54

archive.org · 2009. 3. 10. · DemAlpertus—nachdemKloster,indemergelebthabensoU, 5".SymphorianiMettensismonachusgenannt—werdenu.a.inPotthast's Bibliothecahistoricamediiaevi(ed.2^,tom.I—

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • ALPERTUS METTENSISDE DIVERSITATE TEMPORUM

    UND

    DE THEODERICO I, EPISCOPO METTENSI

    Codex Hannoveranus 712 a

    IN PHOTOTYPISCHER REPRODUCTION

    EINLEITUNG

    VON

    Dr. C. PIJNACKER HORDIJK

    LEIDEN

    Verlag von A. W. SIJTHOFF

    1908

  • f

  • Codices Graeci et Latini

    photographice depicti

    duce SCATONE DE VRIESBibliothecae Universitatis Leidensis Praefecto

    SUPPLEMENTUM VALPERTUS METTENSIS

    Codex Hannoveranus 712*

    LUGDUNI BATAVORUM

    A. W. SIJTHOFF1908

  • ALPERTUS METTENSISDE DIVERSITATE TEMPORUM

    UND

    DE THEODERICO I, EPISCOPO METTENSI

    Codex Hannoveranus 712^

    IN PHOTOTYPISCHER REPRODUCTION

    EINLEITUNG

    VON

    Dr. C. PIJNACKER HORDIjK

    LEIDEN

    Verlag von A. W. SljrHOFF

    1908

  • VL

    9"'

    JUi^ 1 ? 1953

  • Dem Alpertus — nach dem Kloster, in dem er gelebt haben soU,5". Symphoriani Mettensis monachus genannt — werden u. a. in Potthast'sBibliotheca historica medii aevi (ed. 2^, tom. I — 1896 — pp. 36, 37)

    zwei Tractate zugeschrieben , u. d. T.: i). De episcopis Metteiisibiis libelhis

    acl Constantinum abbateiji (978 — 984, cum cont. — 1017) und 2). Dc divcrsi-tate temporum ad Burchardimt Wormatiensem episcopum lihri II (1002— 1018).Diese beiden Tractate sind in umgekehrter Reihenfolge auf uns gekommen

    in einer Handschrift, die mit vorliegender Publication in genauer Facsimile-

    Reproduction erscheint.

    Die sechs Folia umfassende Handschrift befmdet sich jetzt in der konig-

    Uchen BibHothek zu Hannover (cod. 7123). Ehedem bildete sie einen TeU einer

    weit umfangreicheren Handschrift, die — mit Ausnahme der besagten sechsFoUa — zum Besitzstande der Landesbibliothek zu Wolfenbiittel gehort. Dieserin sehr kleinen Buchstaben geschriebene Codex umfasste urspriinglich im Ganzen

    63 Folia, unter denen die sechs der Bibliothek zu Hannover als n". 25—30figurierten. Von dem Gesamtcodex giebt Pertz eine Inhaltsiibersicht in den

    Mon. Germ., Script. IV, p. 253. Der erste Teil des Codex enthalt einen der

    altesten Tractate des Sigebert von Gembloux, seine Vita Deoderici I

    Mettensis episcopi, verfasst zu jener Zeit, als Sigebert sich im St. Vincentius-

    Kloster zu Metz befand, und zwar wahrend der Amtszeit des Abtes Fol-

    cuinus, zwischen den Jahren 1050 und 1060. Als letzter Tractat sind in den

    Wolfenbiitteler Codex noch aufgenommen die nicht lange nach 1048 vollendeten

    Gesta pontificum Trajectensitim et Leodiensium des Canonicus Anselmus. Dem-

    nach kann der gesamte Codex sicherHch erst nach 1050 geschrieben sein;

    jedenfalls aber ist er noch im 11. Jahrhundert entstanden. Er scheint Sigebert's

    personliches Eigentum gewesen zu sein, da dieser ihn in seinen Schriften

  • \ >

    n EINLEITUNG.

    mehrfach beniitzt ^) und vielleicht sogar eigenhandig verschiedene Correcturen in

    den Text dieses Codex eingetragen hat, auch in dem Teile des Codex, der

    die Tractate des Alpertus enthiilt oder wenigstens enthalten soll.

    Ich sage „enthalten soll", weil es mir in der That zweifelhaft erscheint,

    ob der gesamte Inhalt der jetzt in Hannover befmdhchen und hier nachge-

    bildeten Handschrift wirkUch dem Alpertus zugeschrieben werden darf

    Durchblattern wir unsere Nachbildung der Hannover'schen Handschrift,

    so fmden wir zuniichst, dass darin den ersten und vornehmsten Platz einnimmt

    der Tractat Bc diversitate temporum, der, dem Bischof Burchard von Worms

    zugeeignet, ohne jeden Zweifel von Alpertus verfasst ist. Einschliesslich der

    Epistola Heinrici ad Wecelinnm, auf die ich spaterhin noch zuriickkommen

    werde, geht dieser Tractat bis fol. 5 verso, Sp. 2, Zeile 13. Dann folgt ohne

    irgend welchen Hinweis darauf, dass hier ein neuer Tractat beginnt, ein

    Schriftstiick, das sich bis fol. 6, Sp. 2, Zeile 30 erstreckt. Es beginnt mit den

    Worten ,,Hujus itaque temporibus Lotharius rex Francorum" — und schHesstmit einer Zueignung des Alpertus an Constantinus, Abt des St. Symphorianus-

    Klosters zu Metz. Dieser zweite Tractat enthalt Nachrichten iiber den Bischof

    Theodorich I von Metz vom Jahre 978 an bis zu dessen am 7. September

    des Jahres 984 erfolgtem Ableben; was wir hier vorfmden, entspricht also voll-

    kommen dem, was Alpertus seinen eigenen Worten nach in diesem Tractate

    hat geben wollen, namlich einen Bericht iiber die ,,in extrema nostri praesulis

    aetate acta". Nichts berechtigt uns zu der Annahme, dass Alpertus eine voll-

    standige Lebensgeschichte des Bischofs Theodorich I geschrieben hatte oder

    hjitte schreiben wollen, und wenn auch die Anfangsworte vermuten lassen,

    dass die Einleitungssatze des Tractates verloren gegangen sind, so scheint mir

    doch, dass uns im Grossen und Ganzen Alles erhalten geblieben ist, was

    Alpertus iiber den genannten Bischof von Metz aufgezeichnet hat.

    In unserem Manuscripte folgen dann noch zwei kurze Abschnitte iiber die

    Metzer Bischofe Adalbero 11 (28 December 984 — 14 December 1005) undTheodorich II (1006 — 30 April 1047), in der Hauptsache Notizen enthaltendiiber deren Namen, sowie iiber Weissagungen , die mit diesen Bischofsnamen

    in Beziehung gebracht waren. Ob auch diese beiden Abschnitte von Alpertus

    verfasst wurden, ist aus ihrem Inhalte nicht ersichtlich, und sehr wenig wahr-

    scheinlich ist es meiner Ansicht nach, dass sie, wie doch ziemlich allgemein

    angenommen wird, etwa als Fragmente eines grosseren von ihm herriihrenden

    ') Vergl. u. a. diejenigen Stellen, wo die Schriften des Alpertus von Sigebert benutztwurden, bei Pcrtz, Mon. Germ., Script. IV, p. 697, nota 19.

  • EDILEITUNG. ni

    Werkes iiber diese und andere Metzer Bischofe zu betrachten sind. Denn

    da der obengenannte Abt Constantinus bereits um 1012 oder 10 15 das Leben

    des Bischofs Adalbero II beschrieben hatte '), war fiir Alpertus sicherlich

    keinerlei Grund vorhanden, die gleiche Arbeit zum zweiten Male zu verrichten.

    Meines Erachtens ist es vielmehr sehr wohl moglich und sogar wahrschein-

    lich, dass der Sammler, der den in Rede stehenden umfangreichen Codex

    schrieb oder schreiben liess, darin auch einige die Bischofe Adalbero 11

    und Theodorich 11 betreffende Xotizen aufgenommen hat, die gar nicht von

    Alpertus, sondern von irgend einem uns unbekannt gebliebenen Autor herriihren.

    Ausser dem Tractate De diversitate temporum diirfen wir also meiner

    Meinung nach dem Alpertus mit Sicherheit nur noch denjenigen iiber die

    letzten Lebensjahre (978—984) des Bischofs Theodorich I von Metz zuer-kennen. Ich vermag daher auch der von Wattenbach in Deutschlands

    Geschichtsquellen ^) vertretenen Anschauung nicht beizustimmen, der zu Folge

    Alpertus, — ,,an das W^erk des Paulus Diaconus ankniipfend, eine Geschichteder Bischofe von Metz verfasste, von der leider nur zwei Bruchstiicke erhalten

    sind. Er widmete sie dem Abte Constantin". Die letztere Behauptung ist auf

    jeden Fall unrichtig, da ja diese Widmung den Abschluss des Tractates

    iiber Theodorich I bildet und somit keinerlei Beziehung haben kann auf

    die im Manuscripte erst hierauf folgenden Fragmente iiber Adalbero 11 und

    Theodorich H.

    Die Aufzeichnungen des Alpertus iiber die letzten Lebensjahre des Bischofs

    Theodorich I von Metz sind einzig und allein in unserem Codex erhalten

    geblieben. Dagegen sind einzelne Abschnitte aus dem zweiten Werke dieses

    Autors auch auf anderem Wege auf uns gekommen. So besitzen wir den

    Absatz iiber den Bischof Ansfried von Utrecht aus dem i. Buche (Cap. 11— 15bis zu den Worten ,,Vir namque Domini ^) inanibus favoribus hominum

    extolli noluit, qui semper intra conscientiam , quod boni egit, soli Deo

    cognoscendum contegere studuit") zwar nicht in einer anderen handschrift-

    lichen Fassung, aber doch in einer Ausgabe aus einer zweiten Handschrift;

    denn in die Acta Sanctorum mensis Maji T. I (1680) pp. 431. 432 ist

    ') Herausgegeben in Mon. Germ., Script. IV, pp. 658—673. Der Herausgeber Pertz nimmt

    als Entstehungsjahr + IOI2 an; Wattenbach, Deiitschlaitds Geschichtsquclleii 7. Ausg. I (1904)p. 417, Anm. 4, + 1015.

    -) Loco cit. pp. 418, 4(9.

    ') Nach unserer Handschrift Vir Dei nanique.

  • IV EINLEITUNG.

    aufgenommen eine Viiae S. A^i/ridi^) episcopi Ultrajectensis pars, auctore

    monacho Ultrajectino S. Pau/i, die beinahe wortlich iibereinstimmt mit den

    oben citierten Abschnitten aus dem Werke De diversitate temporum. Dieser

    Druck giebt bisweilen einen abweichenden und stellenweise auch einen besseren

    Text, als unsere Handschrift, wie sich aus der Pertz'schen Alpertus-Ausgabe

    in den Mon. Germ., Script. IV, pp. 705—708 ersehen lasst.

    Langer muss ich bei einem anderen Falle verweilen, wo ein Teil des

    Werkes De diversitate temporum ausser in dem Hannover'schen Manuscripte

    uns noch an einem anderen Ort erhalten geblieben ist; denn aut diesen Fall ist

    meiner Ansicht nach bisher noch nicht mit dem gebiihrenden Nachdrucke

    aufmerksam gemacht worden.

