeschlossen und damit verboten.

Den Jugendlichen wird von der HJ gesagt, „das Konkordat hat euch nicht getötet, aber ihr werdet langsam abgemurkst. Die Auflage betrug damals 330.000 Exemplare und war die größte Jugendzeitschrift.

Den Jugendlichen wurde bei Nichtmitgliedschaft in der HJ eine Lehrstelle versagt.

Der große Widerstand im kath. Jugendbereich wurde systematisch abgemurkst

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Die Jugendverbände wurden verfolgt. Hier sehen wir Jugendliche, denen man die Hemden ausgezogen hatte, weil sie eine verbotene Kluft sein sollten. Als die Jugendverbände 1939 verboten wurden, waren die meisten schon durch örtliche Maßnahmen zerstört die Polizei schaute weg, oder mit Wohlgefallen der HJ zu, wenn sie die katholischen Jugendlichen drangsalierte.

In Frankfurt St. Bernhard wurden mehrer Jugendliche verhaftet, einer davon nahm sich das Leben, weil er dem Druck nicht mehr gewachsen war und Angst hatte, bei Folterungen seine Freunde zu verraten.

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In der evangelischen Kirche gab es aus historischen Gründen dieses Milieu nicht. Sie waren engere mit der Herrschaft verbunden (Landesherr = oberster Bischof), das brach 1919 weg.

Evangelische Christen standen aus ihrer Tradition eher der deutsch-nationalen Bewegung nahe und waren für solche Ideen empfänglicher

Trotzdem gelang es durch den Widerstand vor allem der bekennenden Kirche letztlich nicht, ein „deutsches Christentum“ mit einem vom Führer „gewollten“ Reichsbischof dauerhaft aufzubauen. Obwohl diese Kirche als frühe Maßnahme den Arierparagraphen (keine Nichtarier im Kirchendienst) für sich akzeptierte.

So gab es z.B. auch Pfarreien, die sich weigerten Pfarrer zu akzeptieren, die NSDAP-Mitglied waren.

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Ab 1934 verschwand die mancherorts entstandene wohlwollende Beurteilung des neuen Systems weithin in der katholischen Bevölkerung. Die kritische Einstellung bekam wieder überwiegend Vorhand.

Das zeigte sich in einer geringeren Bereitschaft, nationalsozialistischen Organisationen beizutreten. Kampf gegen die Bekenntnisschulen, den Religionsunterricht und Schulenteignungen, Auflösung von Vereinen, und Verleumdungskampagnen gegen den Klerus hatten daran ihren Anteil.

Aber auch im evangelischen Volksteil verstärkte sich in einigen Kreisen im Verlaufe der Zeit der innere Widerstand. Das begann schon 1933, als die neuen Machthaber der evangelischen Kirche sich weithin gleichschalteten und viele beliebte Amtsträger in die Wüste schickte, um sich selbst an ihre Plätze zu setzen. Die Barmer Erklärung gab dafür den Hintergrund ab.

Bischof Sproll von Rottenburg, die Gestapo wurde sein ständiger Begleiter bis er 1938 aus seinem Bistum verbannt wurde

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2. Dagegen reden2.1 Priester und evangelische Pfarrer

Trotzdem wurde in engen kirchlichen Kreisen im vertrauten Umfeld viel dagegen geredet. Mancher hat dafür mit Gefängnis und schlimmeren rechnen können. Besonders beobachtet wurden ja die Pfarrer. Ich habe in Köln erlebt, dass unser beliebter Pfarrer nach dem Hochamt abgeholt wurde, er hatte Glück. Er wurde nur aus dem Erzbistum Köln verbannt. Oder eine anderer Pfarrer, der in der Katechese den Kinder sagte: Ich habe die Kirchenchenzeitung (wegen Gleichschaltung) abbestellt, sagt das daheim. Wegen dieser und anderer Äußerungen kam er ins KZ. So ist es vielen gegangen.

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In einer im Sommer 1996 erschienenen Untersuchung werden über 38.000 Maßnahmen (Verhör, Verwarnung, Geld- und Freiheitsstrafen, Ausweisung, KZ-Haft z.B.) gegen Priester und Ordensgeistliche und mehr als 26.000 "Vergehen" dokumentiert.

