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Studienseminar Oberfranken I Seminarjahr 2010/2011
- Dr. Werner Brendel -
3. AMTLICHE UNTERRICHTSVORBEREITUNG
am Freitag, den 13. Mai 2011
im Fach Deutsch (60 Minuten)
Thema:
„EIN GUTER MENSCH AM HÖLLENTOR“ NACH DON PEDRO CALDERON
Mirjam Fuchs
E-Mail: [email protected]
Studienfächer: Einsatzschule: Hauptfach: Kunst Max-Hundt-VS Didaktik: Deutsch/Geschichte/Sport Wickenreuther Allee 5 95326 Kulmbach
Vorgelegt am 10. Mai 2011 Gesehen und besprochen am 13. Mai 2011 _______________________________ _____________________________________ Mirjam Fuchs, LAA Dr. Werner Brendel, Seminarleiter
2
Inhaltsverzeichnis
1. Sachanalyse ................................................................................................................................... 4
1.1. Pedro Calderon de la Barca ......................................................................................................... 4
1.2. „Ein guter Mensch am Höllentor“ nach Calderon ...................................................................... 4
1.3. Parabel ............................................................................................................................................. 6
2. Lebensbezug .................................................................................................................................. 7
3. Lehrplanbezug ................................................................................................................................ 8
3.1. Einbettung in die Unterrichtssequenz ..................................................................................... 8
3.2. Festlegung der Lernziele .......................................................................................................... 8
4. Anthropologische und soziokulturelle Voraussetzungen ......................................................... 9
5. Methodische und didaktische Analyse........................................................................................ 9
5.1. Einstimmung ................................................................................................................................... 9
5.2. Textbegegnung ............................................................................................................................. 10
5.3. Textanalyse ................................................................................................................................... 11
5.4. Transfer .......................................................................................................................................... 11
5.5. Ausblick .......................................................................................................................................... 11
5.6. Sicherung ...................................................................................................................................... 11
6. Geplanter Unterrichtsverlauf .......................................................................................................... 12
7. Anhang .............................................................................................................................................. 14
7.1. Tafelanschrift ................................................................................................................................ 14
7.2.1. Arbeitsblatt 1 – Text „Ein guter Mensch am Höllentor“ ....................................................... 15
- Arbeitsaufträge ................................................................................................................................... 15
7.2.3. Arbeitsblatt 3 – „Bin ich ein guter Mensch?“ ......................................................................... 15
3
............................. 17
............................. 17
7.4. Differenzierungshilfen .................................................................................................................. 17
8. Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 18
4
1. Sachanalyse
1.1. Pedro Calderon de la Barca
Calderon gilt neben Lope de Vega als der bedeutendste Dramatiker des „goldenen Zeitalters“ der
spanischen Literatur sowie als Erneuerer des Dramas. Seine sowohl weltlichen als auch geistlichen
Stücke schrieb er weniger für die breite Masse als für das gebildete höfische Publikum und das
Hoftheater. Calderon (1600-1681) wuchs in einer kleinadeligen Familie auf. Er besuchte die
Jesuitenschule und studierte Theologie und Jura an der Universität von Salamanca. In dieser Zeit wandte
er sich der Literatur zu und begann seine Laufbahn als Dichter. 1635 wurde Calderon Hofdramatiker von
König Philipp IV. Zeitweise war er Soldat, bis er 1651 zum Priester geweiht wurde. Bald nahm er die
Stelle des Domherren der Kathedrale von Toledo ein und wurde Königlicher Hofgeistlicher. Seine letzten
Jahre verbrachte er vorwiegend mit dem Schreiben seiner Autos sacramentales (Spanische
Fronleichnamsspiele), geistlichen Dramen, in denen die moralischen Aspekte des Lebens herausgestellt
wurden. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 120 Comedias, 80 Autos sacramentales und 30 kleine Stücke.
