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7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik 23. – 26.09.2021 festival programm

7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Page 1: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

7. Leipziger Improvisationsfestival

für Alte Musik

23. – 26.09.2021

festivalprogramm

Page 2: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

32

zum 7. Mal bereits findet das Leipziger Impro­

visationsfestival statt. Verflixtes siebtes Mal?

Mitnichten – wir trotzen der Pandemie und haben

für das diesjährige EX TEMPORE ein Konzert­

paket geschnürt zu vier kulturpolitischen Themen,

die uns aktuell vielleicht mehr denn je bewegen:

WURZELN: Ein Programm über alte und neue

Heimat, Flucht und Identität.

FREUNDSCHAFT: Szenario einer gescheiterten

Provokation zur Rivalität.

BRÜCKEN: Die Überwindung der Kluft

zwischen Musik und Malerei.

HOHELIED: Ein Bekenntnis zur Liebe als

Beweggrund menschlichen wie göttlichen

Handelns.

Doch nur untergründig wird das Kulturpoli­

tische in den Konzerterlebnissen präsent sein,

denn im Rampenlicht glänzt wieder diejenige

Maestra, die man gemeinhin die Improvisation

nennt, allseits bewundert als Königsdisziplin

des Musizierens:

So geht es um die WURZELN der Familie

Bassano, das bekannteste historische Blockflö­

tenconsort, um die FREUNDSCHAFT zwischen

den beiden Tastengenies Matthias Weckmann

und Johann Jacob Froberger, um die BRÜCKEN

zwischen der Improvisationskunst Johann Se­

bastian Bachs und einer Life­Malerei­Performan­

ce, und um das HOHELIED der Liebe, welches

in Renaissance und Barock unzählige musikali­

sche Meisterwerke inspirierte. Bei allem spielt

die Improvisation im jeweiligen Stil eine zentrale

Rolle – denn wir wissen es längst: Damals konn­

te sich so gut wie jeder Musiker in seiner Musik­

sprache »frei ausdrücken«, also extemporieren.

Heute werden sich hier in Leipzig auf der Büh­

ne Meister ihres Metiers begegnen, die noch nie

vorher miteinander musiziert haben. Seien Sie

herzlich zu EX TEMPORE eingeladen!

The Leipzig Improvisation Festival is taking place for the 7th time. Darned seventh time? Not at all – we are defying the pandemic and have put together a concert package for this year‘s EX TEMPORE on four cultural- political themes that are currently affecting us perhaps more than ever:

ROOTS: A programme about old and new home-land, flight and identity.FRIENDSHIP: Scenario of a failed provocation to rivalry.BRIDGES: Bridging the gap between music and painting.HOHELIED: A commitment to love as the motive for human as well as divine action.

But cultural politics will only be present in the concerts on a subliminal level, for the spotlight will once again shine on the maestra commonly known as improvisation, universally admired as the supreme discipline of music-making:

So it‘s all about the ROOTS of the Bassano family, the most famous historical recorder consort, about the FRIENDSHIP between the two keyboard geniu-ses Matthias Weckmann and Johann Jacob Froberger, about the BRIDGES between Johann Sebastian Bach‘s art of improvisation and a life-painting performance, and about the HOHELIED of Solomon, which in-spired countless musical masterpieces in the Renais-sance and Baroque. Improvisation in the respective style plays a central role in all of this, since it is most obvious, that at that time, just about every musician could »express himself freely« in his musical language, i. e. extemporise. Today, masters of their profession who have never played together before will meet on stage here in Leipzig. You are cordially invited to EX TEMPORE!

liebe festival-besucher! dear visitors!

Martin Erhardt (Festivalleiter)

zeitplan und inhalt

donnerstag 23.9. freitag 24.9. samstag 25.9. sonntag 26.9.

10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr

workshopsHMT Dittrichring

10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr

workshopsHMT Dittrichring

10 – 12.30 und 13.30 – 16 Uhr

workshopsHMT Dittrichring

Seite 22 Seite 23 Seite 25

16.30 Uhr 

vortragHMT Dittrichring

16.30 Uhr

vortragHMT Dittrichring

Seite 26 Seite 26

20 Uhr

konzertWURZELN

Reformierte Kirche

18 und 19.30 Uhr

konzertFREUNDSCHAFT

Museum für Musikinstrumente

19.30 Uhr

konzertBRÜCKEN

Hochschule für Grafik und Buchkunst

17 Uhr

konzertHOHELIED

Museum der bildenden Künste

Seite 4 Seite 12 Seite 15 Seite 18

21–22 Uhr

AlteMusik- JamSessionMuseum für Musikinstrumente

ab 21 Uhr

AlteMusik- JamSessionHochschule für Grafik und Buchkunst

Seite 25 Seite 25

Festivalzentrale Seite 26

Festivalorte Seite 27

Ticket pro Konzert: 15/10 EUR

Teilnahmegebühr pro Workshop: 40/25 EUR

Ermäßigungsberechtigt sind Schüler und Studenten.

JamSessions und Vorträge: Eintritt frei

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Eröffnungskonzert 

WURZELN

Familie Bassano:

Blockflötenconsort auf der Flucht

Donnerstag, 23. September 2021, 20.00 Uhr

Reformierte Kirche

Sheng-Fang Chiu (Wien)

Andreas Böhlen (Basel)

Jostein Gundersen (Bergen)

Martin Erhardt (Halle/Leipzig)

(Blockflöten)

»They are four brethren, all excellent and esteemed above all other[s] in this city in their virtue.«Edmont Harvel, Repräsentant von Henry VIII. in Venedig, 4. Oktober 1539

Zwar gelten die jüdischen Wurzeln der Bassanos

als nahezu gesichert, und man kann gut argu­

mentieren, dass die jüdische Identität auch in di­

rektem Zusammenhang mit dem Verlassen Vene­

digs steht. Doch scheinen religiöse Gründe bei

weitem nicht die einzigen Faktoren gewesen zu

sein, die die fünf Brüder dazu bewogen, ab 1540

dauerhaft für den englischen König zu musizie­

ren und nie mehr in ihre italienische Heimat zu­

rückzukehren.

