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KONGRESSBERICHTE 4/03 16 SOMNOJOURNAL Am Vortag der Jahrestagung bot die DGSZ erstmals den umfassenden Ein- führungskurs „Intraorale Geräte bei schlafbezogenen Atmungsstörungen – medizinische und zahnmedizinische Grundlagen“ für neu hinzugekommene Zahnmediziner an. Der Schlafmedizi- ner Dr. Netzer aus Bayerisch Gmain er- läuterte die Pathophysiologie der schlaf- bezogenen Atmungsstörungen (SBAS) sowie Diagnostik und Therapie des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms (OSAS). Außerdem stellte er als Her- ausgeber der Zeitschrift „Sleep & Brea- thing“ dieses offizielle Journal der Aca- demy of Dental Sleep Medicine vor. Der Hamburger Mund-Kiefer-Ge- sichtschirurg Dr. Dr. Schlieper referierte über operative Therapiemöglichkeiten der primären Rhonchopathie und des OSAS. Die DGSZ-Vorstandsmitglieder Dres. Hübers, Heise und Schwarting er- läuterten Wirkungsweise, Design, wis- senschaftlichen Stand der intraoralen Geräte, ihre klinische Anwendung und das interdisziplinäre Vorgehen bei der Zusammenarbeit mit den Schlafmedi- zinern. Prof. Dr. W. Engelke, Universität Göt- tingen, stellte sein Konzept zur Göttin- ger Funktionssprechstunde vor. Ein ge- schlossener Mund und die richtige Lage der Zunge spielen eine wesentliche Rol- le für die physiologische nächtliche At- mung. Am Nachmittag folgte der Arbeits- kurs „Diagnostik der kraniomandibu- lären Dysfunktion und Therapie kra- niomandibulärer und kraniozervikaler Dysfunktionen mit Hilfe neuromusku- lär ausgerichteter Schnarcherschienen“, durchgeführt von den Zahnmedizinern Dr. Losert-Bruggner (Lampertheim-Hüt- tenfeld) und Dr. Kares (Saarbrücken). Ein Artikel dazu wurde bereits im SOMNOJournal 3/203 publiziert. Die Jahrestagung am 25. Oktober be- gann mit einem Kurzbericht über den 12. Kongress der Academy of Dental Sleep Medicine, Chicago. Die Kieler Zahnärztin Dr. Schwarting stellte die- se internationale Fachgesellschaft vor. Exemplarisch berichtete sie über den Vortrag von Prof. Lowe (Universität Vancouver), anerkanntester Wissen- schaftler auf dem Gebiet der intraoralen Geräte bei SBAS, der mögliche dentale Nebenwirkungen erstmals nicht nur ne- gativ darstellte, sondern unter neuem Aspekt in erwünschte und unerwünsch- te Nebenwirkungen unterteilt hatte. Für bedenkenswert hielt sie auch die Ergeb- nisse von Dr. Lavigne, Montreal, der in Chicago seine Pilotstudie zu „Knir- scherschienen“ vorgestellt hatte mit dem Ergebnis, dass von Zahnärzten eingesetzte Schienen gegen nächtli- ches Zähneknirschen bei Schlafapnoe- Patienten die nächtliche Atmung ver- Dr. med. dent. Susanne Schwarting Deutsche Gesellschaft schlaftherapeutisch tätiger Zahnmediziner 3. Jahrestagung der DGSZ in Göttingen Die Deutsche Gesellschaft schlaftherapeutisch tätiger Zahnmediziner e.V. hat in diesem Jahr einen großen Mitgliederzuwachs erlebt und konnte daher am 24./25. Oktober 2003 in Göttingen eine sehr erfolgreiche 3. Jahrestagung abhalten. Es ist erfreulich, dass es Zahnmediziner gibt, die sich engagiert auf dem Gebiet der zahnärztlichen Schlafmedizin fortbilden wollen, um dann interdisziplinär mit den medizinischen Kollegen kooperieren zu können. Auch diesmal nahmen wie- der Zahnmediziner aus europäischen Nachbarländern teil. DGSZ-Vorstand: von links: Dr. Dr. Rick, Dr. Hübers, Dr. Schwarting, Dr. Schönwalder, Dr. Heise, Dr. Hauschild, Dr. Dr. Schlieper Industrieaussteller

3. Jahrestagung der DGSZ in Göttingen - somnomed-schiene.desomnomed-schiene.de/files/3dgszjahrestagung.pdfferenten vorgetragene Kurzform des Calgary Sleep Apnea Quality of Life Index

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K O N G R E S S B E R I C H T E

