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Während des 30jährigen Krieges belagerten die Schweden die Mauern der Reichs- stadt Dinkelsbühl in Mittelfranken. Heute beherbergt der sogenannte "Hechtzwinger ll im nordwestlichen Teil der historischen Stadtmauer Wohnung und Geschäftsräume der Firma Jürgen H. Fricker - Historische Waffen. Dieses Jahr feiert Jürgen H. Fricker 25jähriges Betriebs jubiläum. J 1124 ON J 7/1999 25 Jahre Historis.che Wa:llte Kostbare RadschioBteschinke, um 1640, und hochwertiger, kleiner RadschioBstutzen, deutsch, um 1620, mit fein gravier- ten Beineinlagen. DaRlntereine hölzerne, gedrechselte Zündkrautflasche und eiserne Pulverflasche, deutsch, um 1600.

25 Jahre Historis.che Wa:llte · 2013. 6. 19. · Während des 30jährigen Krieges belagerten die Schweden die Mauern der Reichs-stadt Dinkelsbühl in Mittelfranken. Heute beherbergt

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  • Währenddes 30jährigen

    Krieges belagertendie Schweden die

    Mauern der Reichs-stadt Dinkelsbühlin Mittelfranken.

    Heute beherbergtder sogenannte

    "Hechtzwingerll imnordwestlichen Teil

    der historischenStadtmauer

    Wohnung undGeschäftsräume

    der Firma Jürgen H.Fricker - HistorischeWaffen. Dieses Jahr

    feiert Jürgen H.Fricker 25jährigesBetriebs jubiläum.

    J 1124 ON J 7/1999

    25 Jahre Historis.che Wa:llte

    Kostbare RadschioBteschinke,um 1640, undhochwertiger,kleiner RadschioBstutzen,deutsch, um 1620, mit fein gravier-ten Beineinlagen. DaRlntereinehölzerne, gedrechselte Zündkrautflascheundeiserne Pulverflasche, deutsch, um 1600.

  • VON WALlER SCHULZ

    as haben Aktien, Im-mobilien, Fonds, An-

    leihen, OptionsscheineHarnisch, Radschloßpuffer undSteinschloßbüchse miteinan-der gemeinsam? Sie können alsForm der Kapitalanlage gelten,

    wenn sie sorgfäl-tig ausgewähltund zu einem re-alistischen Preiseingekauft wer-den. HistorischeWaffen der Spit-zenklasse ausder Epoche vomausgehendenMittelalter bishin zur Ära derfrühen Perkus-sionswaffen bil-den den Schwer-punkt des Ange-botes von JürgenH. Fricker. Vor25 Jahren, imJanuar 1974,begann er inPforzheim,mit histori-schen Waf-fen zuhan-deln.

    Ein solches Geschäft kannnicht über Nacht aus demNichts gegründet werden. Um-fangreiche Kenntnisse und Kon-takte sind für eine erfolgreicheArbeit als Händler nötig. Unddie hat er sich schon in den Jah-ren vorher angeeignet und auf-gebaut. Wie bei vielen Samm-lern kam er eher durch Zufallzum Sammeln von Waffen. AlsJugendlicher hat er in einemFluß einen alten Säbel gefun-den, den er einige Jahre in ei-nem Schrank aufbewahrte. Alsihm das Stück einige Zeit später

    Teschener 5teinschloß-pistolenpaar, um 1700, mithervorragenden Bein- undPerlmutt-einlagen.

    zufällig wieder in die Hand ge-riet, reinigte er es und befestig-te es an der Zirnmerwand. Da-mals, im Jahr 1957,war JürgenFricker lß Jahre alt.

    Weitere Blankwaffen kamenhinzu, seine Sammlung wuchslangsam. .Natürlich interessier-ten mich die Objekte, aber mehrnoch die zeitliche Epoche, dashistorische Umfeld der Stücke",erinnert er sich an seine frühenSammlerjahre.

    Mit der Zeit sammelte er danngezielter, er achtete zunehmendauf die Qualität der Stücke, dieer eintauschte oder erwarb.Sein Interesse neigte sich im-mer mehr der Zeit des 16. und17.Jahrhunderts zu. Diese Epo-che ist waffen- und militärge-schichtlich besonders interes-sant: Das Rittertum ging zu En-de, mit den frühen Feuerwaffennahm die Zahl der Waffentypen

    L_..._--;;;;;;--~~~Z~r~~~::~ii~5:eltene italienischeRapiere,um1570, 5pangengefäBe mit Zier-verteilungen.InteressantePa-

    rierdo/che, deutsch, um 1600.

    ONJ 7/1999 1125

  • stark zu, und es entwickeltesich ein breites Sanunelgebiet.

    Jürgen Fricker begann vorüber 40 Jahren sich speziell indie Geschichte des spätenMittelalters einzuarbeiten. Da-bei befaßte er sich auch intensivmit der Waffengeschichte derZeit. Parallel dazu studierte er

    Sehr seltener lcursächsischer Pan-zet'Sfecherund Unkhanddolch, um1600, mit geschwämen Gefäßen.

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    sier" von Jacob de Gheyn ausdem Jahr 1596, weil die zeitge-nössische Darstellung eines be-waffneten Kürassiers eine derschönsten und detailgenaue-stenist.