Wie sah nun das musikalische Leben aus, auf

das die Bassanos bei ihrer Ankunft in London tra­

fen? Um 1540 entstand dort John Taverners Missa

Gloria tibi trinitas, und ein Abschnitt aus dem Be­

nedictus – mit den Worten »in nomine« sollte in

den folgenden Jahrzehnten zu einem besonders

beliebten cantus firmus auf den britischen Inseln

avancieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch

die Bassanos zu dieser Melodie ihre Kontra­

punkte improvisierten.

In Nomine à 2–4

Freie Kontrapunkte, Dezimparallelen mit 1–2

Mittelstimmen, Falsobordone, Canons unter

dem Cantus firmus.

Von der Generation der »Auswanderer« sind

uns keinerlei schriftliche Kompositionen erhal­

ten – erst die nächste Generation, namentlich vor

allem Augustine und Lodovico, haben Komposi­

tionen hinterlassen, die auch heute noch überlie­

fert sind. Die frühesten heute erhaltenen Stücke

mit Bezug zu den Bassanos sind für Tasten­

instrument. Es handelt sich um die

Pavana Bassano & Gaillarde Bassanni

Erhalten sind die beiden Stücke im Susanne

van Soldt Manuskript (London, British Library

Add MS 29485). Lasocki argumentiert, dass,

obwohl die Handschrift erst am Ende des

16. Jahrhunderts kompiliert wurde, es sich hier

um Kompositionen von Augustine Bassano han­

deln könne, die er bereits um 1550 verfasst habe.

Wir haben die beiden Tänze für Consort trans­

kribiert.

Im ganzen Abendland war zu dieser Zeit die

Solmisation in Hexachorden, die letztendlich auf

Guido von Arezzo zurückgeht, verbreitet. Doch

besonders aus England ist uns bekannt, dass die

sechs Töne eines Hexachords gern als Cantus fir­

mus für virtuose Kontrapunkte fungierten. Sol­

che aufgeschriebenen Kontrapunkte finden sich

beispielsweise im Baldwine Manuscript. Und

solche improvisierten Kontrapunkte kann man

beispielsweise heute hören.

Upon Ut re mi fa sol la

Ursprünglich kam die Familie Bassano aus der

gleichnamigen Stadt in der Region Veneto. Seit

1515 sind mehrere Musiker mit Namen Bassano

in Venedig nachweisbar, wo sie unter anderem in

der Scuola di San Marco bei der musikalischen

Gestaltung von Gottesdiensten und Prozessio­

nen beteiligt waren. 1531 bereits hielt sich Alvise

Bassano und drei seiner Brüder vorübergehend

in England auf, in den Diensten des englischen

Königs Henry VIII. Wann sie in die Serenissima

zurückkehrten, ist ungewiss, aber bis 1539 wirk­

ten sie wieder in Venedig, wo Henry’s Repräsen­

tant sie für die besten Musiker der ganzen Stadt

hielt.

In diesem Jahr ging in der Serenissima mit

Arcadelts erstem Madrigalbuch ein Klassiker in

den Druck, und das erste Stück aus diesem ersten

Buch erlangte außergewöhnliche Berühmtheit:

Jacques Arcadelt (1507–1568):  Il bianco e dolce cigno

Das Stück handelt vom weißen Schwan, der im

Moment seines Sterbens plötzlich einen Gesang

anstimmt, der sein ganzes Leben lang nie ge­

hört wurde. Der gebürtige Flame Arcadelt konn­

te damit den Grundstein seiner erfolgreichen

Musiker karriere in Venedig legen. Und wer weiß,

ob nicht die Bassanos bei ihrem endgültigen

Abschied aus Venedig diesen Schwanengesang

auf ihren Flöten diminuierten? Der cantus firmus „In Nomine“

Page 4: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

76

Natürlich kannte man im elisabethanischen

England nicht nur englische Musik, sondern die

Briten waren auch offen für die neuesten Ent­

wicklungen gerade in der Kunst der Madrigale

und Chansons auf dem Kontinent. Francis Tregi­

an, der Schreiber des Fitzwilliam Virginal Books,

kannte viele ausländische Stücke, unter anderem

Orlando di Lasso (1532–1594): Margot labourez vos vignes

welches er in einer Intavolierung von Peter

Philips niederschrieb. Ob die Bassanos das Stück

auch kannten?

Von den Weinstöcken (vignes) gehen wir

weiter zu den Nussbäumen. Da kann im Som­

mer schon manchmal der Eindruck entstehen –

wenn die Blätter so grün und die Nüsse so braun

sind – dass sie so hoch hängen, dass sie niemals

den Erdboden erreichen werden. »The leaves be

greene. The nuts be browne. They hang so high,

they will not come downe.« ist der Text dieses

niedlichen Gassenhauers. Doch auch hier ins­

pirierte die vermeintlich volkstümlich­einfache

Melodie Komponisten wie Elway Bevin zu ver­

trackten Kontrapunkten. Mit

Browning

sind diese Stücke betitelt, und das heutige

Quartett versucht sich in der Nachfolge der Bass­

ano­Familie an improvisierten Kontrapunkten

dazu.

Eine andere englische Melodie, die die Bass­

anos sicherlich kannten, ist Fortune my Foe.

Wir erlauben uns heute, aus dieser Melodie eine

ganze Tanzsuite zu improvisieren:

Pavan – Galiard – Almand – Corant,  tis all made from:

Fortune my Foe, set by William Byrd (1540–1623)

»I see what thou wert, if Fortune thy foe were not, Nature thy friend.«

Falstaff, in: William Shakespeare,

Die lustigen Weiber von Windsor,

Act II, Scene 3.

