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Bayerischer Landtag 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 1Q/46
04.04.84
46.Sitzung am Mittwoch, dem 4. Aprll 1984, 9.00 Uhr,
In München
Geschäftliches . . . . . 2482, 2484, 2507, 2549, 2558
Mündliche Anfragen gem. § 76 GeschO
1. Errichtung einer öffentlichen Berufsfach-schule für Krankengymnasten im sog. Bä-derdreieck in Bad Füssing
Kobler ......... . Staatsminister Dr. Maier
... 2482 2482,2483
2. Aufhebung des Antragsstopps im Sport-stättenbau in dringenden Notfällen
Messerer (SPD) . . . . 2483 Staatsminister Dr. Maier . . . . . 2483
3. Gesamtplanung der Würzburger Universi-tätskliniken im Doppelhaushalt 1985/86
Franz (SPD) . . . . 2483 Dr. Maier . 2483, 2484 Loew (SPD) . 2483, 2484
4. Führung des Namens .Pestalozzi-Schule" durch die Landkreisschule für Lernbehin-derte in Hösbach, Landkreis Aschaffenburg
Neuburger (SPD) . . . . 2484 Staatsminister Dr. Maier . . . . . . . . . 2484
5. Ausbau der Mikroelek1ronik; hier Heraus-nahme des ingenieurwissenschaftlichen Teils aus dem Gesamtkonzept
Frau Haas (SPD) . . . . 2484 Staatsminister Dr. Maier . . . 2484
6. Zweite Lehramtsprüfung für ein Lehramt an Grund-, Haupt- und Sonderschulen, Real-schulen, Gymnasien und beruflichen Schu-len; Teilnehmerzahl und Anstellungsaus-sichten
Kurz (SPD) ...... . Staatsminister Dr. Maier
2484,2485 ... 2485
7. Äußerung des Strafrechtlers Prof. Dr. F. C. Schroeder, Universität Regensburg, zur Behandlung ausländischer Straftäter
Frau Meier (SPD) . . Staatsminister Lang . . . . . . .
2485,2486 2485,2486
8. Aufnahme der Ermittlungen gegen Beteilig-te der Lkw-Blockaden
Köster (SPD) .... Geys Helmut (SPD) . Staatsminister Lang Langenberger (SPD)
. .. 2486 2486,2487 2486,2487 ... 2487
9. Sicherung der Arbeitsplätze bei der Firma Trak1orenwerke Eicher in Landau
Lechner Ewald (CSU) . Staatsminister Jaumann Huber Erwin (CSU) . . .
2487,2488 2487,2488 . .. 2488
10. Angebliche Zusicherung von Straffreiheit an die Beteiligten der Lkw-Blockade
Langenberger (SPD) .. Staatsminister Jaumann Loew (SPD) ...... .
2488,2489 2488,2489 2488,2489
11. Verfahren bei der Abstimmung der Betten-kapazitäten der Krankenhäuse~ im universi-tären und außeruniversitären Btreich
Gürteler (CSU) . . . . . . !. 2489, 2490 Staatsminister Dr. Pirkl . . . '. . . 2489, 2490
12. Beschleunigung des Ermittlun gegen Landrat Ludwig Mayer
Gausmann (SPD) . . . . . Staatssekretär Neubauer Böhm (CSU) .... Dr. Kempfler (CSU) . . . .
sverfahrens
2490,2491 2490,2491 2490,2491 ... 2490
2480 Bayar11cherlandtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84
13. Kennzeichnung ohne Tierversuche entwik-kelter Kosmetika
Frau Dr. Biebl (CSU) ... Staatssekretär Neubauer
2491 2491
14. Aufteilung der Bundesmittel für den sozia-len Wohnungsbau auf Eigentumsmaßnah-men und Mietwohnungsbau
Koch (SPD) ....... . Staatssekretär Neubauer Frau Burkei (SPD) ..... .
2491,2492 2491, 2492 . .. 2492
15. Prüfung der sog. Tunneltrasse im Zusam-menhang mit der Ortsumgehung von Bad Aibling
Falter (SPD) ....... . Staatssekretär Neubauer
2492,2493 2492,2493
16. Anforderung von Angaben über in Kommu-nalparlamente gewählte Bedienstete durch die Regierung von Unterfranken
Dr. Kaiser (SPD) . . . . . Staatssekretär Neubauer . .
2493,2494 2493,2494
17. Schädigung der Vegetation durch radio-aktive Emissionen
Geis Norbert (CSU) Staatsminister Dick . Kolo (SPD) .. Heinrich (SPD) ...
... 2494 2494,2495 2494,2495 . .. 2495
18. Zuweisung staatlicher Mittel an die Stadt Straubing und Gemeinden des Landkreises Straubing/Bogen
Geisperger (SPD) . Staatsminister Dick .
2495,2496 2495,2496
19. Förderung von Investitionen zur Rauchgas-entschwefelung kommunaler Kohlekraft-werke
Loew (SPD) . Staatsminster Dick Franz (SPD) . . . . Langenberger (SPD)
20. Maßnahmen gegen das Abholzen Waldrand- und Heckenstreifen
Franz (SPD) . . . . . . . Staatsminister Dick . . . Frhr. v. Truchseß (SPD)
2497,2498 2497,2498
2498 ... 2498
von
. .. 2499 2499,2500
2500
21. Kiesausbeute im Auwaldbereich der Donau von Offingen, Landkreis Günzburg
Engelhardt Karl-Theodor (SPD) Staatsminister Dick . . . . . . . .
2500,2501 2500,2501
22. Hilfen zur Erhaltung der bäuerlichen Land-wirtschaft im Sinne des Bayerischen We-ges aufgrund der Entwicklung in der EG
Huber [Landshut] (CSU) . . . . . . 2501 Staatsminister Dr. Eisenmann 2501, 2502 Geisperger (SPD) 2501, 2502 Heiter (CSU) . . . . . . . . . . . . 2501
23. Erhaltung des Staatlichen Forstamtes Aschaffenburg als selbständige Dienst-stelle
Schmitt Hilmar (SPD) ..... Staatsminister Dr. Eisenmann
24. Beschleunigung der Verfahren der Dorfflur-bereinigung in Niederbayern
Huber Erwin (CSU) ..... . Staatsminister Dr. Eisenmann Geisperger (SPD) . . Lechner Ewald (CSU) ....
25. Veräußerung von für Zwecke des Natur-schutzes ausgewiesenen Grundstücken von Teilnehmergemeinschaften der Flurbe-reinigung
2502 2502
2502 2502 2503 2503
Sommerkorn (SPD) ..... Staatsminister Dr. Eisenmann
. .. 2503 2503,2504
26. Auflage eines Weinbauprogramms durch die Bayerische Staatsregierung
Zeißner (CSU) . . . . . . . . . Staatsminister Dr. Eisenmann . Geisperger (SPD) ... Frhr. v. TruchseB (SPD) . . . .
27. Verstärkung des Unterbaus sog. Flurberei-nigungsstraßen in klimatisch exponierten Lagen
2504 2504 2504 2504
Kobler (CSU) ......... . Staatsminister Dr. Eisenmann .
2504,2505 2504,2505
28. Wasserentnahme und Trockel)legung als Mitursachen des Waldsterbens .
Breitrainer (CSU) ...... ; . Staatsminister Dr. Eisenmanri .
29. Staatlicher Zuschuß für die der Privaten Frauenklinik Kemp
1
enovierung n
2505 2505
Frau Jungfer (SPD) .. Staatssekretär Meyer Diethei (CSU) .....
2505 2505,2506 ... 2505
Plenarprotokoll 10/46 v. 04.04.84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2481
30. Entwicklung der gemeindlichen Investitio-nen nach den Kürzungsmaßnahmen von Bund und Ländern
Jungfer (SPD) ..... Staatssekretär Meyer Koch (SPD) ..... . Langenberger (SPD) .
Interpellation der Abg. Tandler, Werkstetter, Oswald u. a. betr. Sicherheit des Straßenver-kehrs (Drs. 10/3183)
und
Interpellation der Abg. Dr. Rothemund, Geis-perger u. Frakt. betr.·Hllfen für die bayerischen Landwirte, die durch die EG-Beschlüsse In Ih-rer Existenz gefährdet werden (Drs 10/3378)
2506 2506 2506 2506
Staatsminister Dr. Eisenmann . . . . . . . . 2507
Antrag der Abg. Meier Christa, Kurz, Engel-hardt Karl-Theodor u. a. betr. verslcherungs-mäBlge Anrechnung der zweiten Ausblldungs-phase In der Lehrerbildung (Drs. 10/2116)
Beschlußempfehlungen des Kulturpolitischen, des Dienstrechts-, des Sozialpolitischen und des Haushaltsausschusses (Drs. 10/2438, 10/2565, 10/2942, 10/3193)
Messerer (SPD), Berichterstatter . . . . . Engelhardt Walter (SPD), Berichterstatter Kaiser Willi (SPD), Berichterstatter Koch (SPD), Berichterstatter .
Beschluß ............... .
Antrag der Abg. Zeller u. a. betr. Bllanzrlchtll-nlengesetz (Drs. 10/2121)
Beschlußempfehlungen des Wirtschafts- und des Bundesangelegenheitenausschusses (Drs. 10/2934, 10/3208)
2507 2507 2507 2508
2508
Dr. Lautenschläger (CSU), Berichterstatter . 2508 Kluger (CSU), Berichterstatter . 2508
Beschluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2508
Antrag der Abg. Meier Christa, Kurz u. a. betr. Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben Im Schulberelch (Drs. 10/2162)
Beschlußempfehlungen des Dienstrechts-, des Kulturpolitischen und des Haushaltsausschus-ses (Drs. 10/2398, 10/2907, 10/3194)
Sommerkorn (SPD), Berichterstatter Messerer (SPD), Berichterstatter Koch (SPD), Berichterstatter .
2508 2508 2508
Kurz (SPD) .... Dr. Goppel (CSU)
2508,2512 2511
Beschlußempfehlungen des L.andesentwick-lungs-, des Wirtschafts- und des Bundesangele-genheitenausschusses (Drs. 10/2746, 10/3018, 10/3216)
Schuhmann (SPD), Berichterstatter ... . Schlosser (SPD), Berichterstatter .... . Dr. Götz (SPD), Berichterstatter ..... . Schuhmann (SPD), zur Geschäftsordnung
2513 2513 2514 2514
Beschluß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2514
Antrag der Abg. Müller Karl Heinz, Burkei u. a. betr. Hinzuziehung einer Hebamme zur Geburt (Drs. 10/2288)
Beschlußempfehlungen des Sozialpolitischen und des Bundesangelegenheitenausschusses (Drs. 10/2636, 10/3220)
Dorsch (SPD), Berichterstatter . . . . 2514 Frau Jungfer (SPD), Berichterstatterin 2514
Beschluß ................. .
Antrag der Abg. Müller Karl Heinz, Burkei u. a. betr. gesetzllche Festlegung von Tätigkeiten der Hebammen und Entblndungshelfer (Drs. 10/2289)
Beschlußempfehlungen des Sozialpolitischen und des Bundesangelegenheitenausschusses (Dr. 10/3075, 10/3221)
Dorsch (SPD), Berichterstatter .... Frau Jungfer (SPD). Berichterstatterin
Beschluß ................. .
Antrag der Abg. Meier Christa, Messerer u. a. betr. Modellversuch zur Integration Behinder-ter In Mittelfranken (Drs. 10/2375)
Beschlußempfehlungen des Kulturpolitischen, des Sozialpolitischen und des Haushaltsaus-schusses (Drs. 10/2770, 10/2939, 10/3186)
Messerer (SPD). Berichterstatter Weber (SPD), Berichterstatter .. Dr. Kaiser (SPD), Berichterstatter Messerer 1SPO) . . Frau Stamm (CSU)
Beschluß ...... .
Antrag des Abg. Schnell betr. Gefihrdung der Bevölkerung durch unkontrolliert~ Schießen der US-Streitkräfte auf dem Haln~gelände (Drs. 10/2477) ·
Beschlußempfehlung des Bunderangelegen-heitenausschusses (Drs. 10/3217) 1
1
2514
2514 2514
2515
2515 2515 2516 2516 2516
2517
Frau Jungfer (SPD). Berichtersta erin 2517
Beschluß ..... . . . . 2513 Beschluß ............. . 2517
Antrag der Abg. Dr. Ritzer u. a. betr. Ent-schwefelung des schweren Heizöls ( Drs. 10/2201)
Antrag der Abg. Regensburger u. tlefungen der Donau Im Bereich golstadt und Kelhelm (Drs. 10/2
. betr. Ein-sehen In-
)
2482 Bayerlocherlandtag . 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04.04.84
Beschlußempfehlungen des Wirtschafts-, des Landesentwicklungs- und des Landwirtschafts-ausschusses (Drs. 10/3026, 10/3201, 10/3285)
Lechner Ewald (CSU), Berichterstatter . Frhr. v. Redwitz (CSU), Berichterstatter . Gruber (CSU), Berichterstatter
Beschluß .................. .
