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2204 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik ory of Language: The Representational Function of Language. Amsterdam 1990. Bühler, Karl (1960), Das Gestaltprinzip im Leben des Menschen und der Tiere. Bern and Stuttgart. Dempe, Hellmuth (1929), Über die sogenannten Funktionen der Sprache: ein Beitrag zur Sprachphi- losophie im Anschluß an die Sprachphilosophie Karl Bühlers. Jena. Dempe, Hellmuth (1930), Was ist Sprache? Eine sprachphilosophische Untersuchung im Anschluß an die Sprachtheorie Karl Bühlers. Weimar. Eschbach, Achim (ed.) (1984), Bühler-Studien. Two vols. Frankfurt a. M. Eschbach, Achim (1988 a), “Karl Bühler und Lud- wig Wittgenstein”. In Eschbach 1988 b: 385406. Eschbach, Achim (ed.) (1988 b), Karl Bühler’s The- ory of Language. Amsterdam. Gardiner, Alan (1932), The Theory of Speech and Language. Oxford. Reprint Westport CT 1979. Gumpel, Liselotte (1984), Metaphor Reexamined. Bloomington IN. Hörmann, Hans (1976), Meinen und Verstehen: Grundzüge einer psychologischen Semantik. Frank- furt a. M. Hörmann, Hans (1981), Einführung in die Psycho- logie. Darmstadt. Hörmann, Hans (1987), Meaning and Context. Ed. Robert E. Innis. New York. [Revised translation of Hörmann 1981.] Hülzer, Heike (1989), Karl Bühler (18791963) und Wilhelm Stählin (18831975: Psychologische Fundamente der Metapherntheorie im ersten Drittel des 20sten Jahrhunderts ( Arbeitsberichte 5). Münster. Innis, Robert E. (1982), Karl Bühler: Semiotic Foundations of Language Theory. New York. [Con- tains a translation of Bühler 1933 b.] 113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger 1. Biographisches 2. Morris und der Pragmatismus 3. Morris und die Bewegung der Einheitswissenschaft 4. Verhaltensorientierte Theorie der Zeichen 4.1. Handlungsphasen 4.2. Zeichentypen 4.3. Bezeichnungsdimensionen 4.4. Gebrauchsdimensionen 4.5. Wertdimensionen 5. Rezeption und Weiterentwicklung der verhaltensorientierten Semiotik 6. Literatur (in Auswahl) Morris kann als der große Integrator und Organisator in der Geschichte der Semiotik Innis, Robert E. (1984), “Bühler und Gardiner: Von der Indikation zur Prädikation”. In Eschbach 1984: 116155. Innis, Robert E. (1988), “The Thread of Subjectiv- ity: Philosophical Remarks on Bühler’s Language Theory”. In Eschbach 1988 b: 76106. Innis, Robert E. (1994), Consciousness and the Play of Signs. Bloomington IN. Jakobson, Roman (1960), “Closing Statement. Linguistics and Poetics”. In: Thomas A. Sebeok (ed.), Style in Language. Cambridge MA: MIT Press: 350377. Musolff, Andreas (1990), Kommunikative Kreati- vität: Karl Bühlers Zweifelderlehre als Ansatz zu einer Theorie innovativen Sprachgebrauchs. Aachen. Nerlich, Brigitte (1996), “Sprachliche Darstellung als Prozeß: Die Pragmatisierung eines Begriffs von Kant bis Bühler”. Zeitschrift für Semiotik 18: 423440. Polanyi, Michael (1958), Personal Knowledge. London. Popper, Karl (1963), Conjectures and Refutations. New York. Popper, Karl (1972), Objective Knowledge. Oxford. Ricœur, Paul (1975), La me ´taphore vive. Paris. Eng- lish translation by R. Czerny with K. McLaughlin and J. Costello: The Rule of Metaphor. Toronto 1977. Searle, John R. (1983), Intentionality: An Essay in the Philosophy of Mind. Cambridge and London. Vonk, Frank (1992), Gestaltprinzip und abstraktive Relevanz: eine wissenschaftshistorische Untersu- chung zur Sprachaxiomatik Karl Bühlers. Münster. Robert E. Innis, Lowell MA (USA) bezeichnet werden. Auf ihn geht nicht nur die Bestimmung der semiotischen Teildisziplinen Syntaktik, Semantik und Pragmatik zurück, sondern es gelang ihm auch, der Semiotik als ganzer im Kanon der akademischen Fach- gebiete Anerkennung zu verschaffen. 1. Biographisches Charles William Morris wurde am 23. Mai 1901 in Denver, Colorado, geboren. Er stu- dierte zunächst Ingenieurswissenschaft, spä- ter Psychologie. In diesem Fach erhielt er 1922 an der Northwestern University den Ti-

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2204 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

ory of Language: The Representational Function ofLanguage. Amsterdam 1990.

Bühler, Karl (1960), Das Gestaltprinzip im Lebendes Menschen und der Tiere. Bern and Stuttgart.

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113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

1. Biographisches2. Morris und der Pragmatismus3. Morris und die Bewegung der

Einheitswissenschaft4. Verhaltensorientierte Theorie der Zeichen

4.1. Handlungsphasen4.2. Zeichentypen4.3. Bezeichnungsdimensionen4.4. Gebrauchsdimensionen4.5. Wertdimensionen

5. Rezeption und Weiterentwicklung derverhaltensorientierten Semiotik

6. Literatur (in Auswahl)

Morris kann als der große Integrator undOrganisator in der Geschichte der Semiotik

Innis, Robert E. (1984), “Bühler und Gardiner:Von der Indikation zur Prädikation”. In Eschbach1984: 116�155.

Innis, Robert E. (1988), “The Thread of Subjectiv-ity: Philosophical Remarks on Bühler’s LanguageTheory”. In Eschbach 1988 b: 76�106.

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Vonk, Frank (1992), Gestaltprinzip und abstraktiveRelevanz: eine wissenschaftshistorische Untersu-chung zur Sprachaxiomatik Karl Bühlers. Münster.

Robert E. Innis, Lowell MA (USA)

bezeichnet werden. Auf ihn geht nicht nur dieBestimmung der semiotischen TeildisziplinenSyntaktik, Semantik und Pragmatik zurück,sondern es gelang ihm auch, der Semiotik alsganzer im Kanon der akademischen Fach-gebiete Anerkennung zu verschaffen.

1. Biographisches

Charles William Morris wurde am 23. Mai1901 in Denver, Colorado, geboren. Er stu-dierte zunächst Ingenieurswissenschaft, spä-ter Psychologie. In diesem Fach erhielt er1922 an der Northwestern University den Ti-

2205113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

tel eines Bachelor of Science. Im Herbst 1922wechselte er an die University of Chicago,um bei George Herbert Mead (1863�1931)zu studieren (Morris 1977: 324). Dort standdie „Chicagoer Schule“ � diesen Ausdruckbenutzte William James (1842�1910) für dievon John Dewey (1859�1952) geprägteRichtung � in voller Blüte. Morris hörteVorlesungen ihrer wichtigsten Vertreter; ne-ben Dewey, der dort „das Evangelium desPragmatismus predigte“ (Watson 1936), wa-ren dies Addison W. Moore, James M. Tufts,Edward Scribner Ames und Mead, der seinDoktorvater wurde. Sein Studium, zunächstPsychologie, später Philosophie, schloß Mor-ris 1925 mit der Dissertation Symbolism andReality: A Study in the Nature of Mind ab.

Seine Hochschullehrerlaufbahn begannMorris an der Rice University. Anfang derdreißiger Jahre kehrte er als Professor nachChicago zurück und übernahm später Gast-professuren an der New School for Social Re-search, an der Rice und der Harvard Univer-sity. Er starb am 15. Januar 1979 in Gaines-ville, Florida.

2. Morris und der Pragmatismus

In seiner Dissertation (die erst 1981 aufdeutsch und 1993 auf englisch veröffentlichtwurde) legt Morris unter dem Einfluß vonMead den Entwurf für eine naturalistischeTheorie des Geistes vor (vgl. Art. 74 § 11.).Sie soll basieren auf einer Theorie derSymbolik und den Prinzipien des Neoprag-matismus, wie er von Charles Sanders Peirce,Mead (1934), Clarence Irving Lewis (1929)und Dewey (1925) vertreten wird:

(1) Geist, Denken, Erkenntnis und Wahrheitsind Funktionen der Erfahrung und mitden Ausdrücken für Erfahrungen voll-ständig beschreibbar.

(2) Der Reflexionsprozeß ist so, wie er erfah-ren wird, immer mit Verhaltensproble-men verbunden und eine Funktion vonihnen.

(3) Verhalten und Erfahrung sind die letztenBezugspunkte für das, was man unter„real“ versteht (Morris 1928: 496 �1977: 78).

Morris richtet sich damit gegen eine „Elfen-beinturm-Auffassung des Geistes“ (Morris1925: 21 � 1981: 54 u. ö.), die materiale Rea-lität und Geist als zwei grundverschiedeneBereiche ansieht, und verfolgt demgegenüber

eine auf Erfahrung gründende und in diesemSinne empirische Zugangsweise.

In seiner Dissertation ist der Ausgangs-punkt der Begriff des Gegebenseins, denMorris (1925: 6 � 1981: 34) mit DeweysKonzept der Erfahrung identifiziert und mitRückgriff auf den radikalen Empirismus vonWilliam James (vgl. Art. 100 § 3.1.) einführt.Bei dem Gegebensein unterscheidet Morriszunächst zwischen dem taktil und dem nicht-taktil Gegebenen. Kriterium für takti l Ge-gebenes ist, daß sich ein Lebewesen ihm nä-hern und es berühren kann. Morris verstehtdiesen Begriff als einen Dispositionsbegriff,er bezeichnet also nicht nur das aktual taktilGegebene, sondern all das, was in dieserWeise gegeben sein kann. Beispiel für taktilGegebenes sind Steine, Menschen, aber auchSchatten, deren Umrisse man nachzeichnenkann (1925: 10 � 1981: 39). Bei nichttakti lGegebenem ist Berührung prinzipiell un-möglich; Beispiele hierfür sind Laute, Gerü-che, Farben sowie Gedankenbilder (1925: 10� 1981: 38). Morris hebt hervor, daß Gege-benes nicht mit dem Etikett „taktil“ oder„nichttaktil“ erscheint, sondern daß die Un-terscheidung eine Handlung voraussetzt unddaher eine Geschichte besitzt (1925: 10 �1981: 39). Morris meint so, die reale Grund-lage für die traditionelle Unterscheidung zwi-schen primären und sekundären Qualitätengefunden zu haben, die seit dem EnglischenEmpirismus eine zentrale Rolle in der Er-kenntnistheorie spielte (vgl. Art. 62 § 8.2.3.).

Mit Hilfe dieser ersten Dichotomie, derenUrsprünge man bereits bei Ernst Mach(1838�1916) und William James findenkann, leitet Morris zur Intersubjektivitätüber. Denn zwischen dem eigenen Organis-mus und dem anderen gibt es nach Morriseine charakteristische Asymmetrie. Der an-dere Organismus ist lediglich taktil gegeben,während der Organismus, der als „mein eige-ner“ bezeichnet wird, in Relation sowohl zutaktil wie zu nichttaktil Gegebenem steht.Diese Einsicht hat methodologische Konse-quenzen. Denn weder der Behaviorismus(etwa Watson 1919) noch der Introspektio-nismus (Brentano 1874; vgl. Art. 103 § 1.) inder Psychologie können dieser Asymmetriegerecht werden. Der (methodologische) Be-haviorismus ist einseitig, insofern er nur dieUntersuchung von taktil Gegebenem zuläßt,während der Introspektionismus ins andereExtrem fällt, und sich auf das Studium desnichttaktil Gegebenen beschränkt. Dem Be-haviorismus hält Morris daher eine „selbstex-

2206 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

klusive“ und dem Introspektionismus einenur „teilweise selbstinklusive Perspektive“vor (Morris 1927 a: 255 ff � 1975: 72 ff).Beide Richtungen können den Geist nicht er-fassen, denn hierzu sei eine „vollständigselbstinklusive Perspektive“ einer neuen„phänomenologischen Erfahrungsanalyse“erforderlich, die die beiden Perspektiven inte-griert (1927 a: 254 � 1975: 71). Morris lehnteinen Materialismus ab, indem er betont, daßjede Kausallehre zum Scheitern verurteilt sei,die unberücksichtigt lasse, daß ein Lebewesengleichermaßen in Interaktion mit dem Takti-len und dem Nichttaktilen steht (1925: 12 �1981: 42), beide Arten des Gegebenseins seiengleichermaßen real (1925: 11 � 1981: 39).

Um eine vollständig selbstinklusive Per-spektive einnehmen zu können, die Lebewe-sen nicht auf unbelebte Materie reduziert,führt Morris den Begriff des Symbols ein.Er definiert es als eine funktionale Beziehungzwischen taktil und nichttaktil Gegebenem:„Ein Symbol ist irgendein gegebener oder er-fahrener stellvertretender Reiz, der zu einerWiedereinsetzung des Ursprungsreizes in ei-ner Form führt, die nur von einer selbstinklu-siven Ansicht aus beobachtbar ist“ (1927 a:89 f). Zu beachten ist, daß nicht auch umge-kehrt gilt, daß jeder stellvertretende Reiz einSymbol ist. Ein stellvertretender Reiz ist nurdann ein Symbol, wenn er in einem Organis-mus den ursprünglichen Reiz in einer nicht-taktilen Form, etwa als Erinnerungsbild, her-vorruft. „Das Läuten der Kirchenglockenwar in der Vergangenheit ein stellvertretenderReiz, der beim Hörer eine heftige und emo-tionale Reaktion hervorrief, ohne daß er fürden Hörer ein Symbol wäre, d. h. ohne denZusammenbruch bei dem Tod der Mutter insGedächtnis zurückzurufen, der eintrat, alsdie Kirchenglocken läuteten. Dieser stellver-tretende Reiz würde dann zu einem Symbolwerden, wenn er mit dem ursprünglichenReiz und nicht nur mit der ursprünglichenReaktion verbunden wäre“ (1925: 14 �1981: 44).

„Bedeutung“ im Sinn von „Signifikation“(‘Inhalt, Botschaft’) unterscheidet Morris von„Signifikanz“ (‘Wert’). Die Reaktion ent-spricht der Signifikanz, dem Wert für denOrganismus; die Situation, die den ursprüng-lichen Reiz enthielt und die daher von demSymbol vertreten wird, ist das Objekt desSymbols und entspricht der Signifikation.Morris beschränkt den Bedeutungsbegriff aufdie Signifikation (1925: 14 � 1981: 45) und

kann so das Symbol als „bedeutungshaltigenstellvertretenden Reiz“ definieren.