Die schriftlich überlieferten Fantasias der

Familie Bassano sind voller kleiner Imitatio­

nen. Dass die Imitation ihrem Wesen nach na­

türlich mündlich ist, und deshalb auch in der

Musizier praxis aus der Improvisation heraus

entstanden ist, leuchtet ein. Heute hören Sie eine

improvisierte

Fantasia à 4

Wie oben bereits erwähnt, kannte man auf den

britischen Inseln zahlreiche Madrigale aus Kon­

tinentaleuropa und war immer begierig, auf dem

neuesten Stand der gesamteuropäischen Ent­

wicklungen zu bleiben. 1588 erschien in England

sogar unter dem Titel »Musica transalpina« eine

Sammlung italienischer Madrigale und französi­

scher Chansons, deren Texte man auf Englisch

übersetzt hatte, so dass sie auf die Originalnoten

textiert werden konnten. Aus dieser Sammlung

erklingt heute

Filippo de Monte (1521–1603): In vayne he seekes for beautie

welches im italienischen Original »per divina

bellezza« hieß.

Der englische Thron wurde mehrmals weiterver­

erbt, Monarchen kamen und gingen. Katholiken

und Protestanten standen abwechselnd in der

Gunst. Nur die Bassanos blieben. Bis 1665 sind

ihre musikalischen Dienste am englischen Hof

bezeugt, also weit über 100 Jahre lang! Längst

hatten die fünf Brüder, die seinerzeit ausgewan­

dert waren, ihre Fähigkeiten an ihre Kinder wei­

tergegeben, die meist nahtlos nachrückten auf

einen der im königlichen Consort freigeworde­

nen Plätze. Auch Töchter der Bassanos wurden

mit der Musik groß, wenngleich es Ihnen damals

(LEIDER, muss man heute natürlich sagen!) ver­

wehrt blieb, die Musik als Beruf auszuüben, so

wie es ihre Väter und Brüder tun konnten.

Martin Erhardt

Literatur: David Lasocki, with Roger Prior: The Bassanos: Venetian Musicians

and Instrument Makers in England, 1531–1665, Taylor&Francis 1995.

Emilia, die Tochter des jüngsten ausgewanderten

Bruders Baptista, war mit dem Musiker Alphon­

so Lanier verheiratet. Einige heutige Forscher

glauben, dass Emilia Bassano die »Dark Lady«

war, die Shakespeare in vielen seiner Sonette ver­

herrlicht, und haben gute Argumente aufgezählt,

die dafür sprechen. Doch so verlockend die

These auch ist: Wir könnten damit auch ebenso

danebenliegen. Und in dem Fall müssten wir uns

wohl mit John Dowlands Worten fragen, ob Emi­

lia uns unsere Verfehlung unter dem Deckmantel

ihrer Tugend verzeihen könnte?

John Dowland (1562–1626):  Can she excuse my wrongs with virtues cloak?

Improvisierte Pavan, gefolgt von der  originalen Galliard.

Page 5: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Dieser Stammbaum der Bassanos zeigt nur die Musiker der Familie:

Augustine Bassano1550–1604

Clement Lanier1604–1661

Alvise Bassano1540–1554

Jasper Bassano1540–1577

John Bassano1540–1570

Anthony Bassano I1540–1574

Baptista Bassano1540–1576

Lodovico Bassano(1554) 1568–1593

Jeronimo Bassano II1578–1635

Arthur Bassano1570–1624

Edward Bassano I1575–1615

William Daman1576–1591

Robert Baker senior1594–1637

Henry Bassano(1622) 1635–1665

Anthony Bassano II(1609) 1624–(1658)

Anthony Bassano II1615–1624

Alphonso Lanier1591–1613

Robert Baker junior(by 1625) 1637–1642

William Noke1624–1631

John Hussey1613–1629

Jeronimo I

Jacomo Jasper

Augustine Lodovico Laura

JohnAlvise

Mark Anthony

Anthony II Thomas Scipio Edward II Henry

Arthur Edward I Andrea Jeronimo II Elizabeth Lucretia Emilia

Anthony I Baptista

Venedig

† 1559/66

† 1604 † 1593 1546–1599 1547–1624

1579–1658 1589–1617 1586–1613 1588–1638 1597–1665

1551–1615 1554–1626 1559–1635 Joseph Lupo Ambrose Grasso

Nicholas Lanier I

Alphonso Lanier

? Shakespeare´s „Dark Lady“?

† 1554 † 1577 † 1570 † 1574 † 1576

London

»Pavana Bassano« aus dem Susanne van Soldt-Manuskript (1570er), Beginn:Die Mitglieder des königlichen Blockflötenconsorts am Londoner Hof (zitiert nach Lasocki, S. 146):

Page 6: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Die aus Taiwan stammende Blockflötistin

Sheng-Fang Chiu ist sowohl als Kammermu­

sikerin als auch als Solistin auf internationalen

Konzertbühnen tätig.

Zudem widmet sie sich mit großem Engagement

ihrer Lehrtätigkeit. Ihre musikalische Ausbil­

dung erhielt sie bei Michael Posch sowie Anna

Januj. Weitere wichtige musikalische Impulse

bekam sie durch die Zusammenarbeit mit Walter

van Hauwe.

Als Solistin konzertiert sie regelmäßig in Euro­

pa und Asien und wurde eingeladen, das Tartini

Festival in Piran sowie das Bach Festival in Prag

zu eröffnen. Außerdem wirkt sie in verschiede­

nen Kammermusikensembles und Orchestern

mit und trat bei Festivals wie u. a. den Salzburger

Festspielen, dem Istanbul Music Festival auf und

konzertierte in Konzertsälen wie dem Wiener

Konzerthaus, dem Musikverein Wien, dem Ge­

wandhaus Leipzig oder dem Cuvilliés­Theater

München.