4/03 16SOMNOJOURNAL

Am Vortag der Jahrestagung bot die

DGSZ erstmals den umfassenden Ein-

führungskurs „Intraorale Geräte bei

schlafbezogenen Atmungsstörungen –

medizinische und zahnmedizinische

Grundlagen“ für neu hinzugekommene

Zahnmediziner an. Der Schlafmedizi-

ner Dr. Netzer aus Bayerisch Gmain er-

läuterte die Pathophysiologie der schlaf-

bezogenen Atmungsstörungen (SBAS)

sowie Diagnostik und Therapie des

obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms

(OSAS). Außerdem stellte er als Her-

ausgeber der Zeitschrift „Sleep & Brea-

thing“ dieses offizielle Journal der Aca-

demy of Dental Sleep Medicine vor.

Der Hamburger Mund-Kiefer-Ge-

sichtschirurg Dr. Dr. Schlieper referierte

über operative Therapiemöglichkeiten

der primären Rhonchopathie und des

OSAS. Die DGSZ-Vorstandsmitglieder

Dres. Hübers, Heise und Schwarting er-

läuterten Wirkungsweise, Design, wis-

senschaftlichen Stand der intraoralen

Geräte, ihre klinische Anwendung und

das interdisziplinäre Vorgehen bei der

Zusammenarbeit mit den Schlafmedi-

zinern.

Prof. Dr. W. Engelke, Universität Göt-

tingen, stellte sein Konzept zur Göttin-

ger Funktionssprechstunde vor. Ein ge-

schlossener Mund und die richtige Lage

der Zunge spielen eine wesentliche Rol-

le für die physiologische nächtliche At-

mung.

Am Nachmittag folgte der Arbeits-

kurs „Diagnostik der kraniomandibu-

lären Dysfunktion und Therapie kra-

niomandibulärer und kraniozervikaler

Dysfunktionen mit Hilfe neuromusku-

lär ausgerichteter Schnarcherschienen“,

durchgeführt von den Zahnmedizinern

Dr. Losert-Bruggner (Lampertheim-Hüt-

tenfeld) und Dr. Kares (Saarbrücken).

Ein Artikel dazu wurde bereits im

SOMNOJournal 3/203 publiziert.

Die Jahrestagung am 25. Oktober be-

gann mit einem Kurzbericht über den

12. Kongress der Academy of Dental

Sleep Medicine, Chicago. Die Kieler

Zahnärztin Dr. Schwarting stellte die-

se internationale Fachgesellschaft vor.

Exemplarisch berichtete sie über den

Vortrag von Prof. Lowe (Universität

Vancouver), anerkanntester Wissen-

schaftler auf dem Gebiet der intraoralen

Geräte bei SBAS, der mögliche dentale

Nebenwirkungen erstmals nicht nur ne-

gativ darstellte, sondern unter neuem

Aspekt in erwünschte und unerwünsch-

te Nebenwirkungen unterteilt hatte. Für

bedenkenswert hielt sie auch die Ergeb-

nisse von Dr. Lavigne, Montreal, der in

Chicago seine Pilotstudie zu „Knir-

scherschienen“ vorgestellt hatte mit

dem Ergebnis, dass von Zahnärzten

eingesetzte Schienen gegen nächtli-

ches Zähneknirschen bei Schlafapnoe-

Patienten die nächtliche Atmung ver-

Dr. med. dent. Susanne Schwarting

Deutsche Gesellschaft schlaftherapeutisch tätiger Zahnmediziner

3. Jahrestagung der DGSZ in Göttingen

Die Deutsche Gesellschaft schlaftherapeutisch tätiger Zahnmediziner e.V. hat in

diesem Jahr einen großen Mitgliederzuwachs erlebt und konnte daher am 24./25.

Oktober 2003 in Göttingen eine sehr erfolgreiche 3. Jahrestagung abhalten. Es ist

erfreulich, dass es Zahnmediziner gibt, die sich engagiert auf dem Gebiet der

zahnärztlichen Schlafmedizin fortbilden wollen, um dann interdisziplinär mit

den medizinischen Kollegen kooperieren zu können. Auch diesmal nahmen wie-

der Zahnmediziner aus europäischen Nachbarländern teil.

DGSZ-Vorstand: von links: Dr. Dr. Rick, Dr. Hübers, Dr. Schwarting,

Dr. Schönwalder, Dr. Heise, Dr. Hauschild, Dr. Dr. Schlieper

Industrieaussteller

Somno S. 16-21 25.11.2003 10:51 Uhr Seite 16

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K O N G R E S S B E R I C H T E

4/03 17SOMNOJOURNAL

schlechtern können. Hier sei also sinnvollerweise

die Anamnese vor der Therapie zu erweitern.