Abstrakte Konzepte der römisch-katholischen Theologie stellte er durch Metaphern anschaulich dar und
machte sie für sein Publikum zugänglicher. Calderons weltliche Stücke handeln von der Verehrung der
Kirche und der Verherrlichung des kastilischen Ehrenkodexes. Im 17. Jahrhundert galt Calderon als
König des spanischen Theaters, geriet aber nach seinem Tod in Vergessenheit. Erst in der deutschen
Klassik und Romantik wurde er wiederentdeckt. So hat E.T.A. Hoffmann in Bamberg (1806-1813) seine
Texte ins Deutsch übersetzt. Noch heute werden jedes Jahr im Juli seine Werke in der Alten Hofhaltung
in Bamberg aufgeführt.12
1.2. „Ein guter Mensch am Höllentor“ nach Calderon
Die Originalquelle des Textes von Don Pedro Calderon ist unbekannt. Den Text der Parabel entnahm ich
der „Besonderen Leistungsfeststellung zum qualifizierenden Hauptschulabschluss in Bayern“ im Fach
Deutsch aus dem Jahr 1999.
Diese Parabel erzählt von einer Hölle, die total überfüllt ist. Nur noch ein einziger Platz ist frei. Der Teufel
selbst muss entscheiden wer der größte Sünder ist und Einlass findet. Kein Vergehen scheint ihm
schlimm genug, als dass er den Sünder hereinbittet. Schließlich ist nur noch ein Mann übrig, den er noch
nicht angesprochen hat. Dieser weist allerdings alle Schuld von sich, da er sich nie an bösen Taten 1 nach: Laaths, Erwin: Geschichte der Weltliteratur. Deutscher Bücherbund Stuttgart, 1953, S. 360 ff. 2 nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Pedro_Calder%C3%B3n_de_la_Barca (Stand: 19.04.2011)
5
beteiligt hat und nichts tat. Dies erscheint dem Teufel das schlimmste Vergehen zu sein. Er bittet den
„guten Menschen“ in die Hölle und möchte nicht mit ihm in Berührung kommen.
Der „gute Mensch“ ist schuldig, obwohl er selbst aktiv nichts Böses getan hat. Er hat sich in seinem
Leben immer aus allem herausgehalten und nie eingegriffen. Er hat das Leid anderer mit angesehen
ohne es zu lindern und beobachtet, wie andere ihren Mitmenschen Böses angetan haben. Dennoch
definiert er sich als „guter Mensch“ und sieht die Schuld in seiner Passivität nicht. Auf diese Weise hat
sich der gute Mensch nicht explizit, sondern implizit an zahlreichen Menschen schuldig gemacht, indem
er nichts tat und nur zusah.
6
1.3. Parabel
Der Begriff Parabel stammt aus dem Altgriechischen (parabóle) und bedeutet „Nebeneinanderstellung,
Vergleichung, Gleichnis“. Als eine kurze, lehrhafte Erzählung ist ihr Anliegen die Vermittlung von Fragen
der Moral und ethischen Grundsätzen. Das im Vordergrund Geschehene wird durch Übertragung in einen
7
anderen Vorstellungsbereich begreifbar. Der Leser muss also die symbolische Bedeutung entschlüsseln
und das Gemeinte als Allgemeines durch einen Analogieschluss ermitteln. Das wichtigste
Strukturmerkmal der Parabel ist der Vergleich, der den Rezipienten zu aktivieren versucht um auf eine
künstlerische Weise verschiedene Erkenntnisprozesse zu befördern.
Im Gegensatz zur Fabel, dem Gleichnis und Beispiel unterscheidet sich die Parabel durch
Verschlüsselung, Indirektheit und Konkretisierung. Zudem werden in einer Parabel meist Begebenheiten
der menschlichen Welt erläutert, wodurch man sein eigenes Verhalten überdenken und gegebenenfalls
ändern sollte.
