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FAUST I D USINI Die Prüfungsfragen kommen aus vier Bereichen – ein Zitat, eine Figur, eine Szene, ein theoretisches Problem. Aus diesen Bereichen kommen drei Fragen zur Prüfung, wovon zwei beantwortet werden müssen. 11. Oktober 2005 Faust, die Hauptfigur, ist maßgeblich und missverständlich – ein manisch depressiv anmutender Professor, der mit seiner Arbeit, seinem Tun nicht zufrieden ist. Kann man über Faust sprechen? Können wir über Faust sprechen? Schüler, Magister, Doktoren, Professoren sind Teil der Problemkonstruktur, die das Drama durchspielt. Faust I ist nicht nur eine Gelehrtentragödie, sondern ein Drama über das akademische Leben, in und außerhalb des Studiums. Wir wähnen uns in der Freiheit und dem Freiraum des akademischen Raumes. Ulrich Geier, S.85. *1 (die Zahlen beziehen sich auf die Zitate der Handouts, 1 ist das erste Zitat, 2 das zweite auf dem Zettel der jeweiligen VO) 1.) DRAMATISCHE RHETORIK IN FAUST I [Ueding /Steinbrink: Grundriss der Rhetorik – Geschichte,Technik, Methodik (4.Auflage) ] A) DER TITEL Der Titel „Dramatische Rhetorik in Faust I“ konstelliert literaturwissenschaftliche Begrifflichkeit mit einem Exemplar. Die Rhetorik ist eine der ältesten Wissenschaftsfelder in Europa. Im 19.Jh. wurde sie auf den schönen Stil reduziert und man distanzierte sie von der nützlichen Rede. Rhetorik war in dieser Zeit nur unter dem Aspekt der Nützlichkeit des Ästhetischen relevant. Über diesen Standpunkt aber sind wir wieder hinaus, die praktische Rede ist immer auch rhetorisch. Eine grundlegende Frage lautet: Wie ist etwas sprachlich zu vermitteln, damit es beim Hörer den Zweck erreicht, den der Sprechende intendiert. Pragmatische Grundlage: Sprechen heißt Handeln, man tut etwas mit jemanden. Drama – der Begriff ist abgeleitet vom griechischen ‚handeln’ Der Gegenstand des Dramas ist das Handeln. Die für das Abendland verbindliche Form des Dramas ist die Aristoteles. *2

11. Oktober 2005 - Universität Wien · Der Text Faust I muss rhetorisch-historisch konzipiert und ... und ist nicht ohne die Schlacken der Stufen der ... oder die Sprache der Verführung?

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  • FAUST IDUSINI

    Die Pr f u n gs f r a g e n komme n aus vie r Bere i c he n ein Zi ta t, eine Figu r, eine Szene, ein theo re t i s c hes Prob le m. Aus diesen Bere i c he n komme n dre i Fragen zur Pr f u n g , wo v o n zwe i bean t w o r t e t wer den mssen.

    11. Oktober 2005

    Faust, die Haup t f i g u r , ist mageb l i c h und miss ve rs t n d l i c h ein man i s c h depress i v anmu t en de r Pro fesso r, der mi t seiner A rb e i t , seinem Tun nich t zu f r i e de n ist.Kann man ber Faust sprechen? K n ne n wir ber Faust sprechen? Sch le r, Mag i s t e r , Do k t o r e n, Pro fesso ren sind Te i l der Prob lem k o n s t r u k t u r , die das Drama durchsp i e l t .Faust I ist nich t nur eine Geleh r t en t r a g d i e, sonde r n ein Drama ber das akadem i s c h e Leben, in und auerha l b des Stud i u m s .W i r whnen uns in der Fre i he i t und dem Fre i rau m des akadem i s c he n Raumes.

    Ulrich Geier, S.85.

    *1 (die Zah len bez iehen sich auf die Z i ta te der Hando u t s, 1 ist das erste Zi ta t, 2 das zwe i t e auf dem Zet te l der jewe i l i g e n VO)

    1.) DRAMATISCHE RHETORIK IN FAUST I

    [Ueding / Steinbrink: Grundriss der Rhetorik Geschichte, Technik, Methodik (4.Auflage)]

    A) DER TITELDer T i te l D ra ma t i s c h e Rheto r i k in Faust I kons te l l i e r t l i te ra t u r w i s se ns cha f t l i c h e Beg r i f f l i c h k e i t mi t einem Exem p l a r . D ie Rhet o r i k ist eine der ltesten W issenscha f t s f e l d e r in Europa. Im 19.Jh. wu r de sie auf den schnen Sti l reduz i e r t und man distanz i e r t e sie von der ntz l i c h e n Rede. Rhet o r i k war in dieser Ze i t nur unte r dem Aspe k t der N t z l i c h k e i t des s the t i s c he n re levan t. be r diesen Standpu n k t aber sind w i r w iede r hinaus, die prak t i s c he Rede ist imme r auch rheto r i s c h.

    Eine grund l e g e n de Frage laute t: W ie ist etwas sprach l i c h zu verm i t t e l n , dam i t es beim H re r den Zwec k erre i c h t, den der Sprechende intend i e r t .Pragma t i s c h e Grund l a g e: Sprechen hei t Hande l n, man tut etwas mi t jemanden.

    Drama der Beg r i f f ist abge le i t e t vom gr iech i s c he n hande l n Der Gegens tan d des Dramas ist das Hande l n.D ie fr das Aben d l a n d verb i n d l i c h e Form des Dramas ist die A r i s t o t e l es.

    *2

  • Die Tragd i e ist ein psych o t he r a peu t i s c hes Prog ram m , Jamme r und Schaude r w i r d f r das Pub l i k u m bew l t i g b a r .prob le ma t i s c he Ve rsch i e b u n g :*3

    Drama t i s c h es und Rhet o r i s c hesBe i de W i ssenss ys teme ziehen das Sprechen auf das Hande l n, zie len aber auf unte rsch ie d l i c h e Geb ie te ab.W ie miss l i n g t Hande l n als Sprache (Tragd ie br i n g t die Scha t tense i te der Rheto r i k zum Vo r s che i n , die Gewa l t se i t e der Rheto r i k).

    2.) EIN GEWICHTIGER EINWAND GEGEN *3Man kann die Tragd i e, das Drama nich t au f das Sprechen reduz i e r en. H ie r bedar f es der Prz is i e r u n g : von we l c he r A r t der Trag d i e sprechen w i r bezg l i c h Faust I? Goethe geh t aus von einem Bhne n w e r k , einem Vo r l eses t c k , einem Lesed rama. > Deren unte rsch i e d l i c h e Darb i e t u n g s f o r m e n hal ten versch i ede ne Aspe k t e hoch. Ein Drama ist nich t nur ein Bhnen w e r k .Schne Kommentare Seite 20 (Goethe mei n t, er habe eigen t l i c h nich t an eine Bhneau f f h r u n g gedach t, aber tro tzdem gib t er An we i s u n ge n f r den Reg isseu r bis zum Mas ken b i l d n e r)D ie Tragd i e zie l t auf die Au f f h r u n g . Abe r Faust wu rd e vo r der Au f f h r u n g anders bekann t gemach t : durch Lesungen von Goet he.Du r c h eine best i m m t e Tex t bescha f f e n h e i t ist es auerdem noch ein Lesed rama es ersch l i e t sich vie les nur dem langsamen, dem nachden k l i c h e n Leser.Faust I ist ein Lesete x t, der in te ra k t i v e Lese r vorausse t z t. Es er f o l g t die Trans f o r m a t i o n der Zuschaue r in Ak t e u r e.

    Erika Fischer-Lichte: sthetik des Performativen (2373) > Sie begrn de t in der Trans f o r m a t i o n den Parad i g m e n w e c h s e l vom Wer k zur Au f f h r u n g . Sie ru f t eine per f o r m a t i v e Wen de her v o r .

    [Passi ve Rezens i o n > nich t nur auf das Drama, sonde r n auch auf die Vo r l es u n g hin denken!]Faust w i r d hie r aufge f h r t zw i sc hen Buc h und Pul t, also tr i f f t *3 auf diese Vo zu.Es ist eine Lek t r e, nich t die Lek t r e.Faust I rheto r i s c he Drama t i k

    3.) RHETORIK IST EINE DER LTESTEN UND STABILSTEN W ISSENSCHAFTEN EUROPAS.Das systema t i s c he W issen ist im Groen und Ganzen gle i ch. D ie Rhet o r i k ist aber auch eine Gesch i c h t e sich abwechse l n de r Kon zep t e. Sie ist ma l meh r, mal wen i ge r gef rag t.Zudem muss sie sich, analog zu den psych o l o g i s c he n A f f e k t e n, auf die sie baut, vernde r n.

    Der Tex t Faust I muss rheto r i s c h- histo r i s c h konz i p i e r t und situ i e r t we rde n.G ib t es ein al le i n i g es Rezep t der Rhet o r i k in Faust I? Oder ist es nich t meh r eine M i s c h u n g?

    a) Faust als hist o r i s c h e Figu r Goet he kmme r t e sich nich t um sie.Jochen Schmidt: Goethes Faust, S. 11 13

  • Faust ist eine hist o r i s c he Gesta l t, die zw isc he n 1460 und 1470 gebo ren und zw isc hen 1536 und 1539 gesto r ben ist. D iese Daten entsp rechen beinahe den Daten Erasmus von Rot te r dam (). Fausts Leben f l l t in die ra der aufb l h e n den Rheto r i k , der Au f k l r u n g , des Huma n i s m u s.

    *4

    Wen n Goet he Faust zur Haup t f i g u r seines Dramas mach t, so spann t er ihn in eine rheto r i s c h e K la m m e r ein.

    b) jede Rede ist an ihre Situa t i o n, an ihren Or t, die Ze i t und den Raum gebunden.Um jemanden zu vers tehen muss man das (*4) w issen.

    D ie Ze i t der Ab f assu n g von Faust ist mi t einzu bez i e he n in die Inte r p re ta t i o n und das Vers tn d n i s des We r k es: D ie Epoche ist gebeu te l t von D is k uss i o ne n zw isc hen Go t ts ched und Johann Jakob Bodme r / Bre i t i n g e r (> Psycho l o g i e ist rat i o na l erk l r ba r) (eding / Steinbrick S. 106)

    *5

    Shakespea re spie l te zu dieser Ze i t eine groe Ro l l e.Man kmme r t sich nich t um die Schu l r he t o r i k , ist aber tro t zdem sehr stark rheto r i s c h aufge laden.

    c) Rhet o r i k gegen Rheto r i kFr das Drama als Ganzes gib t es ein homoge nes Rheto r i k k o n z e p t . Abe r die einze l nen vor k o m m e n d e n Figu r e n haben meis t nich t dasselbe Vers tn d n i s von Rheto r i k .

    Fausts man i s c h depress i v e r Eingangsm o n o l o g w i r d unte rb r o c h e n durch Wagne r : Es k lo p f t : o Tod, es ist me i n Famu l u s.Ein gro teskes M i ss ve rs tn d n i s fh r t Wag ne r im Mu n de: Er mei n t, Faust w r de ein gr iech i s c hes Traue rsp i e l dek lam i e r e n, wo sich doch ein aktue l l es erei gne t hat.Wag ne r w i l l nich t die Inha l t e w issen, er w i l l die Kuns t der Rede kennen lernen.

    Bah r d t 1773: Angehen de Pfar re r sol len doch von den Schausp i e l e r n f r ih re Pred i g t lernen. Dabe i hat gerade der geis t l i c he Stand die Rhet o r i k w ie sonst kein andere r entw i c k e l t . Abe r die We i t e r en t w i c k l u n g brach vie l l e i c h t ab bez. man ver l o r den Zugang zu den Menschen mi t einer vera l te ten Rhet o r i k .

    Ve rse 518 f fVe rs 533 > Wagne r zie l t auf gewa l t t t i g es Sprechen abFaust setzt dagegen eine Gen i es t he t i k , spon tanes, insp i r i e r t es Sprechen, was sich aber als prob le ma t i s c h erwe i s t beim genaue ren H i nse hen: Au c h Fausts spon tanes Sprechen ist von Rhet o r i k durc hse t z t und fung i e r t lenke nd.534 Faust spr i ch t im Plu ra l zu Wag ne r.Wo r t e werde n glaubha f t , wenn sie etwas phys i sc h selbs t Er fah re nem entsp rechen.K i n de r und A f f e n eine Enume r a t i o? Eine K l i m a x? eine An t i t h ese?

    W ie l iest man einen 200 Jahre alten Tex t m i t Gew i n n? Fr sich selbst, mi t oder gegen den Ze i t ge i s t?

  • Der Au t o r bez ieh t Ste l l u n g zur rheto r i s c h e n Ause i na n de rse t z u n g Rheto r i k versus Rheto r i k im Haup t- und im Neben te x t . (Wagne r m i t Sch la f m t z e und Lampe eine Desc r i p t i o , gle ic h ze i t i g aber auch eine Per i p h r ase > sie verh l l t was hssl i c h zu sagen ist, nm l i c h , dass Wag ne r von der To i l e t te zu Faust here i nschau t).