Antrag des Abg. Dr. Schosser betr. Entwick-lungspark (Drs. 10/2736)
Beschlußempfehlungen des Kulturpolitischen und des Wirtschaftsausschusses (Drs. 10/3164, 10/3334)
Eykmann (CSU), Berichterstatter . Dr. Richter (CSU), Berichterstatter
Beschluß ............... .
Antrag der Abg. Dr. Kempfler, Lechner Ewald, Huber Erwin u. a. betr. vorübergehende Stllle-gung von Kraftfahrzeugen (Drs. 10/2663)
Beschlußempfehlungen des Wirtschafts- und des Verfassungsausschusses (Drs. 10/3022, 10/3154)
2518 2518 2518
2518
2518 2518
2519
Dr. Lautenschläger (CSU), Berichterstatter . 2519 Loibl (CSU), Berichterstatter . 2519
Beschluß ..
Antrag des Abg. Neumann betr. lnvestltlonszu-schüsse an die Bundesbahn (Drs. 10/2696)
Beschlußempfehlungen des Wirtschafts- und des Bundesangelegenheitenausschusses (Drs. 10/2933, 10/3207)
Fröhlich (SPD), Berichterstatter
Beschluß ....
(Unterbrechung)
Schlußbericht des Untersuchungsausschus-ses zur Prüfung des Vorgehens von Behörden und Einzelpersonen Im Zusammenhang mit mögllchen unzulässigen Baupreisabsprachen (Drs. 10/1557, 10/3240)
2519
2519
2519
Dr. Merkl (CSU), Berichterstatter . . . . . . 2520 Warnecke (SPD), Berichterstatter . . . . . . 2524 Dr. Markl (CSU) . 2529, 2544, 2547, 2555 Warnecke (SPD) . . . . . 2532, 2543, 2545 Neuburger (SPD) . . . . . . . 2534 Staatsminister Jatimann 2536, 2556 Brosch (CSU) . . . . . . . 2540 Tandler (CSU) . . . . 2546, 2557, 2558 Staatsminister Lang . . . . . . . 2546 Münch (SPD) . . . . 2546, 2549 Kling (CSU) . . . . . 2548, 2553, 2554 Langenberger (SPD) . . . . . . 2550 Dr. Rothemund (SPD) . 2553, 2557, 2558
Schluß der Sitzung . . . . ...... 2558
Beginn der Sitzung: 9 Uhr 01 Minuten
Zweiter Vizepräsident Lechner: Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 46. Vollsitzung des Bayeri-schen Landtags.
Hörfunk und Fernsehen des Bayerischen Landtags sowie das ZDF haben um Aufnahmegenehmigung ge-beten. Sie wurde, Ihre Zustimmung vorausgesetzt, er-teilt.
Ich rufe auf Tagesordnungspunkt 11:
Mündllche Anfragen
Ich bitte zur Beantwortung der ersten Anfragen zu-nächst den Herrn Staatsminister für Unterricht und Kultus.
Ich bitte Herrn Kollegen Kobler um seine Frage.
Kobler (CSU), Frage sie 11 er:
Herr Präsident, meine sehr verehrten Kollegin-nen und Kollegen 1 Wie beurtellt die Bayerische Staatsregierung die Mögllchkelt, Im sog. Bäder-dreleck In Bad Füsslng In nächster Zelt eine öl-lentllche Berufsfachschule für Krankengymna-sien zur Entlastung der beiden Berufslachschu-len In Bad Abbach und Deggendorf zu errichten?
Staatsminister Dr. Maler: Herr Präsident, Herr Kolle-ge Kobler! Für die bedeutenden Kureinrichtungen im sog. Bäderdreieck ist die Versorgung mit Kranken-gymnasten wichtig. Auch im Interesse der jungen Mädchen mit mittlerem Schulabschluß, die für diesen Beruf besonders in Frage kommen, stehe ich der Schaffung von Ausbildungsmöglichkeiten für Kran-kengymnasten in diesem Raum grundsätzlich positiv gegenüber. Voraussetzung für die Schaffung einer solchen Schule ist allerdings ein geeigneter Träger, der in der Lage ist, nicht nur geeignetes Lehrperso-nal, sondern auch alle für die Ausbildung nötigen kli-nischen Praktika sicherzustellen.
Der Landkreis Rottal-Inn ist mit einem entsprechen-den Antrag an die zuständige Regierung von Nieder-bayern herangetreten. Die Regierung hat die erfor-derlichen schulaulsichtlichen und rnedizinalaulsichtli-chen Überprüfungen vorzunehmen. Außerdem hat sie zu prüfen, ob das Vorhaben den Grundsätzen der Raumordnung und Landesplanung entspricht. Diese Überprüfungen sind noch nicht abgeschlossen. Da-her kann man Abschließendes zur Gründung dieser Schule noch nicht sagen.
Zur Beschleunigung des Verfahren~ wäre es am be-sten, ich habe dies wiederholt ange119gt, wenn alle an der Gründung der Schule lnteress~rten alsbald ein gemeinsames Gespräch mit der R ierung von Nie-derbayern führten.
i
zweiter Vizepräsident Lechner: Z~ einer Zusatzfra-ge, der Fragesteller! 1
Kobler (CSU): Herr Staatsminister.lteilen Sie meine Meinung, daß eine solche Berufsfactschule in diesen
Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Bayerischer Landtag · lO. Wahlperiode 248~
(Kobler [CSU])
Raum gehört, weil dort auch der größte Andrang von Bewerberinnen und auch der größte Bedarf an ent-sprechend qualifiziert ausgebildeten Krankengymna-sten vorhanden ist?
Staatsminister Dr. Maler: Herr Kollege Kobler, ich kann mich auf einen Standort noch nicht festlegen, aber ich sagte schon, daß dieser ganze Raum des Bäderdreiecks dringend eine solche Ausbildungsstät-te braucht. Es muß jetzt geprüft werden, welche Orte in der Lage sind, die entsprechenden Schulen und medizinischen Fachrichtungen tatsächlich anzubie-ten.
(Abg. Kobler: Danke!)
Erster Vizepräsident Lechner: Die nächste Frage des Kollegen Hollwich ist zurückgezogen.
Herr Kollege Messerer stellt die Frage des Kollegen Stenglein. Bitteschön!
Messerar (SPD), Frage ste 11 er:
Herr Staatsminister, Ist die Staatsregierung be-reit, dafür zu sorgen, daB bei eindeutigen Notfäl-len, z. B. Kündigung des bisherigen Sportgelän-des, der Antragsstopp Im Sportstättenbau auf-gehoben wird?
Staatsminister Dr. Maler: Herr Kollege Messerer, wie Sie wissen, ist die staatliche Förderung des Sport-stättenbaues der Sportvereine in Bayern delegiert. Die Verteilung der zugewiesenen Staatsmittel obliegt in diesem Fall dem Bayerischen Landessportverband in Eigenverantwortung. Daher wurde auch die Ent-scheidung über den seit März 1983 geltenden Antragsstopp vom Bayerischen Landessportverband getroffen. Ebenso liegt es in seiner Zuständigkeit, über Ausnahmen vom Antragsstopp zu entscheiden.
Ich darf noch einen Satz hinzufügen: Sollte es sich um einen konkreten Fall handeln, was ich jetzt nicht weiß, bin ich auch gerne bereit, eine Anregung an den Landessportverband heranzutragen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Die nächste Frage des Kollegen Loew stellt Herr Kollege Franz.
Franz (SPD), Frage ste 11 er:
Herr Staatsminister, wird die Bayerische Staats-regierung In den Entwurf des Doppelhaushalts für die Jahre 1985/86 die notwendigen Haus-haltsmittel In Höhe von Jeweils 300 000 DM für die Erarbeitung einer umfassenden Gesamtpla-nung zur Entwicklung der Würzburger Unlversl-tätskllnlken einstellen, welche neben einer Be-standsbewertung sowie einer Bedarfs- und Funk-
tlonsplanung auch ein Raumprogramm für die notwendigen Umbauten enthält?
Staatsminister Dr. Maler: Ich darf darauf antworten, daß nicht beabsichtigt ist, Haushaltsmittel für die .Er-arbeitung einer umfassenden Gesamtplanung zur Entwicklung der Würzburger Universitätskliniken·, um Ihre Fragestellung zu zitieren, zum nächsten Haushalt anzumelden.
Eine solche Planung wäre nämlich überflüssig für Be-reiche, für die Neubauten bereits errichtet wurden oder derzeit durchgeführt oder geplant werden, wie die Kopfkliniken (Hals, Nasen, Ohren, Augen, Neuro-logie, Neurochirurgie), die Nervenklinik, die Medizini-sche Klinik, die Strahlenabteilung der Frauenklinik, die Umbauten im Bereich der Verwaltung und Apo-theke, die Klinik für Strahlentherapie und Computer-tomographie, die Nuklearmedizinische Abteilung, die Erweiterung des Heizkraftwerks und die Zahnklinik, das Feuermeldesystem im Luitpoldkrankenhaus und den Brandschutz in den Kopfkliniken, die Neuroradio-logischen Computertomographen, das Schwestern-wohnheim Nr. 4, die Nierensteinzertrümmerungsanla-ge - der Bauantrag ist bereits am 18. Januar 1984 genehmigt worden - und die Operationseinheit für die Urologische Klinik; dieser Bauantrag ist von der Baukommission im Februar 1984 gebilligt worden. Das sind insgesamt Maßnahmen in Höhe von rund 280 Millionen DM.
Abgesehen von dem bereits gebilligten Bauantrag für zwei Operationssäle für die Urologische Klinik gilt es, in den nächsten Jahren die Unterbringung der opera-tiven Fächer, sofern sie nicht zu den Kopffächern zu rechnen sind, zu verbessern. Im Vordergrund steht die Frage, ob der Operationstrakt der Chirurgischen Klink im Gelände des Luitpoldkrankenhauses saniert und erweitert werden kann, oder ob eine Lösung auf dem Gelände am Straubmühlweg vorgezogen werden soll. Zu diesem Zweck wird das Ministerium folgen-den Titel beantragen: • Verbesserung der Unterbrin-gung der operativen Fächer - Planung•, und es wird Haushaltsmittel in Höhe von jeweils 100 000 DM für die Jahre 1985/86 zum Haushalt anmelden.
Ein solches Vorgehen gewährleistet, daß schnell und gezielt Baumaßnahmen dort eingeleitet werden, wo sie erkennbar vonnöten sind.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zu einer Zusatzfrage Herr Kollege Loew!
Loew (SPD): Herr Staatsminister, al:jgesehen von der Feststellung, daß man auf die gest lte Frage eigent-lich keine Antwort erwartet, die all Neubauten der Universität Würzburg der letzten Ja re aufzählt: Sind Sie bereit, nach wie vor zu überp ·· en, ob gerade beim Erweiterungsgelände für die erativen Fächer im Bereich Straubmühlweg die Dirn sion der Gebäu-lichkeiten wie auch die infrastruktur llen Investitions-leistungen entsprechend sind und b dann auch für die Verwendung der dadurch freiwe enden Gebäude im Bereich des alten Klinikums noc eine abgestimm-te Bedarfs- und Funktionsplanung n twendig ist?
2484 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46v. 04.04.84
Staatsminister Dr. Maler: Natürlich wird hinsichtlich des Straubmühlweges eine Überprüfung erfolgen. wie ich bereits betont habe. Ich meine aber, daß die Vorlage einer völlig neuen Gesamtplanung nicht nötig ist, weil für Würzburg seit Jahren ein Gesamtplan be-steht und es wirklich nur darum geht, vorhandene Lücken zu schließen.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Loew!
Loew (SPD): Ohne eine solche Gesamtplanung, die natürlich nicht den gesamten Bereich des Klinikums der Universität Würzburg umfassen kann und soll - -
Zweiter Vizepräsident Lechner: Ich bitte Sie, eine Frage zu stellen, Herr Kollege Loew!
Loew (SPD): Ich war gerade dabei, eine Frage zu for-mulieren, Herr Präsident. Ich bitte um Nachsicht.
