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BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Plenarprotokoll Landtag 3. Sitzung 17. Wahlperiode 04.07.07 3. Sitzung am Mittwoch, dem 4. Juli 2007 Inhalt Eintritt der Abgeordneten Jörg Kastendiek (CDU), Dr. Zahra Mohammadzadeh (Bünd- nis 90/Die Grünen), Ronald-Mike Neumeyer (CDU), Manfred Oppermann (SPD) und Tho- mas Röwekamp (CDU) in die Bürgerschaft ......... 39 Eingänge gemäß § 21 der Geschäftsordnung ..... 39 Wahl und Vereidigung eines weiteren Mit- glieds des Senats nach Artikel 107 der Landes- verfassung Mitteilung des Senats vom 29. Juni 2007 (Drucksache 17/8) .................................................. 40 Fragestunde 1. E.ON-Investition in den Standort Farge Anfrage der Abgeordneten Focke, Per- schau und Fraktion der CDU vom 27. Juni 2007 ................................................................. 41 2. Gefangenenbefreiung bei Arztbesuch Anfrage der Abgeordneten Frau Winther, Perschau und Fraktion der CDU vom 27. Juni 2007 ........................................................ 42 3. Elterngeld Anfrage der Abgeordneten Bartels, Per- schau und Fraktion der CDU vom 27. Juni 2007 ................................................................. 43 4. Filmförderung im Land Bremen Anfrage der Abgeordneten Strohmann, Perschau und Fraktion der CDU vom 27. Juni 2007 ........................................................ 45 Aktuelle Stunde Keine weiteren Verzögerungen bei der Ein- stellung von Lehrerinnen und Lehrern – Un- terrichtsausfall verringern Abg. Dr. Buhlert (FDP) .......................................... 47 Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen) ....... 48 Abg. Rohmeyer (CDU) .......................................... 49 Abg. Güngör (SPD) ................................................ 50 Abg. Beilken (Die Linke) ....................................... 52 Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen) ....... 54 Senatorin Jürgens-Pieper ...................................... 55 Abg. Rohmeyer (CDU) .......................................... 56 Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit- glieder des staatlichen Haushalts- und Finanz- ausschusses Haushalts- und Finanzausschuss Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd- nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP vom 2. Juli 2007 (Drucksache 17/9) .................................................. 57 Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit- glieder des Rechtsausschusses Rechtsausschuss Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd- nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP vom 2. Juli 2007 (Drucksache 17/10) ................................................ 58 Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit- glieder des Petitionsausschusses ......................... 58 Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit- glieder des Ausschusses für Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen Ausschuss für Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd- nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP vom 2. Juli 2007 (Drucksache 17/11) ................................................ 59

3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

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Page 1: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 35BREMISCHE BÜRGERSCHAF T PlenarprotokollLandtag 3. Sitzung17. Wahlperiode 04.07.07

3. Sitzungam Mittwoch, dem 4. Juli 2007

Inhalt

Eintritt der Abgeordneten Jörg Kastendiek(CDU), Dr. Zahra Mohammadzadeh (Bünd-nis 90/Die Grünen), Ronald-Mike Neumeyer(CDU), Manfred Oppermann (SPD) und Tho-mas Röwekamp (CDU) in die Bürgerschaft ......... 39

Eingänge gemäß § 21 der Geschäftsordnung ..... 39

Wahl und Vereidigung eines weiteren Mit-glieds des Senats nach Artikel 107 der Landes-verfassung

Mitteilung des Senats vom 29. Juni 2007(Drucksache 17/8) .................................................. 40

Fragestunde

1. E.ON-Investition in den Standort Farge

Anfrage der Abgeordneten Focke, Per-schau und Fraktion der CDU vom 27. Juni2007 ................................................................. 41

2. Gefangenenbefreiung bei Arztbesuch

Anfrage der Abgeordneten Frau Winther,Perschau und Fraktion der CDU vom 27.Juni 2007 ........................................................ 42

3. Elterngeld

Anfrage der Abgeordneten Bartels, Per-schau und Fraktion der CDU vom 27. Juni2007 ................................................................. 43

4. Filmförderung im Land Bremen

Anfrage der Abgeordneten Strohmann,Perschau und Fraktion der CDU vom 27.Juni 2007 ........................................................ 45

Aktuelle Stunde

Keine weiteren Verzögerungen bei der Ein-stellung von Lehrerinnen und Lehrern – Un-terrichtsausfall verringern

Abg. Dr. Buhlert (FDP) .......................................... 47

Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen) ....... 48

Abg. Rohmeyer (CDU) .......................................... 49

Abg. Güngör (SPD) ................................................ 50

Abg. Beilken (Die Linke) ....................................... 52

Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen) ....... 54

Senatorin Jürgens-Pieper ...................................... 55

Abg. Rohmeyer (CDU) .......................................... 56

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des staatlichen Haushalts- und Finanz-ausschusses

Haushalts- und Finanzausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/9) .................................................. 57

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Rechtsausschusses

Rechtsausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/10) ................................................ 58

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Petitionsausschusses ......................... 58

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Ausschusses für Angelegenheitender Häfen im Lande Bremen

Ausschuss für Angelegenheiten der Häfen imLande Bremen

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/11) ................................................ 59

Page 2: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0736

(A) (C)

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Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des staatlichen Rechnungsprüfungsaus-schusses

Rechnungsprüfungsausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/12) ................................................ 59

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Ausschusses für die Gleichberech-tigung der Frau

Ausschuss für die Gleichberechtigung der Frau

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/13) ................................................ 59

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Ausschusses für Bundes- und Eu-ropaangelegenheiten, internationale Kontak-te und Entwicklungszusammenarbeit

Parlamentsausschuss für Bundes- und Europa-angelegenheiten, internationale Kontakte undEntwicklungszusammenarbeit

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/14) ................................................ 60

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Ausschusses für Informations- undKommunikationstechnologie und Medienan-gelegenheiten

Ausschuss für Informations- und Kommunika-tionstechnologie und Medienangelegenheiten

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/15) ................................................ 60

Wahl der Mitglieder der staatlichen Deputa-tionen ..................................................................... 61

Wahl der drei Mitglieder und deren Stellvertre-ter/-innen der Parlamentarischen Kontrollkom-mission gemäß § 27 des Gesetzes über den Ver-fassungsschutz im Lande Bremen und § 2 desGesetzes zur Ausführung des Gesetzes zur Be-schränkung des Brief-, Post- und Fernmelde-geheimnisses

Parlamentarische Kontrollkommission

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/17) ................................................ 61

Wahl von fünf Mitgliedern und fünf stellver-tretenden Mitgliedern des Richterwahlaus-schusses .................................................................. 62

Wahl von vier Mitgliedern des Stiftungsratesder Stiftung „Wohnliche Stadt“ ........................... 62

Wahl von sieben Mitgliedern und sieben stell-vertretenden Mitgliedern des Landesbeirats fürSport ....................................................................... 62

Wahl der Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des Betriebsausschusses PerformaNord ....................................................................... 62

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Betriebsausschusses GeoInforma-tion Bremen ........................................................... 63

Sicherung des Energieerzeugerstandortes Bre-men und der Arbeitsplätze der swb AG durchBau des Kohlekraftwerks Block 21

Antrag der Fraktionen der CDU und der FDPvom 20. Juni 2007(Drucksache 17/3)

Ökonomische und ökologische Verantwor-tung übernehmen: Ergebnisoffenes Prüf- undModerationsverfahren für geplantes Kohle-kraftwerk!

Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünenvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/19)

Abg. Focke (CDU) ................................................. 63

Abg. Frau Garling (SPD) ....................................... 64

Abg. Dr. Buhlert (FDP) .......................................... 67

Abg. Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grünen) ........ 68

Abg. Tittmann (DVU) ............................................ 70

Abg. Rupp (Die Linke) .......................................... 70

Abg. Focke (CDU) ................................................. 71

Abg. Dr. Buhlert (FDP) .......................................... 73

Abg. Frau Nitz (Die Linke) .................................... 73

Abg. Frau Garling (SPD) ....................................... 74

Abg. Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grünen) ........ 74

Senator Dr. Loske .................................................. 75

Abstimmung........................................................... 77

Bremerhaven braucht auch künftig 25 % derInvestitionsmittel des Landes Bremen

Antrag der Fraktionen der CDU und der FDPvom 20. Juni 2007(Drucksache 17/4)

Page 3: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 37

Überproportionalen Investitionsanteil für Bre-merhaven beibehalten

Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünenvom 3. Juli 2007(Drucksache 17/20)

Abg. Bödeker (CDU) ............................................. 78

Abg. Günthner (SPD) ............................................ 80

Abg. Ella (FDP) ...................................................... 82

Abg. Frau Hoch (Bündnis 90/Die Grünen) .......... 83

Abg. Tittmann (DVU) ............................................ 84

Abg. Müller (Die Linke) ........................................ 85

Abg. Günthner (SPD) ............................................ 86

Abg. Bödeker (CDU) ............................................. 86

Abg. Tittmann (DVU) ............................................ 87

Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen) ....... 87

Bürgermeisterin Linnert ........................................ 88

Abg. Rupp (Die Linke) .......................................... 90

Abstimmung........................................................... 91

Erster Jahresbericht des Landesbeauftragtenfür Informationsfreiheitvom 31. März 2007

(Drucksache 16/1363) ............................................ 91

Einführung des Digitalfunks bei den Behör-den und Organisationen mit Sicherheitsauf-gaben

hier: Information über die geplante Unter-zeichnung des „Verwaltungsabkommens überdie Zusammenarbeit von Bund und Ländernbeim Aufbau und Betrieb eines bundesweiteinheitlichen digitalen Sprech- und Datenfunk-systems für alle BOS in der BundesrepublikDeutschland“

Mitteilung des Senats vom 24. April 2007(Drucksache 16/1386) ............................................ 91

Zwischenbericht und Antrag des Rechtsaus-schusses zum Bürgerantrag „Klagerecht fürden Tierschutz“ (Drs. 16/1356)vom 4. Mai 2007

(Drucksache 16/1389) ............................................ 92

Gesetz zum Staatsvertrag zwischen der Frei-en Hansestadt Bremen und dem Land Nieder-sachsen über die länderübergreifende Plan-feststellung für die BAB 281, 4. Bauabschnitt

Mitteilung des Senats vom 8. Juni 2007(Drucksache 17/1)1. Lesung2. Lesung ................................................................ 92

Gesetz zu dem Abkommen über die Gemein-same Zentrale Adoptionsstelle der LänderFreie Hansestadt Bremen, Freie und Hanse-stadt Hamburg, Niedersachsen und Schles-wig-Holstein

Mitteilung des Senats vom 13. Juni 2007(Drucksache 17/2)1. Lesung ................................................................ 92

Änderung der Geschäftsordnung der Bremi-schen Bürgerschaft

Öffentlichkeit herstellen!

Antrag der Fraktion Die Linkevom 21. Juni 2007(Drucksache 17/5)

Abg. Rupp (Die Linke) .......................................... 93

Abg. Frau Dr. Mathes (Bündnis 90/Die Grünen) ...... 93

Abstimmung........................................................... 93

Parlamentsausschuss für Wissenschaft und For-schung

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/16)

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Ausschusses für Wissenschaft undForschung .............................................................. 94

Gesetz zur Änderung des Bremischen Polizei-gesetzes

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bünd-nis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDPvom 2. Juli 2007(Drucksache 17/18)1. Lesung2. Lesung ................................................................ 94

Page 4: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0738

(A) (C)

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Präsident Weber

Vizepräsidentin Dr. Mathes Schriftführerin Ahrens

Vizepräsident Ravens Schriftführerin Marken

––––––––––––––––

Bürgermeisterin Linnert (Bündnis 90/Die Grünen), Senatorin für Finanzen

Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Rosenkötter (SPD)

Senatorin für Bildung und Wissenschaft Jürgens-Pieper (SPD)

Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa Dr. Loske (Bündnis 90/Die Grünen)

––––––––––––––––

Staatsrat Schulte (Senatskanzlei)

Staatsrätin Dr. Kießler (Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund)

Staatsrätin Kramer (Senator für Bau, Umwelt und Verkehr)

Staatsrat Mäurer (Senator für Justiz und Verfassung)

Staatsrat Dr. Schuster (Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugendund Soziales)

Page 5: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

(A) (C)

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 39

Präsident Weber eröffnet die Sitzung um 10.00 Uhr.

Präsident Weber: Die 3. Sitzung der Bürgerschaft(Landtag) ist eröffnet.

Ich begrüße die hier anwesenden Damen undHerren sowie die Zuhörer und die Vertreter der Presse.

Auf der Besuchertribüne begrüße ich recht herz-lich die Klasse 9 d vom Schulzentrum am Waller Ring.– Ich begrüße Sie ganz herzlich!

(Beifall – Unruhe auf dem Besucherrang)

Meine Damen und Herren, wir sind nicht im We-serstadion, sondern in einem Parlament. Ich bitte Sie,von jeglichen Kundgebungen Abstand zu nehmen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Ihnenzu Beginn der heutigen Sitzung Veränderungen inder Zusammensetzung der Bürgerschaft mitteilen.

Bürgermeister a. D. Thomas Röwekamp und dieSenatoren a. D. Jörg Kastendiek und Ronald-MikeNeumeyer haben von ihrem Recht aus Artikel 108Absatz 2 der Landesverfassung beziehungsweise Pa-ragraph 36 Absatz 3 des Wahlgesetzes Gebrauchgemacht, wieder in die Bürgerschaft einzutreten.

Die Feststellung darüber sowie die Feststellung,dass Herr Rainer Bensch, Herr Hans-Georg Gerlingund Frau Sandra Speckert anstelle der Herren JörgKastendiek, Ronald-Mike Neumeyer und ThomasRöwekamp aus der Bürgerschaft ausgeschieden sind,habe ich getroffen.

Die Abgeordnete Karoline Linnert ist durch die Wahlin den Senat ausgeschieden. Als Listennachfolgerinmit Wirkung vom 3. Juli 2007 ist Frau Dr. ZahraMohammadzadeh in die Bürgerschaft (Landtag) ein-getreten. – Herzlich willkommen!

(Beifall)

Die Abgeordnete Frau Carmen Emigholz ist durchVerzicht ausgeschieden. Als Listennachfolger mitWirkung vom 3. Juli 2007 ist Herr Manfred Opper-mann wieder in die Bürgerschaft eingetreten. Eben-falls herzlich Willkommen!

(Beifall)

Des Weiteren möchte ich Ihnen mitteilen, dass dieCDU-Fraktion den Abgeordneten Thomas Röwekampzu ihrem Fraktionsvorsitzenden und die AbgeordnetenDieter Focke, Dr. Rita Mohr-Lüllmann und HeikoStrohmann zu ihren stellvertretenden Vorsitzendengewählt hat. – Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall)

Meine Damen und Herren, außerdem möchte ichSie in Kenntnis setzen von einem Schreiben, das mir

der Präsident des Senats mit Datum vom 29. Juni 2007übersandt hat. Er schreibt:

„Sehr geehrter Herr Präsident, der am heutigen Ta-ge vereidigte Senat hat sich in seiner ersten Sitzungkonstituiert und gemäß Artikel 114 der Landesver-fassung Frau Senatorin Karoline Linnert zur Bürger-meisterin gewählt. Weiter hat der Senat Frau Staats-rätin Dr. Kerstin Kießler zur Bevollmächtigten derFreien Hansestadt Bremen beim Bund bestellt. AlsAnlage füge ich die vom Senat beschlossene Ressort-aufteilung bei. Mit freundlichen Grüßen Jens Böhrn-sen, Bürgermeister.“

Ich verlese die Ressortaufteilung: „Ressortauftei-lung des Senats: Bürgermeister Jens Böhrnsen, DerPräsident des Senats, Der Senator für kirchliche An-gelegenheiten, Der Senator für Kultur; Bürgermeis-terin Karoline Linnert, Die Senatorin für Finanzen, DieSenatskommissarin für den Datenschutz; Senator WilliLemke, Der Senator für Inneres und Sport; Senato-rin Renate Jürgens-Pieper, Die Senatorin für Bildungund Wissenschaft; Senatorin Ingelore Rosenkötter, DieSenatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend undSoziales, Die Senatskommissarin für die Verwirkli-chung der Gleichberechtigung der Frau; Senator Dr.Reinhard Loske, Der Senator für Umwelt, Bau, Ver-kehr und Europa; Senator Ralf Nagel, Der Senatorfür Wirtschaft und Häfen, Der Senator für Justiz undVerfassung.

Die Eingänge bitte ich der Mitteilung über denvoraussichtlichen Verlauf der Plenarsitzungen sowiedem heute verteilten Umdruck zu entnehmen.

Eingänge gemäß § 21 der Geschäftsordnung

1. Einsetzung eines Parlamentsausschusses für Kin-der und Jugend

Dringlichkeitsantrag der Fraktion der CDUvom 3. Juli 2007(Drucksache 17/21)

2. Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die De-putationen

Dringlichkeitsantrag der Fraktion der CDUvom 3. Juli 2007(Drucksache 17/22)

Diese Angelegenheiten kommen auf die Tagesordnungder Sitzung am 11. Juli 2007.

Zur Abwicklung der Tagesordnung wurden inter-fraktionelle Absprachen getroffen, und zwar zurAussetzung der miteinander verbundenen Tagesord-nungspunkte 3 und 4, es handelt sich hierbei um dieWahl von 6 Mitgliedern und 13 stellvertretenden Mit-gliedern des Staatsgerichtshofs und Vereidigung derMitglieder des Staatsgerichtshofs, des Tagesordnungs-punktes 17, Neubildung des Landesjugendhilfeaus-schusses, des Tagesordnungspunktes 21, es handeltsich hierbei um die Wahl von 5 Mitgliedern und 5 stell-

Page 6: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0740

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vertretenden Mitgliedern des Kontrollausschussesnach dem Polizeigesetz, und der miteinander verbun-denen Tagesordnungspunkte 24 und 26, hier geht esum die Berichterstattung zum Bremischen Gesetz zurGleichstellung von Menschen mit Behinderungen undden Bericht über die Tätigkeit des Landesbehinder-tenbeauftragten.

Des Weiteren haben wir vereinbart die Verbindungdes Tagesordnungspunktes 5, es handelt sich hierbeium Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des staatlichen Haushalts- und Finanzaus-schusses, und außerhalb der Tagesordnung dazuge-höriger Einsetzungsbeschluss, Drucksache 17/9, desTagesordnungspunktes 6, es handelt sich hierbei umdie Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mit-glieder des Rechtsausschusses, und außerhalb derTagesordnung dazugehöriger Einsetzungsbeschluss,Drucksache 17/10, des Tagesordnungspunktes 8, eshandelt sich hierbei um die Wahl der Mitglieder undstellvertretenden Mitglieder des Ausschusses fürAngelegenheiten der Häfen im Lande Bremen, undaußerhalb der Tagesordnung dazugehöriger Einset-zungsbeschluss, Drucksache 17/11, des Weiteren desTagesordnungspunktes 9, Wahl der Mitglieder undstellvertretenden Mitglieder des staatlichen Rech-nungsprüfungsausschusses, und außerhalb der Ta-gesordnung dazugehöriger Einsetzungsbeschluss,Drucksache 17/12, des Tagesordnungspunktes 10,Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitglie-der des Ausschusses für die Gleichberechtigung derFrau, und außerhalb der Tagesordnung dazugehö-riger Einsetzungsbeschluss, Drucksache 17/13, desTagesordnungspunktes 11, Wahl der Mitglieder undstellvertretenden Mitglieder des Ausschusses für Bun-des- und Europaangelegenheiten, internationale Kon-takte und Entwicklungszusammenarbeit, und außer-halb der Tagesordnung dazugehöriger Einsetzungs-beschluss, Drucksache 17/14, des Tagesordnungs-punktes 12, Wahl der Mitglieder und stellvertreten-den Mitglieder des Ausschusses für Informations- undKommunikationstechnologie und Medienangelegen-heiten, und außerhalb der Tagesordnung dazugehö-riger Einsetzungsbeschluss, Drucksache 17/15, derPunkte außerhalb der Tagesordnung Wahl der Mit-glieder und stellvertretenden Mitglieder des Aus-schusses für Wissenschaft und Forschung und derdazugehörige Einsetzungsbeschluss, Drucksache 17/16, und des Tagesordnungspunktes 14, Wahl der dreiMitglieder und deren Stellvertreter und Stellvertre-terinnen der Parlamentarischen Kontrollkommission,und außerhalb der Tagesordnung dazugehöriger Ein-setzungsbeschluss, Drucksache 17/17. Des Weiterenwurden interfraktionelle Vereinbarungen getroffenvon Redezeiten.

Für den Ablauf der Tagesordnung ist vereinbart,heute zu Beginn der Sitzung den Punkt außerhalb derTagesordnung Wahl und Vereidigung eines weite-ren Mitglieds des Senats nach Artikel 107 der Lan-desverfassung aufzurufen, wobei geheime Wahl inWahlkabinen vorgesehen ist.

Nach den Wahlen werden die miteinander verbun-denen Tagesordnungspunkte 30, es handelt sich hier-bei um Sicherung des EnergieerzeugerstandortesBremen und der Arbeitsplätze der swb AG durch Baudes Kohlekraftwerkes Block 21, und außerhalb derTagesordnung ökonomische und ökologische Verant-wortung übernehmen: Ergebnisoffenes Prüf- undModerationsverfahren für geplantes Kohlekraftwerk!,Drucksache 17/19, behandelt.

Meine Damen und Herren, die Sitzung der Bürger-schaft (Landtag) wird heute Mittag von 13.00 Uhr bis15.15 Uhr unterbrochen.

Zu Beginn der Nachmittagssitzung werden diePunkte 31, Bremerhaven braucht künftig 25 Prozentder Investitionsmittel des Landes Bremen, und au-ßerhalb der Tagesordnung „Überproportionalen In-vestitionsanteil für Bremerhaven beibehalten“, Druck-sache 17/20, aufgerufen.

Wir treten in die Tagesordnung ein.

Wahl und Vereidigung eines weiteren Mitglieds desSenats nach Artikel 107 der Landesverfassung

Mitteilung des Senats vom 29. Juni 2007(Drucksache 17/8)

Meine Damen und Herren, für die Wahl eines wei-teren Mitglieds des Senats hat der Senat Frau Staats-rätin Dr. Kießler vorgeschlagen.

Meine Damen und Herren, die Beratung ist eröff-net. – Wortmeldungen liegen nicht vor. – Die Bera-tung ist geschlossen.

Meine Damen und Herren, die weiteren Mitglie-der des Senats werden nach Artikel 107 Absatz 2 derLandesverfassung mit der Mehrheit der abgegebe-nen Stimmen gewählt. Gemäß Paragraf 58 Absatz 2unserer Geschäftsordnung erfolgt die Wahl des Se-nats in geheimer Abstimmung. Da es interfraktionellvereinbart wurde, erfolgt die Abstimmung gemäß Ab-satz 4 in Wahlkabinen.

Zum Wahlverfahren lassen Sie mich bitte folgen-de Anmerkungen machen, ich lese es nicht alles vorwie bei dem ersten Wahlgang, das Wichtigste aberdennoch: Sie haben gemäß Paragraf 58 Absatz 6 derGeschäftsordnung die Möglichkeit, mit Ja, Nein oderStimmenthaltung zu entscheiden. Fehlt eine Kenn-zeichnung, gilt die Stimme als nicht abgegeben.Enthält der Stimmzettel mehr Kennzeichnungen alszu Wählende, ist der Stimmzettel ungültig.

Wir kommen zur Wahl.

Ich eröffne den Wahlgang.

Ich rufe jetzt alle Abgeordneten nach dem Alpha-bet, beginnend mit A, namentlich auf und bitte dieso aufgerufenen Damen und Herren, die Wahl vor-zunehmen. Gleichzeitig bitte ich die Schriftführerinnen

Page 7: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 41

Frau Ahrens und Frau Marken, an der Ausgabe derStimmzettel und an der Wahlurne Platz zu nehmen.

Ich beginne jetzt mit dem Namensaufruf.

(Es folgt der Namensaufruf.)

Meine Damen und Herren, ich frage noch einmal,ob alle Abgeordneten ihren Stimmzettel erhalten undabgegeben haben. – Das ist der Fall.

Meine Damen und Herren, damit ist der Wahlgangbeendet.

Wir kommen jetzt zur Auszählung der abgegebe-nen Stimmen. Ich bitte die Schriftführerinnen, dieAuszählung vorzunehmen.

Ich unterbreche die Sitzung der Bürgerschaft (Land-tag), bis das Ergebnis der Auszählung vorliegt.

(Unterbrechung der Sitzung 10.24 Uhr)

*Präsident Weber eröffnet die Sitzung wieder um 10.31Uhr.

Präsident Weber: Meine Damen und Herren, ichstelle fest, die unterbrochene Sitzung der Bürgerschaft(Landtag) ist wieder eröffnet.

Ich gebe Ihnen jetzt das Wahlergebnis bekannt, undzwar in der Form, wie es mir von den Schriftführer-innen vorgelegt wurde.

Ausgegebene Stimmzettel 83, abgegebene Stimm-zettel 83, vernichtete Stimmzettel 0. Mit Ja stimm-ten 48, mit Nein stimmten 34, Enthaltungen: 1, un-gültig 0. Damit ist Frau Staatsrätin Dr. Kerstin Kieß-ler gemäß Artikel 107 Absatz 2 unserer Landesver-fassung in den Senat gewählt.

Frau Dr. Kießler, die Bürgerschaft (Landtag) hat Siesoeben in den Senat gewählt.

Ich frage Sie, ob Sie die Wahl annehmen.

(Staatsrätin D r . K i e ß l e r : Ja, HerrPräsident, ich nehme die Wahl an!)

Ich stelle fest, Sie haben die Wahl in den Senat an-genommen.

(Beifall)

Wir kommen nun zu Ihrer Vereidigung.

Nach der Landesverfassung haben Sie den Eid vorder Bürgerschaft zu leisten. Ich spreche Ihnen jetztdie Eidesformel vor und bitte Sie, mit den Worten „Dasschwöre ich“ oder „Das schwöre ich, so wahr mir Gotthelfe“ den Eid zu leisten.

Die Eidesformel lautet: „Ich schwöre als Mitglieddes Senats, das Grundgesetz für die Bundesrepub-lik Deutschland und die Landesverfassung der Frei-en Hansestadt Bremen halten und schützen zu wol-len.“

Frau Dr. Kießler, ich bitte Sie, jetzt den Eid zu leisten!

(Staatsrätin D r . K i e ß l e r : Dasschwöre ich, so wahr mir Gott helfe!)

Meine Damen und Herren, dem von uns heute ge-wählten und soeben vereidigten weiteren Mitglieddes Senats, Frau Dr. Kerstin Kießler, spreche ich dieGlückwünsche der Bremischen Bürgerschaft aus.Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall)

Ich unterbreche die Sitzung für einen kurzen Mo-ment, aber es lohnt sich nicht, den Saal zu verlassen.Nach der Gratulation machen wir schnell weiter.

(Unterbrechung der Sitzung 10.35 Uhr)

*Präsident Weber eröffnet die Sitzung wieder um 10.36Uhr.

Präsident Weber: Die unterbrochene Sitzung istwieder eröffnet.

Fragestunde

Für die Fragestunde der Bürgerschaft (Landtag)liegen 4 frist- und formgerecht eingebrachte Anfra-gen vor.

Die erste Anfrage trägt die Überschrift „E.ON-In-vestitionen in den Standort Farge“. Die Anfrage istunterschrieben von den Abgeordneten Focke, Per-schau und der Fraktion der CDU.

Bitte, Herr Kollege Focke!

Abg. Focke (CDU): Wir fragen den Senat:

Erstens: Wie steht der Senat zu der vom E.ON-Konzern in Aussicht gestellten Milliardeninvestitionin seinen Standort in Farge?

Zweitens: Was gedenkt der Senat zu tun, um dieAnsiedlung eines modernen Kraftwerks, in dem in-novative Formen der Energieerzeugung getestet undanalysiert werden sollen, im Wettbewerb mit denStandorten Wilhelmshaven und Stade zu unterstüt-zen?

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Drittens: Wie bewertet der Senat die Möglichkei-ten, die sich aus der Kombination von praktischerEnergieerzeugung und Forschung für Wissenschaft,Wirtschaft und Arbeitsmarkt am Standort Bremen imZusammenhang mit der Realisierung des Projektsergeben können?

Präsident Weber: Meine Damen und Herren, die-se Anfrage wird beantwortet von Herrn Senator Dr.Loske.

Senator Dr. Loske: Herr Präsident, liebe Kollegin-nen und Kollegen! Für den Senat beantworte ich dieAnfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Nach vorliegenden Informationen prüftder E.ON-Konzern den Bau eines Demonstrations-kraftwerks. Es soll einen Wirkungsgrad von über 50Prozent erreichen. Das würde eine deutliche Verbes-serung gegenüber dem aktuellen Stand darstellen.Unternehmensinvestitionen in die Energieeffizienzwerden vom Senat grundsätzlich begrüßt. Der redu-zierte Einsatz von Primärenergie führt zu geringerenenergiebedingten Betriebskosten und geringerenCO2-Emissionen. Für noch sinnvoller erachtet derSenat allerdings die intensive Erforschung und Er-probung sogenannter CO2-freier Kohlekraftwerke –Carbon Capture and Storage, CCS – sowie die Er-richtung entsprechender Demonstrations- und Pilot-anlagen.

Zu Frage 2: Es ist bekannt, dass der E.ON-Konzernzurzeit in einem internen Verfahren die konzernei-genen Kraftwerksstandorte bundesweit auf ihre Eig-nung für die Errichtung eines Demonstrationskraft-werkes überprüft. Dazu gehört unter anderem derStandort Farge. In Farge wird bereits seit vielen JahrenStrom für den überregionalen Markt erzeugt. Der Se-nat wird das Investitionsvorhaben im Rahmen seinerMöglichkeiten insbesondere unter der Berücksich-tigung relevanter klima- und standortpolitischer As-pekte konstruktiv begleiten.

Zu Frage 3: Der Senat teilt die Auffassung, dassProjekte zur anwendungsbezogenen Forschung undEntwicklung Chancen für Wissenschaft, Wirtschaftund Arbeitsmarkt bieten. Die vom Senat unterstütz-te Entwicklung der Windenergiebranche im LandBremen ist hierfür ein gutes Beispiel. Inwieweit vondem geplanten Demonstrationskraftwerk Impulse fürForschung und Wissenschaft in Bremen ausgehenkönnen, ist noch nicht absehbar. Ob mit der Umset-zung des Vorhabens über die Standortsicherung hi-naus positive Effekte auf Wirtschaft und Arbeitsmarktin Bremen verbunden wären, ist zum jetzigen Zeit-punkt ebenfalls nicht zu beurteilen.

Präsident Weber: Herr Kollege Focke, haben Sieeine Zusatzfrage?

(Abg. F o c k e [CDU]: Nein, danke,Herr Präsident!)

Zusatzfragen liegen nicht vor.

Die zweite Anfrage trägt den Titel „Gefangenen-befreiung bei Arztbesuch“. Die Anfrage ist unter-schrieben von den Abgeordneten Frau Winther, Per-schau und der Fraktion der CDU.

Bitte, Frau Kollegin!

Abg. Frau Winther (CDU): Wir fragen den Senat:

Erstens: Welche Sicherheitsmaßnahmen werdengetroffen, damit gefährliche Straftäter bei Arztbesu-chen außerhalb der Haftanstalten nicht befreit wer-den können beziehungsweise die Gelegenheit zurFlucht nutzen?

Zweitens: Aus welchen medizinischen Anlässenund wie häufig pro Jahr müssen Häftlinge zu nieder-gelassenen Ärzten beziehungsweise Krankenhäusernaußerhalb der Haftanstalten gebracht werden?

Drittens: Hält es der Senat für möglich, die Besu-che bei Ärzten teilweise durch Arztbesuche in denHaftanstalten zu ersetzen?

Präsident Weber: Diese Anfrage wird beantwor-tet von Herrn Staatsrat Mäurer.

Staatsrat Mäurer: Herr Präsident, meine sehr ver-ehrten Damen und Herren! Für den Senat beantworteich die Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Gefangene aus dem geschlossenen Voll-zug werden nur in Begleitung von Bediensteten zumArztbesuch geführt. Wenn Fluchtgefahr besteht oderwenn ein Gefangener gewalttätig ist, prüft die An-stalt, ob die besonderen Sicherungsmaßnahmen nachdem Strafvollzugsgesetz angeordnet werden. Daskann dazu führen, dass der Gefangene gefesselt wird.

Zu Frage 2: Im Jahr 2006 hatten wir 1690 solcherFälle. Das macht im Monatsdurchschnitt 141. Bis EndeMai 2007 waren es 442 Fälle. Dies ergibt einen Schnittvon monatlich 88 Fällen.

Die medizinischen Anlässe für eine Ausführung zumArzt sind so vielfältig wie das Leben. In erster Liniewerden die Gefangenen medizinisch in der Kranken-abteilung der Vollzugsanstalt mit eigenem ärztlichenund pflegerischen Personal betreut. Dort ist auch einVertragszahnarzt tätig. Wir haben Verträge mit ei-nem Hautarzt, einem Augenarzt, einem Urologen undeinem Psychiater sowie mit einem Internisten für HIVund Hepatitis. Diese Ärzte kommen regelmäßig in dieAnstalt. Nur dann, wenn aus medizinischen Grün-den trotz alledem eine Behandlung oder Untersu-chung in der Anstalt nicht möglich ist, führen wir dieGefangenen zu externen Ärzten oder in Krankenhäu-ser.

Zu Frage 3: Die Möglichkeiten sind begrenzt. Ichhabe schon gesagt, dass wir umfangreiche medizi-nische Leistungen in der Anstalt anbieten. Trotzdem

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können wir nicht den Standard einer technisch vollausgerüsteten Facharztpraxis oder eines Krankenhau-ses erreichen. Wir können zum Beispiel nicht dienotwendigen Apparate und das Personal für eineHerzsonografie vorweisen. Deswegen werden wirauch in Zukunft auf die medizinische Betreuung beiexternen Ärzten und in Krankenhäusern nicht ver-zichten können. – Soweit die Antwort des Senats!

Präsident Weber: Frau Kollegin, haben Sie eineZusatzfrage? – Bitte sehr!

Abg. Frau Winther (CDU): Eine formelle Fragevorweg: Hier wird in der Wir-Form geantwortet, dasist bisher etwas ungewöhnlich für solche Anfragen.Ist es richtig, dass damit die JVA gemeint ist?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Mäurer: Nein, Frau Abgeordnete, das istder Senat! Wir haben eine ganz neue Form gewählt,und ich hoffe, dass wir damit die Bürgerschaft bes-ser ansprechen als in der Vergangenheit.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Frau W i n t h e r [CDU]:

Gewöhnungsbedürftig!)

Präsident Weber: Habe Sie eine weitere Zusatz-frage? – Bitte sehr!