    18. Oktober 2005

    + Faust ist eine drama t i s c he Ent f a l t u n g akadem i s c he n Lebens. Eine Ana l y se der akadem i s c h e n De f o r ma t i o n e n . [Wie geht die Inst i t u t i o n mi t den Personen um, die sich ihr w i d m e n, w ie gehen Personen mi t denen ihnen anve r t r a u te n Personen um?]+ W i r mssen die ar is t o t e l i s c he Tragd i e n- Theo r i e umsch re i be n, w i r fh ren Faust zw i sc hen Buch und Pu l t au f.+ Rheto r i k und Tragd i e sind zwe i Sei ten derse l ben Meda i l l e . Man gesta l te t We l t durch Wo r t e, dem sprach p ra gm a t i s c h e n Opt i m i s m u s w i r d in der Tragd i e seine Grenze geze ig t. D ie We l t erwe i s t sich in der Tragd i e als str ke r als das Hande l n. Sprechen als mensch l i c h e Hand l u n g ist zum Ung l c k veru r t e i l t . D ie Tragd i e zei t, w ie der sprach p r a gm a t i s c h e Opt i m i s m u s ins Ung l c k tre i b t, das Trag i s c he ist nich t zu ber reden.

    1.) DIE ENTSTEHUNGGoethes Tex t ist eine Part i t u r versch i ede ne r Darb i e t u n gs f o r m e n , sie pro vo z i e r t unte rsch i e d l i c h e Aspe k t e der Faustd i c h t u n g . Das Drama ist ein of f enes We r k (im Gegensa t z zum abgesch l ossenen klass ische n) und ist nich t ohne die Sch lac ke n der Stu fen der Bearbe i t u n g zu haben. Un rege l m i g k e i t s s p u re n der vie len Bearbe i t u n g s- und Schre i b v o r g n ge und der Lnge der Bearbe i t u n g s ze i t haben v ie le Brc he und Risse entstehen lassen.S. 46 SchneS. 34 Schmidt Faust ist nicht das einzige Werk Goethes, dessen Entstehung sich ber viele Jahre hinzog. ()S.11 Schne Er [Goethe] ist dem Doktor Faustus schon im Puppentheater seiner frhen Kinderzeit begegnet und hat die letzten Eingriffe in die letzte Szene des groen Spiels doch erst wenige Wochen vor seinem Tod vorgenommen. Dazwischen lagen wohl 75 Jahre.

    Faust ist aus einer V i e l f a l t von Tex ten zusamme n gese t z t, und zudem liegen noch Ent w r f e , Sk i z ze n, etc und versch i ede ne Szenena r ra n gem e n t s vor.

    A) DER URF A U S TDer Ur f a us t ist die so genann te f r he Fassung , die zw isc hen 1773 und 1775 entstand.Am 7.No vem b e r 1775 erfo l g t e Goet hes Umz u g nach We i ma r .Lau t Goet he hande l t es sich um ein hchs t kon f u ses Man us k r i p t . D iese r Tex t ist nich t erha l te n, sein Vo r l i e g e n verdan k t man dem German i s t en Er i c h Schm i d t , der 1887 unte r den nachge l assenen Pap ie ren eines Fru le i n Gchhausen eine eigenhn d i g e Absc h r i f t dieser Fassung gefun den hat. Eine V i e l za h l an Szenen aus Faust I feh len hie r, und Faust unte r n i m m t auch noch keinen Selbs tm o r d v e r s u c h . Schne S. 66.

    b) Der 1790 erfo l ge n de T EI L D R U C K der bis dah i n nur durch Lesungen bekann t gemach te n Ste l l en: Faus t. Ein Fragmen t .

  • ber we i t e Strec ken sind die Wo r t l a u t e mi t Faust I iden t i s c h, aber imme r noch gib t es groe Lc k en, w ie etwa zw isc hen dem Abgan g Wagne r und dem ersten Au f t r i t t Mep h i s t o p h e l es. D ie Hexen k c h e, der Wa l d und die Hh l e al ler d i n g s sind schon da.Siehe eben fa l l s Schne S. 67 ff.

    c) 1806 ist der I. TEI L ABG E S C H L O S S E N , die Dru c k l e g u n g passie r t al le rd i n g s erst 1808, we i l Cot te r eine Gesam t w e r k a u s gabe Goet hes verans ta l t e t. Faust I ist der 8.Bd.Nu r meh r der Wa l p u r g i s na c h t t r a u m feh l t, eine schw i e r i g e Szene.

    d) 1828 w i r d der Tex t in einer Taschenbu c h- Ausgabe mi t dem Wa l p u r g i s na c h t t r a u m ver f f e n t l i c h t . Es hande l t sich hier be i um eine W ERK A U S G A B E LE T Z T E R H AN D (letzte Ausgabe, die der Au t o r selbs t auto r i s i e r t und durc hgesehen hat).Ers te und zu Goethes Lebensze i t vo l l s t n d i ge Fassung, Schne S. 68.

    2.) INHALTSANGABEN

    *1 die Faust i d ee eine kle i ne Nhe r i n w i r d ver f h r t und ung l c k l i c h gemach t von einem groen Geleh r t e n.

    *2 im Kon j u n k t i v zu hal ten, eine Inha l t san gabe ist eine sehr schw i e r i g e Sache und eine der komp l e x es te n Kons t r u k t i o n e n unseres Faches.

    K i n d l e r etc: Chara k te r t r a g d i e / Mensch he i t s d r ama / Sinnens ch n he i t des We i b es / Sch i c k sa l (was wre Sch i c k sa l im Faust? Was vom Geschehen ist unabwe n d b a r?)/ He i l ssu ch u n g im Dr benHaben w i r denn berhaup t noch ein Ohr fr Faust? We r sagt, dass die Taten al les ausmachen, was Faust ist?Der Inha l t , sol l te er nich t auf die Sprecha k t e anstat t auf A k t e bezogen wer den?Goethe dach te jeden fa l l s di f f e r e nz i e r t e r :*3H ie r ist eine grun d l e ge n de Sprachs ke ps i s am Wer k. Goet hes Sprachs ke ps i s such t ihren Aus we g aber nich t in Fak ten, sonde rn in einem unte rsch i e d l i c h e n Sprechen. Faust ist ein Drama des Sprechens. Ist es die Ve r z w e i f l u n g Fausts, die uns beweg t, oder Fausts verz w e i f e l t es Sprechen, ist es Ma r g a r e tes Ve r f h r u n g , oder die Sprache der Ve r f h r u n g? Den Le x i k a geh t es nich t um Sprache, sonde rn um Personen und D i n ge.

    3) DRAMENBAU*2 > ke ine mage re Schnu r, und kein schnes D i n g

    Goethe schre i b t an Humb o l d t ber Faust I I: ein sel tsames Geb ru, es schw i n d l e ihn orden t l i c h vor der Au f l s u n g. 1797

    Goethe scha f f t e sich be rs i c h t, indem er die Szenen pap ie r l i c h trenn te.

    Gre t che n steht zwe i m a l in einer Szene al le i ne auf der Bh ne, von al len anderen Personen abgeschn i t t e n.

    D ie Szenen t i t e l entha l t e n nur Or ts- und Ze i ta ngaben. A l l e k lass ische n Einhe i t l i c h k e i t e n werde n von Goethe im Faust gebro chen.

  • A) EIN H E I T DES RAU M E SDie Lebens k r i se des Faust f inde t im Lebens k r e i s einer deutschen K le i n s tad t stat t.Schnes Kommentar zu den Versen 903 940.D ie Hand l u n g lebt vor al lem von der be rsch r e i t u n g der Einhe i t des Raumes.Mep h i s t o p h e l es: M i t we l c he r Freude, we l c h em Nu t zen w i r s t du den Cursum durchschma r u t z e n!1053/4 durchschm a r o t z e n > be rsch r e i t u n g der Einhe i t des Or tes.Ab 2051 bis zum Ende der Szene

    B) E IN H E I T DER Z EI TDie Ze i t ist meh r f a c h zersp l i t t e r t . N i c h t nur Hand l u n g , auch Ze i t spie l t hin te r der Bhne.Lau t A r i s t o t e l es sol l ein Drama 12 oder 24 Stunden dauern, einen Sonnenu m l a u f (fr das dama l i g e We l t b i l d). Abe r in Faust ist im ganzen Stc k nich t sehr vie l Sonne zu sehen. Das Stc k beg i n n t in der Nach t und ende t auch in derse l ben.D ie B i o g r a p h i s c he Lebensze i t des Fausts gert aus den Fugen in der Hexen k c h e: er w i r d jnge r.Faust miss t rau t der Hexen k c he, 2345 > edle r Ge is t als Gegensa t z zum alten We i b23612361 > im zwe i t en Te i l nimm t Faust den Spaten zur Hand.Der Tran k ist ein Ve r j n g u n g s t r a n k und Aph r o d i s i a k u m .

    C) E IN H E I T DER H AN D L U N GVom Him m e l durch die We l t zur H l l e.D ie Haup t f i g u r best i m m t den Gang der Hand l u n g nich t.

    317: B lasphem i e : Mep h i s t o p h e l es mach t die Toten erst in der H l l e.322: Kat ze spie l t mi t der Maus, dam i t sie den Ko t aussche i de t.Der Pro l o g im H im m e l sti f t e t die Einhe i t der Hand l u n g , im Drama selbs t ist Faust aber ein Ir rende r . An der Einhe i t der Hand l u n g verz w e i f e l t Faust ja im Stud ie r z i m m e r , am dump f e n, lang we i l i g e n Leben.

    Bach t i n *4Der Beg r i f f des Chro n o t o p o s beze i c h ne t das Fak t u m, dass in der Kuns t und L i te ra t u r al le Ze i t- und Raumbes t i m m u n g e n unt ren n ba r mi te i n an de r verbu n de n und stets emo t i o n a l gef rb t sind.Fische r Ausgabe S. 192Gat t un gen sind nich t zu verstehen, wenn w i r nich t auf das Chro n o t o p o s sehen.

    Faust wer k t in der nch t l i c he n Stud ie r s t u be dies ist kein Zu f a l l , der faku l t a t i v dazu k o m m t , der Chr o n o t o p o s bed i n g t die Figu r. Am Mo r g e n w r de diese Szene v l l i g anders aussehen.D ie Figu re n sind ein Ef f e k t ihre r chron o t o p i s c h e n Figu r a t i o n . Der Chro n o t o p o s bew i r k t einen best i m m t e n emo t i o na l e n Ef f e k t .

    D ) D IE F IGU R E N K O N S T E L L A T I O NDas Drama ist nach seiner Haup t f i g u r benann t. Es gib t rund 230 Spie l f i g u r e n , die Cho rmassen ausgesch l ossen.Was ist eine Figu r, eine auf die Bhne verset z te Person? Ein Te i l der Figu ra t i o n? Ein Ef f e k t eines chron o t o p i s c he n Um f e l d s?

  • Inne r ha l b des Dramas und inner ha l b der drama t i s c he n Situa t i o n gib t eine Figu r w ie Faust oder Ma r ga re t he eine reale Figu r ab. Abe r was ist mi t Mep h i s t o p h e l es, dem Erdge i s t oder den Enge l n? Steh t er auf derse l be n drama t i s c he n Rea l i t tsebene w ie Faust? D ie Mu t t e r tauch t als Figu r nich t auf, ist sie real? Was ist m i t Goet he selbs t?

    W i r bewegen uns auf dnnem Eis, wenn w i r von Figu r en reden. Sie sche i nen jewe i l s versch ie de ne Rea l i t tse f f e k t e zu haben, ohne dass dies aber die Rea l i t t der drama t i s c he n Hand l u n g bee in f l u ss t.

    i) D ie Rea l i t tse f f e k t e der Figu r en vernde r n sich schon im Stc k (Kerke rszene: Wan gen sind gespens t i s c h; Faust ist in seiner Ve r z w e i f l u n g reale r als wenn er mi t Ma r g a re t h e redet, etc)i i) D ie hist o r i s c he n Epochen beha f ten versch ie de ne Figu r en mi t unte rsc h i e d l i c h e n Rea l i t tse f f e k t e n : Der Cho r der Enge l hat dem 18. Jh etwas ande res gegeben als das Gespens t i s c he dem 19.Jh.i i i) Sind w i r uns selbs t nich t une i n i g : Kn n t e n w i r das Faustd r ama ohne Ma r g a re t he lesen? Bzw. ohne Faust? H ie r geraten w i r selbs t ins Spie l, hier gert das Ind i v i d u e l l e ins Kreu z f e u e r .