    In einen Codex der Bibliotheca Laurentiana zu Florenz ist ein Schrift-

    stiick aufgenommen, das von einer Hand des 11. Jahrhunderts geschrieben

    ist. Es ist i. J. 1876 publiciert worden von Ernst Diimmler in Brieger'sZeit-

    schrift fur Kirchengeschichte I, pp. 446—450 mit der Uberschrift ,,JiidischeProselyten im Mittelalter". Dass nun dieses Schriftstlick denselben Inhalt hat,

    wie die Absatze Lib. I, c. 7 und Lib. II, c. 22 und 23 sowie ein Teil von

    c. 24 von Dc divcrsitate temportim, wird aus der hier folgenden Neben-

    einanderstellung der beiden Texte ohne Weiteres zu ersehen sein:

    Alpertus, De diversitate temporum

    (I, 7). De Wecelino apostata.

    Istis etiam diebus, videlicet Heinrici

    regis, qui postea benedictione aposto-

    lica imperator effectus est, quidam

    Wecelinus, qui fuerat Cuonradi ducis cle-

    ricus, illusione diabolica seductus errori

    Judeorum consensit.

    Hoc audiens

    rex nimia, ut justum fuit, conturbatione

    commotus est atque illius jussione unus ^)

    discipulorum suorum, nomine Heinricus,

    equivocus regis, predictum apostatam

    B r i e g e r, Zeitschrift fur Kirchenge-

    schichte, Bd. I, pp. 447—450.

    In diebus Heinrici

    regis, qui postea benedictione aposto-

    lica imperator effectus est, quidam

    Wecelinus, qui fuerat ducis Cuonradi cle-

    ricus, illusione diabolica seductus errori

    Judaeorum consensit, et contra Christum

    ejusque sanctae aecclesiae stabile firma-

    mentum epistolam ausus est eructuare*

    Hoc audiens

    rex nimia, ut justum tuit, conturbatione

    conpunctus est atque illiusjussioneunus

    discipulorum suorum, nomine Heinricus

    predictum apostatam

    ') Anstatt Anafridi.

    -) Bei Dederich falschlich unum.

  • EINLErrUNG.

    veracissimis sacrae scripturae testimoniis,

    ut ejus epistola affirmat, falsa verba in

    Christum ejusque sanctos dixisse devicit.

    Et quia haec longiusculo sermone

    protracta sunt, in fme istius libelli ea

    ponere decrevimus.

    (n, 2 2). De clerico Judeo facto.

    Superius me promisi reiaturum de illo

    apostata, qui relicta religione clericatus

    in perfidorum voraginem incidit

    Judeorum. Set in ipsa promissione ex-

    solvenda totus contremesco ') et horren-

    tibus pilis capitis terrore concutior,

    diabolum potuisse homini persuadere,

    ut tantas sordes ausu.s esset contra

    Christum et sanctos ejus jactasse.

    Scripserat enim funestis litteris infeli-

    cissimus ille:

    (n, 2^). Scripta ipsius apostatae.

    „Quid contradicis justo, insipiens?

    Lege Abacuc prophetam, in quo Deus

    dixit : Ego sumDeusetnonmu-tor. Si ille secundum vestram maledic-

    tam fidem mutaretur et mulieri commis-

    ceretur, principium verborum suorum non

    esset veritas. Dixit Dominus ad Moysen

    :

    Non enim videbit me homo etvivere potest. Ouem hlium hominis

    pretermisit? Dicit enim David propheta

    :

    Nolite confidere in principibus,

    in filiis hominum ^), in quibus

    non est salus. Et Ezechiel

    :

    veracissimis sacrae scriplure testimoniis,

    ut ejus epistola affirmat, falsa verba in

    Christum ejusque sanctos dixisse devicit.

    ') Dederich verandert dieses Wort in contre-

    tnisco.

    -) In der Handschrift ist dieses Wort gleich

    den nachfolgenden funf durch die blossen Anfangs-

    buchstaben angedeutet.

    ^I

    i

    \'erum referre nunc volo de illo

    apostata, qui relicta religione clericatus

    in ') perfidorum voraginem ^) incidit

    Judaeorum. Sed in ipsa relatione ex-

    solvenda totus contremesco et horren-

    tibus pilis capitis terrore concutior,

    diabolum potuisse homini persuadere,

    ut tantas sordes ausus esset contra

    Christum et sanctos ejus jactasse.

    Scripserat enim funestis litteris infeli-

    cissimus ille:

    ,,Ouid contradicis justo, insipiens?

    Lege Abacuc prophetam, in quo Deus

    dixit: Ego sum Deus et non mu-tor. Si ille secundum vestram maledic-

    tam fidem mutaretur et mulieri commis-

    ceretur, principium verborum suorum non

    esset veritas. Dixit Deus ad Moysen:

    Xon enim videbit me homo etV i V e r e p o t e s t. Ouem filium hominis

    pretermisit? Dicit enim David propheta

    :

    Nolite confidere in principibus,

    in filiis hominum, in quibus

    non est salus. Et Ezechiel, qui ab

    ^) Von Dilmmler verbessert aus im.

    'i Von DQmmler verbessert aus voraeionem.

  • VI EINLEITUNG.

    Maledictus

    homo, qui confiditin')homine

    et ponit carnem^) brachium suum;

    erit enim quasi mirice indeserto

    et non videbit fructum, cum

    venerit bonum. Quid contra hiscis,

    animal? Quem filium hominis preter-

    misit? Num Petrum et Johannem atque

    Martynum et alios demones, quos

    sanctos vocatis? In omnibus locis

    legitur Deus Israel et non est Deus

    gentium. Ubi est vester sensus? Dicit

    David : Memor erit Dominus^) inseculum testamenti sui, verbi,

    quod mandavit in mille gene-

    rationes, quod disposuit ad

    Abraham, et jur am e n t i s u i a

    d

    Ysaac. Hoc est lex sua sancta et

    circumcisio, quam dedit Moysi servo

    suo".

    (II, 24)^).

    Respondere calumpniae tuae, ojudee

    incredule, quam ex blasphemo ore in

    Christum ejusque sanctos nunc noviter

    evomuisti, cuique in militia christiana

    instructo facile esset, si non facilius esset

    saxa in moUitiem posse converti quam

    corda vestra ad recipiendam veritatem

    discindi. Quippe cum et illa auctorem

    ') In der Handschrift folgt hier der Buch-

    stabe d; dieser ist jedoch durch einen Punkt als

    ungiltig angezeigt.

    ^) Hier folgt in der Handschrift das Wort

    stiiim, das jedoch durch Unterstreichung als

    ungiltig angezeigt ist.

    ^) Dieses vom Abschreiber ausgelassene Wortist am Rande nachgetragen.

    ') Pertz fiigt hier als Uberschrift ein: Heinrici

    epistola ad Wecelinum, worin Dederich ihm folgt.

    Hieremia hoc protulit: Maledictus

    homo, qui confidit in homine

    et ponit carnem brachium suum.

    Erit enim quasi myrice in deserto

    et non videbit fructum, cum

    venerit bonum. Quid contrahiscis,

    animal? Quem filium hominis preter-

    misit ? Num Petrum et Johannem atque

    Martinum et alios daemones, quos

    sanctos vocatis? In omnibus locis

    legitur Deus Israel et non Deus

    ofentium. Ubi est vester sensus? Dicit

    David: Memor erit Dominus in

    seculum testamenti sui verbi,

    quod mandavit in mille gene-

    rationes, quod disposuit ab

    Abraham, et juramenti sui ad

    Isaac. Hoc est lex sua sancta et

    circumcisio, quam dedit Moysi servo

    suo".

    Heinrici epistola.

    Respondere calumpniae tuae, ojudaee

    incredule, quam ex blasphemo ore in

    Christum ejusque sanctos nunc noviter

    evomuisti, cuique in militia christiana

    instructo facile esset, si non facilius esset

    saxa in moUitiem ^) posse converti quam

    corda vestra ad recipiendam veritatem

    discindi. Quippe cum et illa auctorem

    "') Von DOmmler verbessert aus moHtiem.

  • EINLEITUNG. vn

    suum morientem scissa recognoverint ') '

    et tamen adhuc insensibilitas cordis

    vestri, quamvis elisa, quamvis pro-

    strata in duricia inveteratae iniquitatis

    perseveret, et licet per coeternam Dei

    sapientiam, qua mundus et mirabiliter

    est conditus et mirabilius reformatus,

    obstructum est os loquentium iniqua et

    iniquitas vestra mentita sit sibi, toto

    seculo verbisque prophetarum et exem-

    plis sanctorum eluceat, quam sit damp-

    nata infidelitatis vestrae ceca impietas

    et quam glorificata assumptae in Christo

    mortalitatis infirmitas: tamen, quoniam

    adhuc non desperat de machinationibus

    suis Judaicae malignitatis obstinata im-

    probitas et ad confutandam christianam

    religionem scelerato fastu inmurmurat

    et per exempla patrum dictaque prophe-

    tarum stantem florentemque ecclesiam

    ipsa jam tociens devicta et omnino

    prostrata iterum ad certamen provocat,

    aggrediamur ^) eos dante et juvante *) ipsa

    Dei sapientia verbo Dei Dei filio eoque

    primum lapide lapidea corda feriamus,

    quem Daniel propheta, ut dicitis^^vester,

    immo noster, vidit sine manibusdemonte

    concidi et implere universum mundum.

    ') In der Handschrift recognovert mit einem

    Strich aber dem t; Pertz las recognoverunt, was

    jedoch nicht zusammenstimmt mit dem nach-

    lolgenden perseveret.

    suum morientem scissa recognoverint

    et tamen adhuc insensibilitas cordis

    vestri, quamvis elisa, quamvis pro-

    strata in duritia inveteratae iniquitatis

    perseveret, et licet per coeternam Dei

    sapientiam, qua mundus et mirabiliter

    est conditus et mirabilius reformatus,

    obstructum est os loquentium iniqua et

    iniquitas vestra mentita sit sibi, toto

    seculo verbisque prophetarum et exem-

    pHs sanctorum eluceat; quamvis sit damp-

    nata infidelitatis vestrae ceca impietas

    et quam glorificata assumptae in Christo

    mortalitatis infirmitas. Tamen, quoniam

    adhuc non desperat de machinationibus

    suis Judaicae maiignitatis obstinata im-

    probitas et ad confutandam christianam

    rehgionem scelerato fastu inmurmurat

    et per exempla patrum dictaque prophe-

    tarum stantem florentemque ecclesiam

    ipsa jam totiens devicta et omnino

    prostrata iterum ad certamen provocat,

    aggrediamur eos dante et juvante ipsa

    Dei sapientia verbo Dei Dei filio eoqvie

    primum lapide lapidea corda feriamus,

    quem Danihel propheta, ut dicitis vester,

    immo noster, vidit sine manibus de monte

    concidi et implere universum mundum.

    Aitenim: Aspiciebam in visu noc-

    tis et ecce in nubibus caeli fi-

    lius hominis venit et datum est

    ei regnum ethonoret omnes po-

    puli tribus et Hnguae servient

    e i. Quid nunc infelix ? Ecce filius hominis.

    ') In der Handschrift agrcdiaintir.

    ^) Dederich verandert dieses Wort in adjuvante.

    ') In der Handschrift ist dieses Wort ver-

    bessert aus dicatis.

  • vin EINT.EITXJNG.

