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Österreich braucht gute Ideen gegen die Krise. Investieren wir in die Menschen, und stärken so unsere Gemeinschaft. Das Mini-Taschenbuch enthält 24 Vorschläge für eine Politik gegen die Krise.
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Menschen. Zukunft. Ermöglichen#Hoffnungsträger werden
24 Mal
1Schulen und offene Jugendarbeit zusammenbringen!
Es braucht einen Aktionsplan, der Bildungsministerium, Sozialministerium, Wirtschaftsministerium und Jugendagenden zusammenbringt. Es geht darum, die Schnittstellen zwischen Schule, sozialer Arbeit und Ausbildung zu sichten und zu verbinden. Außerdem soll die Schul-Sozialarbeit flächen -deckend ausgebaut werden.
3Schulen in sozial benachteiligten Bezirken sollen besonders gut ausgestattet werden, damit sie keine Schüler/innen zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben. Mehr Geld bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Qualität steigt. Deswegen muss jeder Standort einen Plan entwickeln, wie er die Ressourcen am sinnvollsten einsetzt. Europäische Beispiele zeigen – es funktioniert!
Mehr Geld für benachteiligte Schulstandorte!
2Jugendhilfe bis zum 21. Lebensjahr!
Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte brauchen Begleitung und Betreuung über das 18. Lebensjahr hinaus. Auch in einer Familie endet die Sorge und Unterstützung nicht einfach mit dem 18. Geburtstag. Wir wissen aus anderen europäischen Ländern, dass diese Begleitung stark präventiv wirkt und Abstürzen vorbeugt.
4Frühförderung in ganz Österreich!
Aus der Forschung wissen wir, wie wichtig die Frühphase des Lebens für die Entwicklung des Kindes ist. Die Unterstützung rund um die so bedeutende Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett weist aber in Österreich deutliche Lücken auf. Besonders für Familien mit weniger Einkommen ist eine gute Begleitung oft nicht leistbar. Bei diesen sogenannten „frühen Hilfen“ gibt es enormen Aufholbedarf.
Schule und Ausbildung für alle, auch für Kinder mit Behinderungen!
Gemeinsamer Unterricht von Kindern ohne und Kindern mit Behinderungen hilft allen. Deswegen muss der schrittweise Rückbau von Sonderschulen beginnen. Gleichzeitig braucht es mehr Pädagoginnen und Pädagogen für inklusive Klassen. Der Schulversuch der integrativen Ober stufe muss zur Regel werden, denn Kinder mit Behin derungen sollen die gleichen Chancen wie andere Kinder haben. Dazu müssen auch sie länger als 9 Jahre zur Schule gehen können. 5
7Kinderbetreuung auch für Kinder mit Behinderungen!6Oft endet Integration um 13 Uhr, weil keine finanziellen Mittel für die integrative Nachmittagsbetreuung vorhanden sind. Die bereitgestellten Gelder sind zu wenig, um eine gute Betreuung zu organisieren. Bisher sind Kinder mit Behinderung vom verpflichtenden Kindergartenjahr ausgenommen. Es ist wichtig, dass auch sie vom Besuch des Kinder gartens profitieren.
Pflege nachhaltig planen und finanzieren!
Die Zwischenlösung „Pflegefonds“ wurde erneut – bis zum Jahr 2018 – verlängert, ohne dass die Strukturen im Pflegesystem nachhaltig verbessert wurden. Wünschenswert ist deswegen eine gemeinsame Arbeitsgruppe für ein Pflege-Gesamtkonzept. Die Bundesländer sollen gemeinsame Bedarfs und Entwicklungspläne erstellen. Außerdem muss das Pflegegeld, das in seinem 20-jährigen Bestehen mehr als 30 % an Wert verloren hat, dringend angepasst werden.
Peter, Hoffnungsträgervon der Diakonie begleitet seit 2001
8 Gute Pflege für alle!
Obwohl mehr als 440.000 Menschen in Österreich pflegebedürftig sind, ist das Angebot an professioneller Pflege nicht ausreichend. Oft besteht nur die Wahl zwischen Pflegeheim auf der einen und Betreuung durch Angehörige auf der anderen Seite. Diese „Pflegelücke“ muss geschlossen werden. Tageszentren, Kurzzeitpflege, mobile Dienste, Übergangs-pflege etc. helfen, dem wachsenden Wunsch der Angehörigen nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu entsprechen.