    25. Oktober 2005

    WAS IST EINE RHETORISCHE FIGUR UND WAS LEISTET SIE?1.) CAP T A T I O BEN E V O L E N T I A E ERH AS C H E N DES WOH L W O L L E N Sber rheto r i s c he Figu r en zu sprechen ist rheto r i s c h nich t ein fac h.D ie Prax is der Ve r m i t t l u n g des rheto r i s c he n W i ssens ist rest r i k t i v . D ie Rhet o r i k w i r d auf die l i te ra r i s c he Sti l i s t i k reduz ie r t und nich t auf das norma l e Sprechen hin gesehen.Man tut so, als w r de n drama t i s c he Figu r en nur l i te ra r i s c h sprechen aber dies ist ein M i ss ve r s t n d n i s (auch Wagne r verwe c h se l t das Rea le mi t einer gr iec h i s c he n Tragd i e).Faust spr i ch t so, w ie er mi t der We l t spr i ch t , nich t so w ie er mi t der L i te ra t u r spr i c h t . In seinem Sprechen gib t es die Selbs t v e rs tn d i g k e i t l i te ra r i s c he n Sprechens.

    2.) GE IS T E S W I S S E N S C H A F T L I C H E F AU L H E I T : Jur is ten, Flo r i s te n, Med i z i n e r kennen ihr Vo k a b u l a r . Rhet o r i s c he Figu r e n wer den als Nom i n a l i s m e n abge tan, als etwas das nur Namen sind aber sie beze i c h nen reale Sprech f i g u r e n .D ie Benennu n g ersetz t das Er kennen nich t, ist aber Er kenn t n i s f r d e r n d . Au f der Un i lern t man die Kuns t der Un te rs c he i d u n g.

    rhetorische Figuren- De f i n i t i o n- Nomen k l a t u r- be r l a g e r u n g rheto r i s c he r Figu r en- Ko n t e x t und rheto r i s c he Figu r en- Fun k t i o n rheto r i s c he r Figu r e n f r das eigene Sprechen und Tun fruc h t ba r machen

    1.) D EFI N I T I O NEs gib t ke ine w i r k l i c h gute De f i n i t i o n , die um fassend die Figu r e n, ihre W i r k u n g s w e i s e und ihren Sinn verm i t t e l n .*1*2*3

  • Im kanon i s c hen Handb u c h der l i te ra r i s c he n Rhet o r i k gib t es berha up t keine De f i n i t i o n der rheto r i s c h e n Figu r e n.D ie De f i n i t i o n e n sind sehr mage r, imme r nur ein i ge Be isp i e l e und Au f z h l u n g e n.

    2.) NOM E N K L A T U RDie Nome n k l a t u r e n versch i ebe n sich in versch i ede ne r H i ns i c h t.Vo l l e r Mo n de ns c he i n oh Mon d es vo l l e r Sche i n > auf was bez ieh t sich das vo l l?> Eine Hyp o l l a ge, heute me is t unte r Ena l l a ge zu f inden > eine Figu r mi t zwe i Namen.D iach r o n und synch r o n k la f f e n die rheto r i s c he n Figu r en also auseinan de r.

    He i n r i c h F. Plet t: Ein f h r u n g in die Tex tana l y se (1999) erk l r t die Hy pe r l a ge gramma t i s c h : D ie Pos i t i o n s nde r u n g eines Wo r t es durch die Ve r t ausch u n g seiner syn ta k t i s c he n Bez ieh u n ge n (?)

    Reden ber Rhet o r i k (Wol f gan g Grodec k 1995): Eine Hype r l a ge ist nich t nur das (siehe De f. Plet t), sonde rn hat vie lme h r hn l i c h k e i t mi t einem Zeugma. Bsp. He i n r i c h He i ne: Mem o i r e n des Her r n von Schnabe l e w o p s k i : Es war eine dic ke, unte rse t z t e Person, mi t we ien Haaren und blonden Zhnen.

    3.) BER L A G E R U N G DER RHE T O R I S C H E N F IGU R E NRhet o r i s c he Figu r en knnen sich ber la ge r n w ie etwa im W i r t s ha us, in Aue r ba ch s Ke l l e r.20752293 Sang ve rs der studen t i s c he n Her ren2295 Barba r i s m u s, hergeste l l t e B lasphem i e2293 meh re re rheto r i s c he Figu r e n: woh l w ie; woh l als w ie > Gle i c h se t z u n g (strke r, lu f t auf eine Ve r w a n d l u n g der Spreche r hinaus)be r t r e i b u n g / Hype r be l > 500 Sue, kann i ba l i s c h woh lSte ige r u n g / K l i m a x > fh r t von Sauere i vom An f a n g ber doppe l t Schwe i n zu 500 Suen.> fr die Her r en sind das sche in ba r pos i t i v e Qua l i t t en, Mep h i s t o p h e l es mach t die K l i m a x als eine nega t i v e kenn t l i c h , er stre ic h t die Best ia l i t t heraus.Best i a l i t t ist doppe l de u t i g (Amb i q u i t as) und bez ieh t sich auf zwe i versch ie de ne Sach ve r ha l t e. D ie Best i a l i t t beze i c h ne t unmensch l i c h es, grausames Ve r ha l t e n und bez ieh t sich auf die tier i sc he Ver w a n d l u n g der Studen ten.Den akadem i s c he n Hab i t u s in Best i a l i t t ber f h r e n d ist ein al lgeme i n es Thema des Stc kes.

    281 f f Sche i n des H im m e l s l i c h t s > SonneNenn t er Ve r n u n f t und brauch t s al le i n um tier i sche r als jedes T ie r zu sein.

    Kann i b a l i s m u s : im Fremd w r t e r d u d e n nachsch l a ge n. 1 / 2 / 3hist o r i s c hes Fremd w r t e r b c h e r : Ade l u n g / Heyse / Petr i. Sie w issen nich ts davon, dass T ie re kann i ba l i s c h sein knnen.

    Wen n Tie re eigen t l i c h kann i ba l i s c h sind, dann geht die Gle i c h u n g Sue = kann i ba l i s c h auf (denn der Ausd r u c k kann i b a l i s c h ist in unserem Sprach geb ra u c h nich t exp l i z i t auf Sue bezogen). Wenn T ie re nich t eigen t l i c h kann i ba l i s c h sind, dann quie tsc h t der Sinn ve rs, und es hande l t sich um eine gewa l t same be r t r ag u n g. Dann ist die Aussage, dass Schwe i n e kann i ba l i s c h sind ein barba r i s c he r und kann i ba l i s c he r A k t der Spreche r selbs t.

    2293 Ox ym o r o n oder Parado x o n

  • Konseq uen zen f r das Vers tnd n i s: Systema t i s c he Rheto r i k von Plet t: Ox y m o r a haben die Au f g a be, die W i de r s p r c h l i c h k e i t e n im mensch l i c h e n Dase in aufzu ze i ge n, vor al lem verdeu t l i c h e n sie die D is k r e pan z zw isc hen Sein und Sche i n.Ode r Ka tachese: B i l d e rs t u r z> man kann wh l en zw isc hen den Figu r e n, ist aber gezwu n ge n etwas zu wh l en.

    D ie Her ren fh le n sich w ie Sue sol l te n sie sich nich t w ie Eber fh len? An t i t h ese. An t i t h e t i s c he Form des Zeugmas.

    D ie Her r en machen sich selbs t zum Tie r, was von Selbs thass zeug t, wh re n d sie die Frauen zu T ie ren machen, was von Frauen f e i n d l i c h k e i t zeug t.

    D ie Den k w e i s e, dass eine ue r u n g auf eine einz i ge rheto r i s c he Figu r festge leg t wer den kann, ist nai v.

    kann i ba l i s c h ist auch eine be r t r e i b u n g s f o r m (sehr, vie l grer) > noch eine Hype r b e l

    rheto r i s c h e Figu r en knnen sich ber la ge r n, verst reben, ver f l e c h te n, ver k n o t e n.

    D ie Frage nach der rheto r i s c he n Figu r ist mageb l i c h fr die Inte r p r e ta t i o n des Tex tes!

    rheto r i s c h e Figu re n lassen sich nich t rck be rse t zen in einen Zustan d vorhe r, den gib t es nich t.

    4.) RHE T O R I S C H E FIGU R E N UN D IHR E DEFI N I T I O N E N SIN D KO N T E X T A B H N G I GBevo r w i r wh l en knnen, we l c he rheto r i s c h e Figu r w i r in Ansp r u c h nehmen, mssen w i r den Kon t e x t bet rach te n.

    Gar ten: Ma r ga re te an Faustens Ar m, Ma r t he mi t Me p h i s t o p h e l es.3200Au f f l i e g e n der Somme r v g e l w ieso Somme r , es war doch gerade erst Oste r n > Somme r v g e l sind ein Ausd r u c k fr Schme t t e r l i n g e.Ist: eine Me t ap he r, eine Me t o n y m i e (Regisseu r ver le i h t den Schausp i e l e r n kle i ne Flge l ; lei te t sich aus dem per f o r m a t i v e n Kon t e x t her), eine Me ta p he r, die sich zum Szenenende mi t Mep h i s t o p h e l es Wo r t e n in eine Me t o n y m i e verwan de l t .Rhe t o r i s c he Figu r en sind nich t nur kon te x ta b h n g i g , sonde r n auch kon te x t b i l d e n d.

    5.) F UN K T I O N DER RHE T O R I S C H E N F IGU R E N FR DAS EIG E N E S PREC H E N UN D T UNEs geh r t zur Do xa, dass die rheto r i s c he n Figu r e n unte r dem Beg r i f f des Orna t us zusamme n ge f a ss t we rden. Rhet o r i s c he Figu r e n als Schmu c k also sie knnen glanz v o l l , edel und schmc k e n d sein > AB E R Schmu c k w i r d ange leg t, die rheto r i s c he n Figu r e n kmen also hinzu und das ist Quatsc h.Prode k S. 105 Im Gr iec h i s c he n w i r d der Orna t us mi t Kosm os beze i ch ne t dieser bedeu te t eben fa l l s Schmu c k , kann aber auch die al l geme i n e Ordnu n g oder die We l t im Ganzen bedeu ten.Schm u c k mach t nich t den sprach l i c he n Kosm os aus, der Orna t us mei n t das Ganze der Sprache all unser Sprechen ist rheto r i s c h.Es gib t unrhe t o r i s c he ue r u n ge n ist dieser Feh l g l a u be der ung l c k l i c h e n Trennu n g von Gramma t i k und Rheto r i k zu verdan ke n? Die Gramma t i k w i r d als die ars recte dicend i, die Kuns t der rich t i g e n Rede, und die Rheto r i k als die ars bene dicend i , die Kuns t der guten Rede

  • beze i c h ne t. Abe r beide haben die ars dicend i geme i n sam, sie behande l n die Kuns t des Sprechens. Rec te und bene sind ke ine sich aussch l i eenden Tr i b u t e.Wen n die Gr i ec hen das Wo r t Kosm os fr den Orna t us verwe n de t e n, dann l ieg t es einem sit t l i c he n Ve rs tn d n i s mensch l i c h e n Sprechens nher.

    A l l e unsere Aus f h r u n g e n sind rheto r i s c h.

    Me t ap he r n t h e o r i e : rheto r i s c he Figu r e n w i r k e n ber sich hinaus Tex ts t r u k t u r i e r e n d . Eine To ten k l a ge ist eine Gro f o r m der Exc la ma t i o . Was ist eine natu r w i s sens cha f t l i c h e Abhan d l u n g anderes als eine Desc r i p t i o? Eine L is te ist eine Enume r a t i o , ein Lex i k o n a r t i k e l eine meh r oder wen i ge r um fa ng r e i c h e Paraph rase.Au t o r e n und A tu o r i n n e n haben spez i f i s c he Repe r t o i r es best i m m t e r rheto r i s c he r Figu re n. Ce lan arbe i te t v ie l mi t Me t o n y m i e n und El l i p sen, Bachman n ist eine Me i s t e r i n der Me ta p he r und der Apos i o p ese (Redeabb r u c h).

    D ie Me ta p he r n t he o r i e mach t denkba r, dass die Epochen nach best i m m t e n rheto r i s c he n Figu r en einte i l b a r sind.Baro c k war die Ze i t der An t i t h ese und des Ox ym o r o n , der Rea l i sm u s nhr te die Me t o n y m i e (oder umge keh r t) und der Exp ress i o n i s m u s bte sich im hype rb o l i s c h e n und metapho r i s c he n Sprechen.

    Der H is t o r i k e r Hay den Wh i t e zeig te, dass sich die gesam te Gesch i c h t ssc h r e i b u n g des 19.Jh. auf vie r rheto r i s c he Figu r en reduz ie r en lasse. (Metaphe r, Synec k d o c h e, Me t o n y m i e und Iron ie).

    Rhet o r i s c he Figu r en haben also auch disku rss t r u k t u r i e r e n d e Funk t i o n .