Die Masse der Konflikte ergab sich dabei aus dem seelsorglich motivierten Beharren der Geistlichen auf uneingeschränkter Verkündigung und Dienst an der Gemeinde, gelegentlich auch aus der Hilfe für Fremdarbeiter und Juden.

Mehr als 40 % der "Fälle" hatten ihren Ursprung in der regulären Ausübung der priesterlichen Tätigkeit: beim Gottesdienst, in der Seelsorge, in der Schule oder in der Vereins- und Jugendarbeit.

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In Polen wurden etwa ein Fünftel der Priester von den Besatzern ermordet. 1760 polnische Priester waren in Dachau, 860 starben, darunter 3 Bischöfe.

Im KZ Dachau gab es einen eigenen Priesterblock. Insgesamt waren 2720 Priester inhaftiert (2579 katholisch, 109 evangelisch, 22 griechisch-orthodox, 8 altkatholisch, 2 muslimisch). Den größten Anteil stellten die 1780 polnischen Priester.

Von ihnen überlebten 868 die Haft nicht. Weitere Nationalitäten (Tote in Klammern): Deutsche 447 (94); Franzosen 156 (10); Tschechoslowaken 109 (24); Holländer 63 (17); Belgier 46 (9); Italiener 28 (1); Luxemburger 16 (6). Insgesamt starben 1034 Geistliche im KZ Dachau

Pater Kentenich in Dachau

Karl Leisner wurde in Dachau heimlichgeweiht

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Die autobiographischen Aufzeichnungen Jean Bernards aus dem Jahre 1945 geben in klarer, eindrucksvoller Sprache, ohne Pathos und Wehleidigkeit, ein erschütterndes Zeugnis vom Leben und Sterben im Konzentrationslager Dachau.

1933 erklärte der evangelische Generalsuperintendent von Brandenburg Otto sagte, dass die meisten Pfarrer am 8.3.1933 Hitler gewählt hätten. Trotzdem entwickelt sich schon 1933 intensiver Widerstand.In Dachau starben auch 350 evangelische Pfarrer. Die meisten deutschen dürften aus dem Pfarrernotbund und der „Bekennenden Kirche“ gewesen sein.

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2.2 Kirchenleitende Amtsträger

Vor 1933 hatten die Bischöfe die Wahl der NSDAP verboten

Mit dem Konkordat 1933 schien die Selbstverwaltung der Kirche gesichert, die Bekenntnisschulen durften weiter bestehen, das Bekenntnis sollte frei sein.

Der politische Katholizismus fand aber damit ein Ende, denn die Arbeit der Verbände musste sich im Wesentlichen auf religiöse Fragen beschränken.

Aber schon im Herbst 1933 stellten die Bischöfe fest, dass das NS-Regime das Konkordat fortwährend brach. Für die Kirche brachte das Konkordat wenig, aber dem NS-Staat völkerrechtlich größere Anerkennung.

Die Kirche lebt auch in der ständigen Sorge, dass zu forsches Auftreten zur Aufkündigung des Konkordates durch den Staat führen könnte.

Nach dem Konkordatsabschluss änderte sich die Haltung der Bischöfe, sie hatten schon früher ihrer Verbote aufgeben. Jetzt waren sie um Kooperation bemüht.

Der Apostolische NuntiusEugenio Pacelli auf dem Weg zu Reichspräsident Hindenburg, 1929

Er betrieb als Kardinalstaatssekretär den Abschluss des Konkordates im Vatikan, Abschluss 20. Juli 1933

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Ab 1935 wurden in einer Verleumdungskampagne zahlreiche katholische Geistliche wegen angeblicher Sittlichkeits- und Devisenvergehen angeklagt und verfolgt. „Die Proteste der Bischöfe waren erfolglos.. Daraufhin erschien 1937 die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“, in der Papst Pius XI. (1857-1939) die Konkordatsbrüche anklagte. Die Vorbereitung lief mit deutschen Bischöfen in Rom, vor allem Kardinal Faulhaber. Nach Unterzeichnung durch den Papst am Passionssonntag, dem 14. März 1937, gelangte der Text der Enzyklika in der Auflage von je einem Stück für jedes Ordinariat durch Kurier zur Nuntiatur nach Berlin. Von Berlin wurden die Exemplare wiederum durch Kurier in die einzelnen Bistümer versandt.

