11
3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes San Jose, Costa Rica Dienstzeit 2016/17 30.01.2017

3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes

San Jose, Costa Rica

Dienstzeit 2016/17 30.01.2017

Page 2: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Liebe Familie, Freunde, Unterstützer und Interessierte, seit ganzen neun Monaten lebe ich nun schon in Costa Rica, und somit wird es langsam Zeit für meinen dritten Rundbrief. Wie immer hoffe ich, euch mit dem Brief weitere Einblicke in meine Arbeit und das Leben in San José geben zu können und freue ich mich über Rückmeldungen unter [email protected].

Viel Spaß beim Lesen!

Zwischenseminar und Nicaragua

Im Februar stand erst einmal unser Zwischenseminar an. Dafür sind Tim, Tine, Franni, Laura

und ich nach Nicaragua gereist, genauer gesagt nach in die Hauptstadt Managua. Nachdem

wir dort eine Nacht in einer Art Jugendhaus verbracht haben, wurden wir am nächsten Tag

von zweien der Eirene-Fachkräfte in Nicaragua abgeholt und sind zur Fundación María

Cavallerì gefahren, die etwas außerhalb von Matagalpa liegt. Die Anlage dient als Fort- und

Weiterbildungszentrum und Erholungsort für die Frauen aus Matagalpa und Umgebung.

Neben dem großen Wiedersehen mit den Nicaragua-Freiwilligen standen verschiedene

Einheiten zu Costa Rica und Nicaragua auf dem Programm. So gab es z.B. einen Austausch

über die jeweiligen Einsatzstellen, eine Diskussion über soziale, kulturelle und politische

Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Länder und Informationen über die

entwicklungspolitische Zusammenarbeit von EIRENE und verschiedenen Organisationen in

Nicaragua. Außerdem waren wir bei SOPPEXCCA, einem von EIRENE gegründeten

Dachverband von Agrarkooperativen, haben einen Tanzkurs gemacht und die neuen IFDIDs

kennengelernt, die Nicaraguaner, die im April für ein Jahr nach Deutschland gegangen sind,

um einen Freiwilligendienst zu leisten.

Nach dem Seminar bin ich mit Tine noch eine Woche durch Nicaragua gereist. Wir waren in

Masaya bei einem aktiven Vulkan, haben Paula auf der Insel Ometepe besucht und waren am

Playa Popoyo, bevor wir uns mit allen Freiwilligen zum Abschied in San Juan del Sur getroffen

haben.

Freiwillige und IFDIDs Tanzkurs

Page 3: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Auf dem Weg nach Ometepe

Gruppenarbeit zu Nicaragua Faultier im Garten der Fundación

Playa Popoyo

Page 4: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Meine Arbeit

Bei Fundamentes läuft zurzeit alles ziemlich gut, nach der Neuverteilung der Stundenpläne ist

wieder Alltag eingekehrt. Ich fühle mich unglaublich wohl und habe die Kinder richtig ins Herz

geschlossen. Montags bin ich nach wie vor zusammen mit Andrey in der Kochgruppe. Einmal

im Monat kochen wir ein deutsches Rezept mit den Kindern. So haben wir z.B. Apfelrosen und

Kartoffelsalat gemacht. Immer wieder werde ich gefragt, was wir in Deutschland so essen, und

die Kinder sind immer wieder schockiert, dass es bei uns kein gallo pinto gibt. Deshalb habe

ich auch schon mehrmals den Auftrag bekommen, wenn ich nach Deutschland fliege,

unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto,

gewürzt wird), Reis und Bohnen einzupacken.

Dienstags bin ich im zweiten Haus. Hier gehe ich oft mit der Sportgruppe mit, wir spielen

Fußball und Seilspringen und machen Gymnastikübungen. Wenn ich nicht bei der Sportgruppe

bin, helfe ich Kindern bei den Hausaufgaben oder wir malen und basteln. Donnerstags arbeite

ich ebenfalls im zweiten Haus. An diesem Tag arbeite ich seit neustem immer mit einem

Mädchen mit einer leichten Entwicklungsverzögerung. Wir malen und zeichnen, nähen und

spielen einfache Spiele, um Buchstaben und Wörter zu üben. Obwohl sie zwar schon 23 Jahre

alt ist, kann sie immer noch nicht richtig lesen und schreiben und wird von ihrer Schule kaum

unterstützt. Das costa-ricanische Schulsystem ist, vor allem verglichen mit anderen

zentralamerikanischen Ländern, ziemlich gut, allerdings gibt es dennoch einige Dinge, die

nicht gut funktionieren. So wird z.B. ein Kind erst dann versetzt, wenn es alle Examen

bestanden hat. Entwicklungsverzögerungen und Lernschwächen werden oft übersehen und

die Kinder nicht extra gefördert. So kann es vorkommen, dass ein Kind viermal eine Klasse

wiederholt, weil es einfach die Examen nicht

schafft, oder eben wie Alba mit über zwanzig noch

nicht richtig lesen und schreiben kann. In solchen

Fällen versucht Fundamentes dann besonders,

die Kinder zu fördern und mit ihnen für Examen

zu lernen.

