Upload
others
View
19
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Das Fachmagazin für kindzentrierte Pädagogik
PRAXIS Ausgabe 49
September 2017
Bestell-Nr. 12549
PRAXIS
EXTRA:Der Mutmachfilm “Vom kleinen Spatz,
der nicht fliegen wollte” auf DVD für Sie, die Kinder und die Eltern
RE
SIL
IEN
Z
RESILIENZ
Warum sie trotzdem gedeihen
Hier bestellen:
www.klett-kita.de/
weltentdecker
Jetzt neu: W E L T E N T D E C K E R
Weltentdecker Ich & Du mit Geschichten, Spielen und Liedern über das Wertvollsein, Anderssein und Zusammensein. Spielerisch und erlebnisorientiert erfahren die Jungen und Mädchen, wie wertvoll jeder von ihnen ist, warum Anderssein gut ist und wie schön es ist, zusammen etwas zu erleben.Zusätzlich zu den Geschichten, Spielen und Liedern � nden Sie in diesem Band außerdem:
Portfoliovorlagen farbige Bildkarten zum Kopieren Bastelvorlagen
Jetzt bestellen: www.klett-kita.de/weltentdecker oder in Ihrer BuchhandlungWeltentdecker Ich & Du | € 14,95 | ISBN: 978-3-96046-036-7
Rezepte Urkunden Tipps für die Eltern
www.klett-kita.de
Unser Kundenservice berät Sie gern:
Telefon: 0711 / 6672 - 5800 | [email protected]
„Gut Ding muss Weile haben“ hat meine Oma immer gesagt. Und so haben wir uns
in den letzten Monaten viel Zeit genommen, um die Zeitschrift weiterzuentwickeln.
PRAXIS heißt sie ab dieser Ausgabe. Und weiter: Das Fachmagazin für kindzen-
trierte Pädagogik.
Damit drücken wir aus, wofür wir uns seit 2005 mit Leidenschaft einsetzen: Für
eine Pädagogik, die Kinder und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Unsere
Stärke ist, gut gelebte Praxis in Kitas vorzustellen und Erzieherinnen in ihrer päda-
gogischen Arbeit zu unterstützen. Deshalb werden Sie hier auch zukünftig Berichte
Ihrer Kolleginnen über Ideen, Projekte und Konzepte finden. Außerdem versorgen
wir Sie in den Fachartikeln weiterhin mit dem nötigen Hintergrundwissen. Was
sich in der Vergangenheit bewährt hat, soll in Zukunft auch so bleiben. Dafür, und
für die hohe Qualität der PRAXIS , stehe ich als Herausgeberin der Zeitschrift
mit meinem Namen.
Die erste PRAXIS geht mit dem aktuell viel diskutierten Thema Resilienz
an den Start. Dafür haben wir Erzieherinnen getroffen, die uns berichten, was die
Kinder in ihrer Einrichtung stark und selbstbewusst macht. Wir haben Psycholo-
ginnen befragt, was man heute über die Widerstandsfähigkeit von Kindern weiß.
Und schließlich sind auch die Kinder zu Wort gekommen. Sie dürfen also gespannt
sein …
Ich möchte mich sehr herzlich bei Christina Adler-Schäfer bedanken, die uns
beim Erstellen der Heftkonzeption so kompetent und tatkräftig unterstützt hat. Sie
ist auch die Autorin des wunderbaren Kinderbuches „Vom kleinen Spatz, der nicht
fliegen wollte“. Ich freue mich sehr, dass es möglich wurde, Ihnen mit beiliegender
DVD einen animierten Kurzfilm dieser Geschichte über das Großwerden, Hinfallen
und Aufstehen an die Hand zu geben.
Margit Franz, Herausgeberin
RESILIENZ EDITORIAL
PS: Viel Freude beim Schmökern in der neuen PRAXIS . Wir freuen
uns über Ihre kritischen Rückmeldungen! Bitte mailen Sie uns diese an
1
2
MEH
RERE K
INDER GLEICHZEITIG EINGEW
ÖH
NEN
?– W
IE D
AS GEHT, LESEN SIE AB SEITE 50.
EDITORIAL
EIN BILD – EIN THEMA
(CHRISTINE BETZ)
IM GESPRÄCH: „WENIGER IST MEHR!“ Die Leiterin der Kita „die buntspechte“ in Gründau
und ihre Mitarbeiterinnen sprechen über Stressfakto-
ren bei der Arbeit
(SIGRID DIEBOLD)
MEIN ERLEBNIS: ICH UMARME SIE JEDEN TAG ...Ein besonderes Geburtstagsgeschenk
IDEENSchnell umgesetzt im Kita-Alltag
MEDIENLesenswertes zum Heftthema
VORSCHAU / IMPRESSUMEin Vorgeschmack auf das nächste Heft
RESILIENZINHALT
1
4
23
12
28
54
56
12
14
Starke Kinder wissen und können viel! Lesen
Sie auf Seite 12, was die 4-Jährige Ricarda
von ihrem unendlichen Können berichtet ...
„Zum Äpfel ernten brauchen wir keinen
Erwachsenen!“ Was die Kinder in der Kita
„die buntspechte“ noch so alles alleine
schaffen, sehen Sie auf den Bildern auf
den Seiten 14 bis 17.
Foto
s: S
igri
d D
iebo
ld, A
nne
Frey
, Reg
ine
Schi
erle
-Wen
ger
3
— P R A X I S —
(ANNE FREY)
JAAAA! – ICH HAB’S GESCHAFFT!Selbstwirksamkeit im Spiel fördert Resilienz
(CHARMAINE LIEBERTZ)
LACHEN … UND ALLES WIRD GUTEine Erziehung mit Herz und Humor schenkt
Kindern Zuversicht
(REGINE SCHIERLE-WENGER)
GUT ANGEKOMMENEingewöhnung in der Peergroup
(MICHAEL PFREUNDNER)
„DU KANNST DAS!“ Wie Kinder in der Kita lernen, Herausforderungen
mutig zu begegnen
HEFT 3/17 INHALT
6
18
30
43
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalte
n – Kei
n Ve
rleih
– K
eine
une
rlau
bte
Verv
ielfä
ltigu
ng, V
erm
ietu
ng, A
uf ü
hrung, Sendung!
Ein BilderbuchfilmDVD zur PRAXIS Nr. 49
“RESILIENZ”
Ein BilderbuchfilmDVD zur PRAXIS Nr. 49
“RESILIENZ”
Der kleine Spatz ist neugierig und fröhlich, aber fliegen mag er nicht. Da helfen kein Flug-o-mat und keine Blattlaussuppe. Erst wenn seine Zeit gekommen ist, kann der Piepmatz richtig abheben ...Die Geschichte zeigt uns, dass Entwicklung nicht „machbar“ ist. Eltern und Erzieherinnen können Kinder nicht schneller machen. Was Kind-er wirklich brauchen, sind einfühlsame Bezugspersonen, die der En-twicklungsfähigkeit von Kindern Vertrauen entgegen bringen. Nur auf diesem Nährboden können die Schutzfaktoren gedeihen, die Kinder zu resilienten Persönlichkeiten werden lassen.Eine Mutmach-Geschichte für Erzieherinnen – aber auch für Eltern und Kinder ab vier Jahren.
SPRECHER: Joachim WagenthalSOUND: SoundbizzANIMATION: Inga LiebegottLAUFZEIT: 3:44 min
VOM KLEINEN SPATZ, DER NICHT FLIEGEN WOLLTE ist auch als großformatiges Bilderbuch beim Robert-Schäfer-Verlag erhältlich.
Best.-Nr. 12649Diese DVD ist ausschließlich für
nichtgewerbliche öffentliche Vorführungen in Kindergarten,
Schule und Jugendarbeit bestimmt.
Herausgegeben von
www.klett-kita.de
in Zusammenmarbeit mit dem
www.goloseo-verlag.de
Für bewegende Kinderbücher und mehr...
VO
M K
LEIN
EN S
PAT
Z …
EIN
BIL
DER
BUCH
FILM
PRAXIS
— W I S S E N —
(MIRIAM LEITHERER, ANNA SPINDLER)
RESI-WAS?So werden Kinder stark
(CHRISTINA ADLER-SCHÄFER)
FEINFÜHLIGKEIT IST GEFRAGT Welche Haltung braucht die Fachkraft?