Abg. Frau Winther (CDU): Ja, ich habe eine wei-tere Frage! Dieser betroffene Gefangene, um den eshier geht, war, soweit ich weiß, nicht gefesselt. Wares eine Fehleinschätzung, dass bei diesem Gefange-nen keine Fluchtgefahr bestand?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Mäurer: Es war in der Tat eine Fehlein-schätzung. Es ist auch keine Fluchtgefahr in der Formgewesen, sondern es war eine ungewöhnliche Ge-fangenenbefreiung. Normalerweise hätte dieserGefangene aufgrund seines Körpergewichts gar nichtentfliehen können – das wissen Sie –, aber manchmalkommen Ereignisse hinzu, die so sind, dass der Ge-fangene in der Tat nicht gefesselt ist. Es ist auch nichtmöglich gewesen, weil der Gefangene zu schwer war,der Aufzug zu klein war, um ihn darin zu transpor-tieren. Eine Fußfessel kam deswegen nicht in Betracht.Das führte letztlich zu dieser Aktion, aber ich musssagen, ich kenne nicht einen einzigen Fall einer Ge-fangenenbefreiung aus den letzten 30 Jahren, undwenn Sie sehen, in welchem Umfang Gefangene täg-lich vorgeführt werden, ist es ein absoluter Ausnah-mefall. Aber auch daraus werden wir Konsequenzenziehen. Ich bin einfach nur froh, dass den Beamtennichts passiert ist. Das war für uns das Wichtigste.

Präsident Weber: Frau Kollegin, haben Sie eineweitere Zusatzfrage? – Bitte sehr!

Abg. Frau Winther (CDU): Ja, eine noch! 1690 Arzt-besuche, das ist eine horrende Zahl. Vor allen Din-gen bindet das enorm viel Personal, das sicher auchin der JVA selbst gebraucht würde. Wir wissen, wieschwierig auch gerade in diesem Altbau die Aufsichtüber die Gefangenen ist. Was wird der Senat unter-nehmen, um diese Zahl zu reduzieren?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Mäurer: Diese Zahl beschreibt sehr deut-lich den katastrophalen Gesundheitszustand derMehrzahl der Gefangenen. Das sind medizinisch not-wendige Maßnahmen, die hier getroffen werden. Wirversuchen, die Anzahl zu reduzieren, indem wir immermehr Vertragsärzte mit einbeziehen, aber auch dastoßen wir an Grenzen. Wir haben in einigen Fach-disziplinen Schwierigkeiten, zum Beispiel bei denOrthopäden, Ärzte zu finden. Wenn Sie uns helfenkönnen, gern!

(Abg. Frau W i n t h e r [CDU]: Vielleichtkönnen wir ja ein Alle-Mann-Manöver ma-

chen! Danke!)

Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen nichtvor.

Die dritte Anfrage befasst sich mit dem Thema„Elterngeld“. Die Anfrage ist unterschrieben von denAbgeordneten Bartels, Perschau und Fraktion derCDU.

Bitte, Herr Kollege Bartels!

Abg. Bartels (CDU): Vielen Dank, Herr Präsident!Wir fragen den Senat:

Welche Gründe gibt es nach Ansicht des Senats fürdie verhältnismäßig geringe Anzahl von Elterngeld-anträgen in Bremen und Bremerhaven?

Welche Gründe sind für den Bearbeitungsstau derElterngeldanträge in Bremen verantwortlich, und wiewill der Senat die Bearbeitungszeit verkürzen, da-mit Eltern das Elterngeld möglichst schnell erhalten?

Welche Maßnahmen will der Senat ergreifen, da-mit möglichst alle Eltern das ihnen zustehende El-terngeld beantragen und Bremen und Bremerhavendie regionalökonomischen Effekte dieser Bundesleis-tung auch tatsächlich zugute kommen?

Präsident Weber: Diese Anfrage wird beantwor-tet von Herrn Staatsrat Dr. Schuster.

Staatsrat Dr. Schuster: Herr Präsident, meine sehrverehrten Damen und Herren! Für den Senat beant-worte ich die Anfrage wie folgt:

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Die Situation bei den Elterngeldstellen in Bremenund Bremerhaven ist unterschiedlich. Während dieElterngeldstelle in Bremen einen Bearbeitungsstaubei den Elterngeldanträgen zu verzeichnen hat, ha-ben in Bremerhaven noch nicht alle potenziell an-spruchsberechtigten Eltern einen Elterngeldantraggestellt, das ergibt sich aus einem Vergleich der Zahlder Geburten und der gestellten Elterngeldanträge.

Die Gründe für den Bearbeitungsstau in der Eltern-geldstelle Bremen liegen zum einen an der personel-len Ausstattung beziehungsweise einem wesentlichhöheren Zeitaufwand für die Bearbeitung eines El-terngeldantrags und zum anderen an der sehr kur-zen Zeit für die Umsetzung dieses Gesetzes von derVerkündung am 5. Dezember 2006 und des Inkraft-tretens zum 1. Januar 2007. Letzteres führte zumBeispiel dazu, dass die Fortbildungen der Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter erst im Mai 2007 abgeschlos-sen werden konnten. Auch das IT-Verfahren war erstim Februar 2007 voll einsatzfähig. Auch in anderenBundesländern sind Bearbeitungsrückstände in ähn-lichem Umfang zu verzeichnen.

Im Vorfeld der Umsetzung wurde der Elterngeld-stelle Bremen eine zusätzliche Stelle, 1,0 BV, zunächstbefristet bis zum 31. Dezember 2007, bewilligt. Auf-grund einer erfolgreichen Bewerbung innerhalb desAmtes ist zudem ein Mitarbeiter der Elterngeldstel-le Bremen ausgeschieden. Beide Stellen konnten erstzum Ende Mai 2007 besetzt werden. Darüber hinauswurde der Elterngeldstelle Bremen zum 1. Mai 2007eine z. A.-Kraft zugewiesen. Ferner wurden der El-terngeldstelle Bremen zwei Auszubildende für dieDauer von 3 Monaten zugewiesen. Es kann davonausgegangen werden, dass der zurzeit bestehendeBearbeitungsstau mit dem jetzt vorhandenen Personalin Bremen sukzessive abgearbeitet wird.

Für die Antragstellung haben Eltern grundsätzlich3 Monate Zeit, ohne dass sie Einbußen beim Eltern-geld haben. Erhält die Mutter Mutterschaftsgeld, er-höht sich diese Zeit auf circa 5 Monate, da das Mut-terschaftsgeld auf den Elterngeldanspruch anzurech-nen ist. Es hat den Anschein, dass die potenziell an-spruchsberechtigten Eltern in Bremerhaven diesenZeitraum ausnutzen. Damit möglichst viele Eltern inBremerhaven ihren Antrag rechtzeitig stellen, hat sichder Leiter des Amtes für Jugend und Familie Bremer-haven bereits an die Presse, vergleiche entsprechendeArtikel in der „taz“ und im „Weser-Kurier“, gewandt.Für die Stadtgemeinde Bremen besteht bezogen aufdie Antragsstellung kein Handlungsbedarf. – Soweitdie Antwort des Senats!

Präsident Weber: Herr Kollege Bartels, haben Sieeine Zusatzfrage? – Bitte sehr!

Abg. Bartels (CDU): Herr Staatsrat, wie viele An-träge befinden sich denn in Bearbeitung, über wel-chen Bearbeitungsstau reden wir eigentlich?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Dr. Schuster: Die genaue Zahl der An-träge muss ich Ihnen nachreichen. Wir reden übereinen Bearbeitungsstau von circa dreieinhalb Mona-ten, wobei wir uns bemühen, die Fälle vorzuziehen,bei denen das Elterngeld das einzige Einkommen derentsprechenden Person ist, weil dort ein besondersdringlicher Handlungsbedarf ist, um die Bescheidemöglichst rasch zu erteilen.

Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bittesehr!

Abg. Bartels (CDU): Herr Staatsrat, diese Anträ-ge auf Elterngeld sind sehr umfangreich. Welche Hilfeund Unterstützung gibt es seitens Ihres Ressorts fürEltern, solch einen Antrag auch auszufüllen?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Dr. Schuster: Es gibt die übliche Beratungder Elterngeldstelle, die entsprechende Sprechzei-ten hat, wo dieser in der Tat sehr umfangreiche An-trag durchgesprochen werden kann, und es gibt na-türlich auch schriftliche Informationen dazu. Das größ-te Problem besteht darin, dass die Einkommensbe-rechnung sehr kompliziert ist, weil man nicht, wiefrüher beim Erziehungsgeld üblich, den Einkommen-steuerbescheid als den Hauptnachweis hat, sondernmonatliche Leistungen aufgrund des monatlichen Ein-kommens berechnet werden, bei denen die Sonder-zahlungen, die in einem Gehalt häufig sind, heraus-gerechnet werden müssen. Das ist ein sehr kompli-ziertes Verfahren, das es auch sehr schwer macht, dieBerechnungen sehr zügig vorzunehmen.

Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bittesehr!

Abg. Bartels (CDU): Herr Staatsrat, die Ausgangs-situation ist ja für alle Kommunen gleich: Ab 1. Ja-nuar 2007 gilt das Elterngeld. Wie erklären Sie sich,dass neben den Schwierigkeiten in der Schulung desPersonals andere Kommunen hier sehr viel fortschritt-licher sind?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Dr. Schuster: Es gibt genauso Fälle, beidenen die anderen Kommunen ähnliche Problemehaben. Ich würde es bei uns, man muss das immerkonkret auf Bremen beziehen, einfach auf einen Zu-sammenfall verschiedener problematischer Umständezurückführen. Das ist zum einen die objektiv für allegleich späte Verkündung, die kurze Zeit der Umset-zung – das IT-Verfahren funktioniert nicht sofort – unddas sehr komplizierte Antragsverfahren.

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Das paart sich in Bremen mit einer problematischenPersonalsituation, die wir hier in vielen Bereichenkennen. Ich hatte deswegen ja extra auch noch er-wähnt, dass eine Kraft die Elterngeldstelle zum 31.Dezember 2006 verlassen hat, was auch nicht unge-wöhnlich ist, dass sich in den Bereichen Mitarbeiterauf andere Stellen bewerben. Aber das wirft natür-lich sofort Probleme auf, weil wir mit der Personal-bemessung, Sie kennen die Haushaltslage, immer äu-ßerst knapp dastehen und das immer Schwierigkei-ten nach sich zieht. Hier sind verschiedene Problem-bereiche kumuliert und haben zu der Situation ge-führt. Wir versuchen, so schnell wie möglich wiederPersonal zur Verfügung zu stellen, um die Situationjetzt so rasch wie möglich zu beheben. Allerdings wirdes auch noch einige Monate dauern, bis wir auf ei-nem zufriedenstellenden Niveau sind.

Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen nichtvor.

Die vierte und damit letzte Anfrage in der Frage-stunde betrifft die Filmförderung im Land Bremen.Die Anfrage ist unterschrieben von den AbgeordnetenStrohmann, Perschau und Fraktion der CDU.

Bitte, Herr Kollege Strohmann!

Abg. Strohmann (CDU): Wir fragen den Senat:

Wie bewertet der Senat die geplante Produktioneiner 20-teiligen chinesischen Fernsehserie in Bre-men, insbesondere im Hinblick auf die Außendarstel-lung Bremens und die touristische Entwicklung inunserem Land?

Welche finanziellen Aufwendungen sind von Bre-mer Seite aus nötig, damit die Fernsehserie im LandBremen produziert werden kann, und durch wensollen diese finanziellen Aufwendungen geleistet wer-den?

Wie ist der aktuelle Stand der Finanzierung, undwelche Maßnahmen ergreift der Senat, um die Rea-lisierung des Projekts im Land Bremen sicherzustel-len?

Präsident Weber: Die Anfrage wird beantwortet vonHerrn Staatsrat Schulte.

Staatsrat Schulte: Herr Präsident, Herr Abgeord-neter! Für den Senat beantworte ich die Anfrage wiefolgt:

Der Senat sieht in überregionalen und auch inter-nationalen Kooperationen einen wichtigen Beitrag,Bremen als Medien-, Produktions- sowie Außenhan-delsstandort und touristisches Ziel bekannt zu ma-chen. Die Zusammenarbeit mit ausländischen Sen-dern kann dazu einen Beitrag leisten.

Vor diesem Hintergrund ist im Jahr 2006 eine Ko-operation eines privaten Produktionsunternehmens

aus Schanghai mit einem Bremer Koproduzenten un-ter finanzieller Unterstützung der nordmedia zustandegekommen, in der zwei Fernsehfilme für das chine-sische Fernsehen in Bremen hergestellt wurden. DieAusstrahlung beider Filme im chinesischen Fernse-hen ist für den Sommer dieses Jahres vorgesehen.Aufgrund dieser Zusammenarbeit gab es Überlegun-gen, eine Serie für das chinesische Fernsehen in Bre-men zu produzieren. Diese Serienproduktion hätteweniger die Medienwirtschaft im Land Bremen be-fördert als vielmehr den Bekanntheitsgrad Bremensin China gesteigert.

Daher wurde von der Senatskanzlei eine Vielzahlvon Gesprächen mit Unternehmen aus dem Bereichder Logistik und auch dem Außenwirtschaftsausschussder Handelskammer geführt, um einerseits das Pro-jekt vorzustellen, andererseits ein finanzielles Enga-gement der privaten Wirtschaft einzuwerben. Für dieProduktion wäre ein Fördermittelbedarf von insgesamtzirka 235 000 Euro erforderlich gewesen, von demcirca 135 000 Euro aus den Mitteln der nordmedia undweitere 100 000 Euro aus der privaten Wirtschaft hät-ten bereitgestellt werden sollen.

Die Wirtschaft hatte bei den genannten Gesprä-chen und auch aufgrund der Berichterstattung in derPresse zwar grundsätzliches Interesse an dem Pro-jekt gezeigt, im Ergebnis gab es jedoch keine aus-reichende Bereitschaft der Unternehmen, sich auchfinanziell einzubringen.

Eine Vollfinanzierung des Projekts aus öffentlichenMitteln wurde nicht in Betracht gezogen, weil dieseinen erheblichen Teil der für nordmedia verfügba-ren Mittel gebunden hätte und die Förderwürdigkeitdes Projektes sich auch in der Bereitschaft Privaterzu einem finanziellen Engagement zeigen sollte. Dadie Produktionsfirma aus Schanghai für Ihre Planun-gen eine abschließende Entscheidung Ende Maibenötigte, wurde mitgeteilt, dass eine Finanzierungaus dem bremischen Anteil der nordmedia nicht er-folgen kann. – Soweit die Antwort des Senats!

Präsident Weber: Herr Kollege Strohmann, habenSie eine Zusatzfrage? – Bitte sehr!

Abg. Strohmann (CDU): Herr Staatsrat, wir spre-chen ja hier letztendlich über die Differenz von 100 000Euro. Gab es in Ihrem Hause einmal betriebswirt-schaftliche Rechnungen, welchen Wert das Projektgerade für den Tourismusstandort Bremen bei Ein-schaltquoten im chinesischen Fernsehen von 400 bis500 Millionen bringen würde?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Schulte: Herr Präsident, Herr Abgeord-neter, solche Berechnungen sind, wie Sie sich den-ken können, nicht so ganz einfach anzustellen. Aber

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es ist richtig, dass es ganz erhebliche Zuschauerzahlenbei diesen Sendungen in China gibt. Insofern ist zu-nächst natürlich, und deswegen haben wir uns ja auchengagiert, allgemein anzuerkennen, dass davon einerheblicher Werbeeffekt ausgehen kann. Auf der an-deren Seite muss man sagen, dass es dann nicht inerster Linie ein Projekt wäre, das die Medienwirtschaftin Bremen fördert, sondern unter dem GesichtspunktAußenwirtschaftsförderung, internationales Marke-ting zu sehen wäre.

Genau aus diesem Grund hatten wir den Gedan-ken entwickelt, zur einen Hälfte oder sogar mehr alsdie Hälfte aus Filmfördermitteln zur Verfügung zustellen, aber zur anderen Hälfte muss sich dann die-ses Interesse dann auch irgendwo zeigen. Wenn alleüberzeugt sind, dass es so eine gute Sache ist, dannmuss es sich in Geld und finanzieller Bereitschaft nie-derschlagen. Insofern haben wir auch mit denjeni-gen gesprochen, die für Marketing zuständig sind,und haben überall das gleiche Ergebnis erzielt, dasses zwar eine gute allgemeine Einschätzung diesesProjekts, aber eine geringe Bereitschaft, konkret an-zutreten, gab. Das Projekt allein aus öffentlichen Mit-teln zu finanzieren, haben wir nicht für vertretbar ge-halten. Sie wissen, wir verwenden bei nordmedia etwa650 000 Euro pro Jahr für die Filmförderung effek-tiv in Projekten. 235 000 Euro für dieses Projekt zurVerfügung zu stellen, wäre hinsichtlich der Nachhal-tigkeit in der Auswirkung auf die bremische Filmszeneein unverhältnismäßiger Aufwand und kein sinnvollerEinsatz dieser Mittel gewesen.

Präsident Weber: Herr Kollege, eine weitere Zu-satzfrage? – Bitte sehr!

Abg. Strohmann (CDU): Herr Staatsrat, ich gebeIhnen insoweit recht, als die Nachhaltigkeit nur fürdie Medienwirtschaft nicht dementsprechend gewe-sen wäre, aber für den Tourismusstandort Bremen,wenn man einmal gerade den Bereich Filmorttouris-mus betrachtet, in dem sich wirklich gerade aus demBereich China oder Asien gezielt Menschen die Dreh-orte in den Städten anschauen – Rheinland-Pfalz isthier ein gutes Beispiel –, hätte es doch im Grundegenommen einen großen Nutzen für den Tourismus-standort Bremen gebracht. Wäre es nicht sinnvollgewesen, über die Bremer Marketinggesellschaft, diefür so etwas zuständig ist, diesen Betrag von 100 000Euro aufzubringen? Wenn ich mir überlege, wie oftregionale Veranstaltungen finanziell unterstützt wer-den, wäre das nicht sinnvoll gewesen? Wurde es über-haupt überprüft?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Schulte: Herr Präsident, Herr Abgeord-neter, ich glaube, man kann so eine Debatte immerschlecht an dem einzelnen Projekt führen und fra-

gen, ob diese 100 000 Euro nicht sinnvoll eingesetztgewesen wären, sondern man muss es immer im Ver-hältnis zu den Alternativen sehen. Wir haben finan-ziell begrenzte Ressourcen. Das heißt, wenn man sagt,bei der Filmförderung will man das ausgeben, dannmuss man es anderswo einsparen. Wenn man sagt,beim Marketing will man es zusätzlich machen, dannmuss man sagen, wo man es an einer anderen Stellekürzen will.

Ich habe gestern in einer Bremer Lokalzeitung ge-lesen, dass wir gerade 15 000 Euro für ein Landes-projekt streichen mussten, weil das Geld im Rahmender Marketingmittel nicht zur Verfügung steht. In-sofern ist die Frage, 100 000 Euro zur Verfügung zustellen, immer gleichzeitig die Frage, wo man die-ses Geld dann wegnehmen will. Es reicht nicht, einegute Idee zu haben, man muss sagen, wie man diegute Idee umsetzen kann! Da liegt an dieser Stelledie Schwierigkeit. Wir haben dieses Projekt im Ver-hältnis zu anderen Projekten nicht als vorrangig an-sehen können.

(Abg. S t r o h m a n n (CDU): VielenDank!)

Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? – Bitte,Herr Abgeordneter Schildt!

Abg. Schildt (SPD): Herr Präsident, Herr Staatsrat,können Sie vielleicht dem Hause mitteilen, seit wannes die Diskussion um den Sachverhalt eigentlich gibt?Ist sie jetzt gerade in diesen Tagen aufgetreten, oderist es nicht so, dass wir schon länger über den Sach-verhalt zumindest diskutieren und er schon in derletzten Regierungsverantwortung hätte gelöst wer-den können, wenn es der Wille der CDU gewesenwäre?

Präsident Weber: Bitte, Herr Staatsrat!

Staatsrat Schulte: Der Sachverhalt ist schon sehrausführlich diskutiert worden. Ich habe berichtet überdie Gespräche, die zum Beispiel mit dem Außenwirt-schaftsausschuss der Handelskammer und mit diver-sen Unternehmen geführt worden sind. Insofern istdas kein neues Thema, und ich glaube, dass sich dieNotwendigkeiten der Abwägung und die finanziel-le Mittelsituation in der neuen Legislaturperiode ge-genüber der alten Legislaturperiode nicht veränderthaben.

(Abg. S c h i l d t [SPD]:Ich dankeIhnen!)

Präsident Weber: Weitere Zusatzfragen liegen nichtvor.

Meine Damen und Herren, mit der Beantwortungdieser Frage ist die Fragestunde beendet.

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Aktuelle Stunde

Meine Damen und Herren, für die Aktuelle Stun-de ist von den Abgeordneten Dr. Buhlert, Woltemathund Fraktion der FDP folgendes Thema beantragtworden:

Keine weiteren Verzögerungen bei der Ein-stellung von Lehrerinnen und Lehrern –

Unterrichtsausfall verringern.

Dazu als Vertreterin des Senats Frau SenatorinJürgens-Pieper.

Die Beratung ist eröffnet.

Als erster Redner hat das Wort der AbgeordneteDr. Buhlert.

Abg. Dr. Buhlert (FDP): Sehr geehrter Herr Präsi-dent, meine Damen und Herren! Wir mussten derZeitung entnehmen, dass die Bildungsbehörde beider Einstellung von Lehrern und Lehrerinnen vier bissechs Wochen im Verzug ist. Das ist eine Sache, dieist schade und schlimm, denn es geht doch darum,in Bremen die besten Lehrer für die Schüler undSchülerinnen zu gewinnen, denn wir haben in Bre-men ein Problem im Bildungsbereich.

Es ist doch so, dass wir die Problematik des Un-terrichtsausfalls haben, dass wir in MangelfächernLehrerstellen besetzen müssen und dass wir Alters-abgänge in den Schulen haben, da Lehrer eben auchpensioniert werden. Das heißt doch, wir müssen hiereinstellen. Wenn ich dann höre, dass dort ein solcherVerzug ist, muss man doch einfach sehen, dass wirals Bundesland nicht allein dastehen. Es gibt dieKonkurrenz zu Niedersachsen und zu allen anderenBundesländern, und die wollen auch Lehrer einstel-len, und Lehrer werden in den nächsten Jahren nichtin dem Maße ausgebildet, wie sie benötigt werden.Insofern müssen wir die Frage stellen: Ist gewährleis-tet, dass sich so ein Desaster nicht noch einmal wie-derholt?

Wir denken, hier ist der Senat gefordert. Sie ha-ben sich viel vorgenommen, Frau Jürgens-Pieper, wiewir schon lesen können. Sie wollen dafür sorgen, dassweniger Kinder sitzen bleiben, man hört das bis dahin,dass Sie das Sitzenbleiben abschaffen wollen. Siewollen die Qualität der Schulbildung verbessern unddie Ganztagsschulen ausbauen. All das geht nichtohne Lehrer. Wir werden uns sicherlich in den nächs-ten Jahren noch darüber unterhalten, was denn davonsinnvoll ist und was nicht. Aber eines ist klar: Schu-le ohne Lehrer und Lehrerinnen geht nicht!

(Abg. Frau B u s c h [SPD]: Neue Er-kenntnis!)

Deswegen müssen wir und müssen Sie dafür sor-gen, dass die Einstellungen so vorgenommen wer-

den, wie sie denn gebraucht werden. Es ist doch so,dass derjenige, der nicht kommt zur rechten Zeit, ebendie Lehrer nehmen muss, die übrig bleiben. Insofernist das in dieser Konkurrenzsituation ein großes Pro-blem. Wenn ich dann höre, Bremen und Bremerha-ven seien doch attraktiv und die Lehrer würden sichdann noch umentscheiden, mag das ja im einen oderanderen Fall so sein, aber in der Menge ist und bleibtdas eben ein Problem. Wenn ich dann den Koaliti-onsvertrag lese – –.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/Die Grünen]: Der ist prima!)

Da bin ich ganz anderer Meinung! Darin lese ichdann, dass Sie 200 Lehrer in Bremerhaven und 800Lehrer in Bremen einstellen wollen, was meinerMeinung nach nicht reicht. Wenn ich das lese, frageich mich, wie Sie das mit so einem Verfahren machenwollen! Wenn ich dann höre, dass die Behörde auchnoch nicht so recht weiß, wie sie es denn schulternsoll und sich erst noch beraten lassen will, ist dasGanze sehr nett, aber macht keinen so sicheren Ein-druck, wie ich ihn gern hätte.

Eines ist doch klar, die Schüler und Schülerinnenhaben nicht die Zeit zu warten, bis hier die Hausauf-gaben gemacht sind. Die Schüler und Schülerinnengehen nur einmal zur Schule und brauchen ebenentsprechend gute Unterrichtsversorgung und we-niger Unterrichtsausfall. Sie brauchen auch Lehrer,die da sind, eben nicht diesen Unterrichtsausfall, dieseVerschiebung in der verlässlichen Grundschule, in-dem sie aufgeteilt werden, und dergleichen.

Es geht schlichtweg darum, dass ausreichend Lehrerzur richtigen Zeit in der Schule sind, und das ist mo-mentan nicht gewährleistet. Deshalb bitte ich Sie, hiertätig zu werden, denn eines ist auch klar, wenn Bre-men zukünftig immer zum Schluss einstellt oder nochauf den November vertröstet, weil dann ja die Refe-rendare fertig werden, ist das eine qualitativ nicht sogute Unterrichtsversorgung, wie sie nötig ist. Ich er-innere nur daran, wie wir in den internationalen Ver-gleichstests abschneiden. Das ist eine Schande fürBremen, und das müssen wir abstellen. Hier mussetwas getan werden, und wie gesagt, ohne Lehrergeht das nicht.

Wir fordern mehr Lehrereinstellungen, dafür dieentsprechenden Verfahren und dafür auch eben denAnspruch, dass Bremen als Erstes tätig wird, denneines ist auch klar, das Sprichwort sagt, der frühe Vogelfängt den Wurm, und wer die besten Lehrer habenwill, sollte dann auch als Erster auf diesem Arbeits-markt tätig werden und die entsprechenden Fach-kräfte einstellen. – Herzlichen Dank!

(Beifall bei der FDP)

Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das Wortdie Abgeordnete Frau Stahmann.

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Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen): HerrPräsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr ge-ehrte Bildungssenatorin Jürgens-Pieper, ich finde, Siehaben keinen leichten Start hier, weil Sie in den nächs-ten Wochen ja ein richtiges Dickschiff bewegen müs-sen. Wir sichern hier zu, Herr Buhlert hat das auchangesprochen, dass Sie hier als Bildungssenatorin beider Besetzung neuer Lehrerstellen die volle Unter-stützung des Hauses haben.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Herr Buhlert hat angesprochen, dass die Koaliti-on sich geeinigt hat, frei werdende Lehrerstellen zubesetzen.

(Vizepräsident R a v e n s übernimmtden Vorsitz.)

Ja, das wollen wir, 800 Stellen in der Stadt Bremen,200 in der Stadt Bremerhaven! Das ist wichtig, umdie Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Wenn dieOpposition hier heute schon ankündigt, das sei zuwenig, und man wolle die Koalition vor sich hertrei-ben, um mehr Stellen für die Schulen zugänglich zumachen, seien Sie herzlich willkommen, wenn Sie unshier dabei unterstützen, dass wir mehr Geld für Bil-dung freischaufeln! Es wird ein Kraftakt werden, inden nächsten Jahren diese 1000 Stellen hier in Bre-men und Bremerhaven zu besetzen. Die Koalition wirddiese Aufgabe annehmen, und wir werden dieseAufgabe auch lösen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Man muss aber klar sagen, und daran gibt es auchnichts herumzudeuteln, Herr Buhlert, diese Einstel-lungspanne darf sich nicht wiederholen. Wir habenhier im Hause ausführlich darüber debattiert, Sena-tor Lemke erinnert sich auch noch an die Debatte.Wir haben über Unterrichtsversorgung gesprochen,wir haben in Kleinen und Großen Anfragen darübergesprochen, dass die Kollegien älter werden, dassmehr Lehrer verrentet werden oder eben aus gesund-heitlichen Gründen ausscheiden und dass wir neue,junge, frische, motivierte Lehrerinnen und Lehrerbrauchen. Es war Konsens hier im Haus, dass dieStellen auch besetzt werden müssen.

Die alten Koalitionsfraktionen, die Große Koaliti-on hatte ja in den letzten Jahren die Lehrerversor-gung abgesenkt, 15 Prozent der Lehrerstellen warenin den letzten Jahren reduziert worden, sprich, wirhaben über 850 Lehrer in Bremen und Bremerhavenreduziert. Das merkt man natürlich bei der Unterrichts-versorgung, Herr Buhlert, es knackt und knirscht anallen Ecken und Enden, und auch deshalb werdenwir die neuen jungen Lehrer brauchen. Die Senato-

rin hat uns schon zugesichert, dass sie das Verfah-ren jetzt zügig angehen wird und die Gespräche bisMitte Juli durchgeführt werden, und ich finde, dasmuss man hier auch ernst nehmen und anerkennen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Natürlich muss Bremen Erster sein, wenn es umden Wettbewerb für die klugen und besten Köpfe geht.Wir müssen die gut qualifizierten jungen Lehrerin-nen und Lehrer, die wir hier ausgebildet haben, auchin der Stadt behalten, in Bremen und in Bremerha-ven. Wir haben ja in den vergangenen Jahren gese-hen, was passiert, wenn man – in Bremerhaven warder Prozess immer ein bisschen langsamer – recht spätanfängt. Dann hat man große Probleme, Lehrer inMangelfächern zu gewinnen. Deshalb sollten wir allegelernt haben, dass wir möglichst früh in das Verfahreneinsteigen. 1900 Bewerbungen zeigen, dass wir at-traktiv sind, dass das Land Bremen ein attraktiverStandort für junge Lehrkräfte ist, und das müssen wirgeschickt nutzen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD – Abg. D r . B u h l e r t [FDP]:Aber die bewerben sich doch auch woan-

ders!)

Wir werden gemeinsam mit Ihnen, wenn Sie Mit-glied in der Bildungsdeputation sind, das Verfahrenzur Lehrereinstellung unter die Lupe nehmen, unddabei sind Ihre Verbesserungsvorschläge auch aus-drücklich erwünscht. Es ist entscheidend, dass wirschneller und besser werden als die anderen Bun-desländer, und wir müssen auch schon ganz früh andie Studenten heran, nämlich dann schon, wenn siein der Universität sind. Dann schon müssen wir andie Universitäten gehen und sagen, es ist attraktiv,sich hier in Bremen und Bremerhaven zu bewerben,hier haben gute Absolventen eine langjährige Pers-pektive. Dafür hat das Ressort auch schon ein Kon-zept vorgelegt, und das wartet nur darauf, jetzt zü-gig umgesetzt zu werden.

Wir haben in den letzten Jahren viel über Quali-tätsverbesserung an den Schulen gesprochen, undich war doch erstaunt, dass das Ressort bei den Per-sonaleinstellungen etwas gehadert hat und dass esda an irgendwelchen Stellen gehakt hat. Wenn wirüber Qualitätsverbesserung an Schulen sprechen,muss klar sein, dass Neueinstellungen ein ganz wich-tiger Punkt sind, um die Qualität an den Schulen zuverbessern. Mit jungen Lehrern kommen Innovati-on und frischer Wind an die Schulen, und das brau-chen wir ganz klar.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

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Die Koalition hat sich darauf geeinigt – Herr Buh-lert, deswegen finde ich die Koalitionsvereinbarungauch super und gut –, die PEP-Quote für den Schul-bereich zu streichen, neue Lehrerinnen einzustellenund die Altersteilzeit, sofern sie kostenneutral zurealisieren ist, wieder einzuführen. Das sind wichti-ge Maßnahmen für die Schulen, um personalpolitischund -wirtschaftlich arbeiten zu können. Wir dürfenaber eines nicht vergessen, wir müssen auch die Leh-rer, die jetzt an den Schulen arbeiten, unterstützen,ihre Gesundheit zu erhalten. Das wird ein weiteresgroßes Thema werden in dieser Legislaturperiode,dass wir uns mit der Lehrergesundheit auseinander-setzen: Wie sind die Arbeitsbedingungen an Ganz-tagsschulen, wie sind die Bedingungen an den un-terschiedlichen Schulen in Bremen und Bremerha-ven? Da haben wir, die hier in diesem Hause sitzen,alle Hände voll zu tun.

Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte Leh-rerinnen und Lehrer, wir brauchen die Besten, undHerr Rohmeyer, ich freue mich schon auf Ihren Re-debeitrag, nennen Sie die neue Senatorin doch schonzärtlich JüPi. Ich freue mich auf die Debatte mit Ih-nen!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner hat dasWort der Abgeordnete Rohmeyer.

Abg. Rohmeyer (CDU)*): Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Liebe Frau Stahmann, diese staats-tragende Rolle, mein Gott, wie schnell doch der Sin-neswandel bei Ihnen eingetreten ist!

(Abg. Frau B u s c h [SPD]: Bei Ihnen jaauch! – Heiterkeit und Beifall bei der SPD

und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Nein, nein, liebe Frau Busch! Das, was ich jetzt sage,wird im Wesentlichen an das anknüpfen, was ich schonbei den letzten Debatten zur Unterrichtsversorgunghier in der Bürgerschaft gesagt habe. Das ist ein knap-pes halbes Jahr her, und schon damals haben wir alsCDU das Ressort aufgefordert, endlich die notwen-digen Lehrereinstellungen vorzunehmen. Das, wasjetzt in der Zeitung stand, das, was jetzt die Schulenbeklagen und was die Eltern auf die Barrikaden treibt,ist nicht irgendein Versagen der damaligen Koaliti-on, sondern das ist ein schlichtes Versagen der Bil-dungsbehörde, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU)

Das ist ja auch in dem Artikel im „Weser-Kurier“deutlich geworden, und das wird jetzt darauf gescho-–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

ben, dass da irgendwelche ressortinternen neuenStrukturen geschaffen wurden, meine Damen undHerren. Das sind keine neuen Strukturen, die in denletzten Wochen geschaffen wurden, das sind Entwick-lungen, die sich schon über einen langen Zeitraumangekündigt haben. Dass der damalige Referatslei-ter in den Ruhestand gegangen ist, war im Jahr 2006,und dass dort in dem Ressort Leute dann nicht in derLage sind, das neu zu strukturieren, spricht dann auchwieder für das Ressort, meine Damen und Herren.Auch das ist nichts Neues. Die Kritik am Bildungs-ressort hat die CDU über Jahre hier immer deutlichgemacht. Wir bedauern es auch, das will ich nocheinmal ganz deutlich sagen, dass Senator Lemke sichhier in der damaligen Zeit nicht gegen sein Ressortdurchsetzen konnte. Auch diese Kritik haben Sie inder Vergangenheit hier von mir immer deutlich ge-hört, meine Damen und Herren. Soweit aber nur zurVorrede!

