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ParatuberkuloseJohnesche Krankheit
Tierseuchenrechtliche Bestimmungen:
Paratuberkulose ist meldepflichtig
Paratuberkulose
Es werden unterschieden:
Paratuberkulose
zur Historie:
Albert JOHNE, geb. 10. Dezember 1839 in Dresden
Veterinärpathologe
beschrieb 1895 als erster die Paratuberkulose:Johne, A. und L. Frothingham
Ein eigenthümlicher Fall von Tuberculose beim Rind
Dtsch. Zschr. Thiermed. 21, 438 - 454 (1895)
Björn SIGURDSSON (1954)
Rida, a chronic encephalitis of sheep. With general remarks on infectionswhich develop slowly and some of their special characteristics.
Brit. vet. J. 110, 341 - 354 (1954)
zu den slow infections zählte er: Paratuberkulose, Maedi, Scrapie
Paratuberkulose
Ätiologie:
Mycobacterium avium subspec. paratuberculosis
oder Johnesches Bakterium
M. avium-Komplex:M. a. subspec. paratuberculosisM. a. subspec. aviumM. a. subspec. silvaticum (bei Ringeltauben)M. intracellulare
es werden zwei Typen unterschieden:
Typ I Isolate: sehr langsam wachsend, häufig pigmentbil-dend, enges Wirtsspektrum Schaf, Ziege andere kleine Wiederkäuer
Typ II Isolate: langsam wachsend, breites Wirtsspektrum, vor allem Rind
Paratuberkulose
Vorkommen:
- bei allen Wiederkäuern, d.h. Rinder, Schaf und Ziege
- aber auch Zoo- und Wildwiederkäuer, v.a. auch in Gatterhaltung (Damtier, Rothirsch), z.T. ein großes Pro-blem
- Wildkaninchen, v.a. in Arealen in denen erkrankte Tiere geweidet werden
- Mensch (?), M. Crohn, eine morphologisch sehr ähnliche chronische granulomatöse Enteritis
Paratuberkulose
Übertragung:
- empfänglich sind vor allem Kälber (bis zum Alter von 3 bis 6 Monaten)
- Aufnahme über mit kontaminiertem Kot verunreinigter Milch bzw. Zitzen
- Ausscheiden von Bakterien über Kolostrum und Milch
- intrauterine Infektion
- die beiden letztgenannten Möglichkeiten bei Tieren im fortgeschrittenen, klinischen Krankheitsstadium (s.u.)
Paratuberkulose
Verlauf (1):
es werden drei Phasen der Krankheit unterschieden, in Abhängigkeit von a) klinischen Symptomen b) Aus-scheiden von Bakterien über den Kot
1. frühe subklinische Phase ohne Klinik und ohne Ausscheiden von Bakterien
sehr wenige Läsionen mit wenigen Bakterien
morphologisch, serologisch und kulturell nicht sicher nachzuweisen
diese Phase kann 1 bis 10 Jahre (Rind) dauern
Paratuberkulose
Verlauf (2):
2. späte subklinische Phase ohne Klinik aber mit Ausscheiden von Bakterien, häufig allerdings nur intermittierend !
Läsionen vorhanden, Nachweis der Infektion trotzdem nur bei einem Teil der Tiere
diese Gruppe spielt für die Epidemiologie die entscheidende Rolle
diese Phase dauert wenige Monate
die Gründe für den Übergang in diese Phase sind ungeklärt, Streßsituationen mit Verminderung der Abwehr sind wahrscheinlich beteiligt
Paratuberkulose
Verlauf (3):
3. klinische Phase mit eindeutigen klinischen Erscheinungen und hochgradigem Ausscheiden von Bakterien (bis zu 5 x 1012 pro Tag)
diese Phase dauert nur wenige Wochen, wenn die Tiere nicht zuvor euthanasiert wurden
spätestens in dieser Phase kommt es zur Dissemina-tion der Bakterien im Organismus (Leber > Leber-Lymphknoten > Blutkreislauf > Niere, Lunge, v.a. aber Euter und Uterus)
Paratuberkulose
Verlauf (4):
- die Anzahl von Tieren in den drei Gruppen werden mit einem Eisberg verglichen, auf ein klinisch erkranktes Tier kommen mehrere subklinische Ausscheider und noch mehr Tiere in der frühen subklinischen Phase
- da auch immer Tiere in Herden mit höherem Infektions-druck nicht erkranken geht man davon aus, daß sie
- entweder gar nicht infiziert werden oder
- die Infektion sehr früh wieder eliminieren konnten
Paratuberkulose
Pathogenese (1):
- Aufnahme der Erreger im distalen Dünndarm über die M-Zellen der Peyerschen Platten
- in der Lamina propria Aufnahme durch Makrophagen
- innerhalb der Makrophagen können die Bakterien überleben und vermehren sich
- u.a. weil sie eine lipidhaltige Hülle haben und weil die Reifung der Phagosomen zu Phagolysosomen gehemmtwird
- Entwicklung einer granulomatösen Entzündung
Paratuberkulose
Phagozytose:
Rhodococcus equi
Pathogenese (2):
- es werden zwei Formen von histologischen Veränderun-gen unterschieden, die paucibacilläre Form (wenige Makrophagen, viele Lymphozyten, wenig Bakterien) unddie multibacilläre Form (umfangreiche Makrophagen-An-sammlungen, Massen von Bakterien)