Im Pflege- und Betreuungsberuf sind hohe psychische und körperliche Anforderungen gegeben. Deshalb braucht es gute Entlohnung und ausreichend Zeit für die Tätigkeiten. Zusätzlich soll Supervision Teil der Arbeitszeit werden. Wichtig ist auch, dass Männer und Migrantinnen/Migranten für diesen Beruf gewonnen werden können. Dazu müssen auch die Anerkennungs und Nostrifizierungs -verfahren vereinfacht werden.
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Kinder sind keine Pflegekräfte!
43.000 Kinder und Jugendliche in Österreich pflegen und betreuen zu Hause ihre kranken Eltern. Diese Verantwortung führt oft dazu, dass sie nicht unbeschwert Kind sein können und schon früh eine Doppel-belastung tragen müssen. Professionelle Hilfe, vor allem in Form von mobilen Pflegediensten zu Hause, ist nötig und stärkt nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie.
Attraktive Bedingungen im Pflegeberuf schaffen!
12Pilotprojekte zur Umsetzung des ConferencingAnsatzes sollen in der Pflege und in der Jugendarbeit ins Leben gerufen werden. Dieser auch unter dem Titel „Familienrat“ in der sozialen Arbeit bekannte Ansatz könnte gerade für die Etablierung hilfreicher Pflege-arrangements ein wertvolles Tool werden.
Arbeit für Menschen mit Behinderungen!
Beschäftigung in Werkstätten gilt in Österreich nicht als Arbeit. Deshalb muss geprüft werden, wie Werkstätten für Menschen mit Behinderungen neu gestaltet werden können. Arbeit ist für Menschen mit Behinderungen – so wie für alle anderen Menschen auch – sinnstiftendes Element im eigenen Leben. Deshalb muss es auch für Menschen mit Behinderung möglich sein, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein.
11Sozialnetz-Konferenzen umsetzen!
Waltraud, Hoffnungsträgerinvon der Diakonie begleitet seit 2012
1Zentrale Anlaufstelle für Hilfsmittel!
Menschen mit Behinderungen müssen viele verschiedene Stellen aufsuchen, um das für sie passende Hilfsmittel, wie z. B. eine Prothese, eine SpezialTastatur oder ein Hörgerät, zu bekommen. Für all diese Anliegen ist eine zentrale Anlaufstelle nötig. Auch muss der Hilfsmittelkatalog an den neuesten Stand der Technik angepasst werden, sodass auch computerunterstützte Hilfsmittel finanziert werden.
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Gesundheits-verträglichkeits- prüfung einführen!
14Klärung der Frage der Schadenersatz-zahlungen bei Kindern mit Behinderungen!
Vorgeburtliche Untersuchungen können Ängste bei werdenden Eltern auslösen. Zugleich sind Ärztinnen und Ärzte wegen höchstgerichtlicher Urteile bzgl. Schadenersatzzahlungen aufgrund der Geburt eines Kindes mit Behinderung verunsichert. Eine Arbeitsgruppe unter Einbeziehung der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt soll diese schwierigen ethischen Fragen klären. 15
Ein Pilotprojekt zur Abschätzung gesundheitlicher Folgen (Health Impact Assessment) soll gestartet werden. Mit einer solchen Gesundheitsverträglichkeitsprüfung können Maßnahmen in Bezug auf ihre negativen wie positiven Folgen bewertet werden. Gesundheit Österreich (GÖG) hat dazu internationale BestPracticeBeispiele gesammelt und auch ein Verfahren für Österreich entwickelt.
171Stärkung des Freiwilligen Sozialen Jahres!
Das Freiwillige Soziale Jahr, das meist junge Frauen absolvieren, ist im Vergleich zum Zivildienst schlechtergestellt. So muss die Familienbeihilfe adaptiert werden, damit auch zwischen dem Schulabschluss und dem Beginn des FSJ Beihilfe bezogen werden kann. Das zeigt jungen Menschen, dass ihr freiwilliger Einsatz gewürdigt wird.
Soziale Investitionen helfen allen!6 Investitionen in soziale Dienstleistungen kommen nicht nur einem Konjunkturpaket gleich, sondern helfen auch Menschen in ihren alltäglichen Lebenssituationen. Zum Beispiel wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch den Ausbau von Kinderkrippen gefördert. Zusätzlich werden Arbeitsplätze gesichert, die in Krisenzeiten auch nicht abwandern. Österreich nutzt diese Möglichkeit noch zu wenig. Während bei uns nur 9 % der Bevölkerung im Gesundheits und Sozialsektor arbeiten, tun dies in den nordischen Staaten bis zu 20 %.
