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7. Leipziger Improvisationsfestival
für Alte Musik
23. – 26.09.2021
festivalprogramm
32
zum 7. Mal bereits findet das Leipziger Impro
visationsfestival statt. Verflixtes siebtes Mal?
Mitnichten – wir trotzen der Pandemie und haben
für das diesjährige EX TEMPORE ein Konzert
paket geschnürt zu vier kulturpolitischen Themen,
die uns aktuell vielleicht mehr denn je bewegen:
WURZELN: Ein Programm über alte und neue
Heimat, Flucht und Identität.
FREUNDSCHAFT: Szenario einer gescheiterten
Provokation zur Rivalität.
BRÜCKEN: Die Überwindung der Kluft
zwischen Musik und Malerei.
HOHELIED: Ein Bekenntnis zur Liebe als
Beweggrund menschlichen wie göttlichen
Handelns.
Doch nur untergründig wird das Kulturpoli
tische in den Konzerterlebnissen präsent sein,
denn im Rampenlicht glänzt wieder diejenige
Maestra, die man gemeinhin die Improvisation
nennt, allseits bewundert als Königsdisziplin
des Musizierens:
So geht es um die WURZELN der Familie
Bassano, das bekannteste historische Blockflö
tenconsort, um die FREUNDSCHAFT zwischen
den beiden Tastengenies Matthias Weckmann
und Johann Jacob Froberger, um die BRÜCKEN
zwischen der Improvisationskunst Johann Se
bastian Bachs und einer LifeMalereiPerforman
ce, und um das HOHELIED der Liebe, welches
in Renaissance und Barock unzählige musikali
sche Meisterwerke inspirierte. Bei allem spielt
die Improvisation im jeweiligen Stil eine zentrale
Rolle – denn wir wissen es längst: Damals konn
te sich so gut wie jeder Musiker in seiner Musik
sprache »frei ausdrücken«, also extemporieren.
Heute werden sich hier in Leipzig auf der Büh
ne Meister ihres Metiers begegnen, die noch nie
vorher miteinander musiziert haben. Seien Sie
herzlich zu EX TEMPORE eingeladen!
The Leipzig Improvisation Festival is taking place for the 7th time. Darned seventh time? Not at all – we are defying the pandemic and have put together a concert package for this year‘s EX TEMPORE on four cultural- political themes that are currently affecting us perhaps more than ever:
ROOTS: A programme about old and new home-land, flight and identity.FRIENDSHIP: Scenario of a failed provocation to rivalry.BRIDGES: Bridging the gap between music and painting.HOHELIED: A commitment to love as the motive for human as well as divine action.
But cultural politics will only be present in the concerts on a subliminal level, for the spotlight will once again shine on the maestra commonly known as improvisation, universally admired as the supreme discipline of music-making:
So it‘s all about the ROOTS of the Bassano family, the most famous historical recorder consort, about the FRIENDSHIP between the two keyboard geniu-ses Matthias Weckmann and Johann Jacob Froberger, about the BRIDGES between Johann Sebastian Bach‘s art of improvisation and a life-painting performance, and about the HOHELIED of Solomon, which in-spired countless musical masterpieces in the Renais-sance and Baroque. Improvisation in the respective style plays a central role in all of this, since it is most obvious, that at that time, just about every musician could »express himself freely« in his musical language, i. e. extemporise. Today, masters of their profession who have never played together before will meet on stage here in Leipzig. You are cordially invited to EX TEMPORE!
liebe festival-besucher! dear visitors!
Martin Erhardt (Festivalleiter)
zeitplan und inhalt
donnerstag 23.9. freitag 24.9. samstag 25.9. sonntag 26.9.
10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr
workshopsHMT Dittrichring
10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr
workshopsHMT Dittrichring
10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr
workshopsHMT Dittrichring
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16.30 Uhr
vortragHMT Dittrichring
16.30 Uhr
vortragHMT Dittrichring
Seite 26 Seite 26
20 Uhr
konzertWURZELN
Reformierte Kirche
18 und 19.30 Uhr
konzertFREUNDSCHAFT
Museum für Musikinstrumente
19.30 Uhr
konzertBRÜCKEN
Hochschule für Grafik und Buchkunst
17 Uhr
konzertHOHELIED
Museum der bildenden Künste
Seite 4 Seite 12 Seite 15 Seite 18
21–22 Uhr
AlteMusik- JamSessionMuseum für Musikinstrumente
ab 21 Uhr
AlteMusik- JamSessionHochschule für Grafik und Buchkunst
Seite 25 Seite 25
Festivalzentrale Seite 26
Festivalorte Seite 27
Ticket pro Konzert: 15/10 EUR
Teilnahmegebühr pro Workshop: 40/25 EUR
Ermäßigungsberechtigt sind Schüler und Studenten.
JamSessions und Vorträge: Eintritt frei
54
Eröffnungskonzert
WURZELN
Familie Bassano:
Blockflötenconsort auf der Flucht
Donnerstag, 23. September 2021, 20.00 Uhr
Reformierte Kirche
Sheng-Fang Chiu (Wien)
Andreas Böhlen (Basel)
Jostein Gundersen (Bergen)
Martin Erhardt (Halle/Leipzig)
(Blockflöten)
»They are four brethren, all excellent and esteemed above all other[s] in this city in their virtue.«Edmont Harvel, Repräsentant von Henry VIII. in Venedig, 4. Oktober 1539
Zwar gelten die jüdischen Wurzeln der Bassanos
als nahezu gesichert, und man kann gut argu
mentieren, dass die jüdische Identität auch in di
rektem Zusammenhang mit dem Verlassen Vene
digs steht. Doch scheinen religiöse Gründe bei
weitem nicht die einzigen Faktoren gewesen zu
sein, die die fünf Brüder dazu bewogen, ab 1540
dauerhaft für den englischen König zu musizie
ren und nie mehr in ihre italienische Heimat zu
rückzukehren.