    Rhet o r i s c he Figu r en sind nich t nur Schmu c k , sie machen das Sprach- und Sprechden k e n aus.

    Sprechen: w i r vo l l z i e he n eine von v ie r Ope ra t i o n e n :adiec t i o man fg t W r t e r hinzudet rac t i o man lsst in einer Formu l i e r u n g Wo r t e wegtransmu t a t i o man stel l t Wo r t e umimmu t a t i o man tausch t Wo r t e aus> diesen vie r Ka teg o r i e n sind die rheto r i s c he n Figu re n unte r geo r d n e t .

    Wen n Sprechen nich t gel i n g t, dann ist uns eine der v ie r nich t gelu f i g , w i r denken sie nich t oder verwe n de n sie nich t.

    Fausts Eingangsm o n o l o g kre is t um ihn selbst, in den ew i g selben Formu l i e r u n g e n und den gle ic he n rheto r i s c he n Figu re n w i r tun das auch. Kn n t e man nich t einma l eine andere Figu r verwe n den? Stat t ja, aber ein ja, und? Stat t und und und ein 1., 2., 3., eine H ie r a r c h i s i e r u n g vorneh me n? Stat t ach, ich bin so arm eine rheto r i s c he Frage fo rm u l i e r e n: B i n ich so arm?Ni c h t etwas anderes sagen, sonde r n etwas anders sagen.

    7.November 2005

    Rhet o r i s c he Figu r en knnen sich verk n o t e n.

  • Das Ane r k e n ne n einer rheto r i s c he n Figu r entsche i de t darbe r, ob und w ie w i r eine ue r u n g verstehen. D ie rheto r i s c he Kon t u r er f f n e t eine Tex t auf versch ie de ne pragma t i s c he Leswe i se n hin.Rhe t o r i s c he Figu r e n stel le n versc h ie dene sprach l i c he Ausd r u c k s w e i se n dar und stru k t u r i e r e n den Satz, den Tex t, die D is k uss i o n.Rhet o r i s c he Figu r e n, als kons tan te Ensemb l es unseres eigenen Sprach geb ra u c h s def i n i e r en uns und chara k te r i s i e r e n uns.Faust ist Rhet o r i k .Fausts rheto r i s c h es Pro f i l ist gegen Wag ne r s W i ssenscha f t s r he t o r i k als Gef h l s r he t o r i k einzu o r d n e n. Wen n ihrs nich t fh l t, ihr werde ts nich t erjagen.D ie rheto r i s c he n Figu r e n machen Faust.

    Was hei t es, von einer best i m m t e n Figu r / Person zu sprechen?

    1.) lex i ka l i s c he r Faust2.) Was vers teh t mann (!) unte r einer Figu r?3.) W i e ist eine Figu r zu verstehen?4.) Aus we l c he n In f os setzt sich der Goe th i s c he Faust zusamme n?

    1.) DER LEXIKALISCHE FAUSTLex i k a l i s c h e Ausd r c k e drc ke n die Doxa (jene al lgeme i n e n ku l t u r e l l e n Glau bens we i se n) aus, die unser Leben unbeme r k t aber nachha l t i g prgen.Lex i k a sind w i r k u n g s m c h t i g e ideo l o g i s c he Ins t r ume n t e sie geben Ar ten und We isen des Sprechens und Den ke ns vor. Sie sind ein Ob je k t i v i t as versp rechendes Logo der In f o r m a t i o n der ob je k t i v e Ausd r u c k einer her rscha f t s bes t i m m e n d e n Gese l l s c ha f t s o r d n u n g .H ie r bin ich Mensc h, hier kau f ich ein > M i t diesem Satz w i r d die Ent f e r n u n g zw isc hen Huma n i t t s- und Dr o ge r i e m e n s c he n t u m aufgeze i g t .

    Bchma n n : 1822 1889 Ge f l g e l t e Wo r t e. D ieses We r k ste l l t einen Treso r von Redensa r ten dar, sedimen t i e r t es ku l t u r e l l e s W issen. 1864 ersch iene n.In f o r m a t i o n ja, aber we l c he die DD R hat gegen die BR D einen eigenen Bchm a n n gemach t und umge keh r t . Im Kr i e g kam das Z i ta t der K r i e g ist der Va te r al le r D i n ge hinzu, nach dem K r i e g ent fe r n te man es w iede r.

    In f o r m a t i o n ist al les andere als We r t ne u t r a l . Es ist ein frag w r d i g e r A k t, unsere Gese l l sc ha f t als In f o r m a t i o n s g ese l l s c ha f t zu beze i ch n en. W i ssen ist imme r noch Mac h t We l c hes W issen gib t man uns? Be i al ler In f o r m a t i o n w issen w i r nich ts.

    In f o r m i e r e n w i r uns ber Faust:*1Lemma Faust: Goethes FaustFaust ist al les andere als Goethes Faust, ist Dr. He i n r i c h Faust, sehr al lgeme i n, kaum zu fassen.D ie Hype r b e l best i m m t den Lex i k o n t e x t . be r t r e i b u n g nach oben und unten in einem Lex i k o n a r t i k e l ist Faust eine ber- und unte r t r i e be ne Figu r? Eine Typ i s i e r u n g f in de t stat t, man geht weg von He i n r i c h F. und lsst das Ind i v i d u u m vergessen.D ie Typ i s i e r u n g Fausts fh r te zu po l i t i s c h e n Imp l i k a t i o n e n und Feh l l esu n gen aus einem exzen t r i s c he n Menschen w i r d ein nat i o na le r M y t h o s und Idea l der Deu tsc hen, eine pos i t i v gesehene Nat i o na l f i g u r . Faust als der Strebende aber man ir r t im Streben.

  • Unbed i n g t e Tt i g k e i t , von we l c he r A r t sie sei, mach t zule t z t bank r o t t . Es ist nich ts traur i g e r anzusehen als das unve r m i t t e l t e Streben ins Unbed i n g t e in dieser durchaus bed in g te n We l t .

    Faust ist kein Vo r b i l d .Faust ist ein Pro fesso r und kei n unp ro b l e m a t i s c h e r . Er geht ber Le i c he n und ldt schwe rs te sit t l i c he Schu l d auf sich. Ma r g a r e tes Enthaup t u n g w i r d von ihm prov o z i e r t , der Tod Va len t i n s und der der Mu t t e r ist Faust zum Nat i o n a l he l d e n geeigne t? Im Ersten We l t k r i e g nahm man Faus t im To r n i s t e r mi t.

    2.) WAS VERSTEHT MAN UNTER EINER FIGUR ?*2Das Fi k t i v e inte ress ie r t uns an einem Drama nich t, sonde rn die dar i n entha l te ne n drama t i s c he n Figu r en, die als Chara k te re des realen Lebens disku t i e r t we rde n.Das Prob lem der De f i n i t i o n : Von we l c hem realen Kon zep t geht der Drame n t e x t aus? D ie Oppos i t i o n zw isc hen reale r Au t o n o m i e und f i k t i o n a l e n Figu r e n ist nich t ri ch t i g gesetz t. Der Mensch ist ke in auton omes, sonde rn ein soz ia l es Ob je k t .

    3.) W IE IST EINE FIGUR ZU VERSTEHEN ?Je meh r w i r ber eine Figu r w issen, desto wen i ge r w issen w i r.D ie Figu r ist zuers t durch den Namen gekenn ze i c h n e t.Hande l t es sich bei Faust um einen sprechenden Namen?

    *3Der Name w i r d auf Gewa l t hin ausge leg t.

    1397 Re fe re nz zum Ko r i n t h e r b r i e f . Faust besch re i b t Mep h i s t o p h e l es mi t dem eigenen Namen: Teu f e l s f a u s t. Gewa l t steh t gegen Gewa l t und begrb t som i t die Op fe r t hese. Der Ko r i n t he r b r i e f zeig t das Ve r h l t n i s zw is c hen Faust und Mep h i s t o p h e l es we i t e r : Mep h i s t o p h e l es und Faust sol le n sich nich t ber ihren Her ren erheben.

    D ie Figu re n zeichnen sich durch Namen aus. D ie Namen haben auch eine we i te re Fun k t i o n , sie ver le i h en In f o r m a t i o n e n ber Figu r e n / Personen Koh re n z.In f o r m a t i o n e n sind nich t imme r homoge ne r Ar t , sie w i de rsp r e c hen zuwe i l e n einande r oder stehen sogar in gle i c h g l t i g e m Ve r h l t n i s zueinande r.Das Einz i ge, das die In f o r m a t i o n e n zusamme n h l t , ist der Name. Der Name iden t i f i z i e r t und f le x i b i l i s i e r t er ver lan g t nach einer besonde re n Ope ra t i o n : Ve rsch i e de ne In f o r m a t i o n e n mssen sch lss i g zusamme n g e b r a c h t wer den. Man muss die In f o r m a t i o n e n und Ein ze l he i t e n kur z- und zusamme nsc h l i een.

    W i r vo l l z i e he n stnd i g einen Ak t der To ta l i s i e r u n g indem wi r unte rs ch i e d l i c h e und w i de rs p r c h l i c h e Aspe k t e und Elemen t e zusamme n z u f h r e n . W i r knnen sagen, w ie w r de der oder die in dieser Situa t i o n reag ie ren.

    *4Der Mensc h / die Figu r kann in seine r Eigenhe i t gelesen wer den, ohne das Typ i s c he / Eigene zu kass ie ren.Man nehme den Mensch in seiner Einz i ga r t i g k e i t wah r.

    Sar t re setzt gegen den po l i ze i l i c h e n Ak t der Typ i s i e r u n g einen of fenen A k t der Er kenn t n i s und des Ve rs tn d n i sses.

  • Die Lebend i g k e i t einer Person oder Figu r hng t davon ab, inw i e w e i t und In f o r m a t i o n e n ber sie feh len, inw i e w e i t sie m i t sich selbs t im W i d e r s p r u c h steht.

    4.) WOHER STAMMEN DIE INFORMATIONEN ZU FAUST? AUS WELCHEN INFORMATIONEN SETZT ER SICH ZUSAMMEN ?Der Lex i k o n a r t i k e l versch l e i e r t Faust eher, als er ihn aufdec k t , er m isch t Au f s t ze und Tex t zusamme n.

    Faust war jung mi t dem jungen Goethe und fo l g t e ihm schat ten ha f t . E r hat woh l einen An f a n g , hat ein Ende, al le i n ein Ganzes ist es nich t.W i r haben nich t nur Faust, w i r haben Fuste vor uns.

    Der Faust von 1808: W i r er fah ren aus dem Ti te l, dass Faust eine Trag d i e ist. We r das zur Kenn t n i s genomme n hat, kann keinen Nat i o na l h e l d e n meh r aus ihm machen.D ie Parate x te w ie Pro l o g, Zue i g n u n g, die Thea te r v o r s t e l l u n g erzh len fast eigene Gesch i c h t e n, verwe i se n zwar noch auf Faust, aber aus anderen B l i c k w i n k e l n .In der Eingangssze ne ist Faust unruh i g am Pul t, vor ihm ein aufgesch l a ge nes Buch, er erb l i c k t ein Ze i c hen > der Neben te x t erzh l t fast seine eigene Gesch i c h t e.

    In f o r m a t i o n e n die uns von der Figu r selbs t gegeben werden sind etwa im Ve rs 1022 f f zu f inden: Er spr i ch t von seinem Va te r, das Me t r u m nder t sich. 1032 strz t das Paar met r i s c h ab. 1041 Bru ta l es w i r d mi t Bru ta l em bru ta l zusamme n g e m i s c h t um gewa l t sam daraus etwas He i l sames zu machen. D ie L i l i e ist we ie Salzsu re. La t w e r g e n sind dic ke Br hen. Ein eigenes Kap i t e l der Med i z i n g e s ch i c h t e w i r d aufgesch l a ge n, und der Ums ta n d, dass Faust schon als K i n d ber Le i c h e n ging.

    In f o r m a t i o n e n ber Faust aus der Rede / W i de r r e de der ande ren

    Sind die Ebenen der In f o r m a t i o n s v e r g a be einande r unte r geo r d n e t? Der Pro l o g klamme r t das Stc k ein, er hat mg l i c h e r w e i s e mehr Au t o r i t t . Trauen w i r Faust meh r W i ssen ber sich selbs t zu als Go t t oder Mep h i s t o p h e l es? D ie meis ten B i o g r a p hem e werden erst im Lau f e des Dramas fre i ge l eg t von wem, wann und wo?Kann man eine Figu r / Person auf sich al le i ne fest lege n?

    3000 S. Stud ie Sart res ber Flaube r t sche i te r t e, aber Jul ian Barnes hat te m i t einem li te ra r i s c he n Buc h ber Flaube r t , etwa 150 S., Er f o l g dam i t .

    L i te ra r i s c he An t h r o p o l o g i e / Menschen k u n d eDas 18.Jh. behaup te te, dass das Leben eines Mensc hen nur auf li te ra r i s c he r We ise vers tanden werde n knne, im erzh len de n Ton.

