33
1910–2010

1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

  • Upload
    vungoc

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

1910–2010

Page 2: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

32

Liebe Leserinnen und Leser Juni 2010

Wir feiern in Wiedlisbach 100 farbenfrohe Jahre.

1910 legte unser Grossvater Ernst Knuchel mit einem che-misch-technischen Fabrikationsbetrieb den Grundstein für die heutige Knuchel Farben AG. Dazwischen liegt eine span-nende Zeit, geprägt von technischem Fortschritt und vielen wirtschaftlichen Umbrüchen.

Gemeinsam haben wir in den Archiven gestöbert. Gesprä-che mit Familie und Mitarbeitenden haben die Familien- und Firmengeschichte Stück für Stück lebendig werden lassen. Staunen, Dankbarkeit und Freude sind dabei aufgekommen.

Mit der vorliegenden Jubiläumsschrift nehmen wir Sie auf die Zeitreise von den Anfängen bis zur Gegenwart mit. Da-bei lassen wir Sie an wichtigen Ereignissen, Anekdoten und historischen Bilddokumenten teilhaben. Die Darstellungen der baulichen Erweiterungen führen Sie durch die Geschich-te und veranschaulichen den Rahmen, in dem sich unser um-fassendes Lack- und Farbenangebot in Zusammenarbeit mit unseren Partnern entwickeln konnte.

Das Jubiläumsjahr bedeutet für unsere Väter, Gerhard und Marc Knuchel, die Krönung ihrer Verbundenheit mit der Fir-ma und ihres persönlichen Engagements. Für uns und die Mitarbeitenden ist es ein Moment des Innehaltens, des Fei-erns und des Ausblicks in die Zukunft - eine Zukunft die wir gemeinsam mit Ihnen, liebe Kunden, Partner und Freunde, gestalten dürfen. Darauf freuen wir uns.

Unterhaltsames Lesen wünschen

Adrian und Gerhard KnuchelDirektion der Knuchel Farben AG

Editorial

Umschlag:

Im Hintergrund der buchhalterische Gründungseintrag vom September 1910 des Hauptbuchs der Firma Knuchel & Co.

Im Vordergrund eine Bleilithografie auf Holzträger mit dem ersten Turm-Logo.

Page 3: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

1993–2001Frisches Image

2002–2010Wachstum

2010Das Team

Anhang

1910–1919Gründung

1920–1929Aufschwung

1952–1961Neue Zeit

1962–1966 Steinackerweg

1967–1974Hochregallager I

1975–1982Erweiterung

1983–1985Entwicklungslabor und neue Büros

1986–1992Umweltkonzept

1930–1951Krisenjahre

8 12 15 17 22 23 25 27 29 31 34 37 58

Page 4: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

1910–62Die Jahre im Turm

Page 5: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Begonnen hat es mit Ernst Knuchel, einem sprachgewandten und Musik liebenden Kaufmann aus Wiedlisbach. Im Jahr 1910 erwarb er die che-misch-technische Firma E. Herzog & Cie in Baden, bei welcher er zuvor für ein Jahr als Partner und Mitinhaber tätig war. Da sich sein Partner in finanziellen Schwierigkeiten befand, entschloss er sich, dessen Firmenanteil zu übernehmen und den Betrieb auf eigene Rechnung weiterzuführen.

Von Chemie hatte der 28-Jährige zwar kaum eine Ahnung, umso grösser war sein Wunsch, sein eigener Patron zu sein, verbunden mit Tatendrang und kaufmännischem Flair – er war ein Unternehmer durch und durch. Die Produktionsstätte in Baden löste er auf und begann mit nur wenig über-nommenen Produkten und einer Hand voll Rezepturen, einen neuen, klei-nen Gewerbebetrieb in seiner Heimatgemeinde aufzubauen. Fünf bis sechs Angestellte standen ihm dabei zur Seite. Als Firmengebäude dienten ihm verschiedene Räume der familieneigenen Turm-Liegenschaft, welche er kurzerhand in Produktionshalle, Büro und Lagerraum umwandelte.

Damals gab es in Wiedlisbach noch kaum Bauvorschriften, und es war problemlos möglich, die schmalen Schiessscharten durch lichtspendende Fenster zu ersetzen. Zusätzlich erweiterte er das Firmengebäude durch einen Anbau mit Garage inklusive eigener Tanksäule. An dieser Garage hatte er besonders Freude, denn sein Flair galt auch dem aufkommenden Automobil. Er liebte es, über Land zu fahren, Kunden zu besuchen und neue Kontakte zu knüpfen. Das Nützliche kam bei ihm oft mit dem Vergnüglichen zusammen. Seinem Sinn für Ästhetik Rechnung tragend, schmückte er sein neu gegründetes Unternehmen mit einem schönen, grossen Eingangstor und liess eine schlichte, in Eisen gegossene Tafel an der historischen Mauer anbringen: «Knuchel & Co.». Und damit begann die 100-jährige wechsel-volle Geschichte.

Seit 100 Jahren gibt es in Wiedlisbach,

einem malerischen Froburger Städtchen am

Jurasüdfuss, die Firma Knuchel Farben. Das

erfolgreiche Familienunternehmen wird heute

in der dritten Generation geführt und zählt

rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wie aus einem kleinen Gewerbebetrieb eine

moderne Farb- und Lackfabrik entstand, zeigt

der Blick auf die Firmengeschichte.

Aufnahme des mittelalterlichen Turms

mit angebautem «Bureaux»-Gebäude.

Luftaufnahme von Wiedlisbach aus den 40er-Jahren.

Erste Produkte entstehen

Ernst Knuchel leistete in diesen ersten Jahren eine enorme Aufbauarbeit. Um die Existenz des jungen Betriebes zu sichern, suchte er von Beginn weg nach Möglichkeiten, Sortiment und Absatz seiner Artikel zu vergrö-ssern. Zusätzlich zum Vertrieb der übernommenen Produktepalette, zu wel-cher das Metallputzmittel «Opalin», «Corol» Rostschutzfett und Riemen-adhäsionsöl gehörten, begann er mit dem Handel von Fetten und Ölen: Motorenöl, Automobilöl, Cylinderöl, Terpentinöl, Maschinenöl, Grundieröl – die Liste der Öle war lang, und sie wurde in den folgenden Jahren mit weiteren Produkten wie Wagenfett, Huffett und Bodenöle aus Eigenpro-duktion erweitert. Die Rezepturen für diese neuen Fabrikate stammten damals allesamt von freischaffenden Chemikern, welche in speziell dafür eingerichteten Laboratorien an der Entwicklung chemisch-technischer Pro-dukte arbeiteten.

Ein wichtiges Produkt der ersten Stunde war das «Brillant Weisselpulver» (Blanc-fix) – ein vielgefragter Weissmacher für unzählige russgeschwärzte Küchen, aber auch für Stallungen und alle weiteren Räume, die einer Auffri-schung bedurften. Um etwas Farbe in das viele «Weiss» zu bringen, lancier-te Ernst Knuchel auch sehr bald die «Brillant» Wasserfarben, welche bei der Kundschaft grossen Anklang fanden. Zur Herstellung dieser beiden Artikel wurde eine hölzerne Mischtrommel aus dem 19. Jahrhundert angeschafft. Geld für ein neueres Modell war nicht vorhanden. Zu seiner eigenen Überra-schung wurden die Wasserfarben innert kurzer Zeit zu einem Bestseller und legten, zusammen mit der alten Trommel, den Grundstein für die zukünftige Lack- und Farbenproduktion.

Mit dem ersten Weltkrieg wurden die Rohstoffe knapp, die Herstellung war erschwert, und es wurde zunehmend schwierig, die Produkte an den Mann, resp. an die Frau zu bringen. Hinzu kam die «Spanische Grippe» von 1918,

8

Page 6: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Das älteste bekannte Firmendokument von 1910.

Ernst Knuchel vor seiner Garage.

10 11

die während längerer Zeit zu Ausgangssperren in Wiedlisbach und anderen Dörfern führte. Das machte die Geschäfte nicht einfacher – vielmehr waren flexibles Handeln, geschäftliche Kreativität und Durchhaltevermögen ge-fragt... und glücklicherweise auch vorhanden. Denn allen Widrigkeiten zum Trotz vermochte die Firma zu überleben.

Der Turm: Marke und Produktionsstätte

Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13. Jahr-hundert die Nordwest-Ecke der mittelalterlichen Stadtmauer. Ursprünglich vermutlich als Wohnturm der Froburger und Kyburger Vögte erbaut, diente das Gebäude vom 16. bis 19. Jahrhundert als Kornspeicher.

1842 erwarb Johann Knuchel (Urgrossvater des Firmengründers) den Turm sowie zwei anliegende Gebäude, welche seither in Familienbesitz sind. Die-ser Kauf geht indirekt auf Napoleon zurück, welcher in Bern Staatsgelder beschlagnahmte und den Kanton dadurch zur Veräusserung verschiedenster Grundstücke und Gebäude veranlasste. Von 1910 bis 1962 waren der Turm und zwei anliegende Gebäude Verkaufs- und Produktionsstätte von Knuchel Farben. Heute werden diese Räume wieder als Wohnungen genutzt.

Ernst Rudolf Knuchel wurde 1882 als Ältester von vier Söhnen der Eheleute Rudolf und Elise Knuchel-Mägli in Wiedlisbach geboren. Sein Vater war Gemeinderat und zeitlebens leidenschaftlicher Pferdehalter. Seine Mutter führte einen Gemischtwarenladen im Städtchen, was bei Ernst schon in jungen Jahren Interesse für den Handelsberuf weckte. Nach Kursen an der Höheren Handelsschule in Neuenburg und einer kaufmännischen Lehre bei einem Privatbankier in Basel, sammelte er in Hamburg bei seinem Onkel Johannes Mägli erste Berufserfahrungen. Mägli war Schweizer Konsul in der Hansestadt und führte einen blühenden Uhrenexport und Kaffeehan-del. Sein Onkel hätte ihn gerne auf seine Plantage und Filiale in Guatemala geschickt, was Ernst Knuchel jedoch nicht besonders reizte. Stattdessen folgten ein dreijähriger Arbeitsaufenthalt in Paris und ein Jahr in London, wo er dank seiner guten Fremdsprachenkenntnisse in Französisch, Englisch und Spanisch immer interessante Anstellungen fand.