Sie leitete Meisterkurse in Österreich, Deutsch­

land, Taiwan, Südkorea, Tschechien, Iran oder

Polen an Universitäten wie der Fryderyk­ Chopin­

Musikuniversität oder dem Prague Conser vatoire.

Seit 2014 unterrichtet sie als Dozentin für Block­

flöte und Kammermusik an der Musik und

Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, und von

2017 bis 2021 an der Hochschule für Musik und

Theater Leipzig.

Andreas Böhlen ist Blockflötist und Jazz­Saxo­

phonist. Seine Tätigkeitsfelder umfassen sowohl

den Bereich der alten Musik als auch Bereiche

der zeitgenössischen Musik und des Jazz. Sein

Spezialgebiet ist die Improvisation in verschie­

denen historischen Stilen des 16., 17. und 18.

Jahrhunderts und im Jazz. Er leitet seine eigenen

Formationen für Alte Musik: Theatrum Affec­

tuum und Satyr’s Band. Auch konzertiert er mit

seinen eigenen Jazzbands Andreas Böhlen Band

und Crank (mikrotonaler Jazz).

Er studierte in Amsterdam Blockflöte bei Walter

van Hauwe und Paul Leenhouts, sowie Saxo­

phon bei Jasper Blom und Dirk Oatts. Es folgte

ein Studium der Musikwissenschaften in Bolo­

gna (Italien). Nach dem »mit Auszeichnung«

bestandenen Masterabschluss »historische Im­

provisation« unter Rudolf Lutz an der Schola

Cantorum Basiliensis (Schweiz) studierte er in

Basel bis 2011 Jazz­Saxophon. Auch produzierte

er für verschiedene Fernseh­ und Radiosender

und konzertierte in ganz Europa, Japan, USA und

Australien.

Er lehrt Blockflöte an der Kunstuniversität Graz,

an der Zürcher Hochschule der Künste und an

der Schola Cantorum Basiliensis.

Jostein Gundersen unterrichtet seit 2011 an der

Hochschule für Musik und Theater Leipzig das

Fach historische Improvisation und war schon

in den vergangenen Editionen des Leipziger

Improvisationsfestivals mehrfacher Workshop­

dozent und Sessionmaster. Neben seiner Tätig­

keit in Leipzig leitet er eine Blockflötenklasse

an der Grieg­Akademie in seiner norwegischen

Heimatstadt Bergen. Dort graduierte er 2009

im Norwegian Programme for artistic research

(äquivalent zum akademischen PhD) als erster

Künstler mit dem Fokus auf Alter Musik. Seit

August 2021 ist er Vize­Dekan für Forschung an

der Fakultät für Kunst, Musik und Design and

der Univerität von Bergen.

Sein eigenes Ensemble Currentes ist auf spätmittel­

alterliche Musik fokussiert und kann bereits zwei

positiv beachtete CD­Produktionen vorweisen.

Sheng-Fang Chiu Andreas Böhlen Jostein Gundersen Martin Erhardt

Martin Erhardt widmet sich gleicher maßen

Kunst und Pädagogik, Theorie und Praxis,

Improvisation, Komposition und Interpretation

in Mittelalter, Renaissance und Barock. Er unter­

richtet einerseits historische Improvisation und

Musiktheorie an den Hochschulen in Weimar

und Leipzig sowie Blockflöte am Konservatori­

um in Halle ­ andererseits konzertiert er auch als

Blockflötist, Cembalist, Organist, Portativspieler

und Sänger, u. a. in den Ensembles all‘improvviso

und Nusmido.

Er studierte Blockflöte (Myriam Eichberger),

Cembalo (Bernhard Klapprott) und Musik­

theorie (Klaus Heiwolt) in Weimar sowie »Frühe

Modale Musik« (Rebecca Stewart und Maurice

van Lieshout) in NL­Tilburg. Er ist der Autor des

Lehrbuchs »Improvisation mit Ostinatobässen«

sowie Leiter von EX TEMPORE.

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Page 7: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

1312

Konzert 

FREUNDSCHAFT 

» … um eine güldne Kette auf dem Clavier spielen?«

Die Begegnung zwischen Froberger

und Weckmann in Dresden

Freitag, 24. September 2021, 18.00 und 19.30 Uhr

(zwei Vorstellungen aufgrund der reduzierten Platzkapazität)

Museum für Musikinstrumente - Zimeliensaal

Emmanuel Le Divellec  

(Hannover) – als Matthias Weckmann

Markus Schwenkreis  

(Basel) – als Johann Jacob Froberger

(Cembalo, Orgel)

Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, 1740, S. 396

Programm

Den von Johann Mattheson beschriebenen Wett­

streit zwischen Froberger und Weckmann tat­

sächlich nachstellen zu wollen, wäre wohl doch

etwas zu sehr nach den Sternen gegriffen. Em­

manuel Le Divellec und Markus Schwenkreis

wollen ihr Konzert eher als durchaus persönlich

gefärbte Hommage an diese zwei großartigen

Künstler und Ausnahmegestalten des 17. Jahr­

hunderts verstanden wissen. Sie stellen sich das

Konzert wie ein Treffen der beiden Freunde vor,

die sich – Jahre nach dem besagten Wettstreit

und unmittelbar nach dem Genuss eines guten

Abendessens – improvisierend die Zeit vertrei­

ben. Diese Vorstellung ist wohl immer noch

Herausforderung genug, erlaubt den beiden

Spielern aber, sich gewisse stilistische Freiheiten

zu nehmen. Vor allem aber enthebt es den Veran­

stalter von der in finanzieller Hinsicht doch recht

unangenehmen Pflicht, um eine »güldne Kette«

als Siegespreis besorgt zu sein …

Præambulum

Fantasia sopra UT RE MI FA SOL LA

Choralbearbeitung in mehreren Versen über

einen noch zu bestimmenden Choral

Suite en dialogue

Toccata da sonarsi alla levatione

Toccata

Variationen auf »…«

Toccata

Canzona

Lamento über das bedauerliche Fehlen

zuverlässiger Postkutschenverbindungen

Passacaglia

Weckmann (ELD)