    15. November 2005

    *1D ie Idee des Kuns t s c h ne n oder das Idea l. Das Idea l i s c he des Bsen.

    M EPHISTOPHELES ist laut Goethe die reine Nega t i v i t t .

  • Ob Mep h i s t o p h e l es nich t dmon i s c h e Zge habe? Goet he me i n t Ne i n. Mep h i s t o p h e l e s ist ein v ie l zu nega t i v es Wesen. Das Dmo n i s c he aber uers t sich in einer durchaus pos i t i v e n Tat k r a f t .Mep h i s t o p h e l es ist eine sthet i sc h hchs t brauch ba re Figu r , ohne Mep h i s t o p h e l e s wre der Faust fast ein brge r l i c h es Traue rsp ie l .

    Der H im m e l im Pro l o g ist ein Raum eigene r A r t, der durch die B i n nenp r o j e k t i o n nich t rest l os zu erk l ren ist.

    Mep h i s t o p h e l es kann sein+ ein sptes Stc k einer Gesch i c h t e des Teu f e l s+ die Figu r a t i o n eines oder des Bsen+ eine abgesch w c h t e Teu fe l s f i g u r

    Mep h i s t o p h e l es ist die tre i ben de Kra f t der Tragd i e.

    *2Vom propos i t i o n a l e n Geha l t abgesehen, kann man sagen, dass Mep h i s t o p h e l es eine auton om e Figu r ist? Oder ist er nur eine fun k t i o n a l e Kom p o n e n t e der Faust Figu r e n?*2 fD ie Forschu n g tend ie r t zu einem entwede r oder.

    1.) DER NAME M EPHISTOPHELESSchne Kom m e n t a r e 167

    Ursp r u n g des Namens: Goet he wsste nich t di re k t zu antw o r t e n (?).

    Man spr i c h t von Mep h i s t o, aber dies ist prek r. Goet he selbs t schre i b t nur zwe i m a l Mep h i s t o, wah rs che i n l i c h als Ab k r z u n g. An f a n g des 20.Jh. kam es zu einem Mep h i s t o p r o z ess es ging um K l aus Man n s Mep h i s t o, der erst 1980 w iede r lega l ersche i nen konn te.1994 ersche i ne n die Schneschen Kom m e n t a r e.Der Name Mep h i s t o ist mi t der Naz i- Gesch i c h t e verbu nden und histo r i s c he Ind i k a t i o n e n werde n akt i v i e r t . H ie r w i r d etwas verset z t.In der Sekund r l i t e r a t u r fh r t der Mep h i s t o- Geb rau c h zu vorsc h ne l l e n Dmon i s i e r u n ge n der Figu r des Mep h i s t o p h e l es.

    S. 167 Schne

    Mep h i s t o p h e l es ist keine r von den Groen, in der Wa l p u r g i s na c h t tr i t t der Satan auf, Mep h i s t o p h e l es ist ein unte r geo r d n e te r D iene r.Der Name Mep h i s t o p h e l es sol l nich t ins Gew i sse fh ren, er ist als of f ene Figu r konz i p i e r t . Sein Name sagt uns nich ts.

    2.) M EPHISTOPHELES IM PROLOG .Die Kom m e n t a r e ver we i sen al le auf das A l t e Testame n t.

    *3D ie Grund k o n f i g u r a t i o n steht som i t .

    Schne 171 (oder 179?) War um uer t sich Goet he absch wc he n d und bei lu f i g ber H i o b?

  • Ein histo r i s c h es Prob lem tauch t auf: Schm i d t S 42: W ie konn te der Teu fe l (in Faust eine Glaubens w i r k l i c h k e i t) einem aufge k l r t e n Bew uss tse i n zugem u t e t we rde n dies war eines von Goethes Haup t p r o b l e m e n.Stud ie r z i m m e r : Goet he psych o l o g i s i e r t und mode r n i s i e r t den Teu fe l .Mep h i s t o p h e l es als psycho l o g i s c h e Figu r? Ist der A k t i o n s k r e i s Mep h i s t o p h e l es dam i t ausre i c hen d besch r i e be n? Ne i n.

    3.) W IE ERSCHEINT M EPHISTOPHELES IN DER TRAGISCHEN B INNENHANDLUNG ?- meh r f a c h und unte rsch i e d l i c h

    a) Oste r tag: Mep h i s t o p h e l es tr i t t erstma l als Pude l auf als T ie r lu f t er Mensche n zu, die tier i sc he r sind als jedes Tie r. De r Pude l plag t sich auf der Spur des Her r n auch hie r ist eine Ver b i n d u n g zum Pro l o g, in dem gesag t w i r d, dass sich die Mensc hen plagen.Der Pude l hat einen Her r n, ist also ein D iene r. Der Pude l ersche i n t dem D iene r Got tes, Faust, als D iene r irgende i nes Her r n.Es mch t e kein Hund so we i te r leben Faust.Mep h i s t o p h e l es ver k r pe r t gelu f i g e Redewe n d u n ge n: ein armer, ein fa lsche r Hun d.Er ist der Studen ten tre f f l i c h e r Scho la r Doppe l d e u t i g k e i t . Dress ie r te Renom i e r h u n d e waren besonde rs bei Studen te n bel ie b t. Studen ten als Hunde, Studen ten unte r Studen te n.Du hast woh l Rech t, ich f in de nich t die Spu r von Geis t

    b) Ersche i n u n g im Stud ie r z i m m e r I: bestt i g t die Ger i n gs c h t z u n g der Studen te n. Mep h i s t o p h e l es tr i t t als fahrende r Scho las t i k u s hin te r dem Ofen herv o r der casus mach t mi c h lachen.

    c) Au f t r i t t als edle r Junke r im Stud i e r z i m m e r I I1530 f fKe i n Hund, aber ein besonde re r Junke r m i t einem roten go ld ve r b r m t e n K le i d etc > ein abso l u t pha l l i s c hes B i l d und ein gewa l t n o t i e r t es.Mep h i s t o p h e l es nimm t An l e i he an Fausts eigene r Rede: Oste rspaz i e r ga n g 1 100 f fMn t e l sind Ins t ru me n t e der Ve r k l e i d u n g und des For t k o m m e n s.

    d) Mep h i s t o p h e l es als Pro fesso r Mep h i s t o p h e l es gib t den Faust. Er ist ein Ve r w a n d l u n g s k n s t l e r hohen Grades.

    e) In der Hexen k c h e spie l t er den Kava l i e r . Er ist ein Freund des Man nes Ma r t he ns, ein Kup p l e r . Uns i c h t b a r fh r t er das Schwe r t Fausts. Ja spielt er nich t sogar den Teu fe l? Vers 2009.

    We r ist Mep h i s t o p h e l e s? W i r w issen es, solange uns keine r danach frag t. Er ist imme r w iede r ein andere r, nich t nur der A l t e r Ego Fausts.

    Ve rs 1526 Dass ein Pude l m i r entsp ran g doppe l de u t i g : Der Pude l kann auch Fausts Inne rem entsp r i n ge n.Mep h i s t o p h e l es ist auch der A l t e r Ego der ihn umgebende n Figu r en, nich t nur Fausts. Er ist die Spie l f i g u r par exce l l e n ce.Mep h i s t o p h e l es ist aber auch eine ind i v i d u e l l e , eigene Figu r auf der Bhne und im Stc k. Er ist durcha us auch er selbs t und dam i t ein gle i ch w e r t i g e r Oppo ne n t der anderen Figu re n.

  • Sch i l l e r : De r Teu f e l beh l t durch deinen Rea l i s m vor dem Ve rs tan d und der Faust vor dem Her zen Rech t. Zuwe i l e n aber sche inen sie ihre Ro l l e zu tauschen und der Teu fe l nimm t die Ve r n u n f t gegen den Faust in Schu t z.

    4.) DER RHETORISCHE STECKBRIEF DES M EPHISTOPHELESWenn Mep h i s t o p h e l es in eine andere Ro l l e schl p f t , so bern i m m t er auch deren Rhet o r i k .

    Fuchs: Mep h i s t o p h e l es, Wesen, Chara k te r, Inte l l i g e n z (Aufsa tz in He l l e r s Buch).Fuchs stre i ch t herv o r , dass Mep h i s t o p h e l es sich durc h abso l u te Ve r ne i n u n g und den W i l l e n zum Ver n i c h t e n ausze i c h ne t. Er leugne t, ist ein Lgne r, ein Soph i s t, ein Ve r t re te r des Lgenge i s t es, spie l t mi t der Wah r he i t , ist iron i s c h, ist vo l l schne i de n de r W i d e r r e de, ist Teu fe l , fhr t for t zu lgen und zu trgen er ist die Figu r der Nega t i o n. N i c h t s, nich t, nein, un-.Auc h die Selbs tde f i n i t i o n Mep h i s t o p h e l es schl i e t hier an, Ve rs 1338.Goethe sagt ber ihn, dass er ein vie l zu nega t i v es Wesen sei.Das Dmo n i s c he ist Gu t und Bse in einer unen tsc he i d b a re n Posi t i o n, aber Mep h i s t o p h e l es hl t an einer str i k t e n Tren nu n g fest.

    Sch le r s t amm b u c h : Mep h i s t o p h e l es zi t ie r t die B ibe l und gib t das Wo r t Got tes we i t e r. Im zit i e r t e n Satz ist von seiner Mu h m e, der Sch lan ge, die Rede. Der Baum der Erkenn t n i s > eine Abspa l t u n g ver t re i b t Adam und Eva aus dem Parad ies sie haben nur einen Te i l der Erkenn t n i s gegessen, nich t den ganzen Baum. Ih r wer de t wie Got t, nich t Go t t.Rhe t o r i s c h gespro c hen ist der Ve rg l e i c h al les andere als Iden t i t t, er setzt nur in Bez ieh u n g, trenn t aber.

    Das von den Menschen beansp r u c h t e W issen was Gut und Bse ist, ist Er kenn t n i s hemme n d.Gut und Bse vers tehen w i r etwas, wenn w i r glauben zu w issen, was Gut und Bse ist? D ies ist die zent ra le Frage des Pro l o gs, Mep h i s t o p h e l es mach t es hin te r f r a g b a r .

    Mep h i s t o p h e l es br i n g t Siche rhe i t ber Gu t und Bse ins Wan k e n.In seiner Rhet o r i k ist er negat i v , aber das Nega t i v e hat die Eigenscha f t , dass sie prsen t hl t, was sie verne i n t (denkt nich t an einen Ele fan ten mi t schwa r z e n Punk te n).

    Ein parado xe r Sch l uss fo l g t : D ie vo l l k o m m e n e Nega t i v i t t lsst unange tas te t, was sie benenn t.

    Mep h i s t o p h e l es ist vie l zu negat i v fr das Dmon i s c he, aber er ist nich t rei n negat i v (?). Mep h i s t o p h e l es ist die Person i f i k a t i o n der Iron i e.Mep h i s t o p h e l es ist ein Me is t e r der An t i t h ese, der Synec k d o c h e, der Ka k o p h o n i e, der An t i p h r a se, der L i t o t es. Mep h i s t o p h e l es ist ein Iron i k e r im gr iec h i s c he n Sinn.

    L i n g u i s t i k der Lge Iron i e ist die Ve rs te l l u n g nach unten hin, das K l e i n t u n ist der Aspe k t der Ph i l oso p he n, we l c he die Wah r h e i t nich t auste i le n, sonde rn f in den lassen wo l l e n. Iron i e des Sok ra tes ist eine Lge (Sokra tes der gr te Wah r h e i t s p h i l o s o p h).

    Ve rs 164 1Ve rs 1360 f Faust erkenn t, dass Mep h i s t o p h e l e s ke in Groe r ist. Faust selbs t aber w i l l ins Groe.

  • Das Ver h l t n i s zw i sc he n Faust und Mep h i s t o p h e l es ist nich t eindeu t i g auseinande r z u d i v i d i e r e n.D ie anth r o p o l o g i s c he Grun ds i t u a t i o n : Was man selbs t ist, such t man gerade auch in anderen Personen, auch wenn es einem nich t imme r bewuss t ist. Abe r man such t so lange, bist es einem (viel le i c h t einma l) bewuss t w i r d.

    Ob je k t w a h l > psychoana l y t i s c h > Die Ob je k t w a h l prg t unser gesam tes soz ia l e Ve rha l t e n. Sie fun k t i o n i e r t nich t nur narz is t i sc h, sonde rn kann auch an ein anderes Sub je k t gebunden werden.Das imag i n r e Ob je k t tr i t t uns in Form eines anderen Sub je k t s gegenbe r beide gehen nich t zusamme n und stehen in einem Spannun g s ve r h l t n i s.V ie l l e i c h t lieg t dar i n unser W i r k l i c h k e i t ss i n n : w i r mssen uns im anderen w iede r f inde n.