Zurück in der Schweiz war Ernst Knuchel für die Firma Gerber Käse in Thun und die Isola-Werke in Breitenbach tätig. Letztere boten ihm eine Stelle als Werkleiter in Indien an. Aber auch dieses Angebot schlug er aus, da er es vorzog, in der Schweiz zu bleiben. Es war sein Wunsch, beruflich selbststän-dig zu sein. 1909 wurde er Partner und Mitinhaber der Firma E. Herzog & Cie in Baden, welche er 1910 erwarb und selbstständig als Knuchel & Co. weiterführte. Dabei hat ihn sein Bruder Eduard während vieler Jahre als Fabrikationsleiter unterstützt.

1920 heiratete Ernst Knuchel Bertha Klötzli vom Kurhaus Moosbad im Emmental. Gemeinsam hatten die beiden zwei Söhne: Markus (1924, im Folgenden Marc genannt) und Gerhard (1927), welche ab 1952 den Fami-lienbetrieb weiterführten. Ernst Knuchel starb 1961 in seinem achtzigsten Lebensjahr.

Ernst Knuchel

Page 7: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Die «Turm-Beize» erwies sich als ein

wichtiger Umsatzträger und war in den

«Lädeli» der näheren und fernen Umgebung

ein vertrauter Anblick.

«Marsol» erfreute sich in den 20er und

30er-Jahre enormer Beliebtheit.

12 13

1920Aufschwung und erste Blütezeit

Durch den Erfolg mit den «Brillant» Wasserfarben ermutigt, begann Ernst Knuchel anfangs der 20er-Jahre die Farbenlinie auszubauen und die ersten Ölfarben und Glanzölfarben herzustellen. Gleichzeitig mit diesen Farben führte er die Schutzmarke «Turm» ein – das Gütesiegel, welches für gute Wetterbeständigkeit, hohe Deckkraft und bestmögliche Lichtechtheit der Farben bürgte. Sowohl Privathaushalte als auch das Gewerbe waren glei-chermassen von den Ölfarben begeistert, nicht zuletzt auch wegen ihres breiten Anwendungsspektrums.

Auch im Bereich der Holzschutzprodukte ging man daran, neu auf Farben zu setzen: Als Ergänzung zum Carbolineum wurde das Holzimprägniermit-tel «Conservarius» hergestellt, welches in verschiedenen Farbtönen zum Imprägnieren von Scheunen und Zäunen angeboten wurde. Zur Pflege von Holzböden führte der Unternehmer das Fussbodenpflegemittel «Marsol» und die «Turm»-Beize ein. Auch diese beiden Artikel waren in verschiede-nen Farbtönen erhältlich und fanden, mit den Ölfarben, guten Absatz.

Ernst Knuchel verstand es, sich immer wieder den neuen Bedürfnissen des Gewerbes anzupassen. Für die Sattler und Schuhmacher stellte er Tranle-deröl, Momentschwärze und Lederlack her, für die Schmiede Asphaltlack und für die Küster Fass-Streiche zur Pflege der Obst- und Weinfässer. Es war sein Ziel, kundenorientierte und hochwertige Produkte zu fabrizieren.In den 20er-Jahren durchlief der Betrieb die erste Blütezeit. Der Aufschwung

fiel mit der ganz allgemein aufblühenden Wirtschaft und den neuen Export-möglichkeiten nach dem Ersten Weltkrieg zusammen. Die Arbeitslosigkeit nahm ab und die Kaufkraft zu. Auch in der Firma stieg die Zahl der Beschäf-tigten von 6 auf ca. 12 Personen und zum ersten Mal war es möglich, zwei Mitarbeiter im Aussendienst einzustellen. Dies ermöglichte es dem Betrieb, für die neuen Farbprodukte ein weiteres Kundensegment aufzubauen:

Haushaltgeschäfte und Eisenhandlungen kamen zu den bisher belieferten Gewerbebetrieben wie Sattler, Schmiede, Wagner und Schuhmacher hinzu. Die Geschäftsbeziehungen der Firma konzentrierten sich damals auf die gesamte deutschsprachige Schweiz und das Fürstentum Lichtenstein.

Erste Werbetätigkeit

Neben der persönlichen Kundenbetreuung hat die Firma bereits damals die Möglichkeiten eines zielgerichteten Marketings erkannt und ausgeschöpft. Das Logo Schutzmarke «Turm» wurde für die Produkte und in der Korres-pondenz wirksam eingesetzt. Daneben belegen eine Reihe vollgeschriebe-ner Notizhefte eine rege Werbeaktivität in verschiedensten Zeitungen der deutschen wie der französischen Schweiz. In der «Gazetta Ladina» wurden die «Turm»-Produkte gar auf Rätoromanisch bekannt gemacht. Es bereitete Ernst Knuchel Freude, Texte zu verfassen, sich Werbekonzepte auszuden-ken und diese in die französische Sprache zu übersetzen. Dafür fand er in den ruhigen Wintermonaten Zeit. Der Verkauf war im Winter stark rückläu-fig, da die Produkte in der Kälte und Nässe – auch im Innern der Häuser – kaum trockneten. Aber man nutzte die Zeit, um vorzufabrizieren und einen Vorrat an Fertigwaren anzulegen.

Page 8: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Krisenzeit und Wendepunkt

Der Blütezeit folgten anfangs der 30er-Jahre mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise wieder schwierigere Jahre. Aufs Neue kam es auf Ideenreichtum und Anpassungsfähigkeit an. Ernst Knuchel entschloss sich, zusätzlich Wachswaren herzustellen und ergänzte das Sortiment mit Bienenwachs-Bodenwichse, Schellack-Politur, Ski-Wachs, «Turm»-Hoch-glanzwachs und «Turm»-Schuhcreme. Ebenso führte er in dieser Zeit die «Blenda»-Beize ein – eine neue, relativ schnell trocknende Bodenbeize, die während etwa 15 Jahren ein weiteres zentrales Standbein der Firma bilde-te. Die kunden orientierte Bandbreite der Produkte (Öle, Fette, Farben und Wachsprodukte) war es, die den Betrieb auch in den turbulenten Zeiten des Zweiten Weltkrieges über Wasser hielt. Denn erneut musste man um alles kämpfen, die meisten Rohstoffe wurden knapp und vom kantonalen Amt kontingentiert. Ernst Knuchel versuchte vor Kriegsausbruch, bei den Ban-ken einen Kredit zu bekommen und sich damit einen Vorrat an Rohstoffen zu beschaffen – allerdings vergeblich – und so gab es während einiger Jah-re Bücher voller Aufträge, die man nicht erfüllen konnte. Der Aussendienst musste ebenfalls eingestellt werden, da sämtliche Treibstoffe für die Armee reserviert wurden. Der Kaufmann liebte seine Verkaufsreisen und er unter-nahm sie, bis auch aus seiner eigenen Tanksäule kein Benzin mehr floss...

Das unternehmerische Glück verliess Ernst Knuchel jedoch auch in der Krise nicht. Trotz der Schwierigkeiten konnte ein Anbau für ein grösseres Büro realisiert sowie zusätzlicher Lagerraum geschaffen werden. Dies zeigt auf,

wie sehr er ein Macher war – einer, der nicht schnell aufgab und sich durch-kämpfte. Oft sicherlich auch betend und singend. Denn seine zwei grossen Kraftquellen waren sein Glaube und die Musik. Auf der anderen Seite war das Weiterbestehen der Firma unter schwierigen Bedingungen auch ganz klar der Loyalität seiner Kunden zu verdanken und vor allem auch den Mit-arbeitenden, die sich und ihr Wissen während vieler Jahre in den Betrieb investiert haben. Hier zwei langjährige Weggefährten:

Anna Schaad

Nach ihrer kaufmännischen Lehre in der Firma prägte sie das Unternehmen während 45 Jahren (1930–1975) mit unermüdlichem Einsatz und fachlicher Kompetenz. Sie war eine begabte Allrounderin und an allen Fronten tätig. Ihre Kernaufgabe bestand in der Führung des administrativen Bürobetriebs

Anna Schaad als junge Frau

im Turmbüro.

14 15

Marc Knuchel erinnert sich:

«Ich war noch klein, als ich mich an den Nachmittagen oft zu meiner Grossmutter schlich, die in einer Wohnung direkt über den Fabrikations-räumen wohnte. Sie erzählte mir spannende Geschichten und hatte immer ein Biskuit für mich bereit. Ich liebte die Zeiten auf dem Schoss meiner Grossmutter, freute mich aber ebenso auf die geheimnisvolle Welt der Fa-brik, welche ich bei diesen Gelegenheiten entdecken konnte: Da war zum einen ein fröhlicher Lärm: lauter rasselnde Maschinen, ratternde Zentrifu-gen, knarrende Mischtrommeln – es klopfte aus jeder Ecke und zog mich unweigerlich in seinen Bann. Und dann war da, über all diesen Tönen und dem emsigen Treiben, eine dicke, von erwärmtem Harz und Terpentinöl geschwängerte Luft. Staunend sah ich, wie aus flüssigen Ölen einmal diese Farbe, einmal eine andere entstand. Noch heute habe ich jene Geräusche im Ohr und der Geruch von Terpentinöl versetzt mich innert Sekunden in diese Nachmittagsstunden, in denen meine Faszination für Farben und ihre Herstellung entstand. Später, als mein Bruder Gerhard alt genug war, mich auf den Ausflügen zur Grossmutter und zur Fabrik zu begleiten, wurde das Kisten lager der Blanc-fix-Produkte zu einem unserer Lieblingsspielorte: Oft stapelten wir Türme aus leeren Holzkisten – jeder wollte den höchsten Turm – bis zu dem Moment, in dem wir sie unter freudigem Geschrei wieder zum Einstürzen brachten.»

