6
Olaf Rethfeldt Waldstr.4 DE-72145 Hirrlingen (Reise Winter / Frühling 1979) 1 x nach Zentralafrika hin und zurück Die Münchner alternative Szene um Uschi Obermayer und Rainer Langhans machten sich in den 70er Jahren auf den Weg nach Indien und Afghanistan. Vor Augen die Hasch- Glückseligkeit. Unzählige geräumige Reisemobile bis zur Omnibusgröße zogen gen Osten. Eher politisch-ethnologisch und ländlich gesinnte sparsame Schwaben aus der Uni-Provinz hielten in kleiner Zahl dagegen. Das Reisemotto "Kairo Kapstadt". Wir Schwaben sind bekanntermaßen ein sparsames Völkchen und so beschieden wir uns mit der preiswerten, nicht so komfortablen aber nicht weniger fernreisetauglichen Variante: Des damals in jedem schwäbischen Handwerksbetrieb zu findenden VW-Transporters Typ T2. Der Schwabe legt weniger Wert auf Komfort sondern mehr auf eine solide technische Ausrüstung. 5 Minuten nach dieser friedlichen Aufnahme auf dem "Highway" von Bamako nach Niamey riß, im Wolkenbruch und Wasserloch, das bei diesem Modell etwas unterdimensionierte Kupplungsseil und eine größere Reparatur mit Bordmitteln im Outback war angesagt. Hier lernte der etwas verschlossene Nordeuropäer die soziale Wärme Afrikas kennen. Jeder Camionist, der des Weges gebrettert kam hielt an, erkundigte sich nach dem Wohlbefinden und versorgte uns Havaristen mit Ölsardinen- und Thunfischdosen und, trotz Allahs Missbilligung, mit Rotwein aus der Tüte. Der Hinweis, dass wir mit ca. 20 kg Nudeln, 10 Päcken Salz, 50 Liter Wasser und mehr ausgestattet seien hinderte niemanden daran uns die entsprechend Überlebensration Dosenfisch in die Hand zu drücken.

1 x nach Zentralafrika hin und zurück

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Olaf Rethfeldt Waldstr.4 DE-72145 Hirrlingen (Reise Winter / Frühling 1979) 1 x nach Zentralafrika hin und zurück Die Münchner alternative Szene um Uschi Obermayer und Rainer Langhans machten sich in den 70er Jahren auf den Weg nach Indien und Afghanistan. Vor Augen die Hasch-Glückseligkeit. Unzählige geräumige Reisemobile bis zur Omnibusgröße zogen gen Osten. Eher politisch-ethnologisch und ländlich gesinnte sparsame Schwaben aus der Uni-Provinz hielten in kleiner Zahl dagegen. Das Reisemotto "Kairo Kapstadt". Wir Schwaben sind bekanntermaßen ein sparsames Völkchen und so beschieden wir uns mit der preiswerten, nicht so komfortablen aber nicht weniger fernreisetauglichen Variante: Des damals in jedem schwäbischen Handwerksbetrieb zu findenden VW-Transporters Typ T2.

Der Schwabe legt weniger Wert auf Komfort sondern mehr auf eine solide technische Ausrüstung. 5 Minuten nach dieser friedlichen Aufnahme auf dem "Highway" von Bamako nach Niamey riß, im Wolkenbruch und Wasserloch, das bei diesem Modell etwas unterdimensionierte Kupplungsseil und eine größere Reparatur mit Bordmitteln im Outback war angesagt. Hier lernte der etwas verschlossene Nordeuropäer die soziale Wärme Afrikas kennen. Jeder Camionist, der des Weges gebrettert kam hielt an, erkundigte sich nach dem Wohlbefinden und versorgte uns Havaristen mit Ölsardinen- und Thunfischdosen und, trotz Allahs Missbilligung, mit Rotwein aus der Tüte. Der Hinweis, dass wir mit ca. 20 kg Nudeln, 10 Päcken Salz, 50 Liter Wasser und mehr ausgestattet seien hinderte niemanden daran uns die entsprechend Überlebensration Dosenfisch in die Hand zu drücken.

Auch von zarter Hand ließ sich der VW-Transporter ohne zu Mucken durch das Sahel kutschieren. Man beachte die professionelle, nicht serienmäßige Ausrüstung für Überlandfahrten: Ein Ölthermometer, Drehzahlmesser und last not least einen Kompass. Mehr braucht's nicht.

Wenn schon Straße, hier in Nord-Kamerun, dann auch Schilder. Was sein muß - muß sein.

Tief im Busch überkommt den Besitzer des VW-Transporters doch ein Gefühl der Ehrfurcht, wie weit man gemeinsam schon gekommen ist. Dies ist der Beginn der Dokumentation der Reiseroute. Vorher hätte man sich über die ersten popeligen 3.000km durch Sahara, Sahel und Busch bei den wenigen Weltenbummlern, die auf dieser Reiseroute anzutreffen waren eher geschämt.

Frei nach Karl May: In den Schluchten des Hohen Atlas. Auf der Landstrasse, zugegebenermaßen Nebenstrasse, aus dem Draa Tal hoch nach Marrakesch. Weder Fels noch Furt können einen T2 bremsen.

Diese Trophäe eines - von uns nicht überfahrenen - Wasserbüffels, brachte uns auf der Rückreise in Spanien bewundernde Zurufe aus allen Altersklassen und Berufsgruppen ein "el torro, el torro ..." Der deutsche Zoll, Abteilung Veterinärmedizin war nicht ganz so begeistert.

Mildes Frühjahr an der Costa Brava. Hier nun endlich (leider), das Ende der afrikanischen Expedition in Sicht, wird das Wohnzimmer von der Dame des Hauses aufgeräumt und der Herr des Hauses im Untergeschoss tauscht endlich, die seit etwa 2.000 km laut schlagende Achswelle aus. Ja damals hatte man noch gute Nerven und Zeit. Beides belohnte der VW-Transporter mit einer unerschütterlichen Treue gegenüber seinen Mitreisenden.