    De quo etiam et ') David dicit:

    Eructavit cor meum verbumbonum. Idemque: Dominus dixit

    ad me: filius meus es tu, ego^)

    hodie genui te. Idemque: Omnia

    in sapientia fecisti. Et Salomon:

    Dominus possedit me initio

    viarum suarum. Set quoniam non de

    eterna Christi nativitate, in qua semper

    fuit patri equaUs, set de temporali,

    in qua, sicut David clamat, minoratus

    est paulo minus ab angelis, cum Judeo

    nobis sermo est, audiamus quid dicat

    et objectioni ejus consequenter respon-

    deamus. Dicis, Judee: Ouare contra-

    dicis justo, insipiens? Primum

    velim, mihi respondeas: Ouem dicis

    justum, te aut prophetam? Si pro-

    phetam assentior, tamen in eo, quod

    illi me non contradicere ostendam,

    te mentitum esse jure convincam.

    Si vero te dicis justum, quem constat

    prius esse mentitum, nescio quo pacto

    obtinebis justitiam, quem mendacii

    polluit macula. Neque legis tuae con-

    gruenter simul poteris esse assertor et

    prevaricator dicentis: Non loqueris

    contra proximum tuum falsum

    testimonium. Ouod si, uti premisi,

    prophetae non contradicam, cum ipse

    pro me dicat, et quae tu tibi contra me

    comparaveris arma, his tibi laetalia infli-

    gam vulnera; quoniam intuHsti proximo

    tuo falsum testimonium contra legis pre-

    ceptum, legis incurres reatum. Reatus

    ') Dederich hat dieses Wort ausgelassen.•) Von diesem und den drei folgenden Worten

    hat die Handschrift nur die Anlangsbuchstaben.

    De quo aetiam et David dicit:

    Eructuavit cor meum verbumbonum. Idemque: Dominus dixit

    ad me: filius meus es tu, ego

    hodie genui te. Idemque: Omnia

    in sapientia fecisti. Et Salomon:

    Dominus possedit me initio

    viarum suarum. Sed quoniam non de

    aetema Christi nativitate '), in qua semper

    fuit patri aequalis, sed de temporali,

    in qua, sicut David clamat, minoratus

    est paulo minus ab angelis, cumjudaeo

    nobis sermo est, audiamus quid dicat

    et objectioni ejus consequenter respon-

    deamus. Dicis, Judaee: Ouare contra-

    dicis justo, insipiens? Primum

    velim, mihi respondeas: Quem dicis

    justum, te aut prophetam? Si pro-

    phetam, assentior, tamen in eo, quod

    illi me non contradicere ostendam,

    te mentitum esse jure convincam.

    Si vero te dicis justum, quem constat

    prius esse mentitum, nescio quo pacto

    obtinebis justitiam, quem mendacii

    poUuit macula. Neque legis tuae con-

    gruenter simul poteris assertor et

    prevaricator dicentis : Non loqueris

    contra proximum tuum falsum

    testimonium. Ouod si, uti premisi,

    prophetae non contradicam, cum ipse

    pro me dicat, et quae tu tibi contra rae

    comparaveris arma, his tibi laetalia infli-

    gam vulnera, quoniam intulisti proximo

    tuo falsum testimonium contra legis pre-

    ceptum, legis incurris*) reatum. Reatus

    ^) Von Dummler verbessert aus uavitate.'*) Bei Dilmmler steht iiiciirris, nicht incurres.

  • EINLEITUNG. IX

    autem trahet te ad paenam, paena

    vero perducet te usque ad mortem. Set

    videamus sequentia. Infelix judee '):

    Quem vocas insipientem? Num ^) nos

    credentes in crucifixum, qui factus

    quidem est vobis lapis offensionis et

    petra ') scandali? Ouoniam quidem

    lapidem, quem reprobaverunt

    edificantes, hic factus est in*)

    caput anguli. A Domino factumest istud et est mirabile^) in

    oculis nostris. Ergo nos insipientes

    et vos sapientes estis? Tamen per

    stulticiam predicationis jam mundi

    superbia ^) cecidit et in frontibus regum

    crucis videtis tropheum ^). Quia quae

    stulta mundi sunt, elegit Deus, ut

    confundat fortia. Ac per hoc Hbenter

    amplectimur stulticiam crucis Christi,

    quoniam credimus nos perventuros ad

    gloriam Christi. Set quid surdo narro

    fabulam? Aut quid ceco appono lumen?

    Vel Judeo evangelium predico ? Redea-

    mus ad sequentia. Inquis : L e g e

    Abacuc prophetam, non in quo,

    ut tu dicis, set per quem ipse Deus

    dicit: Ego sum Deus et non mutor.Premisi tibi, Judee, testimonio Abacuc

    nullatenus me contradicere et non solum

    Abacuc, set et omnium prophetarum

    ') In der Handschrift verbessert a.\xs jiidex.

    ^) Pertz liest itou; in der Handschrift steht

    hier ein ^V mit einem Strich dariiber.

    ') In der Handschrift steht hier petri , was

    jedoch schon Pertz verbessert hat.

    ') Von diesem Worte und von den zwei nach-

    folgenden hat die Handschrift nur die Anfangs-

    buchstaben.

    •/ Auch von diesem Worte und den drei nach-

    autem trahet te ad poenam, poena

    vero perducet te usque ad mortem. Sed

    videamus sequentia. Infelix Judaee,

    quem vocas insipientem? Num nos

    credentes in crucifixum, qui factus

    quidem est vobis lapis offensionis et

    petra scandah? Quoniam quidem

    lapidem, quem reprobaveruntaedificantes, hic factus est in

    caput anguli. A Domino factumest istud et est mirabile in

    oculis nostris. Ergo nos insipientes

    et vos sapientes estis. Tamen per

    stultitiam predicationis jam mundi

    superbia cecidit et in frontibus regum

    crucis videtis tropheum. Quia quae

    stulta mundi sunt, elegit Deus, ut

    confundat fortia. Ac per hoc libenter

    amplectimur stultitiam crucis Christi,

    qui credidimus^) nos perventuros ad

    gloriam Christi. Sed quid surdo narro

    fabulam? Aut quid ceco apponolumen,

    vel Judaeo evangelium predico? Redea-

    mus ad sequentia. Inquis: Lege

    Abacuc prophetam, non in quo,

    ut tu dicis, sed per quem ipse Deus

    dicit: Ego sum Deus et non mutor.

    Praemisi tibi, Judaee, testimonio Abacuc

    nuUatenus me contradicere et non solum

    Abacuc, sed et omnium prophetarum

    folgenden hat die Handschrift nur die Anfangs-

    buchstaben.

    ") In der Handschrift ist superbia verbessert

    aus sapieiitia.

    ') Von Dederich geSndert in tropaeiim.

    ") So lautet der Test bei DQmmler, und nicht

    quoniatn crciliitiiis.

  • EINLEITUNG.

    et legis ^) documenta me dico suscipere,

    quia eum colo, qui non venit legem

    solvere, set adimplere. Dixit Deus per

    Abacuc: Ego sum Deus et non

    mutor, et hoc firmiter credit christiana

    religio. Quod vero subsecutus es: Si

    ille secundum vestram male-

    dictam fidem mutaretur et mu-

    lieri commisceretur, principium

    verborum suorum non esset

    veritas; quid mirum est, cum cecus

    sis, si non vides lucem illam, quamnon

    vident, nisi qui mundo sunt corde; immo

    cum etiam more frenetici contra medi-

    cum resilias et sanare te volenti male-

    dicta et convicia *) obponas? Tam enim

    excelsa ^) et profunda sunt incarnationis

    Christi misteria *) , quomodo verbum Dei

    incommutabiliter apud Deum patrem

    semper manens, carnem de virgine

    sumpsit naturamque nostram suae uni-

    vit, quod nemo haec capit, nisi qui

    spiritualiter sapit, nemo sapit, nisi

    Deo donante capiat, quo donante

    credit, qui nondum capit. Nisi enim

    credideritis, inquit propheta, non

    intellegetis. Ergo credenti colligitur

    meritum, videnti reddetur premium,

    quoniam si vides, non est fides.

    Quamdiu enim'^) peregrinamur in hujus

    mundi tenebris, fide mundantur corda

    eorum, qui Deum visuri sunt.

    Hac itaque fide, etc.

    ') In der Handschrift ist das / dieses Wortes

    verbessert aus /.

    ) In der Handschrift steht hier cumvitia.

    ^) In der Handschrift ist das c dieses Wortes

    verbessert aus o.

    et legis documenta me dico suscipere,

    quia eum colo, qui non venit solvere

    legem"), sed adimplere. DixitDeusper

    Abacuc: Ego sum Deus et nonm u t o r. Et hoc firmiter credit christianareHgio. Quod vero subsecutus es: Si

    ille secundum vestram male-

    dictam fidem mutaretur et mu-

    lieri commisceretur, principium

    verborum suorum non esset

    veritas. Quid mirum est, cum caecus

    sis, si non vides lucem illam, quam non

    vident, nisi qui mundo sunt corde? Immo

    cum more frenetici contra medi-

    cum resilias et sanare te volenti male-

    dicta et convicia opponas? Tam enim

    excelsa et profunda sunt incarnationis

    Christi misteria, quomodo verbum Dei

    incommutabiHter apud Deum patrem

    semper manens, carnem de virgine

    sumpsit naturamque nostram suae uni-

    vit, quod nemo haec capit, nisi qui

    spirituaHter sapit, nemo sapit, nisi

    Deo donante capiat, quo donante

    credit, qui nondum capit. Nisi enim

    credideritis, inquit propheta, non

    intellegetis. Ergo credenti colHgitur

    meritum, videnti reddetur premium,

    quoniam si vides, non est fides.

    Quandiu enim peregrinamur in hujus

    mundi tenebris, fide mundantur corda

    eorum, qui Deum visuri sunt.

    *) Von Dederich geandert in iiiysteria.

    ') Dieses Wort ist in der Handschrift ilber der

    Zeile hinzugefugt.

    ^) In dieser Wortfolge bei Dammler.

  • EINLEITUNG. XI

    Mit den Worten ,,Deum visuri sunt" endigt der von Diimmler publicierte

    Abschnitt, walirend dagegen in unserem Manuscripte noch ein sehr langes Stuck

    folgt. Von der Epistola Heinrici ist im Florentiner Manuscripte augenscheinlich

    nicht viel mehr als ein Drittel auf uns gekommen.

    Als Diimmler i. J. 1876 den besagten Abschnitt aus der Handschrift der Floren-

    tiner Laurentiana verofifentlichte , bemerkte er nicht, dass dieser auch in den

    Schriften des Alpertus enthalten ist; auch war er desshalb nicht sicher, wer jener

    ,,Heinricus rex" sein konnte, ,,qui postea benedictione apostoHca imperator

    effectus est". Da es nun feststeht, dass Alpertus zur Zeit Heinrichs II schrieb,

    der am 14. Februar d. J. 1014 Kaiser wurde, so ist fiir uns gar kein Zweifel

    vorhanden, dass hier nur dieser Furst gemeint sein kann. Jener ,,dux Cuon-

    radus" aber, dessen ,,clericus" vom Christentume zum Judentume iibertrat, ist

    der Vetter Konrads II, also derjenige Fiirst, der gewohnlich Konrad der

    Jiingere genannt wird, und den Wipo in seinen Gcsta C/monradi regis'')

    bezeichnet als ,,Chuono Wormatiensis dux Francorum", oder dessen am

    12. December d.J.

    loii verstorbener Vater, der gleichfalls Konrad hiess.

    Mit dem Abfalle des Wecelinus vom Christentume steht iibrigens vielleicht

    eine in den Annales Quedlinburgenses mitgeteilte Nachricht vom Jahre 1012

    in Zusammenhang, wonach ,,Expulsio Judaeorum facta est a rege in Moguntia,

    sed et quorundam haereticorum refutata est insania" ^).

