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Akteure und Strukturen der EU Europäische Gewaltenteilung Traditionell- staatliches Prinzip der Drei-Gewalten- Trennung: Legislative Exekutive Judikative funktionelle Verschränkung in der EG Dynamisches Mehrebenensystem (Jachtenfuchs/Kohler) Fusionstheorie (Wessels) Akteure und Strukturen der EU vs.

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Akteure und Strukturen der EU

Europäische Gewaltenteilung

Traditionell-staatliches Prinzip der Drei-Gewalten-Trennung:

� Legislative

� Exekutive

� Judikative

funktionelle Verschränkung in der EG

� Dynamisches Mehrebenensystem (Jachtenfuchs/Kohler)

� Fusionstheorie (Wessels)

Akteure und Strukturen der EU

vs.

Europäische Gewaltenteilung

• Legislative

� KO + MR + EP + Ausschüsse + Lobbyverbände

� EuGH: Bindende Auslegung der EG-Normen

• Exekutive

� KO + Zentralbürokratie + Ausschüsse (Komitologie)

� Bürokratie der Mitgliedstaaten

• Judikative

� EuGH + GeI (seit 1989)

� KO• Klagerecht gegen Mi und Personen

• Sanktionen gegen Firmen (z.B. Kartellrecht)

• Antrag auf Vorerhebungen durch Generalanwälte des EuGH

� Gerichte der MST: Vorabentscheidungsverfahren

Akteure und Strukturen der EU

Aufgaben der EU Organe

Quelle: Pfetsch 2005, Europäische Union, S. 145.

Europäische Gewaltenteilung

Akteure und Strukturen der EU

KO

WSA

EP

ER

MR

AdR

EuGH EZB

AdR....Ausschuss der Regionen

EP......Europ. Parlament

ER......Europ. Rat

EZB....Europ. Zentralbank

EuGH..Europ. Gerichtshof

KO......(Europ.) Kommission

MR..... Ministerrat

WSA...Wirtschafts- und Sozialausschuss

Vom historischen „Entscheidungs-Dreieck“ zum „Entscheidungs-Achteck“

Die Europäische Kommission (KO)

Funktionen in der EG� Monopol der „Gesetzesinitiative“

� Status der Unabhängigkeit von MST

� Kontrollrecht über Einhaltung der Verträge durch:

• Einleitung von Erhebungen gegen Staaten und Unternehmen

• Klagerecht vor EuGH

• Sanktionsrecht wegen Verletzung der Wettbewerbsfreiheiten

� Überwachung der Budget- und Geldpolitik der WWU

� Sanktionierung von Verletzungen der Konvergenzkriterien

� Wirtschaftspolitische Außenvertretung der EG

� Verfügung über eigenes Budget

Akteure und Strukturen der EU

Die Europäische Kommission (KO)

Funktionen in der 2. und 3. Säule

� „Junior-Partner“ zwischen ER und Rat der Außenminister bzw. Innenminister

� Geteiltes Initiativrecht mit MST

� Ab 2004: Übertragung der Visa-, Migration- und Asylpolitik an EG

Akteure und Strukturen der EU

Die Europäische Kommission (KO)

Organisationsstruktur (Stand 2006)

• Zentrale Verwaltung in Brüssel� Beamte (ca. 22000)

� 28 Generaldirektionen

• beratende Ausschüsse (ca. 1100)

• 18 Gemeinschaftsagenturen

• 128 Delegationen in 123 Ländern bzw. 5 internationalen Organisationen = zukünftiger europäischer Auswärtiger Dienst

• Bürokratien der MST

Akteure und Strukturen der EU

Die Europäische Kommission (KO)

28 Generaldirektionen der KO

Außenbeziehungen

Beschäftigung und Soziales

Bildung und Kultur

Binnenmarkt

Dolmetschen

Energie und Verkehr

Entwicklung

Erweiterung

Fischerei

Forschung

Gemeinsame Forschungsstelle

Gesundheit und Verbraucherschutz

Handel

Haushalt

Humanitäre Hilfe

Informationsgesellschaft

Informatik

Justiz und Inneres

Landwirtschaft

Personal und Verwaltung

Presse und Kommunikation

Regionalpolitik

Steuern und Zollunion

Übersetzung

Umwelt

Unternehmen

Wettbewerb

Wirtschaft und Finanzen

Beamte im EU Mehrebenensystem

Quelle: Jachtenfuchs/Kohler 2003, Europäische Integration, S. 361.