Froberger (MS)

Weckmann

Froberger/Weckmann

Froberger

Weckmann

Froberger

Froberger

Weckmann

Froberger/Weckmann

Froberger/Weckmann

Page 8: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Emmanuel Le Divellec

1966 in Paris geboren und aufgewachsen, ent­

schied sich Emmanuel Le Divellec nach abge­

schlossenem Physikstudium für die Musik. Er

studierte Orgel bei Marie­Louise Jaquet­Langlais

und André Isoir in Paris, danach bei Guy Bovet

in Basel. An der Schola Cantorum Basiliensis er­

gänzte er seine Ausbildung bei Rudolf Lutz im

Bereich historische Improvisation und studierte

Cembalo bei Andrea Marcon. 1997 gewann er

den 1. Preis beim Schweizer Orgelwettbewerb.

Emmanuel Le Divellec leitete von 2000 bis 2011

eine Orgelklasse an der Hochschule der Künste

Bern und war 2000–2008 Organist der dortigen

Französischen Kirche. 2005–2006 unterrich­

tete er an der Johannes Gutenberg­Universität

Mainz als DAAD­Gastprofessor. Seit 2011 ist

Emmanuel Le Divellec Professor für Orgel und

Improvisation und Studiengangsprecher für Or­

gel/Kirchenmusik an der Hochschule für Musik,

Theater und Medien Hannover. Die Verknüpfung

zwischen Improvisation und Repertoire ist ein

Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit. An

der Schola Cantorum Basiliensis unterrichtet er

historische Improvisation für Tasteninstru mente

und ist Mitbegründer der Forschungs gruppe

Basel für Improvisation (FBI), die 2018 ein um­

fangreiches »Compendium Improvisation Fanta ­

sieren nach historischen den Quellen des 17. und

18. Jahrhunderts« verfasst hat.

Markus Schwenkreis

Markus Schwenkreis studierte zunächst Kirchen­

musik am Leopold­Mozart­Konservatorium der

Stadt Augsburg (Orgel bei Karl Maureen). Sein

Interesse für die Alte Musik zog ihn 1994 nach

Basel, wo er 1998 an der Schola Cantorum Ba­

siliensis (Orgel bei Jean­Claude Zehnder, Im­

provisation bei Rudolf Lutz) die Diplomprüfung

ablegte und im Anschluss daran Theorie der Al­

ten Musik studierte. Er ist Preisträger des Inter­

nationalen Orgelwettbewerbs NDR­Musikpreis

2000 und des 13. Paul­Hofhaimer­Wett bewerbs

der Stadt Innsbruck 2001.

Seit Beginn seines Studiums in Basel ist Mar­

kus Schwenkreis Organist an der Hl. Kreuz­Kir­

che in Binningen und seit 2012 Organist an der

historischen Silbermann­Orgel des Doms zu Ar­

lesheim. An der Schola Cantorum Basiliensis un­

terrichtet er Theorie der Alten Musik und Impro­

visation auf historischen Tasteninstrumenten.

Das von ihm herausgegebene »Compendium

Improvisation«, eine Publikation zur Improvisa­

tion in Stilen des 17. bis 18. Jahrhunderts, ist An­

fang 2018 im Schwabe­Verlag erschienen.

Konzert 

BRÜCKEN

J. S. Bach und M. C. Escher

Samstag, 25. September 2021, 19.30 Uhr

Hochschule für Grafik und Buchkunst, Atrium

The Scroll Ensemble (Den Haag)

Robert de Bree – Blockflöte / Oboe

James Hewitt – Violine

Iason Marmaras – Cembalo

Torsten Pfeffer (Leipzig) – Live­Malerei­Performance

Programm

M.C. Escher schrieb 1920 einen Brief an Jan de Willebois über den Besuch eines

Konzerts mit Musik von J. S. Bach in Haarlem. Er schreibt über sich selbst in der

dritten Person, weil er von seinen Gefühlen so überwältigt war, dass dies die einzige

Möglichkeit für ihn war, um sich auszudrücken:

»Aber plötzlich fuhr der stürmische Wind durch die Orgelpfeifen, und eine

donnernde Stimme verkündete die Herrlichkeit Gottes. Dann legte er sich auf den

Rücken, auf den kalten Steinboden mit seinen großen, kalten Steinen, inmitten

dieses Orkans. Genau wie er konnten die Säulen der Kirche den Lärm kaum ertragen.

Sie streckten sich, wie sich ein Mensch morgens beim Aufwachen strecken kann.

Und er streckte seine Arme aus, als ob er gekreuzigt werden müsste. Die Orgel wurde

viel größer, die Pfeifen reichten vom Himmel bis zur Erde, und der junge Mann

spürte einen so starken Wind, dass er aufstand und in den Himmel flog, inmitten der

wogenden Säulen.«

Emmanuel Le Divellec Markus Schwenkreis

Page 9: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

1716

The Scroll Ensemble ist ein einzigartiges En­

semble, das die Alte Musik zum Ausgangspunkt

ihrer berauschenden Improvisationen nimmt.

Mit diesen musikalischen Ausdrucksmöglich­

keiten bewegen sie sich im zeitgenössischen

Weltgefilde, vom Tanz zur JamSession, von Film­

musik zum klassischen Konzert, von OpenAir­

Troubadours zu den intimsten theatralischen

Gesten. Ziel des Ensembles ist die Rückkehr zur

Frische, Spontaneität und Freiheit der Alten Musik.