Fachleute befürchten, daß ohne Gesamtplanung, ins-besondere bei den freiwerdenden Gebäuden im Be-reich des alten Klinikums, nicht die beste und funk-tionsgerechteste Raumnutzung durch die übrigen Fä-cher besteht und wie bislang in manchen Bereichen des Klinikums ohne strikte Gesamtplanung manches unkoordiniert nebeneinander wächst, das dann spä-ter nur mit großen Mühen und hohen Kosten wieder auf moderne Bedürfnisse zugeschnitten werden kann.
Staatsminister Dr. Maler: Das war keine Frage.
Zweitar Vizepräsident Lechnar: Das war keine Fra-ge, sondern ein Diskussionsbeitrag. Aber bitte, Herr Staatsminister!
(Unruhe - Abg. Möslein: Das kann man im Protokoll nachlesen!)
Staatsminister Dr. Maler: Sie wollten mich sicher fra-gen, Herr Kollege Loew, ob ich diese Meinung teile. Ich teile sie nicht. Wir sind mit der Universität Würz-burg laufend im Gespräch, und damit ist garantiert, daß alle Planungen koordiniert werden.
ZWalter Vizepräsident Lechner: Nächster Fragestel-ler ist Herr Kollege Neuburger.
Neuburgar (SPD), Fragest e 11 er:
Herrn Staatsminister! Wie beurteilt die Staatsre-gierung die Verfügung der Regierung von Unter-franken vom Januar 1984, wonach die Landkreis-schule für lernbehinderte In H6sbech, Landkreis Aschaffenburg, den bereits 1969 vom Elternbei-rat festgelegten und nach dem Neubau Im Jahre 1971 auch mit großen Bronzelettem angebrach-ten Namen .Pestalozzl-Schule" nicht führen darf, da er Ihr nicht rechtstörmllch verliehen wurde?
Staatsminister Dr. Maler: Herr Kollege Neuburger! Die Schule für Lernbehinderte und für Geistigbehin-derte in Hösbach bei Aschaffenburg ist eine staatli-che Schule, deren Sachaufwand der Landkreis trägt. Bei staatlichen Volks- und Sondervolksschulen wird der Name der Schule in der Errichtungsverordnung der Regierung festgelegt. Diese Festlegung ist im Fall der Schule in Hösbach bisher in der Tat unterblieben. Die Regierung von Unterfranken sieht aber keine Schwierigkeiten, ich habe zurückgefragt, auf entspre-chenden Antrag die Errichtungsverordnung zu ergän-zen. Es dürfte keine Gefahr bestehen, daß die Schule mit gleichnamigen Schulen in der näheren Umgebung verwechselt wird. Ein Antrag liegt bisher aber nicht vor. Der Beschluß des Elternbeirates allein genügt nicht. Die Schule muß einen Antrag stellen, der sicher genehmigt werden wird.
zweiter Vizepräsident Lachnar: Zusatzfrage, der Fragesteller!
Neuburgar (SPD): Herr Staatsminister, halten Sie es nicht für überzogenen Bürokratismus, wenn über Jahrzehnte hinweg eine Schule diesen Namen führt, wenn nun, um einer Verwaltungsanordnung Rech-nung zu tragen, noch einmal Antrag gestellt werden muß? Dies wurde im übrigen auch in der Heimatpres-se sehr kritisch kommentiert.
Staatsminister Dr. Maler: Herr Kollege Neuburger, es genügt, daß die Schule mit einem Satz beantragt, den Namen offiziell führen zu dürfen. Das kann ich nicht als Bürokratismus auslegen. Dann wird der An-trag von der Regierung ohne weiteres genehmigt. Wenn alles so schnell abliefe, wären wir froh und bräuchten keine Entbürokratisierungskommission.
(Beifall bei der CSU)
ZWelter Vlzepriisldent Lechner: Nächste Fragestelle-rin, Frau Kollegin Haas!
Frau Haes (SPD), F r a g e s t e II e r i n:
Herr Staatsminister, Ist die Bayerische Staatsre-gierung bereit, den lngenlaurwluenschattllchen Tell des Ausbaus dar Mlkroelek1ronlk aus der Ar-beit an einem bayerischen Ga•mtkonzept her-auszunehmen und vorzuziehen, da er mH ande-ren T,tlen des Geaamtkonzepts nicht kolldlert?
Staatsminister Dr. Maler: Frau Kollegin Haas, ich ha-be eine ausführliche Antwort mit einigen Wann und Aber vorbereitet. Nach den gestri.en Beschlüssen des Ministerrats kann ich Ihre Frage jedoch mit einem schlichten Ja beantworten.
(Abg. Frau Haas: Sehr erfrjautich !)
' Zweiter Vizepräsident Lechner: N~hster Fragestel-ler, Herr Kollege Kurz! i
;
Herr Staatsminister! Wie viele Lehramtsbewer-ber warden Im Frilhjahr 1984 lh 2. Lehremtsprü-
Kurz (SPD), Fragest e 11 er: ~ ·
1
Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2485
(Kurz [SPD])
fung für ein Lehramt an Grund-, Haupt-, und Son-derachulen, an Realschulen, Gymnasien und be-ruflichen Schulen ablegen, und wlevtele von Ih-nen können Im September 1984 nach dem ge-genwärtigen Erkenntnisstand In etwa mit einer Anstellung als Probebeamte oder als Zeltange-stellte rechnen?
Staatsminister Dr. Meier: Herr Kollege Kurz, man muß hierbei die einzelnen Schularten unterscheiden.
Bei den R e a 1 s c h u 1 e n, G y m n a s i e n u n d kauf m ä n n i s c h e n Sc h u 1 e n werden im Früh-jahr 1984 keine Zweiten Lehramtsprüfungen mehr ab-gelegt; sie sind bereits früher abgelegt worden. Wie-viel Lehramtsbewerber, die nach abgeschlossener Zweiter Staatsprüfung im Februar nicht sofort in den staatlichen Schuldienst übernommen werden konn-ten, als Wartelistenbewerber ihre Bereitschaftserklä-rung für eine Übernahme im September 1984 abge-ben werden, ist derzeit noch nicht absehbar, weil die Bereitschaftserklärungen erst bis zum 30. April 1984 abgegeben werden müssen. Erst wenn die Zahl der Bereitschaftserklärungen aller Wartelistenbewerber bekannt ist und wenn die fächerspezifischen Bedarfs-meldungen der einzelnen Schulen vorliegen, zeichnet sich ab, wieviel Bewerber unter Berücksichtigung der Mitbewerber aus den früheren Wartelistenjahrgängen zu Beginn des Schuljahres 1984/85 voraussichtlich übernommen werden können. Exakte Zahlen über die Anstellungsmöglichkeiten kann ich im Augenblick noch nicht nennen.
Für die Lehrämter an G r u n d - u n d H au p t -s c h u 1 e n werden im Frühjahr/Sommer 1984 ca. 1245 Lehramtsanwärter die Zweite Staatsprüfung ab-legen, für das Lehramt an So n d e r s c h u 1 e n ca. 96 Lehramtsanwärter, für das Lehramt an b e ruf 1 i -c h e n S c h u 1 e n ca. 183 Lehramtsanwärter.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, der Fragesteller!
Kurz (SPD): Herr Staatsminister, da ich keine exakten Zahlenangaben wünschte und aufgrund des Nach-tragshaushalts bekannt sein sollte, welche Einstel-lungsmöglichkeiten im September bestehen, frage ich Sie, wie es möglich war, daß Sie vor wenigen Wo-chen genaue Einstellungszahlen für den Termin Fe-bruar 1985 nennen konnten, dagegen für September 1984 keine Zahlen benennen können?
Staatsminister Dr. Meier: Das hat verschiedene Gründe. Der Hauptgrund liegt darin, daß die exakte Verteilung der zu sperrenden und einzuziehenden Stellen im gesamten Kultusbereich noch nicht exakt festliegt. Hinzu kommt, daß auch die Zahl der Warteli-stenbewerber noch nicht feststeht und daB stets eine gewisse Unsicherheitsquote durch Frühpensionierun-gen eine Rolle spielt. Das läßt sich nicht exakt abse-hen. Ich kann Ihnen aber, wenn ich die wichtigste Un-bekannte Ende April geklärt habe, nämlich, wie viele
Bereitschaftserklärungen vorliegen, sicher bis Mitte Mai genauere Zahlen nennen. Ich bitte Sie, mir bis da-hin zu erlassen, Ihnen exakte Zahlen zu nennen, die hinterher vielleicht korrigiert werden müssen.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Kurz!
Kurz (SPD): Herr Staatsminister, meinen Sie nicht, daB es bei der bekannten Zahl von insgesamt rund 5000 Wartelistenbewerbern möglich sein müßte, den Lehramtsbewerbern, die jetzt ihre Prüfungen able-gen, wenigstens anzudeuten, welche Chancen für sie bestehen? Meinen Sie nicht, daß die völlig ungeklärte Situation sehr zur Beunruhigung der Bewerber bei-trägt?
Staatsminister Dr. Maler: Zur Beunruhigung, Herr Kollege Kurz, würde es auch beitragen, wenn ich jetzt Zahlen sagte, die ich später in nennenswertem Um-fang revidieren müßte. Ich glaube, ich kann Mitte Mai Ihre Frage befriedigend, wenn auch nicht bis auf Punkt und Komma beantworten. Ich bitte bis dahin noch um etwas Geduld.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Die nächsten Fragen richten sich an den Herrn Staatsminister der Justiz.
Die erste Frage stellt Frau Kollegin Meier.
Frau Meier (SPD). F r a g e s t e 11 e r i n:
Wie beurteilt die Staatsregierung Äußerungen des Stralrechtlera Prof. Dr. F. C. Schroeder von der UnlverSltät Regensburg zu angeblich .gerin-gerer Strafempflndllchkelt" von Ausländern und seinen Vorachlag, als .optimale Lösung• Auslän-der zu Ihrer Aburteilung Ins Helmetland abzu-schieben?
Staatsminister Lang: Herr Präsident, meine Damen und Herren, Frau Kollegin! Ich nehme an, daß die An-frage sich auf den Aufsatz bezieht, den Prof. Dr. Schroeder, Universität Regensburg, in der FAZ vom 13. Oktober 1983 veröffentlicht hat. Aus Anlaß eines nach unserer Vorstellung überaus harten sowjeti-schen Strafurteils gegen einen deutschen Busfahrer hat Prof. Schroeder sich darin mit Fragen der Strafzu-messung bei Ausländern befaBt. Nach § 46 des Straf-gesetzbuches ist die Schuld des Täters Grundlage der Strafzumessung; bei jedem VeriJrteilten ist indivi-duell zu berücksichtigen, welche Wirkungen auf ihn von der Strafe zu erwarten sind. Ei~m Wissenschaft-ler muß es freistehen, zu erörtern, eiche Probleme sich bei der Anwendung dieser Gru dsätze im Einzel-fall ergeben können. Es ist im übri en nicht Aufgabe der Staatsregierung, derartige ü rlegungen eines Hochschullehrers zu kommentieren
Derzeit werden Straftaten, das ist as Entscheiden-de, die ein Ausländer bei uns beg ht, grundsätzlich von deutschen Gerichten nach deu schem Strafrecht abgeurteilt. Ob künftig die Übertra ung der Strafver-folgung auf den Heimatstaat eine g öBere Rolle spie-len wird, hängt vom Fortschritt der i ternationelen Zu-
2486 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84
(Staatsminister Lang)
sammenarbeit, von der Harmonisierung der Rechts-ordnungen sowie davon ab, daß unsere rechtsstaatli-chen Grundsätze und kriminalpolitischen Interessen gewahrt bleiben.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, die Fra-gestellerin!
Frau Meier (SPD): Herr Minister, halten Sie solche Äußerungen vereinbar mit Artikel 3 des Grundgeset-zes, Gleichheit vor dem Gesetz, und dem Grund-rechtssatz, daß niemand wegen seiner Herkunft, Ras-se usw. benachteiligt oder bevorzugt werden darf?
Staatsminister Lang: Frau Kollegin Meier, ich habe ganz deutlich gesagt, daß bei uns ein Ausländer nach deutschem Recht abgeurteilt wird und genauso ab-geurteilt wird wie ein Deutscher. Sie müssen den Arti-kel des Professors Schroeder genau durchlesen. Er hat sich nur Gedanken darüber gemacht, daß ein Deutscher wegen eines Deliktes, wie es dieser Bus-fahrer begangen hat, möglicherweise nur zu Gefäng-nis zwischen einem und zwei Jahren verurteilt worden wäre, während in Moskau der gleiche Mann zu 7 Jah-ren Sibirien verurteilt wird. Umgekehrt beschäftigt sich ein Hochschullehrer für Strafrecht mit der Frage, wie dies denn wirkt. Die Justiz läßt sich aber bei der Strafzumessung nicht von den Überlegungen eines Hochschullehrers leiten. Das ist die Ausgangslage.