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Die Gestapo muss auf Hochtouren gearbeitet haben. In der Nacht auf Sonntag um 5½ Uhr folgte ein zweiter Funkspruch: „Das nunmehr gegebene Rundschreiben des Papstes enthält hochverräterrische Angriffe gegen den nationalsozialistischen Staat. Alle katholischen Kirchen sind zu überwachen. Soweit Kundgebungen im Druck erschienen sind, sind alle außerhalb der Kirchen und Pfarrhöfe greifbaren Exemplare zu beschlagnahmen. Soweit Personen außerhalb Kirchen und Pfarrhöfe Rundschreiben verteilen und es sich nicht um Geistliche handelt, sind diese sofort zu verhaften. Ihre Entfernung aus Partei, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden, Deutsche Arbeitsfront, Handwerkskammer u. dgl. ist sofort zu veranlassen. Sie sind sofort zur strafrechtlichen Aburteilung dem Gericht zu überstellen. Eine Veröffentlichung in kirchlichen Amtsblättern ist zunächst nicht zu unterbinden.“

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Im Bistum Limburg zum Beispiel hatte jeder Pfarrer zwei Exemplare der Enzyklika erhalten, von denen das eine z.T. im Tabernakel aufbewahrt wurde. Darum konnte auch dort, wo die Enzyklika nach dem Morgengottesdienst beschlagnahmt worden war, zur Überraschung der Polizei ihre Vorlesung am Nachmittag fortgesetzt werden“Dafür mussten dann wieder viele Priester und Laien ins KZ und Gefängnis. Laien vor allem, wenn man annahm, das Sie bei der Verteilung mitgeholfen hätten. Auch Hans Wagner, der spätere Bürgermeister von Hochheim. Mit ihm im Frankfurter Raum 5 Personen Nach Wagner in: Ernst Leuninger Arbeit und Solidarität, Limburg 2004 S. 323 ff„Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult verherrlicht, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.“(Zitat)

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Die Rache folgte auf dem Fuße: der NS-Staat enteignete die beteiligten Druckereien, verschärfte die antikirchliche Propaganda, verhaftete noch mehr Geistliche und bekennende Katholiken. Auch der Kampf gegen die katholischen Schulen nahm zu - 1938 wurden sie zwangsweise aufgelöst. 1941 folgte der "Klostersturm", also die entschädigungslose Enteignung von Klöstern und deren Bildungseinrichtungen durch die braunen Machthaber. Die Kirche, die als Anwalt der Entrechteten auftrat, wurde erbarmungslos verfolgt. Bei der vorgesehenen Erstürmung der Wohnung von Kardinal Faulhaber sang die SA: „Die alte Judenschande ist endlich ausgefegt. Die schwarze Lügenbande wühlt weiter unentwegt. Du deutsches Volk, sag: muß das sein? Daß dich bespuckt das schwarze Schwein? Wenn nicht. so drisch doch drauf! Daß Funken fliegen hoch hinauf. Deutsche Männer deutsche Frauen! Jetzt ist's genug mit der Faulhaberei! Deutsche Männer, deutsche Frauen!Haut das schwarze Lumpenpack zu Brei!

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Der antikirchliche Hass der Nazis war erklärbar, denn keine andere Institution (Einrichtung) zeigte soviel Mut wie der Vatikan. Allein von 1933 bis 1939 gab es 55 päpstliche Proteste bei der Reichsregierung. NS-Außenminister von Ribbentrop erklärte den Richtern im "Nürnberger Prozess" 1945, es habe eine ganze Schublade päpstlicher Proteste gegeben.

Der berüchtigte NS-Verbrecher Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, stellte in seinem Lagebericht für 1938 fest, dass "die projüdische Haltung der Kirchen jede antijüdische Propaganda bei der Masse der Kirchengläubigen wirkungslos macht.