Die Parabel tritt sehr selten als isolierte epische Form auf und ist in ihrer literarischen Tradition im
Vergleich zur Fabel weit weniger kontinuierlich und breit. Häufig findet man sie in eine epische,
dramatische oder pragmatische Großform eingebettet. 3
2. Lebensbezug
„Wir können nicht genug davon haben an Bürgersinn und Zivilcourage, damit Gewalt und
Vorurteile nicht im Schatten der Gleichgültigkeit und in dem Gefühl wachsen können: Das geht
mich nichts an? Wir brauchen eine neue Bürgerbewegung für ein friedliches Miteinander in
unserem Land.“ (Johannes Rau)4
Ohne Zivilcourage kann unsere Gesellschaft nicht leben. Der Duden definiert Zivilcourage als den Mut,
überall unerschrocken seine eigene Meinung zu vertreten.5 Wie kann aber Zivilcourage, also das
Eintreten für seine eigenen Grundüberzeugungen und vor allem für die Rechte unserer Mitmenschen
gefördert werden? Wie kann der Trend des Anwachsens von Gewalt, der Brutalisierung und
Entzivilisation aufgefangen werden? Täglich begegnen uns und vor allem den jungen Heranwachsenden
Situationen von Not und Gefahr, Diskriminierung und Leid sowohl in den Medien als auch im
persönlichen Umfeld. Diese sensibel als solche wahrzunehmen ist ein erster Schritt auf dem Weg, zivilen
Mut zeigen zu können. Erst wenn wir uns über diese Unrechtssituationen ernsthaft bewusst werden,
können wir überhaupt zum Handeln befähigt werden. Durch die ständige Präsenz von Brutalität, Leid und
Not in den Medien stumpfen die jungen Heranwachsenden ab. Auch die zunehmende Anonymisierung in
unserer Gesellschaft trägt dazu bei, dass der Satz: „Was geht mich das an?“ prosoziales Verhalten
verhindern kann. Den Schülern muss Zivilcourage als Wert wieder bewusst werden. Nicht nur das
Erkennen von Situationen, in denen diese gefordert ist, sondern auch Handlungsmöglichkeiten sollten
hierbei thematisiert werden. Wer Situationen erkennt, in denen er handeln kann, wird sensibel für seine
eigene soziale Verantwortung und erfährt mögliche, sinnvolle Verhaltensweisen. Eine weiterführende
Beschäftigung mit diesem Themenbereich muss auch die Frage klären, was Zivilcourage verhindert. Erst
wenn die Schüler sich ihrer Verantwortung bewusst werden, werden sie aktiv und handeln.
3 nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Parabel_%28Sprache%29 (Stand: 08.05.2011) 4 Gugel, Günther: Zivilcourage – Eingreifen statt zuschauen. In: Hrsg. Bundeszentrale für Politische Bildung: Themenblätter im Unterricht: Zivilcourage: Eingreifen statt zuschauen! Bonn, Frühjahr 2001_Nr. 8, S. 1. 5 Brockhaus Enzyklopädie, Fünfter Band DOM-EZ, Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1968, 17. völlig neubearbeitete Auflage.
8
In diesem Sinne soll nach der geplanten Sequenz „Zivilcourage als eine genuin demokratische
Verhaltensweise“ verankert werden, die es den Schülern ermöglicht, „ohne Angst und ohne öffentlichen
Antrag allein im Namen der Vernunft und der Sittlichkeit gegen die Lüge und das Unrecht einzutreten.“6
3. Lehrplanbezug
Im Lehrplan für die bayerische Hauptschule wird für die siebte Jahrgangsstufe der Themenbereich 7.2.
