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© wdr Planet Schule 2016 Staat-Klar: Das Bundesverfassungsgericht AB 6: Verfassungsbeschwerde Staat-Klar: Das Bundesverfassungsgericht Wenn es Streit um wichtige Rechtsfragen gibt, hat oſt das Bundesverfassungsgericht das letzte Wort: Es entscheidet, ob eine gesetzliche Regelung mit dem Grundgesetz und damit mit den Menschen- und Bürgerrechten vereinbar ist. An die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts müssen sich dann auch alle anderen Gerichte halten. Recherchiert einige Fälle aus der Vergangenheit in Gruppen und füllt den Steckbrief aus. Die Steckbriefe könnt ihr im Klassenraum auängen oder für alle kopieren. Hier findet ihr Infos: Webseite des Bundesverfassungsgerichts: Pressemitteilung Nr. 71/2003 vom 24. September 2003 oder Urteil vom 24. September 2003 – 2 BvR 1436/02 – Websuche: Kopſtuchurteil des Bundesverfassungsgerichts 2003 Fall 1: Kopſtücher in der Schule? Darum ging es: Eine angehende Lehrerin in Baden-Württemberg wollte aus religiösen Gründen im Unterricht ein Kopſtuch tragen. Weil sie darauf nicht verzichten wollte, wollte das Oberschulamt Stuttgart sie nicht als Lehrerin einstellen. Die Begründung: Staatliche Schulen sollen in Glaubensfragen neutral bleiben. Die Klagen der Lehrerin vor den baden-württembergischen Verwaltungsgerichten und vor dem Bundesverwaltungsgericht wurden abgewiesen. Daher wandte sie sich ans Bundesverfassungsgericht. Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführerin): Das wollte die Beschwerdeführerin erreichen: Das waren ihre Hauptargumente:

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AB 6: Verfassungsbeschwerde

Staat-Klar: Das Bundesverfassungsgericht

Wenn es Streit um wichtige Rechtsfragen gibt, hat o� das Bundesverfassungsgericht das letzte Wort: Es entscheidet, ob eine gesetzliche Regelung mit dem Grundgesetz und damit mit den Menschen- und Bürgerrechten vereinbar ist. An die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts müssen sich dann auch alle anderen Gerichte halten. Recherchiert einige Fälle aus der Vergangenheit in Gruppen und füllt den Steckbrief aus. Die Steckbriefe könnt ihr im Klassenraum au� ängen oder für alle kopieren.

Hier fi ndet ihr Infos:Webseite des Bundesverfassungsgerichts: Pressemitteilung Nr. 71/2003 vom 24. September 2003 oder Urteil vom 24. September 2003 – 2 BvR 1436/02 –Websuche: Kopft uchurteil des Bundesverfassungsgerichts 2003

Fall 1: Kopft ücher in der Schule?

Darum ging es:Eine angehende Lehrerin in Baden-Württemberg wollte aus religiösen Gründen im Unterricht ein Kopft uch tragen. Weil sie darauf nicht verzichten wollte, wollte das Oberschulamt Stuttgart sie nicht als Lehrerin einstellen. Die Begründung: Staatliche Schulen sollen in Glaubensfragen neutral bleiben. Die Klagen der Lehrerin vor den baden-württembergischen Verwaltungsgerichten und vor dem Bundesverwaltungsgericht wurden abgewiesen. Daher wandte sie sich ans Bundesverfassungsgericht.

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführerin):

Das wollte die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren ihre Hauptargumente:

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So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Platz für deine eigene Meinung zu diesem Urteil:

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Hier findet ihr Infos: Webseite des Bundesverfassungsgerichts: Pressemitteilung Nr. 11/2010 vom 2. März 2010 und Urteil vom 2. März 2010 – 1 BvR 256/08, 1 BvR 263/08, 1 BvR 586/08 – Websuche: Vorratsdatenspeicherung Bundesverfassungsgericht 2010

Fall 2: Daten speichern ohne Ende?

Darum ging es: Die Beschwerdeführer klagten hauptsächlich gegen das von SPD und CDU verabschiedete Telekommunikationsgesetz von 2008. Nach diesem Gesetz mussten Telekommunikationsanbieter Verbindungsdaten ihrer Kunden für sechs Monate speichern und unter bestimmten Umständen Polizei und Staatsanwaltschaft zugänglich machen. Das betraf Daten zu Festnetz- und Handygesprächen, E-Mails und Internetverbindungen. Die Vorratsdatenspeicherung sollte der Verbrechensbekämpfung und Terrorabwehr dienen.