Wie sah nun das musikalische Leben aus, auf
das die Bassanos bei ihrer Ankunft in London tra
fen? Um 1540 entstand dort John Taverners Missa
Gloria tibi trinitas, und ein Abschnitt aus dem Be
nedictus – mit den Worten »in nomine« sollte in
den folgenden Jahrzehnten zu einem besonders
beliebten cantus firmus auf den britischen Inseln
avancieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch
die Bassanos zu dieser Melodie ihre Kontra
punkte improvisierten.
In Nomine à 2–4
Freie Kontrapunkte, Dezimparallelen mit 1–2
Mittelstimmen, Falsobordone, Canons unter
dem Cantus firmus.
Von der Generation der »Auswanderer« sind
uns keinerlei schriftliche Kompositionen erhal
ten – erst die nächste Generation, namentlich vor
allem Augustine und Lodovico, haben Komposi
tionen hinterlassen, die auch heute noch überlie
fert sind. Die frühesten heute erhaltenen Stücke
mit Bezug zu den Bassanos sind für Tasten
instrument. Es handelt sich um die
Pavana Bassano & Gaillarde Bassanni
Erhalten sind die beiden Stücke im Susanne
van Soldt Manuskript (London, British Library
Add MS 29485). Lasocki argumentiert, dass,
obwohl die Handschrift erst am Ende des
16. Jahrhunderts kompiliert wurde, es sich hier
um Kompositionen von Augustine Bassano han
deln könne, die er bereits um 1550 verfasst habe.
Wir haben die beiden Tänze für Consort trans
kribiert.
Im ganzen Abendland war zu dieser Zeit die
Solmisation in Hexachorden, die letztendlich auf
Guido von Arezzo zurückgeht, verbreitet. Doch
besonders aus England ist uns bekannt, dass die
sechs Töne eines Hexachords gern als Cantus fir
mus für virtuose Kontrapunkte fungierten. Sol
che aufgeschriebenen Kontrapunkte finden sich
beispielsweise im Baldwine Manuscript. Und
solche improvisierten Kontrapunkte kann man
beispielsweise heute hören.
Upon Ut re mi fa sol la
Ursprünglich kam die Familie Bassano aus der
gleichnamigen Stadt in der Region Veneto. Seit
1515 sind mehrere Musiker mit Namen Bassano
in Venedig nachweisbar, wo sie unter anderem in
der Scuola di San Marco bei der musikalischen
Gestaltung von Gottesdiensten und Prozessio
nen beteiligt waren. 1531 bereits hielt sich Alvise
Bassano und drei seiner Brüder vorübergehend
in England auf, in den Diensten des englischen
Königs Henry VIII. Wann sie in die Serenissima
zurückkehrten, ist ungewiss, aber bis 1539 wirk
ten sie wieder in Venedig, wo Henry’s Repräsen
tant sie für die besten Musiker der ganzen Stadt
hielt.
In diesem Jahr ging in der Serenissima mit
Arcadelts erstem Madrigalbuch ein Klassiker in
den Druck, und das erste Stück aus diesem ersten
Buch erlangte außergewöhnliche Berühmtheit:
Jacques Arcadelt (1507–1568): Il bianco e dolce cigno
Das Stück handelt vom weißen Schwan, der im
Moment seines Sterbens plötzlich einen Gesang
anstimmt, der sein ganzes Leben lang nie ge
hört wurde. Der gebürtige Flame Arcadelt konn
te damit den Grundstein seiner erfolgreichen
Musiker karriere in Venedig legen. Und wer weiß,
ob nicht die Bassanos bei ihrem endgültigen
Abschied aus Venedig diesen Schwanengesang
auf ihren Flöten diminuierten? Der cantus firmus „In Nomine“
76
Natürlich kannte man im elisabethanischen
England nicht nur englische Musik, sondern die
Briten waren auch offen für die neuesten Ent
wicklungen gerade in der Kunst der Madrigale
und Chansons auf dem Kontinent. Francis Tregi
an, der Schreiber des Fitzwilliam Virginal Books,
kannte viele ausländische Stücke, unter anderem
Orlando di Lasso (1532–1594): Margot labourez vos vignes
welches er in einer Intavolierung von Peter
Philips niederschrieb. Ob die Bassanos das Stück
auch kannten?
Von den Weinstöcken (vignes) gehen wir
weiter zu den Nussbäumen. Da kann im Som
mer schon manchmal der Eindruck entstehen –
wenn die Blätter so grün und die Nüsse so braun
sind – dass sie so hoch hängen, dass sie niemals
den Erdboden erreichen werden. »The leaves be
greene. The nuts be browne. They hang so high,
they will not come downe.« ist der Text dieses
niedlichen Gassenhauers. Doch auch hier ins
pirierte die vermeintlich volkstümlicheinfache
Melodie Komponisten wie Elway Bevin zu ver
trackten Kontrapunkten. Mit
Browning
sind diese Stücke betitelt, und das heutige
Quartett versucht sich in der Nachfolge der Bass
anoFamilie an improvisierten Kontrapunkten
dazu.
Eine andere englische Melodie, die die Bass
anos sicherlich kannten, ist Fortune my Foe.
Wir erlauben uns heute, aus dieser Melodie eine
ganze Tanzsuite zu improvisieren:
Pavan – Galiard – Almand – Corant, tis all made from:
Fortune my Foe, set by William Byrd (1540–1623)
»I see what thou wert, if Fortune thy foe were not, Nature thy friend.«
Falstaff, in: William Shakespeare,
Die lustigen Weiber von Windsor,
Act II, Scene 3.