Die Europäische Kommission (KO)

• Politische Struktur zwischen Kollegialorgan und Präsidialsystem

� bis 2004: große MST – 2 Kommissare, kleine MST – 1 Kommissar

� ab 2007: 1 Kommissar pro MST

� Verfassungsentwurf: jeweils 2/3 der MST mit Rotationsprinzip

• Bestellungsverfahren

� Präsident: Qualifizierte Mehrheit des ER + Zustimmung des EP

� Mitglieder: Qualifizierte Mehrheit des ER + Anhörung & Zustimmung des EP

Akteure und Strukturen der EU

Bestellung des KO Präsidenten

Quelle: Weidenfeld 2002, Europahandbuch, S. 337.

Der Ministerrat (MR)

Funktionen

• Föderales Prinzip der EG – Vertreter der MST

• Supranationales Organ für Letztentscheidungen. Eingeschränkt durch:

� Dominanz des ER

� Aufwertung des EP

� Praxis der vorverlegten Konsensfindung durch Ausschuss der ständigen Vertreter (COREPER)

Akteure und Strukturen der EU

Entscheidungsprozess der EU

Quelle: Hartley, T. C., The foundation of european community law, Oxford, 1988.

Der Ministerrat (MR)

Besondere Bedeutung bestimmter MR ab 1992

� Rat der Finanzminister (ECOFIN) in WWU

� Rat der Außen- bzw. Verteidigungsminister innerhalb der GASP

� Rat der Justiz- und Innenminister innerhalb der Dritten Säule

Akteure und Strukturen der EU

Der Ministerrat (MR)

Der Europäische Rat (ER)

Funktionen

• Oberste Entscheidungsinstanz der EG/EU

• Föderal-zwischenstaaatliches Gremium mit Einstimmigkeitsprinzip

Akteure und Strukturen der EU

Der Europäische Rat (ER)

Der Europäische Rat (ER)

Entstehung• 1974: De facto installiert

• 1983: Generalkompetenz für� Alle „integrationsrelevanten“ Fragen

� Erweiterung und Vertiefung

• 1987: EEA – Konstituierung außerhalb der EG

• 1992: Maastricht – Formalisierung als Organ für� Allgemeine Leitlinien der GASP

� Besetzung der Spitzenpositionen der EU

� Suspendierung von Rechten von Mitgliedsstaaten (z.B. Österreich 2000)

• 2004: Verfassungsentwurf – Einbeziehung als ordentliches Entscheidungsorgan

Akteure und Strukturen der EU

Der Europäische Rat (ER)

Fazit

Akteure und Strukturen der EU

„Konstitutioneller Architekt“der Integration

Legitimitätsverlust durch erfolglose Gipfelserie ab 1997

vs.

Ständige Beratungsausschüsse

Funktionen

• Einbeziehung der beruflichen und regional-kommunalen Akteure

• Ausdruck der „Verhandlungsdemokratie“ der EG/EU

Akteure und Strukturen der EU

Ständige Beratungsausschüsse

Entstehung• 1957: Römer Verträge

� Wirtschafts- und Sozialausschuss (WSA) als Ständevertretung der Interessengruppen der Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Bauern, freien Berufe, Handelskammern und Verbraucherverbände

• 1992: Vertrag von Maastricht� Ausschuss der Regionen (AdR)

� Repräsentanz der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften

• 2000: Vertrag von Nizza� Definitive Beschränkung beider Ausschüsse auf je 350 Mitglieder

� WSA als „organisierte Bürgergesellschaft“

Akteure und Strukturen der EU

Ständige Beratungsausschüsse

Quelle: Jachtenfuchs/Kohler 2003, Europäische Integration, S. 361.

• Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung

• Kulturförderung• Gesundheitswesen• Transeuropäische Netze• Struktur- u. Regionalpolitik

• Gemeinsame Agrarpolitik• Verkehrspolitik• Binnenmarktregelungen• Sozialpolitik• Bildungsförderung• Verbraucherschutz• Umweltpolitik• Struktur- u. Regionalpolitik• Industriepolitik• Forschungsförderungen u. a.