Zweiter Vlzapräsldent Lechner: Zusatzfrage, Frau Kollegin Meier!
Frau Meier (SPD): Halten Sie diese Äußerungen für vereinbar damit, daß Professor Schroeder künftige Juristen ausbildet, zumal er solche Auffassungen nicht nur einmal vertreten hat?
(Abg. Möslein: Wenn jeder Lehrer für jede Äußerung zur Rechenschaft gezogen würde,
wo kämen wir da hin?)
Staatsminister Lang: Ich habe mir den Artikel geben lassen und ihn durchgelesen. Es ist eine abgewogene Überlegung eines Hochschullehrers für Strafrecht. Wenn wir Zeit hätten, so daß ich den Artikel vorlesen könnte, würden Sie zur Auffassung gelangen, daß man den Überlegungen, wie sie dort vermerkt sind, sehr wohl zustimmen kann.
zweiter Vizepräsident Lechner: Nochmals eine Zu-satzfrage, Frau Kollegin!
Frau Meier (SPD): Halten Sie also diese Auffassung für vereinbar mit dem Beamteneid, den dieser Profes-sor auf das Grundgesetz und die Bayerische Verfas-sung geleistet hat?
Staatsminister Lang: Frau Kollegin, Sie unterstellen etwas, was in dem Artikel überhaupt nicht steht. Der Hochschullehrer kommt zu dem Ergebnis, daß der deutsche Busfahrer nach russischem Recht ange-
messen verurteilt wurde, und stellt umgekehrt Über-legungen zur Strafverträglichkeit eines Ausländers in der Bundesrepublik an, beispielsweise beim Rausch-gifthandel. Bei uns bekommt der Täter dafür ein hal-bes Jahr, in der Türkei 10 Jahre. Damit hat er sich auseinandergesetzt.
(Abg. Loew: Bei uns bekommt keiner ein halbes Jahr, unter 6 Jahren ist da
nichts drin!)
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nochmals eine Zu-satzfrage!
Frau Meier (SPD): Wären Sie genauso nachsichtig mit Studenten, die radikale Auffassungen vertreten, oder würde da der Verfassungsschutz andere Maß-stäbe anlegen?
Staatsministar Lang: Frau Kollegin, das deckt die Frage nicht. Sie beschäftigen sich mit einem Artikel von Professor Schroeder. Bei uns wird jeder nach deutschem Recht und in der Strafzumessung gleich behandelt.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nächster Fragestel-ler, Herr Kollege Köster!
Köster (SPD), Fragest e 11 er:
Herr Staatsminister, stimmt es, daß Ermittlungen gegen Betelllgte der Lkw-Blockaden seitens der Staatsanwaltschaft und der Polizei erst aufge-nommen worden sind, nachdem von Privatperso-nen Anzeigen erstattet worden waren?
Zweiter Vizepräsident Lechner: Herr Minister, wären Sie damit einverstanden, daß ich zunächst auch noch die Frage des Kollegen Geys verlesen lasse? Sie be-trifft eigentlich den gleichen Sachverhalt.
Gays Helmut (SPD), Fragest e 11 er:
Herr Minister, trifft es zu, daß der Generalstaats-anwalt In München die Polizei wlhrend der Lkw-Blockaden angewiesen hat, nur im Sicherheits-bereich tätig zu werden, aber keine Ermittlungen gegen die Blockierer aufzunehmen?
Staatsminister Lang: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auf die Frage des Kollegen Köster ant-worte ich mit einem Nein. Die Strafv olgungsbehör-den haben sich von Anfang an in die orgänge einge-schaltet. Die zuständigen Staatsan altschaften bei den Landgerichten Traunstein und empten haben Ermittlungsverfahren wegen des Ve achts der Nöti· gung durch Blockieren der Grenzü ergänge mittels quergestellter Fahrzeuge eingeleite . Anzeigen von Privatpersonen sind erst einige Ta später einge-gangen.
Die Frage des Herrn Kollegen Gey beantworte ich auch mit einem einfachen und schllc en Nein.
(Abg. Loew: Und keine Begr" dung?)
Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Bayerischer Landtag . 10. Wahlperiode 2487
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister, wie erklä-ren Sie sich Presseberichte und Rundfunkmeldun-gen, in denen es geheißen hat, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Unbekannt, obgleich die Lkw doch greifbar und sichtbar mit Nummern und Fahrern be-reitstanden, so daß man sie hätte aufschreiben kön-nen?
Staatsminister Lang: Herr Kollege Langenberger, ich habe schon im Rechts- und Verfassungsausschuß am 21. März 1984 eine ähnliche Frage beantwortet. Der Akt, ein Bündel von Ermittlungsverfahren, wird nur gegen Unbekannt geführt. Im einzelnen sind na-türlich die Namen bekannt. Ich habe Ihnen damals ge-sagt, daß es mir nicht zusteht, Einzelheiten der Er-mittlungsverfahren bekanntzugeben. Ich habe aber versprochen, nach Abschluß der Ermittlungen im Rechts- und Verfassungsausschuß einen Bericht zu geben.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Geys !
Geys Helmut (SPD): Herr Staatsminister, sind Sie mit mir der Meinung, daß, wer eine Straße vorsätzlich blockiert, Störer im polizeirechtlichen Sinne ist, ge-gen den von Amts wegen zu ermitteln ist?
Staatsminister Lang: Herr Kollege Geys, deshalb wa-ren Staatsanwaltschaft und Polizei tätig, deshalb wur-de das Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister, weshalb ziehen sich die Ermittlungen bei dem relativ einfachen Sachverhalt so lange hin?
Staatsminister Lang: Es gibt mehrere Vorgänge. Es gibt den Vorgang in Kiefersleiden; es gibt den Vor-gang in Oberaudorf; es gibt den Vorgang in Kempten und noch weitere Vorgänge. Ich bitte auch zu sehen, daß Lkw aus 10 verschiedenen Nationen beteiligt wa-ren. Damit muß sich zuerst die Polizei und dann die Staatsanwaltschaft auseinandersetzen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister, wann rechnen Sie mit dem Abschluß der Ermittlungen?
Staatsminister Lang: Ich kann nichts versprechen. Wir bemühen uns, die Ermittlungsverfahren möglichst rasch zum Abschluß zu bringen. Ich möchte keinen Zeitpunkt nennen, um nicht möglicherweise einen un-richtigen zu sagen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nochmals, Herr Kol-lege Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister, ab wel-chem Zeitpunkt haben die Polizeibeamten als Hilfsor-gane der Staatsanwaltschaft tatsächlich Ermittlungen aufgenommen?
Staatsminister Lang: Herr Kollege Langenberger, nach meinen Erkundigungen wurden unmittelbar nach Bekanntwerden der Blockaden Polizei und Staatsanwaltschaft tätig. Der erste Fall war ein Fall der Staatsanwaltschaft Traunstein. Es hat sich auch der Generalstaatsanwalt vor Ort begeben.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nochmals, Herr Kol-lege Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Minister, hat der Herr Ge-neralstaatsanwalt, der sich, wie Sie sagen, vor Ort be-geben hat, zu diesem oder zu einem anderen Zeit-punkt die Polizei angewiesen, nur im Sicherheitsbe-reich tätig zu werden?
Staatsminister Lang: Nein. Staatsanwaltschaft und Polizei waren zu diesem Zeitpunkt bereits tätig. Es war keine Weisung erforderlich, es war auch keine Einschränkung erforderlich, sondern es war eine um-fassende Ermittlung eingeleitet.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Ich darf den Herrn Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr zur Beant-wortung bitten.
Nächster Fragesteller ist Kollege Ewald Lechner.
Lechner Ewald (CSU) Fragest e 11 er:
Herr Staatsminister, welche M6gllchkeiten sieht die Staatsregierung zur Sicherung der Arbeits-plätze bei der Firma Traktorenwerke Eicher In Landau, und Ist sie bereit, nach der Vorlage eines tragfähigen Untemehmenskonzeptes öf-lentllche Flnanzlerungshllfen zur Verfügung zu stellen?
Staatsminister Jaumann: Herr Präsident, Hohes Haus! Die Mündliche Anfrage des Herrn Abgeordne-ten Ewald Lechner kann ich wie fol~ beantworten:
Die Bayerische Staatsregierung ka n die Konsolidie-rungsbemühungen eines Unterne mens dLJrch den Einsatz öffentlicher Finanzierungs lfen unterstützen. Voraussetzung hierfür ist die Vorl ge eines realisti-schen Fortführungskonzeptes, da von allen an der Konsolidierung BeteMigten mitgetr gen wird. In Ge-sprächen mit der Unternehmens! tung und Arbeit· nehmervertretern habe ich mehrfa die Bereitschaft meines Hauses erklärt bzw. erklä n lassen, zur Si-cherung der bei der Firma Eicher estehenden Dau-erarbeitsplätze alles in unserer M cht Stehende zu tun. Die derzeit laufenden Bemühu en um die Erhal-
2488 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04.04.84
(Staatsminister Jaumann)
tung der Arbeitsplätze werden mit unverminderter In-tensität fortgesetzt. Nähere Einzelheiten kann ich al-lerdings ohne . das Einverständnis der Beteiligten nicht mitteilen. Dafür bitte ich um Verständnis.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Ewald Lechner!
Lechner Ewald (CSU): Herr Staatsminister, sind ne-ben Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern auch Verhandlungen mit der Gewerkschaft, insbeson-dere der IG Metall, geführt worden oder sind solche bisher unterblieben?
Staatsminister Jaumann: Nein. Wir haben Gesprä-che mit allen Beteiligten geführt, sowohl mit dem Be-triebsrat als auch mit Vertretern der IG Metall. Es kann also ausgeschlossen werden, daß die IG Metall nicht über die Einzelheiten informiert ist.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Ewald Lechner!
Lechner Ewald (CSU): Herr Staatsminister, Sie haben von einem tragfähigen Unternehmenskonzept ge-sprochen, das natürlich eine gewisse Finanzierung voraussetzt. Ist Ihnen bekannt, ob auch mit der ge-werkschaftseigenen Bank für Gemeinwirtschaft Ver-handlungen geführt worden sind?
Staatsminister Jaumann: Das kann ich nicht sagen. Ich will es zwar nicht ausschließen, kann die Frage aber nicht konkret bejahen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Erwin Huber!
Huber Erwin (CSU): Herr Staatsminister, wären Sie bereit, im Rahmen einer Gesamtkonsolidierung des Betriebes auch auf die Hausbank, eine bayerische Bank, entsprechend einzuwirken, daß Entgegenkom-men gezeigt wird?
Staatsminister Jaumann: Natürlich bin ich dazu be-reit. Die Bank trägt aber auch eine Verantwortung im eigenen Bereich. Da bestehen zweifellos noch Schwierigkeiten.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Ewald Lechner!
Lechner Ewald (CSU): Herr Staatsminister, sehen Sie eine Möglichkeit, über die Bayerische Landesbank Gespräche Ihres Hauses mit der Bank für Gemein-wirtschaft zu führen, damit ein möglichst starker Ver-bund von Geldinstituten zustandekommt?
Staatsminister Jaumann: Zunächst muß eine Haus-bank vorhanden sein, die zur D1.1rchleitung des Kre-dits bereit ist. Diese Hausbank hat sich bisher im we-sentlichen noch nicht gefunden.
zweiter Vizepräsident Lechner: Letzte Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Erwin Huber!
Huber Erwin (CSU): Herr Staatsminister, sehen Sie eine Möglichkeit, über eine Konsolidierungshilfe hin-aus für neue Investitionen, die zur Modernisierung des Betriebs notwendig sind, entsprechende Hilfen für den Bereich Landau zu gewähren?
Staatsminister Jaumann: Alles, was wir tun, setzt voraus, daß ein bankmäßig organisiertes Institut die Durchleitung des Betrages ermöglicht. Wir haben kei-ne direkte Beziehung zum Betrieb, sondern müssen die Zuschüsse über ein Bankinstitut leiten. Dazu brauchen wir wie gesagt ein Bankinstitut.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nächster Fragestel-ler, Herr Abgeordneter Langenberger!
Langenberger (SPD) Fragest e 11 er:
Herr Staatsminister, treffen Pressemeldungen zu, daß Sie den Betelllgten an der Lkw-Blockade Straffreiheit zugesichert heben?