Die schriftlich überlieferten Fantasias der
Familie Bassano sind voller kleiner Imitatio
nen. Dass die Imitation ihrem Wesen nach na
türlich mündlich ist, und deshalb auch in der
Musizier praxis aus der Improvisation heraus
entstanden ist, leuchtet ein. Heute hören Sie eine
improvisierte
Fantasia à 4
Wie oben bereits erwähnt, kannte man auf den
britischen Inseln zahlreiche Madrigale aus Kon
tinentaleuropa und war immer begierig, auf dem
neuesten Stand der gesamteuropäischen Ent
wicklungen zu bleiben. 1588 erschien in England
sogar unter dem Titel »Musica transalpina« eine
Sammlung italienischer Madrigale und französi
scher Chansons, deren Texte man auf Englisch
übersetzt hatte, so dass sie auf die Originalnoten
textiert werden konnten. Aus dieser Sammlung
erklingt heute
Filippo de Monte (1521–1603): In vayne he seekes for beautie
welches im italienischen Original »per divina
bellezza« hieß.
Der englische Thron wurde mehrmals weiterver
erbt, Monarchen kamen und gingen. Katholiken
und Protestanten standen abwechselnd in der
Gunst. Nur die Bassanos blieben. Bis 1665 sind
ihre musikalischen Dienste am englischen Hof
bezeugt, also weit über 100 Jahre lang! Längst
hatten die fünf Brüder, die seinerzeit ausgewan
dert waren, ihre Fähigkeiten an ihre Kinder wei
tergegeben, die meist nahtlos nachrückten auf
einen der im königlichen Consort freigeworde
nen Plätze. Auch Töchter der Bassanos wurden
mit der Musik groß, wenngleich es Ihnen damals
(LEIDER, muss man heute natürlich sagen!) ver
wehrt blieb, die Musik als Beruf auszuüben, so
wie es ihre Väter und Brüder tun konnten.
Martin Erhardt
Literatur: David Lasocki, with Roger Prior: The Bassanos: Venetian Musicians
and Instrument Makers in England, 1531–1665, Taylor&Francis 1995.
Emilia, die Tochter des jüngsten ausgewanderten
Bruders Baptista, war mit dem Musiker Alphon
so Lanier verheiratet. Einige heutige Forscher
glauben, dass Emilia Bassano die »Dark Lady«
war, die Shakespeare in vielen seiner Sonette ver
herrlicht, und haben gute Argumente aufgezählt,
die dafür sprechen. Doch so verlockend die
These auch ist: Wir könnten damit auch ebenso
danebenliegen. Und in dem Fall müssten wir uns
wohl mit John Dowlands Worten fragen, ob Emi
lia uns unsere Verfehlung unter dem Deckmantel
ihrer Tugend verzeihen könnte?
John Dowland (1562–1626): Can she excuse my wrongs with virtues cloak?
Improvisierte Pavan, gefolgt von der originalen Galliard.
8 9
Dieser Stammbaum der Bassanos zeigt nur die Musiker der Familie:
Augustine Bassano1550–1604
Clement Lanier1604–1661
Alvise Bassano1540–1554
Jasper Bassano1540–1577
John Bassano1540–1570
Anthony Bassano I1540–1574
Baptista Bassano1540–1576
Lodovico Bassano(1554) 1568–1593
Jeronimo Bassano II1578–1635
Arthur Bassano1570–1624
Edward Bassano I1575–1615
William Daman1576–1591
Robert Baker senior1594–1637
Henry Bassano(1622) 1635–1665
Anthony Bassano II(1609) 1624–(1658)
Anthony Bassano II1615–1624
Alphonso Lanier1591–1613
Robert Baker junior(by 1625) 1637–1642
William Noke1624–1631
John Hussey1613–1629
Jeronimo I
Jacomo Jasper
Augustine Lodovico Laura
JohnAlvise
Mark Anthony
Anthony II Thomas Scipio Edward II Henry
Arthur Edward I Andrea Jeronimo II Elizabeth Lucretia Emilia
Anthony I Baptista
Venedig
† 1559/66
† 1604 † 1593 1546–1599 1547–1624
1579–1658 1589–1617 1586–1613 1588–1638 1597–1665
1551–1615 1554–1626 1559–1635 Joseph Lupo Ambrose Grasso
Nicholas Lanier I
Alphonso Lanier
? Shakespeare´s „Dark Lady“?
† 1554 † 1577 † 1570 † 1574 † 1576
London
»Pavana Bassano« aus dem Susanne van Soldt-Manuskript (1570er), Beginn:Die Mitglieder des königlichen Blockflötenconsorts am Londoner Hof (zitiert nach Lasocki, S. 146):
10
Die aus Taiwan stammende Blockflötistin
Sheng-Fang Chiu ist sowohl als Kammermu
sikerin als auch als Solistin auf internationalen
Konzertbühnen tätig.
Zudem widmet sie sich mit großem Engagement
ihrer Lehrtätigkeit. Ihre musikalische Ausbil
dung erhielt sie bei Michael Posch sowie Anna
Januj. Weitere wichtige musikalische Impulse
bekam sie durch die Zusammenarbeit mit Walter
van Hauwe.
Als Solistin konzertiert sie regelmäßig in Euro
pa und Asien und wurde eingeladen, das Tartini
Festival in Piran sowie das Bach Festival in Prag
zu eröffnen. Außerdem wirkt sie in verschiede
nen Kammermusikensembles und Orchestern
mit und trat bei Festivals wie u. a. den Salzburger
Festspielen, dem Istanbul Music Festival auf und
konzertierte in Konzertsälen wie dem Wiener
Konzerthaus, dem Musikverein Wien, dem Ge
wandhaus Leipzig oder dem CuvilliésTheater
München.