Durch das Symbol wird der Bereich desGegebenen um eine neue Form des symbo-l isch Gegebenen erweitert (1925: 17 ff �1981: 43 ff). Dieses weist über sich hinaus, esist weder ein bloß taktil, noch ein bloß nicht-taktil Gegebenes, vielmehr integriert es diesebeiden Gegebenheitsweisen (1927 a: 54). Dadas Symbol über seine Funktion konstituiertist, kann der zugrunde liegende Reiz in eineranderen Verhaltenssituation wieder zu einembloß taktil oder nichttaktil Gegebenen wer-den. Wie Morris hervorhebt, verschieben sichdie Anteile des Symbolischen und des Nicht-symbolischen im Gegebenen ständig (1925:17 � 1981: 48 f). Da zur Natur des Symbolsnotwendig eine Beziehung zum nichtsymboli-schen Bereich gehört, besitzt die Logik keinabsolutes, sondern lediglich ein kontingen-tes oder variables Apriori (vgl. auch C. I.Lewis, „A Pragmatic Conception of the APriori“, 1923). Ein Syllogismus ist lediglichein „versteinertes Fossil des tatsächlichenzeitabhängigen Schlußprozesses“ (1925: 55 �1981: 102), das erst in einer konkreten Ver-haltenssituation zu vollem Leben erwacht(1925: 58 � 1981: 107).

Das Denken wird von Morris als eineSymbolfolge verstanden (vgl. Peirce 1931�38: 5.131 f; siehe Posner 1994: 205). Die in-tentionale Struktur des Mentalen (sieheFranz Brentano und Edmund Husserl, vgl.Münch 1993 sowie Art. 103 §§ 1. und 2.) er-gibt sich dabei aus dem symbolischen Cha-rakter. Den nichttaktilen Momenten desSymbols entspricht das Denkerlebnis im wei-ten Sinne, den taktilen Momenten hingegendas Denkobjekt. Aus dem symbolischen Cha-rakter des Denkens folgt also, daß zu jedemDenken ein Denkobjekt gehört. Wenn es sichbei dem Denkobjekt wie im Traum um einennichtexistierenden Gegenstand (siehe Mei-nong; vgl. Art. 74 § 13.) handelt, deutet Mor-ris dies so, daß das Denkobjekt hier nichtkonstant fortdauert.

Wie bereits die Pragmatisten (vgl. Art. 100§ 3.1.) herausgearbeitet hatten, hat das Den-ken auch eine biologische Funktion. Pragma-tische Bedingung für das Denken ist eine Ver-haltenssituation, in der es einen mehrdeuti-gen Reiz gibt, auf den der Organismus nichtmit einer klaren Reaktion antworten kann(vgl. Dewey 1896). Er wird erst in einem Re-flexionsprozeß eindeutig und dadurch zu ei-nem Reiz für eine Handlung (Morris 1925:56 � 1981: 104). Dieser Reflexionsprozeß ist

2207113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

charakteristisch für den Erkenntnisprozeß.Neben dem reflektierenden gibt es auchein nichtref lektierendes Denken. SeineFunktion besteht darin, eine neue Umweltaufzubauen, die den Bedürfnissen des Orga-nismus eher entspricht als die gegenwärtig ge-gebene taktile Umwelt. Beispiele hierfür sindMythologie, Religion, Kunst, teilweise diePhilosophie und auch einfach Träumereien(siehe Cassirer; vgl. Art. 111 § 2.). Bei letz-teren handelt es sich nach Morris um eineForm autistischen Denkens.

Ein Gegebenes ist nach Morris nur dannmental, wenn es Repräsentationsfunktionübernommen hat, also ein symbolisch Gege-benes ist. Geist kann daher keine Substanzsein, etwas, ‘in’ dem sich Vorstellungen unddergleichen befinden, wie dies die traditio-nelle Seelenmetaphysik annahm (vgl. Art. 49§ 8.). Er ist vielmehr ein Teil der Welt, der inbestimmter Weise funktioniert. Geist als derGeist eines bestimmten Menschen ist seinsymbolisches Repertoire, also eine Mengeaufeinander bezogener Symbole, die in derBiographie des Individuums begründet sindund der Erkenntnis dienen. Vom Geist alsdem Symbol-(oder: Erkenntnis-)repertoireunterscheidet Morris die Persönl ichkeitals Verhaltensrepertoire.

Die frühe Arbeit von Morris bewegt sichganz im Rahmen des Pragmatismus. Dabeikommt Morris auch eine besondere Rolle alsVermittler zu, da er es war, der Meads Vorle-sungen zur Sozialpsychologie auf der Grund-lage von Vorlesungsnachschriften herausgabund durch umfassende Einführungen ver-ständlich machte (vgl. Art. 74 § 22.). Es han-delt sich um die Klassiker Mind, Self, and So-ciety (1934 � 1968) und Philosophy of the Act(1938 � 1969).

3. Morris und die Bewegung derEinheitswissenschaft

Anfang der dreißiger Jahre kam ein neuerEinfluß hinzu, der Wiener Kreis und dieBewegung der Einheitswissenschaft (vgl.Art. 106 § 5.). 1933 lernte Morris HerbertFeigl (1902�1988), einen Vertreter des Wie-ner Kreises, kennen, der bereits 1930 als Ein-wanderer in die USA gekommen war (vgl.Feigl, „The Wiener Kreis in America“, 1969:630). Feigl ermunterte Morris, der ein Jahrzuvor Six Theories of Mind veröffentlichthatte und sich für Sprachtheorie zu interes-sieren begann, nach Prag zu fahren, um dort

Rudolf Carnap (1891�1970) kennenzuler-nen. Morris befolgte diesen Rat und nahm1934 an der „Prager Vorkonferenz der Inter-nationalen Kongresse für Einheit der Wissen-schaft“ teil, wo er den Vortrag „The Relationof the Formal and Empirical Sciences withinScientific Empiricism“ (Morris 1935 b) hielt.

Die Prager Vorkonferenz wurde von einerBewegung organisiert, der es um den Zusam-menschluß verschiedener Richtungen ging,die einen antimetaphysischen Empirismusvertraten und die später von dem Gedankender Einheitswissenschaft geprägt wurden. AmBeginn dieser Bewegung stand die ErlangerTagung von 1923, an der neben Rudolf Car-nap auch Hans Reichenbach aus Berlin(1891�1953) teilnahm. 1929 fand in Prag die„Tagung für Erkenntnislehre der exaktenWissenschaften“ statt, die von der BerlinerGesellschaft für empirische (später: wissen-schaftliche) Philosophie und dem WienerKreis getragen wurde. Da die Beziehung die-ser beiden Gruppen zum Warschauer Kreisund der polnischen Logiker-Schule (vgl.Art. 106 § 5.) sowie zu Vertretern des Logi-schen Empirismus in Skandinavien, England,Amerika und Frankreich immer festere For-men annahm, wurde der Gedanke einer inter-nationalen Tagung verfolgt. Es sollten dortdie Grundlagen aller Wissenschaften behan-delt werden. Zur Vorbereitung diente die Pra-ger Vorkonferenz von 1934, auf der ein Ko-mitee mit der Organisation des „Ersten Kon-gresses für Einheit der Wissenschaft“ beauf-tragt wurde, der dann 1935 in Paris stattfand.Zu diesem Komitee gehörte neben RudolfCarnap, Philipp Frank (1884�1966), JørgenJørgensen (1894�1969), Jan Łukasiewicz(1878�1956), Otto Neurath (1882�1945),Hans Reichenbach (1891�1953), Louis Rou-gier (1889�1981) und Moritz Schlick (1882�1936) auch Morris. Auf dem Kongreß in Pa-ris hielt Morris den Vortrag „Semiotic andScientific Empiricism“ (1935 c) und stellteden Antrag, daß der Kongreß das Projekt derEnzyklopädie der Einheitswissenschaft unter-stützen solle, an dem seit 1933 in dem vonNeurath gegründeten Mundaneum-InstitutDen Haag gearbeitet wurde (vgl. Art. 104§ 4.).

Regelmäßig wurden bis zum Beginn desZweiten Weltkrieges „Kongresse für Einheitder Wissenschaft“ abgehalten: 1936 in Ko-penhagen, 1937 in Paris, 1938 in Cambridge(England). Der fünfte und letzte Kongreß,der von Neurath und Morris organisiertwurde, begann 1939 zwei Tage vor Ausbruch

2208 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

des Zweiten Weltkrieges in Cambridge MA.Morris wirkte aber nicht nur bei der Organi-sation der Kongresse der Bewegung der Ein-heitswissenschaft mit, er war auch Mither-ausgeber des Journal of Unified Science, wiesich die Zeitschrift Erkenntnis nannte, seitsie � nach dem Anschluß Österreichs anDeutschland 1938 � in Den Haag weiterge-führt wurde. Morris war zudem zusammenmit Neurath und Carnap Herausgeber des1938 erschienenen ersten Bandes der Encyclo-pedia of Unified Science, der unter anderemBeiträge von Leonard Bloomfield, NielsBohr, Rudolf Carnap, John Dewey, PhilippFrank, Ernest Nagel, Otto Neurath und Ber-trand Russell enthielt sowie zwei Abhandlun-gen von Morris: „Scientific Empiricism“ und„Foundations of the Theory of Signs“ (Mor-ris 1938 a). Während Neurath die Planungder Enzyklopädie übernahm, fiel der größteTeil der Detailarbeit an Carnap und an Mor-ris, der auch den Verleger für das Projektfand (Morris 1960: 520).

Besonders eng war die Beziehung zwischenMorris und Carnap. Carnap, der im Dezem-ber 1935 in die USA kam, verdankte es demEinfluß von Morris, daß er einen Ruf an dieUniversity of Chicago erhielt, wo er von 1936bis 1952 lehrte. Morris machte Carnap mitder Philosophie des Pragmatismus, insbeson-dere mit Dewey und Mead, bekannt. Carnapselbst hielt Morris für den amerikanischenPhilosophen, der seiner Philosophie am näch-sten stand (Carnap 1963: 34). Zusammenführten beide über mehrere Jahre ein Kollo-quium durch, in dem mit Wissenschaftlernaus verschiedenen Disziplinen methodologi-sche Fragen diskutiert wurden. 1939 besuch-ten Morris und Carnap zusammen ein Semi-nar Russells, das die Grundlage von dessenInquiry into Meaning and Truth wurde. Mor-ris verhalf auch Reichenbach und Carl Gu-stav Hempel (1905�1995) zur Emigration indie USA (Feigl 1969: 648).

Während das Früh- und Spätwerk vonMorris als „pragmatisch integrierte Semio-tik“ charakterisiert werden kann (siehe unten§ 5.), versucht sein einflußreichstes Werk, dieGrundlagen der Zeichentheorie (1938 a �1972), zu zeigen, wie der Semiotik ein axio-matischer Aufbau gegeben werden kann. Wieer selbst erklärt, soll die Semiotik dort in ei-ner Weise begründet werden, die nicht denvon ihm selbst vertretenen verhaltensorien-tierten Ansatz voraussetzt. Das in den Grund-lagen vorgestellte Zeichenmodell ist eine Zei-chentheorie „more geometrico“. Die reine Se-

miotik, die der deskriptiven Semiotik vor-geordnet ist � Morris charakterisiert die Be-ziehung als Applikationsverhältnis �, soll einformales System von Grundbegriffen undGrundsätzen sein, aus dem weitere Sätze alsTheoreme ableitbar sind (siehe auch den Auf-bau von Karl Bühlers semiotischem Haupt-werk von 1934; vgl. Art. 112). Als einzigerGrundbegriff dieses Kalküls soll das „mittel-bar-Notiz-nehmen-von“ („mediated-taking-account-of“) dienen: In einem Zeichenprozeß(Semiose) nimmt etwas von etwas durch dieVermittlung von etwas Drittem Notiz; er ver-wirklicht eine dreistellige Beziehung. DenVermittler nennt Morris „Zeichenträger“,den Notiznehmer „Interpret“ und das, vondem Notiz genommen wird, „Designat“, wo-bei dieser Term offenläßt, ob er einen existie-renden Gegenstand bezeichnet. Wenn diesder Fall ist, spricht Morris vom „Denotat“des Zeichens. Die Notiznahme („taking-ac-count-of-something“) nennt Morris im An-schluß an Peirce „Interpretant“.

Mit Hilfe der drei Argumente Zeichenträ-ger, Interpret und Designat definiert Morriszweistellige Relationen, deren Bezugspunktder Zeichenträger ist (siehe Abb. 113.1.; vgl.auch Art. 1, Abb. 1.2. und Art. 5, Abb. 5.19).Auf der syntaktischen Dimension liegendie Relationen zwischen den Zeichenträgern,auf der semantischen Dimension die Re-lationen zwischen den Zeichenträgern undderen Designaten und auf der pragmati-schen Dimension die Relationen zwischenden Zeichenträgern und den Interpreten (vgl.Art. 1 § 2.). Diese drei Zeichendimensionensind jeweils Gegenstand der drei Teildiszipli-nen der Semiotik: Syntaktik, Semantik undPragmatik (vgl. Art. 2, 3 und 4).

In dieser Bestimmung der drei Teildiszipli-nen geht Morris noch nicht über die Zeichen-theorie von Peirce hinaus (vgl. Art. 100§ 2.1.1.). Eine neue Idee liegt allerdings darin,daß er sie mit der Annahme Carnaps verbin-det, daß die Wissenschaften durch die Zei-chensysteme charakterisiert werden können,die sie verwenden (vgl. Art. 30 § 1.6. undArt. 124). Die verschiedenen Einzelwissen-schaften unterscheiden sich durch ihre unter-schiedlichen Darstellungsmittel (vgl. Schnelle1962), wozu Morris sowohl ihren Wortschatzund ihre Syntax als auch ihre Diagrammeund konstruktsprachlichen Sonderzeichenrechnet. In der Soziologie ist etwa von „Ge-sellschaft“ und „Wert“ die Rede, in der Phy-sik oder Chemie hingegen nicht; die Chemiebenutzt eine differenzierte mehrdimensionale

2209113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

Semiotik Syntaktik Semantik Pragmatik

Semiose Designat

andereZeichen-träger

syntaktischeDimension der Semiose

Interpret

Zeichen-trägerse

man

tisch

e D

imen

sion

der S

emio

se

pragmatische Dim

ension

der Semiose

Abb. 113.1: Das Modell der Zeichenrelation nach Morris (1939 a: 133 �1972: 94).

Formelsprache, die Geographie bevorzugtLandkarten mit Legenden. Entsprechend er-klärt Morris, daß auch jede der drei semioti-schen Teildisziplinen eine eigene Sprache ent-wickeln werde, die einen konzeptuellen Ap-parat bereitstellt, mit dem die von ihr unter-suchten Zeichenrelationen zu behandeln sind(1938 a: 2 f � 1972: 19). Hinzu kommt die Se-miotik im engeren Sinne, die Ausdrücke ver-wendet, die in allen semiotischen Teildiszipli-nen vorkommen und deshalb nicht einer ein-zelnen von ihnen zugeordnet werden können.Morris (1938 a: 8 � 1972: 26 f) schreibt: „Jededieser Teildisziplinen wird ihre eigenen spezi-ellen Begriffe benötigen; so ist […] ‘impliziert’ein Begriff der Syntaktik, ‘designiert’ und ‘de-notiert’ sind Begriffe der Semantik, und ‘istAusdruck von’ ist ein Begriff der Pragmatik.Und da die verschiedenen Dimensionen le-diglich Aspekte eines einheitlichen Prozessessind, wird es bestimmte Relationen zwischenden Begriffen der verschiedenen Teildiszipli-nen geben, und es werden besondere Zeichennotwendig sein, um diese Relationen und da-mit den Prozeß der Semiose im Ganzen zucharakterisieren. ‘Zeichen’ selbst ist ein striktsemiotischer Term, der weder innerhalb derSyntaktik noch der Semantik noch der Prag-matik allein definierbar ist; nur in einem wei-teren Sinn von ‘semiotisch’ darf man die spe-ziellen Begriffe dieser Disziplinen ‘semioti-sche Begriffe’ nennen“.