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

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So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Platz für deine eigene Meinung zu diesem Urteil:

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Hier findet ihr Infos: Webseite des Bundesverfassungsgerichts: Pressemitteilung Nr. 31/2011 vom 4. Mai 2011 und Urteile vom 4. Mai 2011 (Sicherungsverwahrung I, 2 BvR 2365/09, 2 BvR 740/10, und Sicherungsverwahrung II, 2 BvR 2333/08, 2 BvR 571/10, 2 BvR 1152/10) Websuche: Nachträgliche Sicherheitsverwahrung Bundesverfassungsgericht 2011

Fall 3: Nachträgliche Sicherungsverwahrung

Darum ging es: Wenn Straftäter von Gerichten als gemeingefährlich eingestuft werden, müssen sie, nachdem sie die Gefängnisstrafe für ihre Tat verbüßt haben, auch weiterhin im Gefängnis bleiben. Durch diese Sicherungsverwahrung soll die Allgemeinheit vor Wiederholungstätern geschützt werden. 2004 trat eine Regelung in Kraft, die besagte, dass diese Sicherungsverwahrung auch nachträglich angeordnet werden kann. Kurz vor Ende der regulären Haftzeit konnte dann – lange nach dem ursprünglichen Urteil – Sicherheitsverwahrung angeordnet oder über die vorher geltende Höchstfrist von zehn Jahren hinaus erhöht werden. Bereits 2009 stellte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fest, dass diese nachträgliche Sicherungsverwahrung unrechtmäßig sei.

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

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So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

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AB 6: Verfassungsbeschwerde

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Hier findet ihr Infos: Webseite des Bundesverfassungsgerichts: Pressemitteilung Nr. 58/2010 vom 4. August 2010 und Beschluss vom 2. August 2010 – 1 BvR 1746/10 – Websuche: Rauchverbot Bayern Bundesverfassungsgericht 2010

Fall 4: Qualmen in der Kneipe

Darum ging es: Seit dem 1. August 2010 gilt in Bayern ein striktes Rauchverbot in allen Gaststätten. Es wurde durch einen Volksentscheid beschlossen. Vorher war das Rauchen in Festzelten, zum Beispiel auf dem Oktoberfest und in Einraumgaststätten oder Rauchernebenräumen von größeren Gaststätten noch erlaubt. Gegen das totale Rauchverbot wehrten sich Anfang August 2010 eine Raucherin und zwei Gaststättenbesitzer.

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

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So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Platz für deine eigene Meinung zu diesem Urteil:

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AB 6: Verfassungsbeschwerde – Kontrollblatt

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Kontrollblatt Hinweise zu den Lösungen

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):Fereshta Ludin, geb. in Kabul (Afghanistan), seit 1987 in Deutschland, seit 1995 deutsche Staatsbürgerin, Pädagogin, Muslimin

Das wollte die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

Fereshta Ludin wollte in Baden-Württemberg als Lehrerin arbeiten und dabei ein Kopft uch tragen. Mit ihrer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wandte sie sich gegen die Entscheidung des Oberschulamts Stuttgart, sie nicht als Beamtin auf Probe zu berufen.

Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts:„In ihrem Widerspruch machte die Beschwerdeführerin geltend, das Tragen des Kopft uchs sei nicht nur Merkmal ihrer Persönlichkeit, sondern auch Ausdruck ihrer religiösen Überzeugung. Nach den Vorschrift en des Islam gehöre das Kopft uchtragen zu ihrer islamischen Identität. Die Ablehnungsentscheidung verletze das Grundrecht auf Religionsfreiheit nach Art. 4 Abs. 1 und 2 GG. Trotz der Verpflichtung des Staates, in Glaubensfragen Neutralität zu bewahren, müsse er bei der Erfüllung des Erziehungsauft rags nach Art. 7 Abs. 1 GG nicht völlig auf religiös-weltanschauliche Bezüge verzichten, sondern habe einen schonenden Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen zu ermöglichen. Anders als beim Kruzifi x handele es sich beim Kopft uch nicht um ein Glaubenssymbol. Zudem gehe es hier um ihr individuelles und religiös motiviertes Handeln als Grundrechtsträgerin.“