Gerhard Knuchel erzählt:

«Ein besonderes Erlebnis war es, wenn wir einen Mitarbeiter an den Bahn-hof begleiten durften, um Rohstoffe abzuholen. Damals kam und ging fast alles mit der Bahn. Die Ware wurde auf einen grossen Leiterwagen ge-schafft und dann mit vereinten Kräften zum Turm gezogen. Glücklicher-weise war der Weg nicht weit und ging es nirgends bergauf. Für die kurze Steigung von der Strasse zum Firmeneingang wurde der Wagen mit einer Seilwinde verbunden. Um die Ware vom Wagen herunterzunehmen, be-nutzte man eine von Hand betriebene Hebebühne. Hubstapler und Paletten gab es noch keine. Der gesamte Prozess war ein richtiges Unterfangen und bereitete uns viel Spass.»

Erinnerungen 1930–51

Bereits ist die junge Generation

auf dem Plan. (Bild um 1930)

Der dreijährige Marc

vor der Fabrikgarage.

Page 9: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

16 17

1952–61

und der Buchhaltung. Im Laufe der Jahre bildete sie über 20 Lehrlinge aus. Niemand kannte den Betrieb so in- und auswendig wie sie. Man erzählt, sie hätte sämtliche Kunden bereits an deren Stimmen am Telefon erkannt und die entsprechenden Adressen gleich auswendig gewusst. Einen maschinel-len Rechner hielt sie nicht für nötig, weil sie auch alles rund um Zahlen bes-ser und schneller im Kopf abwickelte. Ernst Knuchel konnte sich jederzeit und insbesondere in Zeiten seiner Abwesenheit voll auf sie verlassen.

Eduard Knuchel

Ein ähnliches Vertrauensverhältnis hatte Ernst Knuchel zu seinem jüngsten Bruder Eduard. Mitbeteiligt an der Liegenschaft «Turm», war jener bereits in den Gründerjahren als Kommanditär in die Firma eingetreten und hatte sich bis zu seiner Pensionierung als «Chef de Fabrication» mit grosser Sorgfalt um die Herstellung der Produkte gekümmert. Zu jener Zeit ging es in der

Produktion teilweise abenteuerlich zu und her: Neben elektrischen Wärme-platten für Wachsprodukte gab es nämlich auch ein offenes Feuer, auf dem Lösungsmittel im Wasserbad erwärmt wurden. Zudem war der Platz in der Fabrikationshalle knapp und die verschiedenen Maschinen (Walzenstuhl, Knetmaschine, Trichtermühle, Dreiwalzenstuhl und Schnellrührer), welche je nach Gebrauch mit einer Transmissionsanlage mit Antriebsmotor verbun-den wurden, standen eng beisammen. Äusserste Vorsicht war da geboten – und dank dem Bruder des Firmengründers auch immer gewährleistet: Es ist in all den «Turm-Jahren» nie zu einem Brand mit Folgen gekommen. Umso mehr zu nächtlicher Musik: Es gehörte zu Eduard Knuchels Feierabend ritual, sich auf die Holzbalken hoch oben unter dem Turm-Dach zurückzuziehen, um dort, Mundharmonika spielend, den Tag zu beschliessen.

Nachkriegsjahre

Nach dem Krieg ging es langsam wieder aufwärts. 1948 konnte die Fabrikation des «Brillant» Weisselpulvers durch einen kleinen, zweistöcki-gen Anbau rationalisiert werden. Eine moderne, ebenfalls zweistöckige An-lage mit Mischtrommel, Silo und halbautomatischer Abfüllstation ersetzte die in den 10er-Jahren angeschaffte Mischtrommel. Das Herstellungsver-fahren, welches bis anhin insbesondere beim Abfüllen aufwändige Hand-arbeit erforderte, wurde durch die neue Installation stark vereinfacht. Die Investition kam im richtigen Moment: denn ohne die Zeitersparnis hätte man den rasanten Lohnerhöhungen, welche mit dem wirtschaftlichen Auf-schwung nach dem Krieg einhergingen, nicht begegnen können. Dieser überlebenswichtige Rationalisierungsschritt durch das Ersetzen der ersten Mischtrommel hatte somit symbolischen Charakter – sie stand für einen Wendepunkt und deutete auf die vielfältigen Umbrüche in den bevorste-henden Jahren hin.

Eine neue Zeit bricht an...

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war von einer starken Struktur-wandlung und von Wachstum geprägt. Alte Berufe wie Küfer, Sattler, Pflug-schmiede und Wagner starben mehrheitlich aus und neue Gewerbe traten an deren Stelle. Aufgrund dieser veränderten Marktverhältnisse nahm die Bedeutung der traditionell geführten Öl- und Wachsprodukte kontinuier-lich ab. Auch in der Baubranche zeichneten sich grosse Veränderungen ab. Spannteppiche, Linoleum und Plastikböden verdrängten die bis anhin weit verbreiteten Holzböden und damit die bis-her produ zier ten Holzboden-mittel «Marsol», «Turm- und Blenda»-Beize.

Eine neue Zeit brach an und neuzeitliche Produkte waren gefragt. Dieser Herausforde-rung war der Betrieb gewach-sen: 1952 übernahmen die

beiden Söhne Marc und Gerhard die Firma von ihrem Vater. Sie begannen ihr frisch erworbenes Fachwissen einzubringen und die Fabrikation der Farb- und Lackprodukte voranzutrei-ben. Innovativ war die Verwendung von neu erfundenen Alkydharzen, welche der Farb- und Lackherstellung neue Möglichkeiten eröffneten und die auf Leinöl und Naturharz aufbauenden Produkte mehr und mehr ver-drängten. Die synthetischen Harze machten enorme Qualitätssteigerungen möglich: in der Applikation, der Haftung, der Trocknungsgeschwindigkeit, der Vergilbungsbeständigkeit, der Haltbarkeit und der Temperaturunabhän-gigkeit.

Marc Knuchel, direkt von der Ingenieurschule für Farben und Lacke in Krefeld (Deutschland) zurück, konnte es kaum erwarten, diese neuen Er-rungenschaften im eigenen Betrieb zu erproben und umzusetzen. Schritt für Schritt entwickelte er mit seinem Team die ersten Kunstharzfarben und schon bald die wasserverdünnbaren Dispersionsfarben. Anfänglich fehlten die Erfahrungswerte. Die neuen Produkte mussten während mehrerer Jahre auf Wetterfestigkeit geprüft und ständig verbessert werden. Der Durch-bruch gelang, als Dispersionsrohstoffe auf Acrylbasis erhältlich wurden. Die Firma wusste diese Rohstoffe optimal einzusetzen und war damit einer der

Not macht erfinderisch...

Eine Reihe neuer Produkte – wie hier die Füllfedertinte – verhalf

dem Unternehmen durch die krisengeschüttelten 30er und 40er-Jahre.

Die Söhne stehen bereit, die

Firma weiterzuführen.

Marc Knuchel

im Farbenlabor Krefeld.

Page 10: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

18 19

hatten, schrieb zwar schwarze Zahlen, war aber investitionsbedürftig und verlangte nach einer völlig neuen Ausrichtung. Wir waren jung und von den sich auftuenden Möglichkeiten beflügelt. Wir wollten etwas Neues schaf-fen, etwas aufbauen, gute und moderne Produkte kreieren. Es ging uns nicht darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Was wir verdienten inves-tierten wir in den Betrieb. Wir identifizierten uns mit der Firma und konnten auf eine gute Equipe zählen. Und wir hatten Glück: Mein Bruder und ich waren von Anfang an ein sehr gutes Team. Wir vertrauten uns gegenseitig und fanden eine ideale Arbeitsteilung. Während sich Gerhard ganz dem Aufbau einer neuen Kundenstruktur und den administrativen Aufgaben widmete, war ich intensiv damit beschäftigt, neue Produkte zu entwickeln, Erfahrungswerte zu sammeln, die Rezepturen zu verbessern und Qualitäts-rohstoffe aufzuspüren. Ich tüftelte, prüfte, verglich – nur beste Qualität war uns gut genug. Wir brauchten ein paar Jahre bis die Umstrukturierung voll-

zogen und wir auf dem Markt etabliert waren. Dann ging es sprunghaft vorwärts.»

ersten Betriebe in der Schweiz mit einer erstklassigen Dispersionsfarbe auf Acrylbasis im Angebot. Die Vorzüge dieser «Durovit» Seidenglanz Disper-sion gegenüber den herkömmlichen Dispersionen waren so überzeugend, dass für das Produkt kaum Werbung gemacht werden musste. Daneben arbeitete die Firma auch intensiv an der Entwicklung weiterer neuer Pro-dukte. Die wichtigsten darunter waren der «Brillant» Kunstharz Emaillack, Zweikomponentenlack für Boden- und Parkettversiegelung, «Brilac» Indus-trielack, Holzschutzlasuren sowie diverse Rostschutzgrundierungen und -decklacke. Die neuen Produkte waren erfolgreich und der Umsatzverlust auf den chemisch-technischen Artikeln konnte wettgemacht werden. Die Umstrukturierung dauerte mehrere Jahre und betraf neben dem Sortiment auch den Aufbau einer neuen Kundenstruktur.

Erste Erfahrungen der zweiten Generation

Acht Jahre lang konnten Marc und Gerhard Knuchel auf die Unterstützung und das Wissen ihres Vaters zählen. Ernst Knuchel widmete sich bis zu sei-nem 79. Altersjahr den buchhalterischen Aufgaben und gab seinen Söhnen manch wertvollen Geschäftstipp mit auf den Weg.