Sie leitete Meisterkurse in Österreich, Deutsch
land, Taiwan, Südkorea, Tschechien, Iran oder
Polen an Universitäten wie der Fryderyk Chopin
Musikuniversität oder dem Prague Conser vatoire.
Seit 2014 unterrichtet sie als Dozentin für Block
flöte und Kammermusik an der Musik und
Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, und von
2017 bis 2021 an der Hochschule für Musik und
Theater Leipzig.
Andreas Böhlen ist Blockflötist und JazzSaxo
phonist. Seine Tätigkeitsfelder umfassen sowohl
den Bereich der alten Musik als auch Bereiche
der zeitgenössischen Musik und des Jazz. Sein
Spezialgebiet ist die Improvisation in verschie
denen historischen Stilen des 16., 17. und 18.
Jahrhunderts und im Jazz. Er leitet seine eigenen
Formationen für Alte Musik: Theatrum Affec
tuum und Satyr’s Band. Auch konzertiert er mit
seinen eigenen Jazzbands Andreas Böhlen Band
und Crank (mikrotonaler Jazz).
Er studierte in Amsterdam Blockflöte bei Walter
van Hauwe und Paul Leenhouts, sowie Saxo
phon bei Jasper Blom und Dirk Oatts. Es folgte
ein Studium der Musikwissenschaften in Bolo
gna (Italien). Nach dem »mit Auszeichnung«
bestandenen Masterabschluss »historische Im
provisation« unter Rudolf Lutz an der Schola
Cantorum Basiliensis (Schweiz) studierte er in
Basel bis 2011 JazzSaxophon. Auch produzierte
er für verschiedene Fernseh und Radiosender
und konzertierte in ganz Europa, Japan, USA und
Australien.
Er lehrt Blockflöte an der Kunstuniversität Graz,
an der Zürcher Hochschule der Künste und an
der Schola Cantorum Basiliensis.
Jostein Gundersen unterrichtet seit 2011 an der
Hochschule für Musik und Theater Leipzig das
Fach historische Improvisation und war schon
in den vergangenen Editionen des Leipziger
Improvisationsfestivals mehrfacher Workshop
dozent und Sessionmaster. Neben seiner Tätig
keit in Leipzig leitet er eine Blockflötenklasse
an der GriegAkademie in seiner norwegischen
Heimatstadt Bergen. Dort graduierte er 2009
im Norwegian Programme for artistic research
(äquivalent zum akademischen PhD) als erster
Künstler mit dem Fokus auf Alter Musik. Seit
August 2021 ist er VizeDekan für Forschung an
der Fakultät für Kunst, Musik und Design and
der Univerität von Bergen.
Sein eigenes Ensemble Currentes ist auf spätmittel
alterliche Musik fokussiert und kann bereits zwei
positiv beachtete CDProduktionen vorweisen.
Sheng-Fang Chiu Andreas Böhlen Jostein Gundersen Martin Erhardt
Martin Erhardt widmet sich gleicher maßen
Kunst und Pädagogik, Theorie und Praxis,
Improvisation, Komposition und Interpretation
in Mittelalter, Renaissance und Barock. Er unter
richtet einerseits historische Improvisation und
Musiktheorie an den Hochschulen in Weimar
und Leipzig sowie Blockflöte am Konservatori
um in Halle andererseits konzertiert er auch als
Blockflötist, Cembalist, Organist, Portativspieler
und Sänger, u. a. in den Ensembles all‘improvviso
und Nusmido.
Er studierte Blockflöte (Myriam Eichberger),
Cembalo (Bernhard Klapprott) und Musik
theorie (Klaus Heiwolt) in Weimar sowie »Frühe
Modale Musik« (Rebecca Stewart und Maurice
van Lieshout) in NLTilburg. Er ist der Autor des
Lehrbuchs »Improvisation mit Ostinatobässen«
sowie Leiter von EX TEMPORE.
11
1312
Konzert
FREUNDSCHAFT
» … um eine güldne Kette auf dem Clavier spielen?«
Die Begegnung zwischen Froberger
und Weckmann in Dresden
Freitag, 24. September 2021, 18.00 und 19.30 Uhr
(zwei Vorstellungen aufgrund der reduzierten Platzkapazität)
Museum für Musikinstrumente - Zimeliensaal
Emmanuel Le Divellec
(Hannover) – als Matthias Weckmann
Markus Schwenkreis
(Basel) – als Johann Jacob Froberger
(Cembalo, Orgel)
Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, 1740, S. 396
Programm
Den von Johann Mattheson beschriebenen Wett
streit zwischen Froberger und Weckmann tat
sächlich nachstellen zu wollen, wäre wohl doch
etwas zu sehr nach den Sternen gegriffen. Em
manuel Le Divellec und Markus Schwenkreis
wollen ihr Konzert eher als durchaus persönlich
gefärbte Hommage an diese zwei großartigen
Künstler und Ausnahmegestalten des 17. Jahr
hunderts verstanden wissen. Sie stellen sich das
Konzert wie ein Treffen der beiden Freunde vor,
die sich – Jahre nach dem besagten Wettstreit
und unmittelbar nach dem Genuss eines guten
Abendessens – improvisierend die Zeit vertrei
ben. Diese Vorstellung ist wohl immer noch
Herausforderung genug, erlaubt den beiden
Spielern aber, sich gewisse stilistische Freiheiten
zu nehmen. Vor allem aber enthebt es den Veran
stalter von der in finanzieller Hinsicht doch recht
unangenehmen Pflicht, um eine »güldne Kette«
als Siegespreis besorgt zu sein …
Præambulum
Fantasia sopra UT RE MI FA SOL LA
Choralbearbeitung in mehreren Versen über
einen noch zu bestimmenden Choral
Suite en dialogue
Toccata da sonarsi alla levatione
Toccata
Variationen auf »…«
Toccata
Canzona
Lamento über das bedauerliche Fehlen
zuverlässiger Postkutschenverbindungen
Passacaglia
Weckmann (ELD)
Froberger (MS)
Weckmann
Froberger/Weckmann
Froberger
Weckmann
Froberger
Froberger
Weckmann
Froberger/Weckmann
Froberger/Weckmann
14
Emmanuel Le Divellec
1966 in Paris geboren und aufgewachsen, ent
schied sich Emmanuel Le Divellec nach abge
schlossenem Physikstudium für die Musik. Er
studierte Orgel bei MarieLouise JaquetLanglais
und André Isoir in Paris, danach bei Guy Bovet
in Basel. An der Schola Cantorum Basiliensis er
gänzte er seine Ausbildung bei Rudolf Lutz im
Bereich historische Improvisation und studierte
Cembalo bei Andrea Marcon. 1997 gewann er
den 1. Preis beim Schweizer Orgelwettbewerb.