Dieser Zugangsweise kommt innerhalb desProjekts der Einheitswissenschaft, zu derenGrundlegung Morris ausdrücklich beitragenwill, eine bisher kaum beachtete Bedeutungzu. Für Carnap, den Theoretiker des Projektsder Einheitswissenschaft, stellt sich die Auf-gabe, die Wissenschaften zu „vereinheitli-chen“, als Problem dar, wie er die Sprachender verschiedenen Einzelwissenschaften zu-rückführen kann auf eine grundlegende Spra-che. Dies ist für ihn die Sprache der Physik(vgl. Art. 106 § 3.1.), und er will zeigen, mitwelchen logischen Mitteln diese Rückführungmöglich ist. Es handelt sich dabei nicht umeine Übersetzung, die mit Hilfe der Bezie-hung der logischen Äquivalenz erfaßbar ist,da dann auch umgekehrt etwa die Sätze derPhysik in Sätze der Biologie übersetzbar wä-ren. In den dreißiger Jahren schlägt Carnapdaher eine neue Operation vor, die er „Re-duktion“ nennt (vgl. „Testability and Mean-ing“, 1936/37). Dabei geht Carnap davonaus, daß die Einzelwissenschaften in einemhierarchischen Verhältnis stehen, insofern dieSätze der Soziologie auf die der Psychologie,diese wiederum auf die Sätze der Biologie,und in weiterer Folge auf die der Chemie undder Physik „reduzierbar“ sind. Bereits in dendreißiger Jahren sah man die Problematikdieses Ansatzes (vgl. Popper 1934 und Ko-koszynska 1937: 333).

2210 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

In den dreißiger Jahren betrachtet Carnapnoch die syntaktischen Beziehungen zwischenZeichen als einzige Zeichendimension. WennCarnap die Sprache der Wissenschaften un-tersucht, dann kann er daher nur versuchen,sie mit den Mitteln einer „logischen Syntax“(so der Titel seines Buches von 1934) zu ana-lysieren. Auch die Frage nach der Möglich-keit der Reduktion der Wissenschaften auf-einander wird hier nur mit syntaktischen Mit-teln behandelt. Für Morris hingegen, demdurch sein Studium des Pragmatismus auchandere semiotische Bezüge als die der Syntaxgeläufig sind, umfaßt die Wissenschaftsphilo-sophie auch viel weiter reichende Themen.Die Verbindung stellt Morris in den letztendrei Abschnitten der Grundlagen (1938 a �1972) her, die „Probleme und Anwendun-gen“ betreffen.

Als erste Forderung hebt Morris die Verei-nigung („unification“) der semiotischen Wis-senschaften hervor. Morris betont den inter-disziplinären Charakter der Semiotik, da so-wohl Empiriker, die klären, unter welchenBedingungen Zeichenprozesse vorkommen,wie Systematiker benötigt werden, wobei je-der Material für den anderen bereitstellt. Alsbesonders wichtiges theoretisches Problemnennt Morris die Klärung der verschiedenenRegelsorten, wobei er auf die Biologie, diePsychologie, die Psychopathologie, die Lin-guistik und die Soziologie hinweist (1938 a:54 � 1972: 83).

Morris betont ferner die Bedeutung derGeschichte der Semiotik als Stimulans undAnwendungsbereich. So läßt sich das ehrwür-dige Projekt einer universalen Grammatik(vgl. Art. 62 § 7.) verfolgen, indem untersuchtwird, wie die unterschiedlichen Sprachen mitverschiedenen Mitteln verwandte Zeichen-prozesse ausführen. Die Formalwissenschaf-ten Logik, Mathematik und Linguistik sindseiner Überzeugung nach nicht nur in semio-tischen Begriffen neu interpretierbar � „dielogischen Paradoxien, die Typentheorie, dieGesetze der Logik, die Wahrscheinlichkeits-theorie, die Unterscheidung von Deduktion,Induktion und Hypothesenbildung, die Mo-dallogik […] lassen sich innerhalb der Zei-chentheorie diskutieren“ �, sie können sogar„ohne Abstriche in die Semiotik übernom-men werden“.

Die Wissenssoziologie und die Rhetorikgehen nach Morris in der Pragmatik auf.„Die Semiotik ist der Rahmen, in den dieheutigen Äquivalente des alten Triviums Lo-gik, Grammatik und Rhetorik einzuordnensind“ (1938 a: 56 � 1972: 83 f). Daß Morris

auch die Wissenssoziologie in die Semiotikeinbezieht, ist bemerkenswert; sie hat in derBewegung der Einheitswissenschaft keineganz unbedeutende Rolle gespielt (vgl. dieBeiträge von Dewey: „Unity of Science as aSocial Problem“ (1938), Santillana undZilsel: „The Development of Rationalism andEmpiricism“ (1941) und Thomas Kuhn: „TheStructure of Scientific Revolutions“ (1962)zur International Encyclopedia of Unified Sci-ence).

Für Morris ist die Semiotik nicht nur eineWissenschaft unter anderen. Sie ermöglichtes auch, die etablierten Wissenschaften densemiotischen Teildisziplinen zuzuordnen. For-malwissenschaften wie die Mathematik undLogik werden der Syntaktik zugeordnet, diemeisten Naturwissenschaften der Semantikund die Sozial- und Humanwissenschaftender Pragmatik (vgl. Morris 1936: 124). Dabeibetont Morris, daß die drei Teildisziplinennichtreduzierbare und gleichwertige Perspek-tiven liefern (1938 a: 53 � 1972: 81).

Der in der Literatur häufig anzutreffendeVorwurf, das Zeichenmodell der Grundlagensei additiv, wird dem Werk nicht gerecht (vgl.Apel 1973 a: 10 f und Trabant 1976: 45 f).Diese Darstellung orientiert sich an der Inter-pretation von Carnap (1942), der seinerseitsauf Morris Bezug nimmt (siehe unten § 5.).Morris dagegen legt Wert auf die Feststel-lung, daß die Semiotik „mehr ist als dieSumme dieser drei Disziplinen“, da sie derenWechselbeziehungen thematisiert und „mitdem ganzheitlichen Charakter des Zeichen-prozesses zu tun [hat], den diese Disziplinenfür sich genommen außer Acht lassen“(1938 a: 52 f � 1972: 80; siehe auch Art. 5§ 1.).

4. Verhaltensorientierte Theorie derZeichen

Durch die politischen Entwicklungen der30er Jahre � die Unterdrückung ihrer Zieleund die Vertreibung ihrer Vertreter vom eu-ropäischen Kontinent � verlor die Bewegungder Einheitswissenschaft viel von ihrer Kraft.Die Kontinuität ging verloren, der Faden riß,so daß nach dem zweiten Weltkrieg nur nochÜberreste erhalten waren. Hinzu kamen in-terne theoretische Probleme, da sich das vonCarnap für die Begründung der Einheitswis-senschaft verfolgte Programm des Reduktio-nismus als praktisch undurchführbar erwies.

In der Weiterentwicklung der Semiotikvon Morris hat das die Konsequenz, daß in

2211113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

seinen späteren Arbeiten, etwa in seinemzweiten semiotischen Hauptwerk, Zeichen,Sprache und Verhalten (1946 � 1973) die Se-miotik nicht mehr als eine Formalwissen-schaft, sondern als eine Naturwissenschaftkonzipiert wird. Dabei orientiert er sich anseinen eigenen pragmatischen Ursprüngenund greift zurück auf die damals aktuellenArbeiten der gemäßigt behavioristischen Psy-chologie insbesondere von Clark L. Hull(1884�1952) und von Edward C. Tolman(1886�1959), der versuchte, Behaviorismusund Gestaltpsychologie zu verbinden. War inden Grundlagen der Begriff der mittelbarenNotiznahme zentral, so ist es nun der Begriffdes Zeichenverhaltens. Dabei lehnt sich Mor-ris wie bereits in seiner Dissertation an dieChicagoer Schule an; insbesondere die Hand-lungstheorie seiner Lehrers Georg HerbertMead gewinnt an Bedeutung (vgl. Posner1981). Das wichtigste Zeichensystem, dieSprache, wird verstanden als eine Form so-zialen Verhaltens, die im Rahmen des Mead-schen Ansatzes (vgl. Art. 74 § 22.) analysiertwird. Dies führt Morris in der Konsequenzunter anderem zu einer verhaltensorientier-ten Grammatik.

4.1. HandlungsphasenMead definiert Handlungen als zielorientier-tes Verhalten („behavior“). Das Ziel ist dabeidurch einen Impuls gegeben, der als ein An-trieb verstanden werden kann, welcher in sei-nem Ablauf nicht vollständig festgelegt ist.Im Hinblick auf die Erfüllung dieses Ziels un-terscheidet Mead in Anlehnung an Aristoteles(vgl. Art. 40 § 3.2.2.) bei einer Handlung dreiStadien: die Orientierungsphase, die Bearbei-tungsphase und die Erfüllungsphase (vgl.Mead 1938: 3�25 � 1969: 102�129). In derOrientierungsphase wird etwa ein Hung-riger seine Wahrnehmungen auf Eßbares hinselektieren. In dieser Phase spielen die Fern-sinne (Sehen, Hören) eine besondere Rolle.Sie geben dem Handelnden Orientierungs-hilfen und veranlassen ihn etwa, sich auf denintendierten Gegenstand zuzubewegen. Inder Bearbeitungsphase werden die Mög-lichkeiten, die eine derart orientierte Wahr-nehmung eröffnet hat, verwirklicht. DieSuppe, die man gerochen und auf Genießbar-keit überprüft hat, wird nun aufgewärmt undder Löffel in Startposition gelegt. Es kann je-doch auch eine komplexere Handlung, etwadie Herstellung eines Gegenstandes (Suppe,Werkzeug) stattfinden. Die Bearbeitung desGegenstandes erfolgt zumeist in der unmittel-

baren Umgebung des Handelnden, so daßauch die Nahsinne (Riechen, Schmecken, Ta-sten) zum Einsatz kommen. In der Erfül-lungsphase wird schließlich der Impuls, derden Handlungsablauf in Gang brachte, besei-tigt � im Beispiel: die Suppe wird verzehrt.Dabei kann es zu Komplikationen kommen,wenn etwa der Impuls nicht völlig befriedigtwird (zu wenig Suppe) oder wenn ein kon-kurrierender Impuls über den ursprünglichendominiert (der nächste Termin verhindert dasZu-Ende-Essen). In dieser Phase spielen imallgemeinen die Nahsinne die primäre Rolle.

Bei einem derartigen Handlungsablauf be-stimmen sich Handlung, behandelter Gegen-stand und Handelnder wechselseitig. DieseHandlungskomponenten können alle anKomplexität gewinnen. Der Handlungsim-puls verfeinert sich zu Interesse, Neigung,Absicht, Bedürfnis, Lust oder Laune (vgl.Tranöy 1972/75: 143 ff). Als impulsbefriedi-gender Gegenstand braucht nicht mehr not-wendig ein einzelnes sinnlich-konkret gegebe-nes Objekt aufzutreten, sondern es kann sichauch um mehrere Gegenstände handeln, diezudem abstrakt und allgemein sein können.Die Impulsbefriedigung geschieht nicht mehrallein durch die Nahsinne, sondern auchdurch die Fernsinne, durch Vorstellungenoder gar durch innere oder äußere Handlun-gen, die wiederum mehrphasig sind. DieseEntwicklung kann so weit gehen, daß schließ-lich alle inhaltlichen Bestimmungen derHandlungsphasen ungültig werden und nurdie phasenspezifischen Funktionen Orientie-rung, Bearbeitung und Erfüllung erhaltenbleiben. So können bereits in den späterenEntwicklungsstufen des Kleinkindes die Nah-sinne als Träger von Orientierungsreizen unddie Fernsinne als Träger von Erfüllungsreizeneingesetzt werden (wenn es zum Beispiel dasKissen wegschiebt, um einen ungestörtenBlick auf die Mutter zu haben). Jede manife-ste Eigenschaft eines Gegenstandes kann aufdiese Weise für die verschiedenen Handlungs-phasen eine eigene Funktion übernehmen.Dabei haben insbesondere Teile der Bearbei-tungsphase die Tendenz, in die Erfüllungs-phase der Handlung einzugehen. Mead hatdiese Handlungskonzeption verwendet, umseine Theorie der Gemeinschaftshandlung(„social act“), der Kommunikation und derEntwicklung des Selbst auszuarbeiten.

4.2. ZeichentypenAuf Meads Handlungsanalyse baut Morrisseine Zeichentheorie auf, wobei er den Begriffdes Zeichenverhaltens zunächst für den Rezi-

2212 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

pienten des Zeichens (vgl. Art. 5 § 1.3.) be-stimmt. Der Meadsche Ansatz bietet sich da-für an, da es zwischen den HandlungsphasenVerweisungszusammenhänge gibt. So verwei-sen die Orientierungsreize auf die Bearbei-tungseigenschaften und diese auf den impuls-befriedigenden Gegenstand. Diese finale Ver-weisungsstruktur nutzt Morris, um mit Hilfedes Dispositionsbegriffs den Zeichenbegriffeinzuführen. Generell bestimmt Morris dasZeichenverhalten als ein zielgerichtetes Ver-halten, bei dem Zeichen Kontrolle ausüben(Morris 1946: 6 f � 1973: 80). „Wenn A einvorbereitender Reiz ist, der bei Abwesenheitvon Reizobjekten, welche Reaktionsfolgen ei-ner bestimmten Verhaltensfamilie zu initiie-ren pflegen, eine Disposition in einem Orga-nismus verursacht, unter bestimmten Bedin-gungen mit Reaktionsfolgen dieser Verhal-tensfamilie zu reagieren, dann ist A ein Zei-chen“ (Morris 1940: 10 f � 1973: 84). Dabeiversteht Morris unter „vorbereitender Reiz“einen Reiz, der eine Reaktion auf einen Reizbeeinflußt, und unter „Verhaltensfamilie“eine „Gruppe von Reaktionsfolgen, die durchgleichartige Reizobjekte eingeleitet werdenund die bei diesen Objekten als gleichartigenZielobjekten für gleichartige Bedürfnisse en-den“ (1946: 10 � 1973: 83).

Als Zeichen fungiert primär ein Sinnes-reiz, der in der Orientierungsphase der Hand-lung auftritt und über die Fernsinne wahrge-nommen wird. Als Bezeichnetes („De-notat“) fungiert primär ein impulsbefriedi-gender Gegenstand, der in der Erfüllungs-phase der Handlung auftritt und durch eineMenge von Erfüllungseigenschaften („Signifi-kat“) charakterisiert ist, die über die Nah-sinne wahrgenommen werden. Als Zeichen-zusammenhang („Interpretant“) fungiertprimär die Disposition des Handelnden,durch geeigneten Umgang mit dem Bezeich-neten den Handlungsimpuls zu beseitigen.