(CHRISTIANE WIESLER, BARBARA VON KALCKREUTH)
STRESS LASS NACH!Was macht Stress mit Kindern und wie machen wir
sie resistent dagegen?
(SEBASTIAN MÜLLER)
WIR SPIELEN STÄRKEN-DETEKTIV!Ressourcen von Kindern wahrnehmen, dokumentie-
ren und aktivieren
14
35
50
38
MATERIALPAKET: DER BILDERBUCHFILM VOM KLEINEN SPATZ, DER NICHT FLIEGEN WOLLTE
Die Geschichte vom kleinen Spatz ist eine
Geschichte über das Großwerden, das
Hinfallen und das Aufstehen. Sehen Sie
sich den Mut machenden Animationsfilm
gemeinsam im Team, beim Elternabend
oder mit den Kindern an und kommen Sie
miteinander ins Gespräch. Impulse dazu
finden Sie im beiliegenden Booklet.
Für den „Ressourcenwurm“ denken die Kinder
gemeinsam mit der Erzieherin über ihre „stärks-
ten Stärken“ nach. Weitere Methoden, wie sie
mit den Kindern ihre „Schätze heben“ können,
stellt Sebastian Müller ab Seite 43 vor.
Foto
s: S
igri
d D
iebo
ld, A
nne
Frey
, Reg
ine
Schi
erle
-Wen
ger
EXTRA:
Der Mutmachfilm
“Vom kleinen Spatz,
der nicht fliegen wollte”
auf DVD für Sie, die Kinder
und die Eltern
4
EIN BILD
5
„Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsste im Leben alles gelingen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen,
Misserfolge, Rückschläge eine selbst-
verständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.“
Antoine de Saint Exupéry
(frz. Schriftsteller *1900 †1944)
EIN THEMA
Foto
: Mar
git
Fran
z
6
SO WERDEN KINDER STARK
RESI-WAS?
Es gibt Kinder, die haben denkbar schlechte Startbedingungen und kommen
trotzdem gut durchs Leben. Resilienz heißt das Zauberwort, wenn Menschen
über eine große seelische Widerstandsfähigkeit verfügen. Auch pädagogische
Konzepte können die Resilienz von Kindern stärken.
WISSEN
Resi-was?
Foto
s: A
nne
Frey
; Ste
fano
Car
neva
li/iS
tock
7
Geburt an mitbringt, und zum anderen
Merkmale, die sich in der Interaktion
mit der Umwelt ausbilden. Vulnerabili-
tätsfaktoren bestehen unter anderem in
• genetischen Dispositionen
• Komplikationen vor, während oder
nach der Geburt
• geringen kognitiven Fertigkeiten und
• unsicherer Bindung zu Bezugsperso-
nen.
as Mädchen ist 10 Jahre alt und
Halbwaise. Weil ihr Vater beruf-
lich meistens im Ausland weilt,
lebt sie schon seit Längerem alleine
in einem verwahrlosten Haus. Ein-
mal wurde sogar in dieses Haus ein-
gebrochen, als sie zu Hause war. Sie
schwänzt die Schule und hat deshalb
nur rudimentäre Lese- und Schreib-
kompetenzen. Das Jugendamt wurde
viel zu spät auf sie aufmerksam und hat
es versäumt, sie rechtzeitig in eine ent-
sprechende Jugendhilfeeinrichtung zu
bringen.
Sie hat rote Zöpfe, einen Affen und
ein Pferd. Sie heißt Pippi Langstrumpf –
und ist ein Paradebeispiel für das Kon-
zept der Resilienz. Denn obwohl sie
massiven Risiken ausgesetzt ist, gelingt
es ihr, ihre Ressourcen und Kompeten-
zen so einzusetzen, dass sie im Grunde
genommen ein sehr glückliches Kin-
derleben führt. Ihre Kompetenzen sind
zum Beispiel ihr unerschütterlicher Op-
timismus, ihr Mut und ihre blühende
Fantasie, ihre engen und treuen Freun-
de aber natürlich auch ihr unerschöpf-
licher Goldschatz. Sie hat zudem eine
sichere Bindung an ihren abwesenden
Vater und eine hohe Alltagskompetenz.
Risikofaktoren können die kind-liche Entwicklung beeinflussen – aber sie müssen es nicht
Das Risiko- und Schutzfaktorenkonzept
stellt ein zentrales Konzept in der Re-
silienzforschung dar. Dieses Konzept
befasst sich mit den Auswirkungen
von Risikofaktoren, die im Zusammen-
spiel mit der Verletzbarkeit (Vulnera-
bilität) des Kindes dessen Entwicklung
beeinträchtigen können, es aber nicht
zwangsläufig müssen.
Sogenannte Risikofaktoren beziehen
sich auf psychosoziale Merkmale der
Umwelt des Kindes und können die Fa-
milie oder auch das weitere soziale Um-
feld des Kindes betreffen. Dazu gehören
• geringe familiäre Ressourcen (nied-
riger sozio-ökonomischer Status, Ar-
mut, Arbeitslosigkeit, niedriges Bil-
dungsniveau der Eltern),
• Instabilität in der Familienkonstella-
tion (Trennung, Scheidung, Wieder-
heirat, wechselnde Partnerschaften),
• anhaltende familiäre Konflikte,
• Alkohol- und Drogenmissbrauch der
Eltern,
• psychische Erkrankungen,
• ungünstige Erziehungsprakti-
ken,
• fehlende Anbindung an das so-
ziale Umfeld (häufige Umzüge,
häufiger Schulwechsel, soziale
Isolation der Familie, Migrati-
onshintergrund, Mobbing/Ab-
lehnung durch Gleichaltrige,
aversives Wohnumfeld),
• ein Verlust in der Familie oder
im Freundeskreis oder auch
• Kriegserlebnisse und Fluch-
terfahrungen (diese besonders
extremen Formen von Risiko-
faktoren stehen in der päda-
gogischen Diskussion derzeit
besonders im Fokus).
Unter Vulnerabilität werden
psychologische und biologische
Merkmale des Kindes verstan-
den. Zum einen können das
Merkmale sein, die das Kind von
TEXT: MIRIAM LEITHERER UND ANNA SPINDLER WISSEN
DResi-was?
Alkoholmissbrauch der Eltern – einer von
möglichen Risikofaktoren, welche die kindliche
Entwicklung beeinträchtigen können
Foto
s: A
nne
Frey
; Ste
fano
Car
neva
li/iS
tock
DEFINITION „RESILIENZ“
„Resilienz ist ein Prozess der Anpassung im
Angesicht von Widrigkeiten, von Trauma-
ta, Tragödien, Bedrohung oder anderen
wesentlichen Quellen von Stress. Resilienz
bedeutet, nach schwierigen Erfahrungen
zurückzukommen. Resilienz ist durchaus
„normal“ und viele Menschen sind in der Lage,
auch schwere Krisen zu meistern.“ (American
Psychological Association)
„Unter Resilienz wird die Fähigkeit verstanden,
Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf
persönliche und sozial vermittelte Ressourcen
zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu
nutzen.“ (Rosmarie Welter-Enderlin).
8
Wenn es um die Stärkung der Resilienz
von Kindern geht, nehmen im Gegenzug
zu den Risiko- und Vulnerabilitätsfak-
toren die Schutzfaktoren einen hohen
Stellenwert ein. Die Schutzfaktoren las-
sen sich auf der Ebene des Kindes, der
Familie und des außerfamiliären sozia-
len Umfeldes verorten. Es wird deutlich,
dass die gesamte Lebenswelt gleicher-
maßen Einfluss auf die positive Entwick-
lung eines Kindes nimmt und auch dem
sozialen Umfeld des Kindes außerhalb
der Familie eine hohe Bedeutung zu-
kommt. Dabei spielt nicht nur die kör-
perliche Gesundheit eine Rolle, sondern
maßgeblich die personalen Ressourcen,
ein positives Selbstbild sowie soziale
und emotionale Kompetenzen auszubil-
den. Wenn das Kind stabile Beziehun-
gen zu Bezugspersonen aufbauen kann,
es sich als selbstwirksam erlebt, an sich
glauben kann und Problemlösefertigkei-
ten erwirbt, bildet das Kind Ressourcen
aus, die es ihm erlauben, schwierige Le-
benssituationen in der Gegenwart und
in der Zukunft zu meistern.