Ausschuss der Regionen317

Vertreter von Ländern, Regionen und Gemeinden

Wirtschafts- und Sozialausschuss317

Vertreter wirtschaftlicherund sozialer Gruppen

Ständige Beratungsausschüsse

Fazit

• Obligatorisches Anhörungsrecht für viele Politikfelder

• Konkurrenz des WSA� durch eigene Dachverbände (Gewerkschaften, Unternehmer)

� durch Lobby- und Consulting-Agenturen (2006: ca. 3000)

• Heterogenität des AdR:� Bundesländer

� Kommunen

� administrative Bezirksvertretungen

Akteure und Strukturen der EU

Das Europäische Parlament (EP)

Funktionen

• Repräsentationsorgan der europäischen Bürger

� Föderale Repräsentanz der MST durch Abgeordnete

� Politische Repräsentanz aller gesellschaftlichen Gruppen durch europäische Parteienbünde und politische Fraktionen im EP

• Mitbeteiligung an Legislative der EG

• Kontrollorgan

Akteure und Strukturen der EU

Das Europäische Parlament (EP)

Das Europäische Parlament (EP)

Entstehung

• 1957-1973: Beratende Versammlung von Delegierten aus den nationalen Parlamenten

• 1973: Europäisches Parlament – indirekte Wahl durch nationale Parlamente

• 1979: Direktwahl der Abgeordneten

Akteure und Strukturen der EU

Das Europäische Parlament (EP)

• Aufwertung der Mitbeteiligungsformen� Konsultation und Anhörung

� Kooperation

� Kodezision

• Zunahme der supranationalen Entscheidungsbereiche der EG =MR: Qualifizierte Mehrheit, EP: Kodezision

• Ausweitung der politischen Kontrollrechte� Anhörung und Ablehnung der Kandidaten für KO

� Wahl des vorgeschlagenen KO- Präsidenten und der KO-Mitglieder

� Misstrauensvotum gegen gesamte KO

• Quantitative Zunahme der Abgeordneten

Akteure und Strukturen der EU

1954(EGKS)

79

1986(EG 12)

518

1999(EU 15)

626

2000(Nizza)

max. 732

2004(Verfassung)

max. 750

Das Europäische Parlament (EP)

Defizite und Schwächen des EP

• Asymmetrische Gewichtung der MST

• Politische Fraktionierung

• Zwang zu permanenten Koalitionen

Akteure und Strukturen der EU

Mitgliedsstaaten des EP

Das Europäische Parlament (EP)

Politische Fraktionierung

• Grundsatz der politisch-sozialen Repräsentation führt zu� Europäischen Parteibündnissen ideologisch verwandter

nationaler Parteien z.B.

• Europäische Volkspartei (EVP-ED)

• Sozialdemokratische Partei Europas (SPE)

• Europäische Liberale (ALDE)

� Pragmatischen Zusammenschlüssen heterogener Kleinparteien zu technischen Fraktionen z.B.

• Regenbogenfraktion

• Europäische Rechte

Akteure und Strukturen der EU

Fraktionen im EP

Das Europäische Parlament (EP)

Zwang zu permanenten Koalitionen

• Einfache Mehrheit für Ablehnungs- bzw. Änderungsbeschlüsse des MR

� Nur SPE + EVP

• Qualifizierte Minderheit für Blockierung von Entscheidungen der EP-Ausschüssen

� SPE + EVP oder EVP + ALDE

Akteure und Strukturen der EU

Das Europäische Parlament (EP)

Fazit und Perspektiven

• Tendenz zur Parlamentarisierung der EG/EU (Kodezisionsverfahren)

• Verfassungsentwurf vs. Kontinuität der Drei-Säulen Differenzierung

• Sinkende Wahlbeteiligungsquoten

• Weder parlamentarisches noch präsidiales Regierungssystem

Akteure und Strukturen der EU

1979 66%

1999 53%

200453%

1989 63%

Das Europäische Gerichtshof (EuGH)

Funktionen

• Authentische Rechtsauslegung = Gesetzgebung

• Dialog der Höchstinstanzen der MST durch Vorabentscheidungsverfahren

• Umfassende Höchstgerichtsbarkeit� Konflikte über primäres und sekundäres Gemeinschaftsrecht

� Klagen von Organen und MST

� Grundrechtsgerichtsbarkeit basierend auf

• Europäischer Menschenrechtskonvention 1950

• Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte 1989

• Charta der Grundrechte der EU 2000

Akteure und Strukturen der EU

Das Europäische Gerichtshof (EuGH)