Geht man von der genetisch primären Zei-chensituation aus, so sind Orientierungsreizenoch sehr spezielle Zeichen. Sie sind moda-l i tätsabhängig, da sie nicht von demselbenOrganismus produziert werden, von dem sierezipiert werden. Sie sind rezipientenab-hängig, da das Bezeichnete mit dem Hand-lungsimpuls des Rezipienten wechselt. Siesind situationsabhängig und funktions-abhängig, da sie nur im Rahmen einer im-pulsorientierten Handlungskette im Rezipien-ten eine spätere Phase seiner Handlung aus-lösen und ihre Zeichenfunktion verlieren,wenn diese Kette unterbrochen wird. Allge-

mein werden Reize, die im Rezipienten einespätere Phase seiner Handlung auslösen, in-dem sie ihn auf einen impulsbefriedigendenGegenstand hinweisen, als „Signale“ be-zeichnet (1946: 24 f � 1973: 101). Signalefunktionieren weitgehend automatisch, denndie Auslösung einer späteren Handlungs-phase geschieht, ohne daß der RezipientGelegenheit zur Überlegung hat.

Zwischen dem Gegenstand, von dem derSignalreiz ausgeht, und dem Gegenstand, derin der Erfüllungsphase den Impuls befriedigt,muß über die funktionale Handlungskettehinaus kein inhaltlicher Zusammenhang be-stehen. Es gibt jedoch auch den Sonderfall,bei dem die beiden Gegenstände identischsind. Hier verweist der Orientierungsreiz denRezipienten auf eine Erfüllungseigenschaftdes gleichen Gegenstandes. In Situationen, indenen der wahrgenommene Gegenstand einLebewesen ist, kann eine frühe Phase einerBewegung dieses Lebewesens dem Rezipien-ten als Orientierungseigenschaft dienen, dieauf eine spätere Phase derselben Bewegungals Erfüllungseigenschaft des Lebewesensverweist (vgl. Morris in Mead 1934: XX f �1968: 23 f). Das Schürzen der Lippen weistden Rezipienten auf den Kuß hin, der gleichdanach erfolgt � hier ist der Küssende De-notat und der Kuß Signifikat der Handlung.Das Ausstrecken der Hand weist ihn auf dasErgreifen des Gegenstandes hin, der sich inder Richtung der ausgestreckten Hand befin-det � hier sind Handelnder und GegenstandDenotate, das Ergreifen ist Signifikat derHandlung. Indem die wahrgenommene Be-wegung dem Rezipienten zeigt, was der Han-delnde als nächstes tun wird, ermöglicht sieihm die vorwegnehmende Reaktion auf eineHandlung, die noch gar nicht ausgeführt ist.Durch die Wahrnehmung der frühen Phaseeiner Handlung als Zeichen für deren Fort-setzung erscheint der Handelnde dem Rezi-pienten als „Sender“. Reize, die im Rezi-pienten eine spätere Phase seiner Handlungauslösen, indem sie ihn auf eine spätere Phaseeiner Handlung des Senders hinweisen, wer-den allgemein als „Gesten“ bezeichnet.

Bei vielen unserer Körperbewegungen wer-den wir uns dessen gar nicht bewußt, daßandere sie als Zeichen rezipieren; und selbstwenn wir uns dessen bewußt werden, könnensie für uns andere Signifikate haben als fürdie Rezipienten. Nach Mead und Morris istnun die Sprache ein Zeichensystem, dessenZeichen für den Sender dieselbe Signifikationhaben wie für den Rezipienten. Morris nennt

2213113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

derartige Zeichen „Comzeichen“ (siehe un-ten). Ihrer verhaltenstheoretischen Fundie-rung galt die lebenslange Aufmerksamkeitvon Mead. Als biologisch fundamental sah erdabei wie sein Lehrer Wilhelm Wundt die Ge-sten an (vgl. Art. 77 § 2.2.).

Wenn der Rezipient das Ballen der Faustals Geste versteht, die einen Fausthieb gegenihn vorbereitet, so wird seine Reaktion imAusweichen bestehen. Wenn der Schläger denBeginn der Ausweichbewegung des Rezipien-ten seinerseits als Geste versteht, die die Aus-weichbewegung vorbereitet, wird er den Faust-hieb unterlassen oder in eine andere Rich-tung lenken. Derartige gegenseitige Hand-lungsbeeinflussung ist ein Beleg für MeadsBehauptung, daß der Verlauf einer längerdauernden Handlung durch von ihr selbstausgelöste schneller ablaufende Handlungengesteuert werden kann (Morris in Mead 1934:XX � 1968: 24). Mead spricht hier von „ge-stischer Interaktion“ („conversation of ges-tures“) und sieht in ihr eine Vorstufe der Ge-meinschaftshandlung („social act“; vgl.Mead 1934: 44 � 1968: 83).

Gesten der geschilderten Art beeinflussenzwar die Handlungen des jeweils anderen, siedienen aber nicht der Steuerung des eigenenVerhaltens, denn sie werden meist blind undohne kommunikative Absicht vollzogen. Fürden Sender bleibt die Geste ohne Signifikatund damit sinnlos, so daß der Rezipient einerGeste den Sender besser versteht als diesersich selbst („unintelligent gesture“; vgl. Mead1922: 162). Diese Asymmetrie kann nur da-durch überwunden werden, daß auch derSender seine Handlungen antizipiert. Diesgeschieht, indem zwei aufeinanderfolgendeHandlungen verschiedener Personen alsPhasen einer einzigen Handlung aufgefaßtwerden. Wer die Handlung seines Interak-tionspartners als Fortsetzung seiner eigenenHandlung auffaßt, für den wird seine eigeneHandlung als frühe Phase einer Gemein-schaftshandlung erkennbar. Er kann von derspäteren Phase dieser Gemeinschaftshand-lung auf die frühere Phase zurückschließenund diese als Reaktion auf jene verstehen.Durch die Reaktion des Partners erhält fürihn auch die eigene Geste einen Sinn, sie wirdzur signif ikanten Geste („significant ges-ture“; vgl. Mead 1934: 81 f � 1968: 121 f so-wie Morris 1946: 33 f und 43 f � 1973: 117 ffund 122 ff). Es finden sich hier bereits dieGrundstrukturen der später von Grice ausge-arbeiteten (vgl. Grice 1957, 1968, 1969 und

1982) kommunikationsbasierten Theorie derBedeutung (siehe Blanke und Posner 1998).

Signifikante Gesten sind somit vom Sen-der selbst als solche erkannte Gesten; derSender wird zum Rezipienten seines eigenenZeichens. Ein Sender dieser Art heißt „Zei-chenproduzent“.

Allgemein wird ein Reiz als „signifikanteGeste“ bezeichnet, wenn er nicht nur im Re-zipienten eine spätere Phase seiner Handlung(Reaktion) auslöst, indem er auf eine späterePhase im Handeln des Senders hinweist, son-dern auch im Sender eine spätere Phase sei-ner Handlung auslöst, indem er auf eine spä-tere Phase im Handeln des Rezipienten (des-sen Reaktion) hinweist (vgl. Morris 1946:43 ff � 1973: 141 f).

Die zu erwartende Handlungsfortsetzungdes Senders fungiert als Signifikat der Gestefür den Rezipienten, und die zu erwartendevorwegnehmende Reaktion des Rezipientendarauf als Signifikat der Geste für den Sen-der. Die gegenseitigen Handlungserwartun-gen (Signifikate) sind aber von den tatsäch-lich vorliegenden Handlungsdispositionen(Interpretanten) zu unterscheiden. Andern-falls wäre der bewußte Einsatz von Drohge-bärden oder von Täuschungen (der sich inBewegungsspielen wie Fußball, Tennis undFechten findet) nicht möglich. Der Zweck ei-ner Drohung liegt ja meist darin, dem Zei-chenproduzenten die Verwirklichung des An-gedrohten zu ersparen. Selbst wenn der Dro-hende gar nicht die Disposition hat, die ange-drohte Handlungsfortsetzung auszuführen,muß er sich doch darauf verlassen können,daß der Bedrohte sie erwartet, also den Dro-henden ernst nimmt. Dies ist aber nur mög-lich, wenn beide etwa die gleichen Vorstellun-gen von der Handlungsfortsetzung des Zei-chenproduzenten haben. Umgekehrt verlierteine Drohung ihren Zweck, wenn der Be-drohte nicht weiß, wie er der drohendenHandlungsfortsetzung des Zeichenproduzen-ten begegnen kann. Selbst wenn der Bedrohtealso gar nicht die Disposition hat, die vomDrohenden nahegelegte Reaktion auszufüh-ren, muß er sich doch darauf verlassen kön-nen, daß der Drohende sie von ihm erwartet,also den Bedrohten ernst nimmt. Dies ist wie-derum nur möglich, wenn beide auch unge-fähr gleiche Vorstellungen von der Hand-lungsfortsetzung des Zeichenrezipienten ha-ben. Interaktion mit signifikanten Gestenfunktioniert also um so besser, je mehr sichdie Signifikate einer Geste für den Produzen-ten und den Rezipienten gleichen (zu den

2214 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

daran beteiligten Reflexionsstufen vgl. Pos-ner 1993).

Es ist nun nur noch ein kleiner Schritt vonder Produktion einer signifikanten Geste zurProduktion eines Comsignals im Sinne vonMorris (1946: 253 f � 1973: 131 Anm. 7). Als„Comsignal“ bezeichnet Morris ein Signal,das vom gleichen Lebewesen produziert undrezipiert werden kann und für Produzent undRezipient gleiche Signifikate hat. Produzen-ten und Rezipienten von Comsignalen heißen„Interpreten“.

Comsignale sind modalitätsneutral und in-terpersonell, denn sie werden per definitio-nem von allen Kommunikationspartnerngleich interpretiert. Sie sind noch immer Si-gnale, da sie situations- und funktionsab-hängig sind: Ihre Interpretation wechselt mitdem Handlungszusammenhang, da das Signi-fikat jeweils eine erwartete spätere Phase derbisherigen Handlung des Interpreten ist; zu-dem verlieren sie ihre Zeichenfunktion, wennder Handlungszusammenhang unterbrochenwird, bevor er abgeschlossen werden kann.

Wenn beispielsweise ein Autofahrer alsAntwort auf die Frage nach der Lage einesöffentlichen Gebäudes die Anweisung erhält:„Biegen Sie an der dritten Kreuzung rechtsein“, so muß er sicherstellen, daß ihm dasSignifikat dieser Anweisung bis zur Erfül-lungsphase präsent bleibt. Dies kann er errei-chen, indem er drei Finger der linken Handhochhält und an jeder folgenden Kreuzungeinen senkt oder indem er den Wortlaut derAnweisung leise für sich wiederholt, bis er ander dritten Kreuzung eintrifft und sie somitausführen kann. Fingerheben und stilles Wie-derholen der Anweisung sind Zeichen, dievom Rezipienten an die Stelle des ursprüngli-chen Signals gesetzt werden. Sie stellen fürden Fahrer einen neuen Handlungszusam-menhang her, der über die zeitliche Unterbre-chung des Zusammenhangs von Anweisungs-empfang und -ausführung hinweghilft. Diesleisten Symbole; sie werden von Morris nunals Zeichen bestimmt, welche von ihren Inter-preten selbst produziert werden und in belie-bigen Handlungszusammenhängen ein Signalmit gleichem Signifikat ersetzen können (vgl.Morris 1946: 24 ff, 33 f und 39 f � 1973:100 ff, 111 und 117 f). Symbole sind weder anbestimmte Handlungszusammenhänge nochan bestimmte Signale gebunden, sie sind voll-kommen situations- und funktionsunabhän-gig („autonom“; vgl. Morris 1946: 26 f �1973: 104). Hiervon leitet sich die Arbitraritätvon Zeichen ab. Denn da die Wahl des Zei-

chenträgers nicht durch einen Handlungszu-sammenhang bestimmten Typs gefördertoder beschränkt wird, ist sie Sache bloßerKonvention.

Wenn ein Zeichen die Eigenschaften vonComsignalen und Symbolen in sich vereinigt,dann bezeichnet Morris es als „Comsym-bol“. Comsymbole sind nicht nur situations-und funktionsunabhängig (wie die Symbole),sondern auch modalitätsunabhängig und in-terpersonell (wie die Comsignale). Sie sindder leistungsfähigste Zeichentyp und in allennatürlichen Sprachen vorzufinden.

Wie aus all diesen Beispielen hervorgeht,haben Zeichen eine biologische Funktion. Sieerweitern den Horizont des Individuums

(i) (a) von dem durch die Nahsinne Wahr-nehmbaren

(b) auf das durch die Fernsinne Wahr-nehmbare und

(c) auf das durch die Fernsinne Signali-sierbare;

(ii) (a) von den durch Signale antizipierba-ren Gegenständen und Vorgängen

(b) auf die durch Gesten antizipierbarenHandlungen anderer und

(c) auf die durch signifikante Gestenantizipierbaren eigenen Handlungen;

(iii) (a) von durch Comsignale mitteilbar ge-wordenen Signifikaten

(b) auf durch Symbole fixierbar gewor-dene Signifikate und

(c) auf durch Comsymbole konstruier-bar gewordene interpersonelle Signi-fikatzusammenhänge (vgl. Art. 27).

Sie potenzieren die Verhaltensmöglich-keiten des Individuums

(i) von der ad hoc vollzogenen einseitigenAnpassung an unveränderliche Gege-benheiten, die durch Wahrnehmungenund Signale erfaßbar sind,

(ii) zur ad hoc vollzogenen wechselseitigenAnpassung an die Interaktionspartnerauf Grund von Gesten und weiter

(iii) zur bleibenden Verhaltensformung imRahmen der Sprachgemeinschaft mitHilfe von Comsymbolen.

Auf diese Weise wird durch sie die verhaltens-relevante Umwelt des Individuums und derGemeinschaft schrittweise vergrößert undumstrukturiert

(i) von der unmittelbar gegebenen engerenUmgebung, die durch die Nahsinne er-schlossen wird,

2215113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

(ii) auf die unmittelbar gegebene weitereUmgebung, die durch die Fernsinne er-schlossen wird, und weiter

(iii) auf die mittelbar gegebene impulsabhän-gige Umgebung, die durch Signale er-schlossen wird, und schließlich

(iv) auf die mittelbar gegebene impulsunab-hängige Umgebung, die durch Comsym-bole erschlossen wird.

Diese Entwicklung hat eine größere Frei-heit des Organismus gegenüber seiner Um-welt, gegenüber den Artgenossen und gegen-über sich selbst zur Folge, was wiederum eineVerfeinerung der Handlungsimpulse ermög-licht (siehe den Ansatz von Jakob von Uex-küll; vgl. Art. 110). Hiermit ist eine ethischeDimension eröffnet. Denn wenn die Freiheiteiner Person auf ihrer Fähigkeit beruht, dieKonsequenzen ihres Verhaltens mit Hilfe vonZeichen zu antizipieren, dann wächst mit derFreiheit auch die Verantwortung für ihr Ver-halten. Dieser Verantwortung wird man nachMorris nur dadurch gerecht, daß man beiEntscheidungen nicht Partikulärinteressen,sondern jeweils das Wohl aller Beteiligten imAuge hat (vgl. Morris 1927: 261, 1940: 583 ffund 1946: 274 f � 1973: 275; siehe auchMead 1912).