Lesen und Mediengebrauch verbindlich vorgeschrieben. Innerhalb dieses Bereichs erleben die Schüler
das Lesen als Möglichkeit, verschiedene Lebensentwürfe kennen zu lernen, zu verstehen und zu
bewerten. Hierbei werden literarische Texte unter dem Punkt 7.2.3 Zugang zu literarischen Texten finden
bei den Lerninhalten aufgeführt. Der Lehrplan fordert Verhalten, Handlungen und Charaktereigenschaften
herauszustellen, zu vergleichen und zu werten. Dies soll mit Textstellen belegt und mündlich, schriftlich
oder bildhaft dargestellt werden. Hierfür empfiehlt der Lehrplan den Einsatz von epischen Kleinformen.7
3.1. Einbettung in die Unterrichtssequenz
Werteerziehung – Zivilcourage: Eingreifen statt Zuschauen
� „Ein guter Mensch am Höllentor“ nach Don Pedro Calderon
� Zivilcourage – Entscheidungsprozess bei Hilfeleistungen
� Was verhindert Zivilcourage?
� „Was würde ich tun, wennR“ (Fallbeispiele)
� Schritte zur Zivilcourage – Zivilcourage lernen
3.2. Festlegung der Lernziele
Grobziel
Die Schüler sollen durch die Parabel „Ein guter Mensch am Höllentor“ nach Don Pedro Calderon einen
spanischen Dichter des 17. Jahrhunderts kennen lernen und durch die intensive Auseinandersetzung mit
Inhalt und Gehalt der Geschichte an die Problematik „Zivilcourage: Eingreifen statt Zuschauen“
herangeführt werden.
Feinziele Kognitiv:
� Die Schüler sollen einen spanischen Dichter des 17. Jahrhunderts kennen lernen.
� Die Schüler sollen den Inhalt der Parabel wiedergeben können.
� Die Schüler sollen die Geschichte als eine historische verstehen, aber gleichzeitig mit aktuellem
Bezug füllen.
� Die Schüler sollen Situationen aus unserem Alltag beschreiben, in denen wir nichts tun und
einfach nur zuschauen.
6 Gugel, Günther: Zivilcourage – Eingreifen statt zuschauen. In: Hrsg. Bundeszentrale für Politische Bildung: Themenblätter im Unterricht: Zivilcourage: Eingreifen statt zuschauen! Bonn, Frühjahr 2001_Nr. 8, S. 2. 7 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Lehrplan für die bayerische Hauptschule. Kastner, München 2004.
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� Die Schüler sollen an diesen konkreten Situationen Handlungsmöglichkeiten überdenken.
� Die Schüler sollen die literarische Form der Parabel kennen lernen.
Affektiv: � Die Schüler sollen sich in die damailge Zeit versetzen können.
� Die Schüler sollen sich darüber bewusst werden, dass der Mensch sich schuldig gemacht hat,
weil er Böses zugelassen hat.
� Die Schüler sollen angeregt werden, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und eventuell zu
ändern.
Instrumental:
� Die Schüler sollen sinnentnehmend eine Parabel lesen.
� Die Schüler sollen einen aktuellen Lebensbezug herstellen können.
� Die Schüler sollen anhand eines Arbeitsblattes persönliche Alltagssituationen nennen, in denen
wir heute nichts tun und einfach nur zuschauen.
4. Anthropologische und soziokulturelle Voraussetzungen
Der Unterrichtsversuch wird in der Ganztagesklasse 7b der Max-Hundt-Volksschule in Kulmbach
abgehalten, deren Klassleiterin Frau Grzenia ist. Die Klasse 7b wird von der Lehramtsanwärterin
eigenverantwortlich im Fach Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde, sowie den Fächern Kunst und Sport
weiblich unterrichtet. (R) (Weitere Inhalte für Veröffentlichung gekürzt von Dr. Werner Brendel )
5. Methodische und didaktische Analyse
5.1. Einstimmung
Anhand einer PowerPoint-Folie mit einer Darstellung des „Jüngsten Gerichts“ von Hans Memmling, die
mit düsterer Musik untermalt wird, möchte ich die Schüler auf das Thema einstimmen. Ein Verweis auf
die parallel laufenden Themenkomplexe „Konfessionelles Zeitalter“ und „Romanik“ soll das Vorwissen der
Schüler aktivieren. Die Wiederholung von Bekanntem bildet den historischen Rahmen der
Entstehungszeit der Parabel und eine Überleitung zur Auseinandersetzung mit einem literarischen Werk
dieser Zeit. In dieser Phase wird nochmals verbalisiert, dass nach christlicher Vorstellung Sünder, die
nicht bereuen, nach ihrem Tod in die Hölle kommen. Der Dichter Calderon wird den Schülern mittels
einer PowerPoint-Folie bildlich vorgestellt und der Titel eingeblendet: „Ein guter Mensch am Höllentor.“
Falls die Schüler nicht erkennen, dass der Titel einen Widerspruch enthält – Wie kann ein guter Mensch
vor dem Höllentor stehen? – wird das Wort „gut“ unterstrichen und mit einem Fragezeichen versehen. In
einer kurzen Reflexion sollen die Schüler überlegen, was sich hinter dem Titel der Geschichte verbergen
könnte.