Das Problem ist ein ganz ernstes, meine Damen undHerren. Am 1. 8. beginnt das neue Schuljahr, undBremen hat zurzeit 87 Lehrerinnen und Lehrer zuwenig, um eine Unterrichtsversorgung abzudecken,die, wenn ich die letzten Haushaltsberatungen hierzitieren darf, Frau Kollegin Hövelmann hat das sei-nerzeit gesagt, auf Kante genäht ist. Das Bildungs-ressort nimmt es billigend in Kauf, dass wir massiveUnterrichtsausfälle zum Schuljahresbeginn habenwerden, meine Damen und Herren. Das ist ein skan-dalöser Zustand! Die Schülerinnen und Schüler derStadt Bremen werden es sich nicht leisten können,dass hier vom Bildungsressort von vornherein Unter-richtsausfall in Kauf genommen wird. Dies kritisie-ren wir scharf und werden es auch in der Bildungs-deputation noch einmal eingehend behandeln.

Wir haben in der Zeitung lesen können, man hörtes auch von Elternvertretern aus den Schulen, dassinsbesondere die Gymnasien betroffen sind. Von die-sen 87 Lehrerinnen und Lehrern, die benötigt wer-den, werden über 50 an Gymnasien benötigt. Da stelltsich mir schon die Frage, meine Damen und Herren,ob das nicht vielleicht auch dann Ergebnis einer ge-wissen Denkweise in der Bildungsbehörde ist. Ichhabe in den letzten Jahren sehr genau verfolgenkönnen, welches Verständnis, welchen Stellenwertdas Gymnasium in der Bildungsbehörde hatte. Mansieht es ja auch daran, dass es nicht einmal eine kla-re Verantwortung für das Gymnasium gibt. Ich glaube,meine Damen und Herren, da ist nicht nur Schlam-perei in der Behörde, da ist wahrscheinlich sogar nochpolitischer Vorsatz mit im Spiel, dass man gesagt hat,erst einmal sehen, was am 13. Mai herauskommt, unddie Einstellungen für die Gymnasien sind ja sowiesonicht so wichtig.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Das ist eine Frechheit, Herr Roh-meyer! – Abg. D r . G ü l d n e r [Bünd-nis 90/Die Grünen]: Verschwörungstheorie!)

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Das werden wir noch herausarbeiten, Frau Sena-torin Jürgens-Pieper. Das kündigen wir hier schonan, dass wir das herausarbeiten werden, ob dahinternoch etwas anderes steckt als die Schlamperei in derBehörde.

(Beifall bei der CDU)

Ich kann für die CDU in Anspruch nehmen, dasswir in der damaligen Zeit, sogar gemeinsam mit Bünd-nis 90/Die Grünen, immer sehr deutlich darauf hin-gewiesen haben, dass wir die notwendigen Lehre-rinnen und Lehrer für Bremen einstellen müssen. HerrKollege Buhlert, diese Debatte hätte im Übrigen inder Stadtbürgerschaft stattfinden müssen, weil es einStadtthema ist, aber es ist auch schön, dass es derLandtag debattiert.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Das gilt auch für Bremerhaven!)

Aber die Einstellungen, liebe Frau Kollegin Stahmann,nimmt hier der kommunale Schulträger vor, und Bre-merhaven stellt seine eigenen Lehrerinnen und Lehrerein.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Wir bezahlen die, das sind Landes-

lehrer!)

Aber von daher ist es ja richtig, dass wir es hier imLandtag debattieren, Frau Kollegin Stahmann. Dasbringt ja eine größere Aufmerksamkeit, und es ist jafür Sie auch nicht schlecht, dass Sie dann morgen nocheinmal in der Zeitung lesen können, was an dieserDebatte wichtig war.

Wir haben immer deutlich gemacht, dass es wich-tig ist – gerade vor dem Hintergrund, dass wir zen-trale Abschlussprüfungen in allen Schularten einge-führt haben, dass wir den gymnasialen Bildungsgangverkürzt haben auf 12 Jahre, was dann natürlich einegrößere Unterrichtsversorgung zur Folge hat –, dieLehrerinnen und Lehrer frühzeitig einzustellen. Jetztwird in der Zeitung geschrieben – und das scheintein Zitat aus der Behörde zu sein –, dass es auch daranliegt, dass wir schulscharfe Ausschreibungen haben.Ich darf das kurz erläutern: Schulscharfe Ausschrei-bungen bedeutet, Schulen können einen konkretenWunsch äußern, welchen Bedarf sie haben, und ge-nau den Bedarf bekommen sie dann erfüllt. Es wirdjetzt so getan, als ob das etwas Neues wäre, meineDamen und Herren, das haben wir aber schon vorJahren eingeführt. Es kann nicht sein, dass das jetztauch als Begründung herhalten muss, warum es dieBildungsbehörde nicht schafft, Lehrerinnen und Leh-rer pünktlich zum Schuljahresbeginn einzustellen.

Ich darf vielleicht noch abschließend sagen, mei-ne Damen und Herren, es kann auch nicht sein, dassjetzt darauf verwiesen wird, dass zum November die

neuen Referendare da sind. Meine Damen und Her-ren, das Schuljahr beginnt am 1. August. Nach denSommerferien sind Schülerinnen und Schüler in derSchule, und sie müssen von ausgebildeten Lehrerin-nen und Lehrern unterrichtet werden.

(Beifall bei der CDU)

Ich kann nur davor warnen, irgendwelche Planspielezu machen, Unterricht von Menschen erteilen zu las-sen, die nicht Lehrerinnen und Lehrer sind. Auch dahat es ja schon einmal Ideen gegeben. Unterricht nachStundentafel muss von ausgebildeten Lehrerinnenund Lehrern erteilt werden. Darauf haben die Schü-lerinnen und Schüler einen Anspruch,

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Das hat auch niemand bestritten!)

darauf haben die Eltern einen Anspruch. Wir wer-den das ganz intensiv verfolgen, Frau Kollegin Stah-mann, Sie kennen die Bildungsbehörde genauso gutwie ich. Ich finde es gut, dass Sie das jetzt verteidi-gen müssen und wünsche Ihnen dabei viel Spaß! –Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Güngör.

Abg. Güngör (SPD)*): Herr Präsident, meine sehrgeehrten Damen und Herren! Viele Schulleitungenund auch die Sprecher der Schulen haben die Sorgegeäußert, dass die Versorgung der Schulen mit demnötigen Lehrpersonal zum Schuljahresbeginn 2007/2008 nicht gesichert sei. Diese Sorgen sind auch anunsere Fraktion herangetragen worden, und meineFraktion versteht diese Sorgen der Schulen – im Übri-gen nicht nur der Gymnasien – sehr gut und nimmtsie sehr ernst, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wir bedauern diese Situation, denn sie bringt Ver-unsicherung und Unruhe in die Schulen, bedeutetÄngste für Eltern und ist allein aus diesen Gründenschon nicht akzeptabel, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Um künftig solche Fehler zu vermeiden, müssenwir nach den Ursachen sehen, und da ist nicht, wievon einigen vermutet, ursächlich der Wahlkampf zusehen, sondern vielfältigere Ursachen. Es gab in den–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

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letzten Wochen in der Behörde ein erhöhtes Abstim-mungsaufkommen, um die erforderlichen Einstel-lungsbedarfe zu beurteilen und dies mit den verfüg-baren Haushaltsressourcen abzugleichen. Dass dasein schwieriges Verfahren ist bei dem knappen Per-sonalbudget, das sollte mindestens hier allen Anwe-senden klar sein.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

So groß kann der Gedächtnisschwund bei nieman-dem sein!

Zu erwähnen sind auch die Neuerungen im Ein-stellungsverfahren, nämlich das Bemühen, wirklichmehr auf die Wünsche der Schulen einzugehen, so-wohl bei den Neueinstellungen als auch bei den vonden Schulen vorgeschlagenen Personalveränderun-gen, also das Einigungsverfahren für Personalumset-zungen. Alles zusammen hat zu den Verzögerungenin der Bildungsbehörde geführt. Das Ziel muss ja auchsein, meine Damen und Herren, noch stärker, nochgenauer auf die Bedarfe der Schulen einzugehen.Auch wenn das Verfahren kompliziert ist, nur das istder richtige Weg, um die Schulen qualitativ zu ver-bessern.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Überwiegend einvernehmlich mit den betroffenenLehrerinnen und Lehrern, den Schulen und dem Per-sonalrat konnten bereits Lehrkräfte umgesetzt wer-den. Wissend um das zeit- und kraftaufwendige Pro-cedere muss die einzig richtige Konsequenz sein, dasskünftig das Verfahren so rechtzeitig aufgenommenwird, dass so etwas nicht wieder passiert. Das Gan-ze darf auch nie wieder passieren, meine Damen undHerren!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Klar ist, die Schulen, die Bewerberinnen und Be-werber brauchen Planungssicherheit, die Schüler-innen und Schüler haben ein Recht auf einen geord-neten Schulanfang, und von daher, meine Damen undHerren, lassen Sie uns nach vorn blicken! Die Ein-stellungsgespräche haben begonnen und werden inenger Abstimmung mit den Schulen und der Perso-nalvertretung organisiert. Die Schulleiterinnen undSchulleiter, an deren Schulen Einstellungen vorge-sehen sind, müssen die Gelegenheit bekommen, dieBewerbungsunterlagen zu sichten und Absprachenzu den Fachkombinationen zu treffen.

(Abg. D r . B u h l e r t [FDP]: Währendihrer Sommerferien!)

Dieses Verfahren begrüße ich ausdrücklich, auch imNamen meiner Fraktion, der SPD, und sehe es alsrichtigen und wichtigen Schritt, Schulen möglichstpassgenau Lehrerinnen und Lehrer zuzuführen, mei-ne Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD)

Nun möchte ich noch einmal kurz auf die bekannteSorge der Schulleiterinnen und Schulleiter eingehen,die Befürchtung, dass die Besten weg sind und woan-ders eingestellt werden. Zunächst lassen Sie mich bitteklarstellen: Von dieser Bewertung der noch nicht wo-anders eingestellten Bewerberinnen und Bewerberdistanziere ich mich.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Herr Dr. Buhlert, Sie haben gesagt, wir müssen dochdie Besten gewinnen. Sie glauben, die noch zur Ver-fügung stehenden Bewerberinnen und Bewerber sindschlecht, sie sind nur zweite Wahl? Dann haben Sieanscheinend nicht wirklich Ahnung von der Reali-tät, zeichnen hier ein düsteres Bild und verurteilenBewerbungen, die Sie gar nicht kennen. Das ist nichtin Ordnung, ist eine Diffamierung der anstehendenBewerberinnen und Bewerber, und das finde ich ver-werflich, meine Damen und Herren!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Fraglich ist, wer überhaupt schon einmal Bewer-bungen gesichtet und bewertet hat in seinem eige-nen Leben!

(Heiterkeit bei der CDU und bei der FDP –Abg. D r . B u h l e r t [FDP]: Als ehema-liger Geschäftsführer habe ich das getan!)

Das ist ja wunderbar! Dann könnte man ja auch et-was sensibler mit diesem Thema umgehen!

(Beifall bei der SPD)

Die Wahrheit ist doch, auf noch 86 zu besetzendeStellen hat sich eine gigantische Zahl von 1900 Lehr-kräften beworben, und natürlich haben einige die-ser Bewerberinnen und Bewerber eine Zusage ausanderen Bundesländern bekommen, aber bei der ho-hen Bewerberzahl dürfen wir wohl davon ausgehen,dass geeignete Kandidatinnen und Kandidaten ein-gestellt werden, sodass die Unterrichtsversorgungabgesichert sein wird.

Bildung, meine Damen und Herren, ist eine Inves-tition in die Zukunft, und natürlich sind die besten

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Lehrkräfte gerade gut genug für unsere Schülerinnenund Schüler im Lande Bremen, aber klar ist dochauch, Herr Dr. Buhlert, Sie haben gesagt, Bremen undBremerhaven seien attraktiv, nein, Bremen und Bre-merhaven sind attraktiv, Herr Dr. Buhlert! Es ist ganzklar, dass von vielen Bewerberinnen und Bewerberndamit auch Bremen bevorzugt wird. Unser Ziel ist es– und das sage ich auch im Namen der SPD-Frakti-on –, dass die Einstellungsverfahren in der Behördeabsolute Priorität haben, damit die Schulen zu Be-ginn des neuen Schuljahres die neuen Lehrerinnenund Lehrer einsetzen können und die Unterrichtsver-sorgung abgesichert ist. Die Schülerinnen und Schülerim Lande Bremen sollen vom ersten Unterrichtstagan verlässliche Schule erleben.

Die Aufgabe ist jetzt, nach vorn zu schauen, imengen Schulterschluss mit Schulleitern, Personalratund Behörde zügig dieses Problem aus der Welt zuschaffen. Da helfen uns lange Debatten auch herz-lich wenig. Sie steigern höchstens die Verunsiche-rung bei den Eltern, bei den Schülerinnen und Schü-lern und bei den Lehrerinnen und Lehrern, und daswäre wahrlich kein gutes Vorhaben, meine Damenund Herren.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Frau Senatorin Jürgens-Pieper, das ist bestimmtnicht der schönste Anfang und auch nicht die schönsteGeschichte für den Anfang, Fehler in der Verwaltungzu rechtfertigen, auch für mich nicht, aber wir beidesind in der Situation, dass weder Sie noch ich vorherin der jetzigen neuen Funktion waren. Das gilt imÜbrigen nicht für alle meine Vorredner.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Meine Fraktion und ich werden Frau Senatorin Jür-gens-Pieper unterstützen, und ich bitte das Parlament,dies in gleicher Weise zu tun. – Danke schön!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Beilken.

Abg. Beilken (Die Linke)*): Einen wunderschönenguten Tag miteinander!

(Zurufe)

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen undHerren! Ich bitte um Nachsicht für so kleine forma-–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

le, sagen wir einmal, Ungeschicklichkeiten am An-fang! Es ist ja meine erste Rede. Ich werde auch nochein Stück weit am Manuskript kleben, und Unterbre-chen und Zwischenfragen und so weiter können wiruns auch, glaube ich, für später aufheben. Ich wer-de so in 6 bis 8 Minuten durch sein, und wenn icheine kleine Seitenbemerkung mache zwischendurch,dann – –.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Wenn Herr Rohmeyer das auch

einmal machen würde!)

Ja! Solche Unterbrechung gehen, ja! Wenn ich einekleine Seitenbemerkung mache, keine Sorge, ichkomme ganz gewiss zum Thema schnell zurück!

Die Bremer Schulbehörde verschläft die Einstel-lung von Lehrerinnen und Lehrern, so ähnlich lau-tete die Zeitungsüberschrift zu dem heutigen aktu-ellen Thema. Das macht natürlich stutzig, und manfragt sich: Wie kann das angehen? Was steckt da-hinter? Meine Vorredner haben ja auch schon ver-sucht, da etwas aufzudecken, und das braucht mannatürlich auch, wenn man diese Sache beheben will,dass man fragt, was dahintersteckt. Ich habe eineThese, die vielleicht ein bisschen polemisch zugespitztist, und sie macht es aber möglich, ein paar Dingedeutlich zu machen, die mir wichtig sind. Die Theseist: Die Ursache, dass dies passieren konnte, liegt nichtnur an menschlicher Schlamperei, auch nicht an tech-nischen Behördenproblemen, sondern sie liegt schonauch an der politischen Ausrichtung der Schulbehör-de. Ein Stück weit ist das ja eben schon einmal an-geklungen. Ich sehe es natürlich in ganz besonde-rer Weise, wie Sie gleich noch sehen werden. DieseAusrichtung – und auch das wurde eben schon einmalerwähnt – ist schon lange auf den Weg gebracht wor-den. Das geht noch zurück bis zur vorigen Rot-Grün-Phase in Bremen

(Abg. Frau B u s c h [SPD]: Hatten wirnoch nie!)

und natürlich besonders in der rot-schwärzlichen Lan-desregierung, rötlich-schwärzlichen Landesregierung.Kleiner Aspekt zu den Farben: Rötlich wird ja jetztlangsam wieder ein Stück weit roter, und schwärz-lich wird ein Stück weit schwärzer, und so, wie ichden Eindruck habe, probiert man es eventuell auchmit Tiefschwarz, oder soll ich sagen Kohlpechraben-schwarz, oder wie soll ich dies, was manchmal soals – –.

(Abg. Frau W i n t h e r [CDU]: Was hatdas mit dem Thema zu tun?)

Das ist ein kleiner Schlenker!

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Soll ich das Retro-Marketing ansehen als die Markt-nische, die Sie da machen?

(Abg. G ü n t h n e r [SPD]: Auf der Auto-bahn kommt man manchmal ins Schlenkern

und landet dann an der Leitplanke!)

Ja!

Nun gut, das ist Ihre Sache hier rechts von mir! Bloß,kleine Bemerkung noch, ziehen Sie, wenn es geht,dort nicht die jungen Leute mit hinein! Gut, okay! Egal,Schwamm darüber! Ich komme jetzt zum Thema!

Warum versagt also die Schulbehörde bei ihrenelementaren Aufgaben? Im Wahlkampf hatte ich Ge-legenheit, einige interessante Publikumsveranstal-tungen der GEW zu besuchen, und bei der Gelegen-heit war mein starker Eindruck aus vielen ergreifen-den Schilderungen von Eltern, Lehrerinnen und Leh-rern, dass die Schulbehörde das Problem ist, und zwarein ziemlich hartnäckiges Problem. Mein Eindruckdaraus ist, dass es in der jüngeren Vergangenheitanscheinend einigen, die das so wollten, gelungenist, dieser Schulbehörde zum Teil eine Art Rambo-Mentalität zu verpassen, um die Bremer Schulland-schaft neoliberal umzugestalten.

Jetzt wollen Sie vermutlich wissen, was das ist! Ichmerke schon die Fragen! Davon war ich ausgegan-gen. Ich will es einmal ganz einfach sagen: Darunterversteht man, wenn ein Ex-Bildungssenator sagt,Leistung muss sich auch für Kinder lohnen. Das istso etwa das, was die Richtung angibt. Eigentlichkönnte die FDP damit ganz zufrieden sein, und es freutmich aber, dass sich die FDP trotz dieser Grundein-stellung für allgemeinbildende Schulen einsetzt undnicht nur für private. Das finde ich ausgesprochen gut,auch Einsatz für mehr Lehrer, ganz d´accord, da habeich gar keine Berührungsängste. Mehr Lehrer brau-chen wir, auch wenn das jetzt hier nicht das Themaist.

Warum Unterrichtsausfall zu der bezeichnendenProgrammatik gehört, zu dieser neoliberalen Program-matik? Im Schulalltag wird versucht, mit möglichstwenig – und das ist bedeutsam, das klang eben auchschon an bei anderen Rednern – regulär beschäftig-ten Lehrern und Lehrerinnen auszukommen. Es wirddann versucht, möglichst viele prekäre Beschäftigungdort einzusetzen. Das merken die Eltern, das merkendie Lehrer, und das merken auch die Schüler, unddeswegen gibt es ein Problem bei der Einstellung,unter anderem wegen dieser Mentalität ein Problembei der Einstellung. Insbesondere geht es dann umArbeitsgelegenheiten für Wiedereingliederung – –.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Würden Sie eine Zwischenfrage

zulassen?)

Ja!

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Das wäre jetzt interessant gewe-sen, ob Sie Beamte meinen mit prekären Be-

schäftigungsverhältnissen!)

Die Frage war so gut, die muss ich nicht beantwor-ten!

Sogenannte Arbeitsgelegenheiten zur Wiederein-gliederung ehrenamtlich tätiger Übungsleiter und dieunsägliche – und jetzt sage ich es ganz deutlich, wasich insbesondere meine – Bremer Stadtteilschule e.V.!Vermutlich hat die Schulbehörde gar nicht geschla-fen, als sie die rechtzeitige Einstellung der Lehrerinnenund Lehrer verpasst hat. Sie war vielleicht zum Bei-spiel gemäß ihrer etwas merkwürdigen Aufgabe undAufgabenstellung, die ich eben genannt habe, da-mit beschäftigt, eine juristische Rechtfertigung zu bas-teln, um die Kolleginnen und Kollegen von der staat-lich-bremischen Lohndumpingfirma Stadtteilschulee.V. gerade nicht einzustellen. Dazu ist sie gericht-lich nämlich eigentlich verurteilt worden, aber Rot-Schwarz hat dies nicht akzeptiert. Will Bremen davon Niedersachsen lernen? Ich kann aus eigener Er-fahrung sagen: Ich habe vergleichbare Rechtsstrei-te in Niedersachsen gewonnen – natürlich als Betrof-fener –, und beim zweiten Mal hat der Richter eineBerufung der Behörde nicht mehr zugelassen. Da warSchluss mit dieser Trickserei. Brauchen Sie das hierin Bremen? Ist das der Weg, den Sie gehen wollen?Ich will nicht darüber reden, wer damals in Nieder-sachsen das Kultusministerium geführt hat oder indieser Zeit auch.

Ich appelliere aber, um zum Ende zu kommen, nichtallein an Sie, Frau Senatorin Jürgens-Pieper, sondernauch an die rot-grünen Parlamentarierinnen und Par-lamentarier, die für viele noch Hoffnungsträger sind,gerade am Anfang der Legislaturperiode. Machen Siedie Schulbehörde in diesem Bundesland wieder zueiner Organisation, die Ansprechpartner und Dienst-leister für engagierten und qualifizierten Schulbetriebist! Machen Sie dies wieder zu einer Kernaufgabe derBehörde! Dazu gehört es dann auch ganz selbstver-ständlich, dass rechtzeitig vor Schuljahresbeginn ge-nügend Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden.Sorgen Sie dafür, dass die Lehrerinnen zum Einsatzkommen, die Sie von Schule zu Schule tingeln las-sen, um sich zu bewerben, weil die Grundschule, ander diese Kolleginnen gearbeitet wurde, von Ihnengeschlossen wurde! Um Unterrichtsausfall zu vermei-den, was am wichtigsten ist, stellen Sie auch dafürendlich die Kolleginnen und Kollegen der halb legalenArbeitnehmerüberlassungsfirma namens Stadtteil-schule zu regulären Bedingungen ein!

(Beifall bei der Linken)

Im neoliberalen Jargon hört man gern die Worte„motivieren“, vor allem „ermutigen“ und „Kernauf-gabe“, deswegen meine abschließende Bemerkung:

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Motivieren und ermutigen Sie unsere Bildungsbehör-de dazu, ihre Kernaufgabe zu erfüllen, das heißt ak-tuell, in den nächsten Wochen genügend Lehrerin-nen und Lehrer einzustellen, damit am ersten Schultagnach den Ferien der Schulbetrieb ohne Unterrichts-ausfall sofort starten kann! – Vielen Dank!

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Als nächste Rednerin hatdas Wort Frau Kollegin Stahmann.

Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen): HerrPräsident, sehr geehrte Damen und Herren! Herr Roh-meyer, eben habe ich es schon gesagt, Ihre Redebei-träge sind auch in der neuen Legislaturperiode nichtbesser geworden.

Aber jetzt noch einmal, um auf ihre Verschwörungs-theorie „light“ einzugehen, es gäbe eine neue Koa-lition, die jetzt angetreten ist, die Gymnasien, ins-besondere die gymnasialen Oberstufen in Grund undBoden zu wirtschaften! Ich finde, das ist ein ziemlichlächerlicher Pappkamerad, den Sie hier aufbauen.Ganz klar ist doch, Herr Rohmeyer, und das wissenSie genauso gut wie ich, dass an den Schulen, undgerade auch an den gymnasialen Oberstufen, wo diemeisten Lehrer in Rente gehen und Stellen frei wer-den, natürlich auch mit Priorität die Stellen hier be-setzt werden. Das wissen Sie ganz genau, Sie sindja schließlich lange genug in der Bildungsdeputati-on, und an der Stelle wird es nicht zu einer Ungleich-behandlung kommen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Jede Regierung und auch diese Regierung ist verant-wortlich für alle Schulen, die es gibt, und da gibt eskeine Bevorzugung oder Benachteiligung von gym-nasialen Oberstufen oder von Gesamtschulen. Dasist ja das, was Sie hier aufmachen wollten, an dieGesamtschule würden mehr Lehrer geschickt und aufdas Gymnasium ganz wenige, und wunderbar hat dieCDU hier wieder ein schönes Feindbild aufgebaut.

Das wird so nicht sein. Die Senatorin wird dafürsorgen, dass die Schulen mit Lehrern versorgt wer-den. Das wird schwer sein, jetzt noch die Bewerbungs-gespräche über die Bühne zu bringen. Viele Absol-venten haben auch Zusagen in anderen Bundeslän-dern gemacht. Manche werden sich umentscheidenfür Bremen, andere werden Bremen dann eine Ab-sage erteilen. So ist es und bleibt es ärgerlich, dasswir einfach hinten dran sind, und das muss man hierauch zugeben, dass das schiefgelaufen ist.

Herr Rohmeyer, die CDU war bis Freitag in derRegierungsverantwortung, und auch Sie hätten nach-haken und es wissen können. Sie haben ja auch,genauso wie wir, Briefe von den Schulen bekommen.

Ja, wo, wann? In der Deputation hätte Herr Rohmeyerja alle Chancen der Welt gehabt, dort noch einmalnachfragen zu können.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD – Zuruf des Abg. R o h m e y e r

[CDU])

Da müssen Sie sich noch einmal melden, wenn Siejetzt meinen, ich sei schuld, dass die Lehrer nichteingestellt sind. Verschwörungstheorie oder Hardcore-Verschwörungstheorie, es sei alles Absicht, dass wirjetzt die Lehrer nicht eingestellt haben, damit wir dieStadtteilschule noch einmal aufblähen können, umLehrer mit Lohndumping und in schlecht bezahlteArbeitsverhältnisse pressen zu können, das ist abso-luter Quatsch!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Es gibt ein Gerichtsverfahren, das Urteil war nochnicht geschrieben worden, Senator Lemke hatte ge-sagt, wenn er es schriftlich hätte, hätte er der Depu-tation schon darüber berichtet. Das wird auf einer derkommenden Sitzungen in der Bildungsdeputation,Herr Beilken, vielleicht sind Sie dann ja Mitglied, dortauch diskutiert werden. Dann wird auch darüber ge-redet, ob Bremen weiterhin eine Stadtteilschule fürdie Lehrerfeuerwehr haben wird oder ob Bremen ei-nen anderen Weg gehen wird. Diesen anderen Weg,den müssen wir dann auch bezahlen, und dafür mussdas Geld in den Haushalt eingestellt werden. Wennvon allen Seiten jetzt kommt, die Stadtteilschule gehtnicht mehr, weil die Auffassung besteht, es sei ille-gale Arbeitnehmerüberlassung, dann muss man da-für sorgen, auch die Opposition muss dafür sorgen,dass genügend Geld im Bildungshaushalt für Leh-rerinnen und Lehrer eingestellt wird, um die Unter-richtsversorgung aufrechtzuerhalten.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Herr Rohmeyer, machen Sie sich keinen weißenFuß! Bei allen Haushaltsberatungen hat die CDU hierdafür gestimmt, die Anzahl von Lehrerstellen abzu-senken. Das müssen Sie auch zugeben, und wenn dieUnterrichtsversorgung in den letzten Jahren auf Kantegenäht war, dann hat auch Ihre Fraktion und natür-lich auch die alte Koalition eine Mitschuld an dieserSituation, und da kann man sich hier nicht irgend-wie so mit „ich bin jetzt hier die neue Opposition“schlankweg aus der Affäre ziehen. Das geht hierüberhaupt nicht in Ordnung!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 55

Vizepräsident Ravens: Das Wort erhält Frau Sena-torin Jürgens-Pieper.

Senatorin Jürgens-Pieper: Herr Präsident, meineDamen und Herren! Ich will gern Stellung nehmenin dieser Aktuellen Stunde, obwohl, es ist schon ge-sagt, wir uns eigentlich ausschließlich mit der Stadt-gemeinde Bremen beschäftigen. Ich will aber aucheinen kleinen Passus einfügen, wie es denn in Bre-merhaven aussieht. Das hat jetzt hier noch gar kei-ne Rolle gespielt, denn wir sind ja in der Bürgerschaftdes Landes Bremen.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, dasoberste Ziel dieses rot-grünen Senats und auch dersie tragenden Fraktionen ist, 100 Prozent Unterrichts-versorgung an den Schulen, und zwar an jeder Schulesicherzustellen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Gerade deshalb bitte ich, doch auch mit einer gewissenSeriosität an die Sache heranzugehen. Wenn man wieSie die letzten Jahre, auch als Sie Verantwortunggetragen haben, vor dem Haushalt sagen musste,Stellen müssen abgesenkt werden, und wir jetzt diefinanziellen Prioritäten in dieser Koalition haben, dassmöglichst alle Stellen wiederbesetzt werden, dass wir1000 Einstellungen machen, dann ist das, finde ich,eine gewaltige Leistung vor diesem Haushalt, unddas sollten Sie auch anerkennen!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

100 Prozent Unterrichtsversorgung ist aber auchschwer zu erreichen. Das weiß jeder, der schon einmalversucht hat, in diesen Betrieb und in dieses Verfahrenhineinzusehen. Wir haben ja nicht nur große Schu-len in Bremen, sondern auch sehr kleine, und da wirktschon eine zugewiesene Lehrerstelle manchmal so,dass sie 110 Prozent hat, und eine weggenommeneLehrerstelle wirkt so, dass es plötzlich 80 Prozent sind.Das heißt, die Stunden müssen sehr genau prognos-tisch und dann in Abstimmung mit den Schulen fest-gelegt werden, und das ist gerade das Problem.

Ich muss mich ja eigentlich geradezu bedanken,Herr Dr. Buhlert, dass Sie mir sozusagen gleich amAnfang meiner Amtszeit den Schub gegeben haben,in die Tiefen und Untiefen dieses Verfahrens einzu-steigen. Vielleicht hätte ich es etwas später gemacht,ich hätte es sowieso machen müssen. Ich will Ihnenauch gern sagen, wie dieses Verfahren im Augenblickaussieht. Es ist nicht so ganz einfach, und zumindestdauert es schon ein halbes Jahr, und das ist eigentlichfür diesen angespannten Lehrerarbeitsmarkt zu lang!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ich will auch gleich sagen, es sind Fehler in derBehörde gemacht worden. Die Behörde hat sich nochzu Zeiten meines Amtsvorgängers Willi Lemke beiden Lehrerinnen und Lehrern, den Schulleitungenund bei den Eltern in einem Brief entschuldigt. Dashing damit zusammen, und ich will es hier ganz deut-lich machen, dass eben die Prognosesicherheit nichtso gegeben war, wie wir uns das eigentlich wünschenmüssten für ein solches Verfahren.

Worum geht es also? Die Prognose beginnt im Fe-bruar des Jahres, der 1. 2. ist der Tag, und dann wirdsozusagen der Bedarf erst einmal prognostiziert,anschließend abgeglichen mit den angemeldetenWünschen der Schulen, und dann korrigiert. In die-ser Phase haben sich in der Tat in der Behörde of-fensichtlich der Haushalt und die Lehrerversorger ingewisser Weise nicht einigen können. Das hat die Wo-chen, die hier beschrieben worden sind, gekostet,leider gekostet, muss ich an dieser Stelle sagen, unddas darf nicht wieder vorkommen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Die Stellenausschreibungen haben dann AnfangApril begonnen, und Mitte Mai sind auch die allge-meinen Ausschreibungen gelaufen. Wir haben einmalschulscharfe Ausschreibungen, das haben Sie vorhinnicht ganz richtig beschrieben, was das bedeutet, aberdas sollten wir vielleicht dann in der Deputation nocheinmal genauer miteinander diskutieren. Diese Aus-schreibungen laufen. Anschließend, nachdem nundiese Einigung herbeigeführt war, wie die wirklichenBedarfe sind, haben auch die Gespräche jetzt im Junibegonnen, aber sie sind, das muss ich sagen, nochnicht abgeschlossen. Ich habe um Personalverstär-kung gebeten, damit das auch zügig vonstatten geht.Im Grundsatz sollen die Gespräche zum Ende die-ses Schuljahres abgeschlossen sein. Dort, wo es zweiteRunden geben muss, weil Lehrer abgesagt haben oderweil Lehrer nicht zu finden waren, müssen aber auchin den ersten Wochen der Sommerferien noch Ein-stellungsgespräche stattfinden. Das ist jetzt leider so,das müssen wir so zur Kenntnis nehmen.

Es geht insgesamt um 145 Stellen, die besetztwerden, und zwar 86 im allgemeinbildenden Bereichund 59 im berufsbildenden Bereich. Im berufsbilden-den Bereich ist das Problem nicht so groß. Da habenwir eine wirkliche Verantwortungsübertragung aufdie Schulen, und ich meine, das ist auch der Weg,den wir in der Deputation diskutieren sollten, ob dieVerantwortungsübertragung nicht weiter auf dieSchulen gehen soll, damit das Verfahren einfacherwird und die Behörde dann auch einfach aus einemTeil entlassen wird und die Schulleiter selbst gestal-ten können.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0756

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Ich sage noch einmal, die Prognosesicherheit ist alsonicht gegeben. Das habe ich nach meiner Analyseleider feststellen müssen. Die Erhöhung der schul-scharfen Ausschreibungen auf 50 Prozent hat nocheinmal einen sehr, sehr starken Abstimmungsbedarfmit den Schulen ergeben, und gerade die Gymnasi-en – und das ist ja ein völlig falscher Verdacht, derhier geäußert worden ist – haben ein ganz engesAbstimmungsverfahren mit der Behörde. Meines Er-achtens geht es an manchen Stellen auch ein wenigzu weit. Ich werde auch im Einzelnen noch einmaldarstellen, dass sozusagen Fächerkombinationen undAusschreibungen noch einmal im Verfahren, bei Sich-tung der ganzen Unterlagen, geändert werden undman noch einmal wieder in ein neues Verfahren ein-tritt. Das alles ist zu kompliziert. Das sage ich ganzdeutlich, es ist zu kompliziert, und wir werden in derKonkurrenz mit den anderen Bundesländern, ins-besondere Niedersachsen, keinen Stich bekommen,wenn wir hier nicht gemeinsam ein neues Verfahrenentwickeln, das auch Beteiligungen unter Umstän-den reduziert, und wir können dann das eigentlich nurso machen, dass wir es auf die Schulebene verlegen.

Außerdem geht im Augenblick der Grundsatz vor:Versetzung erst und dann Einstellung. Das ist auchein verzögerndes Element, das ich festgestellt habe.Wir werden auch hier darüber nachdenken müssen,ob dies anders geht. Also, meine Damen und Her-ren, die Behörde hat Fehler gemacht, wir analysie-ren sie und wollen daraus lernen, und wir nehmendie Sorgen ernst, dass das alles sehr beschleunigtwerden muss jetzt in dieser nächsten Zeit, in der Zeitbis zum Schuljahresende.