Gerhard Knuchel erzählt: «Unser Vater sagte uns zu Beginn: Wenn ihr nicht auf Verkaufsreisen geht und euch um gute Kontakte mit den Kunden bemüht, dann könnt ihr das Produzieren gleich bleiben lassen. Die Kunden

sind das A und O – ohne sie läuft nichts. So wurden wir beide, noch bevor wir die Firma übernahmen, auf Geschäftsreisen geschickt, ins kalte Wasser gestossen – so kam es mir vor. Es war wie eine Art Test. Bestehen wir den, dann schaffen wir auch den Rest. Ich muss gestehen, dass es mich am Anfang ziemliche Überwindung kostete. Wie stelle ich das nur an? Weiss ich genug über unsere Produkte? Dieses mulmige Gefühl hatte ich aber nur am Anfang. Es ging nicht lange und ich war mit Leib, Seele und Freude dabei. Das persönliche Gespräch mit den Kunden lag mir. Die Verkaufs-erfolge motivierten, waren aber zweitrangig. Der Mensch stand für mich immer im Vordergrund. In den 50 Jahren meiner Geschäftstätigkeit legte ich jährlich über 50 000 Kilometer zurück. Genau wie unser Vater fingen auch mein Bruder und ich im Kleinen an: Mit einer kleinen Schachtel, gefüllt mit 24 «Brillant» Emaillackfarben à 125 Gramm, begaben wir uns auf die Reise und machten so unsere neu-en Produkte in den Gemischtwarenläden und Eisenwarenhandlungen bekannt. 1956 folgte der erste Emaillackfarben-Ständer mit ver-schieden grossen Büchsen und mehreren Farbtönen. So vergrösserte sich unser Sorti-ment stetig.»

Marc Knuchel weiss zu berichten: «Es war eine anstrengende, aber äusserst spannende Zeit. Anfänglich ging es nur langsam vorwärts, wir hatten viele Ideen und wenig Geld. Der Be-trieb, den wir von unserem Vater übernommen

Die um 1956 eingeführte Blume

war wegbereitend für die

heutige Form des Firmenlogos.

Sie wurde speziell für die

Emaillack-Linie entwickelt,

welche noch heute im

Sortiment geführt wird.

Eine «Brillant» Werbebotschaft

aus den 50er-Jahren.

Ab 1956 standen die ersten Emaillack-

Verkaufsständer zur Verfügung.

«Brillant» Dose mit dem nur kurz

geführten Edelstein-Logo.

Page 11: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

1962–2010Standort Steinackerweg

Page 12: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

2322

Ein weiterer Anbau am bisherigen Standort war keine Variante – zu klein war dort der Spielraum, zu gross die geplanten Veränderungen. Zudem war es der Familie wichtig, die aufkommenden Bestrebungen für die Erhaltung des einmaligen und geschichtsträchtigen Ortsbildes zu unterstützen. Nicht zuletzt waren auch neue Brandschutzvorschriften mit ein Beweggrund, das Hinterstädtchen zu verlassen und in die Gewerbezone zu ziehen.

Bauliche Ideen wurden mit Fachleuten erörtert. Bereits 1962 konnte eine grosszügige und nach neusten Erkenntnissen des Fertigelementbaus er-richtete Produktionshalle für Lacke und Farben eingeweiht werden. Der Zeitpunkt des Bauens war optimal. Anfangs der 60er-Jahre wurden neue Methoden der Farbenherstellung entwickelt. Neue Dispergier- und Mahl-maschinen kamen auf den Markt und konnten direkt in die Produktions-halle am Steinackerweg eingebaut und in Betrieb genommen werden. Zur Ausstattung zählten schon damals ein Dreiwalzenwerk, Kugelmühlen, eine Kolloidmühle, leistungsfähige Dissolver, Siebmaschinen und Filteranlagen, diverse Rührwerke, eine Abfüllmaschine, Waagen und gegen Ende der 60er-Jahre auch verschiedene Perlmühlen.

Richtig fabelhaft sei das gewesen, erinnern sich die beiden Brüder. Denn punkto Produktequalität eröffneten sich tatsächlich noch einmal neue Welten. Die Kunstharze hatten bereits eine deutliche Qualitätssteigerung gebracht, mit den neuen Maschinen waren jetzt aber auch die technischen Möglichkeiten gegeben, die Farben und Lacke in der gewünschten Reinheit und Kornfeinheit herzustellen. Neu waren zudem die heute nicht mehr weg zu denkenden Gabelstapler und Euro-normierten Paletten. Damals waren sie revolutionär und haben sowohl den Fabrikationsablauf wie die Lager-haltung wesentlich vereinfacht. Das zeitliche Zusammentreffen des Neu-baus mit den neu erhältlichen Maschinen ermöglichte den Aufbau eines fortschrittlichen und leistungsfähigen Industrieunternehmens.

Revolutionärer Neubau

Mit dem Umzug der Produktion an den Steinackerweg fassten Marc und Gerhard Knuchel schon bald eine weitere Bauetappe ins Auge. Büro, Lager-räume und Spedition waren zu diesem Zeitpunkt nämlich noch immer am Standort «Turm». Dies stellte die Firma vor erhebliche logistische Heraus-forderungen. Waren und Leergebinde wurden mühsam mittels VW-Bus zwischen den Standorten hin- und hertransportiert. Das kostete Zeit und wertvolle Ressourcen. Möglichst bald mussten daher alle Abteilungen an

den einen Kilometer entfernten Steinackerweg verlegt werden. 1967 wa-ren die notwendigen finanziellen Rückstellungen gemacht um das wohl grösste Bauvorhaben in der Geschichte von Knuchel Farben anzugehen: Ein Neubau mit einem zwölf Meter hohen Hochregallager für Fertigwa-ren mit integrierter Speditionsabteilung. Die Möglichkeit, Fertigwaren «en gros» herstellen zu können, sie vor Ort zu lagern und direkt auszuliefern, rationalisierte die Auftragsabwicklung erheblich. Gross- wie auch Kleinauf-träge konnten nun kostengünstig und speditiv ausgeführt werden, was die Marktposition der Firma entscheidend stärkte. Da auch die Büroräume im Neubau Platz fanden, war das Unternehmen nach fünf langen Jahren wie-der «unter einem Dach» vereint. Mit diesem grossen Schritt war die Ära «Turm» endgültig Geschichte.

Knuchel Farben im Aufwind

Das neue Logistikgebäude diente nicht nur kürzeren Arbeitsabläufen. Das Konzept hatte Pioniercharakter und wurde von der Öffentlichkeit entspre-chend wahrgenommen. Es war damals das erste Hochregallager in der Schweizer Farbenbranche. Zahlreiche Besucher machten sich vor Ort ein Bild von diesem zukunftsweisenden Projekt. Der Bekanntheitsgrad wie das Vertrauen in die Firma wuchsen und es kam zu Kontakten und zur Zusam-menarbeit mit Farbenfirmen und Grossisten, welche das Unternehmen in verschiedenen Bereichen der Sortimentserweiterung positiv prägten und bereicherten. Die Firma sammelte Erfahrungen auf dem Gebiet des Kor-

Ende der 50er-Jahre wurden die

Räumlichkeiten in den Turmgebäuden knapp

und die zum Teil als Wohnräume konzipierten

Flächen entsprachen nicht länger einer

rationellen Farben- und Lackproduktion.

Daniel und Herbert Knuchel vor dem ersten Hallenbau. Das Gerippe des Hochregallagers steht bereit.

1962–74

Page 13: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

2524

rosions- und Bautenschutzes. Grossaufträge für Renovationen von Heizöl-Tankanlagen führten zu einer Erweiterung des Sortiments an 2-Komponen-ten Epoxy-Systemen. Diese Aufbauten finden vor allem bei der industriellen Bodenbeschichtung Verwendung.

1967 kam das Unternehmen mit der Übernahme der Firma Dr. Rittmeyer in Erlen auch im Gebiet der industriellen Holzlackierung einen grossen Schritt vorwärts.

Beziehungsnetz

Ein langjähriges Vertragsverhältnis entstand in dieser Zeit mit der Firma Motorex in Langenthal, für welche Rostschutzgrundierungen und Fahr-zeuglacke für die Landmaschinenbranche hergestellt werden konnten. In Zusammenarbeit wurde im Laufe der Jahre ein nützliches Farbtonverzeich-nis mit über 1000 Original-Farbtönen erarbeitet. Von grosser Bedeutung war in jener Phase auch die Geschäftsbeziehung

mit dem Farbengrossisten August Schoch in Olten, der von 1965 bis 1992 das Exklusivrecht von Knuchel-Produkten für die Malerkundschaft in der Deutschschweiz hatte. Als ausgewiesener Fachspezialist vermittelte er der Firma viele wertvolle Impulse zur Optimierung der Produkte.

Ähnlich inspirierend war die Zusammenarbeit mit Willy Maurer, der 1969 als Vertreter für die französische Schweiz zur Firma stiess. Er verfügte über grosse Berufserfahrung und überwachte die Projekte seiner Kunden wann immer möglich persönlich. Marc Knuchel erzählt, man hätte ihn häufiger als Vorführmeister im Überkleid auf Gerüsten als im feinen Vertreteranzug ge-sehen. Willy Maurer trug mit praktischen Anregungen viel zur applikations-technischen Verbesserung der Produkte bei. Gemeinsam mit ihm wurde ein reicher Erfahrungsschatz mit Bautenschutzfarben und rissüberbrückenden Anstrichsystemen erarbeitet und viele Produkte wurden Härtetests unterzo-gen wie zum Beispiel im «sibirischen» La Brévine (NE) als auch im Wallis in den Höhenlagen zwischen 1500 bis 2000 Meter über Meer.

Ein weiterer Neubau entsteht

Um das stark wachsende Auftragsvolumen auffangen zu können, entstand 1975 eine dreistöckige Fabrikationshalle, in welche ein Hochleistungsdis-solver mit vier Grossbehältern eingebaut wurde. Die leistungsfähige, aus England stammende Anlage dient der rationellen Fertigung von Disper-sionsfarben, Rostschutzfarben, Holzlasuren und Imprägnierungen. Dank ihrer grosszügigen Auslegung gehört sie heute noch zum Herzstück der Knuchel-Farbenproduktion. Der Rationalisierungseffekt war beträchtlich: Die Fabrikationszeit eines Kilos Dispersionsfarbe, inklusive Sieben und Ab-füllen, reduzierte sich von drei Minuten auf 15 Sekunden.