Weitere Einstiegsmöglichkeiten:
Möglichkeit 1
Bild einer Szene im Kinderzimmer: Mutter sitzt am Bett bei ihrem Kind und betet.
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Lehrererzählung: Beim Abendgebet „Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“ fragt
das Kind die Mutter, welche Menschen denn eigentlich in die Hölle kommen. Die Mutter weiß nicht so
recht, was sie ihrem Kind auf diese Frage antworten soll. Die Schüler werden aufgefordert, ihre Rolle zu
übernehmen.
Anschließend Präsentation des Titels der Geschichte.
Möglichkeit 2
Den Schülern werden auf Folie verschiedene Redewendungen mit den Begriffen Teufel und Hölle
präsentiert (den Teufel an die Wand malen; teuflisch gut; zum Teufel jagen...).
In einem Gespräch wird über diese Redewendungen diskutiert. Das Phänomen der Hölle und die
Vorstellungen vom Teufel sind so präsent, dass sie Eingang in unsere Sprache gefunden haben. Auch
große Schriftsteller haben sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Präsentation von Calderon und
seiner Parabel.
5.2. Textbegegnung
Ich habe den Text bewusst in drei Abschnitte eingeteilt, die nacheinander mit den Schülern aufbereitet
werden. Dadurch möchte ich einerseits die Spannung aufrecht erhalten und andererseits den
schwächeren Schülern durch die sukzessive Abfolge das Verstehen des Textes erleichtern und somit die
Grundlage für ein tieferes Verständnis und einen Transfer legen. Die Ausgangssituation, der erste
Abschnitt, wird von mir vorgetragen, wobei der Text gleichzeitig zum Mitlesen auf PowerPoint-Folie
präsentiert wird. Dadurch wird sowohl die visuelle als auch die auditive Wahrnehmung ermöglicht. Zur
Verdeutlichung der Ausgangslage habe ich die im Text vorkommenden Hauptpersonen (guter Mensch
und Teufel) an die Tafel gezeichnet. Bilder von einfachen Menschen, die vor dem Höllentor warten,
wurden mit Magneten angeheftet. So kann jede einzelne Person abgenommen werden, die für den Teufel
nicht in Frage kommt. Übrig bleibt nur der „gute Mensch“, der vom Teufel als letzter angesprochen wird.
Der zweite Abschnitt, der als Dialog des Teufels mit dem Menschen gestaltet ist, wird von zwei Schülern
in einer kurzen Spielszene vorgetragen, die den Textabschnitt kennen und vorab einstudiert haben.
Durch den Wegfall der Begleitsätze wird somit nur das Wesentliche von den Darstellern präsentiert. Der
sprachliche Ausdruck kann so durch Gestik und Mimik unterstützend begleitet werden.
In einer anschließenden Phase sollen die Schüler den Text mittels vorbereiteten Fragen analysieren.
Diese Auseinandersetzung in Partnerarbeit ermöglicht sowohl eine konkrete Arbeit an dem Text als auch
eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Die methodische Form der Partnerarbeit wählte
ich, dass die schwächeren Schüler sich mit ihrem Banknachbarn austauschen können. So sind sie
gezwungen, ihre Gedanken zu verbalisieren. Im Klassenunterricht werden die Ergebnisse anschließend
besprochen und in das Tafelbild integriert.