Entstehung

• 1952: Europäischer Gerichtshof der EGKS

• 1958: Europäischer Gerichtshof der drei Europäischen Gemeinschaften

• 1989: Gerichtshof erster Instanz (GeI)

• 2000: Fachgerichte der ersten Instanz

Akteure und Strukturen der EU

Der Europäische Gerichtshof

Das Europäische Gerichtshof (EuGH)

Fazit und Perspektiven

• Tendenz zum „europäischen Supreme Court“

• Beschränkung auf EG und Teile der Dritten Säule

• Konkurrenz zum EGMR Straßburg

Akteure und Strukturen der EU

Die Europäische Zentralbank (EZB)

Funktionen• Unabhängige Zentralbehörde für Geld- und Währungspolitik

• Geteilter Wirkungsbereich:

� Gesamt EU

• Anhörung im Gesetzgebungsprozess der EG

• Berichterstattung an KO & EP

• Vertretung der EU in internationalen Finanzinstitutionen

� WWU (EU-13)

• Geldpolitik

• Wechselkurspolitik

• Außenwirtschaftsbeziehungen mit ECOFIN

Akteure und Strukturen der EU

Die Europäische Zentralbank (EZB)

Entscheidungsstrukturen

• Europäisches System der Zentralbanken

� EZB Rat + ZB der MST

• WWU (EU-13)

� EZB Rat + EZB Direktorium + KO + ECOFIN + 13 ZB

Akteure und Strukturen der EU

Europas Geldpolitik

Der Europäische Rechnungshof (EuRH)

Funktionen

• Unabhängige Kontrollinstanz über

� Haushalts- und Subventionspolitik der EG

� Strukturfonds

� Ausgaben der GASP & ZBJI

� Subventionen in den MST

• Kooperation mit Kontrollorganen der MST

Akteure und Strukturen der EU

Europäischer Rechnungshof (2004)

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Funktionen

• Vertretung in den Organen der EG/EU

• Nominierung bzw. Delegierung eines Mitglieds der KO bzw. des EuGH

• Legislative und exekutive Umsetzung von EU Recht

Akteure und Strukturen der EU

Institutionen der EU

Organe der EU Sonstige Organeberatende

Einrichtungen

EuropäischesParlament

EuropäischerRat

Rat der EU

EuropäischeKommission

Gerichtshofder EU

EuropäischeZentralbank

EuropäischerRechnungshof

Ausschussder Regionen

Wirtschafts- undSozialausschuss

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Struktur

• Permanente Erweiterung durch Prinzip der Offenheit für alle europäischen Staaten

Akteure und Strukturen der EU

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Erweiterungen

• 1955: Gründung der 6-er EWG� Sicherheit gegenüber SU und Westdeutschland

� Ökonomische Konsolidierung durch Markterweiterung

• 1973-1995: Integration der EFTA

• 1981-1986: Integration der ehemaligen Diktaturen� Griechenland, Spanien, Portugal

• 1996: Integration der Neutralen� Finnland, Österreich, Schweden

• 1992-2007: Osterweiterung � 12 ost- bzw. südeuropäische Staaten

Akteure und Strukturen der EU

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Neue Erweiterungsstrategie seit 1993

• Kopenhagener Kriterien� Demokratie-Rechtsstaatlichkeit

� Grund und Menschenrechte

� Marktwirtschaft

� Übernahme des gesamten Rechtsbestandes der EG

• Kontrollverfahren (Monitoring)

• Unterstützungsprogramme

• Flexible Aufnahme: Bulgarien & Rumänien 2007

Akteure und Strukturen der EU

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Gescheiterte bzw. verzögerte Erweiterungen

• Marokko, Türkei, Norwegen, Schweiz

• Neue Nachbarschaft ohne Beitrittsoption

� Russland, Ukraine, Belarus, Moldawien

Akteure und Strukturen der EU

Die Mitgliedsstaaten (MST)

Zukünftige Erweiterungen

• Ab 2006: Beitrittsverhandlungen mit Türkei, Kroatien, Makedonien

• Ab 2003: Heranführungsstrategie für die Westbalkan-Staaten

� Serbien, Montenegro, Bosnien, Albanien

Akteure und Strukturen der EU