Umnutzung der Turm-Liegenschaft

Die alten Produktionsräume im Hinterstädtchen wurden nach und nach renoviert, die Firmenanbauten abgerissen und die Fabrikationsräume in Wohnungen und in einen Gemeindesaal umgebaut. Ende der 70er-Jahre kamen mit dem Flüchtlingsstrom aus Laos und Vietnam Asylsuchende in die Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei Wohnungen gerade fertig re-noviert und die Familien von Gerhard und Marc Knuchel entschlossen sich, eine grössere Flüchtlingsgruppe aufzunehmen. Durch diesen Kontakt ergab sich die Möglichkeit, mehreren Flüchtlingen eine Arbeitsstelle in der Fabrik anzubieten. Zwei dieser Mitarbeiter sind mittlerweile seit 29 beziehungs-weise 23 Jahren für die Firma tätig. Beide haben sich im Laufe der Jahre ein fundiertes Fachwissen angeeignet und bereichern die sonst vorwiegend aus

Die Beton-Fertigelemente für das Hochregallager werden angeliefert und gesetzt. (Standbild aus Filmdokument 1967)

Roland Schöni an der damals neuen Dissolveranlage. (Bild um 1978)

1975–82

Page 14: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

2726

Neue Labor- und Büroräume

Die Firma verzeichnete ein erfreuliches Wachstum und stiess erneut an ihre räumlichen Grenzen. 1983 folgte ein Neubau des Treppenhauses mit Aufstockung von Büroräumen und einem modern ausgestatteten Labor. Letzteres war von Marc Knuchel lang ersehnt. Während 30 Jahren hatte er mit einem kleinen Team unter einfachen Bedingungen Forschung betreiben müssen. Fragt man ihn, wie es trotzdem gelang, Produkte zu entwickeln, die den Schweizer Farbenmarkt bis heute so nachhaltig bereichern, dann meint er, dass dies neben dem intensiven Austausch mit Kunden vor allem auch dank seiner guten Beziehungen zu den Rohstofflieferanten möglich war: «Durch sie habe ich mir enorm viel Wissen aneignen können. Ich habe die Lieferanten meistens persönlich empfangen und mir Zeit genommen, mich mit ihnen über Vorteile und Eigenschaften ihrer Produkte zu unterhalten. Dadurch gelangte ich zu wertvollen Tipps, die weit über die Informationen auf den Merkblättern hinaus gingen. Gewinnbringend waren ausserdem die regelmässigen Besuche an der Chemiemesse «Achema» in Frankfurt sowie der Austausch mit drei Studienkollegen, den wir in lebenslangen Freundschaften rege pflegten. All dies hat sehr viel Laborarbeit erspart.»

Dank den neu geschaffenen Arbeitsstellen im Labor sowie der neuen Hilfs-mittel, zu denen unter anderem eine Schnellbewitterungsanlage und ein bis zu 1000 °C erhitzbarer Brennofen gehören, konnte sich die Firma ab diesem Zeitpunkt noch intensiver auf die Entwicklung neuer Produkte konzentrie-ren.

der Schweiz und Europa stammende Belegschaft.

Das Computerzeitalter

In den Büroräumen hatte die Computerisierung schon früh Einzug gehalten. Bereits 1969 wurde das Lochkartensystem eingeführt, welches in der Erfas-sung der Verkaufszahlen und der Buchhaltung zwar erste Vereinfachungen schaffte, in der Handhabung jedoch aufwendig war, da die Auswertung der Karten sowie der Ausdruck auf einem Grosscomputer in Basel erfol-gen musste. Diese Grosscomputer kosteten damals über eine Million Fran-ken – ein Betrag, der weit über dem Budget eines Kleinbetriebs lag. Neun Jahre später konnte mit einer Investition von 120 000 Franken ein erster Disketten-Computer von der Firma Inteco, mit welcher das Unternehmen noch heute zusammen arbeitet, angeschafft werden. Der 31. Januar 1978 ging mit dem ersten elektronischen Monatsabschluss als «grosser Tag» in

1983–85Bereits 1978 wurde der erste Buchhaltungs-

Computer «Tealtronic» in Betrieb genommen.

Eingang und Treppenhaus nach der Aufstockung im Jahr 1983.

die Buchhaltungsgeschichte der Firma ein. Weitere neun Jahre später folgte das UNIX-basierte Computersystem, welches noch heute eingesetzt und laufend dem neusten Entwicklungsstand angepasst wird.

Co. wird AG

1979 wurde die Rechtsform der erreichten Firmengrösse angepasst: Die Kommanditgesellschaft «Knuchel & Co.» wurde in die beiden Aktiengesell-schaften Knuchel Farben AG und Knuchel Immobilien AG umgewandelt. Diese klare Trennung der Farben AG für das operative Geschäft und der Immobilien AG als Verwalterin der Liegenschaften, schuf die entsprechende Transparenz für die Kundschaft und somit das weitere Wachstum. Beide Familienstämme Marc und Gerhard Knuchel partizipieren zu gleichen Teilen an den neu herausgegebenen Aktien.

Page 15: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

2928

Computerunterstützte Farbmetrik

Gerhard Löffel, welcher von 1958 bis 1992 in der Abtönerei tätig war, be-herrschte die Kunst des manuellen Farbmischens von Auge wohl wie kein anderer. Das zunehmende Auftragsvolumen führte 1982 zur bahnbrechen-den Anschaffung eines «Zeiss» Farbmess- und Rezeptiercomputers. War zuvor beim Nuancieren der Farben ein geschultes Auge, Erfahrung und das Gespür für Farben unerlässlich, ermöglichte die Anlage eine schnelle und genaue Rezeptierung eines jeden beliebigen Farbtons.

Firmeneigener Verkaufsladen

Der «Verkauf ab Fabrik» hatte sich seit den «Turm-Zeiten» kontinuierlich weiterentwickelt und wurde von den Kunden dank der persönlichen Be-ratung und der ausgezeichneten Qualität der Produkte mehr und mehr geschätzt. Durch die Aufstockung des Bürotraktes wurden im Parterre Räumlichkeiten frei, welche das Einrichten eines ersten Verkaufsladens er-möglichten. Das «Guichet à la Postschalter» hatte ausgedient.

Die beiden Mitarbeiter Robert Furrer (rechts) und Marco Cottorino

auf einer COLORAMA Werbeaufnahme.

Die moderne Farbmetrik erlaubt hochpräzise Bestimmungen.

Neues Umweltschutzkonzept

Ab 1986 folgte eine weitere, sich über mehrere Jahre erstreckende Baupha-se, die ganz im Zeichen des Umweltschutzes stand. Neue Vorschriften be-züglich Luftreinhalteverordnung, Brand- und Gewässerschutz und weiteren Störfallverordnungen traten in Kraft und wurden mit grossen Investitionen Schritt für Schritt umgesetzt.

Wichtige Voraussetzungen waren dank der frühzeitigen Beachtung der Luftreinhalte- und Abfallverordnung sowie der Unterkellerung der Fabri-kationshallen zu diesem Zeitpunkt bereits gegeben. Dies ermöglichte eine Verteilung der Investitionen auf mehrere Jahre und zeugte von umweltpo-litischer Weitsicht.

Im Gesamtkontext betrachtet, war diese fünfte Bauetappe die Kleinste. In finanzieller Hinsicht jedoch bedeutete sie eine grosse Herausforderung. Schliesslich hatten die Investitionen weder einen Rationalisierungseffekt noch die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit zur Folge. Viel mehr ging es darum, der Umwelt Sorge zu tragen und die Weiterentwicklung der Firma sicherzustellen – das langfristige Gedeihen der Firma war und ist das Ziel.

Heute erfüllt das Unternehmen alle Umweltschutzverordnungen und ist von der EKP (Kantonale Arbeitsgruppe für einzelbetriebliche Katastrophenprä-vention) als «vorbildlich» in der Schweizer Farbenbranche eingestuft worden.

1986–92

Das Unternehmen ist mit einer modernen Sprinkleranlage ausgestattet.

Page 16: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

3130

Luftreinhalteverordnung

• Ausrüstung beider Fabrikationshallen mit Frischluftfilter und Staubab-scheider, die einerseits für eine gute Luftqualität innerhalb der Gebäude sorgen und andererseits verhindern, dass Feinstaub an die Umwelt gelangt.

• Anschaffung umweltgerechter Produktionsmaschinen beinhaltete 1985 den Erwerb der ersten Perlmühle in geschlossener Ausführung, um Emissionen in die Umwelt zu verhindern.

• Für Rezepturen mit leichtflüchtigen Lösungsmitteln wird mit einem Vakuumdissolver gearbeitet.

• Bei Neuanschaffungen werden konsequent Modelle mit geschlossenen Systemen bevorzugt, die zudem in ungeöffnetem Zustand gut gereinigt werden können.

• Das Luftreinhaltekonzept wird über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus gefördert: Die durchschnittlichen Emissionen betragen nur 10% des erlaubten Wertes.

Störfallverordnung

• Ersetzen der Eternithalle zur Einlagerung von Rohstoffen mit einer brandfesten Fabrikationsbereitstellungshalle.

• Erdverlegung von insgesamt 14 doppelwandigen Lösungsmitteltanks.

• Sämtliche Fabrikationsgebäude sind unterkellert und als Auffang wannen ausgelegt.

Die Umweltmassnahmen im Überblick

Gewässerschutz

• Absicherung des Betriebsgeländes rund um die Fabrik und Erstellung einer Chemiekanalisation mit Auffangtank.

• Errichten eines Absperrsystems für die Sammelkanalisation zum Schutz der Gewässer.

• Trennung der Industrieabwässer von den übrigen Betriebsabwässern und Installation einer automatischen Industrieabwasserreinigungsanlage.

Brandschutz

• Erstellung von elf Brandabschnitten innerhalb des Fabrikgebäudes.

• Installation einer Sprinkleranlage im Hochregallager. Um die Sicherheit zusätzlich zu erhöhen, wurden sämtliche Fabrikations- und Büroräume mit der Anlage ausgerüstet.

• Ein Wasserreservoir mit einem Fassungsvermögen von 200 000 Liter sorgt im Brandfall für zusätzliches Löschwasser.

Umweltschutz – immer aktuell

• Wärmerückgewinnungsanlage, welche die bei Arbeitsprozessen entstehende Energie ins Heizsystem einspeist.