Staatsminister Jaumann: Herr Präsident, Hohes Haus! Ich hatte noch am Nachmittag des 22. Februar 1984, also unmittelbar nach Beginn der Protestaktio-nen in Kiefersfelden, ein Gespräch mit den Sprechern der Lkw-Fahrer geführt. Ich habe den Fahrern für ihre Aktionen nach diesem Gespräch keine Straffreiheit zugesichert, sondern nur versprochen, mich für sie beim Staatsminister der Justiz einzusetzen.
zweiter Vlzepräsldant Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister! Sind dann Pressemeldungen, die solches besagt haben, schlichtweg falsch?
Staatsminister Jaumann: Sollte es solche Presse-meldungen geben, so treffen sie so nicht zu.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Loew!
Loew (SPD): Herr Staatsminister, haben Ihre Bemü-hungen um Straffreiheit für die Lkw-Fahrer beim Ju-stizminister Ergebnisse gezeigt?
Staatsminister Jaumann: Ich habe gehalten, was ich versprochen habe.
zweiter Vizepräsident Lechner: ztisatzfrage, Herr Abgeordneter Langenberger! ;
Langenberger (SPD): Herr Staatsi"nister, sind Sie bereit, sich auch bei andersartigen emonstrationen beim Herrn Justizminister für Stra eiheit einzuset-zen, auch wenn die Aktionen nicht ach Recht und Gesetz ablaufen?
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Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Beyert1cher Landtag · 10. Wahlperiode 2489
Staatsminister Jaumann: Sie müssen den besonde-ren Akzent dieser Demonstrationsveranstaltung be-rücksichtigen. Angesichts der langen Abfertigungs-zeiten war ganz klar, daß sich die Demonstranten in einem ungewöhnlich starken psychologischen Um-feld bewegen. Ferner mache ich darauf aufmerksam, daß die Lkw-Fahrer für einen Rechtszustand demon-striert haben, der eigentlich auf europäischer Ebene gilt. Es macht doch einen Unterschied, ob für die Ein-haltung der Gesetze oder gegen gesetzliche Bestim-mungen demonstriert wird.
(Unruhe und Zurufe bei der SPD)
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Loew!
Loew (SPD): Herr Staatsminister, darf ich aus Ihrer Antwort auf meine vorherige Frage schließen, daß Ihr Einsatz für Straffreiheit in diesem Zusammenhang beim Justizminister ergebnislos war?
Staatsminister Jaumann: Nein, das können Sie dar-aus nicht schließen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Letzte Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Langenberger!
Langenberger (SPD): Herr Staatsminister, glauben Sie, daß sich nicht auch Friedensdemonstranten oder Kernkraflwerksgegner bei Protestveranstaltungen in einem besonderen psychologischen Zustand befin-den?
Staatsminister Jaumann: Das will ich damit nicht ge-sagt haben.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Ich darf den Herrn Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung zur Be-antwortung der nächsten Fragen bitten.
Nächster Fragesteller, Herr Abgeordneter Gürteler!
Gürteler (CSU) Fragest e II er:
Herr Staatsminister! Teilt das Staatsinlnlstertum für Unterricht und Kultus die Veränderung der Bettenkapazltiten der Krankenhäuser Im univer-sitären Bereich dem Staatsmlnlstertum für Arbeit und Sozialordnung nur mit oder werden die Bet-tenkapazitäten Im unlvel91täran und außarunlver-sltären Bereich aufeinander abgestimmt, und hält die Staatsregierung das dabei eingehaltene Verfahren für einen tatsächlichen Interessenaus-gleich für ausreichend?
Staatsminister Dr. Plrkl: Es handelt sich dabei um einen mehrschichtigen Zusammenhang, weshalb ich nicht nur in ein oder zwei Sätzen antworten kann.
Bekanntlich werden sowohl in Universitätskliniken als auch in allgemeinen Krankenhäusern außerhalb des Hochschulbereichs Akutbetten für stationär zu be-handelnde Patienten vorgehalten.
Die Planung für beide Klinikbereiche folgt notwendi-gerweise unterschiedlichen Zielsetzungen:
Die meinem Hause übertragene Krankenhausbedarfs-planung hat die sozial- und gesundheitspolitische Aufgabe zu erfüllen, eine landesweit ausgewogene und bedarfsgerechte stationäre Versorgung der Be-völkerung mit leistungsfähigen Krankenhäusern si-cherzustellen. Die Vorhaltung von Hochschulkliniken dagegen dient in erster Linie der bildungspolitischen Aufgabe der medizinischen Lehre und Forschung.
Diese gesundheitspolitischen und bildungspoliti-schen Zielsetzungen sind in der Praxis nicht immer voll zur Deckung zu bringen, weil sie auf unterschied-liche Kriterien abstellen, nämlich auf Bedarfsgerecht-heit und Bürgernähe einerseits und auf die Gewährlei-stung von Lehre und Forschung andererseits. Ein ge-nereller Vorrang der gesundheitspolitischen vor der bildungspolitischen Aufgabe oder umgekehrt wäre wegen der hohen Bedeutung beider Zielsetzungen nicht sachgerecht. Es müssen daher im Rahmen der Planung auf beiden Gebieten jeweils im konkreten Falle Abstimmungen erfolgen und nötigenfalls auch Prioritäten zugunsten der einen oder anderen Seite gesetzt werden. ·
Dementsprechend sind gemäß § 6 Absatz 2 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes die Hochschulkli-niken nicht unmittelbar Gegenstand der Kranken-hausbedarfsplanung. Sie sind vielmehr nur insoweit in den Krankenhausbedarfsplan einzubeziehen. als sie der allgemeinen Versorgung der Bevölkerung dienen können, wobei die Aufgaben der Forschung und Leh-re dann zu berücksichtigen sind. In Bayern wird des-halb so verfahren, daß das für die Hochschulkliniken zuständige Kultusministerium meinem Hause Verän-derungen in den Bettenkapazitäten nicht nur mitteilt, sondern daß sich beide Ministerien bemühen, kon-krete Hochschulklinikprojekte jeweils rechtzeitig mit-einander zu erörtern, um nötigenfaUs einen sachge-rechten Ausgleich zwischen den bildungspolitischen und gesundheitspolitischen Zielsetzungen zu finden, was natürlich immer wieder Kompromisse erfordert.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, der Fragesteller!
Gürteler (CSU): Herr Minister, könnte man bei diesen Verhandlungen nicht auch den drallßen auf dem fla-chen lande in den umliegenden Laiidkreisen entste-henden Bedarf so berücksichtigen, ~aß auch in Kreis-krankenhäusern wie beispielsweise ~bersberg in be-grenzter Zahl Belegarztbetten ein erichtet werden können, so daß dort ansässige Bele ärzte der Ortho-pädie wenigstens kleinere Operati en durchführen können? Hiermit wäre bessere Bü ernähe gewähr-leistet.
Staatsminister Dr. Plrkl: Bürgernä ganz wesentliche Komponente alle darfsplanung. Wir versuchen auch i chen, die Bürgernähe durch die Belegbetten zu realisieren. Dies läßt
ist für uns eine Krankenhausbe-Großraum Mün-erkennung von ich nicht in allen
2490 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84
(Staatsminister Dr. Pirkl)
Bereichen so tun, wie das örtliche Träger von Kran-kenhäusern wünschen. Es wird also auch bei Verwirk-lichung des Zielpunktes Bürgernähe immer wieder Kompromisse geben müssen.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Gürteler!
Gürteler (CSU): Herr Minister, kann ich Ihren Ausfüh-rungen dann entnehmen, daß dem langjährigen Wunsch des Landkreises Ebersberg nach Belegbet-ten am Kreiskrankenhaus Ebersberg eigentlich doch nachgekommen werden kann?
Staatsminister Dr. Plrkl: Über diese Frage wird bera-ten in der Sitzung des Krankenhausplanungsaus-schusses Anfang Juni. Ein entsprechender Antrag des Landkreises Ebersberg liegt für diese Sitzung vor. Er war schon früher einmal gestellt worden und mußte damals abgelehnt werden. Ich kann den Bera-tungen des Gremiums nicht vorgreifen.
(Abg. Gürteler: Danke!)
Zweiter Vizepräsident Lechner: Ich darf den Herrn Staatssekretär im Innenministerium zur Beantwor-tung bitten.
Nächster Fragesteller, Herr Kollege Gausmann !
Gausmann (SPD), Fragest e 11 er:
Herr Staatssekretärl Warum erstrecken sich die Ermittlungen Im Disziplinarverfahren gegen Landrat Ludwig Mayer über alnen so langen Zeit-raum, und was gedenkt die Staatsregierung zu tun, um das Verfahren zu beschleunigen, damit mit einer baldmöglichsten Entscheidung gerech-net werden kann?
Staatssekretär Neubauer: Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Die Ermittlungen im Disziplinarver-fahren gegen Landrat Ludwig Mayer haben sich aus folgenden Gründen verzögert:
1. Es handelt sich um einen sehr komplexen Vorgang.
2. Im Laufe der Ermittlungen mußten zahlreiche neue Anschuldigungspunkte in das Verfahren einbezo-gen werden.
3. Ende 1981 nahm die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Landshut gegen Landrat Ludwig May-er Ermittlungen wegen des Verdachts einer Straftat auf. Nach Erhebung der öffentlichen Anklage muß-te die Regierung von Niederbayern nach Artikel 17 der Disziplinarordnung das Verfahren insoweit aus-setzen.
4. Mit Verfügung vom 7. Januar 1983 enthob die Re-gierung von Niederbayern Landrat Ludwig Mayer nach Artikel 80 der Disziplinarordnung vorläufig sei-nes Dienstes und kürzte seine Bezüge um 30 %. Hiergegen stellte Herr Mayer Antrag auf gerichtli-che Überprüfung an das Verwaltungsgericht Re-gensburg. Das Verwaltungsgericht hat den Antrag mit Entscheidung vom 20. Juli 1983 abgelehnt.
Landrat Mayer nahm die von ihm dagegen erhobe-ne Beschwerde an den Bayerischen Verwaltungs-gerichtshof mit Schreiben vom 21. Januar 1984 zu-rück. Seit 23. März 1984 stehen die von den Ge-richten beigezogenen Akten dem Untersuchungs-führer erst wieder zur Verfügung.
Das Staatsministerium des Innern ist bemüht, daß das Verfahren möglichst beschleunigt wird. Die Er-mittlungen im Disziplinarverfahren liegen allerdings in der Hand eines Untersuchungsführers, der mit rich-terlicher Unabhängigkeit ausgestattet ist und Weisun-gen nicht unterliegt. Das Staatsministerium des In-nern hat die Bitte um Beschleunigung des Verfahrens bereits an die Landesanwaltschaft herangetragen.
zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, der Fragesteller!
Geusmann (SPD): Herr Staatssekretär! Sie haben soeben bestätigt, daß das Rechtsmittel beim Verwal-tungsgericht Regensburg bereits im Januar zurück-gezogen wurde. Warum dauerte es dann fast zwei Monate, bis die Ermittlungsakten von Regensburg zur weiteren Bearbeitung zur Landesanwaltschaft in München gelangten?
Staatssekretär Neubauer: Ich meine, daß dies kein ungewöhnlicher Vorgang ist, sondern daß die Akten nach Abschluß des Verfahrens in angemessener Zeit übersandt worden sind. Aber ich habe eben gesag1: Wir haben gebeten, das Verfahren jetz1 so schnell wie möglich abzuschließen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Böhm!
Böhm (CSU): Herr Staatssekretär, nachdem bekannt-lich die Untersuchungsführer in Disziplinarverfahren sehr überlastet sind, frage ich Sie: Ist dafür Sorge ge-tragen, daß der Umstand der Belastung nicht zu Ver-zögerungen im konkreten Falle führt?
Staatssekretär Neubauer: Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Die Untersuchungsführer in Diszi-plinarverfahren haben richterliche Unabhängigkeit. Diese bezieht sich nicht nur auf dia Sache, sondern auch den zeitlichen Ablauf. Wir hab•n aber gebeten, den Vorgang beschleunigt zu beh~deln. Der Unter-suchungsführer hat uns mitgeteilt, ~ er dem höch-ste Priorität beimißt.
Zweiter Vizepräsident Lechner: He(r Kollege Kempf-ler, Sie haben die nächste Frage. !