Wie steht es mit dem "Schweigen" der katholischen Kirche zu den NS-Verbrechen gegen die Juden? Die Nationalsozialisten hatten schon vor der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 ihre antisemitischen Hetztiraden verbreitet. Die Glaubenskongregation des Vatikans in einem Dekret vom 25.03.1928:

„Wie der Heilige. Stuhl allen Hass und alle Feindschaft unter den Völkern verwirft, so verurteilt er ganz besonders den Hass gegen das Volk, das Gott in seinen uralten Tagen zu dem seinen erwählt hat - nämlich jenen Hass, den man üblicherweise als Antisemitismus bezeichnet.“

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Als Hitler im Mai 1938 Italien besuchte stand auf der 1. Seite des Osservatore Romano der des Papstes gegen die „Irrlehren des Rassismus“. Als Mussolini die Rassengesetze 1938 in Italien einführen wollte hielt Pius XI. drei große Reden, die Mussolini zu Wutanfällen erregten. Er betonte, dass die Menschheitsfamilie aus einer Rasse besteht, dem Menschen. Das ist für den Papst der wahre Rassismus. Er las in einer Audienz ein Gebet vor in dem stand: „Der Antisemitismus ist eine abstoßende Bewegung, an der wir Christen keinen Anteil haben können…Wir sind im geistlichen Sinne Semiten.“

Eingehen möchte ich auch auf die Frage, warum neben den Protesten auf diplomatischen Weg fast versteckten Redeanteile nicht deutlicher gegen die Judenverfolgung gesprochen wurde. Edith Stein hatte den Vatikan schon 1933 dazu aufgefordert. Das von zwei Jesuiten im Auftrag der Glaubenskongregation entwickelte Verwerfungspapier ist nicht erschiene. Offensichtlich war die Sorge zu groß, dass die Kirche mit in diesen Strudel gerissen werden könnte. Man verließ sich eher auf die Rechtsbasis der zwei Konkordate. Auch war Pius der XI. schwer krank und starb 1939 überraschend. Danach war es zu spät.

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Von Antisemitismus im Vatikan kann heute nicht mehr gesprochen werden, die Bezugspunkte von Goldhagen haben sich als nicht zuverlässig oder sogar Fälschungen herausgestellt. Man wollte wohl nicht die deutsche Kirche mit in den Abgrund ziehen, der von den Nazis eine enge Verbindung zum Weltjudentum nachgesagt wurde, der Vatikan wollte neutral bleiben, er war ja zum Schluss des Krieges völlig von deutschen Truppen umgeben.

Es war ja auch schon auf vielen Wegen der Antisemitismus verurteilt worden.

Für später gibt eine Erinnerung der Schwester Pascalina einen Hinweis: Der Papst Pius XII: kam in die Küche seiner Wohnung und sagte zu Schwester Pascalina "Ich möchte diesen Bogen vernichten. Es ist mein Protest gegen die grauenhafte Judenverfolgung. Heute Abend sollte er im „Osservatore Romano“ erscheinen. (Es handelt sich um die offizielle Vatikan Zeitung). „Wenn der Hirtenbrief der holländischen Bischöfe 40.000 Menschenleben kostete, so würde mein Protest vielleicht 200.000 kosten. Das kann und darf ich nicht verantworten.“

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Der Widerstand von Kirchen und Christen „Pius XII. hat aus Mitgefühl für die Juden schweren Herzens auf einen öffentlichen Protest verzichtet. Er wollte die Nazis nicht zu Rachemaßnahmen veranlassen, wie es in den Niederlanden geschehen war. Die verleumderische Behauptung, der Papst habe den Judenmord stillschweigend gebilligt, wie man in der veröffentlichten Meinung immer wieder hört, widerspricht den geschichtlichen Tatsachen.“ Er hat aber in vielen Reden sich deutlich von Rassismus distanziert. So z.B. als die Faschisten ihrer rassistische Erklärung abgeben am 15. Juli 1938: „dass er gerade an diesem Tag etwas Schwerwiegendes erfahren habe: Es handelt sich von nun um eine regelrechte Form der Apostasie (Glaubensabfall). Es handelt sich von nun an nicht mehr um die eine oder andere falsche Idee, sondern der ganze Geist der Lehre steht im Gegensatz zum Glauben an Christus.“Nunitus Orsenigo trag bei Hitler persönlich die Fragen der Juden vor, da beendete Hitler mit dem Zerschmettern eines Glases das Gespräch. Als man der jüdischen Gemeinde in Rom androhte sie zu zerstören, wenn sie nicht sofort Unmengen von Gold zur Verfügung stellen würde, erklärte sich der Vatikan bereit, der Gemeinde auszuhelfen.