• Einsatz von Ökostrom als weiteres Zeichen für einen Ressourcen schonenden Umgang mit der Umwelt.

1993–2001Mit dem Eintritt der dritten Generation kam zusätzlicher Schwung in die Firma. Adrian Knuchel und sein Bruder Herbert traten im Jahr 1982 ins Un-ternehmen ein. Christine Knuchel kam 1988 dazu, Gerhard 1992. Adrian, welcher neben einer kaufmännischen Ausbildung über eine Marketing-weiterbildung verfügt, übernahm die Werbung, Produktpflege sowie die administrative Leitung. Herbert als ausgebildeter Maler mit Eidg. Berufsab-schluss leitete während 20 Jahren Produktion und Logistik. Christine ist in der Buchführung tätig. Gerhard führt als Chemiker ETH mit Spezialisierung Farben und Lacke, die Forschung und Entwicklung neuer Produkte.

Neuer Wind in Corporate Identity und Werbeauftritt

In den 90er-Jahren wurden wichtige Weichen für die zukünftige Marktpo-sitionierung des Unternehmens gestellt. Laut Adrian Knuchel war es ein Glücksfall, dass er anlässlich eines Zivilschutzdienstes im Jahr 1992 den Gra-fiker Markus Beer kennen lernte: «Wir haben uns von Anfang an wunder-bar verstanden und seine offene und unkonventionelle Heran gehensweise ans Marketing beeindruckten mich.» Es waren die Anfänge der Computer-grafik – neue Möglichkeiten der Visualisierung eröffneten sich. Gemeinsam überarbeiteten die beiden die Knuchel-Blume, kreierten erfolgreich neue Etiketten, Prospekte und Produktenamen – die gesamte Firma erhielt ein neues, frisches Image. Wichtige marketingstrategische Entscheide wurden mit dem Ziel gefällt, die Positionierung der Firma im Markt zu festigen so-wie die Produktevielfalt klar zu kommunizieren.

Wasserverdünnbare Produkte

Mit der Fokussierung auf wasserverdünnbare Bautenschutzfarben erfolgte Anfang der 90er-Jahre ein wichtiger Schritt. Das allgemein zunehmende Umweltbewusstsein löste in der Farbenbranche den Trend für umwelt-gerechtere Farben und wässrige Systeme aus. Mit der Registrierung der Marke «BLENDA» im Jahr 1994 wurden diese neuentwickelten Produkte in der «BLENDA-SWISS-LINE» zusammengefasst. 1995 wurde die Linie an

Das neue Medium «Computergrafik» wurde schon früh

und konsequent in der Werbung eingesetzt.

Page 17: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

3332

der «Swissbau»-Messe in Basel erstmals dem Publikum präsentiert. Seit-dem wird sie laufend mit weiteren Produkten ergänzt, verfeinert und findet zunehmend auch im Industriebereich Verwendung. Der Name «Blenda» wurde in Anlehnung an ein Blenda-Produkt gewählt, welches der Firmen-gründer Ernst Knuchel in den 30er-Jahren lancierte und über viele Jahre erfolgreich verkaufte.

Kreative und kundenspezifische Entwicklungen

Knuchel Farben ist immer wieder durch ideenreiche Produkte im Effekt- und Dekobereich aufgefallen und hat sich mit verschiedenen, zukunfts-weisenden Eigenentwicklungen einen Namen gemacht. Kundenspezifische Produkte zu entwickeln wie Speziallacke für Glaskeramikkochfelder oder

Lackierungen für Sicherheitsgläser wie sie bei Frontscheiben für Lokomoti-ven und Flugzeuge verwendet werden, gehörten und gehören zu den Stär-ken des Betriebes.

Gerhard Knuchel jun.: «Es ist nicht so, dass sich die Realisierung von Spe-zialwünschen immer lohnen würde. Trotzdem fördern wir sie bewusst. Das Suchen nach Lösungen erhöht die Kreativität und macht Freude. Daneben lernen wir Neues über Rohstoffe und deren vielfältige Anwendungsmög-lichkeiten. Ausserdem ist es äusserst motivierend, dem Kunden ein optimal auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Produkt anbieten zu können.»

COLORAMA

Der «Verkauf ab Fabrik» entsprach einer grossen Nachfrage und entwickel-te sich dank des Engagements von Robert Furrer sehr schnell.

Robert Furrer: «Als wir 1983 den ersten Verkaufsladen eröffneten, bedien-te ich oft allein im Laden und kannte die Kunden persönlich mit Namen. Nach und nach erweiterten wir das Angebot zusätzlich, was sehr geschätzt wurde. Die bestehende Verkaufsfläche wurde schliesslich zu knapp, ein Verkaufsteam war gefragt und wir mussten eine bessere Lösung finden.»

1999 konnte ein gegenüberliegendes Gewerbegebäude gekauft werden, welches sich für den Verkauf ab Platz optimal eignete. Jetzt war der Zeit-punkt gekommen, eine marketinggerechte Verkaufsplattform zu schaffen mit der Vision, das erfolgreiche Konzept «Verkauf ab Fabrik» geographisch auszubauen und in gewisse bestehende Kundenbeziehungen einzubringen. Aus marketingstrategischer Sicht musste ein Name für das Grosshandels-projekt gefunden werden. Adrian Knuchel: «Wir wollten einen einprägsa-men Namen, der sich an «Farbe» anlehnt und sich in allen vier Landes-sprachen gut aussprechen lässt – was man ja von Knuchel nicht unbedingt behaupten dürfte. In enger Zusammenarbeit mit unserem Grafiker Markus Beer entstand das COLORAMA-Verkaufskonzept». Dies war die Geburts-stunde der neuen Marke, welche im Jahr 2000 hinterlegt wurde.

MIX-Abtönsystem

Gleichzeitig mit der Gründung der COLORAMA-Distributionslinie wurde das moderne Lack-in-Lack MIX-Abtönsystem eingeführt. Wo kundenspezi-fische Farbtonaufträge bis anhin auf aufwändige und manuelle Art ausge-führt werden mussten, erfolgte die Farbdosierung neu mittels einer voll-automatischen Dosiermaschine direkt in vorgefüllte Konverter-Dosen oder -Kessel. Dieses Abtönverfahren bringt erhebliche Vorteile wie geschlossenes Mischen, geringe Lagerhaltung, hohe Flexibilität und Reproduzierbarkeit. Ausserdem entlastet sie die stark beanspruchte Nuancierabteilung (Abtö-nerei).

Im Laufe der Zeit sind zusätzliche Produkte auf diese Dosiertechnik umge-stellt worden – sowohl wässrige wie lösungsmittelhaltige Rezepte. Sämt-liche gängigen Farbtonkollektionen wie RAL und NCS stehen den Kunden damit zur Auswahl. Die umfassende Datenbank des Abtönsystems beinhal-tet heute weit über 100 000 Farbtöne.

Knuchel Farben online

Adrian Knuchel: «Eine Homepage war chic und gehörte Ende der 90er-Jahre zum guten Ton. Wir wollten daneben vor allem einen informativen Auftritt mit hohem Kundennutzen.»

Nach umfangreicher Evaluation für eine optimale, gut zu bewirtschaftende Web-Lösung realisierte das Unternehmen im Jahr 2001 seine erste Inter-netpräsenz. Die Besucher erwartete eine funktionale und übersichtliche Firmenseite, auf der das gesamte Sortiment sowie die Anwendungs- und Sicherheitsdatenblätter zu finden waren.

Der Content-Management-basierte Auftritt wurde in Fachpublikationen lobend erwähnt. Die vielen positiven Rückmeldungen verdeutlichen den Nutzwert von «Knuchel Farben online».

Die Fassade des ersten COLORAMA in Wiedlisbach.

Der «Swissbau» Messestand von 1995.

Aufbruch ins Netz: Der erste Internet-Auftritt des Unternehmens.

Page 18: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

3534

Neues Logistikzentrum

Die positive Umsatzentwicklung und die Zunahme der Produktevielfalt führten in den 90er-Jahren zu äusserst knappen Platzverhältnissen in der Lagerhaltung. Es mussten mehrere Aussenlager gemietet werden und ein Erweiterungsbau wurde erforderlich. Dank dem Erwerb einer anliegenden Gewerbeparzelle konnte im Jahr 2002 ein nach modernster Technologie konzipiertes Hochregallager für Rohstoffe und Fertigwaren mit über 3000 Palettenplätzen errichtet werden. Diese Lagerhalle ist durch eine automa-tisch bedienbare Rollbahn direkt mit der Fabrikationsbereitstellungshalle und der Anlieferungsrampe verbunden und gewährleistet eine rationelle Lagerbewirtschaftung. Zusammen mit dem 1967 erbauten Hochregallager verfügt die Firma heute über 4100 Palettenplätze.

Sicherheit und Umweltschutz spielten auch bei diesem Bau eine wichti-ge Rolle: Die fünffache Luftumwälzung in den untersten drei Metern Höhe entspricht dem heutigen Sicherheitsstandard. Der im Erdreich liegende Teil des Gebäudes ist als Auffangwanne ausgelegt und dient im Brandfall als Löschwasserbecken. Ein Wasserreservoir mit einem Fassungsvermögen von 200 000 Litern sorgt im Brandfall für zusätzliches Löschwasser.

Temperiert wird die Lagerhalle durch eine Wärmerückgewinnungsanlage, welche die beim Mahlprozess entstehende Energie ins Heizsystem ein-speist. Diese Technologie spart Heizöl und reduziert die Schadstoffwerte der Abgase stark. Seit 2005 setzt das Unternehmen mit dem Einkauf von

Ökostrom ein weiteres Zeichen für einen Ressourcen schonenden Umgang mit der Umwelt.

Weitsichtiges Baukonzept

Der heutige Fabrikkomplex wurde modular in sechs Bauetappen errichtet und gewährleistet dank vorausschauender Planung noch heute einen op-timalen Betriebsablauf. Jede Etappe war so konzipiert, dass Erweiterun-gen und Installationen von Produktions- und Sicherheitsanlagen jederzeit möglich waren. Das Vorausdenken zeigt sich am Beispiel der im Jahr 2007 installierten Dispersionsfarbenanlage, für welche bereits 32 Jahre zuvor die baulichen Massnahmen getroffen wurden.