Dr. Kempller (CSU): Herr Staatss Sorge getragen, daß nach Abschluß gen bei der Landesanwaltschaft Verlauf des Verfahrens beim Verw rechnet werden kann?
kretär, ist dafür er Vorennittlun-einem zügigen
ungsgerlcht ge-
Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2491
Staatssekretär Neubauer: Die Verwaltungsgerichte sind unabhängig; diese Unabhängigkeit bezieht sich sowohl auf die Sache als auch den Verfahrensablauf. Aber ich meine, daß die personelle Ausstattung der Verwaltungsgerichte auch bei den Disziplinarkam-mern so ist, daß mit einer beschleunigten Durchfüh-rung gerechnet werden kann.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Gausmann !
Gausmann (SPD): Herr Staatssekretär! Können Sie bestätigen, daß der Termin der Kommunalwahl im März nicht zu einer Verzögerung des Verfahrens ge-führt hat?
Staatssekretär Neubauer: Ich bin der Meinung, daß der Termin der Kommunalwahl nicht zu einer Verzö-gerung des Verfahrens geführt hat.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Letzte Zusatzfrage, Kollege Böhm!
Böhm (CSU): Herr Staatssekretär, bis wann ist aus Ihrer Sicht mit dem Abschluß der Untersuchungen zu rechnen?
Staatssekretär Neubauer: Nach der Ankündigung des Untersuchungsführers ist damit zu rechnen, daß die Untersuchungen bis zum Sommer abgeschlossen sein können.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Frau Kollegin Biebl, Sie haben.die nächste Frage.
FrauDr.Blebl (CSU), Fragestellerin:
Herr Staatssekretär! Sieht die Staatsregierung einen Weg, für Kosmetika, die ohne Tierversuche entwickelt wurden, eine Kennzeichnung einzu-führen, um dem Verbraucher die Mögllchkelt zu geben, durch bewußten Einkauf gegen Tierversu-che In diesem Bereich zu votieren?
Staatssekretär Neubauer: Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Nach geltender Rechtslage ist es schon jetzt möglich, kosmetische Mittel, die ohne Tierversuche entwickelt worden sind, entsprechend zu kennzeichnen. Von dieser Möglichkeit wird auch Gebrauch gemacht. Angesichts der fortschreitenden Entwicklung des Tierschutzgedankens kann davon ausgegangen werden, daß kosmetische Mittel in zu-nehmendem Maße entsprechend gekennzeichnet werden, so daß eine staatliche Reglementierung nicht zwingend erforderlich ist.
Nach Auffassung der Staatsregierung ist es im übri-gen besser und wirkungsvoller für den nerschutz -Ihre Frage steht nicht im Gegensatz dazu, Frau Kolle-gin Dr. Biebl; Sie werden dies teilen -, das Problem nicht nur über Kennzeichnungsvorschriften, sondern auch durch eine weitestgehende Beschränkung der Tierversuche insgesamt und damit auch bei der Ent-wicklung kosmetischer Mittel anzugehen. Die Staats-regierung wird sich bei der anstehenden Novellierung
des Tierschutzgesetzes für eine weitere Einschrän-kung der Tierversuche einsetzen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nächster Fragestel-ler, Herr Kollege Koch!
Koch (SPD): Fragesteller:
Herr Staatsekretär! Wie beurteilt die Staatsre-gierung die Antwort des Staatssekretärs Im Bun-desministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, von Loewenlch, auf die von dem SPD-Abgeordneten Dr. Rudolf Schöfbergar Im Deutschen Bundestag am 8. Februar 1984 einge-brachte Mündllche Anfrage, wonach der Bundes-minister für Raumordnung, Bauwesen und Städ-tebau In enger Abstimmung mit den betelllgten Ländern anstrebe, deß die für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehenden Mittel des Bundes - nach der mlttelfrlstlgen Flnenzpla-nung jährlich noch 1,07 Mllllarden DM - grund-sätzllch nur noch für die Förderung von Eigen-tumsmaßnahmen eingesetzt werden sollen und die Länder mit Ihren komplementären Mitteln lür den sozlelen Wohnungsbeu -lterhln Sozlalmlet-wohnungen dort In dem Umfang fördern sollen, wo dies aufgrund der Wohnungsmarktlage gebo-ten Ist?
Staatssekretär Neubauer: Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern über die Verwaltungsvereinbarung für das Förderjahr 1985 kann davon ausgegangen werden, daß der Bund von der Auflage, mindestens in Höhe der Bundesmit-tel müßten die Länder Eigentumsmaßnahmen fördern, Abstand nehmen wird. Für das Förderjahr 1986 ist die Meinungsbildung des Bundes zwar noch im Fluß. Aber auch hier zeichnet sich ab, daß der Bund nicht verlangen wird, mindestens in· Höhe der Bundesmittel müßten ausschließlich Eigentumsmaßnahmen geför-dert werden.
Im übrigen wäre die vom Bund zunächst in Erwägung gezogene Regelung in Bayern praktisch ohne Auswir-kung, denn Bayern fördert schon bisher im Ersten Förderungsweg Eigentumsmaßnahmen mit mehr Mit-teln, als der Bund zur Verfügung stellt. Dabei verblei-ben noch Mittel in angemessenem Umfang zur Förde-rung von Miet- und Genossenscha.swohnungen an den Orten, an denen auch noch kü~ftig ein dringen-der Bedarf daran besteht.
Zweiter Vizepräsident Lechner: ~usatzfrage, der Fragesteller!
Koch (SPD): Herr Staatssekretär, h be ich richtig in Erinnerung, daß der sozial-liberalen undesregierung seinerzeit, als CSU und CDU noch i der Opposition waren, heftige Vorwürfe gemacht rden, daß sie den Mietwohnungsbau im Rahm des sozialen Wohnungsbaus nicht ausreichend r· dere?
2492 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04.04.84
Staatssekretär Neubauer: Herr Kollege Koch, ich bin mir nicht im klaren darüber, was Sie selbst in Erinne-rung haben. Tatsache ist jedenfalls,
(Abg. Koch: Das habe ich Ihnen gerade gesagt!)
daß wir auch der neuen Bundesregierung gegenüber mit Nachdruck dafür eintreten, daß auch für den Miet-wohnungsbau, soweit er erforderlich ist, Mittel zur Verfügung stehen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Herr Kollege Koch!
Koch (SPD): Herr Staatssekretär, ist es Ihrer Auf-merksamkeit entgangen, daß ich Sie nicht gefragt ha-be, ob Sie wissen, was ich in Erinnerung habe, son-dern daß ich Sie danach gefragt habe, ob das, was ich in Erinnerung habe, ich habe dies ausgeführt, nach Ihrer Meinung auch objektiv richtig ist?
Staatssekretär Neubauer: Ihre Frage ist nicht meiner Aufmerksamkeit entgangen. Aber, Herr Kollege Koch, ich werde doch darauf hinweisen dürfen, daß wir für den Bau von Mietwohnungen im angemessenen Um-fang eintreten.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Herr Kollege Koch!
Koch (SPD): Herr Staatssekretär, da ich nicht gefragt habe, was Sie jetzt tun, sondern danach gefragt ha-be, ob das, was die Bundesregierung tut, nicht im Gegensatz zu dem steht, was CDU und CSU aus der Opposition heraus von der damaligen sozial-liberalen Regierung gefordert haben, darf ich Sie um Beant-wortung dieser Frage bitten.
Staatssekretär Neubauer: Aber, Herr Kollege Koch, die Frage ist doch theoretisch, wenn ich Ihnen sage, daß aufgrund der Gespräche, die geführt worden sind, und auf der Grundlage des gegenwärtigen Stan-des der Verhandlungen damit zu rechnen ist, daß eine ursprüngliche Überlegung, die in diese Richtung ge-gangen sein kann, nicht zum Tragen kommt. Sowohl der Oberbürgermeister Kiesl als auch der Fraktions-vorsitzende der CSU im Bayerischen Landtag
(Abg. Kurz: Der noch amtierende Oberbür-germeister!)
- der noch amtierende, selbstverständlich: Sie wer-den ja nicht bestreiten können, daß er das noch ist -haben sich mit Nachdruck dafür eingesetzt, daß auch für den Mietwohnungsbau in Zukunft Mittel zur Verfü-gung stehen. So, wie die Dinge aussehen, können wir davon ausgehen. infolgedessen sehe ich keinen Wi-derspruch, Herr Kollege Koch.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, Frau Kollegin Burkei!
Frau Burkel (SPD): Herr Staatssekretär, nachdem Sie jetzt zweimal betont haben, daß noch Mittel .in ange-messenem Umfang" für den sozialen Mietwohnungs-bau verbleiben, darf ich Sie im Hinblick auf die ekla-
tante Not an preisgünstigen sozialen Mietwohnungen fragen, was Sie unter .angemessenem Umfang· ver-stehen.
Staatssekretär Neubauer: Das kann ich Ihnen gerne sagen. Wir haben die Mittel im Ersten Förderungsweg in den zurückliegenden Jahren etwa so verteilt, daß 60 % auf Mietwohnungen und 40 % auf Eigentums-maßnahmen entfallen sind. Wenn ich davon ausgehe, daß im Jahr 1984 im Ersten Förderungsweg Bundes-und Landesmittel in Höhe von knapp 570 Millionen DM zur Verfügung stehen, und wenn ich unterstelle, man kann es im Augenblick noch nicht ganz überblik-ken, daß die Verteilung etwa im gleichen Verhältnis wie in den letzten Jahren erfolgt, dann bedeutet dies, daß etwa 300 bis 350 Millionen DM im Ersten Förde-rungsweg für den Bau von Mietwohnungen zur Verfü-gung stehen. Ich möchte meinen, daß damit die Aus-sage, daß dies ein angemessener Betrag ist, gerecht-fertigt ist.
zweiter Vizepräsident Lechner: Letzte Zusatzfrage, Herr Kollege Koch!
Koch (SPD): Herr Staatssekretär, darf ich Sie fragen, ob, was mit diesen Mitteln an Mietwohnungen im so-zialen Wohnungsbau geschaffen werden kann, mehr oder wesentlich mehr ist als das, was zuletzt die so-zial-liberale Bundesregierung getan hat?
Staatssekretär Neubauer: Ich meine, daß die sozial-liberale Bundesregierung, soweit ich die Zahlen in Er-innerung habe, ihre Mittel für den Wohnungsbau in den letzten Jahren gekürzt hat.
(Lachen des Abg. Koch)
- Die Mittel für den Wohnungsbau in den letzten Jah-ren gegenüber früher gekürzt hat. Ich sage das jetzt unter Vorbehalt, weil ich es aus dem Stegreif sage. Diesen Vorbehalt sollten Sie mir zugestehen. Aber das sollten wir uns noch einmal vergegenwärtigen, Herr Koch.
(Abg. Koch: Ich habe keine Möglichkeit mehr zu fragen, aber es ist wohl die Fest-
stellung erlaubt - -)
zweiter Vizepräsident Lechner: Nächster Fragestel-ler, Herr Kollege Falter!
Falter (SPD): Frage ste 11 er:
Herr Staatssekretär, Ist die St tsreglerung an-gesichts der vielen Einsprüche 1 der gaplanten Ortsumfahrung der Staatsstra 2078 von Bad Aibling bereit, die von der ölkerung favori-sierte sogenannte Tunneltrasse echnlscll und II· nanzlell genau zu prüfen, um 1 der Diskussion um diese beiden Trassen einen hten Vergleich zu haben?
Staatssekretär Neublluer: Herr Pr" men und Herren! Für die Ortsumge ling im Zuge der Staatsstraße 2078 stellungsbeschlu8 vom 22. Februar
ident, meine Da-ng von Bad Aib-
iegt ein Planfest-ieses Jahres vor.
Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2493
(Staatssekretär Neubauer)
Im Planfeststellungsverfahren ist auch die Tunneltras-se in technischer und finanzieller Hinsicht sorgfältig geprüft worden.
Nach Abwägung aller öffentlichen und privaten Belan-ge wurde im Beschluß festgestellt, daB die Planfest-stellungstrasse die zweckmäßigste Lösung darstellt. Eine nochmalige Überprüfung der Tunneltrasse ist daher nicht erforderlich.
In Anbetracht der verkehrlichen Nachteile und der ho-hen Kosten für Bau und Betrieb ist hier ein Tunnel wegen der knappen StaatsstraBenmittel und der Viel-zahl anderer dringlicher Maßnahmen leider nicht fi-nanzierbar. ·
Zweiter Vizepräsident Lechner: Zusatzfrage, der Fragesteller!
Falter (SPD): Herr Staatssekretär, ist Ihnen bekannt, daß bei der Tunneltrasse innerhalb von Bad Aibling vom Straßenbauamt zwei Ein- und Ausschleifungen in der skizzierten Trasse eingezeichnet sind, was mei-nes Erachtens eine viel zu große und überdimensio-nale Planung bedeutet?