Emmanuel Le Divellec leitete von 2000 bis 2011
eine Orgelklasse an der Hochschule der Künste
Bern und war 2000–2008 Organist der dortigen
Französischen Kirche. 2005–2006 unterrich
tete er an der Johannes GutenbergUniversität
Mainz als DAADGastprofessor. Seit 2011 ist
Emmanuel Le Divellec Professor für Orgel und
Improvisation und Studiengangsprecher für Or
gel/Kirchenmusik an der Hochschule für Musik,
Theater und Medien Hannover. Die Verknüpfung
zwischen Improvisation und Repertoire ist ein
Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit. An
der Schola Cantorum Basiliensis unterrichtet er
historische Improvisation für Tasteninstru mente
und ist Mitbegründer der Forschungs gruppe
Basel für Improvisation (FBI), die 2018 ein um
fangreiches »Compendium Improvisation Fanta
sieren nach historischen den Quellen des 17. und
18. Jahrhunderts« verfasst hat.
Markus Schwenkreis
Markus Schwenkreis studierte zunächst Kirchen
musik am LeopoldMozartKonservatorium der
Stadt Augsburg (Orgel bei Karl Maureen). Sein
Interesse für die Alte Musik zog ihn 1994 nach
Basel, wo er 1998 an der Schola Cantorum Ba
siliensis (Orgel bei JeanClaude Zehnder, Im
provisation bei Rudolf Lutz) die Diplomprüfung
ablegte und im Anschluss daran Theorie der Al
ten Musik studierte. Er ist Preisträger des Inter
nationalen Orgelwettbewerbs NDRMusikpreis
2000 und des 13. PaulHofhaimerWett bewerbs
der Stadt Innsbruck 2001.
Seit Beginn seines Studiums in Basel ist Mar
kus Schwenkreis Organist an der Hl. KreuzKir
che in Binningen und seit 2012 Organist an der
historischen SilbermannOrgel des Doms zu Ar
lesheim. An der Schola Cantorum Basiliensis un
terrichtet er Theorie der Alten Musik und Impro
visation auf historischen Tasteninstrumenten.
Das von ihm herausgegebene »Compendium
Improvisation«, eine Publikation zur Improvisa
tion in Stilen des 17. bis 18. Jahrhunderts, ist An
fang 2018 im SchwabeVerlag erschienen.
Konzert
BRÜCKEN
J. S. Bach und M. C. Escher
Samstag, 25. September 2021, 19.30 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Atrium
The Scroll Ensemble (Den Haag)
Robert de Bree – Blockflöte / Oboe
James Hewitt – Violine
Iason Marmaras – Cembalo
Torsten Pfeffer (Leipzig) – LiveMalereiPerformance
Programm
M.C. Escher schrieb 1920 einen Brief an Jan de Willebois über den Besuch eines
Konzerts mit Musik von J. S. Bach in Haarlem. Er schreibt über sich selbst in der
dritten Person, weil er von seinen Gefühlen so überwältigt war, dass dies die einzige
Möglichkeit für ihn war, um sich auszudrücken:
»Aber plötzlich fuhr der stürmische Wind durch die Orgelpfeifen, und eine
donnernde Stimme verkündete die Herrlichkeit Gottes. Dann legte er sich auf den
Rücken, auf den kalten Steinboden mit seinen großen, kalten Steinen, inmitten
dieses Orkans. Genau wie er konnten die Säulen der Kirche den Lärm kaum ertragen.
Sie streckten sich, wie sich ein Mensch morgens beim Aufwachen strecken kann.
Und er streckte seine Arme aus, als ob er gekreuzigt werden müsste. Die Orgel wurde
viel größer, die Pfeifen reichten vom Himmel bis zur Erde, und der junge Mann
spürte einen so starken Wind, dass er aufstand und in den Himmel flog, inmitten der
wogenden Säulen.«
Emmanuel Le Divellec Markus Schwenkreis
1716
The Scroll Ensemble ist ein einzigartiges En
semble, das die Alte Musik zum Ausgangspunkt
ihrer berauschenden Improvisationen nimmt.
Mit diesen musikalischen Ausdrucksmöglich
keiten bewegen sie sich im zeitgenössischen
Weltgefilde, vom Tanz zur JamSession, von Film
musik zum klassischen Konzert, von OpenAir
Troubadours zu den intimsten theatralischen
Gesten. Ziel des Ensembles ist die Rückkehr zur
Frische, Spontaneität und Freiheit der Alten Musik.