Der Kieferorthopäde Dr. Hübers (Offenburg) be-

richtete über einen in die Schlafmedizin eingeführ-

ten neuen Fragebogen. Er ist in Anlehnung an die

Quality of Life Indices bei Herzerkrankungen oder

Asthma von dem kanadischen Autorenteam Fle-

mons und Reimer konzipiert worden. Die vom Re-

ferenten vorgetragene Kurzform des Calgary Sleep

Apnea Quality of Life Index SAQLI besteht aus 14

Fragen, die fünf unterschiedliche, den Patienten

betreffende Bereiche, vor und nach der Therapie

abfragen und daraus einen Index ermitteln.

PD Dr. Dr. Rose (Freiburg) verdeutlichte den ak-

tuellen Stand der Literatur am Beispiel der Vorge-

hensweise bei einer Metaanalyse unter den Aspek-

ten der Effektivität von Protrusionsgeräten bei der

Behandlung von SBAS und den zu erwartenden

Nebenwirkungen. Intraorale Geräte haben laut Li-

teraturrecherchen eine durchschnittliche Effektivi-

tät von 40 bis 72 %. Wenn allerdings fortgebildete

Behandler die Patienten nach exakter Diagnostik

gut selektionieren (nur obstruktive Schlafapnoe,

adäquater Zahnstatus usw.) und mit optimal auf

den Zähnen verankerten, modernen adjustierbaren

Unterkieferprotrusionsschienen versorgen, lässt

sich die Effektivität nennenswert steigern. Dr. Dr.

Rose zeigte hierzu seine aktuelle Untersuchung aus

der Freiburger Universität.

Der Kieferorthopäde Dr. Heise (Herne) stellte

seine – in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Univer-

sität Bochum erstellte – Untersuchung der Mag-

netresonanztomografie (MRT) des Pharynx zur

Behandlungseffizienz von Unterkieferprotrusions-

geräten bei obstruktiver Schlafapnoe vor. Ziel war

die Feststellung von Prädiktoren zur Prognose des

Therapieeffektes schon während der Eingangsdiag-

nostik. Die Ergebnisse zeigten eine eindeutige

Differenzierung des Behandlungserfolges hinsicht-

lich der im MRT dargestellten Obstruktionsebene.

Ein initial erkennbarer Verschluss auf Glossopha-

rynxebene wird sehr gut, ein Verschluss auf Velo-

pharynxebene nur bedingt durch die nächtliche

Vorverlagerung des Unterkiefers therapiert.

Der Somnologe Dr. Hein (Schlaflabor Großhans-

dorf) gab eine Übersicht zu den pathophysiologi-

schen Auswirkungen schlafbezogener obstruktiver

Atmungsstörungen. Patienten mit OSAS haben,

verglichen mit Personen ohne dieses Krankheits-

bild, erhöhte Blutdruckwerte, auch unter Berück-

Fachzeitschrift der

interdisziplinären

Schlafmedizin

Zahnärztlic

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Differentialtherapie bei SBAS

Wer kümmert sich um die Schnarcher?

4/2003

CPAP – Möglichkeiten und Grenzen

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Somno S. 16-21 25.11.2003 10:51 Uhr Seite 17

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4/03 18SOMNOJOURNAL

sichtigung weiterer Risikofaktoren. Ob-

struktive Apnoen erhöhen unabhängig

vom relativen Körpergewicht die Akti-

vität des Sympathikus. Die Gefäßrea-

gibilität ist vermindert. Der Fibrinogen-

Spiegel, und damit die Plasmaviskosität,

ist erhöht, die Thrombozyten-Aggrega-

bilität gesteigert. Patienten mit SBAS

entwickeln eine Insulinresistenz. Mor-

bidität und Mortalität von Personen

mit OSAS sind deutlich erhöht, ver-

glichen mit Kontrollen. Die wirksams-

te Therapie ist die Einleitung einer

nächtlichen nasalen Überdruckatmung

(CPAP). Die Behandlung mit CPAP ist

indiziert bei Tagesschläfrigkeit und bei

Vorliegen kardiovaskulärer Risiken. Ne-

benwirkungen der CPAP-Therapie tre-

ten als Rhinitis, Mundtrockenheit oder

Probleme mit dem Maskensitz auf. Die

Compliance der CPAP-Therapie ist

hoch, wenn die Therapienotwendigkeit

seitens der Patienten erkannt und ak-

zeptiert wird, die Behandlung sorgfältig

eingeleitet und begleitet wird und even-

tuelle Nebenwirkungen effektiv beho-

ben werden.