So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„Ein Verbot für Lehrkräft e, in Schule und Unterricht ein Kopft uch zu tragen, fi ndet im geltenden Recht des Landes Baden-Württemberg keine hinreichend bestimmte gesetzliche Grundlage. Der mit zunehmender religiöser Pluralität verbundene gesellschaft liche Wandel kann für den Gesetzgeber Anlass zu einer Neubestimmung des zulässigen Ausmaßes religiöser Bezüge in der Schule sein.“

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„(...) [Der] Zweite Senat [hat] festgestellt, dass die entgegenstehenden Entscheidungen der Verwaltungsgerichte und der zuständigen Behörden des Landes Baden-Württemberg die Beschwerdeführerin (Bf) in ihren Rechten aus Art. 33 Abs. 2 i.V.m. Art. 4 Abs. 1 und 2 und mit Art. 33 Abs. 3 des Grundgesetzes verletzen. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wurde aufgehoben und die Sache dorthin zurückverwiesen.“Art. 33 GG(2) Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öff entlichen Amte.(3) Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte, die Zulassung zu öff entlichen Ämtern sowie die im öff entlichen Dienste erworbenen Rechte sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemandem darf aus seiner Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnis oder einer Weltanschauung ein Nachteil erwachsen.Art. 4(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Das Bundesverfassungsgericht hat damit entschieden, dass die zu dieser Zeit herrschende Gesetzeslage es nicht zulässt, einer Lehrerin das Tragen religiös motivierter Kleidung zu untersagen. Der Gesetzgeber kann jedoch eine solche gesetzliche Regelung schaff en, um der Zunahme verschiedener Religionsrichtungen in Deutschland Rechnung zu tragen.

Fall 1: Kopft ücher in der Schule?

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AB 6: Verfassungsbeschwerde

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Lehrerblatt Hinweise zu den Lösungen

Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):Knapp 35.000 Beschwerdeführer aus dem Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, außerdem Vertreter von FDP, den Grünen und der Gewerkschaft Verdi.

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

Sie wollten vor allem erreichen, dass das Telekommunikationsgesetz gekippt wird, da es ihrer Ansicht nach nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist.

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„Die Beschwerdeführer sehen durch die Vorratsdatenspeicherung vor allem das Telekommunikationsgeheimnis und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt. Sie halten die anlasslose Speicherung aller Telekommunikationsverbindungen für unverhältnismäßig. Insbesondere machen sie geltend, dass sich aus den gespeicherten Daten Persönlichkeits- und Bewegungsprofi le erstellen ließen. Eine Beschwerdeführerin, die einen Internetanonymisierungsdienst anbietet, rügt, die mit der Speicherung verbundenen Kosten beeinträchtigten die Anbieter von Telekommunikationsdiensten unverhältnismäßig in ihrer Berufsfreiheit.“

So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat entschieden, dass die Regelungen des Telekommunikationsgesetzes und der Strafprozessordnung über die Vorratsdatenspeicherung mit Art. 10 Abs. 1 GG nicht vereinbar sind. (...) Die Regelung ist damit insgesamt verfassungswidrig und nichtig.“

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„Zwar ist eine Speicherungspflicht in dem vorgesehenen Umfang nicht von vornherein schlechthin verfassungswidrig. Es fehlt aber an einer dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechenden Ausgestaltung. Die angegriff enen Vorschrift en gewährleisten weder eine hinreichende Datensicherheit, noch eine hinreichende Begrenzung der Verwendungszwecke der Daten. Auch genügen sie nicht in jeder Hinsicht der verfassungsrechtlichen Transparenz und den Rechtsschutzanforderungen.“

Art. 10 GG(1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.

Fall 2: Daten speichern ohne Ende?

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AB 6: Verfassungsbeschwerde

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Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):Die Verfassungsbeschwerden von insgesamt vier sicherungsverwahrten Straft ätern wurden verhandelt.

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

Zwei der Sicherungsverwahrten klagten dagegen, dass sie länger als zehn Jahre in Sicherungs-verwahrung bleiben sollten. Die beiden anderen Sicherungsverwahrten klagten gegen die nachträgliche Anordnung ihrer Sicherungsverwahrung. Alle wollten, dass die nachträglichen Entscheidungen über ihre Sicherungsverwahrung bzw. die nachträgliche Erhöhung des Zeitraums rückgängig gemacht werden.