Lassen Sie mich ebenfalls noch sagen, dass in derStadtgemeinde Bremerhaven das Einstellungskon-tingent zum Schuljahr 53 Lehrerstellen sind! Die Stel-lenausschreibungen sind ab Ende des vergangenenJahres erfolgt, zu Beginn des Schuljahres 2007 wer-den bisher Einstellungen im Umfang von 45 Stellenumgesetzt. Leider, muss man sagen, haben wir für 6Stellen mangels geeigneter Bewerber in Bremerha-ven nicht die erforderlichen Fachbedarfe gefunden.Das muss also nachgearbeitet werden. Bei 2 Stellenhaben leider auch Bewerber kurzfristig abgesagt. Wirhaben also hier eher ein Problem, dass dort nicht ge-nügend Bewerbungen sind, während in Bremen, dasist vorhin schon gesagt worden, 1900 Bewerbungenvorliegen. Das heißt, an Attraktivität mangelt es die-sem Standort Bremen nicht, da haben wir eher an an-derer Stelle ein Problem.

Meine Damen und Herren, ich verfolge das Ziel,und ich hoffe, Sie tun das mit mir gemeinsam, imregionalen Wettbewerb um qualifizierte Lehrkräfteschneller, flexibler und auch dezentraler zu werden,und wie wir das im Einzelnen gestalten, sollten wirin der Deputation besprechen. – Ich bedanke michfür Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner erhältdas Wort der Abgeordnete Rohmeyer.

Abg. Rohmeyer (CDU)*): Herr Präsident, meineDamen und Herren! Frau Senatorin, Sie haben unsan Ihrer Seite, wenn es darum geht, die Unterrichts-versorgung in Bremen sicherzustellen. Das war immerPolitik der CDU, und daran werden auch keine Thesenvon Frau Kollegin Stahmann hier irgendetwas ändernkönnen. Ich darf Ihnen aber nur noch einmal aus derAntwort auf die Große Anfrage der CDU zur Unter-richtsversorgung im Schuljahr 2005/2006 die Zahlensagen: 94 000 Stunden sind ersatzlos ausgefallen,141 000 Stunden sind vertreten worden, und 71 000Stunden sind mitbetreut worden, also Unterrichtsaus-fall zweiter Klasse. Das alles bei einer Gesamtstun-denzahl von vier Millionen. Das ist eine enorme He-rausforderung. Ich kann Ihnen nur deutlich sagen,das Problem liegt bei Ihnen hauptsächlich innerhalbder Behörde, Frau Senatorin. Sie werden das inner-halb kürzester Zeit wahrscheinlich selbst merken.

Wir haben in Bremen immer versucht, die bestenLehrerinnen und Lehrer zu bekommen. Das war Politikder Großen Koalition, das war Politik des alten Bil-dungssenators. Es ist richtig, dass Bremen ein attrak-tiver Standort ist. Er ist nur nicht der attraktivste Stand-ort für Lehrerinnen und Lehrer zu arbeiten, das mussman auch ganz deutlich in einer solchen Debattesagen. Wir haben die höchste Unterrichtsversorgungbei den Lehrerinnen und Lehrern. Wir haben sicherlichauch problematischere Bereiche.

Lehrer haben in der Vergangenheit immer danachgeschaut, wo man auch gut leben kann. Mittlerweileschauen Lehrerinnen und Lehrer aber auch danach,wo man auch gut arbeiten kann. Da ist dann ebenauch eine Schule hinter dem Deich attraktiv, Siewerden das in Ihrer alten Tätigkeit noch kennen, esgab bei Ihnen früher immer Regionen in Niedersach-sen, wo es nicht so attraktiv war, als Lehrer zu arbeiten,weil da alles ein bisschen langweilig war. Mittlerweileist das für Lehrer auch ein hochattraktiver Bereich,weil sie sich an der Stelle in dem Beruf dann nichtaufreiben. Darum hat Bremen auch Probleme, mei-ne Damen und Herren, die Lehrerinnen und Lehrerzu bekommen, die sehr gut sind und sich nicht in ih-rem Beruf kaputtmachen wollen. Da müssen wir Ant-worten finden, und auch da kann ich ankündigen,dass wir als CDU konstruktiv weiter an dem Themamitarbeiten werden.

Ich sage Ihnen aber auch ganz deutlich, woran wirmerken, dass sich die These, die ich Ihnen hier vorhinentgegengeworfen habe, dass es mutmaßlich eine Be-nachteiligung von Gymnasien gibt, erhärtet, nämlicherstens, Ihre eindeutig ideologische Ausrichtung inder Koalitionsvereinbarung. Das Gymnasium ist beiIhnen auf die gymnasiale Oberstufe reduziert. Mei-ne Damen und Herren, das hat nichts mehr mit Gym-–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 57

nasium zu tun, das ist etwas, was Sie sich irgendwannin der Schulstufendebatte der Sechziger- und Sieb-zigerjahre angewöhnt haben, das müssen Sie sichendlich abgewöhnen. Das Gymnasium in Bremen,meine Damen und Herren, geht von Klasse fünf bisKlasse zwölf, so steht es im Bremischen Schulgesetz.Das ist die neue Bremer Schule, die diese Bürgerschaftim Jahr 2004 beschlossen hat. Das sollten Sie end-lich lernen!

(Beifall bei der CDU)

Für dieses Gymnasium brauchen Sie Lehrerinnenund Lehrer, die die gymnasiale Ausbildung haben unddie von der fünften Klasse bis zur zwölften Klasseunterrichten können. Ich habe jetzt vom neuen bil-dungspolitischen Sprecher der SPD gehört, dass Leh-rer umgesetzt werden. Ich kann Sie nur davor war-nen, Lehrerinnen und Lehrer aus der Sekundarschule,aus der Grundschule ins Gymnasium umzusetzen. Diehaben nicht die Ausbildung dafür, meine Damen undHerren. Darüber haben wir auch in der vergangenenLegislaturperiode Debatten geführt. Ich kann Ihnennur raten, stellen Sie Lehrerinnen und Lehrer ein, dieim gymnasialen Bildungsgang unterrichten können,weil sie dafür ausgebildet wurden, stellen Sie für dieGrundschule Grundschullehrer ein, stellen Sie für dieBerufsschule Berufsschullehrer ein, aber hören Sieauf, das alles untereinander zu vermischen! Die Lehrersind für ihre spezielle Schulart ausgebildet und soll-ten nicht verschickt werden in verschiedene Schu-len. Dafür sind sie nicht ausgebildet worden.

(Beifall bei der CDU – Abg. D r . G ü l d -n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das istimmer das Modell Pappkamerad! Es ist nochnichts da, aber wir schießen schon einmal

darauf!)

Sie sollten endlich zur Kenntnis nehmen, auch Sievon den Grünen, meine Damen und Herren, dass dergymnasiale Bildungsgang ein anderer Bildungsgangist als zum Beispiel der Sekundarschulbildungsgangoder auch der Bildungsgang in den integrierten Schu-len. Da haben Sie eine sehr ideologische Ausrichtung,und Sie wollen ja ohnehin die Einheitsschule. Dagegenwerden wir erheblichen Widerstand leisten, auch daskann ich an dieser Stelle versprechen.

Bei der ersten bildungspolitischen Debatte dieserLegislaturperiode sollte man das schon gesagt haben.Ich kann Sie nur davor warnen, Ihr Augenmerk beimstaatlichen Schulsystem nur noch auf die Einheits-schule zu lenken! Die Eltern werden Ihnen nicht aufden Leim gehen. Die Eltern bildungsnaher Kinder inbildungsnahen Familien werden die Schulen in freierTrägerschaft aufsuchen, die übrigens auch allgemein-bildend sind, auch das ist vorhin hier falsch gesagtworden. Die Schulen in freier Trägerschaft sind einewichtige Bereicherung des staatlichen Schulsystems,aber der Maßstab staatlicher Schulpolitik, meine

Damen und Herren der Regierungskoalition, solltedie staatliche Schule sein. Sie sollten den Schülerinnenund Schülern auch einen guten gymnasialen Bildungs-gang in Zukunft anbieten

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Das hat auch niemand bestritten!)

und nicht Ihre rot-grüne ideologische Einheitsschule.

Frau Kollegin Stahmann, was Sie im Wahlkampfalles geäußert haben, wie Sie dann die Schulen miteinem Bonus-Malus-System maßregeln wollen: Wennsie Schüler sitzenbleiben lassen, soll es einen Malusgeben, wenn sie Schüler nicht behalten, soll es ei-nen Malus geben! Meine Damen und Herren, viel-leicht sollten Sie darüber nachdenken, dass Sie denWeg, den wir begonnen haben, den die Eltern ak-zeptiert haben, in Bremen in einem hohen Maße fort-führen, sodass Sie in Bremen in Zukunft Schulviel-falt haben und diese Schulvielfalt auch mit einer ent-sprechenden Unterrichtsversorgung ausstatten, meineDamen und Herren. Sonst werden Ihnen die Elternweglaufen, und das wäre dann ein Scheitern IhrerBildungspolitik, die unseres Erachtens von vornhereinzum Scheitern verurteilt ist. – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Vizepräsident Ravens: Weitere Wortmeldungenliegen nicht vor.

Die Aktuelle Stunde ist geschlossen.

Meine Damen und Herren, bevor wir jetzt in ei-nen Wahlmarathon eintreten, möchte ich Ihnen be-kanntgeben, dass inzwischen interfraktionell verein-bart worden ist, den Tagungsordnungspunkt 19, Wahlvon sieben Vertrauensleuten und sieben Vertretern/Vertreterinnen des Ausschusses zur Wahl der Rich-ter/-innen des Verwaltungsgerichts, für diese Sitzungauszusetzen.

Ich gehe davon aus, dass Sie einverstanden sind.

Wir treten jetzt in den Wahlmarathon ein.

Wahl der Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des staatlichen Haushalts- und

Finanzausschusses

Wir verbinden hiermit:

Haushalts- und Finanzausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/9)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0758

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Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mitder Drucksachen-Nummer 17/9 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte den Abgeordneten Thomas Röwekamp,zur konstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des Rechtsausschusses

Wir verbinden hiermit:

Rechtsausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/10)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mit

der Drucksachen-Nummer 17/10 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte den Abgeordneten Oliver Möllenstädt, zurkonstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des Petitionsausschusses

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

(Einstimmig)

Ich bitte die Abgeordnete Elisabeth Motschmann,zur konstituierenden Sitzung einzuladen.

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 59

Wahl der Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des Ausschusses für Angelegen-

heiten der Häfen im Lande Bremen

Wir verbinden hiermit:

Ausschuss für Angelegenheiten der Häfen imLande Bremen

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/11)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mitder Drucksachen-Nummer 17/11 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

(Einstimmig)

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

(Einstimmig)

Ich bitte den Abgeordneten Martin Günthner, zurkonstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes staatlichen Rechnungsprüfungsausschusses

Wir verbinden hiermit:

Rechnungsprüfungsausschuss

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/12)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mitder Drucksachen-Nummer 17/12 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n (DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte den Abgeordneten Dr. Hermann Kuhn, zurkonstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Ausschusses für die Gleichstellung der Frau

Wir verbinden hiermit:

Ausschuss für die Gleichstellung der Frau

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/13)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mit

Page 26: 3. Sitzung - Bremische Bürgerschaft · Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Pl enarprotokoll35 Landtag 3. Sitzung

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0760

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der Drucksachen-Nummer 17/13 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte die Abgeordnete Ursula Arnold-Cramer,zur konstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Ausschusses für Bundes- und Europaangelegen-heiten, internationale Kontakte und Entwicklungs-

zusammenarbeit

Wir verbinden hiermit:

Parlamentsausschuss für Bundes- und Europaange-legenheiten, internationale Kontakte und Entwick-

lungszusammenarbeit

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/14)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mit

der Drucksachen-Nummer 17/14 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte den Abgeordneten Jörg Kastendiek, zurkonstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Ausschusses für Informations- und Kommuni-kationstechnologie und Medienangelegenheiten

Wir verbinden hiermit:

Ausschuss für Informations- und Kommunikations-technologie und Medienangelegenheiten

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/15)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mit

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 61

der Drucksachen-Nummer 17/15 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte die Abgeordnete Monique Troedel, zurkonstituierenden Sitzung einzuladen.

Wahl der Mitglieder der staatlichen Deputationen

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Wahl der drei Mitglieder und deren Stellvertreter/-innen der Parlamentarischen Kontrollkommissiongemäß § 27 des Gesetzes über den Verfassungsschutzim Lande Bremen und § 2 des Gesetzes zur Ausfüh-rung des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post-

und Fernmeldegeheimnisses

Wir verbinden hiermit:

Parlamentarische Kontrollkommission

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/17)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mitder Drucksachen-Nummer 17/17 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen Abg. T i t t m a n n [DVU])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen Abg. T i t t m a n n [DVU])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0762

(A) (C)

(B) (D)

Wahl von fünf Mitgliedern und fünf stellvertreten-den Mitgliedern des Richterwahlausschusses

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Teile der Linken und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Teile der Linken und Abg. T i t t m a n n[DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Wahl von vier Mitgliedern des Stiftungsrates derStiftung „Wohnliche Stadt“

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Die Linke und Abg. T i t t m a n n[DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Wahl von sieben Mitgliedern und sieben stellver-tretenden Mitgliedern des Landesbeirats für Sport

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Wir kommen jetzt zu den Wahlen zu den Betriebs-ausschüssen.

Hierzu ist interfraktionell vereinbart worden, dassdie Bürgerschaft (Landtag) jeweils 7 Mitglieder und7 stellvertretende Mitglieder wählt, für den Betriebs-ausschuss GeoInformation Bremen 9 Mitglieder und9 stellvertretende Mitglieder.

Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um dasHandzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtentsprechend.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Betriebsausschusses Performa Nord

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

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(A) (C)

(B) (D)

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 63

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Betriebsausschusses GeoInformation Bremen

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Sicherung des Energieerzeugerstandortes Bremenund der Arbeitsplätze der swb AG durch Bau des

Kohlekraftwerks Block 21

Antrag der Fraktionen der CDU und der FDPvom 20. Juni 2007(Drucksache 17/3)

Wir verbinden hiermit:

Ökonomische und ökologische Verantwortung über-nehmen: Ergebnisoffenes Prüf- und Moderationsver-

fahren für geplantes Kohlekraftwerk!

Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/19)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Senator Dr.Loske, ihm beigeordnet Frau Staatsrätin Kramer.

Die gemeinsame Beratung ist eröffnet.

Als Erster hat das Wort der Abgeordnete Focke.

Vorher möchte ich noch den Betriebsratsvorsitzen-den der swb AG begrüßen. – Recht herzlich willkom-men!

(Beifall)

Abg. Focke (CDU): Herr Präsident, meine sehrgeehrten Damen und Herren! Dass die swb AG einneues Kohlekraftwerk bauen will, ist im Grunde ge-nommen keine neue Diskussion, das haben wir aus-führlich in der alten Koalition auch schon mit demUnternehmen besprochen. Uns ist das Kraftwerkmehrfach vorgestellt worden in den einzelnen Frak-tionen, und im Grunde genommen war alles ruhig.

Das Genehmigungs- und Prüfungsverfahren hätte jarechtzeitig abgeschlossen werden können. Dann kamaber natürlich die Wahl dazwischen, und es wurdealles etwas anders.

(Abg. D r . S i e l i n g [SPD]: Wirklich?)

Plötzlich wurde auch die unternehmerfreundlicheHaltung aufgegeben, und der Regierungschef selbstwar sich nicht zu schade, öffentlich dieses Unterneh-men zu schelten und hart anzugreifen und damit eineganze Menge auf das Spiel zu setzen.

(Beifall bei der CDU)

Worum geht es denn hier genau?

(Zuruf des Abg. D r . S i e l i n g [SPD])

Herr Kollege Dr. Sieling!

(Zuruf des Abg. D r . S i e l i n g [SPD])

Worum geht es? Was machen Sie denn hier? Siehaben in Ihre Koalitionsvereinbarung etwas hinein-geschrieben, wie man etwas verhindern und weiterschieben kann, damit es so spät entschieden wird unddas Kraftwerk nachher nicht mehr gebaut werdenkann, weil es keine wirtschaftliche Lösung mehr gibt.

(Beifall bei der CDU)

Das ist neuerdings Ihre Art von Wirtschaftspolitik! Daskann aber nicht in unserem Sinne sein und nicht imSinne dieses Bundeslandes, denn wir brauchen dieArbeitsplätze, und wir wollen die Steuereinnahmenhaben, und deswegen haben wir auch diesen Antraghier heute eingebracht, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU – Abg. D r . S i e l i n g[SPD]: Sie wissen, dass das Unsinn ist!)

Sie haben dann auch noch hineingeschrieben, dasses eine ergebnisoffene Prüfung geben soll, 2 Gutachterwerden da eingeschaltet, das Ökoinstitut und diedena. Und was soll dabei herauskommen? Bis zum31. 10. wollen Sie, dass da geprüft wird und dass esdann einen Lösungsvorschlag geben soll. Wir wissenaber doch schon ganz genau,

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Da könnten Sie etwas dazulernen!)

das kann man doch schon absehen an der Auswahldieser beiden Institute, dass der eine Ja sagt und derandere Nein sagt.

(Vizepräsidentin D r . M a t h e s über-nimmt den Vorsitz.)

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0764

(A) (C)

(B) (D)

Dann stehen wir vor dem gleichen Problem, vor demwir jetzt stehen, aber das Unternehmen braucht bisEnde August Sicherheit, damit es die Aufträge ver-geben kann und 2012 das Kraftwerk angeschlossenwerden kann, und das ist ein ganz entscheidenderZeitpunkt.

Es stehen mehrere Hundert Arbeitsplätze auf demSpiel, das ist mehrfach gesagt worden, es stehenSteuereinnahmen auf dem Spiel, und es steht ins-gesamt das Unternehmen swb auf dem Spiel, dennwenn keine eigene Energieerzeugung mehr hier inBremen stattfinden kann, dann wird woanders zu-gekauft, und es bleiben in Bremen nur noch Vertrieb,Netze und Service bei der swb. Das kann die swb aufDauer nicht wirtschaftlich eigenständig betreiben, alsowerden irgendwo in anderen großen Unternehmendiese Dinge untergebracht, und so verschwindet dieswb von der Bildfläche hier in Bremen. Das kann esnicht sein, meine Damen und Herren, das kann esnicht sein!

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das neue Kohlekraftwerk wird 70 Prozent der Ei-generzeugung erbringen, hat einen hohen Wirkungs-grad von 45 Prozent gegenüber dem Bundesdurch-schnitt von 38 Prozent und – das ist auch unbestrit-ten – erspart gegenüber den anderen Blöcken, dieabgeschaltet werden können, 800 000 bis 950 000Tonnen CO2-Ausstoß. Sie reden nur davon, dass dasUnternehmen 4,3 Millionen Tonnen CO2 produziert,das schreiben Sie in Ihre ganzen Unterlagen hinein.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/Die Grünen]: Ja, das ist auch richtig!)

Sie schreiben aber nicht hinein, wie viel gespart wirddurch die neuen und modernen Energien. Das schrei-ben Sie nicht hinein, weil die alten Blöcke abgeschaltetwerden!

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

So verwirren Sie die Öffentlichkeit

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Die Summe ist null!)

und bringen alles durcheinander, natürlich mit derAbsicht, das Kohlekraftwerk zu verhindern.

(Zuruf des Abg. D r . G ü l d n e r[Bündnis 90/Die Grünen])

Natürlich, das ist doch eine ganz leicht durchschau-bare Sache!

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Nur rechnen muss man können!)

Ich habe gesagt, wie es um die Zukunft der swbbestellt ist, wenn – –.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: 5 Millionen minus 5 Millionen ist

einfach null, so ist das!)

Wir werden es erleben! Wenn sie es hier nicht ma-chen dürfen, wird es in Niedersachsen gemacht, dennirgendwo muss die Energie herkommen. Dann wirdin Niedersachsen, im Umland, ein Kraftwerk gebaut,da wird genauso viel CO

2 ausgestoßen, wir haben

keine Verbesserung in unserer Bilanz in Bremen,

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/Die Grünen]: Nach uns die Sintflut!)

aber wir haben Arbeitsplatzverluste, und wir habenSteuereinnahmenverluste, und das sind alles Grün-de, die dazu führen müssen, dass wir eine positiveEntscheidung fällen und das Kraftwerk gebaut wer-den kann.

Es muss eine Entscheidung fallen bis Ende August,und wir fordern Sie hiermit auf, dass Sie bis EndeAugust das auch machen! Selbst, wenn Sie dort jetzt2 Gutachten einholen wollen, dann machen Sie eseben so, dass es bis Ende August erledigt ist und dasswir bis Ende August Planungssicherheit für die swbhaben, damit sie in die Lage versetzt werden, danndie entsprechenden Verträge einzugehen, damit dasKraftwerk gebaut werden kann. – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Als Nächste hat dasWort die Abgeordnete Frau Garling.

Abg. Frau Garling (SPD): Frau Präsidentin, mei-ne Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Focke,wenn man Ihnen so zuhört, könnte man glauben, dassspätestens heute Abend in Bremen und bei der swbdie Lichter ausgehen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Zuruf des Abg. F o c k e[CDU] – Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Ist

hier heute Morgen ja schon passiert!)

Jetzt einmal ganz ruhig! Ich kann Sie beruhigen:Wir stehen in engem Kontakt mit dem Unternehmenund im Übrigen auch mit dessen Beschäftigten, undwir sind uns unserer besonderen Verantwortungdurchaus bewusst.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:

Dann nehmen Sie sie auch wahr!)

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 65

Ich habe gestern noch ein Gespräch mit dem Betriebs-ratsvorsitzenden der swb geführt und habe mit Er-staunen zur Kenntnis nehmen müssen, dass Sie bisherüberhaupt noch keinen Kontakt zu diesem Betriebsrathatten.

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Ich weiß, dass Sie das vielleicht nicht gern machen,aber ich empfehle Ihnen einfach einmal: Wenn Siedenn schon für die Arbeitsplätze der Arbeitnehmerkämpfen, dann sollten Sie vielleicht auch einmal mitder Arbeitnehmervertretung Kontakt aufnehmen!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Im Übrigen ist es so, dass auch der Betriebsrat diesesPrüf- und Moderationsverfahren gut findet, was hierim Koalitionsvertrag festgelegt worden ist, weil hiernämlich die richtigen Fragen gestellt werden; und essind die richtigen Fragen, nicht nur vor dem Hinter-grund des Kraftwerksvorhabens der swb, sondern,wie wir heute alle in der Zeitung haben lesen kön-nen, auch in Bremerhaven wird ein Kraftwerkstandortdiskutiert. Dann haben wir das von Ihnen heute Mor-gen angesprochene E.ON-Kraftwerk in der Pipeline.Gerade deshalb ist es wichtig, dass hier die Kernfragengeklärt werden, und das wird über dieses Modera-tionsverfahren sichergestellt.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Sie machen es sich wirklich etwas zu einfach, wennSie schlichte Anträge formulieren, die leider nur diehalbe Wahrheit verkünden. Als ich mir den Antragder CDU und der FDP angesehen habe, fand ich ihnauf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Auch indiesem Antrag werden Feststellungen gemacht, diewir uneingeschränkt teilen können, zum Beispiel, dassdie Energieversorgung in Deutschland sicher, umwelt-freundlich und wirtschaftlich sein muss. Das sehenwir genau so.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Dann ist Ih-nen eingefallen, dass Sie mit den Grünen

regieren!)

Zu der von Ihnen geforderten Wirtschaftlichkeit gibtes allerdings das Prognos-Gutachten, welches auchIhnen bekannt sein müsste, und dieses zweifelt dieWirtschaftlichkeit eines Kohleblocks an. Auch, dassein breit gefächerter und ausgewogener Energiemixwichtig ist, sehen wir genauso.

(Beifall bei der FDP)

Laut Antrag der CDU und der FDP soll der Einsatzfossiler Energieträger so klimaverträglich wie mög-lich gestaltet werden. Spätestens an dieser Stelle müss-ten eigentlich auch Ihnen Bedenken kommen, aberwahrscheinlich verfolgen Sie im Gegensatz zu der vonIhnen gescholtenen Regierungskoalition nicht auf-merksam genug die breit geführte Diskussion dazuin sämtlichen Medien, oder es ist Ihnen schlicht egal.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:

Arbeitsplätze sind uns nicht egal!)

Sprechen Sie doch einmal mit den Menschen aufder Straße! Fragen Sie doch einmal! Da können Siefragen, wen Sie wollen: Wenn Sie das Kohlekraftwerkansprechen, dann werden fast alle Menschen, mit de-nen man spricht, sagen, dass sie an der Stelle Beden-ken haben.

(Zurufe von der CDU)

Dann würden Sie auch merken, dass es eine großeBesorgnis gibt angesichts des Klimawandels, der in-zwischen für uns alle spürbar ist. Der Anstieg des Mee-resspiegels ist doch kein Ökogespinst, sondern Re-alität, und welche Entscheidungen treffen wir heutefür die Zukunft unserer Kinder? Es ist doch berech-tigt, dass der Bau eines Kohlekraftwerks dabei zu-mindest infrage gestellt werden kann.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:Und warum hat sich Ihre Meinung so ge-

ändert in den letzten 6 Wochen?)

Ach, da hat sich überhaupt nichts geändert! Siestellen sich hier einfach hin und sagen: Wunderbar,bauen wir ein Kohlekraftwerk, machen wir einenHaken daran und winken wir das Projekt durch!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

So ein Verhalten führt in der Bevölkerung dazu, dassdie Politikverdrossenheit immer größer wird!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:Deshalb haben Sie auch ein so hervorragen-

des Wahlergebnis bekommen!)

Ja, haben wir, in der Tat! Deshalb gehen viele Men-schen nicht mehr zur Wahl, weil sie glauben, sowiesonicht ernst genommen zu werden und dass der Gangzur Wahl sich nicht lohnen würde.

Ihnen müsste bekannt sein, dass es sowohl unterFachleuten als auch in Teilen der Bevölkerung erheb-liche Bedenken und Zweifel gibt, ob der Bau eines

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Kohlekraftwerks sinnvoll ist. Wenn Sie wollten, könn-ten Sie jeden Tag die Leserbriefe verfolgen, in de-nen die Sorgen deutlich abzulesen sind, aber dasinteressiert Sie nicht! Wir machen im Gegensatz zuIhnen an dieser Stelle noch nicht Schluss mit demNachdenken.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Jetzt gibt es eine rot-grüne Koalition und nicht mehreine Regierung unter der Beteiligung der CDU, unddas ist auch gut so!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Wir werden politische Prozesse anders organisierenund nicht einfach die Augen und Ohren schließen,sondern mehr den Dialog suchen. Lesen Sie docheinmal die Presseerklärung der swb! Sie ist erstaun-licherweise differenzierter als Ihr Antrag!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. D r . G ü l d n e r[Bündnis 90/Die Grünen]: Das ist allerdings

nicht erstaunlich!)

Dort wird darauf hingewiesen, dass das Moderations-verfahren die richtigen Fragen stellt, und die Kern-frage ist: Sind moderne Kohlekraftwerke in Deutsch-land ökonomisch und ökologisch sinnvoll?

Mit dem im Koalitionsvertrag entwickelten Verfah-ren werden genau diese Fragen geklärt, und dabeiwerden sowohl die swb einbezogen als auch Umwelt-verbände über öffentliche Anhörungen, und die swbist bei der Erarbeitung des Koalitonsvertrags auchimmer sehr eng an der Seite der Vertragsverhandeln-den gewesen. Mit dem im Koalitonsvertrag entwickel-ten Verfahren werden genau diese Fragen geklärt,und dabei wird die swb einbezogen.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Sagten Siebereits!)

Wir wollen die Menschen ernst nehmen, sie ein-beziehen, wir werden einen Prozess in Gang brin-gen, der transparent ist, aufklärt und im Ergebnis vonmöglichst vielen getragen werden kann. Sie werdensich daran gewöhnen müssen, dass die rot-grüneKoalition jetzt neue Wege geht, die die Menschen indie Entscheidungsprozesse einbeziehen und nichtausgrenzen, auch, wenn es Ihnen schwerfällt.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Obwohl ich davon ausgehe, dass Sie den Koaliti-onsvertrag aufmerksam gelesen haben, wie zum Bei-

spiel die Kolleginnen und Kollegen von der Linken,wie wir letzte Woche durch den Vortrag von HerrnErlanson erfahren durften, will ich noch einiges zuden Eckpunkten des Verfahrens sagen! Das ergeb-nisoffene Prüf- und Moderationsverfahren wird mitExperten der dena und dem Ökoinstitut Freiburg unterEinbeziehung der swb AG durchgeführt. Im Rahmendes Verfahrens werden Institutionen und Verbändein öffentlichen Anhörungen Stellung nehmen kön-nen. Die zu bearbeitenden Fragen sind im Vertragfestgelegt, zum Beispiel die Frage der dezentralenStromversorgung oder wie der Bau eines Gaskraft-werkes unter den zu erwartenden veränderten ener-giewirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu bewer-ten ist.

Ganz wichtig hierbei ist auch die Frage, welcheRolle der Neubau eines Kohlekraftwerks kurz-, mit-telfristig in einer nationalen Energie- und Klimaschutz-strategie spielt: Wie würde die regionale Verteilungder Standorte unter dem Gesichtspunkt der Stand-orteignung aussehen? Sollte es zum Neubau vonKohlekraftwerken in Deutschland kommen? Insge-samt handelt es sich um 15 Fragen, die bearbeitetwerden. Ich will sie hier nicht alle aufzählen, aberwer sich dafür interessiert, den Koalitionsvertrag kannman im Internet herunterladen. Das betrifft mög-licherweise auch die Zuhörer im Fernsehen oderRadio.

Wir werden den gemeinsamen Antrag der CDU undder FDP natürlich ablehnen, nicht, weil wir grund-sätzlich gegen Kohlekraftwerke sind,

(Abg. F o c k e [CDU]: Doch!)

sondern weil er nur die halbe Wahrheit darstellt unddie andere Hälfte schlicht ignoriert. Unserem eige-nen Antrag von der SPD und vom Bündnis 90/DieGrünen stimmen wir natürlich zu.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Abschließend gebe ich gern zu, dass der Prozesssicher nicht einfach wird, auch nicht für die swb undderen Beschäftigte. Wenn die zentralen Fragen imModerationsverfahren für den Kraftwerkstandort po-sitiv beantwortet sind, werden wir Sozialdemokra-ten uns dafür einsetzen, dass das Genehmigungsver-fahren zügig eingeleitet wird. Wir machen im Gegen-satz zu Ihnen keine Politik der einfachen Antworten,sondern wir sehen uns in der Verantwortung, auf kom-plexe Herausforderungen differenzierte und ange-messene Antworten zu finden. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Ab-geordnete Dr. Buhlert.

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 67

Abg. Dr. Buhlert (FDP): Sehr geehrte Frau Präsi-dentin, meine Damen und Herren! Es ist doch einThema, bei dem wir uns Sorgen machen müssen, undzwar um zweierlei: Das eine sind die Arbeitsplätze,die Wirtschaftskraft, die Steuereinnahmen Bremens,und das andere ist in der Tat die Frage der Umwelt-verträglichkeit und die Frage, wie wir es denn mitdem Klimaschutz halten. Da gilt es abzuwägen, ab-zuwägen nicht vor dem Hintergrund einer bremischenCO2-Bilanz oder so etwas, sondern vor dem Hinter-grund der Verminderungsziele, die wir in Europa undDeutschland haben, denn Deutschland und Europasind weit größer als Bremen. Was Bremen als klei-nen Beitrag dazu leistet, muss man dann immer nochabwägen in der Konkurrenzsituation zu den ande-ren Bundesländern.

Warum haben wir die Diskussion hier? Warumhaben wir die Diskussion über Standorte an vielenStellen an der Küste? Ganz einfach: Importkohlekommt per Schiff. Sie brauchen einen Hafen, Siemüssen anlanden können, Sie müssen abladen kön-nen. Deswegen wird über alle Hafenstädte an derKüste hinweg diskutiert, insbesondere über diejeni-gen, die nicht nur eine Hafenanbindung haben, son-dern auch bestehende Stromnetze, sodass der erzeug-te Strom dann auch weiter verkauft und an das eu-ropäische Netz abgegeben werden kann.

Insofern ist doch völlig klar, dass Hafenstädte wieBremen und, wie wir jetzt neuerdings lesen können,auch Bremerhaven in den Fokus für den Neubau vonKohlekraftwerken kommen. Wir haben uns doch zuvergegenwärtigen, dass in der Bundesrepublik dis-kutiert wird, bis zu 40 Steinkohlekraftwerke neu zubauen. Dann stellt sich nicht allein die Frage, ob dashier oder da gut ist für die Umwelt, sondern es stelltsich vor allem die Frage, ob wir als Bremen bereit sind,in der Konkurrenz zu den anderen Standorten in ei-nen Standortwettbewerb zu gehen.

Ich wünsche mir für das Klima nicht, dass 40 Koh-lekraftwerke neu gebaut werden. Ich wünschte miraber, dass, wenn nur eines gebaut werden muss, dasdann vielleicht hier gebaut wird, weil es vielleicht derbeste Standort ist und weil es dann unsere Arbeits-plätze hier in Bremen sind, und die sollten uns etwaswert sein und uns am Herzen liegen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Deswegen ist es trotzdem richtig, wenn wir uns sa-gen, wir müssen dafür sorgen, dass regenerativeEnergien ausgebaut werden. Wir müssen dafür sor-gen, dass mehr Solarenergie kommt, dass mehr Wind-energie in Deutschland erzeugt wird, da gibt es imOffshore-Bereich große Potenziale, dass mehr Bio-masse genutzt wird und dass die Einsparung vonEnergie vorangetrieben wird, dass Speichertechno-logien entwickelt werden. Das ist richtig, das brau-chen wir, um das Klima zu schützen.

Wir sind aber lange noch nicht da, wo wir seinmüssten, um auf Kohlekraftwerke oder konventio-nelle Kraftwerke verzichten zu können, denn wir wis-sen doch alle, wir haben bei einem Kohlekraftwerkeine Betriebsdauer von 7500 Stunden im Jahr, beiWindkraftanlagen von 1500 Stunden. Das sind ein-fach Probleme, die wir haben, wo wir Speichertech-nologien brauchen. Das haben wir alles noch nichtgelöst. Da das noch nicht gelöst ist, müssen wir leiderweiter auch auf konventionelle Kraftwerke setzen undkönnen nicht allein auf dezentrale und regenerati-ve Versorgung setzen. Das ist etwas, das wir sehenmüssen.