Page 5: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Beim Kopfstand-Üben

Nach UNO ihr Lieblingsspiel: Jenga

Mittwochs und freitags arbeite ich im dritten Haus. Hier führe ich kleine Bastel- und

Malprojekte mit den Kindern durch. So haben wir z.B. weitere Traumfänger gebastelt,

Koriander gepflanzt und Kresse gesät, Lavendelkissen genäht und eine Do-it-yourself-

Lippenpflege hergestellt. Dabei reden wir immer viel über die Situationen der Kinder, über

Costa Rica und Deutschland, über Zukunftspläne und Ängste. Viele Kinder haben konkrete

Pläne, wollen arbeiten oder studieren, viele aber auch nicht. Da sich die Allgemeinsituation in

Pavas zurzeit wieder etwas verschlechtert und es häufig zu Schießereien kommt, haben viele

der Kinder Angst, in die Schule zu gehen und überfallen oder in einen Vorfall verwickelt zu

werden. Ein anderes großes Problem ist, dass einige der Kinder keinen Ehrgeiz und keine

Motivation haben, sich in der Schule anzustrengen, um ihren Abschluss zu schaffen, nach der

Ansicht: „Ich muss nach der Schule sowieso zuhause bleiben, um auf meine Geschwister und

später meine Kinder aufzupassen, wozu brauche ich da einen Schulabschluss? Ich werde eh

niemals hier wegziehen oder wirklich etwas arbeiten.“ Das ist leider wirklich in vielen Familien

so der Fall. Hier versuchen dann die Lehrer von Fundamentes, diese Ansichten zu ändern, den

persönlichen Ehrgeiz der Jungen und Mädchen anzusprechen und ihnen zu zeigen, dass es

immer etwas wert ist, einen Schulabschluss zu haben, und dass sie viele Möglichkeiten haben,

zu arbeiten oder zu studieren, ohne dabei ihre Familien im Stich zu lassen. Mit einigen der

älteren Kinder übe ich seit einiger Zeit auch immer etwas Deutsch. Obwohl sie es natürlich in

der Zeit, die mir hier noch bleibt, niemals wirklich erlernen können, so macht es ihnen

zumindest Spaß und sie sind unglaublich stolz auf das bisschen, was sie können. So werde ich

z.B. seit neustem von zwei der Jungen immer auf Deutsch begrüßt und gefragt, wie es mir

geht, und sie freuen sich unglaublich, wenn ich antworte und sie es tatsächlich verstehen.

Page 6: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Beim Koriander-Pflanzen

Do-it-yourself-Lippenbalsam

Beim Kresse-Säen

Bei Fundamentes gibt es dieses

Page 7: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Jahr einige positive Veränderungen. Es werden neun neue Häuser eröffnet, ein weiteres in

Pavas, einige in anderen Stadtteilen San Josés und weitere in Limón und Puerto Viejo an der

Karibikküste. Deshalb hatten wir einige reuniónen und Zusammentreffen mit den funcionarios

aus Limón, um Programme abzusprechen und Pläne vorzustellen. Eines der Häuser in Puerto

Viejo ist schon eröffnet worden, und so werden momentan über 500 Kindern in den

verschiedenen Häusern betreut.

Im Mai gab es ein großes Fest: das zehnjährige Jubiläum der Fundación! Alle Lehrer und viele

der Kinder haben sich an einem Freitag auf der großen plaza vor dem dritten Haus getroffen,

um zusammen bei Kaffee und Kuchen, Musik und Tanz miteinander zu feiern.

Treffen mit den Mitarabeitern

aus Limón

Aniversario

Page 8: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Mein Leben in San José und meine Reisen

Ich bin nach wie vor sehr glücklich in meiner WG hier in San José. Wir unternehmen viel, feiern

Geburtstage und Abschiede, kochen zusammen oder fahren gemeinsam an den Strand. Ab

und zu fahre ich Tine, die Freiwillige in Pejibaye, besuchen. Pejibaye ist ein wunderschönes

kleines Dorf in der Nähe Cartagos mit dem Refugio La Marta, also einer Art Naturschutzpark,

wo Tine arbeitet, und einem türkisblauen Fluss. Hier gehen wir oft baden, waren wandern im

Park, treffen uns mit ihren Freunden und schauen Fußballspiele der verschiedenen Dörfer an.

Auch Franzisko, einen Freiwilligen, der in dem Dorf Palmichal bei Nacientes Palmichal arbeitet,

habe ich besucht. Dort habe ich mit Freunden ein bisschen in der Küche und im Garten

ausgeholfen und die wunderschöne Natur der Berge genossen.

Im April habe ich Besuch von meiner Mutter und meiner Schwester bekommen. Nach einem

aufwühlenden Wiedersehen am Flughafen haben wir die ersten zwei Tage in San José

verbracht, um ihnen die Stadt zu zeigen. Auch wenn ich mir vorerst etwas Sorgen gemacht

hatte, wie es wohl sein würde, zwei so unterschiedliche Teile meines Lebens zu vermischen,

war ich überglücklich, die beiden wiederzusehen. Wir waren zusammen in Pavas, um meine

Arbeitsstelle kennen zu lernen, in Puerto Viejo, am Vulkan Arenal und in Guanacaste.

Und da ein Bild ja bekanntlich mehr sagt als 1000 Worte, werde ich von meinen Reisen dieses

Mal einfach mit Fotos erzählen:

Abendliches Beisammensitzen in der WG

Abschiedsfeiern für einen unserer

Mitbewohner

Page 9: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

In Pejibaye

Auf dem Weg zu einem

Festival in San José

Page 10: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Besuch von meiner Mutter

und meiner Schwester

Manuel Antonio

Samara

Page 11: 3. Rundbrief von Katharina Jocks Fundación Fundamentes …unbedingt eine Flasche Salsa Lizano (eine Soße, mit der hier alles, eben auch gallo pinto, gewürzt wird), Reis und Bohnen

Nach den nun bereits vergangenen neun Monaten in Costa Rica freue ich mich auf die

verbleibenden vier Monate! Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen meines dritten Rundbriefes.

Über Fragen und Rückmeldungen freue ich mich wieder unter [email protected].

Zum Abschluss möchte ich euch nochmal danken, denn ohne eure Unterstützung wäre das alles

nicht möglich!

Liebe Grüße aus San José,

eure Katharina