698 Kinder wurden bei einer Studie auf Hawaii beobachtet
Ab 1955 führten Emmy Werner und
Ruth Smith die bislang größte und be-
kannteste Längsschnittstudie zu Re-
silienz auf der Hawaiianischen Insel
Kauai durch. An der Studie nahmen alle
698 Kinder des Geburtsjahrganges 1955
nach der Geburt und im Alter von 1, 2,
10, 18, 32 und 40 Jahren teil.
Diese breit angelegte Untersuchung ist
zwar auch die älteste Untersuchung zu
Resilienz, die Erkenntnisse über die Re-
silienz- und Schutzfaktoren haben aber
bis heute ihre Aktualität behalten. 201
Kinder wurden aufgrund der familiären
Lebenslagen und sozio-ökonomischen
Ressourcen, wie z.B. chronische Armut,
geringes Bildungsniveau der Eltern,
Komplikationen bei der Geburt, psy-
chische Erkrankungen der Eltern und
anhaltende familiäre Konflikte als risi-
kobelastet eingestuft.
RESI-WAS?
Die Untersuchungen ergaben, dass
129 Kinder von diesen 201 Kindern im
Laufe ihres Lebens schwere Lern- und
Verhaltensauffälligkeiten entwickelten.
Diesen Kindern fiel es unter anderem
schwerer, Aggressionen zu kontrollie-
ren und sie zeigten vermehrt Abhän-
gigkeitsprobleme sowie Lernschwie-
rigkeiten. Zudem war die Rate an
Straffälligkeiten und frühen Schwan-
gerschaften erhöht. 72 der 201 Kinder,
die einem hohen Entwicklungsrisiko
ausgesetzt waren, entwickelten sich je-
doch trotz ungünstiger Lebensumstän-
de zu kompetenten und selbstsicheren
Erwachsenen, die ihr Leben selbstbe-
stimmt gestalten konnten – sie zeigten
somit eine gut ausgebildete Resilienz.
Im Alter von 40 Jahren waren sie we-
niger von Todesfällen betroffen, erfreu-
ten sich einer besseren Gesundheit und
konnten beständigere Beziehungen zu
einem Partner aufbauen.
Wie konnten sich die Kinder aus risi-
koreichen Lebensumständen so unter-
schiedlich entwickeln? Die Autorinnen
Emmy Werner und Ruth Smith fanden
die Antwort darauf in bestimmten Res-
sourcen in den Familien und dem so-
zialen Umfeld, die das Kind nachhaltig
in seiner Entwicklung stärken konnten
und somit als Schutzfaktoren fungier-
ten: Die meisten dieser resilienten
Kinder konnten zu mindestens einer
Bezugsperson in ihrem familiären Um-
feld eine enge und stabile Beziehung
aufbauen. War diese Bindung mit der
Bezugsperson geprägt durch eine kon-
stante und positiv-emotionale Zuwen-
dung und konnte das Kind durch den
Erziehungsstil einen wertschätzenden
und respektvollen Umgang erfahren,
unterstützte das die Resilienz des Kin-
des nachhaltig.
Weitere schützende Faktoren können
positive Geschwisterbeziehungen, Zu-
sammenhalt in der Familie, angemes-
sene Kommunikation und soziale Ein-
bindung der Familie in Gemeinschaften
oder auch religiöser Glaube sein. Kin-
Durch die Kauei-Studie wissen wir,
dass Kinder in erster Linie durch stabile
Beziehungen resilient werden
Kinder mit Fluchterfahrung möchten sich
einer Gemeinschaft zugehörig fühlen und
positive Perspektiven entwickeln
Foto
s: C
reat
as Im
ages
/Cre
atas
, Paw
pixe
l, iS
tock
WISSEN
9
TEXT: SEBASTIAN MÜLLER
der, die sich trotz Entwicklungsrisiko zu
resilienten Erwachsenen entwickelten,
konnten von mindestens einem dieser
Faktoren profitieren und/oder fanden
in ihrem weiteren sozialen Umfeld Be-
zugspersonen, zu denen sie eine enge
Bindung pflegen konnten und durch
die sie emotional und sozial unterstützt
wurden. Diese Bezugspersonen außer-
halb der belasteten Familie können in
der Lage sein, fehlende Unterstützung
in der Familie zu kompensieren und
dem Kind ein konstruktives Bewälti-
gungs- und Sozialverhalten vorzuleben.
Aber auch gute Kontakte zu Gleichalt-
rigen und positive Freundschaftsbe-
ziehungen, klare und wertschätzende
Strukturen in Bildungseinrichtungen
sowie Zugang zu Hilfs- und Unterstüt-
zungsangeboten auf kommunaler Ebe-
ne zählen zu den Schutzfaktoren, die
die Kinder in ihrer Resilienz stärken
können.
Dass sich Kinder aus risikobelasteten
familiären Lebensumständen wie nicht
belastete Kinder zu resilienten Men-
schen entwickeln können, wenn sie
bestimmte protektive Bedingungen in
ihrem weiteren sozialen Umfeld erfah-
ren, wird durch die Bielefelder Invulne-
rabilitätsstudie von Friedrich Lösel und
Doris Bender aufgezeigt.
Klare Regeln und Strukturen stärken Kinder
Im Rahmen dieser Studie untersuch-
ten sie 146 Jugendliche aus Institutio-
nen der Heimbetreuung, die eine hohe
Risikobelastung aufwiesen, d.h. von
mehreren belasteten Lebensumstän-
den wie Armut, Alkoholmissbrauch,
Gewalttätigkeit und zerrüttenden Fa-
milien betroffen waren. Ziel war es,
Resilienz im Hinblick auf mögliche
Schutzfaktoren außerhalb der Familie
zu erfassen. Mittels Befragungen der
Betreuer der Jugendlichen wurden 66
der 146 Jugendlichen als „resilient“ und
80 Jugendliche als weniger resilient
und mit Erlebens- sowie Verhaltensstö-
rungen eingestuft.
Die resilienten Jugendlichen wiesen
ähnliche personale Ressourcen auf,
wie Werner und Emmy bereits in ih-
rer Studie erfassen konnten. Sie waren
anpassungsfähiger und zugleich selbst-
bewusster sowie vertrauend in ihre
eigenen Kompetenzen, sodass sie über
ein aktiveres Bewältigungsverhalten
verfügten als die Jugendlichen mit Ver-
haltensauffälligkeiten. Die Ergebnisse
zeigen zudem, dass eine feste Bezugs-
person außerhalb der Familie und ein
empathischer autoritativer Erziehungs-
stil in den Heimen, geprägt von Zuwen-
dung aber auch klaren Strukturen und
Regeln, die Jugendlichen in ihrer Resi-
lienzentwicklung bestärkt haben.
Fach- und Lehrkräfte sehen sich der-
zeit vermehrt mit der Verantwortung
konfrontiert, Kinder und ihre Familien
mit Fluchterfahrung in ihren Bildungs-
einrichtungen zu begleiten. So stellt Foto
s: C
reat
as Im
ages
/Cre
atas
, Paw
pixe
l, iS
tock
10
sich damit auch die Frage, was im
Rahmen von Bildungseinrichtungen ge-
leistet werden kann. Nicht zuletzt des-
halb ist Resilienz als Basiskompetenz
noch einmal stärker in den Fokus der
pädagogischen Arbeit gerückt. Bislang
befasste sich bereits eine ganze Reihe
an Forschungsarbeiten mit der Resili-
enz von Kindern und Jugendlichen, die
aus ihrer Heimat flüchten mussten und
potenziell traumatische Erlebnisse ver-
arbeiten müssen.