Dann müssen wir uns doch auch die Frage stellen,wenn ein Kohlekraftwerk neu gebaut wird und dasmit effizienter Technologie, entsprechender Filtertech-nologie und höheren Wirkungsgraden – denn sonstwäre es unverantwortlich, dann würden wir uns hierauch nicht dafür an das Rednerpult stellen – und dafüralte, ineffiziente Anlagen mit Wirkungsgrade um 30Prozent gegen 45 Prozent von neuen Anlagen an dasNetz kommen, die alten dafür vom Netz gehen, dannist das der richtige Weg, denn das schützt das Kli-ma, da es intelligenter und effizienter Einsatz vonSteinkohle ist, auf den wir setzen müssen. Es ist besser,sie effizient in neuen Anlagen zu verbrennen als inalten, die schon zu den Dinosauriern gehören.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU –Zuruf vom Bündnis 90/Die Grünen)

Herr Kuhn, Sie haben recht! Noch besser wäre es,wir könnten ganz darauf verzichten. Wir können abernoch nicht darauf verzichten, weil immer noch, selbstbei dem 20-Prozent-Ziel regenerativer Energien, daswir haben, das für 2020 ausgegeben worden ist –

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Die Bundesregierung hat 40 ge-

sagt!)

ja, lassen Sie die Bundesregierung 40 Prozent sagen,aber selbst dann bleiben 60 Prozent übrig! – 80 Pro-zent übrig bleiben, die Sie konventionell erzeugenmüssen. Dafür müssen Sie eine Antwort geben, wieSie die dann erzeugen wollen! Wir können uns durch-aus vorstellen, dass dafür auch Kohlekraftwerke ein-gesetzt werden, denn alte, ineffiziente können dafürvom Netz gehen und dafür neuere eingesetzt wer-den.

Wie gesagt, wenn es dann zu dieser Konkurrenz-situation kommt, sind wir dafür, dass wir hier in Bre-men unsere Chance nutzen, hier Arbeitsplätze zuschaffen, hier Wirtschaftskraft und Steuerkraft zubündeln, das ist der richtige Weg! Wir haben in derBundesrepublik einen enormen Neubaubedarf, undder wird befriedigt werden.

Wenn es dann darum geht, CO2 zu reduzieren, dannseien Sie doch bitte auch so ehrlich und sagen, es gibt

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den CO2-Zertifikate-Handel! Dieses neue Kraftwerkwird auch CO2-Zertifikate brauchen, und darüber istder Treibhausgasausstoß in der Bundesrepublik ge-deckelt und nicht über die Frage, ob ein Kraftwerkneu gebaut wird oder nicht, sondern es wird über dieCO

2-Deckelung der Zertifikate geregelt. Das sollte

man nicht vergessen. Es geht nicht um den Bau, son-dern um diese Sache.

Dann zu der Frage der Gutachten! Herr Focke hates dankenswerterweise angesprochen. Ehrlich gesagtwird dafür natürlich wieder Geld ausgegeben. Manmuss sich in der Tat fragen, wenn man die Antwor-ten schon erahnt und wir als Politiker in der Lage sind,die Argumente auch auszutauschen, warum dannnoch Geld für solche Gutachten ausgegeben werdenmuss, insbesondere wenn die Entscheidungen baldgetroffen werden müssen. In der Tat, die Konkurrenzschläft nicht, und sie ist groß. Es gibt Hafenstädteneben Bremen und Bremerhaven, die ebenso in derDiskussion sind. Das wissen wir, und insofern soll-ten wir da auf bremische Interessen achten und unsdafür einsetzen. Deshalb bitte ich die Koalition, ihrePosition deutlich zu überdenken!

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Als Nächster hat dasWort der Abgeordnete Dr. Güldner.

Abg. Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grünen)*): FrauPräsidentin, meine sehr verehrten Damen und Her-ren! Die Debatte ist ein bisschen anstrengend, einbisschen schwierig, weil Sie ganz offensichtlich – daszeigt Ihr Antrag und zeigen auch die beiden Reden– von dieser Sache so wenig verstehen und danngleichzeitig ein Verfahren, in dem wir hier in Bremenöffentlich noch einmal diese Fragen „Zukunft derKohlekraftwerke, Zukunft der Energieerzeugung“diskutieren wollen, ablehnen, obwohl Sie diejenigenwären, die ganz offensichtlich, wenn man Ihre Re-den hier gehört hat, am meisten davon profitierenwürden, wenn wir so ein Verfahren hier in Bremenmachen, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Das ist ganz offensichtlich nicht Ihre Sache! Viel-leicht, dachte ich bisher während der Debatte, könntenSie einmal jemanden wie Herrn Töpfer fragen. Es istja nicht so, dass es in der CDU niemanden gibt, dervon der Sache etwas versteht.

(Heiterkeit und Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD)

–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

Bei der FDP weiß ich es nicht, vielleicht auch da,keine Ahnung! Dann könnten Sie mit Sicherheit nochganz andere Reden hier in diesem Haus halten alsdie, die Sie heute gehalten haben.

Es ist schlichtweg nicht die Wahrheit, wenn Sie sa-gen, hier würden zusätzlich bis zu 5 Millionen Ton-nen CO2 durch ein neues Kraftwerk ausgestoßen. Wirwerden maximal, wenn wir sämtliche bisherigen Koh-lekraftwerke in Bremen auf einmal stilllegen würden,was überhaupt nicht garantiert ist, das ist noch nichtzugesagt, und das ist noch nicht Gegenstand der Be-ratungen, aber selbst wenn wir es täten, würden wirda maximal zwischen 4,5 und 5 Millionen Tonnen CO2zusammenbekommen. Das wäre dann sozusagen einNull-Fortschritt, auch angesichts der Klimaziele, dieIhre eigene Bundesregierung gestern auch wieder,Kanzlerin Merkel, bei dem Klimagipfel verkündet hat.

Von einer drastischen Reduktion bis zum Jahr 2020wären wir hier in Bremen erst einmal maximal opti-mal, was überhaupt nicht sicher ist, bei einer Sum-me von null CO2, was wir in der Zukunft weniger aus-stoßen würden. Es kann nicht sein, dass Sie hier sa-gen, das wäre ein großer Fortschritt für das Klima undVerringerung des CO2-Ausstoßes. SchadstoffarmeKohlekraftwerke, das ist alles Blödsinn! Das hat mitder Realität, über die wir hier reden, nichts zu tun!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Das von Bürgermeister Böhrnsen vorgeschlageneVerfahren, über das wir hier heute reden, ist meinesErachtens ein Verfahren, das alternativlos ist. Wirhaben ja in den Gesprächen mit den Energieerzeug-ern, der swb und ihren Muttergesellschaften, aberauch, Frau Garling hat es angesprochen, mit den Be-triebsräten, mit den Gewerkschaften gesehen, dasshier ganz viele Fragen ungeklärt sind, obwohl wir inder Bundesrepublik Deutschland vor einer Weichen-stellung stehen, die jetzt für die nächsten 40, 50 Jahreganz klare Grundpfeiler der Energieerzeugung fest-legt.

Wenn man sagt, wir brauchen einen Energiemixfür eine Übergangszeit, dann kann man in dieserFrage natürlich nicht einfach einmal so schlankwegEntscheidungen treffen, die für 40, 50 Jahre die En-ergieproduktion in diesem Fall hier festschreiben, unddann sagen, aber gleichzeitig machen wir auf Bun-desebene ein großes Ballyhoo, wie wir die CO2-Aus-stöße in der Bundesrepublik Deutschland verringernwollen. Das passt nicht zusammen! Wer in Berlin Asagt, muss in Bremen auch B sagen und muss sicheinem solchen Verfahren, wie es vorgeschlagen wor-den ist, stellen, meine Damen und Herren!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

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Ich verstehe überhaupt nicht, ich bin wirklich sehrzornig darüber, wie Sie sich so weit – und das The-ma hatten wir, glaube ich, in dieser Legislaturperio-de schon einmal – auch von Ihrer eigenen Partei undderen Zielen hier entfernen können, wie Sie in Bre-men versuchen, eine Art Sonderweg zu gehen, in-dem Sie dieses Verfahren hier ablehnen und indemSie alles ablehnen, was darauf hinausläuft, dass mannoch einmal sehr gründlich nachdenken muss, wennman 5 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich in Bremenin den Himmel blasen will, angesichts dessen, wasuns weltweit belastet. Inzwischen ist es sogar bei HerrnBush angekommen – ich weiß nicht, ob Sie sich danoch hinten anstellen wollen –, dass klar ist, dass wires hier mit einer ganz verantwortungsvollen Entschei-dung zu tun haben.

Es ist so, meine Damen und Herren, dass eine sol-che Entscheidung sehr schwierig ist. Es gibt natür-lich Argumente auf beiden Seiten. Wir haben fest-gestellt, da will ich vielleicht auch ein kleines biss-chen Selbstkritik einflechten, dass es auch – vorhinist es angesprochen worden, die CDU hat noch garnicht mit den Arbeitnehmervertretern gesprochen –von den Grünen ein Fehler gewesen ist, vorher nichtzeitig mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen.Da haben sich jetzt sehr gute Kontakte und sehr guteGespräche entwickelt, weil man dann merkt, wennman miteinander spricht, dass natürlich die Arbeit-nehmervertreter nicht Fans von einem Kohlekraftwerksind, sondern sie sagen, sie wollen ihre Arbeitsplät-ze erhalten und für ihre zukünftigen Kollegen nochneue schaffen. Das ist natürlich eine selbstverständ-liche Arbeitnehmerposition, und das ist auch gut so,dass sie das sagen.

Wenn man aber mit ihnen darüber spricht, dassdieser riesige Block, der hier gebaut werden soll, circa70 bis 80 Arbeitsplätze schafft und dass gleichzeitigandere Formen der Energieerzeugung, dezentrale For-men der Energieerzeugung, wesentlich mehr Arbeits-plätze schaffen, dass die regenerativen Energien heut-zutage Tausende von Arbeitsplätzen schaffen, dannsagen sie uns ja nicht, sie sind festgelegt auf eineEnergieerzeugungsform, sondern sie sagen, sie sindganz stark daran interessiert – und wer möchte esihnen übel nehmen? –, dass diese arbeitsintensiv ist.Der Kohlekraftwerkblock, von dem Sie sprechen, isthoch automatisiert und kapitalintensiv und nicht ar-beitsintensiv. Das scheinen Sie aber ehrlich gesagtnoch nicht verstanden zu haben, sonst würden Siehier nicht so reden!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Ich glaube, dass es arbeitsintensive Möglichkeitender Energiegewinnung gibt, die gleichzeitig ökolo-gisch verträglicher sind. Wir Grünen glauben daran,dass das Zusammengehen von Ökonomie und Öko-logie an diesem Punkt in eine Richtung Energieer-

zeugung des 21. Jahrhunderts zeigt. Die Kohletech-nologie ist eine des 19., wenn wir ehrlich sind, nochnicht einmal des 20., sondern des 19. Jahrhunderts.Daran scheinen Sie festhalten zu wollen. Bis zum Jahre2050 wollen Sie sich daran binden. Das hat bisher beimir noch nicht ein gewisses Verständnis hervorrufenkönnen, warum Sie das machen wollen.

Zu Ihrem Antrag! Sie sagen in Ihrem Antrag stän-dig, das ist jetzt eine ökologische Variante, das istschadstoffarm und so weiter. Das hat mich in der Tatein bisschen an Orwell erinnert. Man meint eigent-lich etwas anderes, sagt aber das Gegenteil undglaubt, dass es draußen keiner merkt, weil wer kannes schon nachrechnen, so einfach ist das ja nicht. Ichglaube, dass auch für die bremische Bevölkerungdieses Verfahren, das jetzt von Herrn BürgermeisterBöhrnsen und Herrn Senator Dr. Loske in Gang ge-setzt worden ist, sehr hilfreich ist, weil dann vielleichtauch so ganz schlichte Argumentationen, die manhatte – ganz egal, wohin sich das dann im Nachhineinentwickelt, so die ganz schlichte Argumentation,sowohl, was die Klimafrage als auch die Frage derArbeitsplatzsicherung und -erhaltung angeht –, nachso einem öffentlichen Moderations- und Prüfverfahrennicht mehr möglich sind.

Damit geht es in Bremen zusätzlich nicht nur imHinblick um ökologische Fragen, sondern vor allenDingen auch um Fragen zukünftiger Politik auch beider Arbeitsplatzschaffung und vielleicht sogar umFragen der politischen Kultur in diesem Lande. Dasist natürlich auch noch einmal ein Punkt, den wir hieransprechen wollen: Ist es die politische Kultur, dasswir Fragen stellen, die noch nicht beantwortet sind,dass wir sie in Expertengremien und auch öffentlichbeantworten und dass wir uns hinterher dann demErgebnis stellen? Ist das die politische Kultur, oderdass wir hingehen, so wie Ihr Antrag sagt, jetzt schnip-pen wir einfach einmal mit dem Finger, und dann hau-en wir da so einen Block irgendwo in Mittelsbürenin die Landschaft, und dann haben wir die nächsten50 Jahre 5 Millionen Tonnen CO

2 und 70 Arbeitsplätze

mehr im Jahr? So kann es nicht sein, meine Damenund Herren, wie Sie sich das vorstellen!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Ich habe sehr großes Vertrauen darauf, dass HerrBürgermeister Böhrnsen und Herr Senator Dr. Los-ke mit den hinzugezogenen Experten dieses Verfahrensehr kompetent durchführen werden. Ich lade alle ein– die Medien, die Verbände, die Interessengruppen,die Gewerkschaften, die Unternehmen, die an derEnergieerzeugung interessiert sind, und die allgemei-ne Öffentlichkeit, die daran interessiert ist –, sich daranzu beteiligen. Wir sehen es schon in den Leserbrief-spalten, Frau Garling hat darauf hingewiesen, dassdort eine Menge in der Bevölkerung gärt, dass vieleLeute sich Kompetenzen aneignen, nachdenken.

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Wir haben 3 Monate Zeit, ein sehr ehrgeiziges Ziel.Sie können niemandem weismachen, was Sie vorhingetan haben, Herr Focke, wenn Ende August dieseEntscheidung nicht fällt, sondern wenn wir uns die-se 3 Monate gönnen, dass dann die swb AG kom-plett aus Bremen verschwindet, das haben Sie, glaubeich, gesagt. Das behauptet weder die swb AG nochihre Mutterfirmen, das haben sie auch nie getan. We-der ist diese Drohung der swb AG auf dem Tisch, diehaben Sie ganz offensichtlich selbst erfunden, weilSie sie von ihnen nicht gehört haben können. Sie sindviel vernünftiger, sie wollen Teil dieses Prozesses sein.Sie sind auch sehr herzlich eingeladen. Die swb AGist nämlich ein zentraler Teil dieses Prozesses, mit ihrenInteressen, die sie dort einbringen wird. Im Grundegenommen sind Sie da längst schon hinter einen Zuggesprungen, der in eine andere Richtung abgefah-ren ist. Vielleicht bekommen Sie die Kurve noch ein-mal und kommen bei der einen oder anderen Anhö-rung vorbei. Ich glaube, es würde Ihnen nützen. –Vielen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat derAbgeordnete Tittmann.

Abg. Tittmann (DVU): Frau Präsidentin, meine sehrverehrten Damen und Herren! Die swb AG hat dieVerpflichtung und die Aufgabe, unsere Bevölkerungkostengünstig mit Energie zu versorgen. Dazu scheintmir der Bau des Kohlekraftwerks Block 21 dringenderforderlich zu sein, zumal es meiner Ansicht nachzur effektiven Absicherung des EnergiestandortesBremen, zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Bre-men und zur Sicherung von circa 500 Arbeitsplätzenin Bremen und Bremerhaven keine andere Alterna-tive gibt. Tatsache ist doch, dass die Nachfrage nachEnergie weltweit konstant ansteigt und Deutschlandvom Import knapper und teurer Energierohstoffeimmer abhängiger wird. Verantwortliche Politik be-deutet für mich, diese riesige, unkalkulierbare, teu-re Importabhängigkeit schnellstens durch politischeMaßnahmen drastisch zu mindern. Dazu gehört derBau des Kohlekraftwerks Block 21. Wenn schon einKohlekraftwerk gebaut werden soll, dann sollte esdort stehen, wo es seine Energie auch kostengüns-tig verkaufen kann, das heißt, mit Anschluss an In-dustrie und an das Fernwärmenetz und mit direkterHafenanbindung, damit die Schiffe, die Kohle her-anschaffen, auch direkt am Kohlekraftwerk gelöschtwerden können.

Tatsache ist doch, sollte das Projekt Block 21 wirklichscheitern, dann wird eben ein anderes Unternehmenan einem anderen Standort in Deutschland, Nieder-sachsen, ein Kohlekraftwerk bauen. Das aber, mei-ne Damen und Herren, können wir uns als Haushalts-notlageland wirtschaftspolitisch, finanzpolitisch und

arbeitsmarktpolitisch nicht erlauben. Darum werdeich namens der Deutschen Volksunion Ihrer Forde-rung, erstens, der Senat der Freien Hansestadt Bre-men wird ersucht, das behördliche Genehmigungs-verfahren für den Bau eines Kohlekraftwerks zügigvoranzutreiben, zweitens, der Senat der Freien Han-sestadt Bremen wird ersucht, alles in seiner MachtStehende zu unternehmen, um die von der Realisie-rung dieses Projekts abhängigen 500 Arbeitsplätzeim Land Bremen langfristig zu erhalten, auch zustim-men.

Meine Damen und Herren vom Bündnis 90/DieGrünen, ich betone es noch einmal in aller Deutlich-keit: Sie haben aus reiner Machtgier für zwei Sena-torenpöstchen Ihre grünen Ideale rücksichtslos ver-kauft und verraten, Sie haben Ihre Wählerinnen undWähler getäuscht! Ich erinnere Sie nur einmal aneinige Versprechungen Ihrer gemachten Aussagen,natürlich vor der Wahl: kein Ausbau der Schwach-hauser Heerstraße oder tausche zwei Senatorenpostenvielleicht zur Genehmigung der Außen- und Unter-weservertiefung.

(Abg. D r . S i e l i n g [SPD]: Thema!Schön beim Thema bleiben!)

Das ist zum Thema! Natürlich kann man auch für zweiSenatorenpöstchen vielleicht zum Bau eines Kohle-kraftwerks bereit sein.

Ich bin jetzt schon einmal darauf gespannt, wie SieIhre politische Ideologie nach Ihrem Motto „Was schertmich mein Geschwätz von gestern“ Ihren Wähler-innen und Wählern verkaufen wollen. Ich jedenfallswerde Ihre durchschaubare Hinhaltetaktik nicht mit-machen. Damit wir uns gleich richtig verstehen: Auchich bin gegen einen Bau eines Kohlekraftwerks, ichbin aber auch gleichzeitig Realist. Zum jetzigen Zeit-punkt können wir auf ein Kohlekraftwerk nicht ver-zichten. – Ich danke Ihnen!

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Ab-geordnete Rupp.

Abg. Rupp (Die Linke)*): Frau Präsidentin, meineverehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen undKollegen! Mich interessiert als Ingenieur sehr deut-lich, was bei dieser Form von Moderationsverfahrenherauskommt. Ich habe mir vorgenommen, es zu be-gleiten, weil ich durchaus denke, es gibt eine ganzeReihe von Erkenntnissen, die uns bei der Entwick-lung von Energiepolitik auch im Land Bremen nut-zen können.

Erlauben Sie mir eine Bemerkung vorweg: DieKolleginnen und Kollegen von der CDU wissen si-cherlich, dass die CDU bundesweit für die Verlän-–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

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gerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken eintritt.Ich sage heute, wer für die Verlängerung von Lauf-zeiten von Atomkraftwerken eintritt, und ich sageauch, wer weiterhin auf das Verfeuern von Primär-energieträgern zur Stromerzeugung setzt, setzt aufeine antiquierte Technik, und es ist auch ein antiquier-tes Denken, was dahintersteht und sozusagen auchantiquierte Parteien.

(Beifall bei der Linken und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Eine zweite Vorbemerkung: Es wird immer gesagt,es werden möglicherweise die alten Anlagen abge-schaltet. Ich befürchte – das ist zumindest meine Er-fahrung in anderen Bereichen –, dass gerade mit al-ten Anlagen, weil sie abgeschrieben sind, vergleichs-weise viel Geld gemacht werden kann und die Nei-gung, solche Anlagen dann wirklich abzuschalten,ausgesprochen gering ist, sodass ich also vor einerunmittelbaren Verknüpfung dieser beiden Dinge war-nen möchte.

(Beifall bei der Linken und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Drittens: Ich glaube, wir müssen uns einfach klar-machen, es gibt überhaupt keine CO2- oder umwelt-unschädliche Form der Energieerzeugung mit Primär-energieträgern. Das gibt es nicht! Alles ist nur mehroder weniger schädlich. Deswegen gibt es eigentlichüberhaupt keine Alternative zu nachhaltiger rege-nerativer Energieerzeugung, und jedem in diesemLand ist es auch klar: Diese Technologien sind längstvorhanden.

(Beifall bei der Linken)

Wir wissen auch alle, würden wir eine Politik ent-wickeln, bei der Bürgerinnen und Bürger mehr zumEnergiesparen angehalten würden, würden wir dasanleiten und die entsprechenden Gesetze machen,könnte man jede Menge Kraftwerke abschalten. Dasist einfach klar, es liegt alles auf der Hand. Deswe-gen ist es zunächst unklar, warum überhaupt überden Bau weiterer Kohlekraftwerke diskutiert wird.Das ist nicht das Einzige; Robin Wood sagt, es gibt28 bundesweit, die auf dem Zettel stehen. Warummacht man das? Ich befürchte, es geht dabei auchnicht um Arbeitsplätze. Nach meiner Meinung gehtes darum, ganz bestimmte Gewinnmargen weiterhinzu erzielen, die man nur mit solchen großen Kraft-werken hinbekommt und mit dezentraler Energie-gewinnung, mit regenerativer Energiegewinnung ebennicht.

(Beifall bei der Linken und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Da liegt der Hase im Pfeffer und nicht bei Umwelt-oder Arbeitsplatzinteressen!

Es wird immer gesagt, dann bauen eben die Nie-dersachsen das Ding, oder dann bauen sie es halt aufder anderen Seite. Ich bin auch sehr erfreut darüber,was teilweise an Absichten auch in der Koalitions-vereinbarung stehen. Ich glaube, an dieser Stelle –und da möchte ich den Abgeordneten Magnus Buh-lert zitieren – kann Bremen der frühe Vogel sein, derden Wurm fängt. Wir können in der Frage der Ener-gieerzeugung aufhören, auf diese Form von Techno-logie zu setzen, denn je mehr Kohlekraftwerke ge-baut werden, desto mehr haben die Leute Illusionen,dass es geht. Sie haben eine Illusion, dass es um-weltfreundliche Kohlekraftwerke gibt und dass immergenug Energie vorhanden sein wird.

Wenn wir in Bremen anfangen, damit aufzuhörenund sagen, wir setzen ganz bewusst nicht auf diesesKohlekraftwerk, wir setzen ganz bewusst darauf, dassdie Landeskompetenzen, die innovativen Kompeten-zen, die Wirtschaftskompetenzen und die Hochschul-kompetenzen genutzt werden, um dort eine andereForm von Energiepolitik im Land anzufangen, dann,glaube ich, wirken wir als Beispiel. Damit verhindernwir möglicherweise nicht den Bau eines Kohlekraft-werks anderswo, aber wir machen möglicherweiseanderen Kommunen, anderen Ländern Mut, einensolchen Weg mit uns gemeinsam zu gehen. Ich den-ke, genau das ist derzeit die Anforderung, vor der wirjetzt stehen.

(Beifall bei der Linken und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ich will am Schluss sagen, dass wir einerseits na-türlich dem unmittelbaren Bau nicht zustimmen kön-nen, und wir werden auch dem Antrag auf ein Mo-derationsverfahren so nicht zustimmen, und ich willauch sagen warum! Meiner Meinung nach ist die Zeitvon ergebnisoffenen Moderationsverfahren vorbei.Klimaschutz, Umweltschutz, Klimakatastrophe sindkeine ergebnisoffenen Prozesse, und weil sie keineergebnisoffenen Prozesse sind, können wir sie auchnicht ergebnisoffen in Moderationsverfahren beglei-ten. Wir müssen deutlich sagen, was wir politischwollen, und wir müssen die politischen, technischenund wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen, dassdiese Form von Verfahren angefangen wird und imErgebnis eine andere, umweltfreundliche Form vonEnergiegewinnung steht. – Danke!

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Ab-geordnete Focke.

Abg. Focke (CDU): Frau Präsidentin, meine sehrgeehrten Damen und Herren! Herr Dr. Güldner, ich

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wusste ja, das wird bestimmt lustig werden heute, aberich habe extra – –.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Sie sind der Einzige, der hier et-

was lustig findet!)

Ich finde das nämlich in Wirklichkeit gar nicht so lustig,und Sie versuchen hier auch mit den Reden, die Öf-fentlichkeit etwas irre zu machen.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Nein, das machen Sie mit Ihren An-

trägen schon!)

Es ist ja nicht so, dass wir hier eine Dreckschleuderhinstellen wollen, sondern es soll hier ein Kohlekraft-werk nach den neuesten,

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: 45 Prozent!)

modernsten Erkenntnissen installiert werden. Dabrauchen wir kein Moderationsverfahren, das wis-sen wir, meine Damen und Herren. Das wissen wir!

(Beifall bei der CDU)

Man kann und man darf die Bevölkerung auch nichtverunsichern. Man muss ihr auch sagen, dass diewesentlich besser und effizienter sind als die alten,jetzt noch am Netz liegenden.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Einige wenige Prozent!)

Nun muss man ja auch noch einmal ein paar Wahr-heiten aussprechen dürfen!

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das wäre gut!)

Sie sagen Atomausstieg! Der Klimagipfel hat ge-tagt und gestern wieder im Bundeskanzleramt fest-gestellt, am Atomausstieg wird nicht gerüttelt. Aberwoher kommt die Energie dann künftig? Da ist ganzeindeutig, dass auf Kohlekraft nicht verzichtet wer-den kann. Es kann vielleicht auf ein Kraftwerk oderzwei verzichtet werden, aber insgesamt kann aufdiesen Mix nicht verzichtet werden, weil Sie nicht allesmit Biogas und Windkraft und so weiter hinbekom-men können. Das ist eindeutig, und das sagte auchHerr Gabriel gestern ganz deutlich, Herr Dr. Sieling:Alle 28 Kohlekraftwerke müssen genehmigt werden.Das ist die Aussage von Herrn Gabriel, SPD, aus Nie-

dersachsen, dem jetzigen Umweltminister! Das ist eineganz deutliche Aussage, und das ist auch klar,

(Zuruf des Abg. D r . G ü l d n e r[Bündnis 90/Die Grünen])

weil sonst die Energie nicht erbracht werden und derAusgleich auch nicht hergestellt werden kann.

(Zuruf des Abg. D r . G ü l d n e r[Bündnis 90/Die Grünen])

Gaskraftwerke haben wir auch. Da haben wir einebestimmte Abhängigkeit, wir haben aber auch CO2-Ausstoß. Es ist ja nicht so, dass sie keinen haben.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Die Hälfte!)

Ja, wird ja auch zum Energiemix gebraucht!

Wo haben denn die Mitarbeiter demonstriert? Nichtvor unserer Parteizentrale!

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Hätten sie das auch tun sollen?)

Die haben vor Ihrer Parteizentrale demonstriert undbei Ihren Koalitionsverhandlungen! Da haben wirganz genau gehört, was die Leute Ihnen da zugeru-fen haben. Das unterstützen wir sehr, meine Damenund Herren! Das ist ganz eindeutig.

(Beifall bei der CDU – Zurufe von der SPDund vom Bündnis 90/Die Grünen)

Wir haben natürlich auch mit den BetriebsrätenKontakt gehabt. Die beiden Senatoren, Herr Neumey-er und Herr Kastendiek, haben ständig Kontakt zumBetriebsrat der swb gehabt. Also, bauen Sie hier keineMärchen auf, sondern ich finde, man muss ehrlichsein in der Argumentation! Die Ehrlichkeit ist, dasmuss man sagen: Ihr wisst genau, was auf euch zu-kommt, ihr wollt nur nicht entscheiden!

(Abg. D r . S i e l i n g [SPD]: Quatsch!)

Das ist die Situation, ihr wisst es ganz genau! Alleshinter diesem Moderationsverfahren zu versteckenist Unsinn! Wir kennen ja die Fakten. – Danke schön!

(Beifall bei der CDU – Abg. P o h l m a n n[SPD]: Das ist doch unredlich!)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Ab-geordnete Dr. Buhlert.

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Abg. Dr. Buhlert (FDP): Frau Präsidentin, meineDamen und Herren! Wenn wir jetzt noch auf das Gas-kraftwerk zu sprechen kommen, muss doch schlicht-weg auch gefragt werden: Ist denn dort die Versor-gungssicherheit gegeben? Woher kommen die Roh-stoffe, und wie lange können diese Rohstoffe über-haupt bezogen werden? Insofern muss man das ent-sprechend betrachten, und dann hat man auch dieFrage des Brennstoffs entsprechend zu beantworten.Natürlich werden wir alle verschiedenen Energiefor-men brauchen, doch hier geht es ja konkret um dieFrage: Können wir auf konventionelle Kraftwerkemomentan verzichten?

Da war zu viel Glauben in der Debatte und zu wenigvon Wissen die Rede. Der Einzige, der gesagt hat, esgäbe ja die Techniken, ist der jetzt von mir nicht mehrzu sehende Herr Rupp. Ja, wenn es sie denn gäbe,müsste er nicht am Ende sagen, dass er glaubt, dasses reiche, und dass die bremischen Kompetenzengenutzt werden sollten, um dann zum Ziel zu kom-men! Wir haben diese Techniken in der Menge nicht,es reicht nicht! Wenn wir 20 Prozent regenerativeEnergien wollen oder mehr, müssen wir den heuti-gen Anteil regenerativer Energien an der Stromer-zeugung mehr als verdoppeln! Das ist schon ein ehr-geiziges Ziel. Wir wissen, wie viel dort notwendig istund wie schwierig dieser Weg sein wird.

Wir wollen diesen Weg mitgehen als FDP, wir un-terstützen ihn sogar, gleichzeitig müssen wir doch amEnde die Frage beantworten, woher die restlicheEnergie kommt. Dann nützt es nichts, wie Herr Dr.Güldner hier über CO

2-Ausstoßmengen zu debattie-

ren, sondern es geht darum, über Wirkungsgrade zudiskutieren, das heißt: Wie viel Strom wird aus einerTonne Steinkohle erzeugt? Das ist doch die entschei-dende Frage!

Da müssen wir in der Tat auf die intelligenten undneuen Kraftwerke setzen und darauf, dass die öko-logische Marktwirtschaft funktioniert, nämlich dassder CO2-Zertifikate-Handel funktioniert und dafürsorgt, dass es einen wirksamen Deckel gibt für dieMenge des CO

2-Ausstoßes in der Bundesrepublik.

Was darunter passiert, sollten wir doch den Unter-nehmen am Markt überlassen und nicht glauben, dortselbst klüger zu sein als der Markt, denn das verste-hen wir unter ökologischer Marktwirtschaft, die auchberücksichtigt, welche Interessen es dort auf beidenSeiten gibt, einerseits Klimaschutz, andererseits Ar-beitsplätze.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat die Ab-geordnete Frau Nitz.

Abg. Frau Nitz (Die Linke)*): Sehr geehrte FrauPräsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Hier–––––––*) Von der Rednerin nicht überpürft.

stellt sich doch eindeutig noch einmal die Frage:Welche Interessen werden mit diesem Antrag eigent-lich vertreten? Es ist doch hier eindeutig erkennbar:die Lobby der Energiewirtschaft, genauer gesagt, dieLobby von E.ON und die Lobby von Gewinnsteige-rung!

(Abg. F o c k e [CDU]: Dummes Zeug!Das ist gerade falsch!)

Diese Scheindebatte, die Sie hier führen zu Arbeits-plätzen, zu angeblichen Steuereinnahmen, das gehtja hier wohl überhaupt nicht! Vielmehr muss es dochdarum gehen, und zwar uns allen muss es darumgehen, zukunftsfähige Alternativen zu befördern.

(Abg. T i t t m a n n [DVU]: Ich denke,ihr seid so viele Arbeiter!)

Die Linke sagt hier ganz klar Nein zum Bau einesneuen Kohlekraftwerkes, und ich möchte Ihnen auchsagen weshalb!

(Abg. T i t t m a n n [DVU]: GegenArbeitsplätze!)

Noch einmal: Mein Kollege Herr Rupp hat es vorhinschon angedeutet, erstens steht das Argument desUmweltschutzes an oberster Stelle. Es ist ja wohl falschzu glauben, dass die CO2-Emissionen sich ausschließ-lich darauf beschränken, wie viel CO2 ausgestoßenwird, wenn Kohle verbrannt wird. Nein! Wir müssenbei den CO2-Emissionen natürlich auch beachten: DerBau des Kohlekraftwerks, der Transport der Kohle perSchiff wurden vorhin angesprochen, nicht zu denkenan den Tagebau, um die Kohle überhaupt zu gewin-nen.

Zweitens: Die Vergabe von Zertifikaten erinnertdoch weitgehend an das Mittelalter, damals nannteman es eigentlich nur Ablasshandel.

(Zurufe von der CDU)

Drittens: Das Konzept der Nachhaltigkeit, das jahier von der Linken vor allem entwickelt und auchweiter verfolgt wurde, bedeutet, dass ein gerechterAusgleich geschaffen wird zwischen Sozialem, zwi-schen Ökologie und zwischen Wirtschaft. Dann, wennwir nämlich die Alternativen prüfen, kommen wir,meine Damen und Herren, auch dazu, dass sich neueArbeitsplätze bieten, dass sich damit natürlich auchSteuereinnahmen bieten.

Ein Hinweis sei mir noch gestattet an die rot-grü-ne Koalition: Bitte passen Sie auf bei dieser Argumen-tation mit der Mediation! Die Öffentlichkeit ist ziemlichskeptisch gegenüber dem Moderationsverfahren, dasSie hier in Ihrem Alternativantrag formulieren. Nichtdass es genutzt wird, um dann später zu sagen, wir

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benötigen noch mehr Argumente, um dann irgend-wie durch die Hintertür festzustellen, der Bau einesneuen Kohlekraftwerks ist sinnvoll! – Vielen Dank!

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat die Ab-geordnete Frau Garling.

Abg. Frau Garling (SPD): Frau Präsidentin, mei-ne Damen und Herren! Ich finde, dass der Verlaufdieser Debatte doch sehr deutlich macht, dass es ganzviele offene Fragen gibt, und genau das ist der Sinndieses Prüf- und Moderationsverfahrens, nämlich ge-nau diese unterschiedlichen Fragen zu klären.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Bei uns nicht,und bei Ihnen sind sie am 13. Mai entstan-

den!)