    Spaterhin ist Diimmler allerdings zu der Wahrnehmung gelangt, dass

    zwischen dem von ihm pablicierten Texte und dem Tractate des Alpertus

    ein Zusammenhang vorhanden sei; und zwar hat er davon Mitteilung gemacht

    in einer von ihm selbst redigierten Fussnote in der neuesten Ausgabe des

    Wattenbach'schen Werkes Deutschlands Geschichtsquellen ^) mit den Worten

    :

    ,,Zu seinen" — namlich des Alpertus — ,,Quellen gehort das von Diimmler inBriegers Zeitschrift fiir Kirchengeschichte I (1877), 446—450 abgedr. Stiick:Jiidische Proselyten im Mittelalter (I. c 7; II. c. 22—24)".

    Diese Darstellung des Sachverhaltes ist aber nicht ganz richtig. Denn wie

    aus der oben gegebenen Gegeniiberstellung der Texte zu ersehen ist, fmden sich

    in dem von DLimmler publicierten Fragmente nicht allein die Angrifife des

    ') Ich citiere hier nach der zweiten, von Bresslau besorgten Sonderausgabe (1878) p. 9.

    ) In .1/0«. Gerin., Script. III, p. 8i. — Auch Aronius (Regesten sur Geschichte der Jiiden 1902,n. 144, p. 61) ist geneigt, diesen Zusammenhang anzunehmen.

    ') L.l. p. 419, Anm. 4. — Auf die oben citierten Worte folgt noch der Zusatz: „vgl. Aronius,Regesten z. Geschichte d. Juden im franic. Reiche n. 147"; jedoch wird das in der Brieger'schen

    Zeitschrift veroffentlichte Schriftsttick von Aronius iiberhaupt nicht erwahnt, und der dort erzahlte

    geschichtiiche Vorgang ist diesem letzteren Autor offenbar nur aus dem Alpertus-Tractate bekannt

    geivorden.

  • XII EINLEITUNG.

    Wecelinus mit einem Teile der Antwort des Heinricus wiedergegeben, sondern

    auch die hauptsachlichsten personlichen Ansichten und Bemerkungen des Alpertus

    selbst iiber diesen Streitfall. Das BruchstiJcl< in der Laurentiana ist also offen-

    kundiger Weise nichts weiter als eine unvollstandige Abschrift des Gesamt-

    berichtes des Alpertus iiber den Glaubensabfall des Wecelinus. Ausserdem

    aber sehen wir, dass in unserer zu Hannover aufbewahrten Handschrift einige

    Siitze verloren gegangen sein miissen, die in dem Florentiner Texte erhalten

    geblieben sind.

    Die Tractate des Alpertus sind nach unserem Manuscripte drei Mal voll-

    standig herausgegeben worden '): das erste Mal von Eccard im Jahre 1723 in

    seinem Corpics historicum medii aevi I, pp. 91— 132, — ,,an vielen Stellenverdorben", wie Potthast richtig bemerkt; sodann im Jahre 1841 von Pertz in

    den Mon. Germ., Script. IV, pp. 697—723; endlich von Dederich im Jahre 1859unter dem Titel: ,,Des Alpertus von Metz zwei Biicher iiber verschiedene

    Zeitereignisse nebst zwei Bruchstiicken iiber Bischofe von Metz".

    Ich habe es nicht fiir notwendig erachtet, die Eccard'sche Ausgabe noch-

    mals genau mit unserer Nachbildung des Manuscriptes zu vergleichen; wohl aber

    habe ich die beiden anderen Ausgaben einer solchen Vergleichung unterzogen.

    Natiirlich denke ich jedoch gar nicht daran, alle von mir gefundenen Abweich-

    ungen hier anzugeben. Ich muss mich darauf beschranken, hier nur meine Schluss-

    folgerungen mitzuteilen und diese mit einigen Beispielen zu erlautern.

    Nach meinem Dafiirhalten hat Pertz seine Aufgabe im allgemeinen sehr

    gewissenhaft aufgefasst und erfiillt. Er bringt wohl Veranderungen und Ver-

    besserungen an, lasst uns jedoch beinahe stets von den Lesarten des Manu-

    scriptes selbst Kenntnis nehmen. Vollkommen fehlerfrei ist, wie zu erwarten

    war, die Pertz'sche Veroffentlichung ebensowenig wie andere Menschenarbeit,

    sodass ich bei genauer Textvergleichung in der Tat einige Abweichungen

    vom Wortlaute der Handschrift feststellen konnte. So steht Zeile 15 von

    unten in der zweiten Spalte von Folio 4 recto: ,,Mumna vero ut supra dixi",

    wahrend Pertz Zeile 39 von Seite 717 seiner Ausgabe gedruckt hat diximus.

    Ferner steht am Ende von Zeile 23 der ersten Spalte auf Folio 5 recto

    deutlich geschrieben ,,aut eo amplius", wahrend Pertz Zeile 29 von Seite 720

    das Wortchen eo ausgelassen hat, ohne diese Abweichung vom Originaltexte

    ausdriicklich anzumerken. Dies sind einige Beispiele die mit Leichtigkeit noch

    ') Bouquet, Rccneil X, pp. 138— 141 giebt nur Bruchstiicke; Migne, Patrol. Lat. CXL, pp.

    445—490 druckt den Pertz'schen Text ab.

  • EINLEITUNG. XIII

    vermehrt werden konnten. Immerhin aber kommen sie nur ausnahmsweise vor,

    sodass im allgemeinen die Pertz'sche Veroffentlichung in den Momimenta als

    gewissenhaft geriihmt werden dart.

    Weniger giinstig muss mein Urteil iiber die von Dederich besorgte Ausgabe

    lauten , in der es von willkiiriichen Abweichungen von dem iiberlieferten Original-

    texte wimmelt. Schlagt man die Handschrift Folio i recto auf, so findet man

    dort von viel jiingerer Hand geschrieben: „Alperti de diversitate temporum ad

    Burkhardum episcopum Wormacienc", und darauf folgen von der ersten

    Hand geschrieben die Worte: „Incipit prologus"; Dederich liisst das Wort

    incipit aus und fiigt zu dem Worte prologus hinzu „ad Burchardum episcopum

    Wormatiensem". Ebenso lasst er das Wort Incipit wegfallen vor der Antwort

    des Bischofs. Diese schliesst im Alanuscripte mit den Worten: „p:xplicit

    epistola domni Burchardi Wormaciencis episcopi. Incipit Alpertus de diuer-

    sitate temporum". Dederich streicht den ersten Satz, verandert im zweiten

    Alpertiis in Alperti und fiigt, ohne irgendwie darauf aufmerksam zu machen,

    willkiirlich die Worte liber primus hinzu, die im Manuscripte iiberhaupt nicht

    vorkommen. Im Briefe des Alpertus an den Bischof steht im Originale deutlich

    geschrieben: „Nam spe gratiae tuae confisus"; Dederich macht daraus: „Hac

    spe gratiae tuae confisus". Etwas weiterhin steht in der Handschrift das Wort

    novit mit einem daruber gesetzten Zeichen, aus dem hervorgeht, dass hier

    noverit zu lesen ist; Dederich iibersah dieses Zeichen und liess novit drucken.

    Im Briefe des Bischofs Burchard steht im Manuscripte: „diversas sex causas quaeri

    convenit atque expediri oportet" ; in der Ausgabe von Dederich liest man dagegen

    expedire. — All dies sind nur einige kleine Proben, die ich den Anfangssatzender Dederich'schen Ausgabe entnommen habe. Im weiteren Verfolge dieser

    Auso-abe stosst man dann Schritt fiir Schritt auf ahnliche Willkurlichkeiten und

    Fehler. Nur ein besonders bezeichnendes Beispiel will ich hier noch hervor-

    heben: Im Kapitel wo von der Verwiistung von Uplade — oder wieim Manuscripte eigentlich zu lesen ist Ubladi(um) — die Rede ist, lautetder erste Satz, Folio 4 recto, Spalte i, Zeile 14: „Hac re ubique divul-

    gata statim ab domno Adelboldo episcopo et duce et ceteris", wahrend der

    letzte Satz dieses Kapitels {loco cit. Zeilen 3 und 2 von unten)beginnt mit den

    Worten: „Quibus Adelboldus episcopus et Bernhardus dux";Dederich fiigt auf

    Seite 40 im ersten Satze nach dem Worte duce den Namen Bernhardoein

    und lasst im letzten Satze auf Seite 42 das Wort dux wegfaUen.

    Uber die Zeit, wann Alpertus gelebt und geschrieben hat,kann keinerlei

    Meinungsverschiedenheit obwalten. Er widmet sein Werk De diversitate

  • XIV • EINLEITUNG.

    temporwn dem Bischof Burchardus von Worms, der am 20. August des Jahres

    1025 verstorben ist ^); und im Werke selbst wird iiber Balderichberichtet, er sei

    gestorben ,,post hinc triennium", d. h. drei Jahre nach dem Reichstage zu

    Nijmegen, der, wie uns aus anderen Quellen belcannt ist ^), im April des

    Jahres 1018 abgehalten wurde. Nun erfahren wir aus dem Necrologium der

    Abtei Deutz, dass Balderich am 5. Juni verschied ^). Es steht somit vollkommen

    fest, dass dieses Werk des Alpertus verfasst sein muss zwischen dem 5. Juni

    des Jahres 102 1 und dem 20. August des Jahres 1025. Der Endtermin dieser

    Frist kann sogar noch etwas mehr eingeschrankt werden. Kaiser Heinrich II

    namhch erscheint im Tractat als lebend; seines am 13. Juli des Jahres 1024

    eingetretenen Todes wird mit keinem Worte Erwahnung getan. Demnach ist

    unser Tractat sicherlich noch vor diesem Terniine vollendet sfewesen. Vielleicht

    diirfte sogar aus der Tatsache, dass in dieser Schrift nichts iiber die nach Angabe

    der Annales Egmnndani '') am 26. Juni des Jahres 1023 erfolgte prunkvolle

    Einweihung der neuen Domkirche zu Utrecht mitgeteilt wird, die Schluss-

    folgerung zu ziehen sein, dass Alpertus seine Arbeit auch bereits vor diesem

    Termine abgeschlossen haben muss; jedoch mochte ich dieser letzteren Beob-

    achtung keineswegs eine allzuschwerwiegende Bedeutung beigemessen wissen.

    Weniger genau lasst sich die Zeit fixieren, zu der Alpertus seinen Tractat

    iiber die letzten Lebensjahre des Bischofs Theodorich I von Metz verfasste.

    Vermutlich schrieb er ihn noch vor Abfassung des zuerst behandelten Tractates;

    einen praciseren Termin wage ich nicht anzugeben. In der Regel *) folgert

    man aus den ungiinstigen Urteilen, die in dem Fragmente iiber den Bischof

    Theodorich II von Metz gefallt werden, dass die Schrift verfasst sein muss,

    ehe dieser Praelat im Jahre 1017 endgiltig auch vom Kaiser als Bischof

    anerkannt wurde ^). Da es jedoch meiner Meinung nach keineswegs feststeht,

    dass dieses Fragment als Teil eines grosseren Ganzen von Alpertus nieder-

    geschrieben wurde, vermag ich diese Schlussfolgerung nicht als besonders

    stichhaltig zu betrachten.

    ) Vergl. die Necrologia von Fulda und Weissenburg , citiert von Hauck, Kirchengeschichie

    III, 3. Ausg. (1906) p. 992.