Studien deuten darauf hin, dass der
größere Teil der Kinder mit Kriegs- und/
oder Fluchterfahrungen nicht nachhal-
tig traumatisiert ist und Umweltfak-
toren dabei eine entscheidende Rolle
spielen können. Weitere Studienergeb-
nisse zeigen, dass die Stärkung der Re-
silienz von Kindern und Jugendlichen
mit Fluchterfahrung zunächst die Stär-
kung ganz grundsätzlicher Ressourcen
bedeutet. In erster Linie haben diese
Kinder und Jugendlichen das Bedürfnis,
in ihrer Autonomie bestärkt zu werden,
eine positive Perspektive zu entwickeln
und sich einer Gemeinschaft zugehörig
fühlen zu können. Der Rückhalt in der
Familie bzw. die enge Bindung zu min-
destens einer Bezugsperson sowie das
Aufrechterhalten des eigenen Bezugs
zum Herkunftsland und damit auch der
religiöse Glaube sind weitere wichtige
stabilisierende Faktoren.
Die Stärkung der kindlichen Basis-
kompetenzen und explizit auch die
Stärkung von Resilienz sind mittler-
weile in vielen Bildungsplänen für den
Elementar- und Primarbereich vorge-
sehen (so z.B. im Hessischen Bildungs-
und Erziehungsplan für Kinder von 0
bis 10 Jahren oder dem Bayerischen
Bildungs- und Erziehungsplan).
Dieses Bildungsziel beinhaltet zwei
Strategien:
• Die Stärkung der Resilienz von allen
Kindern im pädagogischen Alltag
• Bei Kindern, die Risiken ausgesetzt
sind, gezielte Interventionen zur Stär-
kung der Resilienz
Resilienz-Förderung ist auch ohne Mehrarbeit möglich
Die Umsetzung dieser beiden Ziele im
pädagogischen Alltag erfordert mögli-
cherweise auch ein Umdenken und eine
kontinuierliche Reflexion von pädagogi-
schem Konzept und Rolle der Fachkraft.
Wichtig ist: In der Regel braucht es kei-
ne „Mehrarbeit“, um Resilienz zu stär-
Kinder, deren Stärken in der Kita
gesehen und gefördert werden,
erleben sich als kompetent
ken, sondern einen ganzheitlichen und
alltagsorientierten Ansatz. Vieles, was
der Resilienzstärkung dient, tun Kinder-
tageseinrichtungen sowieso schon (z.B.
positive Interaktionen fördern, soziale
und emotionale Kompetenzen der Kin-
der stärken).
Diese – oft als selbstverständlich oder
nebensächlich angesehenen – Schlüssel-
prozesse, um die Resilienz auszubauen,
können auch als sehr bereichernd für
die pädagogische Arbeit erlebt werden.
Diese Schlüsselprozesse sind:
1. Fachkräfte sind wichtige Bezugs-personen für die KinderSichere Beziehungserfahrungen spie-
len eine große Rolle für die Resilienz.
Deshalb ist es wichtig, dass Kinder auch
außerhalb der Familie positive und sta-
bile Beziehungen erfahren – besonders
Kinder mit hohen Belastungen. Dazu ge-
hört, dass sich Fachkräfte genügend Zeit
für jedes Kind nehmen, feinfühlig mit
den Kindern umgehen oder vorherseh-
bar agieren.
2. Einen ressourcenorientierten Blick auf das Kind entwickeln und die Stärken des Kindes stärkenWenn Kinder im Einrichtungsalltag er-
leben, dass ihre Stärken gesehen und
gefördert werden, ist das ein wichtiger
Beitrag zur Resilienzstärkung. Kinder
erleben sich dann als kompetent und
selbstwirksam und können diese Stär-
ken auch in belastenden Situationen
besser einsetzen.
3. Die sozial-emotionalen Kompe-tenzen der Kinder stärkenSozial und emotional kompetente Kin-
der sind resilienter. Zu den sozialen und
emotionalen Kompetenzen gehören bei-
spielsweise die Fähigkeiten, Emotionen
bei sich und anderen zu erkennen sowie
die eigenen Emotionen zu regulieren,
die Fähigkeit mit anderen Kindern zu
kooperieren, Konflikte positiv auszutra-
gen oder Freundschaften zu schließen.
Das emotionale und soziale Lernen der
Kinder findet in der Einrichtung im All-
tag statt. Sie können es unterstützen,
wenn Sie eine kooperative und positive
RESI-WAS?
Foto
: Eva
ngen
iiAnd
i/iS
tock
WISSEN
11
emotionale Atmosphäre herstellen und
Kinder feinfühlig bei der Regulation von
negativen Emotionen oder Konflikten
unterstützen.
Sozial-emotionale Kompetenzen
haben darüber hinaus viele positive
Wirkungen auf die Entwicklung von
Kindern, z.B. auf den Übergang in die
Schule (vgl. Spindler 2014) oder auch
den Schulerfolg (Durlak u.a. 2011).
4. Mit Kindern resilientes Verhalten reflektieren – z.B. anhand von Kin-derbüchernBestimmte Kinderbücher eignen sich
besonders für eine kindgerechte Ausein-
andersetzung mit dem Thema Resilienz:
Empfehlen können wir beispielsweise
die Bände zu Pippi Langstrumpf oder
Michel von Lönneberga; beliebte bebil-
derte Bücher sind auch „Swimmy“ von
Leo Lionni oder die Grüffelo-Bände von
Scheffler & Donaldson.
Gezielte Interventionen bei Kin-dern in Belastungssituationen
Zusätzlich können Sie in der Einrich-
tung bei Kindern, die einer hohen Be-
lastungssituation ausgesetzt sind, ge-
zielt intervenieren. Grundsätzlich muss
hier natürlich das Vorgehen individuell
und einzelfallorientiert sein und eine
sehr gute Vernetzung im Sozialraum
bestehen (z.B. mit dem Jugendamt, mit
Sozialdiensten, Therapeuten etc.). Das
Ziel ist es, zusammen mit der Familie
des Kindes und anderen Partnern die
Ressourcen des Kindes zu stärken und
Risikofaktoren zu minimieren. Zudem
kann die Kindertageseinrichtung als „si-
cherer“ Ort mit einer entspannten und
positiven Atmosphäre und positiven
Beziehungserfahrungen eine wichtige
Konstante und ein sicherer Ort für Kin-
der in Belastungssituationen sein.
ANZEIGE BGW FORUM_CALL FOR PAPERS
TEXT: ANNA SPINDLER UND MIRIAM LEITHERER
Miriam LeithererPädagogin, Psychologin; arbeitet als wissen-
schaftliche Mitarbeiterin am Staatsinstitut für
Frühpädagogik in München
Anna SpindlerDipl. Psychologin; arbeitet als wiss. Referentin
am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München
Foto
: Eva
ngen
iiAnd
i/iS
tock
WISSEN
Die Literatur, die diesem Beitrag zugrunde liegt, können Sie gerne bei den Autorinnen oder bei der Redaktion anfordern.
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
Hilf mir, es selbst zu tun.
Maria Montessori 1620813194717320987.indd 5
26.07.16 15:15
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
Hilf mir, es selbst zu tun.
es selbst zu tun. Maria Montessori
Maria Montessori
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
Schau mal, was ich kann! Jakob (3,5 Jahre)
1620813194717320987.indd 17
26.07.16 15:15
1620810552897500759.indd 29
26.07.16 13:03
1620810552897500759.indd 25
26.07.16 13:02
1620810552897500759.indd 43
26.07.16 13:06
LEBENDIG. KREATIV. PRAXISNAH.
Bestellen Sie hier:
www.donbosco-medien.de [email protected] Tel.: 089/48008-330, Fax: -309
Themenkarten – für Teamarbeit, Elternabende und SeminareSammelmappe mit 30 Impulskarten und Karten mit methodischen Hinweisen. Die Kartenvorderseiten zeigen jeweils ein starkes Symbol- Foto, die Rückseiten zitieren einen inspirierenden Text zum jeweiligen Bild und stellen Impuls fragen zum Thema.
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, MünchenSpruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
Spruchkärtchen Resilienz © 2016 Don Bosco Medien GmbH, München
32 Karten (DIN A4) EAN: 426017951 348 0 € (D) 19,95
90 Karten EAN: 426017951 352 7 € (D) 9,95
84 Seiten, farbig illustriert ISBN: 978-3-7698-2206-9 € (D) 16,95
88 Seiten, Farbfotos und -illustrationen ISBN: 978-3-7698-2239-7 € (D) 16,95
Was macht Kinder stark?