4.3. BezeichnungsdimensionenZeichen können in jeder Phase einer Hand-lung eine Rolle spielen. Entsprechend derHandlungsphase, in der sie auftreten, über-nehmen sie eine eigentümliche Funktion (fürdas Folgende vgl. Art. 4 § 1.3.). In der Orien-tierungsphase geht es dem Handelndendarum, Informationen über die Umgebungzu sammeln, um so Eigenschaften der Situa-tion im Hinblick auf die Befriedigung desHandlungsimpulses zu ermitteln. Zeichen, diein dieser Weise auf feststellbare Situations-eigenschaften hinweisen, heißen „designa-t ive“ Zeichen. In der Bearbeitungsphase ha-ben Zeichen die Funktion, den Rezipientenanzuweisen, wie er sich dem aufgefundenenGegenstand gegenüber verhalten soll; sie hei-ßen „präskript ive“ Zeichen. In der Erfül-lungsphase, in der es darum geht, den bear-beiteten Gegenstand in einer Weise zu ver-wenden, die den die Handlung einleitendenImpuls löscht, haben Zeichen schließlich dieFunktion, auf den Wert des entsprechendenGegenstandes hinzuweisen. Sie heißen „ap-preziat ive“ Zeichen (vgl. Morris 1964:3 ff � 1975: 202 ff).

Die designativen, präskriptiven und appre-ziativen Zeichen bezeichnen unterschiedliche

Eigenschaften des entsprechenden Gegen-standes, die auch mit unterschiedlichen Sin-nen wahrgenommen werden (siehe oben dieRolle von Fernsinnen in den verschiedenenHandlungsphasen). Außerdem lösen dieOrientierungseigenschaften im Handelndenandere Reaktionsweisen aus als die Bearbei-tungs- und Erfüllungseigenschaften. Auf eindesignatives Zeichen antwortet der Rezipientmit der Disposition, sich gegenüber dem ent-sprechenden Gegenstand so zu verhalten, alsbesitze dieser die Eigenschaft, als sei er das,als was er durch das designative Zeichen be-zeichnet wird. Wer etwa durch die Universi-tät geführt wird und dabei an einem Gebäudedas Bibliothekszeichen sieht, bei dem bildetsich dadurch die Disposition, dieses Gebäudezu betreten, wenn er ein Buch sucht. Ein prä-skriptives Zeichen bildet die Disposition aus,den entsprechenden Gegenstand in einer be-stimmten Weise zu behandeln. Ein grünerPunkt oder der Schriftzug „Drücken“ an ei-ner Tür sollte es dem Rezipienten ermögli-chen, diese Tür zu öffnen, ohne vergeblich anihr zu ziehen. Ein appreziatives Zeichenschließlich bringt die Disposition hervor, denGegenstand im Hinblick auf die Impulsbe-friedigung zu bewerten. Das Zitat einesrenommierten Wissenschaftlers auf demRückendeckel eines Buches, das lautet „Oneof the most brillant books on semiotics Ihave ever read“ wird in einem Semiotikstu-denten typischerweise das Verlangen und da-mit die entsprechende Disposition wecken,dieses Buch zu lesen.

Während sich die Bezeichnungsdimensioneines Zeichens ursprünglich aus dem Kontext� insbesondere dem Auftreten des Zeichensin einer bestimmten Handlungsphase � er-gab, differenzierten sich in komplexeren Zei-chensystemen wie der Sprache, die auch kon-textfreie Zeichen (Comsymbole) besitzt, spä-ter die Zeichen hinsichtlich ihrer Bezeich-nungsdimension. In diesen Zeichensystemenist eine entsprechende Zeichenklassifikationmöglich, wobei „Designatoren“ (etwa„Wild“), „Präskriptoren“ (etwa „sollte“)und „Appreziatoren“ (etwa „fein“) zu un-terscheiden sind (vgl. Morris 1946: 63 f �1973: 146 und 1964: 4 f � 1975: 203 f).

Durch die feste Zuordnung einer bestimm-ten Bezeichnungsdimension zu jedem Com-symbol wird es möglich, diese Zeichen auchaußerhalb ihrer spezifischen Handlungsphasezu verwenden, womit der Handlungsspiel-raum sich erweitert. Bereits in der Orientie-rungsphase kann etwa ein Autofahrer rele-

2216 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

vante Informationen für eine geplante Fahrterhalten. Wenn diese die Verkehrsbedingun-gen allgemein betreffen, gehören sie zurOrientierungsphase und sind designativ; siekönnen aber auch bereits auf die Erfüllungs-phase Bezug nehmen und den Verkehr auf ei-ner bestimmten Strecke als stockend beurtei-len (appreziativ) und sie können (präskriptiv)eine Umleitung empfehlen und so auf die Be-arbeitungsphase Einfluß nehmen. Das in denamtlichen Verkehrsansagen im Radio ver-wendete Zeichen ist selbst wiederum kom-plex, es enthält etwa Zeichen für die Straße,die Abfahrten und die Fahrtrichtung sowiePrädikate, die auf unterschiedliche Hand-lungssituationen anwendbar sind. Dies führtzu der Aufgabe, eine verhaltenstheoretischeFundierung der Grammatik zu liefern.

Zeichen, die in komplexen Zeichen, wie esdie Sätze einer Sprache sind, die Identifizie-rung der denotierten Gegenstände ermögli-chen, nennt Morris „Identif ikatoren“(1946: 64 ff und 75 ff � 1973: 147 ff und158 ff). Sollen an ein und demselben Gegen-stand sowohl bestimmte Orientierungseigen-schaften festgestellt als auch bestimmteErfüllungseigenschaften bewertet und be-stimmte Bearbeitungseigenschaften anemp-fohlen werden, so liegt es nahe, denselbenIdentifikator (I) zu benutzen und ihn jeweilsmit einem geeigneten Designator (D) bzw.Appreziator (A) bzw. Präskriptor (P) zu ver-knüpfen. Komplexe Ausdrücke dieser Art be-zeichnet Morris als „Askriptoren“; sieschreiben alle einem Gegenstand gewisse im-pulsrelevante Eigenschaften zu. Die Minimal-form eines Askriptors lautet „ID“ bzw. „IA“bzw. „IP“. Da die Komponenten selbst wie-der komplex sein können, muß geklärt wer-den, weshalb ein komplexes Zeichen dieFunktion etwa eines Präskriptors hat, ob-wohl in ihm auch Designatoren vorkommen.Eine zentrale Rolle spielen hierbei „Forma-toren“. Eine Verknüpfung etwa von „sollte“mit „koch-“ unter Verwendung der Formato-ren für den Infinitiv Passiv (bei schwachenVerben: „ge-“ „-t werden“) lenkt die Auf-merksamkeit von der Orientierungseigen-schaft des Kochens (wie in „Die Suppekocht“) auf eine Bearbeitungseigenschaft desbetreffenden Nahrungsmittels (wie in „DieSuppe sollte gekocht werden“) und macht so-mit das gesamte Zeichen zu einem Präskrip-tor. Morris selbst ist der Frage, wie Formato-ren in einer Sprache wie dem Deutschen zubeschreiben sind, nicht im einzelnen nachge-gangen; sie wird jedoch in der heutigen Lin-

guistik zunehmend behandelt (vgl. Posner1972 sowie Untersuchungen zur Grammati-kalisierung wie die von Heine, Claudi undHünnemeyer 1991, Hopper und Traugott1993 sowie Pagliuca 1994).

4.4. GebrauchsdimensionenIn der verhaltensorientierten Semiotik habenneben den Signifikaten die Interpretanten derZeichen eine zentrale Stellung. Morris ver-steht unter ihnen die Verhaltensdispositionendes Zeichenproduzenten und -rezipienten.

In Zeichenprozessen, die durch Signaleund nichtsignifikante Gesten ausgelöst wer-den, spielt es für die Interpretation keinegroße Rolle, ob diese Zeichen natürlichenUrsprungs oder Artefakte sind, von wem sieproduziert werden und mit welcher Absichtdies geschieht. Entscheidend ist der Hand-lungszusammenhang des Rezipienten. So kön-nen Fußspuren dem Rezipienten entspre-chend seiner eigenen Handlungsphase Auf-schluß über die Bewegungen des Senders ge-ben, ihm Vorsichtsmaßnahmen nahelegenoder ihm zu einer bestimmten Einschätzungdes Senders Anlaß geben, ohne daß sie in die-ser Absicht produziert worden wären.

Zeichenprozesse, an denen Comsymbolemit fest kodierten Bezeichnungsdimensionenbeteiligt sind, sind weniger abhängig vomHandlungszusammenhang des Rezipienten.Sie eröffnen dadurch dem Zeichenproduzen-ten die Möglichkeit, Zeichen als Instrumentezur Verwirklichung seiner eigenen Ziele zugebrauchen (vgl. Morris 1946 � 1973: 179 f).Ein Politiker, der besonders sachliche Erklä-rungen abgibt, um sich vor einem intellektu-ellen Publikum als ebenbürtig zu erweisen,verwendet designative Zeichen, um dieseWertung zu erreichen. Eltern, die meinen,daß ein Kind autoritär erzogen werden soll-ten, verwenden präskriptive Zeichen, damitdas Kind weiß, woran es ist. Eine Arbeitssu-chende, die sich bei einer Firma bewirbt, wirdappreziative Zeichen bei der Bezugnahme aufdie Firma einfließen lassen, um den Chefdazu zu bewegen, sie einzustellen.

Wenn ein Lebewesen ein Ziel verfolgt unddafür ein Zeichen verwendet, spricht Morrisvom „Gebrauch“ dieses Zeichens. Das Zielkann eine Verhaltensänderung des Rezipien-ten oder des Produzenten sein, die beide alsInterpreten fungieren. Entsprechend derHandlungsphase des Interpreten, auf dieder Produzent es abgesehen hat, kann mannun auch im Zeichengebrauch drei Dimen-sionen unterscheiden (Morris 1946: 95 �

2217113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

1973: 182 f). Der Produzent kann Zeichen ge-brauchen, damit der Interpret über die Orien-tierungseigenschaften des identifizierten Ge-genstandes informiert ist (informativerZeichengebrauch), damit der Interpret dieBearbeitungseigenschaften des identifiziertenGegenstandes in bestimmter Weise vervoll-kommnet (inzit iver Zeichengebrauch) oderdamit der Interpret den Erfüllungseigen-schaften des identifizierten Gegenstandeseine bestimmte Wertschätzung zuteil werdenläßt (valuativer Zeichengebrauch).

Um dies zu erreichen, kann der Zeichen-produzent Zeichen verwenden, deren Be-zeichnungsdimension seiner Gebrauchsab-sicht entspricht. Dann wird er einen Designa-tor informativ einsetzen und damit auf eineFrage vom Typ „Was ist das für ein Gegen-stand?“ („Was ist?“) antworten; einen Prä-skriptor wird er inzitiv einsetzen und damitauf eine Frage vom Typ „Was ist mit dem Ge-genstand zu tun?“ („Was tun?“) antworten;einen Appreziator wird er valuativ einsetzenund damit auf eine Frage vom Typ „Wie gutist der Gegenstand?“ („Wie gut?“) antworten.Eine derartige Verwendung der Zeichen mitfester Bezeichnungsdimension nennt Morris„primären Zeichengebrauch“. Zu ähn-lichen Taxonomien der Funktionen des Zei-chengebrauchs bei Mannoury vgl. Art. 104§ 3., bei Bühler vgl. Art. 112 § 2.4., bei Sklov-skij vgl. Art. 114 § 1.1., bei Mukarovsky vgl.Art. 115, bei Jakobson vgl. Art. 116 § 3.1.; zu-sammenfassend siehe Art. 5 § 4.

Zeichen können auch in einer Weise ge-braucht werden, die ihrer Bezeichnungsdi-mension nicht entspricht. In einer geeignetenHandlungsphase kann ein Zeichenbenutzereinen designativen Askriptor, der primär in-formativ gebraucht wird, auch in inzitiver(Beifahrerin: „An der nächsten Ampel bin ichschon einmal geblitzt worden“, womit siemeint ‘Fahr nicht wieder bei Rot über dieAmpel!’ oder: „Links kommt gleich das Park-haus“, womit sie dem Fahrer rät, ‘OrdneDich schon mal links ein!’) oder in apprezia-tiver Weise verwenden (Ehemann zu seinerFrau: „Dies ist die letzte Flasche von demWein, den wir aus dem Urlaub mitgebrachthaben“, womit er den Wein und die Situationbesonders hervorhebt). Ein präskriptiverAskriptor kann in informativer Weise(Freund am Telefon: „Paul, stell schon malden Sekt kalt!“, wodurch er mitteilt, daß seinSportverein das entscheidende Spiel gewon-nen hat und er bald vorbeikommt) oder invaluativer Weise gebraucht werden (die große

Schwester zu ihrem Bruder: „Jetzt sieh nur,was du gemacht hast!“). Ein appreziativerAskriptor kann in informativer Weise (dasvon einer Testzeitschrift vergebene Ikon fürden Testsieger dient dazu, den Käufer überdie Qualität des so ausgezeichneten Produktszu informieren) oder in inzitiver Weise ge-braucht werden (Gastgeber: „Wie schön, daßwir heute abend eine Pianistin unter uns ha-ben!“, womit er die angesprochene Personauffordert, etwas vorzuspielen). Die Verwen-dung von Zeichen mit fester Bezeichnungsdi-mension zu davon abweichenden Zweckennennt Morris „sekundären Zeichenge-brauch“ (vgl. auch die Beispiele in Art. 4§ 1.4.).

Der sekundäre Zeichengebrauch findetsich nicht nur bei einzelnen Äußerungen, son-dern es können auch ganze Texte und Dis-kurse auf diese Art gebildet werden. Morris(1946: 123 ff � 1973: 215 ff) weist darauf hin,daß die Inhaltsanalyse die Vorteile des se-kundären gegenüber dem primären Zeichen-gebrauch herausgearbeitet habe. Von dieserForschungsrichtung war bereits in den vierzi-ger Jahren nachgewiesen worden, daß dasRezipientenverhalten nicht allein davon ab-hängt, zu welchen Zwecken ein Diskurs ge-führt wird, sondern auch davon, welche Be-zeichnungsweise in seinen Askriptoren domi-niert. Die Führung eines designativen Dis-kurses zu valuativen Zwecken (Morris 1946:128 ff � 1973: 222 f: „fiktiver Diskurs“) wirktsachlicher und ist damit in vielen Fällen wir-kungsvol ler als der Gebrauch eines appre-ziativen Diskurses. Die Führung eines appre-ziativen Diskurses zu inzitiven Zwecken(Morris 1946: 138 ff � 1973: 233 ff: „morali-scher Diskurs“) wirkt weniger aufdringlichund ist häufig persuasiver als ein präskrip-tiver Diskurs. Die Führung eines präskripti-ven Diskurses zu informativen Zwecken(Morris 1946: 143 f � 1973: 238 ff: „technolo-gischer Diskurs“) wirkt weniger theoretischund ist daher in vielen Fällen überzeugen-der als ein designativer Diskurs.