Die Beschwerdeführer argumentierten im Wesentlichen, zur Zeit ihrer Verurteilung hätten andere Regelungen zur Sicherungsverwahrung gegolten als heute; bei einer nachträglichen Anordnung der Sicherungsverwahrung würden sie daher ohne Basis eines geltenden Gesetzes zu einer Strafe verurteilt. Sie beriefen sich auf Art. 2 GG („Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“), Art 104 („Die Freiheit der Person kann nur auf Grund eines förmlichen Gesetzes und nur unter Beachtung der darin vorgeschriebenen Formen beschränkt werden.), Art. 103 („Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafb arkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde.“) und Art. 20 („Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.“). Außerdem beriefen sie sich auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 17. Dezember 2009, das im Wesentlichen das Bundesverfassungsgericht dazu anhielt, die Sicherungsverwahrung als Strafe zu interpretieren. Die Beschwerdeführer gaben an, ihre Sicherungsverwahrung sei auch tatsächlich mit einer normalen Gefängnisstrafe zu vergleichen.

So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass die nachträgliche Sicherungsverwahrung bzw. die nachträgliche Verlängerung der Sicherungsverwahrung gegen die genannten Grundgesetz-Artikel verstoße. Die Gesetze dazu dürfen noch bis Mai 2013 angewendet werden; bis dahin muss eine Neuregelung geschaff en werden.

Zwar seien die Entscheidungen des Europäischen Gesetzhofes für Menschenrechte dem Grundgesetz unterzuordnen. Aber sie dienten als Hilfestellung, um das Grundgesetz im Einklang mit dem Völkerrecht auszulegen. Die Verletzung des Freiheitsgrundsatzes (Art. 2 GG in Verbindung mit Art. 104) und des Vertrauensschutzes (Vertrauen in den Rechtsstaat, Art. 2 in Verbindung mit Art. 20) sei nur nach sorgfältiger Abwägung der Verhältnismäßigkeiten zulässig. Die nachträgliche Sicherungsverwahrung sei aber unverhältnismäßig.

Fall 3: Nachträgliche Sicherungsverwahrung

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AB 6: Verfassungsbeschwerde

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Vor dem Bundesverfassungsgericht hatte geklagt (Beschwerdeführer/in):Eine Raucherin, die mehrmals wöchentlich Gaststätten besucht; eine Gaststättenbesitzerin, die ihr Geld hauptsächlich mit „geschlossenen Gesellschaft en“ in abgetrennten Räumen verdient; eine GmbH, die ein kleines Pilslokal betreibt, in der nur Raucher arbeiten und nur rauchende Gäste eingelassen werden.

Das wollte der Beschwerdeführer/die Beschwerdeführerin erreichen:

Das waren seine/ihre Hauptargumente:

Sie wollten, dass die neue strikte Rauchverbotsregelung gekippt wird, damit unter bestimmten Umständen in Gaststätten wieder geraucht werden darf.

Die Beschwerdeführer sahen sich in ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“) bzw. ihrer Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG: „Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.“) eingeschränkt.

So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden:

So hat das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung begründet:

Das Bundesverfassungsgericht hat die Klage nicht angenommen.

Aus der Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:„Die Verfassungsbeschwerde hat weder grundsätzliche Bedeutung noch ist ihre Annahme zur Durchsetzung der Grundrechte oder grundrechtgleichen Rechten der Beschwerdeführerinnen angezeigt. Die strikte Neufassung des Rauchverbots verletzt weder die Beschwerdeführerin zu 1) als Raucherin noch die Beschwerdeführerinnen zu 2) und 3) als Inhaberinnen von Gaststätten in ihren Grundrechten.“

Der Gesetzgeber dürfe dem Gesundheitsschutz gegenüber den beeinträchtigen Freiheitsrechten einen Vorrang einräumen. Dass dies verfassungsgemäß sei, habe das Bundesverfassungsgericht bereits im Urteil vom 30. Juli 2008 festgestellt.

„Auch eine stärkere Belastung von Inhabern kleiner Einraumgaststätten – bis hin zur Gefährdung ihrer wirtschaft lichen Existenz – ist angesichts der für alle Gaststätten geltenden Regelung durch hinreichende sachliche Gründe gerechtfertigt und zwingt daher nicht zu einer Ausnahmeregelung. (...) Es ist dem Gesetzgeber unbenommen, den Nichtrauchern eine umfassende Teilhabe am gesellschaft lichen Leben in Gaststätten – gerade auch in der getränkegeprägten Kleingastronomie – zu ermöglichen, ohne dass sie sich dabei dem Tabakrauch aussetzen müssen.“

Fall 4: Qualmen in der Kneipe