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35 4. RAVEK Erhebungsbogen Feinmotorik (A) 4.1 Materialien Zur Feinmotorikabfrage sind folgende Materialien erforderlich: Rutschfeste Gummi-Unterlage 20 kleine „Bügelperlen“ Kleines Steckbrett mit 3 cm langen Rundstäbchen (5 Stück, 5 mm Durchmes- ser), die 2 cm aus dem Steckbrett ragen Dicker, 6-eckiger Buntstift in Originallänge 5 Glasnuggets Tonkugel, ca. 2,2 cm Durchmesser 50-ml-Medizin-Tropfflasche mit schmalem, geriffeltem Drehverschluss 1,5 cm breite „Flechtstreifen“ aus Tonpapier

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4. RAVEK Erhebungsbogen Feinmotorik (A)

4.1 Materialien

Zur Feinmotorikabfrage sind folgende Materialien erforderlich:

Rutschfeste Gummi-Unterlage��20 kleine „Bügelperlen“��Kleines Steckbrett mit 3 cm langen Rundstäbchen (5 Stück, 5 mm Durchmes-��ser), die 2 cm aus dem Steckbrett ragenDicker, 6-eckiger Buntstift in Originallänge��5 Glasnuggets��Tonkugel, ca. 2,2 cm Durchmesser��50-ml-Medizin-Tropfflasche mit schmalem, geriffeltem Drehverschluss��1,5 cm breite „Flechtstreifen“ aus Tonpapier��

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Dieses Material erhalten die Teilnehmer/innen in der Zusatzausbildung zum/r „Fachtherapeut/in für Fein- und Grafomotorik nach Pauli/ Kisch“. Info und Anmeldung: www.ergotherapie-ravensburg.de

Das Material kann unter der oben genannten Internetadresse bestellt werden.

4.2 Einführung

Um eine feinmotorische Tätigkeit oder Bewegung ausführen zu können, bedarf es vieler einzelner Entwicklungsschritte, die das Kind während seiner Entwick-lung durchläuft.

Im folgenden Teil werden die Tätigkeiten und Bewegungen erläutert und mit den entsprechenden Teilschritten in der jeweiligen Altersstufe dargestellt. Um fest-zustellen, ob eine Funktion vollständig vorhanden ist, wird jeweils eine Tätigkeit angeführt, die eine exakte Beobachtung ermöglicht. Die Tätigkeiten und Bewe-gungen werden für das Alter dargestellt, in dem durchschnittlich entwickelte Kinder sie durchführen können. Die zu beobachtenden Auffälligkeiten beziehen sich nicht nur auf dieses Alter, sondern auch auf ältere Kinder mit Entwicklungs-verzögerungen.Wenn ein Kind in seiner Entwicklung erheblich von der durchschnittlichen Ent-wicklung abweicht, gilt es, seine Defizite exakt herauszufinden. Dies ist mit Hil-fe des RAVEK und der im Buch „Geschickte Hände – Handgeschicklichkeit bei Kindern“ (Bestell Nr. 1609) beschriebenen Normalentwicklung möglich. Wenn ein Kind bestimmte feinmotorische Tätigkeiten nicht durchführen kann und ihm einzelne Bewegungen nicht oder nicht altersentsprechend möglich sind, ist es wichtig zu beobachten, welche Teilschritte in der Entwicklung des Kindes nicht erfolgt sind. Darüber ist es möglich, den genauen Entwicklungsstand des Kindes zu ermitteln und den richtigen Therapieansatz herauszufinden.

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Ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen:Ein Kind im Alter von 5 Jahren hält und führt einen Stift nicht im dynamischen Dreipunktgriff. Folgende Bewegungen, die eine Voraussetzung für den dynamischen Dreipunkt-griff sind, werden beobachtet:

Daumenopposition��Pinzettengriff��Zangengriff��Übergang Pinzetten- / Zangengriff��

Bei mangelnder Handkraft muss das Kind auf mögliche Störungen der Tonusre-gulation und der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung untersucht werden.Die Förderung setzt dann mit feinmotorischen Übungen zu den noch nicht mög-lichen Fähigkeiten und Fertigkeiten innerhalb von altersentsprechenden und für das Kind bedeutungsvollen Tätigkeiten ein. Wichtig ist hierbei das Einbinden der feinmotorischen Übungen in ein therapeutisches Konzept, dass sämtliche Be-tätigungsprobleme des Kindes parallel berücksichtigt, z. B. das Ravensburger Therapiekonzept (S. 120).

Definition der Begriffe Feinmotorik, Grafomotorik und Schreibmotorik:

Feinmotorik ist die gezielte koordinierte Bewegung, die sich in kleinräumigen, besonders differenzierten Bewegungen, vor allem der Hände und Finger, zeigt. Feinmotorik entwickelt sich parallel zur Gesamtmotorik des Kindes und bezeich-net Bewegungsabläufe in einem fortgeschrittenen Lernstadium jeder Bewegung. Zu den kompliziertesten Bewegungen, zu denen der Mensch fähig ist, gehören die der Hände.

Grafomotorik bedeutet die Produktion von grafischen Zeichen mittels der Hand und einem Schreibgerät auf einem Untergrund. Sie ist die motorische Vorausset-zung für späteres, schnelles Schreiben. Grafomotorik wird beim Malen und beim Umgang mit stiftähnlichen Werkzeugen, z. B. Pinseln geübt und bedeutet beim Schreiben-Lernen eher ein langsames, formgetreues „Malen“ von Buchstaben mit visueller Kontrolle. Die Formkontrolle steht dabei im Mittelpunkt. Allerdings entstehen durch das zu langsame „Malen“ der Buchstabenformen keine Bewe-gungsmuster im Gehirn, die dann beim Schreiben abgerufen werden können.Der Übergang zur Schreibmotorik ist fließend und von den Fähigkeiten des einzel-nen Kindes abhängig. In der Regel ist dieser Übergang am Ende der 2. Klasse zu beobachten, wenn das Erlernen der Buchstaben und Buchstabenverbindungen

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vollständig abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass die Buchstabenform sicher gelernt wurde und ohne nachzudenken automatisch geschrieben werden kann. In der 3. Klasse wird flüssiges, zunehmend schnelles Schreiben erwartet. Buch-stabenverbindungen, Silben und Kurzworte sollten automatisiert sein. Erst da-durch ist es den Kindern möglich, gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die Textin-halte und Regeln der Rechtschreibung zu lenken.

Schreibmotorik ist ein komplexer motorischer Prozess als Grundlage einer flüs-sigen Handschrift. Die Buchstaben werden aus einer zuvor gelernten automa-tisierten Bewegung heraus geschrieben; d. h., sie „entstehen“ wie „beiläufig“, während sich das Kind / der Jugendliche dem Textinhalt oder den Rechtschreib-regeln widmen kann. Die im Gehirn abgespeicherten ganzheitlichen Bewe-gungsmuster werden dabei abgerufen. Darüber ist automatisiertes, zunehmend schnelles Schreiben möglich. Dies erklärt, warum Schrift, die mit offenen Augen geschrieben wurde, annähernd gleich aussieht wie die mit geschlossenen Augen geschriebene.

4.3 Händigkeit

Zur Beobachtung der Händigkeit ist im RAVEK keine bestimmte Tätigkeit vorge-sehen. Durch die Befragung der Eltern oder des Kindes wird zunächst die Händig-keit oder ein wechselnder Handgebrauch erfasst und bei der Durchführung der 10 feinmotorischen Tätigkeiten weiter beobachtet.

Begriffserklärung Dominanz

Dominanz bedeutet, dass eine Überlegenheit einer Hirnhemisphäre in Bezug auf bestimmte motorische Tätigkeiten besteht. In der Regel ist das Kind mit seiner dominanten Hand geschickter. Es konnte noch nicht geklärt werden, durch wel-che Mechanismen diese Hirnentwicklung erfolgt.

Die Händigkeit eines Kindes ist angeboren und darf nicht verändert werden. Sie ist durch die motorische Dominanz einer der beiden Hirnhemisphären festgelegt. Aus diesem Grund gibt es keine „Beidhändigkeit“. Beidhänder sind Kinder mit wechselndem Handgebrauch, deren Händigkeitsausprägung noch nicht abgeschlossen oder gestört ist.

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Geschicklichkeit setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen:

Bessere(s) / exaktere(s)

Koordinationsfähigkeit / Feindosierung / Genauigkeit

Feingefühl / Diskriminationsfähigkeit (taktile Wahrnehmung)

Bewegungs- / Lagegefühl (kinästhetische Wahrnehmung)

Besserer / exakterer

Rhythmus

Höhere / verkürzte

Geschwindigkeit / Reaktionszeit

Händigkeit: Voraussetzungen / Einschränkungen / Auffälligkeiten

Voraussetzungen:7. Monat: Übergeben von Gegenständen in der Körper-Mittellinie von einer

Hand in die andere Ertasten von Form und Beschaffenheit der Gegenstände Zunehmende Sicherheit bei der Entwicklung der Hand-Hand-Koordination als Voraussetzung zur Entwicklung einer Arbeits- und Haltehand

1 ½ – 2 Jahre: Beidhändige Verrichtungen wie Auffädeln von großen Perlen auf eine stabile Schnur oder Aufschrauben einer Dose oder Fla-sche Die Bevorzugung der Hand, die hantiert und der anderen, die hält, wird zunehmend erkennbar

2 – 2 ½ Jahre: Durch ständiges Hantieren mit beiden Händen wird die Ausprä-gung der Arbeits- und Haltehand immer deutlicher

Funktion vollständig: 4 ½ – 5 Jahre

Einschränkung bei der Betätigung:Das Kind hat Probleme in der Wahrnehmung der Raumlage und der räumlichen Be-ziehungen, z. B. beim Nachbauen und Abzeichen von Formen und Mustern Un-sicherheit und Erfahrungsmangel in sämtlichen feinmotorischen Verrichtungen durch ständigen Handwechsel Unsicherheit beim Erfassen und Durchführen serialer Leistungen Unsicherheit bei Drehrichtungen (Flaschenverschluss / Wasserhahn) Unsicherheit beim Gebrauch der Schere

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Auffälligkeiten in der Grafomotorik / Schreibmotorik: Das Kind wechselt die Hand zum Halten des Stifts Unsicherheit in der Raumla-ge-Wahrnehmung mit Verdrehen von Buchstaben oder Zahlen bis hin zum spie-gelbildlichen Schreiben Langsames Schreiben durch Unsicherheit der Schreib-richtung bei Buchstaben und Zahlen Mögliche Lese-Rechtschreibschwäche und / oder Rechenschwäche

4.4 Gelenkbeweglichkeit

Bevor die feinmotorischen Kompetenzen des Kindes beobachtet werden, wird im Erhebungsbogen Feinmotorik (A) zunächst die Gelenkbeweglichkeit der oberen Extremität beurteilt.

Bewegungsabfolge obere Extremität / Spielgeschichte:

Schultergelenke Außen- / Innenrotation

Aufgabe: Die locker hängende Arme im Schultergelenk wiederholt ein- und auswärtsdrehen

Schultergelenke Ab- / Adduktion

Aufgabe: Die zunächst locker hängenden Arme wiederholt gestreckt bis min-destens Schulterbreite über den Kopf führen

Ellenbogengelenke

Aufgabe: Die Ellenbogen mit leicht abduzierten Armen wiederholt abwech-selnd beugen und wieder ausstrecken

Die Gelenkbeweglichkeit der oberen Extremität ist keine Einzelfunktion, die mit einer bestimmten Tätigkeit beobachtet werden kann. Sie beeinflusst sämtliche motorische Aktivitäten.

In diesem Teil des RAVEK ist eine Bewegungsabfolge als Beobachtungsmög-lichkeit aufgeführt, die mit oder ohne die Spielgeschichte „Ein Adler will die Taube fangen“ durchgeführt werden kann. Diese kann auch zu einer individuell auf die Interessen des Kindes passenden Geschichte abgewandelt werden.

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Handgelenke

Aufgabe: Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt die Handgelenke abwechselnd beugen und strecken

Fingergelenke gebeugt

Aufgabe: Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt mit den Fingern in leichter Beugung hin und her zappeln

Fingergelenke gestreckt

Aufgabe: Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt mit den gestreckten Fingern hin und her zappeln

Anleitung Bewegungsspiel: „Ein Adler will die Taube fangen“

Der Therapeut steht dem Kind gegenüber, erzählt frei die Geschichte (fett gedruckt) und macht die Bewegungen mit beiden Armen vor (in Klammer).

Die Geschichte kann so abgewandelt werden, dass der Beobachter ausrei-chend Gelegenheit hat, die Ausführung des Kindes zu beobachten, z. B., in-dem er mehrfach von einem „Vogel“ wieder zum anderen wechselt.

Die einzelnen Bewegungen können beliebig oft wiederholt oder auch in der Reihenfolge verändert werden.

Die Beobachtungen werden erst nach der Durchführung in den Erhebungsbo-gen Feinmotorik (A) eingetragen.

Der Adler wacht auf und macht Morgengymnastik. Er dreht seine noch mü-den Flügel ein- und auswärts (Die zunächst locker hängenden Arme im Schultergelenk wiederholt ein- und auswärts drehen)

Langsam bekommt er Hunger und breitet seine Flügel aus. Er fliegt los, um Nahrung zu suchen. Er hebt seine Flügel langsam auf und nieder (Die zunächst locker hängenden Arme wiederholt gestreckt bis mindestens Schulterbreite über den Kopf führen)

Im Flug entdeckt er eine Taube, die ihm zum Frühstück gerade recht kommt. Die Taube ist ein kleinerer Vogel mit kürzeren Flügeln. Sie entdeckt den Adler über sich und fliegt schneller. Die Taube sieht einen Bauernhof vor sich und fliegt dort hin(Die Ellenbogen mit leicht abduzierten Armen wiederholt abwechselnd beu-gen und wieder ausstrecken)

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Auf dem Bauernhof sind viele Spatzen, die mit ihren kurzen Flügelchen hin- und herflattern (Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt die Handgelenke abwechselnd beugen und strecken)

Auf der Stallwand krabbeln ganz viele Fliegen (Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt mit den Fingern in leichter Beugung hin und her zappeln

Zwischendurch strecken sie ihre Flügel und Beinchen (Mit leicht abduzierten Armen und leicht gebeugten Ellenbogen wiederholt mit den gestreckten Fingern hin und her zappeln)

Nach den Beobachtungen der gestreckten Fingergelenke wird die Geschichte „Ein Adler will die Taube fangen“ zur Vervollständigung der Geschichte zwar weiter durchgeführt, aber die Beobachtungen nicht mehr im Erhebungsbogen dokumentiert.

Die Taube flüchtet durch das offene Fenster in den Stall Als „flüchtende Taube“ die Ellenbogen beugen und strecken, dann die Hände vor dem Oberkörper zusammenführen und die Arme schwungvoll nach vorne strecken (die Taube rettet sich durch das Fenster in den Stall)

Die Spatzen flattern hinterher Als „flüchtende Spatzen“ die Handgelenke schnell beugen und strecken (flat-tern), dann die Arme mit zusammengeführten Händen schwungvoll nach vorne strecken (die Spatzen flattern ebenfalls in den Stall)

Leider ist der Adler zu groß und bleibt im Fenster stecken, weil er im Sinkflug seine Flügel ausgebreitet hatteAls „Adler“ die Arme seitlich ausstrecken, mit dem Oberköper nach vorne beu-gen und dann die Arme langsam sinken lassen (der Adler bleibt im Stallfenster stecken)

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Beobachtungen der Gelenkbeweglichkeit

Bei allen Gelenken wird Folgendes beobachtet und im Erhebungsbogen entspre-chend markiert:

BeobachtungenIsolierte Bewegung mehrfach möglich��

AuffälligkeitenBewegungsausmaß eingeschränkt ��Isolierte Bewegung nicht mehrfach möglich��Assoziierte Mitbewegungen in Rumpf / Armen / Händen / Fingern / Gesicht / ��Hüften / Beinen / FüßenZusatzbeobachtungen��

Erläuterungen der Beobachtungen zur Gelenkbeweglichkeit

Bei Kindern mit motorischen Auffälligkeiten, Störungen der Tonusregulation oder der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung treten im feinen Zusammenspiel von Schulter-, Ellenbogen-, Hand- und Fingergelenken Störungen auf, die sich auf die Qualität der Bewegung und auf ihre fein- und grafomotorische Geschicklichkeit auswirken. Je kleinräumiger und präziser eine Betätigung ist, desto wichtiger ist eine gute Koordination von Hand- und Fingergelenken. Vor allem Kinder mit Tonusregulationsstörungen führen ihre kleinräumigen Bewe-gungen häufig zu stark aus Schulter und Ellenbogen aus. Dadurch sind diese nicht fließend, sondern eher kantig und können nicht fein dosiert werden. So ist Malen, Zeichnen und Schreiben langsam, ungenau und sehr anstrengend für sie.

Störungen der Tonusregulation

Der Muskeltonus ist zu niedrig: Das Kind wirkt kraftlos und schlaff. Unter Umständen ist es in den Gelenken überbeweglich. Sein Haltungshintergrund ist bei vielen Bewegungen nicht aus-reichend. Deshalb baut es kompensatorisch Körperspannung auf, was zur Ein-schränkungen der Bewegungsfähigkeit und zu Verkrampfungen führt.

Die Schulter ziehen diese Kinder häufig hoch und blockieren damit große, schnel-le Armbewegungen, die eine Grundlage vor allem für großräumige Bewegungen wie bei großen grafomotorischen Schwungübungen sind.

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Im Ellenbogen gelingt die exakte Balance zwischen Beugung und Streckung nicht. Fließende Bewegungsübergänge, zusammen mit der Schulter, die zum Armtransport beim Ziehen waagerechter Striche und beim Zeichnen fortlaufen-der Muster erforderlich sind, sind erschwert.

Im Handgelenk bleiben diese Kinder beim Malen, Zeichnen und Schreiben sta-tisch und heben das Handgelenk teilweise von der Unterlage ab. Kleinräumige Mal- und Schreibbewegungen führen sie vorwiegend aus Schulter- und Ellen-bogengelenk aus, sodass diese nicht flüssig, dynamisch und anstrengungsfrei gelingen.

Die Fingergelenkbeweglichkeit ist beim Halten und Führen von Stiften stark eingeschränkt. Dadurch sind kleinräumige Bewegungen, vor allem beim Malen, Zeichnen und Schreiben, kaum möglich.

Der Muskeltonus ist zu hoch: Die Kinder haben eine zu hohe Muskelspannung, deshalb sind fließende und dynamische Bewegungen ihnen nicht möglich. Die Beweglichkeit ist vom Bewe-gungsausmaß her eingeschränkt und verlangsamt.

In Schulter und Ellenbogen fallen ihnen großräumige, schnelle Bewegungen schwer, die z. B. beim Werfen und bei großräumigen Nachspurübungen erforder-lich sind.

Das Handgelenk halten sie häufig in einer starren Beugestellung und können des-halb die Richtung beim Malen nicht aus dem Handgelenk wechseln. Zur Kompen-sation drehen sie sich selbst oder das Papier.

Die Fingergelenke sind beim Halten und Führen von Stiften stark gebeugt. Da-durch sind wechselnde, dynamische Bewegungen, wie sie beim Ausmalen, Malen fortlaufender Muster und beim Schreiben erforderlich sind, nicht möglich.

Der Muskeltonus ist wechselnd instabil: Das Kind kann nur kurz die erforderliche Körperspannung aufbauen, diese aber nicht ausdauernd halten. Dadurch schwankt seine motorische Leistungsfähigkeit stark.

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Störungen der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung

Taktil-kinästhetische Überempfindlichkeit: Das Kind reagiert auf Berührungs- und Bewegungsreize abwehrend. Motorische Ungeschicklichkeit und Lernstörungen durch Erfahrungsmangel sind die Folge.

Taktil-kinästhetische Unterempfindlichkeit: Das Kind fällt durch einen verstärkten Reizbedarf auf. Durch die Ungenauigkeit der Reizverarbeitung ist das Kind nicht in der Lage, seine Bewegungen exakt zu planen und fein zu dosieren. So kommt es zu feinmotorischer Ungeschicklich-keit.

4.5 Einhändige / Beidhändige Bewegungen / Tätigkeiten

Zur Erhebung der feinmotorischen Kompetenzen werden 10 feinmotorische Be-wegungen / Tätigkeiten der Hände beobachtet, von denen 8 einhändig und 2 beidhändig durchzuführen sind.

Einhändige Bewegungen / Tätigkeiten

Opposition Daumen-Finger durch Zusammenführen der einzelnen Fingerspit-��zen und der DaumenkuppePinzettengriff durch Ergreifen und Versetzen von 3 cm langen Rundstäbchen ��( 5 Stück, 5 mm Durchmesser), die in einem kleinen Steckbrett stecken und 2 cm herausragen Zangengriff durch Ergreifen von kleinen „Bügelperlen“, die auf einer rutschfes-��ten Gummi-Unterlage liegenÜbergang Pinzetten- / Zangengriff durch Hoch- und Hinunterlaufen, möglichst ��im Dreipunktgriff, an einem 6-eckigen, dicken Buntstift in OriginallängeIsolierte Fingerbewegungen beim Schnipsen von 5 Glasnuggets mit je einem ��FingerDiadochokinese (Pronation / Supination) durch Drehen des Unterarms, der auf ��dem Tisch aufliegt Sammeln in die gleiche Hand durch Ergreifen von kleinen „Bügelperlen“ mit ��einer Hand ohne Hilfe der anderen Hand, die auf einer rutschfesten Gummi-Unterlage liegenDrehbewegungen der Finger 1 – 3 mit einer Tonkugel mit ca. 2,2 cm Durchmes-��ser

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Beidhändige Tätigkeiten

Gegenläufige Handbewegung mit einer Hand beim Auf- und Zudrehen einer ��50-ml-Medizin-Tropfflasche mit schmalem, geriffeltem DrehverschlussGegenläufige Handbewegung mit beiden Händen beim Reißen von Schnipseln ��aus einem 1,5 cm breiten „Flechtstreifen“ aus Tonpapier

4.6 Durchführung / Erläuterungen RAVEK Erhebungsbogen Feinmotorik (A)

Zur Abfrage der Feinmotorik wird an einem Tisch in ergonomischer Sitzposition gearbeitet. Das Material steht bereit, Kind und Therapeut sitzen sich gegenüber. Das Kind soll mit der dominanten Hand beginnen. Hat das Kind keine ausgeprägte Handdominanz, können die Beobachtungen dazu genutzt werden, einerseits die spontan bevorzugte Hand, andererseits die Hand mit der besseren Geschicklichkeit zu beobachten.Die 8 einhändigen Aufgaben werden mit beiden Händen nacheinander durchge-führt, damit die unterschiedliche Qualität der Geschicklichkeit der Hände bei der Ausführung beurteilt werden kann. Bei den 2 beidhändigen Tätigkeiten wird beobachtet, welches die Arbeits- und Haltehand während der Durchführung ist. Für jüngere und motorisch sehr auffällige Kinder gibt es teilweise Hinweise, wie die Aufgabenstellung einfacher durchgeführt werden kann.Ebenso gibt es für jüngere Kindern „Zaubergeschichten“, mit denen die Aufga-benstellung spielerisch angeboten werden kann.Bei einigen Aufgaben kann der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung gestei-gert werden. Generell wird mit der einfacheren Ausführung begonnen.Die Aufgaben sollten von älteren Kindern generell schneller, ausdauernder und in einem höheren Automatisierungsgrad ausgeführt werden.

Im Folgenden werden die Erläuterungen der 10 feinmotorischen Bewegungen / Tätigkeiten dargestellt.

Die Erläuterungen sind überwiegend nach folgendem System aufgebaut:Aufgabenstellung��Jüngere Kinder��Ältere Kinder��Voraussetzungen��

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Funktion vollständig��Auffälligkeiten bei der Beobachtung��Einschränkungen bei der Betätigung��Auffälligkeiten in der Grafomotorik / Schreibmotorik��

Opposition Daumen – Finger

Jüngere KinderEinhändig mit visueller Kontrolle��Zaubergeschichte: �� Die „Oberhexe“ (Daumen) verzaubert die „Hexenkinder“ (einzelne Finger).Folgender Spruch kann dazu gesprochen werden: „Hexenreim und Kröten-schleim, du sollst jetzt verzaubert sein“.

Ältere Kinder Zusätzlich beidhändig durchführen��Ohne visuelle Kontrolle durchführen��30 Sekunden durchführen��

Voraussetzungen:3. Monat: Hände überwiegend geöffnet Daumen oder einzelne Finger

werden in den Mund gesteckt4. Monat: Ergreifen von Gegenständen nach dem Erblicken

Funktion vollständig: 6. Monat

Auffälligkeiten bei der Beobachtung:Korrekte Opposition nur mit visueller Kontrolle und / oder kurz möglich Die Finger werden zwischendurch nicht gestreckt Der Daumen wird nur ansatz-weise opponiert, er bleibt seitlich von den Fingern Der Daumen kann nicht zu allen Fingern opponiert werden

Aufgabenstellung:

Das Kind führt die Daumenkuppe nacheinander zu jeder einzelnen Finger-spitze. Nach jeder Berührung werden alle Finger wieder gestreckt. Es beginnt der Daumen mit dem Zeigefinger; am kleinen Finger angelangt, wird die Be-wegung wieder bis zum Zeigefinger zurückgeführt.

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5.7 Erläuterungen Beobachtungsbogen Grafomotorik Ballon 1 – Grundformen

Abb. Ballon 1: Beispiel Junge, 5 Jahre, Ausführung unauffällig

Punktieren

Die Punkte sollten bei aufliegendem Unterarm gleichmäßig durch eine lockere Bewegung aus dem Handgelenk gesetzt und nicht als kurze Striche gezeichnet werden. Hierzu eignet sich ein sehr weicher Bleistift (z. B. 2B) oder ein Filzstift mit einer dünnen Mine, ggf. mit einer Stiftadaption zum Verdicken der Grifffläche.

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Wenn das Punktieren dem Kind nicht gelingt und es eher kurze Striche macht, zeigt dies, dass es Schwierigkeiten hat, locker aus dem Handgelenk kleine, schnelle, rhythmische und zudem kraftvolle Bewegungen auszuführen.

Striche in wechselnden Richtungen

Die sehr kurzen Striche sollen über kleinräumige Bewegungen aus dem Hand-gelenk und den Fingern ausgeführt werden. Jeder Strich sollte in eine andere Richtung zeigen. Die Striche werden vorwiegend durch Bewegungen der Finger ausgeführt; die Richtungsänderung hingegen erfordert auch eine Bewegungsan-passung des Handgelenks. Gelingt dies nur in einer Richtung oder nur über eine Drehung des gesamten Arms, des Kindes selbst oder des Blattes, ist dies ein Hinweis auf eine mangelnde Beweglichkeit von Handgelenk und Fingern. Manche Kinder wechseln die Richtung erst, nachdem sie mehrere Striche in einer Richtung gezeichnet haben. Dies weist auf eine mangelnde Umstellungsfähigkeit der Bewegung oder Schwierigkeiten der räumlichen Planung hin.Andere Kinder können die Bewegung nicht rechtzeitig abstoppen und die Stri-che werden dadurch zu lang. Teilweise zeichnen Kinder die Striche sehr langsam, brauchen dadurch sehr lange und zeichnen zunehmend längere Striche, um mit der Aufgabe fertig zu werden.Wieder andere zeichnen wie in der ersten Spalte eher Punkte, da es ihnen schwer fällt, die kleinräumige Bewegung aus den Fingern zu variieren.

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Striche senkrecht (siehe Abb. S. 102)

Das Kind soll zwischen die beiden vorgegebenen waagerechten Linien gleichmä-ßige, senkrechte Striche zeichnen. Diese sollten weitgehend durch Bewegungen der Finger ausgeführt werden. Werden die Striche zunehmend kürzer, länger oder schräger, kann dies an der mangelnden Bewegungssteuerung des Kindes liegen.Teilweise können die Kinder ihr Arbeitstempo nicht ihren motorischen Möglich-keiten anpassen und treffen wegen des zu hohen Tempos die obere und untere Begrenzung des Zwischenraums nicht exakt.

Andere Kinder haben Schwierigkeiten, Länge, Abstand und die Richtung richtig einzuschätzen und wiederzugeben. Dies kann auf Störungen der Wahrnehmung von Raumlage und räumlichen Beziehungen hinweisen und sollte durch einen visuellen Wahrnehmungstest weiter abgeklärt werden.

Manche Kinder haben bei ansonsten unauffälliger Bewegungssteuerung Schwie-rigkeiten, die Linien zu treffen, weil sie Probleme mit der Auge-Handkoordination oder nicht korrigierte Sehschwächen haben. Dies muss unbedingt von einem Au-genarzt / einer Orthoptistin abgeklärt werden. Teilweise ist auch ein Tremor zu beobachten, der das Treffen am Anfang und das Stoppen am Ende eines Strichs erschwert. Die Ursache des Tremors sollte von einem Neuropädiater abgeklärt werden.

Linien waagerecht (siehe Abb. S. 104)

Die 3 Anfangsstriche werden mit den 3 Strichen am Ende von links nach rechts verbunden. Die Linien sollen durchgezeichnet werden und sich möglichst nicht berühren oder kreuzen.Die waagerechte Bewegungsführung erfordert eine gute Feinabstimmung der Zieh- bzw. Nachrutschbewegung durch den Arm und die Hand. Bei guter Steu-erung wird die Hand locker über das Papier geführt. Keinesfalls sollte sie von der Unterlage abgehoben oder von oben in einer so genannten Hakenstellung gehalten werden.

Treffen die gezeichneten Linien nicht auf die Endstriche, so hat das Kind Schwie-rigkeiten mit der vorausschauenden Richtungs- und Bewegungsplanung sowie der exakten Bewegungssteuerung. Manche Kinder können ihr Arbeitstempo nicht an ihre motorischen Möglichkeiten anpassen und kommen durch das zu hohe Tem-po „vom Weg ab“.

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Wenn sich die Linien berühren, kreuzen oder über die Begrenzungslinie hinaus gezeichnet werden, zeigt dies eine mangelnde Bewegungsführung des gesamten Arms.

Kreis

(Siehe Kreis S. 94)

Oval

Damit das Kind das Oval als eine vom Kreis unterschiedliche Form gezielt zeich-nen kann, braucht es zunächst eine Wahrnehmungsunterscheidung zwischen den beiden Formen und eine genaue Bewegungsplanung und -steuerung, um dies beim Zeichnen umsetzen zu können.

Linkshänder müssen die Linien ebenfalls von links nach rechts zeichnen. Al-lerdings ist es für sie immer sehr schwierig, durchgezogene gerade Linien von links nach rechts auszuführen, da eine Nachrutschbewegung der Hand generell schwieriger ist, als eine Ziehbewegung. Deshalb ist es akzeptabel, wenn sie zwischendurch kurz innehalten, um mit der Hand nachzurutschen. Allerdings sollten sie dabei den Stift nicht von dem Papier abheben.

Linkshänder vermeiden die Richtung von links nach rechts später teilweise auch beim Schreiben von Druckschrift-Buchstaben, z. B. die waagerechten Stri-che beim E und bei geometrischen Formen: Sie ziehen die Striche in der für sie günstigeren Richtung von rechts nach links.

B 1610 Umbruch.indd 104 20.07.2016 11:07:15 Uhr