The Scroll Ensemble belebt die Interaktion
zwischen Publikum und Musikern wieder: Das
Publikum wird einbezogen, indem es ein Thema
geben soll, singen, tanzen usw.
Das Ensemble wurde 2014 bei der belgischen
International Young Artists Presentation als viel
versprechendes AlteMusikEnsemble gekürt,
und 2015 zu Finalisten des York Early Music In
ternational Artist Competition gewählt.
Sie konzertierten für die niederländische
Königin Beatrix, traten gemeinsam mit Christina
Pluhar auf und sind reguläres Ensemble für
Rachel Farrs Tanzkurse beim Festival Alte Musik
Utrecht.
Sie improvisierten im Kinofilm Michiel de
Rutyer (NL, 2015, u. a. mit Charles Dance) und
unterrichteten Improvisationsworkshops in Bra
silien, Mexiko, Polen und den Niederlanden.
Torsten Pfeffer ist ein deutscher Künstler,
Komponist, Gitarrist, Perkussionist und Publizist.
Er lebt und arbeitet in Leipzig. Seine künst
lerische Arbeit ist geprägt von medialer Diversi
tät, aus deren Spannungsfeld er kreative Impulse
ableitet.
Er studierte klassische Gitarre an den Musik
hochschulen Köln und Weimar u. a. bei Prof.
Christiane Spannhof, Malerei u. a. bei Georg
Brendler und Neo Rauch und absolvierte einen
Master und Meisterklassenstudium Komposition
an der HMT Leipzig.
Seine Bilder und Komposition waren deutsch
landweit bei zahlreichen Ausstellungen und
Festivals zu sehen und zu hören, u. a. in Ulm, Frei
burg, Magdeburg, Leipzig, Karlsruhe und Halle.
M. C. Escher wurde von J. S. Bach inspiriert, war von ihm besessen und fühlte sich
mit ihm eng verbunden. So wie Escher eine Brücke durch die Zeit zu seinem geliebten
Bach schlug, so ist auch der LiveMaler Torsten Pfeffer von den barocken Improvisa
tionen des Scroll Ensembles inspiriert. Doch in diesem Fall antworten »die Barock
musiker« und schlagen eine Brücke zu Pfeffer.
In Symbolen entwickelt Pfeffer eine besondere Bildsprache, um mit den Musikern
zu kommunizieren, und so umkreisen sich die gemalten und vertonten Motive
spiralförmig und fliegen in den Himmel …
Die motivische und musikalische Inspiration findet sich in Eschers Lieblingswerken
von Bach, die in seinem Leben wichtig waren:
Goldberg-Variationen BWV 988
Kunst der Fuge BWV 1080
Kantate BWV 21
Matthäus-Passion BWV 244
Wohltemperiertes Clavier, Präludium in C BWV 846
The Scroll Ensemble Torsten Pfeffer
1918
Abschlusskonzert
HOHELIED
Pulchra es amica mea
Sonntag, 26. September 2021, 17.00 Uhr
Museum der bildenden Künste
Sjaella – Vokalensemble aus Leipzig
Viola Blache – Sopran
Marie Fenske – Sopran
Franziska Eberhardt – Sopran
Marie Charlotte Seidel – Mezzosopran
Luisa Klose – Alt
Helene Erben – Alt
Josué Melendez (Basel) – Zink
Programm
John Dunstable (1390–1453)
Quam pulchra es (a 3)O rosa bella (a 3)
Christobal de Morales (1500–1553)
O magnum mysterium (a 4)
Tomas Luis de Victoria (1548–1611)
Trahe me post te (a 6)
Giovanni Pierluigi da Palestrina (ca. 1525–1594)
aus dem Canticum Canticorum (a 5):Surge, propera amica mea
Veni veni dilecte mi
Tomas Luis de Victoria (1548–1611) (a 6)
Nigra sum (a 6)
Josué Melendez
Ricercata improvvisata sul Nono modo
Clemens non Papa (1510–1556)
Ego flos campi (a 7)
Melchior Franck (1579–1639),
aus 5 Hohelied-Motetten (a 5-6)Meine Schwester, liebe BrautO, dass ich dich, mein Bruder
Du bist aller Dinge schön
Robert Johnson (ca. 1583–1633), Arr.: Susanne Blache
Have you seen the white lily grow?
Henry Lawes (1596–1662), Arr.: Philipp Lawson
Have you ever seen the morning sun?
Henry Purcell (16591695), Arr.: Philipp Lawson, aus The Fairy Queen:
NightMysterySecrecySleep
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Musical freedom in performance has always fascina-ted me. According to the historical documentation we have of ornamentation in renaissance and baroque music, the freedom to add small ornaments is indis-pensable for a historical performance. Moreover, the more transgressive ornamentation of a musical work of these periods is also very well documented. Therefo-re, in my personal interpretation I always try to in-trude, as much as possible, this interpretative freedom.
In this particular programme I will be inspired by two styles of ornamentation, both of which are do-cumented at the end of the 16th century. The style of Girolamo Dalla Casa‘s true manner of diminution, the classical virtuosic and practically instrumental style in vogue both in Venice and throughout Euro-pe around the second half of the 16th century and the contrasting, more vocal and baroque-like style of Giovanni Battista Bovicelli (late 16th century) and of Francesco Rognoni (early 17th century).
Josué Meléndez (Zink) begann seine musika
lischen Studien in Costa Rica am Conservatorio
Castella. Von 19911996 studierte er an der Escue
la Nacional de Música, Universität von Mexiko
und gründete das erste Festival für Alte Musik
Mexikos; Festival Santo Domingo de Música An
tigua, wo er L’Orfeo von Claudio Monteverdi und
viele andere Projekte dirigierte. 1997 zog Josué
nach Den Haag wo er zwei BlockflötenDiplome
am Koninklijk Conservatorium abschloss, dar
unter eines mit Auszeichnung für Neue Musik.