    -) Thietmar teilt in seinem (Jhronicon ed. Kurze (1889) pp. 243 und 250 mit, der Kaiser habe

    den Palmsonntag und die Osterfesttage (6 April) in Nijmegen gefeiert und habe langere Zeit dort

    verweilt. Am 12. April IO18 unterzeichnete der Kaiser dort eine Urkunde: M. C, Dipl. Heinrici II^" 385; vergl. auch n". 386 vom Jahre IO18 ohne nahere Bezeichnung des Monates und Tages.

    ^) Vergl. Lacomblet, Archiv fiir d. Gesch. dcs Nicdcrrlieins V (1865) p. 266.') Ed. de Geer, p. 16. — Vergl. S. iVIuIIer Fz., Het oitdste Cartidarium van het sticlit

    Utrecht, p. 178.

    ') So z. B. Pertz in der Einleitung zu seiner Ausgabe p. 696.'') Vergl. Tliietniari Chronicon, ed. Kurze (1889) p. 226.

  • EINLEITUNG. • XV

    Selbst wenn wir aus anderen Quellen nichts iiber Alpertus wussten, so

    diirften wir doch jedenfalls mit Sicherheit annehmen, dass er ein Geistlicher

    oder ein Monch gewesen sein muss. Denn nur der geistliche Stand besass zur

    Zeit des Alpertus eine wissenschafdiche Bildung, wie sie in den Schriften dieses

    Mannes offenkundig zu Tage tritt. Findet man doch in diesen Tractaten nicht

    allein die Bibel und altromische Autoren ^) ausdriicklich citiert, sondern vielmehr

    sind — wie Manitius nachgewiesen hat *) — die gesamten Tractate durchsetztvon classischen Leserinnerungen, namenthch von solchen an Julius Caesars DeBello Gallico, sowie auch von solchen an Sallustius, Sulpicius Severus und

    andere romische Schriftsteller.

    Dass Alpertus ein Monch gewesen ist, wird aber auch mit ausdriicklichen

    Worten bestatigt durch Sigebert von Gembloux, der in seinem Werke Z?^ .fcrz/J-

    toribus ecclesiasticis *) berichtet: „AIbertus monachus Metensis scripsit, ad Epis-

    copum, Historiam de gestis sui temporis, etsi brevem, tamen utilem". Man darf

    dochwohlals feststehend annehmen, dass mit diesen Worten auf das dem Bischof

    Burchard von Worms' gewidmete Buch De diversitate temporjim hingedeutet

    werden soU, wenngleich es einigermassen merkwiirdig erscheint, dass Sigebert,

    der doch selbst das Leben des Bischofs Theodorich I von Metz beschrieben hat,

    nicht auch den Tractat des Alpertus iiber die letzten Lebensjahre dieses

    Bischofs erwahnt.

    Nun hat man aus dem Berichte Sigebert's gefolgert, dass Alpertus als

    Monch im Kloster des heiligen Symphorian zu Metz gelebt haben soll, dessen

    Abte Constantinus er ja allerdings auch die eine seiner Schriften gewidmet hat

    Dahingegen wird, wie bereits oben erwahnt wurde, das dem Alpertus ent-

    lehnte, aber selbstandig bewahrt gebliebene Fragment iiber den Bischot

    Ansfried von Utrecht einem ,,monachus Ultrajectinus S. Fauli" zugschrieben,

    und aus der Vereinigung dieser Uberlieferung mit derjenigen des Sigebert'-

    schen Berichtes hat Moll *) die Vermutung abgeleitet, dass Alpertus, urspriing-

    Hch Klosterbruder in Metz, von dort aber ,,hierhin gekommen, unser Vaterland

    seitdem als das seinige betrachtete" — und dass ,,sein Wohnsitz wenigstensvoriibergehend Ansfrieds Kloster bei Amersfoort gewesen sei, das spaterhin,

    ') Terentius unter dem Namen comicus noster, Juvenalis als de.T safyricus in De diversitate

    temporum Lib. I, c. II ; II, c. 9.

    ^) In Ncues Archiv XIII (1888) pp. 202—2o8; vergl. pp. 197-202, wo derselbe Autor naoh-

    weist, dass den Tractaten dcs Alpertus wiederum viele Satzwendungen entlehnt sind in der

    Vita Burdiardi episcopi Wormatietxsis.

    ') Herausgegeben u. a. von Miraeus in seiner Bibliotheca Ecclesiastica. Ich citiere die zweite

    Ausgabe, besorgt von Fabricius, Hamburgi 1718; siehe dort p. lio.

    *) Kerkgeschiedenis van Nederland , 11'-, p. 343.

  • XVI EINLEITUNG.

    nach Utrecht verlegt, den Namen 6". PaidusabdiJ erhielt". Diese Hypothese

    hat ziemUch allgemein Beifall gefunden, u. a. auch in Wattenbach's Deutsch-

    lands GescJiichtsquellen ^), wo es sogar als sehr wohl moglich erachtet wird,

    „dass die Aussendung einer Monchskolonie Alperts Umsiedelung veranlasste".

    Von einer Besiedelung des von Ansfried gestifteten Klosters Hohorst mit

    Metzer Monchen ist uns aus anderen Quellen allerdings nichts bekannt;

    immerhin aber will mir die von Moll aufgestellte Hypothese ziemlich plau-

    sibel erscheinen. Nur einen Vorbehalt mochte ich mir gestatten: Moll halt

    den Alpertus fiir einen Fremdling, der sich im Bistum Utrecht nieder-

    gelassen haben soll; ich dagegen mochte eher annehmen, dass Alpertus

    seiner Herkunft nach zu diesem Bistume gehorte und nur voriibergehend

    in einem Metzer Kloster gelebt hat. Muss man doch, meine ich, durch den

    Inhalt des Buches De diversitate temporum zu der Beobachtung kommen,

    dass dieses Buch nicht nur innerhalb der Utrechter Bistumsgrenzen

    geschrieben worden ist, — eine Tatsache, die von niemandem gelaugnetwird, — sondem auch dass es nur von einem Autor herriihren kann, der dortmit Leib und Seele zu Hause war. Ueberall in diesem Buche tritt der Nieder-

    lander zu Tage; die Stadt Metz dagegen wird hier (Lib. I, c. 5) schlechtweg

    als Mcttis i/i Bc/gis bezeichnet, und nirgends giebt der Autor irgend

    welche Andeutung von etwaigen Beziehungen, die er zu dieser Stadt

    hatte. Eher noch sollte man annehmen diirfen, dass Alpertus seinen

    Tractat iiber die letzten Lebensjahre des Bischofs Theodorich I von Metz,

    den er dort auch ,,nostrum praesulem" nennt, zu jener Zeit verfasste, als er

    noch in dem Metzer Kloster lebte. Hiergegen aber spricht wiederum die

    Tatsache, dass er diese Schrift dem Abte Constantin nicht personlich iiberreichte,

    sondern zusandte ^). Er selbst iibrigens berichtet, er habe seine Mitteilungen

    von jemandem erhalten, „qui in ejus (sc. Deoderici) erat assidue obsequiis";

    er kann aber diese Mitteilungen ebensogut im Bistume Utrecht, wie in Metz

    selbst bekommen haben. Die Erklarung dafiir, wie ein Monch aus dem Bistume

    Utrecht wohl dazu gekommen sein mag, die Biographie eines bereits seit

    mehreren Jahren verstorbenen Bischofs von Metz zu schreiben, ergiebt sich gar

    leicht aus der Erwagung, dass dieser Bischof selbst ebenfalls aus dem Bistume

    Utrecht herstammte und nahe verwandt war mit einigen Personen, die in dem

    Tractate De diversitate temporum eine Hauptrolle spielen. Ich werde darauf

    spaterhin noch des niiheren zuriickkommen.

    ') L. c, p. 419.

    -) Im Texte steht ausdrucklich direxi.

  • EINLEITUNG. XVII

    Von der P^amilie des Alpertus ist uns nicht viel bekannt; aber was wir

    von ihr wissen, weist uns gleichfalls auf das Bistum Utrecbt hin. Er hatte einen

    Bruder Immo, der Diaconus in Worms war, spaterhin in den Dienst Konrads II

    trat und um das Jahr 1036 Bischof von Arezzo in Italien geworden zu sein

    scheint; von ihm sind auch einige Briefe erhalten geblieben ^). Eben diesem

    Immo wurde noch zur Zeit seines Wormser Diaconates aus Tiel eine Beschreibung

    der von der heiligen Waldburga verrichteten Wundertaten zugesandt ^), und

    in dem zugehorigen Begleitschreiben wird ein neues Wunder dieser HeiHgen

    mitgeteilt mit der Bemerkung: „Si testem huius signi habere cupis, fratrem

    tuum, an ita se res habeat, interrogabis,qui hanc, marito suo in illa miserabili

    caede Fresiorum interfecto ^), duxit uxorem". Dieser ,,frater" des Immo nun

    diirfte wohl nicht Alpertus gewesen sein, sondern ein dritter Bruder, der

    offenbar ebenfalls im Bistume Utrecht ansassig war, und zwar entweder in

    Tiel oder in einem Nachbarorte. Aufifallen muss es, dass die Stadt Tielauchin

    den Schriften des Alpertus selbst eine verhaltnissmassig gewichtige Rolle spielt:

    Alpertus scheint diese zu jener Zeit nicht unbedeutende Kaufstadt — diedamals einen betrachtlichen Handel nach England betrieb, sich auf kaiserliche

    oder konigliche Privilegien berufen konnte und um diese Zeit bereits eine

    eigene Miinzstatte besass *) — sogar so gut gekannt zu haben, dass manfast vermuten mochte, er sei gerade aus dieser Gegend gebiirtig gewesen.

    Die Bedeutung der Schriften des Alpertus in allenEinzelheitenzubehandeln,

    muss ich mir hier versagen. Ich muss mich vielmehr darauf beschratiken einige

    Beobachtungen mitzuteilen und diese an der Hand von Beispielen zu erlautern.

    Eine ausfiihrliche Besprechung des Gesamtinhaltes der Tractate wiirde mehr

    Raum in Anspruch nehmen, als mir hier zur Verfiigung gestellt ist.

    Mit Recht ist bereits von Anderen gesagt worden, dass diese Schriften

    fiir die allgemeine Geschichte des deutschen Reiches nicht von besonders

    schwerwiegender Bedeutung sind. Was zum Beispiel in dem Abschnitte iiber

    die letzten Lebensjahre des Bischofs Theodorich I von Metz berichtet wird

    iiber die Kampfe des Jahres 978 zwischen Kaiser Otto 11 und Konig Lotharius

    von Frankreich, uber die Niederlage des Kaisers in Calabrien i. J. 982 und

    ') Vergl. die Stellen citiert von Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquelteii, p. 419, Anm. 5.

    -) Siehe die Miracida S. Waldburgac Ticlensia in Mon. Genn., Script. XV=, pp. 764—766.

    ') Gemeint ist die Schlacht vom 29. Juh des Jahres 1018.

    *) „Librae Thielenses" werden schon erwahnt in einer Urkunde, die zwischen d. J. 1012

    und 1023 datiert werden muss. Vergl. Het oudstc Cartularium van het sticht Utrccht p. 81, wo

    aber die genaue Zeitangabe fehlt. Diese wird bestimmt durch das Auftreten Gottfrieds als Herzog

    i. J. I0I2 und seinen Tod i. J. 1023.3

  • XVin EINLEITUNG.

    iiber die Machinationen, die nach des Kaisers Tode angezettelt wurden durch

    Heinrich von Bayern und dessen Verbiindete — alles dies kann nur zur Ergiinzungdessen dienen, was uns in anderen Ouellen in ausfiihrlicherer und exacterer Form

    iiberliefert worden ist. Auch in den Biichern De diversitate temporum wird;

    die allgemeine Reichsgeschichte — zum Beispiel der Feldzug Heinrichs II nachBurgund v.