Staatssekretär' Neubauer: Herr Kollege Falter, das Problem der Umgehung Aibling ist uns beiden aus dem Landkreis gemeinsam bekannt und war auch einmal Gegenstand einer .Jetzt-red-i"-Sendung. Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Tunnellösung von Fachleuten sehr sorgfältig geprüft worden ist. Ihre Meinung, daß hier eine nicht sachgerechte Planung vorliegt, vermag ich nicht zu teilen.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Weitere Zusatzfrage des Fragestellers!
Falter (SPD): Herr Staatssekretär, Sie haben vorhin gesagt, daß eine neue technische und finanzielle Prü-fung erfolgt sei. Wie erklären Sie sich dann, daß im-mer noch - erst gestern wieder in einem Artikel des Oberbayerischen Volksblattes - von 40 bis 60 Millio-nen DM gesprochen wird? Teilen Sie meine Auffas-sung, daß .40 bis 60 Millionen DM" keinesfalls eine genaue finanzielle Darstellung der Kosten ist?
Staatssekretär. Neubauer: Herr Kollege Falter, die Auffassung, daß .40 bis 60 Millionen DM" keine präzi-se Darstellung sind, teile ich. Nur ist die Auffassung der Obersten Baubehörde nach sehr sorgfältiger Prü-fung die, daß die Tunnellösung mindestens 50 Millio-nen DM kostet. Wer die Entwicklung im Tunnelbau kennt, weiB, daB man hier vor Überraschungen nie si-cher ist, so daB diese Lösung selbstverständlich teu-rer kommen kann. Aber 50 Millionen DM sind nach den Ermittlungen der unterste Betrag.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Nochmals eine Fra-ge des Kollegen Falter!
Falter (SPD): Herr Staatssekretär, Sie haben vorhin erwähnt, daß wir die Angelegenheit aus dem Land-
kreis persönlich kennen. Wir kennen auch die Pla-nung der Umgehungsstraße, also der sogenannten Südumgehung. Sind Sie mit mir der Auffassung, daß die Planung, bei der es um bis zu 8 Meter hohe Bö-schungen geht, zu gigantisch ist und daß man die ganze Angelegenheit auch wesentlich billiger machen könnte?
Staatssekretär Neubauer: Herr Kollege Falter, diese Meinung teile ich nicht. Man muB Planungen nach den vorhandenen Gegebenheiten richten und sie auf diese abstellen. Wenn im Westen der Stadt Aibling die Bahnlinie Rosenheim-Holzkirchen überquert wer-den muß, so ist das eine Vorgabe, die übrigens auch bei einer Tunnellösung berücksichtigt werden müßte.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Weitere Zusatzfrage des Kollegen Falter!
Falter (SPD): Herr Staatssekretär, könnte man bei der jetzigen Planung nicht dort, wo man überführt, auch untertunneln?
Staatssekretär Neubauer: Herr Kollege Falter, diese Lösung ist geprüft und als technisch nicht sinnvoll er-kannt worden.
Zweiter Vizepräsident Lechner: Die nächste Frage stellt der Herr Kollege Dr. Kaiser.
Dr. Kaiser (SPD), Fragesteller:
Herr Staatssekretär, zu welchem Zweck hat die Regierung von Unterfranken von den Amtsvor-stehern aller staatlichen Behörden genaue Anga-ben über alle am 18. März 1984 In Kommunalpar-lamente gewählten Bediensteten angefordert?
Staatssekretär Neubauer: Herr Präsident, meine Da-men und Herren! Die Staatsregierung begrüßt das ehrenamtliche Engagement staatlicher Bediensteter in kommunalen Vertretungsorganen. Die Ermittlung der Staatsbediensteten, die bei den Kommunalwah-len 1984 in ein kommunales Ehrenamt gewählt wur-den, dient dazu, deren Wahl bei dienstlichen Maßnah-men zu berücksichtigen.
Auf diese Weise wird rechtzeitig ein Überblick ge-wonnen, ob und in welchem Umfang voraussichtlich beispielsweise Urlaub für kommurele Tätigkeiten zu gewähren sein wird. Vor alten Dingen kann bei etwai-gen Versetzungen oder Abordnun,en Rücksicht ge-nommen werden.
SchlieBlich kann der dienstliche nsatz im Hinblick auf Artikel 31 Absatz 4 Nummer 4 er Gemeindeord-nung überprüft werden. Nach die r Vorschrift kön-nen ehrenamtliche Bürgermeister oder Gemeinde-ratsmitglieder nicht gleichzeitig B amte oder Ange-stellte der Rechtsaufsichtsbehörde ein, wenn sie un-mittelbar mit Fragen der Rechtsa sieht belsBt sind; im Falt einer Wahl müßten sie mit nderen Aufgaben betraut oder jedenfalls von Aufsieh saufgaben für die betreffenden Kommunen entbunde werden.
2494 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/46 v. 04. 04. 84
Präsident Dr. Heubl: Zusatzfrage, Kollege Dr. Kaiser!
Dr. Kaiser (SPD): Herr Staatssekretär, teilen Sie mei-ne Auffassung, daß es Zeit gewesen wäre, diese An-gaben von den Amtsvorstehern anzufordern, nach-dem die Kommunalparlamente zusammengetreten sind, um dann einen Überblick über den Einsatz zu haben, der von den Bediensteten in den Kommunal-parlamenten verlangt wird, und teilen Sie die Auffas-sung, daß durch eine solche Aktion dem von Ihnen geschilderten Eindruck widersprochen wird, daß die Staatsregierung das Engagement begrüßt, sofern es nicht der CSU zugute kommt?
Staatssakratiir Neubauer: Diese Auffassung, Herr Kollege Dr. Kaiser, teile ich keineswegs, sondern ich bin der Meinung, daß es letztlich im Interesse der ge-wählten Kommunalpolitiker liegt, daß die Dienstbe-hörden die Übersicht haben, um eine entsprechende Personalwirtschaft betreiben zu können.
Präsident Dr. Heubl: Nächster Fragesteller ist der Herr Abgeordnete Geis. Seine Frage richtet sich an den Herrn Staatsminister Dick.
Gels Norbert (CSU), Frage s te 11 er:
Herr Staatsminister! liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, wonach durch radioaktive Emissionen Schiidlgungen der Vegetation be-wirkt werden?
Staatsminister Dick: Herr Präsident, verehrte Kolle-ginnen und Kollegen! Es liegen Erkenntnisse vor, daß ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Emissio-nen radioaktiver Stoffe aus kerntechnischen Anlagen und Schädigungen der V11getation zuverlässig ausge-schlossen werden kann. Pflanzen sind wegen ihres andersartigen Stoffwechsels gegenüber Einwirkun-gen ionisierender Strahlung generell wesentlich un, empfindlicher als der Mensch. Die Vegetation ist aber ebenso wie der Mensch der natürlichen Strahlenbela-stung ausgesetzt, die sich z. B. für Bäume wie für den Menschen zu ca. 100 Millirem pro Jahr berechnen läßt. Die zusätzliche von kerntechnischen Anlagen herrührende Strahlenexposition beträgt örtlich höch-stens ein Prozent dieser natürlichen Strahlendosis und ist als Beitrag zur Strahlenbelastung der Vegeta-tion ohne Bedeutung.
Die aus Kernkraftwerken in geringen Mengen emit-tierten radioaktiven Stoffe Tritium und Kohlenstoff 14, C14, werden auch in der Lufthülle der Erde laufend durch kosmische St.rahlung erzeugt. Diese Stoffe können wegen ihrer chemischen Eigenschaften über-all anstelle von Wasserstoff und Kohlenstoff in die or-ganische Substanz eingebaut werden. Die daraus re-sultierende Strahlenbelastung ist aber verschwindend gering. Ein Vergleich mit der für Bäume schädlichen Dosis zeigt, daß die aus der anthropogenen Tritium-und Kohlenstoff-14-Emission resultierende Dosisbe-lastung um viele Größenordnungen unter den Werten liegt, bei denen Schäden an Nadel- und Laubbäumen zu erwarten sind.
Radioaktive Edelgase kommen für eine radiologische Schädigung von Pflanzen durch Einbau in die Zellsub-stanz nicht in Betracht, da Edelgase praktisch keine chemischen Verbindungen eingehen. Eine radiologi-sche Einwirkung von Edelgasen auf Pflanzen ist nur durch Direktstrahlung von außen möglich. Die sich daraus ergebende Zusatzbelastung der Vegetation liegt im Mittel bei weniger als 0, 1 Prozent der natürli-chen Strahlenbelastung. Dies· bedeutet, daß beob-achtbare Schäden an Bäumen selbst bei einer hun-dertjährigen Exposition erst bei einer millionenfach höheren Dosisbelastung auftreten könnten.
Fragt man nach den möglichen chemischen Wirkun-gen der radioaktiven Emissionen, so ist festzustellen, daß die aus einem 1300-MW-Kernkraftwerk emittier-ten radioaktiven Stoffe mengenmäßig höchstens ei-nige Milligramm pro Jahr, bei Kohlenstoff 14 und Krypton 85 einige Gramm pro Jahr betragen. Daraus wird deutlich, daß für chemische Reaktionen der Emissionen aus Kernkraftwerken nur außerordentlich geringe Substanzmengen zur Verfügung stehen. Die-se sind um viele Zehnerpotenzen geringer als die durch natürliche Vorgänge oder durch anthropogene chemische Prozesse in die Atmosphäre und Hydro-sphäre freigesetzten Substanzmengen.
Präsident Dr. Heubl: Zusatzfrage, Kollege Geis!
Gels Norbert (CSU): Herr Staatsminister. können Sie also versichern, daB durch die kerntechnischen Anla-gen am bayerischen und hessischen Untermain keine Schädigungen der Vegetation und Menschen möglich sind?
Staatsminister Dick: Nach Auskunft der Fachleute ist dies eindeutig mit Ja zu beantworten.
Präsident Dr. Heubl: Herr Kollege Kolo!
Kolo (SPD): Herr Staatsminister, wollen Sie wirklich behaupten, es sei wissenschaftlich gesichert, daß kleine Dosen für die Menschen und die Vegetation völlig unschädlich sind?
Staatsminister Dick: Das behaupte nicht ich, son-dern das stellen Fachleute plausibel dar. Die kosmi-sche Strahlung z. B. liegt weit höher. Die Dosisbela-stung von 0, 1 % der natürlichen Strahlung ist zu ver-nachlässigen.
Präsident Dr. Heubl: Herr Koto!
Kolo (SPD): Können Sie uns mitteil" n, ob es nicht auch andere Wissenschaftler gibt, e der Meinung sind. daß selbst kleine Dosen nich ohne Wirkung bleiben, und daß es Wissenschaftler "bt, die behaup-ten. daß die Mengen, die bei einer iederaufberei-tungsanlage wie in Schwandorf emitt rt werden, we-sentlich höher liegen als die von lhne genannten?
Staatsminister Dick: Auch dort sin daß sie keine sign~ikanten Wirkung türiich gibt es Wissenschaftler, z. B.
die Dosen so, auslösen. Na-
ofessor Günter
Plenarprotokoll 10/46v. 04.04.84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2495
(Staatsminister Dick)
Reichelt, die schlicht und einfach behaupten, daß in der Umgebung von Kernkraftwerken in Südwest-deutschland und Frankreich verstärkt Waldschäden feststellbar wären. Dies stimmt nach der Überprüfung unseres Hauses nicht, weil Waldschäden auch in Be-reichen auftreten, z. B. im Bayerischen Wald, wo weit und breit keine kerntechnischen Anlagen vorhanden sind.
Die Thesen von Professor Reichelt sind vom Kernfor-schungszentrum in Karlsruhe in einer ersten Stellung-nahme zurückgewiesen worden. Auch das baden-württembergische Umweltministerium hat verlauten lassen, daß es von den Thesen Reichelts so gut wie nichts halte.
Die seriöse Wissenschaft wird von unserem Haus im-mer wieder zur Stellungnahme herangezogen. Nega-tive Stellungnahmen werden mit verglichen. Ich kann nur wiederholend daran erinnern, was ich vorher ge-sagt habe.
Präsident Dr. Heubl: Zusatzfrage, Herr Kollege Hein-rich!
Heinrich (SPD): Herr Staatsminister, nachdem Sie so eindeutig verneinen, daß durch radioaktive Stoffe wie z.B. Edelgas oder C14 aus Kernkraftwerken die menschliche Gesundheit beeinträchtigt wird, frage ich Sie, ob sich Ihre Aussage auf epidemiologische Untersuchungen stützt und an welchen Kernkraftwer-ken von wem solche Untersuchungen durchgeführt worden sind?