Auch erhältlich: Impulse im Visitenkartenformat
Mehr finden Sie auf unserer Website
84 Seiten, farbig illustriert
€ (D) 16,95
88 Seiten, Farbfotos und -illustrationen
Resilienz
30
STRESS LASS NACH!WISSEN
Stress lass nach!
Was macht Stress mit Kindern und wie
machen wir sie resistent dagegen?
Finn streitet sich um die Schaufel in der Sandkiste.
Merle kann sich morgens nur schwer von ihrer
Mama verabschieden. Paul ist überfordert
beim Ausschneiden der Sterne für die
Fenster-Deko. Finn, Merle und Paul
haben Stress. Kinder erleben täglich
Stress in der Kita. Doch während sich
die einen hilflos ausgeliefert fühlen,
versuchen die anderen, sich dem Stress
zu stellen und die Probleme aktiv anzugehen.
Letztere haben etwas, das sie
widerstandsfähig macht: Resilienz.
31
TEXT: BARBARA VON KALCKREUTH UND CHRISTIANE WIESLER WISSEN
W
Fotos: hasselblad15/photocase.de, inkje/photocase.de
WISSEN
Die Bewältigung von Stress ist vom
Alter, von persönlichen Eigenschaften
und vom Temperament sowie den kog-
nitiven Fähigkeiten der jeweiligen Per-
son abhängig.
Es gibt auch positiven Stress
Als positiver Stress (Eustress) werden
diejenigen Reaktionen bezeichnet, die
den Organismus zwar beanspruchen,
sich aber positiv auswirken. Positiver
Stress erhöht die Aufmerksamkeit, för-
dert die Leistungsfähigkeit des Körpers,
ohne ihm zu schaden, führt zu Befrie-
digung und Lernerfahrungen. Man
könnte ihn also als Entwicklungsmotor
bezeichnen.
Alle Menschen, vor allem aber Babys
und kleine Kinder brauchen die
Erfahrung von Selbstwirksam-
keit. Sie suchen gern selbst nach
Lösungen. Die Aufgabe der Be-
zugspersonen besteht darin, die
Eigenaktivität und die vorüber-
gehende Frustration des Kindes
feinfühlig zu begleiten und
Wasser marsch! Positiver Stress
beim Wassergraben-Bau … Solche
Situationen führen zu Befriedigung
und Lernerfahrungen
as erzeugt Stress? Was macht
er mit Kindern? Wann ist er
eine Entwicklungskraft – und
wann ein Entwicklungshindernis?
Das Leben besteht aus einer Folge von
Stresssituationen, deren Bewältigung
im Normalfall ausreichend gut gelingt.
Die Bewältigung wird als Selbstwirk-
samkeit erlebt und als Handlungser-
fahrung oder auch als kreative Leistung
gespeichert. Die Fähigkeit, eine grund-
sätzlich positive und aktive Haltung
den Alltagsanforderungen gegenüber
einzunehmen, wird als Resilienz be-
zeichnet. Diese wird aus persönlichen
und sozial vermittelten Ressourcen ge-
speist, die ihre Wurzeln pränatal und in
der frühen Kindheit haben. Kinder sind
wegen ihrer emotionalen Unreife in ih-
rer Entwicklung auf die empathische
Begleitung ihrer Eltern und Erzieherin-
nen angewiesen.
Alle sprechen vom Stress, doch was
ist Stress eigentlich? Stress ist die Bean-
spruchung des Menschen durch innere
und äußere Reize. Die Reize lösen im
Körper und in der Psyche Reaktionen
aus, die dem raschen und effektiven
Schutz und der Problemlösung dienen.
Genetisch verankert sind drei Reaktio-
nen, die sich als Flucht, Kampf oder Er-
starrung zeigen. Man spricht auch von
den drei drei F.: fight, flight und freeze.
In der Beobachtung von Kindern und
Erwachsenen sehen wir entsprechend
körperliche Unruhe und Aggression,
Abwendung und Einfrieren. Letzteres
wird oft als Akzeptieren der Situation
missverstanden.
Drei Reaktionsmuster auf Stress:
1. Kampf (fight) – ich werde aggressiv
2. Abwendung (flight) – ich wende mich ab
3. Erstarrung (freeze) – ich friere ein
32
auszuhalten. Ein Ergebnis einer po-
sitiven Auseinandersetzung mit Stress
wäre zum Beispiel die Akzeptanz der
Anforderung oder die Reflexion.
Als Dysstress werden diejenigen Re-
aktionen bezeichnet, die keine Lösung
herbeiführen, die die Aufmerksamkeit
und Leistungsfähigkeit vermindern, bei
denen der Adrenalin- und Noradrena-
linspiegel hoch bleibt und schließlich
Körper und Seele leiden.
Wer Stress als negativ empfin-det, fühlt sich ohnmächtig
Stress wird erst dann negativ emp-
funden, wenn er häufig oder dauer-
haft auftritt und körperlich und/oder
psychisch nicht kompensiert werden
kann und deshalb als unangenehm, be-
drohlich oder überfordernd gewertet
wird. Negative Auswirkungen können
insbesondere dann auftreten, wenn die
Person keine Möglichkeit zur Verände-
rung der Situation sieht und sich ohn-
mächtig fühlt.
Babys und Kinder sind angewiesen
auf Bezugspersonen, die sich einfüh-
len können und Lösungswege ermögli-
chen. Dadurch können auch schwierige
Situationen in positive Erfahrungen
umgewandelt werden. Das Kind erlebt
dadurch wiederkehrend Sicherheit, Er-
mutigung und die Erfahrung, Situatio-
nen bewältigen zu können.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird
Stress im Sinne von Dystress verstanden.
Stress ist eine Entwicklungs-kraft, aber auch ein Entwick-lungshindernis
Das ungeborene Kind ist während der
Schwangerschaft über die Plazenta mit
dem mütterlichen Organismus verbun-
den. Nähr- und Immunstoffe, aber auch
Stresshormone können über diesen
Weg direkt in den kindlichen Kreislauf
gelangen.
Aufgrund der körperlichen und seeli-
schen Unreife des Kindes ist es vollstän-
dig auf empathische Personen angewie-
sen, die seine Bedürfnisse wahrnehmen,
entschlüsseln und angemessen befriedi-
gen können. Das Kind bringt dazu eine
biologisch begründete Bindungsbereit-
schaft mit. Auf Seiten der Eltern ent-
wickelt sich während der Schwanger-
schaft ein Bild vom kommenden Baby
und eine zunehmende Bereitschaft, für
das Kind zu sorgen. Äußere Merkmale
des Babys, Kindchenschema, Geruch
und Stimme lösen normalerweise bei
den Eltern Bindungsimpulse und Pfle-
gebereitschaft aus.
Eine hohe Stressbelastung der Mut-
ter in der Schwangerschaft kann die
Adaptation des Kindes an die Welt au-
ßerhalb der Gebärmutter erschweren.
Auch das Geburtserlebnis von Mutter
und Kind kann eine lang anhaltende,
erhebliche Belastung für die Bezie-
hungsentwicklung darstellen. Das Kind
reagiert beispielsweise mit vermehr-
tem bis unstillbarem Schreien, unru-
higen und kurzen Schlafphasen oder
auch mit Trinkschwierigkeiten. So ent-
steht ein Teufelskreis aus nicht mehr
zu regulierendem Stress, allgemeiner
Erschöpfung und dem Gefühl von Ohn-
macht, das in Aggression umschlagen
kann. Kurzdauernde Trennungen, laute
Geräusche, Wahrnehmen von fremden
Personen und ungewohnter Umgebung
können bereits zu heftigen Reaktionen
führen. Die wiederkehrenden Interakti-
onen von Eltern und Kind sowie seine
genetisch angelegten Reifungsschritte
ermöglichen allmählich das Aushalten
alltäglicher Eindrücke.