Ich glaube, Herr Röwekamp, Sie haben sich nochnicht die Mühe gemacht, sich einmal die wirklichdifferenzierten Fragen anzusehen, sonst würden Siejetzt auch einsehen, dass genau diese Fragen in die-sem Verfahren geklärt werden.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Zuruf des Abg. R ö w e -

k a m p [CDU])

Lieber Herr Focke, und es führt eben nicht dazu,dass die Bevölkerung – –.

(Zuruf des Abg. R ö w e k a m p [CDU])

Nun seien Sie einmal ruhig, Herr Röwekamp, las-sen Sie mich einmal eben weiter ausführen! Es führteben genau nicht dazu, dass die Bevölkerung ver-unsichert wird, sondern das Gegenteil ist der Fall, dieBevölkerung wird aufgeklärt!

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Sie ma-chen doch sowieso, was Sie wollen!)

Sie haben ja eben die Einladung von Herrn Dr. Güld-ner gehört, und genauso ist es gemeint!

Dann noch etwas, Herr Focke, zu Ihrem ersten Bei-trag! Sie haben gesagt, dass man bei den beiden In-stituten, dena und Öko-Institut, jetzt schon sagenkönnte, wie das ausgeht: Die einen sagen so, dieanderen sagen so! Ich sage Ihnen an dieser Stelle,genau das wird nicht der Fall sein, weil sie nämlichden Auftrag haben, eine gemeinsame Empfehlungzu erarbeiten!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:Wenn das alles so klar war, warum haben

Sie so lange gestritten?)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Ab-geordnete Dr. Güldner.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Es ist dochalles klar!)

Abg. Dr. Güldner (Bündnis 90/Die Grünen)*): Viel-leicht kommt der eine oder andere ja dazu, sich jetztmit diesem Thema einmal ganz neu zu beschäftigen,da es in Bremen so akut ist. Ich glaube, Sie werdensich dann mit einem der wichtigen Zukunftsthemenüberhaupt – nicht nur in Bremen oder in Deutschland,sondern auch international – beschäftigen, meine sehrverehrten Kollegen von der CDU-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Las-sen Sie mich zu einigen Punkten, die hier gesagt wor-den sind – man kann gar nicht auf alles eingehen –,noch etwas sagen, weil es wirklich dazu geeignet ist,Verwirrungen zu stiften! CO2-Zertifikate: Ich glau-be, es war Herr Buhlert, der sagte, das wird danneingepreist, das kommt ja, und ein Kraftwerk musssich dann auch bei dem Emissionshandel bewähren.Sie haben offensichtlich auch nicht mit den Energie-erzeugern gesprochen! Diese sagen, wenn das kommt,dann kommt es für alle, und dann wird die Erzeu-gung von Energie durch dieses Kraftwerk natürlichteurer, aber bei den anderen auch. Dann schlagenwir das kollektiv auf den Strompreis auf, und die Zechezahlt der Verbraucher, der den Strom abnehmen muss.Das ist vollkommen klar!

Wenn wir auf die regenerativen Energien setzen,dann haben wir in Zukunft zusätzlich zu dem ökolo-gischen Vorteil einen Preisvorteil, weil mit dem jetztbeschlossenen Emissionshandel und mit dem Verkaufder Zertifikate natürlich dann der Preis sehr steigenwird, und Sie müssen den Verbraucherinnen und Ver-brauchern dann erklären, warum es weitere Strom-preiserhöhungen gibt. Das ist das, was Sie hier auchdazu sagen müssen, wenn Sie solche Argumentati-onen anbringen, wie Sie das gerade getan haben!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Die Zeche zahlt ja nicht die FDP-Fraktion, sonderndie Menschen in Bremen und Bremerhaven dann überden Strompreis, sehr geehrter Herr Buhlert! Darüberscheinen Sie noch gar nicht nachgedacht zu haben!

(Zurufe von der CDU und von der FDP)

Zu der Frage, welche Alternativen es gibt: HerrNeumeyer, herzlich willkommen in der BremischenBürgerschaft, schön, dass Sie wieder da sind! Sie ha-ben als Umweltsenator kürzlich ein Gutachten inAuftrag gegeben, das diese Frage noch einmal be-–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

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leuchtet hat. Wenn ich es richtig verstanden habe –vielleicht können Sie das hier auch noch einmal er-klären –, ist dort sehr große Skepsis, wäre ungefährder Text des Koalitionsvertrags gegenüber diesemriesigen Kohlekraftwerk ausgedrückt worden, undes sind die Alternativen Gas und weitere ins Spielgebracht worden. Vielleicht könnten Sie einmal sa-gen, was Sie als Umweltsenator in Auftrag gegebenhaben und wie Sie die Ergebnisse finden! Das hatgefehlt in dem Antrag und in den Reden Ihrer Frak-tion!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Komischerweise, kaum sitzen Sie wieder hier, fehltdiese Argumentation! Ich habe damals noch gedacht:Mensch, der Neumeyer, super! Da ist er doch als Um-weltsenator gar nicht so schlecht, wie man immerdachte, da hat er doch wirklich eine gute Position zudieser Frage! Jetzt sind Sie plötzlich wieder hier inder Oppositionsfraktion, und das Gutachten, das Siein Auftrag gegeben haben, ist weg.

(Abg. P o h l m a n n [SPD]: So schnellgeht das!)

Der neue Fraktionsvorsitzende der CDU, dem ichauch von dieser Stelle noch einmal recht herzlich zuseiner Wahl gratuliere, hat bereits am 13. Juni vorall diesen Fragen eine Presseerklärung herausgege-ben, in der er sagt, Rot-Grün würde schon vor Amts-antritt Arbeitsplätze vernichten.

(Beifall bei der CDU)

Dann sagen Sie: „Wenn Herr Böhrnsen bereits dasVertrauen des neu gewählten Parlaments hätte, wäredies für uns der erste Grund gewesen, einen Miss-trauensantrag zu stellen,“ soweit Zitat Röwekamp mitGenehmigung der Frau Präsidentin! Ja, das ist derUnterschied! Herr Böhrnsen hat das Vertrauen die-ses Hauses und Sie nicht! Das haben Sie darin ganzrichtig beschrieben.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD – Abg. R ö w e k a m p [CDU]:Sie haben das Vertrauen dieses Hauses auch

nicht!)

Das ist so! Das stimmt! Das ist richtig!

Ich möchte noch einmal ganz herzlich dafür wer-ben. Die Wirtschaft ist immer fortschrittlicher als das,was Sie hier vertreten. Sie denkt sehr langfristig, weilsie genau weiß, dass sie sowohl betriebswirtschaft-lich als auch volkswirtschaftlich hier bestimmte Fak-toren mit einrechnet.

Herr Buhlert sagte, das mache der Markt von ganzallein. Toll, das Erneuerbare-Energien-Gesetz der rot-grünen Bundesregierung hat es also gar nicht gege-ben, sondern dieser wahnsinnige Aufschwung vonArbeitsplätzen und ökologischer Energieerzeugungist von selbst durch den Markt gekommen ohne dasErneuerbare-Energien-Gesetz. Toll! Mit dieser Milch-mädchenpolitik können Sie gern weitermachen, wirmachen eine andere! – Vielen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Meine Damen undHerren, ich hoffe auf Ihr Einverständnis, dass wir dieDebatte nun auch wirklich zu Ende führen vor derMittagspause, und ich gebe als letztem Redner danndas Wort Herrn Senator Dr. Loske.

Senator Dr. Loske: Frau Präsidentin, liebe Kolle-ginnen und Kollegen! Ich will es auch kurz machen.Ich finde es gut, dass wir am Anfang der Legislatur-periode über dieses wichtige Thema reden, insofernist es gut, dass Sie den Antrag vorgelegt haben unddie Koalitionsfraktionen dazu bewegt haben, ihre Sichtder Dinge darzulegen. Das ist gut. Allerdings mussich schon sagen, wenn ich mir so manche Beiträgeanhöre, Herr Buhlert – ich will Ihren einmal als ers-ten auswählen –, Sie sprachen von einem Einerseits-Andererseits, einerseits der Klimaschutz, andererseitsdie Arbeitsplätze. Diese Sichtweise ist falsch undüberholt, es geht um Arbeitsplätze durch Klimaschutz!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ich glaube, das ist der Punkt!

Wenn wir von hier aus nach Bremerhaven schau-en, das war ja auch eine eigentümliche Koinzidenz!Gerade an dem Tag, als der Konflikt um das Kohle-kraftwerk auf Seite 1 des „Weser-Kurier“ abgehan-delt wurde, nahm man den Politikteil zur Seite undschaute auf den Wirtschaftsteil, dort war ein großer,wunderbarer Artikel über die aufblühende Offsho-re-Windenergie-Branche in Bremerhaven. Wenn mandas sieht und wenn man das auch in allen anderenBereichen sieht, dann kann man doch nicht ernsthaftbehaupten, es gehe um ein Einerseits-Andererseits,sondern es geht um beides, und das ist unser Auf-trag hier, für uns als Koalition oder für Sie auch alsganzes Haus, glaube ich.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Herr Focke, Ihrem Beitrag habe ich auch sehr auf-merksam zugehört. Ich muss sagen, er weicht docherheblich – das Privileg habe ich ja noch, weil ich inden letzten Jahren im Bundestag gewesen bin – von

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dem ab, was beispielsweise die Bundeskanzlerinspricht.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das ist schade!)

Das ist sehr stark von altem Denken geprägt, was Siehier präsentiert haben, das würde ich schon gern sosagen. In Ihrem ganzen Beitrag kam der TerminusKlimaschutz ja gar nicht vor. Das kann man ja mei-nethalben noch verzeihen, aber die ganzen Entwick-lungen des letzten zurückliegenden Jahres, zum Bei-spiel die Veröffentlichung des Stern-Reports vor ei-nem Dreivierteljahr, der Weltbankbericht darüber,dass die Kosten des Klimawandels um ein Vielfachesüber dem liegen, was Klimaschutz kostet, um denFaktor 5 bis 20, kamen in Ihren Überlegungen über-haupt nicht vor. Oder die UN-Klimaschutzberichte,die jetzt im letzten halben Jahr einer nach dem an-deren gekommen sind, die sagen, wir müssen im Welt-maßstab bis 2050 die CO2-Emissionen mindestenshalbieren und in den Industrieländern um 80 Prozentreduzieren! Auch das kam nicht vor!

Es kam auch nicht vor, was der EU-Gipfel im Märzbeschlossen hat bezüglich der CO2-Minderungszie-le in Europa. Es kam nicht vor, dass gestern beispiels-weise bestätigt worden ist, das 40-Prozent-Ziel bis2020 beim CO2 gewissenhaft und ernsthaft anzustre-ben. Das sind doch Rahmenbedingungen, innerhalbderer wir auch als Bremer navigieren müssen, daskönnen wir nicht außen vor lassen! Ich möchte Siewirklich bitten, das in Ihre Überlegungen einzube-ziehen!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Jetzt zu dem Vorgang selbst! Wir haben währendder Koalitionsverhandlungen – das unterscheidet unsoffenbar von Ihnen, das muss man schon sagen – mitder Unternehmensführung, mit dem Betriebsrat, mitden Gewerkschaften und mit den Umweltverbändengesprochen. Auch bin ich froh darüber, dass die breiteÖffentlichkeit heute da ist, Herr Meyer vom Betriebs-rat ist da, aber auch Vertreter der Umweltverbände.Das finde ich sehr gut, und das zeigt, dass wir es hiermit einem emotional aufgeladenen Thema zu tunhaben.

Unsere Aufgabe wird es sein, von Herrn Bürger-meister Böhrnsen und von mir, es in den nächsten 4Monaten so zu machen, dass die Argumente alle aufden Tisch kommen, aber dass es im Großen und Gan-zen, hoffe ich jedenfalls, sachlich zugeht. Wir habenmit all denen gesprochen, sogar mit den Anteilseig-nern. Die swb heißen zwar noch Stadtwerke, aber diebittere Wahrheit ist, es ist ein privater Konzern, derzu 51 Prozent dem größten holländischen Strom- undGaskonzern gehört, nämlich Essent, und zu 49 Pro-zent der EWE. Das ist sozusagen ein Mischkonzern,

der für den norddeutschen Markt Strom produzierenwill. Auch deren Sicht der Dinge haben wir uns an-gehört, und anders als Sie hatten wir am Ende die-ser Gespräche nicht das Gefühl, dass alles total klarist, sondern dass noch eine ganze Menge Fragen of-fen sind; deswegen auch dieses Verfahren.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ich finde Ihren Antrag in Teilen gar nicht so schlecht,es sind durchaus gute Formulierungen darin, mit de-nen man leben kann, aber wenn man ihn sich genauansieht, ist es im Prinzip eine Eins-zu-eins-Übernahmeder Hintergrundpapiere der swb, die ja seit einigenMonaten hier in der Stadt kursieren. Das kann manohne Weiteres sagen, und ich glaube, Aufgabe derPolitik ist es nicht, sich eins zu eins die Position ei-nes Unternehmens zu eigen zu machen, sondern sichinsgesamt ein Gesamtbild zu machen und sich dieArgumente vorzulegen.

Es gibt tatsächlich noch eine Menge Fragen. DieFrage der Klimaverträglichkeit steht ganz oben, dieErdgasverfügbarkeit ist eine Frage, die wir prüfenmüssen, die Frage der Beschäftigungsintensität isteine, da gibt es auch zwischen der Unternehmens-führung, wenn ich es richtig sehe, und dem Betriebsratunterschiedliche Vorstellungen. Die einen argumen-tieren sehr stark, wir bauen diesen einen großen Blockmit knapp 1000 Megawatt dorthin, und dann gehendie anderen Anlagen vom Netz. Statt der jetzt eini-gen Hundert Arbeitsplätze in der Erzeugung, die weit-gehend dezentral ist, haben wir dann einen großenBlock, wo 70 bis 80 Menschen arbeiten. Die Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer sind der Meinung,dass diese dezentrale Struktur bleibt, und der großeBlock kommt zusätzlich obendrauf. Also, da ist kei-neswegs alles geklärt!

Eine Frage, die auch noch zu klären ist, ist dieKonkurrenz gerade an der Küste. Wir haben dem-nächst hier Offshore-Windkraft, ganz massiv Strom,der sozusagen vom Meer zu uns kommt, und wennwir das hier alles zustellen mit Kohlekraftwerken, dannhaben wir natürlich ein Problem, dann haben wir eineNutzungskonkurrenz zwischen Windenergie undKohleverstromung, und auch das gilt es zu prüfen.Es gilt auch zu prüfen die Frage nach der Wärme-auskopplung, die Frage nach der Nutzung der Wär-me: Gibt es Wärmeinseln? Könnte Wärme erzeugtwerden, wenn das Kraftwerk gebaut würde? Wirhaben auch die Frage der Preisentwicklung für Erd-gas und Steinkohle zu prüfen.

Die Preise setzen sich in Zukunft aus 2 Faktorenzusammen: aus den Brennstoffpreisen und aus demPreis für die Emissionszertifikate. Die Emissionszer-tifikate werden teuer. Ab 2013 werden sie nicht mehrverschenkt, sondern versteigert, vielleicht vollstän-dig, und wenn man sagt, heute liegt der Zertifikat-preis bei 20 Euro pro Tonne, und dieses Kraftwerk

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würde 5 Millionen Tonnen, grob geschätzt, aussto-ßen, dann kämen jährlich an zusätzlichen Betriebs-kosten 100 Millionen Euro obendrauf. Gut, es ist nichtunsere Aufgabe, das zu prüfen, das muss der Kon-zern machen, ob er dann trotzdem noch bauen will,aber man kann wirklich nicht sagen, dass alles längstbekannt ist und es jetzt nur noch darum ginge, schnellzu entscheiden.

(Zuruf des Abg. Focke [CDU])

Nein, nein!

(Abg. F o c k e [CDU]: Ja klar sind dasbekannte Fakten!)

Der letzte Punkt zur Sache ist, dass wir zwischenkurz- und langfristig unterscheiden müssen. Kurzfris-tig ist es natürlich so, wenn Sie ein Kraftwerk bau-en, das 45 Prozent Wirkungsgrad hat, ist es besserals ein Kraftwerk, das 38 oder 40 Prozent hat. Aberder Struktureffekt ist natürlich der problematische,nämlich dass Anlagen sehr lange laufen, die also dieVersorgungsstrukturen im Prinzip bis 2050 festschrei-ben und zementieren. Deswegen müssen wir sehr ge-nau hinsehen, was der Unterschied ist zwischen kurz-fristigen und langfristigen Effekten.

Zu der Anlage noch einmal ganz kurz: Was Sie hierin dem Antrag schreiben, stimmt so nicht, das diessozusagen das Modernste wäre, was es überhauptgibt. Es geht um ein reines Kondensationskraftwerkmit 45 Prozent elektrischem Wirkungsgrad ohne jedeWärmeauskopplung. Das kann man nicht wirklich alsdie modernste der verfügbaren Technologien bezeich-nen.

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Hinzu kommt auch noch bei dem Thema CO2-freie

Kohlekraftwerke – das habe ich eben in meiner Ant-wort auf Ihre Frage in der Fragestunde gesagt –, dieseCCS-Technologie ist noch nicht so weit, dass sie denMarkt durchdringt, aber es werden auch Pilotanla-gen gebaut von Vattenfall und RWE, schon 2014, mitdieser Kohlenstofffreiheit. Also auch das sind Argu-mente, die es jedenfalls nicht ohne Weiteres zulas-sen zu behaupten, wie Sie es tun, es sei die modernstealler denkbaren Anlagen, und die muss jetzt unbe-dingt genauso gebaut werden. Also, da gibt es schonnoch Fragen!

Zum Prozess, das will ich jetzt abschließend sagen:Es ist keineswegs so, dass wir 2 Leute bestellt haben,Stephan Kohler von der Deutschen Energieagenturund Felix Matthes vom Öko-Institut, bei denen wirganz sicher wissen, was herauskommt. Es ist in derTat ein ergebnisoffener Prozess, und wir wollen dasGanze unter Einbeziehung der Stadtöffentlichkeit

durchführen. Wir setzen in dieser Frage auf Informa-tion, sodass alles auf dem Tisch liegt, damit entschie-den werden kann und dass vor allen Dingen nach-vollzogen werden kann, was wir als Senat dann tun.– Danke schön!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Weitere Wortmeldun-gen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Als Erstes lasse ich über den Antrag der Fraktio-nen der CDU und der FDP abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der CDU und derFDP mit der Drucksachen-Nummer 17/3 seine Zu-stimmung geben möchte, den bitte ich um das Hand-zeichen!

(Dafür CDU und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünenund Die Linke)

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt denAntrag ab.

Jetzt lasse ich über den Antrag der Fraktionen derSPD und Bündnis 90/Die Grünen abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und Bünd-nis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Nummer 17/19 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich umdas Handzeichen!

(Dafür SPD und Bündnis 90/Die Grünen)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen CDU, FDP und Die Linke)

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, ich unterbreche nun dieSitzung der Bürgerschaft (Landtag) bis 15.15 Uhr.

(Unterbrechung der Sitzung 13.07 Uhr)

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Vizepräsident Ravens eröffnet die Sitzung wieder um15.16 Uhr.

Vizepräsident Ravens: Meine Damen und Herren,die unterbrochene Sitzung der Bürgerschaft (Land-tag) ist wieder eröffnet.

Bremerhaven braucht auch künftig 25 % derInvestitionsmittel des Landes Bremen

Antrag der Fraktionen der CDU und der FDPvom 20. Juni 2007(Drucksache 17/4)

Wir verbinden hiermit:

Überproportionalen Investitionsanteil fürBremerhaven beibehalten

Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen

vom 3. Juli 2007(Drucksache 17/20)

Dazu als Vertreterin des Senats Frau Bürgermeis-terin Linnert.

Die gemeinsame Beratung ist eröffnet.

Als Erstem erteile ich das Wort dem Kollegen Bö-deker.

Abg. Bödeker (CDU): Herr Präsident, meine sehrgeehrten Damen, meine sehr geehrten Herren! Wirhaben hier heute in der neuen Legislaturperiode daserste Mal auch einen Antrag zum Thema Sanierungdes Landes und Sanierung der beiden Stadtgemein-den. Die Aussage, dass die Sanierung des LandesBremen nur gelingt, wenn uns die Sanierung derStadtgemeinde Bremerhaven gelingt, ist, glaube ich,immer noch die richtige.

Wir haben natürlich alle ganz aufmerksam dieKoalitionsvereinbarung der regierenden Koalition inBremen gelesen. Ich muss sagen, das, was Sie hin-eingeschrieben haben im Bereich Wirtschaftspolitik,aber auch gerade im Bereich von Bremerhaven, isterschreckend.

(Zuruf der Abg. Frau S t a h m a n n[Bündnis 90/Die Grünen])

Sie haben auf 128 Seiten eine Koalitionsvereinbarunggeschrieben und haben es geschafft, auf 3 Seiten Bre-merhaven zu erwähnen. Wenn man inhaltlich in das,was Sie aufgeschrieben haben, einsteigt, wird manfeststellen, dass diese 3 Seiten inhaltlich nichts aus-sagen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Ich glaube, dass die Diskussion, die natürlich auchdurch die Presse öffentlich geworden und insbeson-dere in Bremerhaven durch die „Nordsee-Zeitung“begleitet worden ist, über den Anteil von Investiti-onsmitteln des Landes für Bremerhaven eine richti-ge ist.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Das ist doch eine Scheindiskus-

sion!)

Ich bin der Meinung, das ist auch ganz wichtig, Wirt-schaftspolitik ist auch Psychologie, dass man vernünf-tige Zeichen sendet, dass man die Bereitschaft erklärt,dass der Strukturwandel auch im Bereich der Inves-titionen weiter vorangetrieben werden muss.

Ich denke aber, meine Damen und Herren der re-gierenden Koalition, das wollen Sie in dieser Weisegar nicht, deswegen haben Sie das auch so nicht hin-eingeschrieben. Sonst wäre es für Sie ein Leichtes,unseren Antrag mitzuentscheiden und zu sagen: Na-türlich muss Bremerhaven den 25-prozentigen An-teil haben. Ich sage eindeutig, weil die Diskussionim Vorfeld zu dem Antrag geführt wurde, dass na-türlich bei Großinvestitionsmaßnahmen auch derAnteil erhöht werden kann, und glaube, es ist außer-ordentlich wichtig, dass wir dieses Zeichen nach Bre-merhaven senden.

Es ist im Vorfeld der Diskussion darüber gespro-chen worden, wie eigentlich der Erfolg in Bremer-haven zu sehen ist. Wir haben in Bremerhaven ei-nen sehr guten Sanierungsweg beschritten, wirhaben auch hier in der Bürgerschaft vernünftige Be-schlüsse gefasst, ich erinnere dabei an den kommu-nalen Finanzausgleich. Ich bin außerordentlich dank-bar – und die Sozialdemokraten haben es mitgetra-gen, sonst hätten wir es nicht beschließen können –,dass wir gesagt haben, ich zitiere mit Ihrer Geneh-migung, Herr Präsident: „Die Bremische Bürgerschaftfordert den Senat auf, nach Abschluss des Verfahrensvor dem Bundesverfassungsgericht Vorschläge zumachen, deren Ziel die Gleichstellung der Bürger-innen und Bürger der Städte Bremen und Bremer-haven sein soll.“ Die Gleichstellung der Bürger Bre-merhavens mit den Bürgern Bremens!

Ich glaube, wenn wir uns die Arbeitslosenzahlenansehen, dann muss man erkennen, dass dringendsterHandlungsbedarf besteht. Deswegen ist auch Bre-merhaven in der Investitionspolitik vorrangig zu be-handeln, und von daher müssen wir auch ein deutli-ches Signal setzen. Es fällt keinem, lieber MartinGünthner, ein „Zacken aus der Krone“, das auch zubenennen. Wenn man es nicht benennt und den Mutnicht hat, dann besteht der Verdacht, dass man es auchnicht will.

Wir haben auch, das ist in die Koalitionsvereinba-rung eingeflossen, wir hatten das aber schon vorherbeschlossen, die Frage der Werften als Beispiel, bei

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 79

der wir gesagt haben, Innovationsplan für die Werf-ten, hier haben wir erkannt, dass in Bremerhavenerhebliche Investitionen im Bereich der Infrastruk-tur der Häfen getätigt und auch die Schlickproble-matik gelöst werden müssen. Wir haben erklärt, weilwir es wissen, dass die Werftbetriebe es allein nichtschaffen können, das haben wir damals auch gemein-schaftlich besprochen. Ich glaube, das ist richtig, unddeswegen brauchen wir diese Investition und auchZeichen aus diesem Haus heraus, dass wir diese In-vestition wollen.

Wenn man sich ansieht, was wir mit Investitions-geldern in Bremerhaven gemacht haben und welcheStrukturveränderungen wir durchgeführt oder auch,Gott sei Dank, beschlossen haben, dann glaube ichnicht, dass jede dieser Entscheidungen unter der jet-zigen politischen Konstellation beschlossen wordenwäre. Wenn ich mir den Schleusenausbau mit 275Millionen Euro betrachte, glaube ich nicht, dass derjetzt noch so beschlossen worden wäre, das wage icheinmal zu bezweifeln.

Wir haben für CT 1 und 2 270 Millionen Euro in-vestiert, CT 3 269 Millionen Euro, CT 3 a 79 Milli-onen Euro, für CT 4 – der größte Brocken und auchsehr wichtig – 598 Millionen Euro in die Hafenwirt-schaft investiert. Wir haben im Bereich von Touris-mus und Stadtentwicklung investiert, wir sind da aufeinem guten Weg.

Ich glaube, im Gegensatz zur Koalitionsvereinba-rung in Bremen ist die Koalitionsvereinbarung, diewir gemeinschaftlich mit der SPD in Bremerhavenbeschlossen haben, in den Aussagen zur Hafenwirt-schaft, zu Tourismus und Stadtentwicklung der bes-sere Koalitionsvertrag. Ich bin froh, dass ich in Bre-merhaven zumindest diesen Koalitionsvertrag mitumsetzen darf.

(Abg. G ü n t h n e r [SPD]: Da klatschtsogar Herr Ella!)

Herr Ella sitzt da in der Opposition, genau wie hier.Ich weiß nicht, ob er da klatschen sollte.

Aus meiner Sicht funktionieren die Maßnahmenauch, die wir getroffen haben. Bei allen Zweifeln undbei allem, was hier diskutiert worden ist, ich muss inaller Ehrlichkeit sagen, auch von einem unserer Se-natoren, nicht unbedingt positiv begleitet worden ist,ist das Deutsche Auswandererhaus, ein für Bremer-haven überregional ausstrahlendes Highlight, einevollkommen richtige Investition, die wir weiterhin um-setzen. Ich meine auch, dass die Frage des Hotels mitdem Ankermieter bremenports eine richtige Entschei-dung ist, von der ich auch nicht glaube, meine Da-men und Herren, dass Sie diese heute so umsetzenkönnten, auch wenn der eine oder andere dafür wäre.

Insofern haben wir einige vernünftige Entscheidun-gen getroffen, wir haben vieles umgesetzt, wir ha-ben in Bremerhaven aber noch viel zu tun. Ich erin-

nere insbesondere an die Hafeninfrastruktur, an dieSchlickproblematik und auch an die Hafenertüchti-gung. Insofern braucht Bremerhaven die Investition!Wir brauchen ein deutliches Signal und 25 Prozentwar immer ein deutliches Signal, darüber haben wirrelativ lange gestritten.

Wir haben auch darüber gestritten, wo man diese25 Prozent eigentlich anrechnet, im BremerhavenerStadtgebiet oder aber auch im Hafengebiet, das stadt-bremisch ist. Wir haben immer vernünftige Entschei-dungen getroffen. Nur, ich meine, die Koalitionsver-einbarung hier im Land Bremen für die regierendeKoalition ist nicht gut formuliert. Ich glaube, es istwichtig, dass wir auch im Bereich der Wirtschaft Si-gnale senden, dass wir in diesem Bereich hier dasSignal senden: Natürlich bleibt die Investitionsquo-te so, wie sie ist.

Lassen Sie mich zum Schluss Folgendes sagen: Dasist ja Ihr alter Trick, Herr Günthner, aber mit denJahren kennt man sich ja, wenn die Opposition oderandere einen guten Antrag vorgelegt haben und manhat relativ wenig Argumente dagegen, weil natür-lich auch Ihr Parteivorsitzender in Bremerhaven eineklare Meinung zu Investitionen hat, dann fertigt maneinen anderen Antrag. Das nennt man Nebelkerzenwerfen, aber es funktioniert eben nicht immer.

Sie haben einen Antrag geschrieben, der im ers-ten Absatz eigentlich gar nichts groß sagt und imzweiten Absatz das sagt, was man überall nachlesenkann, nämlich welche Beschlüsse wir gefasst haben,auch wenn ich es außerordentlich bedauere, dass Siedie Wirtschaftsförderungsausschüsse abgeschafft ha-ben, weil auch das ein negatives Signal an die Wirt-schaft ist,

(Zurufe der Abg. Frau S t a h m a n n[Bündnis 90/Die Grünen], des Abg. D r .S i e l i n g [SPD] und des Abg. D r .

G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen])

weil natürlich alles, was mit Wirtschaftsförderungzusammenhängt, jetzt einen viel längeren Weg geht.

Deswegen glaube und hoffe ich, dass Sie sich über-winden werden, unseren Antrag mitzutragen, die FDPhat sich dem auch angeschlossen, in dem wir sagen:Wir wollen ein Signal an Bremerhaven senden, wirwollen Bremerhaven als Schwerpunkt der Investiti-onspolitik weiter betrachten, und deswegen wollenwir eine Sicherheit geben. Ich glaube, das ist vernünf-tig und, Herr Dr. Sieling, bei allen Differenzen zwi-schen Koalition und Opposition haben wir eine Ver-antwortung für das Land und für die StadtgemeindeBremerhaven. Insofern stimmen Sie unserem Antragzu! Sie werden uns nicht böse sein, dass wir IhrenAntrag, Herr Günthner, ablehnen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

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Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Günthner.

Abg. Günthner (SPD)*): Herr Präsident, meine Da-men, meine Herren! Ich will einmal versuchen, amAnfang ein bisschen abzuschichten, worum es eigent-lich geht. Das eine ist der Blick nach hinten auf dievergangenen Jahre, die stehen natürlich, Herr Kol-lege Bödeker, auch im Zusammenhang mit den Sa-nierungszahlungen, die in das Land Bremen geflos-sen sind, und das andere ist der Blick nach vorn.

Ich will eines vorweg sagen: Ich glaube, dass manbei Ihnen sehr schön wieder erleben konnte, welchwunderbares Jammern auf hohem Niveau angesagtist. Ich habe in den vergangenen Jahren nicht denEindruck gehabt, dass es in diesem Haus einen gro-ßen Dissens in der Frage gegeben hat, dass viel inBremerhaven getan werden muss. Unser Koalitions-vertrag, den wir gemeinsam mit den Grünen beschlos-sen haben, steht natürlich auch dafür, dass weiterhinviel für Bremerhaven getan werden muss.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Der Versuch, den Sie hier unternommen haben, sozu tun, als würde man in Bremerhaven die Bürger-steige hochklappen, es wäre demnächst Überflutungs-gebiet, und ich könnte mir dann eine Wohnung inBremen suchen, der Versuch ist untauglich, weil erfalsch ist und an dem vorbeigeht, was wir uns in die-sem Koalitionsvertrag vorgenommen haben.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ich bin zum Zweiten der Auffassung, und ich habees hier häufig erlebt, dass gerade die Kolleginnen undKollegen aus Bremerhaven ein bisschen mit dem Kopfunter dem Arm durch Bremen gelaufen sind und da-rüber gejammert haben, wie schlecht ihrer Meinungnach alles in Bremerhaven ist und wie die Bremerin-nen und Bremer Bremerhaven angeblich immer be-nachteiligen. Ich glaube, dass wir als Bremerhave-ner, gerade auch vor dem Hintergrund dessen, wasin den letzten Jahren passiert ist, selbstbewusst seinkönnen und starke Verbündete in Bremen und Bre-merhaven, vor allem aber in der Stadt Bremen, fürdas haben, was in Bremerhaven passiert.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wenn man sich die Stichworte Containerterminalund Autoumschlag, Columbusbahnhof und Auswan-dererhaus, Werften und Windkraft, Fischereihafen undHochschule, Schifffahrtsmuseum und Zoo am Meer–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

anschaut, und diese Aufzählung kann man ohneWeiteres fortsetzen, dann steht das für Lebensqua-lität und wirtschaftliche Vitalität in Bremerhaven.Diesen Weg werden wir weiter gehen, auch und ge-rade in dieser neuen politischen Konstellation, al-lerdings, und das sage ich vorab auch schon, mit ei-ner gewissen anderen Akzentuierung, als es bisherder Fall war.

Man muss darauf hinweisen, dass überdurchschnitt-liche Anteile aus den Investitionsprogrammen geflos-sen sind. Sie haben es ja am Ende Ihrer Rede nochgeschafft, den Dreh hinzubekommen und zu sagen,Ihnen geht es eigentlich um die 25 Prozent. Ihnen gehtes nicht um etwas Reales, sondern Ihnen geht es umeine virtuelle Diskussion, die sich mit diesen 25 Pro-zent, die von großer Bedeutung sind, verbindet. Siehaben die „Nordsee-Zeitung“ angesprochen, daskann man durchaus auch als „Nordsee-Zeitungs-De-batte“ bezeichnen. Sie hat in diesem Haus leider keinAntragsrecht. Ich glaube, ansonsten wäre ein sub-stanziellerer und besserer Antrag herausgekommenals der von Ihnen vorgelegte, weil die „Nordsee-Zei-tung“ im Gegensatz zu Ihnen, Herr Bödeker, undIhnen, Herr Ella, nämlich weiß, dass der CT 4 – undSie behaupten in Ihrem Antrag, ohne die 25 Prozentvon Bremerhaven gäbe es den CT 4 nicht – auch ohnedie 25 Prozent gebaut worden ist.

Ich will noch einmal eines sagen, und das gilt auchfür die gesamten Hafeninvestitionen, glaubt irgend-einer – und das richtet sich jetzt mehr an die Bremer-havener in diesem Haus – von den Bremerhavene-rinnen und Bremerhavenern, dass die Bremer, die hierin diesem Hause sitzen, dumm genug sind, nicht indie Hafeninfrastruktur zu investieren? Glaubt das ir-gendjemand? Ich glaube das nicht! Ich bin der fes-ten Überzeugung, dass gerade die Stadt Bremen einelementares Interesse daran hat, dass weiter in dieHafeninfrastruktur investiert wird, unabhängig vonder Frage, ob das auf einen 25-Prozent-Anteil ange-rechnet wird oder nicht!

