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17.11.2002/joo
5. Woche KKD: Aufklärung / Adaption
1. Einstimmung: Anekdoten von Diogenes
2. Briefing Aufklärung: Arbeit in 3er-Gruppen: Kurzpräsentation der Ergebnisse
3. Wortschatzübung mit den Begriffen aus den
Aufklärungstexten.
4. auf Freitag: eigene Adaption fertig (Ausdruck
mitbringen); gegenseitige Bewertung und
Besprechung
5. am Freitag: Literaturgeschichte der
Aufklärung
17.11.2002/joo
Diogenes, der Kyniker (->Zynismus)
• Als Diogenes (auf dem Markt) sich sonnte, trat Alexander (der Grosse) an ihn heran und sagte: „Fordere, was Du wünschest“, worauf er antwortete: „Geh mir aus der Sonne.“
• [sprichwörtliche Bedürfnislosigkeit von Diogenes:] Als Diogenes einmal ein Kind sah, das aus den Händen trank, riss er seinen Becher aus seinem Ranzen und warf ihn weg mit den Worten: „Ein Kind ist mein Meister geworden in der Genügsamkeit.“
17.11.2002/joo
Diogenes, der Kyniker (->Zynismus)
• Diogenes zündete bei Tage ein Licht an ging auf den Markt und sagte: „Ich suche einen Menschen.“
• Diogenes bettelte eine Säule an (um eine milde Gabe). Und als man ihn fragte, was er damit bezwecke, sagte er: „Ich übe mich in der Kunst, mir etwas abschlagen zu lassen.“
Goya: Du wirst ihn nicht finden
17.11.2002/joo
Briefing Aufklärung (3er-Gruppen)
• Welche Informationen wollen wir im Kurzzeitgedächtnis, welche im Langzeitgedächtnis abspeichern?– Auf HP-Folie festhalten
– Im Plenum kurz diskutieren
• Begriffe klären: – In welchem Kontext stehen sie?
(Reader/Schwanitz)
– Welche Bedeutung haben wir erschlossen?
– Übertragung auf aktuellen Kontext
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• die Ästhetik• Kontext: «Die Besonderheit der englischen
ästhetischen Lehre in der Aufklärungsperiode ist ihre antipuritanische Richtung» (Reader Z. 407ff.)
• Bedeutung: Lehre vom Schönen, vom Künstlerischen. (griech. aisthesis: sinnliche Wahrnehmung)
• aktuell: Die gegenwärtige Ästhetik ist sehr erlebnisorientiert (->Erlebnisgesellschaft)
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• der Empirismus• Kontext: Die englische Aufklärung ist
geprägt vom Empirismus (Reader)• Bedeutung: eine wissenschaftliche
Methode/Lehre, die sich v.a. auf beobachtbare (d.h. messbare) Daten und Experimente abstützt (griech. empeiria: sinnliche Erfahrung) (unterscheide: engl. Empire < lat. imperium)
• aktuell: Heute versuchen sich auch die Geistes-wissenschaften empirisch (statt hauptsächlich hermeneutisch) abzustützen.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• der Puritanismus• Kontext: Vgl. oben bei Ästhetik:
antipuritanisch (Reader)• Bedeutung: eine sinnen- und lustfeindliche
Haltung, bes. ausgeprägt im Protestantismus (lat. purus: rein)
• aktuell: Es gibt Leute, die betreiben wieder Sprachpurismus, indem sie möglichst viele englischen Wörter durch deutsche ersetzen wollen.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• die Ideologie• Kontext: Vor der Aufklärung konnte sich die
Feudalordnung der Kirche als «ideologischer Machtstütze» bedienen (Reader Z. 53ff.)
• Bedeutung: eine Weltanschauung, die von einem spezifischen Interesse (Ideen) bestimmt ist und deshalb häufig einseitig oder gar verzerrt ist. (bürgerliche, marxistische, christliche [?] Ideologie)
• aktuell: Die Ideologie des Neoliberalismus hat gegenwärtig ihren Zenit vermutlich überschritten.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• der Idealismus• Kontext: Locke hat den materialistischen
Stand-punkt nicht konsequent herausgearbeitet: Seine Behauptung, es gebe auch die Wahrheit der gött-lichen Wahrheit, zeigt seine Konzession an den Idealismus. (Reader Z. 335ff.)
• Bedeutung: 1. (umgangssprachlich:) eine Welt-anschauung, die von (positiven) Idealen geleitet wird. 2. (bildungssprachlich:) eine Lehre, welche die Realität von geistigen Ideen bestimmt sieht.
• aktuell: Der Idealismus hat gegenwärtig in den neu-religiösen Bewegungen (z.B. Scientology) wieder Konjunktur.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing (Wortschatz)
• der Materialismus• Kontext: vgl. oben bei Idealismus• Bedeutung: 1. (umgangssprachlich:) eine
Welt-anschauung, die von materiellen Dingen (Geld, Profit etc.) bestimmt wird. 2. (bildungssprachlich:) eine Lehre, welche die Realität als beobachtbare Materie oder als materieller Klassenkampf wahrnimmt.
• aktuell: Der Materialismus marxistischer Provenienz scheint gegenwärtig der Vergangenheit an-zugehören.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing: Revolution
• Die französische Revolution als Produkt der Aufklärung?• Der „Gebrauch des eigenen Verstandes“
(Kant) führt zu einem neuen Selbstbewusstsein des bürgerlichen Standes („dritter Stand“), der die nicht mehr legitimierten Privilegien der oberen Stände nicht mehr akzeptiert.
• Verstandesgebrauch führt zu einer gesellschaft-lichen Emanzipation: alte Rollenbilder (der Fürst, der König als von Gott eingesetzt) werden hinterfragt.
• Aufklärung ist verknüpft mit der Herausbildung der Menschenrechte: freie Meinungsäusserung, Religionsfreiheit, Chancengleichheit.
17.11.2002/joo
Ergebnisse Briefing: Staat
• Was soll der Staat?• Montesquieu: Theorie der Gewaltenteilung:
Der Staat soll die Gewalt aufteilen: Legislative-Exekutive-Judikative. (Die drei Gewalten des modernen liberalen Staates - heute vielleicht eine vierte Gewalt, welche?)
• Rousseau: Im Naturzustand gibt es weder Arme noch Reiche; der aufgeklärte Staat soll sich diesem Naturzustand wieder annähern (retour à la nature) und den allgemeinen Willen (des Volkes) umsetzen.
• Voltaire: Der Staat soll sich von der Kirche emanzipieren, dennoch vom aufgeklärten Monarchen bestimmt bleiben (Einfluss auf Friedrich II. der Grosse)
17.11.2002/joo
Kant zur Aufklärung (Programm / Stil)
«Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Un-mündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Ent-schliessung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung» (-> Bitte auswendig lernen!)