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Durch die Aktionen der Kirche sollen 700 – 860.000 Juden gerettet worden sein. Auch wenn die Zahlen bei manchen umstritten sind, sie stammen von Pinchas Lapide, ist der Vatikan und die katholische Kirche der Staat und die Organisation weltweit gewesen, die die meisten Juden gerettet hat.Die deutschen Bischöfe haben zuerst nichtarischen Katholiken geholfen z.B. über das Raphaelswerk, bis es zwangsaufgelöst wurde oder der Bischof von Berlin über die Caritas. Es waren weder die Schweiz, noch die USA und auch nicht Argentinien und Brasilien bereit größere Anzahlen aufzunehmen.Die eigentliche Hilfe wurde in Absprache mit dem Vatikan von diesem geleistet.

Sehr aktiv war dabei in Bulgarien

Nuntius Roncalli

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Als Papst Pius XII. 1958 verstarb, schickte die Außenministerin des Staates Israel, Golda Meir, folgendes Beileidstelegramm:"Wir trauern mit der Menschheit um das Hinscheiden seiner Heiligkeit Pius XII. In einer Generation, die von Krieg und Zwietracht heimgesucht war, hielt er die Ideale des Friedens und des Mitleids hoch. Als unser Volk während des Naziterrors ein furchtbares Martyrium durchlitt, erhob der Papst seine Stimme für die Opfer."Die Rettungsaktionen des Papstes für die Juden versetzten den jüdischen Oberrabbiner von Rom, Israel Zolli, in solche Bewunderung, dass er nach dem Krieg gemeinsam mit seiner Frau in die katholische Kirche eintrat. Aus Dankbarkeit nahm Zolli den Taufnamen des Papstes an (Eugenio). Über Plus XII schrieb er „Kein Held der Geschichte hat ein vortrefflicheres und stärker bekämpftes Heer angeführt, als Pius XII. es im Namen der christlichen Nächstenliebe getan hat.“ Der Papst hatte ja sogar in Synagoge in Rom mit dem Siegel: „Exterritorial, Gebiet des Vatikan“ versehen lassen

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Moshe Sharett, der spätere Ministerpräsident des Staates Israel, berichtete am 22.04.1945 über ein Gespräch mit Papst Pius XII.:„Ich sagte dem Papst, meine erste Pflicht sei es, ihm und der katholischen Kirche im Namen der jüdischen Öffentlichkeit für all das zu danken, was die Kirche in den verschiedenen Ländern unternommen hat, um Juden zu helfen ... Wir sind der katholischen Kirche tief dankbar für das, was sie getan hat, damit unsere Brüder gerettet werden können.“ Aufschlussreich auch das Interview, das der bekannte jüdische „Nazi Jäger" Simon Wiesenthal der Zeitschrift "Kirche intern" vom März 1988 gab. Darin stellt er fest: "Für die Nazis waren Juden und Christen gleichermaßen Feinde.“Über die Haltung der katholischen Geistlichkeit in der NS-Zeit äußert sich Wiesenthal ebenfalls: "Der Klerus hatte von den Kanzeln sehr wohl gegen die Nazis gepredigt. Über viertausend Priester wanderten in die KZs!“

Interessant ist auch, dass der Film „Assisi Underground“, der über die Rettung der Juden durch die Kirche in Assisi von einer jüdischen Organisation der Kirche aus Dankbarkeit gewidmet wrude.