    22.November 2005

    M ARGARETE IN FAUST I

    *1D ie reale Figu r , m i t der sich Ma r ga re te verb i n de t.Ber i c h t ber die letz ten Stun den der 24jh r i g e n S.M. Bran t, die 1772 in der Nhe der Haup t w a c h e in Frank f u r t f fe n t l i c h hinge r i c h t e t w i r d. Der junge Goet he bekam diesen Fal l m i t, als 22 jhr i ge r An w a l t , und ver f o l g t ihn mi t groem Inte resse. Be i S. sol l es sich um ein bis dato unbescho l t e nes Leben gehande l t haben.Der Onke l Goethes war Tex t o r , Ratshe r r und Sch f f e und war an dem Fal l unm i t t e l b a r bete i l i g t .

    Mep h i s t o p h e l es tr i t t hin te r dem Ofen her v o r diese Ste l le f in de t sich an einer str i t t i ge n Passage im Pro to k o l l des Ger i c h t s w iede r : Dor t steht der Schar f r i c h t e r hin te r dem Ofen und tr i t t herv o r .

    Das Sprechen der Ange k l a g t e n ist nich t imme r ein exp l i z i t es Sprechen, und wenn es exp l i z i t war, dann droh te die Ums te l l u n g und die Zensu r durch das Ger i c h t. Das Sprechen der Ange k l a g t e n kann so nur im Ton des Ger i c h t s ersche i nen.Das Pro to k o l l schwan k t zw i sc hen Ger i c h t ssp r a c he und einer rel i g i sen Sprache.

    Foucau l t w i d m e t dem nur in der Rede der Mac h t ersche i nen dem Sprechen eine kle i ne Stud ie *2 (kleine Leu te tauchen nur in Ger i c h t sa k te n auf).Es geht Foucau l t um Do k u m e n t e von Ex i s tenzen, die eigen t l i c h dazu best i m m t sind, ohne Spur vorbe r zu gehen. Dam i t etwas von ihnen zu uns herbe r k o m m t , brauch t es einen L i c h t s c h i m m e r > ohne die Begegn u n g mi t der Mac h t wss ten w i r nichts mehr ber sie.D ie In fame n : Leben die sind, als ob sie nie exis t i e r t ht ten, wenn sie nich t m i t der Mac h t zusamme n ges t oen wren, die sie wegw i s c h en wo l l t e. Aus den Menschen wer den A f f r e n und Fl le gemach t.Foucau l t frag t nach der Ro l l e des li te ra r i s c he n D is k u r ses in diesem Kon t e x t . De r L i te ra t u r wchs t durch den Zwan g des Sagens des In fame n, N ied r i g e n eine neue Au f g a be zu. Man zeig t nich t nur den berhe l l t e n Glanz der Gesta l t. *aMeh r als al les andere ble i b t die L i te ra t u r der D is k u r s der In fam i e.

  • Goethe steht mi t seiner Tragd i e genau dor t am Wende p u n k t der L i t e r a t u r hin zum In fame n. Er ist nich t nur am Fal l selbst in te ress ie r t, sonde r n am Kon zep t des berhe l l t e n Glanzes der Gesta l t, der Gnade des He l de n t u m s in Faust und am Kon zep t des zur Sprache br i n gen des Gew h n l i c h e n in S.M. Bran t. Es geht um die Au f d e c k u n g eines in fame n D is k u r ses.

    Faust und Ma r ga re te wer den einande r entgegengese t z t und zeigen so zwe i A r t en der L i te ra t u r , die gegene i na nde r gesetz t ist.Auc h Mep h i s t o p h e l e s ist eine in fame Gesta l t, der man im 18.Jh. lngs t den Prozess gemac h t hat. Du r c h die Psycho l o g i s i e r u n g ist er aber auch eine zwe i t e Sei te Fausts.

    1800 1806 entsteh t die Mep h i s t o p h e l es- Szene im Stud ie r z i m m e r I & I I, Ma r g a re tes Tragd i e lag da schon kla r vor Goet he.

    Goethes (?) Glo r i f i z i e r u n g Ma r g a r e tes fh r t sie ins Ung l c k . Ma r ga re te ist das In fame. D ie Au f d e c k u n g des In fame n lsst er aber Mep h i s t o p h e l es machen.

    M ARGARETEDer Umga n g im Drama mi t Ma r ga re tes Namen.Schne 191 fGoethe selbs t wechse l t zw i s c hen Ma r ga re te und Gre t chen.Faust ru f t sie einz i g in der Ke r k e r szene mi t Gre t chen an, sonst nie mi t dem Namen. Ve rs 4460 und 4469.Der Name w i r d ni r gen d w o im Tex t (Sekund r t e x t?) fr ein Lus t o b j e k t eingeset z t, und eine einse i t i g e Rezep t i o n ru f t eine bieder ma i e r a r t i g e Figu r her v o r . Der typ is i e ren de Name transpo r t i e r t eine l iebe, rh rende, we i n wen i g nai ve und unschu l d i g e Vo rs te l l u n g .Abe r Ko ke t t e r i e , le idensc ha f t l i c h e Beg ie r de und sinn l i c h es Ve r l a n g en lassen Ma r ga re te al le Schran ken niede r re i e n.Ma r ga re tes Name verh i n d e r t heute den Gedan ke n an das In fame.

    Ma r ga re te ist nich t die erste, die aufg r u n d einer L iebesgesch i c h t e ins Ung l c k lu f t.Hexen k c he Vers 2429 fD ie Annhe r u n g br i n g t den Nebe l herv o r .Ve rs 2441 D ie Genes is in Mep h i s t o p h e l es Mun d. Bru t i g a m : es ist nich t gesag t, dass es Faust ist.Faust w ie de r : sexue l l e Kon n o t a t i o n e n.

    Bevo r Ma r g a re te auf tau ch t ist sie schon im B i l d : himm l i s c h und glo r i os, al les andere als ein in fames Wesen.

    Ve rs 601 Aph r o d i s i a k u m

    An f a n g s ze i l e n Strae: Ma r ga re te entz i eh t sich in einer dre i f a c he n Nega t i o n dem faustschen B i l d sie mach t sich los und geht ab.Faust hl t sich ans Mus te r : da die, D i r ne, unschu l d i g D i n g, ses junges B l u t, Geschp f c h e n , Pppchen, Enge l sscha t z von Ind i v i d u a l i t t und In fam i e keine Rede hie r. Faust sieht die Ab w e h r nich t auf sich selbs t bezogen, er hl t we i te r an Ma r ga re te fest, aber nich t an ihr als einer Person, sonde r n an ihr als Mus te r, als Idea l.

    Szene Aben d 2678 fMa r ga re te w i l l w i ssen, wer Faust ist Faust stel l t eine dera r t i g e Frage nie.

  • Was mach t Faust im Ma r ga re tes Z imm e r? Er spr i ch t nich t obszn, aber er tut etwas Obsznes. Mep h i s t o p h e l es tr i t t ab, Faust schau t sich im ein fac hen Z imm e r um (nich t so vo l l gestop f t w ie seines), w i r f t sich auf den Lede rsesse l, etc.W i e w i r d Ma r ga re te def i n i e r t : K i n d, Md c hen, m t t e r l i c h, putzen d.Er hebt den Bet t v o r h a n g auf. Wo n ne g r a us Ox ym o r o n .Umsc h r e i b u n g : Sie wu r de Frau.Faust spr i ch t m i t sich in der Du- Form.

    Redensa r t : W ie die Nase des Man nes (2727); lesbar im Sinne: Grohans: im 16., 17. Jh. groe ehrba re Mn ne r ; Faust w i r d in der H is t o r i a Johannes genann t.D ie Szene behande l t die Onan i e, Freve l = Synon y m fr die Onan ie.2724 > Z i ta t aus Jean Jacques Rousseaus Br i e f r o m a n Jul ie, oder die neue He l o i se; 26. Br i e f , 1. Buch.L t k e haus: O Wo l l u s t , o H l l e . D ie Onan i e, Stat i o nen einer Inqu i s t i t i o n .D iese Szene in Gre t c he ns Sch la f z i m m e r w i r d von der Forsch u n g als Idea l i s i e r u n g des L ie besob j e k t s gesehen: Faust vergo l de t den deutschen We r ke l t a g und fh r t sich nich t als Hans L iede r l i c h auf.Schne, S. 299, redet vom Vo ka b u l a r der L iebes f r m m i g k e i t , die Faust ber k o m m t .Ge ie r: Faust anal ys i e r t seine rel i g i se Mag i e.

    zurc k zur Szene: Faust komm t mi t den erot isc hen Pro je k t i o n e n aus (er brauch t kein Ind i v i d u u m) und w i l l dann n im me r m e h r zurc k k o m m e n .

    Au f sa t z von Lu k cs ber die Gre t che n- Tragd i e (im Ke l l e r- Band): Lu kc s geht davon aus, dass die Tragd i e des ver f h r t en B r ge r m d c he n s nich t zu f l l i g ein Sto f f des 18.Jh. ist. Es geht um die Kr i t i k der L iebensbez i e h u n g im brge r l i c h e n Leben selbs t. Faust lieb t Gre t chen bis zum Ende, ist ihr aber m i t Zunahme der Le i de nsc ha f t unt reu, seine Ent w i c k l u n g geht ber sie hinaus. Er zeig t die Unm g l i c h k e i t der realen Gle i c h he i t von Man n und Frau im brge r l i c he n Amb i e n t e.Wo l ieg t das In fame? Lu k cs sieh t es, vermag es aber nich t in seine Ana l y se zu fassen.

    Ande re Aspe k t e Ma r g a re tes:Ve r w o b e n h e i t in die Gerch te k c h eSpinn r a ds zenebru ta l e Doms zene

    Im Bl u me n s p i e l lsst Gre t chen das In fame durc h b l i c k e n .3178 f fSternb l u m e n = auf jede Bl u me mi t stern f r m i g e n Bl ten anzu we n de n = hier: Ma r g a r i t e nEr l ieb t m ic h von Herze n, mi t Schme r ze n, ein bisschen, gar nich t.Was sie hie r mi t der Sternb l u m e spie l t, spie l t sie m i t sich selbs t. Das Spie l au f pf la n z l i c h es abwande l n d verdec k t tei l w e i se die Bru ta l i t t , die dah i n te r steck t. Das Sp ie l ist ein bru ta l es und ist ver k n p f t m i t der Zers t r u n g der B l ume n, dem Rup f e n der B l ten b l t t e r . Ma r g a re te zerst r t ihre eigene Person, der L iebesd i s k u r s ist ein Selbs t ze rs t r u n gs d i s k u r s .Gre t che n verwen de t el l i p t i s c he Forme l n : l ieb t mi c h nich t und we i te re el l i p t i s c he Mu t a t i o n e n (hat das auch mi t der Selbs t ve rs t m m e l u n g zu tun?)

    Goethe: Assonan zen werde n zur Kon t u r i e r u n g der Gesch l e c h te r eingese t z t. Faust Wo r t H i m m e l s a n ges i c h t antw o r t e t nich t auf l ieb t, sonde rn auf nich t.

  • 3185 > Er lieb t dich We r? Got t oder Faust?

    Ma r ga re te ist 14 Jahre alt.

    29. November 2005

    Szene Stud ie r z i m m e r I1322 f f bis 1369

    WAS IST MIT DIESEM RTSELWORT GEMEINT ?Person i f i k a t i o n negat i v e r Sprecha k t e 1356Pakt v o r s c h l a g Mep h i s t o p h e l es

    Was ist m i t Pakt, Bnd n i s, We t t e geme i n t : Schne 260 f f; Ge ie r 663 f f (3.Bd.); Schm i d t S.130

    Frage nach dem Ve r h l t n i s zw isc hen Kom m e n t a r und Tex t. D ie Kom m e n t a r e sind Red isp os t i v e der A r t und We ise dessen, au f was w i r achten sol len. D ie Kom m e n t a r e geben uns hermeneu t i s c he Vo r g a ben vor.Was, wenn der Tex t m i t Den k f i g u r e n des Une r k l r ba r e n arbe i te t?

    + Der Kom m e n t a r eine theore t i s c he Vo r b e r l e g u n g.*1Foucau l t besch re i b t den Kom m e n t a r

    Er kon t r o l l i e r t D i s k u r s m g l i c h k e i t e n.Er kons t r u i e r t end l os neue D is k u r se ist also eine of fene M g l i c h k e i t des Sprechens.Er hat die Au f g a be, das zu sagen, was im Pr im r t e x t schon verdec k t gesag t wo r de n ist.

    Der Ko m m e n t a r ist also eine mask i e r t e W ie de r h o l u n g , der die Unbe re c hen ba r k e i t tre i b t.