Aufgabe der Bezugspersonen: Kindlichen Stress regulieren
Alle, die mit Kindern umgehen, möch-
ten aus den verschiedenen Belastungen
des Alltags erträgliche Erfahrungen für
das Kind machen. Dabei geht es um das
Aushalten der Spannung, ohne in ag-
gressiver Weise zu intervenieren. Eine
wichtige Aufgabe von Bezugspersonen
besteht darin, die oft heftigen Gefühle
STRESS LASS NACH!WISSEN
Foto
: LB
P/ph
otoc
ase.
de
VIER FRAGEN AN DIE AUTORINNEN
Sind Kinder Ihrer Erfahrung nach heute gestresster als früher? Wenn ja, warum?Ja, weil sich das Lebenstempo und die Aufga-
benvielfalt der Eltern erweitert hat. Eine nach
der Elternzeit zu frühe Rückkehr in den Beruf
kann einen Schatten auf die ersten Lebensjahre
legen. Es hängt von der Persönlichkeit des
Kindes, der häuslichen und außerhäuslichen
Betreuungssituation ab, ob ein Kind gestresst ist.
Welchen Stress-Symptomen begegnen Ihnen am häufigsten in Ihrer Praxis?Ein- und Durchschlafstörungen, Fütter- und
Gedeihstörungen, Unruhe, aggressives Ver-
halten und Rückzug.
Wie können Erzieherinnen Kindern am ehesten helfen, um mit den Herausfor-derung Ihres Kita- und Familienalltags zurechtzukommen?Indem sie sich ausreichend Zeit nehmen,
um die Bedürfnisse der einzelnen Kinder zu
erkennen und darauf reagieren zu können.
Konkret erfordert dies eine gute Ausbildung,
persönliche kreative Fähigkeiten, einen ausrei-
chenden Personalschlüssel sowie genügend
Erholungszeiten.
Wie wichtig ist unverplante Zeit und selbst-bestimmtes Spielen für Kinder?Sehr wichtig! Selbstbestimmtes Spiel des
Kindes bedeutet für die Erzieherin aber immer
auch: genau beobachten und bei Bedarf zur
Verfügung stehen.
Dr. med. Barbara von Kalckreuth
Christiane Wiesler
33
TEXT: BARBARA VON KALCKREUTH UND CHRISTIANE WIESLER
STRESS FÜR DAS KIND
• keine konstante Bezugsperson oder häufiger
Wechsel von Bezugspersonen
• nicht immer eine verfügbare Bindungsper-
son, die bei Frustration entlastet bzw. sie
zusammen mit dem Kind aushält
• zu wenig individuelle, auch körperliche, eins
zu eins Zuwendung
• wenig Möglichkeiten zur Erfahrung von
Selbstwirksamkeit und Teilhabe
• zu wenig ruhige Zeit
• lange Aufenthaltsdauer in der Kita in
Abhängigkeit von Alter und Konstitution
des Kindes
• Trennungsangst
• Verselbstständigungsbestrebungen kontra
Trennungsangst
• heftige körperliche Auseinandersetzungen
• Rivalitätskämpfe
• Aushalten von Frustrationen
• Überforderung der kognitiven, emotionalen
und sozialen Fähigkeiten
• Streben nach Verselbstständigung kontra
Trennungsangst
STRESS FÜR DIE ERZIEHERIN
• knapp bemessener Personalschlüssel
• knapp bemessene Zeit für den Austausch
mit den Eltern
• knapp bemessene Zeit für den fachlichen
Austausch
• Qualität der Teamarbeit
• Kinder mit schwierigem Temperament und
schwer zu integrierenden Verhaltensweisen
• Alterszusammensetzung der Kinder
• kranke Kinder
• Kinder mit Zeichen von Vernachlässigung
• unangemessen kritische und fordernde Eltern
• wenig kooperative Eltern
• Autoritätskonflikte
• Verletzungsgefahren
• Erziehungskooperation mit den Eltern
• Schulreife
• Bildungserwartung
STRESS FÜR DIE ELTERN
• schwierige Eingewöhnung mit Trennungs-
angst der Eltern
• Schuldgefühle
• Zeitdruck
• nicht ausreichende Information über den
Tagesverlauf des Kindes
• Ängste um ausreichende Zuwendung
fürs Kind
• Umgang mit Informationen der Erzieherin,
die als Kritik aufgefasst werden
• Verweigerung des Kindes
• Angst um die Sicherheit des Kindes
• Gruppenzusammensetzung
• Akzeptanz des Kindes durch die Erzieherin
und in der Gruppe
• Bildungsanspruch
In den ersten 3 LebensjahrenIn den ersten 3 Lebensjahren In den ersten 3 Lebensjahren
Vom 4. - 6. LebensjahrVom 4. - 6. Lebensjahr Vom 4. - 6. Lebensjahr
Kindliche Entwicklung ist angewiesen auf ausrei-
chend einfühlsame Begleitung. Auch in der Kita ist
eine indivuduelle eins zu eins-Zuwendung wichtig.
des Kindes aufzunehmen und auszuhal-
ten. Dadurch fühlt sich das Kind gehal-
ten und macht eine positive Erfahrung.
Daraus kann allmählich die Fähigkeit
zur Selbstregulation entstehen.
Dystress kann auch entstehen, wenn
Eltern aus den verschiedensten Grün-
den nicht adäquat auf die Signale des
Kindes reagieren können. Hierbei spie-
len die emotionalen, unbewussten Er-
fahrungen aus der eigenen Lebensge-
schichte, insbesondere der frühen Zeit,
eine Rolle. Diese Erfahrungen werden
beim Übergang in die Elternschaft akti-
viert. Sie können die Einschätzung der
Bedürfnisse des Kindes verzerren und
das angemessene Eingehen auf die Be-
dürfnisse des Kindes erschweren. Die
Spannung des Kindes wäre in diesem
Fall nicht reguliert.
FAZIT: Die wiederkehrenden Erfahrun-
gen von Eltern und Kind können auch
als wiederkehrender Stress und dessen
Entlastung gesehen werden. Stress ist
also eine wichtige und unvermeidliche
Grundlage für die körperliche, emoti-
onale und kognitive Entwicklung des
Kindes.
Was macht typischerweise zu viel Stress
im Kita-Umfeld? Was stresst insbesondere
die Kinder? Was die Erzieherinnen? Was die
Eltern? In unten stehender Tabelle haben wir
typische Stress-Faktoren aufgelistet.
Foto
: LB
P/ph
otoc
ase.
de
34
STRESS LASS NACH!WISSEN
gemeinsame Spiel-, Ruhe- und Essens-
zeiten eine oft unterschätzte Rolle. Die
kulturell üblichen Jahresfeste stellen
darin Höhepunkte dar, die mit den Kin-
dern vorbereitet und erlebt werden und
wichtige Erinnerungen von Gemein-
samkeit und Zugehörigkeit darstellen.
Die Vielfalt der Kulturen kann auf diese
Weise wertschätzend erlebt und integ-
riert werden.
Struktur und Rhythmus im Alltag
werden normalerweise durch über-
raschende Situationen unterbrochen.
Kurze oder längere Trennungen, uner-
wartete Erkrankungen, kleinere oder
größere Verletzungen und Missgeschi-
cke brauchen den Halt durch die Erzie-
herin, die ausreichend Erfahrung und
emotionale Ressourcen hat, diese An-
forderungen auszuhalten, ohne krank
zu werden oder emotional zu ermüden.
… für den Stress der ErzieherinnenBezogen auf die Kita ist es wünschens-
wert und notwendig, dass neben der gu-
ten Ausbildung die Gelegenheit besteht,
Erfahrungen des Alltags zu reflektieren.
Dazu sind regelmäßige Fachgespräche
geeignet. Grundsätzlich gilt, dass im Um-
gang mit Kindern ganz persönliche bio-
grafische Erfahrungen aktiviert werden
und daher Selbsterfahrung und Selbstre-
flexion eine Voraussetzung für den emo-
LiteraturLIESELOTTE AHNERT (Hrsg): Frühe Bindung, Entstehung und Entwicklung. München: Ernst Reinhardt Verlag 2006Karl Heinz Brisch (Hrsg.): Bindung und frühe Störungen der Entwicklung. Stuttgart: Klett-Cotta 2011
GERHARD ROTH, NICOLE STRÜBER: Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta 2014NICOLE STRÜBER: Die erste Bindung. Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen. Stuttgart: Klett-Cotta 2017
SUSANNE VIERNICKEL, ANJA VOSS, ELVIRA MAUZ: Ar-beitsplatz Kita. Belastungen erkennen, Gesundheit fördern. Mit Online-Materialien. Weinheim: Beltz Juventa Verlag 2017
tional herausfordernden Beruf der Er-
zieherin sein sollte. Diese verarbeitende
Entlastung entspricht der Haltung im
Umgang mit Kindern und Eltern.