Heidrun, Hoffnungsträgerinehrenamtliche Mitarbeiterin seit 2001
18 Gut für alle: Gemeinnützigkeit stärken!
Gemeinnützige Organisationen zeichnen sich durch viele Vorzüge aus – wie ehrenamtliches Engagement, Re-Investition der Gewinne u. a. Die Leistungen der Daseinsvorsorge dürfen nicht gewinnorientiert organisiert werden. Daher braucht es eine Stärkung von Gemeinnützigen. Das kann durch eine besondere Stellung im Vergabeverfahren, eine verstärkte Einbindung in politische Prozesse oder eine große Informationskampagne erreicht werden.
20Je nach Bundesland sind Unterstützungen für Hilfesuchende noch immer völlig unterschiedlich gestaltet. Menschen in Not werden auf den Ämtern oft schlecht behandelt. Gerade ein bürger/innen freundlicher Zugang kann aber das Selbstbewusstsein stärken. So trägt ein Miteinander auf Augenhöhe dazu bei, Chancen zu sehen und Auswege zu finden.
Mitbestimmung für benachteiligte Gruppen und gemeinnützige Initiativen!
Die Expertise und Erfahrung von gemeinnützigen Organisationen sollen gezielt für politische Entscheidungsprozesse genutzt werden. Dazu müssen bereits bestehende Leitlinien („Standards der Öffentlichkeitsbeteiligung“) auch gelebt werden. Außerdem sollen mit Partizipationsprojekten benachteiligte Bevölkerungsgruppen eingebunden werden, wie etwa Menschen mit Behinderungen oder von Armut Betroffene.
19Bürger/innenfreundlicher Zugang zur Mindest-sicherung in den Ländern!
Die Grundversorgung für Asylwerber/innen in Österreich ist je nach Bundesland extrem unterschiedlich organisiert. Oft sind Quartiere sehr abgelegen und nur mit teuren Verkehrs-mitteln erreichbar. Außerdem fehlen bundeseinheitliche Qualitätsstandards. Eine menschenwürdige Grundversorgung muss auch die Möglichkeit beinhalten, für sich selbst kochen zu können. Das ist wichtig, weil Kochen und gemeinsames Essen Wohlbefinden und Selbstbestimmung mit sich bringen.
Privatkonkurs reformieren!
Zurzeit wird in Österreich die Restschuldbefreiung erst nach siebenjähriger Verfahrens-dauer erteilt, zum anderen gilt eine hohe Mindestquote. Diese Hürde macht gerade einkommensschwachen Personen einen Neustart fast unmöglich. Nirgendwo sonst in Europa dauert das Verfahren so lange und kaum wo existiert eine Mindestquote als Entschuldungsdauer.
Asylwerber/innen menschenwürdige Grundversorgung ermöglichen!
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Hadi, Hoffnungsträgerbei uns in Sicherheit seit 2011
Flüchtlingspolitik ist eine europäische Aufgabe!
Damit sich Flüchtlinge nicht länger Schleppern ausliefern müssen, sind geschützte Einreiseverfahren nach Europa zu ermöglichen. Österreich muss sich zudem dafür einsetzen, dass europäische Standards und eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik erarbeitet werden. Denn das derzeitige unsolidarische System der Flüchtlingsaufnahme in Europa ist dringend reformbedürftig.
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24Solidarität in der Entwicklungs-zusammenarbeit!
Die laufenden Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe seitens Österreichs sind beschämend. Österreich ist damit unter den Schlusslichtern der Europäischen Union. Die Mittel müssen dringend von derzeit 0,27 % auf 0,7 % des BIP erhöht werden, außerdem soll dieses Ziel auch gesetzlich abgesichert werden.
IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: Diakonie Österreich, ZVR-Zahl: 023242603. Redaktion: Dr.in Roberta RastlKircher (Leitung), Mag.a Katharina Meiche nitsch, Mag. Martin Schenk. Alle: 1090 Wien, Albert Schweitzer Haus, Schwarzspanierstraße 13. Tel.: (0)1 409 80 01, Fax: (01) 409 80 01-20, E-Mail: [email protected], Internet: www.diakonie.at. Verlagsort: Wien. Geschäftsführer Diakonie Österreich: Pfr. Mag. Michael Chalupka, Mag. Martin Schenk. Grafik- Design: Info-Media Verlag für Informationsmedien GmbH/Mag.a Natalie Dietrich, Volksgartenstraße 5, 1010 Wien. Lektorat: Mag.a Sabine Wawerda. Druckerei: agensketterl. Fotos: Christian Stemper.
Österreich braucht gute Ideen gegen die Krise. Investieren wir in Menschen und stärken wir so unsere Gemeinschaft.24 Mal Menschen Zukunft ermöglichen.
www.diakonie.at