Von 2002 bis 2006 studierte er Zink an der Schola
Cantorum Basiliensis bei Bruce Dickey. Seitdem
Musikalische Freiheit in der Performance hat
mich schon immer fasziniert. Nach der histo
rischen Dokumentation der Verzierungskunst
in der Renaissance und Barockmusik ist die
Freiheit, kleine Verzierungen hinzuzufügen, für
eine historische Aufführung unerlässlich. Darü
ber hinaus ist auch die transgressive Verzierung
eines Musikstücks aus diesen Epochen sehr gut
dokumentiert. Aus diesem Grund versuche ich
bei meiner persönlichen Interpretation immer,
so weit wie möglich in diese Interpretationsfrei
heit einzugreifen.
In diesem speziellen Programm werde ich
mich von zwei Verzierungsstilen inspirieren
lassen, die beide am Ende des 16. Jahrhunderts
dokumentiert sind. Der Stil von Girolamo Dalla
Casas wahrer Form der Diminution, der klassi
sche virtuose und praktisch instrumentale Stil,
der sowohl in Venedig als auch in ganz Europa
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in
Mode war, und der kontrastierende, mehr vokale
und barocke Stil von Giovanni Battista Bovicelli
(spätes 16. Jahrhundert) und Francesco Rognoni
(frühes 17. Jahrhundert).
Josué Melendez
Sjaella Homogen und individuell, leicht und
kernig, präzise und frei – dieser Facettenreich
tum ist es, der den Klang von Sjaella ausmacht.
Die 6 Leipziger Sängerinnen haben ihren ge
meinsamen Weg schon 2005 gefunden und ent
decken doch immer wieder neue Abzweigungen.
Sie sind offen für neue Einflüsse, lieben musika
lische Vielfalt und haben den Mut, Grenzen aus
zudehnen. Ihr Repertoire ist entsprechend breit
gefächert, in unterschiedlichsten Genres fühlen
sie sich zuhause. Diese Vielseitigkeit und die
Nähe zu ihrem Publikum verschaffen Sjaella seit
Jahren Engagements bei renommierten Musik
festivals im In und Ausland, Gastauftritte in
Funk und Fernsehen sowie 1. Preise bei interna
tionalen Wettbewerben für Vokalmusik.
Sjaella
Josué Meléndez
arbeitet er als Zinkenist und Blockflötist weltweit
in Konzerten und CD Aufnahmen mit führen
den Ensembles der Alten Musik, wie Concerto
Palatino, La Fenice, Les Cornets Noirs, Musica
Fiata, Oltremontano, Nederlandse Bach Vereni
ging und mit renommierten Dirigenten wie Ton
Koopman, Jordi Savall, Gabriel Garrido, Rinaldo
Alessandrini, Claudio Cavina, Phillip Herreweg
he, Paul van Nevel, Thomas Hengelbrock, Sigis
wald Kuijken u. a. Josué Meléndez ist Spezialist
für barocke Improvisation und unterrichtet Zink
und Diminution an den Hochschulen für Musik
in Trossingen und Frankfurt.
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Workshops
Freitag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr
HMT Dittrichring
für alle instrumente in 415 hzAndreas Böhlen (D)
siehe S. 10
für alle instrumente in 440 hz Josué Melendez (MX)
siehe S. 20
für sänger und singende instrumentalistenAriane Jeßulat (D)
Ariane Jeßulat war von 2004 bis 2015 Professorin an der Hochschule für
Musik Würzburg. Seit 2015 ist sie Professorin für Musiktheorie und seit
August 2020 Erste Vizepräsidentin an der UdK Berlin. Promotion 1999 an
der UdK Berlin, Habilitation 2011 an der HumboldtUniversität zu Berlin.
Neben ihrer ständigen Arbeit im von Dieter Schnebel gegründeten Ensem
ble für zeitgenössische und experimentelle Musik die maulwerker hat sie
auch zahlreiche Workshops für improvisierten Kontrapunkt geleitet.
Samstag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr,
HMT Dittrichring
für tasteininstrumenteEmmanuel Le Divellec (F)
siehe S. 14
für alle instrumente in 415hzMarkus Schwenkreis (D)
siehe S. 14
für alle instrumente in 440hzJames Hewitt (GB)
siehe S. 17
für Sänger und singende instrumentalistenIvo Haun de Oliveira (BR)
Ivo Haun wuchs in Brasilien auf und studierte in Basel, wo er
2015 sein Masterstudium bei Gerd Türk an der Schola Canto
rum abschloss. Weitere Inspiration gewann er durch Unter
richt bei Richard Levitt und Meisterkurse bei Maria Cristina
Kiehr, Andreas Scholl, Alessandro de Marchi, Christoph
Prégardien, Dominique Visse u. a. Seine Hauptinteressen als
Künstler sind die virtuose Singkunst der Renaissance und
des Frühbarock, Improvisationspraktiken, die Verbindung
von Rhetorik und Musik und die Aufführung von Musik vom
14. bis zum 17. Jahrhundert aus Originalnotation.
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Samstag (Fortsetzung)
für kinder & jugendliche (ca. 11 – 18 jahre)Michael Spiecker (D)
Auch 2021 bieten wir einen Improvisationsworkshop für Kinder & Jugendliche von ca. 11–18 Jahren an. Wer schon
seit ein paar Jahren ein Instrument lernt und gerne mit anderen zusammen Musik ohne Noten machen möchte, ist hier
genau richtig! Spezielleres Vorwissen müsst ihr nicht mitbringen.