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Ein Protest der deutschen Bischöfe wurde am 12. September 1943 in einem Hirtenwort über die christlichen Zehn Gebote als Lebensgesetz der Völker von der Kanzel verlesen. Darin hieß es deutlich: Tötung ist in sich schlecht, auch wenn sie angeblich im Interesse des Gemeinwohls verübt würde: An schuld- und wehrlosen Geistesschwachen und -kranken, an unheilbar Siechen und tödlich Verletzten, an erblich Belasteten und lebensuntüchtigen Neugeborenen, an unschuldigen Geiseln und entwaffneten Kriegs- oder Strafgefangenen, an Menschen fremder Rassen und Abstammung. Auch die Obrigkeit kann und darf nur wirklich todeswürdige Verbrechen mit dem Tode bestrafen.

Der Bischof von Limburg Antonius schrieb 1941einen Brief an den Reichsminister der Justiz wegen der Euthanasie in Hadamar. Der Löwe von Münster (Links) Bischof Clemens August von Galen predigte dagegen.

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3. Änderung planen 3. 1 Am Beispiel der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB) und KolpingSchon am 6. Februar 1933: Notverordnung in Preußen einschließlich einer Pressezensur. Die WAZ (Zeitung der KAB) wurde am 18. März 1933 für 3 Wochen verboten, da sie am 13. März geschrieben hatte: „Wir stehen mitten im Kampf um das Recht. Nicht nur im Kampf um un ser Recht, sondern im Kampfe um das Recht überhaupt.“

Der Verbandssekretär Bernhard Letterhaus regte an, die durch den Vorstand des Westdeutschen Verbandes beschlossenen Wallfahrten als „Glaubensfahrten des katholischen Werkvolkes“ zum Auftakt einer Werbekampagne zu machen, „weil es kaum in unserer Geschichte eine Zeit gegeben hat, die im ganz Großen für die Eroberung heute noch abseits Stehender, Halt- und Stütze suchenden katholischen Arbeiter so geeignet ist wie die unsrige. Wir dürfen diese Stunde nicht verpassen.“

Außerdem sollten diese Veranstaltungen nicht nur rein religiösen Charakter tragen.

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Am 20. Juli 1944 erfolgte der missglückte Tyrannenmord. Joseph Joos schreibt (ab Seite 90): „Zu den Männern der Widerstandsbewegung gehörten von Anfang an Prälat Dr. Otto Müller, der Verbandspräses der KAB Westdeutschlands, ihr Verbandsvorsitzender Joseph Joos, Generalsekretär Prälat Dr. Hermann-Joseph Schmitt, Verbandssekretär Bernhard Letterhaus, Verbandsredakteur Nikolaus Groß und Sekretär Gottfried Könzgen, Duisburg, sowie vom Süddeutschen Verband u.a. Rektor Alfred Berchtold und Diözesansekretär Hans Adlhoch ...

Viele der Eingeweihten wurden von Nationalsozialisten dem Tod überliefert. Am 12. Oktober 1944 starb Prälat Dr. Müller nach qualvollen Leiden im Gefängnis Berlin-Tegel. Bernhard Letterhaus . wurde am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet ... Am 23. Januar 1945 erlitt Nikolaus Groß den gleichen grausamen Tod ...

Dr. Hermann-Joseph Schmitt entging diesem Schicksal nur dadurch, dass man ihn in das KZ-Dachau eingeliefert hatte, aus dem er als todkranker Mann von den Amerikanern befreit wurde. Gottfried Könzgen, der ebenfalls nach dem 20. Juli ins KZ gebracht wurde, fand einen elenden Tod. Hans Adlhoch starb nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau im Feldlazarett 1945.

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KolpingZuerst sah die Kolpingleitung Möglichkeiten der Kooperation, wie auch manche Bischöfe. Das Verbot der Doppelmitgliedschaft in Arbeitsfront und Kolping, die erzwungene Reduktion auf rein religiöse Themen bis hin zu konkreten Verfolgungsmaßnahmen und Blutzeugen sprachen eine andere Sprache.Etwa 22 Laien und Priester fanden den Tod durch die Nazis.Viele Vereine mussten unter dem Druck des Staates ihre Arbeit einstellen.Die führenden Leute der Zentrale in Köln gehörten auch zum Kölner Kreis (Die Anfänge des so entstehenden Kölner Kreises lagen in Gesprächsrunden von KAB- und Kolping-Vertretern, ehemaligen Christlichen Gewerkschaftern, Zentrumspolitikern im Kettelerhaus.)

z.B. Kaplan Johannes Flintrop (1904-1942)

Bezirkspräses in Mettmann. Er wurde denunziert, weil er nicht an den Endsieg glaubte und den Nazis ebensoviele Schandtaten zutraute wie den Russen. Am 1. Mai 1942 in das KZ Dachau überstellt, starb der junge Seelsorger bereits am folgenden 28. August, an Phlegmone, wie die offizielle Mitteilung lautete.