Lassen Sie mich auf die Frage eingehen, welcheErfolge aus unserer Sicht in den zurückliegendenJahren erzeugt worden sind und was aus unserer Sichtauch in den kommenden Jahren passieren kann! Wirstehen mit dem, was wir gemacht haben, gut da. Al-lerdings darf das alles nicht den Blick darauf versper-ren, dass wir gerade in Bremerhaven eine überpro-portional hohe Arbeitslosigkeit haben und dass wirweiter Schritte unternehmen müssen, um diese Ar-beitslosigkeit abzubauen. Das heißt, und das findetsich auch in unserem Antrag wieder, dass Bremer-haven auch weiterhin einen überproportionalen Anteilan den Investitionen braucht, und überproportiona-ler Anteil, Herr Bödeker, das kann heißen 25 Prozent,das kann heißen 27 Prozent, aber das kann unter Um-ständen auch weniger sein.

Das ist natürlich sehr stark abhängig davon, wel-che Projekte aus Bremerhaven angemeldet werden

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und mit welchen Vorschlägen die BremerhavenerSeite ins Land geht und sagt, wir haben hier ein gutesProjekt, das wollen wir entsprechend finanziert ha-ben. Ich glaube, und da bin ich mir auch mit demneuen Wirtschafts- und Hafensenator einig, gute Pro-jekte werden am Ende das Geld finden, das sie brau-chen. Insofern, so düster wie Sie die Zukunft sehen,sehe ich die Zukunft nicht.

Wenn man in die Vergangenheit blickt, kann manfeststellen, dass zwar 25 Prozent der ISP- und AIP-Gelder für die Stadt Bremerhaven reserviert waren,aber dass diese Quote eher als Untergrenze behan-delt worden ist. Wenn man sich anschaut, dass von1994 bis 2014 deutlich mehr als 900 Millionen Eurofür Bremerhaven gebunden worden sind, dann ist dasin vielen Jahren mehr als die Hälfte der Investitions-mittel, die wir im Land zur Verfügung haben. Also,davon zu sprechen oder sozusagen unterschwellig zusuggerieren, Bremerhaven wäre zu kurz gekommen,ist falsch! Bremerhaven hat zum Teil überproportio-nal oder eigentlich auch noch über die vereinbartenAnteile hinaus Geld bekommen aus dem Land, unddas, finde ich, ist ein gutes Signal gewesen. Ich glaube,dass wir mit solchen guten Signalen auch in derZukunft weitermachen können.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Mit der Modernisierung und den Maßnahmen, diewir ergriffen haben, haben wir unverzichtbare Im-pulse für den Wirtschaftsstandort Bremerhaven ge-setzt, und, das ist das Wichtigste dabei, und das istauch das, was für die neue rot-grüne Koalition dasWichtigste ist, wir haben damit zahlreiche Arbeits-plätze in Bremerhaven geschaffen, wir haben Arbeits-plätze gesichert. Die Zahlen sprechen für sich, 1000Arbeitsplätze im letzten Jahr, 1000 in diesem Jahr,sozialversicherungspflichtig. Das ist ein guter Weg,und ich glaube, dass wir den auch mit der neuen Aus-richtung der rot-grünen Koalition weitergehen kön-nen.

Das Investitionssonderprogramm, das AIP, hat durchdas Wirtschaftswachstum natürlich auch dazu beige-tragen, dass die Abwanderungstendenzen in Bremer-haven, die Bevölkerungsverluste zurückgegangensind, und damit ebenfalls eine positive Entwicklungeingeleitet. Ich glaube, dass wir deswegen genauschauen müssen, und das ist ja auch der Ansatz, dendie SPD mit ihrem Antrag verfolgt: Was ist eigent-lich gut gewesen, und was hat nicht so gut funktio-niert?

Ich habe die Diskussionen in diesem Hause, aberauch in den Ausschüssen und der Deputation sehroft so wahrgenommen, dass man eigentlich nicht ge-nau wusste, wie viel von diesen 25 Prozent eigent-lich noch da ist beziehungsweise wie viel insgesamtan Investitionsmitteln noch da ist, wie viel davon

Bremerhaven zusteht und was man damit unter Um-ständen machen kann! Deswegen ist unsere Forde-rung, einen jährlichen Bericht vorzulegen, in demvonseiten des Senats dargestellt wird, wie viel in Bre-merhaven investiert worden ist, wozu es geführt hat,und dann eben auch dargestellt wird, dass Bremer-haven überproportional, so wie es der Koalitionsver-trag fordert, an den Investitionen im Land Bremenbeteiligt wird.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Dann sind wir uns in der neuen Koalition auchdarüber einig, dass die überdurchschnittlichen An-strengungen natürlich weiter beibehalten werdenmüssen, um die vorhandenen Potenziale der Stadt zustärken und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Ichwill ein Beispiel nennen: Wenn man sich die Ansied-lung von Repower ansieht, kurz vor der Wahl, dannzeigt dies, dass in der Stadt Bremen die Bereitschaftvorhanden war, in Bremerhaven zu investieren, ob-wohl die Wirtschaftsinvestitionsmittel eigentlich ver-braucht waren. Dieser Versuch, die Bremerhavenerund die Bremer auseinanderzudividieren und zu sa-gen, man macht formale Quoten, ist aus meiner Sichtfalsch. Trotz knapper Kassen sind 13,6 Millionen Eurofür begleitende Infrastrukturmaßnahmen investiertworden, und deswegen glaube ich, dass wir auch inZukunft gemeinsam mit den Bremern zukunftssi-chernde Investitionen hinbekommen und es damitschaffen werden, dass der Aufschwung in Bremer-haven weitergeht.

Geld ist wichtig, aber Geld ist natürlich am Endedes Tages auch nicht alles. Deswegen haben wir unsals Koalition vorgenommen, auch die Schwerpunk-te, sozusagen den politischen Oberbau, neu zu or-ganisieren. Solche Verfahren, dass mehr oder weni-ger nach dem Windhundprinzip Anträge in Bremeneingehen, dass es darauf ankommt, möglichst schnellzu sein, damit man seine Vorhaben durchbekommt,wollen wir nicht mehr, sondern wir haben eine kla-re Schwerpunktsetzung vorgenommen. Wir wolleninsbesondere, dass in Bremerhaven im Bereich For-schung und Wissenschaft investiert wird, StichwortForschungs- und Entwicklungszone am Handelsha-fen, dass natürlich der ganze Bereich Hafen und Lo-gistik weiterentwickelt wird und dass wir mit demBereich Offshore-Windenergie, und da ist die Repo-wer-Ansiedlung schon ein guter Baustein, auch dain eine gute Zukunft gehen.

Das bedeutet aber natürlich auch eine sehr kon-krete Schwerpunktsetzung und dann auch, dass sichdie Anträge, die investiert werden, auch entsprechenddarin wiederfinden und man nicht so ein leicht wahl-loses Vorgehen hat bei dem, was an Investitionen ge-tätigt wird. Ich will in diesem Zusammenhang auchsagen, nicht jede Investition ist sinnvoll. Wir habenja auch in diesem Haus in den letzten Jahren eine

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Reihe von Diskussionen über die Sinnhaftigkeit vonInvestitionen in einzelnen Bereichen gehabt.

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: Manche kosten auch viel Geld!)

So ist es, manche kosten auch viel Geld! Deswe-gen ist natürlich die Frage, wie man damit weiter um-geht. Deswegen ist es mir wichtig, Schwerpunkte zusetzen, das Geld zielgerichteter einzusetzen, als esbisher der Fall ist, weil – und darüber können Sie na-türlich auch nicht hinweggehen, Herr Bödeker – wiram Ende des Tages weniger Geld haben.

Mein Fazit beruht auf der Erfahrung der vergan-genen Jahre. Politischer Wille, Notwendiges zu tun,ist wichtiger als formale Festlegung. Für die Zukunftkann dies nur bedeuten, zwischen den Bedürfnissendes Landes und seinen Stadtgemeinden muss wei-terhin verantwortlich und bedarfsgerecht abgewo-gen werden. Die von CDU und FDP geforderte 25-Prozent-Quote hilft da nicht weiter, sondern könnteder Stadt Bremerhaven, konsequent umgesetzt, wennman alles anrechnet auf diese Quote, sogar schaden.

Die neue Koalition setzt auf Verantwortung und Ver-trauen. Als Parlamentarier werden wir darauf ach-ten, dass die für Bremerhaven erforderlichen Mittelbereitgestellt und vom Senat entsprechend eingesetztwerden, und wir werden das über den vom Senatvorzulegenden Bericht zur Lage Bremerhaven jähr-lich überprüfen können. Gute Projekte, meine Da-men und Herren, werden sich immer ihr Geld suchen.In dem Sinne sind wir auch mit der neuen rot-grü-nen Koalition auf einem guten Weg für Bremerha-ven. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner erhältdas Wort der Abgeordnete Ella.

Abg. Ella (FDP): Herr Präsident, meine Damen undHerren! Bremerhaven als nördlicher Teil unseresZwei-Städte-Staates Bremen ist eine Stadt in Bewe-gung mit großen Potenzialen, aber auch mit vielenProblemen. Arbeitslosigkeit, Kinderarmut, Bevölke-rungsschwund und Leerstände, vor allem auch imEinzelhandel, bestimmen dort leider noch das Bildder Stadt. Über die Ursachen möchte ich hier nichtreden, da sind wir hier im Saal möglicherweise auchunterschiedlicher Ansicht. Einig sind wir uns aberimmer in einem Punkt gewesen, und deshalb ist esauch in Artikel 65 unserer Landesverfassung festge-schrieben. Ich darf zitieren, Herr Präsident: „Die FreieHansestadt Bremen bekennt sich zum Zusammen-halt der Gemeinden des Landes und wirkt auf gleich-wertige Lebensverhältnisse hin.“

(Beifall bei der FDP)

Beim Thema Investitionsquote, meine Damen undHerren, herrschte darum in den letzten Jahren par-teiübergreifender Konsens. Das Kippen des garan-tierten 25-Prozent-Mindestanteils durch Grüne undSPD geschieht zum Nachteil Bremerhavens und da-mit zum Nachteil für ganz Bremen. Von der ZukunftBremerhavens, Herr Bödeker sprach es an, hängt dieZukunft des ganzen Landes ab. Wenn wir in den rot-grünen Koalitionsvertrag schauen, sehe ich schwarz!Wo ist die Gegenleistung für die Investitionsquote?Wo ist die Liste der zu fördernden Projekte, um denAufschwung in Bremerhaven weiter voranzubringen?Erst die Kürzung im Hochschulbereich, dann dasKippen der Quote, dann die Besetzung des Senats!

Wo sind im Senat denn die Vertreter Bremerhavens?Herr Günthner, Ihre beschwichtigenden Äußerungenund Herrn Mützelburgs Beteuerungen in der „Nord-see-Zeitung“, Bremerhaven werde auch weiterhinüberproportional bedacht, und Herrn BeckmeyersVersprechen, Bremerhaven besondere Aufmerksam-keit zu widmen, halte ich für reine Lippenbekennt-nisse.

(Beifall bei der FDP)

Bremerhaven hätte ja auch jetzt noch die Chance,mehr als 25 Prozent zu bekommen.

Warum glaube ich diesen Worten nicht, meine Da-men und Herren?

(Abg. D r . G ü l d n e r [Bündnis 90/DieGrünen]: 25 Prozent wovon? Wäre einmal

ganz interessant!)

Der nun noch schnell von Rot und Grün eingebrachteGegenantrag soll wohl auch nur mit leeren Formu-lierungen die Gemüter der Bremerhaven Kollegenein wenig beruhigen. Die IHK spricht hier aber zuRecht, und ich unterstütze diese Worte, von selbst-zerstörerischer Wirkung.

Wir waren und sind nicht immer die besten Freundeder CDU, das wissen Sie. In diesem gemeinsamenAntrag geht es aber um die Zukunft unseres Landes.Deshalb mein Appell an Sie, meine Damen und Her-ren, vor allem an die Abgeordneten aller Fraktionenaus Bremerhaven, für unser Land Bremen, für gleich-wertige Lebensverhältnisse in Bremen und Bremer-haven, unterstützen Sie unseren gemeinsamen An-trag, den Anteil Bremerhavens in Höhe von min-destens 25 Prozent an den Investitionsmitteln desLandes Bremen auch weiterhin sicherzustellen! –Vielen Dank, meine Damen und Herren!

(Beifall bei der FDP)

Vizepräsident Ravens: Als nächste Rednerin erhältdas Wort Frau Kollegin Hoch.

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Abg. Frau Hoch (Bündnis 90/Die Grünen): HerrPräsident, meine Damen und Herren! Herr Ella, Siehaben hier jetzt ein Bild an die Wand gemalt, das mussich einmal ein bisschen erhellen, das ist ja ein biss-chen düster. Ich habe an diesem Redepult auch schonviel Kritik geübt, aber gut, wir beleuchten das einmalaus anderer Perspektive.

Lassen Sie mich einmal mit dem Punkt anfangen,wo wir hier, denke ich, Übereinstimmung im Hausehaben, nämlich mit der Tatsache, dass Bremerhaventrotz der engen finanziellen Rahmenbedingungen wei-terhin aller Anstrengungen der kommunalen und auchder Landespolitik bedarf, um den nötigen Struktur-wandel weiterzuführen!

Herr Bödeker hat gesagt, in der Koalitionsverein-barung würde nicht viel stehen, das wäre so auf 3Seiten. Herr Bödeker, ich habe allein eine Zusammen-fassung von 5 Seiten, die ich Ihnen gern einmal zurVerfügung stellen würde. Darin steht, was alles fürBremerhaven getan werden soll. Die Schlickproble-matik haben Sie darin nicht erkannt, ich sage Ihneneinmal kurz, das steht auf Seite 18 in der Mitte. Ichkann Ihnen das auch gern eben einmal vortragen,mit Erlaubnis des Präsidenten: „Die Werften sind aufgute schiffbare Häfen angewiesen. Daher werden wireinen Innovations- und Masterplan vorlegen, der eineLösung für die Schlickproblematik entwickelt undForschungs- und Entwicklungspotenziale heraus-stellt.“ Das ist dieser Masterplan, auf den Sie hinge-wiesen haben, also bitte, noch einmal – –.

(Zuruf des Abg. B ö d e k e r [CDU])

Ja, natürlich war das Ihr Antrag, aber Sie habenes ja nicht gefunden! Deshalb will ich Ihnen gernbehilflich sein.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Jetzt kommen wir einmal zu Ihrem Antrag! Siemöchten, dass die Investitionsquote weiterhin auf 25Prozent festgeschrieben wird. Dieser Antrag beziehtsich auf die Investitionspolitik und auch die Wirt-schaftsförderungspolitik der Vergangenheit. Deshalbist es nicht mehr möglich, diese Quote auch so fest-zuschreiben, wie sie einmal gewesen ist. Es wird inZukunft nämlich keine Töpfe mehr geben, keinefesten Töpfe für AIP, ISP gibt es sowieso nicht mehr.Das wird in den Eckwerten der Ressorts dargestellt,und deshalb unser Antrag, hier das auch überpropor-tional darzustellen. Ich denke, das ist auch der rich-tige Weg für eine nachhaltige Finanzpolitik.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Wir haben damit nämlich ein neues Kapitel der In-vestitionspolitik sowie auch der Neuausrichtung der

Wirtschaftspolitik aufgeschlagen, und ich denke, dasist richtig so. Investitionen zukünftig in den Eckwer-ten darzustellen ist der richtige Weg, die Landesin-vestitionsmittel und auch die kommunalen deutlichabzubilden. Ziel ist es nämlich, ein ressortübergrei-fendes strukturpolitisches Konzept daraus zu entwi-ckeln, um die geringen Mittel, die wir nur noch ha-ben – das wissen Sie alle –, auch endlich einmal ef-fektiv einzusetzen.

Dabei soll vor dem Hintergrund der Problemlagevon Bremerhaven natürlich ein Schwerpunkt auf Bre-merhaven gelegt werden, und das haben wir auchdeutlich so festgeschrieben. Wenn Sie die Kapitel auf-merksam lesen, findet sich das in vielen wieder. DieVoraussetzungen dafür sind die Haushaltstransparenz,dass die wenigen finanziellen Mittel, die vorhandensind, auch endlich vernünftig eingesetzt werden, glei-che Kriterien für beide Städte bei Projekten. Die Wirt-schaftlichkeitsberechnungen, wie es die Landeshaus-haltsordnung festschreibt, müssen für beide Städtegelten. Ich sage Ihnen auch hier ganz deutlich, ichbin nicht dafür, dass Investitionen in Bremerhavenin ein neues Rathaus gesteckt werden. Das ist nichtvernünftig meiner Ansicht nach.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Durch den jährlichen Bericht, den wir in unseremAntrag fordern, wird endlich eine Transparenz herr-schen, die uns allen auch ermöglicht nachzuvollzie-hen, wohin die Investitionsmittel geflossen sind. Ichdenke, es wäre auch sinnvoll, das in unserem Antragzu unterstützen.

Doch einen Punkt, der mir sehr wichtig ist, möch-te ich noch ansprechen: Eine überproportionale In-vestitionsquote allein wird die Probleme der Stadt nichtlösen. Herr Ella, Sie haben die Probleme angespro-chen, und trotzdem legen Sie uns hier einen Antragvor, der nur allein auf die Investitionsquote ausge-richtet ist. Dieser Antrag atmet für mich den Geist:Da stellt man einen Sack Geld hin, und er wird sichschon entfalten. Wir haben bewusst gesagt, überpro-portional berücksichtigt bei den Investitionen, aberauch alle Anstrengungen zu unternehmen, die Pro-bleme der Stadt zu lösen, nämlich die hohe Arbeits-losigkeit. Hier ist es ein wichtiger Punkt für uns, dasswir festgeschrieben haben, dass die ESF-Mittel fürBremerhaven so eingesetzt werden, dass es demAnteil der Arbeitslosenquote entspricht. Das ist wich-tig, um auch in Bremerhaven Arbeitsplätze zu schaffenund Menschen wieder in Arbeit zu bringen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Für die Verbesserung der Situation in den Stadt-teilen haben wir auch festgeschrieben, dass dortüberproportional EU-Mittel eingesetzt werden sol-len. Das, meine ich, ist der richtige Weg, eine Politik

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so zu denken, dass sie in allen Bereichen nachhaltigwirkt und nicht nur allein auf Investitionen ausge-richtet ist. Meine Kollegin Frau Dr. Trüpel hat vorJahren hier einmal das Konzept des „TTT“ einge-bracht: Technologie, Talente, Toleranz. Das ist derrichtige Weg, den auch Bremerhaven gehen muss.Das haben wir, denke ich, mit diesem Konzept. Waswir erarbeiten wollen, ist der richtige Weg, den Siemit uns gehen sollten.

Diese Punkte zusammendenken, das ist die neueAusrichtung einer Wirtschaftpolitik, die nachhaltigsein wird und dem Strukturwandel Bremerhavensauch am nächsten kommt. Wir erwarten auch, dassdas Strukturentwicklungskonzept von Bremerhavenweiterentwickelt wird, dass es dort zu einer Priori-tätensetzung kommt. Herr Bödeker, dafür können Siein Bremerhaven sorgen und hier Anträge vorlegen,die dann hier auch von uns, wenn sie den Kriterienentsprechen, unterstützt werden.

Die Investitionen für die Häfen müssen gesondertausgewiesen werden, das finde ich auch! Über dasGesetz der Finanzbeziehungen haben Sie schon ei-niges gesagt, das war auch richtig, diesen Weg zugehen. Ich meine, wir haben hier die richtigen Rah-menbedingungen geschaffen, dass auch Bremerha-ven zukünftig überproportional an Investitionen be-teiligt wird, aber auch, dass die Politik anders gedachtwird und es für die Lebensqualität der Menschen inBremerhaven sinnvoll ist. – Vielen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Tittmann.

Abg. Tittmann (DVU): Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Selbstverständlich werde ich alsBremerhavener Abgeordneter diesem Antrag „Bre-merhaven braucht auch künftig 25 Prozent Investi-tionsmittel“ im Interesse der Stadt Bremerhaven un-eingeschränkt zustimmen. Ich habe als Bremerhave-ner Abgeordneter schon in unzähligen Redebeiträ-gen deutlich darauf hingewiesen, dass die StadtBremerhaven und ihre Bevölkerung schon seit Jahr-zehnten von dieser Bremer Landesregierung in ei-ner unverantwortlichen Art und Weise wirtschafts-politisch und finanzpolitisch überdimensional starkbenachteiligt werden. Schon allein die Idee, ein Ver-zicht auf den 25-prozentigen Anteil für die Stadt Bre-merhaven bei den Landesmitteln, müsste an sich jaschon strafbar sein.

(Abg. Frau B u s c h [SPD]: Das ist dum-mes Zeug!)

Ich frage mich im Namen sehr vieler BremerhavenerBürgerinnen und Bürger: Was geht eigentlich in denverwirrten Köpfen verantwortlicher Bremerhavener

Politiker vor, die den einzigen garantierten finanzi-ellen Hebel der Stadt Bremerhaven widerstandslosund unwidersprochen zulasten und auf Kosten derStadt Bremerhaven und ihrer Bevölkerung aus derHand geben wollen? Wo bleibt eigentlich der Protestverantwortlicher Bremerhavener SPD-Politiker wiezum Beispiel Oberbürgermeister Schulz, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden in Bremerhaven oder dem Bre-merhavener SPD-Chef, Herrn Breuer, und so weiter?Ich aber sage Ihnen: Es darf nicht sein, dass hier auchweiterhin von der Bremer Landesregierung über dieKöpfe der Bremerhavener Bevölkerung darüber ent-schieden wird, was für Bremerhaven gut oder nichtgut ist!

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Sie sind nicht gut für Bremerha-

ven! – Zurufe von der SPD)

Das lassen Sie einmal die Sorge der Bevölkerungsein! Das lassen Sie einmal! Das ist Gott sei Dank nichtIhr Problem!

Also, wie gesagt, was für Bremerhaven gut ist odernicht gut ist! Dabei sollten Sie ganz stark bedenken,ohne Bremerhaven wäre das Land Bremen wirt-schaftspolitisch nur noch die Hälfte wert, siehe densteigenden Hafenumschlag in Bremerhaven und soweiter! Auch die Selbstständigkeit des Bundeslan-des Bremen wäre ohne Bremerhaven kaum mehrmöglich.

Meine Damen und Herren, es reicht uns Bremer-havenern schon lange, in einer solch unerträglichenArroganz der Macht von Bremen ungerecht behan-delt zu werden! Ich fordere alle Bremerhavener Se-natoren sowie alle Bremerhavener Abgeordnetenhiermit auf, endlich effektive politische Maßnahmenfür die Stadt Bremerhaven zu ergreifen und im Inte-resse der Bremerhavener Bürgerinnen und Bürgerschnellstens umzusetzen!

(Zurufe)

Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann kommenSie nach vorn! Rufen Sie nicht dazwischen!

(Abg. Frau B u s c h [SPD]: Ich schreie da-zwischen, das habe ich von Ihnen gelernt!)

Sie haben auch keine Ahnung von nichts und davoneine ganze Menge!

Wer hier als verantwortlicher Bremerhavener Po-litiker den 25-Prozent-Anteil widerspruchslos aus derHand gibt, der handelt fahrlässig und unverantwort-lich gegen die Interessen der Stadt Bremerhaven undseiner Bevölkerung und hat in diesem Landtag nichtszu suchen.

(Unruhe)

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Weil diese Bremerhavener Abgeordneten es ja wis-sen müssen, sollte man annehmen, dass der StadtBremerhaven dadurch jährlich circa ein dreistelligerMillionenbetrag verloren geht. Dieser dreistelligeMillionenbetrag fehlt dann natürlich logischerweiseder Stadt Bremerhaven künftig bei der Umsetzunganderer sozialer Projekte wie zum Beispiel Kinder-gärten, Kinderbetreuung, Schulen, Kampf gegen dieunerträgliche Kinderarmut in Bremerhaven – die be-trägt 40 Prozent, das sollten Sie niemals vergessen,ich werde dafür sorgen, dass Sie es niemals verges-sen werden! –, Hilfe für benachteiligte Stadtteile inBremerhaven, davon gibt es ja mehr als genug undso weiter.

Verantwortliche Landespolitiker könnten vielleichtauf diese absurde Idee kommen, es werden auch allesirgendwann einmal kommunale Aufgaben, und künf-tig müsste die Stadt Bremerhaven selbst dafür auf-kommen. Meine Damen und Herren, so geht es nicht!Seriöse, verantwortungsbewusste Politik für Bremer-haven muss gerade für verantwortliche Bremerha-vener Politiker ganz anders aussehen! Folgerichtigist die Tatsache, dass mit Blick auf die nach wie vorsehr hohe Arbeitslosigkeit der Seestadt Bremerha-ven – die Arbeitslosigkeit steigt ja an, das ist Ihre Po-litik! – Bremerhaven auch künftig durch eine zielge-richtete und nachhaltige Strukturpolitik dringend ge-fördert werden muss.

(Abg. G ü n t h n e r [SPD]: Schwachsinn!)

Die Stadt Bremerhaven braucht eine zukunftsori-entierte Planungssicherheit, dazu gehören die garan-tierten, festgeschriebenen 25 Prozent Investitionsmitteldes Landes für Bremerhaven. Hier haben sich die Bre-merhavener Politiker von SPD und Bündnis 90/DieGrünen von dem Bremer Koalitionspartner zulasten,auf Kosten der Bremerhavener Bürger und der StadtBremerhaven gnadenlos über den Tisch ziehen las-sen. Sie haben für die Stadt Bremerhaven und diedortige Bevölkerung nichts erreicht, und Sie werdenauch künftig für Bremerhaven nichts erreichen. Siehaben nichts für Bremerhaven durchgesetzt, es wa-ren alles Wischiwaschi-Reden, und Sie werden auchweiterhin für Bremerhaven nichts durchsetzen.

Diese rot-grüne Koalition ist jetzt schon geschei-tert! So bleibt es natürlich, wie fast immer in einergewohnten Art und Weise, nur bei leeren Verspre-chungen und großmundigen Absichtserklärungen fürdie Stadt Bremerhaven. Das aber, meine Damen undHerren, haben die Menschen in der Stadt Bremerha-ven nicht verdient. Ich aber sage Ihnen: Es geht umdie Zukunft Bremerhavens, um Arbeitsplätze in Bre-merhaven, um eine soziale, gerechte Politik in Bre-merhaven, und es geht um die Bekämpfung einersteigenden und unerträglichen 40-prozentigen Kin-derarmut in Bremerhaven. Dafür werde ich auchweiterhin als verantwortlicher Bremerhavener Ab-geordneter im Interesse und zum Wohle der Menschen

in Bremerhaven rigoros, vehement weiterkämpfen.– Ich danke Ihnen!

Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Müller.

Abg. Müller (Die Linke): Herr Präsident, meine sehrgeehrten Damen und Herren! Wir hören jetzt hierimmer wieder, dass Bremerhaven existenziell gefähr-det ist, das sehe ich eigentlich anders!

(Beifall bei der Linken und bei der SPD)

Ich gehe davon aus, dass die Investitionsquote vonderzeit 25 Prozent sogar ausweitbar ist, natürlich unterganz bestimmten Voraussetzungen. Es ist davon ab-hängig zu machen, dass ein bestimmtes System auf-gebaut wird, in dem die Projekte vorgestellt werdenmüssen, beispielsweise ein Businessplan, der ganzgenau aufzeigt, wo die Kosten und der Nutzen sind,wobei der volkswirtschaftliche Nutzen jetzt einmalwirklich im Auge behalten werden muss, da es imAugenblick immer anders aussieht.

Ein ganz besonderes Interesse würde ich darauflegen wollen, dass wir die Arbeitsplätze sichern, dasswir die Arbeitslosigkeit abbauen, denn wir haben jetztdes Öfteren gehört, dass die Arbeitslosigkeit in Bre-merhaven wirklich ein Thema ist.

(Zurufe)

Ich bin es noch nicht gewohnt, dass ich von allenSeiten wirklich etwas höre! Tut mir leid!

(Heiterkeit)

Zwar ist das Bremerhavener Wachstum wirklich aufeinem sehr hohen Niveau, aber dieses Wachstum hatnicht die Arbeitslosigkeit abgebaut. Das heißt, dieAnzahl der Arbeitsplätze ist sehr gering gestiegen,die Arbeitslosigkeit in ganz bestimmten Gebieten istdrastisch gestiegen, dadurch haben wir trotz anstei-gender Konjunkturkurve eine ganz flach sinkendeArbeitslosigkeit. Der Bremerhavener Koalitionsver-trag, der jetzt von der SPD und der CDU zusammen-gestellt wurde, weist genau darauf hin, dass die al-ten Vorgehensweisen –

(Zuruf von der SPD: SPD und Grüne!)

ja, in Bremerhaven sind immer noch SPD und CDUan der Macht!

(Abg. B ö d e k e r [CDU]: Gott sei Dank!)

Gott sei Dank nicht mehr lange! – weiter verfolgtwerden, wie in dem Papier zu sehen ist.

(Beifall bei der Linken)

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Meiner Meinung nach, man mag es bestreiten wol-len, wird genau dies weiter verstärkt. Das heißt, wirwerden für Bremerhaven nicht unbedingt mehr Trans-parenz erhalten. Die Gelder werden weiterhin imDienstleistungsbereich statt im Produktionsbereicheingebracht werden, wobei der Produktionsbereicharbeitsplätzeschaffender ist. Um nun einen spürba-ren Aufschwung erreichen zu können, müssen dieMenschen mitgenommen werden.

(Beifall bei der Linken)

Es ist eine Instanz zu schaffen, die dieses realisie-ren und steuern kann. Das wird genau mit dieser min-destens 25-Prozent-Quote erreicht werden, dieses Malaber mit Transparenz und zielgerichtet. Wir erwar-ten ein Umdenken in den Strukturen, das heißt In-vestitionen in den Menschen und nicht weiter in denBeton, wie es derzeit in Bremerhaven an der Tages-ordnung ist.

(Beifall bei der Linken)

Da uns die Menschen und deren Existenzsicher-heit am Herzen liegen, wird die Linke diesem An-trag nicht zustimmen. – Danke schön!

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Als Nächster hat das Wortder Abgeordnete Günthner.

Abg. Günthner (SPD)*): Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Ich finde, das, was der Kollege Titt-mann hier gesagt hat, kann man so nicht stehen las-sen.

(Beifall – Zuruf des Abg. T i t t m a n n[DVU])

Ich wollte Sie eigentlich eingangs fragen, ob es un-parlamentarisch ist, wenn ich es als Schwachsinn be-zeichne. Ich habe mir aber überlegt, dass es garan-tiert nicht unparlamentarisch ist, wenn ich das, wasHerr Tittmann hier eben gesagt hat, als Schwachsinnbezeichne, weil es Schwachsinn ist, was Sie hier vor-getragen haben.

Sie haben so getan, als sei in Bremerhaven nichtspassiert. Die Beispiele sind hier genannt worden, esist von den Vorrednern gesagt worden, wie viel Geldin Bremerhaven investiert worden ist. Schauen Siesich den Containerterminal an, schauen Sie sich dieKaiserschleuse, den Columbusbahnhof, den Fische-reihafen an, Offshore-Windenergie, die Innenstadt,den Zoo am Meer, das Auswandererhaus, das ent-stehende Klimahaus, das entstehende Zech-Hotel,t.i.m.e. Port I, t.i.m.e. Port II, t.i.m.e Port III, der gera-de entsteht, Bio Nord, den Osthafen! Wir können es–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

hier unendlich fortsetzen. Ich mache Ihnen einfachden Vorschlag: Schauen Sie sich einmal Bremerha-ven an, und schauen Sie sich an, was dort in den letz-ten Jahren passiert ist!

(Beifall bei der SPD und bei der Linken)

Das ist hervorragend, und das ist auch der Verdienstdieses Hauses und der vorangegangenen Landesre-gierung, und es wird auch der Verdienst der kom-menden Landesregierung sein.

Sie haben hier behauptet, die Arbeitslosigkeitwürde in Bremerhaven weiter steigen. Gelogen! Dasist schlicht gelogen! Die Arbeitslosigkeit in Bremer-haven ist von 26 Prozent im Jahr 2005 auf 20 Prozentim Jahr 2007 zurückgegangen. Wenn Sie nicht immernur vorbereitete Reden vorlesen, sondern zuhörenwürden, hätten Sie vorhin wahrgenommen, dass ichdarauf hingewiesen habe, dass im letzten Jahr 1000sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Bremer-haven neu entstanden sind und dass in diesem Jahraller Voraussicht nach 1000 weitere sozialversiche-rungspflichtige Arbeitsplätze entstehen. Fangen Sieendlich an, sich mit den Fakten auseinanderzuset-zen, und machen Sie hier nicht nur dumpfe Propa-ganda, Herr Tittmann!

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/DieGrünen und bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner hat dasWort der Abgeordnete Bödeker.

Abg. Bödeker (CDU): Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Liebe Kollegin Hoch, natürlich habeich die Koalitionsvereinbarung, ich habe sie sogardabei, gelesen, und natürlich muss man feststellen,in der Koalitionsvereinbarung steht zum Bereich Bre-merhaven nichts Wesentliches.

(Abg. Frau S t a h m a n n [Bündnis 90/DieGrünen]: Das ist eine Leseschwäche bei Ih-

nen!)

Das nur einmal als Tatsache!

Die Frage, weswegen ich mich gemeldet habe, isteine, die natürlich von der Linken ideologisch gese-hen werden kann, aber ich denke, solche alten The-sen, lieber Herr Müller, sollten wir hier nicht aufgrei-fen: alles Geld in Beton investiert! Ich weiß ja nicht,wie Sie ein Auswandererhaus bauen wollen, wennSie auf Beton nicht zurückgreifen! Die Grundüber-legung, die wir gehabt haben, war, bei einer Mono-struktur mit Hafenwirtschaft, mit Werften und mit demBereich Fischereihafen, wobei wir bei allen drei Be-reichen Riesenkrisen hatten, ein neues Standbein, eineTourismuskonzeption zu schaffen, die wir umsetzen.Eine Tourismuskonzeption für Besucherinnen und Be-

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sucher der Region umzusetzen und überregional et-was vorzuhalten, ist nun einmal in erster Linie Dienst-leistung. Aber jeder Wirtschaftswissenschaftler wirdIhnen ja auch sagen, dass wir in Deutschland im Be-reich der Dienstleistung einen erheblichen Nachhol-bedarf haben. In Bremerhaven sind wir dabei, daszu beseitigen und hier die Umkehr hinzubekommen.Ich glaube, wir sind da sehr erfolgreich.