Michael Spiecker studierte Violine in München, Dresden und Birmingham
und Barockvioline in Leipzig. Seit 2007 wirkte er in verschiedenen deut
schen Orchestern wie den Nürnberger Symphonikern und den Sächsischen
Landesbühnen. Er gründete das Barockensemble »Les Matelots«, das sich
die Wiederbelebung der barocken Improvisationskultur zum Ziel gesetzt
hat. 2014 erschien die erste CD dieses Ensembles mit Tänzen aus dem frü
hen 18. Jahrhundert. Kammermusikalische Projekte führten den Geiger in
viele Länder Europas und nach Israel. Als Musiker im Trio Zeitsprung ver
bindet er seine Vergangenheit als studierter protestantischer Theologe mit seinem heutigen künstleri
schen Beruf. Mit seinem Ensemble all‘improvviso erschien 2017 das Album »Ohrwürmer auf Reisen«.
Er unterrichtete Violine an verschiedenen Musikschulen und gab Kurse für historische Improvisation
für die »Prätorianer Leipzig« und bei EX TEMPORE. Derzeit leitet er die Musikschule Schwabach.
tanzkurs zum praetoriusjahrMareike Greb (D)
Die Tänzerin und Schauspielerin mit Schwerpunkt auf »Historischer Auf
führungspraxis« begann sich bereits mit 16 Jahren nach einer Ballettausbil
dung am Theater der historischen Tanzkunst zu widmen und lernte neben
ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Tourdion (Saarland) bei Lieven Baert,
Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti, Kaj Sylegard u. a.
Sie leitet mehrere Ensembles, wie die Erfurter Tanzgilde und die Torgau
er Renaissancetänzer, ist selbst Mitglied des Ensemble Les Apricots und
ist solo und in verschiedenen Besetzungen mit Kursen und Auftritten international unterwegs, u. a. ist
sie Leiterin der Abteilung Musiktheater an der Musikschule Merzig und Dozentin beim Wittenberger
Renaissancemusikfestival. In ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Musikwissenschaften und
Komparatistik an der Universität Leipzig beschäftigte sie sich auch wissenschaftlich intensiv mit den
Tänzen und dem Theater in Mittelalter, Renaissance und Frühbarock und veröffentlichte 2008 eine
Arbeit zur Tanzanthropologie »Die Gaillarde und ihr Erbe«.
Sonntag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr
HMT Dittrichring
für alle instrumente in 415hzRobert de Bree (NL)
siehe S. 17
für alle instrumente in 440hzJostein Gundersen (N)
siehe S. 11
für sänger und singende instrumentalistenMartin Erhardt (D)
siehe S. 11
JamSessions
Freitag, 21.00 – 22.00 Uhr
Museum für Musikinstrumente (im Anschluss an das Konzert) Stimmton: 440Hz
Sessionmaster: Jostein Gundersen
Samstag, ab ca. 21.00 Uhr
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Atrium (im Anschluss an das Konzert) Stimmton: 415Hz
Sessionmaster: Michael Spiecker Tanzmeisterin: Mareike Greb
Mit den AlteMusik-JamSessions haben wir eine Plattform geschaffen, die kreative Köpfe aus ganz Europa in Leipzig
unter einen Hut bringt. In Fortsetzung der legendären Auftritte im Zimmermannschen Kaffeehaus von Telemann,
Bach, Fasch, Pisendel und Co. wird in einer mit Jazz vergleichbaren Aufführungssituation, aber in barocker Stilistik
improvisiert. Das Podium ist offen, jeder kann zuhören und mitmachen. Ungewöhnliche Stage-Meetings garantiert!
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Bildnachweis Helen White (Andreas Böhlen), Theresa Pewal (Sheng-Fang Chiu), Martin Erhardt ( Jostein Gundersen), Thomas Peters (Martin Erhardt), Judith Schlosser (Emmanuel Le Divellec), Marcel König (Markus Schwenkreis), Aleksandra Renska (The Scroll Ensemble), Antje Kröger (Sjaella), David Winnerstam (Ariane Jeßulat), Martin Chiang (Ivo Haun), Frieder Krenzlin (Mareike Greb)Layout: Alice Gläser
EX TEMPORE – Das 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik wird gefördert durch:
Kooperationspartner:
festivalorte
Hochschule für Musik und Theater Dittrichring 21
Reformierte Kirche Tröndlinring 7
Hochschule für Grafik und BuchkunstWächterstraße 11
Museum für Musik-instrumente, Johannisplatz 5 – 11
Museum der bildenden KünsteKatharinenstr. 10
festivalzentr alegeöffnet Fr, Sa, So jeweils 9:30 bis 16:30 UhrHMT Dittrichring, Innenhof im 1.OG
Hier gibt es:– Büchertisch mit Literatur zur historischen Improvisation– CDs der Festivalkünstler– Imbiss und Getränke– Networking
Institutsdirektor: Tilo Augsten, Leopoldstr. 12, 04277 Leipzig
festivalleiterMartin Erhardt, OttoKilianStr. 43, 06110 Halle (Saale)
kontaktinfo@improfestivalleipzig.de
www.improfestival-leipzig.de
ver anstalter
Vorträge
Freitag, 16.30 Uhr
HMT Dittrichring, Raum 1.33 (Blackbox)
»schnelles komponieren mit der hand« die guidonische hand als werkzeug im
contrapunto alla menteIvo Haun de Oliveira
siehe S. 23
Samstag, 16.30 Uhr
HMT Dittrichring, Raum 1.10
Ariane Jeßulatsiehe S. 22
www.improfestival-leipzig.de