    Das Angebot an Stücken warbei der Firmengründung imVer-gleich zu heute relativ klein.Sein Bestreben war es stets, dasWarenangebot zu vergrößernund die Qualität des Angeboteszu verbessern. Seine Devise:"Wer sich nicht verbessert, hataufgehört, gut zu sein."

    Der Bekanntheitsgrad seinerFirma wuchs durch die Kon-taktpflege zu Adelshäusern undden Leitern verschiedener Mu-seen, durch die Präsenz bei füh-renden nationalen und interna-tionalen Messen, durch Publi-

    Kunstgeschichte und Stilkun-de. Dieses geschichtlicheGrundlagenstudium und die Be-schäftigung mit Waffenge-schichte führte ihnin zahlreicheweltweit bekannte Museen undRüstkanunern bzw. Zeughäu-ser. Er traf dort Museurnsleiter,mit denen er intensiv zu-sanunenarbeitete. Ebenso ar-beitete er in Adelshäusern mitihren teilweise bedeutendenSammlungen. Nicht zuletztrecherchierte er in derdamals nur spärlichenFachliteratur über histo-rische Waffen. In rund 15Jahren intensiver Beschäfti-gung mit dem Bereich der histo-rischen Waffen eignete sich Jür-gen Fricker ein fundiertes Fach-wissen auf diesem Gebiet an.

    Der Grund für den Beginn desHandels im Jahr 1974 war fürFricker die Tatsache, daß es zujener Zeit kaum Händler in die-sem Bereich gab. Selbstver-ständlich spielten sein Interes-se an der geschichtlichen Epo-che und seine Vorliebe für die

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    Kostbar gearbeitete italienischeHelmbarten, 16. Jahrhundert.eisengeschnitten und graviert.

    Waffen jener Zeit eine großeRolle. Und: "Ich konnte meineErfahrungen als Werbegrafikereinbringen." Das galt undgilt insbesondere für dieGestaltung seiner Kata-loge, die einen sehr

    wichtigen Teil seiner Präsenta-tion darstellt. Denn, so erinnertsich Fricker, "der Markt mußteerst entwickelt werden".

    Als Firmensignetwählte er den

    "Küras-Langes Jagdpistolenpaar,deutsch, um 1700, mit spani-schen Läufen. Schloßplatten

    und Hahnen mit Messingbelegt.

  • IIIIIl__

    Hirschfänger mit Original-scheide und goldbesticktemTragegurt, deutsch, 1780.Griff aus geschnitztem Bein,Monierung aus feuervergol-detem Messing.

    kationen in der Fachpresse undnicht zuletzt durch Fernseh-reportagen bei "ARTE" und"SATl".

    Der Platz in seinen Pforzhei-mer Räumlichkeiten wurdebald zu klein. Als sich die Chan-ce ergab, ein adäquates Anwe-sen in der mittelalterlichenStadt Dinkelsbühl zu erwerben,griff er sofort zu. Seit dem 1.Ja-nuar 1984präsentiert er seinenKunden in angemessener Um-gebung das breitgefächerte Wa-renangebot.

    Im Laufe der 25 Jahre ging ei-ne große Zahl kostbarer undeinmaliger Waffen durch seineHände, die ursprünglich ausfürstlichem, kaiserlichem oderköniglichem Besitz stammten.Dazu gehören etwa ein Schwertvon Kaiser Maxirnilian aus derZeit um 1500, ein Gewehr desKönig Max von Bayern von1820,verschiedene Waffen aus

    königlich spanischem Besitz,eine Steinschloßjagdgarnitur,bestehend aus Büchse und zweiPistolen, um 1730, aus dem Be-sitz des Hauses Hohenlohe-Schillingsfürst und eine Perkus-sionsbüchse von Kaiser FranzJosef von Österreich aus derZeit um 1820. Eine kleine Aus-wahl des gegenwärtigen Ange-botes ist in diesem Beitrag abge-bildet.

    Aufgrund seiner ausgewiese-nen Sachkunde wurde JürgenH. Fricker 1988 von der Indu-strie- und HandelskanunerNürnberg zum öffentlich be-stellten und vereidigten Sach-verständigen für "EuropäischeWaffen des Mittelalters bis Mit-te des 19. Jahrhunderts" be-stellt.

    Dem Handel mit hochwerti-gen und kostbaren historischenWaffen sagt Fricker eine guteZukunft voraus. Gerade in wirt-schaftlich schwierigen Zeitensei ein gesteigertes Sammelin-teresse feststellbar, erlebenKunst und Kultur vermehrt Zu-lauf. "Kostbare Waffen sind eineAnlageform, die mit Liebhabe-rei gekoppelt ist", beschreibt erdas Sanuneln solch edlerStücke. "Man erhöht seineLebensqualität, wenn man einbesonderes Stück erwirbt undsich daran erneut", gerät er insSchwärmen.

    Sinn für Kunst, für Geschich-te und ein besonderes Lebens-gefühl haben Kunden, die sichfür die erlesenen und zum Teileinmaligen Stücke interessie-ren - denn Massenware gibt eshier nicht.

    Wir gratulieren herzlich zumsilbernen Firmenjubiläum undwünschen auch für die Zukunftalles Gute, viel Freude und Er-folg im Geschäft mit edlen, altenWaffen! ßU

    DWJ7/1999 1127