The Scroll Ensemble belebt die Interaktion

zwischen Publikum und Musikern wieder: Das

Publikum wird einbezogen, indem es ein Thema

geben soll, singen, tanzen usw.

Das Ensemble wurde 2014 bei der belgischen

International Young Artists Presentation als viel­

versprechendes Alte­Musik­Ensemble gekürt,

und 2015 zu Finalisten des York Early Music In­

ternational Artist Competition gewählt.

Sie konzertierten für die niederländische

Königin Beatrix, traten gemeinsam mit Christina

Pluhar auf und sind reguläres Ensemble für

Rachel Farrs Tanzkurse beim Festival Alte Musik

Utrecht.

Sie improvisierten im Kinofilm Michiel de

Rutyer (NL, 2015, u. a. mit Charles Dance) und

unterrichteten Improvisationsworkshops in Bra­

silien, Mexiko, Polen und den Niederlanden.

Torsten Pfeffer ist ein deutscher Künstler,

Komponist, Gitarrist, Perkussionist und Publizist.

Er lebt und arbeitet in Leipzig. Seine künst­

lerische Arbeit ist geprägt von medialer Diversi­

tät, aus deren Spannungsfeld er kreative Impulse

ableitet.

Er studierte klassische Gitarre an den Musik­

hochschulen Köln und Weimar u. a. bei Prof.

Christiane Spannhof, Malerei u. a. bei Georg

Brendler und Neo Rauch und absolvierte einen

Master und Meisterklassenstudium Komposition

an der HMT Leipzig.

Seine Bilder und Komposition waren deutsch­

landweit bei zahlreichen Ausstellungen und

Festivals zu sehen und zu hören, u. a. in Ulm, Frei­

burg, Magdeburg, Leipzig, Karlsruhe und Halle.

M. C. Escher wurde von J. S. Bach inspiriert, war von ihm besessen und fühlte sich

mit ihm eng verbunden. So wie Escher eine Brücke durch die Zeit zu seinem geliebten

Bach schlug, so ist auch der Live­Maler Torsten Pfeffer von den barocken Improvisa­

tionen des Scroll Ensembles inspiriert. Doch in diesem Fall antworten »die Barock­

musiker« und schlagen eine Brücke zu Pfeffer.

In Symbolen entwickelt Pfeffer eine besondere Bildsprache, um mit den Musikern

zu kommunizieren, und so umkreisen sich die gemalten und vertonten Motive

spiralförmig und fliegen in den Himmel …

Die motivische und musikalische Inspiration findet sich in Eschers Lieblingswerken

von Bach, die in seinem Leben wichtig waren:

Goldberg-Variationen BWV 988

Kunst der Fuge BWV 1080

Kantate BWV 21

Matthäus-Passion BWV 244

Wohltemperiertes Clavier, Präludium in C BWV 846

The Scroll Ensemble Torsten Pfeffer

Page 10: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

1918

Abschlusskonzert 

HOHELIED 

Pulchra es amica mea

Sonntag, 26. September 2021, 17.00 Uhr

Museum der bildenden Künste

Sjaella – Vokalensemble aus Leipzig

Viola Blache – Sopran

Marie Fenske – Sopran

Franziska Eberhardt – Sopran

Marie Charlotte Seidel – Mezzosopran

Luisa Klose – Alt

Helene Erben – Alt

Josué Melendez (Basel) – Zink

Programm

John Dunstable (1390–1453)

Quam pulchra es (a 3)O rosa bella (a 3)

Christobal de Morales (1500–1553)

O magnum mysterium (a 4)

Tomas Luis de Victoria (1548–1611)

Trahe me post te (a 6)

Giovanni Pierluigi da Palestrina (ca. 1525–1594)

aus dem Canticum Canticorum (a 5):Surge, propera amica mea

Veni veni dilecte mi

Tomas Luis de Victoria (1548–1611) (a 6)

Nigra sum (a 6)

Josué Melendez

Ricercata improvvisata sul Nono modo

Clemens non Papa (1510–1556)

Ego flos campi (a 7)

Melchior Franck (1579–1639),

aus 5 Hohelied-Motetten (a 5-6)Meine Schwester, liebe BrautO, dass ich dich, mein Bruder

Du bist aller Dinge schön

Robert Johnson (ca. 1583–1633), Arr.: Susanne Blache

Have you seen the white lily grow?

Henry Lawes (1596–1662), Arr.: Philipp Lawson

Have you ever seen the morning sun?

Henry Purcell (1659­1695), Arr.: Philipp Lawson, aus The Fairy Queen:

NightMysterySecrecySleep

Page 11: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

20

Musical freedom in performance has always fascina-ted me. According to the historical documentation we have of ornamentation in renaissance and baroque music, the freedom to add small ornaments is indis-pensable for a historical performance. Moreover, the more transgressive ornamentation of a musical work of these periods is also very well documented. Therefo-re, in my personal interpretation I always try to in-trude, as much as possible, this interpretative freedom.

In this particular programme I will be inspired by two styles of ornamentation, both of which are do-cumented at the end of the 16th century. The style of Girolamo Dalla Casa‘s true manner of diminution, the classical virtuosic and practically instrumental style in vogue both in Venice and throughout Euro-pe around the second half of the 16th century and the contrasting, more vocal and baroque-like style of Giovanni Battista Bovicelli (late 16th century) and of Francesco Rognoni (early 17th century).

Josué Meléndez (Zink) begann seine musika­

lischen Studien in Costa Rica am Conservatorio

Castella. Von 1991­1996 studierte er an der Escue­

la Nacional de Música, Universität von Mexiko

und gründete das erste Festival für Alte Musik

Mexikos; Festival Santo Domingo de Música An­

tigua, wo er L’Orfeo von Claudio Monteverdi und

viele andere Projekte dirigierte. 1997 zog Josué

nach Den Haag wo er zwei Blockflöten­Diplome

am Koninklijk Conservatorium abschloss, dar­

unter eines mit Auszeichnung für Neue Musik.