    J. 1016 — nur beilaufig behandelt. Um so grossere Bedeutungdagegen hat diese letztere Schrift fiir die Kenntnis der Ereignisse, die sich zu

    Beginn des 1 1 . Jahrhunderts im Bistume Utrecht und in den Nachbarprovinzen

    abgespielt haben. Allerdings ist dies nicht in dem Sinne zu verstehen, dass

    darin etwa eine vollstandige und fortlaufende Geschichtsdarstellung mit exacten

    chronologischen Angaben zu finden wjire; dies ist keineswegs der Fall und

    hat auch gar nicht in der Absicht des Verfassers gelegen. Vielmehr wollte

    dieser dem Wortlaute seiner Widmung an den Bischof Burchard zufolge nur

    „diversa collecta .... de nostrorum dierum hominibus" geben. Jahreszahlen

    kommen in seiner Erzahlung iiberhaupt nicht vor, sodass wir uns in der Tat

    aus anderen Ouellen dariiber unterrichten miissen, dass z. B. die Einnahme von Tiel

    durch die Normannen (I, 8) im Jahre 1006 stattfand '), — dass Ansfried imjahre995 Bischof von Utrecht wurde und am 3. Mai des Jahres loio starb ^), —dass Wichmann am 6. oder 5. oder 9. October des Jahres 1016 getotet

    wurde -^) — u. s. w. Mit einiger Verwunderung bemerken wir auch , dassgewisse bedeutsame Geschehni.sse vollig verschwiegen werden, und dass gewisse

    Personlichkeiten nicht einmal erwahnt werden, von denen wir hatten erwarten

    sollen, dass sie in der ErzJihlung eine RoIIe spielen wiirden. So wissen wir, dass

    Kaiser Heinrich II noch nicht ein volles Jahr vor der Ermordung Wichmann's,

    namlich im November d.J. 1015, in Nijmegen geweilt hat ^), und vermuten, dass

    er bei dieser Gelegenheit doch wohl irgend welche Entscheidung getroffen haben

    muss in den Zwistigkeiten zwischen Balderich und Wichmann. Alpertus aber

    berichtet kein Wort dariiber, falls er nicht etwa am Anfange von L. II, c. 12

    darauf hindeutet, wo von einer Versohnung der beiden Parteien die Rede ist,

    der sodann ,,nondum peracto anno" Wichmann's Ermordunggefolgtsei; vomKaiser

    spricht er aber bei dieser Gelegenheit iiberhaupt nicht. Uber die .Schicksale

    Balderich's nach dem Reichstage zu Nijmegen im April d.J.

    1018 weiss

    ') Vergl. Annales Colonienses majores in Mon. Cenii., Script. I, p. 99.

    ^ Vergl. Hauck, Kirchengeschichte III (3. Ausg. 1906) pp. 997, 998.•') Vergl. Annales Hildesheimenses, ed. Waitz (1878) p. 32, wo unter der Jahreszahl 1016

    berichtet wird : ,,Wigmannus comes 2 Nonas Octobris est occisus". Das Necrologiwn von

    Merseburg dagegen giebt als Todestag den 5. October an, dasjenige von Luneburg den 9. October.

    ') Vergl. M. G., Diplomata Heinrici II, n". 339 u. 34O; eines davon datiert 28. November.

  • EINLEITUNG. XIX

    Alpertus nichts weiter zu melden als den drei Jalire spater zu Heimbach

    erfolgten Tod dieses Mannes und seine Beerdigung zu Zyfflich. Er versaumt

    zu berichten — was wir durch Thietmar ^) erfahren — , dass schon wenigeMonate nach jenem Reichstage ,,Baldericus reconciliatur". Uebrigens hat Alpertus

    davon in der Tat vielleicht nichts gewusst, und zwar deswegen, weil diese

    Versohnung nicht am Niederrheine stattgefunden hat, sondern innerhalb der

    Grenzen des Erzbistumes Mainz, wo Heinrich II sich zu dieser Zeit aufhielt.

    Vieles weiss Alpertus zu erzahlen iiber Adela, die Gemahlin Balderich's, —hinwiederum gar nichts iiber die Kinder aus deren erster Ehe mit Immed; und

    dabei war doch ein Sohn aus dieser Ehe jener Freund Heinrichs II, der

    bekannte Meinwerk, der schon am 13. Marz d. J. 1009 die Weihen als Bischof

    von Paderborn erhielt.

    Die Art und Weise, wie Alpertus die in seiner Erzahlung vorkommenden

    Personen benennt, macht es fernerhin nicht immer leicht, deren hohe gesell-

    schaftliche Stellung zu erkennen. So besass Balderich sowohl wie Wichmann die

    grafliche Wiirde, wahrend Alpertus doch keinen von Beiden mit diesem Amts-

    titel anfiihrt. Ebenso wird man, ohne im voraus dariiber unterrichtet zu sein,

    kaum erraten konnen, dass der in der Vita Deoderici erwahnte ,,quidam

    Noricus, nomine Heinricus, vir magnarum opum" kein Geringerer war, als der

    Vater Kaiser Heinrichs II, unter dessen Regierung doch Alpertus selbst lebte

    und schrieb. Lambert, Graf von Loewen, der Stammvater der Herzoge von

    Brabant und Urenkel des bekannten, gegen Ende d. J. 915 oder zu Beginn

    d.J. 916 verstorbenen Markgrafen Reginar, der iiber Lothringen regierte, heisst

    bei Alpertus nur ,,princeps praedonum .... desperatus homo, cujus nomen

    ne dici quidem opus est" ^). Dietrich III, den wir gewohnlich Graf von Holland

    nennen, obschon dieser Titel erst zur Zeit seines Enkels in Gebrauch kam,

    Dietrich III, der am 29. Juli d. J. 1018 dem Herzog Gottfried und dessen

    Verbiindeten eine furchtbare Niederlage beibrachte, wird von Alpertus nicht ein-

    raal der Ehre fiir wiirdig erachtet, mit seinem Namen genannt zu werden;

    die CoUectivbezeichnung „praedones" scheint A. als Hinweis auf diesen Heer-

    fiihrer und seine Anhanger fiir voUkommen ausreichend zu halten. L'nd doch

    war dieser Dietrich ein Sohn der Schwester der damaligen Kaiserin. In Lib. II,

    c. 15 ist die Rede von einem Parteiganger Balderich's — ,,quidam partiumBaldrici" — , dessen Name gleichfalls ungenannt bleibt, und den man daher

    ') L. l. p. 250.

    -) L. I, c. II. — Spaterhin (L. II, c. 2) vvird der Name „Lantbertus" doch genannt. Endlich

    wird noch auf diesen Grafen Lambert hingewiesen, wenn in L. II, c. lO die Rede ist von Brabants

    „importuni et seditiosi homines".

  • XX EINLEITUNG.

    wiederum fiir eine Personlichkeit von untergeordneter Bedeutung halten konnte

    ,

    ware nicht von Thietmar ') der Name dieses Mannes als ,,Bertoldus Liutharii filius"

    mitgeteilt worden ; dadurch erfahren wir, dass wir es hier mit Thietmar's eigenem

    Vetter, einem hochangesehenen Manne, zu tun haben, — mit dem Sohne desam 25. Januar d. J. 1003 verstorbenen ]\Iarkgrafen der Nordmark Lotharius von

    Walbeck und dem Bruder des Nachfolgers dieses Letzteren, desi.J. 1009 abge-

    setzten und am 11. November d. J. 1014 verstorbenen Markgrafen Werner.

    Nichtdestoweniger aber sind Alpertus' Schriften fiir uns ausserordendich

    wertvoU, und die Wahrheit dieser Behauptung glaube ich am besten durch den

    Nachweis erharten zu konnen, dass wir durch sie Kunde erhalten vom Unter-

    gange einiger Adelsgeschlechter, die im 9. und 10. Jahrhundert im Bistume

    Utrecht eine hervorragende Stellung eingenommen haben.

    Zuallererst denke ich hierbei an jenes Geschlecht, von dem Alpertus

    bezeugt, dass es ,,magnam partem Germaniae et maxime circa littora oceani

    imperia tenebat". Ihm gehorten am Rheine und Issel, im Gebiete von Naarden, wie

    auch im ostUchen Teile des Bistumes Utrecht ausgedehnte Besitzungen, die

    sich bis in den friesischen Teil des Bistumes Miinster (bei Groningen) hinein

    erstreckten. Ich muss davon absehen, dieses Geschlecht hier bis auf seine

    altesten Vertreter zuriick zu verfolgen. Sicherlich aber gehorte ihm jener

    ,,Eworhardus dux, filius Meginardi" an, der i. J. 898 von ,,WaltgariusFreso, filius

    Gerulfi" getotet wurde, und dessen ,,ducatus" damals an seinen Bruder Meginhard

    iiberging ^). Ein Enkel dieses jiingeren Bruders Meginhard war Wichmann, der

    Stifter der Abtei Elten ') ; von dem alteren Bruder Everhard dagegen stammte

    als Sohn oder Enkel wohl jener Everhard ab, aus dessen Ehe mit Amalrada,

    einer Schwester der Konigin Mathilde, Theodorich I, Bischof von ]\Ietz,

    hervorging *). Mit Wichmann und Theodorich starb dann dieses ausserst vor-

    ') L.l. pp. 226, 250.

    -) Reginonis Clironicon, ed. Kurze U-^^O) p. 146; in demselben Chronicon lcommt Everhardus

    Saxo filius Meginardi schon i. J. 88 1 vor, und zwar als Gefangener der Normannen, von denen

    er durch seine Mutter Evesa losgekauft wurde. Er ist es auch, der i. J. 885 den Normannen

    Gottfried angreift {Ib. pp. II7 u. [24). — Sein Bruder Meginhard hatte zwischen d. J.gi^undgi/Streitigkeiten mit dem damals in Deventer sich aufhaltenden Bischof Radbod von Utrecht. fVergl.

    Floss, Die Papsiwahl unter den Ottonen, p. lOJ; und Brom, Bullariutn Trajectense, n". 5.)^) Im Necrologium der Abtei Elten — in Nienw Archief voor kcrkelijke geschiedenis,

    inzonderheid van Nederland, II (1854) p. 71 — ist zu lesen : ,,Item obiit Megenhard, pater Gerberch.Item eadem die memoria Gerberch, patris comitis Wichmanni". — Im Anschlusse an Sloet,Oorkondenboek I, p. 98 mache ich hier nochmals darauf aufmerksam, dass Gerberch oder viel-

    leicht Gerberth der Vater und nicht die Mutter Wichmann's gewesen ist, und zwar weil L^on

    Vanderkindere, in seinem ig02 erschienenen Buche La formation terrttoritale dcs principautes

    Belges II, p. 302 dem Vorgange van Spaen's folgend, Gerberch fur eine Frau halt.*) Sigeberti Vita Deodcrici I (M. G., Script. IV, p. 464) nennt ,,Deodericuni ex pago Saxoniae

    Hamalant oriundura, comite Everardo patre et Amalrada matre". Graf Everard kommt in Urkunden

  • EINLEITUNG. XXI

    nehme Adelsgeschlecht in der mannUchen Linie aus. Zwar hatte der Erstere aus

    seiner Ehe mit Liutgard von Flandern neben zwei von Alpertus gleichfalls mit

    erwahnten Tochtern noch einen wiederum auf den Namen Wichmann getauften

    Sohn gehabt; dieser war jedoch bereits im Kindesalter gestorben '). Ebenso

    hatte ein Bruder des Bischofs Theodorich einen einzigen Sohn namens Everard

    hinterlassen, der dann von seinem bischoflichen Oheim erzogen worden,

    i.J. 978 jedoch gleichfalls noch als heranwachsender Knabe wieder aus dem

    Leben geschieden war ^).