Wir haben den Antrag nicht gestellt, lieber KollegeGünthner, um mieszumachen. Sie kennen mich überviele Jahre. Ich bin seit 20 Jahren im kommunalpo-litischen Bereich tätig. Ich bin noch nie ein Miesma-cher gewesen, sondern wir wollen Bremerhaven nachvorn bringen, und dazu brauchen wir die Hilfe desLandes. Wir haben erhebliche Hilfen bekommen, dasdarf man nicht verschweigen. Insofern haben Sierecht, das, was – ich hätte beinahe gesagt Kollege,das streiche ich – Herr Tittmann gesagt hat, ist davollkommen falsch und Schaumschlägerei. Ich den-ke, wir haben viel umgesetzt, wir sind auf einem gutenWeg, aber wir brauchen die Hilfen. Bei den Hilfenist es ja nicht unbedingt so, dass man alles direkt inSummen einschreibt. Es sind ja viele Zeichen, die wiraussenden.

Wenn wir wollen, dass private Investoren in dasLand Bremen und in die Stadtgemeinde Bremerha-ven investieren, müssen wir ein investitionsfreund-liches Klima schaffen. Zum investitionsfreundlichenKlima gehört dazu, dass bei den Wirtschaftsförde-rungsgesprächen schnelle Ergebnisse erzielt werden.Ob sie im Endeffekt nun positiv oder negativ sind,ist etwas anderes, aber es muss zunächst einmalschnell gehen. Wir brauchen einen Wirtschaftsstand-ort, an dem die Menschen gern investieren. Nur wennwir Investitionen bekommen, bekommen wir Arbeits-plätze. Darüber werden wir uns in den nächsten Mo-naten und Jahren hier im Hause mit Sicherheit nochauseinandersetzen, weil Sie da eine ganz andere Mei-nung haben. Diese andere Meinung hat schon einmaldazu geführt, dass das Bundesland Bremen finanzi-ell in eine Krise gekommen ist, und deswegen war-ne ich davor.

Nur wenn wir Arbeitsplätze schaffen, bekommenwir die Konsolidierung der Haushalte hin. Wir wis-sen ja selbst, dass wir sie allein gar nicht mehr in Ord-nung bringen können, sondern dass wir schon Hil-fen brauchen. Deswegen ja auch die Klage! Deswe-gen müssen wir auch zeigen, dass wir im Bereich vonWirtschaft Arbeitsplätze schaffen. Ich bin sehr ge-spannt, liebe Frau Hoch. Ich habe den Koalitionsver-trag auch im Hinblick auf die Nutzbarkeit der Hä-fen gelesen. Wir haben auf der einen Seite geradeein Bremerhavener Problem, das werden wir dannin der nächsten Woche einmal erörtern, wobei ichglaube, da sind wir gar nicht einmal so weit ausein-ander, weil das so nun wirklich nicht geht. Wir ha-ben auch ein wasserseitiges Problem. Da haben Sierecht deutlich in Ihre Koalitionsvereinbarung hinein-geschrieben, dass das wohl zu lösen ist. Ich bin ge-

spannt, ob das auch so kommen wird, weil es auchfür Bremerhaven wesentlich und wichtig ist.

Deswegen werden wir die Problematik Bremerha-vens noch lange diskutieren. Aber bitte nicht unterdem Tenor: Es ist alles schlecht, die Lichter gehen baldaus! Das ist Quatsch, wir sind auf einem guten Weg.Wir haben den Sanierungskurs Bremerhavens mutigbeschritten, und die Große Koalition in Bremerhavenwird diesen Kurs weiter fortsetzen. – Schönen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner hat dasWort der Abgeordnete Tittmann.

Abg. Tittmann (DVU): Herr Präsident, meine sehrverehrten Damen und Herren! Herr Günthner, daskann hier nicht unwidersprochen so stehen bleiben.Sie haben quasi als Märchenonkel der Öffentlichkeiterklärt und suggeriert, Bremerhaven wäre eine In-sel der Glückseligen, wir hätten keine Probleme, eswäre alles in Ordnung, aber es ist nicht so. Sie ha-ben aber auch bei Ihrer Aufzählung – Arbeitslosig-keit ist gesunken und alles beschönigt – ganz verges-sen, dass zum Teil die Arbeitslosenzahlen gerade inBremerhaven mit unzähligen Machenschaften, Stich-wort Ein-Euro-Job und so weiter, stark beschönigtwerden. Sie haben auch ganz vergessen, dass wir einesteigende Anzahl Sozialhilfeempfänger haben. Siehaben bei Ihrer ganzen Aufzählung, Stichwort Aus-wandererhaus et cetera, ganz vergessen, dass sicheine steigende Zahl Hartz-IV-Empfänger so etwas garnicht mehr leisten kann.

Die Arbeitslosenzahl und die Zahl der Sozialhilfe-empfänger in Bremerhaven steigen, da können Sienoch so eine schöne Rede halten. Es glaubt Ihnenkeiner, weil die Realität anders ist, die Bevölkerungweiß es, weil es die Betroffenen sind, und die habenschon Ihre Absichterklärung und was Sie damit mei-nen deutlich zur Kenntnis genommen, und die ha-ben auch dementsprechend gewählt. Das, was Sieden Leuten hier erklären, ist Schaumschlägerei undunehrlich.

(Abg. G ü n t h n e r [SPD]: Jede Zahl,die Sie in den Mund nehmen, ist falsch!)

Gehen Sie doch einmal auch zum Beispiel in diesozialen Brennpunkte in den Stadtteilen der Stadt Bre-merhaven! Die Leute werden Ihnen da schon erklä-ren, was Realismus ist und wie es in Bremerhavenwirklich aussieht.

Vizepräsident Ravens: Als nächste Rednerin hatdas Wort die Abgeordnete Frau Stahmann.

Abg. Frau Stahmann (Bündnis 90/Die Grünen): HerrPräsident, sehr geehrte Damen und Herren! Bremer-haven ist eine schöne Stadt, und Bremerhaven ist nicht

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nur eine schöne Stadt, sondern sie ist wichtiger Be-standteil des Bundeslandes Bremen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der CDU)

Bremerhaven hat sicherlich viele Probleme. Aber inBremerhaven, in der Stadt selbst, liegen auch eineMenge Chancen.

Herr Tittmann, Sie bleiben hier, das ist sehr schön,weil ich etwas zu Ihnen sagen möchte. Herr Tittmann,Bremerhaven hat viel verdient, aber eines hat die Stadtnicht verdient, nämlich, dass Sie hier angeblich alsVolksvertreter in diesem Hause sitzen und Ihre Re-den schwingen!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen undbei der SPD)

Wo ist das Konzept der Deutschen Volksunion zurBekämpfung der Arbeitslosigkeit? Wo ist das Kon-zept zur Bekämpfung der Bildungsmisere in der Stadt?Wo ist das Konzept, Herr Tittmann, zur Behebung vonKinderarmut? Sie haben gar kein Konzept, und Sieblasen sich hier auf und schimpfen hier vorn vomRednerpult! Das ist das Einzige, was Sie können, sichhier mit Floskeln aufblasen. Wir haben hier noch nie,und ich sitze hier jetzt schon acht Jahre im Parlamentund habe Sie schon lange miterlebt, einen qualifizier-ten Antrag von Ihnen gesehen. Das, was Sie hier aus-kippen, ist Häme. Das, was Sie auskippen, ist Aus-länderfeindlichkeit.

Sie diskriminieren hier Menschen, und Sie dis-kriminieren hier ernsthaft arbeitende Abgeordnete,die vom Volk gewählt sind, die sich dafür einsetzen,dass nach Bremerhaven Gelder gehen und dass inBremerhaven die Dinge gemacht werden, die Mar-tin Günthner aufgezählt hat, und das ist hier Konsensder demokratisch gewählten Fraktionen. Was wir nichtwollen, ist die Arbeit, die Sie hier angeblich leisten.Sie leisten hier keine Arbeit und dreschen Ihre dum-men Reden! Das ist ärgerlich, und das ist hier auchbeschämend für das Haus.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, bei derSPD, bei der CDU, bei der Linken und bei

der FDP)

Vizepräsident Ravens: Das Wort erhält Frau Bür-germeisterin Linnert.

(Abg. B ö d e k e r [CDU]: Jungfernrede!)

Bürgermeisterin Linnert: Herr Präsident, meineDamen und Herren! Ich glaube, dass es hier im HauseKonsens ist, dass Bremerhaven als Stadt mit einer be-sonderen, wie das so neudeutsch heißt, Strukturschwä-che und einer besonders großen Anzahl armer Men-schen unserer besonderen Unterstützung bedarf. Die

Koalition hat sich das auch vorgenommen, auch inTradition zu den Koalitionen davor, sicherzustellen,dass Bremerhaven überproportional Unterstützungaus allen Landesprogrammen erhält.

Wir sind uns auch einig, dass es das Ziel sein muss,in Bremerhaven die politischen Grundlagen dafür zuschaffen, dass sich die Wirtschaft entwickeln kannund dass daraus in Folge Arbeitsplätze geschaffenwerden. Wir sind uns hier aber auch einig, Herr Titt-mann, dass Politik Rahmenbedingungen schafft undnicht, wie Sie es hier suggerieren wollen, die Weltals Wille und Vorstellung, wo man einfach nur großeReden schwingen muss, und dann läuft das dort schon.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Gestatten Sie mir vielleicht eine Bemerkung, undich bin ja überzeugte Bremerin, deshalb sehen Siemir das nach! Wenn Sie einmal mit den Kolleginnenund Kollegen aus Flächenländern darüber sprechenwürden, was wir hier heute gerade machen, dannwürden die auf die Idee kommen, dass wir hier et-was sehr typisch Bremisches machen. Stellen Sie sicheinmal einen niedersächsischen Landtagsabgeord-neten vor, der sich mit anderen Kolleginnen und Kol-legen im Parlament herzhaft darüber streitet, welcheQuote an einem Landesprogramm für Wilhelmsha-ven, Cuxhaven oder Hannover bereitgestellt werdensoll! Daran können Sie sehen, das ist auch etwasSchönes in Bremen, aber daran können Sie auch se-hen, wie wir der besonderen Bedeutung, die Bremer-haven für das Bundesland Bremen hat, hier Rechnungtragen. Aber man sollte nicht das Kind mit dem Badeausschütten!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Zu Beginn der Arbeit einer jeden neuen Regierungsteht ein Kassensturz. Ich gestehe, bisher habe ichnicht so wahnsinnig viele überraschend schlimmeDinge gefunden. Es klang in der Debatte an, man mussdas hier deutlich sagen, die Investitionshaushalte dernächsten Jahre sind bis ins nächste Jahrzehnt hin-ein vollständig gebunden. Wir werden sogar gezwun-gen sein, globale Minderausgaben auf das Anschluss-investitionsprogramm zu legen. Dann frage ich Sie,Herr Bödeker, Herr Ella: 25 Prozent von etwas, wasschon weg ist, wie viel ist das denn jetzt eigentlich?Ja, Herr Ella, es tut mir leid, da können Sie hier auch„Ach“ sagen! Ich empfehle Ihnen: kommen Sie in denHaushaltsausschuss, schauen Sie sich die Vorbelas-tungen des AIP an! Darin sind auch Hafeninvestiti-onen, da wird dann der Streit darum gehen, ob mandas der Bremerhaven-Quote zurechnet oder nicht, dasist ein tiefer Tanker. Aber jetzt mit dieser 25-Prozent-Debatte zu glauben, dass man auf die Art und Wei-se einen Topf Geld in Bremerhaven an die Grenze

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stellen kann und man sich dann dafür etwas Neuesausdenken darf, so wie Sie das in Bremerhaven zusuggerieren versucht haben, das entspricht einfachnicht der Realität der Haushalte, so wie wir sie jetzthier leider vorfinden.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Die Koalition hat sich eine neue Investitionspoli-tik vorgenommen, die keine neuen Schattenhaushalteeinrichten wird, die auf außerhaushaltsmäßige Finan-zierungen mit der Fiktion, man könne immer so weiter,auch bis weit in die Zukunft heute Investitionsmaß-nahmen tätigen und sie dann zukünftigen Genera-tionen zur Abfinanzierung überlassen, darauf habenwir uns geeinigt, dass das so nicht weitergehen soll.Wir haben uns aber auch darüber verständigt, dassalles, was in Bremerhaven an Landestätigkeit pas-siert, einer erhöhten Transparenz unterworfen wer-den soll. Das betrifft insbesondere auch die Investi-tionspolitik von bremenports.

Wir haben uns darauf verständigt, dass wir keineglobalen Töpfe mehr wollen, weil sie Begehrlichkeitenwecken, weil Sie eine Prozentdebatte haben, dieletztendlich die Inhalte dessen, was Sie finanzierenwollen, was Sie investieren wollen und vor allen Din-gen, was Sie damit erreichen wollen, in den Hinter-grund rückt. Die Koalition will konkrete Projekte vorTöpfen und Fonds. Ich bin fest davon überzeugt, dasses Geld spart, dass es auch unsere Wahrnehmung fürdie Qualität dessen, was wir tun, schärft. Im Übrigenermöglicht es uns aus meiner Sicht auch überhauptnur erst einmal, uns verfassungskonform zu verhal-ten.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Das Ausweisen von Globaltiteln, wie man es gernmacht, damit die Verwaltung mehr Macht hat als dasParlament, ist aus meiner Sicht nicht verfassungskon-form. Wir unterliegen den Bestimmungen von Arti-kel 131 a Landesverfassung, wo wir die gesamte In-vestitionstätigkeit einer Wirtschaftlichkeitsberechnungunterwerfen müssen und wo genau – –.

(Glocke)

Vizepräsident Ravens: Sind Sie bereit, eine Zwi-schenfrage des Kollegen Ella anzunehmen?

Bürgermeisterin Linnert: Ich sage den Satz nochzu Ende! Wo wir alle Investitionsmaßnahmen einerWirtschaftlichkeitsberechnung unterwerfen müssen,und erst, wenn die Wirtschaftlichkeitsberechnung da-zu kommt, dass wir Vorteile davon haben und in derZukunft finanziell besser gestellt sind durch die In-vestitionstätigkeit, erst dann dürfen wir sie machen.Dies gilt für die Investitionstätigkeit des Landes, al-

ler Landesinvestitionen in Bremen und in Bremerha-ven. – Bitte!

Vizepräsident Ravens: Bitte, Herr Ella!

Abg. Ella (FDP): Frau Linnert, der Dringlichkeits-antrag der Fraktionen der SPD und vom Bündnis 90/Die Grünen ist überschrieben mit „ÜberproportionalenInvestitionsanteil für Bremerhaven beibehalten“. Daswiderspricht natürlich dem, was Sie gerade gesagthaben.

Bürgermeisterin Linnert: Nein, das tut es nicht, weiles in dem bisher Gebundenen schon einen überpro-portionalen Anteil für Bremerhaven gibt. Es ist auchrichtig, dass zum Beispiel aus Programmen für Ar-beitssicherung, dazu sage ich gleich noch einmal et-was – diese Mittel sind ja nicht gebunden, die Inves-titionsmittel sind gebunden, auf die haben Sie auchIhren Redebeitrag bezogen, aber zum Beispiel Mit-tel für Arbeitsförderung oder Mittel für die Entwick-lung der Gesamtschulen sind natürlich nicht gebun-den –, Bremerhaven selbstverständlich einen über-proportionalen Anteil bekommt.

Vizepräsident Ravens: Haben Sie eine weitere Zwi-schenfrage?

Abg. Ella (FDP): Ja, bitte!

Vizepräsident Ravens: Bitte, Herr Ella!

Abg. Ella (FDP): Dem entnehme ich, dass der Dring-lichkeitsantrag der Fraktionen der SPD und vomBündnis 90/Die Grünen eigentlich überflüssig ist.

Bürgermeisterin Linnert: Ich kann mir nicht vor-stellen, dass Anträge von vom Volk gewählten Frak-tionen überflüssig sind. Außerdem würde ich das auchniemals bewerten.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Die Koalition hat sich eine besondere Schwerpunkt-setzung in Bremerhaven vorgenommen. Ich will Ih-nen auch gleich vortragen, in welchen Bereichen dasstattfindet. Wir werden das überprüfen, das ist auchneu.

Wir werden beim Haushaltsaufstellungsverfahrengenau darauf achten auszuweisen, was die Landes-programme sind, damit man hinterher das überprü-fen kann, was sich hier alle wünschen, nämlich einenüberproportionalen Anteil für die Entwicklung inBremerhaven. Wir werden, – das verspreche ich hierauch! – alle Maßnahmen, die das Land Bremen für sei-ne Städte Bremen und Bremerhaven leistet, auflisten,weil es nämlich wichtig ist, ein Gesamtpaket zu schlie-ßen, auch zum Beispiel zum Finanzausgleich, der hier

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ja vom Parlament beschlossen wurde. Ich möchte gern,dass wir selbstbewusst gegenüber Bremerhaven sa-gen können, das tun wir überproportional für euch,und wir können es auch beweisen.

Es ist ein Nachteil bei einer festen Quote, das istja auch schon angeklungen, wenn das Geld ausge-geben und die 25-Prozent-Quote erreicht ist. Was hät-ten Sie eigentlich gemacht, als Repower auf das Ta-pet kam? Das hätte man mit einer festen Quote nichtgekonnt, sondern das ist überher. Es ist auch rich-tig, dass wir die Erschließungsmaßnahmen im Ge-werbegebiet Luneort und Fischereihafen, für die wirerst viel später im nächsten Jahrzehnt Geld gehabthätten, jetzt vorziehen und dafür noch einmal rich-tig ordentlich Geld zusammenkratzen. Die 25-Pro-zent-Regelung, die Sie sich hier wünschen, hätte daseher behindert als gefördert.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ziel der Koalition ist ein Strukturentwicklungskon-zept Bremerhaven 2020, das an die relevanten Stand-ortvorteile Bremerhavens anknüpft und zur Stärkungder wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und techno-logischen Potenziale Bremerhavens im Bereich dermaritimen Wirtschaft und zu einer Wirtschafts- undBeschäftigungsinitiative Bremerhavens weiterentwi-ckelt wird. Wir wollen auch den Unternehmensstand-ort Bremerhaven bedarfsgerecht und nachfrageori-entiert mit Gewerbeflächenentwicklung begleiten.

Wir werden die Hochschule Bremerhaven nochstärker als bisher mit der Wirtschaft verflechten. Wirwerden ein Zentrum für Windenergie und Meeres-technik einrichten, wo die Wissenschaft mit zwei wirt-schaftlichen Schwerpunkten mit der Seestadt verbun-den wird. Wir wollen auf den ehemaligen Flächenvon bremenports am Handelshafen eine maritime For-schungs- und Entwicklungszone schaffen, ein entspre-chendes Konzept wird in Kürze vorgelegt.

In den kommenden vier Jahren soll Bremerhavenmit Unterstützung des Bundes und Europas zumZentrum für Klimaforschung entwickelt werden. Daliegen große Potenziale, auch vor allen Dingen dafür,Arbeitsplätze zu schaffen. Die Entwicklung des Fi-schereihafens, des Tourismusstandortes mit den Ver-abredungen zum Deutschen Schifffahrtsmuseum, alldas sind Dinge, wie auch die Sicherung der „Sail“ undder „Lütten Sail“, die diese Landesregierung für Bre-merhaven und seine Entwicklung tun wird. Wir ver-sprechen auch, dass wir im Bereich Arbeitsmarktpo-litik bei der Verteilung der ESF-Gelder sicherstellenwerden, dass Bremerhaven überproportional betei-ligt wird. Es ist einfach richtig, weil die Arbeitslosig-keit dort besonders hoch ist, dass dort auch besondersviel getan werden muss. Wir sagen, eine inhaltlicheEntwicklung hilft Bremerhaven mehr als eine festeQuote, und sie zwingt uns, über die inhaltliche Aus-gestaltung von Programmen zu reden, und nicht große

Töpfe, die Begehrlichkeiten wecken, wo dann letzt-endlich das inhaltliche Füllen hinter den Begehrlich-keiten, die der Topf geweckt hat, zurücktritt.

Ich würde gern aus Sicht des Senats kurz etwas zurAbschaffung der Wirtschaftsförderungsausschüssesagen! Das ist eine Entscheidung des Parlaments. Fürden Senat will ich aber gern sagen, dass die Koopera-tion der Ressorts – eine ressortübergreifende Zusam-menarbeit, wie sie ja exemplarisch in den Wirtschafts-förderungsausschüssen gemacht werden soll –, selbst-verständliche Leitlinie für alle Ressorts dieser Regie-rung ist und dass es auf keinen Fall zu Zeitverzöge-rungen kommen wird. Es ist aber richtig, dass dasfachpolitische Abwägen, können wir uns dieses oderjenes noch leisten, was von dem, was wir uns wün-schen, aber nur zum Teil bezahlen können, ist dasAllerwichtigste, fachpolitisch begleitet werden mussund nicht vor die Klammer gesetzt werden darf. Res-sortübergreifende Zusammenarbeit ist der Regelfallund die Voraussetzung für eine gute Politik.

Als Letztes möchte ich Ihnen, vielleicht auch nocheinmal anknüpfend an den Beitrag von Herrn Titt-mann, Folgendes sagen: Niemand tut Bremerhaveneinen Gefallen, wenn man darauf aufbaut, dass dasGefühl der Benachteiligung letztendlich immer weiterkonstitutiv ist. Bremerhaven hat das Potenzial, aufeigene Kraft zu setzen, und hat viele Gründe, selbst-bewusst zu sein. Wer in Bremerhaven eine Politikschürt, die bösen Bremer wollen uns nur betrügen,wir sind die armen Opfer hier, der schadet Bremer-haven, weil es erstens nicht stimmt und weil manzweitens dort den Menschen die Möglichkeit nimmt,auf die eigene Kraft zu vertrauen. Ich finde, das sollteniemand hier im Interesse Bremerhavens so betrei-ben. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Vizepräsident Ravens: Als nächster Redner hat dasWort der Abgeordnete Rupp.

Abg. Rupp (Die Linke)*): Herr Präsident, verehr-tes Präsidium, meine Damen und Herren! ErlaubenSie mir noch zwei, drei kurze Bemerkungen zu die-ser Debatte! Mein Kollege Walter Müller hat gesagt,wir legen Wert darauf, dass man möglichst nicht inBeton investiert, sondern in Menschen. Ich sage ein-mal, das ist etwas, wo ich glaube, dass es nach 12Jahren Sanierungspolitik in Bremen nicht nur einfachdahergesagt ist, sondern wir haben mit dieser Formvon Investitionspolitik in den letzten 12 Jahren ver-schiedene Erfahrungen machen müssen.

Meiner Meinung nach ist es hochwichtig, dass wirdiese Form von Investitionen deutlich überprüfen, dasswir sie auf ihre Arbeitsplatzwirksamkeit überprüfen,dass wir überprüfen, inwieweit kann man eigentlich–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

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durch Stärkung der Wirtschaftskraft Einnahmen ge-nerieren, oder ist das nicht ein Hebel, der viel zu langist, um damit zu pokern. Wir werden auch überprü-fen müssen, ob wir nicht dem einen oder anderenIrrweg nachgegangen sind und Geld in Dinge gesteckthaben, die Bremen so nicht braucht, vor allen Din-gen, weil Bremen dieses Geld nicht gehabt hat. Ichsage das deswegen, weil ich im Haushalts- und Fi-nanzausschuss genau hinschauen werde. Ich möchtegern wissen, was da los ist, und ich würde mich freuen,wenn ich mich in vielen Punkten irre. Ich befürchte,es wird nicht so sein.

Selbst wenn es so ist, dass die Arbeitslosenquotein Bremerhaven jetzt langsam sinkt, glaube ich, dassdie soziale Situation in Bremerhaven im Verhältniszu den dort getätigten Investitionen und im Verhält-nis der Notwendigkeiten zu langsam besser wird. Dahaben wir, glaube ich, eine sehr große Verantwor-tung. Wenn es so ist, dass wir es nicht schaffen, diesoziale Situation von vielen Menschen in Bremen, inBremerhaven – das will ich gar nicht trennen – in einerGeschwindigkeit zu verbessern, die sie spüren, dannwerden wir eine Situation haben, wo Ausländerfeind-lichkeit, Rassismus, antidemokratische Vorstellungenund ähnliche Parolen eine Chance bekommen. Ichmöchte hier daran appellieren, dass wir uns dessenbewusst sind und versuchen, diese Form von Ge-schwindigkeit zu entwickeln, damit diese Parolen kei-ne Zukunft haben.

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Meine Damen und Herren,weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Als Erstes lasse ich über den Antrag der Fraktio-nen der CDU und der FDP abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der CDU und derFDP mit der Drucksachen-Nummer 17/4 seine Zu-stimmung geben möchte, den bitte ich um das Hand-zeichen!

(Dafür CDU, FDP und Abg. T i t t m a n n[DVU])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünenund Die Linke)

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt denAntrag ab.

Jetzt lasse ich über den Antrag der Fraktionen derSPD und Bündnis 90/Die Grünen abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD undBündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Num-mer 17/20 seine Zustimmung geben möchte, den bitteich um das Handzeichen!

(Dafür SPD und Bündnis 90/Die Grünen)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen CDU, Die Linke, FDP und Abg.T i t t m a n n [DVU])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Erster Jahresbericht des Landesbeauftragtenfür Informationsfreiheit

vom 31. März 2007

(Drucksache 16/1363)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Hier ist Überweisung zur Beratung und Berichter-stattung an den Ausschuss für Informations- und Kom-munikationstechnologie und Medienangelegenhei-ten vorgesehen.

Wer der Überweisung des Ersten Jahresberichts desLandesbeauftragten für Informationsfreiheit mit derDrucksachen-Nummer 16/1363 zur Beratung undBerichterstattung an den Ausschuss für Informations-und Kommunikationstechnologie und Medienange-legenheiten seine Zustimmung geben möchte, denbitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) überweistentsprechend.

(Einstimmig)

Einführung des Digitalfunks bei den Behörden undOrganisationen mit Sicherheitsaufgaben

hier: Informationen über die geplante Unterzeich-nung des „Verwaltungsabkommens über die Zusam-menarbeit von Bund und Ländern beim Aufbau undBetrieb eines bundesweit einheitlichen digitalenSprech- und Datenfunksystems für alle BOS in der

Bundesrepublik Deutschland“

Mitteilung des Senats vom 24. April 2007(Drucksache 16/1386)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

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Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Mittei-lung des Senats, Drucksache 16/1386, Kenntnis.

Zwischenbericht und Antrag des Rechtsausschusseszum Bürgerantrag „Klagerecht für den Tierschutz“

(Drs. 16/1356)vom 4. Mai 2007

(Drucksache 16/1389)

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von dem Zwi-schenbericht des Rechtsausschusses, Drucksache16/1389, Kenntnis.

Gesetz zum Staatsvertrag zwischen der FreienHansestadt Bremen und dem Land Niedersachsenüber die länderübergreifende Planfeststellung für die

BAB 281, 4. Bauabschnitt

Mitteilung des Senats vom 8. Juni 2007(Drucksache 17/1)

1. Lesung2. Lesung

Wir kommen zur ersten Lesung.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer das Gesetz zum Staatsvertrag zwischen derFreien Hansestadt Bremen und dem Land Niedersach-sen über die länderübergreifende Planfeststellung fürdie BAB 281, 4. Bauabschnitt, Drucksache 17/1, inerster Lesung beschließen möchte, den bitte ich umdas Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,FDP und Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Die Linke)

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtdas Gesetz in erster Lesung.

Meine Damen und Herren, da der Senat um Be-handlung und um Beschlussfassung in erster undzweiter Lesung gebeten hat und die Fraktionen derSPD und Bündnis 90/Die Grünen dies als Antrag über-nommen haben, lasse ich darüber abstimmen, ob wirjetzt die zweite Lesung durchführen wollen.

Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtentsprechend.

(Einstimmig)

Wir kommen zur zweiten Lesung.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer das Gesetz zum Staatsvertrag zwischen derFreien Hansestadt Bremen und dem Land Niedersach-sen über die länderübergreifende Planfeststellung fürdie BAB 281, 4. Bauabschnitt, in zweiter Lesung be-schließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,FDP und Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Die Linke)

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtentsprechend.

Gesetz zu dem Abkommen über die GemeinsameZentrale Adoptionsstelle der Länder Freie HansestadtBremen, Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersach-

sen und Schleswig-Holstein

Mitteilung des Senats vom 13. Juni 2007(Drucksache 17/2)

1. Lesung

Wir kommen zur ersten Lesung.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer das Gesetz zu dem Abkommen über dieGemeinsame Adoptionsstelle der Länder Freie Han-sestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg,Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Drucksache17/2, in erster Lesung beschließen möchte, den bit-te ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtdas Gesetz in erster Lesung.

(Einstimmig)

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(B) (D)

Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 07 93

Änderung der Geschäftsordnung der BremischenBürgerschaft

Öffentlichkeit herstellen!

Antrag der Fraktion Die Linkevom 21. Juni 2007(Drucksache 17/5)

Die Beratung ist eröffnet.

Das Wort erhält der Abgeordnete Rupp.

Abg. Rupp (Die Linke)*): Herr Präsident, verehr-tes Präsidium, meine sehr verehrten Damen und Her-ren! Wir haben diesen Antrag gestellt, weil es not-wendig ist, dass die Ausschüsse in Zukunft öffent-lich tagen. Wir finden, Demokratie braucht in Bremenmehr Transparenz.

(Beifall bei der Linken)

Von daher ist es hoch wichtig, dass Dinge, die die Bür-gerinnen und Bürger angehen, insbesondere Finanzenund Angelegenheite aus dem Bereich des Inneren,öffentlich und nicht hinter verschlossenen Türen ver-handelt werden.

Das ist ein Prinzip, das wir in unserer Partei schonseit Jahren haben. Alles, was bei uns passiert, pas-siert öffentlich. Wir haben damit gute Erfahrungengesammelt, und es ist ein erster Schritt zur Bürger-beteiligung und zur Partizipation der Menschen anden politischen Entscheidungen.

Wir sind als Politikerinnen und Politiker in der Ver-gangenheit immer mehr dem Verdacht ausgesetztgewesen, dass wir das, was wir tun, im Wesentlichentun, um unsere eigene Position zu sichern. Wir sindimmer mehr dem Verdacht ausgesetzt gewesen, dasswir im Wesentlichen Macht für uns wollen, und ichdenke, dieses Prinzip muss man umkehren. Wenn De-mokratie wieder glaubhaft werden will, werden wirdafür sorgen müssen, dass die Macht wieder zu denMenschen kommt, und die Öffentlichkeit von Aus-schüssen und Deputationen im Lande Bremen ist dazuein erster Schritt. – Danke!

(Beifall bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Als Nächste hat das Wortdie Abgeordnete Frau Dr. Mathes.

Abg. Frau Dr. Mathes (Bündnis 90/Die Grünen):Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die rot-grüne Koalition möchte, dass dieser Antrag an den Ver-fassungs- und Geschäftsordnungsausschuss überwie-sen wird.

(Abg. F o c k e [CDU]: Das haben wirfrüher auch immer gemacht!)

–––––––*) Vom Redner nicht überprüft.

Wir finden, das ist zwar hier ein richtiger Schritt indie Richtung, dass die Ausschüsse noch öffentlicherwerden, wir sind aber der festen Überzeugung, dassdas nicht ausreicht, dieser Schritt geht uns nicht weitgenug. Wir möchten mehr Öffentlichkeitsbeteiligung,als die Linke in dem Antrag vorschlägt.

Ich erinnere daran, dass die erheblichsten Defizi-te nicht bei den Ausschüssen bestehen, was die Frageder Öffentlichkeitsbeteiligung betrifft, sondern dassdie wirklichen Defizite der mangelnden Öffentlich-keitsbeteiligung oder auch Zulassung von Öffentlich-keit bei den Deputationen vorherrschen. Da heißt esnämlich im Deputationsgesetz, dass die Sitzungen inder Regel nicht öffentlich sind. Das heißt, hier wol-len wir dringend – und ehrlich gesagt ist das ja einmittlerweile jahrzehntelanger grüner Herzenswunsch,ich habe noch einmal ein bisschen in alten Protokol-len geschmökert und einen Antrag der Grünen vomNovember 1995 gefunden –, dass Deputationen öf-fentlich tagen sollen. Insofern können Sie, glaube ich,verstehen, dass es hier auch Sinn macht, weiter vo-ranzukommen, in größeren Schritten, und das mit derÜberweisung einzuleiten. – Danke schön!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, beider SPD und bei der Linken)

Vizepräsident Ravens: Meine Damen und Herren,weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Es ist Überweisung zur Beratung und Berichterstat-tung an den Verfassungs- und Geschäftsordnungs-ausschuss vorgesehen.

Wer der Überweisung des Antrags der Fraktion DieLinke mit der Drucksachen-Nummer 17/5 zur Bera-tung und Berichterstattung an den Verfassungs- undGeschäftsordnungsausschuss seine Zustimmung ge-ben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) überweistentsprechend.

(Einstimmig)

Parlamentsausschuss für Wissenschaft und Forschung

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/16)

Wir verbinden hiermit:

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Bremische Bürgerschaft (Landtag) – 17. Wahlperiode – 3. Sitzung am 4. 7. 0794

(A) (C)

(B) (D)

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitgliederdes Ausschusses für Wissenschaft und Forschung

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU,Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP mitder Drucksachen-Nummer 17/16 seine Zustimmunggeben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmtdem Antrag zu.

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zuden Wahlvorschlägen.

Die Wahlvorschläge liegen Ihnen schriftlich vor.

Wir kommen zur Wahl.

Wer entsprechend den Wahlvorschlägen wählenmöchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen,Die Linke und FDP)

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) wähltentsprechend.

Ich bitte die Abgeordnete Frau Schön, zur konsti-tuierenden Sitzung einzuladen.

Gesetz zur Änderung des Bremischen Polizeigesetzes

Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der FDP

vom 2. Juli 2007(Drucksache 17/18)

1. Lesung2. Lesung

Wir kommen zur ersten Lesung.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer das Gesetz zur Änderung des Bremischen Po-lizeigesetzes mit der Drucksachen-Nummer 17/18 inerster Lesung beschließen möchte, den bitte ich umdas Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtdas Gesetz in erster Lesung.

(Einstimmig)

Meine Damen und Herren, interfraktionell wurdevereinbart, Behandlung und Beschlussfassung inerster und zweiter Lesung vorzunehmen.

Ich lasse deshalb darüber abstimmen, ob wir jetztin die zweite Lesung eintreten wollen.

Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtentsprechend.

(Einstimmig)

Wir kommen zur zweiten Lesung.

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegennicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer das Gesetz zur Änderung des Bremischen Po-lizeigesetzes in zweiter Lesung beschließen möch-te, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließtentsprechend.

(Einstimmig)

Meine Damen und Herren, damit sind wir am Endeder Sitzung der Bürgerschaft (Landtag) angekommen.Ich wünsche den Bremerhavenern einen angeneh-men Heimweg. Wir sehen uns am 11. Juli wieder.

Ich schließe die Sitzung.

(Schluss der Sitzung 16.36 Uhr)

Druck: Hans Krohn · Bremen