    Das Ver h l t n i s zw i sc he n Pr im r t e x t und Kom m e n t a r ist nich t abso l u t und imme r gle i c h.Man c h m a l verdu n k e l t sich der Pr im r t e x t und der Kom m e n t a r bern i m m t den ersten Platz.Spie l, Ut o p i e oder Angs t komme n ins Spie l, wenn man den Pr im r t e x t und den Kom m e n t a r nich t abgestu f t zue inan de r denk t.Ist die Abs t u f u n g nur zw isc hen Pr im r t e x t e n und dem Kom m e n t a r denkba r? Der Pr im r t e x t kann sich verdu n k e l n , der Ko m m e n t a r kann selbs t zur Erzh l u n g werde n.

    Zur c k zu Faust IEs geht um das Rtse l w o r t und um das Rtse l ha f t e dieses Wo r t es.

    1.) SEKUNDRE TEXTDUNKELHEITDie Dun ke l h e i t l i te ra r i s c he r Tex te ist sehr komp l e x .*2Fuh r ma n n unte rsche i de t zw is c hen pr i m r e r und sekund re r Tex t d u n k e l h e i t . Sekund re Tex t d u n k e l h e i t hl t sich an die Tatsache, dass je lter ein Tex t ist, desto schwe r e r ist er zu verstehen, da es zu einem Ve r l u s t bzw. zu einer Ve rn de r u n g des We l t w i s sens komm t . An diesem We l t w i s sen feh l t es uns bei der Rtse l w o r t p assage wen i ge r . D ie Ze i t verdu n k e l t hie r unser Ve rs tn d n i s nich t, vie l m e h r der Tex t selbs t.

  • 2.) SPIEGELUNGENber b l i c k t man die Kom m e n t i e r u n g s v e r s u c h e dieser Ste l le, so sind sie besche i den, werde n aber durc haus nich t besche i de n vorge t ra ge n. Ke l l e r S. 363, Oska r SEin Pro fesso r spr i ch t komme n t i e r e n d ber einen komme n t i e r e n de n Pro fesso r das Kom m e n t a r g e w i m m e l um den Goetheschen Faust ble i b t letz t h i n auf Pro fesso ren bezogen.

    Ve rse 1335 1338: D ie Besonde r h e i t dieser Ze i l e n rh r t dahe r, dass diese Ste l le nich t nur eine schw i e r i g e Ste l le ist, sonde rn auch eine neura l g i s c he Ste l l e der L i t e r a t u r w i s se ns cha f t darste l l t .Goe the plan te die Pr im r t e x t z e r g l i e de r u n g mi t ein. Der Tex t ber die To ren invo l v i e r t die Kom m e n t a t o r e n . Das Rtse l ha f t e dieser Tex ts te l l e sche in t m i t im Selbs t ve rs tn d n i s der Phi l o l o g i e begrn de t zu sein.

    3.) DIE LAST DES VERSTEHENSRadsch l a g: Ve rs 1220 f f den Grund te x t au fsch l age n > die B i be l .D ie be rse t z u n gss te l l e kann auch als Kom m e n t a r gelesen wer den.a) Faust nimm t eine andere groe Erzh l u n g auf: das Johannese van ge l i u m .1224 Zi ta t > kor r u m p i e r t e r Tex t, der die Vo r l a g e entste l l t . K le i ns c h r e i b u n g am An f a n g > ist kein An f a n g > zudem noch ein Aus r u f e ze i c h e n unden k ba r in der B ibe l . W i r stehen vo r einem Phi l o l o g e n, der den Tex t m i t dem er arbe i te t kor r u m p i e r t .b) Beg i n n des Johanneseva nge l i u m s nimm t seinerse i t s Bezug auf den Beg i n n des A T ein Z i ta t im Z i ta t.c) Schne Kom m e n t a r : Johann Go t t f r i e d Herde rs B i be l k o m m e n t a r . D i f f e r e n ze n werde n sich tba r gemach t . Ande r s als Herde r, der hu fen d schre i b t , geht Faust au f die Tat hin.

    Fausts Ent f e r n u n g vom Or i g i n a l hin zu einem Selbs ten t w u r f str t den Pude l.

    D ie Frage sche i n t m i r kle i n (1328) etc > Die Verach t u n g des Wo r t es fh r t weg vom Sche i n, vom Ersche i ne n, durch die Ve rach t u n g des Wo r t es trach te t Faust in die T ie fe der Wesen zu sehen.Oppos i t i o n Sche i n und Tie fe Suchen w i r nich t den tie fe ren Sinn gerade dann, wenn w i r eine Ste l l e nich t verstehen? Tie fs i n n als Ausd r u c k phi l o l o g i s c h e r Schw i e r i g k e i t e n also.

    4.) PRIMRE TEXTDUNKELHEITDer Au t o r legt auch schon seinem urspr n g l i c h e n Pub l i k u m Schw i e r i g k e i t e n in den Weg.Abs i c h t e n und An l a ge S. 134 Schne Was den Tex t verdu n k e l t .Dun k l es wu r de absi ch t l i c h eingesch r i e be n. Schne ist es um Au f k l r u n g zu tun sie muss aber auch ausgeha l t e n werde n.

    *3Meh r auf das nich t Au f f a l l e n d e sehen.

    5.) DAS RTSELWORTSchm i d t s Faustbu c h S.126Fausts erstes groes Gesp r ch mi t Mep h i s t o p h e l e s ist der Beg i n n einer Selbs te r g r n d u n g , Ve rs 1327.Ke i n Ents tehen ohne Zug r u n de ge he n etc. D ia l e k t i s c he r Zusamme n h a n g von Mep h i s t o p h e l es schon 1336 angedeu te t.

  • Es l ieg t keine gesch l o ssene Lek t r e vor, der Tex t lsst sich nich t aus sich selbst heraus erk l ren.Schne S. 137

    Was berhaup t ist ein Rtse l w o r t? Eine Taut o l o g i e f r ein Wo r t r tse l? Es ist kein Wo r t gef rag t, sonde rn es zie l t auf Mep h i s t o p h e l es Iden t i t t . Es hande l t sich nich t um ein Namens r t se l, dieser ist schon gek l r t . De r Duden kenn t das Wo r t nich t, Gr i m m schon, erk l r t es aber nich t. Gr i m m zit ie r t nur Faust I mi t einer sel tsamen Ergnzu n g: Ich bin Goethes Faust zie l t auf die w r t l i c h e Kon t u r Mep h i s t o p h e l es Satzes. Syn ta x : Ne i n. Gut bse, wo l l e n scha f f en > stel le n An t i t h esen dar. Sie stehen in einem Rela t i v sa t z und sind Te i l einer Per i p h r ase (Umsch re i b u n g).Rtse l : Ur f o r m des verdu n k e l n d e n Sprechens (dipus etc).Ebene 3 We r er sei Mep h i s t o p h e l es antwo r t e t mi t einem Synec k d o c h e: Ein Te i l von jener K ra f t Ebene 4 Gr i m m s c he Ergnz un g I ch bin we is t darau f hin, dass Mep h i s t o p h e l es eben nich t Ich gesag t hat, es hande l t sich um einen unvo l l s t n d i g e n Vers, eine Ha l b ve r s. Er ergnz t eine Aussage Fausts > Dop pe l u n g der Faustschen Figu r. Mep h i s t o p h e l es spr i ch t we i t e r, setzt nich t nur an.D ie Figu re n werde n als aufe i na n de r bezogene Te i l e sich t ba r. Mep h i s t o p h e l es ist eine eigene Rede i ns ta nz und eine Faustp r o j e k t i o n .> bis hier her ist es nich t rtse l ha f t .

    *3Pro je k t Wo r t s c ha t z Le i p z i g , die hu f i gs ten W r t e r . Das erste Substan t i v ist auf Platz 63 (oder so)

    Ein Te i l von jener K ra f tD ie (Akk) stets das Bse (Akk) wi l l und stets das Gu te (Akk) scha f f t .K ra f t w i l l das Bse und scha f f t das Gute.

    A B E R : D ie (Akk) und Bse (Nom) und Gut (Nom)Das Bse w i l l die Kra f t , das Gute scha f f t die Kra f t .

    E ine be r k r e u z s te l l u n g , ein gramma t i s c h e r Ch iasm us.Der Satz kann nich t vere i n de u t i g t we rden, wede r in die eine noch in die andere Rich t u n g > das ist das Rtse l!

    Das Bse w i r d ein Te i l des Guten und umge ke h r t .Dabe i ist Mep h i s t o p h e l es nur ein Te i l der K ra f t (wil l Bses und scha f f t Gutes), wre Faust dann vie l l e i c h t der andere Te i l der K ra f t (wi l l Gutes und scha f f t Bses)?Ni c h t Mep h i s t o p h e l es ist das Rtse l, Mep h i s t o p h e l es ist nur Faust ein Rtse l, we i l er sich selbs t ein Rtse l ist.

    D ie Schp f u n g ist ein Rtse l im Iden t i t tsen t w u r f jener Menschen, die Gutes vom Bsen abspa l te n wo l l e n.

    *4

    6.Dezember 2005

  • DAS RELIGIONSGESPRCH

    Faust, Mep h i s t o p h e l es, Ma r g a r e te es gib t Prob leme bei der Kons t i t u r der Figu r en und Figu r a t i o n e n

    Heu te: Lek t r e eines Szenen te i l s, das von der Sekund r l i t e r a t u r auf Re l i g i o n s g esp r c h getau f t wo r d e n ist. D ie Szene f in de t in Ma r t he ns Gar ten stat t, Ve rse 3413 3520.

    Du r c h ga n g des Tex tes auf meh re re n Ebenen (method i s c h brauch ba r und auch auf andere Tex te anwen d ba r).

    Das Thema der Rel i g i o nMa r ga re te komm t von der Be i c h te, Faust erin ne r t sich in der Oste rszene an seine K i n d he i t zurc k.Be i de Figu r en sprechen nach dieser Szene erst w iede r in der letz ten mi t e i na n de r!

    1.) ANMERKUNG ZUM SZENENTITELMar t he ns Gar tenKatech i s i e r u n g > Rel i g i o n s u n t e r r i c h ta) locus amoenusEs hande l t sich um eine l ieb l i c he Landscha f t , einen angenehme n, idy l l i s c h e n Or t, fre i von K r i e g. D iese r Or t ist auero r de n t l i c h frag i l und sehr knst l i c h v ie l muss weggescha f f t werde n, um ihn ents tehen zu lassen.b) der locus amoenus ist grunds t z l i c h heidn i s c h def i n i e r t dieser Grun d t o n lsst ihn in der L i te ra t u r imme r w iede r auf tau che n und mach t ihn attra k t i v .c) Der Gar ten w i r d im Drama auch in der chr is t l i c h e n Trad i t i o n aufge r u f e n, als der parad i es i sc he Gar ten Eden. Der Parad iesga r t en ist ein parado xe r Or t man w i r d aus dem Parad ies ver t r i e be n.d) Der Gar ten geh r t Ma r t ha, einer Kup p l e r i n , und w i r d so zum Or t einer fremd ges teue r t en Sexua l i t t.

    > D ie al les zusamme n lsst auf Un ve r t r g l i c h es sch l i een.

    2.) DREI RHETORISCHE FIGUREN , DIE DIE DIALOGISCHE SPRACHHANDLUNG PRGEN3415 3420 > durc h den End re i m verdec k t e B lasphem i e.3419: Le i b und Leben lassen w i r d abgewan de l t zu Le i b und Bl u t > auf den ersten B l i c k lsst sich auf den Re im gut Bl u t schl i een aber B l u t ist gew i c h t i g e r als gut. Faust stel l t sich als Chr i s t us hin (letztes Abend m a h l , Lu kas; Johannes Evange l i u m 15: 12). Er eigne t sich Chr i s t us Wo r t e einer Absch i e dsszene an. Fr F reu n de setzt Goet he me i ne L ieben ein und br i n g t so das Fam i l i e n k o n z e p t here i n.

    3472 3490 ein 14- jhr i g es Mdc hen.doppe l t e Nega t i o n, die durc h 3488, eine ein fac he Nega t i o n, vorbe re i t e t w i r d.Ma r ga re te ver lss t sich auf den eigenen Ein d r u c k und erkenn t Mep h i s t o p h e l es sofo r t durch und durch, im Gegensa t z zu Faust. D ies w i r d auch durch die Nega t i o n kla r, die sie verwe n de t .Faust hat of f e n Mep h i s t o p h e l i s c h e Zge in dieser Szene, bis Mep h i s t o p h e l es selbst auf t r i t t .Ab 3436: nich t, nich t, nich t > Ver ne i n u n ge n w ie Mep h i s t o p h e l es. Ein Hym n u s der permane n t m i t der Nega t i o n arbe i te t ist nich t typ i sc h f r einen Hym n u s. D ie rheto r i s c h e n Fragen Fausts mask ie r e n einen Geis t, der anges i ch t s der Frage nach Go t t stets verne i n t .