Staatsminister Dick: Auf diese Frage kann ich im Moment keine Auskunft erteilen.
Präsident Dr. Heubl: Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Kolo!
Kolo (SPD): Herr Staatsminister, müssen Sie nicht angesichts Ihrer Antwort auf die Frage vom Abgeord-neten Heinrich einräumen, daß Sie sich sehr stark im Bereich des Glaubens und nicht des Wissens bewe-gen?
(Widerspruch bei der CSU)
Staatsminister Dick: Glauben heißt, etwas für wahr halten, das man nicht beweisen kann. Sie werden doch nicht unterstellen wollen, daß staatliche Behör-den in dieser unverantwortlichen Weise handeln. Un-sere Bescheide beruhen auf jahrelangen, gründlichen Prüfungen. Sie sehen am Beispiel KKI 2, daß Vorwür-fe, das Ministerium habe oberflächlich und schlampig gehandelt, einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhalten. Mit dem Hinweis auf die gründliche bayerische Arbeit bei Genehmigungsverfahren muß ich Ihre Unterstellung zurückweisen.
(Beifall bei der CSU)
Präsident Dr. Heubl: Nächster Fragesteller, Abgeord-neter Geisperger!
Gelsperger (SPD), Fragest e 11 er:
Herr Staatsminister, wie sind Meldungen Im Straubinger Tagblatt zu verstahen, die darüber berichten, daß Staatsminister Dick staatliche Mittel In die Stadt Straubing und In Gemeinden des Landkreises Straubing und Bogen gebracht habe?
Staatsminister Dick: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das ist eine wirklich weltbewegende Fra-ge von historischer Bedeutung. Ich bin aber natürlich gern bereit, darauf zu antworten.
Ich habe mir das Straubinger Tagblatt herausgesucht, hier steht tatsächlich eine Überschrift "Dick gibt Zu-schuß für Freibad". Dann sind Zuschüsse in einem Bericht aufgezählt.
Im Straubinger Tagblatt ist am 30./31. März 1984 in zwei Artikeln berichtet worden, daß der Stadt Bogen eine Zuweisung in Höhe von 210 000 DM zur Sanie-rung des Freibads bewilligt wurde und daß ich auf-grund meiner Bemühungen vom Staatsministerium der Finanzen die Nachricht erhalten hätte, daß die Stadt Straubing sowie verschiedene Gemeinden im Landkreis Straubing/Bogen Zuschüsse zu mehreren Einzelmaßnahmen erhalten. Hierzu ist folgendes zu bemerken:
Die Zuweisung an die Stadt Bogen wurde aus dem Programm "Freizeit und Erholung" gewährt. Dieses Programm liegt in der Zuständigkeit des Staatsmini-steriums für Landesentwicklung und Umweltfragen; ich habe nach den einschlägigen Vorschriften die Be-willigung erteilt. Das kann jeder nachprüfen.
Im übrigen waren heute schon wieder drei Kollegen bei mir an der Tür, auch einer aus Ihrer Fraktion, die mich gebeten haben, ihnen in ähnlichen Fällen behilf-lich zu sein und wohlwollend zu überprüfen. Es ist doch das tägliche Brot der Abgeordneten, Mittler zwi-schen Staatsregierung und anderen zu sein. Niemand kann von mir verlangen, im eigenen Stimmkreis Zu-schüsse nicht zu bewilligen, nur weil es zufälNg der ei-gene Stimmkreis ist. Das Verfahren ist nachprüfbar; dauernd kontrolliert der Oberste Rechnungshof. Die Überschrift der entsprechenden Meldung, "Dick gibt Zuschuß für Freibad", ist ohne Mitwirkung von mir oder des Ministeriums verfaßt worden. Man sollte nicht krampfhaft nach dem Haar in der Suppe su-chen. Das ist korrekt gelaufen. Ich bitte wirklich um Verständnis!
Die Berichte über die Bewilligung · n Zuschüssen für vereinzelte Maßnahmen in Straubi g und in Gemein-den des Landkreises Straubing/ gen beruhen auf einer Benachrichtigung des Staa ministerfums der Finanzen über die Bewilligung vo Fördervorhaben. Diese Benachrichtigung ist deswe en ergangen, weil ich mich für zahlreiche Maßnah en in Stadt und Landkreis eingesetzt habe. So dü e auch Ihnen als Fragesteller bekannt sein, daß ich ich zum Beispiel intensiv für die im Artikel erwähnte örderung des Jo-hannes-Turmair-Gymnasiums der lad! Straubing -Umbaumaßnahmen, Ablösung s Rückübereig-
2496 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode Plenarprotokoll 10/ 46 v. 04. 04. 84
(Staatsminister Dick)
nungsanspruchs - verwendet habe; hierzu liegt wie auch in anderen Fällen ein umfangreicher Schrift-wechsel vor. Ebenso habe ich mich für die Förderung von Vorhaben im Landkreis eingesetzt, so zum Bei-spiel in Aiterhofen, Feldkirchen, Konzell, Neukirchen oder in Steinach. Hier sind nicht nur Bürgermeister der CSU aufgelistet, ich habe es mir herausschreiben lassen. Zu all diesen Projekten liegt jeweils ein Schriftwechsel vor, aus dem ich zitieren könnte. Im Fall der Gemeinde Konzell beispielsweise wurde an Professor Maier und an Finanzminister Streibl ge-schrieben; beide waren beteiligt. Es dürfte das selbstverständliche Recht eines Stimmkreisabgeord-neten sein, sich einzuschalten und über den Erfolg seiner Bemühungen auch die Betroffenen zu unter-richten.
Präsident Dr. Heubl: Herr Kollege Geisperger!
Gelsperger (SPD): Herr Staatsminister, sind Sie der Meinung, daß die FAG-Zuschüsse, über die hier be-richtet wurde, nicht gewährt worden wären, wenn Sie sich nicht in Einzelfällen, wie Sie jetzt begründet ha-ben, dafür verwendet hätten?
(Abg. Huber [Landshut]: Das ist doch bloß eine Hypothese!)
Steatsmlnlster Dick: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist sicherlich so, daß jeder Abgeord-nete, der sich für etwas verwendet, Verfahrensgänge nicht in der Weise beeinflussen kann, daß gegen Recht bewilligt würde.
Herr Kollege Geisperger, das ist interessant. Ich habe heute zufällig ein Schreiben der Arbeiterwohlfahrt der Stadt Straubing auf dem Tisch. Ich hoffe, daß sie sich auch bei Ihnen gerührt haben. Sie bedanken sich da-für, daß ich mich für ein bestimmtes Projekt einge-setzt habe. Ich möchte das nicht ausführlicher zitie-ren; Sie können den ganzen Vorgang haben.
Ich sage es noch einmal: Es ist die natürlichste Selbstverständlichkeit, daß. sich draußen Gemeinden und andere Einrichtungen um Beratung und Vermitt-lung von Gesprächen an Abgeordnete wenden. Sie wissen aus dem Stadtrat selbst, daß ich nicht zu de-nen gehöre, die immer mit der Glocke in der Gegend herumlaufen, aber in meiner 23jährigen Tätigkeit im Parlament immer Möglichkeiten für den Stimmkreis genutzt habe, wie Sie auch, wie ich hoffe, und wie je-der von uns.
Hier daran eine Anfrage zu knüpfen, finde ich eigenar-tig; sie ist sicher nieht von historischer Bedeutung, wie ich vorhin spaßig gemeint habe, sondern für mich eigentlich unverständlich.
(Beifall bei der CSU)
Prisldent Dr. Heubl: Herr Kollege Geisperger!
Gelsperger (SPD): Herr Staatsminister, halten Sie mit mir die bayerischen Beamten für so korrekt, daß sie aufgrund von Gesetzen, Verordnungen und Sachver-
halten entscheiden, nicht aufgrund von persönlichen Beziehungen und persönlichen Aktivitäten von Mini-stern und Mandatsträgern, und wenn dem so ist, mit welchem Recht brüsten sich Mandatsträger ihrer Lei-stungen, die sie in den meisten Fällen gar nicht er-bracht haben?
(Abg. Huber [Landshut]: Die kommen unterstützend hinzu!)
Staatsminister Dick: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich halte nicht nur mit Ihnen, sondern mit allen im Hohen Hause die bayerische Beamtenschaft für korrekt und jeden Abgeordneten für zuständig, sich vermittelnd einzuschalten.
(Beifall bei der CSU)
Präsident Dr. Heubl: Herr Kollege Geisperger!
Geisperger (SPD): Herr Staatsminister, können Sie mir erklären, warum sich der Staatsminister der Fi-nanzen nicht direkt an die Zeitung und an die Bürger-meister wendet, sondern daß er Sie dazu braucht?
Staatsminister Dick: Aus einem einfachen Grund, weil nämlich weder Sie noch die Zeitung sich in den schriftlichen Vorgängen, die ich Ihnen auf den Tisch lege, an den Finanzminister gewandt haben. Er wird naturgemäß dem eine Antwort geben, der sich auch schriftlich an ihn gewandt hat.
(Beifall bei der CSU)
Präsident Dr. Heubl: Noch eine Zusatzfrage, Herr Kollege Geisperger!
Gelsperger (SPD): Herr Staatsminister, sind Sie mit mir der Meinung, daß die Gemeinden, die zufällig kei-nen Minister oder Mandatsträger zur Hand haben, von der Bayerischen Staatsregierung bei Zuschüssen schlechter behandelt werden?
(Abg. Möslein: Solche Gemeinden gibt es bei uns nicht!)
Staatsminister Dick: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es gibt in ganz Bayern keine Gemeinde, die nicht einen zuständigen Abgeordneten hätte.
(Beifall bei der CSU - Abg. Möslein: Und zwar von der CSU!)
Ich finde es peinlich, Herr Kollege Cileisperger, was geschieht; ich könnte Ihnen eine lange Liste mit Na-men von Kollegen auch aus der SPQ-Fraktion vorle-gen, die ebenfalls gekommen sind, urji sich zu erkun-digen. Das ist doch selbstverständlidi, daß man sol-che Gespräche führt. Ich habe noch nie jemanden abgewiesen. Ich möchte aber davon '*'sehen, Namen auf den Tisch zu legen. Sie können! sie aber gerne persönlich haben.
Ich möchte meinen, die Dinge lieg n klar auf der Hand, sind nachprüfbar und völlig ko ekt gelaufen.
Präsident Dr. Heubl: Nächster Fra esteller ist der Kollege Loew.
Plenarprotokoll 10/46 v. 04.04.84 Bayerischer Landtag · 10. Wahlperiode 2497
Loew (SPD), Fragest e 11 er:
Ist es nach Ansicht der Bayerischen Staatsregie-rung notwendig, auch größere kommunale Koh-lekraftwerke zu entschwefeln, und Ist sie bereit, die Kommunen - etwa die Stadt Würzburg - bei den notwendigen lnvestltlonen für eine Rauch-gasentschwefelungsanlage llnanzlell zu unter-stützen?
Staatsminister Dick: Herr Präsident, verehrte Kolle-ginnen und Kollegen!
Die Anforderungen an fossilbefeuerte Kraftwerke be-messen sich nach den einschlägigen Festlegungen in der Verordnung über Großfeuerungsanlagen. Danach müssen Anlagen mit einer Feuerungswärmeleistung von 300 MW und mehr sowie unbeschränkter Rest-nutzung bis 1. Juli 1988 mit Abgasentschwefelungs-anlagen ausgerüstet werden, die die Einhaltung eines Emissionsgrenzwertes von 400 mg/m' und einen Emissionsgrad von 15 Prozent gewährleisten.
Die Förderung der nachträglichen Ausrüstung mit einer Abgasentschwefelungsanlage aus öffentlichen Mitteln ist gemäß Artikel 23 der Bayerischen Haus-haltsordnung nicht möglich, da eine gesetzliche Ver-pflichtung für diese Maßnahme durch die am 1. Juli 1983 in Kratt getretene Verordnung über Großfeue-rungsanlagen besteht.
Beträgt die Feuerungswärmeleistung weniger als 300 MW, ist ein Emissionsgrenzwert von 2500 mg/m3 einzuhalten; ab 1. April 1993 gelten die Anforderun-gen für Neuanlagen, in diesem Falle ein Emissions-grenzwert von 2000 mg/m' und ein Emissionsgrad von 40 Prozent. Ab diesem Zeitpunkt kann danach auch bei kleine