Diese Feststellungen lassen sich weiter dif-ferenzieren, wenn man die prozentuale Ver-teilung der Bezeichnungsweisen aller Teilzei-chen über den Gesamtdiskurs ermittelt (vgl.Morris 1946: 74 f und 123 f � 1973: 159 und215 ff). Welchen Einfluß diese strukturunab-hängig bestimmte Distribution von Bezeich-nungsweisen gegenüber den durch Satzgram-matik und Textlinguistik bestimmbaren do-minanten Bezeichnungsweisen in einer Re-zeptionssituation auf die Verhaltensformung

2218 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

des Rezipienten hat, ist jedoch auch heutenoch theoretisch weitgehend ungeklärt. Daßes nicht genügt, einfach die Prozentzahlen zunehmen, wie sie sind, hat Morris (etwa 1946:264 f � 1973: 217 Anmerkung 3) selbst mehr-fach betont. Mit der doppelten Charakterisie-rung von Zeichen nach Bezeichnungs- undGebrauchsdimensionen hat Morris (1946:123 ff � 1973: 215 ff) ein leistungsfähiges In-strument zur Klassifikation von Diskursengeschaffen. Es ist ungeachtet der angedeute-ten theoretischen und methodischen Schwie-rigkeiten besonders in der Publizistik undMedienforschung bis heute unersetzbar (vgl.Art. 169).

Die Beurteilung von Diskursen im Hin-blick auf ihre Wirkung (Morris 1946: 96 �1973: 185; „Angemessenheit“) ist jedochscharf zu trennen von ihrer Beurteilung imHinblick auf ihre Wahrheit (vgl. Morris 1946:105 ff � 1973: 194 ff). Nach Morris ist einAskriptor wahr, wenn er denotiert. Und einAskriptor denotiert, wenn der durch denIdentifikator denotierte Gegenstand auchvon dem dominierenden Designator, Präs-kriptor und Appreziator denotiert wird, dasheißt, wenn dem Askriptor ein bestehenderSachverhalt entspricht. Diese Korrespon-denztheorie der Wahrheit hat große Gemein-samkeiten (vgl. Art. 3 § 2.) mit den Konzep-tionen beim frühen Wittgenstein (1922), beiTarski (1935) und Carnap (1947 � 1972); siegeht jedoch in einem entscheidenden Punktweiter. Morris spricht nicht nur von derWahrheit von Aussagen, sondern auch vonder Wahrheit von Aufforderungen und Wer-tungen. Auch dies ist eine Konsequenz derverhaltenstheoretischen Grundlegung der Se-miotik. Denn da Morris wie Mead die Phaseneiner Handlung auf die Eigenschaften des be-handelten Gegenstandes projiziert, gibt es fürihn nicht nur den Sachverhalt, daß einem Ge-genstand im Hinblick auf einen Handlungs-impuls bestimmte Orientierungseigenschaftenzukommen, sondern auch den Sachverhalt,daß einem Gegenstand im Hinblick auf einenHandlungsimpuls bestimmte Bearbeitungs-eigenschaften und Erfüllungseigenschaftenzukommen. Alle diese Sachverhalte könnendurch geeignete Askriptoren denotiert wer-den:

• Ein designativer Askriptor ist wahr, wennder durch den Identifikator denotierte Ge-genstand die durch den Designator mitge-teilte Orientierungseigenschaft tatsächlichbesitzt.

• Ein präskriptiver Askriptor ist wahr, wennder durch den Identifikator denotierte Ge-genstand die durch den Präskriptor mitge-teilte Bearbeitungseigenschaft besitzt. Diesbedeutet, daß die Behandlungsweise, diedieser Askriptor für den impulsbefriedi-genden Gegenstand vorschreibt, dessenBefriedigungspotential für den Hand-lungsimpuls des Rezipienten tatsächlicherhöhen würde.

• Ein appreziativer Askriptor ist wahr, wennder durch seinen Identifikator denotierteGegenstand die durch den Appreziatormitgeteilten Erfüllungseigenschaften be-sitzt. Dies bedeutet, daß der Wert, den die-ser Askriptor dem impulsbefriedigendenGegenstand zuspricht, diesem tatsächlichim Hinblick auf sein Befriedigungspoten-tial für den Handlungsimpuls des Rezi-pienten zukommt.

Diese Verallgemeinerung des Wahrheitsbe-griffs unterscheidet sich von den gängigenAlternativen, wie zum Beispiel der interaktio-nistischen Lösung, die einen präskriptivenAskriptor dann für wahr erklärt, wenn diedurch ihn vorgeschriebene Handlung tatsäch-lich ausgeführt wird (Lewis 1969: 150 ff und187 ff � 1975: 152 ff und 190 ff) oder von derperformativen Lösung, die einfach jede sinn-volle Äußerung für wahr erklärt, da ihrekommunikative Funktion durch Sätze expli-ziert werden kann, die alle entweder unsinnigoder wahr sind (vgl. Lewis 1970: 56 f). Eingroßer Vorteil der von Morris vorgenomme-nen Verallgemeinerung des Wahrheitsbegriffsbesteht darin, daß sie einen allgemein übli-chen Wortgebrauch expliziert, der fest inder Intuition der Sprachbenutzer verankertist. So ist es nicht unüblich, Aufforderungenwie „Wir sollten endlich zu einer Entschei-dung kommen!“ mit einem „richtig“ beizu-pflichten. Auch auf Wertungen der Art „Wiedröge dieser Vortrag doch wieder ist!“ rea-giert man im Alltag mit „Das stimmt“ oder„Das ist nicht wahr“.

4.5. Wertdimensionen

In einer Handlung zeigt sich nicht nur, wel-che Zeichen der Handelnde beherrscht, son-dern auch, welche Werte er hat. Zeichenpro-zesse sind nach Mead und Morris phylo- undontogenetisch durch Konditionierung derFernsinne entstanden, und gehören somit pri-mär in die Orientierungsphase einer Hand-lung. Wertungen haben dagegen ihren natür-lichen Ort in der Erfüllungsphase von Hand-

2219113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

lungen. Dabei ist der impulsbefriedigendeGegenstand selbst der primäre Wert für denHandelnden („Objektwert“; vgl. Morris1939 a: 134 � 1972: 95 und 1964: 20 � 1975:224). Die Werteigenschaften eines Gegen-standes sind gleichzusetzen mit seinen Erfül-lungseigenschaften. Da diese nicht unabhän-gig von dem Handlungszweck bestimmt wer-den können, sind auch Werte relativ. DerWert eines Gegenstandes liegt weder allein indem Gegenstand noch allein in den Interes-sen des Handelnden, sondern in der Fähig-keit des Gegenstandes, die Interessen desHandelnden zu erfüllen.

Der Wert eines Gegenstandes für einen Or-ganismus zeigt sich darin, ob der Organismusihn anderen Gegenständen für die Befriedi-gung seines Handlungsimpulses vorzieht.Dieses Vorziehen geschieht zunächst blindund wird erst mit dem Aufkommen von Zei-chen zu einem Entscheidungsprozeß, derschließlich auch bewußt ablaufen kann (sieheoben § 4.2.). Dabei verläuft die Entwicklungvon Werten weitgehend parallel mit der Ent-wicklung von Zeichen. Denn in dem Maße,wie sich die Orientierungsreize im Laufe derEntwicklung von dem impulsbefriedigendenGegenstand abgelöst haben und so zu Zei-chen für die Erfüllungseigenschaften diesesGegenstandes geworden sind, konnten sichbeim Handelnden Wertvorstellungen bilden(„conceived values“) und zu Zeichen fürdie Werteigenschaften des Gegenstandes wer-den. Mit Hilfe seiner Wertvorstellungenkonnte der Handelnde die Entscheidung überdie Wahl eines impulsbefriedigenden Gegen-standes schließlich von der Erfüllungsphasein die Orientierungsphase vorverlegen.

In der Form von Wertvorstellungen sindWerte genauso wie Zeichen zum Instrumentfür alle drei Handlungsphasen geworden.Ähnlich wie bei den Zeichen hat sich auch beiden Werten eine Arbeitsteilung herausgebil-det. Dies ist erforderlich, da der Handelndenicht in allen Handlungsphasen auf Werteder gleichen Art eingestellt ist. Es gibt � ana-log zu den Bezeichnungsdimensionen �Wertdimensionen, die ursprünglich denHandlungsphasen entsprechen: Distanziert-heit, Dominanz, Rezeptivität.

In der Orientierungsphase ist der Han-delnde auf Informationen aus der Umwelteingestellt. Er ist dafür am leichtesten auf-nahmebereit, wenn er weder versucht, dieUmwelt zu dominieren, noch sich selbst vonihr dominieren zu lassen. In diesem Sinnekommt es beim Handelnden in der Orientie-

rungsphase auf Distanziertheit an. In derBearbeitungsphase dagegen versucht derHandelnde die Umwelt zu beeinflussen. Ermuß Gegenstände seiner Wahl für die Befrie-digung seines Handlungsimpulses herrichtenoder herstellen. Dies gelingt ihm am besten,wenn er seinen Einflußbereich ganz auf sieausdehnt. In diesem Sinne kommt es in derBearbeitungsphase auf Dominanz des Han-delnden an. In der Erfüllungsphase ist derHandelnde schließlich darauf aus, seinenHandlungsimpuls von einem Gegenstand derUmwelt löschen zu lassen. Er muß sich ihrgegenüber öffnen, so daß in der Erfüllungs-phase der Rezeptivität eine entscheidendeRolle zukommt. Am Anfang steht also dasdistanzierte Zeichen, dem die Tat undschließlich die Ruhe folgt, in der der Blickmit Wohlgefallen auf dem gelungenen Werkruht. Dieses Muster von Planung, Ausfüh-rung, Genuß gilt auch für Gemeinschafts-handlungen, bei denen mehrere Handelndeim Hinblick auf ein gemeinsames Ziel arbeits-teilig zusammenarbeiten.

Morris ist zu den Wertdimensionen durchausführliche kulturhistorische Studien ge-kommen. In seiner ersten weltanschauungs-bezogenen Schrift Paths of Life (1942) be-zeichnet er sie noch als „buddhistisch“, „pro-metheisch“ sowie „dionysisch“ und macht dieDimensionen zur Grundlage eines Wertpro-fils für die Weltreligionen. Die christlichenWertvorstellungen werden in abnehmenderStärke durch Distanziertheit, Rezeptivitätund Dominanz, die mohammedanischenWertvorstellungen durch Rezeptivität, Domi-nanz und Distanziertheit und die buddhisti-schen Wertvorstellungen durch Distanziert-heit, Dominanz und Rezeptivität charakteri-siert. Später ist es Morris gelungen, operatio-nale Beschreibungen für die Wertdimensio-nen zu finden und sie zur Basis eines empiri-schen Kulturvergleichs zu machen (vgl. Mor-ris 1956: 27 ff). Dabei stellte sich heraus, daßsich die Wertvorstellungen von Menschenaller Kulturen nach diesen Dimensionen klas-sifizieren und voneinander unterscheidenlassen.

Empirischen Untersuchungen (Morris undJones 1956) über das Verhältnis der Wertvor-stellungen zu den unterschiedlichen Hand-lungsphasen, die in den verschiedenen Beru-fen eine besondere Rolle spielen, ergaben fol-gende Typik. Beim Typus des Wissen-schaft lers konzentriert sich die Tätigkeitauf die Orientierungsphase von Gemein-schaftshandlungen, wie etwa die Landver-

2220 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

messung beim Brückenbau. In den Wertvor-stellungen ist die Distanziertheit, im Zeichen-verhalten der informative Zeichengebrauchvorherrschend. Dieser Typus pflegt auch inder Bearbeitungs- und Erfüllungsphase einerHandlung designativen Zeichen den Vorzugzu geben. Der Typus des Technikers ist inseinem Beruf vorwiegend mit der Bearbei-tung der Umwelt beschäftigt. Er räumt inseinen Wertvorstellungen der Dominanz dieführende Rolle ein, ist im Zeichenverhal-ten inzitiven Zeichengebrauch gewohnt undpflegt selbst dann, wenn er sich in derOrientierungs- und Erfüllungsphase befindet,präskriptiven Zeichen den Vorzug zu geben.Dem Typus des Künstlers gelingt esschließlich, sich in seinem Leben auf die Er-füllungsphase von Gemeinschaftshandlungenzu konzentrieren. Er räumt in seinen Wert-vorstellungen der Rezeptivität die führendeRolle ein, ist in seinem Zeichenverhalten va-luativen Zeichengebrauch gewohnt undpflegt selbst dann, wenn er sich in der Orien-tierungs- oder Bearbeitungsphase befindet,appreziativen Zeichen den Vorzug zu geben.Die für diese Typen charakteristischen Pro-blemlösungsmuster wurden von Morris bisins einzelne analysiert (1964: 22 f und 26 f �1975: 227 und 332 f).

Den Zusammenhang von Handlungspha-sen, Bezeichnungs-, Gebrauchs- und Wertdi-mensionen hat Morris in verschiedenen Ver-sionen schematisch dargestellt (vgl. Abb.113.2).

Das Schema von Abb. 113.2 faßt die Ant-wort zusammen, die sein Lebenswerk auf dieFrage gibt, welche Zeichen und Werte einMensch beherrschen muß, um handeln zukönnen. Diese Antwort besteht nicht in einerpräskriptiven Grammatik oder einer norma-tiven Ethik. Sie propagiert keine bestimmtenWerte wie die materialen Wertlehren einesAristoteles oder Max Scheler, noch liefert siein Kantischer Manier fertige Formeln zumVerwerfen von Handlungen als unmoralisch.Trotzdem läßt sie den Handelnden nicht

Handlungs- Bezeichnungs- Gebrauchs- Wert-phase dimension dimension dimension

Orientierung designativ informativ distanziertBearbeitung präskriptiv inzitiv dominantErfüllung appreziativ valuativ rezeptiv

Abb. 113.2: Das Verhältnis der Handlungsphasen zu den Bezeichnungs- und Gebrauchsdimensionen der Zei-chen und den Wertdimensionen nach Morris (1934: 8, 22 und 27 � 1975: 208, 227 und 234).

ohne Hilfe, da sie ihn darauf hinweist, wieer sich am zweckmäßigsten einstellt, wenn erseine Handlungsimpulse befriedigen will.Und sie läßt den Handelnden in seinen Refle-xionen, warum er gerade jener Wertdimen-sion zuneigt, nicht ohne Erklärung. Sie hilftihm zudem, seine Handlungsimpulse so zuorganisieren, daß sie mit denen seiner Mit-menschen möglichst wenig in Konflikt gera-ten. Die Morrissche Ethik ist eine Situations-ethik. Moralität besteht für ihn in der Har-monisierung der Interessen des einzelnen mitdenen der Gesellschaft (vgl. 1927 b). Die Ver-antwortung für die dafür notwendigen spe-ziellen Entscheidungen bleibt jedoch bei demHandelnden selbst.