Marc Knuchel: «Als wir 1975 die dreistöckige Fabrikationshalle errichteten und den ersten Hochleistungsdissolver einbauten, wünschten wir uns be-reits eine zweite Grossanlage. Wir liessen die entsprechenden baulichen Aussparungen vornehmen. Als die neue Anlage vor drei Jahren angeschafft wurde und sie fast bis auf den Zentimeter genau passte, war unsere Freude sehr gross.»

Das Logistikzentrum bildet die vorläufig letzte Ausbauetappe. Knuchel wäre jedoch nicht Knuchel, würden nicht bereits weitere Ausbauphasen in Betracht gezogen.

2002–2010Das Hochregallager, wie es sich

im Jubiläumsjahr 2010 präsentiert.

Die neue Infrastruktur optimierte die Logistik erneut. Die neue Dispersionsfarbenanlage ist täglich im Einsatz.

Page 19: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

2010Das Team – unser Potential

36 37

Verantwortung wird weitergereicht

Mit Adrian und Gerhard Knuchel jun. übernahm 2003 die dritte Generation die Federführung. Die beiden schöpfen zum einen aus dem Potential einer finanziell unabhängigen und produktionstechnisch fortschrittlich eingerich-teten Firma und können andererseits auf das Know-how eines gewach-senen Familienunternehmens aufbauen. Mit permanenten Investitionen in moderne Entwicklungstechnologien und umweltgerechte Fabrikationsma-schinen setzen sie den hohen Qualitätsstandard fort und schlagen mit einer zukunftsgerichteten Geschäftsphilosophie neue Wege ein.

Schritt in den EU-Raum

Schon seit vielen Jahren hatte Knuchel Farben in kleinem Rahmen geschäft-liche Beziehungen zu einer Vertriebsfirma im Elsass gepflegt. Durch diesen Kontakt wurden Ende der 90er-Jahre immer mehr Holzbeschichtungsfirmen in Frankreich auf die industriellen Wasserlackentwicklungen aus Wiedlis-bach aufmerksam. Diese französischen Firmen schlossen sich mit dem Ziel, Wasserlacke im Hochqualitätsbereich einzusetzen und zu vermarkten, zur Interessengemeinschaft «Naboco» zusammen. Europäische Forschungsgel-der wurden gesprochen und ein langjähriger Qualitätsevaluierungsprozess folgte. Dank der umfassenden Projektbetreuung durch Lutz Dembowski wurde Knuchel Farben zusammen mit einem skandinavischen Hersteller als Lack-Lieferanten zertifiziert. Das Grosskundengeschäft begann zu florieren – nicht zuletzt wegen der reichen Applikationserfahrung und dem Label «Made in Switzerland».

Lutz Dembowski: «Der Erfolg freute uns sehr, stellte uns aber bald vor per-sonelle Herausforderungen. Die Betreuung der französischen Industriekun-den von der Schweiz aus erforderte viel Zeit und veranlasste uns, einen in Frankreich wohnhaften Holzingenieur einzustellen.» Im Jahr 2007 wurde

die Knuchel France SARL – das erste Tochterunternehmen – gegründet. Mit dieser Niederlassung setzte die Firma ein erstes und wichtiges strategisches Standbein in den EU-Raum.

Synergien nutzen

Mit der Firma «Ruba» (Rüfenacht und Baumann) in Täuffelen wurde per Anfang 2010 eine Übernahmevereinbarung für deren Kundenstamm und Rezepturen getroffen. Die bestehenden langjährigen Geschäftsbeziehun-gen sowie gewisse Spezialprodukte schaffen Synergien und bereichern das Gesamtangebot des Unternehmens.

Ausbau des COLORAMA-Netzes

Weitblick und Investition in das COLORAMA-Grosshandels-Konzept zahl-ten sich aus: Nach dem erfolgreichen Start am Standort Wiedlisbach im Jahre 2000 entstanden weitere firmeneigene Filialen in Delémont (2001), Langenthal (2003), Genf (2006), Bern und Biel (2010). Mit «COLORAMA Shop» wurde eine «Light-Version» für Wiederverkäufer geschaffen, um die Knuchel-Produktepalette einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Damit fand die traditionelle Verkaufsphilosophie – Produkte über den Zwi-schenhandel anzubieten – eine moderne Fortsetzung.

In der Zukunft angelangt

Die hundertjährige Firmenentwicklung war dank den motivierten Mitarbei-tenden realisierbar, welche sich als Teil des Unternehmens verstehen. Sie bauen bereits an der zukünftigen Firmengeschichte. Ihnen ist das folgende Kapitel gewidmet.

83 engagierte Mitarbeitende sorgen aufmerksam für einen präzisen

Arbeitsablauf. Vom Labor über die Produktion, Farb metrik, Abfüllerei,

Logistik, Administration, den Aussendiest bis hin zu den COLORAMA:

Alle setzen sich tagtäglich für Sie ein!

Unser Ziel ist, Wissen an junge Menschen weiterzugeben, gemeinsam

zu lernen, Strukturen zu verbessern sowie persönlich wie als Unter-

nehmen weiterzukommen.

Page 20: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

38 39

Labor

«Nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen

entwickeln wir laufend neue Lacke für die unterschiedlichsten

Untergründe wie Windschutzscheiben, Kochherdplatten,

Handys, Klaviere…

Wir sichern die Qualität und verbessern unsere bestehenden

Produkte kontinuierlich – dies sowohl in ökologischer wie in

technologischer Hinsicht.»

Jedem Gegenstand seinen Lack

Page 21: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

40 41

Produktion

«Aus über 750 Rohstoffen fabrizieren wir an die 1000

Farben und Lacke. Die sorgfältig entwickelten Rezepturen

werden von uns grammgenau verwogen. Zum Mischen

und Homogenisieren stehen uns leistungsfähige und

umweltgerechte Rühraggregate und unterschiedliche

Mahlmaschinen zur Verfügung.»

Das Geheimnis eines Produkts ist seine Zusammensetzung und individuelle Machart

Page 22: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

42 43

Farbmetrik

«Wir lassen Ihre farblichen Wünsche wahr werden!

Für Lasuren und Metallglanz-Effekte haben das erlernte

‹Kunsthandwerk› des manuellen Nuancierens sowie unser

gutes Gespür für Farben eine zentrale Bedeutung. Daneben

unterstützen uns moderne Farbrezeptiercomputer beim

Abtönen Ihrer Bestellung.»

Farben machen das Leben bunt

Page 23: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

44 45

Abfüllerei

«Unser Team bringt die Farbe in die richtige Form damit sie

von unserer vielseitigen Kundschaft verwendet werden kann.

Dosen, Kessel, Kannen, Fässer und Container – wir sorgen

dafür, dass die Knuchel-Produkte in grossen wie in kleinen

Mengen im Logistiklager vorrätig sind.»

Wer kauft schon 1000 Kilo Farbe im Container?

Page 24: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

46 47

Logistik

«In engem Kontakt mit den anderen Abteilungen

koordinieren wir die Bereitstellung und Auslieferung aller

Kundenbestellungen. Einen Grossteil der Produkte

haben wir verteilt auf 2000 Palettenplätzen an Lager.

Wir setzen uns dafür ein, dass Ihre Lieferung

korrekt und rasch bei Ihnen ankommt!»

Zur rechten Zeit am richtigen Ort

Page 25: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

48 49

Administration

«Von buchhalterischer Zahlenakrobatik bis hin zur Werbung

– alle ziehen wir am selben Strick. Unser Team freut sich, mit

Ihnen zu kommunizieren. Von der Werbebotschaft über die

Fachberatung bis hin zur Rechnungsstellung – wir wollen,

dass Sie mit Knuchel Farben rundum zufrieden sind!»

Mit Ihnen im Gespräch

Page 26: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

50 51

Aussendienst

«Wir freuen uns, Sie vor Ort zu besuchen, um über neue

Produkte und deren Applikation zu informieren.

Neue Kunden begeistern wir gerne mit unserem breiten

Angebot. Dank unserer langjährigen Erfahrung in der

Baubranche verfügen wir über das fachliche Know-how,

Ihnen praktische und objektbezogene Lösungen aufzuzeigen.»

Mit Kompetenz für Sie unterwegs

Page 27: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

52 53

COLORAMA

«Ob Neu- oder Renovationsanstrich – in den COLORAMA

beraten wir Sie mit Kompetenz und Herz. Das umfassende

Sortiment erlaubt uns, Ihnen für fast alle Materialien das

optimale Produkt anzubieten. Neben den Knuchel-Produkten

finden Sie eine grosse Auswahl an Hilfsmaterialien und

Zubehör – alles was Sie rund ums Malen benötigen.»

Hier gibt’s mehr als Farben und Lacke

Page 28: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

54 55

Geschäftsleitung

«Der Rückblick auf die 100 Jahre Knuchel Farben erfüllt uns

mit Stolz, Freude und Dankbarkeit. Erwartungsvoll blicken wir

nach vorne und sind motiviert, die Herausforderungen der

Zukunft aktiv anzugehen.»

Lutz Dembowski, Entwicklung und Verkauf

Adrian Knuchel, Marketingleiter

Robert Furrer, Verkaufsleiter Bautenschutz

Gerhard Knuchel jun., Entwicklung und Produktion

(von links nach rechts)

Entschlossen in die Zukunft

Page 29: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

56

Mit Herzblut und Engagement

Die Brüder Marc (im Bild links) und Gerhard Knuchel führten die

Firma von 1952 bis 2003. Mit Beweglichkeit und viel Herzblut

haben sie das Unternehmen gemeinsam weiter entwickelt und

in der Schweizer Farben- und Lackbranche bekannt gemacht.

Sie wurden dabei massgeblich von ihren Ehefrauen Hanna und

Ruth unterstützt, die sich warmherzig und tatkräftig um die

Familie kümmerten, sich dabei aber auch auf vielfältige Art

und Weise für die Firma engagierten.