- dabei ist unklar, ob es sich um zwei separate Verlaufsfor-men handelt oder ob es sich um zwei Phasen handelt, die ineinander übergehen
- Art und Umfang der Abwehr werden für die unterschied-lichen Formen verantwortlich gemacht
Paratuberkulose
Pathogenese (3):
- zu Beginn dominieren CD4+ T-Lymphozyten und die Zyto-kine Interferon- und Interleukin-1
- diese zelluläre Immunantwort vermittelt einen relativen Schutz (paucibacilläre Form)
- später dominieren CD8+ und T-Lymphozyten, die zelluläre Abwehr verschlechtert sich
- eine humorale Immunantwort tritt gegen bestimmte Anti-gene (Lipoarabinomannan) ebenfalls früh auf, sie hat aber keine Schutzfunktion
Paratuberkulose
Pathogenese (4):
- bereits sehr früh werden die örtlichen Lymphgefäße und die regionären Lymphknoten (Ln. ileocaecalis und Lnn. mesenteriales) mit in das Geschehen einbezogen
- je umfangreicher die Läsionen im Darm werden (späte subklinische und klinische Phase) um so größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß Bakterien
- in Leber und von dort in den Leber-Lymphkonten
- in den großen Kreislauf gelangen (disseminierte oder generalisierte Paratuberkulose)
- eine Dissemination tritt bei kleinen Wdk häufiger als bei Rindern auf
Paratuberkulose
Pathogenese (5):
- die granulomatöse Entzündung ist beim Rind immer vom epitheloidzelligen Typ
- Makrophagen (Epitheloidzellen) und mehrkernige Riesen-zellen in ungeordneter Form, nicht durch Bindegewebe abgegrenzt, keine Verkäsung oder Verkalkung
- bei kleinen Wiederkäuern tritt in bis zu 50% der Fälle Verkäsung, Verkalkung und bindegewebige Demarka-tion in den Läsionern auf, besonders in den reg. Lymphknoten
Paratuberkulose
Pathogenese (6):
- die granulomatöse Enteritis zerstört die normale Zotten- architektur des Dünndarms
- es kommt zu Zottenverkürzung und Zottenfusion
> hochgradige Reduktion der Resorptionsoberfläche
> Maldigestion, Malabsorption, osm. Diarrhoe
- der gestörte Lymphabfluß behindert die Aufnahme ebenfalls
- es kommt zum Eiweißverlust über den Darm (Eiweißver-lust-Enteropathie)
> Ödembildung und Kachexie
Paratuberkulose
Klinik:
Rind:
unstillbare Durchfälle bei über lange Zeit erhaltenem Appetit mit hochgradiger Abmagerung bis zur Kachexie
kleine Wiederkäuer:
häufig kein Durchfall, vor allem Gewichtsabnahme, Ödeme z.T. Anämie
Paratuberkulose
Makroskopische Befunde (1):
Rind:
- die Schleimhaut des Ileums
- dezent verdickt opakes Aussehen
- Querfalten die sich nicht verstreichen lassen
- hochgrd. Verdickung (Hirnwindungs-ähnlich)
- die Oberfläche der Schleimhaut ist allerdings unverän-dert (samtartig später granuliert)
- die Lymphgefäße in der Serosa sind als weißliche Stränge zu erkennen
Paratuberkulose
Makroskopische Befunde (2):
- die regionären Lymphknoten sind hochgrd. vergrößert, evtl. mit weißlich-speckigen Herden, vor allem im Rindenbereich
- Herde in der Leber makroskopisch nicht zu erkennen
Paratuberkulose
Makroskopische Befunde (3):
kleine Wiederkäuer:
- Dünndarm häufig unauffällig bis auf Verflüssigung des Inhaltes
- es kann allerdings ebenfalls zu einer Verdickung der Schleimhaut kommen
- regionäre Lymphknoten geschwollen mit weißlich-speckiger Schnittfläche
- bei einem Teil der Tiere sind Verkäsung und Verkalkung als weißliche trockene Herde zu erkennen
Paratuberkulose
Makroskopische Befunde (4):
- selten ist die disseminierte Entzündung in den betroffenen Organen in Form kleiner weißlicher Herdezu erkennen
Paratuberkulose
Histologische Befunde (1):
- in der Submukosa des Darmes ausgedehnte Epitheloid-zellnester (Epitheloidzellgranulome)
- vereinzelten Langerhansschen Riesenzellen- umgeben von wenigen Lymphozyten und Plasmazellen - typische produktive granulomatöse Entzündung
- Lymphknoten, v.a. im Rindenbereich typische Epitheloid-zellgranulome, das originäre Lymphknotengewebe wird fortschreitend zerstört
- evtl. auch granulomatöse Entzündungsherde in der Leber
Paratuberkulose
Histologische Befunde (2):
- in Frühstadien kleine Makrophagen-Ansammlungen in denPeyerschen Platten zwischen den Lymphfollikeln, vor allem in distalen Ileum und in der Ileozäkalklappe
Paratuberkulose
Histologische Befunde (3):
- später dehnt sich die Entzündung auch auf die Zotten aus
- diese werden plump, sie verkürzen sich und fusionieren
- die Enterozyten sind abgeflacht
Paratuberkulose