    Ein zweites Adelsgeschlecht, das wir zur Zeit des Alpertus aussterben

    sehen, ist dasjenige der in der Betuwe, in der Duffel, in der Hettergau und

    vielleicht auch in der Miihlgau regierenden Grafen, deren Gebiet demnach,

    iiber die Grenzen des Bistumes Utrecht hinausgreifend , noch einen Teil des

    Erzbistumes Koln mit umfasste. Zu diesem Geschlechte gehorte jener Ansfried,

    den wir in den Jahren 855, 856 und 863 in der Betuwe und in der Hettergau

    antreffen^); ebenso Ricfried alias Dodo, der Vater des Bischofs Balderich von

    Utrecht, der i.J. 897 als Graf in der Betuwe erwahnt wird*); weiterhin jener

    Erenfried oder Irenfried, der i.J. 947 Graf in der Hettergau und in der Dufifelgau

    genannt wird, der i.J. 966 augenscheinUch auch Graf in der Miihlgau gewesen

    ist ''), und den ich fiir einen Bruder des Bischofs Balderich von Utrecht halten

    mochte ^). Da die Namen, die von den MitgUedern dieser Familie gefiihrt

    werden, in der Regel auf ,,fried" endigen, ist meiner Ansicht nach auch jener

    Praefect Gottfried hierher zu rechnen, der von Alpertus genannt wird und zu

    dessen Gebiet auch Gennep in der Hettergau gehorte; endHch noch Adela's

    von 944,; 956 und 960 vor als Graf in Drente und Salland (M. G, Dipl. Ottonis I, n". 62, 181,

    216), Wichmann dagegen i. J. 952 und spaterhin als Graf in Hamaland (Ib. n". 159, 181,216,358).

    ') Necrologium von Elten, /. /. p. 88: „Item obiit Wichmannus, filius comitis Wichmanni

    Et jacet sepultus in parvo sepulchro prope sepulchrum Wichmanni comitis". Das „parvum

    sepulchrum" ist offenbar ein Kindergrab.

    =) Sigeberti Vita Deoderici I, 1. 1. pp. 479, 480.

    ^) Vergl. Sloet, Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Ztitfen, n". 45, 46, 51.

    *) Vergl. Sloet, /. /. n». 70 ; sowie die Grabschrift bei S. Muller Fz., Het oudste Cartularium

    van het sticht Utrecht {\8g2) p. 47.

    ') M. G., Dipl. Ottonis I, n". 89, 93, 316. — Leon Vanderkindere (/. /. II, pp. 296, 297)nimmt an, dass dieser Erenfried in d. J. 942, 94S und 950 auch als Graf in der ZClpichgau, in

    der Bonngau und in der Keldagau sowie gleichzeitig als Graf von Huy vorkommt. Seiner Meinung

    nach soll dieser Erenfried' auch Ansfried gehiessen haben und der Oheim des Bischofs Ansfried

    von Utrecht gewesen sein, jener „XV comitatuum comes", von dem Thietmar /. /. p. 82 benchtet.

    Ich vermag dieser Ansicht nicht beizustimmen, kann jedoch hier nicht naher darauf eingehen.

    ") In der oben genannten Grabschrift heisst er „victor Yrniifridus". Soviel ich weiss, ist bisher

    noch nicht bemerkt worden, dass er auch als „Irenfridus comes" erwahnt wird unter dem

    23. October im Necrologium des Altmiinsters zu Utrecht; vergl. Matthaeus, Fundationes, p. loi.

  • XXII EINLKITUNG.

    Gatte Balderich, den ich fiir einen Bruderssohn Gottfried's halte '). Auch

    dieses Geschlecht muss zu Beginn des 1 1 . Jahrhunderts in der mannUchen Linie

    ausgestorben sein, da Balderich keine Kinder gehabt zu haben scheint, und

    der ziemlich schwachsinnige Sohn Gottfried's wohl gleichfalls keine Nach-

    kommen hinterlassen haben diirfte.

    Noch ein drittes zu jener Zeit aussterbendes Adelsgeschlecht giebt es,

    dessen wohl letzter Vertreter in den Schriften des Alpertus in den Vordergrund

    tritt. Ich meine den alteren Zweig jener Familie, deren jiingerem Zweige

    seinerzeit die Herzoge von Sachsen entsprossen sind. Dieses Geschlecht war

    urspriinglich am rechten Ufer der Weser ansassig, hatte jedoch seinen Besitz

    allmahlich bis in die Bistiimer von Miinster und Utrecht hinein ausgedehnt.

    Als Haupt dieses Geschlechtes fmden wir Wichmann, den alteren Bruder des

    Herzogs Hermann von Sachsen; und dieser i. J. 944 verstorbene Wichmann

    hinterliess aus seiner Ehe mit einer Schwester der Konigin Mathilde zwei

    Sohne, nl. Egbert und Wichmann. Der letztere kam i. J. 967 um's Leben, wahrend

    Egbert — mit dem Beinamen ,,uniocuIus" ^) — nicht vor 994 gestorbenist, wiederum einen Sohn Namens Wichmann hinterlassend, der i. J. 1016

    ermordet wurde. Dieser dritte Wichmann hat unzweifelhaft einen oder mehrere

    Bmder gehabt *), die jedoch schon vor dem October d. J. 1016 gestorben sein

    miissen, da dem Berichte des Alpertus zu Folge die Sorge fiir den unmiindigen

    Sohn Wichmann's einem Vetter, dem Herzoge Bernhard II von Sachsen,

    anvertraut wurde, was doch wohl nicht geschehen ware, wenn damals noch

    nahere Agnaten am Leben gewesen waren. Spaterhin ist dann von diesem

    unmiindigen Sohne nie mehr die Rede, sodass mit ihm wohl auch dieses

    Geschlecht ausgestorben sein diirfte.

    Allen diesen Adelsgeschlechtern, die um jene Zeit aus der Geschichte

    M Alpertus nennt den Gottfried einen ,,avunculus" Balderich's; jedoch ist es allgemein bekannt,

    dass dieses Wort in mittelalterlichen Schriftstucken unzahlige Male fur ,,patrnus" gebraucht wird.

    Der weitere Inhalt des Tractates spricht nur fiir meine Auffassung. VoUig unannehmbar erscheint

    mir die Hypothese Leon's Vanderkindere (/. /., II, 297), wonach Balderich ein naturlicher Sohn

    Erenfried's gewesen sein soU.

    ^) So heisst er in Thietmar's Chronicon ed. Kurze (1889) p. 64.

    ') In einer Urkunde Otto's III vom 23. Januar lOOi (M. C, Dipl. Ottonis III, n". 390) ist

    die Rede von einer Besitzung „in pago Hastfala sive Ambargan in comitatu filiorum Ekbrahti

    comitis et nepotis nostri." — Nicht beistimmen kann ich der Annahme Leon's Vanderkindere(/. /. II, p. 289), dass einer dieser ,,filiorum" Bruno, der erste Gemahl der Gisela, gewesen sein

    soUte, — jener Gisela, die in dritter Ehe dem spateren Kaiser Konrad II angetraut war. Jedoch verdient

    diese Hypothese noch naher untersucht zu werden, auch in Verbindung mit der Frage, ob der

    Ekbertus, der i. J. 966 als Graf in Westergo (in der jetzigen niederlandischen Provinz Friesland)

    erwahnt wird (M. G., Dipl. Ottonis I, n". 324), vielleicht identisch ist mit „Egbertus unioculus".

  • EINLEITUNG. XXni

    verschwinden, steht eine andere Grafenfamilie gegeniiber, die sich in den nord-

    lichen Niederlanden erhielt. Obwohl sie gerade zur Zeit des Alpertus gewisse

    Verluste zu erleiden hatte, legte sie dennoch gleichzeitig — gewisser-massen neu erstehend — den Grund zu ihrer zukiinftigen Machtstellung.Der .Stammvater dieses Geschlechtes ist Gerolfus, comes Fresonum, der

    in d.J. 885 und 889 erwahnt wird '). Die Nachkommen Waldgers, des

    altesten Sohnes dieses Gerolfus, fanden bereits im 10. Jahrhundert ihren Unter-

    gang, und ihr Gebiet kam in den Bezitz der Bischofe von Utrecht. Dem

    jiingeren Sohne Gerulfs, Dietrich J, war das Herrscherrecht iiber die Strand-

    gebiete an der Nordsee, iiber Kennemerland, Maasland etc. zugefallen. Dessen

    Sohn Dietrich II, der mit Hildegardis — vermutlich einer Tochter Arnulfs Ivon Flandern — vermahlt war, fmden wir wiederholt in Flamischen Urkunden

    erwahnt, und der Sohn aus dieser Khe, Arnulf, wird gleich seinem Sohne und

    Nachfolger, Dietrich III, von den alten Chronisten als ,,comes Gandensis" be-

    zeichnet '*). Die Machtsphare dieser Grafen scheint also damals vom Norden nach

    Gent verlegt gewesen zu sein. Arnulf selbst fiel i. J. 993 im Kampfe gegen die

    Friesen, sodass Konig Heinrich II i. J. 1005 Arnulfs Wittwe Liudgardis, seiner

    eigenen Schwagerin, und deren Sohne Dietrich III zu Hilfe eilen musste '), —wahrscheinlich ohne einen wirklich dauernden Erfolg zu erzielen. Schon sah es

    fast so aus, als sollte die Herrschaft iiber das dem heutigen Holland ent-

    sprechende Gebiet dem Geschlechte vollig verloren gehen, und als sollte

    Dietrich III «ichts weiter werden, als ein Vasall des Grafen vonFlandern, gegen

    dessen Macht sein Geschlecht ja niemals etwas hatte ausrichten konnen *). Da

    kehrte Dietrich zu dem Biindniss mit den Friesen seines eigentlichen Vater-

    ') Vergl. meine Mitteilungen iiber die alteslen Vertreter dieses Geschlechtes in den Bijdragen

    voor Vad. Geschiedenis en Oudhcidkiinde, 4. Folge, I (1900) pp. 1 48 -153.

    '^) Vergl. die von Vanderkindere (/. /. I, p. t6) gesammelten Stellen.

    •') Thietmari Chronicon, ed. Kurze (1889) p. 144, unter der Jahreszahl 1005: ,.Fresones (rex)

    navali exercitu adiens ab ceptis contumacibus desistere et magnum Liudgardae sororis regine

    zelum placare coegit." Laut Ausweiss seiner Urkunden war Heinrich II am 2., 5. und 31. Mai

    d. J. 1005 in Utrecht anwesend (M. G., Diplomata Heinrici II, n°. 95— 97); und den AnnalesHildesheimenses zufolge (ed. Waitz - 1878 - p. 29) feierte Heinrich II i. J. 1005 dle qiiadra-

    gesima (in jenem Jahre der 18. Februar) in Tiel. Demnach diirfte der Kriegszug des K6nigs im

    Februar oder im Mai dieses Jahres stattgetunden haben.

    ') Schon i. J. 988 scheinen in diesem Verhaitnisse Schwierigkeiten zu Tage getreten zu sein.