Page 30: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Marc und Gerhard Knuchel persönlich

5958

Stundenweise sind Sie beide noch in der Firma tätig. Was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?

Gerhard: Ich hatte zeitlebens gerne Marken gesammelt und ich dachte, nach der Pensionierung vermehrt Zeit dafür zu finden, was jedoch nicht ein-traf: Mit dem Zahlungswesen und der Postverteilung – das sind die Aufga-ben, die ich immer noch täglich ausführe – bin ich ausgefüllt und meine Tage gehen so angenehm und schnell vorbei, dass fürs Markensammeln noch weniger Zeit bleibt als früher! Zu meinen Hobbys gehörten ausserdem Ge-meinde- und Sonntagsschularbeit, Schach und jegliche Art von Ballspielen.

Marc: Geschichte – insbesondere Lokal- und Schweizergeschichte. Dazu lese ich gerne Fachliteratur zu Wirtschaft, Technik, Naturwissenschaften sowie täglich in der Bibel. Wanderungen und der 15-minütige Weg zur Firma, wo ich nachmittags momentan noch buchhalterische Aufgaben erledige, runden meine Tage ab.

Ihr Lebensmotto

Marc: Das Zitat von Albert Einstein drückt es für mich aus: «Es gibt zwei Arten sein Leben zu leben, entweder so als wäre nichts ein Wunder, oder so als wäre alles eins».

Gerhard: Wir sind Verwalter und nicht Besitzer

Nennen Sie eine wichtige Eigenschaft eines Vorgesetzten

Marc: Immer und überall mit anzupacken, wo Not an Mann ist, auszu-helfen oder mitzuputzen, wenn zum Beispiel jemandem ein Missgeschick passiert.

Gerhard: Nicht mit Dank und Anerkennung zu sparen. Jede einzelne Leistung ist wertvoll und hat Lob und Respekt verdient.

Welche Eigenschaft schätzten Sie an Ihren Mitarbeitenden am meisten?

Marc: Zuverlässigkeit und Teamgeist

Gerhard: Freude und Interesse an der Arbeit

Welchen Rat möchten Sie der jungen Generation weitergeben?

Gerhard: Weiterhin innovativ und sorgfältig zu planen.

Marc: Vorauszudenken und Mut zur Veränderung zu haben – ohne das Bewährte aufzugeben. Ein vorausschauendes Finanzmanagement zu prak-tizieren und soweit wie möglich auf Fremdfinanzierung zu verzichten.

Marc: Absolutes gegenseitiges Vertrauen war und ist die Basis. Wir hatten einen starken Familienzusammenhalt, gingen beispielsweise jahrelang ge-meinsam in die Ferien.

Existierten klare Vorstellungen in Bezug auf die Firmenerweiterungen?

Marc: Beim Umzug an den Steinackerweg planten wir visionär. Mit dem Standort der ersten Produktionshalle an der nördlichen Grundstückgrenze liessen wir die Option einer Bauerweiterung nach Südosten offen. Der Be-such an der Basler Fachmesse für Lagerbewirtschaftung gab den Anstoss zur Planung eines Logistikgebäudes, welches Hochregallager, Spedition und Büroräume unter einem Dach vereinigt. Natürlich träumte ich damals schon von einer zusätzlichen, dreistöckigen Fabrikationshalle und einem modernen Labor – doch wir wussten, dass wir mit den gegebenen Mitteln nur Schritt für Schritt dorthin gelangen konnten. Ein vorsichtiges Finanzma-nagement war uns immer wichtig. Die ersten zwei Bauetappen konnten wir dank vorfabrizierter Bauelemente kostengünstig realisieren.

Was würden Sie als Ihren grössten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Gerhard: Dass die Firma ab 1962, als wir die neue Fabrikationshalle hat-ten, kontinuierlich gewachsen ist – auch in schwierigen Zeiten. Was die Produkte anbelangt, waren es die Acryldispersionen und der Industrielack, die uns zum Durchbruch verhalfen. Erfolg an sich ist jedoch nicht mach- oder programmierbar – der Erfolg ist ein Geschenk, ein Wunder. Als das haben wir es immer betrachtet.

Was bewog Sie zur Firmenübernahme?

Marc: Es war für uns beide schon als Kind ein Thema. Wir wuchsen mit dem Geschäft unseres Vaters auf und waren fest damit verbunden. Ich persönlich hatte, soweit ich mich zurück erinnern kann, keinen anderen Wunsch. Meine ganze Ausbildung war darauf ausgerichtet und machte mir Freude. Die Aussicht, unternehmerisch tätig und selbständig zu sein, reiz-te mich. Ausserdem machte uns die damalige wirtschaftliche Situation die Entscheidung leicht: Alles war im Aufschwung, es gab nur wenige Regulie-rungen und die Schweiz bot unzählige Entfaltungsmöglichkeiten.

Gerhard: Nach der Matura 1947 verbrachte ich ein Jahr in Glasgow an einer Bibelschule – es war ein wunderbares Jahr für mich und mein Herz schlug eigentlich für die Mission. Ich entschied mich dann aber doch dafür, mit meinem Bruder zusammen ins Geschäft einzusteigen. Er verstand es, mir die Sache schmackhaft zu machen und bat mich mit den Worten: «Ich kann die Firma nicht alleine weiterführen – es braucht uns beide.» Das sah ich ein, und es ergab für mich auch Sinn und Befriedigung, das Lebenswerk unseres Vaters fortzuführen.

Marc: Dass mein Bruder mit von der Partie war, war für mich entscheidend. Ich bin überzeugt, dass die Firma nur Dank unserer Zusammenarbeit so kontinuierlich wachsen konnte.

Was war das Geheimnis Ihrer guten Zusammenarbeit?

Gerhard: Gegenseitige Wertschätzung. Dadurch, dass wir schon als Kin-der ein enges Verhältnis zueinander hatten, war ein wichtiges Fundament vorhanden.

Page 31: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

Vier Generationen – ein Unternehmen Firmenleitgedanken

100 Jahre Erfolg – Dank Ihnen

Unseren Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden sowie ehemaligen Weg-gefährten danken wir ganz herzlich! Ihr Engagement liess das Unterneh-men zu dem werden, was es heute ist! Wir freuen uns, die Zukunft zusam-men mit Ihnen zu gestalten. Die folgenden Leitgedanken repräsentieren unser gemeinsames Wirken.

Kunden und Lieferanten – Quelle der Inspiration

Wir beraten unsere Kunden kompetent und zuvorkommend, gehen interes-siert auf Bedürfnisse ein und finden gemeinsam massgeschneiderte, krea-tive Lösungen. Unsere Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten sind von einem partnerschaftlichen Verhältnis geleitet.

Das Unternehmen – Tradition und Vision

Als ein in der dritten Generation geführtes unabhängiges Schweizer Familienunternehmen besitzt Knuchel Farben langjähriges Know-how in der Entwicklung und Herstellung innovativer Farben und Lacke unter umweltgerechten Bedingungen. Mit flachen Hierarchien und kurzen Ent-scheidungswegen fördern wir das verantwortungsbewusste Handeln der Mitarbeitenden.

Die Mitarbeitenden – engagiert und kompetent

Die Fähigkeiten jedes einzelnen Mitarbeitenden bilden das Fundament un-seres Unternehmens. Ein gutes Arbeitsklima sowie eine wertschätzende Haltung untereinander schaffen die Grundlage, auf allen Stufen als Team zusammen zu wirken und das Unternehmen zu entwickeln. Durch persön-liches Engagement und Fachkompetenz, trägt das Team entscheidend zum Gesamterfolg bei.

Die Marktorientierung – am Puls der Zeit

Unser umfassendes, nach höchsten Qualitätsrichtlinien entwickeltes und hergestelltes Gesamtsortiment im Bereich von Farben und Lacken für den Bautenschutz und die Industrie, wird auf den firmeneigenen Anlagen her-gestellt. Als Produktionsunternehmen steht Knuchel Farben zum Standort Schweiz, nimmt Trends des Marktes aktiv auf und realisiert diese kunden-gerecht.

6160

Ernst Knuchel (1882–1961) & Bertha Klötzli (1885–1962)

Aktiv im Betrieb:Adrian Knuchel | Gerhard Knuchel | Christine Knuchel | Judith Knuchel Thomas Knuchel | Debora Knuchel | Marcial Sommer Herbert Knuchel (im Betrieb von 1982–2002)Im aktiven Ruhestand:Gerhard Knuchel | Marc Knuchel

Marc Knuchel (1924) & Hanna Hari (1934)

Gerhard Knuchel (1965) & Claudia Stutz (1966)

Brigitte Knuchel (1967)

Christine Knuchel (1969)

Judith Knuchel (1972)

Daniel Knuchel (1956) & Barbara Sommer (1960)

Marcial Sommer (1989)

Herbert Knuchel (1958) & Marianne Tschachtli (1958)

Thomas Knuchel (1986) Debora Knuchel (1988) Sarah Knuchel (1990)

Mirjam Knuchel (1960) & Bruno Micalef (1956)

Marco Micalef (1995) Francesca Micalef (1997)

Adrian Knuchel (1961)

Gerhard Knuchel (1927) & Ruth Brinke (1926)

Page 32: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13

6362

Die Entwicklung des Firmenlogo

1910 1950 1960 1980 1990 2010

Jubiläumsschrift 100 Jahre Knuchel Farben 1910–2010

Verfasst von Judith Knuchel unter Mitarbeit von Adrian Knuchel, Marc Knuchel und Markus Beer

Konzept und Gestaltung: Markus Beer, Halten

Fotos, Bildmaterial: Private Quellen, Knuchel-Archiv, grafik_m

Druck: Albrecht Druck, Obergerlafingen

Copyright © 2010 by Knuchel Farben AG, Wiedlisbach

www.knuchel.ch

Page 33: 1910–2010 - Knuchel Farben AG · Trotz vermochte die Firma zu überleben. Der Turm: Marke und Produktionsstätte Der Turm, das Wahrzeichen von Wiedlisbach, schmückt seit dem 13