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So der Generalsekretär Theodor BabilonTheodor Babilon erblickte am 26. Februar 1899 in Köln das Licht der Welt, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging..Im Jahre 1919 trat Babilon in den Dienst des Kolpingwerkes und wurde deren Geschäftsführer. In der Vermutung, daß sich in der Kolpingzentrale Gleichgesinnte trafen, verhaftete die Gestapo am 15. August 1944 mehrere führende Männer des Kolpingwerks, unter anderen Theodor Babilon und Dr. Leo Schwering. Fünf Tage lang wurden sie in den berüchtigten Kellern des EL-DE-Hauses in der Kölner Innenstadt verhört. Nach einem Aufenthalt im Kölner Gefängnis Klingelpütz sowie dem KZ-Außenlager Köln-Deutz wurden Babilon und Kolpingpräses Richter auf den Weg in das KZ Buchenwald gebracht, was einem Todesurteil gleichkam. Babilon schmuggelte einen Zettel aus dem Zug, der bei seiner Familie ankam. Darauf stand geschrieben: „Wir sind auf dem Weg nach Buchenwald, denkt weiter an uns und betet für uns”. Über das Todeslos von Babilon war viele Jahre nichts Sicheres bekannt. Nachgewiesen war, daß er verhungert und durchgefroren war und daher in das Krankenrevier eingeliefert worden ist. Nach offiziellen Angaben ist er am 11. Februar 1945 an Gehirnhautentzündung gestorben.

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Am 1. März 1945 wurde Franz Leuninger - ein christlicher Gewerkschafter –aus Mengerskirchen WW. in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Am 26.2.1945 wurde er durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Er hatte auch Kontakte zum Kölner Kreis.

Mit ihm gingen zwei ehemalige Gewerkschaftskollegen aus Breslau in den Tod. Es waren Fritz Voigt, der ehemalige Polizeipräsident von Breslau und Oswald Wiersich, ehemaliger Bezirkssekretär des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) in Schlesien.

Franz Leuninger war für das Amt des Oberpräsidenten in Schlesien vorgesehen (oder hatte Lukaschek für dieses vorgeschlagen), das führte zu seiner Verurteilung nach dem Scheitern des 20. Juli.

Er war Kolpingmitglied

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Pfarrer Breithecker

Wilhelm Breithecker, war 30 Jahre lang Pfarrer und Dekan von Dietkirchen. Er war im Konzentrationslager und wurde später Ehrenbürger von Dietkirchen. Heute ist eine Straße in Dietkirchen nach ihm benannt.

Er wurde am 31. Januar 1897 in Ellar geboren. Er besuchte das Gymnasium in Hadamar. Nach seinem Abitur war er noch 2 Jahre Soldat im 1. Weltkrieg. 1922 wurde er in Limburg zum Priester geweiht.

Zuerst war er Subregens im Bischöflichen Konvikt Hadamar, danach Kaplan in Wiesbaden und vom August 1929 bis 31. Januar 1939 Regens in Montabaur. Am 1. Februar wurde er Pfarrer von Dietkirchen.

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4. Blick auf Dietkirchen

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Der Widerstand von Kirchen und Christen Verhaftet wurde er am 7. März 1939 um 20. Uhr im Konvikt in Monatabaur.

Als Verhaftungsgrund war die Weiterführung der verbotenen Jugendorganisation Neudeutschland im Konvikt. Letztlich ging es um die Zerstörung der Konvikte um auch diesen Einfluss der Kirche auf Jugendliche auszuschließen. Breithecker wusste nichts davon, zwei Theologiestudenten hatten diese Gruppe heimlich weitergeführt.