In einer weiteren Phase der Hypothesenbildung vermuten die Schüler, wie die Entscheidung des Teufels
ausfallen könnte und nehmen dazu Stellung. Erst jetzt wird das Ende der Geschichte auf PowerPoint-
Folie präsentiert und von einem Schüler vorgetragen. Im Anschluss kann die Gedankenblase des Teufels
„Er ist schuldig, weil er nichts getan hat“ in das Tafelbild aufgenommen werden.
11
5.3. Textanalyse
Für die Analyse des Gehalts wählte ich das Gespräch im Klassenverband. Anhand verschiedener
Impulse wird die Klasse auf die wesentliche Erkenntnis hingeführt: „Man macht sich auch schuldig, wenn
man nichts tut und Böses zulässt.“ Diese wird optional aus Schüleräußerungen formuliert und an der
Tafel fixiert.
Nachdem die Schüler eine Erkenntnis aus Calderons Geschichte verbalisiert haben, wird der Begriff für
diese literarische Gattung „Parabel“ kurz eingeführt und erläutert und in der Überschrift an der Tafel
festgehalten.
5.4. Transfer
Die historische Parabel wird in dieser Phase des Unterrichts für die Schüler in die heutige Zeit
transferiert. Auf einer ersten Ebene erfolgt der Transfer auf Situationen aus den Medien. Bilder auf
PowerPoint-Folien sollen den Schülern eindrücklich die Aktualität der Problematik vermitteln. Eine
aktuelle Schlagzeile dient hierbei als Hilfsimpuls. Auf einer weiteren Ebene sollen die Schüler die
Thematik auf ihr persönliches Umfeld übertragen und so befähigt werden, Situationen von Not und
Gefahr, Diskriminierung und Leid sensibel wahrzunehmen. Hierbei sollen die Schüler bewusst über sich
selbst nachdenken und eigenes Fehlverhalten reflektieren. Erst dieses Selbstreflektieren kann ein tieferes
Verständnis ermöglichen und eine Verhaltensänderung anbahnen. Das Bewusstwerden von eigenen
Schwächen und somit von Schuld ist hierbei sehr diskret zu behandeln. Die Schüler werden daher nicht
gezwungen, ihre Ergebnisse vorzustellen. Die Schüler, die mit der Fragestellung Probleme haben,
erhalten vorbereitetes Bildmaterial mit Situationen aus dem schulischen Umfeld. Erst anhand von
konkreten Beispielen aus der Erlebens- und Erfahrungswelt der Schüler, wird deutlich, dass jeder
Einzelne handeln muss und nicht wegsehen soll. Die Schüler formulieren diese Erkenntnis: Deshalb
sollten wir eingreifen oder handeln und nicht wegsehen. Auch diese Erkenntnis wird optional aus
Schüleräußerungen formuliert und in das Tafelbild integriert.
5.5. Ausblick
Die Parabel bildet die Grundlage, sich in weiteren Stunden mit konkreten Handlungsmöglichkeiten zu
beschäftigen. Wer Situationen erkennt, in denen er handeln kann, wird sensibel für seine eigene soziale
Verantwortung und erfährt mögliche, sinnvolle Verhaltensweisen. Eine weiterführende Beschäftigung mit
diesem Themenbereich muss auch die Frage klären, was Zivilcourage verhindert.
5.6. Sicherung
„Was hat Calderon mit seiner Parabel bei dir erreicht?“ Auch in der Sicherung wird der persönliche Bezug
zur Geschichte nochmals aufgegriffen und das Gelernte und die neuen Erkenntnisse verbalisiert.