Die Fähigkeit, den inneren Spiel- und
Verarbeitungsraum zu entdecken und
zu nutzen, dient der Zufriedenheit und
der Erhaltung der körperlichen und see-
lischen Gesundheit (Arbeit gegen burn
out). Auf dieser Grundlage können Erzie-
herinnen den Kindern, die sich in Alter,
Temperament und Stresstoleranz sehr
unterscheiden, einen ausreichenden
inneren Spiel- und Verarbeitungsraum
bieten und so deren Entwicklung un-
terstützen (s. dazu auch den Artikel von
Christine Betz in diesem Heft, Seite 23ff).
… für den Stress der ElternEine wichtige Stressminderung für El-
tern ist der persönliche, wertschätzen-
de, vertrauensvolle und informative
Kontakt zur Bezugsbetreuerin. Dabei
können die täglichen Erfahrungen, Sor-
gen und Fragen ausgetauscht werden.
Auf dieser sicheren Basis können Eltern
eigene, neue Perspektiven entwickeln.
Davon profitiert auch das Kind, da die
Verantwortlichen als Halt gebende Ein-
heit erlebt werden. Die so gewonnene
Sicherheit ist für Eltern und Kind mehr
wert, als die oft verunsichernde Infor-
mationsflut aus dem unpersönlichen
Internet. Die Erzieherin ist mit dieser
Haltung in der Rolle einer psychischen
Hebamme.
Dr. med. Barbara von KalckreuthFachärztin für Kinderheilkunde und für Psy-
chotherapeutische Medizin mit eigener Praxis
in Freiburg i.Br., Dozentin und Supervisorin
Chistiane WieslerAnalytische und tiefenpsychologisch fundierte
Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche
mit eigener Praxis in Freiburg i.Br., Dozentin
und Supervisorin
Lösungsmöglichkeiten ... für den Stress der KinderKindliche Entwicklung ist angewiesen
auf ausreichend einfühlsame Beglei-
tung, die körperliche und seelische Be-
dürfnisse im Blick hat und verkörpert.
Körperliches Können ermöglicht zuneh-
mend kognitive Erfahrungen, die wie-
derum von der Bezugsperson wahrge-
nommen und geteilt werden. Erst durch
emotionale Beteiligung werden Erfah-
rungen im Gedächtnis gespeichert. Die
sichere Bindung des Kindes ermöglicht
ihm, die Umwelt zu erkunden und Be-
ziehungen zu anderen Kindern aufzu-
bauen. Die dabei auftretenden Stress-
situationen können von der Erzieherin
zunächst beobachtet und gegebenen-
falls entschärft werden, sodass für das
Kind eine Erfahrung von Bewältigung
entsteht.
Unser Gehirn ist prädestiniert für den
Austausch und das Entschlüsseln von
Signalen, die dem Aufbau und Erhalt
von Beziehungen dient.
Kinder brauchen in Kita und zu Hau-
se rhythmische und strukturierte Ab-
läufe, die sie integrieren und weitge-
hend vorhersehen können. Das betrifft
Tagesabläufe, Wochenstruktur und
Jahreszeiten. Im Tagesablauf spielen
Ein kleines Kind ist auf
empathische Personen
angewiesen, die seine
Bedürfnisse wahrnehmen
und befriedigen.
35
und alles wird gutWenn ein Kind anfängt zu lachen, ist bald der ganze Raum von
Fröhlichkeit erfüllt. Und das ist gut so: Denn wo viel gelacht
wird, da lebt und lernt es sich leichter. Auch Erzieher sollten
öfter herzhaft lachen. Ein Plädoyer für einen Erziehungsstil mit
Herz und Humor.
TEXT: CHARMAINE LIEBERTZ
EINE ERZIEHUNG MIT HERZ UND HUMOR SCHENKT KINDERN ZUVERSICHT
Lachen …
PRAXISFo
tos:
Mix
anex
t/th
inks
tock
.de
(li.)
, Ann
e Fr
ey
36
• Keine Sorge: Wenn Sie humorvoll
reagieren, bedeutet dies noch lange
nicht, dass sich Kinder alles bei Ihnen
erlauben dürfen. Sie werden feststel-
len, dass sich Kinder gerne an Regeln
halten, wenn Sie als humorvoll-sou-
veräne Autoritätsperson auftreten.
• Eine humorvolle Erziehung steht auf
folgenden Grundpfeilern: Vertrauen,
Güte, Mitgefühl und Wertschätzung.
Ein kleines Augenzwinkern und ein
verstohlenes Lächeln hinter der Hand
stärken die Verbundenheit zum Kind
und geben Zuversicht.
• Schärfen Sie Ihren Sinn für das We-
sentliche. Lernen Sie auch Kleinig-
keiten wertzuschätzen, den Augen-
blick zu genießen und über Neues zu
staunen. So erhalten Sie Ihre eigene
Freude und stärken zugleich die der
Kinder. Richten Sie, sooft es geht, Ih-
ren Blick auf das Unbeschwerte und
Komische im Leben.
• Erleben Sie, wie wertvoll ein freudi-
ges Miteinander ist. Spielen, Kitzeln
und Lachen lockern den Zusammen-
halt einer Gruppe.
• Gehen Sie mit humorvollem Beispiel
voran und lassen Sie sich gerne mal
ür einen humorvollen Erzie-
hungsstil ist unsere positive
Einstellung zu Fehlern ent-
scheidend. Kein Mensch ist fehlerfrei!
Wichtig ist, dass wir aus Fehlern ler-
nen und dies am besten mit liebevol-
ler Nachsicht und einem humorvollen
Augenzwinkern. Bitte vermeiden Sie,
über ein Kind zu lachen, das vermeint-
lich etwas falsch gemacht hat oder dem
ein Missgeschick passiert ist, denn es
könnte Ihr Verhalten als Verachtung
empfinden, sich ausgelacht und bloßge-
stellt fühlen. Besser ist es, gemeinsam
und miteinander über einen „Fehler“
zu lachen. Und vergessen Sie nicht, hin
und wieder über sich selbst zu lachen,
denn Sie sind ja ein wichtiges Vorbild
für Kinder.
Humor lässt sich nicht verordnen
Leider können wir nicht per Knopf-
druck von einer ernsten zu einer hu-
morvollen Person werden. Aber Ler-
nen ist ja bekanntlich ein lebenslanger
Prozess! Gerne gebe ich Ihnen ein paar
Wegweiser für Ihren „Humorweg“.
• Fassen Sie humorvolle Bemerkungen
oder kleine Frechheiten nicht sofort
als Angriffe auf Ihre Person und Au-
torität auf.
• Mit einer heiteren Aussprache errei-
chen Sie erfahrungsgemäß mehr als
in hartem Befehlston. Ein herzliches
Lächeln bringt so manches Eis zum
Schmelzen.
• Humor wirkt befreiend und herzhaf-
tes Lachen führt einen Perspektiven-
wechsel herbei. Eine witzige Bemer-
kung kann ausreichen, um aus einer
angespannten eine entspannte Situa-
tion werden zu lassen.
FÜR SIE HERAUSGELESEN
• Lernen und Lachen bilden ein Traumpaar!
• Ein wichtiges Erziehungsziel ist es, die Lebensfreude von Kindern
zu fördern.
• Lachen wirkt befreiend, weil es den Druck und die Schwere von
der Seele nimmt.
• Humor kann eine Bewältigungsstrategie von Krisen sein, die
Kinder erfahren haben.
F
Dr. Charmaine LiebertzErziehungswissenschaftlerin, ausgebildete
Lehrerin; wiss. Mitarbeiterin an der Universität
Köln. Seit 1996 leitet sie die Gesellschaft für
ganzheitliches Lernen e.V. (www.ganzheit-
lichlernen.de) und hält europaweit Vorträge.
Autorin zahlreicher Fachbücher.
LACHEN ... UND ALLES WIRD GUTPRAXIS
kitzeln. Kann man sich mit Ihnen vor
Lachen biegen?