Über die Gefängnisse Frankfurt, Kassel, Halle und Berlin kam er 1940 in das KZ Sachsenhausen, am 13. November kam er nach Dachau. Am 28. März wurde er zu seiner Überraschung entlassen und schlug sich nach Dietkirchen durch. In einer feierlichen Prozession vom Bildstock aus wurde er abgeholt und zur Kirche geführt.

Bischof Wilhelm ernannte ihn 1955 zum Geistlichen Rat und Dietkrichen zum Ehrenbürger.

Im Alter von 85 Jahren starb er am 4. Juli 1982 in Ellar.

Das Kreuz in der Schule wurde über die Zeit gerettet und hängt jetzt im Pfarrhaus.

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5. ErgebnisseNach Hochhut und Goldhagen kommt heute wieder ein positives Bild des Widerstandes der Kirchen (vor allem der katholischen) zustande. Da katholische Milieu hat trotz allem Auf und Ab gestanden. Deshalb versuchten ja die Nazis auch den Rahmen dieses Milieu zu zerstören. Aus ihm erwuchs ein erheblicher Widerstand. Für Äußerungen der Kirche mussten vor allem Priester bezahlen.Viele Laien aus den Verbänden waren in der Widerstandsbewegung aktiv und zahlten mit ihrem Leben dafür. Sie beriefen sich dabei bewusst auf ihre religiösen Überzeugungen und ihr Gewissen.

Keine andere Institution oder Staat hat soviel Juden gerettet, wie die katholische Kirche und vor allem da der Vatikan (7-800.000).Auf eine eigene Enzyklika in dieser Frage wurde verzichtet, um das Los der Betroffenen nicht noch schlimmer zu machen.

Roncalli, der später Papst Johannes der XXIII wurde, war quasi ein Botschafter des Vatikans in der Türkei, in Istanbul zwischen 1935 und 1945, er verhandelte er im Interesse der jüdischen Flüchtlinge, die in die Türkei geflüchtet waren, mit der türkischen Regierung.

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•Die Internationalität der kath. Kirche war in all diesen Fragen eine große Hilfe. •1940 sagte schon Albert Einstein, dass nur die Kirche protestiere.•Der Dank jüdischer Politiker und Organisationen an PIUS XII. spricht eine eigene Sprache.•Man kann wohl sagen, das die katholische Kirche die Institution war, die am meisten in der Ablehnung des Nazistaates bewirkte.

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Etwas schwieriger war die Situation in der evangelischen Kirche. Für sie hatte der Staat eine größere Bedeutung, das ja bis Ende 1918 der jeweilige Herrscher faktisch Oberhaupt der Kirche (Summepiskopat) war. Hier war der das deutschnationale Gedankengut verbreitet, das 1933 zu einem Überschwenken auf breiter Front führte.

Im Pfarrernotbund und in der bekennenden Kirche baute sich dann ein Widerstand auf, der das Konzept der Nazis einer einheitlichen Reichskirche unter Vormundschaft der Nazis zerstörte.

Viele Pfarrer wurden in Haft genommen und kamen ins KZ.

Wichtige Gestalten des Widerstandes sind Bonhoeffer und Niemöller.

Martin Niemöller

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Der Widerstand von Kirchen und Christen Wir waren schon als Kinder (ich war 11) der sicheren Auffassung: „Jetzt sind die Juden verfolgt, wenn Hitler den Krieg gewinnt, dann sind die Katholiken dran.“

Dass dies nicht ganz aus der Luft gegriffen war, beweist eine Tischrede Hitlers von 1941: „Ich würde in den Vatikan einmarschieren und die ganze Gesellschaft herausholen! Und würde dann sagen: ‚Verzeihung, ich habe mich geirrt.’ Aber sie wären weg.“

(Picker Hg, Hitlers Tischgespräche, Ffm 1993, S 108)

Der Papst war ja auch nach Deutschland „eingeladen“ worden. Er sagte zu einem deutschen Offizier: „Sagen Sie ihren Auftragebern, der Papst habe keine Angst vor dem KZ.“

Es ging also ums Ganze.

Dankbar können wir heute sein, dass Christen sich gewehrt haben.