    3503 3509

  • Mar ga re te ber le g t, w ie sie Faust den Riege l (simp le Me t o n y m i e?) der T re of f en lassen sol l. Der Beg r i f f der T re ist meph i s t o p h e l i s c h besetz t, sie lsst auch ihn mi t here i n.Ma r ga re te gre i f t ein B i be l w o r t auf, das Hohe l i e d Salom o n i s (5, Absa t z 4): Me i n Gel ie b te r, strec k te die Hand durc h die Lu ke, da bebte mei n Her z ihm entgegen.Goethe berset z t e das Hohe l i e d Salom o n i s selbs t.R iege l stat t T re eigen t l i c h hat der Riege l eher eine pha l l i s c he Kon t u r , und die T re eine we i b l i c h e. D ie Aussage zeug t vom hohen sexue l l e n Selbs tbe w u ss tse i n Ma r ga re tes, ent fe r n t sich dam i t aber nich t aus dem Chr is ten t u m.

    3.) DIE DRAMATURGIE DER SPRECHEINSTZEDer Beg r i f f Re l i g i o n s gesp r ch ist unscha r f das Gesp rch f in de t zwa r seinen Ausgang in der Re l i g i o n , fh r t aber auf Sei ten Fausts in eine andere Rich t u n g .Das Gesp rch ist ein D ia l o g. Der D ia l o g imp l i z i e r t die Vo rs te l l u n g , dass zwe i Gesp rchspa r t ne r fr die Ze i t ihres M i t e i n a n de r s p r e c hens gle i ch w e r t i g geste l l t sind. Der D ia l o g hie r jedoch gert aus dem Gle i c h g e w i c h t und w i r d einse i t i g, was sich auch quan t i t a t i v fassen lsst.Der D ia l o g besteh t aus 1 15 Ze i l e n, es gib t al le r d i n g s meh r Ze i l e n als Ve rse, da 8 ma l 2 Ha l b v e r se vorhanden sind.Ma r ga re te spr i c h t 58 Ze i l e n, Faust 57 Ze i l e n, von der Quan t i t t sind sie hie r gle i c h w e r t i g , was zuers t einma l etwas bef rem d l i c h anmu t e t.Ma r ga re te hat 17 Redee i ns t ze (beginn t und endet), Faust 16 dies erg i b t sich aus der Log i k der Wechse l r e de.

    D ie Ausdeh n u n g der einze l ne n Redeabschn i t t eM 1 3 1 2 3 1 3 3 / 2 5 6 10 6 1 / 5 2 4F 1 3 1 1 5 28 4 1 / 1 1 1 1 1 / 3 4 1Im ersten Te i l f l l t der Mo n o l o g Fausts au f, der Ma r g a r e te n iede r r e de t. Im zwe i t en Te i l antw o r t e t Faust imme r nur m i t einer Ze i l e. Und erst im dr i t ten Te i l geh t es um etwas, an dem beide unge fh r gle i ch inte ress ie r t sind.

    Faust ist ext reme r in seiner Rede f h r u n g als Ma r g a r e te. Fausts Eins t ze bewegen sich zw isc hen 1 und 28 Ze i l e n, Ma r ga re te nur zw isc hen 1 und 10.Ma r ga re te ist kon t i n u i e r l i c h e r und entw i c k e l t sich langsam, 1, 2, 3. Faust ist eins i l b i g e r, tend ie r t aber zum Mon o l o g i s c h e n 1, 5, 28 er gefh r de t den D ia l o g und fng t zu doz ie ren an. Ma r ga re te entw i c k e l t sich ber gle i ch m i g e r e Eins t ze.

    Faust ist dispe ra t, Ma r ga re te ist tro t z der hei k l e n Situa t i o n sprach l i c h verg l e i c h s w e i se fest (trotz ihre r erst 14.Jahre).

    4.) D IALOGAUFBAU IN DREI STUFENDie Frage der D isp os i t i o n von wo woh i n leg t den Weg fre i.D ie beiden Gelen k s te l l e n zw isc hen den dre i versch ie de nen Absch n i t t e n sind durch Ha l b v e r se gekenn ze i c h n e t . Schn i t t e wer den hie r kenn t l i c h gemac h t. Abe r das Gesp rch w i r d dennoc h for t gese t z t, denn das Begeh ren nach dem jewe i l s anderen hl t das Gesp rch in Gang.

    1.Te i l Re l i g i o n , Sak rame n t e (Ehesak rame n t), Glau beStat t einem Glaubensbe k en n t n i s, das Ma r ga re te erwa r t e t, antw o r t e t Faust m i t einem Lobp re i s (Schne Kom m e n t a r), einem Hym n u s. Ma r g a re te erkenn t das hochpa t he t i s c he Aus we i c h e n und we is t seine Sprache zur c k (denn du hast kein Chr is ten t u m).

    2.Te i l Mep h i s t o p h e l es

  • Mar ga re te besch f t i g t diese Frage mehr als der Glaube an Go t t, es ist die zent ra l e Frage Ma r ga re tes. D ie Ve r b i n d u n g mi t Mep h i s t o p h e l es bedroh t ihre r beiden Bez ieh u n g dies geh t vor al lem von Ma r g a r e te aus, aber auch Faust we i darum (oh du ahnungs v o l l e r Enge l du). > We i er darum, dass eine v l l i g e Ab t r en n u n g von Mep h i s t o p h e l es nich t mg l i c h ist, dass er ein Te i l von ihm ist? Ma r g a re te hat Unbes t i m m t h e i t ss te l l e n in ihrem Tex t mei n t sie Faust oder Mep h i s t o p h e l es?W i d e r sag u n g l ieg t dem Sprecha k t des zwe i t e n Te i l s zugr u n de. Gr i m m s c hes WB (Teufe l & Be i c h t f o r m e l) Ma r g a re te komm t ja von der Be i c h te, Faust spr i ch t sie nie mi t Namen an.Faust antw o r t e t auf eine K i r c he n f o r m e l m i t einer psych o l o g i s c h e n Er k l r u n g : du hasst die An t i p a t h i e.Ve rsp r i c h mi r He i n r i c h Faust versp r i c h t nich ts es muss auch solche Kuze geben.

    3.Te i l die Ein i g u n gFaust wnsch t sich etwas, Ma r g a r e te zeig t die H i n d e r n i s se an. Faust we i ein Gegenm i t t e l es lsst sich auf zwe i We ise n betonen. Ab 3510.Dre i Tro p f e n nur hei t das, dass dre i Trop f e n ausre i chen, oder dre i Trop f e n hchstens? Nu r w i r d durch den Reim her v o r g e h o be n. D ie Szene ist buchs tb l i c h verg i f t e t.Ma r ga re te geh t auf Fausts An w e i s u n ge n ein, umge ke h r t hat es nich t fun k t i o n i e r t .3421 > trag is che Dop pe l de u t i g k e i t .

    5.) DISKURSIVE VERTEILUNG DES SEMANTISCHEN VOKABULARSDas dnne Eis des D is k u r sesDas Vo k ab u l a r des D ia l o gs + jene W r t e r , die den D ia l o g fo r t t r e i b e n

    + die Beg r i f f e , um die die beiden Gesp r chspa r t ne r ih r Begeh re n cho reo g ra p h i e r e n

    Pronom i n a l f o r m e n (ich mei ne r m i r mi c h du deine r di r dich), die sprach l i c h e n Ste l l v e r t r e t e r , die die Pos i t i o ne n der Figu r en mar k i e r e n, die Koo r d i n a t e n der Bewe g l i c h k e i t .D ie Pronom i n a f igu r i e re n das Ve r h l t n i s der Sprechenden auf seman t i s c hem Grund.

    Das Vo k ab u l a r : groe seman t i s c he Felde r: Got tSpracheMenschGe f h lK r p e retc

    Kon zep t i o n : Es hande l t sich um einen erot i sche n D ia l o g, der von der Seele bist zur reinen K r p e r l i c h k e i t reich t. D ie Felde r ber la ge r n sich und gehen ine inan de r ber.E inze l ne Felde r expon i e r e n dense lben Sinn, Bedeu t u n ge n di ve r g i e r e n aber von Spreche r zu Spreche r.Wen n Faust vom K r pe r spr i c h t , me i n t er einen dua l i s t i s c he n K r pe r : Le i b und Leben. Er trenn t den K r p e r und die Seele.Mep h i s t o p h e l es sagt zu ihm: du bers i n n l i c h e r sinn l i c h e r Fre ie r.Ma r ga re te ist fern dieses Dua l i s m u s: K r pe r und Seele ist f r sie etwas Bed r o h t es und ver le t z l i c hes, das nach Iden t i t t ver la ng t.Faust spr i c h t dre ima l von Ge f h l , zwe i m a l von der Seele, vie r ma l vom Her z und zwe i ma l von der Brus t.Ma r ga re te spr i c h t zwe i m a l vom Herzen, zwe i m a l von der Seele, ni r gen d w o von Ge f h l > sie trenn t K r pe r und Seele nich t.D ie Ve rs tn d i g u n g der L iebende n steht auf dnnem Eis.

  • Der D ia l o g scha f f t ein Ein ve rs t n d n i s, kein Ve rs tehen. Das Ve r l a n gen sti f t e t eine kaum herzus te l l e n d e be re i n k u n f t .

    Faust ru f t fr Go t t den gesam ten Kosm os aus. Ma r ga re te spr i ch t von Got t, Rel i g i o n, dem Chr i s t en t u m , der Gese l l s c ha f t und v ie r ma l vom Menschen. Fr Faust ist Go t t ein pathe t i s c hes Phnome n, f r Ma r g a r e te ist es eine Form, die mi t dem mensch l i c h e n Zusamme n l e b en zu tun hat. Was nich t gute r Bez ieh u n g dien t, ist w i de r Go t t.

    Persona l p r o n o m i n a(auch hie r nur kurso r i s c h)Bere i t s die Ichs sind sehr mer k w r d i g ber den Tex t verst reu t. Ma r ga re te spr i c h t v ie l hu f i g e r von sich als Faust. Sie ist egozen t r i s c he r als Faust, was als pos i t i v e r Beg r i f f eines pos i t i v e n Selbs tbezu ges zu sehen ist. Wenn sie Ich sagt, sagt sie zug le i c h auch du, di r, dich. Ma r ga re tes Ich ist ein psych o l o g i s c h es Wunsc h & begeh r l i c hes Ich. Fausts Ich ist imme r kond i t i o n a l ver we n de t , einsch r n k e n d oder kon j u n k t i v i s c h.Wen n Faust Du sagt, so ist es me is tens in Impe ra t i v e n entha l t e n.D ie Bez ie h u n g w i r d kon t u r i e r t : De r Pronom i n a l g e b r a u c h als Geste we is t ganz andere Cho re o g r a p h i e n der Personen auf.Nu r einma l im ganzen D ia l o g komm t ein W i r vor. Es w i r d von Ma r ga re te ver we n de t : Und w r de n w i r von ihr bet ro f f e n das einz i ge W i r im ganzen D ia l o g steht unte r schlech te n Vo r ze i c he n und in einem sexue l l e n Zusamm e n h a n g. D ie einz i ge W i r- Form ist m i t einer Todes v o r s t e l l u n g Ma r ga re tes verbu n den > Sie geht w issend in ihren Un te r ga ng.

    13.Dezember 2005

    D IE K ERKERSZENESzenen k o m m e n t a r Schne 376 f fD ie Ke r k e r szene ist eines der ltesten Stc ke der Faustd i c h t u n g . Gesch r i e be n wu r de sie in Bezug auf den Prozess und die Enthaup t u n g der K i n ds m r d e r i n , 1806 wu r de es von Goet he in Ve rse umgese t z t.

    Faust ist jamb i s c h, Ma r g a re te unrege l m i g e r und hal t l ose r (1 bis 5-heb ig).Poeto l o g i e des Ind i r e k t e n, des Sp iege l ns komm t zum tragen. Schne S. 777 Br i e f an Sch i l l e r .

    Dus i n i :1.) G OET H E Z IE L T S CH I L L E R GEGE N B E R AU F DAS G AN Z E DES D RA M A S . Das Une r t r g l i c h e ist das Szen is che auf den Zusamme n h a n g der Szenen gemnz t .D ie Prosaszenen sind als uner t r g l i c h beg r i f f e n, die neben l i e ge n de n Versszenen w r den abgesch w c h t werde n.2.) D ie Un te rs c he i d u n g von Ve rs und Prosa unte rsch l g t, dass Goet he die Szene nich t gnz l i c h in Ve rse gefass t hat und die Szene gebro c hen ble i b t .3.) Was ist ein durch die Geschma c k s gesc h i c h t e abgeh r t e te r Leser? Ist das Ungeheue re dem Gebo t der be rb i e t u n g unte r w o r f e n? Beg i n n t das Ungeheue re nich t schon vo r dem Schwe r t des Schar f r i c h t e r s, siehe B l ume n o r a k e l . (Ant i g o ne, 5.B i l d ,