• Betrachten Sie das Leben nicht nur
durch eine ernste Brille, denn so scha-
den Sie nicht nur sich, sondern auch
anderen.
• Vermeiden Sie bei Kindern unter
sechs Jahren jegliche Form von Ironie
oder Sarkasmus, denn damit können
sie noch nicht umgehen.
• Lachen ist ansteckend! Wenn Sie
selbst nicht gerne und oft lachen, wie
sollen es dann die Kinder lernen?
Foto
s: D
esig
n P
ics,
Jul
iah,
mag
haka
n, C
arl F
ouri
e/ t
hink
stoc
k.de
56
KINDER BEGEGNEN DEM TODVORSCHAU
Die nächste Ausgabe der PRAXIS erscheint im Dezember 2017.Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist:
KINDER BEGEGNEN DEM TOD
Kinder und Tod – passt das überhaupt zusammen? Steht ein Kind doch
für den Anfang des Lebens, für Perspektiven und Entwicklungsmöglich-
keiten! Und doch: Der Anfang und das Ende des Lebens gehören zusam-
men. Und: Kinder fragen nach dem Ende! Sie möchten wissen, was „tot
sein“ bedeutet. Sie machen ihre ersten Erfahrungen damit, wenn Haus-
tiere, Großeltern oder auch Eltern und Geschwister sterben. Tritt solch
ein Fall bei einem Kind in der Kita ein, löst das oftmals viele Fragen und
Unsicherheiten aus. Neben dem „Warum?“ fragen wir uns, was wir nun
tun können, wie wir das Kind und seine Familie begleiten und in wel-
cher Weise wir mit den Kindern in der Gruppe darüber reden können.
Lesen Sie in der Dezemberausgabe unter anderem:
MARA HAT KREBSEine Erzieherin begleitet ein Mädchen in seinen letzten Lebensmonaten und
beantwortet einfühlsam die Fragen der Kinder
MEINE BIOGRAFIE, MEIN GLAUBE, MEINE HOFFNUNGWie können wir uns im Team mit dem Thema „Sterben“ auseinandersetzen?
„DA LIEGT EINE TOTE AMSEL IM GARTEN!“Welche Anlässe wir im Kita-Alltag für Gespräche über wesentliche Fragen
des Lebens nutzen können − und sollten
EIN KIND IN MEINER GRUPPE TRAUERT Wie ihm jetzt der Kita-Alltag hilft
ACHTUNG BILDERBÜCHER!Eine achtsame Auswahl zum Thema „Abschied, Tod und Trauer“
IMPRESSUM
PraxisKitawird herausgegeben von der Klett Kita GmbH in Verbindung mit Margit Franz
Ständige MitarbeitChristine Betz, Sigrid Diebold, Judith Metz, Astrid Normann, Petra Stellwag, Gaby Virnkaes
RedaktionNicole Zolg, Adresse s. Verlag, E-Mail: [email protected]
RedaktionsassistenzLena RuoppTelefon: 07 11/66 72-5808Telefax: 07 11/66 72-5822E-Mail: [email protected]
VerlagKlett Kita GmbHRotebühlstr. 7770178 StuttgartInternet: www.klett-kita.de
GeschäftsführungSilke Wiest, Malte Kullak-Ublick
AnzeigenkölnerverlagsagenturMarie Berlin (Anzeigenleitung)Kemperbachstr. 5351069 KölnTelefon: 02 21/29 77 08 10Telefax: 02 21/29 77 08 29E-Mail: [email protected]: www.koelnerverlagsagentur.deAnzeigenpreisliste Nr. 3, gültig ab 18.07.2017
KundenserviceTelefon: 07 11/66 72-5800Telefax: 07 11/66 72-5822E-Mail: [email protected]
Satz und GestaltungKai SchmitzerVisuelle [email protected]
TitelKai Schmitzer unter Verwendung eines Fotos von south- northernlights/photocase.de
BezugsbedingungenPraxisKita erscheint 4x jährlich für €73,- zzgl. Versand €13,20 und besteht aus 4 Heften und 4 Materialpaketen. Die Mindestabodauer beträgt ein Jahr. Eine Kündigung ist schriftlich bis vier Wochen nach Erscheinen des letzten Heftes innerhalb des aktuellen Berechnungszeitraums möglich, ansonsten verlängert sich der Bezug um weitere 12 Monate. Es gelten unsere aktuellen Allgemeinen Geschäfts-bedingungen. Auslandspreise auf Anfrage. Bei Umzug bitte Nachricht an den Verlag mit alter und neuer Anschrift sowie Kundennummer (siehe Rechnung).PraxisKita ist zu beziehen durch den Buch- und Zeitschrif-tenhandel oder direkt vom Verlag. Auslieferung in der Schweiz durch Balmer Bücherdienst AG, Kobiboden 12, CH-8840 Einsiedeln. Weiteres Ausland auf Anfrage.Bei Nichtlieferung infolge höherer Gewalt oder Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag.
© Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Auch unverlangt eingesandte Beiträge werden sorgfältig geprüft. Unverlangt eingesandte Bücher werden nicht zurückgeschickt.Nicht in allen Fällen war es uns möglich, den Rechteinha-ber ausfindig zu machen. Berechtigte Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.
BeilagenFriedrich Verlag GmbHVerlag für die Deutsche Wirtschaft
ISSNThemenheft 2510-5779Heft und Materialpaket 2567-546X
Bestell-Nr.Themenheft 12549Materialpaket 12649
Foto
: Wei
gand
/pho
toca
se.d
e
„Lecker!“
Riechen und SchmeckenBestell-Nr. Heft 12542Materialpaket: 12642
„Erzähl doch mal“!
GeschichtenBestell-Nr. Heft 12544Materialpaket: 12644
„Ich weiß schon, was jetzt
kommt“!
Rituale in der KitaBestell-Nr. Heft 12545Materialpaket: 12644
„„Los wir gehen raus!“
Außenräume in der KitaBestell-Nr. Heft 12548Materialpaket: 12648
„Wie klingt das denn?!“
Musik Bestell-Nr. Heft 12546Materialpaket: 12646
„Hilf mir, es selbst zu tun!“
Montessori-PädagogikBestell-Nr. Heft 12547Materialpaket: 12647
Das Konzept offener
KindergartenBestell-Nr. Heft 12543Materialpaket: 12643
„Hier ist es aber schön“
RaumgestaltungBestell-Nr. Heft 12541 Materialpaket: 12641
Relegionen in der KitaBestell-Nr. Heft: 12540Materialpaket: 12640
“Wie kriegen wir das hin?
Freinet Pädagogik
Bestell-Nr. Heft: 12539Materialpaket: 12639
Fühlen und TastenBestell-Nr. Heft: 12538Materialpaket: 12638
„Wie das leuchtet“ Reggio-
PädagogikBestell-Nr. Heft: 12535Materialpaket: 12635
„Der kommt von ...“
Formen und Bauen:Plastisches GestaltenBestell-Nr. Heft: 12527Materialpaket: 12627
„Was ist uns wichtig“
WerteBestell-Nr. Heft: 12537Materialpaket: 12637
„Lass dir Zeit“
Ruhe und EntspannungBestell-Nr. Heft: 12529Materialpaket: 12629
„Guck mal“Sehen und schauenBestell-Nr. Heft: 12530Materialpaket: 12630
„Die gehören alle zu mir“
Im Dialog mit FamilienBestell-Nr. Heft: 12528Materialpaket:12628
Raus aus der KitaBestell-Nr. Heft: 12536Materialpaket: 12636
„Machst du mit?“
SpielenBestell-Nr. Heft: 12533Materialpaket: 12633
„Wie klingt das?“Hören und LauschenBestell-Nr. Heft: 12526Materialpaket: 12626
„Das funktioniert so“
Tüfteln und Erfi ndenBestell-Nr. Heft: 12525Materialpaket: 12625
„Der malt ja so wie ich“Begegnungen mit KunstBestell-Nr. Heft: 12523Materialpaket: 12623
„Was gibt‘s denn heute?“
Essen und genießenBestell-Nr. Heft: 12522Materialpaket: 12622
„Dann ist alles schön
geschmückt“Bestell-Nr. Heft: 12521Materialpaket: 12621
Weitere Themen: