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17. Wahlperiode 24.10.2013 Plenarprotokoll 17/4 4. Sitzung am Donnerstag, dem 24. Oktober 2013, 09.00 Uhr, in München Geschäftliches......................................................... 54 Wahl eines Mitglieds des Präsidiums Reserl Sem (CSU)................................................ 54 Bestimmung der Stärke der Ausschüsse sowie Verteilung der Zahl der Ausschusssitze und der Stellen der Ausschussvorsitzenden und ihrer Stellver- treterinnen und Stellvertreter auf die Fraktio- nen hierzu: Antrag der Abgeordneten Thomas Kreuzer, Josef Zellmeier, Gudrun Brendel-Fischer u. a. und Fraktion (CSU) Änderung der Geschäftsordnung für den Baye- rischen Landtag (Drs. 17/14) und Antrag der Abgeordneten Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Alexander Muthmann u. a. und Fraktion (FREIE WÄHLER) Änderung der Geschäftsordnung für den Baye- rischen Landtag (Drs. 17/23) Josef Zellmeier (CSU).......................................... 54 Volkmar Halbleib (SPD)....................................... 56 Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER).................... 57 Thomas Gehring (GRÜNE).................................. 58 Beschluss zum FW-Antrag 17/23............................ 59 Beschluss zum CSU-Antrag 17/14.......................... 59 Beschluss zum Vorschlag der CSU betr. Aus- schussstärken.......................................................... 59 Mitteilung betr. Verteilung der Ausschusssitze, Stellen der Ausschussvorsitzenden und stellvertre- tenden Ausschussvorsitzenden (s. a. Anlage 1) ..... 60 Gesetzentwurf der Abgeordneten Hubert Aiwan- ger, Florian Streibl, Prof. Dr. Michael Piazolo u. a. und Fraktion (FREIE WÄHLER) zur Änderung des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen - Wahl- freiheit G 9/G 8 (Drs. 17/13) - Erste Lesung - Prof. Dr. Michael Piazolo (FREIE WÄHLER)................................................ 60 Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU).......................... 61 Martin Güll (SPD)................................................. 62 Thomas Gehring (GRÜNE).................................. 63 Günther Felbinger (FREIE WÄHLER).................. 64 Verweisung in den Bildungsausschuss.................... 65 Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Markus Rinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a. und Fraktion (SPD) GBW-Mieter schützen - Ausverkauf und Mieter- höhungen verhindern! (Drs. 17/15) Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen zur Verfügung.

4. Sitzung - Bayerischer Landtag · 4. Sitzung am Donnerstag, dem 24. Oktober 2013, 09.00 Uhr, in München Geschäftliches..... 54 Wahl eines Mitglieds des Präsidiums Reserl Sem

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Page 1: 4. Sitzung - Bayerischer Landtag · 4. Sitzung am Donnerstag, dem 24. Oktober 2013, 09.00 Uhr, in München Geschäftliches..... 54 Wahl eines Mitglieds des Präsidiums Reserl Sem

17. Wahlperiode 24.10.2013 Plenarprotokoll 17/4

4. Sitzungam Donnerstag, dem 24. Oktober 2013, 09.00 Uhr,

in München

Geschäftliches......................................................... 54

Wahleines Mitglieds des Präsidiums

Reserl Sem (CSU)................................................ 54

Bestimmungder Stärke der Ausschüsse sowie Verteilungder Zahl der Ausschusssitze und der Stellender Ausschussvorsitzenden und ihrer Stellver-treterinnen und Stellvertreter auf die Fraktio-nenhierzu:

Antrag der Abgeordneten Thomas Kreuzer, JosefZellmeier, Gudrun Brendel-Fischer u. a. undFraktion (CSU)Änderung der Geschäftsordnung für den Baye-rischen Landtag (Drs. 17/14)

und

Antrag der Abgeordneten Hubert Aiwanger,Florian Streibl, Alexander Muthmann u. a. undFraktion (FREIE WÄHLER)Änderung der Geschäftsordnung für den Baye-rischen Landtag (Drs. 17/23)

Josef Zellmeier (CSU).......................................... 54Volkmar Halbleib (SPD)....................................... 56Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER).................... 57Thomas Gehring (GRÜNE).................................. 58

Beschluss zum FW-Antrag 17/23............................ 59

Beschluss zum CSU-Antrag 17/14.......................... 59

Beschluss zum Vorschlag der CSU betr. Aus-schussstärken.......................................................... 59

Mitteilung betr. Verteilung der Ausschusssitze,Stellen der Ausschussvorsitzenden und stellvertre-tenden Ausschussvorsitzenden (s. a. Anlage 1) ..... 60

Gesetzentwurf der Abgeordneten Hubert Aiwan-ger, Florian Streibl, Prof. Dr. Michael Piazolo u. a.und Fraktion (FREIE WÄHLER)zur Änderung des Bayerischen Gesetzes überdas Erziehungs- und Unterrichtswesen - Wahl-freiheit G 9/G 8 (Drs. 17/13)- Erste Lesung -

Prof. Dr. Michael Piazolo (FREIE WÄHLER)................................................ 60Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU).......................... 61Martin Güll (SPD)................................................. 62Thomas Gehring (GRÜNE).................................. 63Günther Felbinger (FREIE WÄHLER).................. 64

Verweisung in den Bildungsausschuss.................... 65

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MarkusRinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a.und Fraktion (SPD)GBW-Mieter schützen - Ausverkauf und Mieter-höhungen verhindern! (Drs. 17/15)

Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unterwww.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen zurVerfügung.

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und

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten ThomasKreuzer, Josef Zellmeier, Gudrun Brendel-Fischeru.a. und Fraktion (CSU)Sozialcharta bei der GBW AG (Drs. 17/26)

Harald Güller (SPD)................................... 65 67 71Peter Winter (CSU)......................................... 66 67Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER)............... 68 71Jürgen Mistol (GRÜNE)........................................ 69Staatssekretär Johannes Hintersberger.......... 69 70

71 72Christine Kamm (GRÜNE)................................... 72

Beschluss zum SPD-Dringlichkeitsantrag 17/15...... 72

Beschluss zum CSU-Dringlichkeitsantrag 17/26..... 72

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Eva Gottstein u. a. undFraktion (FREIE WÄHLER)Gleiche Mütterrente für alle (Drs. 17/16)

Eva Gottstein (FREIE WÄHLER)......................... 73Joachim Unterländer (CSU)................................. 74Angelika Weikert (SPD)........................................ 75Kerstin Celina (GRÜNE)....................................... 75Staatsministerin Melanie Huml............................. 76

Beschluss................................................................. 77

Dringlichkeitsantrag der AbgeordnetenMargarete Bause, Ludwig Hartmann, ThomasGehring u. a. und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN)Windenergie in Bayern voranbringen - Pla-nungssicherheit für Kommunen, Bürgerinnenund Bürger herstellen (Drs. 17/17)

und

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Thorsten Glauber u. a.und Fraktion (FREIE WÄHLER)Akzeptanz der Windenergie sichern - Einfluss-bereich der Kommunen bei Planung von Wind-kraftanlagen stärken (Drs. 17/27)

Martin Stümpfig (GRÜNE).................................... 77Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER).............. 79 81Erwin Huber (CSU)..................................... 80 80 82Natascha Kohnen (SPD)............................ 82 84 85Staatsministerin Ilse Aigner........................ 84 84 85

Beschluss zum GRÜNEN-Dringlichkeitsan-trag 17/17................................................................. 85

Beschluss zum FW-Dringlichkeitsantrag 17/27....... 85

Dringlichkeitsantrag der AbgeordnetenThomas Kreuzer, Josef Zellmeier, GudrunBrendel-Fischer u. a. und Fraktion (CSU)Markus Rinderspacher, Volkmar Halbleib, IngeAures u. a. und Fraktion (SPD)Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Prof. (Univ. Lima)Dr. Peter Bauer u. a. und Fraktion (FREIEWÄHLER)Unterstützung einer möglichen Bewerbung derLandeshauptstadt München mit dem MarktGarmisch-Partenkirchen und den LandkreisenBerchtesgadener Land und Traunstein um dieAustragung der XXIV. Olympischen und XIII.Paralympischen Winterspiele 2022 (Drs. 17/18)

und

Dringlichkeitsantrag der AbgeordnetenMargarete Bause, Ludwig Hartmann, ThomasGehring u. a. und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN)Ja zur Heimat, Nein zur Olympiabewerbung2022 (Drs. 17/28)

Berthold Rüth (CSU)............................................ 86Diana Stachowitz (SPD).................................. 87 95Florian Streibl (FREIE WÄHLER)......................... 88Ludwig Hartmann (GRÜNE)....................... 90 90 90

93Klaus Steiner (CSU)............................................. 90Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD)......................... 92 93Staatsministerin Christine Haderthauer................ 93

Namentliche Abstimmung zum CSU/SPD/FW-Dringlichkeitsantrag 17/18....................................... 95

Namentliche Abstimmung zum GRÜNEN-Dringlich-keitsantrag 17/28..................................................... 95

Ergebnis der namentlichen Abstimmung 17/18(s. a. Anlage 2)......................................................... 96

Ergebnis der namentlichen Abstimmung 17/28(s. a. Anlage 3)......................................................... 96

Mitteilung betr. Zusammensetzung des Ältesten-rats (s. a. Anlage 4).................................................. 96

52 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MarkusRinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a.(SPD)Arbeitnehmerrechte sichern - Streit zwischenXXXLutz und Belegschaft schlichten!(Drs. 17/19)

Verweisung in den Sozialausschuss ....................... 96

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Günther Felbinger u. a.und Fraktion (FREIE WÄHLER)Garantie für Lehrstellen: Demographische Ren-dite muss im Schulsystem bleiben (Drs. 17/20)

Verweisung in den Bildungsausschuss ................... 96

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Margare-te Bause, Ludwig Hartmann, Thomas Gehring u.a. und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Sicheren Zugang für Schutzsuchende nach Eu-ropa schaffen - Flüchtlingsdramen stoppen!(Drs. 17/21)

Verweisung in den Bundesangelegenheitenaus-schuss ..................................................................... 96

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Margare-te Bause, Ludwig Hartmann, Thomas Gehring u.a. und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)GAP bei der Agrarministerkonferenz(Drs. 17/22)

Verweisung in den Landwirtschaftsausschuss ....... 96

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MarkusRinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a.und Fraktion (SPD)Bayerische Interessen im Rahmen der Agrar-ministerkonferenz vertreten - Förderung derbäuerlichen Landwirtschaft (Drs. 17/29)

Verweisung in den Landwirtschaftsausschuss ....... 96

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Ulrike Müller u. a. undFraktion (FREIE WÄHLER)Bayerische Interessen bei der Agrarminister-konferenz am 4. November 2013 vertreten(Drs. 17/30)

Verweisung in den Landwirtschaftsausschuss ....... 96

Schluss der Sitzung................................................. 96

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 53

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(Beginn: 09.02 Uhr)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: VerehrteKolleginnen und Kollegen! Ich sage Ihnen einen schö-nen guten Morgen und eröffne die 4. Vollsitzung desBayerischen Landtags.

(Unruhe)

Wenn wir uns beruhigt haben, fahre ich fort. – Presse,Funk und Fernsehen sowie Fotografen haben um Auf-nahmegenehmigung gebeten. Die Genehmigungwurde erteilt.

Tagesordnungspunkt 1 entfällt, nachdem die CSU-Fraktion auf ihr Vorschlagsrecht für die Aktuelle Stun-de verzichtet hat.

Ich rufe demnach Tagesordnungspunkt 2 auf:

Wahleines Mitglieds des Präsidiums

Die vorschlagsberechtigte CSU-Fraktion hat anstellevon Herrn Kollegen Josef Zellmeier Frau Kollegin Re-serl Sem als neue Schriftführerin benannt. Ich gehedavon aus, dass hierzu keine Aussprache stattfindetund von geheimer Wahl gemäß § 42 Absatz 2 der Ge-schäftsordnung Abstand genommen wird. – Wider-spruch erhebt sich nicht. Ich lasse deshalb die Wahlin einfacher Form durch Handzeichen durchführen.Wer dem Vorschlag der CSU-Fraktion seine Zustim-mung erteilen möchte, den bitte ich um das Handzei-chen. – Das sind die Fraktionen der CSU, der FREI-EN WÄHLER, der SPD und der GRÜNEN.Gegenstimmen? – Keine. Enthaltungen? – Auchkeine. Dann ist Frau Kollegin Sem zur Schriftführerinin das Präsidium gewählt worden. Herzlichen Glück-wunsch!

(Allgemeiner Beifall)

Ich frage Frau Kollegin Sem, ob sie die Wahl an-nimmt.

Reserl Sem (CSU): Ich bedanke mich für das Ver-trauen und nehme die Wahl gern an!

(Allgemeiner Beifall)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet:Ich rufeTagesordnungspunkt 3 auf:

Bestimmungder Stärke der Ausschüsse sowie Verteilung derZahl der Ausschusssitze und der Stellen derAusschussvorsitzenden und ihrer

Stellvertreterinnen und Stellvertreter auf dieFraktionen

hierzu:

Antrag der Abgeordneten Thomas Kreuzer, JosefZellmeier, Gudrun Brendel-Fischer u. a. undFraktion (CSU)Änderung der Geschäftsordnung für denBayerischen Landtag (Drs. 17/14)

und

Antrag der Abgeordneten Hubert Aiwanger,Florian Streibl, Alexander Muthmann u. a. undFraktion (FREIE WÄHLER)Änderung der Geschäftsordnung für denBayerischen Landtag (Drs. 17/23)

Nun eröffne ich die gemeinsame Aussprache. Die Re-dezeit beträgt nach der Geschäftsordnung fünf Minu-ten pro Fraktion. Zunächst hat Herr Kollege Zellmeierfür die CSU-Fraktion das Wort. Bitte schön, Herr Kol-lege.

Josef Zellmeier (CSU): Herr Präsident, Hohes Haus!Die CSU-Landtagsfraktion hat sich zum Ziel gesetzt,bei den grundlegenden Fragen der Geschäftsord-nung, der Verteilung auf die Ausschüsse und Zu-schneidung den Konsens mit den Kolleginnen undKollegen zu suchen. Wir wollen möglichst fair undoffen miteinander umgehen und nicht gleich zu Be-ginn der Legislaturperiode bei diesen Fragen in Kon-frontation gehen. Deshalb sind wir sehr früh auf dieKolleginnen und Kollegen der Opposition zugegangenund haben versucht, uns mit den ParlamentarischenGeschäftsführern zu einigen. Wir haben die Wünschefür den Zuschnitt und die Größe der Ausschüsse be-rücksichtigt, die insbesondere von der SPD-Fraktionund der Fraktion der GRÜNEN gekommen sind.Deren Wunsch war, dass jede Fraktion mit mindes-tens zwei Abgeordneten in den Ausschüssen vertre-ten ist. Wir kommen dem nach, damit die GRÜNENnicht in ein Losverfahren getrieben werden. Die SPDsoll im Haushaltsausschuss einen fünften Sitz haben.Deshalb schlagen wir vor, den Haushaltsausschussmit 21 Abgeordneten zu besetzen, alle anderen Aus-schüsse mit 18.

Der Wille zu einem fairen Start dokumentiert sichauch dadurch, dass wir an der bisherigen Verteilungder Vizepräsidenten festgehalten haben. Wir warenvon Anfang an damit einverstanden, dass jede Frakti-on einen Vizepräsidenten stellt; wir wollten nicht zuralten Regelung zurückkehren, die nur zwei Vizepräsi-denten vorsah.

Wie wir erfahren haben, gibt es entgegen dem, waswir in der Besprechung der Parlamentarischen Ge-

54 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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schäftsführer festgelegt haben, doch Diskussionendarüber, welche Ausschüsse es geben soll. Die Frak-tion der FREIEN WÄHLER hat den Antrag auf Einrich-tung eines Ausschusses für Landesentwicklung, Ver-kehr, Infrastruktur und Energie gestellt. LiebeKolleginnen und Kollegen, insbesondere der Oppositi-on, darüber kann man zwar diskutieren, aber wir müs-sen uns über eines im Klaren sein: Wir als Volksver-treter legen die Ausschusszuschnitte souverän fest.Wir müssen uns nicht sklavisch an das halten, wasdie Staatsregierung vorgegeben hat. Schon bishergab es zwei Ministerien, deren Angelegenheiten aufverschiedene Ausschüsse aufgeteilt waren. Das wardas Finanzministerium, dessen Materie im Haushalts-ausschuss und im Ausschuss für Fragen des öffentli-chen Diensts beraten wurde, und das war das Innen-ministerium, für das vier Ausschüsse zuständig warenund auch weiterhin sein werden: der Innenausschussfür innere Sicherheit und Kommunalfragen, der Ver-fassungsausschuss, weil das Innenministerium auchdas Verfassungsministerium ist, der Wirtschaftsaus-schuss, der für den kompletten Bereich des Baus, vorallem des Straßenbaus, zuständig ist, und der Petiti-onsausschuss, der sich mit Baurecht und Ausländer-recht befasst. In einem Bereich war der Landtagsogar Vorreiter für die Staatsregierung: Die ThemenSchiene und Straßenverkehr waren schon immer imWirtschaftsausschuss zusammengefasst, obwohl siein der Staatsregierung getrennt waren.

Für uns als CSU-Fraktion ist die Arbeitsfähigkeit derAusschüsse wichtig. Wir müssen berücksichtigen,dass die Zahl der Abgeordneten beschränkt ist. LiebeKolleginnen und Kollegen, deshalb fiel uns die Zu-stimmung zu der hohen Anzahl der Sitze in den Aus-schüssen nicht leicht. Wir wollten der Opposition ent-gegenkommen, aber das bedeutet für uns, dass dieKolleginnen und Kollegen der CSU bis zum letztenMann und bis zur letzten Frau mit Ausschussarbeiteingedeckt sind. Alle Abgeordneten von uns musstenzwei Ausschusssitze nehmen, von den Mitgliederndes Haushaltsausschusses einmal abgesehen. Weilin unseren Reihen die Mitglieder der Staatsregierungsind, haben wir eine andere Belastung, als das viel-leicht in anderen Fraktionen der Fall ist. Auch die Zei-ten für die Ausschüsse sind begrenzt. Deshalb warbei uns die Frage, welchen 13. Ausschuss wir einrich-ten; mehr geht nicht. Die Staatsregierung will ein Zei-chen dafür setzen, dass ihr das Thema Gesundheitund Pflege sehr wichtig ist. Deshalb wollen wir dafüreinen eigenen Ausschuss; das war klar.

Wir haben auch darüber diskutiert, ob wir einen eige-nen Ausschuss für Infrastruktur, Landesentwicklungund Energie einrichten sollen. Wir haben uns aber ge-rade im Interesse der Arbeitsfähigkeit der Ausschüssedafür entschieden, die Trennung der Bereiche Bildung

und Kultur einerseits und Wissenschaft und Kunst an-dererseits beizubehalten. Wir wollen keinen zweitenMegaausschuss, wie es der Haushaltsausschussschon ist, der mehrmals wöchentlich tagen muss. DieMitglieder des Haushaltsausschusses können in kei-nem zweiten Ausschuss vertreten sein, weil das zeit-lich gar nicht geht.

Zudem war für uns die Überlegung wichtig, dass dasThema Infrastruktur und Landesentwicklung im Wirt-schaftsausschuss hervorragend behandelt wurde. DieFachpolitiker für Wirtschaft sind oft auch Fachpolitikerfür Verkehr. Deshalb wollen wir das Ganze in einemAusschuss belassen, weil wir weiterhin Fachpolitikerfür Wirtschaft in Verbindung mit Infrastruktur habenwollen; denn ohne gute Infrastruktur – das wissen Siealle – gibt es auch keine gute Wirtschaftsentwicklung.

(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIEWÄHLER): Sie bringen die Infrastruktur nichtvoran!)

- Wir bringen die Infrastruktur Gott sei Dank hervorra-gend voran.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Bahnanbin-dung!)

- Lieber Kollege Aiwanger, wenn die Kollegen derFREIEN WÄHLER vor Ort nicht so oft gegen Bau-maßnahmen opponieren würden, wäre das Voranbrin-gen der Infrastruktur wesentlich einfacher.

(Beifall bei der CSU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, deshalb verstehenwir nicht, weshalb hier gleich zu Beginn der Legisla-turperiode scharf geschossen wird, vor allem von derSPD-Fraktion. Die Aussage, es gäbe angeblich keineparlamentarische Kontrolle des Finanzministers, istdoch völliger Unsinn. Natürlich wird der BayerischeLandtag auch in Zukunft alle Bereiche, welche dieStaatsregierung abdeckt, hier abbilden und darüber inguter Art und Weise diskutieren. Wir haben in unsererFraktion sachkundige Politiker, die in den einzelnenThemen stark sind. Wenn Sie die auch haben, dürfteder Zuschnitt der Ausschüsse nicht das alleinigeProblem sein.

Die Verteilung, die wir vorschlagen, ist sinnvoll. Wirwollen am Bisherigen festhalten. Wir werden den Aus-schuss für Kommunale Fragen und Innere Sicherheitum den Bereich Sport ergänzen und den Ausschussfür Arbeit und Soziales noch um das Thema Jugend.Das sind wichtige ehrenamtliche Bereiche, die wirweiterhin unterstützen und stärken wollen. Liebe Kol-leginnen und Kollegen, in diesem Sinne bitte ich Sie,unseren Ausschusszuschnitten zuzustimmen.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 55

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(Beifall bei der CSU)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als Nächster hat Kollege Volk-mar Halbleib für die SPD das Wort. Bitte schön, HerrKollege.

Volkmar Halbleib (SPD): Herr Präsident, sehr geehr-te Kolleginnen und Kollegen! Ich werde anschließendzu einigen Punkten des Ausschusszuschnitts im Ba-yerischen Landtag, wie er von der CSU-Fraktion vor-geschlagen wurde, kritisch Stellung nehmen. Abervorab darf ich mich für die konstruktiven Gesprächeim Vorfeld bedanken sowie für die Bereitschaft zueinem guten parlamentarischen Miteinander und auchzur Berücksichtigung elementarer Interessen der ein-zelnen Landtagsfraktionen im Hinblick auf die jeweili-ge Arbeitsfähigkeit. Das gilt insbesondere hinsichtlichder Ausschussgrößen. Insgesamt ist das Aufeinan-der-Zugehen eine gute Grundlage für die Zusammen-arbeit in diesem Bayerischen Landtag. Wir werdendeshalb trotz der anschließend geäußerten Kritik-punkte dem Vorschlag zustimmen. Das ist auch eingewisser Vertrauensvorschuss und ein Beleg dafür,dass wir die Zusammenarbeit konstruktiv-kritischsehen.

Lassen Sie mich auf einen Punkt eingehen, der vomKollegen Zellmeier schon angesprochen wurde, denZuschnitt der Ausschüsse. Insbesondere gehe ich aufunser Anliegen ein, das wir frühzeitig transportierthaben: Die SPD-Fraktion hat im interfraktionellen Ge-spräch darauf gedrängt, einen Landtagsausschusszum Thema gleichwertige Lebensbedingungen undInfrastruktur zu bilden, weil für uns und für das ganzeParlament gleichwertige Lebensbedingungen und Inf-rastruktur die zentralen Herausforderungen des Baye-rischen Landtags in der 17. Legislaturperiode sind.

(Beifall bei der SPD)

Wir wollen, dass die Menschen dort, wo sie zu Hausesind und ihre Heimat haben, ihre Heimat behaltenkönnen, weil dort die Lebens- und Arbeitsbedingun-gen stimmen. Das ist die zentrale Verknüpfung vonHeimat, gleichwertigen Lebensbedingungen undgleichwertiger Infrastruktur. Das ist ein ganz zentralerPunkt, der unsere Arbeit die nächsten fünf Jahre prä-gen wird.

(Beifall bei der SPD)

Dazu gehören die Verbesserung der Internetversor-gung auf dem Land genauso wie die Sanierung derVerkehrswege, etwa der Staatsstraßen, der Erhalt derwohnortnahen Schulen, die medizinische Versorgungebenso wie die Begrenzung der Mietpreisexplosion inden Ballungszentren und die Stärkung der kulturellen

Landschaft auch in der Fläche. All diese Themen sindfür die Menschen in Bayern eng damit verbunden, wiesie ihre Heimat erleben und ob sie in ihrer Heimatbleiben können, weil dort die Rahmenbedingungenstimmen. Deshalb geht es uns, der SPD-Fraktion, indiesem 17. Bayerischen Landtag darum, was dieStaatsregierung tatsächlich für die Heimat, für die Le-bensbedingungen in den Regionen unternimmt. Wiesieht es abseits von blumigen Versprechungen undHeimatpreisungen aus? Wie sieht es tatsächlich mitder Umsetzung von Verbesserungen aus? Darin be-steht unsere zentrale Aufgabe im Bayerischen Land-tag, und dafür wollen wir auch einen eigenen Aus-schuss.

(Beifall bei der SPD)

Wir bedauern die ablehnende Haltung der CSU-Frak-tion zur Einrichtung eines Ausschusses zum Themagleichwertige Lebensverhältnisse und Infrastruktur.Aus unserer Sicht wurde damit schon die einmaligeChance vertan, die Änderung der Bayerischen Verfas-sung mit parlamentarischem Leben zu füllen und mitGlaubwürdigkeit zu versehen. Die Änderung liegt erstwenige Tage zurück, sie trat mit dem Wahltag ein. Wirhätten den Verfassungsauftrag, dieser ÄnderungRechnung zu tragen.

Die ablehnende Haltung der CSU-Fraktion fügt denvielen Fragwürdigkeiten um das sogenannte Heimat-ministerium einen weiteren Widerspruch hinzu. Eskann sich der Eindruck aufdrängen, dass man ein Fei-genblatt haben will, um die vielen Schwächen auchbei den gleichwertigen Lebensverhältnissen zu verde-cken, dass man eher politisches Marketing als politi-sches Handeln im Blick hat, und zwar dort, wo eswirklich gelten würde, dem Thema gleichwertige Le-bensverhältnisse in Bayern hier im Bayerischen Land-tag, wo die politischen Entscheidungen fallen, denStellenwert zu geben, den es braucht. Hier fehlt leiderdie Konsequenz zur Einrichtung eines eigenständigenGremiums.

(Beifall bei der SPD und den FREIEN WÄH-LERN)

Herr Kollege Zellmeier, die parlamentarische Beglei-tung und die Kontrolle der Staatsregierung hängenauch damit zusammen, wie das Verhältnis von Minis-terium und Ausschuss gestaltet ist. Wir stellen nurfest, dass gerade die soeben vom Wirtschaftsministe-rium zum Finanzministerium übergegangenen Zustän-digkeiten parlamentarisch dazu führen, dass allesbeim Alten bleibt. Auf der einen Seite will die CSU dieKompetenzen ändern, auf der anderen Seite ist dieCSU die Kraft, die sagt, es bleibt alles beim Alten.Das passt für uns nicht zusammen. Wir respektieren

56 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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an dieser Stelle, dass die Mehrheitsfraktion die Ge-schäftsordnungshoheit hat, aber wir werden mit unse-ren Mitteln als SPD-Landtagsfraktion dafür sorgen,dass das Thema gleichwertige Lebensverhältnisseund Infrastruktur im Bayerischen Landtag den ihm an-gemessenen Stellenwert bekommt. Deshalb werdenwir eine Enquete-Kommission zum Thema gleichwer-tige Lebensverhältnisse und Infrastruktur in diesemLandtag beantragen.

(Beifall bei der SPD)

Ich komme zum Thema Bildung. Wir hätten uns gutvorstellen können, die jetzt gebündelten Zuständigkei-ten auch in einem Landtagsausschuss zusammenzu-führen. Dafür hätte viel gesprochen. Wir bedauernetwas, dass die frühkindliche Bildung weiter von derschulischen Bildung getrennt bleibt. Hier hätten wiruns eine Zusammenführung gewünscht. Immerhinhaben wir erreicht, dass der Bereich Jugend weiterhinim Ausschuss Berücksichtigung findet. Darin bestandauch ein Anliegen des Bayerischen Jugendringes.

Was den Antrag der FREIEN WÄHLER angeht, hätteich den Wunsch – dieser Wunsch gilt für die ganzeLegislaturperiode -, dass wir rechtzeitig Änderungs-vorstellungen sehen wollen oder auch zu Änderungs-vorstellungen anderer Fraktionen eine Stellungnahmehaben wollen. Es ist wenig zielführend, wenn in denzentralen Beratungen der Fraktionen zu allem Ja undAmen gesagt wird, dann aber hier im Plenum Schau-fensteranträge gestellt werden. Das ergibt wenig Sinn,insbesondere zu einem Zeitpunkt, zu dem die Fraktio-nen dieses Landtags die Ausschussbesetzungenschon gewählt und bestimmt haben. Bitte melden Siesolche Anliegen frühzeitig an bzw. unterstützen Sieunsere Vorstellungen!

Inhaltlich orientiert sich der Antrag der FREIEN WÄH-LER an unseren Vorstellungen, allerdings mit einemzentralen Unterschied: Wenn für die Energiewendeeine zentrale Zuständigkeit im Wirtschaftsministeriumverortet wird, meinen wir schon, dass dem auch eineVerortung im Wirtschaftsausschuss entsprechen soll-te. Deshalb werden wir uns bei der Abstimmung überdiesen Antrag enthalten. Aus den grundsätzlichen Er-wägungen, die ich am Anfang in den Mittelpunkt ge-stellt habe, werden wir dem Antrag der CSU zustim-men.

(Beifall bei der SPD)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als Nächster hat Herr KollegeHubert Aiwanger von den FREIEN WÄHLERN dasWort. Bitte schön, Herr Kollege.

Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Sehr geehrterHerr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wirdiskutieren heute über den Ausschusszuschnitt. Wirwissen, dass die entscheidenden politischen Akteurein den Ministerien tätig sein werden und die Aus-schüsse eine gewisse Zuarbeit und eine gewisse Wei-chenstellung im Vorfeld leisten können. Sie wissenauch, dass wir die Themen Landesentwicklung undEnergie immer als die großen Zukunftsherausforde-rungen Bayerns gesehen und immer ein eigenesEnergieministerium eingefordert haben, was sich lei-der nicht wiederfindet. Beim Ausschusszuschnittwaren wir etwas hin- und hergerissen und haben unsgesagt: Wenn es die Ministerien nicht gibt, sollen wirdie Ausschüsse so bestehen lassen, wie sie beste-hen. Es gibt diverse Möglichkeiten, Ausschüsse gutzuzuschneiden; dabei gibt es nicht nur eine richtigeMöglichkeit.

In den letzten Wochen haben wir jedoch immer mehrgesehen, dass das Thema Energie und das ThemaLandesentwicklung in Kombination politisch immermehr von dem vorher groß angekündigten Heimatmi-nisterium, das wir ja nie wollten, abgehängt werden,aber auch politisch ist der Gedanke nicht mehr übriggeblieben, und jetzt sehen wir, dass sich eine Aus-schussbesetzung andeutet, bei der eine Person ausdem Wirtschaftsministerium eingeschlossen ist, dienoch vor drei Jahren die Laufzeitverlängerung fürAtomenergie gefordert und vor fünf Jahren bekundethat: Schnelles Internet brauchen wir nicht. Vor diesemHintergrund sind wir nicht überzeugt, dass diese Zu-kunftsherausforderungen zumindest über die Aus-schusszuarbeit abgedeckt sind.

Aufgrund dessen erneuern wir unsere Forderung,diese Priorität zumindest mit einem eigenen Aus-schuss in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Wirfordern eine eigene Zuständigkeit für Energie, undzwar in Kombination mit der Landesentwicklung; dennaufgrund der Herausforderungen, die auf uns zukom-men – ich nenne den Stromtrassenausbau, die Debat-ten um die Windenergiestandorte und über Abstands-regelungen, auch die vorher angesprocheneVerkehrsentwicklung, wobei ich die Anbindung desChemiedreiecks Burghausen als eine große Heraus-forderung betrachte, die längst hätte erledigt seinmüssen und die weder im jetzigen Ausschusszu-schnitt noch im bisherigen Ministeriumszuschnitt ab-gearbeitet worden ist –, sehen wir die dringende Not-wendigkeit, die Ausschüsse, die dieses Themabearbeiten, anders zuzuschneiden, als es jetzt zu er-warten ist. Landesentwicklung und Energie gehörenganz klar zusammen. Wir werden das flache Land nurdann entwickeln können, wenn wir die Wertschöp-fungspotenziale der Energiewende ausschöpfen,wenn wir am Land hierfür die Handbremse lösen, die

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 57

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immer noch angezogen ist, und wenn wir damit er-möglichen, dass die Gelder für die Landesentwicklungüberhaupt erwirtschaftet werden. Wenn Energie unterzehn Zuständigkeiten im Wirtschaftsministerium undmit einem Sprecher, der sie gar nicht will, dort endge-lagert wird, wird die Energiewende nicht gelingen,meine Damen und Herren. Deshalb fordern die FREI-EN WÄHLER klar, sich hierfür einen eigenen Aus-schusszuschnitt einfallen zu lassen und Bildung undWissenschaft zusammenzulegen. Dann hätten wirden Freiraum, dieser Zukunftsaufgabe die Luft zugeben, die sie benötigt.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Ich glaube eben nicht, dass wir mit der jetzigen Aus-schussbesetzung und dem jetzigen Ministeriumszu-schnitt dieser Aufgabe gerecht werden. Ich sehe einegewisse Zufriedenheit: Jawohl, wir haben wieder dieabsolute Mehrheit, der Rest wird sich irgendwie re-geln.

Aber, meine Damen und Herren, wir haben großeAufgaben zu bewältigen, gerade auch auf den Gebie-ten der Digitalisierung und der Landesentwicklung.Wir hatten vor wenigen Tagen eine Stadtratssitzung.Dort, bei den Kommunen, ist jetzt das neue Breit-bandförderprogramm in der Debatte. Ich sage Ihnenauch, wie dort diskutiert wird. In den Kommunen wirdgesagt: Bis vor Kurzem lag das Ausbauziel bei einemMegabit, und jedem, der sagte, man brauche mehrLeistung, wurde erwidert, dies sei ein unnötiger Lu-xusausbau. Jetzt sind 50 Megabit das Ziel, die wirFREIE WÄHLER schon immer gefordert haben.Gleichzeitig werden Gebiete ausgeschlossen, indenen schon einige Megabit ausgebaut sind. Nur diebisher unversorgten Gebiete sollen berücksichtigtwerden. Die nur marginal versorgten Gebiete bleibenwieder außen vor.

Deshalb sagen sich die Bürgermeister: Ich, der ich vorwenigen Monaten oder Jahren diese Angelegenheitselber in die Hand genommen habe, bin schon wiederder Blamierte, weil ich schon wieder außen vor bin,weil ich selber in Vorleistung gegangen bin. Die Bür-germeister haben Sorge, dass sie in einem halbenJahr erkennen, dass ihre 50 Megabit und ihre Situati-on dann wieder nicht mehr Stand der Dinge sind.Viele sagen: Jetzt tun wir mal überhaupt nichts undwarten ab; vielleicht kommt übermorgen noch ein bes-seres Programm. Diese Probleme sind politisch nichtgelöst. Es besteht weiterhin eine Situation mit vielenFragezeichen, und all das soll jetzt im Wirtschaftsaus-schuss neben allem anderen mit versteckt sein. Ichbin nicht davon überzeugt, dass dies eine Erfolgsge-schichte werden wird. Deshalb erneuere ich unsere

Forderung nach einem eigenen Ausschuss für Lan-desentwicklung, Verkehr, Infrastruktur und Energie.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als Nächster hat nun der KollegeThomas Gehring vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENdas Wort. Bitte schön, Herr Kollege.

Thomas Gehring (GRÜNE): (Vom Redner nicht auto-risiert) Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kolle-gen! Gut sechs Wochen nach der Landtagswahl undzwei Wochen nach der Konstituierung ist der Landtagmit dem Beschluss zu den Ausschüssen wieder vollarbeitsfähig. Wir als GRÜNEN-Fraktion haben unsnach den Landtagswahlen schnell aufgestellt, sindschon länger arbeitsfähig und haben auch schonerste Anträge eingebracht.

Unser erster Antrag erfolgt zur Situation der Flüchtlin-ge: Wir glauben, dass man in dieser Situation nichtzuschauen und warten kann, sondern hier ist schnel-les Handeln erforderlich.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir setzen darauf, dass wir im Sozialausschuss miteiner neuen Sozialministerin endlich die Wende zueiner humanen Flüchtlingspolitik in Bayern schaffen.Das eilt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die GRÜNEN-Frakti-on besteht zur Hälfte aus neuen Abgeordneten. Siealle brennen darauf, ihre Anliegen in den BayerischenLandtag einzubringen. Drei von ihnen werden heuteihre erste Rede halten. Ich hoffe, Sie behandeln sieanständig.

Ich finde es wichtig, dass wir in Geschäftsordnungs-fragen fraktionsübergreifend zu einem gemeinsamenWeg gekommen sind, wobei sich natürlich auch dieCSU als Mehrheitsfraktion daran messen lassenmuss, wie ernst es ihr mit den Oppositionsrechten ist;denn nur wenn eine arbeitsfähige und selbstbewussteOpposition in einem Parlament vorhanden ist, ist einParlament arbeitsfähig. Nur wenn wir eine Kultur dergleichen Augenhöhe und der gegenseitigen Wert-schätzung in unserer parlamentarischen Arbeit haben,können wir das Vertrauen der Bürgerinnen und Bür-ger in eine funktionierende parlamentarische Demo-kratie gewinnen. Um dieses Vertrauen zu gewinnen,muss hart gearbeitet werden.

Deswegen war es für uns wichtig, dass wir als klein-ste Fraktion jeweils zwei Ausschusssitze haben. Sokönnen wir die für uns wichtige Arbeit in den Sacha-usschüssen besser leisten. Ich begrüße es, dass die

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Arbeitsfähigkeit des Parlaments in den meisten Fällenbeim fachlichen Zuschnitt der Ausschüsse entschei-dungsleitend war und eben nicht die parteitaktischeKreativität von Horst Seehofer, der lauter Superminis-terien geschnitzt hat, weil die Personalpolitik dies er-forderlich machte.

Finanzminister Söder hat jetzt nicht nur eine Außen-stelle in Nürnberg, sondern ist auch noch Minister fürallerlei Heimat. Wenn wir aber als Parlament Themenwie Digitalisierung, Breitbandausbau und Landesent-wicklung ernst nehmen wollen, dann ist klar, dass wirdiese Themen eben nicht allein im Haushaltsaus-schuss behandeln können. Deswegen macht es Sinn,den Wirtschaftsausschuss zu einem Infrastrukturaus-schuss zu machen, auch wenn dies nicht der Zustän-digkeit der Wirtschaftsministerin entspricht, die, reinfachlich betrachtet, eigentlich gar kein richtiges Super-ministerium hat.

(Barbara Stamm (CSU): Dafür ist sie selbersuper!)

Wir halten es angesichts der Aufgabenfülle für wich-tig, zwei Bildungsausschüsse zu haben. Sie werdenaber bei der Lehrerbildung eng zusammenarbeitenmüssen. Auch die Förderung der Zusammenarbeitder Ausschüsse sollte in dieser Legislaturperiode einAnliegen sein. Wir haben das Thema Inklusion etwaim Sozial- und Bildungsausschuss erlebt. Eine ge-meinsame Diskussion der Ausschüsse führt oft eherzum Ziel als das Abarbeiten der Mitberatungen durchdie Ausschüsse, das oft zeitaufwendig und sehr rituellist.

Für eine Verbesserung der parlamentarischen Debat-tenkultur setzen wir uns in einer Reihe von Geschäfts-ordnungsanträgen ein. Wir sind übereingekommen,diese zunächst zwischen den Fraktionen zu behan-deln und sie dann vielleicht Anfang Dezember zumTeil gemeinsam hier einzubringen. Die Verbesserungder Diskussion und der parlamentarischen Arbeit indiesem Parlament wird für uns in dieser Legislaturpe-riode eine stetige Aufgabe sein.

Ein Letztes zum Antrag der FREIEN WÄHLER zurGeschäftsordnung. Dazu muss man sagen: Erstenskam er spät, gestern Abend. Zu diesem Zeitpunkt hat-ten alle anderen Fraktionen ihre Ausschusssitzeschon besetzt und die Sprecher gewählt. Wir hattenuns vorher schon einmal zusammengesetzt. Auch in-haltlich halte ich den Antrag für problematisch. Das istkeine Verbesserung, allenfalls eine Verlagerung derparlamentarischen Arbeit. Deshalb können wir diesemAntrag nicht zustimmen.

(Beifall bei den GRÜNEN und der CSU)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Weitere Wortmeldungen seheich nicht mehr. Damit ist die Aussprache geschlossen.Wir kommen jetzt zur Abstimmung.

Zunächst lasse ich über den Antrag der Fraktion derFREIEN WÄHLER betreffend Änderung der Ge-schäftsordnung für den Bayerischen Landtag auf derDrucksache 17/23 abstimmen. Wer dem Antrag zu-stimmen möchte, den bitte ich um das Handzei-chen. – Das ist die Fraktion der FREIEN WÄHLER.Gegenstimmen? – Das ist die Fraktion der CSU. Stim-menthaltungen? – Das sind die Fraktionen der SPDund des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN. Damit istder Antrag abgelehnt.

Nun lasse ich über den Antrag der CSU-Fraktion be-treffend Änderung der Geschäftsordnung für den Ba-yerischen Landtag auf der Drucksache 17/14 abstim-men. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, denbitte ich um das Handzeichen. – Das sind die Fraktio-nen der CSU, der SPD und desBÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN. Gegenstimmen? – Das ist die Fraktion der FREIEN WÄHLER. Stimmen-thaltungen? - Keine. Der Antrag ist damit angenom-men.

Wir kommen nunmehr zur Bestimmung der Stärke derAusschüsse gemäß § 25 Absatz 1 der Geschäftsord-nung. Herr Kollege Zellmeier hat während der Aus-sprache vorgeschlagen, die Ausschussgröße desAusschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen auf21 Mitglieder und die der weiteren Ausschüsse auf je-weils 18 Mitglieder festzulegen. Ich gehe davon aus,dass wir nicht über die Stärke jedes einzelnen Aus-schusses, sondern über die vorgeschlagenen Aus-schussgrößen gemeinsam abstimmen können. – Wi-derspruch erhebt sich nicht. Dann lasse ich soabstimmen. Wer mit den vorgeschlagenen Aus-schussstärken einverstanden ist, den bitte ich um dasHandzeichen. – Das sind die Fraktionen der CSU, derSPD, der FREIEN WÄHLER und des BÜNDNIS-SES 90/DIE GRÜNEN. Gegenstimmen? – Ich sehekeine. Stimmenthaltungen? – Auch nicht. Dann ist sobeschlossen.

Die Geschäftsordnung sieht in § 15 Absatz 2 vor,dass die Verteilung der Zahl der Ausschusssitzesowie der Stellen der Ausschussvorsitzenden undihrer Stellvertreter auf die Fraktionen vorbehaltlich derGenehmigung durch die Vollversammlung durch denÄltestenrat erfolgt. Nachdem vor der Plenarsitzungnoch keine Ältestenratssitzung stattfinden konnte,gehe ich davon aus, dass die Vollversammlung auchohne das Votum des Ältestenrats die Genehmigungerteilen kann. – Widerspruch erhebt sich dagegennicht. Dann wird so verfahren.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 59

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Die Ausschusssitze verteilen sich nach dem Verfah-ren Sainte-Laguë/Schepers wie folgt:

Im Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragenmit 21 Mitgliedern entfallen 12 Sitze auf die CSU-Fraktion, 5 Sitze auf die SPD-Fraktion und jeweils2 Sitze auf die Fraktionen der FREIEN WÄHLER unddes BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN.

In den weiteren 12 Ausschüssen mit 18 Mitgliedernstehen der CSU-Fraktion 10 Sitze, der SPD-Fraktion4 Sitze sowie den Fraktionen der FREIEN WÄHLERund des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN jeweils2 Sitze zu.

Hinsichtlich der Stellen der Ausschussvorsitzendenund ihrer Stellvertreterinnen bzw. Stellvertreter ergibtsich bei 13 Ausschüssen nach dem Verfahren Sainte-Lague/Schepers folgende Verteilung:

Der CSU-Fraktion stehen 8 Ausschussvorsitzende zu,und zwar die Zugriffsnummern 1, 3, 4, 7, 9, 10, 12und 13, der SPD-Fraktion 3 Ausschussvorsitzende mitden Zugriffsnummern 2, 8 und 11, der Fraktion derFREIEN WÄHLER 1 Ausschussvorsitzender mit derZugriffsnummer 5 und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN 1 Ausschussvorsitzender mit der Zugriffs-nummer 6.

Bei stellvertretenden Ausschussvorsitzenden ergibtsich die gleiche Zugriffssituation wie bei den Vorsit-zenden, allerdings mit der Besonderheit, dass nach§ 27 Absatz 2 Satz 3 der Geschäftsordnung Vorsit-zender und Stellvertreter nicht der gleichen Fraktionangehören dürfen. Damit hat die CSU-Fraktion nochdas Zugriffsrecht auf 5 stellvertretende Ausschussvor-sitzende mit den Zugriffsnummern 1, 3, 4, 7 und 9, dieSPD-Fraktion auf 4 stellvertretende Ausschussvorsit-zende mit den Zugriffsnummern 2, 8, 11 und 15 bzw.16, die Fraktion der FREIEN WÄHLER auf 2 stellver-tretende Ausschussvorsitzende mit den Zugriffsnum-mern 5 und 14 und die Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN ebenfalls auf 2 stellvertretende Ausschuss-vorsitzende mit den Zugriffsnummern 6 und 15 bzw.16. Die Zugriffsnummern 15 und 16 sind gleichrangig.Falls keine interfraktionelle Vereinbarung möglich ist,muss beim Zugriffsverfahren insoweit das Los ent-scheiden.

Das Hohe Haus nimmt von der vorgenannten Vertei-lung der Stellen der Vorsitzenden und ihrer Stellver-treterinnen bzw. Stellvertreter zustimmend Kenntnis.Dann ist so entschieden.

(Siehe Anlage 1)

Ich rufe Tagesordnungspunkt 4 auf:

Gesetzentwurf der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Prof. Dr. Michael Piazolou. a. und Fraktion (FREIE WÄHLER)zur Änderung des Bayerischen Gesetzes über dasErziehungs- und Unterrichtswesen - WahlfreiheitG 9/G 8 (Drs. 17/13)- Erste Lesung -

Der Gesetzentwurf wird vonseiten der Antragstellerbegründet. Der erste Redner ist Herr ProfessorDr. Michael Piazolo. Bitte schön, Herr Kollege.

Prof. Dr. Michael Piazolo (FREIE WÄHLER): HerrPräsident, meine sehr verehrten Damen und Herren!Es war einmal vor ziemlich genau zehn Jahren, imNovember 2003, als Herr Ministerpräsident EdmundStoiber genau von dieser Stelle aus eine Regierungs-erklärung gehalten hat. In dieser Regierungserklärunghat er sein erstes Wahlversprechen gebrochen unddie Einführung der achtjährigen Gymnasialzeit ex ca-thedra von diesem Pult aus dekretiert. Dazu mussman wissen: Im Juni des gleichen Jahres, mitten imWahlkampf, hat er den Lehrern versprochen: Wir blei-ben beim G 9. Read my lips: Wir bleiben beim G 9.Drei Monate später hat er von diesem Pult aus denSchwenk zum G 8 vollzogen. Er hat sich sogar an dieSpitze der Länder gesetzt und das G 8 nicht nur fürdie 5., sondern gleich auch für die 6. Klasse einge-führt. Er hat das Ganze unvorbereitet, unüberlegt undüberfallartig eingeführt. Meine sehr verehrten Damenund Herren, bis heute leiden wir in der Bildungspolitikunter dieser Stoiberschen Wende.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Das war ein Angriff auf bayerische Bildungsstandards.Heute verzeichnen wir im G 8 einen Anstieg bei denKrankheiten der Schüler. Wir sehen uns einem Ab-stieg Bayerns in den Ranglisten gegenüber. Dashaben die letzten Tage bewiesen.

(Prof. Dr. Gerhard Waschler (CSU): Ein guterWitz! – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Dasist traurige Realität!)

- Herr Abgeordneter, das ist kein guter Witz; das istso. Inzwischen liegen alle ostdeutschen Länder vorBayern. Sehen Sie sich das einmal an! Sie warenzwar eine Weile nicht da, - -

(Zuruf des Abgeordneten Prof. Dr. Georg Wa-schler (CSU))

- Ich war damals nicht da, aber ich habe mir die Zah-len angesehen. – Sprechen Sie einmal mit Schülern:Das große Problem ist die fehlende Nachhaltigkeit,Stichwort Bulimie-Lernen. Gott sei Dank gehört dieStoibersche Bildungspolitik der Vergangenheit an.

60 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Was bringt die Gegenwart? – Die Gegenwart bringtunser Gesetz: Ja zur Wahlfreiheit G 9/G 8. Das Mo-dell überzeugt, und es ist auch bewährt. Baden-Würt-temberg, Hessen und andere Länder interessierensich ebenfalls dafür. Das Modell besteht aus dreiKomponenten:

Erstens, die Wahlfreiheit zwischen einem G 8 ohneFlexijahr mit mehr individueller Förderung und einemG 9, und zwar einem neuen G 9. Wir wollen nicht zu-rück zum alten G 9, sondern wollen ein G 9 mit einemneuen pädagogischen Konzept. Das Flexijahr – dasweiß der Minister – wird nicht angenommen. Im Grun-de genommen ist es ein Globuli der Gymnasialpolitik.Der Einzige, der ein Flexijahr genommen hat, ist derMinisterpräsident selbst. Er ist flexibel bei den politi-schen Bestimmungen; die anderen sind es weniger.

Zweitens wollen wir zwei Varianten, entweder die bei-den Zweige G 8 und G 9 an einer Schule oder eineEntscheidung der Schulen entweder für das G 9 oderdas G 8.

Drittens. Diese Entscheidung soll das Schulforum tref-fen. Wir wollen hier die Schulen in die Verantwortungnehmen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Zeit zum Ler-nen, entschleunigtes Lernen, nachhaltiges Lernenund schülergerechtes Lernen. Wir erhalten mehr Indi-vidualität. Jeder wählt die Form, die seinen Fähigkei-ten entspricht. Wir erhalten mehr Autonomie. Die Ent-scheidung erfolgt für die und von den Gymnasien vorOrt statt mittels einer Fremdbestimmung durch die Mi-nisterien. Und wir erhalten mehr Gerechtigkeit. Wirwollen das Stadt/Land-Gefälle abbauen. Die Über-trittsquoten liegen auf dem Land teilweise bei 25 %und in den Städten teilweise über 70 %. Ich sageIhnen: Auf dem Land sind die Schüler nicht dümmerals in der Stadt. Auf dem Land sind nur die Verhältnis-se schlechter. Meine sehr verehrten Damen und Her-ren, das wollen wir abstellen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Sie haben nun die Chance, diesem Gesetz zuzustim-men. Im Übrigen – Sie wissen es – sind wir dabei, Un-terschriften für ein Volksbegehren zu sammeln. DieBevölkerung wird Ihnen dann die Entscheidung ausder Hand nehmen.

Vielleicht noch ein Hinweis, auch an die Kollegen derSPD: Wir fahren ganz bewusst zweigleisig. Wir wollenein politisches Ziel verfolgen. Das werden wir mit allenMitteln tun, sowohl mit dem Volksbegehren als auchmit parlamentarischen Mitteln. Das haben wir im Ge-gensatz zu anderen bei den Studiengebühren auch sogemacht, und wir haben das Ziel erreicht.

Wie könnte die Zukunft aussehen? - Das Gesetz istein erster Schritt hin zu einem modernen gymnasialenLernen im 21. Jahrhundert. Weitere werden folgen.Wir wollen das Lernen mit Freude und Erfolg. WennSie uns folgen – dazu fordere ich Sie auf –, stellen Siedas Kindeswohl, das Wohl der Schüler in den Mittel-punkt.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als Nächste hat Frau KolleginKerstin Schreyer-Stäblein von der CSU das Wort.Bitte schön, Frau Kollegin.

Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU): Sehr geehrtesPräsidium, liebe Kolleginnen und Kollegen! Danke fürden Geschichtsausflug. Herr Piazolo, wir zwei warenzu dem Zeitpunkt nicht im Landtag. Insofern war dasjetzt eine geschichtsträchtige Replik.

Wir diskutieren heute über den Gesetzentwurf, dendie FREIEN WÄHLER eingebracht haben. Aus unse-rer Sicht hat sich das Gymnasium so, wie es jetztläuft, bewährt. Sie wissen ja – die Mitglieder des Bil-dungsausschusses können Ihnen das berichten –,dass wir eine Anhörung hatten. Dabei wurde deutlich,dass keiner generell zum neunjährigen Gymnasiumzurück will, sondern dass die Fragestellungen anderslauten.

Wir haben den doppelten Abiturjahrgang 2011 erfolg-reich gemeistert. Das war ein großer Kraftakt. An die-ser Stelle gilt auch ein Dankeschön an den Minister,Ludwig Spaenle, der immer schnell reagiert hat, wennes irgendwelche Fragen gab. Wenn Umstellungenstattfinden, gibt es natürlich immer Fragen. Deswegenwurde die Umstellung auch von einem Monitoring-Prozess begleitet. Es ging nicht darum, unzähligeNachbesserungen vorzunehmen, wie es immer wie-der so schön heißt, sondern es ging darum, dortnachzujustieren und feinzujustieren, wo Fragestellun-gen auftraten.

Wir wollen mit unserem Angebot von der System-struktur-Diskussion weg. Wir wollen hin zu individuel-lem Lernen. Deswegen brauchen wir ein Frühwarn-system und ein erweitertes Förderangebot mitIntensivierungsstunden, Blockstunden usw. und natür-lich auch das Flexibilisierungsjahr.

Wir wollen in der Mittelstufe erreichen, dass die Kin-der wirklich bei Bedarf ein Jahr länger Lernzeit in An-spruch nehmen können. Das macht Sinn, wenn wirnicht die Systeme im Blick haben, sondern den einzel-nen Schüler. Unsere Idee ist, den einzelnen Schülerin den Blick zu nehmen.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 61

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Die FREIEN WÄHLER schlagen in dem Gesetzent-wurf vor, Parallelstrukturen anzubieten, das heißt pa-rallel ein G 9 und ein G 8. Das würde natürlich bedeu-ten, dass wir damit massiv Ressourcen binden und andieser Stelle die Wahlfreiheit entsprechend einschrän-ken.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das Flexi-Jahr bindet keine Ressourcen? Hat jeder einenPrivatlehrer?)

- Ich darf den Kollegen informieren – er sagt ja immer,dass er so für den ländlichen Raum eintritt –,

(Beifall bei der CSU)

dass die Befürchtung besteht, die Schulstruktur vorOrt würde dadurch gefährdet; denn wenn an einerSchule mehr angeboten wird, bedeutet dies im Um-kehrschluss, dass dort mehr Schüler hingehen. Des-halb besteht die große Gefahr, dass wir den Schülernvielleicht längere Fahrtwege zumuten, weil wir Schu-len gefährden. Es macht natürlich überhaupt keinenSinn, ein G 9 neben einem G 8 anzubieten. Die Ideeeines neuen G 9 ist überholt. Das ist keine Weiterent-wicklung, sondern an dieser Stelle ein Rückschritt.

Sehen wir uns die Abiturprüfungen dieses Jahres an:Wir wissen, dass 97 % der Schüler bestanden haben,und wir wissen, dass ein hoher Anteil sehr gut bzw.gut abgeschnitten hat. Das bedeutet also: Offensicht-lich funktioniert unser Gymnasium.

Spannend finde ich, dass die FREIEN WÄHLER seitMai Unterschriften für das Volksbegehren sammeln.Wenn dies ein großes Thema für die Bürgerinnen undBürger wäre, hätte man durchaus relativ schnell genü-gend Unterschriften bekommen können. Man merkt:Dieser Gesetzentwurf geht an den Eltern, den Schü-lern und den Lehrern vorbei. Deswegen werden wirihn auch ablehnen.

(Beifall bei der CSU)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Frau Kollegin. Als Nächster hat Kollege MartinGüll von der SPD das Wort. Bitte schön, Herr Kollege.

Martin Güll (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident,liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist wohl wahr,dass die Wählerinnen und Wähler entschieden habenund es zur absoluten Mehrheit gekommen ist. Es istaber genauso wahr, dass die Kritik am G 8 nichtabebbt und dass vor allem die Eltern und die Lehrer,also die Akteure in den Schulen, bis zum heutigenTag nicht mit dem zufrieden sind, was wir in Bayernmit dem Gymnasium machen. Deswegen ist es not-wendig, an dem Thema dranzubleiben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den FREIENWÄHLERN, in Artikel 9 Absatz 4 Ihres Gesetzentwur-fes ist ein wenig problematisch, dass Sie die Ausge-staltung des Gymnasiums ausgerechnet wieder demMinisterium übertragen, von dem wir in den letztenzehn Jahren schon nichts hinsichtlich einer vernünfti-gen Umsetzung erwarten konnten.

(Beifall bei der SPD)

Wir müssen also noch einmal darüber nachdenken,wie man dies ausgestaltet.

Insgesamt stelle ich fest: Man darf nicht wieder denBock zum Gärtner machen. Wir müssen uns in denParlamentsfraktionen und im Bildungsausschuss aus-giebig mit dem Gesetzentwurf und mit diesem Themabefassen und dann eine Entscheidung treffen, die denSchülerinnen und Schülern auch wirklich weiterhilft;denn für uns in der SPD-Fraktion stehen die Schüler-innen und Schüler im Mittelpunkt. Wir wollen für dieseein pädagogisch modernes und gut aufgestelltesGymnasium in Bayern entwickeln, und dazu stehenwir auch. Dies ist bisher mitnichten geschehen. Des-halb müssen wir ganz gezielt und ausführlich in dieseDebatte einsteigen.

Ja, wir wollen auch eine individuelle Förderung, liebeFrau Kollegin Schreyer-Stäblein; ich habe gehört,dass Sie nicht mehr im Bildungsausschuss sind. Wirwerden auf Ihre Ratschläge verzichten müssen.

(Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU): Ich begleiteSie weiter; keine Sorge!)

Bestimmt kommt aber etwas nach, was uns in dieserRichtung weiterbringen wird. Wir wollen ein Lernenohne Druck. Wir wollen ein Gymnasium, das Nachhal-tigkeit und eine Vertiefungsmöglichkeit bietet. Wirnehmen nämlich sehr wohl zur Kenntnis, dass uns ge-rade die Oberstufenlehrkräfte sagen: Das, was im Mo-ment im bayerischen Gymnasium Richtung Abitur ab-geht, hat nichts mehr mit dem früheren nachhaltigen,vertieften Arbeiten und der Studierfähigkeit zu tun.Gleiche Botschaften bekommen wir aus den Universi-täten. Wir müssen uns also vor allem mit diesen in-haltlichen Fragen auseinandersetzen.

Die Laufzeit einer Schulform ist nicht das Entschei-dende. Man kann in Bayern ein Gymnasium in achtJahren durchlaufen; man kann es in neun Jahrendurchlaufen. Wir sind diesbezüglich relativ leiden-schaftslos, wenn die Inhalte stimmen. Aber auch Bay-ern ist keine Insel der Seligen. Wir haben Vorgabender Kultusministerkonferenz. Diese KMK-Vorgabenweisen uns darauf hin, dass wir die Verdichtung derUnterrichtsstunden in der G-8-Version offensichtlichnicht vernünftig zustande bringen. Deshalb ist die

62 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Fraktion der SPD auf den Begriff der Wahlfreiheit desGymnasiums der zwei Geschwindigkeiten gekommen,

(Beifall bei der SPD)

in dem wir das G 8, die verkürzte Form, als gebunde-ne Ganztagsschule anbieten wollen. So halten wir dastatsächlich für realisierbar. Ansonsten sind wir für dieEntschleunigung in der neunjährigen Variante mit dennotwendigen Veränderungen in der Pädagogik.

Für uns ist und bleibt entscheidend, wie das Gymnasi-um inhaltlich aufgestellt ist. Hier geht es nicht darum,die Lehrpläne weiter zu entrümpeln, sondern es gehtdarum, die Lehrpläne genau daraufhin zu überprüfen,ob sie auch der jetzigen Lebenswirklichkeit entspre-chen und die Schülerinnen und Schüler weiterbringen.Es geht darum – Stichwort Gymnasium Oettingen –,die Methoden zu überprüfen, die es in einer zeitgemä-ßen Schule wie dem Gymnasium auch geben muss.Es geht darum, auch eine inhaltlich und organisato-risch vernünftige Umsetzung zu gewährleisten. Wirhaben Vorschläge dazu gemacht, die wir im Bildungs-ausschuss auch wieder thematisieren werden.

Es ist möglich, in jedem bayerischen Gymnasiumbeide Formen anzubieten, wenn man eine organisato-rische Neuaufstellung macht. Darüber müssen wirreden; darüber werden wir noch einmal verhandeln.Ich hoffe, dass die Bayerische Staatsregierung undunsere Kolleginnen und Kollegen der CSU-Fraktionim Bildungsausschuss bereit sind, im Interesse derSchülerinnen und Schüler, aber auch im Interesse derLehrkräfte und im Interesse der Sache mit uns nocheinmal genau hinzusehen und dieses GymnasiumZug um Zug einer grundlegenden Überprüfung zu un-terziehen und die notwendigen Schritte einzuleiten.Ich bitte Sie – dann macht der Gesetzentwurf auchSinn –, dies im Bildungsausschuss in Ruhe zu be-sprechen und in Bayern die bayerischen Schülerinnenund Schüler voranzubringen.

(Beifall bei der SPD)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als Nächster hat Kollege Tho-mas Gehring vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dasWort. Bitte schön.

Thomas Gehring (GRÜNE): (Vom Redner nicht auto-risiert) Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kolle-gen! Als die FREIEN WÄHLER ihr Volksbegehren imSommer starteten, haben wir gesagt: Wir beteiligenuns nicht daran, weil dieses Thema im Landtag zu be-arbeiten ist und wir mit diesem Thema in den Wahl-kampf gehen und andere Mehrheitsverhältnisse her-beiführen wollen, um nach der Wahl eine andere,bessere Bildungspolitik in Bayern zu machen. Das ist

uns nicht gelungen, aber liebe Kolleginnen und Kolle-gen von der CSU: Missverstehen Sie dieses Wahler-gebnis nicht als Zustimmung zum G 8. Das wäre einfataler Fehler.

(Beifall bei den GRÜNEN und den FREIEN WÄH-LERN – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Dagibt es Umfragen dazu!)

Man kann auch Erfolge missdeuten.

Die Belastung in der Unterstufe ist groß. Gerade diezweite Fremdsprache in der 6. Klasse wird von vielenLehrkräften und Eltern als großes Problem empfun-den. Die Belastungen in Mathematik sind hoch. DieVerdichtung des Stoffes vor allem in der Mittelstufe istzu stark. Die Fächervielfalt ist für die Schülerinnenund Schüler letztendlich nicht zu handhaben. Die Leh-rerinnen und Lehrer klagen, dass sie die Schüler oftgar nicht mehr ansprechen können und dass das Ler-nen eben nicht nachhaltig ist. Es wird zwar viel gebüf-felt, aber im Vergleich dazu zu wenig gekonnt, vorallem in der Oberstufe. Die nach wie vor doppelt sohohen Durchfallerquoten beim Abitur gegenüber frü-her zeigen, dass da etwas nicht stimmt.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Das G 8 hat nach wie vor Akzeptanzprobleme, beijeder neuen Elterngeneration, die ihre Kinder aufsGymnasium schickt, von Neuem. Die Eltern stöhnensehr bald über die Situation dort und können das nichtverstehen. Sie können vor allem nicht verstehen, dassauf der einen Seite verdichteter Unterricht stattfindet,viel in die Stunden hineingepresst wird und dann amgleichen Tag in der nächsten Woche die Unterrichts-stunden ausfallen und es keinen juckt, was da pas-siert. Also Verdichtung einerseits und Unterrichtsaus-fall andererseits, das ist die Realität des G 8 vor Ort.

Man muss sich als Urheber des G 8 – und das ist dieCSU – schon einmal überlegen, was eigentlich los ist,wenn man ein Modell auf den Weg gebracht hat, dasjetzt eine ganze Schülergeneration durchlaufen hatund das nach acht Jahren immer noch nicht rundläuft,obwohl es viele Änderungen gab. Das ist ähnlich wiebei einem Autohersteller, der ein Modell hat, das nachzehn Jahren immer noch nicht von den Kunden ak-zeptiert wird. Der kann dann auch nicht sagen, ihr irrteuch, das fährt gut. Der muss irgendwann überlegen,ob er das Modell zurückzieht und ein neues auflegt.Ich denke, vor dieser Situation stehen wir alle mitei-nander.

Die Verbesserungen des Kultusministeriums in denletzten Jahren haben nicht gegriffen. Wenn man sichbei Lehrkräften umhört, stellt man fest, das sogenann-te Flexijahr ist eine Lachnummer in den Lehrerzim-

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 63

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mern und wird nicht funktionieren. Es wird nicht dazuführen, dass es eine individuelle Lernzeitverlängerungfür einzelne Schüler gibt. Es ist für wenige Einzelneein freiwilliges Wiederholen. Die Schulen werden jetztdiese Stunden irgendwie einsetzen, aber das wirdnicht die Probleme des G 8 lösen; das wissen wir alle.

Wir diskutieren heute über den Gesetzentwurf derFREIEN WÄHLER, und dazu habe ich schon ein paarFragen. Eine ist: Sie reden von G 8, G 9 und vonWahlmöglichkeit. Wir alle wissen, dass das Gymnasi-um mit den zwei Zügen G 8 und G 9 Probleme mitsich bringt, zum Beispiel für die Eltern, die jetzt in der4. Klasse noch einen größeren Entscheidungsdruckhaben.

(Zuruf des Abgeordneten Hubert Aiwanger(FREIE WÄHLER))

- Herr Aiwanger, okay, gleich. Die Eltern müssen sichüberlegen: Schicke ich mein Kind auf die Mittelschule,auf die Realschule, auf das G 8 oder das G 9? DerEntscheidungsdruck in der 4. Klasse wird größer, undwir wissen, dass das in der 4. Klasse ein Problem ist.

Wir können diese zwei Züge vor allem an kleinerenStandorten an Gymnasien nicht nebeneinander anbie-ten; das ist organisatorisch nicht machbar. Gleichzei-tig reden Sie davon, dass es dann die Entwicklungzum G 9 gibt. Da brauchen wir eine klare Sprache:Entweder wir reden von Wahlfreiheit, wie auch immerdas gestaltet wird, oder wir reden von der Rückkehrzum G 9. Wir sollten aber die Wahlfreiheit nicht alsHebel benützen, um doch zum G 9 zurückzukehren.Da müssen wir klar sagen, wollen wir das G 9 einfüh-ren, wollen wir es reformieren, oder wollen wir dieWahlfreiheit. Eine Mogelpackung geht hier nicht.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir wollen den Gesetzentwurf zum Anlass nehmen,um hier im Landtag – Kollege Güll hat es schon ange-deutet – das Thema G 8 noch einmal richtig zu disku-tieren. Im Vordergrund steht für uns die Situation derSchülerinnen und Schüler. Wir wollen den Druck he-rausnehmen. Es geht darum, das Ganze richtig zu or-ganisieren. Wir müssen diskutieren, ob individuelleLernzeiten möglich sind, ob dieses Modell der zweiGeschwindigkeiten ab der Oberstufe, das wir früherschon präferiert haben, eine Möglichkeit ist oder wiewir generell mit dem G 8/G 9 weitermachen.

Wir sehen in allen Bundesländern Veränderungspro-zesse, quer durch alle Parteien herrscht ein sehr un-einheitliches Bild. Vielleicht müssen wir einmal überBayern hinausdenken und –diskutieren. Ich freuemich auf jeden Fall auf eine spannende Diskussion.

Ruhe beim G 8 wird es nicht geben, sondern wir ste-hen vor einer großen Reformdebatte.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön, Herr Kollege. Als nächster Redner hat HerrKollege Günther Felbinger von den FREIEN WÄH-LERN das Wort.

Günther Felbinger (FREIE WÄHLER): Sehr geehrterHerr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-gen! Ich stimme dem Kollegen Gehring zu, Ruhe wirdes in der Debatte um das G 8 auf keinen Fall geben.Das haben auch die verschiedenen Wortmeldungenund Beiträge gerade gezeigt. Ich will auf eine Aussa-ge des früheren Ministerpräsidenten Stoiber zurück-kommen, der damals als Begründung für die Einfüh-rung des G 8 sagte – ich zitiere: "Das deutscheBildungssystem raubt den Jugendlichen im europä-ischen Vergleich wertvolle Zeit, die sie für Familien-gründung, Beruf und den Aufbau ihrer Altersversor-gung nutzen können."

Sehen wir doch einmal, was unsere G-8-Abiturientennach ihrem Abschluss machen: Sie nehmen ein JahrAuszeit, sie machen ein soziales Jahr, sie beginnenein Studium und brechen es wieder ab, weil ihnen dieOrientierung noch fehlt, weil ihnen die Reife nochfehlt. Da frage ich mich: Ist dieses G 8 wirklich sosinnvoll, wie Sie von der CSU es immer darstellen?

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Sinnvoll, meine Damen und Herren, wäre es, mehrQualität in das bayerische Gymnasium zu bringen.Dass die Qualität im G 8 gelitten hat, ist unbestritten.Da müssen Sie nur die Hochschullehrer an den Uni-versitäten fragen, die den G-8-Absolventen die Stu-dierfähigkeit absprechen, ebenso die Unternehmer,die Azubis ausbilden und sagen, ihnen fehlt noch dieOrientierung im eigentlichen Sinne.

Also: Wir brauchen mehr Zeit zum Lernen – das istdas eine -, und wir brauchen auch mehr Zeit zur Per-sönlichkeitsentwicklung und zur Erlangung der geisti-gen Reife. Deswegen brauchen wir Veränderungen,die nicht weitere Reparaturen beinhalten – das will ichdeutlich sagen -, sondern nur mit einer geregeltenLernzeitverlängerung zu erreichen sind. Ich sage be-wusst: eine gesteuerte Lernzeitverlängerung undkeine Wischiwaschi-Verlängerung, wie Sie das mitdem Flexijahr derzeit anstreben.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Herr Staatsminister, es ist schlimm genug, dass Sieauf eine Anfrage des Kollegen Güll, wie viele Schüler-

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innen und Schüler denn tatsächlich das Flexijahr inAnspruch nehmen, wieder einmal behaupten, sie kön-nen keine Angaben über die freiwilligen Wiederholermachen,

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Weil esPromille sind!)

weil sich die Zahl als so peinlich herausstellen würde,dass ich sie an Ihrer Stelle ehrlich gesagt auch nichtveröffentlichen würde.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Wenn Sie, Frau Schreyer-Stäblein, von zusätzlichenRessourcen reden, dann muss ich Ihnen sagen: Dawürde ich an Ihrer Stelle kleinlaut bleiben. Sie versu-chen krampfhaft, mit dem Flexijahr jedem Schüler sei-nen eigenen Nachhilfelehrer zu geben, aber es gelingtnicht. Das ist eine Verschleuderung von Ressourcen.Deshalb brauchen wir eine systematische Neuord-nung hin zur Wahlfreiheit und zu einem G 9, das auchwirklich allen Schülerinnen und Schülern dient.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Auch in einem weiteren Punkt, Frau Kollegin Schrey-er-Stäblein, muss ich Ihnen deutlich widersprechen.Sie haben von einer Zerschlagung von Schulstruktu-ren im ländlichen Raum gesprochen und der Unmög-lichkeit, Parallelstrukturen an kleineren Gymnasien zuhalten. Da will ich gern auf eine Aussage des Kolle-gen Freller – er ist da – vom 27. Februar 2003 in einerPressemitteilung hinweise. Da sagten Sie: Am Gym-nasium könnten Eltern und Kinder neben Ausbil-dungsrichtungen, Fremdsprachen oder Prüfungsfä-chern jetzt auch vermehrt zwischen verschiedenenNachmittagsangeboten sowie der acht- oder neunjäh-rigen Ausbildungsdauer wählen. Jetzt frage ich Siehier, Herr Kollege Freller: Warum soll heute nichtmehr möglich sein, wofür das Kultusministerium sichvor zehn Jahren noch so gelobt hat?

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Auch bei einem weiteren Punkt, Frau Kollegin Schrey-er-Stäblein, brauchen Sie sich keine Sorgen zu ma-chen. Ich glaube, es ging darum, dass wir mit der Un-terschriftenaktion begonnen haben. Die Unterschriftenhaben wir momentan gut in den Schubladen gelagertund bringen sie zeitig zum Vorschein. Immer einenSchritt nach dem anderen! Heute haben wir diesenGesetzentwurf vorgelegt, und wir sind sicher, dassdieser Gesetzentwurf der Weg in die richtige Richtungist, nämlich zu mehr Zeit zum Lernen für unsereSchülerinnen und Schüler und insgesamt zu einerRückkehr zum G 9.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Erster Vizepräsident Reinhold Bocklet: Dankeschön. Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen mehr.Die Aussprache ist damit geschlossen. Ich schlagevor, den Gesetzentwurf dem Ausschuss für Bildungund Kultus als federführendem Ausschuss zu über-weisen. Besteht damit Einverständnis? – Widersprucherhebt sich nicht. Dann ist es so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 5 auf:

Beratung der zum Plenum eingereichtenDringlichkeitsanträge

Zur gemeinsamen Beratung rufe ich auf:

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MarkusRinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a.und Fraktion (SPD)GBW-Mieter schützen - Ausverkauf undMieterhöhungen verhindern! (Drs. 17/15)

und

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten ThomasKreuzer, Josef Zellmeier, Gudrun Brendel-Fischeru.a. und Fraktion (CSU)Sozialcharta bei der GBW AG (Drs. 17/26)

Ich eröffne die gemeinsame Aussprache. Erster Red-ner ist Herr Kollege Harald Güller von der SPD. Bitteschön, Herr Kollege.

Harald Güller (SPD): Herr Präsident, Kolleginnen undKollegen! Wir beschäftigen uns heute erneut mit einerFacette des Landesbankdesasters, nämlich mit demnotwendig gewordenen Verkauf der GBW AG und derZukunft der 85.000 Mieterinnen und Mieter. Zur Erin-nerung: Am Ende der letzten Legislaturperiode gab esDiskussionen darüber, unter welchen Konditionen dieGBW zu verkaufen ist. Die CSU, unterstützt von derFDP, und die Staatsregierung waren der Auffassung,den Mietern keine individualrechtlichen Vereinbarun-gen zu geben, sondern die Wohnungen allgemein anden Höchstbietenden zu verkaufen und auch daskommunale Bieterkonsortium nicht intensiv zu unter-stützen. Jetzt läuft offensichtlich genau das, wovorwir, die SPD, immer wieder gewarnt haben: der Aus-verkauf und die Filetierung der Wohnungen der GBWkurz nach der Landtagswahl und der Bundestags-wahl.

(Beifall bei der SPD)

Ein Schelm, der hier Böses vermutet! Kurz nach denWahlen rollt offensichtlich eine Welle von Mieterhö-hungen und ersten Verkäufen – die Rede ist von200 Wohnungen, die bereits verkauft sind – durch das

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Land. Gleichzeitig bestätigen sich die Befürchtungen,dass es eine sehr undurchsichtige Gesellschaftsstruk-tur gibt. Wer sich anschaut, wie sich das Käuferkon-sortium Patrizia GmbH strukturiert, findet so wohlklin-gende Namen wie Pearl AcquiCo Eins GmbH & Co.KG. Wenn man etwas näher hinschaut, findet manLuxemburger Gesellschaften wie die OSCAR Diversi-fy Umbrella Gesellschaft, deren Bestehen interessan-terweise zeitlich bis zum Jahr 2023 terminiert ist, waseinen Hinweis darauf gibt, wann die Patrizia AG undihre Investoren glauben, die GBW AG gänzlich zer-schlagen zu müssen. Wer dann noch näher hin-schaut, findet am Ende der Reihe als haftenden Ge-sellschafter nur noch eine kleine Gesellschaft, eineBlitz-13-308 GmbH mit Sitz in München, die kurzfristigals Hülle von einer "Blitzstart"-Gesellschaft gekauftwurde. Wer sich dieses Konstrukt anschaut, musshoch alarmiert sein. Wer sich dieses Konstrukt an-schaut, muss jetzt handeln und den Finanzministerauffordern, dem Landtag unverzüglich Bericht zu er-statten, wie es mit den GBW-Mieterinnen und –Mie-tern weitergeht. Wer dieses Konstrukt anschaut, musseinen Bericht darüber einfordern, wie es mit der voll-mundigen Versprechung aussieht, dass es einen Mie-terbeirat bei der Bayerischen Landesbank geben wird.So haben es der Herr Ministerpräsident und der HerrFinanzminister Söder angekündigt. Bisher sieht manvon diesem Mieterbeirat überhaupt nichts.

Wir brauchen einen konkreten Ansprechpartner beimKäuferkonsortium der Patrizia AG. Wer ist denn zu-ständig für den Verkauf? Wer ist denn zuständig fürdie anrollenden Mieterhöhungen? Wir brauchen aucheine Auskunft darüber, wer überhaupt für die so voll-mundig angekündigten Vertragsstrafen haftet. Dassind offene Fragen. Da können wir nicht auf den Be-richt eines Wirtschaftsprüfers warten, den die Patri-zia AG in einem Jahr einsetzen wird, um dann einmalder Landesbank einen Bericht zu erstatten. Hier istheute Handlungsbedarf gegeben. Deswegen müssenwir auch einen entsprechenden Antrag beschließen.

(Beifall bei der SPD)

Kolleginnen und Kollegen, versprochen wurden vomFinanzminister Transparenz und Kontrolle. Im heuti-gen Dringlichkeitsantrag der CSU wird am Ende nurverlangt festzustellen, dass der Verkauf gelaufen ist.Kontrolle ist das nicht. Der CSU-Antrag ist nur ein Be-kenntnis dazu, in den nächsten Monaten nichts zutun. Deshalb kann man den Antrag zwar nicht ableh-nen; denn bei einer Feststellung kann man nichtsfalsch machen. Wir können den Antrag aber auchnicht als einzige Maßnahme beschließen. Es mussein Antrag auf echte Transparenz und echte Kontrollebeschlossen werden. Das ist der Dringlichkeitsantrag,

den die SPD vorgelegt hat. Deshalb bitte ich um Zu-stimmung zu diesem Antrag.

(Beifall bei der SPD)

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Nächste Wort-meldung: Kollege Peter Winter.

Peter Winter (CSU): Verehrte Frau Präsidentin,meine sehr geehrten Damen und Herren! Der heutigeDringlichkeitsantrag der SPD, lieber Herr Güller, weistdarauf hin, dass die SPD immer noch im Wahlkampfist, obwohl sie vor zwei Wochen angekündigt hat,dass der Wahlkampf beendet wäre. Aus der Ankündi-gung wird nichts. Wir sehen es. Sie spielen wiedereinmal und erneut mit den Ängsten der Mieter vonWohnungen der GBW AG.

(Beifall bei der CSU)

Zur Erinnerung: Die Anteile der BayernLB an derGBW AG wurden dieses Jahr im Frühjahr an ein vonder Patrizia geführtes Konsortium veräußert. So istzum Beispiel auch von Grün-Rot in unserem Nachbar-land Baden-Württemberg verfahren worden.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Ein schö-nes Vorbild!)

Das geschah aufgrund der Vorgaben der EU-Kom-mission im Beihilfebescheid für die BayernLB. Baden-Württemberg war für uns kein Vorbild, sondern wirhaben es anders und besser gemacht.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das wer-den wir in den nächsten Monaten noch sehen!)

Im Rahmen der Vertragsverhandlung hat sich die Ba-yerische Staatsregierung für einen größtmöglichenMieterschutz eingesetzt. Dabei war sie aber auch andie Vorgaben der EU-Kommission im Beihilfebescheidgebunden. Ich möchte sagen, die Bank hat den beihil-ferechtlich zulässigen Rahmen beim Mieterschutz inForm einer umfangreichen Sozialcharta ausgeschöpft.Die EU-rechtlichen Vorgaben grenzen den Spielraumder BayernLB bei dieser Transaktion ein. Es durftennur marktübliche Schutzklauseln verwendet werden.Das müsste der SPD-Fraktion aufgrund zahlreicher imLandtag gegebener Berichte eigentlich hinlänglich be-kannt sein. Den Zuschlag hat ein von der Patrizia ge-führtes Bieter-Konsortium aus einer Gruppe von re-nommierten deutschsprachigen berufsständischenVersorgungswerken, Versicherungen, Sparkassensowie Pensionskassen mit langfristigen Investitions-strategien bekommen. Nach meinem Empfinden sinddas alles andere als Miethaie, wie es die SPD mitihrem Dringlichkeitsantrag erneut glauben machenwill.

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(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Warumwerden sie dann an so dubiose Unternehmenverkauft?)

Die Patrizia hat sich vertraglich dazu verpflichtet, dievorgegebene Sozialcharta anzuerkennen und derenRegelungen im Interesse der Mieter einzuhalten.Dazu gehört die Verpflichtung, den einzelnen Mieternso schnell schützende Regelungen wie möglich zugewährleisten. Spätestens 15 Monate nach Übernah-me der Aktienanteile sind diese Regelungen in dieeinzelnen Mietverträge der heutigen GBW-Mieter zuübernehmen. So haben die heutigen Mieter künftigeinen zehnjährigen umfangreichen Kündigungs-schutz. Während dieser Zeit dürfen beispielsweisekeine Kündigungen wegen Eigenbedarfs ausgespro-chen werden. Personen, die älter als sechzig Jahreoder behindert sind, wird dieser Kündigungsschutzdauerhaft eingeräumt. Beides gilt auch im Falle desWeiterverkaufs von Wohnungen. Mieterhöhungenwerden für die heutige Mieterschaft über den Bestandfür die Dauer von fünf Jahren nur sehr eingeschränktund bezogen auf das Mietportfolio zugelassen. Fürdie heutigen Mieter sind ferner Luxusmodernisierun-gen für den Zeitraum von fünf Jahren ohne deren Zu-stimmung ausgeschlossen.

(Zuruf des Abgeordneten Hubert Aiwanger(FREIE WÄHLER))

- Hören Sie halt zu, Herr Aiwanger. – Außerdem hatsich der Erwerber verpflichtet, über den gesamten Be-stand in den nächsten fünf Jahren mindestens 15 Eu-ro pro Quadratmeter zu investieren.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Ich höre zu,sonst könnte ich nicht antworten!)

Im Falle der Weiterveräußerung von Wohnungen,welche innerhalb eines gewissen Umfangs möglichist, besteht innerhalb der ersten drei Jahre ein Vor-kaufsrecht für die jeweilige Kommune hinsichtlich desin ihrem Gebiet befindlichen Wohnungsbestandes.Das gesetzliche Vorkaufsrecht für den Mieter bleibthiervon natürlich unberührt.

Um die Einhaltung dieser Vorgaben überprüfen zukönnen, hat sich der Erwerber bis 2022 verpflichtet,jährlich einen von unabhängigen Wirtschaftsprüfernerstellten Bericht vorzulegen. Bei Nichtbeachtung derVerpflichtung werden empfindliche Konventionalstra-fen fällig.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann nicht erken-nen, wo sich die Staatsregierung mieterunfreundlichverhalten haben soll, wie es uns die SPD mit diesemDringlichkeitsantrag erneut vorgaukeln will. Uns liegenauch keine Beschwerden vor, dass sich die Patrizia

oder das von ihr geführte Konsortium nicht an die ver-traglichen Vereinbarungen hält. Vielmehr glaube ich,dass die vertraglichen Regelungen vertragskonformumgesetzt werden. Das ist auch die Pflicht des Kon-sortiums.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Herr Kollege,lassen Sie eine Zwischenfrage zu?

Peter Winter (CSU): - Nein. – Wir im Landtag müs-sen daher überwachen, ob die den einzelnen Mieterschützenden Teile der Sozialcharta in den Mietverträ-gen umgesetzt wurden und ob die Sozialcharta insge-samt eingehalten wurde. Der Dringlichkeitsantrag derCSU-Fraktion stellt dies sicher.

Meine Damen und Herren, ich halte den Dringlich-keitsantrag der SPD nicht für zielführend und bittedaher, ihn abzulehnen. Dem Dringlichkeitsantrag derCSU-Fraktion bitte ich zuzustimmen, da mit diesemBerichte zu der vertraglichen Situation mit der Patriziaund deren Umsetzung in sinnvoller Weise und ohneWahlkampfgetöse gefordert werden.

(Beifall bei der CSU)

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Herr Kollege,bitte verbleiben Sie noch am Rednerpult. Herr KollegeGüller von der SPD hat sich zu einer Zwischenfragegemeldet.

Harald Güller (SPD): Herr Winter, Sie sind in IhremRedebeitrag leider nicht auf das Thema Gesell-schaftsstruktur eingegangen. Könnten Sie Ihre Mei-nung dazu äußern? Die Gesellschaftsstruktur habeich in meiner Rede aufgezeigt. Alle, mit denen ich ge-sprochen habe, sind der Auffassung, dass diese Ge-sellschaftsstruktur eher für Immobilienhaie gedachtist. Einer der Gesprächspartner hat es etwas feinerausgedrückt: Das ist ein sogenannter ShareholderOptimizer. Auf Deutsch heißt das: Es geht um das Fi-letieren der einzelnen Wohnungsbestände.

Was halten Sie von dieser Gesellschaftsstruktur? Fin-den Sie, dass sie für eine bestandsorientierte Bewirt-schaftung der Mieterwohnungen spricht? Man mussjetzt handeln. Der Landtag muss jetzt einen Berichtdes Finanzministeriums bekommen. Das Finanzminis-terium muss sich jetzt bei der Bayerischen Landes-bank schon um den ersten Bericht kümmern. Warumlehnen Sie die Berichtspflicht und die Initiative des Fi-nanzministeriums ab?

(Beifall bei der SPD)

Peter Winter (CSU): Herr Güller, wenn Sie unserenAntrag aufmerksam gelesen hätten, könnten Sie die-sem entnehmen, dass wir einen Bericht wollen. Nicht

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 67

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nur das Ministerium, sondern auch die CSU-Land-tagsfraktion kümmert sich um dieses Thema.

(Christine Kamm (GRÜNE): Seit wann?)

Wenn Sie mir weiter zugehört hätten, wüssten Sie,dass in diesem Konsortium zum größten Teil berufs-ständische Versorgungswerke, Versicherungen, Spar-kassen und viele andere Organisationen aus demdeutschsprachigen Raum vertreten sind. Das zeigtmir, dass ordentlich mit der Sachlage umgegangenwird. Ich verstehe Ihre Sorgen, die haben wir auch.Wir kümmern uns darum. Das haben wir mit unseremDringlichkeitsantrag deutlich gemacht.

(Beifall bei der CSU)

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Die nächsteWortmeldung kommt von Herrn Kollegen Aiwanger.

Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Sehr geehrteFrau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Eswar zu erwarten, dass uns das Thema GBW-Wohnun-gen wieder einholen wird und es auf die Tagesord-nung kommt. Die Menschen sind verunsichert. DieMieterinnen und Mieter wenden sich an die Öffentlich-keit und die Politik. Sie erhalten Briefe, in denen ihnenmitgeteilt wird, dass ihre Wohnungen zum Verkaufstehen. Sie bekommen Mietpreiserhöhungen teilweisenur für die Garagen. Ich habe Meldungen erhalten,nach denen Mieten für Garagenstellplätze von 20 auf50 Euro im Monat erhöht werden sollen, und derglei-chen Späße mehr. Die aktuelle Vertragsgestaltungwird umgangen, ausgenutzt und bis ins letzte Detailausgereizt. Damit wird der Gedanke des Sozialen un-terlaufen, selbst wenn Sie in Ihrer Sozialcharta etwaszu Papier gebracht haben mögen.

Wir haben als FREIE WÄHLER schon zu Beginn desVerkaufs der GBW-Wohnungen vor dieser eklatantfalschen politischen Weichenstellung gewarnt. MeineDamen und Herren, als Kollateralschaden des Lan-desbankdesasters musste die Landesbank33.000 Wohnungen mit Sozialcharakter abstoßen. Ineiner Zeit der Unsicherheit an den Geldmärkten, inder jeder, der ein paar Euro auf der hohen Kante hat,in die Immobilien geht, verkauft der Freistaat Bayernseinen Immobilienbesitz, gibt das Zeug frei und be-müht sich nicht im Mindesten darum, die Wertschöp-fung in eigener Hand zu behalten. Stattdessen akzep-tiert er, dass Wohnungen weiterverkauft werden. AmEnde landen sie irgendwo bei Dritten oder Vierten,ohne dass der Staat versucht, den Kommunen zumin-dest eine Hilfestellung zu geben. Wenn die Kommu-nen schon nicht in der ersten Runde in den Besitz derWohnungen kommen, dann sollte dies zumindest inder zweiten Runde gelingen. Man hat extra 5 % Kauf-preiserhöhung draufgelegt, um die Kommunen vom

Kauf abzuschrecken. Spätestens jetzt sollte man sichmit den Kommunen an einen Tisch setzen und sagen:Das Kind ist in den Brunnen gefallen, jetzt passen wirwenigstens gemeinsam auf, dass es nicht ertrinkt; wirholen es wieder heraus und schauen, dass die Kom-munen, wo es nur geht, in den Besitz von Immobilien-blöcken kommen können, bevor die Miethaie dieWohnungen an die Mietpiranhas weiterverkaufen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Deshalb ist Gefahr in Verzug. Deshalb muss die Poli-tik jetzt Antworten liefern. Sie muss sagen, wo sie hinwill und ob sie überhaupt willens ist, die Sozialchartazu überwachen. In unseren Augen macht sie das zuwenig. Das ist aus Ihrem Antrag ebenfalls herauszule-sen. Alles ist schwammig, man setzt auf Zeit: Daswird schon nicht so schlimm werden. Der Antrag ent-hält jedoch keine konkrete Aussage, dass man sichauf Punkt und Komma daran halten wird. Die Fristensind schnell herum. Dann kommt die bittere Wahrheit.

Es wird höchste Zeit, dass die CSU-geführte Staatsre-gierung die Karten auf den Tisch legt. Was enthaltendie Vertragsstrafen überhaupt? Als Parlament wissenwir gar nicht, welche bösen Sanktionen Sie denen an-gedroht haben, wenn sie sich an dieses und jenesnicht halten. Möglicherweise sind die Vertragsstrafenim Kaufpreis schon enthalten, und es wird gesagt: Wirzahlen die Strafe, das ist uns doch egal, Hauptsacheist, wir verkaufen die Wohnungen mit entsprechen-dem Gewinn weiter. Ist die angekündigte Sanktion bishin zur Rückabwicklung überhaupt noch zu leisten,wenn die Wohnungen dann an Dritte weiterverkauftworden sind, die am Ende irgendeine Briefkastenfirmaauf den Bahamas darstellen? So wird es ausgehen.Dann wollen Sie politisch zugreifen, können es abernicht mehr. Man braucht nur eins und eins zusam-menzuzählen.

Machen Sie an dieser Stelle die Augen auf und erken-nen Sie, dass sich 33.000 Wohnungen auf wackligemBoden, auf hoher See befinden. Wir müssen die Woh-nungen retten, bevor sie absaufen. Politisch ist schonein sehr großer Schaden entstanden, der für die Mie-terinnen und Mieter und für den Freistaat Bayern nichtnoch größer werden darf. Wenn all diese Wohnungenweg sind und in ein paar Jahren die Mietpreiserhö-hungen kommen, werden wir als Steuerzahler undGeldverwalter sozial bedürftigen Menschen Wohnun-gen zur Verfügung stellen müssen. Wohnungen, dieuns früher selber gehört haben, werden wir von einerBriefkastenfirma X zum doppelten Mietpreis teuer an-mieten müssen. So wird es ausgehen. Deshalb stim-men wir dem Antrag der SPD zu und lehnen Ihren ab.

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Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: HerzlichenDank. Dann bitte ich den Kollegen Jürgen Mistol ansRednerpult.

Jürgen Mistol (GRÜNE): Frau Präsidentin, Kollegin-nen und Kollegen! Es wird immer offensichtlicher:Viele Tausende Mieterinnen und Mieter in Bayernmüssen eine Suppe auslöffeln, die ihnen durch dasMissmanagement in der BayernLB und von den dortVerantwortlichen eingebrockt worden ist. Es tritt dasein, wovor wir GRÜNE immer gewarnt haben. Diesesogenannte Sozialcharta hat ihren Namen nicht ver-dient. Der Druck auf den Wohnungsmarkt, gerade ingroßen und wachsenden Städten wie München oderRegensburg, erhöht sich noch mehr.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Der Verkauf der GBW-Wohnungen steht für michsinnbildlich für die Wohnungspolitik von CSU undStaatsregierung. Ihre wohnungspolitischen Aktivitätensind bestenfalls als ein Placebo zu beschreiben, alsein Muster ohne Wert. Sie haben sich in den letztenfünf Jahren oft genug hinter der FDP versteckt. Daswird Ihnen zukünftig nicht mehr gelingen. Dass IhrePolitik in dem Bereich ein Placebo ohne Wirkung ist,entnehme ich auch Ihrem Antrag, in dem Sie schrei-ben: Besonderer Kündigungsschutz für Bestandsmie-ter über 60 Jahre. Das wird doch durch Mieterhöhun-gen und Sanierungen schon wieder ausgehebelt. DieSozialcharta ermöglicht in den ersten drei Jahren eineErhöhung der Mieten um 15 %. Das liegt deutlich überder Inflation und über der üblichen Preissteigerungs-rate. Viele Mieterinnen und Mieter werden sich dasnicht mehr leisten können; denn hier wohnen ja vorallem die weniger zahlungskräftigen Bevölkerungs-schichten. Auch wenn die Sozialbindung der Wohnun-gen ausgelaufen ist, wohnen dort großenteils immernoch dieselben Menschen. Das sollten wir nicht ver-gessen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir GRÜNE haben wenig Illusionen, dass die Woh-nungen nach dem Verkauf noch einigermaßen sozial-verträglich bewirtschaftet werden. Aber die CSU woll-te es so. Sie wollten im Vorfeld nicht einmal dieWirksamkeit der Sozialcharta evaluieren lassen, wievon uns beantragt.

Es geht in der Tat nur noch um Schadensbegrenzung.Auch das wird nur teilweise möglich sein, aber manmuss es natürlich auch machen. Insofern stimmen wirdem SPD-Antrag zu. Die Mieterinnen und Mieter müs-sen sich darauf verlassen können, dass das Wenige,das zu ihrem Schutz festgelegt worden ist, auch be-achtet und umgesetzt wird.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Vielen Dank.Ich darf Herrn Staatssekretär Hintersberger ans Red-nerpult bitten.

Staatssekretär Johannes Hintersberger (Finanzmi-nisterium): Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolle-ginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Esist unstrittig, dass die Bayerische Staatsregierung einbesonderes Augenmerk auf den Mieterschutz legt.Dieser ist der Bayerischen Staatsregierung ein beson-deres Anliegen.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das glaubeich nicht!)

Das möchte ich klipp und klar sagen und sehr deutlichunterstreichen.

(Zuruf von den GRÜNEN)

Als Ausfluss hiervon konnte für die Mieterinnen undMieter der GBW AG mit der bekannten Sozialcharta –Kollege Peter Winter hat das betont – ein besondererSchutz erreicht werden in einem zugegebenermaßenschwierigen Gesamtpaket, in einer schwierigen Ge-mengelage, was den Bereich Wohnungen und Ver-mietung anbelangt. Die Mieterinnen und Mieter derGBW AG sind im Ergebnis – auch dies bitte ich deut-lich festzuhalten – besser geschützt als viele andereMieter auf dem freien Wohnungsmarkt.

(Zuruf von der SPD: Das stimmt doch überhauptnicht!)

Da ist es, gelinde gesagt, umso bedenklicher, wennheute in der Diskussion, angeregt durch den Dring-lichkeitsantrag der SPD, versucht wird, von Ausver-kauf, von Filetierung, von irgendwelchen Konjunktivenzu sprechen. Aus politischem Kalkül ist hierbei wiedereinmal eine Dramatisierung und Verunsicherung die-ser über 30.000 Mieter das Ziel.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das kommtdoch! Das läuft doch schon! Ich habe Briefe!)

Das kann es nicht sein. Das hat mit verantwortlicherPolitik nichts zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der CSU)

Ich sage Ihnen, warum. Meine Damen und Herren –ob Sie das wollen oder nicht, lassen Sie mich jetzt einpaar Fakten nennen -, wir haben mit einer Sozialchar-ta einen besonderen Mieterschutz für die GBW AGfestgezurrt, und dies nicht nur im Konjunktiv oder wieauch immer. Herr Aiwanger, Sie wissen – und Sie

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 69

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sagen es bewusst falsch -, dass das notariell, rechts-verbindlich im Kaufvertrag festgezurrt ist.

Wie schaut diese GBW AG aus? - Auf Geheiß derEU-Kommission ist im Rahmen eines diskriminie-rungsfreien Bieterverfahrens ein Wohnungspaket ver-kauft worden. In Brüssel konnte aufgrund des beson-deren Einsatzes der Staatsregierung – auch diesmöchte ich deutlich betonen – erreicht werden, dassdie Sozialcharta dem Verkauf eben nicht nur in Pa-pierform, sondern notariell festgezurrt zugrunde ge-legt werden konnte. Diese Sozialcharta geht an dieGrenzen des aufgrund und im Rahmen der EU-Vorga-ben festgestellten Möglichen. Sie wurde vom EU-Treuhänder streng auf ihre Machbarkeit und Marktüb-lichkeit geprüft. Das heißt, sie hat Bestand. Diebayerische Sozialcharta geht sogar über die dem Ver-kauf zugrunde gelegte Sozialcharta der Landesbank-Wohnungen des grün-rot regierten Landes Baden-Württemberg deutlich hinaus. Das wissen Sie.

Auf diese – noch einmal – notariell beurkundete Sozi-alcharta wurde die Patrizia im Rahmen des Kaufver-trags mit der BayernLB verpflichtet, liebe Kolleginnenund Kollegen. Bei der Patrizia handelt es sich, lassenSie mich auch dies noch einmal sagen, um ein seriö-ses bayerisches Immobilienunternehmen mit Sitz inAugsburg und mit dem Fokus auf Wohnimmobilien inSüddeutschland. Wenn Sie mir das nicht glauben,weise ich darauf hin: Dies haben der Münchner Ober-bürgermeister und auch der Nürnberger Oberbürger-meister anlässlich des Verkaufs mehrmals bestätigt.Die Patrizia hat die Anteile an der GBW AG federfüh-rend für ein Konsortium, Herr Kollege Güller, auszahlreichen langfristig orientierten, deutschen instituti-onellen Investoren erworben. Wenn man immer wie-der nachbohrt, dann sage ich deutlich – Herr Güller,auch dies wissen Sie als Jurist -, dass im KaufvertragVertraulichkeit vereinbart ist, die dementsprechendeinzuhalten ist. Das kann man diskutieren und hin undher wenden, aber das ist Fakt. Es ist so in der kauf-vertraglichen Vereinbarung festgelegt.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch ganzkurz die sechs entscheidenden Punkte nennen, diediese Sozialcharta enthält.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Herr Staatssek-retär, eine kurze Unterbrechung: Gestatten Sie eineZwischenfrage?

Staatssekretär Johannes Hintersberger (Finanzmi-nisterium): Nein. - Die wichtigsten Bestimmungen, dieinsbesondere für den Schutz unserer Mieterinnen undMieter entscheidend sind: Erstens. Ein besondererKündigungsschutz für die Bestandsmieter über60 Jahre und für Schwerbehinderte. Zweitens. Ver-

zicht auf Luxusmodernisierungen für die Dauer vonfünf Jahren. Drittens. Beschränkung der durchschnitt-lichen Mieterhöhung auf nicht mehr als 15 % - auchimmer wieder ein oft diskutiertes Thema - für die ers-ten drei Jahre. Viertens. Bestandserhalt durch Be-schränkung von Veräußerungen. Fünftens. Das Vor-kaufsrecht für Kommunen im Falle desWeiterverkaufs. Sechstens. Eine Mindestinvestitions-quote für Instandhaltung und Modernisierung.

Meine Damen und Herren, die Verpflichtung der Patri-zia geht sogar so weit, dass explizite, die einzelnenMieter schützende Regelungen einzelvertraglich ver-ankert werden. Die Mieterinnen und Mieter erhaltendadurch eine feste, individuelle Rechtsposition. Daswar ein der Staatsregierung besonders wichtigerPunkt. Auch der Ministerpräsident hat auf diesenPunkt immer wieder hingewiesen, der in den Vertragauch Eingang gefunden hat. Außerdem muss die Pat-rizia bei dem zulässigen Verkauf von Bestandswoh-nungen dafür sorgen, dass der Erwerber die Regelun-gen zum Mieterschutz, die ich gerade genannt habe,auch einhält.

Lassen Sie mich noch kurz auf die Frage antworten,ob es derzeit Anzeichen für einen Verstoß gegen dieSozialcharta gibt. Meine Damen und Herren, nachKenntnis der BayernLB, die das Kontrollorgan ist, hatdie Patrizia umgehend Schritte zur Umsetzung dieserSozialcharta in die einzelnen Mietverträge in dieWege geleitet. Das ist ein Prozess, der nach meinemInformationsstand derzeit läuft. Die gesellschafts-rechtlichen Voraussetzungen dafür werden derzeit ge-schaffen. Der BayernLB liegen heute keine Verstößegegen die Sozialcharta vor. Sollte es zu derzeit nichtabsehbaren Verstößen gegen die Sozialcharta kom-men, dann drohen der Patrizia empfindliche Vertrags-strafen. Ich denke, in diesem Punkt sind wir beieinan-der. Das gilt auch für alle, die künftig in diesesKonsortium eingebunden werden sollen. Ich halte esdeshalb nicht für verantwortlich, Meldungen über Mie-terhöhungen, den Verkauf von Wohnungen oder dieErhöhung von Garagenmieten zum Anlass zu neh-men, in dieser allgemeinen Form bei den Mieterinnenund Mietern Ängste zu schüren.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Die kom-men doch auf uns zu!)

- Herr Kollege Aiwanger, die GBW AG hat schon inder Vergangenheit regelmäßig Wohnungen verkauftund im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit Mieten er-höht. Auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaf-ten, ob in München, Nürnberg oder wo auch immer,nehmen solche Spielräume wahr. Liebe Kolleginnenund Kollegen, das gehört zum operativen Geschäft. Indiesem Fall werden die Mieterinnen und Mieter deut-

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lich besser geschützt, als das vor dem Verkauf derFall war.

Ein letzter Punkt: die Überwachung dieser Sozialchar-ta. Auch dieser Aspekt wurde in den verschiedenenRedebeiträgen thematisiert. Die BayernLB hat, umdies noch einmal zu betonen, den Auftrag, die Einhal-tung der Sozialcharta zu überwachen. Insbesonderemuss das Erwerbskonsortium der BayernLB zu die-sem Zweck einen von unabhängigen Wirtschaftsprü-fern erstellten Bericht vorlegen. Das ist notariell fest-gelegt. Die Staatsregierung ist im Übrigen gernebereit, nach Umsetzung der Sozialcharta in den Miet-verträgen dem Bayerischen Landtag darüber zu be-richten. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint das aberwenig sinnvoll, weil die Patrizia, wie ich bereits sagte,gerade im Begriff ist, diese Sozialcharta in die einzel-nen Bereiche einzubauen und umzusetzen. MeineDamen und Herren, die Staatsregierung wird selbst-verständlich einen Bericht hierzu abgeben, aber zueinem Zeitpunkt, zu dem wir Ihnen diese Aspekte klarund transparent erläutern können.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Bitte bleiben Sieam Redepult, Herr Staatssekretär. Zunächst kommtHerr Kollege Aiwanger, dann Herr Kollege Güller undschließlich Frau Kamm.

Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Herr Kollege,Sie haben vorhin gesagt, wir würden hier nur politi-sche Panik verbreiten, wenn wir behaupten, hierwerde filetiert oder verkauft. Als Staatssekretär sindSie nun auch Teil der politischen Aufsicht. Die Lan-desbank beaufsichtigt die Käufer, damit diese sich andie Sozialcharta halten. Hier nun meine konkreteFrage: Haben uns die Mieter angelogen, die behaup-tet haben, sie hätten in den letzten Tagen Schreibenerhalten, wonach der Verkauf ihrer Wohnungen imRaum steht? Ich frage Sie: Wie vielen Leuten ist einVerkaufsbrief ins Haus geflattert, oder haben die allenur schlecht geträumt? Steht hier ein Verkauf imRaum? Bei wie vielen Personen ist ein Brief einge-gangen? – Das müssen Sie wissen, wenn Sie die Auf-sicht haben.

Staatssekretär Johannes Hintersberger (Finanzmi-nisterium): Herr Kollege Aiwanger, ich habe deutlichgemacht, dass es auch im Rahmen der festgelegtenEckpunkte der Sozialcharta, nämlich im Rahmen desoperativen Geschäfts, durchaus zu Verkäufen kom-men kann.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Wie vielehaben einen Brief bekommen?)

In den festgelegten Eckpunkten - -

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das wissenwir nicht! Wie viele haben einen Brief bekom-men?)

- Herr Kollege Aiwanger, ich habe deutlich gesagt,dass im Rahmen des normalen operativen Geschäfts-gangs Verkäufe weiter laufen. Tun Sie doch nicht so!Das ist eine ganz normale Sache im Rahmen desoperativen Geschäfts. Allerdings gelten hierfür dieGrenzen, die die Sozialcharta festgelegt hat. DieseLeitplanken sind heute von mir mehrmals dargestelltworden. Das sind die Eckpunkte, im deren Rahmensich die Geschäfte bewegen müssen.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Herr KollegeGüller hat das Wort für eine Zwischenbemerkung.

Harald Güller (SPD): Herr Staatssekretär Hintersber-ger, noch einmal zum Thema Ängste schüren: Ängstewerden in diesem Parlament doch nicht durch Anträ-ge geschürt, sondern die Ängste werden durch diegerade angesprochenen Schreiben der GBW AGbzw. der neuen Eigentümer geschürt.

(Lebhafter Beifall bei der SPD)

Zu der pausenlos und immer wieder genannten Sozi-alcharta möchte ich das Protokoll des Haushaltsaus-schusses vom 9. April dieses Jahres zitieren. Danachhabe ich gefragt:

Welche einzelvertraglich festgelegten Individual-rechte habe ein Mieter, wenn seine Wohnung zuden 1.500 abzuschmelzenden Wohnungen oderzu den 950 in Eigentumswohnungen umzuwan-delnden Wohnungen gehöre?

In der Sozialcharta sei weiter von einer Begren-zung der Mieterhöhung im Durchschnitt des Woh-nungsbestandes der GBW die Rede. Welche In-dividualrechte habe ein Mieter bei einerMieterhöhung?

Die Antwort, die ich damals vom Vorstandsvorsitzen-den der BayernLB, Herrn Gerd Häusler, bekommenhabe, ist ebenfalls nachzulesen. Dort heißt es schlichtund einfach:

Abg. Güller habe sich die Fälle herausgepickt, diesich nicht für die einzelvertragliche Umsetzungeigneten. Dinge, die im Durchschnitt berechnetwürden - die Zahlen 1.500 und 950 seien korrekt-, könnten nur begrenzt einzelvertraglich festge-legt werden.

Das ist der Hintergrund, vor dem wir sagen, die Um-setzung der Sozialcharta gegenüber den Mietern istnicht ausreichend. Die Bayerische Landesbank, und

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 71

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damit das Finanzministerium, also FinanzministerSöder und auch Sie, Herr Staatssekretär Hintersber-ger, müssen sich jetzt darum kümmern. Warum tunSie das nicht? Warum verweisen Sie uns auf einenBericht, der frühestens in 15 Monaten kommen kann?

(Beifall bei der SPD)

Staatssekretär Johannes Hintersberger (Finanzmi-nisterium): Herr Kollege Güller, die Bayerische Staats-regierung kümmert sich sehr wohl, in diesem Fall überdie Bayerische Landesbank, um die in diesem Kauf-vertrag notariell beurkundeten und somit festgezurrtenEckpunkte der Sozialcharta. Es wird darauf geachtet,dass sie ordentlich durchgeführt und umgesetzt wer-den. Das sind die Spielregeln, so sind sie festgelegt.Diese Festlegung wird kontrolliert, und seitens derLandesbank ist auch vorgesehen, dass die Patriziasie einhält.

(Volkmar Halbleib (SPD): Was heißt hier vorge-sehen? Ist nur vorgesehen, dass das eingehaltenwird, oder wird das garantiert?)

Ich kann nur wiederholen: Andernfalls drohen ausge-sprochen empfindliche Vertragsstrafen. Das ist dieGrundlage des Verkaufs. Meine Damen und Herren,das wurde Ihnen mehrmals deutlich gesagt.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Dann kommtFrau Kollegin Kamm.

Christine Kamm (GRÜNE): Sehr geehrter HerrStaatssekretär, stimmen Sie mir zu, dass es für einenMenschen über 60 Jahren durchaus ein Problem ist,wenn Passagen der Sozialcharta ausgenutzt werden,wenn beispielsweise die Miete um 15 % erhöht wird,obwohl die Rente in drei Jahren niemals um 15 % er-höht wird?

Meine zweite Frage: Die Mieterhöhungen sind bei denMieterinnen und Mietern teilweise schon in den Brief-kästen. Die ergänzenden Mietverträge, auf die Sieverweisen, sind das aber noch nicht. Das ist ein Prob-lem. Es ist doch eigentlich unmöglich, dass die er-gänzenden Mietverträge noch nicht da sind, die Mie-terhöhungen den Mietern aber bereits in dieBriefkästen flattern.

Das dritte Thema ist der Bestand an Sozialwohnun-gen in Bayern. Sie wissen, dass dieser dramatischschmilzt. Die GBW hat in der Vergangenheit jedesJahr 250 Sozialwohnungen neu geschaffen. Wie istes damit jetzt bestellt? Werden noch Sozialwohnun-gen gebaut oder nicht?

(Beifall bei den GRÜNEN)

Staatssekretär Johannes Hintersberger (Finanzmi-nisterium): Frau Kollegin Kamm, der besondere Kün-digungsschutz ist für Mieter über 60 Jahre festgelegt.Das ist eine Frage des Kündigungsschutzes.

Der zweite Punkt betrifft die Beschränkung der durch-schnittlichen Mieterhöhung auf nicht mehr als 15 % inden nächsten drei Jahren. Diese Regelungen sindfestgelegt – tun Sie doch nicht so, liebe Kollegin -,und wir haben hier mehrfach und unabhängig von derGBW diskutiert, was die 15 % anbelangt. Dies ist sofestgelegt, und dies gilt selbstverständlich auch für dieMieter der GBW.

Die Sozialwohnungen und der Bau der Sozialwohnun-gen bilden, liebe Kolleginnen und Kollegen, einThema, das weit über diese konkrete Angelegenheitder GBW hinausgeht. Eine Aufgabe insbesondereauch der Kommunen, natürlich auch mit Unterstüt-zung des Freistaats und des Bundes, besteht darin,vor dem Hintergrund der schwierigen Situation zu-sätzliche Anstrengungen zu unternehmen. Dies hataber mit der GBW in diesem Fall, was die Sozialchar-ta anbelangt, wohl nichts zu tun.

(Zuruf von den GRÜNEN: Leider!)

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: HerzlichenDank. Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor.Damit ist die Aussprache geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung. Dazu werden dieAnträge wieder getrennt. Wer dem Dringlichkeitsan-trag der SPD-Fraktion auf Drucksache 17/15 seineZustimmung geben will, den bitte ich um das Handzei-chen. – FREIE WÄHLER, SPD, GRÜNE, offene Liste.Gegenstimmen bitte ich anzuzeigen. – Das ist dieFraktion der CSU. Gibt es Stimmenthaltungen? –Keine Stimmenthaltungen. Damit ist der Dringlich-keitsantrag abgelehnt.

Wer dem Dringlichkeitsantrag der CSU-Fraktion aufDrucksache 17/26 seine Zustimmung geben will, denbitte ich um das Handzeichen. – Das ist die Fraktionder CSU. Ich darf bitten, Gegenstimmen anzuzeigen.– FREIE WÄHLER, SPD, GRÜNE, offene Liste.

(Zurufe von allen Fraktionen: Es gibt keine offeneListe!)

- Ja, das stimmt. Dann darf ich noch die Stimmenthal-tungen abfragen. – Keine Stimmenthaltungen. Damitist der Dringlichkeitsantrag der CSU angenommen.

Ich rufe auf:

72 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Eva Gottstein u. a. undFraktion (FREIE WÄHLER)Gleiche Mütterrente für alle (Drs. 17/16)

Ich eröffne die Aussprache. Die erste Rednerin istFrau Kollegin Gottstein.

Eva Gottstein (FREIE WÄHLER): Sehr geehrte Prä-sidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hätte ei-gentlich gern den Herrn Ministerpräsidenten persön-lich angesprochen, weil es um ein Thema geht, vondem er immer sehr gerne spricht.

(Thomas Kreuzer (CSU): Ministerpräsidentenkon-ferenz!)

- Ich weiß, dass er entschuldigt ist, das ist klar. Trotz-dem darf ich erwähnen, dass es sein Thema ist.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Die Stell-vertreterin ist ja da!)

- Ja, aber die äußert sich zu diesem Thema nicht sooft. – Zu den Aufgaben der Opposition gehört nebender Kontrolle der Regierung, dass sie Ideenlieferantfür Plagiate ist, und auch die Erinnerung an und Kon-trolle von Versprechen. In diesem Zusammenhanggeht es um den Tatbestand, dass nach wie vor einRentenpunkt für Kinder, die vor 1992 geboren wordensind, gewährt wird und drei Rentenpunkte für Kinder,die nach 1992 geboren worden sind, gewährt werden.Im Wahlprogramm der CSU stand ganz klar: sozialeSicherheit, Mütterrente, wir kümmern uns darum,dass das Rentensystem in diesem ZusammenhangSchritt für Schritt verbessert wird. Das ist uns zuwenig. In sehr vielen Wahlveranstaltungen haben esdie Kolleginnen und Kollegen dieser Seite auch an-ders gesehen und sehr vollmundig versprochen: Dasändern wir im Hinblick auf eine volle Gleichbehand-lung. Letzte Woche ist bei der Frauen-Union Regens-burg wieder ganz klar versprochen worden: Wir sor-gen für die Gleichstellung und die Gleichbehandlungaller Mütter.

Deswegen verlangt der erste Dringlichkeitsantrag derFREIEN WÄHLER in dieser Legislaturperiode, dasendlich umzusetzen bzw. sich auf Bundesebene dafüreinzusetzen, dass dies umgesetzt wird.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Warum ist das unser erster Dringlichkeitsantrag? -Erstens haben wir es satt, dass wir dauernd nur Ver-sprechungen hören. Zweitens ist dieser Sachverhaltsehr wichtig, um der steigenden Altersarmut bei Frau-en wenigstens etwas entgegenzuwirken. Drittens ver-stößt die jetzige Situation gegen jedes Gerechtigkeits-

empfinden. Vor dem Gesetz sind alle gleich, auch dieKinder, die vor oder nach 1992 geboren sind; die ak-tuelle Regelung ist überhaupt nicht nachzuvollziehen.Letztendlich ist es unser erster Dringlichkeitsantrag,weil die jetzige Regelung unsozial und unchristlich ist.

Es ist mit keiner Logik zu erklären, warum ein Kind,das vor 1992 geboren ist, einen Rentenpunkt wert istund ein Kind, das nach 1992 geboren ist, drei Renten-punkte wert ist. Die nach 1992 geborenen Kinder sindweder schöner noch schwerer noch intelligenter nochsonst irgendetwas. Das sind alles Kinder, die vonMüttern geboren worden sind. Wenn ich die Erzie-hungsleistungen dieser Mütter würdigen will, darf ichhier keinen Unterschied machen. Mit Finanzargumen-ten zu kommen, ist hier völlig fehl am Platz. Wir redenvon Steuergeldern, die wir für eine gesamtgesell-schaftliche Aufgabe brauchen. Für ein Betreuungs-geld sind Mittel da; das muss man immer wieder beto-nen. Wir reden hier von einem halbenBetreuungsgeld. Wir erheben unsere Forderung heutenicht zum ersten Mal. Ich bitte, zuerst in diesem Punktdie Hausaufgaben zu machen. Dann können wir übereine andere Wertschätzung von Müttern weiterreden.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Wir wollen mit unserem Antrag erreichen, dass Siesich noch einmal Gedanken machen, und wir bittenSie zuzustimmen, weil Sie es eigentlich müssten,wenn Sie sich selber ernst nehmen. Bestrafen Sienicht all die Mütter, die sich für Kinder entschiedenhaben, als die Vereinbarkeit von Familie und Berufwesentlich schwieriger und kaum möglich war! Dastun Sie nämlich mit der jetzigen Regelung. BestrafenSie nicht die Mütter, die sich für eine Mehrkindfamilieentschieden haben, wie es vor 1992 wesentlich öfterder Fall war, und wirklich keine Alternative hatten, alsdie Kinder selbst zu Hause zu erziehen!

Wir reden hier durchaus auch von Geld. Wir reden beidrei Rentenpunkten bei einer Mutter, die drei Kindergeboren hat, von einer Rente, die fast 300 Euro be-trägt. Bei einer Mutter, die später in Teilzeit gearbeitethat, bedeutet das sehr wohl eine deutliche Aufbesse-rung ihres Renteneinkommens. Zeigen Sie durch Zu-stimmung zu unserem Antrag Ihre Wertschätzung derFamilie! Denken Sie in diesem Fall nicht an die6,5 Milliarden Euro, weil Sie das beim Betreuungsgeldauch nicht tun. Im Vergleich mit dem Betreuungsgeldstimmt die Größenordnung. Stellen Sie sich bitte die-ser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Nehmen Sieuns Frauen, nehmen Sie uns Mütter ernst, egal, wannwir Kinder geboren haben!

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 73

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Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: HerzlichenDank. Nächster Redner ist Herr Kollege Unterländer.

Joachim Unterländer (CSU): (Vom Redner nicht au-torisiert) Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehrgeehrten Damen und Herren! Dieser Dringlichkeitsan-trag der GRÜNEN ist so überflüssig wie ein Kropf.

(Beifall bei der CSU – Widerspruch bei den GRÜ-NEN – Margarete Bause (GRÜNE): FalscheRede!)

- Ich nehme die "GRÜNEN" zurück und spreche vonden "FREIEN WÄHLERN". Wir müssen das Folgendefeststellen: Erstens. Bereits seit längerer Zeit, mindes-tens seit der letzten Legislaturperiode, gibt es eineBeschlusslage,

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Beschlüssegibt es viele! Umsetzen!)

die auf eine Initiative der CSU-Fraktion zurückzufüh-ren ist, dass für die Erziehungszeiten für Kinder, dievor dem 1. Januar 1992 geboren worden sind, schritt-weise die gleichen Bedingungen gelten wie für Kinder,die danach geboren worden sind.

Zweitens ist es so, dass wir in diesen Tagen Koaliti-onsverhandlungen in Berlin mit dem Ziel führen, dassunter anderem das Ziel der schrittweisen Gleichstel-lung der Kindererziehungszeiten für Geburten vordem 01.01.1992 realisiert wird. Dies ist erklärter Willeder CSU und ist ausdrücklich festgestellt über denBayernplan, der unsere Inhalte auf diesem Gebietdeutlich macht, und über ein Papier, das der Minister-präsident auf der Parteivorstandssitzung in dieserWoche dargestellt hat. Wir treten dafür ein, dass abdem 01.01. des kommenden Jahres Kindererzie-hungszeiten für vor dem 01.01.1992 geborene Kindermit einem zusätzlichen Beitragspunkt als einem ers-ten Schritt mit monatlichen Verbesserungen von28 Euro für alle betroffenen Frauen berücksichtigtwerden.

(Eva Gottstein (FREIE WÄHLER): Das hilft abernichts! – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Dabrauchen wir mehr!)

Es wird dann selbstverständlich zu weiteren Überle-gungen kommen, aber wir müssen schnell handeln,und wir müssen im Übrigen gemeinsam in den Koaliti-onsverhandlungen,

(Zurufe der Abgeordneten Eva Gottstein (FREIEWÄHLER) und des Abgeordneten Hubert Aiwan-ger (FREIE WÄHLER))

meine sehr geehrten Damen und Herren, zu Ergeb-nissen kommen, die das Thema Altersarmut konse-quent angehen,

(Lachen des Abgeordneten Hubert Aiwanger(FREIE WÄHLER))

und da gehört die bisherige Benachteiligung, was Kin-dererziehungszeiten vor dem 01.01.1992 anbelangt,eindeutig dazu.

Es ist der CSU besonders wichtig, meine sehr geehr-ten Damen und Herren, dass diese Mütterrentekommt und dass sie in Schritten kommt.

Wir wollen kein Wolkenkuckucksheim, sondern wirwollen eine realistische Lösung, und diese realistischeLösung heißt, die vorhandenen Überschüsse,

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Wie großsind die ungefähr?)

die sich durch die Beitragszuführungen aus Steuer-mitteln für Kindererziehungszeiten in einer Größen-ordnung von über sechs Milliarden Euro ergebenhaben, in den kommenden Jahren zu verwenden.Damit ist eine wasserdichte Lösung in einer erstenStufe realisierbar.

(Volkmar Halbleib (SPD): Das muss eine langfris-tige Lösung sein!)

In einer zweiten Stufe werden alle weiteren Maßnah-men zur Altersarmut miteinander zu beraten sein. Ichhoffe, dass wir auch da zu guten Lösungen kommen.Wir sind der Meinung, Steuerfinanzierungen sind hiernicht der richtige Ansatz, weil die Belastungen für die-jenigen, die die Leistungen in Anspruch nehmen kön-nen, in der Rentenversicherung nach dem Motto "Aufder einen Seite gebe ich, auf der anderen Seite zieheich wieder aus der Tasche raus" zu völlig verkehrtenund kontraproduktiven Lösungen führen. Wir lehnendeshalb diesen Antrag ab.

Wir sind zuversichtlich, dass die Beschlusslage derCSU, die Beschlusslage der Bayerischen Staatsregie-rung und letztlich auch die Beschlusslage des Bayeri-schen Landtags zur Entlastung der Mütter und zurEinführung einer Mütterrente für diejenigen, die Kin-der vor dem 01.01.1992 geboren haben, mit einerschrittweisen Gleichstellung mit Geburten nach die-sem Zeitpunkt schnellstmöglich realisiert wird. Dafürstehen wir.

(Beifall bei der CSU – Zuruf des AbgeordnetenHubert Aiwanger (FREIE WÄHLER))

74 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Vielen Dank.Dann folgt die Kollegin Angelika Weikert.

Angelika Weikert (SPD): Frau Präsidentin, Kollegin-nen und Kollegen! Ich will gleich vorwegschicken: AusGerechtigkeitsgründen ist die SPD für eine Gleichstel-lung von Müttern, egal wann deren Kind auf die Weltgekommen ist. Die Erziehung von Kindern ist einewichtige gesellschaftliche Aufgabe, und diese Aufga-be muss von dieser Gesellschaft angemessen hono-riert werden.

(Beifall bei der SPD und den FREIEN WÄH-LERN)

Deshalb muss es darum gehen, Herr Unterländer,diese Ungerechtigkeit abzubauen. Ihr Vorschlag inden momentanen Koalitionsgesprächen ist nur eineschrittweise Anhebung. Sie haben es ja gesagt: Siewollen aus einem Punkt zwei machen. Es bleibt aberimmer noch der Unterschied zwischen zwei und dreiPunkten. Aber das ist Ihnen bewusst. Deshalb sollteman sich etwas zurückhalten mit Äußerungen in derÖffentlichkeit, wie gerecht doch letztlich die Union ist.Es bleibt eine Gerechtigkeitslücke.

(Beifall bei der SPD)

Die SPD, ich habe es gesagt, ist dafür, diese zu be-seitigen, aber gleichzeitig sagen wir, wir brauchen einklares Finanzierungskonzept. Da gibt es jetzt den Vor-schlag der Union, der momentan auf dem Tisch liegt:Wir finanzieren die Rente aus Beitragsmitteln. Sie be-tonen, dass die Rentenversicherung eine hohe Rück-lage hat, und malen dies in tollsten Bildern aus.

Nur möchte ich Sie schon darauf aufmerksam ma-chen und daran erinnern, dass ein zukunftssicheresRentenkonzept nicht nur zwei, drei, vier oder fünfJahre halten muss, sondern wirklich auf die nächstenGenerationen ausgerichtet sein muss. Dazu gehörenmehrere Bausteine. Dazu gehört die Vorsorge gegenAltersarmut, wofür die SPD das Konzept der Solidar-rente hat. Dazu gehört ganz eindeutig – das ist längstüberfällig - die Erhöhung der Erwerbsminderungsren-te. Es ist ein Skandal, wie wenig Erwerbsminderungs-rente Menschen, die nicht mehr arbeiten können, in-zwischen bekommen.

(Beifall bei der SPD)

Dazu gehört, dass wir die Rehabilitation ausbauen.Auch das ist eine Schande, wie viele Anträge abge-lehnt werden, wenn Menschen ihre Gesundheit wie-der aufbauen müssen, um ihrem Erwerbsleben nach-gehen zu können.

Ein zukunftssicheres Rentenkonzept hat mehrereBausteine. Die Mütterrente kann nur ein Teil einesMaßnahmenbündels in diesem Konzept sein. Deswe-gen wird die SPD auch darauf drängen, dass die Müt-terrente, wenn sie kommt, aus Steuermitteln finanziertwird und im Gegenzug von der CSU, von der Union,ein klares Finanzierungskonzept kommt.

(Beifall bei der SPD)

Ein Weiteres noch, auch das gehört zu dem ThemaAltersarmut und Gleichstellung von Männern undFrauen: Wir müssen uns die Erwerbsbiografien vonFrauen anschauen. Und da gilt für die SPD das Bün-del von "Gute Arbeit", das heißt: Mindestlohn, Abbauvon Leih- und Zeitarbeit, Entgeltgleichstellungsgesetz,endlich gleiche Bezahlung, gleicher Lohn für Frauenund Männer. Das sind Konzepte, die Altersarmut ab-bauen werden.

(Beifall bei der SPD)

In diesem Sinne freuen wir uns auf spannende Koaliti-onsverhandlungen. Der Teil auf dieser Seite ist einStück weit beteiligt. Wir natürlich auch. Wir werdenauch von unseren Parteikollegen entsprechend infor-miert. Bei der SPD wird auch die Basis durch einenMitgliederentscheid mit entscheiden. Wir hoffen hierauf gute Ergebnisse. Die Zukunft muss eben durchrichtige Konzepte ausreichend gesichert sein.

Zweite Vizepräsidentin Inge Aures: Vielen Dank.Dann darf ich die Kollegin Kerstin Celina ans Redner-pult bitten.

Kerstin Celina (GRÜNE): Sehr geehrte Damen undHerren! Ich glaube, jeder von uns hier im Plenum, ausjeder Region Bayerns und aus jeder Partei, wurde imRahmen des Landtagswahlkampfs mindestens einmalzu seiner Position zum Thema "Gleiche Mütterrentefür alle" gefragt: von allen älteren Mitbürgerinnen, dieuns an Infoständen und auf Veranstaltungen zu Rechtdarauf hingewiesen haben, dass dieses Thema eineLösung braucht; von den Rentnerinnen, die sich vieleJahre intensiv um ihren Nachwuchs gekümmerthaben und die gar keine Möglichkeit hatten, Beruf undFamilie zu vereinbaren, weil damals alles, was dazunotwendig ist, fehlte: Kinderbetreuungsmöglichkeitenebenso wie Infrastruktur, um zur Arbeit zu kommen,und technische Hilfsmittel im Haushalt. Zumindest diesind heute gang und gäbe.

Wir alle, die intensiv Wahlkampf betrieben haben,wurden von Rentnerinnen angesprochen, die viel ge-leistet haben und die jetzt arm sind. Sie fragen sich,warum ihre Kinder, die vor 1992 geboren wurden, imwahrsten Sinne des Wortes weniger wert sind als Kin-der, die nach 1992 geboren wurden. Ich bin sicher,

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 75

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Sie alle haben diesen Frauen geantwortet: Ja, das istungerecht, ja, das muss geändert werden. Jetzt liegtder Dringlichkeitsantrag der FREIEN WÄHLER vor.Wir haben nun die Chance, dies zu ändern und Wahl-versprechen einzulösen.

(Beifall bei den GRÜNEN und den FREIEN WÄH-LERN)

Schon im Jahr 2010 hat die hier eingesetzte Kommis-sion namens "Anforderungen aus dem zweiten Baye-rischen Sozialbericht" konkrete Handlungsempfehlun-gen entwickelt und die Erhöhung derAnrechnungszeiten für die Erziehung der vor 1992 ge-borenen Kinder gefordert, übrigens gemeinsam mitder Erhöhung der Anrechnungszeiten für familiärePflege. Diese Forderungen gehören nach wie vor zu-sammen. Es ist schade, dass die FREIEN WÄHLERdiese ebenso wichtige Forderung, nämlich die An-rechnung familiärer Pflegezeiten, nicht in ihrem An-trag genannt haben. Auch bei der Erarbeitung einesDringlichkeitsantrags hätte man sich die Zeit nehmenkönnen, dies hineinzuschreiben.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Es ist egal, ob man sich um jungen Nachwuchs oderum ältere Familienmitglieder kümmert. Beides istgleich wichtig. Beides darf nicht zu Altersarmut füh-ren. Genau das ist aber der Fall. Genau hier entstehtAltersarmut. Das ist, bei allen politischen Unterschie-den in diesem Plenum, unstrittig.

Was ist nun zu tun? - Ganz klar: Wir müssen für mehrGerechtigkeit sorgen und Altersarmut vermeiden,indem wir heute in diesem Plenum feststellen, dasswir für die Gleichbehandlung aller Mütter sind, zumBeispiel durch die Anrechnung von Kindererziehungs-zeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung. Wasist noch zu tun? - Wir müssen auf Bundesebene aufdie Vermeidung von Altersarmut bei Pflegeleistungendringen. Das muss jeder in seiner Fraktion und ent-sprechend seiner Position tun. Wir müssen außerdemüberlegen, wie wir dies finanzieren. Die FREIENWÄHLER beantragen eine Finanzierung über Steuer-mittel. Das ist logisch und konsequent; denn die enor-men Mehrkosten, die uns bevorstehen, wenn wir dieGleichbehandlung der Mütter umsetzen wollen, kön-nen bei der erwarteten demografischen Entwicklungnicht von den Beitragszahlern finanziert werden.

Da einige Parteien den Zuzug junger Menschen ausanderen Ländern, die als Arbeitskräfte in die Renten-versicherung einzahlen könnten, verhindern, könnenwir auch nicht davon ausgehen, dass wir in Zukunftmehr Beitragszahler für die Rentenkassen haben wer-den. Insofern haben die FREIEN WÄHLER recht. DieRentenversicherung taugt zumindest langfristig nicht

als Basis für die Finanzierung der beantragten Maß-nahmen; denn ein Renten-Plus für acht Millionen Müt-ter ist zumindest auf Dauer nicht aus der Rentenpor-tokasse zu finanzieren, auch wenn die Kasse zumjetzigen Zeitpunkt prall gefüllt ist. Jetzt bleibt nur nochdie Frage, welche Steuern wir nehmen. Hierzu findetsich in dem vorliegenden Dringlichkeitsantrag leiderkein Vorschlag. Hier hätte ich gerne etwas mehr ge-wusst.

Wir GRÜNE haben in den letzten Monaten viel überSteuern geredet. Deswegen verzichte ich heute da-rauf darzustellen, aus welchen Steuern wir dies finan-zieren würden. Wer dazu noch Fragen hat, kann abernach dem Plenum gerne auf mich zukommen. Dannwerde ich ihm oder ihr gerne unser Steuerkonzept er-klären und es richtig kommunizieren. Dabei kann ichdann gleich noch unser Konzept der steuerfinanzier-ten Grundrente in Höhe von 850 Euro im Monat erläu-tern, das eine geeignete Alternative wäre, um zu mehrGerechtigkeit für Mütter und Pflegende zu kommen.

In der letzten Legislaturperiode wurde übrigens dasThema des heute vorliegenden Dringlichkeitsantragsschon einmal behandelt. Bei dem damals diskutiertenAntrag zur Anrechnung von Kindererziehungs- undPflegezeiten in der Rentenversicherung hätte ich auchschon gerne mitgeredet, war aber leider noch nichtdabei. Ich kenne aber das Ergebnis: Herr Seehoferwollte schon damals eine, ich zitiere, neue Epoche inder Renten- und Familienpolitik einleiten, mit einerbesseren Anrechnung von Kindererziehungs- undPflegezeiten. Der Antrag der FREIEN WÄHLER bietetjetzt die Möglichkeit, einen ersten Schritt zu tun, ummit einer Anrechnung von Pflegezeiten nachzuziehen.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es auch ande-re gute Konzepte zur Vermeidung von Altersarmutgibt, zum Beispiel eine Garantierente. Ich bin auchder Meinung, dass der Antrag der FREIEN WÄHLERnoch nicht perfekt formuliert ist. Er hat aber das richti-ge Ziel, nämlich Altersarmut zu vermeiden, und er for-dert eine Finanzierung der Mütterrente durch Steuern.Wer kann dazu schon Nein sagen? Wir GRÜNEsehen dies in der aktuellen Lage als einen wichtigenSchritt an, um endlich zu Potte zu kommen. Über dienotwendigen Steuererhöhungen können und werdenwir uns später sicher noch einmal unterhalten.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank,Frau Kollegin Celina. Jetzt hat Frau StaatsministerinHuml das Wort.

Staatsministerin Melanie Huml (Gesundheitsminis-terium): Werter Herr Präsident, liebe Kolleginnen undKollegen! Dieser Dringlichkeitsantrag setzt sich für hö-

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here Renten für Mütter ein. Wer könnte da dagegensein? Gerade die Staatsregierung hat diesen Vor-schlag eingebracht. Es ist schön, dass viele Fraktio-nen bei diesem Vorschlag mitgehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolle-ginnen und Kollegen, wir alle wissen, dass Frauen,die ihre Kinder nach 1991 geboren haben, drei Kin-dererziehungsjahre angerechnet bekommen, währendMüttern, die ihre Kinder vor 1992 bekommen haben,nur ein Jahr gutgeschrieben wird. Dieser Unterschiedhat nur einen Grund, nämlich zwischenzeitliche Leis-tungsverbesserungen, die mit einer Stichtagsregelungverbunden waren, wie das häufiger der Fall ist.

Ältere Mütter haben aber keineswegs weniger für un-sere Gesellschaft geleistet. Sie verdienen unsere An-erkennung genauso. Gerade die Renten von Mütternsind besonders niedrig, und zwar umso niedriger, jemehr Kinder erzogen wurden. Wir alle, auch die Baye-rische Staatsregierung, wollen die Altersarmut geradevon Müttern bekämpfen. Deshalb macht sich dieStaatsregierung, allen voran Ministerpräsident HorstSeehofer, für zusätzliche Kindererziehungszeitenauch für die heutigen Rentnerinnen mit Geburten vor1992 stark.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bekanntlichist dies auch mit Kosten verbunden. Über sechs Milli-arden Euro jährlich fallen allein für ein zusätzlichesKindererziehungsjahr an. Wir wollen dies solide finan-zieren, Schritt für Schritt. Durch die hohen Rücklagenin der Rentenversicherung und vorhandene Steuer-mittel für Kindererziehungszeiten ist das auch mög-lich. Wir wollen dafür keine Steuererhöhungen einfüh-ren. Wir wollen sie nicht, und wir brauchen sie nicht.

Gestern haben im Bund die Koalitionsverhandlungenbegonnen. Für den Freistaat Bayern wird dies dabeiein ganz wichtiges Thema sein. Meine Kollegin, dieFamilienministerin Emilia Müller, wird sich dafür ein-setzen, eine gute Lösung für die Mütter in unserer Ge-sellschaft zu finden, damit ihre Leistungen finanziellanerkannt werden.

(Beifall bei der CSU)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank,Frau Staatsministerin. Weitere Wortmeldungen liegennicht vor. Damit ist die Aussprache geschlossen. Wirkommen zur Abstimmung. Wer dem Dringlichkeitsan-trag auf der Drucksache 17/16 seine Zustimmunggeben will, den bitte ich um das Handzeichen. – Dassind die Fraktionen der SPD, der FREIEN WÄHLERund des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN. Gegenstim-men? – Das ist die CSU-Fraktion. Damit ist der Dring-lichkeitsantrag abgelehnt.

Zur gemeinsamen Beratung rufe ich auf:

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MargareteBause, Ludwig Hartmann, Thomas Gehring u. a.und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Windenergie in Bayern voranbringen -Planungssicherheit für Kommunen, Bürgerinnenund Bürger herstellen (Drs. 17/17)

und

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten HubertAiwanger, Florian Streibl, Thorsten Glauber u. a.und Fraktion (FREIE WÄHLER)Akzeptanz der Windenergie sichern -Einflussbereich der Kommunen bei Planung vonWindkraftanlagen stärken (Drs. 17/27)

Ich eröffne die gemeinsame Aussprache. Der ersteRedner ist Herr Kollege Stümpfig.

Martin Stümpfig (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsi-dent, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! In derheißen Wahlkampfphase ist auf einmal die Forderungaufgetaucht: Windkraftanlagen brauchen einen Ab-stand in zehnfacher Höhe zur nächsten Wohnbebau-ung. Der Ministerpräsident war gerade bei einer Bür-gerinitiative zu Besuch, die wenig von Windrädernhält. Aus diesem Besuch ist eine Bundesratsinitiativeentstanden: Das Baugesetzbuch sollte geändert wer-den; denn Bayern will den Abstand in zehnfacherHöhe festschreiben. Doch im Bundesrat hatte dieseInitiative keine Chance. Deshalb hat die Staatsregie-rung eine Vertagung bis auf Widerruf beantragt. InFachkreisen des Bundesrats bezeichnet man soetwas auch als Beerdigung zweiter Klasse.

Wir GRÜNE wollen dieser Hängepartie ein Ende ma-chen; deshalb unser Antrag. Wir brauchen in diesemBereich Planungssicherheit – das ist ganz wichtig –und sagen deshalb zu Herrn Seehofer, der heute lei-der in Berlin weilt: Ziehen Sie Ihren Antrag zurückoder haben Sie wenigstens den Mumm, ihn bei dernächsten Sitzung des Bundesrates zur Abstimmungzu stellen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Der derzeitige Antrag der Staatsregierung im Bundes-rat hätte fundamentale Auswirkungen. Ein Abstand inzehnfacher Höhe – moderne Windkraftanlagenhaben, wie Sie wissen, 200 Meter Flügelspitzenhöhe– würde einen Radius von 2.000 Metern bedeuten.Das populistische Vorpreschen würde die Windkraftbei uns in Bayern komplett zum Erliegen bringen. Nurnoch 0,05 % unserer Landesfläche – Bayern ist nichtgerade klein – würden dann zur Verfügung stehen.Ein Windrad bräuchte eine Fläche von 12,5 Quadrat-

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kilometern. Ich komme aus Franken. Bei uns gibt esden Altmühlsee, der 4 Quadratkilometer groß ist. Diedreifache Fläche des Altmühlsees würde benötigt, umden Abstand zur nächsten Wohnbebauung einzuhal-ten. Kurz gesagt: Die Windkraft als billigste und effizi-enteste Energieform, die wir derzeit haben, wäre tot.Die von der Staatsregierung 2011 selbst beschlosse-ne Energie-Initiative wäre nur noch Makulatur.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Bis vor zwei Wochen habe ich noch bei der StadtAnsbach als Umweltingenieur gearbeitet. Dort war ichelf Jahre tätig. Nach drei Jahren Planung haben wires diesen Sommer endlich geschafft, so weit zu sein.Ein BImSchG-Antrag für zwei, drei Windkraftanlagenlag auf meinem Schreibtisch. Ich habe dort den Im-missionsschutz beurteilt, also hauptsächlich Lärm undSchatten. Dann kam die Initiative der Staatsregierung.Mit Schreiben vom 7. August und mit Schreiben vom30. August wurden die Kreisverwaltungsbehörden zuvorauseilendem Gehorsam aufgefordert. Die geplan-ten Projekte sollten auf Eis gelegt werden; denn dieStaatsregierung hatte ja ein neues Gesetz in petto.Meine Kollegen in der Verwaltung, die zum Teil30 Jahre dabei sind, haben gesagt: So etwas habenwir noch nicht erlebt. Ich sollte also einen Antrag, dervor mir auf dem Schreibtisch liegt, nicht nach der der-zeit gültigen Gesetzeslage bearbeiten, sondern ein-fach ruhen lassen. Nach meiner Auffassung ist diesrechtlich äußerst fragwürdig.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Die Kommunen würden Gefahr laufen, schadener-satzpflichtig zu werden. Unserem Herrn Ministerpräsi-denten sind diese juristischen Spitzfindigkeiten aberanscheinend nicht besonders wichtig.

(Zuruf von den GRÜNEN: Weil er es nicht ver-steht!)

Als Umweltingenieur kann ich Ihnen versichern:800 Meter Abstand zur nächsten Wohnbebauung sindaus Sicht des Lärm- und Schattenschutzes ausrei-chend. Wichtig ist der richtige Standort der Windkraft-anlagen. Den können die Bürger, können die Gemein-den, die Planungsverbände vor Ort am bestenbeurteilen; denn sie sind die Experten vor Ort.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Sie als CSU wollen jetzt von München aus entschei-den, wo in Bayern die Windkraftanlagen noch hinpas-sen; denn bei einer übrigen Fläche von 0,05 % ist esdefinitiv eine Entscheidung aus München. Was hatdas noch mit Bürgernähe zu tun? Herr Seehofer mimtden Kümmerer,

(Beifall bei den GRÜNEN)

aber seit Einreichung der Initiative ist nichts mehr pas-siert. Herr Seehofer wirkt wie ein Schockfroster aufalle laufenden Windkraftprojekte.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Das Ziel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist ganzklar: Wir wollen Energie in Bürgerhand. Wir wollen lo-kale Bürgergenossenschaften, die vor Ort investieren.Das Geld bleibt in unserer Region. Der Strom wirddort erzeugt, wo wir ihn brauchen. Wir haben somiteine hohe Akzeptanz von Windkraftprojekten.

Nach Fukushima ist das Windkraftpendel der CSU –so möchte ich es einmal bezeichnen – von Ablehnungauf Zustimmung geschwenkt. Zum Zeitpunkt des Hö-hepunktes des Ausschlages hat unser damaliger Um-weltminister Herr Söder veranlasst, dass Windkraftan-lagen, die einen Abstand von 800 Metern zu nächstenWohnbebauung haben, keine neutralen Lärmschutz-gutachten mehr benötigen. Ich als Fachmann sageIhnen heute: Diese neutralen Lärmschutzgutachtenwaren in der Praxis Gold wert. Man hat dadurch wirk-lich Akzeptanz geschaffen. Ich konnte nämlich sagen:Schauen Sie her, die Grenzwerte, die Lärmschutz-richtwerte werden sicher eingehalten. Das war alsokontraproduktiv.

Jetzt schlägt das Pendel der CSU wieder gewaltig zu-rück. Den laufenden Projekten wird der Boden kom-plett entzogen. Ich weiß aus eigner Erfahrung: Wind-kraftanlagen brauchen mindestens zwei bis drei JahrePlanungszeit. Wir brauchen ganz dringend Planungs-sicherheit:

(Beifall bei den GRÜNEN)

Planungssicherheit für die Kommunen, Planungssi-cherheit für die Bürger, die etwas investieren wollen,Planungssicherheit für die Investoren und schließlichauch Planungssicherheit für das Konsortium aus Ge-nehmigungsbehörden und Planungsverbänden. Aufkeinen Fall brauchen wir ein Pendel, das einmal sound ein anderes Mal anders ausschlägt. Machen Siedem Pendeln ein Ende; machen Sie diesem Spuk einEnde!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Stimmen Sie heute für mehr Planungssicherheit.Stimmen Sie für eine konsequente Energiewende.Stimmen Sie unserem Antrag zu, und ziehen SieIhren eigenen Antrag im Bundesrat zurück.

(Beifall bei den GRÜNEN)

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Noch ein kurzes abschließendes Wort zum nachgesc-hobenen Antrag der FREIEN WÄHLER zum ThemaWindkraft: Wir sehen, dass die Kommunen durchausPlanungsmöglichkeiten haben. Die Kommunen müss-ten aber noch weiter unterstützt werden. Den Antragin seiner relativ unkonkreten Form möchten wir des-halb nicht direkt unterstützen – wir sehen keinenMehrwert – und haben uns deshalb für eine Enthal-tung entschieden. - Ich danke für Ihre Aufmerksam-keit.

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Herzlichen Dank,Kollege Stümpfig. Nächste Wortmeldung: KollegeGlauber. Bitte schön.

Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER): Verehrtes Prä-sidium, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich werdedem Kollegen Stümpfig erklären, warum wir diesenAntrag gestellt haben und wie wir mit dem Antrag derGRÜNEN umgehen werden.

Frau Aigner, Herr Pschierer, Sie haben mit Ihrerneuen Aufgabe eine Mammut-Baustelle vor sich. Siehaben einen Ministerpräsidenten, der in Berlin schnellvor der Wahl, wie vorhin verkündet, eine Zehn-H-Re-gelung ausruft, um bei den Bürgern noch Fishing forCompliments zu betreiben und der im Prinzip Städte,vor allem Landkreise und Landratsämter, mehr oderweniger zum Rechtsbruch auffordert. Dieser Rechts-bruch wurde gerade angeführt. Was soll bitte schönein Bayerischer Landtag dazu sagen, wenn wir alsParlament mit einem Ministerpräsidenten an der Spit-ze zum Rechtsbruch aufrufen?

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Wenn, dann sollten wir gefälligst hier – es ist dochganz klar, dass wir dafür zuständig sind – ordentlichegesetzliche Regelungen schaffen. Momentan ist es so– das habe ich Ihnen in der letzten Legislaturperiodezu erklären versucht –, dass Sie mit dem Windkraft-Erlass etwas ins Leben gerufen haben, was wir sonicht wollten. Sie haben sich nach Fukushima für dieEnergiewende ausgesprochen. In Ihrer Regierungser-klärung, in Ihrem Energiekonzept haben Sie dann, da-mals noch unter Umweltminister Söder, von1.500 Windrädern gesprochen. Wie viele dieser1.500 Windräder haben Sie denn realisieren können?Was ist denn passiert? – Als Sie gemerkt haben, dassSie auf Widerstände stoßen, ist plötzlich die 10-H-Re-gelung ins Spiel gekommen. Sie haben Folgendes ge-macht: Sie haben einen Windkraft-Erlass in die Flä-che gebracht, der ermöglicht, dass heuteWindkrafträder bis zu 300 Meter an Einzelwohnbe-bauungen heranrücken können. Es ist doch klar, dassdie Bürger damit nicht einverstanden sind.

Wir haben für die allgemeine Wohnbebauung die 800-Meter-Regel. Natürlich führt es nicht zu Akzeptanz.Wenn wir heute Windräder mit 230 Metern Höhe in800 Metern Abstand haben, wird es natürlich schwie-rig. Die einzige Rechtsgrundlage, die momentan mitBlick auf eine Regelung auf dem Tisch liegt, ist dieBaunutzungsverordnung, da Windkrafträder privile-giert sind – sprich: Ein Windkraftrad darf nachts ineinem Gebiet mit allgemeiner Wohnbebauung nichtmehr als 35 dB(A) Lärm erzeugen. Das ist die einzigeRechtsgrundlage. Sprich, wie weit weg das Windradwirklich steht, wird von einem BImSchG-Gutachtenbestimmt. Wir als FREIE WÄHLER wollten immereine größere Rechtssicherheit für die Kommunen;denn die Kommunen würden bei der Energiewendegern mitgehen, sie haben aber keine Rechtssicher-heit.

Wenn wir nach dem Windkrafterlass und den Regio-nalplänen heute als Kommune eine Vorrangflächeausweisen und der Abstand zur Wohnbebauung bei800 Metern liegt, dann ist es nach wie vor so, dassdas BImSchG-Verfahren im Raum steht. Dieser Grau-bereich ist nie geregelt worden. Wenn die Vorrangflä-che bebaut ist, trifft die Privilegierung nicht zu, undeine Vorschädigung einer Fläche würde zur Nachver-dichtung führen. Das ist oft praktiziert worden.

Wir wollen, dass die Kommunen in Zukunft Rechtssi-cherheit haben. Frau Aigner, Herr Pschierer, ich wün-sche Ihnen viel Spaß dabei, diese Rechtssicherheitherzustellen. Ich sage Ihnen noch, dass Sie – derFDP-Wirtschaftsminister hat es nie verstanden – alsErstes einen Masterplan, was Sie mit der Energie-wende wollen, schreiben sollten. Nehmen wir zumBeispiel den Riedlspeicher, den der Ministerpräsidentgestern schon in die Tonne kloppen wollte.

(Zurufe von der CSU)

- Jochberg. Wenn Sie den Jochbergspeicher in dieTonne kloppen wollen, dann sagen Sie den Bürgern,wie Sie Energie speichern wollen. Jedenfalls, machenSie als Erstes einmal einen Masterplan! ÜberlegenSie sich, wie Sie die Energiewende überhaupt gestal-ten wollen.

Zweitens. Wenn Sie schon Ihren Windkrafterlass ma-chen, dann sollten Sie dort die Erreichbarkeit einerFläche berücksichtigen. Sie lassen heute die Regie-rungen im Windkrafterlass in den Regionalplänen Flä-chen erarbeiten, bei denen nicht einmal sichergestelltist, weil es kein Kriterium ist, dass die Flächen über-haupt straßentechnisch zu erreichen sind. Sie wissenin der Beratung nicht, wo letztlich die nächsten Netz-anschlusspunkte sind.

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Sie haben nichts geregelt, Sie arbeiten mit einemalten Windatlas. Wir fordern seit Jahren, dass Sieendlich einen Windatlas auf den Tisch legen, damitwir keine Streitigkeiten darüber haben müssen, dassWindräder in der Fläche stehen, die völlig unrentabelsind. Volkswirtschaftlich ist es das Allerwichtigste,dass wir von vornherein feststellen: Welches Windradist das wirtschaftlichste? Wir müssen doch volkswirt-schaftlich mit den wirtschaftlichsten Windrädern be-ginnen und sie dann der Reihe nach abarbeiten. Habeich aber keine Aussage zur Windhöffigkeit, kann ichnicht das wirtschaftlichste Windrad bestimmen. Auchda verweigern Sie sich.

Es gibt viele Hausaufgaben. Wir wollen, dass Sie end-lich Rechtssicherheit für die Kommunen schaffen.Dem Antrag der GRÜNEN werden wir selbstverständ-lich zustimmen; denn momentan kommen wir beimAusbau der erneuerbaren Energien und der Windkraftnicht voran.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Danke sehr, HerrKollege Glauber. Nächster Redner ist Herr KollegeHuber. Bitte sehr.

Erwin Huber (CSU): Herr Präsident, meine sehr ver-ehrten Damen und Herren! Die GRÜNEN machen mitdiesem Antrag wieder viel Wind, ohne Energie zu er-zeugen.

(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIEWÄHLER): Oh mei!)

Der Teil Windkraft ist im Bayerischen Energiekonzeptenthalten, das steht völlig außer Frage. Aber die Er-fahrungen gerade der letzten Jahre, Herr KollegeGlauber, im Wirtschaftsausschuss sind doch die, dassein Konsens bei den gegenwärtigen Regelungen oftnicht erreichbar ist. Die meisten Eingaben, die wir imWirtschaftsausschuss zur Windkraft hatten, stammtenvon entschiedenen Gegnern. Das muss man zurKenntnis nehmen. Es hat doch keinen Sinn, einfachzu sagen, das wollen wir ohne Rücksicht auf die Be-dingungen vor Ort. Der Vorstoß der Staatsregierunghat das Ziel, mehr Konsens, mehr Bürgerbeteiligung,mehr Miteinander herbeizuführen. Ich meine, eigent-lich sollte das den GRÜNEN entgegenkommen, unddeshalb ist Ihr Vorstoß völlig irrelevant und auchfalsch, meine Damen und Herren.

Eigentlich müssten alle in diesem Hohen Hause derMeinung sein, ein Vorstoß, der die Landeskompetenzstärkt, sei sinnvoll; denn Sachsen und Bayern wollenzunächst einmal, dass in das Bundesbaugesetz ein-gefügt wird, dass die Länder selber Zuständigkeitenbekommen, um im Bereich der Außenbereichsprivile-

gierung von Windkraft eigene Regelungen zu treffen.Die Bedingungen für Windkraft sind in den 16 Län-dern in Deutschland durchaus unterschiedlich. Auchdie Besiedelung ist unterschiedlich, auch die Topogra-phie ist unterschiedlich. Warum soll man da bundes-weit alles über einen Kamm scheren? – Lasst unsdoch die Möglichkeit wahrnehmen, dass in den einzel-nen Ländern maßgeschneiderte Regelungen getrof-fen werden, die für das jeweilige Land passen. Wirsind Föderalisten und nicht Zentralisten, meineDamen und Herren!

(Beifall bei der CSU – Zurufe von den GRÜNEN)

Natürlich spielt die Energiewende jetzt bei den Koaliti-onsverhandlungen zwischen Union und SPD eine ent-scheidende Rolle. Die Wirtschaftsministerin wird anden Verhandlungen maßgeblich beteiligt sein. Dawerden alle Bedingungen auf den Tisch kommen,selbstverständlich auch die Frage, wie die EEG-Ver-gütung ausgestaltet wird. Da wird es zu Änderungenkommen, weil die jetzigen Strompreise in ihrer Dyna-mik nicht beibehalten werden können und wir wollen,dass es eine wirksame Bremse für Strompreise gibt.Wir wollen, dass die regenerativen Energien Zukunfthaben. Aber eine Überförderung mit Fehlanreizen zu-lasten der Bürger in ganz Deutschland kann auf dieseArt und Weise nicht mehr hingenommen werden,meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CSU)

Das heißt, die Anreize, aber auch die Investitionsbe-dingungen werden bei dem großen Rad, das gedrehtwird, nämlich der Energiewende für die Zukunft, na-türlich eine Rolle spielen. Dabei wird von Bayern –von der Wirtschaftsministerin und von uns, der CSU –auch diese Regelung zu den Abständen in der Wind-kraft eingebracht werden. Es gibt sowieso eine Initiati-ve im Bundesrat. Entscheidend ist aber – anders gehtes gar nicht -, dass der Bundestag einer solchen Re-gelung zustimmt.

(Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER) meldet sichzu einer Zwischenfrage)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Herr KollegeHuber, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Erwin Huber (CSU): Nein, er kann nachher eine In-tervention machen. - Das heißt, wir bringen jetzt in dieKoalitionsverhandlungen eine Gesamtregelung ein,einen sogenannten Masterplan und damit natürlichdie Frage, ob es notwendig ist, das Baugesetzbuch indiesem Punkt zu ändern oder nicht. Wenn wir da zueiner Regelung mit der SPD kommen, wird es im Bun-destag eine entsprechende Initiative geben. Wennnicht, dann wird darüber jedenfalls verhandelt. Aber

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zum jetzigen Zeitpunkt das Signal zu geben, wir neh-men diesen Antrag zurück, wäre vor Beginn der ei-gentlichen Verhandlungen völlig falsch.

(Beifall bei der CSU)

Im Übrigen möchte ich den GRÜNEN und auch denFREIEN WÄHLERN sagen: Verehrte Kollegen, rüstenSie doch in der Sache ein bisschen ab. Es macht sicheinfach immer gut, etwas persönliche Polemik hinein-zumischen oder von Rechtsbruch zu reden. DieseSache ist sowieso so komplex, dass man sich lieberum Sachlichkeit bemühen sollte, anstatt das Ganzeemotional aufzupumpen.

(Beifall bei der CSU)

Ich sage dazu noch zwei Dinge. Wir hätten möglicher-weise diese gewaltige Erhöhung der Strompreise zum1. Januar 2014 nicht – denn allein die Belastungdurch die EEG-Umlage steigt um 20 % von fünf aufsechs Cent -, wenn man im Frühjahr bereits die Initia-tive der Bundesregierung, von Altmaier und Rösler,aufgenommen hätte. Dann wäre es gelungen, imSommer noch eine Strompreisbremse einzuziehen.Das ist am Widerstand der rot-grün regierten Länderin Deutschland gescheitert. Auch ein Gipfel bei derBundeskanzlerin hat leider nicht weitergeführt. Auchweitere Verhandlungen haben zu keinem Ergebnisgeführt. Damit ist im Grunde eine Fehlentwicklung,was Anreize angeht, das ganze Jahr 2013 weiterge-laufen. Natürlich ist es jetzt zu spät, zum 01.01.2014schon eine Bremse einzufügen. Das heißt, die Bürgerzahlen die Zeche für die Blockadehaltung von SPDund GRÜNEN in diesem Jahr, meine Damen und Her-ren.

(Beifall bei der CSU – Zurufe von der SPD)

- Gut, das war vor der Wahl. Sie sind, meine sehr ver-ehrten Damen und Herren von der SPD, durch dieWahl vielleicht etwas klüger geworden. Wir wollen je-denfalls in dieser Sache verhandeln. Meine großeHoffnung ist, dass es in den nächsten vier bis sechsWochen in der Tat gelingt, die Energiewende inDeutschland so zu gestalten, dass wir Versorgungssi-cherheit haben und erträgliche, bezahlbare und ver-nünftige Strompreise sowohl für die Verbraucher alsauch für die Wirtschaft haben. Durch Strompreise dür-fen in Deutschland keine Arbeitsplätze und keineBranchen gefährdet werden.

Wir wollen natürlich auch eine klimafreundliche, regio-nal ausgewogene Energiepolitik. Das wird nicht ein-fach sein. In dieses Aufgabengebiet soll alles mit hi-neinkommen. Deshalb wünsche ich derWirtschaftsministerin für diese nicht leichten Verhand-

lungen viel Erfolg, und ich sage ihr meine volle Unter-stützung zu.

(Beifall bei der CSU)

Ich möchte noch ein Wort an die Adresse der FREIENWÄHLER richten. Sie haben den ganz allgemein ge-haltenen Antrag gestellt, man sollte die Zuständigkeitder Kommunen verbessern. Wer ist schon dagegen?Sie müssen schon sagen, wie das zu geschehen hat.Sie bleiben sowohl im Antrag als auch in der Begrün-dung jeden Hinweis auf ein dafür geeignetes Instru-ment schuldig.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Indem mansie von der 10-H-Regelung befreit!)

Es ist absolut billig, wenn Sie sagen: Wir wollenetwas, weil wir die Aiwangers sind. Sie müsstenschon sagen, was Sie wollen, meine Damen und Her-ren.

(Beifall bei der CSU)

Wir haben heute schon viele Möglichkeiten. In Bayernist die Regionalplanung kommunalisiert. Die Vorrangf-lächen und die Vorbehaltsflächen werden im Regiona-len Planungsverband von den Kommunalpolitikernfestgelegt. Die Flächennutzungsplanung und die Be-teiligung am Baugenehmigungsverfahren sind kom-munalisiert. Ich sehe heute keine weiteren Möglichkei-ten. Wir sind kommunalfreundlich. Ich glaube aber,dass sich die Kommunalpolitiker durch kein Phantombeeindrucken lassen. Sie brauchen etwas ganz Kon-kretes, und das fehlt bei den FREIEN WÄHLERN, wieso oft.

(Beifall bei der CSU)

Die Energiewende wird uns vor große Herausforde-rungen stellen. Wir sind bereit, auch schwierige Ent-scheidungen zu treffen. Der Beitrag der GRÜNEN undder FREIEN WÄHLER von heute ist nicht sinnvoll.Deswegen empfehle ich dem Hohen Hause, dieseAnträge abzulehnen.

(Beifall bei der CSU)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Herr KollegeHuber, wir haben eine Zwischenbemerkung des HerrnKollegen Glauber.

Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER): Herr Huber,Sie haben uns vorgeworfen, dass wir Polemik betrei-ben. Ich glaube nicht, dass ich in meiner Rede Pole-mik betrieben habe. Ich habe versucht, Ihnen aufzu-zeigen, wie Rechtssicherheit hergestellt wird.Momentan haben wir keine Rechtssicherheit. Das

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 81

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konnten Sie in Ihrer Rede auch nicht entkräften. Wirsind im Landtag dafür da, dass wir Rechtssicherheitherstellen. Reden Sie deshalb nicht von Polemik, son-dern stellen Sie Rechtssicherheit her!

Sie haben weiterhin ein Zerrbild vom Wirtschaftsaus-schuss gezeichnet, weil beim Wirtschaftsausschussnur die Widersprüche auflaufen. Alle befürwortetenund genehmigten Windkraftanlagen werden von derBevölkerung still und leise akzeptiert. Eigentlichmüssten wir auch alle diejenigen sprechen lassen, dieein Windkraftrad haben und damit sehr zufrieden sind.Sie zeichnen damit ein Zerrbild, weil Sie nur die auf-zeigen, die kein Windkraftrad wollen.

Als Letztes möchte ich Ihnen Folgendes sagen: Fra-gen Sie einmal den Kollegen Heinrich Rudrof. Bei ihmwerden im Regionalen Planungsverband von denKommunen 13 weitere Vorrangflächen eingebracht,die mit Ihrer 10-H-Regelung hinfällig sind. Die Kom-munen dort wissen nicht, was sie machen sollen. ImRegionalen Planungsverband im Landkreis Bambergwerden Flächen eingebracht, die die Gemeinden alsVorrangflächen ausgewiesen haben wollen. AufgrundIhrer 10-H-Regelung liegen sie aber auf Eis. Ich glau-be, der Verdacht besteht nicht, dass in Bamberg nurFREIE WÄHLER in den Kommunalparlamenten sit-zen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Bitte sehr, HerrHuber.

Erwin Huber (CSU): Herr Präsident, meine Damenund Herren! Es ist schon richtig, dass die Eingaben - -Herr Kollege Glauber, es wäre vielleicht schon ange-bracht, dass Sie mir zuhören, wenn ich mich für Siebemühe, was ich auch gerne mache.

(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIEWÄHLER): Ausgerechnet Sie müssen sagen,dass er Ihnen zuhören soll!)

- Er hat mich gefragt. Ich habe ihn nicht dazu aufge-fordert. Wer mich fragt, verdient auch eine entspre-chende Antwort.

Herr Kollege Glauber, es trifft zu, dass die Eingabenkein repräsentatives Bild ergeben. Gemeinsam stellenwir aber fest, dass wir kaum Eingaben für Windkraft-anlagen haben, dass wir aber unglaublich viele Einga-ben gegen Windkraftanlagen haben. Diese Eingabengeben ein Stimmungsbild der Bevölkerung wieder. Ichsage nicht, dass die Eingaben der alleinige Maßstabsind. Ich habe es im Zusammenhang gesagt: Wennes uns gelingt, einen höheren Konsens, eine bessereZufriedenheit und mehr Miteinander vor Ort herbeizu-

führen, dann ist auch der Gesetzentwurf der Staatsre-gierung ein Beitrag dazu, und darüber muss jetzt ver-handelt werden.

Zur Frage nach Rechtssicherheit oder Rechtsunsi-cherheit: Ich glaube in der Tat, dass im Moment beider Förderung regenerativer Energien eine gewisseRechtsunsicherheit besteht. Das ist unvermeidbar,weil sich alle maßgeblichen politischen Kräfte inDeutschland – die GRÜNEN ausgenommen, die zäh-len nicht zu den maßgeblichen Kräften – darin einigsind, dass die jetzige Förderung über das EEG nichtbeibehalten werden kann. Deshalb stellt sich für dieInvestoren die Frage: Investiere ich jetzt Millionenoder nicht? Diese Entscheidung wird in der Tat bisDezember hinausgeschoben, bis klar ist, in welcherForm das EEG geändert wird. Vielleicht tragen derWindkrafterlass und der Gesetzentwurf der Staatsre-gierung zu einem kleinen Teil dazu bei. Bei Planungs-zeiträumen von zwei bis drei Jahren können wir esden Leuten durchaus zumuten abzuwarten, bis im De-zember Klarheit besteht. Deshalb brauchen wir jetztim Oktober keine Alibiaktionen, und deshalb bleibt esdabei: Wir lehnen beide Anträge ab.

(Beifall bei der CSU)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank,Herr Huber. Jetzt hat sich Frau Kollegin Kohnen fürdie SPD gemeldet.

Natascha Kohnen (SPD): Sehr geehrter Herr Präsi-dent, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber HerrHuber, Sie sind durch den Wahlkampf definitiv nichtklüger, sondern höchstens arroganter geworden.

(Beifall bei der SPD)

Ich sage Ihnen eines: Sie sitzen immer noch dem Irr-tum auf, dass der Strom an der bayerischen Landes-grenze stoppt. Die Energiewende bedarf definitiv derZusammenarbeit der Länder und keiner Irrläufer wiemomentan Ihrer bayerisch-sächsischen Initiative. Sieplätten doch im Moment die Energiewende im Frei-staat. Sie plätten vor allem diejenigen, die die Ener-giewende verwirklichen wollen. Das sind die Kommu-nen; die plätten Sie mit Ihrer Initiative.

(Beifall bei der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt einen Satzvon Bundespräsident Theodor Heuss, der lautet:Ohne Städte ist kein Staat zu machen. Heuss kam1953 zu dem Schluss, dass Gemeinden wichtiger alsder Staat sind. In den Gemeinden begegnen die Bür-ger ihrem Staat zuallererst. Dort erleben sie Demokra-tie, und dort können sie mitgestalten. Genau dieseSchlussfolgerung erleben wir bei der Energiewende

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seit Jahren. Die Kommunen versuchen vehement, dieEnergiewende voranzutreiben. Die Städte, Gemein-den und Planungsverbände versuchen, vor Ort eineAusgewogenheit der Lasten der Energiewende zu er-reichen. Sie versuchen, vor Ort das Vertrauen allerBeteiligten zu gewinnen. Einige Kommunen und Pla-nungsverbände haben bereits gemeinsam mit denBürgerinnen und Bürgern, gemeinsam mit den Befür-wortern und Gegnern der Windkraft Energiekonzepteerarbeitet. Die Kommunen versuchen alles, um dieMenschen abzuholen. Das geht aber nicht von heuteauf morgen, sondern dafür brauchen wir monatelan-ge, jahrelange Arbeit. Durch Ihre Politik der letztenJahre haben wir bei der Energiewende schon viel zuviel Zeit verloren.

(Beifall bei der SPD)

Interessant dabei ist – das lassen Sie, Herr Huber unddie CSU, völlig aus -, dass die Kommunen versuchen,den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugungmittelfristig auf 6 bis 10 % und langfristig sogar auf20 % zu erhöhen, wie es die Bayerische Staatsregie-rung nach der Katastrophe von Fukushima als Zielverkündet hat. Das steht in Ihrem eigenen Energie-konzept, das Sie nach Fukushima erarbeitet haben.Das versuchen die Kommunen zu schaffen. DerWindatlas und der Winderlass sind in den letzten Jah-ren genau zur Erreichung dieses Zieles in Zusam-menarbeit von Politik, den Experten und den Men-schen vor Ort erstellt worden.

Dann kam das Fallbeil. Im Sommer 2013 kam Ihrebayerisch-sächsische Initiative, welche in meinenAugen die Ernsthaftigkeit der Energiewende ganz klarinfrage stellt.

(Beifall bei der SPD)

Diese Initiative zieht den Kommunen beim ThemaWindkraft den Boden unter den Füßen weg. Wenn Sieschon nicht der SPD, den GRÜNEN oder den ande-ren Oppositionskräften zuhören wollen, frage ich Sie,ob Sie dem Städtetag zugehört haben. Der Städtetagkritisiert das Vorgehen der Staatsregierung als recht-lich sehr fragwürdig. Die bayerischen Städte und Ge-meinden können nicht abseits der Rechtslage mitBlick auf eine in der Zukunft liegende Gesetzesände-rung planen und entscheiden. Es ist der Städtetag,der die Planungssicherheit vermisst. Der Bund Natur-schutz formuliert es so – ich zitiere: "Es ist skandalös,wie die Staatsregierung versucht, geltendes Geneh-migungsrecht und jegliche Planungssicherheit geradeauch für Bürgerenergiegenossenschaften per Rund-schreiben außer Kraft zu setzen."

Liebe Kolleginnen und Kollegen der CSU, Sie neh-men mit Ihrer Gesetzesinitiative ganz klar der Wind-

kraft jeglichen Wind aus den Segeln. Mit der 10-H-Re-gelung bleiben schlichtweg 0,05 % Flächenanteil fürWindkraft in Bayern übrig. Damit ist die Windkraft inBayern tot. Sie versetzen der Industrie mit dieser Ge-setzesinitiative ganz klar einen Nackenschlag. FrauAigner, ich hoffe nicht, dass das in Zukunft Ihre Wirt-schaftspolitik sein wird. Arbeitsplätze abzubauen undInvestitionen zurückzufahren, kann nicht die Absichteiner 10-H-Regelung sein. Das passiert jedoch imMoment.

Mit Ihrer Gesetzesinitiative berauben Sie die Kommu-nen ihrer Planungssicherheit. Was Sie mit dieser Ge-setzesinitiative schaffen, ist eine ganz klare Verhinde-rungspolitik und nichts anderes.

(Beifall bei der SPD)

Mit Ihrer Gesetzesinitiative widersprechen Sie ganzklar Ihrem eigenen Energiekonzept zur Energiewen-de. Das ist für mich definitiv nicht logisch. Lieber HerrHuber, Sie behaupten – das ist das Schärfste –, mitIhrer Gesetzesinitiative würden Sie die Ängste derMenschen wahrnehmen und aufnehmen. Ich sageIhnen ganz ehrlich: Mir erscheint es ausgesprochenfragwürdig, dass Sie zur gleichen Zeit einer Leis-tungserhöhung im Atomkraftwerk Gundremmingennicht widersprechen.

(Beifall bei der SPD)

Da scheint es Ihnen völlig wurscht zu sein, was dieMenschen vor Ort empfinden. Liebe Kolleginnen undKollegen der CSU, es gehört schon sehr viel Verlo-genheit dazu, 29 Jahre alte Siedewasserreaktorenhochzufahren und sich gleichzeitig als Kümmerer beider Windkraft zu zeigen.

(Beifall bei der SPD)

Im Jahre 2011 – Frau Aigner, Sie saßen noch nichthier – hat Ihr Ministerpräsident gesagt oder – bessergesagt – mit breiter Brust getönt, als Bayer werde erdem Rest der Bundesrepublik zeigen, wie die Ener-giewende funktioniere. Ich behaupte, mit dem Endedes bayerischen Windkraftausbaus und dem Hoch-fahren der Atomkraft funktioniert das, liebe Leute, ga-rantiert nicht.

(Thomas Kreuzer (CSU): Wir haben auch nochKohlekraftwerke! Ist das gut? Was macht Nord-rhein-Westfalen? Die brauchen Kohlekraftwerke!)

- Lieber Freund, reden wir über Kohlekraft oder überWindkraft? Gehen Sie doch nach Nordrhein-Westfa-len! Ich denke, Sie machen bayerische Politik. Daswundert mich aber.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 83

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(Beifall bei der SPD)

Ich sage Ihnen eines: Nachdem Sie, Herr Huber,schon selber Wünsche geäußert haben, wünsche ichIhnen, Frau Aigner, da Sie für Energie zuständig sind,ein bisschen mehr Logik in Ihrer Arbeit. Gerne gebeich Ihnen die altgriechische Definition des BegriffsLogik mit. Darunter versteht man die Lehre des ver-nünftigen Schlussfolgerns. Das kann Ihr KollegeHuber definitiv nicht.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank,Frau Kollegin Kohnen. Jetzt hat Frau StaatsministerinAigner das Wort. Bitte schön.

Staatsministerin Ilse Aigner (Wirtschaftsministeri-um): Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnenund Kollegen! Zunächst einmal herzlichen Dank fürdie freundlichen Wünsche von allen Seiten. Dienehme ich auch gerne an. Sicher wird uns das ThemaEnergie in der nächsten Zeit gemeinsam beschäfti-gen. Meines Erachtens sind wir uns einig, dass wir dieerneuerbaren Energien im jetzigen Zeitalter gemein-sam voranbringen wollen. Da stehen große Aufgabenbevor. Ich kann nur sagen: Bayern braucht sich nichtzu verstecken. Bayern ist in diesem Bereich Vorbild-land. Ich habe mir die Zahlen noch einmal heraussu-chen lassen.

(Dr. Christian Magerl (GRÜNE): Bei der Wind-kraft!)

- Das sage ich auch gleich für die Windkraft. – Bei derStromverbrauchsdeckung haben wir uns im Zeitraumvon 2008 bis 2012 von 22 auf 32 % gesteigert. Hin-sichtlich der Windenergie muss man auch in dieNachbarländer schauen. In Bayern haben wir 580 An-lagen mit 940 Megawattstunden. In Baden-Württem-berg sind es ganze 380 Anlagen. Meine Damen undHerren, deshalb muss man schauen, wer was wannund wo verwirklicht. Wir sind gut beraten – das sollteuns einen –, wenn wir die Energiewende mit und nichtgegen die Bevölkerung umsetzen. Allerdings verwun-dert es mich, dass die GRÜNEN das in diesem Be-reich nicht so sehen. Das ist für mich eine neue Erfah-rung. Das kenne ich normalerweise etwas anders. Wirsind die Partner der Menschen, und wir sind die Part-ner der Kommunen. Deshalb werden wir das gemein-sam mit den Kommunen entwickeln.

(Beifall bei der CSU)

Meine Damen und Herren, ich bin noch nicht lange inBayern im Amt. Morgen werde ich mich jedoch sofortmit allen Beteiligten zusammensetzen, sozusagen mit

den wichtigsten Playern. Dazu gehören auch die kom-munalen Spitzenverbände.

(Volkmar Halbleib (SPD): Die haben sich dochschon geäußert!)

Liebe Frau Kohnen, ich glaube, dass der Städtetagnicht der Hauptbetroffene ist, das betrifft mehr denGemeinde- und Landkreistag.

(Natascha Kohnen (SPD): Die haben alle dassel-be gesagt!)

- Ja, das ist in Ordnung. – Ich wollte nur sagen: Dieanderen sind härter betroffen. Wir werden das ge-meinsam machen. In der nächsten Zeit werden wireinen neuen Windenergieatlas auflegen. Das ist einewichtige Grundlage. Darin sind wir uns einig.

Meine Damen und Herren, das ist auch klar: Wirhaben in dem Dreieck "bezahlbare Preise, Versor-gungssicherheit und Klimaneutralität" noch einiges zutun. Die Grundlagen werden mit Sicherheit in dennächsten Wochen verhandelt. Die Kolleginnen undKollegen der SPD können sich über ihre Kollegen imBund auch gerne einbringen. Das Design des Erneu-erbaren-Energien-Gesetzes wird nicht nur für die In-vestitionssicherheit, sondern auch für die Stabilität derPreise ausschlaggebend sein.

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Frau Staatsmi-nisterin, gestatten Sie eine Zwischenfrage von FrauKollegin Kohnen?

Staatsministerin Ilse Aigner (Wirtschaftsministeri-um): Ja, natürlich.

Natascha Kohnen (SPD): Frau Aigner, weil Sie sel-ber mit Zahlen aufwarten, hätte ich vier Zahlen. Wiegehen wir damit um, wenn es zum Stellenabbau inBayern kommt? Das sind 1.700 Arbeitsplätze unteranderem bei Siemens. Sie machen einen Globalum-schlag. Das hat doch etwas mit Wirtschaftskompetenzzu tun, wenn Arbeitsplätze abgebaut werden, oder?

Zweite Frage: Sie machen das mit den Menschen. Siekennen einen großen Verband, den Bund Natur-schutz, der selber sagt, in Bayern seien durchaus1.500 Windkraftanlagen möglich. Die waren auch anIhrem Energiekonzept beteiligt. Was halten Sie vondieser ursprünglichen Aussage? Wie stehen Sie zuIhrem eigenen Energiekonzept, das in Bayern nachFukushima formuliert wurde?

Ich hätte noch eine dritte Frage: Wie gehen Sie mitden 6.700 Menschen um – es sind sogar etwas mehr–, die eine Petition gegen die Leistungserhöhung inGundremmingen formuliert haben? Die Bayerische

84 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Staatsregierung sagt, sie widerspreche nicht. DasAKW sei sicher, also könne man es ruhig hochfahren.

Jetzt habe ich noch eine abschließende Frage - -

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Frau KolleginKohnen, eine Zwischenfrage ist etwas anderes.

Natascha Kohnen (SPD): Dann machen Sie einfach1 a) bis 1 d) daraus.

(Unruhe bei der CSU)

Die letzte Frage: 15 Standorte für die Windkraft inBayern können im Moment nicht umgesetzt werden.Alles steht still. Wie gehen Sie denn damit um?

(Beifall bei der SPD)

Staatsministerin Ilse Aigner (Wirtschaftsministeri-um): Sehr geehrte Frau Kohnen, Ihre Zwischenfrageist schon sehr weit interpretiert. Das muss ich aus-drücklich sagen. Ich habe auch schon ein bisschenParlamentserfahrung. Frage ist Frage und kein Kore-ferat. Das sage ich nur nebenbei.

(Beifall bei der CSU)

Das muss schon sein, meine Damen und Herren.

(Dr. Sepp Dürr (GRÜNE): Schauen Sie in die Ge-schäftsordnung!)

Selbstverständlich haben wir auch Arbeitsplätze imBlick. Für die Arbeitsplätze ist es jedoch ebenfallswichtig, dass die Energie bezahlbar, sicher und ver-lässlich ist. Deshalb müssen wir alle drei Komponen-ten in diesem Bereich beachten.

Meine Damen und Herren, die Windkraftanlagen sindauch höher geworden. Sie sind mittlerweile nicht mehr80 Meter, sondern 200 Meter hoch. Die Anpassungder Standorte muss man unter diesem Gesichtspunktbetrachten. Das wird eine wichtige Aufgabe sein. Siekönnen sich sicher sein: Ich werde das gemeinsammit den Bürgern machen.

Meine Damen und Herren, noch einmal: Sehr geehr-ter Herr Glauber, wir bilden derzeit eine neue Regie-rung in der Bundesrepublik. Die Grundlagen im EEGmüssen überarbeitet werden. Darin sind sich übrigensalle einig. Alle Parteien, mit denen wir gesprochenhaben – ich war dabei –, sind sich einig, dass wir einneues Design brauchen. Momentan besteht die grö-ßere Unsicherheit in der Frage, wie es in der Förde-rung der erneuerbaren Energien weitergeht. Deshalbist es sinnvoll, um auf den Antrag zurückzukommen,dass man erst einmal die Koalitionsverhandlungenabwartet. Das hängt alles miteinander zusammen.

Natürlich sollte auch unser Bundesratsantrag auf-rechterhalten werden. Danach, wenn das abgeschlos-sen ist, werden wir gemeinsam mit den Menschen,mit den Bürgerinnen und Bürgern eine vernünftige Lö-sung gefunden haben. Das ist ein Projekt, das übermehrere Generationen geht. Da können wir uns si-cher sein. Wir brauchen alle an Bord, um eine Ener-giewende gemeinsam gelingen zu lassen.

(Beifall bei der CSU)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank,Frau Staatsministerin. - Meine Damen und Herren,anlassbezogen darf ich auf § 111 Absatz 2 der Ge-schäftsordnung hinweisen: " Auf Befragen durch diePräsidentin oder den Präsidenten kann die Rednerinoder der Redner eine kurze Zwischenfrage zulassen."Also Frau Kohnen, das war ein bisschen weit, würdeich meinen.

(Zurufe von der SPD)

Frau Staatsministerin sieht uns allen das heute nochnach. Meine Damen und Herren, es geht ja auchdarum: Gemäß den Regeln bei Zwischenfragen läuftdie Redezeit weiter. Das ist der Punkt.

(Volkmar Halbleib (SPD): Die Staatsregierung hatdamit kein Problem!)

Deshalb, liebe Frau Kohnen, war es jetzt auch nichtgar so schlimm.

Meine Damen und Herren, wenn wir schon bei prakti-schen Dingen sind, darf ich einen Hinweis der Verwal-tung und der Offizianten geben. Das gilt insbesonderefür die neu hinzugekommenen Kollegen: Wenn Sit-zung ist, dann ist die Post in den Postfächern draußenim Lesesaal abzuholen. Die Offizianten weisen daraufhin, dass die Postfächer offensichtlich noch nicht we-sentlich geleert worden sind. Also holen Sie sich IhrePost während der Sitzungen im Lesesaal ab. - VielenDank.

Wir haben keine weiteren Wortmeldungen. Damitkommen wir zur Abstimmung. Die Aussprache ist ge-schlossen. Zur Abstimmung werden die Anträge wie-der getrennt.

Wer dem Dringlichkeitsantrag auf Drucksache 17/17,das ist der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN, seine Zustimmung geben will, den bitte ichum das Handzeichen. – Das sind die FraktionenBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FREIE WÄH-LER. Gegenstimmen? – Das ist die Fraktion der CSU.Enthaltungen? – Keine. Damit ist der Antrag abge-lehnt.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 85

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Wer dem Dringlichkeitsantrag auf Drucksache 17/27,das ist der Antrag der FREIEN WÄHLER, seine Zu-stimmung geben will, den bitte ich um das Handzei-chen. – Das ist die Fraktion der FREIEN WÄHLER.Gegenstimmen? – Das ist die Fraktion der CSU. Ent-haltungen? – Das sind die Fraktionen der SPD undvon BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Damit ist dieser An-trag abgelehnt.

Ich rufe zur gemeinsamen Beratung auf:

Dringlichkeitsantrag der AbgeordnetenThomas Kreuzer, Josef Zellmeier, GudrunBrendel-Fischer u. a. und Fraktion (CSU)Markus Rinderspacher, Volkmar Halbleib, IngeAures u. a. und Fraktion (SPD)Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Prof. (Univ.Lima) Dr. Peter Bauer u. a. und Fraktion (FREIEWÄHLER)Unterstützung einer möglichen Bewerbung derLandeshauptstadt München mit dem MarktGarmisch-Partenkirchen und den LandkreisenBerchtesgadener Land und Traunstein um dieAustragung der XXIV. Olympischen und XIII.Paralympischen Winterspiele 2022 (Drs. 17/18)

und

Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten MargareteBause, Ludwig Hartmann, Thomas Gehring u. a.und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)Ja zur Heimat, Nein zur Olympiabewerbung 2022(Drs. 17/28)

Ich eröffne die gemeinsame Aussprache. Erster Red-ner ist Herr Kollege Rüth.

Berthold Rüth (CSU): Sehr geehrter Herr Präsident,liebe Kolleginnen und Kollegen! Die OlympischenSpiele 1972 haben das Gesicht der Stadt Münchennachhaltig geprägt und verändert. Der Bau des Olym-piastadions, des Olympiaparks mit vielen Sportanla-gen, der Bau der U-Bahn haben einen enormen Pushfür München, für Oberbayern und für Gesamtbayerngebracht. Das Gesicht Münchens wurde nachhaltiggeprägt und verändert.

Die Konzeptstudie für Olympia 2022 sieht hingegenvor, das Gesicht der Stadt München nicht zu verän-dern. Auch das Gesicht von Garmisch-Partenkirchen,der Landkreise Berchtesgadener Land und Traunsteinsoll nicht verändert werden; denn es sollen größten-teils bestehende Sportanlagen genutzt werden. DieSkipisten von Garmisch-Partenkirchen werden jetztschon im Winter von Tausenden von Skifahrern ge-nutzt. Insgesamt stehen schon 80 % der für Olympiabenötigten Sportstätten zur Verfügung. Es handeltsich um intensiv genutzte Pisten, Schanzenanlagen,

Hallen und Bahnen. Da sind keine baulichen Anpas-sungen notwendig.

Hinzu kommt, dass in Garmisch-Partenkirchen vorzwei Jahren die Ski-WM stattgefunden hat. Auf den-selben Skipisten können 2022 die Skiwettkämpfeohne Eingriffe in Natur und Umwelt stattfinden. Für2022 wurden alle Olympiastandorte einer naturschutz-fachlichen Überprüfung unterzogen. Insgesamt wirdrund 1 % der neuen Flächen dauerhaft baulich ge-nutzt, also eine sehr geringe Fläche. Alle anderen Flä-chen können wieder regeneriert werden.

Meine Damen und Herren, angesichts dieses wirklichvorbildlichen Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzeptes,das es in dieser Form noch bei keiner Olympiade ge-geben hat, ist es nicht verwunderlich, dass die "Süd-deutsche Zeitung" am 22.10.2013 schreibt: Den Spre-chern der Olympiagegner sei klar, dass Fragen desNaturschutzes beim Votum der Münchner wohl keineentscheidende Rolle spielen werden.

Fragen des Naturschutzes werden beim Votum derMünchner wohl keine entscheidende Rolle spielen,meine Damen und Herren, schreibt die "SüddeutscheZeitung". Mit diesem Argument sind die Gegner 2018gegen das Konzept ins Feld gezogen. Ich möchte bit-ten, dass Sie anerkennen, dass das überarbeiteteKonzept für 2022 genau diese Aspekte besonders be-rücksichtigt.

Es wird teilweise mit hanebüchenen ArgumentenStimmung gegen Olympia gemacht. Man sagt, durchOlympia würden die Mietpreise in München steigen.Meine Damen und Herren, 14 Tage Olympia soll zueiner Steigerung der Mietpreise führen? - Die Gründefür die Mietpreise in München sind hinlänglich be-kannt. Darüber müssen wir heute an diesem Ort nichtdebattieren. Sicher ist, dass Maßnahmen im Woh-nungsbau notwendig sind, aber Olympia würde dieseBaumaßnahmen fördern und unterstützen. Ich möchtedeshalb die Olympiagegner bitten, nicht länger mit fal-schen Behauptungen die Menschen zu verunsichern,und appelliere an alle Gegner, Fairplay zu betreibenund wirklich mit nachprüfbaren Argumenten zu arbei-ten.

Meine Damen und Herren, München wäre die ökolo-gischste und nachhaltigste Olympiade der vergange-nen Jahrzehnte. Schauen Sie mal, im russischen Sot-schi herrscht Mittelmeerklima. Dort finden OlympischeWinterspiele statt. Oder schauen Sie nach Pyeongc-hang in Südkorea. Dort haben wir 2018 die Olympia-de. Dort werden massive Betonbauwerke in die Naturhineingesetzt. All das hätten wir in München nicht.

Eine Olympiade in München würde große Impulse fürden Breitensport und auch für den Behindertensport

86 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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in Bayern bringen. Sie wäre eine hohe Motivation fürunsere Nachwuchsleistungssportler und auch für dieSchülerinnen und Schüler unseres Skigymnasiums.München 2022 würde auf der ganzen Welt zum Aus-hängeschild für Bayern. Es wäre auch ein weitererSchub für den Wirtschaftsstandort Bayern und vorallem auch für den Qualitätstourismus.

Darüber hinaus, meine Damen und Herren – das istfür mich das wichtigste Argument -, wäre es auch einstarkes Signal für ein inklusives Bayern; denn zumersten Mal würden dann Olympische und Paralympi-sche Spiele auf deutschem Boden gemeinsam ausge-tragen. Ich glaube, jeder, der sich mit den Argumen-ten auseinandersetzt, wird feststellen, dass ein Ja fürMünchen 2022 für uns alle viele Vorteile bringenwürde.

Wichtig ist, meine Damen und Herren, dass die Bür-gerinnen und Bürger in den Standorten frühzeitig ein-gebunden werden, dass das Thema transparent de-battiert wird, dass alle partizipieren können. Ich bindavon überzeugt und hoffe, dass die Menschen am10. November mit einem Ja für diese Olympiade stim-men. Ich freue mich schon darauf, dass wir alle zu-sammen in neun Jahren ein schönes, sportliches, ge-sellschaftliches Ereignis feiern können und Bayern inder ganzen Welt als weltoffen, freudig, lustig und en-gagiert darstellen können. Es muss ein Highlightgeben wie bei der Olympiade 1972, wie bei der Fuß-ball-WM 2006. Ich danke, dass wir einen gemeinsa-men Antrag stellen konnten. Wir bitten um Ihre Unter-stützung.

(Beifall bei der CSU und den FREIEN WÄH-LERN)

Dritter Vizepräsident Peter Meyer: Vielen Dank, Kol-lege Rüth. - Ich darf bekannt geben, dass für beideDringlichkeitsanträge mittlerweile Antrag auf namentli-che Abstimmung gestellt wurde.

Wir fahren in der Rednerliste fort: Frau Kollegin Sta-chowitz, bitte.

Diana Stachowitz (SPD): Danke schön, Herr Präsi-dent. - Zuerst einmal ganz deutlich: Wir von der SPD-Fraktion sind für Olympia. Wir sind für den Skisport,wir sind für den Wintersport, und wir befürworten auchGroßsportveranstaltungen, weil der Sport Vorbilderbraucht. Gerade Großveranstaltungen motivierenjunge Menschen zum Sport. Sie motivieren aber auchSenioren. Wenn wir eine gesunde Gesellschaft wol-len, dann brauchen wir die sportliche Betätigung.

(Beifall bei der SPD)

Wer Skisport, wer Wintersport aus umweltbedingtenGründen grundsätzlich ablehnt, der kann natürlichauch nicht für Olympia sein. Wir lassen uns von daheraber nicht ins Bockshorn jagen und sagen deshalbdeutlich zur Bevölkerung: Wer gegen Wintersport undgegen Skisport ist, der muss auch Olympia ablehnen.

Aber die Umweltorganisationen erklären immer wie-der, sie sind für nachhaltige Planung, und zwar welt-weit. Ich kann nur sagen: Mit dieser Bewerbung wer-den wir weltweit einen Standard für dieumweltverträgliche und nachhaltige Ausrichtung vonGroßsportveranstaltungen setzen. Sie wird ein Bei-spiel sein. Damit werden wir einen enormen Anstoßgeben, von energetischen Bauformen bis hin zur Nut-zung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Das gilt welt-weit. Wir brauchen uns deshalb nicht zu verstecken,wir sind für die Olympischen Spiele.

(Beifall bei der SPD)

Wenn wir in die Welt schauen, beispielsweise nachSotschi oder zu den anderen Ausrichtungsstätten,dann können wir sehen, was geschieht, wenn wir dieOlympischen Spiele anderen Ländern überlassen.Was dort mit der Umwelt passiert, das können wir hierkeinesfalls zulassen, wenn wir die Olympischen Spie-le umweltverträglich gestalten wollen. Wir sind des-halb auch für Olympische Spiele hier in den Alpen.Wenn ich lese, dass der Deutsche Alpenverein nunauch die Besteigung des Mount Everest anbietet -und das ist wirklich eine Umweltkatastrophe -, dannkann man nicht einerseits Ja zu einem Tourismus inder Bergwelt sagen und andererseits Nein, wenn esum den Sport geht. Deshalb sind wir für Olympia.

Die Welt trifft sich. Dies ist ein Aspekt der Rahmenbe-dingungen, der wirklich schön ist. Wir alle wollen,dass die Welt friedlich zusammenwächst, dass wir einMiteinander haben. Neben allen negativen Auswirkun-gen ist das doch das Herzstück der OlympischenSpiele. Auch deswegen sind wir für die OlympischenSpiele.

Wir sind immer für Inklusion. Hier haben wir nun dieMöglichkeit, Inklusion ganz weit nach vorne zu brin-gen, und zwar mit den Paralympischen Spielen. Hiermüssen wir zum ersten Mal unter Beweis stellen,dass wir Inklusion wollen, und damit bekommt Inklusi-on einen Push nach vorne. Die Paralympics sind des-halb ein Herzstück der Olympischen Spiele. Die be-hinderten Sportler haben sonst nicht dieseMöglichkeiten, die ihnen hier geboten werden. Auchdeshalb sind wir für Olympia.

(Beifall bei der SPD)

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 87

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Ich sage aber deutlich: Wir werden genau hinschau-en. Die Transparenz im Landtag ist für uns sehr wich-tig. Es ist richtig, die Kosten dürfen nicht aus demRuder laufen. Wir haben deshalb viel Wert darauf ge-legt, dass der Landtag hinsichtlich der Ausgaben undauch im Hinblick auf die fortlaufende Entwicklung derKonzepte transparent unterrichtet wird. Wir wollenauch, dass der Bund mit in die Verantwortung genom-men wird. Nicht nur Bayern trägt diese OlympischenSpiele, sondern auch der Bund, und der hat seinenVerpflichtungen nachzukommen. Darauf haben wirsehr viel Wert gelegt.

Die Olympischen Spiele müssen in einer Art Sonder-haushalt finanziert werden. Auch die anderen Infra-strukturmaßnahmen, die wir in Bayern brauchen unddie dringend notwendig sind, müssen geschaffen wer-den. Wir werden deshalb darauf schauen, dass esauch hier vorangeht.

Als stellvertretende Landessportbeirätin ist mir auchein anderer Aspekt sehr wichtig: Ich erwarte, dassBayern ein sportpolitisches Signal setzt und das Leis-tungssportkonzept des Landessportbeirats sukzessiveumsetzt. Dafür wären nur zwei Millionen Euro notwen-dig. Das wäre ein Anschub, der hier gegeben werdenkönnte.

(Beifall bei der SPD)

Ich war bei den Paralympischen Spielen im vergange-nen Jahr in London. Die Welle der Begeisterung derLondoner und der Menschen in Großbritannien wargroßartig. Wir haben dort gesehen, wie eine Bevölke-rung motiviert werden kann, insbesondere für die Pa-ralympischen Spiele. Das war sehr beeindruckend.Dabei standen die Londoner sehr lange, nämlich biszur Eröffnung der Olympischen Spiele, den Spielensehr skeptisch gegenüber. Hinterher will aber keinLondoner diese Spiele missen. Ich glaube deshalb, esist richtig und innovativ, die Olympischen Spiele zuunterstützen. Wir können den Bürgern nur sagen:Geht zum Bürgerentscheid und stimmt für Olympia.

(Beifall bei der SPD)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Vielen Dank,Frau Kollegin Stachowitz. Der nächste Redner ist HerrKollege Streibl. Bitte schön.

Florian Streibl (FREIE WÄHLER): Sehr geehrte FrauPräsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen! "Olympi-Ja!" - Wir sind für Olympia. Das ist nämlich eines dergroßen Ereignisse, die unserer Gesellschaft und un-serem Bayern wieder einen innovativen Schub gebenkönnen, der in die Zukunft weist. Stellen Sie sich vor,eigentlich kann es doch nichts Schöneres geben, alswenn fünfzig Jahre nach den Spielen von 1972 im

Jahr 2022 Winterspiele in München, Berchtesgaden,Traunstein und Garmisch-Partenkirchen stattfinden.Wenn wir hier mitmachen, können wir zeigen, was wirkönnen. Wir können zeigen, dass München nicht nurSommer-, sondern auch Winterolympiade kann. Daswäre etwas Einzigartiges, wenn wir das auf den Wegbrächten. Wir unterstützen Olympia deshalb gerneund mit ganzem Herzen.

Wir sind allerdings auch dafür - und wir sind sehr froh,dass wir aus den Fehlern der letzten Bewerbungengelernt haben -, dass die Menschen vor Ort mitge-nommen werden. Man kann nicht über die Köpfe hin-weg regieren, und man kann die Olympischen Spielenicht über die Köpfe hinweg machen. Es ist deswegengut, wenn jetzt am Anfang Bürgerentscheide stehen,wenn die Bürger vor Ort entscheiden können, ob siedie Olympischen Spiele wollen oder nicht. Ich bin aberder festen Überzeugung, die Bürger wollen dieseSpiele; denn diese Spiele sind ein Signal für unserLand in die ganze Welt. Wenn diese Spiele kommen,dann sind wir gefordert, ein Olympia-Gesetz zu ma-chen und die Garantien zu erneuern, die wir beispiels-weise den Landwirten in Garmisch-Partenkirchen ge-geben haben. Diese Garantien sind auch einintegraler Bestandteil dieser Spiele.

Meine Damen und Herren, gerade in einem Zeitalterder zunehmenden Bewegungslosigkeit und des Erst-arrens vor dem Laptop ist es wichtig, dass das Signaldes Sports, das Signal der Bewegung, das Signal"Raus aus den Zimmern" gegeben wird. Es ist ganzrichtig, dass ein Großereignis die Menschen aufrüttelnkann und ihnen sagt: Geht raus, geht raus und machtSport! Von diesem Geist der Olympiade kann mansich auch anstecken lassen. Ich selbst habe als Kind1972 die Olympiade in München erlebt. Ich bin immernoch begeistert davon. Ich möchte, dass die Olympia-de wieder zu uns kommt. Ich habe erlebt, wie viel sichdamals in der Stadt getan hat. Ich habe erlebt, wieBayern, wie München aufgeblüht ist, wie Bayern auseinem Agrarstaat zu einem Weltstaat gewachsen ist.Das ist auch dank dieser Olympischen Spiele gesche-hen. Wenn wir in die Zukunft schauen, innovativ seinund uns weiterentwickeln wollen, dann brauchen wirdiese Olympischen Spiele in Bayern. Davon bin ichfest überzeugt, meine Damen und Herren.

Wir unterstützen dieses Konzept, auch deswegen,weil es für die Bewerbung für 2018 wesentlich verbes-sert wurde. Die Kritikpunkte sind aufgenommen wor-den. Der Raum Garmisch-Partenkirchen ist entlastetworden, weil Teile der Nordischen Disziplinen nachRuhpolding gekommen sind. In Garmisch-Partenkir-chen wird ein geringerer Eingriff in die Natur die Folgesein. Von 16 Sportstätten sind bereits 11 vorhanden;sie können genutzt werden. Nur 1 % dieser 11 muss

88 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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erneuert werden, nur 3 temporäre Sportstätten wer-den errichtet. Das ist etwas Nachhaltiges, denn mankann auf das Bestehende zurückgreifen, und das istetwas Neues. Man kann auf bestehende Olympia-Sportstätten zurückgreifen und auf dieser Basis wei-termachen. Des Weiteren geht es darum, dass wirdiese Olympischen Spiele brauchen und die notwen-digen Infrastrukturmaßnahmen schneller vorangetrie-ben werden. Hier sind wir im Raum Garmisch-Parten-kirchen, im Werdenfels, allerdings gebrannte Kinder.Für die Bewerbung 2018 hat auch die Regierungssei-te immer wieder verlauten lassen, dass die Verkehrs-projekte und die Infrastruktur, die wir dringend benöti-gen, mit oder ohne Olympia kommen. Leider musstenwir feststellen, dass an dem Tag, an dem feststand,dass die Spiele nicht nach Deutschland und nichtnach Bayern kommen würden, die Bagger zu grabenaufgehört haben und die Schaufeln fallen gelassenwurden. Wir haben gesehen, dass diese Verkehrsinf-rastrukturprojekte nicht so zeitnah kommen, wie wirsie brauchen. Es ist wichtig, dass diese Olympiabe-werbung durchgeht, weil wir sehen, dass die Staatsre-gierung hier anscheinend nicht Wort halten kann. Esist schade genug, dass ein 14-tägiges Großereignisden Ausschlag für Infrastrukturmaßnahmen gibt, diewir im alpenländischen Raum ganz dringend benöti-gen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Hierbei muss ich auch auf den Antrag der GRÜNENeingehen. Sie sind anscheinend hauptsächlich dage-gen, weil Sie einen kostspieligen Ausbau von Stra-ßeninfrastruktur nicht wollen. Ich lese es so: Sie wol-len dies nicht mit Olympia und auch nicht ohneOlympia. Sie wollen nicht, dass im Raum Garmisch-Partenkirchen investiert wird, dass hier die Tunnel, diewir dringend brauchen, gebaut werden. Dazu kommt,dass Sie Heimat und Olympia einander entgegenstel-len und dazwischen einen Widerspruch aufbauen.Das empfinde ich als unappetitlich und unanständig;denn da besteht kein Gegensatz, sondern das kannzusammen gehen und muss zusammen funktionieren.Wenn wir unsere Heimat bewahren wollen, müssenwir sie auch weiterentwickeln können. Da, wo wir dieEiszeit ausrufen, herrscht der Tod; und da, wo wirweitermachen, geht es vorwärts.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Da wird das erhalten, was wir wollen und was wirbrauchen, und da können wir Heimat für die Zukunftschaffen, Heimat auch für unsere Jugend schaffen.Das große Problem, das wir auch im Raum Garmisch-Partenkirchen haben, besteht darin, dass immer mehrJugendliche in die Städte abwandern, weil sie sonstkeine Zukunftschance haben. Deshalb brauchen wir

Großereignisse, die auch die notwendigen Infrastruk-turmaßnahmen mit sich bringen, damit die Jugendli-chen auch hier wieder eine Zukunft haben.

Darüber hinaus hatte ich in der letzten Legislaturperi-ode in einer Anfrage um Auskunft gebeten, mit wel-cher Wertschöpfung man im Landkreis Garmisch-Par-tenkirchen denn rechnet, wenn die Olympiade kommt.Hierbei rechnet man mit einer Wertschöpfung von ei-ner halben Milliarde Euro für die Bevölkerung dort, dieInfrastrukturmaßnahmen nicht eingerechnet. Wenndas keinen Investitionsschub für einen zukunfts-schwachen Raum bedeutet, weiß ich nicht, was dassonst sein soll. Deswegen gehe ich davon aus, dasses ein ganz großes Ja der Menschen in Garmisch-Partenkirchen für diese Bewerbung geben wird.

Des Weiteren müssen wir diesen Raum auch entwi-ckeln. Der bayerische Alpenraum ist eine der struktur-schwächsten Regionen in ganz Europa. Wenn ich denAntrag der GRÜNEN lese, gewinne ich den Eindruck,dass Sie uns dazu verdammen wollen, am Rande derRepublik ein Dasein zu führen in einem Reservat, dasnur noch für naturbeflissene Einzelgänger interessantist, aber nicht mehr über den Anschluss an Bayernund an Deutschland verfügen soll.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN – Dr. SeppDürr (GRÜNE): Warum seid ihr dort soschwach?)

- Weil in der letzten Zeit hier nie Geld investiert wor-den ist. Aber diese Investitionen brauchen wir. WennSie dann schreien, dass Sie keine Straßen bei unsbauen wollen, gehören Sie auch zu den Verhinderernin dieser Region.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Das sind auch die Argumente, die wir für Olympiahaben. Darüber hinaus ist es eben ein großes Sport-ereignis, das wir auch schultern können.

Meine lieben Damen und Herren von den GRÜNEN,die Winterolympiade 2022 wird kommen. Sie wirdkommen, aber es stellt sich nur die Frage, wo. Wirsind der Meinung, dass das Konzept, das vorgelegtwurde, eines der besten Konzepte ist, die in den letz-ten Jahrzehnten für Olympia erstellt worden sind. Esist das nachhaltigste und ökologischste Konzept, dasich kenne. Wenn wir der Meinung sind, dass wir ambesten, am ökologischsten und am nachhaltigstenvorgehen können, sollten wir auch handeln und neueMaßstäbe in der olympischen Bewegung setzen, hin-ter die die anderen nicht mehr zurückgehen können.Das sollten unser Auftrag und unser Anspruch sein.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 89

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Hierbei sollten wir uns auch nicht von Verträgen desIOC knebeln lassen, hier sollten wir selbstbewusstauftreten können, und ich denke, dass wir das in Bay-ern tun können. Wir haben in München wie in Gar-misch-Partenkirchen wie in Ruhpolding gezeigt, dasswir internationale Großereignisse sportlicher oderauch anderer Art leicht stemmen und wir das imKreuz haben. Deswegen sollten wir diese Chance er-greifen; denn wenn wir sie jetzt nicht ergreifen, wirdsie so schnell nicht mehr wiederkommen. Dann wirddie ganze Sache in Vergessenheit geraten, man wirdsich auf andere Dinge konzentrieren, und eine Winter-olympiade in Deutschland wird es dann auf lange Zeitnicht geben. Deswegen lautet mein Appell an alle:Gehen Sie zur Abstimmung! Stimmen Sie für Olym-pia! Dann können wir hier uns ins Zeug legen und dieRahmenbedingungen schaffen, dass es schöne, guteOlympische Spiele werden, Spiele für alle, die allemitnehmen, einen neuen Schub in unserer Gesell-schaft bringen und uns aus der Lethargie und der Be-wegungslosigkeit herausreißen, uns wieder den Sportund die Bewegung nahebringen, uns in die Natur hi-nausführen und damit zu ihrer Wertschätzung beitra-gen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Vielen Dank,Herr Kollege Streibl. Die nächste Wortmeldung kommtvon Herrn Kollegen Hartmann.

Ludwig Hartmann (GRÜNE): (Vom Redner nicht au-torisiert) Sehr geehrte Präsidentin, sehr geehrte Kolle-ginnen und Kollegen! Wenn man den Worten des Vor-redners Glauben schenken möchte

(Florian Streibl (FREIE WÄHLER): Ja, bitte!)

und auch der weniger emotionalen Rede des CSU-Kollegen oder all den bunten Werbeflyern pro Olym-pia, frage ich mich ganz offen: Warum bewirbt sichdenn kaum ein anderer für diese Spiele? Wenn eswirklich so eine goldene Seite der Medaille, wenn eswirklich diese goldene Seite der Bewerbung gibt,warum will dann keiner die Spiele haben?

(Lachen bei der CSU)

Warum hat Chicago die Bewerbung zurückgezogen?Warum hat die Schweiz die Spiele abgelehnt, warumhat Wien für Österreich Nein zu Olympia im Winterund im Sommer gesagt? Wenn die OlympischenSpiele wirklich ein reiner Gewinnbringer wären, müss-ten sich doch die Städte und die Länder darum rei-ßen. Sie brauchen das gar nicht so witzig zu finden.Blicken Sie einmal geschichtlich etwas zurück. Mankann sich mit dem Thema auch intensiv befassen undnicht nur dann, wenn es in den Medien vorkommt. Bli-

cken Sie einmal zurück! Vor 20 Jahren gab es eingutes Dutzend Bewerber. Später gab es fünf Bewer-ber. Letztes Mal hatten wir nur noch drei Bewerber.Jetzt haben wir zwei ernstzunehmende Bewerber.Keiner kann mir erzählen, dass es nur eine positiveSeite dieser Bewerbung gibt.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Die SPD hat vorhin angesprochen, dass die JugendVorbilder braucht, der Sport Vorbilder braucht undauch die Bürgerinnen und Bürger Vorbilder brauchen.Sind Politiker Vorbilder, die Verträge unterschreiben,die Ihr ehemaliger Spitzenkandidat als eine Zumutungbezeichnet hat? Gibt es einen Notar, der jemandemsagen würde: Unterschreiben Sie diesen Vertrag, erist aber eine Zumutung?

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Herr Kollege,lassen Sie eine Zwischenfrage zu?

Ludwig Hartmann (GRÜNE): (Vom Redner nicht au-torisiert) Die lasse ich bei diesem Thema gerne zu.

Klaus Steiner (CSU): (Vom Redner nicht autorisiert)Herr Kollege Hartmann, kann es sein, dass Sie IhremVorredner nicht zugehört haben? Ein Großteil derOlympiastätten – ich sage das auch als Traunsteiner,ich kenne Ruhpolding – steht bereits, das heißt, siemüssen nicht irgendwo in den Fels hineingesprengtwerden. Das ist genau der Unterschied zu den Bewer-bern, die Sie jetzt genannt haben.

(Zurufe von den GRÜNEN: Frage!)

Ludwig Hartmann (GRÜNE): (Vom Redner nicht au-torisiert) Ich habe die Frage verstanden!

Klaus Steiner (CSU): (Vom Redner nicht autorisiert)Haben Sie vorhin nicht zugehört? Sie ignorieren näm-lich, dass ein großer Teil der Anlagen bereits stehtund dass wir andere Spiele haben werden als in derVergangenheit.

Ludwig Hartmann (GRÜNE): (Vom Redner nicht au-torisiert) Sehr geehrter Kollege, man muss Ihnen lei-der wieder sagen: Sie befassen sich nur mit demThema, wenn es gerade in den Medien ist. Blicken wirzurück auf die Bewerbung für die Skiweltmeister-schaft 2011 in Garmisch-Partenkirchen. Die Unterla-gen sind alle einsehbar. Damals hieß es: Alle Wett-kampfstätten sind vorhanden. Man muss nichtinvestieren. - Es hieß wie im jetzigen Konzept: DieWettkampfstätten sind nach den jetzigen Anforderun-gen wettkampftauglich. – Was war zwei Jahre, nach-dem der Zuschlag erteilt worden war? Die Kandahar-Abfahrt war zu klein, der Bergwald wurde gerodet, dieSpeicherseen wurden gebaut. Das alles geschah

90 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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nach der Zuschlagserteilung. Es gibt den Glauben,dass jetzt schon alles vorhanden ist, aber auch einenzweiten Bereich. Ich wäre vorher darauf eingegangen,wenn Sie mir nicht vorgegriffen hätten. Können Siemir sagen, wie viele Wettkämpfe 2022 stattfinden wer-den? Können Sie mir das sagen? Sie werden dasnicht beantworten können.

(Zuruf von der CSU: Aber Sie wissen das!)

Das liegt noch gar nicht fest. Ich weiß dadurch aber,dass es nicht sein kann, dass dieses Konzept mit denWettkampfstätten, die heute schon existieren, gilt.Und alle, die hier schon länger im Hohen Haus sindund die letzte Bewerbung gesehen haben, wissenganz genau: Zwischen dem ursprünglichen und demletztendlichen Konzept lagen Welten. Austragungsor-te haben sich geändert, das Konzept wurde komplettüberplant. Zu sagen, der Inhalt des derzeitigen Planssei das endgültige Konzept, ist einfach nicht ehrlich.Hier wird versucht, eine Bewerbung medial passendzu machen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Ich möchte noch einmal kurz darauf eingehen, wasich sagen wollte, bevor ich unterbrochen wurde. InBezug auf die IOC-Verträge kann ich mich gut an dieGeste von Erwin Huber erinnern, die Aiwanger darge-stellt hat. Ich stelle mir gerade die FREIEN WÄHLERvor, wie sie vor dem IOC stehen und versuchen, dieVerträge auszuhandeln.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das ma-chen wir ja nicht allein, sondern mit dir gemein-sam!)

Bei aller Liebe, meine Kollegen, das kann nicht funkti-onieren. Das wird so auch nicht kommen. Es ist einIrrglaube, den Sie den Leuten vermitteln wollen. Eswird nicht so kommen.

Sie müssen sich anschauen: Die IOC-Verträge wur-den in vielen Ländern, darunter einmal in Salzburg,vor Gericht als sittenwidrig dargestellt. Wir alle wis-sen, was drinsteht. Es handelt sich um einen Vertrag,der einem Verein in dem Land Steuerfreiheit zusi-chert. Wir alle wollen Steueroasen austrocknen. DasIOC ist der einzige Verein mit dieser Lizenz; derbraucht keine Steueroase. Er holt die Steueroase insAustragungsland, und wir machen da mit. Das kannes doch nicht sein.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Ein weiteres Thema haben wir ebenfalls vor Jahrenim Landtag diskutiert, nämlich die unbegrenzte Haf-tung. Die Haftung der Kommunen kann natürlich an

das Land weitergereicht werden. Aber letztendlichsteht der Steuerzahler dafür gerade und muss unbe-grenzt haften. Bei der Kostenexplosion entstehtimmer das gleiche Bild, ob man sich Vancouver oderLondon anschaut. Die geplanten Kosten wurden beiWeitem nicht eingehalten.

Es folgt ein weiterer Bereich, den ich ganz interessantfinde. Die neuen Kollegen wissen das noch nicht. Vorein paar Jahren wurde in Bayern ein Olympiagesetzverabschiedet. Dafür musste man erst einmal dieHaushaltsordnung in einem gewissen Bereich außerKraft setzen, um unbegrenzt für diese Bewerbung haf-ten zu können, meine sehr geehrten Damen und Her-ren. Die Aussage, es gebe kaum finanzielle Risiken,stimmt einfach nicht. Warum braucht jemand eine un-begrenzte Haftung, wenn es angeblich nur einen Ge-winn gibt? Das kann nicht sein.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Jedem ist bekannt, dass die Risiken und der möglicheProfit sehr ungerecht verteilt sind. Das IOC ist allesandere als ein Verein, der sich durch Transparenzauszeichnet oder gegen Korruption steht. Genau dasGegenteil ist der Fall. Jeder muss wissen: Wer Win-terspiele in sein Land und in seine Region holenmöchte, holt sie zu den vom IOC diktierten Bedingun-gen. Das ist so. Das wollen wir nicht zulassen.

Ich möchte kurz auf drei weitere Beispiele eingehen.Was ist, wenn der Zuschlag kommt? Da wurde vorhindas Thema Mietpreise so abgetan – ich glaube, eswar die CSU, ich habe das nicht mehr ganz genau imKopf. Das hat man einfach so abgetan. Ich habe michmit vielen Bewerbungen befasst, auch mit den Bewer-berstädten, und habe viele solche Städte besucht.Wenn man dann dorthin fährt, heißt es: Sobald derZuschlag da war, hat die Immobilienspekulation ge-boomt. Immobilienspekulation ist der letzte Bereich,der in München boomen sollte. Genau das Gegenteilbrauchen wir.

Ich finde es ziemlich erbärmlich, wenn vor allem dieSPD in München ganz groß verkündet: Die1.300 Wohnungen werden nachher da sein. Ja. Wirkönnten diese Wohnungen aber auch viel früherhaben. Warum erst 2022 oder 2023 nach Olympia?Die Flächen der Kaserne, die die Bundeswehr bereitsjetzt verlassen hat, können doch bebaut werden. Wol-len wir noch acht Jahre warten, bis dort Wohnraumentsteht? Das kann doch nicht die Antwort auf dieWohnungssituation in München sein.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Ein anderer Bereich, der von den FREIEN WÄHLERNangesprochen worden ist, ist die Infrastruktur. Klar,

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 91

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darüber kann man viel diskutieren. Man kann dieEmotionen der Betroffenen, die sich eine Umge-hungsstraße wünschen, durchaus nachvollziehen.Das sage ich ganz offen. Aber wir als Landesparla-ment machen doch eine Verkehrsplanung nach demBedarf und nicht wegen eines 17-tägigen Events. Da-nach legen wir doch keine Verkehrs- und Infrastruk-turplanung aus, meine sehr geehrten Damen und Her-ren.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Regionen stellen einen weiteren Bereich dar. Gar-misch hat ja fast schon einen Hilferuf für seine Ret-tung ausgesandt. Es ist unbestritten, dass Garmisch-Partenkirchen, was die kommunalen Finanzenangeht, durchaus in einer alles andere als rosigen Si-tuation. Man muss aber zurückblicken, wie Garmischin diese Situation gekommen ist. Dort hat man immerweiter auf Großveranstaltungen gesetzt, die auchstattgefunden haben. Man ist aber das Zukunftsthe-ma, wie man mit dem Tourismus in der Region um-geht, wenn mal kein Schnee vorhanden ist, in denletzten Jahren nicht angegangen. Da muss man hel-fen. Das ist unbestritten, aber suchen wir doch für dieRegion Konzepte, die auch ohne Schnee funktionie-ren! Wir alle wissen, dass in Garmisch 60 % Sommer-touristen und 40 % Wintertouristen übernachten. Dasieht man ganz deutlich, wo man den Schwerpunktsetzen muss.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Vorher wurde in der Debatte ein Bereich genannt - -Ich frage mich da immer, wie ernsthaft Sie sich ei-gentlich mit Olympia befasst haben. Ich stelle maleine Frage: Wer weiß noch, wo die vorletzten Winter-spiele waren? Wo waren die vorletzten Winterspiele?Wer ist denn dort hingefahren und war so begeistertvon dieser Region? Diese Spiele waren in Turin,keine 600 Kilometer von München weg. Nachher hates kaum jemanden interessiert. Die Behauptung, manbekomme durch die Austragung Olympischer Spieleeine sehr nachhaltige Marke, mag für die Olympi-schen Spiele 1972 in München zutreffen, das ist un-bestritten. Wir leben aber in einer Zeit, in der einMega-Event das nächste jagt, sodass dieser Wert sonicht mehr da ist.

Vorher wurde auch geäußert, die Besucher müssenda mal wieder rausgehen und mit dabei sein. Die Zahlder Besucher der Winterspiele in Vancouver 2010wurde auf 1,5 Millionen geschätzt. Das Oktoberfestkommt auf fast 7 Millionen Besucher. Das Oktoberfestträgt deutlich mehr dazu bei, dass die Leute rausge-hen, als die Winterspiele.

(Zurufe von der SPD)

Zum Schluss komme ich auf einen Bereich zu spre-chen, bei dem ich es ziemlich traurig finde, dass hierso darüber diskutiert wird: das Thema Inklusion. AlleFraktionen hier haben sich damit relativ lange und in-tensiv befasst. Ich habe eigentlich gedacht, jedem indiesem Hohen Haus ist bewusst, was Inklusion heißt.Inklusion heißt sicher nicht Winterspiele, kurze Pause,Paralympics. Das ist keine Inklusion, meine sehr ge-ehrten Damen und Herren. Das ist es nicht. EineSache zeitlich getrennt von der anderen stattfinden zulassen, ist keine Inklusion. Die Antwort müsste viel-mehr heißen, dass die Wettkämpfe – es sind ver-schiedene Wettkämpfe, das weiß ich auch – im glei-chen Zeitfenster stattfinden. Dann dürfte man davonreden. Alles andere wird dem Anspruch von Inklusionund der Arbeit des Hohen Hauses der letzten Jahrenicht gerecht.

Ganz zum Schluss – wir wissen ja, dass die Bürger-begehren anstehen – möchte ich auf einen weiterenPunkt eingehen. Ich finde, das ist eine ziemlich wichti-ge Sache. Wir wissen aus anderen Ländern, dassGroßveranstaltungen in der Bevölkerung durchaussehr umstritten sind und lebhaft diskutiert werden. Wirwissen aus Oslo, dass bei der Abstimmung über einemögliche Olympiabewerbung zeitgleich mit den Parla-mentswahlen eine hohe Wahlbeteiligung erreichtwurde. Die Anzahl der Ja-Stimmen betrug 53,4 %.Das ist alles andere als ein Ausdruck von Begeiste-rung in diesem Land. In Oslo war die Beteiligung fastgleich hoch wie bei der Parlamentswahl, und die Bür-gerbefragung hat zeitgleich stattgefunden. In anderenBürgerbegehren, die vorher erwähnt worden sind, istdie Austragung von Spielen abgelehnt worden.

Wenn man Bürgerbeteiligung ernst meint – das heißt,dass man es besser macht als beim letzten Mal –,dann wäre das Mindestmaß an demokratischem An-stand gewesen, einen Weg zu finden, der Bevölke-rung die Gegenargumente zeitgleich zur Verfügung zustellen und sie nicht nur einseitig zu informieren. Dasist eigentlich das falsche Zeichen, das dort gesendetwird.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Vielen Dank,Herr Kollege Hartmann. Bleiben Sie bitte noch amMikro. Herr Kollege Pfaffmann hat sich zu einer Zwi-schenbemerkung gemeldet.

Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD): Lieber Herr Hart-mann, ich bedaure es sehr, dass Sie und die GRÜ-NEN sich diesen Olympischen Spielen verweigernmöchten. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Er-fahrung mit Olympia in München sehr positiv ist. Daswurde vorhin schon gesagt. Das Jahr 1972 war der

92 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Start zu einer unglaublichen Entwicklung der Landes-hauptstadt München, die bis heute anhält. In der rück-blickenden Betrachtung behaupte ich: Ohne Olym-pia 1972 wäre München heute nicht eine derbeliebtesten und eine der wirtschaftlich stärkstenStädte in ganz Europa. Haben Sie deswegen bitteVerständnis dafür, dass wir uns zu Olympia positiväußern.

Ich möchte zu einem Detailpunkt Ihrer Rede Stellungnehmen. Sie versuchen hier, den Menschen zu sug-gerieren, wenn Olympia käme, würden die Mietensteigen. Lieber Herr Kollege Hartmann, das ist kom-plett absurd. Ich darf Sie daran erinnern, dass Olym-pia 1.500 Wohnungen nach München bringen würde,angefangen von den Flächen bis zum gefördertenWohnungsbau, von Studentenwohnungen in derNachnutzung bis zu Sozialwohnungen in der Nach-nutzung. Ich sage Ihnen: Diese Wohnungen werdendie Mieten eher stabil halten, statt sie zu steigern.

(Beifall bei der SPD)

Günstiger Wohnraum fließt nämlich in den Mietspiegelein. Wir bekommen durch Olympia zwar nicht insge-samt, aber doch einigen günstigen Wohnraum. Diesergünstige Wohnraum wird dafür sorgen, dass der Miet-spiegel erträglich bleibt. Insofern wird es dadurch zustabilen Mieten und nicht zu Mietsteigerungen kom-men. Was Sie hier gesagt haben, ist die reinste Ver-hinderungspolemik. Sie sind gegen Großveranstaltun-gen, egal welcher Art. Das wissen wir schon. Sie sindsozusagen die personifizierte Verhinderung von gro-ßen Veranstaltungen.

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Herr Kollege,kommen Sie bitte zum Schluss.

Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD): Ich komme zumSchluss. – Ich kann Ihnen nur sagen: Dieses Argu-ment ist falsch. Olympia wird den Wohnungsmarkt inMünchen stärken, vor allen Dingen den günstigen.

(Beifall bei der SPD)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Herr KollegeHartmann, bitte.

Ludwig Hartmann (GRÜNE): (Vom Redner nicht au-torisiert) Herr Kollege Pfaffmann, ich verweise Sie aufdas Beispiel der letzten Winterspiele, die imJahre 2010 in Vancouver stattgefunden haben. LesenSie sich bitte einmal die Bewerbungsunterlagen unddas Konzept von Vancouver durch. Dort stand genaudas drin, was Sie jetzt für München dargestellt haben:Studentenwohnungen und sozialer Wohnungsbau. Ichbitte Sie, einmal nach Vancouver zu schauen, wasdaraus geworden ist – genau das Gegenteil. Schauen

Sie sich das Viertel in London an, in dem die Som-merspiele stattgefunden haben. Schauen Sie sich ein-mal den Mietspiegel von London, sofern es dort einengibt, zum jetzigen Zeitpunkt und zu dem Zeitpunkt,bevor die Bewerbung kam, an. Sie werden feststellen,dass diese Spiele dort eine Auswirkung auf den Im-mobilienmarkt hatten.

Warum war es vor vier oder fünf Jahren, als keinervon Olympia begeistert war, ausgerechnet die Immo-bilienwirtschaft, die sich hingestellt und groß verkün-det hat: Wir sind für Olympia. Das hat sie sicherlichnicht getan, weil sie günstige Wohnungen schaffenwollte. Richtig ist, die Auswirkungen auf den Mietspie-gel erfolgen zeitversetzt. Wichtiger wäre es aber,möglichst schnell günstigen Wohnraum zu schaffen,nicht erst im Jahr 2023. Das kann doch funktionieren.Das wäre die Antwort auf das Problem.

(Beifall bei den GRÜNEN – Markus Rinderspa-cher (SPD): Ihnen ist schon bewusst, dass dieGRÜNEN die Regierungsverantwortung in Mün-chen tragen!)

- Sie können gern eine Zwischenfrage stellen.

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Als nächsteRednerin hat sich Frau Staatsministerin Haderthauerzu Wort gemeldet.

Staatsministerin Christine Haderthauer (Staats-kanzlei): Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen!50 Jahre nach den Sommerspielen 1972 könnte Mün-chen die Winterspiele austragen und wäre damit dieerste Stadt, in der Olympische Sommerspiele undOlympische Winterspiele stattgefunden haben. Fürviele Menschen in unserem Land ist es ein Kindheits-traum, einmal Olympia hautnah zu erleben, egal ob inden Stadien oder beim Public Viewing mit Gästen ausaller Welt. Dies wäre ein nationales Ereignis, das inBayern stattfinden würde, ein nationales Ereignis mitbayerischem Standort. Der Blick der ganzen Weltwäre auf Bayern, Oberbayern, München und die an-deren Austragungsorte gerichtet.

Wir alle können uns noch an die großartige Stimmungbei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen imJahr 2011 erinnern. Das war ein Festival im Schnee.So könnte auch Olympia 2022 unser bayerischesWintermärchen werden. Ich gebe aber den Vorred-nern recht: Das darf nicht an den Menschen vorbei,sondern es muss mit den Bürgerinnen und Bürgernentschieden werden. Deshalb sind Bürgerentscheidevorgesehen. Am 10. November entscheiden die Bür-gerinnen und Bürger in München, Garmisch-Parten-kirchen sowie den Landkreisen BerchtesgadenerLand und Traunstein über Olympia 2022.

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 93

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Das Konzept der aktuellen Bewerbung ist überarbeitetund optimiert worden. Vieles, was bei der Bewerbungfür das Jahr 2018 kritisiert worden war, wurde verän-dert. Man ist auf etliche Punkte eingegangen, die viel-leicht zu Recht kritisch angemahnt wurden. Damithaben diese Olympischen Spiele die Chance, Spielezu werden, die von Augenmaß und Nachhaltigkeit ge-prägt sind und dennoch frische, neue Impulse fürWirtschaft und Tourismus setzen können, die nach-wirken. Diese Spiele sollen von der Liebe zu unsererHeimat geprägt sein. Herr Kollege Hartmann, natür-lich kann man viele negative Folgen in den Raum stel-len. Ich habe jedoch in Ihren Ausführungen wenigSubstanzielles gehört, sondern nur vage Befürchtun-gen, die man immer formulieren kann.

(Beifall bei der CSU)

Natürlich kann man sagen: Warum bewirbt sich dennsonst keiner? Herr Kollege Hartmann, der Grundkönnte auch darin liegen, dass die anderen wissen,dass sie gegen unser Konzept kaum eine Chancehaben.

(Beifall bei der CSU)

Mit München, Garmisch, Berchtesgaden und Ruhpol-ding kann Bayern seine Stärke als Wintersportregionvoll ausschöpfen. Über 80 % der notwendigen Sport-flächen sind bereits vorhanden. Dabei ist eingepreist,dass diese Sportstätten auch geeignet sind. Die fürdieses Konzept erforderlichen und passenden Sport-flächen sind zu über 80 % vorhanden. Wir brauchenkaum neue Flächen wegen des dritten olympischenDorfs und des Medienzentrums in Inzell.

Kolleginnen und Kollegen, dies wären die nachhaltigs-ten Winterspiele aller Zeiten. Deswegen passt diesesKonzept hervorragend in unsere Zeit. Wer bei Olym-pia von einem Wachstumswahn spricht, vergisst: Bay-ern ist ein Wirtschaftsstandort. Olympia 2022 wirdtrotz der nachhaltigen Anlage Milliardenaufträge fürunsere Unternehmer in ganz Bayern und für den Tou-rismus bringen. Das bedeutet Arbeitsplätze und sozia-len Wohlstand für Bayern.

(Beifall bei der CSU)

Natürlich sind Investitionen in Höhe von rund 1,8 Milli-arden Euro kein Pappenstiel. Ein Großteil davon wirdin die notwendigen Verkehrsinfrastrukturmaßnahmenfließen, die wir aber unabhängig davon dringend brau-chen. Ganz Deutschland profitiert davon. Um ein klei-nes Beispiel zu nennen, die Ortsumfahrung von Ober-au wird durch Olympia schneller verwirklicht alsgeplant. Ähnliches gilt für viele andere Strukturmaß-nahmen.

Frau Kollegin Stachowitz, deshalb sage ich ein herzli-ches Dankeschön. Gerade in der Abstimmung diesesfraktionsübergreifenden Dringlichkeitsantrages istdeutlich geworden, was uns miteinander wichtig seinmuss, nämlich dass die Infrastrukturmaßnahmen, dieim Zuge von Olympia beschleunigt werden, gut undwichtig für Bayern sind. Das darf aber nicht dazu füh-ren, dass andere wichtige Infrastrukturmaßnahmen inBayern ins Hintertreffen geraten.

Diese Bewerbung ist eine nationale Angelegenheit.Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im Bund dafüreinsetzen, dafür die entsprechende Unterstützung zubekommen. Das steht so im Antrag; und Sie könnensich darauf verlassen. Schließlich geht es hier um einEreignis, das für ganz Deutschland wichtig ist. Siehaben das Anliegen geäußert, dass sich der Bund andem Sonderinvestitionsprogramm beteiligt und gleich-zeitig transparent darüber berichtet wird. Das istselbstverständlich.

Olympia lebt davon, dass wir aus Liebe zu unsererHeimat und aus dem gemeinsamen Bestreben he-raus, neue Impulse zu setzen, fraktionsübergreifendagieren. Akzeptanz wird nur zu erreichen sein, wennimmer transparent darüber berichtet wird. Das ist völ-lig klar und logisch. Ich baue auf eine fraktionsüber-greifende Akzeptanz für Olympia.

Wir brauchen diese Akzeptanz; denn natürlich gibt esRisiken und Rahmenbedingungen, die ein bisschenstarr sind und nicht jedem gefallen. Jede Entschei-dung ist jedoch eine Abwägung. Hier überwiegenganz klar die positiven Aspekte: das zusätzliche Auf-tragspotenzial für unsere bayerische Wirtschaft, In-vestitionen in Infrastruktur, in Sportstätten, olympischeDörfer und Hotels im Volumen von 1,8 Milliarden Eu-ro. Das Veranstaltungsbudget und die Beschleuni-gung von Infrastrukturmaßnahmen habe ich genannt.Durch diese Winterspiele würden aber auch Zusam-menhalt und Identifikation geschaffen.

Kolleginnen und Kollegen, auch der starke Impuls fürdie Inklusion, der durch die gleichzeitig stattfindendenParalympischen Spiele gegeben wird, darf gerne undsoll aus Bayern kommen. Ich meine, dass auch diesein ganz wichtiges gesellschaftspolitisches Signal ist.

(Beifall bei der CSU)

Meine Damen und Herren, zur Wohnungssituation istdas Nötige gesagt worden. Natürlich werden im Medi-endorf Wohnungen entstehen, was gerade auch indem Segment, in dem in München am meisten Bedarfbesteht, hilfreich sein wird.

Wir sind überzeugt: Olympia ist ein Gewinn für alle.Wir sind davon überzeugt, dass es gut ist, dass wir

94 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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heute aus diesem Hohen Hause ein gemeinsameskraftvolles Signal auch in die Bevölkerung geben;denn wir brauchen jetzt die Menschen in Bayern, dieJa zu Olympia sagen, die uns am 10. November mitihrer Zustimmung das grüne Licht für die BewerbungBayerns für Olympia 2022 in München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und im BerchtesgadenerLand geben. Deswegen Danke für die große Einigkeitim Haus. Ich bitte um Zustimmung zu dem Antrag.

(Beifall bei der CSU)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Vielen Dank,Frau Staatsministerin. Frau Kollegin Stachowitz hatsich noch zu Wort gemeldet. Bitte schön, Frau Sta-chowitz.

Diana Stachowitz (SPD): Herr Hartmann hat michdoch gereizt, noch zwei, drei Ergänzungen zu ma-chen und etwas andere Faktoren anzusprechen. Ichmöchte Ihnen erstens sagen: Werbekampagnen zu fi-nanzieren, ist wesentlich teurer. Es wird immer dasGeld für die Bewerbung genannt. Wir könnten hierfürauch einen Etat erstellen.

Das Zweite ist: Wenn es um Arbeitsplätze geht, wennes um Wirtschaft geht, geben wir in Deutschland, inBayern, in unserer Heimat, wie wir alle immer soschön hier vorne sagen, sehr wohl vor, wie man ver-nünftige Arbeitsplätze schafft – nämlich mit einemMindestlohn, mit entsprechenden Vergaberichtlinien,damit die Firmen auch existieren können, dass nichtwie in anderen Austragungsländern Menschen ver-hungern, wenn sie für die Erstellung der Einrichtun-gen für Olympia arbeiten. Dies ist auch ein Argument,warum wir für die Olympischen Spiele in Deutschland,in Bayern sind. Damit bringen wir nämlich auch guteArbeitsplätze voran.

Herr Hartmann, Ihre Vergleiche sind unlauter. Siewerfen uns vor, dass wir keine demokratische Beteili-gung machen. Sie sind unlauter, weil Sie Vergleicheder Kostenstrukturen bringen, die Sie aber nicht insGleichgewicht bringen. Bei Vancouver haben Sie dieKosten für die Verkehrsinfrastruktur hineingerechnet,die aber auch anderweitig genutzt wird. Sie haben dieGröße der Städte und die Einwohnerzahlen nicht ver-glichen.

Zum Schluss möchte ich sagen: Gerade im Touris-musbereich brauchen wir Arbeitsplätze, die gut finan-ziert sind, die einen Entwicklungsschub mit sich brin-gen. Das ist für die Regionen neben der verkehrlichenErschließung ausgesprochen wichtig.

Als Letztes möchte ich als Münchnerin unbedingtsagen – ich sehe mich als ehemalige Stadträtin in derVerantwortung –: Wir haben in München sehr gute

Wohnungspolitik gemacht. Wir haben alles Möglicheausgenutzt, um den sozialen Wohnungsbau nachvorne zu bringen.

(Beifall bei der SPD)

Dass Sie sagen, dass Ihre GRÜNEN in Münchennicht mitgearbeitet haben, ist sehr schade. In diesemPunkt haben wir eine gute Koalition gehabt.

(Beifall bei der SPD)

Vierte Vizepräsidentin Ulrike Gote: Vielen Dank,Frau Kollegin Stachowitz. Weitere Wortmeldungen lie-gen mir nicht vor. Die Aussprache ist damit geschlos-sen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung. Wie bereits ange-kündigt, werden wir über beide Anträge namentlichabstimmen. Die Urnen für die Abstimmung stehenvorne auf dem Stenografentisch und an den beidenAusgängen. Ich werde für die Abstimmung fünf Minu-ten vorsehen.

Zunächst stimmen wir ab über den Dringlichkeitsan-trag 17/18 – das ist der Antrag der Fraktionen derCSU, der SPD und der FREIEN WÄHLER. Mit derAbstimmung kann jetzt begonnen werden.

(Namentliche Abstimmung von 12.44 bis12.50 Uhr)

Kolleginnen und Kollegen, die fünf Minuten sind um.Ich schließe die Abstimmung. Das Ergebnis wird au-ßerhalb des Sitzungssaals ermittelt.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Darf ich Sie bitten, die Plätze noch einmal einzuneh-men. Wir kommen jetzt unverzüglich zur zweiten na-mentlichen Abstimmung – sobald die Urnen wiederbereitstehen. Zur Abstimmung steht der Dringlich-keitsantrag auf Drucksache 17/28. Das ist der Antragder Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend"Ja zur Heimat, Nein zur Olympiabewerbung 2022".Sie haben drei Minuten Zeit. Ich eröffne die Abstim-mung.

(Namentliche Abstimmung von 12.50 bis12.53 Uhr)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die drei Minuten sindum. Ich schließe die Abstimmung. Auch dieses Ergeb-nis wird außerhalb des Sitzungssaals ermittelt.

(Unruhe)

Ich darf Sie bitten, die Plätze wieder einzunehmen.Wir sind noch nicht ganz am Ende dieser Sitzung und

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 95

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auch noch nicht ganz am Ende dieses Tagesord-nungspunktes.

Die Dringlichkeitsanträge auf den Drucksachen 17/19bis 17/22 und 17/29 sowie 17/30 werden in die zu-ständigen federführenden Ausschüsse verwiesen.

Außerhalb der Tagesordnung gebe ich gemäߧ 14 Absatz 4 der Geschäftsordnung die Zusammen-setzung des Ältestenrats bekannt. Nach § 14 Ab-satz 2 der Geschäftsordnung besteht der Ältestenrataus der Präsidentin, die im Verhinderungsfall vomErsten Vizepräsidenten vertreten wird, und den Ver-tretern und Vertreterinnen der Fraktionen. Jede Frakti-on erhält im Ältestenrat für die angefangene Zahl vonje 15 Mitgliedern einen Sitz. Die Benennung ihrer Mit-glieder und einer doppelten Anzahl von Stellvertreter-innen und Stellvertretern obliegt den Fraktionen. DieFraktion der CSU hat demgemäß Anspruch auf 7 wei-tere Mitglieder, die SPD-Fraktion auf 3 sowie dieFraktionen der FREIEN WÄHLER und von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN auf jeweils 2 Mitglieder. Insgesamtbesteht der Ältestenrat damit aus 15 Mitgliedern. ImEinzelnen können die Mitglieder und stellvertretendenMitglieder des Ältestenrats der Ihnen vorliegendenMitteilung auf Drucksache 17/31 entnommen werden.Das Hohe Haus nimmt davon Kenntnis.

(Siehe Anlage 4)

Ich kann die Sitzung noch nicht schließen, weil dasErgebnis der namentlichen Abstimmungen noch nichtvorliegt, und bitte Sie, wenn Sie die Zeit haben, die-ses gemeinsam mit mir abzuwarten.

(Margarete Bause (GRÜNE): Erzähle doch ein-mal ein paar Geschichten, vielleicht von deinerersten Sitzung!)

Ich vergesse immer, das Mikrofon an- und auszuma-chen. Oder es reagiert nicht immer auf meinen Druck.Ich muss mehr Druck ausüben. Der Touchscreen istverbesserungsdürftig.

(Peter Meyer (FREIE WÄHLER): Mit dem Kugel-schreiber versuchen!)

- Ein guter Tipp, genau.

(Prof. Dr. Peter Paul Gantzer (SPD): Das wirdalles protokolliert!)

- Ich weiß, das sind die Geschichten aus dem Näh-kästchen.

(Unterbrechung von 13.56 bis 13.58 Uhr)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich gebe jetzt das Er-gebnis der namentlichen Abstimmungen bekannt. Zu-nächst geht es um den interfraktionellen Dringlich-keitsantrag der Abgeordneten Thomas Kreuzer, JosefZellmeier, Gudrun Brendel-Fischer und anderer undFraktion (CSU), Markus Rinderspacher, VolkmarHalbleib, Inge Aures und anderer und Fraktion (SPD)und Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Professor (Univ.Lima) Dr. Peter Bauer und anderer und Fraktion(FREIE WÄHLER) betreffend "Unterstützung einermöglichen Bewerbung der Landeshauptstadt Mün-chen mit dem Markt Garmisch-Partenkirchen und denLandkreisen Berchtesgadener Land und Traunsteinum die Austragung der XXIV. Olympischen und XI-II. Paralympischen Winterspiele 2022", Drucksa-che 17/18. Mit Ja haben 141 Abgeordnete gestimmt,mit Nein haben 20 Abgeordnete gestimmt. Es gab1 Stimmenthaltung. Damit ist der Dringlichkeitsantragangenommen.

(Abstimmungsliste siehe Anlage 2)

Ich gebe jetzt das Ergebnis für den Dringlichkeitsan-trag der Abgeordneten Margarete Bause, LudwigHartmann, Thomas Gehring und anderer und Fraktion(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betreffend "Ja zur Hei-mat, Nein zur Olympiabewerbung 2022", Drucksa-che 17/28, bekannt. Mit Ja haben 17 Abgeordnete ge-stimmt, mit Nein haben 140 Abgeordnete gestimmt.Stimmenthaltungen gab es 3. Damit ist dieser Dring-lichkeitsantrag abgelehnt.

(Abstimmungsliste siehe Anlage 3)

Wir sind damit am Ende dieses Tagesordnungspunk-tes und auch am Ende dieser Sitzung. Ich dankeIhnen für Ihre Geduld und schließe die Sitzung.

(Schluss: 12.59 Uhr)

96 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013

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Zuteilung der Ausschüsse im Landtag

Die Fraktionen von CSU, SPD, FREIE WÄHLER und Bündnis 90/Die Grünen haben sich heute

im Anschluss an die Plenarsitzung auf die Verteilung der Vorsitzenden der 13 Ständigen

Ausschüsse der 17. Wahlperiode geeinigt.

Vorsitz Stellvertretung

Staatshaushalt und Finanzfragen CSU SPD

Verfassung, Recht und Parlamentsfragen SPD CSU

Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und

Sport

CSU FREIE WÄHLER

Wirtschaft und Medien, Infrastruktur, Bau und

Verkehr, Energie und Technologie

CSU BÜNDNIS 90/

DIE GRÜNEN

Ernährung, Landwirtschaft und Forsten CSU BÜNDNIS 90/

DIE GRÜNEN

Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und

Integration

CSU SPD

Wissenschaft und Kunst FREIE WÄHLER CSU

Bildung und Kultus SPD CSU

Fragen des öffentlichen Dienstes CSU FREIE WÄHLER

Eingaben und Beschwerden CSU SPD

Bundes- und Europaangelegenheiten sowie

regionale Beziehungen

CSU SPD

Umwelt und Verbraucherschutz BÜNDNIS 90/

DIE GRÜNEN

CSU

Gesundheit und Pflege SPD CSU

Die Ausschüsse treten voraussichtlich am 6. November 2013 zu ihren konstituierenden Sitzungen

zusammen.

97 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Anlage 1zur 4. Vollsitzung am 24. Oktober 2013

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Abstimmungsliste zur namentlichen Abstimmung am 24.10.2013 zum Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Thomas Kreuzer, Josef Zellmeier,Gudrun Brendel-Fischer u. a. und Fraktion CSU, der Abgeordneten Markus Rinderspacher, Volkmar Halbleib, Inge Aures u. a.und Fraktion SPD, der Abgeordneten Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer u. a. und Fraktion FREIEWÄHLER; Unterstützung einer möglichen Bewerbung der Landeshauptstadt München mit dem Markt Garmisch-Partenkirchen und denLandkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein um die Austragung der XXIV. Olympischen und XIII. Paralympischen Winterspiele2022 (Drucksache 17/18) Name Ja Nein Enthalte

mich

Adelt Klaus X Aigner Ilse X Aiwanger Hubert X Arnold Horst X Aures Inge X Bachhuber Martin X Prof. (Univ. Lima) Dr. Bauer Peter X Bauer Volker X Baumgärtner Jürgen X Prof. Dr. Bausback Winfried Bause Margarete X Beißwenger Eric X Dr. Bernhard Otmar X Biedefeld Susann X Blume Markus Bocklet Reinhold X Brannekämper Robert X Brendel-Fischer Gudrun X Brückner Michael X von Brunn Florian X Brunner Helmut X Celina Kerstin X Dettenhöfer Petra X Dorow Alex X Dünkel Norbert X Dr. Dürr Sepp X Eck Gerhard Dr. Eiling-Hütig Ute X Eisenreich Georg X Fackler Wolfgang X Dr. Fahn Hans Jürgen X Fehlner Martina X Felbinger Günther X Flierl Alexander X Dr. Förster Linus X Freller Karl X Füracker Albert Ganserer Markus X Prof. Dr. Gantzer Peter Paul X

Name Ja Nein Enthaltemich

Gehring Thomas X Gerlach Judith X Gibis Max X Glauber Thorsten X Dr. Goppel Thomas X Gote Ulrike X Gottstein Eva X Güll Martin X Güller Harald X Guttenberger Petra X Haderthauer Christine X Halbleib Volkmar X Hartmann Ludwig X Heckner Ingrid X Heike Jürgen W. X Herold Hans X Dr. Herrmann Florian X Herrmann Joachim Dr. Herz Leopold X Hiersemann Alexandra X Hintersberger Johannes X Hofmann Michael X Holetschek Klaus X Dr. Hopp Gerhard X Huber Erwin X Dr. Huber Marcel Dr. Huber Martin X Huber Thomas X Dr. Hünnerkopf Otto X Huml Melanie X Imhof Hermann X Jörg Oliver X Kamm Christine X Kaniber Michaela X Karl Annette X Kirchner Sandro X Knoblauch Günther X König Alexander X Kohnen Natascha X Kränzle Bernd X Dr. Kränzlein Herbert X

98 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Anlage 2zur 4. Vollsitzung am 24. Oktober 2013

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Name Ja Nein Enthaltemich

Kraus Nikolaus X Kreitmair Anton Kreuzer Thomas X Kühn Harald X Ländner Manfred X Lederer Otto X Leiner Ulrich X Freiherr von Lerchenfeld Ludwig X Lorenz Andreas X Lotte Andreas X Dr. Magerl Christian X Dr. Merk Beate X Meyer Peter X Mistol Jürgen X Müller Emilia Müller Ruth X Müller Ulrike Mütze Thomas XMuthmann Alexander X Neumeyer Martin Nussel Walter X Osgyan Verena X Petersen Kathi X Pfaffmann Hans-Ulrich X Prof. Dr. Piazolo Michael X Pohl Bernhard X Pschierer Franz Josef X Dr. Rabenstein Christoph X Radlmeier Helmut X Rauscher Doris X Dr. Reichhart Hans X Reiß Tobias X Dr. Rieger Franz X Rinderspacher Markus X Ritt Hans X Ritter Florian X Roos Bernhard X Rosenthal Georg X Rotter Eberhard X Rudrof Heinrich X Rüth Berthold X Sauter Alfred X Scharf Ulrike X Scheuenstuhl Harry X Schindler Franz X Schmidt Gabi X Schmitt-Bussinger Helga X Schöffel Martin X Schorer Angelika X Schorer-Dremel Tanja X

Name Ja Nein Enthaltemich

Schreyer-Stäblein Kerstin X Schulze Katharina X Schuster Stefan X Schwab Thorsten X Dr. Schwartz Harald X Schweiger Tanja X Seehofer Horst Seidenath Bernhard X Sem Reserl X Sengl Gisela X Sibler Bernd X Dr. Söder Markus Sonnenholzner Kathrin X Dr. Spaenle Ludwig Stachowitz Diana X Stamm Barbara X Stamm Claudia X Steinberger Rosi Steiner Klaus X Stierstorfer Sylvia X Stöttner Klaus X Straub Karl X Streibl Florian X Strobl Reinhold X Ströbel Jürgen X Dr. Strohmayr Simone Stümpfig Martin X Tasdelen Arif X Taubeneder Walter X Tomaschko Peter X Trautner Carolina X Unterländer Joachim X Dr. Vetter Karl X Vogel Steffen Waldmann Ruth X Prof. Dr. Waschler Gerhard X Weidenbusch Ernst X Weikert Angelika X Dr. Wengert Paul X Werner-Muggendorfer Johanna X Westphal Manuel X Widmann Jutta X Wild Margit X Winter Georg Winter Peter X Wittmann Mechthilde X Woerlein Herbert X Zacharias Isabell X Zellmeier Josef Zierer Benno X

Gesamtsumme 141 20 1

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 99

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Abstimmungsliste zur namentlichen Abstimmung am 24.10.2013 zum Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Margarete Bause,Ludwig Hartmann, Thomas Gehring u. a. und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; Ja zur Heimat, Nein zurOlympiabewerbung 2022 (Drucksache 17/28)

Name Ja Nein Enthaltemich

Adelt Klaus X Aigner Ilse X Aiwanger Hubert X Arnold Horst X Aures Inge X Bachhuber Martin X Prof. (Univ. Lima) Dr. Bauer Peter X Bauer Volker X Baumgärtner Jürgen X Prof. Dr. Bausback Winfried Bause Margarete X Beißwenger Eric X Dr. Bernhard Otmar X Biedefeld Susann XBlume Markus Bocklet Reinhold X Brannekämper Robert X Brendel-Fischer Gudrun X Brückner Michael X von Brunn Florian XBrunner Helmut X Celina Kerstin Dettenhöfer Petra X Dorow Alex X Dünkel Norbert X Dr. Dürr Sepp X Eck Gerhard Dr. Eiling-Hütig Ute X Eisenreich Georg X Fackler Wolfgang X Dr. Fahn Hans Jürgen X Fehlner Martina X Felbinger Günther X Flierl Alexander X Dr. Förster Linus X Freller Karl X Füracker Albert Ganserer Markus X Prof. Dr. Gantzer Peter Paul X

Name Ja Nein Enthaltemich

Gehring Thomas X Gerlach Judith X Gibis Max X Glauber Thorsten X Dr. Goppel Thomas X Gote Ulrike X Gottstein Eva X Güll Martin X Güller Harald X Guttenberger Petra X Haderthauer Christine X Halbleib Volkmar X Hartmann Ludwig X Heckner Ingrid X Heike Jürgen W. X Herold Hans X Dr. Herrmann Florian X Herrmann Joachim Dr. Herz Leopold X Hiersemann Alexandra X Hintersberger Johannes X Hofmann Michael X Holetschek Klaus X Dr. Hopp Gerhard X Huber Erwin X Dr. Huber Marcel Dr. Huber Martin X Huber Thomas X Dr. Hünnerkopf Otto X Huml Melanie X Imhof Hermann X Jörg Oliver Kamm Christine X Kaniber Michaela X Karl Annette X Kirchner Sandro X Knoblauch Günther X König Alexander X Kohnen Natascha X Kränzle Bernd X Dr. Kränzlein Herbert X

100 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Anlage 3zur 4. Vollsitzung am 24. Oktober 2013

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Name Ja Nein Enthaltemich

Kraus Nikolaus X Kreitmair Anton Kreuzer Thomas X Kühn Harald X Ländner Manfred X Lederer Otto X Leiner Ulrich X Freiherr von Lerchenfeld Ludwig X Lorenz Andreas X Lotte Andreas X Dr. Magerl Christian X Dr. Merk Beate X Meyer Peter X Mistol Jürgen X Müller Emilia Müller Ruth Müller Ulrike Mütze Thomas XMuthmann Alexander X Neumeyer Martin Nussel Walter X Osgyan Verena X Petersen Kathi X Pfaffmann Hans-Ulrich X Prof. Dr. Piazolo Michael X Pohl Bernhard X Pschierer Franz Josef X Dr. Rabenstein Christoph X Radlmeier Helmut X Rauscher Doris X Dr. Reichhart Hans X Reiß Tobias X Dr. Rieger Franz X Rinderspacher Markus X Ritt Hans X Ritter Florian X Roos Bernhard X Rosenthal Georg X Rotter Eberhard X Rudrof Heinrich X Rüth Berthold X Sauter Alfred X Scharf Ulrike X Scheuenstuhl Harry X Schindler Franz X Schmidt Gabi X Schmitt-Bussinger Helga X Schöffel Martin X Schorer Angelika X Schorer-Dremel Tanja X

Name Ja Nein Enthaltemich

Schreyer-Stäblein Kerstin X Schulze Katharina X Schuster Stefan X Schwab Thorsten X Dr. Schwartz Harald X Schweiger Tanja X Seehofer Horst Seidenath Bernhard X Sem Reserl X Sengl Gisela X Sibler Bernd X Dr. Söder Markus Sonnenholzner Kathrin X Dr. Spaenle Ludwig Stachowitz Diana X Stamm Barbara X Stamm Claudia X Steinberger Rosi Steiner Klaus X Stierstorfer Sylvia X Stöttner Klaus X Straub Karl X Streibl Florian X Strobl Reinhold X Ströbel Jürgen X Dr. Strohmayr Simone Stümpfig Martin X Tasdelen Arif X Taubeneder Walter X Tomaschko Peter X Trautner Carolina X Unterländer Joachim X Dr. Vetter Karl X Vogel Steffen Waldmann Ruth X Prof. Dr. Waschler Gerhard X Weidenbusch Ernst X Weikert Angelika X Dr. Wengert Paul X Werner-Muggendorfer Johanna X Westphal Manuel X Widmann Jutta X Wild Margit X Winter Georg Winter Peter X Wittmann Mechthilde X Woerlein Herbert X Zacharias Isabell X Zellmeier Josef X Zierer Benno X

Gesamtsumme 17 140 3

Plenarprotokoll 17/4 v. 24.10.2013 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode 101

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Mitteilung

des Bayerischen Landtags

Zusammensetzung des Ältestenrats

Gemäß § 14 Abs. 2 der Geschäftsordnung für den Bayerischen Landtag setzt sich der Ältestenrat wie folgt zusammen:

Barbara Stamm Präsidentin

Von den Fraktionen benannte Mitglieder und stellver-tretende Mitglieder:

Mitglieder: Stellvertreter bzw. Stellvertreterin:

CSU-Fraktion

Reinhold Bocklet Harald Kühn

Ingrid Heckner

Dr. Thomas Goppel Tobias Reiß

Dr. Harald Schwartz

Petra Guttenberger Karl Freller

Norbert Dünkel

Bernd Kränzle Steffen Vogel

Judith Gerlach

Thomas Kreuzer Eberhard Rotter

Angelika Schorer

Ludwig Freiherr Jürgen Baumgärtner

von Lerchenfeld Gudrun Brendel-Fischer

Josef Zellmeier Martin Neumeyer

Helmut Radlmeier

SPD-Fraktion

Volkmar Halbleib Prof. Dr. Peter Paul

Gantzer

Horst Arnold

Helga Schmitt-Bussinger Kathrin Sonnenholzner

Dr. Simone Strohmayr

Inge Aures Margit Wild

Isabell Zacharias

Fraktion FREIE WÄHLER

Florian Streibl Ulrike Müller

Dr. Karl Vetter

Peter Meyer Thorsten Glauber

Hubert Aiwanger

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ulrike Gote Margarete Bause

Ludwig Hartmann

Thomas Gehring Ludwig Hartmann

Margarete Bause

Die Präsidentin

Barbara Stamm

102 Bayerischer Landtag – 17. Wahlperiode Anlage 4zur 4. Vollsitzung am 24. Oktober 2013