Gleiches gilt von der Antwort, die Morrisin Bezug auf die Zeichen gibt. Er propagiertweder Zeichenhandlungen spezieller Art imStil der „General Semantics“ von Korzybski(1933) oder Hayakawa (1941), noch liefert erabsolute Kriterien für das Verwerfen be-stimmter Zeichenhandlungen wie der Logi-sche Empirismus (vgl. Art. 106 § 3.2.). Trotz-dem läßt er den Handelnden nicht ohneHilfe, denn er zeigt ihm, wie er sich amzweckmäßigsten ausdrückt, wenn er seineHandlungsimpulse befriedigen will. Und erläßt den Handelnden in seiner Überlegung,warum er gerade jener Bezeichnungs- undGebrauchsdimension zuneigt, nicht im Stich.

Morris bietet bewußt keinen endgültigenStandpunkt an und liefert keine absolut gül-tige Perspektive. Vielmehr weist er als Prag-matist auf die Vielfalt möglicher Standpunkteund Perspektiven hin. Dabei versucht er dieAußenperspektive des Behaviorismus mit derInnenperspektive des Introspektionismus zuverbinden � ein Harmonisierungsversuch,der sich bereits in seiner Dissertation findet.Er kann mit seinem integrativen Weg sowohldie Selbst- als auch die Fremderfahrung unddie Selbsterfahrung der Fremderfahrung be-rücksichtigen und sie in seinen Aufbau einersemiotischen Theorie einbeziehen (vgl. Mor-ris 1927 a: 255 ff � 1975: 72 ff, 1938 a: 45 ff �

2221113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

1972: 72 ff, 1946: 228 f � 1973: 337 ff, 1964:29 ff � 1975: 236 ff).

Da es nach Morris keine allumfassendePerspektive gibt, ist es notwendig, die Einheitder Welt durch geeignete Organisation dervielen möglichen Perspektiven zu rekonstru-ieren. Dies ist ein genuin semiotischer Zu-gang. Morris hat ihn 1932 unter der Bezeich-nung „objektiver Relativismus“ eingeführtund bis zum Schluß daran festgehalten (vgl.Fiordo 1977: 14). Dabei ist ihm bewußt, daßauch theoretisches Rekonstruieren nur eineSpielart wissenschaftlichen Handelns ist undals solches unseren Blickwinkel ebenfalls ein-schränkt. Zum Ausgleich schreibt er Ge-dichte: „Science deepens all our surfaces / Yetit is but one surface of our depths“ (Morris1966: 5).

5. Rezeption und Weiterentwicklungder verhaltensorientierten Semiotik

Die Grundlagen der Zeichentheorie avancier-ten sehr bald zum Klassiker. Insbesondere diedort vorgeschlagene Einteilung der Semiotikin die Teildisziplinen Syntaktik, Semantikund Pragmatik wurde zum Allgemeingut derverschiedenen Zeichenwissenschaften. Zu-nächst erfolgte die Rezeption im Rahmen desLogischen Empirismus, mit dem Morris inder Folge eher identifiziert wurde als mit derSemiotik. So heißt es bei Tadeusz Kotarbin-ski (1947 � 1979: 31): „With regard to thesemantic aspect of language, the division oflogical [!] research into three branches (Mor-ris, Carnap) is beginning to be fairly wellestablished“; vgl. auch die Skizze des Werksvon Morris durch Witold Marciszewski imÜberblick von Jerzy Pelc (1971: 206�208)über Grundpositionen zur logischen Sprach-theorie. Insbesondere Carnap war für dieseRezeption verantwortlich. In seiner Introduc-tion to Semantics (1942) erweitert er den Be-reich der formalen Logik, die bis dahin nureine „Logische Syntax der Sprache“ (Carnap1934) war, um die Semantik. Denn bis zu denklassischen Arbeiten von Tarski galten se-mantische Ausdrücke wie „Wahrheit“ und„Falschheit“ als unwissenschaftlich (vgl.Popper 1934 � 1976: 274). Unter Berufungauf Morris sieht Carnap die Semantik alseine der in den Grundlagen vorgeschlagenensemiotischen Teildisziplinen an. Dabei findeteine wichtige Abwandlung statt. Nach Car-nap konstituieren sich die drei Teildiszipli-nen, indem von Faktoren der Semiose abstra-

hiert wird. Die Pragmatik behandelt nochalle drei Faktoren, den Zeichenbenutzer, dasZeichen und das Designat in ihrem Verhältniszueinander. In der Semantik wird vom Zei-chenbenutzer und in der Syntaktik zusätzlichvom Designat abstrahiert (1942: § 14). DieSemiotik wird als Summe dieser drei Teildis-ziplinen konzipiert und hat keinen über siehinausgehenden Gegenstand. Carnap ist1942 anders als Morris 1938 an der Etablie-rung einer neuen logischen Disziplin, der Se-mantik, interessiert, nicht aber an einer allge-meinen Zeichentheorie. Charakteristisch ist,daß nur bei Morris die Unterscheidung„rein“ versus „deskriptiv“ auf alle drei Teil-disziplinen Anwendung findet, während Car-nap die Pragmatik hierbei ausgenommen hat.Sie umfaßt nach ihm den empirischen Teilder Semiotik: „in this way descriptive seman-tics and syntax are, strictly speaking, parts ofpragmatics“ (1942: § 13). Auf Carnap trifftzu, was Morris gelegentlich vorgeworfenwurde, daß er die Pragmatik als eine „reineempirische Restproblematik (oft „[waste] pa-per basket“ genannt) der logisch systema-tischen Rekonstruktion der Wissenschafts-sprache“ behandelt hat (Apel 1973 a: 10 f).Zudem beschränkt Carnap den Gegenstands-bereich der Semiotik auf die Sprache (vgl.Carnap 1942: 9), was ihm von Morris (1946:218 ff � 1973: 325 f) auch vorgeworfen wird(vgl. Art. 1 § 2.).

Mit der pragmatischen Wende in der Phi-losophie und den Geisteswissenschaften (vgl.Stachowiak 1986�95) wurde später dieeigenständige und grundlegende Bedeutungder Pragmatik erkannt und die Rolle, dieMorris in der Entwicklung dieser Disziplinzukommt, gewürdigt. So beginnt die Einlei-tung zu dem neueren Reader Pragmatics mitden Worten: „The term ‘pragmatics’ was firstintroduced in Foundations of the Theory ofSigns by Charles W. Morris“ (Davis 1991: 3;vgl. auch Levinson 1983: 1 f). Der MorrisscheEntwurf der Pragmatik wurde generellbegrüßt; Kritik wurde allenfalls an denKonsequenzen geübt, die sich daraus für dasVerhältnis von Pragmatik und Semantik er-geben (vgl. Art. 4 § 6.).

Zeichen, Sprache und Verhalten ist dagegenvon Anfang an umstritten gewesen. Die zeit-genössischen Rezensionen (etwa Black 1949)bemängelten, daß die Konzepte der von Mor-ris (1946 � 1973) vorgestellten verhaltens-orientierten Semiotik weitgehend unscharfseien (vgl. auch die Replik in Morris 1948 b).Andererseits wurde Zeichen, Sprache und

2222 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

Verhalten von Forschern verschiedener Fach-disziplinen, die im Paradigma der behavio-ristischen Lerntheorie arbeiteten, mit großerZustimmung aufgegriffen, zumal Morrisselbst zu zeigen vermochte, daß sich derartigeAnsätze in seine Semiotik integrieren ließen(vgl. etwa Morris 1964: Kap. 4, wo er u. a.auf den soziologischen Ansatz von Parsonsund die Informationstheorie von Shannonund Weaver eingeht). Insbesondere die Mor-rissche Auffassung des Interpretanten alsDisposition war folgenreich. Diese Deutungdes Interpretanten, die eine empirische Er-forschung des Zeichenverhaltens ermöglichte,beeinflußte neben Skinner (vgl. Diebold1965: 241) vor allem Charles E. Osgood(*1916), mit dem Morris auch persönlich zu-sammenarbeitete (Morris, Osgood und Ware1961). Der Psycholinguist Osgood machtesich den Dispositionsbegriff von Morris zueigen und versuchte, die Lerntheorie mitHilfe des Konzepts eines Repräsentations-Mediations-Prozesses auf das Zeichenverhal-ten anzuwenden (vgl. Osgood, Suci und Tan-nenbaum 1957). Wenn etwa einer Ratteleichte Stromströße verabreicht werden unddie Stromstöße durch das Ertönen einesSummers eingeleitet werden, dann zeigt dasVerhalten der Ratte mit der Zeit bereits beimbloßen Ertönen des Summers einen Teil derStromstoßreaktion (rm). Diese Teilreaktionrm kann nun wiederum Reiz für ein Verhaltensein, das etwa den Effekt hat, den Stromstoßzu verhindern (z. B. durch Drücken einerTaste). Eine derartige Teilreaktion rm istnach Osgood der „Sinn“ des Summers für dieRatte, insofern sie zum einen den Stromstoßrepräsentiert und zum andern das denStromstoß verhindernde Verhalten vermit-te l t (Mediation). Das von Osgood vorge-schlagene Mittel zur empirischen Unter-suchung der Zeichenbedeutung im Rahmeneiner verhaltensorientierten Semiotik ist das„semantische Differential“. Es besteht auseiner Gruppe von bipolaren Skalen wie„gut�schlecht“, „stark�schwach“. JedemKonzept können empirische Werte auf diesenSkalen zugeordnet werden, dem Konzept„Held“ etwa „gut“ und „stark“, dem Kon-zept „Teufel“ „schlecht“ und „stark“. NachMaßgabe der Ähnlichkeit zu einem gegebe-nen Konzept kann nun ein numerisches Maßfür die Distanz zwischen Konzepten angege-ben werden, die Osgood „konnotative Bedeu-tung“ nennt (vgl. Snider und Osgood 1969).Bemerkenswert an dieser psycholinguisti-schen Rezeption ist, daß Bedeutung nicht im

Kontext der Semantik, sondern im Kontextder Pragmatik behandelt wird, und zwar mitempirischen Mitteln.

Auch wenn sich Morris nicht an demmethodologischen Behaviorismus von Wat-son, sondern an dem sozialen (oder „operati-onalen“) Behaviorismus von Tolman undHull orientiert, erscheint diese Orientierungfür viele als kardinaler Fehler. Auch ThomasA. Sebeok (Petrilli 1991: 98) macht ihm dieszum Vorwurf. Sebeok meint: „Behavioristpsychology simply doesn’t work, and soMorris’ semiotics of that time simply doesn’twork“ (vgl. dagegen Graumann 1965). Fest-zustellen ist jedoch mit Sebeok (1972), daßdie verhaltensorientierte Semiotik von Mor-ris, die den Interpreten als Organismus be-stimmt, die Entwicklung der Tiersemiotik(Zoosemiotik) förderte (vgl. auch Tembrock1971 sowie Art. 27).

Auch außerhalb der Vereinigten Staatenwurde Morris rezipiert. Sehr früh setzte dieRezeption in Italien ein; eine Übersetzungvon Signs, Language, and Behavior erschiendort bereits 1949. Besondere Bedeutungkommt hierbei Ferruccio Rossi-Landi (1921�1985) zu, der nicht nur Morris, sondern auchdie Semiotik in Italien bekannt machte (vgl.Petrilli 1988; siehe auch Art. 101 § 3.3.4.). ImJahre 1953 veröffentlichte er eine Monogra-phie über Morris (1975 gab es eine zweite, er-weiterte Auflage, die auch die in der Zwi-schenzeit von Morris publizierten Schriftenbehandelt), ein Jahr später erschien seineÜbersetzung der Foundations (Lineamenti diuna teoria dei segni). 1967 wurde auf Initia-tive von Rossi-Landi eine italienische Aus-gabe der ästhetischen Schriften von Morrispubliziert, zu der dieser ein Vorwort verfaßte(Morris 1967).

Rossi-Landi (1975 a: 161) stellt heraus,daß es bei Morris zwei konkurrierende Kon-zeptionen der Semiotik gibt. Nach der einen,die in den Foundations vorherrscht, soll siedie Erbin der Philosophie und ein neues Or-ganon der Wissenschaft sein, nach der zwei-ten ist sie eine biologische Wissenschaft vomVerhalten. Die letztere Konzeption dominiertin Signs, Language, and Behavior, wo dieAnalyse des semiotischen Grundkonzepts desmediated-taking-account-of „resolves thisprimitive term into the stimulus, response,and organic state terminology of behavioris-tics“ (Morris 1946: 250 f � 1973: 96). Die Se-miotik wird so zu einer eigenständigen Wis-senschaft, die den Rahmen der Philosophieverläßt. In der verhaltensorientierten Sicht-

2223113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

weise dieser Semiotik erscheint die Philoso-phie lediglich als bestimmte Form desSprachverhaltens (Rossi-Landi 1975 a: 168).

Morris geht nach Rossi-Landi zu weit,wenn er in Signs, Language, and BehaviorZeichen und Zeichenverhalten identifiziertund dabei alles Zeichenverhalten als eine be-stimmte Form von zielgerichtetem Verhalten(„goal seeking behavior“) bestimmt, „inwhich signs exercise control“ (Morris 1946:7 � 1973: 80). Rossi-Landi sieht das Verhält-nis zwischen Zeichen und Verhalten umge-kehrt und betont, daß jedes Verhalten Zei-chenverhalten sein kann; indem man sich ver-hält, kommuniziert man, und „all behavior isalways programmed � that is, based oncodes“ (Rossi-Landi 1975 a: 174). Obwohldiese Einsicht, die von der neueren Semiotikherausgearbeitet worden sei, gegen den An-satz von Signs, Language, and Behavior spre-che, so sei sie doch erst durch Morris ermög-licht worden, da er eine enge Verbindung zwi-schen dem Begriff des Zeichens und dem desVerhaltens hergestellt habe.

In seinen eigenen Arbeiten geht es Rossi-Landi darum, den Marxismus (vgl. Art. 74§ 19.) mit Elementen der Analytischen Philo-sophie (vgl. Art. 109) � insbesondere vonGilbert Ryle, dessen Hauptwerk er ins Italie-nische übertrug � zu verbinden, und er ver-sucht ausgehend von Morris das Problem desVerhältnisses von Basis und Überbau einerGesellschaft („structure and superstructure“)zu lösen, indem er mit den Zeichensyste-men eine vermittelnde Ebene einführt. Dasmenschliche Verhalten ist demnach auf dreiEbenen programmiert, der Ebene der Pro-duktionsmittel, der Ebene der Zeichen undder Ebene der Ideologien. „It would seemthat in this way the enormous contribution oftwentieth century semiotics, linguistics, andcommunication theory can become a part ofa Marxist theory of society in general […].Here the field is open for the discussion ofthe ways in which means of production, ide-ologies, and sign systems variously interact,assuming different dialectical positions in dif-ferent moments. The mediating element ismediated in its turn“ (1975 a: 186).