    Vergl. die Epistulae Gerberti, n". 114 (bei Havet, Lettres de Gerbert - 1889 - p. 104). Havet

    datiert diesen Brief in die Monate April-Juni d. J. 988 nach dem am 30. Marz jenes Jahres

    erfolgten Ableben Arnulfs II von Flandern. Augenscheinlich aber geh6rt, als dieser Brief geschrieben

    wurde, auch Dietrich II, der Vater des Erzbischofs Egbert von Trier, nicht mehr zu den Lebenden

    ;

    da nun dieser am 6. Mai d. J. 988 starb, so kann jener Brief erst nach diesem Datum

    geschrieben sein.

  • XXIV EllsrLEITIJNG.

    landes zuriick und legte damit, sowie mit seinem glanzenden Siege iiber

    die Machthaber von Lothringen, den Herzog Gottfried, den Bischof von Utrecht

    etc, den Grund zu der spaterhin in den Nord-Niederlanden so machtigen

    Grafschaft Holland ').

    C. PIJNACKER HORDIJK.

    Haarlem, am 31. October 1907.

    ') Dass aber damit der ,,comitatus Gandensis" filr Dietrich III verloren ging, wie Vander-

    kindere (/. /. I, pp. 76, 96; II, p. 2S2) annimmt, halte ich fiir sehr wahrscheinlich.

  • /^', »1/7 • v^*e V •»3.rf< 0'}v *\'*i'a t

    ftCTt/i»;tii •H-i//f.«/»j*' C-t/y>-^'''»- r«*Atf^'.'TTurr-i,*t**».t h^Uo c^tit.trtJ'-kyLfec'-

    .Uf,s^'Afiic.'i't^'*r,-iitn^A-ttr'--a4rnfie **rti/^U-e^l ti,zy>^ z

    fe^jMrT!'- ^idcrt\v^*ru*nu''fcfHui'^^'diC£rrru--^i4.n^rnai'1>-y-

    T^'filtyi^-rr ai,i. vCTtin->J t-w*?-l^'dyWrJ"' ^«^?*- «^Ml'ftk'*

    Utifi Ct^Hctf^ .•a^ixyjz ',i-{*nti ^UftePc'^.t-/i*:»7tA' tm,^ 7:t'^*•***

    l^en-ffjc>.rr l»Ti^ nc^uftfrdjrm \- l^'/h^*t n.tarw»..-

    nc-ttantf'»fi^nie; fux uiicr '*T**'*'"' tff^rrttlic irtfCjrjufcJttt-

    ont/Y^e^-f-^-i''^^^* f-nT^irti /Vutfrn/i /t»a^I, 'p-n^Ci»- _,tTiVlm' ^^•A.C:- V.if.1,' CtrhfriUMne JtAjeiuie ^n/lm.^. ^rywtnifrJfcCrrr 'f^^fi^ cvtti*t^ivTterrru'"/c^cfi4^xmLnn •

    •rrt^mniW.' «f «.'»^' /^n>»\

    m.wAi-tirrujfwi-wJit^" '-rfL.tuiA. uC-Ik-uiJlv- ne^-n •,iiw*o-i.t.

    «i/ii Iiiro.if'i"mj('- «.nTTnu +l.lu.'iajrr tn/o-ttV- ^«ni citi^n^

    1 fjliit Cffyt*.^ e^**tJuerrTU.yauL'AJxarm^iJ'n.^^ci*^'*:ii \s*tufi/j>/it.^r*

    > f&A rcAfln. tidjeTTTT •ra^mir^nXi.fidfCflMrp^pArermlj; cUAriiVvm if ijrTaTr.Tx. d.uitCk.CAie^^ prrurtVe. ur-n*cil»; J^l»; utf^crc^T |j^«ct*rUr>rTiA.noiWrticii/«TJPl mASu*cx4-»CArwj%\h;nt^€^^or.t^iUir^.

  • inomv 5miu .lijiTarximeinectTiij uMit^tcct^.li^^v c^^-^^''• « na< -momt. ni4.iu .i^g-lltt. -*^mo,ri5 cfnit ".

    *,I

    _^ «l»rfrrcUrt ikmiUA^i^oertc.-ujrcaic^. Dc tt€

    ^\«/ . 1'•

    1,. °. llc^n,?rtrnMrcr,: fionr''-^ TOril^ruiur^

    •1 O-ico Cc <"Mrcni fmzT-^ izariil^c MuTyofi Ht^rait^-^''*'^?'^''^

    JKtAUCtruflMUU^ft-r^mAvu^h trmtfMUumu Itathu pt}>e^-

    B>4i»r. (ir ^nf«l>-«i-'«»n>Ji> M,liTai>ttniiii*Tntiiinc rrrlidiTT -i7iT.fli,o

    rt.im>»ir*U»tc.?rtncI.oi-iriwi« thtruemvCtvli^ffri-^atihw^itC-

    oorrr . fc(in r«>m cWnieLii 7 l'rtnfcii1iil*rrdi(^oft».ri,rcf ncaJji pin^^ix^ dtiJcnr_tJTr*'

    l-fi»ti(rott«^>irfp

    uu«cc(t,74r c.b.nr..i. Juc.fclcru:''. Jlufwi.wili.^oU,!***»'"*''^?'—?'

    f('c»»('TT.^au

  • eX

    «

    1

    r

    1

    cUiul«(*ti*rco^fr.CjT

  • A

    "P

    rit^oq-^wrcf'.Jmrfi. |'pfi nw^T^ifo-pUmonil»-. (iotwr47.t^7liKtuu MitMnrm t-cferi!mc..|ri.il"wb«''e'*>u.fCTifttitTf^CT-4'

    *to

  • M

    'I

    p

    0B,tCN/O3 «c2utec^Mi*c> r»pM A-trl 1?'«^rtw cucirTtt-r. cpf hocinmu i»T?m*>nii'>Tai?xtTr. (V eyTX^mretwp

    TTwrp niiei^tnntTWT^.ibilrf .t^cnefcere aj»4jrrcrt alctf jnirt^rtcT»»

    {"uXyoiu -jtulhii^£mci*cucltrnrrcUciTr .iniprir«,Trclfcrro-^l\ttf iVpnVui £oa«wroi^

    UT at we|nt»rurTntVru aWftiKvTTr ^ermTii^-tr. AA Ita uxtttm»4nrf

    relH^'^'^'^^^5"'''' C^Cc ^f^f '^^tnemoritm- A^ hcnTO Twnutxu

    ec iiJw7tttt-UlfCT Tin*^ctshii-ir. iV tpfuiUt i?p uare cc clUntf-uinTtaTc- .^ouiwi'

    culi ipi^ ^viticvrt: fttr - 1 \^iMXA.vrnrtic^ cr>»'ifrc tn-» w«aj

    ryCvxuiA^-fvnc^jxrtK t^A atrcrt jbucnn-© . *ttu ciJ^ licu InfiA*tt»:TaiiBi'nr cf^ccTtt'iTTutTycTtc c«ftm»-CT.'*

  • «?

    f

    st

    4nd^U^ida d*CbTtc t-^^yiiU t^Ctxmp hancr^ y^.^^rvavi vdvcx ai^nnTOi

    rwrur\u.fyCicidiCcrrc^.n\C£(ii^ aCmcu opA, ^

  • h

    t;*tt«cMttA3cii>;^tafTrzarcrttr

    y ninnp aict^ilX ccrn ndnrcco^irCA rtCfctrti^crc ptftutflcr -Tanic

    c«W cunm3t--7^^'"i«i* ianjrnnc cf^ru-Mjt^ «14, wccufccr

    ncrcnr -damot-ff yp^An^Vtt m.4^o fuZ>Um> Vioc fccla( cm^tnimrf'

    •V^l^tncw cifcfci^Ajnr Tiilc e? 7 cHliu -7 ftclc de ^'^tnu iT inoc*n('

    culp4 irtrncii at-tnTVcT rrapi' malKna t^trot-ifro4iw cr iiTw 6im.t

    cTeitrienCer-tT-U^^l^lrur u iCT-*auinirTe « occtiu.rtr^cilcrTirf^-w-.Licmmif^iitutefff^Tnmi'; (iW^nf nrrerr«t trirx-^

    wenitfnfTic ctraic tfV»^?ccirct.clolorc' Tumntr- «ttcrxarer ccl«rrr

    ferccip" To^uritT. De v&iaTJio ocr'5ir&-s»cTra.'

    *»£ rc iil^u^' diunltftttit-ftrrTrdbipVuJiiiclfcoWocpo t^duc^-yc^f«tnncif w^jiitcc^trwnrfaAimp^wn mnTW'^-'f i^ cuj»xrcrrutn

    Kir>j-"nai«t inoritl?t*t''»3'nii Hewiit^indnnt ctAc c^«TU)fc*tr.

    "titKtcm^irTtyAnvicifflmi '^fnmvttAmfliini wtr< uctj

  • itwerrvfj^reaqtTi^iiif m?tU«-7att'f t«n.T^.rm

    «ccejrr . 7 itt« .ij Sltrtetaf rdiiciAft-c^tXta r«f«cnr cYiiiiti

    rti"»JVicwf iT^. 7 rtnc mor« fc iiilitl .tt>iUo .icce:f»iflVtun»t^. •

    iV^jrf^i^tphrnfuflWrrr-pul^ticc j>ciura(r« arititUj jx*f«^ re-

    rrt*ff tcrpu^n*» «rtwdvpottrr .cu4itr;iTur»iTrFO 4cTi«ya-

    bir. ijt^f r-;vctUVru>r)b; fiKftf cffifotlcjj-

    1ni?tl'rTi.»ni.Trwr^Tnrctc7(iip

  • li-Mbi TT*.»icrr'H cv-.ininirfTV r«li^iuV vrecu p*«rtutu rttjmrfWc. *t

    "rcud-m*'- ccitcI'**'"' crcnWwirr-*'»»* roj^rm .< ut iTi

  • bnriffm e? cmnumx TwFot AC .(li^de-^ni tuiunc-nai^:trartiCy(^

    jrt-cpt^n^ttf.i-tpie arr. tiar^ wi-pi dcmd-icn icCH -rf-i.r. cTifnp*?mTT? fjTiim ^rrtmte^^iue ^m^^^^uerAci^crMJ.TTr.eu^ram-r^rAttireettpG^^n/iin^-rTfVtm^tt^cf^^

    cu^^Ktu 1 n? .fct^ 11 71^^crn^' m:^r-»nu nJUmcnef f;p-ptcIOrre^imgicmciia fwUttr clnrcm .7'» «*ru ceccrTtfi3tcii'fui3jj tM^icctrnini n

    VttffprTiiStn ptfnrmsf-f; (^nmm afdm .*p^me^%mh';SmdarmC.

    cttrfU enMuetf AAtuixef^injpu^.ecur^^iu*Umtr. 4^t«; ciivufefn^-fitt^^^^ctU^cuf etu-dendt p.ttz

  • _p„ui*(^^mr. h^^AiidmC^ i»ta« iVcimTtptcv^mlv -? unto aib^Tj^-

    iio.tlaiccc titiftnrct^clfcitmX^^ijfrotnrct^tfw* orepen4cljiTVtti4T^e(TttCciuTtiit«

    acocVricu poiTciftcc t^i?^*i^mp;-(^^^-iC;pfc*inu rati^trifemt Ulta}£>(r t-Ci o»-clinc«pmrF-

    ^iiicurtiinijlitcntitr' ruuj^rriac numccyA^cU m»>>' ucn-utr nuUu-

    rcrw riitnp^rem-^aluit rcccpe ca^trr. prctt^fmtTuwttlvctorttti-

    l»t^-t'rum*rr- 'iprj-»tuit'urdctioU)nirT2rtc rc**rclTTi(\it tru)9tfnt

    -^tMcfii^joni mttTTvt»;