12
6. Geplanter Unterrichtsverlauf Zeit Artikulation Geplante Lehrer-/Schüleraktivitäten Medien
L begrüßt die Schüler und Beisitzenden, Herrn Dr. Brendel und Frau Grzenia und die Seminarteilnehmer. Ritual: Morgengebet
8.03
8.08
Einstimmung >KU Hypothesenbildung
L legt eine Folie mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts von Hanns Memmling auf und untermalt die Szenerie mit Musik. SS äußern sich spontan. Impuls L: „Du weißt sicherlich wer in die Hölle kommt.“ SS äußern sich. L: „Wir haben uns schon in Geschichte mit diesem Thema auseinandergesetzt. Auch in Kunst haben wir uns mit der Romanik beschäftigt. In der damaligen Zeit hat man sich aber nicht nur auf Bildern mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern auch Dichter haben Texte zu diesem Thema verfasst. Heute wollen wir uns einen dieser Texte genauer ansehen.“ L präsentiert ein Bild von Don Pedro Calderon. L: „Dieser Mann ist ein Dichter aus Spanien und hat eine Geschichte über die Hölle geschrieben mit dem Titel: „Ein guter Mensch am Höllentor.“ SS äußern Vermutungen warum ein „guter“ Mensch am Höllentor steht. Hilfsimpuls: Unterstreichen des Wortes „guter“ in der Präsentation und Einfügen eines Fragezeichens.
PP Folie 1 Musik PP Folie 2
8.13
8.24 8. 29 8.33
Textbegegnung Inhalt 1. Abschnitt >KU 2. Abschnitt >KU Textarbeit >KU >PA >KU Hypothesenbildung >KU 3. Abschnitt >KU
L öffnet die Tafel und trägt den ersten Abschnitt des Textes vor. SS wiederholen den Inhalt. Tafelbild entwickelt sich. L: „Den zweiten Abschnitt des Textes spielen euch nun Nico und Toni vor.“ Szenisches Spiel zweier Schüler. SS erhalten AB. L klärt die Arbeitsaufträge anhand der PP - Folie und prüft diese auf Verständnis hin. SS erarbeiten den Inhalt des Stückes anhand eines AB. Gemeinsam werden die Ergebnisse besprochen und in das Tafelbild integriert. L: „Du hast jetzt sicherlich eine Meinung darüber, wie sich der Teufel entscheiden wird.“ SS äußern sich und begründen ihre Aussagen. L präsentiert das Ende der Geschichte auf PP Folie. Ein S liest vor. Gemeinsam wird das Ende der Geschichte in das Tafelbild integriert.
vorbereitetes Tafelbild PP Folie 3 Dialog Teufel -„guter Mensch“ PP Folie 4 AB - Rollenspiel AB 1 – Text AB 2 - Arbeitsaufträge PP Folie 5 Tafel PP Folie 6 Tafel
8.38
Textanalyse Gehalt >KU Erkenntnis
Gespräch: • Warum ist der „gute Mensch“ schuldig? • Warum drückt sich der Teufel zur Seite? • Wie wertet der Teufel das Vergehen des „guten
Menschen“? SS äußern sich. L: „Du weißt sicherlich, was uns Calderon mit seiner Geschichte sagen will.“ SS äußern sich. Man macht sich auch schuldig, wenn man nichts tut und Böses zulässt. Tafelbild entwickelt sich.
Tafel
13
8.40
Literarische Form Parabel >KU
L: „Diese Geschichte hat uns zum Nachdenken angeregt. Calderon hat diese Geschichte also nicht nur zu unserer Unterhaltung geschrieben, sondern wollte, dass wir unser Verhalten überdenken und gegebenenfalls positiv verändern. Diese Form von Geschichten nennt man Parabel (Hinweis: 3 Söhne)“ L ergänzt das Wort „Parabel“ in der Überschrift.
Tafel
8.45
8.50
8.57
Transfer Transfer auf die heutige Zeit >KU Transfer auf das eigene Umfeld >KU >EA Auswertung >KU Erkenntnis
L: „Die Parabel hat Calderon im 17. Jahrhundert geschrieben. Sie ist also schon sehr alt.“ L präsentiert Bilder aus der heutigen Zeit. SS äußern sich.