In Westdeutschland wurden die Arbeitenvon Morris erst seit den siebziger Jahren stär-ker rezipiert (Grundlagen der Zeichentheorie,übersetzt von R. Posner und J. Rehbein 1972;Zeichen, Sprache und Verhalten, übersetztvon A. Eschbach und G. Kopsch 1973). Inder Folge besorgte Achim Eschbach deutscheÜbersetzungen der meisten Schriften von

Morris und gab darüber hinaus einen wichti-gen Sammelband zu Morris heraus (Esch-bach 1981 b). Roland Posner veröffentlichteverschiedene Untersuchungen zu Morris, diedie Eignung des Spätwerkes für die Fundie-rung einer empirischen Pragmatik heraus-stellen (Posner 1979, 1981, 1992; sieheArt. 4). Ingeborg Ullmann (1975) versuchtden Nachweis zu führen, daß der Kompe-tenzbegriff von Chomsky nicht haltbar ist,und entwickelt im Anschluß an Morris einsemiotisches Sprachkonzept (insbesondere1975: 639�678).

Die erste ausführliche deutsche Bespre-chung erfuhr Morris durch Karl Otto Apel(*1922), der neben Habermas der Hauptver-treter der Neuen Frankfurter Schule undHerausgeber einer deutschsprachigen Aus-gabe ausgewählter Werke von Charles S.Peirce ist. 1959 veröffentlichte er in der Phi-losophischen Rundschau eine Sammelrezen-sion, welche die Morrissche Semiotik im Un-tertitel als „Vollendung der neopositivisti-schen Sprachphilosophie“ bezeichnet. In die-sem Essay stellt Apel eine Parallele zwischender inneren „Wandlung der Wahrheitsproble-matik von Husserl zu Heidegger“ und derDreistadienentwicklung der Analytischen Phi-losophie her (von Carnaps logischer Syntaxüber die logische Semantik von Tarski undCarnap zu dem dreidimensionalen Zeichen-modell von Morris). Inspiriert von Heideggersieht Apel in dem pragmatischen Ansatz vonMorris eine „poietisch-inkarnative Wahr-heitsfunktion der Sprache“ vorausgesetzt,und zwar „in dem Sinne, in dem der Durch-schnittsmensch bzw. der Mensch in seiner be-havioristisch erforschbaren Durchschnittlich-keit bereits zur Miete wohnt in dem ‘Hausdes Seins’, das in geisteswissenschaftlichrelevanten Sinnereignissen der Sprachge-schichte entstanden ist“ (Apel 1959 �1973 b: 166).

Eine ausführliche Kritik von Zeichen,Sprache und Verhalten findet sich in Apelsumfangreicher Einleitung zur deutschenÜbersetzung dieses Werks (vgl. Apel 1973 a).Apel sieht in Zeichen, Sprache und Verhaltenim Unterschied zu den Grundlagen das Pro-gramm einer „pragmatisch integrierten Se-miotik“ formuliert. Die Bedeutung seinesAufsatzes liegt darin, daß in ihm der wissen-schaftsgeschichtliche und -systematische Zu-sammenhang herausgearbeitet und der Mor-rissche Ansatz mit der Theorie der kommuni-kativen Kompetenz von Habermas (1971)konfrontiert wird.

2224 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

Apel betont, daß zwischen der pragma-tisch integrierten Semiotik und dem methodi-schen Behaviorismus von Morris unterschie-den werden muß. Die Relevanz der pragma-tisch integrierten Semiotik ergibt sich aus derGrundlagenproblematik der strukturalisti-schen Linguistik von Saussure bis Chomsky.So ist bei beiden die Pragmatik als Untersu-chung der parole bzw. Performanz der for-malen Analyse der langue bzw. Kompetenznachgeordnet (vgl. Art. 79 §§ 2.2. und 2.3.).Demgegenüber hebt Apel die Rolle pragmati-scher Bedingungen des Verstehens hervor, diebesonders bei kontextabhängigen Ausdrük-ken wie Deiktika deutlich werde. Zudem gebees nicht nur „systembezogene Sprachregeln“,sondern auch systembedingenden oder sy-stembegründenden Sprachgebrauch, der einepragmatische Metakompetenz erforderlichmache (1973 a: 14 f). Sprachen versteht Apelals „reale Entäußerungen und Verdinglichun-gen der menschlichen Kommunikations-Po-tenz, die auf diese Potenz als Regel-Systememaßgeblich zurückwirken“ (1973 a: 16). Inden späteren Arbeiten, in denen Morris überden informativen Gebrauch designativerZeichen hinausgeht und auch wertend-ein-schätzende, vorschreibend-instruktive unddiskurs-formative Signifikationen anerkennt(vgl. Art. 4 § 3.4.), sieht Apel die Bedeutungder pragmatischen Ebene richtig erkannt. Ercharakterisiert sie als das „szientifisch-syste-matische Gegenstück zu Wittgensteins so-kratisch-platonischer Methode der Besin-nung auf die Mannigfaltigkeit des Sprachge-brauchs“ (1973 a: 21).

Apels Kritik konzentriert sich auf zweiPunkte. Es sei unmöglich „auf der Grundlagedes methodischen Behaviorismus, das Pro-blem des Verstehens (und Mißverstehens)von Handlungs-Intentionen und Zeichen-Be-deutungen aufzulösen“ (1973 a: 27). DieserKritikpunkt ist angesichts neuerer Begrün-dungsversuche der Kognitionswissenschaft,die auf einem intentionalen Realismus insi-stieren und bei der Handlungserklärungdurchaus im Rahmen des methodischenBehaviorismus bleiben, diskussionsbedürftig(vgl. etwa Fodor 1987; siehe Münch 1997).Apels zweiter Kritikpunkt setzt bei demWahrheitsbegriff an (siehe oben § 4.4.). Es seiunmöglich, das Problem der Legitimationvon Zeichenwahrheit im Rahmen eines wert-neutralen Szientismus zu lösen (1973 a: 27).Zwar sehe Morris, daß es auch einen patho-logischen Zeichengebrauch gibt � etwa dieVerwendung von Dingen als Fetisch �, Mor-

ris behandele ihn jedoch im Rahmen einerbiologischen Systemtheorie, bei der der Maß-stab für den pathologischen Charakter einesZeichengebrauchs ein idealer Funktionszu-stand sei, der lediglich eine statistisch nichthäufige Verletzung der normalen Ereignissezuläßt. Demgegenüber insistiert Apel unterBezugnahme auf Peirce und die zeitgenössi-sche Auseinandersetzung von Habermas undLuhmann (vgl. Habermas und Luhmann1971), daß die verstehenden Humanwissen-schaften „implizite moralische Ansprüchealler Kommunikationsteilnehmer an die ide-ale Kommunikationsgemeinschaft im Sinneeiner ‘idealen Sprechsituation’ voraus[setzen],um die realen Gegebenheiten im Sinne einerangemessenen Beurteilung von Gelingen undMißlingen rekonstruieren zu können“(1973 a: 65 f). So sieht Apel in der Universal-pragmatik von Habermas ein Modell, „wiedas Programm einer pragmatisch integriertenSemiotik � das freilich in diesem Jahrhun-dert zuerst von C. W. Morris systematischentfaltet wurde � auf der Ebene der mensch-lichen Semiosis vielleicht einmal in ange-messener Form realisiert werden könnte“(1973 a: 66).

In seinen jüngeren Arbeiten verfolgt Apeldas Projekt einer „pragmatischen Sprachphi-losophie in transzendentalsemiotischer Be-gründung“, wie der Titel seines programmati-schen Aufsatzes lautet (1993). Er vertritt hier-bei die These, daß es einen methodischen Pri-mat des Sprach-Apriori gibt gegenüber denanderen als nichthintergehbar behauptetenStandpunkten (Leib-Apriori der Perspekti-ven, Praxis-Apriori erkenntnisleitender In-teressen, Apriori der Faktizität und Ge-schichtlichkeit des In-der-Welt-Seins). Diesessei durch eine transzendentalsemiotischeUmformulierung der Transzendentalphiloso-phie zu begründen � eine Aufgabe, die Apelim Ausgang von Peirce und Morris in Angriffnimmt (Apel 1993).

Auch in Osteuropa fand eine Auseinander-setzung mit Morris statt. In Polen wurdeMorris bereits in den fünfziger Jahren dis-kutiert (Kotarbinska 1957); bekannt wurdeer dort insbesondere durch Adam Schaff(*1913), der wie Sebeok den Ansatz derGrundlagen für entschieden fruchtbarer hältals das spätere Werk (Schaff 1960). Positivbewertet Schaff die Ablehnung eines Plato-nismus und Mentalismus in bezug auf Bedeu-tungen sowie die Strategie, Interpretanten alsobjektivierbare Reaktionen des Organismuszu fassen. Andererseits wird ein genereller

2225113. Morris, seine Vorgänger und Nachfolger

Vorwurf der „Fetischisierung des Zeichens“erhoben und die behavioristische Grundhal-tung abgelehnt.

In der Sowjetunion wurde 1963 eine Be-sprechung von Signs, Language, and Behaviorvon Lasar O. Resnikow veröffentlicht. Wievor ihm Schaff wirft Resnikow Morris eineFetischisierung der Zeichen vor. Er betontinsbesondere, daß der verhaltensorientierteAnsatz von Morris mit der orthodoxen mar-xistischen Widerspiegelungstheorie unverein-bar sei. Zeichen seien nach Morris kein Mittelzur Erkenntnis, sondern sie dienten der Re-gulierung des Subjektverhaltens gegenüberden Zielobjekten. Verglichen mit Pawlow seidie Zeichenkonzeption von Morris ein Rück-schritt zum Idealismus und zu einem ober-flächlichen Naturalismus.

In Ostdeutschland wurde Morris insbeson-dere durch den einflußreichen Philosophenund Logiker Georg Klaus (1912�1974) rezi-piert, der zuvor bereits die zunächst als „bür-gerlich“ abqualifizierte Kybernetik adaptierthatte (vgl. Art. 77 § 12.). Klaus kommt zu ei-ner ganz anderen Einschätzung als die übri-gen osteuropäischen Rezipienten. In seinerSchrift Die Macht des Wortes (1964), in der esum „aktuelle Probleme der Propaganda undAgitation“ geht, orientiert sich Klaus an denspäteren Arbeiten (Morris 1946 � 1973 und1964 � 1975); die Grundlagen spielen kaumeine Rolle. Leitfaden für seine Auseinander-setzung mit Morris, die eine indirekte Ausein-andersetzung mit Resnikow ist, ist ein Lenin-Zitat, wonach es darum geht, die „gemachtenErrungenschaften sich anzueignen und sie zuverarbeiten […] und zu verstehen, die reak-tionäre Tendenz derselben zu verwerfen, dereigenen Linie zu folgen und die ganze Linieder uns feindlichen Kräfte und Klassen zubekämpfen“ (zitiert bei Klaus 1964: 62). Sostellt Klaus heraus, daß die Unterscheidungder drei Zeichendimensionen � wobei Klaus(1963: 56 ff; vgl. Kalkofen 1979) eine vierte„sigmatische“ Dimension für die extensionaleim Unterschied zur semantischen (intensio-nalen) Zeichenbeziehung einführt � kein„Besitztum des subjektiven Idealismus“ sei(1964: 22). Auch den Behaviorismus bewertetKlaus durchaus positiv. Er sei „keineschlechthin unerfreuliche philosophische An-wendung des Pragmatismus auf Biologie undPsychologie“ (1964: 26), da er im Grunde einkybernetisches Verständnis des Verhaltenshabe (1964: 24 ff). Nach Klaus ist das Zeichenim Sinne von Morris „nichts anderes als dieInformation im Sinne der Informationstheo-

rie“ (1964: 26) � ein Ansatz, der von ErnstAlbrecht (1991: 185�190) aufgegriffen underkenntnistheoretisch gewendet wird (vgl.auch Klaus 1963). Der Hauptteil von DieMacht des Wortes ist jedoch eine Applikationder vier spezifischen Verwendungsweisen derZeichen � als Designatoren, Appreziatoren,Präskriptoren und Formatoren �, sowie desvon Morris vorgeschlagenen Schemas zurKlassifikation von Textsorten (1946: 125 �1973: 218). Im Rahmen seines Projekts einermarxistisch gewendeten Pragmatik kommt erallerdings zu teilweise anderen Einschätzun-gen. So ist der politische Text nach Morrispräskriptiv, insofern er eine zukünftige Ge-sellschaftsform vorschreibt, während derMarxist Klaus darauf insistiert, daß politi-sche Texte die objektiven Gesetze der ökono-mischen und gesellschaftlichen Entwicklungfortzuschreiben haben (1964: 90).

In der Ästhetik greift Wiesing (1997) aufMorris zurück. Er behandelt das Problem,welche Zeichen in abstrakter Kunst auftreten,die ja das Bezeichnen von Gegenständen ver-weigert. Handelt es sich hier überhaupt umZeichen, die von der Semiotik behandelt wer-den können? Wiesing läßt sich in seiner Ant-wort von der Morrisschen These leiten, daßes eine Parallele zwischen der abstraktenKunst und Formalwissenschaften wie derMathematik gibt, deren Formeln ebenfallskeine Gegenstände denotieren (Morris1939 a: 139�142 � 1972: 103�105). In bei-den Fällen handelt es sich um Formatorenund um formative Diskurse (vgl. Morris1946: 153�185 � 1973: 249�287). Formato-ren sind Zeichen über Zeichen; sie verweisennicht auf sichtbare Gegenstände, sondern aufSichtweisen von Gegenständen. Wiesing de-monstriert die Fruchtbarkeit dieses Gedan-kens nicht nur an der abstrakten Malerei,sondern auch am Beispiel des Videoclip:„Würde man einen Clip anhalten, so ist dassemiotisch vergleichbar mit dem Schritt, diealgebraische Formel ‘a � b � c’ mit Inhalt zufüllen, aus ihr die Aussage ‘1 Apfel plus 1Apfel gleich 2 Äpfel’ werden zu lassen. DasStoppen eines Clips erzeugt Bestimmtheit.Aus dem formativen Diskurs der vorbeirau-schenden Bildsequenz, aus dem formellenSpiel der reinen Sichtbarkeit wird ein einzel-nes Standbild mit Stil und Referenz“ (1997:261). Eine semiotische Ästhetik hat nachWiesing die Darstellungsweisen des formati-ven Zeichen- und Diskurstyps herauszuar-beiten.

2226 XII. Gegenwartsströmungen der Semiotik

Ungebrochene Aktualität hat der Ansatzvon Morris auch im Rahmen der Kognitions-wissenschaft und der Philosophie des Geistes,soweit sie bei der Handlungserklärung imkonzeptuellen Rahmen des Neobehavioris-mus bleiben (vgl. Art. 74 § 17.). So hat dervon Morris gemachte Vorschlag, den Inter-pretanten als Disposition zu fassen, zu einer„covariational […] causal theory“ mentalerBedeutung geführt (Loewer und Rey 1991:XXV). Das vieldiskutierte Werk von RuthMillikan, Language, Thought, and Other Bio-logical Categories (1984), in dem eine natura-listische Theorie der Intentionalität vorge-stellt wird, ist Morris als dem Lehrer derAutorin gewidmet.

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