Von 2002 bis 2006 studierte er Zink an der Schola

Cantorum Basiliensis bei Bruce Dickey. Seitdem

Musikalische Freiheit in der Performance hat

mich schon immer fasziniert. Nach der histo­

rischen Dokumentation der Verzierungskunst

in der Renaissance­ und Barockmusik ist die

Freiheit, kleine Verzierungen hinzuzufügen, für

eine historische Aufführung unerlässlich. Darü­

ber hinaus ist auch die transgressive Verzierung

eines Musikstücks aus diesen Epochen sehr gut

dokumentiert. Aus diesem Grund versuche ich

bei meiner persönlichen Interpretation immer,

so weit wie möglich in diese Interpretationsfrei­

heit einzugreifen.

In diesem speziellen Programm werde ich

mich von zwei Verzierungsstilen inspirieren

lassen, die beide am Ende des 16. Jahrhunderts

dokumentiert sind. Der Stil von Girolamo Dalla

Casas wahrer Form der Diminution, der klassi­

sche virtuose und praktisch instrumentale Stil,

der sowohl in Venedig als auch in ganz Europa

in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in

Mode war, und der kontrastierende, mehr vokale

und barocke Stil von Giovanni Battista Bovicelli

(spätes 16. Jahrhundert) und Francesco Rognoni

(frühes 17. Jahrhundert).

Josué Melendez

Sjaella Homogen und individuell, leicht und

kernig, präzise und frei – dieser Facettenreich­

tum ist es, der den Klang von Sjaella ausmacht.

Die 6 Leipziger Sängerinnen haben ihren ge­

meinsamen Weg schon 2005 gefunden und ent­

decken doch immer wieder neue Abzweigungen.

Sie sind offen für neue Einflüsse, lieben musika­

lische Vielfalt und haben den Mut, Grenzen aus­

zudehnen. Ihr Repertoire ist entsprechend breit

gefächert, in unterschiedlichsten Genres fühlen

sie sich zuhause. Diese Vielseitigkeit und die

Nähe zu ihrem Publikum verschaffen Sjaella seit

Jahren Engagements bei renommierten Musik­

festivals im In­ und Ausland, Gastauftritte in

Funk und Fernsehen sowie 1. Preise bei interna­

tionalen Wettbewerben für Vokalmusik.

Sjaella

Josué Meléndez

arbeitet er als Zinkenist und Blockflötist weltweit

in Konzerten und CD Aufnahmen mit führen­

den Ensembles der Alten Musik, wie Concerto

Palatino, La Fenice, Les Cornets Noirs, Musica

Fiata, Oltremontano, Nederlandse Bach Vereni­

ging und mit renommierten Dirigenten wie Ton

Koopman, Jordi Savall, Gabriel Garrido, Rinaldo

Alessandrini, Claudio Cavina, Phillip Herreweg­

he, Paul van Nevel, Thomas Hengelbrock, Sigis­

wald Kuijken u. a. Josué Meléndez ist Spezialist

für barocke Improvisation und unterrichtet Zink

und Diminution an den Hochschulen für Musik

in Trossingen und Frankfurt.

Page 12: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

2322

Workshops

Freitag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr

HMT Dittrichring

für alle instrumente in 415 hzAndreas Böhlen (D)

siehe S. 10

für alle instrumente in 440 hz Josué Melendez (MX)

siehe S. 20

für sänger und singende instrumentalistenAriane Jeßulat (D)

Ariane Jeßulat war von 2004 bis 2015 Professorin an der Hochschule für

Musik Würzburg. Seit 2015 ist sie Professorin für Musiktheorie und seit

August 2020 Erste Vizepräsidentin an der UdK Berlin. Promotion 1999 an

der UdK Berlin, Habilitation 2011 an der Humboldt­Universität zu Berlin.

Neben ihrer ständigen Arbeit im von Dieter Schnebel gegründeten Ensem­

ble für zeitgenössische und experimentelle Musik die maulwerker hat sie

auch zahlreiche Workshops für improvisierten Kontrapunkt geleitet.

Samstag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr,

HMT Dittrichring

für tasteininstrumenteEmmanuel Le Divellec (F)

siehe S. 14

für alle instrumente in 415hzMarkus Schwenkreis (D)

siehe S. 14

für alle instrumente in 440hzJames Hewitt (GB)

siehe S. 17

für Sänger und singende instrumentalistenIvo Haun de Oliveira (BR)

Ivo Haun wuchs in Brasilien auf und studierte in Basel, wo er

2015 sein Masterstudium bei Gerd Türk an der Schola Canto­

rum abschloss. Weitere Inspiration gewann er durch Unter­

richt bei Richard Levitt und Meisterkurse bei Maria Cristina

Kiehr, Andreas Scholl, Alessandro de Marchi, Christoph

Prégardien, Dominique Visse u. a. Seine Hauptinteressen als

Künstler sind die virtuose Singkunst der Renaissance und

des Frühbarock, Improvisationspraktiken, die Verbindung

von Rhetorik und Musik und die Aufführung von Musik vom

14. bis zum 17. Jahrhundert aus Originalnotation.

Page 13: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Samstag (Fortsetzung)

für kinder & jugendliche (ca. 11 – 18 jahre)Michael Spiecker (D)

Auch 2021 bieten wir einen Improvisationsworkshop für Kinder & Jugendliche von ca. 11–18 Jahren an. Wer schon

seit ein paar Jahren ein Instrument lernt und gerne mit anderen zusammen Musik ohne Noten machen möchte, ist hier

genau richtig! Spezielleres Vorwissen müsst ihr nicht mitbringen.