Bilder zeigen Situationen aus der heutigen Zeit die Parabel ist immer noch aktuell
L präsentiert Zeitungsausschnitt mit Schlagzeile „Massive Tritte gegen den Kopf“. SS äußern sich. Impuls: L: „Solche Bilder sehen wir jeden Tag in den Medien. Es gibt aber sicherlich auch Beispiele, die uns persönlich betreffen. Unter deiner Bank findest du dieses Arbeitsblatt.“ L präsentiert das AB auf PP und ein S liest die Fragen vor. L überprüft die Fragen auf Verständnis hin und fordert die SS auf, das AB zu bearbeiten. SS bearbeiten das AB. Schwächere SS erhalten eine Differenzierungshilfe SS beschreiben Situationen aus der Schule und ihrem eigenen Umfeld. Hilfsimpuls L: „Bei den Bildern, die wir vorher gesehen haben, ist es schwierig für uns zu helfen oder einzugreifen.“ SS äußern sich. L: „Auch in unserer Parabel beschreibt Calderon Situationen, die der „gute Mensch“ vor seiner eigenen Haustüre gesehen hat. Was müssten wir also tun, um uns nicht schuldig zu machen?“ SS äußern sich. Deshalb sollten wir eingreifen oder handeln und nicht wegsehen. Merksatz wird an der Tafel erweitert.
PP Folie 7 PP Folie 8 PP Folie 9 AB 3 Differenzierungs-hilfen Tafel
8.58
Ausblick >KU
L: „Wir haben jetzt schon einige Möglichkeiten genannt, wie wir helfen könnten. Genauere Vorgehensweisen werden wir in den nächsten Stunden erarbeiten.“
9.00
Sicherung >KU
L schließt die Tafel. L: „Eine Parabel will uns immer zum Nachdenken über unser Verhalten anregen. Auch „Der gute Mensch am Höllentor“ hat uns zum Nachdenken gebracht. Was hat Calderon mit seiner Parabel bei dir erreicht?“
14
7. Anhang
7.1. Tafelanschrift
15
7.2. Arbeitsblätter 7.2.1. Arbeitsblatt 1 – Text „Ein guter Mensch am Höllentor“
- Arbeitsaufträge
7.2.3. Arbeitsblatt 3 – „Bin ich ein guter Mensch?“
7.3. Folien der PowerPoint-Präsentation
16
17
7.4. Differenzierungshilfen ( für Veröffentlichung entfernt von Dr. Brendel wegen extremer Datenmenge)
18
8. Literaturverzeichnis
� Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Lehrplan für die bayerische Hauptschule.
Kastner, München 2004.
� Brockhaus Enzyklopädie, Fünfter Band DOM-EZ, Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1968, 17. völlig
neubearbeitete Auflage.
� Gugel, Günther: Zivilcourage – Eingreifen statt zuschauen. In: Hrsg. Bundeszentrale für Politische
Bildung: Themenblätter im Unterricht: Zivilcourage: Eingreifen statt zuschauen! Bonn, Frühjahr
2001_Nr. 8.
� Deutsch Qualifizierender Hauptschulabschluss Bayern 1997-2003. Hauptschule 2004, Abschluss-
Prüfungsaufgaben mit Lösungen. Stark Verlagsgesellschaft, 14. ergänzte Auflage 2003.
� Laaths, Erwin: Geschichte der Weltliteratur. Deutscher Bücherbund Stuttgart, 1953.
Internetquellen http://de.wikipedia.org/wiki/Pedro_Calder%C3%B3n_de_la_Barca (Stand: 19.04.2011) http://de.wikipedia.org/wiki/Parabel_%28Sprache%29 (Stand: 08.05.2011)
Musikquelle: � Digital Classic Edition: Carl Orff: Carmina Burana – London Festival Orchester, Delta Music GmbH,
Königsdorf, 1993. Lied 1 – O Fortuna.