Mit dem pointierten Thema „Wer

kümmert sich um die Schnarcher“

machte Herr Taugerbeck (Leiter der

Selbsthilfegruppen Schnarchen-Schlaf-

apnoe, Landesverband Baden-Würt-

temberg) darauf aufmerksam, dass viele

Patienten sich auf die Suche nach einer

Therapie ihres Schnarchens machen,

ein aufwendiges Diagnostiknetz durch-

laufen, aber am Ende untherapiert da-

stehen. Er forderte die DGSZ auf, nen-

nenswert in die Öffentlichkeitsarbeit

Richtung wissenschaftliche Schlafmedi-

zin und Fachärzte einzusteigen.

Die Folgen der schlafbezogenen At-

mungsstörungen sind vielfältig, aber

Auswirkungen auf die sexuelle Funk-

tion sind in der internationalen Fachli-

teratur bisher nur vereinzelt beschrie-

ben. Ursache sei, dass dieses Thema in

der Anamnese meistens nicht abgefragt

werde, berichtete der Internist und

Kardiologe Prof. Dr. Konermann (Kas-

sel). Im Marienhospital in Kassel sind

Wie sollte es auch anders sein: Ame-

rika, das Land der Superlative! Die

Jahrestagung der amerikanischen

HNO-Gesellschaft sprengte den Rah-

men dessen, was wir Europäer ge-

wohnt sind.

Wenn man berichtet, dass von den

Teilnehmern überhaupt nur ein Viertel

der in dem Gebäudekomplex zur Ver-

fügung stehenden Räumlichkeiten ge-

nutzt wurde, dann heißt das nicht, dass

sich zu wenig Teilnehmer eingefunden

hätten. Ganz im Gegenteil: Vom 21. bis

24. September 2003 trafen sich in

Orlando 10.000 – in Worten zehntau-

send – Hals-Nasen-Ohrenärzte. Ob es

das sonnige Florida war, welches die

amerikanischen Kollegen angelockt

hatte, die Aussicht auf einen danach an-

gehängten Familienurlaub oder das 190

Seiten umfassende Programm, braucht

nicht geklärt werden. Für die Kollegen

aus Deutschland, Österreich und der

Schweiz gab es einen besonderen

Grund: Sie waren als eingeladene Gast-

länder von der Teilnehmergebühr be-

freit. Diese Chance ließen sich viele

nicht entgehen. Insbesondere schlafme-

dizinisch waren wir Europäer stark ver-

treten. Neben zwei Postern wurden

während der zwei großen Hauptsitzun-

gen (mehr als 500 Zuhörer) über

Schlafstörungen vier der zwölf Vorträge

aus Deutschland präsentiert. Schließlich

wurde von der Mannheimer Arbeits-

gruppe erstmalig ein „Instructional

Course“ über die Differentialtherapie

des OSAS angeboten.

Was beschäftigt die HNO-Kollegen,

wenn es um den Schlaf geht? Hauptthe-

ma sind die schlafbezogenen Atmungs-

störungen in allen ihren Facetten.

Hierzu zählen sowohl die Epidemiolo-

gie, die Pathophysiologie, die Diag-

nostik und die Therapie. Zum Komplex

Epidemiologie wurde eine retrospektive

Studie an 12.000 Veteranen der ameri-

kanischen Streitkräfte mit der Diagnose

obstruktive Schlafapnoe vorgestellt. Es

wurde die Mortalität der mit einem

CPAP-Gerät versorgten Veteranen ver-

glichen mit derjenigen, die sich unter

denen mit einer Uvulopalatopharyn-

Gelungene Jahrestagung der amerikanischenHNO-Gesellschaft in Orlando

In der alten Kongresshalle

am frühen Morgen

Somno S. 16-21 25.11.2003 10:51 Uhr Seite 18

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K O N G R E S S B E R I C H T E

4/03 19SOMNOJOURNAL

daraufhin 1000 Patientenfragebögen

ausgewertet worden, die zeigten, dass

Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe

in 45-70 % der Fälle unter sexuellen

Funktionsstörungen leiden. Prof. Ko-

nermann erläuterte, welche Therapie

man nach fundierter Diagnostik einlei-

ten kann, um den Patienten zu helfen

(s. Artikel SOMNOJournal 4/2001).