Michael Spiecker studierte Violine in München, Dresden und Birmingham

und Barockvioline in Leipzig. Seit 2007 wirkte er in verschiedenen deut­

schen Orchestern wie den Nürnberger Symphonikern und den Sächsischen

Landesbühnen. Er gründete das Barockensemble »Les Matelots«, das sich

die Wiederbelebung der barocken Improvisationskultur zum Ziel gesetzt

hat. 2014 erschien die erste CD dieses Ensembles mit Tänzen aus dem frü­

hen 18. Jahrhundert. Kammermusikalische Projekte führten den Geiger in

viele Länder Europas und nach Israel. Als Musiker im Trio Zeitsprung ver­

bindet er seine Vergangenheit als studierter protestantischer Theologe mit seinem heutigen künstleri­

schen Beruf. Mit seinem Ensemble all‘improvviso erschien 2017 das Album »Ohrwürmer auf Reisen«.

Er unterrichtete Violine an verschiedenen Musikschulen und gab Kurse für historische Improvisation

für die »Prätorianer Leipzig« und bei EX TEMPORE. Derzeit leitet er die Musikschule Schwabach.

tanzkurs zum praetoriusjahrMareike Greb (D)

Die Tänzerin und Schauspielerin mit Schwerpunkt auf »Historischer Auf­

führungspraxis« begann sich bereits mit 16 Jahren nach einer Ballettausbil­

dung am Theater der historischen Tanzkunst zu widmen und lernte neben

ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Tourdion (Saarland) bei Lieven Baert,

Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti, Kaj Sylegard u. a.

Sie leitet mehrere Ensembles, wie die Erfurter Tanzgilde und die Torgau­

er Renaissancetänzer, ist selbst Mitglied des Ensemble Les Apricots und

ist solo und in verschiedenen Besetzungen mit Kursen und Auftritten international unterwegs, u. a. ist

sie Leiterin der Abteilung Musiktheater an der Musikschule Merzig und Dozentin beim Wittenberger

Renaissancemusikfestival. In ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Musikwissenschaften und

Komparatistik an der Universität Leipzig beschäftigte sie sich auch wissenschaftlich intensiv mit den

Tänzen und dem Theater in Mittelalter, Renaissance und Frühbarock und veröffentlichte 2008 eine

Arbeit zur Tanzanthropologie »Die Gaillarde und ihr Erbe«.

 Sonntag, 10.00 bis 12.30 und 13.30 bis 16.00 Uhr

HMT Dittrichring

für alle instrumente in 415hzRobert de Bree (NL)

siehe S. 17

für alle instrumente in 440hzJostein Gundersen (N)

siehe S. 11

für sänger und singende instrumentalistenMartin Erhardt (D)

siehe S. 11

JamSessions

Freitag, 21.00 – 22.00 Uhr

Museum für Musikinstrumente (im Anschluss an das Konzert) Stimmton: 440Hz

Sessionmaster: Jostein Gundersen

Samstag, ab ca. 21.00 Uhr

Hochschule für Grafik und Buchkunst, Atrium (im Anschluss an das Konzert) Stimmton: 415Hz

Sessionmaster: Michael Spiecker Tanzmeisterin: Mareike Greb

Mit den AlteMusik-JamSessions haben wir eine Plattform geschaffen, die kreative Köpfe aus ganz Europa in Leipzig

unter einen Hut bringt. In Fortsetzung der legendären Auftritte im Zimmermannschen Kaffeehaus von Telemann,

Bach, Fasch, Pisendel und Co. wird in einer mit Jazz vergleichbaren Aufführungssituation, aber in barocker Stilistik

improvisiert. Das Podium ist offen, jeder kann zuhören und mitmachen. Ungewöhnliche Stage-Meetings garantiert!

Page 14: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

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Bildnachweis Helen White (Andreas Böhlen), Theresa Pewal (Sheng-Fang Chiu), Martin Erhardt ( Jostein Gundersen), Thomas Peters (Martin Erhardt), Judith Schlosser (Emmanuel Le Divellec), Marcel König (Markus Schwenkreis), Aleksandra Renska (The Scroll Ensemble), Antje Kröger (Sjaella), David Winnerstam (Ariane Jeßulat), Martin Chiang (Ivo Haun), Frieder Krenzlin (Mareike Greb)Layout: Alice Gläser

EX TEMPORE – Das 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik wird gefördert durch:

Kooperationspartner:

festivalorte

Hochschule für Musik und Theater Dittrichring 21

Reformierte Kirche Tröndlinring 7

Hochschule für  Grafik und BuchkunstWächterstraße 11

Museum für Musik-instrumente,  Johannisplatz 5 – 11

Museum der  bildenden KünsteKatharinenstr. 10

festivalzentr alegeöffnet Fr, Sa, So jeweils 9:30 bis 16:30 UhrHMT Dittrichring, Innenhof im 1.OG

Hier gibt es:– Büchertisch mit Literatur zur historischen Improvisation– CDs der Festivalkünstler– Imbiss und Getränke– Networking

Institutsdirektor: Tilo Augsten, Leopoldstr. 12, 04277 Leipzig

festivalleiterMartin Erhardt, Otto­Kilian­Str. 43, 06110 Halle (Saale)

kontaktinfo@improfestival­leipzig.de

www.improfestival-leipzig.de

ver anstalter

Vorträge

Freitag, 16.30 Uhr

HMT Dittrichring, Raum 1.33 (Blackbox)

»schnelles komponieren mit der hand« die guidonische hand als werkzeug im

contrapunto alla menteIvo Haun de Oliveira

siehe S. 23

Samstag, 16.30 Uhr

HMT Dittrichring, Raum 1.10

Ariane Jeßulatsiehe S. 22

Page 15: 7. Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik

www.improfestival-leipzig.de