Dr. von Gadomski stellte in seinem

Vortrag „Empfehlungen zum funkti-

onsdiagnostischen Routinecheck vor

Eingliederung intraoraler Protrusions-

schienen“ den Einsatz manueller Unter-

suchungstechniken vor. Als leitender

Zahnarzt einer Hamburger Spezial-

klinik für die Diagnostik und Thera-

pie kraniomandibulärer Dysfunktionen

(CMD) verdeutlichte er die enge Ver-

flechtung der Symptomatiken von CMD

und OSAS. Schlaftherapeutisch tätige

Zahnmediziner sollten durch gezielte

Untersuchungen der beteiligten Struk-

turen in die Lage versetzt werden, das

für den Patienten geeignete intraorale

Therapiegerät auszuwählen. Neben fo-

rensischer Sicherheit schafft sich der

Behandler dadurch eine fundierte Basis

für einen therapeutischen Erfolg bei der

Behandlung von CMD und OSAS.

Die DGSZ baut gerade ein deutsch-

landweites Behandlernetz auf, damit

Patienten und überweisende Mediziner

schlaftherapeutisch tätige Zahnmedizi-

ner in ihre Nähe finden können. Ganz

aktuell findet man Mitgliedspraxen jetzt

in der postleitzahlgestützten online-Da-

tenbank auf der website der DGSZ.

Die internationale Bedeutung der

zahnärztlichen Schlafmedizin wird of-

fensichtlich, wenn man weiß, dass am

gleichen Tag der 3. DGSZ-Jahrestagung

die Japanese Academy of Dental Sleep

Medicine in Tokio gegründet wurde mit

fast 100 Teilnehmern, einem interessan-

ten Fortbildungsprogramm und Unter-

stützung des Vorsitzenden der Japanese

Society of Sleep Research. Der Grün-

dungspräsident Dr. Kikuchi hatte die

DGSZ um Grußworte gebeten, die er

bei der Zeremonie in Tokio verlas.

goplastik behandelten Veteranen ermit-

teln ließ. Patienten mit Beatmungs-

therapie hatten eine hochsignifikant

niedrigere Überlebenswahrscheinlichkeit

als operierte Patienten. Leider konnten

die Autoren aus den ihnen vorliegenden

Daten weder den Ausprägungsgrad der

Schlafapnoe, noch die Begleiterkran-

kungen oder die Compliance unter den

Patienten mit Beatmungstherapie erse-

hen. Mit diesen Mängeln bezüglich der

Datenlage lässt sich das Studienergebnis

daher nur mit größter Zurückhaltung

verwerten. Eine weitere amerikanische

Arbeitsgruppe stellte die Entwicklung

eines Symptomeninventars für Patien-

ten mit dem Hauptsymptom Schnar-

chen vor. Sie wurde ergänzt durch eine

Validierungsstudie eines ambulanten

Monitoringsystems, welches primär zur

Erfassung und Quantifizierung von

Schnarchgeräuschen gedacht ist. Das

SNAP-System erkannte Schlafapnoiker

im Vergleich zur Polysomnographie

mit einer Sensitivität und Spezifität von

über 90 %. Darüber hinaus erhält der

Untersucher Informationen zur Laut-

stärke und Dauer des Schnarchgeräu-

sches. So gut das System auch scheint,

wird es sich in Europa kaum durchset-

zen, da die Kosten von mehr als 200 US-

Dollar pro Untersuchung eine Kosten-

deckung unmöglich machen. Von der

Arbeitsgruppe aus Essen wurde ein

Video mit beeindruckenden Aufnah-

men über die Möglichkeiten der Endo-

skopie im Propofolschlaf vorgestellt.

Ausführlich diskutiert wurden dann die

Vorträge zu den Ergebnissen verschie-

dener therapeutischer Verfahren. Eine

Vielzahl von rezeptfreien Hilfsmitteln

gegen Schnarchen wurde analysiert.

Sie helfen mehr dem Konto des

Herstellers als dem Schnarcher und

seinem Schlafpartner. Auf großes In-

teresse stießen die Daten zum Ein-

satz von Weichgaumenimplantaten bei

primärem Schnarchen. Hier beschäftig-

te das Auditorium vor allem, ob die

Implantate sich durch die Schleimhaut

des Weichgaumens hindurch arbeiten

und dann aspiriert werden könnten.

Diese Gefahr besteht nach Angaben der

Autoren nicht. Viel gefragt wurde eben-

falls zur kombinierten Radiofrequenz-

behandlung des Weichgaumens und des

Zungengrundes und zur Multi-Level-

Chirurgie bei obstruktiver Schlafapnoe.

Minimale Invasivität bei leicht- bis mit-

telgradiger Schlafapnoe und aggres-

sive Operationsverfahren bei mittel- bisNeue Kongresshalle

Ausstellungsmesse

Somno S. 16-21 25.11.2003 10:51 Uhr Seite 19